Eine andere Liga - Das A

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Dossier Fußball-WM 2006
Eine andere Liga
Das A-Z des Frauenfußballs
Ursula Csejtei
Wie ging doch gleich der Satz von Kanzlerin Angela Merkel in
ihrer Neujahrsansprache? "Die Frauenfußball-Nationalmannschaft
ist ja schon Fußballweltmeister, und ich sehe keinen Grund,
warum Männer nicht das Gleiche leisten können wie Frauen."
Genau, und Grund genug, dem Frauenfußball einmal ganz
akribisch nachzuforschen. Unser fluter-ABC des Frauenfußballs
versammelt alles Wissenswerte und Kuriose. Von den schwierigen
Anfängen des Damenfußballs 1955 und schmierigen
Altherrenklischees über den amerikanischen Volkssport Fußball
bis zu den enormen Zuwachsraten an Spielerinnen in
Deutschland.
Attraktivere Kleidung für Fußballspielerinnen
Der Präsident des Fußball-Weltverbandes (FIFA), Joseph Blatter,
plädierte für knappere Bekleidung im Frauenfußball. Engere
Shorts würden seiner Meinung nach den Frauenfußball für die
Medien interessanter machen und so mehr Sponsoren anlocken.
Blatter machte sich mit seinen Vorschlägen bei den Spielerinnen
nicht gerade beliebt (siehe auch Johansson).
Bad Neuenahr, Brauweiler Pulheim
Die Fixpunkte der Frauenfußballbundesliga sind der
Normalbevölkerung weitgehend unbekannt. Die FrauenfußballBundesliga trägt somit auch zur Verbesserung der
Geographiekenntnisse bei, denn sowohl der FFC Brauweiler
Pulheim als auch der SC 07 Bad Neuenahr zählen zu den
Erstligisten. An der Spitze der Bundesliga-Tabelle sind sie aber
momentan nicht: Duisburg, Turbine Potsdam und Frankfurt
kämpfen um die ersten Plätzen.
Chastain, Brandi
Die US-Amerikanerin Brandi Chastian ist eine der weltweit
bekanntesten Fußballerinnen. Bezeichnenderweise hat sie einen
Großteil ihres Ruhms nicht ihrem exzellenten Spiel zu verdanken.
Ihr Bild ging um die Welt, als sie 1999 beim WM-Finale, nachdem
sie den entscheidenden Elfmeter verwandelte, vor lauter Freude
ihr Trikot auszog. Brandi Chastain im Sport-BH brachte es zum
Titelbild der Magazine Time und Newsweek.
DFB
Der Deutsche Fußball Bund ist ein Spätentwickler in Sachen
Gleichberechtigung. 1955 wurde die offizielle Einführung des
"Damenfußballs" erstmals diskutiert – und abgelehnt. Bei der
Begründung der Entscheidung war man durchaus kreativ: Die
Brustannahme würde Brustkrebs verursachen, Frauen seien
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konditionell nicht in der Lage, ein ganzes Spiel durchzustehen,
und überhaupt sei das Treten spezifisch männlich. Erst 1970
nahm der DFB den Frauenfußball in seine Satzung auf.
Erfolge
Die Frauenfußballmannschaft kann eine beachtliche Bilanz
vorweisen: 1989, 1991, 1995, 1997, 2001 und 2005 wurden die
deutschen Frauen Europameisterinnen, 2003 außerdem
Weltmeisterinnen. Auf der FIFA-Weltrangliste sind die deutschen
Kickerinnen auf Platz 1.
Fernsehen
Übertragungen von Frauenfußball im deutschen Fernsehen,
jedenfalls auf Bundesliganiveau, sind eine Rarität. Nur der
Hessische Rundfunk und der Ostdeutsche Rundfunk BerlinBrandenburg zeigen in ihren regionalen Sportsendungen
Ausschnitte aus den Spielen des 1.FFC Frankfurt beziehungsweise
des 1.FFC Turbine Potsdam. Länderspiele der Nationalmannschaft
werden seit einigen Jahren live im Fernsehen übertragen.
Geld
Den Fußballspielerinnen des Deutschen Nationalteams steht im
Vergleich zu ihren männlichen Kollegen weitaus weniger an
Ausstattung, Gehältern und Sponsoring zur Verfügung. Deshalb
üben sie in der Regel neben dem Fußball einen Beruf aus. In der
Nationalelf sind unter anderem eine Bankkauffrau (Ariane
Hingst), eine Physiotherapeutin (Birgit Prinz) und eine Soldatin
(Conny Pohlers) vertreten.
Homosexualität
Homosexualität ist ein heikles Thema in der Fußballwelt, sowohl
bei den Frauen als auch bei den Männern. Frauenfußball hat den
Ruf, unter Lesben eine besonders beliebte Sportart zu sein. Ob es
stimmt oder nicht, ist letztlich egal – traurig ist, dass der
konservative DFB ein Tabuthema aus der Frage der sexuellen
Orientierung macht, da sich für lesbische Spielerinnen angeblich
schwerer Sponsoren finden.
Ich-spiele-Fußball.de
Das ist der Fortschritt: Mittlerweile betreibt der DFB ein eigenes
Internetportal für fußballbegeisterte Mädchen. Unter anderem
finden sich dort auch Infos zur Frauenfußballgeschichte, mit dem
dezenten Hinweis auf "anfängliche Hürden", die die Sportart bis
1970 nehmen musste. Da war doch was, mit einem DFBFrauenfußballverbot.
