verbleibsstudie2007 - OSI-Club

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verbleibsstudie2007 - OSI-Club
OTTO-SUHR-INSTITUT FÜR POLITIKWISSENSCHAFT
DER FREIEN UNIVERSITÄT BERLIN
Diplomarbeit zur Erlangung des Titels
eines Diplom-Politologen
Erstgutachter: Professor Dr. Peter Grottian
Zweitgutachter: Dr. Dieter Grühn
Berliner AbsolventInnen der Politikwissenschaft
zwischen Karriere, Prekarität und Arbeitslosigkeit:
Die sechste OSI-Verbleibsstudie
vorgelegt von:
Thomas Pfau
Matrikelnummer 3852956
11. Fachsemester
Diplom-Politikwissenschaft
Colbestraße 34
10247 Berlin
Tel.: 0177/2191569
Email: [email protected]
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Tabellen und Grafiken
3
Einleitung
5
I. Theoretischer Teil
1. Absolventenstudien
6
1.1. Die Entstehung der Absolventenforschung
6
1.2. Absolventenforschung heute
10
2. Arbeitsmarkt
13
2.1. Die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes
13
2.2. Der Arbeitsmarkt für Akademiker
14
2.2.1. Privilegierte Akademikerarbeitslosigkeit
15
2.2.2. Einkommensstrukturen der Akademiker
15
2.2.3. Adäquate Akademikerbeschäftigung
17
2.2.4. Der Übergang in problematische Beschäftigungsbedingungen
19
2.3. Der Arbeitsmarkt von Sozialwissenschaftlern und Politologen
21
2.3.1. Arbeitslosenzahlen
21
2.3.2. Arbeitsmarktsituation der Sozialwissenschaftler
23
2.3.3. Berufsverbleib der Sozialwissenschaftler
24
2.3.4. Patchwork, Grauzone, Prekariat
26
II. Empirischer Teil
3. Konzeption und Anlage der Untersuchung
31
4. Zur 'Soziologie' der Absolventen
36
4.1. Geschlecht und Alter
36
4.2. Berufsausbildung und Berufstätigkeit vor dem Studium
37
4.3. Lebenssituation der Absolventen
38
5. Studium
41
5.1. Studiendauer und Abschlussnote
41
5.2. Wichtige Aspekte während des Studiums
43
5.3. Bewertung der Studienangebote
45
5.4. Berufliche Erfahrung während des Studiums
48
5.5. Praktika
50
5.6. Zusätzliche Fächer und Abschlüsse
54
5.7. Zusammenfassung
55
1
6. Übergang vom Studium zur ersten Berufstätigkeit
57
6.1. Praktika als Kennzeichen der Übergangsphase in das Berufsleben
57
6.2. Suchdauer bis zur ersten Erwerbstätigkeit
59
6.3. Hinweis auf die erste 'Stelle'
61
6.4. Wichtige Aspekte für die erste Einstellung
64
6.5. Zusammenfassung
67
7. Erste und derzeitige Erwerbstätigkeit im Vergleich
68
7.1. Erste und derzeitige Tätigkeiten
68
7.2. Beschäftigungsbereiche
72
7.3. Arbeitsrechtlicher Status
80
7.4. Zusammenfassung
82
8. Analyse der Verbleibssituation
84
8.1. Situation der Angestellten im traditionellen Arbeitsmarkt
84
8.2. Situation der Selbstständigen jenseits des traditionellen Arbeitsmarkts
89
8.2.1. Situation der Selbstständigen
90
8.2.2. Situation in der Grauzone der Erwerbstätigkeit
93
8.3. Situation der Erwerbslosen
95
8.4. Verbleibsgruppen
100
8.5. Zusammenfassung
106
9. Erwerbsverlauf und Kompetenzniveau der Absolventen
107
9.1. Erwerbsverlauf
107
9.2. Kompetenzniveau
116
9.3. Zusammenfassung
122
10. Bewertung des Studiums und Konsequenzen für die Studiengestaltung
123
10.1. Retrospektive Bewertung des Studiums
123
10.2. Handlungsansätze für den Fachbereich und die Studierenden
126
Schlussbetrachtung
132
Literaturverzeichnis
133
Anhang
142
2
Verzeichnis der Tabellen und Grafiken
Tabelle 1:
Prozentuale Repräsentativität der Netto-Grundgesamtheit
(Geschlechtsspezifische Verteilung nach Abschlussjahrgängen)
34
Tabelle 2:
Durchschnittsnote und Studiendauer nach Abschlussjahrgang
41
Tabelle 3:
Erste und derzeitige Tätigkeiten
69
Tabelle 4:
Vergleich der Beschäftigungsbereiche
75
Tabelle 5:
Selbständige und in anderer Weise Erwerbstätige im Vergleich
90
Grafik 1:
Absolute Repräsentativität der Brutto-Grundgesamtheit
(Geschlechtsspezifische Verteilung nach Abschlussjahrgängen)
33
Grafik 2a:
Lebenssituation während des letzten Studienjahres
39
Grafik 2b:
Gegenwärtige Lebenssituation
39
Grafik 3a:
Gegenwärtige Lebenssituation der Absolventen mit Kindern
40
Grafik 3b:
Gegenwärtige Lebenssituation der Absolventen ohne Kinder
40
Grafik 4:
Studiendauer in Fachsemestern (ohne Urlaubssemester) nach
Abschlusskohorten in Prozent
Grafik 5:
42
Wie wichtig waren Ihnen folgende Aspekte zur Zeit ihres
Hauptstudiums?
Grafik 6:
43
Wie bewerten Sie die Studienangebote und -bedingungen
in Ihrem Studium der Politikwissenschaft?
Grafik 7:
45
In welchem Maße haben Sie in den folgenden Typen von
Lehrveranstaltungen bzw. den folgenden studienbezogenen
Arbeitsprozessen gelernt?
Grafik 8:
47
Berufsfindungsschwierigkeiten vs. berufliche Erfahrung
während des Studiums
50
Grafik 9:
In welchem Bereich haben Sie Praktika absolviert?
52
Grafik 10:
Weitere Studienfächer
54
Grafik 11:
Weitere Studienabschlüsse
55
Grafik 12:
Suchdauer bis zur ersten Erwerbstätigkeit
60
Grafik 13:
Erfolgreich genutzte Bewerbungsformen zum Berufseinstieg
62
Grafik 14:
Bedeutung verschiedener Einstellungskriterien
65
Grafik 15:
Bezug der Tätigkeiten zu politologischen Inhalten und Aufgaben
71
Grafik 16:
Bezug der ersten und derzeitigen Tätigkeit zu politologischen
Inhalten und Aufgaben
71
Grafik 17:
Derzeitige Beschäftigungsbereiche
73
Grafik 18:
Politologischer Bezug der Beschäftigungsbereiche
79
3
Grafik 19:
Arbeitsrechtlicher Status
81
Grafik 20:
Arbeitssituation der Angestellten
84
Grafik 21:
Arbeitssituation der Angestellten nach Abschlussjahrgängen
86
Grafik 22:
Einkommen der Angestellten
87
Grafik 23:
Einkommen der Angestellten nach Abschlussjahrgängen
88
Grafik 24:
Formen der freiberuflichen Tätigkeiten
91
Grafik 25:
Einkommen der Selbständigen
92
Grafik 26:
Einkommen in der Grauzone
94
Grafik 27:
Gründe der derzeitigen Erwerbslosigkeit
96
Grafik 28:
Monatlich zu Verfügung stehender Betrag der Erwerbslosen
98
Grafik 29:
Einkommensquellen der Erwerbslosen
99
Grafik 30:
Verbleibsgruppen im Vergleich
101
Grafik 31:
Entwicklung der Verbleibsgruppen
105
Grafik 32:
Anzahl der Arbeitgeber seit Studienabschluss
107
Grafik 33:
Dauer der Erwerbstätigkeit seit Studienabschluss
109
Grafik 34:
Dauer der Arbeitslosigkeit seit Studienabschluss
110
Grafik 35:
Gründe für Stellenwechsel
111
Grafik 36:
Erste 'Stelle' mit politikwissenschaftlichem Bezug
112
Grafik 37:
Schwierigkeiten, erste 'Stelle' mit politikwissenschaftlichem
Bezug zu finden
114
Grafik 38:
Erste 'Festanstellung' (Vertrag auf mindestens zwei Jahre)
115
Grafik 39:
Schwierigkeiten, erste 'Festanstellung' zu finden
116
Grafik 40:
Fachkompetenzen
117
Grafik 41:
Methodenkompetenzen
118
Grafik 42:
Soziale Kompetenzen
119
Grafik 43:
Personale Kompetenzen
120
Grafik 44:
Kompetenzen: Stärken und Schwächen des Studiengangs
121
Grafik 45:
Retrospektive Bewertung des Studiums
123
Grafik 46:
Retrospektive Bewertung des Studiums (Geschlechtsspezifisch
und nach Abschlussjahrgängen)
124
Grafik 47:
Bewertung des Nutzens des Studiums
125
Grafik 48:
Bewertung des Nutzens des Studiums (Geschlechtsspezifisch
Grafik 49:
und nach Abschlussjahrgängen)
126
Rückwirkende Bewertung des Studiums
127
4
Einleitung
Die Entwicklung des Arbeitsmarkts in Deutschland weist seit vielen Jahren eine negative
Kontinuität auf. Während zum einen die Zahl der Erwerbslosen in fast allen Bereichen stetig
steigt, findet auf der anderen Seite ein Wettbewerb statt, der dafür sorgt, dass viele
ausgebildete Arbeitskräfte bereit sind, Stellenangebote anzunehmen, die nicht Ihrer
ursprünglichen Qualifikation entsprechen. Diese Verdrängung kann sowohl horizontalen als
auch vertikalen Charakter haben. Während sich für das letztere Phänomen das Bild des
taxifahrenden Politologen in der Gesellschaft festgesetzt hat, finden sich Werktätige mit
klassischen Berufsbildern auch zunehmend in adäquaten Stellen wieder, für die sich die
Arbeitssuchenden erst nach ihrer eigentlichen Berufsausbildung qualifiziert haben. In diesem
Zusammenhang fallen häufig die Schlagworte 'Generation Praktikum' und 'PatchworkKarrieren'. Prinzipiell bezeichnen beide Begriffe diese Sachlage, wobei der Erwerb der
Zusatzqualifikation entweder durch absolvierte Zusatzpraktika oder durch einen häufigen
Stellenwechsel - meist zu Beginn der Erwerbstätigkeit, also unmittelbar nach dem Studium stattfindet. Da dieser Umstand auf den ersten Blick ein negatives Bild auf die Situation wirft,
könnte dies auch mit dem Begriff des 'akademischen Prekariats' beschrieben werden, indem
hauptsächlich die negativen Aspekte der horizontalen Verdrängung herangezogen werden.
Diese beinhalten unter anderem das hohe Maß an Eigeninitiative, den unsicheren
arbeitsrechtlichen Status im Beschäftigungssystem und eine unterstellte Unzufriedenheit der
Erwerbstätigen als maßgebliche Kriterien.
Da das Studium der Politikwissenschaften traditionell kein definiertes Berufsbild aufweißt,
soll im Rahmen dieser Studie untersucht werden, inwiefern diese Begrifflichkeiten auf den
Berufsverlauf der Absolventen des Otto-Suhr-Instituts der Freien Universität Berlin
sinngemäß anwendbar sind. In diesem Zusammenhang ist es denkbar, dass die beruflichen
Werdegänge die strukturellen Merkmale der Prekarisierung durchaus aufweisen, jedoch
subjektiv aus Sicht der Absolventen nicht mit den negativen Aspekten behaftet sind. In
diesem Sinne knüpft die Untersuchung an vorangegangene Studien an, wobei die genannten
Umschreibungen strukturell und in der Tradition vergleichend analysiert werden.
5
I. Theoretischer Teil
1. Absolventenstudien
1.1. Die Entstehung der Absolventenforschung
Der Start des ersten Erdsatelliten Sputnik am 4. Oktober 1957 durch die Sowjetunion bewies
offenkundig, dass der bis dahin sicher geglaubte (technologische) Überlegenheitsanspruch des
Westens bedroht war. Die Ursachen hierfür wurden vor allem im Bildungssystem gefunden,
da die Reproduktion der herrschenden Verhältnisse in der Schule nach Meinung der Experten
zu viele Menschen von einer Beteiligung am gesellschaftlichen Fortschritt in der Gesellschaft
ausschloss.1
Georg Picht veröffentlichte 1964 in der Wochenzeitung Christ und Welt eine Artikelfolge
unter dem Titel "Die deutsche Bildungskatastrophe".2 Bildungsnotstand führe unweigerlich zu
wirtschaftlichem Notstand, und der bisherige wirtschaftliche Aufschwung werde ein rasches
Ende
nehmen,
wenn
die
qualifizierten
Nachwuchskräfte
fehlen,
so
Picht's
Katastrophenprognose. Sie fand ein beispielloses Echo in der Bundesrepublik, in der nach
zahllosen bildungspolitischen Debatten in Bundestag, Landtagen und den Konferenzen der
Kultusminister in letzterer schließlich auf ihrer hundertsten Plenarsitzung in der so genannten
"Berliner Erklärung" die Notwendigkeit einer aktiven Bildungspolitik verkündet wurde.3
Es folgte die so genannte Bildungsexpansion der 1960er Jahre, die zu einer enormen
Ausdehnung des Bildungswesens auf allen Ebenen (Schule, Berufsbildung, Hochschule)4 und
somit auch zu einem neuen Verhältnis von Hochschule, Beruf und Gesellschaft führte. Die
Zahl der hochschulberechtigten Schulabsolventen in der Bundesrepublik ist von Mitte der
60er bis Mitte der 80er Jahre kontinuierlich von 50.000 auf 300.000 jährlich gewachsen. Aus
bildungsökonomischer Sicht wurde der Anstieg an Hochschulabsolventen als Garantie zur
langfristigen Absicherung des Wirtschaftswachstums und als Innovationsfaktor gesehen.
