Auslandssemester in Las Palmas de Gran Canaria: Welcome to

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Auslandssemester in Las Palmas de Gran Canaria: Welcome to
Auslandssemester in Las Palmas de Gran Canaria: Welcome to Erasmus
Spanien, Winter- und Sommersemester 2010/11
Gran Canaria hat die eindrucksvolle Eigenschaft nicht nur Urlauber zu betören, früher oder später lassen sich
alle, Besucher wie Einheimische, vom Urlaubsflair der Insel inspirieren – das gilt auch für die ERASMUSianer an
der Universidad de Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC). Für maximalen Genuss des Studienaufenthaltes gilt es
einige Hinweise zu befolgen. Denn wenn auch die letzten Hürden genommen sind, grüßt ERASMUS an der
ULPGC mit einem freundlich warmen bis heißen: Welcome to Paradise!
Die Stadt
Las Palmas ist Gran Canarias größte Stadt und liegt am nordöstlichen Zipfel jener sonst fast kreisrunden Insel,
was sich immer mal wieder – besonders zwischen Februar und Juni – am Wetter bemerkbar macht, da die Wolken von Norden hereinziehend an den Bergen hängen bleiben. Auch mit ein Grund, warum Las Palmas ganz im
Gegensatz zum Süden der Insel weniger touristisch geschweige denn massentouristisch ist.
Zum Wohnen: Las Palmas hat eine nette, gut restaurierte Altstadt (Vegueta und Triana), in der man sehr gute
Restaurants und Bars finden kann. Zum Wohnen ist sie jedoch eher weniger geeignet, da zu weit entfernt vom
ERASMUStreiben (20 Busminuten), das sich hauptsächlich in der Nähe des Las Canteras Strandes abspielt. WGZimmer kriegt man hier für zwischen 225 und 275 Euro, wobei der Standard der meist möblierten Zimmer und
Wohnungen sehr schwanken kann. Während der Welcome-Week wird über die Uni eine Liste mit Wohnungsangeboten verteilt. Bei der Wohnungssuche wird man von Studenten der ULPGC unterstützt – keine Panik:
obwohl die Wohnungen schnell weg sind, bisher ist noch jeder Austauschstudent untergekommen. Ansonsten
dienen Gruppen in einschlägigen Netzwerken wie Facebook als Plattform für Angebot und Nachfrage aller Art,
eben auch Wohnungs- und Zimmerangebote. PS: Für maximalen Lernerfolg bezüglich der Sprache sollte man
mit Spaniern zusammenwohnen. Das ist im Las Canteras Viertel jedoch relativ schwer umzusetzen, mehr Glück
hat man damit in Altstadtnähe.
Der Strand: Der Las Canteras Strand ist mit rund 3,5
Kilometern Länge Europas längster Stadtstrand und
kann mit bester Sandqualität glänzen. An sonnigen
Tagen (also fast immer) tummeln sich dort neben
freizeitgeplagten ERASMUS Studenten und Kids, die
den Weg zur Schule nicht gefunden haben, auch gerne
viele Canarios aller Altersschichten und genießen „ihren“ Strand. Der nördliche Teil – Playa Chica – wird
vorwiegend von Bratheringen und allen, die es gerne
werden möchten, bevölkert, wohingegen es die SportLas Canteras Strand in Las Palmas
ler eher zum südlichen Teil – La Cicer – zieht.
Zur Infrastruktur: In unmittelbarer Strandnähe befinden sich auch die wichtigsten Anlaufpunkte für das Nachtleben. ERASMUS Studenten wie auch Einheimische treffen sich im 3x1 (Tres por uno – Bar im Surferlook mit
DJ), Camaleon (die stärksten Drinks!) oder der Limbo Bar (unschlagbar günstige Getränkepreise) und glühen
mit Cuba Litros (tödlichen Megalongdrinks) vor – die Spanier nennen das calentar los motores. Danach geht es
ins Flash, Heineken oder (jedoch nur ohne Flip Flops) ins Fortuni. Eine gute Alternative um besonders am Wochenende vom Kindergarten der restlichen Clubs wegzukommen ist der Platz hinter dem Auditorio, der Konzerthalle, die nach dem berühmten kanarischen Opernsänger Alfredo Kraus benannt ist. Dort treffen sich zunächst die Botellón-Anhänger, um ihre selbstmitgebrachten Getränke (inklusive Eiswürfel und Gläser) zu vernichten und sich dann in den drei Bars / Clubs am Platz auszutoben.
