Grundlagen des Mobilfunks und Grenzwerte - Rhein-Sieg
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Grundlagen des Mobilfunks und Grenzwerte - Rhein-Sieg
Grundlagen des Mobilfunks und Grenzwerte Dr. Klaus Trost, Wissenschaftsladen Bonn e.V. Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen etwas über die physikalischen Grundlagen des Mobilfunks erzählen. Aber keine Angst, ich werde nur auf die Dinge eingehen, die zum Verständnis von Grenzwerten erforderlich sind und mich mit den technischen Details dieser sehr komplizierten Technologie auf das Nötigste beschränken. Ich habe hier ein Bild zum Ausruhen bevor es in die schwierigeren Inhalte geht. Dies ist so eine Mobilfunk Basisstation. Sie sieht vielleicht nicht aus wie eine typische Mobilfunk Basisstation, aber sie ist recht markant. Solche Türme sind nicht so häufig wie die auf Privathäusern oder auf anderen höheren Gebäuden errichteten Stationen, aber man kann an dieser Station bereits einiges erkennen. Im unteren Teil des Turmes sehen sie die typischen Sektorfeldantennen. Das sind Antennen, die einen Strahlenfächer aussenden, der mehr oder weniger horizontal oder leicht geneigt ausgerichtet ist. Über diese Antennen wird die Kommunikation zwischen den Mobilteilnehmern und dem Mobilfunknetz abgewickelt. Je größer das erwartete Verkehrsaufkommen im Bereich einer Station ist, desto mehr dieser Antennen müssen installiert werden, da die Zahl der gleichzeitig geführten Gespräche pro Antenne begrenzt ist. Das hier ist also eine Station mit sehr vielen Sektorfeldantennen. Sie steht in der Bonner Südstadt in der Nähe des ehemaligen Regierungsviertels. Was sie weiter oben auf den Plattformen sehen, sind Richtantennen, die an Basisstationen häufig zu finden sind. Deren Strahlung erreicht aber den Erdboden nicht, da sie sehr scharf gebündelt ist und praktisch horizontal abgestrahlt wird. Richtantennen dienen dazu, die einzelnen Stationen untereinander zu verbinden, sofern dies nicht über Kabel geschieht. Was also von gesundheitlicher Relevanz sein kann, sind die Emissionen dieser lautsprecherartigen Kästen, die unten an diesem Turm hängen. Eine Basisstation sendet verschiedene Strahlenkegel aus, je nach dem wie viele Sektoren und Antennen sie hat. Sie erkennen an diesem vereinfachtem Bild, dass der größte Teil der abgestrahlten Energie in einem relativ schmal begrenzten Bereich, dem sogenannten Hauptstrahlbereich, konzentriert ist. Man sieht hier auch, dass unterhalb -6- der Antennen die Strahlung relativ schwach ist und selbst in sehr geringem Abstand zu einer solchen Station keine großen Intensitäten auftreten, wenn die Höhendifferenz zu den Antennen genügend groß ist. Natürlich existiert auch außerhalb des Hauptstrahlbereiches eine gewisse Strahlung, sonst könnte man da nicht telefonieren, aber die ist eben ganz erheblich schwächer als im Hauptstrahl. Der Hauptstrahlbereich hat meist eine Breite von 65° bis 90° und einen vertikalen Öffnungswinkel von 6° bis 14°. Mit welcher Strahlung haben wir es im Mobilfunk physikalisch gesehen eigentlich zu tun? Sehen wir uns kurz das Spektrum der elektromagnetischen Felder an. Es reicht von den Feldern der Stromversorgung über Radiowellen, Mikrowellen, Licht- und UVStrahlen bis zu den Gammastrahlen und den