Auch Hunde lassen sich einspannen

21.8.2015
Freiburg Mitte: Auch Hunde lassen sich einspannen ­ badische­zeitung.de
06. September 2014
Auch Hunde lassen sich einspannen
Das Ziehen von kleinen Lastkarren durch Vierbeiner kommt aus der Schweiz und findet auch hierzulande Anhänger.
Karin Stalljohann mit ihrer Hündin „Kimberly“ beim Einkaufen auf dem Münstermarkt
Foto: Michael Bamberger
Egal, wo Karin Stalljohann mit ihrer Berner Sennerhündin Kimberly aufkreuzt, die Reaktionen sind immer die gleichen. Ausrufe wie: " Ach, ist
sie süß!" und "Darf man sie streicheln?" sind Standard, aber auch die Frage, ob es der Hündin gefällt, dass sie einen Wagen hinter sich
herzieht. Denn die zweijährige Hundedame und ihre Besitzerin gehören zu einigen wenigen, die die lange Tradition des Wagenziehens auch
heute praktizieren.
Es ist schon ein etwas ungewöhnliches Bild – ein Hund, der einen Leiterwagen hinter sich herzieht. Das finden auch die zahlreichen Touristen,
die über den Münstermarkt schlendern und plötzlich gleich drei solcher Gespanne samt ihren Hundehaltern entdecken. Sofort bildet sich eine
Menschenmenge um die großen Vierbeiner, Smartphones werden gezückt und unzählige Fotos von den wagenziehenden Hunden geknipst.
Denen scheint das nichts auszumachen, ganz ruhig bleiben sie stehen und gucken friedlich in die Menge oder zu ihrem Frauchen.
"Das ist auch gut so. Aufgeregte Hunde sind für das Wagenziehen nämlich nicht geeignet", sagt die Hundetrainerin Doris Braun, die in Nagold­
Vollmaringen seit sieben Jahren eine Hundeschule betreibt. Mit ihrem damaligen Berner Sennenhund Bruno hat Karin Stalljohann vor sechs
Jahren die Hundeschule von Doris Braun besucht, dabei hat sie auch zum ersten Mal von dem Wagenziehen mit Hunden erfahren. Ursprünglich
kommt das Wagenziehen aus der Schweiz, wo früher die Bauernhunde (Sennenhunde) eigenständig die Milchkannen mit dem Wagen von den
Höfen und Almwiesen zur Käserei zogen.
"Aber nicht nur Sennenhunde haben Freude daran, Wagen zu ziehen", erklärt Doris Braun "alle Rassen, die schnell und lauffreudig sind und
eine gute Muskulatur haben, sind dafür geeignet."
Es bedarf jedoch auch eines tiefen Vertrauens zwischen Hund und Mensch damit die Ausflüge mit dem Wagen ein schönes Erlebnis für beide
werden. Dafür wird der Hund mit einem Geschirr und einer Zugvorrichtung vor einen vierrädrigen Wagen gespannt. Die Hündin von Karin
Stalljohann ist quasi mit dem Wagenziehen aufgewachsen, denn sie war von klein auf mit dabei, wenn Bruno Wagen gezogen hat. "Ab dem
achten Monat hat sie dann auch schon ein Geschirr umgelegt bekommen, aber erst mit eineinhalb Jahren sollte man den Hunden einen
richtigen Wagen anhängen", so Karin Stalljohann.
Für die Gemeindeschwester ist das Wagenziehen aber nicht nur eine reine Freizeitbeschäftigung, sondern eine praktische Angelegenheit:
"Kimberly hilft mir meine Einkäufe zu transportieren." Laut Doris Braun, die selbst drei Berner Sennenhunde und eine Lagotto­Romagnolo­
Welpe besitzt, ziehen die Hunde die Wagen mit Stolz: "Es scheint, als würden sie darin eine Sinnhaftigkeit erkennen." Wichtig sei jedoch stets,
dass die Hunde Spaß daran haben.
In ihrem Buch "Wagenziehen mit Hunden" gibt Doris Braun Tipps zur richtigen Ausübung. Jeden Samstag treffen sich bei der 56­Jährigen bis zu
vierzehn Hundehalter zum Wagenziehen und veranstalten dabei auch Parcours für die Vierbeiner. Jeder, der daran Interesse hat kann
dazukommen.
Autor: Barbara Meyer
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