PDF - Kölner Philharmonie

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PDF - Kölner Philharmonie
Baroque … Classique 3
Johann Sebastian Bach
Messe h-Moll BWV 232
Montag
1. Dezember 2014
20:00
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Baroque … Classique 3
Solisten des Balthasar-Neumann-Chores
Balthasar-Neumann-Chor
Balthasar-Neumann-Ensemble
Thomas Hengelbrock Dirigent
Montag
1. Dezember 2014
20:00
Keine Pause
Ende gegen 21:50
PROGRAMM
Johann Sebastian Bach 1685 – 1750
Messe h-Moll BWV 232 (1733 – 49)
für Soli, Chor und Orchester
2
DER TEXT
Johann Sebastian Bach
Messe h-Moll BWV 232 (1733)
für Soli, Chor und Orchester
I. Kyrie, Gloria
Chor
Kyrie eleison.
Herr, erbarme dich.
Duett Sopran I, II
(Katja Stuber, Anne Bierwirth)
Christe eleison.
Christe, erbarme dich.
Chor
Kyrie eleison.
Herr, erbarme dich.
Gloria
Chor
Gloria in excelsis Deo.
Et in terra pax hominibus bonae
voluntatis.
Ehre sei Gott in der Höhe.
Und auf Erden Friede den
Menschen, die guten Willens
sind.
Arie Sopran
(Nicole Pieper)
Laudamus te, benedicimus te,
adoramus te, glorificamus te.
Wir loben dich, wir preisen dich,
wir beten dich an, wir verherrlichen
dich.
Chor
Gratias agimus tibi
Propter magnam gloriam tuam.
Wir sagen dir Dank
ob deiner großen Herrlichkeit.
Duett Sopran, Tenor
(Agnes Scheibelreiter, Hermann
Oswald)
Domine Deus, Rex coelestis,
Deus Pater omnipotens,
Domine Fili unigenite,
Jesu Christe altissime,
Domine Deus, Agnus Dei, Filius
Patris.
Herr Gott, König des Himmels,
Gott, allmächtiger Vater.
Herr Jesus Christus, eingeborener
Sohn
Jesus Christus, du Allerhöchster,
Herr Gott, Lamm Gottes, Sohn des
Vaters.
Chor
Qui tollis peccata mundi,
miserere nobis,
qui tollis peccata mundi,
suscipe deprecationem nostram.
Der du trägst die Sünden der Welt,
erbarme dich unser.
Der du trägst die Sünden der Welt,
nimm an das Gebet von uns.
Arie Alt
(Anne Bierwirth)
Qui sedes ad dextram Patris,
Der du sitzest zur Rechten des
Vaters,
erbarme dich unser.
miserere nobis.
3
Arie Bass
(Marek Rzepka)
Quoniam tu solus sanctus, tu solus
Dominus,
tu solus altissimus Jesu Christe.
Denn du allein bist heilig, du allein
der Herr,
du allein der Höchste, Jesus
Christus.
Chor
Cum Sancto Spiritu in gloria Dei
Patris.
Amen.
Mit dem heiligen Geist in der
Herrlichkeit Gott des Vaters
Amen.
II. Symbolum Nicenum
Chor
Credo in unum Deum.
Patrem omnipotentem,
factorem coeli et terrae,
Ich glaube an einen Gott.
Den Vater, den allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der
Erde,
alles Sichtbaren und Unsichtbaren.
visibilium omnium et invisibilium.
Duett Sopran, Alt
(Katja Stuber, Matthias Lucht)
Et in unum Dominum Jesum
Christum,
Filium Dei unigenitum
et ex Patre natum ante omnia
saecula.
Deum de Deo, lumen de lumine,
Deum verum de Deo vero,
genitum, non factum,
consubstantialem Patri,
per quem omnia facta sunt.
Und an den einen Herrn Jesus
Christus,
den Sohn Gottes, einziggeboren,
und aus dem Vater geboren vor
aller Zeit.
Gott von Gott, Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht erschaffen, gleichen
Wesens mit
dem Vater, durch den alles
geschaffen worden ist.
Der wegen uns Menschen und
wegen unseres
Heiles herabgestiegen ist aus den
Himmeln.
Qui propter nos homines
et propter nostram salutem
descendit de coelis.
4
Chor
Et incarnatus est de Spiritu Sancto
Und der Fleisch geworden ist durch
den Heiligen Geist
aus Maria, der Jungfrau, und der
Mensch geworden ist.
Der gekreuzigt wurde auch für uns,
unter Pontius
Pilatus gelitten hat und begraben
worden ist.
Und der auferstand am dritten Tage
nach den
Schriften, und aufgefahren ist in
den Himmel,
der sitzet zur Rechten des Vaters,
und der
wiederkommen wird mit
Herrlichkeit,
um zu richten die Lebenden und
die Toten,
für dessen Reich kein Ende sein
wird.
ex Maria virgine, et homo factus
est.
Crucifixus etiam pro nobis sub
Pontio Pilato,
passus et sepultus est.
Et resurrexit tertia die secundum
scripturas,
et ascendit in coelum,
sedet ad dexteram Dei Patris,
et iterum venturus est cum gloria
judicare vivos et mortuos,
cuius regni non erit finis.
Arie Bass
(Stefan Geyer)
Et in Spiritum Sanctum Dominum
et vivificantem,
qui ex Patre Filioque procedit,
Und an den Heiligen Geist, den
Herrn, den
lebendigmachenden, der aus dem
Vater und dem
Sohn hervorgeht. Der mit dem
Vater und dem Sohn
zugleich angebetet und zusammen
verherrlicht wird,
der geredet hat durch die
Propheten.
Und eine heilige weltweite
und apostolische Kirche.
qui cum Patre et Filio simul
adoratur et
conglorificatur,
qui locutus est per Prophetas.
Et unam sanctam catholicam
et apostolicam ecclesiam.
Chor
Confiteor unum baptisma
in remissionem peccatorum.
Et expecto resurrectionem
mortuorum
et vitam venturi saeculi. Amen.
Ich bekenne eine Taufe
zur Vergebung der Sünden.
Und ich warte auf die Auferstehung
der Toten
und das Leben in der zukünftigen
Weltzeit. Amen.
III. Sanctus
Chor
Sanctus, sanctus, sanctus
Dominus Deus Sabaoth.
Pleni sunt coeli et terra gloria eius.
Heilig, heilig, heilig ist der
Herr Gott Zebaoth.
Voll sind die Himmel und die Erde
des Ruhmes dein.
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IV. Osanna, Benedictus,
Agnus Dei, Dona nobis pacem
Chor
Osanna in excelsis.
Hosianna in der Höhe.
Arie Tenor
(Jakob Pilgram)
Benedictus qui venit in nomine
Domini.
Gepriesen sei der da kommt im
Namen des Herrn.
Chor
Osanna in excelsis.
Hosianna in der Höhe.
Arie Alt
(Alex Potter)
Agnus Dei qui tollis peccata mundi,
miserere nobis.
Lamm Gottes, der du trägst die
Sünden der Welt,
erbarme dich unser.
Chor
Dona nobis pacem.
Gib uns Frieden.
Übersetzung nach Paul-Gerhard Nohl
6
ZUM WERK
Rätselhaftes, grandioses Vermächtnis –
Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe
»Melancholie des Vermögens«
»Was kann ein Mann noch tun, der technisch und geistig in seiner Kunst die höchste Stufe des von Menschen Erklimmbaren
erreicht hat? «, fragte sich der Komponist Paul Hindemith 1950 in
einem Vortrag über Johann Sebastian Bach. »Soll er unbekümmert weiterschaffen, das vorher Getane durch Umgruppierungen
in scheinbar neue Formen zwingen …?« In seinen letzten Jahren
habe Bach das Höchste offenbar erreicht, »nur noch eins bleibt
ihm: den steilsten engsten Platz, den er auf äußerstem Plateau
erreicht hat, noch ein wenig auszubauen, zu verschönern …«. Die
»Melancholie des Vermögens« nennt Hindemith das, was den
älter werdenden Bach überkam.