Röntgenstrahlen, je nachdem wie hoch die Frequenz ist. Uns interessiert der Bereich um 1-2 GHz. Das ist der Frequenzbereich, in dem die Mobilfunknetze arbeiten. Ganz links im Bild sehen Sie die vorherrschende Wirkung der Strahlung in diesem Frequenzbereich, es ist die Wärmewirkung. Das heißt, biologisches Gewebe, das dieser Strahlung ausgesetzt ist, kann sich erwärmen, wenn die Strahlung stark genug ist. Damit durch die Erwärmung keine akuten Schäden auftreten, gibt es Grenzwerte. Die DIN/VDE 0848 sieht sogenannte Basisgrenzwerte vor, definiert als spezifische Absorptionsraten (SAR). Die SAR gibt an, wie viel Strahlungsleistung biologisches Gewebe aus einem hochfrequenten Feld absorbiert und in Wärme umwandelt. Die spezifische Absorptionsrate wird gemessen in der Einheit Watt pro Kilogramm Gewebe. Um ein Gefühl für diese Zahlen zu bekommen, sehen wir uns zum Vergleich die Wärmeproduktion eines Menschen an: Der Grund-7- umsatz eines Menschen in Ruhe beträgt etwa 1,2 W/kg. Das heißt, ein 75 kg schwerer Mensch, der vor dem Fernseher sitzt, hat eine eigene Wärmeproduktion von knapp 100 W. Bei körperlicher Tätigkeit kann der Umsatz stark ansteigen und bei schwerster körperlicher Arbeit etwa 10 W/kg erreichen. Bei der Festlegung der Basisgrenzwerte ging man davon aus, dass eine gesundheitlich relevante Erwärmung nicht mehr auftreten Spezifische Absorptionsrate (SAR) und Basisgrenzwerte Die spezifische Absorptionsrate SAR gibt an, wieviel Strahlungsleistung vom Körper absorbiert und damit thermisch wirksam werden kann. Die SAR wird angegeben in Watt pro Kilogramm [W/kg]. Grundumsatz des Menschen 1,2 W/kg Leichte Tätigkeit (Radfahren, Laufen) 3 - 5 W/kg Schwere körperliche Arbeit 10 W/kg Basisgrenzwerte DIN/VDE 0848 (1991): beruflich (6 Stunden), Ganzkörperbestrahlung 0,4 W/kg Öffentlichkeit (24 Std.), Ganzkörperbestrahlung 0,08 W/kg Öffentlichkeit, Teilkörper, gemittelt über 10 g Gewebe 2,0 W/kg Das Grenzwertkonzept der DIN/VDE 0848 geht davon aus, dass es neben den thermischen Wirkungen der absorbierten Hochfrequenz keine anderen relevanten Wirkungen gibt. Auf die Basisgrenzwerte der DIN/VDE 0848 wurde in der 26. BImSchV zurückgegriffen. Da die SAR nur mit großem Aufwand im Labor ermittelt werden kann, enthält die 26. BImSchV abgeleitete Grenzwerte für die leichter meßbaren elektrischen und magnetischen Feldstärken. kann und die Wärmeregulation des Körpers nicht beeinträchtigt wird, wenn bei Ganzkörperbestrahlung die SAR-Werte genügend weit unterhalb der körperlichen Eigenwärmeproduktion bleiben. Für die zeitlich begrenzte Ganzkörperbestrahlung im beruflichen Bereich legt die DIN/VDE 0848 den Basisgrenzwert von 0,4 W/kg fest, für 24stündige Belastung, also für die Öffentlichkeit, werden 0,08 W/kg, also ein Fünftel der beruflichen Exposition, für tolerierbar gehalten. Bei einer Teilkörperbestrahlung darf die Belastung höher sein als bei der Ganzkörperbestrahlung, ohne dass die Thermoregulation des Körpers gestört wird. Das Blut als Kühlflüssigkeit verhindert, dass ein exponierter Körperteil zu sehr erwärmt wird. Daher hat man für die Teilkörperbelastung der Öffentlichkeit bei unbegrenzter Bestrahlungsdauer einen Grenzwert von 2 W/kg eingeführt, also das 25-Fache der Ganzkörperbestrahlung. Dieses