Meppen-Versen - Offenes Archiv

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Meppen-Versen - Offenes Archiv
Meppen-Versen
Über 2500 Häftlinge des KZ Neuengamme, unter ihnen
zahlreiche Dänen, wurden im November 1944 ins Emsland
gebracht. Hier bestanden bereits seit 1933 zahlreiche Lager,
in denen Gefangene zu Arbeiten im Moor eingesetzt wurden: 1933–1936 Konzentrationslager, seit 1934 Strafgefangenenlager, seit 1939 Militärstraf- und Kriegsgefangenenlager.
KZ-Gedenkstätte Neuengamme | Reproduktion nicht gestattet
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Musterbeispiel Kolumnentitel
Meppen-Versen
Meppen-Versen
Die SS verteilte die Häftlinge aus Neuengamme auf die
Lager „Versen“ und „Dalum“. Die KZ-Gefangenen wurden
seit dem 16. November 1944 in Versen in einem Kriegsgefangenenlager untergebracht. Sie mussten im Auftrag des
Reichsverteidigungskommissars im Wehrkreis X für die bauausführende Firma Hochtief den sogenannten „Friesenwall“
bauen, der den gesamten norddeutschen Küstenbereich
von den Niederlanden bis zur dänischen Grenze gegen eine
Landung der Alliierten schützen sollte. Der Bau solcher
Befestigungsanlagen war weitgehend sinnlos, weil das Wattenmeer eine Landung ohnehin ausschloss. Nach Angaben
des SS-Standortarztes des KZ Neuengamme, Dr. Trzebinski,
vom 29. März 1945 waren am 25. März 1945 in Versen
1773 Männer inhaftiert.
Am 25. März 1945 ließ die SS das Lager räumen. Die
„marschfähigen“ Häftlinge wurden gemeinsam mit den
Häftlingen des Lagers Meppen-Dalum zu Fuß über Cloppenburg nach Bremen getrieben, von wo ein Großteil von ihnen
zurück ins Hauptlager Neuengamme kam. Die kranken
Häftlinge wurden mit der Bahn nach Bremen gebracht.
Wahrscheinlich befanden sich Häftlinge aus Meppen-Versen auch in den Transporten aus den Bremer Außenlagern
in das „Auffanglager“ Sandbostel. Mindestens 50 Häftlinge
sind auf diesem Marsch umgekommen.
Lagerführer war SS-Obersturmführer Schäfer.
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Meppen-Versen
Das Außenlager Meppen-Versen.
Aquarell von Jens Martin Sørensen, 1945.
Aus: Jens Martin Sørensen: I tysk Kz-lejr.
Tekst og tegninger fra Versen–Neuengamme, Frøslev 2000, S. 25.
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Meppen-Versen
Ein ehemaliger Häftling berichtet
Das Lager Versen war vordem ein italienisches Kriegsgefangenenlager gewesen. Die Hälfte des Lagers war noch von
den Italienern besetzt. […] Ich lag auf Block 4. Es gab kein
Stroh und keine Decken, trotzdem verfielen wir in einen
tiefen Schlaf. Am anderen Tag wurden Arbeitskolonnen zu
100 Mann aufgestellt. Insgesamt waren wir 25 Arbeitskolonnen. […] Und nun war der Herbst 1944 ein verregneter
Herbst. Wir Häftlinge waren immer in nassen Kleidern. Die
Dysenterie brach aus und viele starben. Es war keine Seltenheit, dass beim Einrücken ins Lager 8–10 Tote und 30–40
Kranke am Abend beim Appell waren. Es graute uns, jeden
Morgen, am Platz anzutreten. Jeden Morgen fand eine
große Schlägerei um die Kolonnen statt. Wir hatten Vorarbeiter, die man nur als Bestien bezeichnen konnte. In 14
Tagen waren von 25 Hundertschaften nur noch 18 vorhanden. In drei Wochen waren es nur mehr 15. Das Revier war
überbelegt, Krankheiten und Sterblichkeit grassierten. Die
Kranken mussten auf dem Block bleiben.
Morgens stürmten die Vorarbeiter und Rapportführer
HEIDEN in die Blocks und prügelten die armen Gefangenen
ins Freie. Wer sich nicht beeilte, wurde geschlagen und
man­cher zu Tode getreten. […] So wie jede Kolonne kam,
musste sie antreten […] in einer Reihe […] und das Essen
empfangen. Auch die Kranken mussten dies tun. Aber
wenn die Kranken mit dem Essen auf die Blocks kamen,
waren sie so schwach und hatten nichts mehr. Man hatte
sie beraubt. So bekamen manche zwei bis drei Tage keine
Verpflegung. Deshalb beschlossen die politischen Häftlinge
Lagerpolizei-Dienst zu tun, bis die Kranken […] gegessen
hatten.
Max Lapschies. Bericht, 5.9.1963. (ANg, NHS 13-7-0-2)