Fakt ist, dass Bach in den Jahren ab 1740 wenig komponierte –
zumindest für die Öffentlichkeit. Der Großteil seiner Werke war
in Köthen und in den ersten Leipziger Jahren entstanden. Um
den Mittfünfziger wird es ruhiger. Als Thomaskantor geht er seinen Pflichten nach. Er kann nunmehr die Früchte seiner immensen Produktivität ernten, baut auf Wiederaufführungen seiner
Werke, etwa der unterschiedlichen Kantaten-Jahrgänge, reist als
Orgelprüfer und Orgelvirtuose durchs Land, sein Schülerstamm
wächst. Ja, Bach hatte alles erreicht: als Organist, als Kapellmeister, als Kantor und als Komponist. In seinen letzten Lebensjahren
besinnt er sich dann auf wesentliche Aspekte der Tonkunst, widmet sich der Kunst der Fuge – einem Monumentalzyklus musikalischer Gelehrsamkeit. Es geht darin um das Wesen der Kontrapunktik in der reinen Gestalt der Fuge. Verinnerlicht und abstrakt
ist die Arbeit daran. Die Kunst der Fuge hat Vermächtnis-Charakter, ist eine Art Quintessenz seines Schaffens. 1750 wird Bach,
65 Jahre alt, sterben. Die Kunst der Fuge bleibt Fragment. Mitten
in einer Quadrupelfuge, dem Komplexesten und Schwierigsten,
was es in der Musik gibt, bricht die Partitur ab.
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Das letzte Werk
Lange dachte man, die Kunst der Fuge sei Bachs letztes Werk
gewesen. Aber da ruhte etwas anderes, das nach Vollendung rief,
das Bach offenbar nie ganz losgelassen hatte: Eine zweiteilige
Missa brevis aus dem Jahr 1733, bestehend aus Kyrie und Gloria,
in einer Gestalt also, wie sie üblicherweise in evangelischen und
auch katholischen Gottesdiensten zur Aufführung kam. Bach
hatte dieses Werk 1733 dem sächsischen Kurfürsten Friedrich
August II. gewidmet, dem Nachfolger des gerade verstorbenen
August des Starken – in der Hoffnung auf ein angemessenes Amt
bei Hofe, was sich nicht erfüllte. Ob diese Messe jemals aufgeführt wurde, ist nicht überliefert.
Bach hatte danach noch vier weitere solcher kurzen Messen
geschrieben. Aber die aus dem Jahr 1733 schien ihm besonders
am Herzen gelegen zu haben, was man verstehen kann, denn ihr
Kyrie ist für eine Missa brevis eigentlich viel zu mächtig dimensioniert. Man vermutet heute, dass Bach sie bei der Entstehung
bereits auf größeres hin konzipiert hat. Jetzt jedenfalls, am Ende
seines Lebens, reizt es ihn, sich doch noch einmal mit der großen Form der Missa solemnis, der Vertonung des kompletten
Mess-Ordinariums, zu beschäftigen, mit der »Missa tota«, wie
sie nur der katholische Gottesdienst kennt und die aus fünf Teilen besteht: aus Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus (mit Hosanna und
Benedictus) und Agnus Dei. So etwas hatte Bach bis dahin noch
nicht geschrieben.
In den Jahren 1748 und 1749 macht er sich also daran, die 15 Jahre
alte, kleine Messe zur großen zu vervollständigen. Dieses heute
als »h-Moll-Messe« bekannte Werk wurde zu seinem letzten großen Werk und darüber hinaus zu seinem Opus summum, seinem
Vermächtnis. Die h-Moll-Messe gilt heute neben der Beethovens
Missa solemnis, die sich auf Bachs Werk bezieht, als die bedeutendste Messvertonung aller Zeiten. Ungewöhnlich hoch ist das
Maß kunstvoller Ausarbeitung, ungewöhnlich vielfältig sind die
Ausdrucksformen und Satzarten, in denen Bach den Messtext
zergliedert, und ausgesprochen tiefsinnig ist die musikalische
Ausdeutung der Worte. Es gab seinerzeit keinerlei Vorbild für
dieses musikalische Monument.
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Entstanden ist diese sogenannte h-Moll-Messe ohne Auftrag
oder einen anderen besonderen Anlass. Eine Gesamtaufführung
zu Bachs Lebzeiten lässt sich nicht nachweisen. Offenbar liegt
die Motivation ausschließlich im künstlerischen Gestaltungswillen. Man hat viel über Bachs Beweggründe spekuliert, war er
doch selbst evangelischen Glaubens. Die Vertonung des gesamten Messordinariums spricht gegen eine geplante Verwendung
im evangelischen Gottesdienst. Bach vertonte ja sogar die Textzeile aus dem Credo »Et unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam« (Ich glaube an die eine, heilige, katholische und
apostolische Kirche). Und als »große catholische Messe« ist sie
dann auch im Inventar des Nachlasses des zweiten Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel Bach aufgeführt, der die autographe
Partitur besaß.
Wegen dieser Mehrdeutigkeit wurde die h-Moll-Messe gelegentlich als »überkonfessionell« und universell gedeutet. Andere
wiederum waren der Meinung, dass dies wohl nicht Bachs Anliegen gewesen sei. Die h-Moll-Messe stelle eher ein »privates«
Werk dar, in dem sich die persönliche religiöse Gesinnung Bachs
widerspiegele. Letztlich sind solche Fragen nicht mehr zu klären.
Der Bestimmungszweck der h-Moll-Messe bleibt rätselhaft.
Parodieverfahren
Bei der Komplettierung ging Bach auf bewährte Weise vor. Wie
auch bei anderen Werken, etwa dem Weihnachtsoratorium,
komponierte er zwar Neues hinzu, griff aber auch auf Sätze älterer Werke zurück, überarbeitete sie, unterlegte ihnen die neuen
Texte. Dieser Rückgriff auf eigene Werke und deren Umarbeitung
zwecks Umbettung in einen neuen Kontext nennt man Parodie
– ein Verfahren, das wenig zum heute noch aktiven Geniekult
der Romantik passen will. Musikalische Ideen mehrfach verwerten? Das widerspricht dem heutigen kunstästhetischen Leitsatz
von der Einmaligkeit des Kunstwerks. Aber warum in Zeiten, da
sie noch nicht technisch reproduzierbar war, Musik nicht noch
einmal verwenden, gerade wenn es sich, wie im Falle Bachs, um
qualitativ so hochstehende Werke handelte?
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Bach komplettierte also seine Missa brevis nicht nur durch ein
noch früher entstandenes Sanctus von 1724. Ergänzt wurden
diese Originalkompositionen (Kyrie, Gloria und Sanctus) durch
ein größtenteils neukomponiertes Credo und die im Parodieverfahren gewonnenen Sätze Osanna, Benedictus und Agnus Dei.
Keine Frage: Es ist erstaunlich, wie sich ältere und neuere Werke
bruchlos ineinanderfügen.
Form
Formal ist die h-Moll-Messe eine Kantatenmesse, in der sich
Solo-Arien und Duette, konzertierende Instrumente und vier- bis
achtstimmige Chorsätze abwechseln. Die Orchesterbegleitung
ist aufwendig und groß besetzt. Auf Rezitative wird verzichtet.
Das überlieferte Autograph Bachs besteht aus vier Teilpartituren: Nur die erste (Kyrie und Gloria) ist als Missa überschrieben.
Es folgt das Symbolum nicenum, das Credo. Bachs Bezeichnung
Symbolum Nicenum bezieht sich auf das Glaubensbekenntnis, das beim Ersten Konzil von Nicäa (im Jahre 325) formuliert
wurde. Teil III ist im Autograph das Sanctus, das Deckblatt der
vierten Teilpartitur ist mit Osanna, Benedictus, Agnus dei et Dona
nobis pacem betitelt. Die unterschiedlichen Schriftbilder der vier
Teile dokumentieren die komplexe Entstehungsgeschichte.
Teil I
Kyrie – Kontrast und Abwechslung sind bei Bach stets oberstes
Prinzip, was schon der Messebeginn mit dem gut 18-minütigen Kyrie zeigt. Bach gestaltete den Satz – der gemäß der drei
griechischen Anrufungen Gottes und seines Sohnes dreiteilig gebaut ist – nicht in erwartbarer ABA-Form, sondern er verlieh der dritten Anrufung ein eigenes Profil. Zwei große, unterschiedlich gestaltete Chorfugen (Kyrie I und II) umrahmen nun
das modern-opernhafte Duett der beiden Solo-Soprane (Christe
eleison). Kyrie I ist eine bewegliche Fuge mit obligatem Orchester
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und ausgedehnten Instrumentalzwischenspielen, Kyrie II eine
statisch-archaische Fuge, die auf eine selbstständige Orchesterergänzung verzichtet. Die Instrumente werden colla parte
geführt, das heißt, die Begleitung ist weitgehend identisch mit
den Gesangsstimmen.
Gloria – Den Gottespreis in Gestalt des Gloria-Textes teilte Bach
auf acht Sätze auf.
»Gloria« – »Et in terra«: Bach beginnt mit einem überraschenden Kontrast. Nach dem eher meditativen Kyrie folgt jetzt ein
festlicher Gloria-Chor zur Huldigung Gottes – mit Pauken und
Trompeten, Dreiklangsbrechungen, diatonischen Tonleitern,
Tanzrhythmen im 3/8-Takt. Das verleiht dem Satz deutlich ein
weltliches Flair. Der Chor singt mal fugiert, mal akkordisch, und
ganz tonmalerisch gerät die Musik auf die Worte »Et in terra pax«
(Und auf Erden Friede) in ruhigere Gefilde.