Johannson, Lennart
Auch der Präsident der "Union of European Football
Associations" (UEFA) stieß nicht auf offene Ohren, als er in einem
Interview über die Vorzüge figurbetonter Trikots und verschwitzte
hübsche Fußballerinnen fantasierte. (Auch einsortierbar unter A,
wie "Altherrenfantasie, schmierige")
Kino
Mit "Bend it like Beckham (2002)" wurden Fußball spielende
Frauen fürs Kino entdeckt. 2005 kam mit "Eine andere Liga
(2005)", die nächste Kickerinnengeschichte auf die Leinwand.
Dieses Jahr folgt mit dem Film "FC Venus (2006)" der nächste
Streich.
Literatur
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Ja, es gibt Frauenfußballliteratur. Bei einem Großteil der
Publikationen handelt es sich um sozialwissenschaftliche Aufsätze
rund ums Thema Geschlechterkonstruktion, denn schließlich
stürmen Fußball spielende Frauen eine vermeintliche urmännliche
Bastion.
Mitgliederzahlen
Keine andere Frauenmannschaftssportart in Deutschland hat so
hohe Vereinsmitgliederzahlen wie der Frauenfußball. 2004 kickten
nach der Statistik des DFB 857.220 Mädchen und Frauen im
Ligabetrieb. Doch auch wenn die Zahl schnell und kontinuierlich
wächst, ist sie relativ: Den ca. 860.000 weiblichen stehen etwa 5
Millionen männliche Spieler gegenüber.
Neujahrsansprache 2006
In ihrer Fernseh-Neujahransprache hat Bundeskanzlerin Angela
Merkel daran erinnert, dass wir nicht nur Papst sind, sondern
auch bereits Weltmeister. Zitat Merkel: "Die FrauenfußballNationalmannschaft ist ja schon Fußballweltmeister, und ich sehe
keinen Grund, warum Männer nicht das Gleiche leisten können
wie Frauen."
Profiliga
Die WUSA (Women's United Soccer Association) war die erste
Profi-Liga im Frauenfußball überhaupt. Leider konnte sie sich
nicht langfristig halten. Der Ligabetrieb startete 2001 mit 8
Mannschaften und wurde 2003 aus finanziellen Gründen wieder
eingestellt. Einige deutsche Spielerinnen nutzten die kurze Zeit
um Erfahrungen als Profis zu sammeln. Birgit Prinz, Maren
Meinert, Sandra Minnert, Bettina Wiegmann, Doris Fitschen,
Steffi Jones, Conny Pohlers und Jennifer Meier waren in der
WUSA aktiv.
Qualifikationsspiele für die WM 2007
Die deutsche "Frauen-Mannschaft" spielt in den
Qualifikationsspielen für die WM 2007 in Gruppe 4 gegen die
Teams aus Russland, Schweiz, Schottland und Irland.
Regeln
Erst seit 1993, seit dem auch die Frauenbundesliga gibt, spielen
Frauen nach dem gleichen Regelwerk wie Männer. Davor galten
die DFB-Damenregeln von 1970: Das Spiel dauerte 2x30
Minuten, Handspiel war fast in jeder Situation erlaubt und
Stollenschuhe waren verboten.
Stereotypen
Stereotypen über Frauenfußball gibt es immer noch zu Hauff.
Hier eine kleine Auswahl: Fußball macht hässliche Beine.
Frauenfußball ist unästhetisch. Alle Frauen, die Fußball spielen
sind aggressiv und lesbisch. Frauen lernen Fußball zu spielen,
damit sie später als Muttis ihren Kindern zeigen können, wie´s
geht.
Theune-Meyer, Tina
Tina Theune Mayer erwarb 1985 als erste Frau in Deutschland
eine Fußballlehrerinnen-Lizenz. Die Pfarrerstochter war die erste
Nationaltrainerin und führte ihr Team zur Weltmeisterschaft.
2005 trat sie zurück und übergab ihr Amt an ihre ehemalige
Assistentin, Sylvia Neid.
USA
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Fußball ist in den USA vor allem eins: Ein Frauensport. Einige USSpielerinnen, wie die Legenden Mia Hamm, Brandi Chastain und
Julie Foudy haben einen Starstatus erreicht, der hierzulande noch
den männlichen Fußballern vorbehalten ist.
Volkssport Fußball
Im deutschen Mainstream-Fußball sind Spieler, Fans und
Kommentatoren in der Regel männlich und heterosexuell (oder
behaupten es jedenfalls). Spielerinnen, weibliche Fans und
Sportjournalistinnen leisten also einen entscheidenden Beitrag
dafür, dass Fußball den Namen "Volkssport" tatsächlich verdient.
Weltfußballerin des Jahres
Birgit Prinz wurde 2005 zum 3. Mal Weltfußballerin des Jahres.
Die Ausnahmestürmerin hat bereits 149 Länderspiele absolviert
und dabei 92 Tore geschossen. Mit dem 1. FFC Frankfurt wurde
sie 2005 außerdem Deutsche Meisterin.
Zukunft
Die Zukunft des Fußballs ist weiblich, sagte FIFA-Präsident Josef
Blatter. Recht hat er: Frauenfußball rückt immer weiter in den
Mainstream. Frauenfußball ist europaweit die Sportart mit den
höchsten Zuwachsraten.
Dieser Artikel ist fluter.de entnommen. fluter ist das
Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.
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