Grenzwertkonzept geht davon aus, dass außer einer Wärmewirkung der Strahlung keine weiteren gesundheitlich bedeutsamen Wirkungen existieren. Das war zu der Zeit (1991), als die heutigen Grenzwerte der DIN/VDE 0848 festgelegt wurden, der sogenannte Stand der Wissenschaft, aber man hat in den letzten Jahren einige Effekte gefunden, die über die Wärmewirkung der Strahlung nicht mehr erklärbar sind. Wieweit diese Effekte gesundheitlich relevant sind, ist bisher unklar. Die SAR-Werte sind nur im Labor und mit großem Aufwand messbar, und je nach Messstandard können die Werte sogar beträchtlich variieren. Das ist natürlich ein Problem, wenn man die Immissionen von Funkanlagen feststellen will. Daher wurden sogenannte abgeleitete Grenzwerte definiert, die in einem bekannten Zusammenhang zu den SAR-Werten stehen, jedoch wesentlich bequemer zu messen sind. -8- Um die abgeleiteten gesetzlichen Grenzwerte besser verstehen zu können, sehen wir uns zunächst an, wie so ein Funkstrahl physikalisch aufgebaut ist. Er besteht im Prinzip aus einem elektrischen und einem magnetischen Feld mit hoher Frequenz, die beiden Feldkomponenten stehen senkrecht aufeinander. Beide Felder erzeugen sich im Raum gegenseitig und bilden einen sich fortpflanzenden Energiestrahl. Man könnte z.B. die Stärke der elektrischen Feldkomponente E messen und hätte damit ein Maß für die Intensität des Feldes. Man könnte aber auch die magnetische Feldkomponente H messen. Beide Feldstärken sind als Grenzwerte üblich. Grenzwerte der 26. BImSchV im Hochfrequenzbereich Die Grenzwerte der 26. BImSchV werden im Hochfrequenzbereich als elektrische Feldstärke E und als magnetische Feldstärke H angegeben. Im für den Mobilfunk interessanten Bereich zwischen 400 MHz und 2000 MHz sind sie frequenzabhängig: Die elektrische Feldstärke wird in der Einheit V/m (Volt pro Meter) und die magnetische Feldstärke in der Einheit A/m (Ampère pro Meter) angegeben. Die Frequenzen f sind in der Einheit MHz einzusetzen. Da zwischen der hochfrequenten Belastung und den gemessenen Feldstärken kein linearer Zusammenhang besteht, sollte statt dieser Einheiten bei Mobilfunkstationen besser die aus E und H berechenbare hochfrequente Leistungsflussdichte S in der Einheit mW/m2 (Milliwatt pro Quadratmeter) verwendet werden: Gemäß der 26. BundesImmissionsSchutzVerordnung (26. BImSchV), die in Deutschland die Immissionen von Funkanlagen regelt, [„Verordnung über Elektromagnetische Felder“ vom 16. 12. 1996 – Anmerkung des Hrsg.] sind die Grenzwerte im uns interessierenden Frequenzbereich nicht konstant, sondern von der Frequenz der Strahlung abhängig. Wenn ich nur die elektrische Feldstärke als Maß für die Strahlungsintensität angebe, dann unterschlage ich die magnetische Feldkomponente. Daraus folgt, dass kein linearer Zusammenhang zwischen der Strahlungsbelastung und einer der beiden Feldkomponenten besteht. Zur Charakterisierung der Strahlungsintensität gibt es eine dritte Größe, die Leistungsdichte S, auch Leistungsflussdichte genannt, die quasi das -9- Produkt aus der elektrischen und magnetischen Feldstärke ist. Zwischen der Leistungsflussdichte und dem SAR-Wert besteht ein linearer Zusammenhang, eine direkte Proportionalität. Man kann die Leistungsflussdichte und die Feldstärken