Nachdem zu Beginn der 60er Jahre noch einem relativ geringen Teil der Bevölkerung der
Weg zu einer universitären Bildung offen stand, wurde der Ausbau der Hochschulen darüber
hinaus aus emanzipatorischer Sicht als Hoffnung verstanden, einen Beitrag zur
Chancengleichheit zu leisten. Ralf Dahrendorf postulierte beispielsweise 1965 unter Verweis
1
So stammten von 100 Gymnasiasten in England und Frankreich 25 aus Arbeiterfamilien, in Schweden 23, in
der Bundesrepublik Deutschland gerade einmal 8. Vgl. Glaser 1997, S.302.
2
Georg Picht: Die deutsche Bildungskatastrophe. Analyse und Dokumentation. 1964.
3
Vgl. Glaser 1997, S.301.
4
Vgl. Meyer in Stockmann 2002, S.53.
6
auf die seinerzeit im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in Deutschland extrem
niedrige Abiturienten- und Studentenzahlen: "Bildung ist Bürgerrecht".5
Das Ende der 60er Jahre wurde später oft als 'goldenes Zeitalter der Bildungsexpansion'
wahrgenommen. Jedoch erzeugten die Effekte der Bildungsexpansion bereits einen meist
sorgenvollen Blick auf die Beschäftigungssituation von Akademikern. Eine vom
Wissenschaftsrat6 in Auftrag gegebene Studie kam zu dem Schluss, dass bereits um 1980 die
Zahl der Hochschulabsolventen doppelt so hoch sein werde, wie die Zahl der offenen Stellen,
die üblicherweise mit Akademikern besetzt werden.7
Die Entwicklung der Studienanfänger- und Hochschulabsolventenzahlen führte daher in den
70er Jahren zu Diskussionen über den Absolventenverbleib, den Übergang von der
Hochschule in den Beruf und die Bedeutung verschiedener Qualifikationskomponenten.8
Schlagworte wie 'Akademikerproletariat' und 'Qualifikationsüberschuss' prägten die
Auseinandersetzungen. Einerseits wurde prognostiziert, dass sich die Beschäftigungsprobleme
der Hochschulabsolventen in besonders hoher Akademikerarbeitslosigkeit niederschlagen
werden, andererseits wurde eine Verdrängungshypothese formuliert, nach der die
Absolventen durch die Übernahme von Berufspositionen, die nur Allerweltsqualifikationen
verlangen, in Berufsfelder eindringen, für die ein Hochschulabschluss überhaupt nicht
erforderlich ist.9 Obwohl diese Befürchtungen sich nicht bewahrheiteten, wurde deutlich
sichtbar, dass der Übergang vom Studium in den Beruf und die ersten Jahre der
Berufstätigkeit komplizierter und oft weniger geradlinig verlaufen.
Das sich weit verbreitende Phänomen der 'vertikalen Substitution'10 führte außerdem zu
kontroversen Debatten über ausbildungsadäquate Beschäftigungsverhältnisse und der
Verwendung der im Studium erworbenen Qualifikationen. Es wurde diskutiert, ob das
allmähliche Eindringen von Hochschulabsolventen in Positionen und Aufgabenbereiche, die
in nächster Nachbarschaft zu den klassischen Akademikerbereichen standen, als "nicht
5
Ralf Dahrendorf: Gesellschaft und Demokratie in Deutschland. 1965.
Der Wissenschaftsrat wurde am 5. September 1957 von Bund und Ländern gegründet; er ist das älteste
wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Europa. Mit der Unterzeichnung des 'Verwaltungsabkommens
über die Errichtung eines Wissenschaftsrates' wurde damit zum ersten Mal auf deutschem Raum eine
Einrichtung geschaffen, die einen Gesamtüberblick über die wissenschaftliche Arbeit in der Bundesrepublik
geben und den Regierungen von Bund und Ländern Vorschläge für die Förderung der Wissenschaft unterbreiten
soll. Vgl. url:http://www.wissenschaftsrat.de/Aufgaben/aufg_org.htm, Zugriff: 20.02.2007.
7
Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.9.
8
Betrachtet man den Zeitraum zwischen 1960 und 2001, so hat sich die Zahl der Studierenden von ca. 290.000
auf 1,8 Millionen mehr als versechsfacht. Vgl. Flegel 2003, S.4.
9
Vgl. Habenicht 1993, S.1.
10
"Horizontale Substitution liegt vor, wenn die Austauschbeziehung zwischen Ausbildungen auf derselben
Ausbildungsebene erfolgt; vertikale Substitution liegt vor, wenn die Austauschbeziehung zwischen
Ausbildungen verschiedener Ausbildungsebenen gegeben ist." Lange 1978, S.66. Zitiert nach: Grühn 1984, S.39.
6
7
wünschbarer 'Verdrängungswettbewerb' oder als potentiell nützliche Qualifikationsanhebung
('upgrading') zu verstehen sei."11
Es kam aufgrund der veränderten Beurteilung der Bildungsexpansion zu einer 'realistischen
Wende' in der Bildungspolitik. Zahlreiche Modellversuche und Ansätze zu neuen
Rahmensetzungen
durch
Studienreformdiskussionen
führten
im
Jahre
1976
zur
Verabschiedung des Hochschulrahmengesetzes, wodurch die Berufsvorbereitung stärker als
zuvor zum Mandat der Hochschulen wurde. Hierin heißt es:
"Die Hochschulen dienen entsprechend ihrer Aufgabenstellung der Pflege und der
Entwicklung der Wissenschaften und der Künste durch Forschung, Lehre und
Studium. Sie bereiten auf berufliche Tätigkeiten vor, die die Anwendung
wissenschaftlicher Erkenntnisse und wissenschaftlicher Methoden oder die
Fähigkeit zu künstlerischer Gestaltung erfordern."12
Die dadurch stärker auf den Berufsverbleib bezogenen Diskussionen um die Auswirkungen
der Studienangebote und -bedingungen wurden durch Schlagworte wie 'Praxisorientierung'
und 'Interdisziplinarität' geprägt.13 Ehemalige Befürworter der Bildungsexpansion und
konservative
Vertreter,
die
eine
Unterordnung
des
Bildungssystems
unter
das
Beschäftigungssystem verlangten14, suchten durch neue Konzepte Wege aus der Krise zu
finden. Vor diesem Hintergrund kam es in Deutschland zur Einführung von Institutionen zur
Qualifikations- und Berufsforschung, so zum Beispiel das im Jahre 1978 gegründete Kasseler
Wissenschaftliche Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung.15
In den 80er Jahren kühlte sich das öffentliche Interesse an Absolventenforschung ab, jedoch
wurden Absolventenstudien zunehmend durchgeführt, um Impulse für Innovationen der Lehrbzw. Lernprozesse der Studiengänge zu erhalten.16 Der makrogesellschaftliche Ansatz der
Diskussion über die Beziehungen zwischen Studium und Beruf wich Fragen über die
Differenziertheit des Hochschulwesens sowie den individuellen Optionen der Studierenden
und Absolventen. Gezielter wurden Fragen nach dem Berufserfolg von Absolventen einzelner
Hochschulen und Fachbereiche gestellt.17 Die Flexibilitätsforschung und die Bedeutung von
Schlüsselqualifikationen nahmen einen breiten Raum ein. Dieter Mertens, damals Direktor
des Instituts für Arbeits- und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit postulierte
11
Teichler in Burkhardt 2000, S.10.
Hochschulrahmengesetz §2, Abs.1.
13
Vgl. Grühn/ Hecht 2005, S.1.
14
Gegen eine 'funktionelle Subordination' des Bildungssystems unter das Beschäftigungssystem spricht, dass
vom Beschäftigungssystem immer auch Arbeitskräfte absorbiert werden, deren Qualifikation nicht einem
vermeintlichen Bedarf entsprechen. Teichler in Burkhardt 2000, S.10.
15
Vgl. Schomburg in Craanen 2005, S.29.
16
Vgl. Grühn/ Hecht 2005, S.1.
17
Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.10.
12
8
seine Ausführungen als "Thesen zu einer Schulung für eine moderne Gesellschaft"18. Sein
Ansatz der Schlüsselqualifikationen ging von der Annahme aus, dass der Arbeitsplatz kein
exaktes Abbild der im Studium erworbenen Qualifikationen sein kann. Neben den fachlichen
Qualifikationen
gäbe
es
zahlreiche
andere
Merkmale
-
beispielsweise
Problemlösungsstrategien, sozio-kommunikative Stile, Praxiserfahrung und ein zügiges
Studierverhalten - die über die Beschäftigungschancen der Absolventen entscheiden würden.
Mertens definiert die Schlüsselqualifikationen:
"[Schlüsselqualifikationen sind] solche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten,
welche nicht unmittelbar einen begrenzten Bezug zu bestimmten, disparaten
praktischen Tätigkeiten, sondern vielmehr a) die Eignung für eine große Zahl von
Positionen und Funktionen als alternative Optionen zum gleichen Zeitpunkt und
b) die Eignung für die Bewältigung einer Sequenz von (meist unvorhersehbaren)
Änderungen von Anforderungen im Laufe des Lebens [erbringen]."19
In seiner Zwischenbilanz der Flexibilitätsforschung wandte er sich gegen den damaligen
Trend bildungspolitischer Forderungen, das Angebot bestimmter Studiengänge der zu
erwartenden
Arbeitskräftenachfrage
prognostisch
gegenüberzustellen,
um
rechtzeitig
entgegenwirkende Schritte aufgrund eventueller Abweichungen ergreifen zu können.20
Nachdem die Westdeutsche Rektorenkonferenz den Hochschulen im Jahr 1988 empfahl, zur
Evaluation von Studium und Lehre auch Absolventenbefragungen durchzuführen21, gewannen
die Diskussionen über die Beziehungen von Studium und Beruf in den 90er Jahren wieder an
öffentlichem Interesse. Obgleich keine grundsätzlich neuen Problemkreise aufgeworfen
wurden, zeigte sich, dass die Notwendigkeit, innerhalb des Hochschulsystems neue
gestaltende Akzente zu setzen, stärker ins Bewusstsein rückte. Die zentralen Fragestellungen
waren Evaluation, Bedarfsermittlung, Wirtschaftswachstum, brain drain - brain gain, neue
Studiengänge, Schlüsselqualifikationen und adäquate Beschäftigung. Absolventenstudien
wurden somit nun häufiger als Evaluierungsinstrument eingesetzt.22
Die deutsche Wiedervereinigung und die Veränderungen angesichts der fortschreitenden
Globalisierung und Internationalisierung lösten offenkundig eine größere Reformbereitschaft
aus. Eine Steigerung der Studierquote wurde in vielen Ländern - jedoch nicht in der
18
Mertens 1974. Es sei jedoch festgehalten, dass Mertens die Urheberschaft des Konzeptes keineswegs
beansprucht. "Bereits 1970 ist Mertens in seinen Überlegungen zur beruflichen Flexibilität und
Schlussfolgerungen für die Gestaltung der Ausbildungssysteme in einer dynamischen Gesellschaft auf die
Vermittlung von 'Schlüsselfähigkeiten' eingegangen und hat sich dabei auf eine Arbeit von Edding aus dem Jahr
1969 bezogen." Mugabushaka 2005, S.10.
19
Mertens 1974, S.566.
20
Vgl. Mugabushaka 2005, S.14.
21
Vgl. Daniel 1996, S.150f.
22
Vgl. Grühn/ Hecht 2005, S.1.
9
Bundesrepublik - seit Beginn der 90er Jahre wieder für sinnvoll erachtet. Es häuften sich die
Stimmen, dass Europa dabei gegenüber den USA und Japan aufzuholen hat.23 So sind im
Rahmen der Hochschulforschung seit Ende der 90er Jahre drei Akzentverschiebungen
zugunsten der Analyse von Reformexperimenten, der Evaluationsforschung und der Stärkung
des internationalen Vergleichs zu erkennen.24
1.2. Absolventenforschung heute
Angesichts der allseits spürbaren finanziellen Engpässe im Bildungssektor sind heute im
Higher
Education
Sector
(HES)25
und
in
der
Hochschulforschung
Fragen
der
Qualitätssicherung26 in den Vordergrund getreten. Hochschulen müssen immer häufiger die
Effektivität ihrer Aktivitäten und ihrer Ressourcennutzung sowie das Ausmaß ihrer Erträge
insgesamt belegen. Dabei sind die wichtigsten aus dem englischen Sprachraum stammenden
Begriffe 'accountability' und 'evaluation'.27 Qualität und Effizienz sind somit zu
Schlüsselbegriffen in der Evaluationsforschung geworden, welche selbst mehr denn je im
Mittelpunkt der Hochschul- und Studienreformdebatten steht.
Absolventenstudien als Teil der Evaluationsforschung bekommen ihren Stellenwert in erster
Linie durch die Messung der Erträge der Hochschulausbildung. Speziell dem 'Output' an und
dem 'Outcome' der Studierenden nach Qualität und Quantität kommt bei der Beurteilung des
Erfolges von Universitäten und Hochschulen zunehmende Bedeutung zu.28 Jedoch können
sich
Absolventenstudien
nicht
auf
die
reine
'Output-Messung'
konzentrieren.
"Evaluationsstudien, die auch zur Innovation an Hochschulen beitragen wollen, sollten daher
23
Vgl. Gleiser in Tessaring, S.13. Einerseits ist die Hochschulforschung in Ländern sehr ausgebaut, die einen
großen strategischen Gestaltungsspielraum und Abteilungen für 'institutional research' haben (USA), andererseits
in Ländern, die Einheiten für die Aufgabe der Weiterbildung der Lehrenden und die Studiengangentwicklung
haben und in diesen Themenbereichen auch forschen (Australien, China). Vgl. Schwarz 2003, S.12.