Ja, Bach war ein raffinierter Textausleger, der in dieser Hinsicht
sämtliche musikalischen Kunstgriffe beherrschte. Auch die Verwendung von Pauken und Trompeten ist eine solche textausdeutende Maßnahme. Beide galten im 17. und 18. Jahrhundert als
königliche Instrumente und waren für die glanzvolle Ausgestaltung von Herrschaftsritualen zuständig. Die Stimme der Trompete ist darüber hinaus auch eng mit der Welt des Militärs verbunden. Pauken und Trompeten sind Symbol für die Macht des
Gottessohnes, der auf die Erde gekommen ist, um die Menschheit
zu erlösen und sie mit seinem himmlischen Vater zu versöhnen.
Auf Kontrast und Abwechslung baut das gesamte Gloria: Das
»Laudamus« gestaltet Bach als virtuose Sopran-Arie mit reichlich
trillerverzierten Koloraturen und einer Solovioline als lebhafter,
nicht weniger virtuosen Gegenstimme. Es folgt das »Gratias«: ein
satztechnisch strenger, archaisierender Fugen-Chorsatz mit colla
parte geführten Instrumenten. Auch hier dienen Trompeten und
Pauken an prominenter Stelle für majestätische Überhöhung. Der
Satz ist eine Parodie des Anfangschores der Kantate »Wir danken dir, Gott« BWV 29 von 1729. Das »Domine deus« dagegen ist
als Duett von Sopran und Tenor angelegt: als ein entspannt-inniger Hymnus auf die Dreieinigkeit. Die Singstimmen sind meist
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parallel geführt bei häufigem kanonischem Einsatz, und ihnen
wird eine leidenschaftlich konzertierende Flöte gegenübergestellt. Das »Qui tollis« ist eine Bearbeitung des Anfangschores der
Kantate »Schauet doch und sehet« BWV 46 von 1723: ein eindringlich deklamierender Chorsatz, ein inniges, stilles Gebet an den
gekreuzigten Jesu mit individuell begleitenden Instrumenten.
Man achte auf die Flöten und ihre seufzenden, nicht enden wollenden Sechzehntelfiguren.
Es folgen die Alt-Arie »Qui sedes« mit solistischer und echoartig
antwortenden Oboe d’amore und die Bass-Arie »Quoniam«. In
letzterer ist die Gesangsstimme in einen meisterlich arrangierten Quintettsatz eingebettet, zu dem neben dem Generalbass
ein beredtes Fagott-Paar gehört sowie ein virtuos konzertierendes Naturhorn als Stimme Jesu. Das finale »Cum Sancto Spiritu«
ist ein strahlender fünfstimmiger Chor mit Tutti-Begleitung und
konzertanten Solo-Effekten. Ein Jubelhymnus, der sich auch an
einen weltlichen Würdenträger richten könnte.
Teil II
Credo – Den Text des Credo, des Glaubensbekenntnisses, teilte
Bach in neun Einzelsätze auf, die sich zu einer symmetrischen
Gesamtform fügen. Im Zentrum steht der Jesu Tod beweinende
»Crucifixus«-Chor, um diese Mittelachse herum gruppieren sich
zwei weitere Chöre: »Et incarnatus« und »Et resurrexit«. Diese werden wiederum von zwei Solonummern – dem Duett »Et in unum
Dominum« und der Arie »Et in Spiritum Sanctum« umschlossen.
Am Anfang und Schluss des Credo stehen jeweils zwei Chöre –
in beiden Fällen als Paar von je einem archaisierenden A-cappella-Chor über beweglichem Generalbass und einem festlichen
Tutti-Chorsatz.
Das Credo ist axialsymmetrisch angelegt, die Gesamtanlage
spiegelt die Form des Kreuzes wider, wodurch Bach die entscheidende Aussage des lutherischen Glaubens, nämlich Jesu
Menschwerdung, in den Mittelpunkt rückt.
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»Credo in unum Deum« verwendet als Cantus firmus gregorianisches Material. Über geschmeidigem Continuo-Bass entfalten
sich fünf Chorstimmen, zu denen noch zwei Violinstimmen hinzutreten, die den Chor zur 7-Stimmigkeit ergänzen. Der Satz ist
eng verzahnt mit der folgenden »Patrem«-Chorfuge – einer Parodie des Anfangschores der Kantate »Gott, wie dein Name, so ist
auch dein Ruhm« BWV 171 von 1729.
Das Duett »Et in unum Dominum« für Sopran und Alt deutet kunstvoll Text aus: Prägend wirkt ein Motiv, das von den Singstimmen
oft imitierend und kanonartig vorgetragen wird, aber jeweils von
beiden Stimmen unterschiedlich phrasiert wird. Will heißen: Gott
und sein Sohn sind eins und doch jeweils auch eigen.
Das »Et incarnartus est«, die Fleischschwerdung Gottes, ist ein
fünfstimmiger Chorsatz mit seufzender Klangsymbolik nicht nur
in den Vorhaltsfiguren der unisono geführten Violinstimmen.
Der zentrale »Crucifixus«-Satz ist ein düster trauernder, vierstimmiger Chorsatz: eine Passacaglia über absteigendem pulsierendem Lamento-Bass. Bach griff hier auf den Eröffnungschor
seiner Kantate »Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen« BWV 12 von 1714
zurück. Die monotone Begleitung und die chromatisch absinkende Deklamation sorgen für eine Atmosphäre fahler Hoffnungslosigkeit. Den Schlussworten »et sepultus est« (und ist
begraben worden) fügte Bach ausdrücklich ein »piano« hinzu.
Dementsprechend überraschend kann der fröhliche Einsatz der
anschließenden Chornummer »Et resurrexit« (er ist auferstanden) wirken: Plötzlicher Optimismus bricht sich Bahn. Wie der
Jubel-Gloria-Chor kommt auch dieser fünfstimmige Chorsatz in
prächtigem, hochbarockem Orchestergewand daher – inklusive
konzertanter Zwischenspiele und einem trompetenschmetternden Finale. Davor erklingt aber noch ein Koloraturen-Solo des
Chorbasses.
Die folgende Bass-Arie »Et in Spiritum sanctum« wird kunstvoll
von einem Instrumententrio aus zwei Oboi d’amore und Generalbass ergänzt. Als Hinweis auf die Trinität herrscht im Metrum
Dreierbewegung.
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Im fünfstimmigen »Confiteor«-Chorsatz herrscht dann imitatorische Polyphonie. Im abschließenden Adagio-Teil schichtet Bach
kühnste harmonische Folgen übereinander: Chromatische Modulationen als musikalische textausdeutende Vision: »Et expecto
resurrectionem mortuorum« (Ich erwarte die Auferstehung der
Toten). Wieder bricht Jubel in die nachdenkliche Stimmung: »Et
expecto«, nun vertont als fünfstimmiger Freude-Chor – eine Parodie des zweiten Satzes aus der Kantate »Herr Gott, Beherrscher
aller Dinge« BWV 120a. Der fugierte Teil wird in eine grandiose
Schlusssteigerung überführt.
Teil III
Sanctus – Das Sanctus, das Bach ursprünglich zu Weihnachten
1724 komponiert hatte, ist sechsstimmig und orientiert sich am
Formtypus Präludium und Fuge. Als Präludium (in geradem Takt)
fungiert hier die dreimalige »Heilig«-Anrufung – das Bekenntnis
zum dreifaltigen Gott. Als Fuge im 3/8-Takt ist der »Pleni sunt coeli
et terra«-Text gebaut – dem Moment der Einheit zwischen Himmel und Erde. Im Sanctus präsentiert Bach seine ganze komplexe
Harmonisierungs- und Stimmführungskunst. Natürlich spielt die
heilige Zahl 3 eine große Rolle: etwa in der dreifachen Aufgliederung der Instrumentalbesetzung (je 3 Trompeten, Oboen, hohe
Streicher), im triolischen Dreierrhythmus oder in den Dreier- und
Sechsergruppierungen des Chores. Mit seinen 168 Takten gilt
das Sanctus als der umfangreichste Chorsatz im Œuvre Bachs.
Teil IV
Osanna u. a.: Der Einleitungssatz des finalen Teiles, das »Osanna«,
ist der einzige doppelchörige, also 8-stimmige Satz der Messe
und gleichzeitig eine Parodie des Anfangschores der weltlichen
Kantate »Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen« BWV 215 von
1734. Diese fetzige, mitreißende Festmusik, ursprünglich für den
Kurfürsten von Sachsen gedacht, avanciert hier zum Hymnus für
den Himmelsfürsten.