Zum Essen: Studentenfreundlich im Preis und dennoch lohnend sind De Tapa en Tapa, Calle Diderot (beste
spanische und kanarische Tapas der Stadt und die coolsten Kellner ever!), Cafe Central, Calle Numancia 85
(Fajitas und Ensaladas für fast geschenkt und megalecker, zum Nachtisch ein echter Knaller: Gofre) und WOK
all you can eat,, z.B. im Einkaufszentrum El Muelle (Topqualität, mit Sushi). Das beste Eis, Milchshakes und den
guten italienischen Espresso Illy gibt es bei Gelizia, zwei Filialen befinden sich am Strand und eine in der Calle
Mesa y Lopez. Ein echtes Juwel sind die Höhlenrestaurants bei Agüimes im Barranco Guayadeque!
Die Uni (ULPGC)
Die Uni liegt auf einem Hügel im südlichen Teil Las Palmas’ Tafira, 45 Busminuten von Las Canteras entfernt.
Die Unterrichtsart an der ULPGC – viele praktische Übungen und Paper – kann durchaus den stark theoretisch
angelegten Greifswalder Ansatz ergänzen. Kurse finden in der Regel zweimal wöchentlich statt. Die derzeitige
Umstellung auf das Bachelor System (Spanisch: Grado) lässt in Zukunft einige Veränderungen erwarten.
1. SEMESTER
Marketing Internacional: Der Professor, Jesus Arteaga Ortíz, hat einen Doktortitel und ist selbsternannter
Englisch-Könner. Als kleiner Entertainer versuchte Jesus öfters mal, die Frauen im Raum zu beeindrucken. In
der Prüfung wird nur sein Buch abgefragt (55 Euro in der Buchhandlung oder ausleihbar in der Bib), klappt mit
altbewährtem Auswendiglernen reibungslos, die letzten 20% der Note holt man mit einer ca. 4-seitigen Arbeit.
Besonders deshalb attraktiv, weil man sich die Anwesenheit schenken kann.
Social Marketing: Der einzige Kurs des Curriculums auf Englisch gibt lediglich 4.5 ECTS und findet deshalb nur
einmal wöchentlich statt. Das Englisch von Professors Gonzalo Diaz Meneses ist alles andere als perfekt, was
einem zugute kommt, wenn man selber nicht ganz sattelfest ist.
Organzación y Administración de Empresas I: Ein Einführungskurs, dementsprechend verhaltenes Niveau.
Soweit bekannt ist noch nie ein ERASMUS Student durch die Abschlussprüfung gefallen … erspart aber leider
nicht das Auswendiglernen vor der Klausur.
2. SEMESTER
Recursos Humanos: Professor Francisco Vega Marcos ist zwar streng und duldet partout kein Gequassel während seines Unterrichts, aber dennoch interessant und fachlich mit Sicherheit einer der besten Professoren der
Uni. Leider ist die Abschlussklausur hammerschwer: die beste erreichte Note dieses Jahr war eine 7 mit weit
mehr als 50 % Durchfallquote.
Gestión de la Innovación: Der Kurs beruht auf dem didaktisch fein ausgeklügelten System Fragen der Professorin zum jeweiligen Thema im Internet zu recherchieren und dann (gerne auch per Copy and Paste) am Ende der
Stunde einzureichen. Ebenso simpel verhält es sich mit der Multiple-Choice Klausur am Ende des Semesters.
Sehr zu empfehlen, auch weil sogar fachlich noch was bei rumkommt!
Direción Financiera I: Nicht zu empfehlen, da extra für diesen Kurs ein Finanz-Taschenrechner besorgt werden
muss, den man danach in Greifswald nie wieder gebrauchen kann. Auch die Klausur soll sehr schwer sein und
ohne konstantes vorheriges Üben und Rechnen der Aufgaben nicht zu schaffen.
Analisis del Consumidor: Wird vom gleichen Professor des Social Marketing angeboten. Gonzalo ist der Prototyp eines verwirrten Professors, lediglich die weißen Haare fehlen ihm noch. Er schreibt gerne wöchentliche
Klausuren, was regelmäßige Anwesenheit verlangt, jedoch sind die Klausuren derart, dass immer Bestnote
erreicht werden kann. Abgeschlossen wird der Kurs mit einer umfangreichen Gruppenarbeit.
Der Transport
Verkehrsmittel auf der Insel sind die Guaguas (kanarisch für Bus) in gelb und blau, für die man an Kiosken bonos (10-er Karten) kaufen kann. Mit diesen kann man in den gelben Bussen zum halben Preis und in den Blauen
ca. 20 % billiger fahren. Bewährte Alternative ist das Taxi: zahlreich vorhanden und spottbillig.
Wer sich in der Stadt anmeldet erhält für ca. 25 Euro die sogenannte Residencia. Diese ermöglicht es, innerhalb
von Spanien (inkl. den Kanaren) mit Flieger und Fähre zum halben Preis zu reisen (sehr empfehlenswert!).