24
Vgl. Schwarz 2003, S.14f.
25
"Dieser Sektor umfasst alle Universitäten, Technischen Hochschulen, Fachhochschulen und sonstigen
postsekundären Bildungseinrichtungen ungeachtet ihrer Finanzierungsquellen oder ihres rechtlichen Status.
Eingeschlossen sind auch alle Forschungsinstitute, Versuchseinrichtungen und Kliniken, die unter der direkten
Kontrolle von Einrichtungen des Hochschulsektors arbeiten, von ihnen verwaltet werden oder mit ihnen
verbunden sind." url:http://www.cews.org/statistik/glossar.php?aid=81&al=H&rid=, Zugriff: 20.02.2007.
26
Vergleiche beispielsweise das seit Januar 1998 bestehende Projekt Qualitätssicherung der
Hochschulrektorenkonferenz (HRK). url:http://www.hrk.de/de/projekte_und_initiativen/121.php, Zugriff:
20.02.2007.
27
"Es genügt hier, darauf zu verweisen, dass mit 'Evaluation' eine systematische Bewertung intendiert ist, die
sich (a) auf die Vorraussetzungen und Ressourcen der zu evaluierenden Einheit (Maßnahmen, Programme und
Institutionen) oder ausgewählter Funktionen dieser Einheit (z.B. die Ausbildungsfunktion des Fachbereichs)
bezieht, (b) auf die Prozesse (zum Beispiel das Verhalten der zentralen Akteure dieser Einheiten) und (c) auf die
Erträge - entweder im engeren Sinne entsprechend den intendierten Zielen ('output') oder auch auf die
Wirkungen in einem weiteren Sinne ('outcomes')." Schomburg Handbuch, S.A.17f.
28
Vgl. ebd.
10
immer die Prozesse an den Hochschulen so weit einbeziehen, dass sie zur Erklärung der
Erträge beitragen können."29
Es wird sichtbar, dass Absolventenstudien in diesem Zusammenhang wertvolle Informationen
zur Evaluation der Hochschullehre beitragen können. Nach einem vorübergehenden
Rückgang der Aktivitäten im Bereich der Absolventenforschung hat in den vergangenen
Jahren das Interesse an Absolventenstudien und Hochschulevaluierung wieder zugenommen.
Jedoch hat "das zunehmende Interesse an Evaluation […] der Forschung über
Hochschulfragen nicht nur Anregungen und zusätzliche Ressourcen erbracht, sondern auch
eine Zunahme an Scharlatanerie der Analysen und an fragwürdigen Interpretationen."30
Erleichterung zur Durchführung von Absolventenstudien kann eine Ausweitung der
Kooperation innerhalb des HES mit sich bringen. Stellvertretend seien hier die überaus guten
Beziehungen genannt, die der Arbeitsbereich Absolventenforschung am Fachbereich Politikund Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin (unter der Leitung von Dr. Dieter
Grühn) mit dem Internationalen Zentrum für Hochschulforschung Kassel (INCHER-Kassel)31
und der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) in Hannover pflegt.32
Auch sind erste Versuche einer Standardisierung von Erhebungsinstrumenten unternommen
worden.
Ein
Handbuch
zur Durchführung
von
Absolventenstudien
gibt
gezielte
Hilfestellungen für eigene Studien.33 Außerdem werden sich in Zukunft durch OnlineBefragungen erhebliche Zeit- und Kostenreduzierungen verwirklichen lassen. Das
Internationale Zentrum für Hochschulforschung Kassel hat mit 'online.QTAFI' Tools
entwickelt, die interessierten Hochschulen zur Verfügung gestellt werden können.34
Beispielhaft für den derzeitigen Aufschwung, der die Absolventenforschung in der jüngsten
Vergangenheit ergriffen hat, seien hier zwei Projekte genannt35:
Im Rahmen der Europäischen Hochschulabsolventenstudie koordinierten Harald Schomburg
und
Ulrich
Teichler
für
Deutschland
29
die
größte
international
vergleichende
Ebd., S.A.18.
Ebd., S.A.14.
31
Bis März 2006 war das Internationalen Zentrum für Hochschulforschung bekannt unter dem Namen
'Wissenschaftliches Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung der Universität Kassel (WZ1)'.
32
Vgl. http://www.his.de/, Zugriff: 20.02.2007.
33
"Handbuch zur Durchführung von Absolventenstudien" url:http://www.uni-kassel.de/wz1/PROJEKTE/
ABS/stab02a.pdf und (in englischer Sprache) "Entwicklung von Instrumentarien zur Durchführung von
Absolventenstudien - Handbuch Absolventenstudien" url:http://www.uni-kassel.de/wz1/f_allepro/f_abs005.ghk.
Zugriff: 20.02.2007.
34
Kontakt: Harald Schomburg - [email protected]
35
Im Ergebnisbericht der Kasseler-Studie sind die Resultate für die Sozialwissenschaften getrennt ausgewiesen
(Schomburg 2001). Im Ergebnisbericht der HIS-Studien ist das leider nicht der Fall (Holtkamp 2001). Vgl.
Brüderl in Stockmann, S.201.
30
11
Hochschulabsolventenstudie,
in
deren
Rahmen
40.000
Hochschulabsolventen
des
Abschlussjahrganges 1995 befragt wurden.36
Die HIS - Absolventenuntersuchungen haben eine fast 30-jährige Tradition. Zwischen 1990
und 1999 wurde jeder vierte Prüfungsjahrgang von Erstabsolventinnen und Erstabsolventen
befragt, was den sukzessiven Aufbau von Zeitreihen ermöglichte.37
Einen Überblick über die Ergebnisse von allen zugänglichen Absolventenstudien in der
Bundesrepublik in den 90er Jahren findet man in einer von Burkhardt, Schomburg und
Teichler 1998 erstellten methodischen Übersicht von 157 Absolventenstudien.38 Trotz des
potenziell hohen Erkenntnisgewinns aus Absolventenbefragungen kommt Ulrich Teichler
nach gründlicher Auswertung von 82 dieser Studien zu dem Schluss, dass "zwischen dem
gewachsenen Bewusstsein über die Komplexität der Beziehungen von Hochschule und Beruf
und dem Rekurs auf systematische Informationen zu dieser Thematik […] eine große Lücke
[klafft]."39
36
Im Mittelpunkt der Europäischen Hochschulabsolventenstudie, die zwischen Dezember 1998 und Frühjahr
1999 durchgeführt wurde, stand eine schriftliche Befragung von über 100.000 Hochschulabsolventinnen und
Hochschulabsolventen in zwölf Ländern. Hinweise auf Publikationen der Ergebnisse der Studie finden sich im
Internet. Vgl. url:http://www.uni-kassel.de/wz1/tseregs.htm, Zugriff: 20.02.2007. Vgl. Schwarz 2003, S.29.
37
Das Hannoveraner Hochschul-Informations-System (HIS) führt im staatlichen Auftrag große bundesweit
repräsentative Absolventenbefragungen durch. Insgesamt wurden bisher zwei Befragungen pro Jahrgang
durchgeführt. Die erste Befragung fand im Schnitt 1 bis 1,5 Jahre nach dem Examen statt; die zweite folgte in
einem Abstand von weiteren vier Jahren, also rund 5 Jahre nach dem Abschluss. Für den Prüfungsjahrgang 1997
war erstmals eine dritte Befragung geplant, die zehn Jahre nach dem Examen stattfinden soll. Vgl.
url:http://www.his.de/Abt2/Berufseintritt/absolventenprojekt/, Zugriff: 20.02.2007.
38
Burkhardt, Anke/ Schomburg, Harald/ Teichler, Ulrich (Hrsg.): Hochschulstudium und Beruf - Ergebnisse von
Absolventenstudien, Bonn: Bundesministerium für Bildung und Forschung 2000.
39
Teichler in Burkhardt 2000, S.11.
12
2. Arbeitsmarkt
2.1. Die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes
Die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes ist seit längerem enttäuschend, speziell
aufgrund des trendmäßigen Anstiegs der Arbeitslosigkeit und der relativ geringen Zunahme
der Erwerbstätigkeit. Vollbeschäftigung im engeren Sinne gab es in den alten Bundesländern
zuletzt zu Beginn der 70er Jahre. Spätestens zehn Jahre später - zu Beginn der 80er Jahre hatte sich die Arbeitslosigkeit auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt verfestigt.40
Trotz eines zwischendurch deutlichen Beschäftigungsaufbaus in den 80er Jahren fehlten 1991
infolge der steigenden Erwerbsbeteiligung speziell verheirateter Frauen und der Zuwanderung
von Übersiedlern, Aussiedlern und Ausländern 2,9 Millionen Arbeitsplätze - 1,7 Millionen
Personen waren in Westdeutschland arbeitslos gemeldet.41 Obwohl der durch die
Wiedervereinigung ausgelöste Boom die Arbeitslosigkeit kurzzeitig auf einen Wert von gut
6% drücken konnte, lässt sich feststellen, dass die Arbeitslosigkeit von Rezension zu
Rezension zugenommen hat.
Aufgrund der spürbaren Effekte der weltweiten Rezension von 1993 einerseits und der
Wiedervereinigung und dem damit verbundenen Systemwechsel (wobei rund ein Drittel aller
Arbeitsplätze in Ostdeutschland verloren gingen) andererseits, verschlechterte sich der
Arbeitsmarkt zwischen 1991 und 1997 rapide. Die Arbeitslosenquote erreichte 1997 einen
Rekordstand von über 11% und die Erwerbstätigenquote42 einen Minusrekord von 67%.43
Durch den Wirtschaftsaufschwung in den Jahren 1998-2001 wurde der Arbeitsmarkt in
Westdeutschland kurzzeitig entlastet. Die Arbeitslosenquote sank zwischen 2000 und 2002
auf unter 10%, jedoch konnte der Arbeitsmarkt in den ostdeutschen Bundesländern nicht
davon profitieren. Auch die letzte leichte Erholung der Konjunktur im Jahre 2004 hat sich
noch nicht spürbar positiv auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar gemacht. Die Arbeitslosigkeit
verharrt seit drei Jahren mit gut 10% auf hohem Niveau.44 Darüber hinaus verdeutlicht der
Rückgang der Beschäftigtenzahlen um 0,4% auf 64,6% zwischen 1991 und 2003 die geringe
Beschäftigungsdynamik in Deutschland.45
40
Vgl. Allmendinger 2005a, S.17.
Vgl. Emmerich 2001, S.4.
42
Es muss hierbei erwähnt werden, dass sich die Erwerbstätigenquote insofern von der Erwerbsquote
unterscheidet, als dass sie nur den Anteil der erwerbstätigen Personen, nicht aber der Arbeitslosen an der
Gesamtbevölkerung erfasst. Vgl. url:http://www.socialinfo.ch/cgi-bin/dicopossode/show.cfm?id=172, Zugriff:
20.02.2007.
43
Vgl. Allmendinger 2005a, S.17.
44
Die aktuellen Arbeitslosen- und Erwerbstätigenzahlen finden Sie im Bericht über die Entwicklung des
Arbeitsmarkts der Bundesagentur für Arbeit. Vgl. url:http://www1.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/, Zugriff:
20.02.2007.
45
Der Anstieg der Beschäftigungszahlen seit dem Jahr 2003 ist im Wesentlichen auf die rasante Zunahme der
geringfügigen Beschäftigung (Minijobs) zurückzuführen. Vgl. Allmendinger 2005a, S.18.
41
13
Aus den vorangegangenen Erläuterungen wird ersichtlich, dass die Arbeitsmarktkrise in
Deutschland das Ergebnis eines lang anhaltenden Prozesses ist, im Verlauf dessen die
Arbeitslosigkeit und die Unterbeschäftigung von Rezension zu Rezension angestiegen sind.
Nach Jahrzehnten enttäuschender Arbeitsmarktzahlen ist die konjunkturelle zunehmend in
strukturelle Arbeitslosigkeit umgeschlagen, die sich insbesondere durch das hohe Niveau der
Langzeitarbeitslosigkeit äußert.46
2.2. Der Arbeitsmarkt für Akademiker
Bereits
in
den
dreißiger
Jahren
des
20.
Jahrhunderts
entstand
aufgrund
der
Weltwirtschaftskrise eine umfangreiche Literatur über die soziale Stellung und die
Arbeitsbedingungen des 'geistigen Proletariats', die sich später zu der Frage nach Angebot und
Nachfrage an akademischen Berufen überhaupt ausweitete.47 Es wurden sowohl die
ökonomischen als auch berufsständischen Probleme diskutiert, die eine Zunahme an
'Überqualifizierten' und die Entstehung eines 'akademischen Proletariats' zur Folge haben
könnte. Einerseits wurde argumentiert, dass die kostenintensive Ausbildung hoch
qualifizierter Arbeitskräfte in wirtschaftlich schlechten Zeiten sicherlich zum Gegenstand von
Debatten werden würde, und andererseits "ein forciertes Anwachsen der Aspiranten auf eine
mit Privilegien ausgestattete Berufsposition immer eine Bedrohung vorhandener Status- und
Prestigesysteme [darstellen würde]".48
Den Bedenken zum Trotz nahm kontinuierlich und nimmt weiterhin der Anteil der
Akademiker im Beschäftigungssystem in der Bundesrepublik wie in allen anderen
entwickelten Industrienationen zu. Der Anteil der Erwerbstätigen in Deutschland, der über
einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss verfügt, stieg zwischen 1991 und 2004 von
12% auf 18% der Gesamtbevölkerung - die Zahl der erwerbstätigen Akademiker insgesamt
von
4,3
auf
6,1
Millionen.
Die
Akademiker
waren
damit
auch
die
einzige
Qualifikationsgruppe, die in diesem Zeitraum Beschäftigungszuwächse für sich verbuchen
konnte.49 Dieser Beschäftigungszuwachs konzentriert sich auf die Dienstleistungsbereiche und hier vor allem auf die gesellschaftsbezogenen Dienstleistungen50.
