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......... Film Bertrand Tavernier »Holy Lola« w w w. s u m m a c u l t u r a . d e 33. Woche | 2005 Titel, Holy Lola Regie, Bertrand Tavernier Drehbuch, Tiffany Tavernier, Dominique Sampiero Darsteller, Jacques Gamblin, Isabelle Carré, Bruno Putzulu, Maria Pitarresi, Phillipe Said, Anne Loiret Land, Frankreich Verleih, Prokino ......................... Paar sucht Adoptivkind vor exotischer Kulisse Website FSK, o.A. Länge, 128 Minuten SUMMA-METER Filmstart, 18. August 2005 FFFFF MEDIEN-ECHO © Prokino Filmverleih GmbH Inhalt Besonderheit Adoptionsversuche in Kambodscha. Erzählt wird die Geschichte eines französischen Paars, das in Kambodscha verzweifelt nach einem Adoptivkind sucht. Ihre Unkenntnis des Landes und der Mentalität, kriminelle Kinderhändler und vor allem die allgegenwärtige Korruption machen dem Paar zu schaffen: Jeder Arzt und jeder Beamte will an den wohlhabenden Ausländern mitverdienen. In ihrem Hotel treffen die beiden zudem auf eine Reihe von Gleichgesinnten. Doch trotz aller Konkurrenz findet das Paar schlieÿlich noch seine Holy Lola . Holy Lola gewinnt seine Dynamik vor allem aus der Darstellung der psychologischen und moralischen Konflikte der Figuren, die sich stets am Rande des Nervenzusammenbruchs bewegen. Das Paar droht an den Belastungen und den täglichen Rückschlägen zu zerbrechen: Es will die Kinderhändler auf keinen Fall bezahlen, alles für das Kind tun, in das es sich spontan verliebt hat. In einer Mischung aus Trotz und Verzweiflung sprechen sie abends in ihrem Hotel Botschaften auf Band - für das Kind, das sie noch finden müssen. Kritikenspiegel Biografisches Überwiegend positive Reaktionen. Fritz Göttler (SZ) hält das Bertrand Tavernier, *25.04.1941 in Lyon, Frankreich. Nach einem neueste Werk von Bertrand Tavernier für bewegend und ist beeindruckt von einem Film, der so plastisch von Diskrepanz und Zerrissenheit erzählt, von Unverständnis und Versöhnung . Durch das individuelle Trauma sei das andere Trauma, das des Landes Kambodscha zu spüren, des Wiederaufbaus, der Suche nach Selbstbestimmung, nach Identität . Andreas Kilb (FAZ) findet, Holy Lola sei ein Film, der etwas Wichtiges zu zeigen und mitzuteilen hat . Er führt es auf die Erfahrung des Regisseurs zurück, dass er das schwierige Thema meistert und der Gefahr widersteht, vor lauter Aufmerksamkeit für seine Figuren und ihr Anliegen den Rahmen der Geschichte zu überspannen . Berührt ist er von der Sprache dieses Films: Sie sei so rührend echt und banal wie das Leben, dem dieser Film auf der Spur ist . Auch Marli Feldvoÿ (NZZ) ist von Taverniers Erzähltemperament beeindruckt und findet, der Film sei durchweht von einem poetischen Atem und habe eine Dringlichkeit, der man sich nicht entziehen kann . Die Stimmung des Films übertrage sich unmittelbar auf den Zuschauer und erzeuge einen Mitleidsdruck, der zum ganz besonderen Merkmal von Traverniers Filmen der letzten Jahre geworden ist . Matthias Heine (Die Welt) hebt hervor, wie gut es dem Regisseur gelinge, die Sehnsüchte und die Qual der künftigen Eltern zu verstehen und sie nicht zu denunzieren . Lediglich Claudia Lenssen (taz) stöÿt der Film übel auf. Sie hält ihn für Befindlichkeitskino und glaubt, das eigentliche Interesse der Autoren in der Frage zu erkennen: Wie bewältigen typisierte Durchschnittsfranzosen emotionalen Stress? Sie fasst zusammen: Eurozentristisches Gutmenschentum lädt aufdringlich und borniert zur Identifikation ein. kurzen Versuch, Jura zu studieren, begann Tavernier, Filmkritiken zu schreiben. Heute ist Bertrand Tavernier Regisseur, Autor, Produzent und Musikliebhaber und gilt als einer der eigensinnigsten Filmemacher seiner Generation. Seinen ersten Spielfilm, den Psychothriller Der Uhrmacher von St. Paul , inszenierte er 1974. Sieben Jahre später wurde er mit der Kolonialsatire Der Saustall (1981) berühmt. Mit Holy Lola drehte er insgesamt 19 Filme, wovon der Jazzfilm Round Midnight (1986) sein bisher gröÿter Erfolg war. Tavernier bewegte sich dabei stets an der Grenze zwischen Autoren- und Genrefilm. Wiederkehrendes Motiv bei seinen Filmen ist die Idee der Gerechtigkeit, das schon beim Uhrmacher von St. Paul und nun auch bei Holy Lola eine Rolle spielt. Kindersuche als psychologische Qual. Ähnliche Werke Holy Lola thematisiert unter anderem die Konflikte zwischen der Ersten und der Dritten Welt. Zuletzt wurde diese Verbindung in Filmen wie Traffic (2000) aufgegriffen, der anhand verschiedener Handlungsstränge die Wege der Drogen von Süd- nach Nordamerika nachvollzieht. Der Episodenfilm L.A. Crash (2005) handelt ebenfalls von dieser Verbindung. Von Zustand und Problemen der Dritten Welt berichteten zuletzt der überaus erfolgreiche und mehrfach ausgezeichnete Film City of God (2002) sowie Hotel Ruanda (2004), der den fatalen Einfluss skrupelloser Waffenschmuggler im afrikanischen Konflikt zwischen Hutu und Tutsi schockierend nachzeichnet. rg