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Die Tenor-Arie »Benedictus« wirkt schlicht und meditativ. Die ausdrucksvoll deklamierende Singstimme wird durch zwei bewegliche Instrumentalstimmen – dem ruhig schreitenden Generalbass
und der sehr lebhaften Soloflöte – zum Trio ergänzt.
Das »Agnus dei« erklingt in Gestalt einer verinnerlichten Alt-Arie.
Der hochexpressiven Melodik der Singstimme werden zwei unisono geführte Violinstimmen gegenübergestellt. Die Arie ist eine
Parodie aus der Kantate »Lobet Gott in seinen Reichen« BWV 11,
dem Himmelfahrtsoratorium.
Das »Dona nobis pacem«, den Schlusssatz der Messe, gestaltete
Bach nicht als auftrumpfenden Apotheose-Schlusschor, sondern er wiederholt an dieser Stelle den »Gratias«-Chor aus dem
Gloria, nun neu textiert. Das Ende soll nicht triumphal wirken, es
soll eindringlich sein, von flehender Intensität: Eine emphatische
Friedensbitte mit nur verhalten strahlenden Trompeteneinsätzen.
Durch den ungewöhnlichen Rückgriff auf das »Gratias« verleiht
Bach aber auch seiner Auffassung der Messfeier als Dankgottesdienst Ausdruck. Das ideelle Moment überlagert deutlich die
musikalische Formgebung.
Verena Großkreutz
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BIOGRAPHIEN
Anne Bierwirth
Anne Bierwirth studierte Gesang und
historische Aufführungspraxis bei Heidrun Kordes an der Hochschule für
Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Sie ist eine gefragte Konzert- und Oratoriensängerin. Ihr Repertoire reicht von Werken der Renaissance
über den Barock, die Klassik und
Romantik bis hin zu zeitgenössischen
Kompositionen. Konzertengagements
führten die Altistin in zahlreiche Städte
Deutschlands und Europas sowie auf Konzertreisen nach Brasilien, China, Russland und Südafrika. Dabei arbeitete sie u. a. mit
Marcus Creed, Thomas Hengelbrock, Hermann Max, Wolfgang
Schäfer, Michael Schneider, Florian Heyerick und Winfried Toll
zusammen. Sie ist regelmäßig zu Gast bei zahlreichen Festivals
wie dem Bachfest Leipzig, den Telemann-Festtagen Magdeburg,
dem Rheingau Musik Festival, der Staufener Musikwoche und
dem Zermatt Festival. Verschiedene CD-Aufnahmen und Rundfunkmitschnitte dokumentieren ihre Arbeit.
16
Stefan Geyer
Der in Ulm geborene Bariton studierte
in der Gesangsklasse von Klaus-Dieter
Kern an der Staatlichen Hochschule für
Musik in Karlsruhe sowie in der Liedklasse des Duos Mitsuko Shirai und
Hartmut Höll. Außerdem war er Meisterschüler von Dietrich Fischer-Dieskau
in Berlin. Mit seiner Partnerin HeikeDorothee Allardt am Klavier gewann er
den internationalen Wettbewerb »Franz
Schubert und Musik des 20. Jahrhunderts« in Graz und den Schubert-Interpretationspreis. Mit weiteren Preisen wurde er beim Meistersänger-Wettbewerb Nürnberg,
beim Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb Zwickau
und beim Internationalen Wettbewerb für Liedkunst in Stuttgart
ausgezeichnet. Als Oratoriensänger und Liedinterpret gleichermaßen gefragt, reüssierte er bei bedeutenden internationalen
Festivals wie dem Festival van Vlaanderen in Brügge, den Telemann-Festtagen in Magdeburg, den Flâneries Musicales d’Eté
de Reims, den Internationalen Festtagen Alter Musik in Stuttgart,
dem Festival International Echternach und der Festa da Musica
Lissabon. Im Opernfach sang er vor allem die großen Mozartpartien wie den Conte, Guglielmo und Papageno, aber auch Partien
wie Silvio aus dem Bajazzo von Leoncavallo oder den Malatesta
aus Donizettis Don Pasquale. Konzertverpflichtungen führten Stefan Geyer in den letzten Jahren in zahlreiche Länder Europas
und Nord- und Südamerikas. Er konzertierte mit renommierten
Dirigenten wie Frieder Bernius, Hermann Max, Konrad Junghänel, Florian Heyerick und Thomas Hengelbrock, mit dem ihn eine
langjährige Zusammenarbeit verbindet. Funk- und Fernsehproduktionen beim Hessischen Rundfunk, beim Deutschlandfunk,
beim Südwestrundfunk, beim Bayerischen Rundfunk und beim
Belgischen Radio- en Televisieomroep (BRT) sowie mehrere CDAufnahmen dokumentieren seine Arbeit. Schwerpunkte seines
umfangreichen Repertoires sind die großen Liederzyklen von
Franz Schubert, Robert Schumann und Hugo Wolf sowie die
Oratorien von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel,
Joseph Haydn und Felix Mendelssohn-Bartholdy.
17
Matthias Lucht
Der Countertenor Matthias Lucht studierte zunächst Bratsche an der Musikhochschule in Mannheim. Parallel dazu
absolvierte er ein Gesangsstudium bei
Gerd Türk. Danach half ihm ein Stipendium des DAAD, sein Studium am Konservatorium in Amsterdam bei Howard
Crook und Udo Reinemann fortzusetzen. An der Schola Cantorum Basiliensis konnte er bei Andreas Scholl sein
Wissen im Bereich der historischen Aufführungspraxis vertiefen. Kurse bei Max van Egmont, Ingeborg
Danz, Roger Vignoles, Barbara Schlick u. a. gaben ihm wichtige
Impulse. Inzwischen ist er ein gefragter Solist und Ensemblesänger. Neben seiner Arbeit in führenden deutschen Alte-MusikEnsembles wie dem Balthasar-Neumann-Chor, Musica Fiata,
Cantus Cölln, der Capella Angelica oder dem RIAS Kammerchor tritt Matthias Lucht auch regelmäßig als Solist mit namhaften Dirigenten in Erscheinung. So sang er bereits u. a. unter
der Leitung von Thomas Hengelbrock, Andrea Marcon, René
Jacobs, Konrad Junghänel und Helmuth Rilling. Dabei begleiteten ihn das Balthasar-Neumann-Ensemble, die Akademie für
Alte Musik Berlin, die Lautten Compagney Berlin, La Cetra Basel
und die Heidelberger Sinfoniker. Zu Gast war Matthias Lucht u. a.
bei den Innsbrucker Festwochen, den Händel-Festspielen Halle,
den Salzburger Festspielen, beim Bachfest Leipzig, im Festspielhaus Baden-Baden, im Concertgebouw Amsterdam sowie in
anderen wichtigen Konzertsälen. Matthias Lucht wirkte in Rundfunk-, CD-, und TV-Produktionen mit. Besonders hervorzuheben
ist seine Solo-CD Die Welt ist toll mit deutschen Renaissanceliedern. Auch auf der Opernbühne ist Matthias Lucht zu sehen.
Nach seinem Debüt bei den Innsbrucker Festwochen unter René
Jacobs hat er an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, am
Badischen Staatstheater Karlsruhe, dem Staatstheater am Gärtnerplatz in München, dem Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
sowie den Theatern in Passau, Landshut, Solothurn und Biel gastiert und sang Partien in Opern von Händel, Monteverdi, Steffani
und Britten.
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Hermann Oswald
Der Tenor Hermann Oswald sang als
Kind schon im Tölzer Knabenchor,
doch die elterliche Landwirtschaft
brachte ihn zuerst zu einem Studium
dieses Berufs, das er 1990 erfolgreich
abschloss. Er pflegte jedoch seine sängerische Leidenschaft neben dem landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe
von München. Private Gesangsstunden
bei unterschiedlichen Gesangspädagogen und viel autodidaktische Arbeit mit
der eigenen Stimme ermöglichten Hermann Oswald 1992 den
Einstieg in eine erfolgreiche Sängerlaufbahn. Seine Vorliebe für
die Barockmusik führte zu einer deutlichen Ausrichtung seines
solistischen Tätigkeitsbereiches im Konzert- sowie Opernfach.
Schnell brachte ihn die intensive Zusammenarbeit mit den Dirigenten Howard Armann, Ivor Bolton und Thomas Hengelbrock in
der Barockmusik-Szene weiter. Zahlreiche CD-Veröffentlichungen (u. a. Bachs h-Moll-Messe mit dem Freiburger Barockorchester und Thomas Hengelbrock) folgten in den kommenden
Jahren. Für die CD-Veröffentlichung der Barockoper La Faretra
Smarrita von Sebastiano Moratelli mit der Salzburger Hofmusik erhielt er beste Kritiken von der internationalen Fachpresse.