46
Für genauere Erläuterungen der Strukturmerkmale der Unterbeschäftigung in Deutschland (beispielsweise die
geringe Erwerbstätigenquote älterer Arbeitnehmer und Geringqualifizierter) bietet das "IAB Handbuch
Arbeitsmarkt" von Allmendinger/ Eichhorst/ Walwei 2005 einen guten Einstieg.
47
Vgl. Ben-David 1961, S.104ff.
48
Schlegelmilch 1987, S.6.
49
Vgl. Allmendinger 2005b, S.31.
50
Der Mikrozensus unterscheidet den Tertiären Sektor in: 1. Handel, Verkehr, wirtschaftsbezogene
Dienstleistungen, 2. haushalts-/freizeitbezogene Dienstleistungen und 3. gesellschaftsbezogene Dienstleistungen.
1993 arbeiteten bereits 84% aller Universitäts- und 63% aller Fachhochschulabsolventen im Tertiären Sektor.
Vgl. Parmentier in Tessaring 1996, S.47ff.
14
2.2.1. Privilegierte Akademikerarbeitslosigkeit
Nachdem noch in den 60er Jahren ein Studium in Deutschland in der Regel einen mit
überdurchschnittlichem Einkommen und hohem Sozialprestige ausgestatteten Arbeitsplatz
garantierte, verlor diese privilegierte Stellung der Akademiker seit Mitte der 70er Jahre an
Selbstverständlichkeit. In den 80er Jahren sah es so aus, als ob sich die Arbeitslosenquoten
nach Ausbildungsebenen immer mehr annäherten und nur Personen ohne eine abgeschlossene
Berufsausbildung überdurchschnittlich von der Arbeitslosigkeit betroffen wären.51 In den 90er
Jahren stieg jedoch die Arbeitslosenquote von Personen mit Lehr- oder Fachabschlüssen
stärker an als die Quote der Personen mit Hochschulabschluss, so dass sich bis heute die
Arbeitslosenquoten der Hochqualifizierten als die niedrigsten aller Qualifikationsgruppen
präsentieren.52 Mit einer Quote zwischen 4% und 5% liegt sie seit bereits einem guten
Jahrzehnt konstant etwa halb so hoch wie die Arbeitslosenquote der Erwerbsbevölkerung
insgesamt.53
Obgleich Akademikerinnen nach wie vor etwas häufiger von der Arbeitslosigkeit betroffen
sind als Akademiker (2004 Bundesgebiet 4,7% zu 3,5%), sind auch sie im Vergleich zu den
Frauen anderer Qualifikationsgruppen seltener arbeitslos.54 Schließlich zeigt ein Blick auf die
Arbeitslosenquote der Akademiker in der Altersgruppe von 55 bis 64 Jahren, dass eine
akademische Ausbildung nicht nur vor drohender Arbeitslosigkeit schützt: "Sie hilft
offensichtlich [auch], das Arbeitsvermögen bis zum Rentenalter länger und besser zu
nutzen."55 So beträgt ihre Arbeitslosenquote im Bundesdurchschnitt 3,5% im Vergleich zu
10% bei der Erwerbsbevölkerung insgesamt. "Je niedriger die formale Qualifikation, desto
schlechter die Position auf dem Arbeitsmarkt - und umgekehrt."56 Diese Faustregel gilt
weiterhin weitgehend unabhängig von Studienfach, Konjunktur und Geschlecht für alle
Akademiker.
2.2.2. Einkommensstrukturen der Akademiker
Das Durchschnittseinkommen von Akademikern liegt nach wie vor deutlich höher als bei
Erwerbstätigen mit oder ohne Berufsausbildung. Nach Daten des Sozio-oekonomischen
51
Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.16.
2004 betrug die Arbeitslosenquote insgesamt 9,2% (Alte Länder und Berlin-West) bzw. 19,9% (Neue Länder
und Berlin-Ost). Die qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote für Personen ohne Berufsabschluss lag bei
21,7% bzw. 51.2%; für Personen mit Lehr- oder Fachabschlüssen bei 7,3% bzw. 19,4% und für Personen mit
Hoch- oder Fachhochschulabschluss bei 3,5% bzw. 6,0%. Vgl. Reinberg/Hummel 2005, Abb. 1, S.2.
53
Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.15 und Reinberg/Hummel 2005, Abb. 1, S.2.
54
Vgl. Allmendinger 2005b, S.33.
55
Reinberg 2005, S.1.
56
Ebd.
52
15
Panels57 lag der Durchschnittslohn von Universitäts- und Fachhochschulabsolventen in
abhängiger Beschäftigung 2002 in Westdeutschland bei 21€ im Vergleich zu 14€ bzw. 12€
bei Beschäftigten mit oder ohne abgeschlossener Berufsausbildung. In Ostdeutschland betrug
der Lohn der Höherqualifizierten 16€ im Vergleich zu 10€ bzw. 9€.58 Die Zahlen decken sich
mit den Berechnungen der OECD, nach der das durchschnittliche Jahreseinkommen von
Hochschulabsolventen im Jahre 1996 etwa 50% höher lag als das der Personen, die eine
berufliche
Ausbildung
abgeschlossen
haben.59
Während
sich
im
Westen
der
Einkommensabstand von Hochschulabsolventen zum Rest der Bevölkerung verringert hat, hat
dieser sich im Osten dagegen vergrößert. Zusammenfassend kann gesagt werden: Im
Untersuchungszeitraum
von
1992
bis
2002
"weisen
AkademikerInnen
Einkommenskarrieren auf als die Angehörigen anderer Qualifikationsgruppen."
60
steilere
An der
privilegierten Einkommenssituation der Akademiker hat sich somit nichts geändert.
Die
Diskrepanz
zwischen
den
Geschlechtern
erscheint
gewaltig.
So
verdienten
Universitätsabsolventinnen im Jahr 1993 etwa 40% weniger als ihre männlichen Kollegen.
Unter den Fachhochschulabsolventen war der Einkommensrückstand der Frauen mit 51%
noch gewaltiger. Eine geschlechtsspezifische Studienfachwahl kann hier jedoch nur als eine
Erklärung dienen.61 Ergänzend finden sich Frauen häufiger als Männer in mittleren und
unteren, seltener in höheren Einkommensregionen wieder. Franziska Schreyer weist
allerdings darauf hin, dass die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern
abzunehmen scheinen und weiterhin Akademikerinnen erwartungsgemäß deutlich mehr als
ihre Geschlechtgenossinnen mit abgeschlossener Berufsausbildung verdienen.62
Teichler ist der Ansicht, dass daher auch kein 'bildungsökonomisches Investitionskalkül' das
Verhalten der Studierenden zu prägen scheint. Befragungen haben gezeigt, dass die Mehrzahl
der Absolventen sich nach ihrem Abschluss "eine interessante, herausfordernde, kognitiv
anspruchsvolle und mit Dispositionsspielräumen ausgestattete Berufstätigkeit sucht und dabei
davon überzeugt ist, daß sich im Regelfall auch entsprechende Einkommensvorteile
ergeben."63 Die Frage, inwieweit sich die Einkommensausfälle und Kosten während des
Studiums im Laufe des Berufslebens als eine Art Kapitalinvestition in seine Person verzinsen,
57
Das Sozio-oekonomische Panel ist eine repräsentative Längsschnittstudie privater Haushalte in der
Bundesrepublik Deutschland seit 1984, Vgl. url:http://www.diw.de/deutsch/sop/, Zugriff: 20.02.2007.
58
Vgl. Allmendinger 2005b, S.31.
59
Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.18. Zahlen zu den Einkommensstrukturen Anfang der 90er Jahre finden
sich bei Parmentier in Tessaring 1996, S.57.
60
Allmendinger 2005b, S.31.
61
Vgl. Parmentier in Tessaring 1996, S.57.
62
Vgl. Schreyer 2001, S14.
63
Teichler in Burkhardt 2000, S.18.
16
wird
aufgrund
der
immer
noch
privilegierten
Einkommenssituation
von
Hochschulabsolventen vernachlässigt.
2.2.3. Adäquate Akademikerbeschäftigung
Seit geraumer Zeit wird in Deutschland ein größerer Anteil an Höherqualifizierten gefordert,
aber auch eine Zunahme an Hochschulabsolventen in Tätigkeiten festgestellt, "für deren
Bewältigung
traditionell
ein
Hochschulabschluss
nicht
als
zwingend
erscheint
beziehungsweise eine Zunahme in Positionen, die nicht die typischen Wunschpositionen von
Akademikern sind."64
In der Arbeitsmarktforschung wird inadäquate Beschäftigung bzw. Erwerbstätigkeit meist
synonym zu unterwertiger Erwerbstätigkeit bzw. Beschäftigung verwendet. Es wird hierbei
erst dann von unterwertiger Erwerbstätigkeit gesprochen, wenn das Anforderungsniveau
deutlich unter den formalen Qualifikationen des Erwerbstätigen liegt. Nach Teichler erfüllt
diese vom Idealtyp akademischer Beschäftigung abweichende inadäquate Beschäftigung
gewöhnlich einige oder sämtliche der folgenden Kriterien:
einen inadäquaten Status: zum Beispiel ein geringeres Einkommen, eine
niedrigere Position oder ein geringeres gesellschaftliches Ansehen, als es für
Personen mit Hochschulabschluß üblich ist,
eine geringere Chance, die im Studium erworbenen Qualifikationen beruflich zu
verwenden,
ein geringeres Anspruchsniveau der beruflichen Tätigkeit im Hinblick auf
kognitive Anforderungen und Problemlösungsfähigkeit,
eine geringere Attraktivität des beruflichen Einsatzes und der beruflichen
Aufgaben gegenüber dem, was Hochschulabsolventen - wie Absolventenstudien
belegen - mehrheitlich hoch schätzen: hohe Dispositionsspielräume, hohe
Verantwortlichkeiten, eine fordernde Arbeit und hohe Chancen zur
Weiterqualifizierung - kurz eine "interessante Arbeit".65
Nach Brüderl und Reimer konzentriert sich die Diskussion überwiegend auf die ersten beiden
Dimensionen, weil diese relativ leicht messbar erscheinen. Die erste Dimension wird oftmals
auch als 'Niveauadäquanz', die zweite als 'Fachadäquanz' bezeichnet.66 Bei inadäquater
Beschäftigung handelt es sich um eine vertikale Substitution, und nicht - wie beispielsweise
bei einem Diplom-Politologen, der als Personalleiter arbeitet - um eine horizontale
Verschiebung der beruflichen Flexibilität.67 Grühn verdeutlicht, was hier mit vertikaler
Substitution gemeint ist. Es werden "demnach Vorgänge angesprochen, die […] heute unter
64
Teichler 1994, S.27.
Teichler in Burkhardt 2000, S.17.
66
Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S. 210.
67
Vgl. Flegel 2003, S.12.
65
17
dem Stichwort Verdrängungswettbewerb diskutiert werden. Ein Prozeß, in dem die
schichtspezifische Statusselektion vermittelt über Variablen des Bildungssystems abgewickelt
wird, da schichtmäßig variierende Sozialisationsergebnisse in ihrer Wirkung im
Bildungssystem zum Tragen kommen."68 Vertikale Substitution liegt demnach vor, wenn die
Austauschbeziehung zwischen Ausbildungen verschiedener Ausbildungsebenen gegeben ist.
Da zur Operationalisierung der Ausbildungsadäquanz verschiedene Konzeptionen und
Definitionen zugrunde gelegt werden, liegen abweichende Ergebnisse vor, in welchem Maße
die Beschäftigungsverhältnisse von Akademikern ausbildungsadäquat sind. Weißhuhn und
Rövekamp kommen in der Analyse des zweiten Armuts- und Reichtumsbericht der
Bundesregierung von 2004 zu dem Ergebnis, dass "kaum Verdrängungsprozesse […] nach
unten stattgefunden haben. Die Arbeitskräftenachfrage hat weiterhin höher qualifizierte
Arbeitskräfte angefordert, ohne dabei in wesentlichem Umfang Erwerbstätige mit darunter
liegenden Qualifikationsniveaus direkt zu ersetzen".69
Büchel und Matiaske verweisen dagegen auf Ergebnisse verschiedener Untersuchungen, nach
denen die Zahl der inadäquat beschäftigten Akademiker in Deutschland zwischen 10% und
25% liegt.70 Nach Ergebnissen der Europäischen Hochschulabsolventenstudie empfanden
16%
der
Absolventen
der
Bundesrepublik
ihre
berufliche
Situation
als
nicht
ausbildungsadäquat; der europäische Durchschnitt lag hier bei 13%.71 Trotz unterschiedlicher
Ergebnisse bestätigt die Mehrzahl der Studien zumindest, dass eine weitaus größere Zahl an
Hochschulabsolventen nicht eindeutig adäquat oder inadäquat beschäftigt sind, als die Zahl
derjenigen, die eindeutig als inadäquat einzustufen sind.72
Obgleich die Hochschulabsolventen die Verwendungsmöglichkeiten der im Studium
erworbenen Qualifikationen als gering einschätzen, geht aus den Ergebnissen der Kasseler
Absolventenstudie73 hervor, dass eine als inadäquat eingeschätzte Beschäftigung zum Teil
auch bewusst hingenommen wird. Als Gründe für diese Beschäftigungssituation werden
beispielsweise angeführt, dass die Arbeit wichtig und interessant ist, als Voraussetzung für
weitere Berufsziele dient, bessere Karrierechancen bietet als eine fachnahe Tätigkeit oder aber
auch die Wahlmöglichkeiten familienbedingt beschränkt sind.74
68
Grühn 1984, S.39.
Weißhuhn 2004, S.132.
