Ich mag diese Dinger einfach. Diese Jeanshosen, in denen schon

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Ich mag diese Dinger einfach. Diese Jeanshosen, in denen schon
Zugenäht
Geschrieben von: Jens Hauschke
Ich mag diese Dinger einfach. Diese Jeanshosen, in denen schon von Haus aus Löcher drin
sind. Auch wenn ich immer wieder verwunderte Blicke ernte, wenn ich den Preis für ein solches
Stück Jeans bekannt gebe. „Die sind ja teurer als Hosen ohne Löcher.“ „Sind ja auch
Designerstücke.“ „Aber die Löcher kann man doch selbst reinschneiden.“
Ich gebe es dann immer auf. Modebanausen eben. Nur manchmal erzähle ich die Geschichte
von Herrn Diesel aus Amerika. Dem Mann, der einst damit begonnen hatte, mit Bimssteinen
seine Jeans zu bearbeiten und später auch Löcher hineinzureißen. Diese Hosen gingen dann in
Serienproduktion. Als der Mann für eine Gala einen Smoking tragen musste, hat er den Kragen
des Sakkos vorher ebenfalls mit Bimssteinen bearbeitet. Er wollte nicht so aussehen wie die
anderen, hat er einmal in einem Interview gesagt. Ich kann ihn verstehen. Aber das nur am
Rande.
Zudem möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich meine Jeans immer viele Jahre trage –
sodass zu den gewollten Löchern manchmal auch noch ungewollte Risse durch Verschleiß
hinzukommen. Also habe ich neulich eine meiner Hosen zum Schneider gebracht und ihn
gebeten, die Hose zu flicken. „Ist kein Problem“, sagte der sympathische Türke im Geschäft
meines Vertrauens gegenüber der Markthalle. War offenbar auch kein Problem:
Als ich die Hose wieder abholen wollte, waren alle Löcher zugenäht. Auch die, die schon beim
Kauf drin waren. „Oh nein“, stammelte der Schneider, „aber die kann ich wieder aufmachen.“
Nein, nein, beruhigte ich den Mann. „Das lassen wir jetzt so, ist doch kein Problem.“ Insgeheim
war ich froh, dass er die Taschen am Ende nicht auch noch zugenäht hatte.
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