Neben einer ausgedehnten Konzerttätigkeit im gesamten europäischen Raum wurde Hermann Oswald als freier Opernsänger
immer wieder von namhaften europäischen Opernhäusern eingeladen. So führten ihn Engagements an die Staatsopern von
Berlin, München, Wien und Straßburg sowie zu bedeutenden
Musikfestspielen in Bremen, Schwetzingen, Innsbruck, Potsdam und Dresden. Seine Liebe zu früher Musik und dem Minnegesang führte zudem zu einer intensiven Zusammenarbeit mit
renommierten Ensembles wie dem Ensemble Unicorn oder dem
Accentus Ensemble.
19
Nicole Pieper
In Hildesheim geboren, studierte Nicole
Pieper an der Hochschule für Musik in
Detmold bei Gerhild Romberger, Thomas Quasthoff und Martin Christian
Vogel. Private Studien bei Caroline
Stein sowie Meisterkurse bei Juliane
Banse, Christa Ludwig, Dietrich FischerDieskau, Cord Garben und Christoph
Prégardien gaben ihr weitere wichtige
Impulse. Eine enge Zusammenarbeit
verbindet sie mit Kammersänger Harald
Stamm. Nicole Pieper ist Gewinnerin des Landeswettbewerbs für
Gesang in Nordrhein-Westfalen und war Finalistin des Bundeswettbewerbs in Berlin. Zahlreiche Engagements führten sie in
renommierte Konzertsäle Europas, Russlands und Südamerikas,
so z. B. in das Gewandhaus Leipzig, das Festspielhaus BadenBaden, die Alte Oper Frankfurt, die Philharmonie in St. Petersburg
und in Danzig und die Hamburger Laeiszhalle und zu internationalen Festivals wie dem MDR Musiksommer oder den Brühler
Schlosskonzerten. Dabei arbeitete sie mit Dirigenten wie Thomas
Hengelbrock, Ariel Zuckermann, Howard Arman, Andreas Spering und Jun Märkl zusammen. Ihre Konzertaktivitäten umfassen
zahlreiche Auftritte mit Klangkörpern wie dem MDR Sinfonieorchester, dem State Hermitage Orchestra St. Petersburg, der Baltischen Philharmonie Gdansk, dem Kölner Kammerorchester und
dem Bach-Verein Köln. Opernerfahrung konnte Nicole Pieper
bei verschiedenen Produktionen des Detmolder Landestheaters
sowie in der Detmolder Opernschule sammeln. Zu ihrem Opernrepertoire zählen u. a. die Partie des Orfeo in Orfeo ed Euridice,
der Dido in Dido and Aeneas, des Sesto in La clemenza di Tito, des
Hänsel in Hänsel und Gretel und der 3. Dame in der Zauberflöte.
2013 gab Nicole Pieper ihr Debüt an der Staatsoper Hannover, wo
sie mit dem Niedersächsischen Staatsorchester unter der Leitung von Benjamin Reiners Gustav Mahlers Rückert-Lieder und
die Kindertotenlieder sang. Darüber hinaus wirkte sie bei einer
Einspielung von Hans Werner Henzes Apollo et Hyazinthus unter
Jörg-Peter Mittmann und dem Ensemble Horizonte mit.
20
Jakob Pilgram
Jakob Pilgram studierte Gesang in
Basel bei Hans-Jürg Rickenbacher
und erwarb dort das Lehrdiplom mit
Auszeichnung; außerdem in Zürich
bei Werner Güra, wo er den Abschluss
ebenfalls mit Auszeichnung machte.
Neben seiner solistischen Tätigkeit als
Lied- und Konzertsänger im In- und
Ausland ist Jakob Pilgram Mitglied in
mehreren professionellen Vokalformationen wie dem Balthasar-NeumannChor und dem Origen Ensemble Vocal. Während seines Studiums
gründete er zusammen mit Mitstudierenden das Vokalensemble
larynx, bei dem er seit 2005 als musikalischer Leiter wirkt und
das 2012 mit dem Kulturförderpreis des Kantons Basel-Land
ausgezeichnet wurde. Als Gastsänger stand er auf den Bühnen
der Theater in Basel, Bern und Luzern. Seit 2005 ist er festes Mitglied im Ensemble des Origen Festival Cultural, wo er in zahlreichen Uraufführungen zu hören war. Jakob Pilgram ist Preisträger
des Internationalen Liedwettbewerbes »Franz Schubert und die
Musik der Moderne« (2012) sowie Träger der Studienpreise des
Migros-Genossenschaftsbundes und der Friedl Wald Stiftung.
2008 wurde er mit dem Anerkennungspreis für Liedgestaltung
der Basler Orchester-Gesellschaft (BOG) ausgezeichnet.
21
Alex Potter
Der Countertenor Alex Potter ist ein
gefragter Interpret für die Musik des 17.
und 18. Jahrhunderts. Seine Engagements führen ihn auf Bühnen in ganz
Europa. Er arbeitet mit Dirigenten wie
Philippe Herreweghe, Thomas Hengelbrock, Frieder Bernius, Peter Neuman und Roland Wilson. Die musikalische Laufbahn von Alex Potter begann
als Chorknabe an der Southwark
Cathedral in London. Er war dann Chorschüler am New College der Universität Oxford und absolvierte
zeitgleich ein Studium der Musikwissenschaften. Im Anschluss
daran ergänzte er seine Ausbildung im Bereich Alter Musik bei
Gerd Türk und Evelyn Tubb an der Schola Cantorum Basiliensis
in der Schweiz. Bemerkenswerte Auftritte in letzter Zeit hatte er
mit Bachs Matthäus-Passion mit der Nederlandse Bachvereniging im Concertgebouw Amsterdam, auf einer Konzertreise mit
dem European Union Baroque Orchestra unter Lars Ulrik Mortensen, bei der Händels Eternal Source of Light Divine und das
»Utrechter Te Deum« gesungen wurden, bei einem Konzert mit
Solo-Kantaten von Bach in der Bachkirche Arnstadt bei den
Thüringer Bachwochen und bei einem Solo-Konzert beim Festival für Alte Musik in Utrecht sowie Händels Messiah in Kopenhagen mit dem Dänischen Radiochor unter Marcus Creed. Alex
Potter ist auf zahlreichen CD-Einspielungen zu hören, u. a. als
Solist in Schütz’ »Schwanengesang« mit dem Collegium Vocale
Gent unter Philippe Herreweghe und in Händels Eternal Source of
Light Divine mit dem European Union Baroque Orchestra unter
Lars Ulrik Mortensen. Darüber hinaus hat er auch Solo-Alben
eingespielt: Vox dilectimei mit Musik von Johann Rosenmüller in
Zusammenarbeit mit dem Ensemble Chelycus und ein Album mit
Motetten von Jan Dismas Zelenka mit dem Capriccio Barock­
orchester. Eine neue Solo-CD – Fede e Amor mit Wiener Barockmusik für Altus mit obligater Posaune – ist im Herbst letzten Jahres erschienen und für den International Classical Music Award
nominiert worden.
22
Marek Rzepka
Marek Rzepka wurde im polnischen
Mikołów geboren. Der gelernte Bergmann gewann 1989 beim Kolobrzeg-Festival den Ersten Preis und begann daraufhin seine Gesangsausbildung in Krakau
bei Adam Szybowski. Nach dem Wechsel
an die Hochschule für Musik »Carl Maria
von Weber« in Dresden studierte er bei
Christian Elsner. Er schloss sein Studium
mit Auszeichnung ab und absolvierte die
Meisterklasse der Dresdner Musikhochschule. Anschließend setzte er seine Studien bei Hans-Joachim
Beyer in Leipzig und Rudolf Piernay in Mannheim fort. Meisterkurse
bei Brigitte Fassbaender, Teresa Zylis-Gara, Peter Schreier, Thomas
Quasthoff und Charles Spencer ergänzten seine Ausbildung. Marek
Rzepkas Repertoire umfasst u. a. Haydns Schöpfung, Händels Messiah und Bachs h-Moll-Messe. Er sang Mozarts Requiem in der
Krakauer Philharmonie, Bachs Matthäus-Passion mit dem Dresdner Kreuzchor und der Dresdener Philharmonie, Mauricio Kagels
Aus Deutschland in Hamburg, Bachs »Kaffeekantate« mit der Akademie für Alte Musik und weitere Kantaten von Bach unter Helmuth
Rilling. Marek Rzepka verbindet eine regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Balthasar-Neumann-Ensemble und Thomas Hengelbrock, dem Musikpodium Stuttgart und Frieder Bernius sowie
mit dem RIAS Kammerchor und Hans-Christoph Rademann. Er
gastierte im Auditorium di Milano, beim Bologna Festival, bei den
Dresdner Musikfestspielen, den Händel-Festspielen Halle, dem
Rheingau Musik Festival, dem Schleswig-Holstein Musik Festival,
dem Boston Early Music Festival und den Schwetzinger Festspielen. 2012 war er als Caronte in Monteverdis Orfeo sowie im Rahmen
einer Europa-Tournee mit dem Weihnachtsoratorium von Bach zu
hören. 2013 gab er sein Debüt in Wagners Parsifal im Teatro Real
in Madrid und sang bei den Salzburger Festspielen unter Thomas Hengelbrock Mozarts Requiem. Etliche CD-Produktionen und
Rundfunkaufnahmen dokumentieren sein künstlerisches Schaffen.