70
Ihrer Studie zufolge ist jeder neunte Hochschulabsolvent nicht ausbildungsadäquat beschäftigt, 25% nach
Schätzung des Stifterverbandes der deutschen Wirtschaft (1993), 20% nach dem Institut der deutschen
Wirtschaft (1994) und 10% bis 15% nach dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt
für Arbeit. Vgl. Büchel 1996, S.60.
71
Vgl. Schomburg in Schwarz 2003, S.38ff.
72
Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.18.
73
Vgl. url:http://www.uni-kassel.de/wz1/f_allepro/f_abs004.htm, Zugriff: 20.02.2007.
74
Vgl. Flegel 2003, S.17.
69
18
In diesem Zusammenhang dürfen aber auch nicht die Phasen der Weiterbildung zur
Anhebung des Qualifikationsniveaus und somit der Ertragsrate der Hochschulabsolventen
vergessen werden. War es Mitte der 70er Jahre höchstens für die Absolventen der Geistesund Sozialwissenschaften erforderlich über wirtschaftsnahe Zusatzqualifikationen zu
verfügen, wird heute ein immer wichtiger werdendes Merkmal von Erwerbsläufen die
Teilnahme an (formeller) Weiterbildung. In der Literatur oft als 'Matthäus-Prinzip' ('Denn wer
da hat dem wird gegeben') bezeichnet, kommen Untersuchungen einvernehmlich zu dem
Schluss, dass berufliche Weiterbildung umso häufiger erfolgt, je höher das (bereits) erreichte
Qualifikationsniveau ist.75
2.2.4. Der Übergang in problematische Beschäftigungsbedingungen
Bei einem Großteil der Hochschulabsolventen zeigen sich Schwierigkeiten bei der
Berufseinmündung in den ersten beiden Jahren nach dem Studienabschluss, in denen eine
oder mehrere Phasen der Arbeitslosigkeit vorkommen. Teichler spricht in diesem
Zusammenhang von mehr als 20% der Absolventen, die "in den 90er Jahren einige Zeit weder
mit weiterem Studium noch mit Erwerbstätigkeit verbracht"76 haben. Jedoch blieb eine
Arbeitslosigkeit über zwei Jahre hinaus auch in den 90er Jahren selten. Auch Reinberg und
Hummel weisen darauf hin, dass Arbeitslosigkeit seit Anfang des Jahrhunderts wieder stärker
ein Problem des Übergangs vom Studium in den Beruf bzw. der ersten Berufsjahre geworden
ist. Nachdem der Anteil der Jüngeren (unter 35 Jahren) an den gemeldeten Arbeitslosen in den
90er Jahren noch sank, lag die Akademikerarbeitslosenquote bis maximal 34 Jahre "2004 mit
4,8 Prozent fast doppelt so hoch wie im Jahr 2000 mit 2,6 Prozent."77 Kennzeichnend für
diese Phase des Übergangs vom Studium in den Beruf ist für Akademiker laut Teichler eine
Phase der 'Sucharbeitslosigkeit' der Absolventen. Darüber hinaus ist die Zahl der faktisch
Arbeitslosen schwer zu ermitteln, da sich viele "Absolventen wegen mangelnder
Stellenangebote ganz mit der Stellensuche oder auch anderen Tätigkeiten beschäftigen, ohne
sich als Arbeitslose einzustufen."78
Aber auch die Zahl derjenigen Hochschulabsolventen, die außerhalb traditioneller
Tätigkeitsbereiche in ausbildungsfremden und daher meist als inadäquat angesehenen
Beschäftigungsverhältnissen tätig sind, nimmt stetig zu. Seit Mitte der 90er Jahre wird daher
eine
Diskussion
um
die
'Erosion
der
75
Vgl. Allmendinger 2005b, S.32.
Teichler in Burkhardt 2000, S.16.
77
Reinberg 2005, S.5.
78
Teichler in Burkhardt 2000, S.16.
76
19
Normalarbeitverhältnisse'
geführt.
Teilzeitbeschäftigungen, zeitlich befristete Arbeitsverträge, Angebote für Werkverträge o.ä.
und Angebote als Scheinselbstständige, - d.h. überwiegend Tätigkeiten für eine Organisation
auszuüben ohne in den Schutz der üblichen Leistungen für Arbeitnehmer zu gelangen - sind
Verhältnisse, auf die sich Absolventen immer stärker einrichten müssen.79
Nach Auswertung einer vom Bundesinstitut für Bildung und IAB im Winter 1998/99
gemeinsam durchgeführten Erhebung arbeiten Universitätsabsolventen mit einem Anteil von
10% am zweithäufigsten (nach den Personen ohne Ausbildungsabschluss mit 21%) in
Erwerbsformen, die als 'unsicher' eingestuft wurden. 'Unsichere Beschäftigung' als
Gegenstück zum Konstrukt 'Normalarbeitsverhältnis' beinhaltet neben der befristeten
Beschäftigung noch Leiharbeit, geringfügige Beschäftigung und Freie Mitarbeit.80
So zeigt sich in der HIS-Studie aus dem Jahre 2002, in der der Berufseinstieg der
Abschlussjahrgänge 1984, 1989, 1993 und 1997 bis zu ca. einem Jahr nach dem Examen
untersucht wurde, dass in der privaten Wirtschaft der Anteil an unbefristeten Voll- und
Teilzeitbeschäftigungen von 67% (des Jahrgangs 1984) auf 48% der Absolventen (des
Jahrgangs 1997) sank. Im Gegensatz dazu stieg der Anteil der befristeten bzw. Honorar- und
Werkverträgen von 10% (Jahrgang 1989) auf 25% (Jahrgang 1997) an.81 Der Anteil
befristeter Verträge im Stellenpool der Agentur für Arbeit stieg im Jahre 2005 auf 29,1% aller
angebotenen Stellen (33.707 Stellen) und erreichte damit den höchsten Wert seit der
Jahrtausendwende.82 Jedoch zeigt die Nachfolgestudie der HIS GmbH auch, dass der Anteil
an unbefristeten Verträgen nach drei bzw. fünf Jahren anstieg und sich somit die beruflichen
Biographien
konsolidierten.
Entsprechend
haben
nach
Zahlen
der
Europäischen
Hochschulabsolventenstudie nur noch knapp ein Viertel der deutschen Hochschulabsolventen
vier Jahre nach dem Examen befristete Verträge.83
Nach Teichler kann aus der bisherigen Datenlage noch kein einheitliches Bild gewonnen
werden, ob es sich bei der 'Erosion des Normalarbeitsverhältnisses' lediglich um ein
Phänomen der Zeit des Übergangs von Studium in den Beruf handelt "oder ob sich solche teils als 'problematisch', teils als 'flexibel' gedeuteten - Beschäftigungsverhältnisse im
Gegenteil deutlich ausweiten und damit auch für längere Phasen der beruflichen Karriere
kennzeichnend werden."84
79
Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.16.
Vgl. Reinberg 2003b, S.3.
81
Vgl. Minks 2002, S.19f.
82
Mit der großen Zahl der befristeten Stellen korrespondiert auch die Tatsache, dass Personaldienstleiter
(Zeitarbeitsunternehmen und Personalvermittler) bei weitem die meisten Stellenangebote anbieten. Vgl.
Arbeitmarkt Kompakt 2006 - Gesamtentwicklung, S.4.
83
Vgl. Schomburg 2003, S.36.
84
Teichler in Burkhardt 2000, S.17.
80
20
2.3. Der Arbeitsmarkt von Sozialwissenschaftlern und Politologen
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich die Politikwissenschaft als eigenständige
Fachwissenschaft an den deutschen Hochschulen. Keine zwei Jahrzehnte später, im Jahre
1968 klagte Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt bereits: "Wir haben zu viele Soziologen und
Politologen. Wir brauchen viel mehr Studenten, die sich für anständige Berufe entscheiden,
die der Gesellschaft nützen."85 Angesichts der (anhaltend) schwierigen Arbeitsmarktsituation,
des (langsam abebbenden) Rufes nach Verringerung der Studentenzahlen und der knapper
werdenden öffentlichen Mittel stellt sich für Sozialwissenschaftler im Allgemeinen und
Politologen im Speziellen die Frage nach dem Verhältnis von Bildungs- und
Beschäftigungssystem. Ein Grund hierfür ist sicherlich auch das Fehlen eines bestimmten
Berufsbildes und Karrieremusters für Politologen, da die durch die Fachbezeichnung
suggerierte Wahl 'Politik als Beruf'86 - wie sie bereits von Max Weber beschrieben wurde von den wenigsten Absolventen nach ihrem Studium der Politikwissenschaft ergriffen wird.
Im Vergleich zu anderen Disziplinen - beispielsweise dem Mediziner, der Arzt wird oder dem
Juristen, der Anwalt wird - besitzt der (Diplom-)Politologe somit eine geringe
Berufsfeldprägnanz.87 Dieses Fehlen eines klar strukturierten Zugangs zur Arbeitswelt
erfordert Eigeninitiative und Selbstorientierung. Gleichzeitig bietet dieser Berufspluralismus
auch die Chance, durch individuelle Gestaltung und Flexibilität Beschäftigungsfelder in
Zeiten schwacher Konjunktur auf dem Arbeitsmarkt wechseln zu können. So haben laut
Aussage der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit
diejenigen Hochschulabsolventen, "mit ausgezeichneten aktuellen und breit angelegten
fachlichen sowie außerfachlichen Qualifikationen, die Arbeitgeber in Zeiten mit geringem
Personalbestand flexibel einsetzen können"88, gute Chancen auf Einstellung.
2.3.1. Arbeitslosenzahlen
Die Arbeitslosenquote für Sozialwissenschaftler im engeren Sinne (Soziologen und
Politologen)89 "wird in der Regel etwas höher als die Quote der Uni-Absolventen geschätzt
und liegt bei 6%."90 Während jedoch die Akademikerarbeitslosigkeit, wie bereits gesehen, seit
85
Zitiert nach Dill 1977, S.26.
Der Vortrag, der im Rahmen einer Vortragsreihe "Geistige Arbeit als Beruf" im Revolutionswinter 1918/19
vor dem Freistudententischen Bund in München gehalten wurde, findet sich im Internet unter
url:http://www.textlog.de/weber_politik_beruf.html, Zugriff: 20.02.2007.
87
Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S.210 und Behrendt in Stockmann 2002, S.190.
88
Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.) 2004: Der Arbeitsmarkt für Hochqualifizierte, Fach- und Führungskräfte,
Informationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste der BfA 11. Zitiert nach Caton 2005, S.20.
89
Da überregionale auf das Studienfach Politikwissenschaft bezogene Studien in diesem Sinne nicht existieren,
wird im Folgenden oftmals auf die Lage der Sozialwissenschaftler im Allgemeinen eingegangen.
90
Behrendt in Stockmann 2002, S.188.
86
21
den 90er Jahren relativ kontinuierlich gestiegen ist, zeigt sich dieser Trend bei den
Sozialwissenschaftlern nur stark abgeschwächt und langfristig zeigt die Tendenz deutlich
nach unten.91
"Die Arbeitslosigkeit bei Sozialwissenschaftlern ist wieder auf das Niveau von
2003 zurückgegangen; die Reduzierung der Arbeitslosigkeit fiel sogar deutlicher
aus als bei allen Personen mit einer universitären Ausbildung. Die Nachfrage nach
Sozialwissenschaftlern, sofern sie sich in spezifischen Stellenangeboten bei den
Arbeitsagenturen widerspiegelte, blieb jedoch auch im Jahre 2005 auf einem sehr
dürftigen Niveau."92
Dies trifft speziell auf die Politologen zu. Zum 30. September 2005 waren bei den Agenturen
für Arbeit 1.824 Politologen (-3,8% zum Vorjahr) gemeldet. Der Frauenanteil an den
Arbeitslosen betrug wie im Vorjahr 38%.93 Dabei richteten sich tatsächlich nur eine Handvoll
Stellenangebote unmittelbar an Politologen - im Laufe des Jahres 2004 wurden bei den
Agenturen für Arbeit ganze 56 solcher Stellenangebote unterbreitet. Bei diesen 'echten
Stellen', die sich hauptsächlich auf klassische sozialwissenschaftliche Aufgabenstellungen
bezogen, waren so gut wie immer spezifische Berufserfahrungen erwünscht sowie fundierte
Kenntnisse der empirischen Sozialforschung und EDV-Anwendungen als unabdingbar
vorausgesetzt.94
Ein Blick auf die Altersstruktur der Bewerber zeigt, dass die Altersverteilung bei den
Politologen
weiterhin
nicht
dem
Durchschnitt
aller
Arbeitslosen
mit
einer
Hochschulausbildung entspricht. Nach den Daten der Bundesagentur für Arbeit sind ältere
Politologen nach wie vor vergleichsweise seltener von Arbeitslosigkeit betroffen.95 Grund
hierfür ist, wie bereits angedeutet, dass gerade für Politologen der Übergang vom Studium in
den Beruf in den vergangenen Jahren scheinbar immer langwieriger und aufwendiger
geworden
ist.
Im
folgenden
Kapitel
soll
daher
schließlich
auf
die
prekäre
Berufseinmündungsphase eingegangen werden, die ja auch das Forschungsinteresse dieser
Arbeit ist.
91
Im Jahr 1995 betrug die Erwerbslosenquote der Sozialwissenschaftler zwar noch 11,9% und war damit fast
dreimal so hoch wie die Erwerbslosigkeit aller Universitätsabsolventen, jedoch war über 15 Jahre hinweg der
Anstieg der Erwerbstätigkeit deutlich höher als der Anstieg der Erwerbslosigkeit. Vgl. Parmentier in Tessaring
1996 und Stief 2002, S.85.
92
Arbeitsmarkt Akademiker 2006, S.14f.
93
Vgl. Arbeitsmarkt Sozialwissenschaftler 2006, S.4.