ineinander umrechnen (Abb. 6). Die festen Beziehungen zwischen E, H und S (und SAR) gelten allerdings nur im Fernfeld einer Sendeanlage. Je nach Konstruktion der Sendeantenne beginnt das Fernfeld im Abstand der 3- bis 4-fachen Wellenlänge von der Antenne. Die Wellenlängen der Strahlung von Mobilfunkstationen liegen zwischen 32 cm (D-Netze) und 16 cm (E-Netze), das Fernfeld beginnt also spätestens im Abstand von ca. 1 Meter von den Antennen. Bei Messungen an Mobilfunkstationen befindet man sich praktisch immer im Fernfeld. Um die Belastung des Kopfes durch ein ans Ohr gehaltenes Handy zu bestimmen, ist dagegen wegen des geringen Abstandes von der Antenne die aufwendige Messung des SAR-Wertes erforderlich. Die Messung der abgeleiteten Grenzwerte führt hier zu falschen Ergebnissen. In der folgenden Tabelle sind verschiedene internationale Grenzwerte und Vorsorgeempfehlungen für die Immissionen von Mobilfunksendern zusammengestellt. Die Leistungsflussdichten sind in der Einheit Milliwatt pro Quadratmeter (mW/m²) angegeben. Die Grenzwerte in der oberen Zeile sind in praktisch allen westlichen Industrienationen gültig, mit Ausnahme der Schweiz und Italien. Diese beiden Länder sind vor einiger Zeit aus der Reihe ausgeschert und haben die Grenzwerte verschärft. Dabei ist die Regelung in der Schweiz so, dass die Gesamtheit aller Immissionen je nach Frequenzbereich 4500 mW/m² bzw. 9000 mW/m² nicht überschreiten darf, dass aber in sensiblen Bereichen wesentlich strengere Werte eingehalten werden müssen. Sensible Bereiche sind nach einer Definition des BUWAL, des schweizerischen Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft, die Daueraufenthaltbereiche von Menschen, z.B. Kindergärten, Spielplätze, Schulen, Büroräume und Wohnungen. In Italien ist die Regelung ähnlich, nur dass dort der Grenzwert nicht frequenzabhängig ist und die Summe aller Immissionen 1000 mW/m² nicht überschreiten darf. Etwas erstaunlich sind die relativ niedrigen Grenzwerte in Russland und China. Dann kommen die Empfehlungen des nova-Instituts und des Ecolog-Instituts. Das sind zwei unabhängige Institute, die sich in Deutschland auf wissenschaftlicher Basis mit elektromagnetischen Feldern beschäftigen. Beide Institute geben Zeitschriften heraus, die den aktuellen Kenntnisstand der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet elektromagnetischer Felder und Gesundheit sichten und referieren. Da ist insbesondere der Wert des Ecolog-Instituts interessant. Dieses Institut hat im Auftrag der Telekom eine Studie durchgeführt, in der der aktuelle Wissensstand im Bereich Mobilfunk und Gesundheit recherchiert und bewertet wurde. Das Ecolog-Institut schlägt auf Grund dieser Studie einen Richtwert von 10 mW/m² vor. Kommen wir jetzt weiter herunter in den grünen Bereich. Dr. von Klitzing hat für gepulste Strahlung von Mobilfunkstationen bereits vor vielen Jahren einen Richtwert von 1 mW/m² empfohlen. Der gleiche Wert wurde 1998 von der Landessanitätsdirektion Salzburg eingeführt, und auch Prof. Käs von der Akademie der Bundeswehr empfiehlt diesen Vorsorgewert. Kaum zu glauben ist die äußerst niedrige Empfehlung der STOA. Das ist eine Abteilung beim europäischen Parlament, die sich mit der Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Optionen