Seit Oktober 2013 hat er eine Professur für Gesang an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover inne.
23
Agnes Scheibelreiter
Agnes Scheibelreiter wurde in Wien
geboren. Nach dem Besuch des Wiener Musikgymnasiums und erstem
Gesangsunterricht bei Helga MeyerWagner studierte sie an der Universität
für Musik und Darstellende Kunst Wien
bei Rotraud Hansmann und Robert Holl
die Fächer Lied und Oratorium sowie
bei Michael Temme Musikdramatische
Darstellung. 1998 erhielt sie einen Förderpreis beim Internationalen Gesangswettbewerb »Ferruccio Tagliavini«. Ein Jahr später nahm sie an
einem Meisterkurs bei Marjana Lipovsek teil. 2002 erhielt sie
den Ersten Preis beim Musikwettbewerb Musica Juventutis und
debütierte mit Robert Schumanns Frauenliebe und Leben im Wiener Konzerthaus. Auf der Opernbühne interpretiert Agnes Scheibelreiter zahlreiche Rollen vom Barock bis zur Moderne, darunter
die weiblichen Hauptrollen in Monteverdis Il combattimento di
Tancredi e Clorinda und Purcells Dido and Aeneas, ferner die Partie
des Vitige in Händels Flavio, Cleopatra in Giulio Cesare, Piacere in
Il Trionfo del Tempo e del Disinganno, die weibliche Hauptrolle in
Hasses Larinda e Vanesio, Susanna und Barbarina in Mozarts Le
nozze di Figaro, Papagena in der Zauberflöte und Fjodor in Mussorgskys Boris Godunow. Zudem sang sie in Kaufmanns Requiem
für Piccoletto, in Marais’ Alcione, in Brittens Death in Venice und
in Glucks Iphigènie en Tauride. Bisherige Engagements führten
Agnes Scheibelreiter u. a. an die Volksoper Wien, die Kammeroper Wien, das Odeon Theater, die Neue Oper Wien und an das
Theater an der Wien. Sie arbeitete u. a. mit den Dirigenten Martin
Haselböck, Thomas Hengelbrock, Harry Bicket und Donald Runnicles zusammen. Im Rahmen ihrer Konzerttätigkeit trat Agnes
Scheibelreiter u. a. bei den Wiener Festwochen, dem Eröffnungsfest für die Salzburger Festspiele 2006, den Tiroler Festspielen,
bei Musica Sacra in Linz, dem Bach-Festival in Köthen, im Barbican Centre in London, im Festspielhaus Baden-Baden, im Wiener Konzerthaus und im Wiener Musikverein auf. Weitere Konzerte führten sie nach Deutschland, Ungarn, Italien, Spanien und
Singapur.
24
Katja Stuber
Die Sopranistin Katja Stuber stammt
aus der Oberpfalz und studierte in München und Saarbrücken bei Christian
Gerhaher und Ruth Ziesak. Als Konzertsolistin ist sie mit Orchestern wie dem
Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks, dem NDR Sinfonieorchester, dem WDR Sinfonieorchester Köln,
Concerto Köln und der Akademie für
Alte Musik Berlin zu hören. Im Sommer 2011 feierte Katja Stuber ihr viel
beachtetes Debüt bei den Bayreuther Festspielen mit der Partie
des Jungen Hirten in einer Neuinszenierung von Richard Wagners Tannhäuser unter der musikalischen Leitung von Thomas
Hengelbrock. Bei den Festspielen der folgenden Jahre war sie in
der gleichen Partie unter Christian Thielemann und Axel Kober
zu hören. 2015 stehen Konzerte mit dem Swedish Radio Symphony Orchestra unter Daniel Harding sowie mit den Bamberger Symphonikern und dem Gewandhausorchester Leipzig unter
Herbert Blomstedt auf dem Programm. Katja Stuber war in der
Saison 2009/10 am Bayerischen Staatstheater am Gärtnerplatz
in München engagiert und ist seit der Spielzeit 2014/15 neues
Ensemble­mitglied im Hessischen Staatstheater in Darmstadt.
25
Balthasar-Neumann-Chor
1991 gründete Thomas Hengelbrock den Balthasar-NeumannChor und führte ihn rasch zu weltweitem Renommee. Heute
gastieren die Sängerinnen und Sänger in allen großen europäischen Konzertsälen und bei den bedeutenden Festivals. Im
Mittelpunkt der musikalischen Arbeit steht neben romantischen
und zeitgenössischen Werken die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. Jeder einzelne Sänger ist in der Lage, als Solist aus
dem Chor hervorzutreten und ebenso als Teil des transparenten
Gesamtklanges in der Gruppe aufzugehen. Dies ermöglicht eine
einzigartige Flexibilität in Besetzung und Repertoire. Die dramaturgisch ausgefeilten Konzertprogramme vereinen selten Gehörtes, wie etwa Werke von Antonio Lotti, Agostino Steffani und Jan
Dismas Zelenka, mit Repertoirewerken. Innovative szenische und
genreverbindende Produktionen, beispielsweise mit Klaus Maria
Brandauer oder Johanna Wokalek, wurden zu aufsehenerregenden Erfolgen. Auch bei Dirigenten wie René Jacobs, Ivor Bolton,
Heinrich Schiff und Pablo Heras-Casado ist der Chor gefragt. Der
Balthasar-Neumann-Chor erhielt zahlreiche Auszeichnungen,
darunter mehrere ECHO-Preise und der Gramophone Award.
Zuletzt hörten wir den Chor bei uns im Jahr 2009.
26
Balthasar-Neumann-Ensemble
Vier Jahre nach Gründung des Chores führte Thomas Hengelbrock 1995 herausragende internationale Musiker im Balthasar-Neumann-Ensemble zusammen. Das Ziel: Musizieren auf
Grundlage historisch informierter Aufführungspraxis, die jedoch
nicht auf die Alte Musik beschränkt bleibt. Werke vom Frühbarock bis zur Moderne werden, ihrer Entstehungszeit und dem
historischen Hintergrund entsprechend, auf angemessenem
Instrumentarium dargeboten. So gehört das Balthasar-Neumann-Ensemble zu den führenden Klangkörpern seiner Art. Es
ist, wie auch der Balthasar-Neumann-Chor, künstlerisch seinem Namensgeber, dem epochalen Barockarchitekten Balthasar Neumann (1687 – 1753), verpflichtet. Der Baumeister war ein
Pionier, der erstmals Baukunst, Malerei, Skulpturen und Gärten zusammenspielen ließ. In ähnlicher Weise streben die beiden Balthasar-Neumann-Ensembles und ihr künstlerischer Leiter und Dirigent Thomas Hengelbrock gemeinsam nach einem
engen Zusammenspiel der Künste.
Bei uns war das Ensemble zuletzt 2009 zu hören.
