DIETER BEINTREXLER ist in New York als Banker erfolgreich. Der
Transcription
DIETER BEINTREXLER ist in New York als Banker erfolgreich. Der
Alles Walzer in New York DIETER BEINTREXLER ist in New York als Banker erfolgreich. Der gebürtige Österreicher steht in den USA zudem im Februar als Organisator des Vienna Opera Ball im Mittelpunkt des Interesses. LETZTER SCHLIFF FOTO Ernst Kainerstofer In Wien holte sich Banker Dieter Beintrexler noch letzte Tipps für den Vienna Opera Ball in New York und schaute dabei auch im Hotel Imperial vorbei. Im Februar sorgt der hauptberufliche Banker für Wiener Eleganz im New Yorker Waldorf-Astoria Hotel, wo Beintrexler den traditionsreichen Ball organisiert. 48 .1ST R TOP-EVENT Zum 57. Mal findet heuer der Vienna Opera Ball in New York statt. STILVOLL Im weltberühmten Waldorf-Astoria Hotel wird der Ball voll österreichischer Tradition abgehalten. Der VIENNA OPERA BALL ist der eleganteste Ball Amerikas – das bestätigt auch die N. Y. TIMES! SELFMADEMAN Dieter Beintrexler in seinem New Yorker Büro – in den 1960ern verliebte er sich in eine Amerikanerin und ging für sie von Österreich in die USA. Eine steile, doch auch steinige Karriere als Banker folgte. Sie sind seit bald 40 Jahren in der internationalen Bankenszene tätig. Was hat Sie in die USA getrieben – Ihr unruhiger Geist? Ich würde eher sagen mein neugieriger Geist. Aber geplant war meine Karriere so eigentlich nicht. Ich ging ursprünglich der Liebe wegen für zwei Jahre nach Amerika, damit meine Frau Jean ihr Studium abschließen konnte. 1971 wollten wir für zwei Jahre im Bundesstaat Delaware leben, damit sie ihre Dolmetscherausbildung beenden kann. Danach war die Rückkehr nach Wien geplant. Ich habe bei Dupont, dem damals größten Chemiekonzern der Welt, einen tollen Job gefunden. Amerika war ganz anders als Österreich in den 1970erJahren. Das US-Ausbildungssystem hat vielen jungen Menschen die Möglichkeit gegeben, zu arbeiten und abends die Universität zu besuchen. Ich habe „International Relations and Economics“ studiert und mit einem Master in Economics abgeschlossen. Das Arbeiten in den USA hat damals echt Spaß gemacht, denn wenn man gut war, ist man rasch befördert worden. Wir haben die Rückreise immer wieder verschoben. Gab es nie einen Moment, in dem Sie einer Rückkehr zumindest nahe kamen? 50 .1ST Nach zehn Jahren gab es ihn. Ich führte damals einige Gespräche mit Unternehmen in Österreich, doch da wurde mir eine Position im internationalen Bankgeschäft in Maryland übertragen. Ich war für das Geschäft in Lateinamerika verantwortlich und begann, die Welt zu bereisen. Zum Glück habe ich dies nie bereut. Ich bin von Maryland in eine Bank in Texas gewechselt, die mich und meine Familie für drei Jahre nach Bahrain geschickt hat. Ich war für die gesamte Region verantwortlich und habe die Kultur und die Menschen dort faszinierend gefunden. Das war eine tolle Erfahrung. Was waren die schwierigsten Zeiten für Sie persönlich in Amerika? Nach Bahrain bin ich mit der Family wieder retour nach Texas. Dort hat uns dann die Ölkrise Mitte der 1980er-Jahre schwer erwischt. Durch die Krise standen viele texanische Unternehmen vor dem Ruin, und es war klar, dass meine Bank auch nicht mehr lange bestehen kann. Ich musste schauen, wie ich meine drei kleinen Kinder durchbringe. Da wurde mir ein Job in der Zweigstelle der österreichischen Länderbank in New York angeboten. Ich hatte in N. Y. keinen Namen, musste mich erst posi- DIETER BEINTREXLER ist stolz darauf, als Österreicher in New York die Wiener Balltradition hochzuhalten FOTOS Nathalie Schueller, Corbis, Getty Images, Ben Asen Photography ot-Weiß-Rot ist für die Bediensteten des weltberühmten Waldorf-Astoria Hotels in Manhattan die Farbe des Monats. Denn der 57. Vienna Opera Ball, der Anfang Februar ausgerichtet wird, prägt Geschehen und Kulinarik im Hotel – von den Weinen vom Gut Esterházy über Wiener Schmankerln bis hin zu exakt platzierten Swarovski-Kristallen im Ballsaal. Während der Opernball in Wien in weiblicher Hand liegt, steht in New York ein Mann an der Spitze des Ball-Organisationskomitees: Dieter Beintrexler, im Hauptberuf Bankier internationalen Ranges und Boss der zum RZBKonzern gehörenden Tochter RBI Finance (USA), hat vor zwölf Jahren die Aufgabe übernommen, Austria in New York im besten Licht zu präsentieren. Es gelingt: Selbst Mitglieder