beschäftigt. Da steht tatsächlich im Internet auf der Homepage des Europäischen Parlaments 0,1 mW/m² (www.europarl.eu.int/stoa/publi/default_en.htm). Ganz unten in der Tabelle schließlich die sehr, sehr kleinen Werte des Bundesverbandes gegen Elektrosmog. Das ist ein Verein, in dem auch viele Elektrosensible Mitglied sind, der daher natürlich extrem niedrige Grenzwerte fordert. Wenn diese Werte eingehalten werden sollten, wäre ein Mobilfunknetz beim derzeitigen Stand der Technik nicht mehr realisierbar. - 10 - Grenzwerte und Richtempfehlungen für die Leistungsflussdichten von Mobilfunksendern 26. BImSchV (1997) ICNIRP, WHO, DIN/VDE 0848 (1991) Schweiz (2000) Leistungsflussdichte S [mW/m2] D-Netze E-Netze 4.500 9.000 100 100 Allgemeinbevölkerung 4.500 42 9.000 95 1000 95 China (300 - 300.000 MHz) (Gesundheitsministerium) 400 Ecolog-Institut (2001) (Hrsg. EMF-Monitor) Dr. v. Klitzing, Prof. Käs, Landessanitätsdirektion Salzburg (1998) Europ. Parlament (2001), Scientific and Technological Options Assessment (STOA) Bundesverband gegen Elektrosmog (1999) allgemein gilt für Frequenzen f zwischen 400 und 2000 MHz. (S in m/W/m2) Immissionsgrenzwert. Anlagengrenzwert (darf an Orten mit empfindlicher Nutzung nicht überschritten werden). Allgemeinbevölkerung. in Gebäuden, in denen sich Personen länger als 4 Stunden täglich aufhalten. Kurzzeitig (nicht in Wohnungen, Schulen). Dauerbelastung. Italien (1999) Russland (300 - 300.000 MHz) nova-Institut (1998) (Hrsg. Elektrosmogreport) Bemerkungen 45 90 10 1 0,1 0,001 0,00001 Empfehlung auf Basis einer für die Deutsche Telekom erstellten Literaturstudie v. Klitzing empfiehlt neuerdings 0,01 mW/m2 . Empfehlung laut STOA-Bericht PE Nr. 297.574 vom März 2001 Wachbereich Schlafbereich Das breite Spektrum der Grenzwerte und Vorsorgeempfehlungen zeigt, wie unterschiedlich der aktuelle wissenschaftliche Kenntnisstand bewertet wird. Wo man da hin muss, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich empfehle, eine durchschnittliche Belastung von 1 mW/m² an Daueraufenthaltsbereichen von Menschen nicht zu überschreiten und habe schon vor dreieinhalb Jahren in den „Umwelt kommunalen ökologischen Briefen“ einen Artikel mit dieser Empfehlung veröffentlicht. - 11 - Die Folie von Prof. Leitgeb aus Graz zeigt etwas genauer als Abb. 2 die Abstrahlung der Sektorfeldantenne einer Mobilfunkstation. Der Hauptstrahlbereich ist hier dunkel dargestellt. Schon im Abstand von 3 bis höchstens 8 Metern wird im Hauptstrahl der Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation WHO unterschritten. Die Grenzwerte der WHO sind mit den entsprechenden Regelungen der 26. BImSchV identisch. Nach unten oder nach hinten werden die Grenzwerte aufgrund der großen Winkeldämpfung von Sektorfeldantennen bereits innerhalb eines Meters unterschritten. Die empfindlichsten in wissenschaftlichen Arbeiten berichteten Effekte können im Hauptstrahl je nach Sendeleistung und Zahl der aktiven Frequenzkanäle bis zu einer Entfernung von 150 bis 250 m auftreten. Außerhalb des Hauptstrahlbereichs ist die Belastung ganz erheblich niedriger. Gebäudehüllen haben stets eine gewisse Schutzwirkung, auch wenn sie nicht speziell gegen Hochfrequenzstrahlung abgeschirmt sind. Man kann bei der im Wohnungsbau