Die Freizeit
Der wohl zeitaufwendigste Part des ERASMUSlebens auf Gran Canaria. Egal ob am Strand die Schönheit des
Lebens genießend, im Wasser die nächste gute Welle erwartend, auf dem Golfplatz oder auf der Promenade
flanierend, die Fülle von Freizeitangeboten ist scheinbar überwältigend.
Die Karriereleiter eines Anfängersurfers verläuft meist nach dem gleichen Muster: erst im Weißwasser, dann in
den lange rollenden Wellen am südlichen Ende des Cicer bei den Steinen und dann in die „richtigen“ Wellen,
wenn man denn solange durchhält. Beim Kauf des Boards empfiehlt es sich zu anerkannten Fachgeschäften wie
dem Ocean Shop oder dem Orca Shop zu gehen, um nicht übers Ohr gehauen zu werden.
Ebenfalls in Fußgängerreichweite befindet sich auf dem Hügel am südlichen Ende des Las Canteras Strandes,
hinter dem Einkaufszentrum Las Arenas der City Golf Court von Las Palmas. Bälle abschlagen kann man dort
schon für nur 1 Euro Schlägermiete plus 1 Euro für 20 Bälle. Wer gerne etwas tiefer in die Materie einsteigen
möchte, kann sich bei Golflehrer Javi oder seinem Bruder relativ kostengünstig die nötigen Tipps und Techniken
holen – langfristig in jeder Hinsicht eine lohnende Investition.
Ausflugsziele auf der Insel, die Dünen von Maspalomas, der Roque Nublo oder Embalse de las Ninas,
können dank der kostengünstigen Autovermietung
(30 Euro pro Tag) immer besucht werden. Ein absolutes Highlight ist die Wanderung zum Playa de Güigüi, dem schönsten verlassenen Strand Gran Canarias. Allerdings ist für diesen Trip eine gute Vorbereitung nötig, sowohl vom Gezeitentiming her, als auch
der Verpflegung. Einen ausführlichen Bericht dazu
gibt es unter http://www.kriki.de/archiv/459.html.
Ausblick in Richtung Playa de Güigüi
Das Reisen
Gran Canaria ist Teil der kanarischen Inselgruppe bestehend aus den großen Inseln Teneriffa, Lanzarote, Fuerteventura und den kleinen El Hierro, La Palma, La Gomera. Alle sind sowohl per Schiff (Naviera Armas) als auch
per Propellerflugzeug (mit Binter) zu erreichen. Dabei nehmen sich beide Alternativen preislich fast nichts.
Absolutes Muss für Strandliebhaber ist Fuerteventura, flach, sandig und strandig, türkises Wasser, ruhig und
menschenleer. Ich empfehle dort Corralejo, Playa del Sotavento, El Cotillo, die Küstenhöhlen bei Ayui und vor
allem Playa de Cofete.
Playa de Cofete, Fuerteventura
Teneriffa ist bekannt für den höchsten Berg Spaniens, den Teide (3718 Meter). Die letzten 1000 Meter kann
man per Gondel hochfahren, für die man aber unbedingt seine Residencia dabei haben sollte (sonst kostet der
Spaß 25 Euro). Weniger bekannt, dafür genauso sehenswert ist der Playa de Benijo im Norden Teneriffas – der
Weg dorthin ist spektakulär.
Auf Lanzarote sollte man die immer noch aktive Vulkanlandschaft gesehen haben, durch die man per Bus kutschiert wird – alleine ist es wohl aufgrund der hohen Bodentemperaturen (bis zu 900 Grad) zu gefährlich.
All in all
Die ULPGC kann den theoretischen Anspruch Greifswalds nicht erreichen. Auch in Spanien gibt es aus akademischer Sicht wohl bessere Alternativen. Jedoch ist die ULPGC durch ihre praktische Ausrichtung eine sinnvolle
Ergänzung zum B.A. Wirtschaftsstudium in Greifswald. Wer einen unvergesslichen Auslandsaufenthalt in wirklich internationaler Umgebung, ERASMUS Studenten aus unzähligen Ländern und Gran Canaria als Kreuzungspunkt afrikanischer, lateinamerikanischer und europäischer Kultur, im ewigen Sonnenschein erleben möchte,
ist auf Gran Canaria perfekt aufgehoben. Ich kenne keinen ERASMUS Studenten, der seinen Aufenthalt dort
bereut hat und eigentlich jeder ist mit großartigen Erinnerungen und Freunden aus aller Welt nach Hause zurückgekehrt. Wer neben seinen Soft Skills auch etwas für seine Hard Skills tun möchte: Golfplätze gibt es zuhauf, Wind zum Segeln weht fast immer und Biercontests stehen regelmäßig auf der Tagesordnung.
„Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.“
– Erasmus von Rotterdam. Namenspatron des ERASMUS Austauschprogramms –
Johannes K., [email protected]