des Kennedy-Clans oder der Präsidentenfamilie Bush zeigten sich beeindruckt von der österreichischen Balltradition. Und vielleicht auch vom klassischen Wiener Charme des Gastgebers, der seine österreichischen Wurzeln nicht leugnen kann. Beintrexlers internationale Karriere begann ausgerechnet mit einer Anti-VietnamkriegsDemonstration in Wien in den 1960er-Jahren. „Eine Amerikanerin hat sich zu unserer Gruppe gesellt“, erinnert sich der 66-Jährige. Das Schicksal nahm seinen Lauf, als die jungen Leute sich verliebten und heirateten. Damit Jean ihr Studium beenden konnte, zog das Paar für zwei Jahre nach Amerika. Beintrexler suchte sich einen Job und begann, abends die Universität zu besuchen. Der Master in Economics öffnete ihm das Tor zur internationalen Bankenwelt. Die Karriere zog an, drei Töchter kamen auf die Welt, die Familie lebte in den Staaten und in Bahrain, und die Rückkehr nach Wien wurde immer verschoben. Neben Erfolg gab es Turbulenzen – „Während der Ölkrise war ich von meiner Familie ein ganzes Jahr getrennt und habe sie nur jedes zweite Weekend gesehen“ – und mit den Jahren kam Weisheit: „Die Antworten zu den großen Fragen des Lebens kommen von innen. Ein spiritueller Halt ist wichtig, braucht aber keine Ideologien oder Dogmen.“ Vier Jahrzehnte nach der AntiVietnamkriegs-Demo und drei Kinder, zwei Enkel, eine Scheidung und eine steile internationale Karriere später traf FIRST den renommierten Banker, der noch kurz vor dem Ball im Waldorff-Astoria Wien besuchte, um sich letzte Tipps zu holen, im RB International Office in New York mit Blick auf das Chrysler und das Empire State Building. tionieren und etablieren. Das waren schwierige Zeiten, die mir schon sehr zusetzten. Ich habe in N. Y. in einfachen Verhältnissen gelebt und konnte nur jedes zweite Weekend meine Frau und meine drei kleinen Mädchen in Texas besuchen. Ein ganzes Jahr lang. Ich habe damals Ähnliches erlebt, was Millionen Amerikaner seit 2008 durchmachen. Finanzielle Sorgen, die Trennung von der Familie und die Angst, wie es weitergeht. Wir sitzen in Ihrem Office mit Blick auf das Empire State Building. Nicht weit von hier schlafen die „Occupy Wall Street“-Demonstranten im Zelt. Haben Sie Verständnis für die Demos? Die Kritik ist teilweise berechtigt. Ich sage: teilweise, denn man muss hier schon im Detail unterscheiden, aber generell verstehe ich den Unmut der Leute. Auch zahlreiche meiner Kollegen in der Finanzwelt wie Warren Buffett sagen heute, dass sie den Unmut verstehen und einen höheren Beitrag leisten möchten. Doch in der Politik, in der Republikanischen Partei, sieht man die Bereitschaft für einen Kompromiss nicht. Natürlich muss es Ausgabenkürzungen geben, aber andererseits sollten auch die Steuern erhöht werden. Es gibt viele reiche Leute, die an der „Occupy Wall Street“-Bewegung teilnehmen, denn hier geht es nicht nur um Steuern, sondern um den sozialen Frieden und die wirtschaftliche und soziale Sicherheit unserer Kinder. Mit dem Vienna Opera Ball erlebt New York europäische Tradition vom Feinsten, wenn es heißt: „Alles Walzer!“ War- ELITÄR David Lauren, Sohn von Ralph Lauren, und Ehefrau Lauren Bush (Nichte von George W. Bush), zählten zu Beintrexlers Top-Gästen beim Vienna Opera Ball 2011. um haben Sie die Schirmherrschaft für den Ball übernommen? Ich halte es für das Prestige von Österreich für sehr wichtig, diese Tradition beizubehalten. Es sind mittlerweile 57 Jahre seit dem ersten Opernball vergangen, und die Veranstaltung hat viel zur Positionierung Österreichs in den USA beigetragen. Das zieht auch Prominente an, natürlich. So waren beispielsweise Angehörige der Kennedys am Opernball oder die Enkelin des ehemaligen US-Präsidenten George Bush senior. Und im vergangenen Jahr ging ein Teil der Ticketverkäufe an die Charity von Ralph Laurens Sohn David. Was schätzen die Gäste am meisten? Die Eleganz, die Musik, die europäische Atmosphäre. Das ist sicherlich der eleganteste Ball Amerikas, was auch die N. Y. Times oder das Wall Street Journal bestätigen. Für Österreich ist das kostenlose Imagepflege, ohne aufdringlich zu sein. Der Ball ist mehr als ein schöner Abend. Er hilft, das Image Österreichs unter Diplomaten, Geschäftsleuten und Politikern zu etablieren, und hat in der Vergangenheit echten und nachweisbaren Nutzen für unsere Alpenrepublik gebracht. Das freut mich. BETTINA GORDON, NEW YORK