üblichen Bauweise je nach Frequenz mit Schirmfaktoren zwischen drei (D-Netze) und sechs (E-Netze) rechnen. Das heißt, die Leistungsflussdichten sind im Inneren eines Gebäudes nur ein drittel bis ein sechstel so groß wie im Freien. Bei entsprechender Planung ist es meist (in Ballungsgebieten aber leider nicht immer) möglich, eine Mobilfunkstation mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand so zu bauen, dass die Salzburger Vorsorgeempfehlung von 1 mW/m² in sensiblen Bereichen nicht erreicht wird. - 12 - Die vorangestellte Abbildung zeigt den Verlauf der Leistungsflussdichte und der elektrischen Feldstärke im Hauptstrahl einer typischen Mobilfunkstation in Abhängigkeit vom Abstand. Der Schweizer Grenzwert wird in etwa 25 m Entfernung unterschritten, der Ecolog-Wert in 50 m und der Salzburger Wert nach 160 m, jeweils bezogen auf die Hauptstrahlmitte. Die gesetzlichen Grenzwerte der 26. BImSchV werden bereits im Abstand von 3 bis 8 m (im Hauptstrahl) eingehalten. Man sieht an dieser Grafik, dass sich die elektrische Feldstärke und die Leistungsflussdichte unterschiedlich stark verändern. Die Leistungsflussdichte verändert sich sehr schnell, während die elektrische Feldstärke nur langsam abnimmt. Zum Abschluss kurz ein Blick in die nähere Zukunft. Die Tabelle in Abb. 10 vergleicht die heutigen GSM-Mobilfunksysteme und das zukünftige UMTS. Bei den GSMSystemen habe wir Sendefrequenzen in den Bereichen um 900 MHz und um 1800 MHz. Das UMTS-Netz wird im Frequenzbereich um 2000 MHz arbeiten. Die Sendeleistung, mit der die Basisstationen bei UMTS arbeiten werden, ist noch nicht genau bekannt. Die technischen Details der UMTS-Netze werden während des Aufbaus Vergleich der Mobilfunksysteme GSM und UMTS Mobilfunksystem Frequenzbereich Sendeleistung der Basisstationen je Frequenzkanal GSM 900 MHz (D-Netze) 1800 MHz (E-Netze) - maximal 50 W - typisch 10 W - viele Frequenzkanäle je Standort möglich UMTS 2000 MHz - Kontrollkanal 2 Watt - mittlere Sendeleistung der Verkehrskanäle voraussichtlich ca. 10 W (Makrozellen) - wenige Frequenzkanäle je Standort Maximale Sendeleistung der Handys Zellradius Dienstleistungen 2 Watt (D-Netze) 1 Watt (E-Netze) 0,5 bis 10 km Sprachübertragung Kurzmitteilungen (SMS) Datenübertragung Datenraten 9,6 kbit/s (WAP)1 144 bis 384 kbit/s bis 43,2 kbit/s (HSCSD)2 (maximal 2 Mbit/s) bis 53,6 kbit/s (GPRS)3 TDMA WCDMA (nicht gepulst, Fre(gepulst, Frequenzduplex) quenzduplex, Sendeleistung wird 1500 mal pro Sekunde nachgeregelt) TDMA (gepulst, Zeitduplex) 217 HZ 100 Hz (bei TDMA) Kanalzugriffsverfahren Pulsfrequenz 1 0,125 bis 0,25 Watt (0,1)/ 0,5 bis 2 km Sprachübertragung Kurzmitteilungen (MMS) Datenübertragung Übertragung bewegter Bilder WAP: Wireless Application Protocoll HSCSD: High Speed Circuit Switched Data, maximal mögliche Datenrate: 57,6 kbit/s 3 GPRS: General Packet Radio Service, maximal mögliche Datenrate: 171,2 kbit/s 2 - 13 - noch optimiert, wie es auch bei GSM anfangs der Fall war. Bei den GSM-Stationen hatten wir anfangs pro Frequenzkanal eine maximale Sendeleistung von 50 W. Typisch sind nur noch Leistungen von etwa 10 W. Die Sendeleistungen wurden im Laufe der Zeit immer mehr reduziert, um die einzelnen Zellen zu verkleinern und die Anzahl der Stationen zu