94
Vgl. Sozialwissenschaftliche Berufe 2005, S.8 und Arbeitsmarkt-Informationen für Fach- und Führungskräfte
2006, S.85.
95
Vgl. Arbeitsmarkt Sozialwissenschaftler 2006, S.5. 16,2% der arbeitslosen Bewerber waren jünger als 30
Jahre, 42,6% waren zwischen 30 und 39 Jahre, 22,8% zwischen 40 und 49 Jahre und 18,4% waren 50 Jahre und
älter (zum Vergleich die Werte aller Personen mit Universitätsabschluss: Unter 30: 13,3%, zwischen 30 und 39:
30,6%, zwischen 40 und 49: 27,8%, 50 Jahre und älter: 28,4%.
22
2.3.2. Arbeitsmarktsituation der Sozialwissenschaftler
Da es sich, wie bereits erwähnt, um eine relativ neue Studienfachrichtung handelt, deren
Existenzberechtigung immer wieder in
Zweifel
gezogen wird;
da professionelle
Selbstreflexion Bestandteil der Disziplin ist; und aufgrund des bereits angeführten fehlenden
Berufsbildes und der flexiblen Karrieremuster der Sozialwissenschaftler (und insbesondere
der Politologen) zielen die zahlreichen Untersuchungen der letzten Jahrzehnte immer wieder
auf den beruflichen Verbleib und die Beschäftigungsaussichten der Absolventen.96 Vorneweg
lässt sich als gemeinsamer Nenner aller Untersuchungen feststellen, dass die Befunde zu den
Beschäftigungsaussichten
nicht
das
negative
Image
der
vermeintlich
schlechten
Arbeitsmarktchancen der sozialwissenschaftlichen Disziplinen bestätigen.97
Um den beruflichen Werdegang der Absolventen zu beschreiben haben Brüderl und Reimer
Längsschnittdaten aus den beiden bereits angesprochenen überregionalen Absolventenstudien
- der Europäischen Absolventenstudie und der HIS-Studie - zusammengefasst.98 Dabei zeigt
sich, dass der Berufseinstieg bei den Sozialwissenschaftlern deutlich langsamer verläuft als in
anderen Disziplinen. In der Europäischen Absolventenstudie beträgt die durchschnittliche
Jobsuchdauer 7,6 Monate und bedeutet damit im Vergleich zu den anderen in der Studie
erfassten Studienrichtungen den letzten Platz.99 Wird der Anteil der regulär Erwerbstätigen
nach einem Jahr betrachtet, so bieten die Vergleichsdaten der HIS-Studie für die
Sozialwissenschaften
im
Vergleich
zu
anderen
Disziplinen
folgendes
Bild:
Bei
Sozialwissenschaftlern erfolgt der Übergang von der Hochschule in den Beruf mit einer
Quote an regulär Erwerbstätigen von 60% im Vergleich zu Informatikern (90%) und Naturund Wirtschaftswissenschaftler (80%) deutlich langsamer.100
Obgleich der Berufseinstieg für die Absolventen sozialwissenschaftlicher Studiengänge nicht
linear vorgezeichnet ist, hat Schomburg nach Analyse ausgewählter Absolventenstudien der
90er Jahre festgestellt, dass längere Phasen der Arbeitslosigkeit im Anschluss an das Studium
auch bei Sozialwissenschaftlern kaum vorkommen.101 Nach einem halben Jahr ist nach
96
Damann und Zinn haben für den Zeitraum von 1961 bis 1994 insgesamt 75 Studien über Absolventen
sozialwissenschaftlicher Studiengänge nachgewiesen. Vgl. Schomburg in Burkhardt 2000, S.65.
97
Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S.214, Schomburg in Burkhardt 2000, S.74 und Habenicht 2003, S.129.
98
Der Ergebnisbericht der Europäischen Absolventenstudie weist die Resultate für die Sozialwissenschaftler (N
= 102) und auch insbesondere der Politologen separat aus. Im Ergebnisbericht der HIS-Studien ist dies leider
nicht der Fall, jedoch wurden Brüderl/ Reimer die aggregierten Tätigkeitsverläufe aller Jahrgänge zu Verfügung
gestellt. Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S.201f.
99
Vgl. ebd., S.206. Vergleicht man die Ergebnisse jedoch mit den europäischen Nachbarn, so haben die
Absolventen aus Deutschland eine etwas kürzere Übergangsdauer als der europäische Durchschnitt - eine
kürzere Übergangsdauer haben beispielsweise Absolventen in Finnland (fünf Monate) und Norwegen (vier
Monate), eine längere Absolventen in Frankreich (20 Monate) und Spanien (12 Monate).
100
Vgl. ebd., S.205.
101
Vgl. Schomburg in Burkhardt 2000, S.72.
23
Ergebnissen der HIS-Studie knapp der Hälfte aller Befragten der Berufseinstieg gelungen,
nach einem Jahr fast drei Fünftel. Typisch dabei sind Gelegenheitsarbeiten, denn "mehr als
zwei Fünftel […] haben in den ersten drei Jahren nach dem Examen irgendwann einmal einen
Übergangsjob ausgeübt."102
2.3.3. Berufsverbleib der Sozialwissenschaftler
Bevor auf die verschiedenen Dimensionen des beruflichen Erfolges eingegangen wird, soll
eine grobe Aufgliederung und damit ein vager Einblick in die von jeder Absolventenstudie
bestätigten facettenreichen Beschäftigungsfelder gegeben werden. Nach Brüderl und Reimer
findet
sich
der
'repräsentativste'
Überblick
über
den
Branchenverbleib
der
Sozialwissenschaftler in der HIS-Studie. Sozialwissenschaftler finden demnach ihre erste
Beschäftigung am häufigsten in den Bereichen Dienstleistungen (22%) sowie an Hochschulen
und in der Forschung (22%).103 Drei Jahre nach dem Examen hat die Privatwirtschaft (von
44% auf 56%) den öffentlichen Dienst (von 54% auf 46%) hauptsächlich aufgrund der
Abnahme
im
Bereich
Beschäftigungsbereich
Hochschule
abgelöst.
und
Forschung
Anhand
von
(11%)
Zahlen
als
dominierender
der
Europäischen
Hochschulabsolventenstudie lässt sich darüber hinaus ein relativ hoher Anteil an
Selbstständigen Sozialwissenschaftlern (17%) im europäischen Vergleich konstatieren.104
Angesichts der vielfältigen Determinanten von beruflichem Erfolg soll hier nach Brüderl und
Reimer anhand der Erfolgsmerkmale Einkommen, Zufriedenheit und Fachadäquanz ein
Einblick in den Berufsverbleib der Sozialwissenschaftler gegeben werden.105 Nach den
Ergebnissen der HIS-Studie ist die Einkommenssituation vieler Sozialwissenschaftler zu
Beginn ihres Berufslebens sehr bescheiden. So verdienen 61% aller Befragten (einschließlich
Teilzeit, Ausbildung, etc.) monatlich weniger als 3.000 DM brutto - ein Drittel sogar weniger
als 2.000 DM.106 Erst
Europäischen
vier Jahre nach dem Examen, so zeigen die Ergebnisse der
Hochschulabsolventenstudie,
verdienen
die
Sozialwissenschaftler
in
Deutschland mit 39.200€ 'ordentlich'. Sie erzielen damit vier Jahre nach Studienabschluss
102
Ebd.
Vgl. Minks 1993 und Brüderl in Stockmann 2002, S.208.
104
Vgl. Schomburg 2002, S.110.
105
Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S.209.
106
Schomburg in Burkhardt 2000, S.74.
103
24
einerseits ziemlich genau das Durchschnittseinkommen deutscher Hochschulabsolventen107
und liegen andererseits sogar an der Spitze im europäischen Vergleich.108
Auch die Messbarkeit der Zufriedenheit hat mehrere Facetten. Nach Ergebnissen der
Europäischen Absolventenstudie sind 69% der Sozialwissenschaftler zufrieden mit ihrem
Beruf. Während 53% der Befragten angaben, dass ihre berufliche Situation besser sei als
erwartet, waren nur 17% negativ überrascht.109 Nach Ergebnissen der HIS-Studie sind
Sozialwissenschaftler mehrheitlich zufrieden mit ihren Tätigkeitsinhalten (73% verglichen
mit 73% der Diplom-Betriebswirte), der Qualifikationsangemessenheit ihrer Beschäftigung
(56% zu 61% BWL) und der Möglichkeit eigene Ideen einzubringen (64% zu 62% BWL).
Unzufrieden sind sie hinsichtlich ihrer Arbeitsplatzsicherheit (52% zu 76% BWL), ihren Fortund Weiterbildungsmöglichkeiten (52% zu 76% BWL) und ihren Aufstiegsmöglichkeiten
(27% zu 45% BWL).110
Schließlich wird gerade in sozialwissenschaftlichen Absolventenstudien aufgrund der
geringen Berufsfeldprägnanz der Fächer fast immer versucht, neben der Niveauadäquanz auch
die
Fachadäquanz
der
Beschäftigung
zu
messen.
Infolge
der
uneinheitlichen
Operationalisierung der Begriffe ist jedoch laut Minks ein "gewisses Maß an
Willkürlichkeit"111 bei der Einstufung der Adäquanz der Beschäftigung nicht vermeidbar. Die
HIS-Studie kommt zu dem Schluss, dass dreieinhalb Jahre nach dem Examen 56% der
Sozialwissenschaftler sowohl fach- als auch niveauadäquat beschäftigt sind, während 20% der
Befragten weder fach- noch niveaugerecht eingesetzt werden.112 Außerdem wird häufig die
These vertreten, dass die Fachadäquanz im Berufsleben deutlich zunimmt, da gerade der
Übergang ins Berufsleben durch fachfremde Übergangsjobs gekennzeichnet ist. Inwieweit
jedoch Anteile an fachadäquat beschäftigten Sozialwissenschaftlern hoch oder niedrig sind
lässt sich aufgrund der geringen Berufsfeldprägnanz schwer feststellen.113
Ein weiteres Merkmal der Beschäftigungssituation von Sozialwissenschaftlern ist ihre hohe
Stellenmobilität. Der HIS-Studie zufolge wechselte innerhalb der ersten drei Jahre nach dem
Examen fast jeder Zweite zumindest einmal die Stelle; nur ein Viertel der Befragten hatten
107
Schomburg gibt das Bruttojahreseinkommen für Sozialwissenschaftler hier mit 76.900 DM an (das
Durchschnittseinkommen der Hochschulabsolventen mit 77.700 DM), und dies bei einer unterdurchschnittlichen
Wochenarbeitszeit von 42,6 Stunden (Durchschnitt 44,2 Stunden). Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S.212.
108
So verdienen Sozialwissenschaftler in Spanien mit 16.200€ weniger als halb so viel (Der durchschnittliche
Verdienst aller europäischen Sozialwissenschaftler beträgt 26.800€). Vgl. Schomburg 2002, S.110.
109
Vgl. Schomburg 2001, S.148f.
110
Vgl. Minks 1993, S.33f.
111
Ebd., S.27.
112
Vgl. Schomburg in Burkhardt 2000, S.74.
113
Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S.210.
25
ihre erste Stelle unverändert beibehalten.114 Die Gründe hierfür sind vielfältig, jedoch
bestätigen so gut wie alle Studien den hohen Anteil an Honorar- bzw. Werkverträgen,
befristeten Verträgen, sowie eine Praktika direkt nach Abschluss des Studiums.115 Allerdings
gelingt es den Sozialwissenschaftlern häufig, bereits nach wenigen Jahren ihre berufliche
Situation zu verbessern und ihre Beschäftigungsverhältnisse zu konsolidieren. Der HIS-Studie
zufolge ging innerhalb der ersten drei Jahre die Zahl unterqualifizierter Positionen zurück
(von 12% auf 4%), während die Zahl an Führungspositionen anstieg (von 15% auf 35%).
Weiterhin sank die Zahl der befristeten Beschäftigungsverhältnisse von 45% auf 28% und die
Zahl der unbefristeten Vollzeittätigkeiten stieg gar auf das Doppelte von 28% auf 58%.116
Obgleich der Übergangsprozess speziell für Sozialwissenschaftler schwierig ist, bilanziert
Teichler, dass "viele von ihnen ein hochflexibles Arbeitsmarktverhalten entwickeln und daß
ein beachtlicher Anteil von ihnen einige Jahre nach Studienabschluß eine Konsolidierung
ihrer Beschäftigungssituation - zumeist in einer breiten Streuung beruflicher Einsatzgebiete erreichen."117
2.3.4. Patchwork, Grauzone, Prekariat
Wie bereits aufgezeigt wurde, erläuterte Mertens im Lichte der Flexibilitätsforschung, dass
der Arbeitsplatz kein exaktes Abbild der im Studium erworbenen Qualifikationen sein kann.
Offensichtlich wurde dies weiterhin anhand der Erkenntnis, dass "etwa 50% der deutschen
Erwerbsbevölkerung im Laufe ihres Lebens in andere als ihre gelernten oder angelernten
Ausgangsberufskategorien übergewechselt waren."118
In der öffentlichen Diskussion tauchen diese Berufsfindungsbedingungen heutzutage unter
anderem unter dem Stichwort 'Generation Patchwork' auf. Bereits 1989 prägte Koepp den
Begriff der Patchwork-Identität, und damit das Ende der Normierung und Standardisierung
der so genannten Normalbiographie (männlicher Erwerbstätiger von der Ausbildungsphase
bis in den Ruhestand).119 Er zeigt auf, wie sich seit Mitte der 80er Jahre die einstmalige
Grenze des (weiträumigen westlichen) Individualisierungsprozesses unter dem verstärkten
Veränderungsdruck innerhalb des Systems der Erwerbsarbeit aufgrund der Globalisierung und
Liberalisierung der Wirtschaftsbeziehungen aufgelöst hat. Allerdings werden Patchwork114
Vgl. Schomburg in Burkhardt 2000, S.74.
