als PDF - Kompetenznetz HIV/AIDS

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Bild (bundesweit) vom 18.08.2010
4
2010
191
Gesundheit
R. Klostermann
© Axel Springer AG
Nach dem Prozess-Auftakt gegen "No Angels"-Star Nadja fragen sich viele Deutsche
Wie gut muss ich mich heute noch vor dem HIVirus schützen?
Von
R. KLOSTERMANN
Der Prozess gegen Ex-"No Angels"Sängerin Nadja Benaissa (28) - am
Montag gab sie zu, einen Sexpartner mit
dem HI-Virus angesteckt zu haben. "Mir
wurde gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit, jemanden anzustecken, gegen null
geht", ließ sie verlesen. In BILD erklärt
HIV-Experte Prof. Norbert Brockmeyer
(Ruhr-Universität Bochum)*, wie gut
man sich auch heute noch vor dem HIVirus schützen muss.
Wie wird HIV übertragen?
Der Hauptübertragungsweg ist ungeschützter Geschlechtsverkehr (93 %).
Eine Übertragung ist aber auch möglich
durch Drogengebrauch und Blutprodukte. Die Viren befinden sich im Blut,
in der Samen- und Vaginalflüssigkeit.
Welche Sexpraktiken sind am gefährlichsten?
Analverkehr birgt das höchste
Ansteckungsrisiko - bei ungeschütztem
Verkehr mit einem Infizierten beträgt es
0,1 bis 1 %. Aber auch beim Vaginalverkehr kann man sich infizieren. Dabei
ist das Risiko für die Frau größer, weil
sie mehr Schleimhautfläche hat.
Beim Oralverkehr ist das Risiko geringer. Es besteht besonders dann, wenn
Samenflüssigkeit in den Mund gelangt
oder wenn Ejakulat geschluckt wird.
Beim Petting und Küssen besteht kein
Infektionsrisiko! Andere Übertragungswege (z. B. Sportverletzung) sind so gut
wie ausgeschlossen, weil das HI-Virus
sehr kurzlebig ist, an der Luft stirbt.
Wie gut muss ich mich heute schütAbbildung
zen?
Für Homo- als auch Heterosexuelle gilt:
Wer Sex hat, sollte unbedingt ein Kondom benutzen. Ungeschützter
Geschlechtsverkehr sollte nur stattfinden, wenn man sicher weiß, dass beide
Partner HIV-negativ sind.
Wie soll ich mich schützen?
Mit einem Kondom - das ist der sicherste Schutz!
Was sind die Symptome nach einer
Infektion?
Nach vier bis zwölf Wochen treten oft
grippeähnliche Symptome wie Fieber,
Hals- oder Kopfschmerzen auf - aber
auch Hautausschlag oder eine Schwellung der Lymphknoten.
Wie entwickelt sich eine Infektion
weiter?
Nach mehreren Jahren, wenn das
Immunsystem schon geschwächt ist, treten u. a. Herpes-Infektionen (z. B. Gürtelrose) oder Pilzerkrankungen (z. B. im
Mund, bei Frauen in der Scheide) auf.
Noch heute kommen 30 % der Infizierten erst sehr spät zu einem Test, wenn
sie z. B. schon eine Lungeninfektion
oder ein Kaposi-Sarkom (Tumor) haben.
In diesen Fällen spricht man von einer
Aids-Erkrankung.
Welche Therapien gibt es?
Es gibt ein breites Spektrum von Medikamenten: Sie verhindern das Eindringen des Virus in die Zellen, aber auch,
dass Virusbestandteile wieder aus einer
Zelle heraustreten.
Durch die Medikamente kann die Virusvermehrung weitgehend gestoppt werden. Bei einer erfolgreichen Therapie ist
das Virus nicht mehr im Blut nachweisbar. Häufig müssen Infizierte heute nur
noch eine Tablette am Tag nehmen. Die
Kosten einer Behandlung betragen rund
12 000 Euro/Jahr, werden von den
Krankenkassen getragen.
Eine Impfung wird es erst in 10 bis 15
Jahren geben.
Welche Nebenwirkungen treten auf?
In erster Linie Übelkeit und Durchfälle,
aber auch psychische Probleme wie
Depressionen. Bei langer Einnahme
können Leber und Niere geschädigt
werden.
Wie hoch ist die Lebenserwartung mit
HIV?
Wer sich heute als 20-Jähriger infiziert,
kann bei erfolgreicher Behandlung über
60 Jahre alt werden. Neueste Hochrechnungen sprechen sogar davon, dass
HIV-Infizierte heute eine normale
Lebenserwartung haben.
Trotzdem sterben auch heute Patienten
an den Folgen der Infektion!
Wie groß ist das Übertragungsrisiko
bei Schwangeren?
Wird die Mutter behandelt, liegt das
Ansteckungsrisiko fürs ungeborene
Baby bei 1 %. Die Gefahr, das Baby
beim Stillen zu infizieren, lässt sich
weitgehend durch Medikamente verhindern. Trotzdem wird Flaschennahrung
empfohlen.
*Sprecher des Kompetenznetzes
HIV/AIDS (gefördert vom Bundesforschungsministerium)
Nadja Benaissa (28) am Montag vor Gericht: Sie gestand, trotz ihrer HIV-Infektion
ungeschützten Sex mit einem Mann gehabt zu haben. Er infizierte sich dabei mit dem Virus
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