vergrößern. Nun kann aber so eine Anlage sehr viele Frequenzkanäle haben. Wenn da 20-30 Antennen installiert sind, wie an dem Turm von Abb. 1, dann hat man natürlich insgesamt eine relative hohe Sendeleistung, die mehr als 1000 W betragen kann. Das wird bei UMTS nicht so sein. UMTS-Stationen werden nur sehr wenige Frequenzkanäle haben und der Kontrollkanal, der permanent sendet, hat voraussichtlich nur eine Sendeleistung von 2 W, wird also deutlich schwächer strahlen als bei den GSM-Netzen. Man kann jetzt schon sagen, dass die UMTS-Stationen für sich selbst gesehen geringere Belastungen verursachen als GSM-Stationen. Auch bei den UMTS-Handys ist die maximale Sendeleistung deutlich geringer. Die Zellradien sind kleiner als bei GSM. Im UMTS-Netz finden wir Pikozellen, die nur winzige Zellradien von etwa 100 m haben. Sie werden dort errichtet, wo besonders hohe Verkehrsdichten zu erwarten sind, z.B. in Bahnhöhen, Flughäfen oder Messehallen. Die größeren Funkzellen werden je nach Radius Mikrozellen (0,5 - 1 km) oder Makrozellen (2 – 3 km) genannt. Falls UMTS später auch im ländlichen Bereich aufgebaut werden sollte, wird es da voraussichtlich noch größere Zellen geben. Vielleicht noch etwas zu den Kanalzugriffsverfahren. Die Frequenzen sind ja ein knappes Gut. Wenn man beliebig viele Frequenzkanäle hätte, könnte man einfach jedem Mobilfunkteilnehmer eine eigene Frequenz zuordnen und alle könnten senden, ohne sich gegenseitig zu stören. Das geht aber nicht, weil die Zahl der für Mobilfunk verfügbaren Frequenzen begrenzt ist. Deshalb haben die Ingenieure Verfahren entwickelt, mit denen jeder Frequenzkanal mehrfach genutzt werden kann. Beim GSM-Standard wird zum Mehrfachzugriff auf einen Frequenzkanal das TDMA-Verfahren eingesetzt (Time Division Multiple Access). Dabei wird das Sendesignal in mehrere Zeitschlitze (bei GSM 8 bis 16) zerlegt. Jedem Teilnehmer wird ein bestimmter Zeitschlitz zugeordnet, so dass mit einem Frequenzkanal 8 bis 16 Teilnehmer gleichzeitig versorgt werden können. Durch die Zerlegung in Zeitschlitze ergibt sich eine Pulsung des Sendesignals, da zwischen den Zeitschlitzen das Signal abgeschaltet wird. Der Nachteil von TDMA ist, dass jedem Teilnehmer nur ein Bruchteil der Zeit für die Übertragung seiner Daten zur Verfügung steht, da er sich die Zeit ja mit den Nutzern anderer Zeitschlitze teilen muss. Die Übertragungsgeschwindigkeit ist daher relativ niedrig. Diesen Nachteil vermeidet UMTS, indem es jedem Teilnehmer die Übertragungszeit ungeteilt zur Verfügung stellt. Das Sendesignal weist daher keine regelmäßige Pulsung auf. Um trotzdem einen Frequenzkanal mehrfach nutzen zu können, werden die Signale der einzelnen Teilnehmer unterschiedlich codiert (CDMA, Code Division Multiple Access). Aufgrund der Codierung sind die Endgeräte in der Lage, aus dem Signalgemisch den für sie bestimmten Anteil herauszufiltern. Um die Übertragung von UMTS-Signalen gegen Funkstörungen sicherer zu machen und damit Übertragungsfehler zu minimieren, hat jeder Frequenzkanal die große Breite von 5 MHz (zum Vergleich: GSM 0,2 MHz). Daher wird das Verfahren zum Mehrfachzugriff bei UMTS auch W-CDMA genannt (Wideband-CDMA). Für die oben erwähnten Picozellen ist die gepulste Betriebsart TDMA vorgesehen. - 14 -