Chunhyang
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Chunhyang
Dienstag, 26. November 2002, 20.00 Uhr Singsaal Schulhaus Feld, Tödistr. 77, 8800 Thalwil Chunhyang Regie Drehbuch Kamera DarstellerInnen Musik Version Spieldauer Ab 12 Jahren Im Know-taek, Südkorea 2000 Kim Myoung-gon Jung II-sung Lee Hyo-jeong, Lee Jung-Hyun, Cho Seung-woo, Kim Sung-nyu Kim Jung-Gil Koreanisch, deutsch/französisch untertitelt 120 Minuten Die Legende von Chunhyang ist das wohl beliebteste Märchen Koreas, vergleichbar mit Shakespeares ”Romeo und Julia”. Ende des 18. Jahrhunderts, während der Chosun-Ära, verliebt sich der junge Adelssohn Mong-Ryong in Chunhyang, die Tochter einer Kurtisane. Er stammt aus einer Prinzenfamilie, sie ist stolz und gebildet, obwohl ihre Mutter eine Kurtisane war. Heimlich heiraten die beiden, doch Mong-Ryong muss seine Studien in Seoul abschliessen und mit seinen Eltern wegziehen. Der neue Gouverneur, vom Charme der jungen Frau angetan, will sie zu einer Kurtisane machen. Chunhyang widersetzt sich ihm und muss dafür harte Strafen erleiden. Der Film erzählt die Geschichte auf zwei Ebenen: einerseits in historischen Bildern und andererseits mit einem Pansori-Vortrag – Gesang, begleitet von einem Tamburin – vor einem heutigen Publikum. Diese alte Legende ist in Korea schon 17mal verfilmt worden. Die Erzählung hat sich über Jahrhunderte weiterentwickelt; vor allem ist der soziale Status der Chunhyang verbessert worden. Vom 18. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde Chunhyang am häufigsten neu geschrieben, in der Zeit, als die Geldökonomie sich ausbreitete und die konfuzianische Ideologie wegen des Zusammenbruchs der sozialen Ordnung Veränderungen erfuhr. Das rasche Verschwinden der Klassenhierarchie war dabei der dramatische Wandel. Die Erzählung von Chunhyang bringt die unerfüllten Wünsche der gewöhnlichen Leute zum Ausdruck, die ihren sozialen Status durch Annahme der Verhaltensregeln des Adels zu verbessern suchten. Die Erhöhung Chunhyangs Status durch ihre rechtlich gültige Ehe mit Mong-Ryong als Ergebnis ihrer Verehrung für ihn drückt die Bestrebungen des Volkes jener Zeit aus und macht Chunhyang nicht zu einer Darstellung des Lebens, sondern zu einem historischen Symbol. Was bedeutet die Legende für uns heute? Der Film ist gebaut um Cho Sang-Hyuns Pansori-Gesang und nicht als Märchen um das Leben gewöhnlicher Menschen. Choon-Hyangs Geschichte, wie sie hier vom Pansori umrahmt wird, ist nicht mehr unsere Geschichte; es ist die Liebe, ihr Martyrium, ihr Glück. Stattdessen bringt uns der Film dazu, den Pansori selbst zu verstehen, den wir als veraltet betrachtet haben. Christine Meyer