27
Die Besetzung des
Balthasar-Neumann-Chores
Solisten
Sopran I
Theresa Dlouhy
Katia Plaschka
Gerlinde Sämann
Sibylle Schaible
Agnes Scheibelreiter
Katja Stuber
Christine Süßmuth
Sopran
Agnes Scheibelreiter
Katja Stuber
Alt
Anne Bierwirth
Matthias Lucht
Nicole Pieper
Alex Potter
Sopran II
Anja Bittner
Margaret Hunter
Chiyuki Okamura
Christine Oswald
Mona Spägele
Dorothee Wohlgemuth
Tenor
Hermann Oswald
Jakob Pilgram
Bass
Stefan Geyer
Marek Rzepka
Alt
Anne Bierwirth
Julie Comparini
Beat Duddeck
Matthias Lucht
Nicole Pieper
Alex Potter
Tenor
Nils Giebelhausen
Mirko Heimerl
Mirko Ludwig
Hermann Oswald
Jakob Pilgram
Victor Schiering
Bass
Stefan Geyer
Marek Rzepka
Tobias Schlierf
Raimonds Spogis
Ulfried Staber
Andreas Werner
Choreinstudierung
Detlef Bratschke
28
Die Besetzung des
Balthasar-Neumann-Ensembles
Violine I
Bernhard Forck Konzertmeister
Basma Abdel-Rahim
Ulrike Engel
Luisa Höfs *
Lisa Immer
Monika Nußbächer
Verena Schoneweg
Flöte
Michael Schmidt-Casdorff
Ingo Nelken
Violine II
Verena Sommer Stimmführerin
Anna Melkonyan
Ewa Miribung
Henriette Otto *
Veronika Schulz
Lotta Suvanto
Fagott
Carles Cristobal
Eyal Streett
Oboe
Emma Black
Andreas Helm
Péter Tabóri
Horn
Thomas Müller
Trompete
Guy Ferber
Krisztián Kováts
Emmanuel Alemany
Viola
Pablo de Pedro Stimmführer
Donata Böcking
Catriona Böhme
Delphine Blanc
Mladen Somborac *
Pauke
Maarten van der Valk
Orgel
Michael Behringer
Violoncello
Christoph Dangel Stimmführer
Lorenzo Meseguer *
Anna-Lena Perenthaler
Kaamel Salah-Eldin
Elisa Siber
* Akademisten der Akademie
Balthasar Neumann
Kontrabass
Davide Vittone Stimmführer
Nicola dal Maso
29
Thomas Hengelbrock
Prägend für Thomas Hengelbrocks
künstlerische Entwicklung als Dirigent waren seine Assistenztätigkeiten
bei Antal Dorati, Witold Lutosławski
und Mauricio Kagel, die ihn früh mit
zeitgenössischer Musik in Berührung
brachten. Auch seine Mitwirkung in
Nikolaus Harnoncourts Ensemble Concentus musicus gab ihm entscheidende
Impulse. Neben der umfassenden
Beschäftigung mit Musik des 19. und
20. Jahrhunderts widmete er seine Arbeit auch intensiv der historisch informierten Aufführungspraxis und trug maßgeblich dazu
bei, das Musizieren auf Originalinstrumenten dauerhaft im deutschen Konzertleben zu etablieren. In den 1990er Jahren gründete
er mit dem Balthasar-Neumann-Chor und dem Balthasar-Neumann-Ensemble zwei Klangkörper, die heute zu den international erfolgreichsten ihrer Art zählen. Zudem wirkte er von 1995
bis 1998 als künstlerischer Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, leitete von 2000 bis 2006 das Feldkirch Festival
und arbeitete von 2000 bis 2003 als Musikdirektor an der Wiener
Volksoper.
In den Konzertprogrammen und Opernprojekten, die er seit
zwei Jahrzehnten mit seinem Balthasar-Neumann-Chor und
-Ensemble und seit 2011 als Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters gestaltet, kombiniert Thomas Hengelbrock Barockwerke mit Zeitgenössischem oder bekannte mit vergessenen
Meisterwerken. Abseits etablierter Interpretationsnormen befragt
er die Opern und Sinfonik des 19. Jahrhunderts neu oder lässt
in szenischen und genreverbindenden Projekten Musik, Literatur, Schauspiel und Tanz ineinanderfließen. Gastdirigate führten
Thomas Hengelbrock wiederholt zu den Münchner Philharmonikern, dem Orchestre de Paris und dem Symphonieorchester
des Bayerischen Rundfunks. 2014 gab er sein Debüt am Pult des
Königlichen Concertgebouworchesters Amsterdam. Regelmäßig ist er am Teatro Real Madrid, der Opéra de Paris, dem Royal
Opera House Covent Garden in London und dem Festspielhaus
30
Baden-Baden zu Gast und arbeitet mit Sängern wie Plácido
Domingo, Cecilia Bartoli und Anna Netrebko zusammen. Bei
den Bayreuther Festspielen debütierte er 2011 mit Wagners Tannhäuser. Mit seinem Balthasar-Neumann-Ensemble sorgte er
im Januar 2013 mit konzertanten Aufführungen von Parsifal auf
authentischem Instrumentarium für Aufsehen. 2014 war er u. a.
mit Händels Israel in Egypt beim Schleswig-Holstein Musik Festival und den Salzburger Festspielen zu Gast.
Auf dem Podium der Kölner Philharmonie war Thomas Hengelbrock zuletzt 2011 zu erleben. In dieser Saison wird er im
Februar 2015 erneut bei uns zu Gast sein, dann mit dem NDR
Sinfonieorchester.
31
KölnMusik-Vorschau
Dezember
SO
07
16:00
DI
02
Michael Petrov Violoncello
Ashley Fripp Klavier
20:00
Nominiert vom
Barbican Centre London
tenThing
Tine Thing Helseth Trompete und
Leitung
Franz Schubert
Sonate a-Moll für Arpeggione
und Klavier D 821
In ihrem Programm widmen sich die
Musikerinnen von tenThing nicht nur
schwungvoll arrangierten Gassenhauern, die sie ebenso virtuos wie humorvoll interpretieren. Auch komplexe
Kantaten und Choräle Bachs sowie
norwegische Traditionals setzen die
Zehn gleichermaßen einfühlsam und
schmetternd in Szene.
Johannes Brahms
Vier Klavierstücke op. 119
Henri Dutilleux
Trois Strophes sur le nom
de SACHER
für Violoncello solo
César Franck / Jules Delsart
Sonate für Klavier und Violine A-Dur
Transkription für Violoncello und Klavier
MI
Gefördert durch die
Europäische Kommission
03
Familiensache – Zu diesem Konzert
bieten wir eine Kinderbetreuung an.
20:00
Martin Mitterrutzner Tenor
Gerold Huber Klavier
15:00 Einführung in das Konzert durch
Bjørn Woll
Robert Schumann
Liederkreis op. 24
sowie weitere Lieder von
Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz
Liszt und Hugo Wolf
mit Texten von Heinrich Heine
Rising Stars –
die Stars von morgen 3
MI
10
Liederabende 3
20:00
Modigliani Quartett
Philippe Bernhard Violine
Loïc Rio Violine
Laurent Marfaing Viola
François Kieffer Violoncello
FR
05
20:00
Franz Schubert
Streichquartett Es-Dur
op. 125,1 D 87
super konzert
Patrice Gesang, Gitarre
Kwame Yeboah Keyboard, Gitarre
Philip »Soul« Sewell E-Bass
Mickel Boswell Schlagzeug
Dmitrij Schostakowitsch
Streichquartett Nr. 1 C-Dur op. 49
Ernst von Dohnányi
Streichquartett Nr. 3 a-Moll op. 33
Cosmopolitan Quartet
Lison Favard Violine
Clara Danchin Violine
Jordan Bergmans Viola
Maia Collette Violoncello
Quartetto 3
plus »very special guests«
32
Mittwoch
17. Dezember 2014
20:00
Foto: Sasha Gusov
Viktoria Mullova Violine
Chamber Orchestra
of Europe
Susanna Mälkki Dirigentin
Werke von Joseph Haydn, Arnold Schönberg
und Johannes Brahms
Obwohl die russische Violinistin Viktoria Mullova
und die finnische Dirigentin Susanna Mälkki seit
Jahren weltweit bei nahezu allen großen Orchestern
gastieren, sind sie sich erstaunlicherweise als Musikerinnen noch nie begegnet. Das ändert sich dank
der Einladung des Chamber Orchestra of Europe.
Für ihr Aufeinandertreffen haben sich die beiden das
Violinkonzert von Brahms ausgesucht. Vorher aber
ist die 2. Kammersinfonie von Arnold Schönberg zu
hören, der sich stets zum Einfluss durch den fortschrittlichen Brahms bekannte.
DO
SO
11
14
20:00
20:00
Mikhail Pletnev Klavier
Höhner
Ludwig van Beethoven
Sonaten für Klavier
Nr. 10 G-Dur op. 14,2 und
Nr. 17 d-Moll op. 31,2
Höhner Weihnacht
Bereits zum siebten Mal sammelt die
Kölner Philharmonie für bedürftige
Menschen und freut sich über Ihre
Mithilfe: Wir bitten Sie, dem christlichen
Geist des Weihnachtsfestes entsprechend, Weihnachtsgeschenke für
Kölner Obdachlose unter dem Baum im
Foyer der Kölner Philharmonie abzulegen.Ihre Geschenke können Sie auch
vom 10. bis 14. Dezember zwischen 19
und 22 Uhr bei unserem Foyerteam
abgeben.