Vgl. Habenicht 2003, S.50f. und Butz 1998, S.153f.
116
Stief und Abele kommen zusammenfassend zu dem Ergebnis, dass ein Jahr nach dem Examen gut die Hälfte
der Sozialwissenschaftler in regulärer Erwerbstätigkeit sind, drei Jahre danach etwa drei Viertel und fünf Jahre
nach dem Examen über 90% einer regulären Erwerbstätigkeit nachgehen. Vgl. Stief 2002, S.85.
117
Teichler in Burkhardt 2000, S.19.
118
Grühn 1984, S.37.
119
Keupp, Heiner (1988). Auf dem Weg zur Patchwork-Identität. Vgl. auch Pongratz 2000, S.1.
115
26
Karrieren nur selten gezielt und bewusst gewählt, um beispielsweise im Gegensatz zu
'Jobhoppern' - so die Autorin Vera Bloemer - Ziele flexibel festzulegen; daraus abzuleiten,
was als Erfolg, bzw. persönlicher Karriere angesehen wird und schließlich jegliche
Jobwechsel nachvollziehbar begründen zu können.120 Ulrich Beck, Professor für Soziologie
an der Universität München und der London School of Economics spricht gar von einer
'Brasilianisierung'121 des deutschen Arbeitsmarktes. Er beschreibt darin die speziell für
Akademiker (und ungelernte Arbeitskräfte - nicht jedoch für diejenigen mit abgeschlossener
Berufsausbildung)
eintretende
Ausbreitung
prekärer,
unkontinuierlicher,
unsicherer
Beschäftigungsverhältnisse, wie sie für den südlichen Teil des Globus charakteristisch sind.122
Die Absolventenforschung hat sich mit diesen prekären Patchwork-Biographien bereits vor
den 80er Jahren beschäftigt. Tessaring offenbarte im Jahre 1978 ein Defizit an
Instrumentarien, um den beruflichen Verbleib von Hochschulabsolventen angemessen zu
erfassen. Anhand einer Modellrechnung für das
Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung zeigte er auf, dass die Beschäftigungssituation nahezu der Hälfte aller
Hochschulabsolventen auf Grundlage der vorhandenen Beschäftigungsstatistiken und der
behaupteten Aufnahmemöglichkeiten der Beschäftigungsinstitutionen nicht zu begründen
war.123 Die Vermutung lag nahe, dass Hochschulabsolventen stärker als erwartet nichtakademische Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft angenommen hatten und mehr oder
weniger niveauadäquate Arbeitsplätze "sowohl innerhalb als auch außerhalb bestehender
Institutionen des Erwerbssystems, z.B. in Form von alternativen Produktions- und
Dienstleistungskollektiven"124 besetzten. Dieser 'ungeklärte Rest' an Hochschulabsolventen,
deren Verbleib im Dunkeln blieb, wurde ursprünglich unter dem Begriff 'Grauzone'
zusammengefasst. Mertens erläuterte 1980 in einem programmatischen Vorwort, dass "neben
statistischen Unsicherheiten - mit dem Zusammentreffen der demographischen Welle und der
Beschäftigungsrezension in den siebziger Jahren 'Grauzonen' des sozialen Verbleibs
nachwachsender Jahrgänge entstanden, die mit den traditionellen Nomenklaturen nicht mehr
gut beschrieben werden können."125
120
Vgl. Bloemer, Vera: Patchwork-Karriere, Walhalla Fachverlag, 2005. Vgl. auch Jacoby 2006, S.1 und
url:http://www.kraus-und-partner.de/1223/Patchwork-Biographie, Zugriff: 20.02.2007.
121
Vgl. Jacoby 2006, S.2.
122
Der Bamberger Soziologe Hans-Peter Blossfeld fügt hinzu, dass die Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt,
der sich die junge Generation konfrontiert sieht, ein weltweiter Trend ist, der sich insbesondere in Deutschland
und Südeuropa zeigt. Vgl. Jacoby 2006, S.3.
123
Eine aktualisierte Modellrechnung schätzte den Restbereich der Erwerbstätigen innerhalb des 'Grauen
Marktes' bereits 1980 mit rund 24% deutlich niedriger ein. Vgl. Schlegelmilch 1987, S.10.
124
Vgl. ebd.
125
Mertens 1980, S.151. Zitiert nach Schlegelmilch 1987, S.11.
27
Einer der ersten Versuche, ein Definitionskriterium des Grauen Marktes zu finden, lieferte
Dieter Grühn. Er rechnete zur Grauzone des Arbeitsmarktes "all jene Beschäftigungsformen
und -verhältnisse […], aus denen sich nach ihrer Beendigung kein Anrecht auf Bezug von
Arbeitslosenunterstützung
ergibt:
Honorartätigkeiten,
Werkverträge,
Beschäftigungsverhältnisse von weniger als einem Jahr Dauer."126 Empirisch ist mit dem
Anwachsen des Grauen Marktes die rasche Zunahme unterschiedlicher Formen der
Unterbeschäftigung qualitativer und quantitativer Art gemeint, verbunden mit einer
offensichtlichen Änderung der Rekrutierungsformen des Beschäftigungssystems, die immer
stärker einen informellen Charakter ('connections') annehmen.127 In der dritten empirischen
Verbleibsstudie der Politologen an der FU-Berlin bemaßen Ebbinghausen et al. 1983 anhand
dieses Definitionskriteriums - dem "Nicht-Vorhandensein von institutioneller Absicherung"128
- 28,3% an Absolventen, deren Verbleib außerhalb des traditionellen Beschäftigungssystems
zu sehen war. Jedoch wird auch unterstrichen, dass eine solche Definition der Vielfältigkeit
der Beschäftigungsfelder und -formen der Politologen nicht gerecht wird.129 In den beiden
Nachfolgestudien des Otto-Suhr-Instituts von Fiebelkorn (1990) und Rössle (1995) wurde die
obere Grenze des Grauen Marktes durch das traditionelle Beschäftigungssystem (inklusive
der Selbstständigen), die untere Grenze durch die Erwerbslosigkeit markiert.130 Bei
Fiebelkorn ging jeder Vierte aller erfassten Absolventen einer Erwerbstätigkeit in der
Grauzone des Arbeitsmarktes nach, bei Rössle waren es jedoch nur noch unter 10% der
befragten Absolventen.131
Festzuhalten bleibt, dass nach Fiebelkorn folgende Kriterien in der Regel als gemeinsame
Kriterien für die Grauzone des Arbeitsmarktes gelten:
Löhne, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen müssen individuell ausgehandelt
werden.
Eine Sozialversicherungspflicht besteht nicht (damit keine Lohnfortzahlung im
Krankheitsfall).
Beiträge zur Bundesanstalt für Arbeit werden nicht entrichtet, noch können
diese
selbst
entrichtet
werden
(damit
keine
Ansprüche
auf
Lohnausgleichszahlungen).
Eine gewerkschaftliche Interessenvertretung gibt es selten.
126
Grühn 1984, S.190.
Vgl. Ebbinghausen 1982, S.17.
128
Ebbinghausen 1983, S.120.
129
Vgl. ebd.
130
Vgl. Fiebelkorn 1990 S.28 und Rössle 1995, S66.
131
Bei Rössle verringerte sich der Anteil der 'in anderer Weise' Erwerbstätigen um erstaunliche ein Drittel
gegenüber der Vorgängerstudie von Fiebelkorn (bei Rössle 74 von 538, bei Fiebelkorn 118 von 485 der
befragten Absolventen). Vgl. Rössle 1995, S.58.
127
28
Oftmals existiert keine schriftliche Fixierung der Vereinbarung über die zu
erbringenden Leistungen (beispielsweise Honorar- und Werkverträge über
Bestellscheine.
Zumeist handelt es sich um kurzzeitig befristete Vereinbarungen, die aufgrund
der ständigen Arbeitsplatzsuche eine längerfristige Lebensplanung erschweren.132
In der gegenwärtigen Debatte (Oktober 2006) um das umstrittene Wort 'Unterschicht' und
'Neue Unterschicht' ist auch der Begriff 'Prekariat' in die Schlagzeilen gekommen. 'Prekariat'
leitet sich von dem französischen Adjektiv 'prekär' (misslich, schwierig, heikel, ungewiss,
unsicher, durch Bitten erlangt) und dem Substantiv 'Proletariat' ab. In einem Vortrag während
der »Recontres européennes contre la précarité« im Dezember 1997 in Grenoble formulierte
Pierre Bourdieu die Schrecken der heutzutage allgegenwärtigen prekären Verhältnisse
folgendermaßen:
"Es ist deutlich geworden, dass Prekarität heutzutage allgegenwärtig ist. Im
privaten, aber auch im öffentlichen Sektor, wo sich die Zahl der befristeten
Beschäftigungsverhältnisse und Teilzeitstellen vervielfacht hat [ist] die Prekarität
[…] Teil einer neuartigen Herrschaftsform, die auf der Errichtung einer zum
allgemeinen Dauerzustand gewordenen Unsicherheit fußt und das Ziel hat, die
Arbeitnehmer zur Unterwerfung, zur Hinnahme ihrer Ausbeutung zu zwingen."133
In der Lesart Bourdieus zeichnet sich die Herausbildung eines Prekariats im Gegensatz zum
Proletariat dadurch aus, dass aufgrund der Fokussierung auf die Gegenwart die Zukunft und
jede Hoffnung auf eine bessere Zukunft verschlossen bleibt. Eine Gesellschaft, in der das
Prekariat dominiert wäre somit eine stagnierende Gesellschaft, denn "Arbeitslose und
Arbeitnehmer, die sich in einer prekären Lage befinden, lassen sich kaum mobilisieren, da sie
[in der] Fähigkeit, Zukunftsprojekte zu entwerfen, beeinträchtigt sind. Das ist jedoch die
Voraussetzung für jegliches so genanntes rationales Verhalten, angefangen beim
ökonomischen Kalkül oder, in einem völlig anderen Bereich, der politischen Organisation."134
Inwieweit diese prekären Verhältnisse die Berufseinmündungsphase der Akademiker
bestimmen werden, lässt sich selbstverständlich (gerade im Zuge der Globalisierung) nicht
sicher voraussagen. Jedoch dürften die Beschäftigungschancen für Akademiker nach Ansicht
des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sogar steigen. Diese optimistische
Annahme hat laut Allmendinger und Schreyer drei Grundlagen:
132
Fiebelkorn 1990, S.28.
Bourdieu 1998, S.96 und S.99.
134
Ebd., S.97f.
133
29
Der Strukturwandel des Beschäftigungssystems geht in Richtung
Höherqualifizierung.
In der Bundesrepublik vollzieht sich ein demographischer Wandel. Das
"Arbeitskräfteangebot" wird sinken, da die Erwerbsbevölkerung (Bevölkerung im
Alter von 15-64 Jahren) zahlenmäßig stark abnehmen wird.
Die Qualifikationsentwicklung der Bevölkerung lässt in Verbindung mit dem
Strukturwandel und dem demographischen Wandel einen Mangel insbesondere an
Hochqualifizierten erwarten.135
135
Allmendinger 2005b, S.37.
30
II. Empirischer Teil
3. Konzeption und Anlage der Untersuchung
Die vorliegende Studie wurde im Rahmen einer schriftlichen Befragung der Absolventen des
Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin durchgeführt.
Diese sechste Studie ihrer Art setzt die Tradition der Untersuchungen über den beruflichen
Verbleib der Berliner Politologen fort.136
Wie bereits in den Vorgängerstudien soll die Entwicklung der Arbeitsmarktsituation der
Absolventen dargelegt werden. Als "Kontinuität mit einem leichten Aufwärtstrend"137 fasste
Tim Rössle die Ergebnisse der letzten Verbleibsstudie vor zwölf Jahren zusammen. Ziel der
vorliegenden Studie ist es, Aufschluss darüber zu geben, inwieweit die positiven Tendenzen
hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse der Berliner Politologen weiterhin ihre Gültigkeit
besitzen.
Im ersten Teil der empirischen Analyse wird auf die Studienbedingungen der Absolventen
eingegangen. Spezielles Augenmerk soll hierbei auf die Qualität und Quantität der
praktischen Erfahrungen im Verlauf des Studiums am Otto-Suhr-Institut gelegt werden. Es
wird der Frage nachzugehen sein, in welchem Maß praktische Erfahrungen während des
Studiums Einfluss auf den Berufseinstieg und späteren Berufserfolg haben.
Mit diesem Fokus wird weiterhin der Übergang vom Studium zur ersten Berufstätigkeit
analysiert.
Es
soll
aufgezeigt
werden,
in
welcher
Hinsicht
speziell
in
der
Berufseinmündungsphase das Thema 'Generation Praktikum' die Arbeitsverhältnisse der
Befragten bestimmt.
Weiterhin wird zu zeigen sein, inwieweit die Absolventen des Otto-Suhr-Instituts von einer
'Prekarisierung' der Beschäftigungsverhältnisse betroffen sind. Hierbei wird anhand eines
Vergleichs mit der Vorgängerstudie sowohl auf die Situation der Beschäftigten im
traditionellen Arbeitsmarkt als auch auf die Erwerbslosen und nicht zuletzt auf die 'Grauzone
der Erwerbstätigkeit' eingegangen.
Der Analyse des Erwerbsverlaufs anhand des Stichwortes 'Patchwork-Identität' in den Jahren
nach dem Diplom soll eine Prüfung des durch das politikwissenschaftliche Studium
vermittelten
Kompetenzniveaus
folgen,
um
abschließend
Informationen
für
eine
Verbesserung des politikwissenschaftlichen Studiums mittels der retrospektiven Bewertung
des Studiums gewinnen zu können.
136
Die vorausgegangenen Studien waren von Hartung/ Nuthmann/ Winterhager 1970, Rentrop 1978, Grühn
1984 bzw. Ebbinghausen/ Grottian/ Grühn 1983 (Zusammenfassung), Fiebelkorn 1990 und Rössle 1995.