Robert Schumann
Humoreske B-Dur op. 20
Alexander Skrjabin
24 Préludes op. 11
19:00 Einführung in das Konzert durch
Christoph Vratz
Philharmonie für Einsteiger 3
Piano 4
FR
FR
19
12
20:00
20:00
Stefano Bollani p
Patti Austin voc
Stefano Bollani ist ein wahres Chamäleon: Er hat mit dem Rapper Jovanotti
genauso zusammenge-arbeitet wie mit
Chick Corea und Pat Metheny. Mit Riccardo Chailly spielte er George Gershwins Klavierkonzert und die »Rhapsody
in Blue« ein, das Album wurde zum
Bestseller. Seine Recitals sind nicht
weniger vielgestaltig.
WDR Big Band Köln
Richard DeRosa ld, arr
Patti Sings Porter
Westdeutscher Rundfunk
Jazz-Abo Soli & Big Bands 3
SO
14
sa
20
15:00
Filmforum
20:00
Filmforum
Der Lieblingsfilm von
Jean-Guihen Queyras
Joyeux Noël (Merry Christmas)
F / D / RO / BE / GB 2005, 115 Min.
Regie: Christian Carion
mit: Diane Kruger, Benno Fürmann,
Guillaume Canet, Daniel Brühl u. a.
Dance of the Vampires
(Tanz der Vampire)
Regie: Roman Polanski
USA/Großbritannien, 1967, 108 Min.
Wir zeigen eine 35-mm-Kopie des Originals mit deutschen Untertiteln.
Begleitprogramm zum 26.12. 20:00
KölnMusik gemeinsam mit
Kino Gesellschaft Köln
Medienpartner: choices
KölnMusik gemeinsam mit
Kino Gesellschaft Köln
Karten an der Kinokasse
34
Donnerstag
18. Dezember 2014
20:00
Giuliano
Carmignola
Violine
Concerto Köln
Mayumi Hirasaki
Konzertmeisterin, Violine
Werke von Charles Avison,
Evaristo Felice Dall’Abaco,
Johann Sebastian Bach
und Francesco Durante
Foto: Deutsche Grammophon/Anna Carmignola
Als einer der besten italienischen Geiger und Kammermusiker seiner Generation, der die von ihm gespielte Literatur mit dem jeweils
zur Epoche passenden Instrument interpretiert, gilt Giuliano Carmignola. Mit Johann Sebastian Bachs Violinkonzerten BWV 1041,
1042 und 1043 führt er zusammen mit Concerto Köln und Konzertmeisterin Mayumi Hirasaki live auf, was die Musiker vor wenigen
Wochen bereits gemeinsam auf CD eingespielt haben.
SO
MI
21
24
15:00
15:00
Heiligabend
Marit Beyer Schauspielerin
Blechbläser der Kölner Dommusik
Klenke Quartett
Malte Prokopowitsch Regie,
Dramaturgie, Bühne und Kostüme
Marita Goldstein Choreographie
Kölner Domchor
Eberhard Metternich Leitung
Mädchenchor am Kölner Dom
Oliver Sperling Leitung
Christoph Biskupek Moderation
Otfried Preußler
Die kleine Hexe
Mit Musik von György Ligeti:
Streichquartett Nr. 1
»Métamorphoses nocturnes«
für Kinder ab 6
Wir warten aufs Christkind
FR
Gefördert durch das
Kuratorium KölnMusik e. V.
26
Eine Koproduktion der KölnMusik,
der Tonhalle Düsseldorf und der Laeiszhalle Elbphilharmonie Hamburg
20:00
2. Weihnachtstag
Kit Armstrong Klavier
Kinder-Abo 3
Szymanowski Quartet
Andrej Bielow Violine
Grzegorz Kotów Violine
Vladimir Myktka Viola
Marcin Sieniawski Violoncello
SO
21
Weihnachtsfrieden 1914: In den Weihnachtsfeiertagen des Jahres 1914
sollen an der Westfront improvisierte
Weihnachtsfeiern stattgefunden haben,
bei denen Geschenke unter den verfeindeten Truppen ausgetauscht und
Weihnachtslieder gesungen wurden.
An diese Momente menschlicher Nähe
in Zeiten erbitterter Kämpfe erinnert
das Konzert. Dabei zitieren Bachs und
Brahms’ Choralvorspiele Weihnachtslieder und kontrapunktieren in Kriegszeiten entstandene Kompositionen wie
Szymanowskis 1. Streichquartett und
Elgars Klavierquintett.
18:00
Jean-Guihen Queyras Violoncello
Johann Sebastian Bach
Suiten für Violoncello solo
BWV 1007 bis 1012
mit Präludien und Zwischenspielen
von Ivan Fedele, Gilbert Amy, György
Kurtág, Misato Mochizuki u. a.
Bonuskonzert Quartetto
36
Donnerstag
25. Dezember 2014
18:00
1. Weihnachtstag
Foto: Uwe Arlt
Raffaella Milanesi Sopran
Alexei Lubimov Hammerklavier
Die Kölner Akademie
Michael Alexander Willens
Dirigent
Ouvertüre, Arien, Motetten, Klavierkonzert B-Dur KV 595 und
Sinfonie B-Dur KV 319 von Wolfgang Amadeus Mozart
»Wenn Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach. Für einander
aber spielen sie Mozart«, so der englische Philosoph Sir Isaiah
Berlin. Einen himmlisch schönen Weihnachtsabend versprechen
die Sopranistin Raffaella Milanesi mit ausgewählten Arien, der vielseitige Pianist Alexei Lubimov mit Mozarts B-Dur-Klavierkonzert
auf dem Hammerklavier und Die Kölner Akademie, das werkgetreue Originalklangensemble.
Ihr nächstes
Abonnement-Konzert
sa
Di
27
27
21:00
Januar
20:00
Dhafer Youssef Quintet
Dhafer Youssef voc, oud
Eivind Aarset electric guitar
Kristjan Randalu p
Phil Donkin db
Ferenc Nemeth dr
Isabelle Faust Violine
Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini Dirigent
Joseph Haydn
Ouvertüre
aus: L‹Isola disabitata (Die wüste Insel)
Hob. XXVIII:9 (1779)
Azione teatrale in zwei Akten für Soli
und Orchester
Birds Requiem
So
Mo
20:00
20:00
28 29
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Violine und Orchester Nr. 2
D-Dur KV 211 (1775)
Chilly Gonzales p
Joseph Haydn
Allegro molto
aus: Sinfonie G-Dur Hob. I:8 (1761?)
»Le Soir«
Kaiser Quartett
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Violine und Orchester Nr. 3
G-Dur KV 216 (1775)
Mi
31
Christoph Willibald Gluck
Don Juan, ou le festin de Pierre (1761)
Ballettpantomime in drei Akten
Auszüge
18:00
Katrin Wundsam Mezzosopran
Kristóf Baráti Violine
WDR Sinfonieorchester Köln
Jukka-Pekka Saraste Dirigent
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Violine und Orchester Nr. 5
A-Dur KV 219 (1775)
Silvesterkonzert
19:00 Einführung in das Konzert durch
Oliver Binder
KölnMusik gemeinsam mit dem Westdeutschen Rundfunk
Baroque … Classique 4
38
Dienstag
30. Dezember 2014
20:00
Lenneke
Ruiten
Eric Cutler Tenor
Sopran
Le Cerle de l’Harmonie
Jérémie Rhorer Dirigent
Foto: Victor Thomas
Das von Jérémie Rhorer geleitete Orchester Le Cercle de l’Harmonie
hat sich in kürzester Zeit in die Beletage der Ensembles gespielt,
die in der historischen Aufführungspraxis zuhause sind. Mit Brillanz und Charme, mit Drive und Esprit laden die Franzosen nun mit
effektvollen und vergnüglichen Orchesterstücken und Arien der
Niederländerin Lenneke Ruiten und des US-Amerikaners Eric Cutler zu einem Besuch in die Opéra comique des 19. Jahrhunderts ein.
Philharmonie-Hotline 0221 280 280
­koelner-­philharmonie.de
Informationen & Tickets zu allen Konzerten
in der Kölner ­Philharmonie!
Kulturpartner der Kölner Philharmonie
Herausgeber: KölnMusik GmbH
Louwrens Langevoort
Intendant der Kölner Philharmonie
und Geschäftsführer der
KölnMusik GmbH
Postfach 102163, 50461 Köln
­koelner-­philharmonie.de
Redaktion: Sebastian Loelgen
Corporate Design: hauser lacour
kommunikationsgestaltung GmbH
Textnachweis: Der Text von Verena
Großkreutz ist ein Original­­­beitrag für
dieses Heft.
Fotonachweise: Gunter Gluecklich S. 30;
Florence Grandidier S. 26 und 27
Gesamtherstellung:
adHOC ­Printproduktion GmbH
Sonntag
21. Dezember 2014
18:00
Foto: Marco Borggreve
Jean-Guihen
Queyras
Violoncello
spielt die 6 Suiten
für Violoncello Solo
von J. S. Bach
koelner-philharmonie.de
0221 280 280

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