137
Rössle 1995, S.104.
31
Die vorliegende Untersuchung wurde in Form einer schriftlichen Befragung zwischen Mai
und September 2006 durchgeführt. Um die Vergleichbarkeit zu den Vorgängerstudien zu
gewährleisten, wurde der Fragebogen anhand der Vorlage der Vorgängerstudie erarbeitet.138
Ergänzend dazu diente der 'REFLEX-Fragebogen'139, der im Rahmen einer deutschen
Teilstudie des internationalen Forschungsprojektes 'The Flexible Professional in the
Knowledge Society' zum Einsatz kam, als hilfreiche Vorlage. Für die formale Umsetzung der
Fragestellung wurde am Arbeitsbereich Absolventenforschung des Fachbereichs Politik- und
Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin die Erfassungssoftware 'Teleform'
verwendet.
Im Vorfeld der schriftlichen Befragung der Absolventen wurde der erarbeitete Fragebogen
mittels eines Pretests auf seine inhaltliche und formale Eignung geprüft. Anhand eines
telefonisch durchgeführten Kurzinterviews wurden die Fragen stichprobenartig auf
Schwachpunkte getestet.140 Speziell der vorliegende überarbeitete Fragenkatalog bezüglich
des Erwerbsverlaufs wurde aufgrund der ursprünglichen Komplexität auf die jetzige Form
gebracht.141
Angesichts der schwierigen Umsetzbarkeit einer Vollerhebung in Verbindung mit einer
freiwilligen Teilnahme an der Studie wurden jeweils Teilgruppen der Absolventen
verschiedener Abschlussjahrgänge befragt.142 Unter Berücksichtigung der untersuchten
Jahrgänge der Vorgängerstudien fiel dabei die Entscheidung auf die Absolventen der
Wintersemester 1996/97, 1997/98, 2002/03, 2003/04 und 2004/05. Die beiden älteren
Jahrgänge wurden gewählt um den Anschluss an die Vorgängerstudie so gering wie möglich
zu halten und darüber hinaus eine aussagekräftige Abschlusskohorte zu bekommen. Weiterhin
war für die Auswahl der Untersuchungsgruppe wichtig, dass für den Großteil der Befragten
das Studium nicht allzu lange zurückliegt und bereits einige Zeit berufliche Erfahrung
gesammelt werden konnte, da der Fragebogen sich sowohl retrospektiv auf das Studium
138
Vgl. Rössle 1995, S. 22 und Fragebogen im Anhang.
Der Fragebogen wurde am Internationalen Zentrum für Hochschulforschung Kassel entwickelt. Der Zeitraum
der Erhebung erstreckt sich von März 2004 bis 2007. Allein in Deutschland werden mindestens 6.000
Hochschulabsolventen miteinbezogen. Vgl. url:http://www.uni-kassel.de/wz1/reflex, Zugriff: 20.02.2007. Die
Sonderuntersuchung der Freien Universität Berlin im Rahmen der Deutschen Teilstudie des internationalen
Forschungsprojekts leiten Dr. Dieter Grühn und Heidemarie Hecht. Vgl. INCHER Kassel - Update 26 - Mai
2006, S.6.
140
Harald Schomburg verweist auf die Vorteile des Pretests in Form eines 'Quasi-Interviews' gegenüber einer
schriftlichen Befragung. Organisiert in der Form eines Lernprozesses können bei der Beantwortung der Fragen
Unklarheiten direkt angesprochen werden und konkrete Hinweise zur Verbesserung des Fragebogens gegeben
werden. Vgl. Schomburg 2001, S. A.51. Da die persönliche Einladung der Absolventen im Rahmen der Arbeit
nicht möglich war, wurde ein telefonischer Pretest als sinnvollste Lösung erwogen.
141
Vgl. Kapitel 'E. Erwerbsverlauf' des Fragebogens.
142
Aufgrund der bereits zehn Jahre zurückliegenden Vorgängerstudie wäre die Grundgesamtheit bei einer
Vollerhebung ca. fünfmal so hoch gewesen. Dies hätte den Rahmen dieser Arbeit gesprengt.
139
32
bezieht als auch die Berufstätigkeit der Absolventen beleuchtet.143 In diesem Sinne befindet
sich der Abschlussjahrgang WS 2004/05 noch zu Beginn des Einfädelungsprozesses der
Berufseinmündungsphase, während bei den Absolventen des Abschlusssemesters WS
2002/03 ein gewisser Klärungsprozess hinsichtlich des Berufsverlaufs und -verbleibs bereits
stattgefunden hat.
Mit Hilfe der Karteien des Prüfungsbüros wurden 691 Adressen von Absolventen dieser
Abschlussjahrgänge ermittelt144, von denen nach einer umfangreichen Recherche 538
Adressen aktualisiert und verifiziert werden konnten.145 Nach zwei schriftlichen
Erinnerungsaktionen fanden schließlich 227 Fragebögen den Weg zurück nach Berlin. Vier
Befragte gaben an, an der Studie nicht teilnehmen zu wollen. Der Rücklauf bezogen auf die
Zahl der zustellbaren Fragebögen beträgt somit 42%. Verglichen zu den Vorgängerstudien ist
dies ein deutlicher Rückgang, im Vergleich zu aktuellen vergleichbaren Studien jedoch recht
zufrieden stellend.146 Aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Abschlussjahrgang ergibt sich
folgendes Bild:
Absolute Repräsentativität der Brutto-Grundgesamtheit
Grafik 1
(Geschlechtsspezifische Verteilung nach Abschlussjahrgängen)
180
160
167
148
140
132
123
121
120
100
94
80
60
40
89
85
78
72
46
54
28
66
55
53
35
33
51
60
47
28
17
20
0
29
18
29
18
WS 1996/97:
11
WS 1997/98:
17
20
WS 2002/03:
WS 2003/04:
WS 2004/05:
Gesamtzahl Absolventen
Gesamtzahl männliche Absolventen
Gesamtzahl weibliche Absolventen
Rücklauf Gesamt
Rücklauf männliche Absolventen
Rücklauf weibliche Absolventen
143
Schomburg empfiehlt daher, dass "die zu befragenden Absolventen mindestens ein Jahr früher ihr Studium
beendet haben sollten. Der Studienabschluß sollte aber auch nicht länger als vier bis fünf Jahre zurück liegen."
Schomburg 2001, S. A.30.
144
Diese Adressen wurden streng vertraulich nur für diese Untersuchung verwendet.
145
Die Recherche bestand (in chronologischer Reihenfolge) in einer Adressenaktualisierung durch das
Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, intensiver telefonischer Nachforschungen, der Nutzung
der Internetsuchmaschine 'google' und Anschreiben per e-mail.
146
Bei Rössle und Fiebelkorn betrug der Rücklauf noch jeweils 56%. Vgl. Rössle 1995, S.25 bzw. Fiebelkorn
1990, S.7. Dagegen liegt der Rücklauf der REFLEX-Studie nach Aussage der leitenden Mitarbeiter der
Sonderuntersuchung der FU-Berlin (Dieter Grühn und Heidemarie Hecht) bei unter 30%.
33
Bei der geschlechterspezifischen Repräsentativität des Rücklaufs konnten keine gravierenden
Auffälligkeiten festgestellt werden. Auffällig ist jedoch, dass die Zahl der diplomierten
Politologinnen des Abschlussjahrganges WS 2002/03 die ihrer männlichen Kommilitonen
übersteigt. Der generelle Anstieg der Absolventinnenzahlen im politikwissenschaftlichen
Bereich wird im folgenden Kapitel thematisiert. Ein genereller Anstieg oder Rückgang der
Absolventenzahlen kann anhand des gewählten Samples nicht ausgemacht werden.147
Der Rücklauf der einzelnen Abschlussjahrgänge beträgt jeweils zwischen 34% und 49%.148
Anhand der Verteilung der Abschlussjahrgänge in Brutto-Gesamtheit, Netto-Gesamtheit und
Rücklauf ergibt sich folgendes Bild:
Tabelle 1: Prozentuale Repräsentativität der Netto-Grundgesamtheit
(Geschlechtsspezifische Verteilung nach Abschlussjahrgängen)
Insgesamt
Semester
Absolventen
Männer
Rücklauf:
erreichte
Absolventen absolut
%
Absolventen
Frauen
Rücklauf:
erreichte
Absolventen absolut
%
Absolventen
Rücklauf:
erreichte
Absolventen absolut
%
Gesamt
691
538
227
42,2%
395
315
127
40,3%
296
223
96
43,0%
WS 1996/97
148
109
47
43,1%
94
70
28
40,0%
54
39
18
46,2%
WS 1997/98
123
82
28
34,1%
72
48
17
35,4%
51
34
11
32,3%
WS 2002/03
121
93
35
37,6%
55
45
18
40,0%
66
47
17
36,1%
WS 2003/04
132
109
53
48,6%
85
72
33
45,8%
47
37
20
54,1%
WS 2004/05
167
145
60
41,4%
89
79
29
36,7%
78
66
29
43,9%
Im Folgenden beziehen sich alle genannten Prozentzahlen jeweils auf die Anzahl der
Personen, welche die jeweilige Frage auch beantwortet haben, es sind also 'gültige Prozente'.
Personen, die zu einzelnen Fragen keine Angabe gemacht haben, wurden somit nicht in die
Berechnung der entsprechenden Prozentzahlen miteinbezogen.
Die Berechnungen wurden mit Hilfe des Statistikprogramms SPSS 13.0 für Windows, sowie
des Tabellenkalkulationsprogramms Microsoft Office EXCEL 2003 durchgeführt.
147
Erst anhand der Daten des Prüfungsbüros ließe sich eine Kontinuität über einen längeren Zeitraum
ausmachen. Daten des Prüfungsbüros bzw. der FU-Statistik konnten leider nicht fristgerecht zum Abgabetermin
der Diplomarbeit eingesehen werden.
148
Fünf Absolventen gaben ein mit den Angaben der 'Prüfungsdateien' nicht übereinstimmendes Ende ihres
Politologiestudiums an. Sie wurden nach Ermessen des Autors in die nächstliegenden Abschlusskohorten
eingeteilt. Vier weitere Absolventen gaben den Zeitpunkt ihres Diploms überhaupt nicht an. Diese können bei
geschlechterspezifischen Betrachtungen nicht miteinbezogen werden.
34
Zur Erleichterung der Lesbarkeit wird auf eine Nutzung der weiblichen Endungsform
verzichtet. Bei geschlechterspezifischen Vergleichen werden die Endungsformen getrennt
verwendet. Ansonsten gelten die verwendeten Bezeichnungen sinngemäß für Frauen und
Männer.
Um die Aussagekraft einzelner Befunde zu untermauern, werden in der Studie zwei
verschiedene
Einteilungen
bezüglich
der
Abschlussjahrgänge
angewandt.
Zwei
Abschlusskohorten werden gebildet, indem die beiden älteren Abschlussjahrgänge (WS 96/97
und WS 97/98) den drei jüngeren Abschlussjahrgängen (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05)
gegenübergestellt werden.149 Oftmals werden jedoch auch drei Abschlusskohorten einander
gegenübergestellt. Zu diesem Zweck werden die drei jüngeren Abschlussjahrgänge nochmals
unterteilt, und zwar in eine mittlere Abschlusskohorte (WS 02/03 und WS 03/04) und eine
'jüngste' Abschlusskohorte (WS 04/05). Hierdurch können beispielsweise die Charakteristika
der Berufseinmündungsphase genauer untersucht werden. Die hohe Anzahl an Absolventen
im WS 04/05 ermöglicht diese Dreiteilung.150
149
Die ältere Abschlusskohorte hat hier einen Anteil von 34% und die jüngere Abschlusskohorte einen Anteil
von 66% an der Grundgesamtheit.
150
Die ältere Abschlusskohorte hat wiederum einen Anteil von 34%, die mittlere Abschlusskohorte einen Anteil
von 39% und die jüngere Abschlusskohorte einen Anteil von 27% an der Grundgesamtheit.
35
4. Zur 'Soziologie' der Absolventen
Fragen zu den Studienvoraussetzungen der Absolventen wurden aufgrund der Zielausrichtung
der Arbeit und des bereits ohnehin umfangreichen Fragebogens begrenzt gehalten. Dennoch
sind zur Einordnung und Versicherung der Repräsentativität der Studie und um einen Einblick
in den Berufsverlauf und der Lebenssituation der Absolventen vor Studienbeginn zu
bekommen, strukturelle Daten erfragt worden.
4.1. Geschlecht und Alter
In den bisherigen Verbleibsstudien der Absolventen des Otto-Suhr-Instituts waren Frauen im
Politikstudium seit jeher unterrepräsentiert, wobei ihre Zahl trotzdem über die Jahre
kontinuierlich anstieg.151 Bereits Grühn konstatierte den Anstieg der weiblichen Absolventen
in der zweiten Hälfte der 70er Jahre von 20% auf 25%.152 Diese Quote stieg bei Fiebelkorn
(30%) und Rössle (38%) bezogen auf den Rücklauf beständig an.153 Für den untersuchten
Zeitraum 1996 bis 2005 dieser Studie betrug der Rücklauf der weiblichen Absolventen 43%
(N = 96) und somit der Rücklauf der männlicher Absolventen 57% (N = 127). Diese
"allmähliche Veränderung des Bestandes an Politologen zugunsten weiblicher Akteure"154
belegt auch ein Vergleich der Abschlusskohorten in dieser Studie. Waren in den beiden
älteren Abschlussjahrgängen (WS 96/97 und WS 97/98) 39% der Befragten weiblich, so weist
die mittlere Abschlusskohorte (WS 02/03 und WS 03/04) im Schnitt bereits einen
Frauenanteil von 42% auf. Von den eingegangenen Fragebögen des WS 04/05 waren
schließlich genau die Hälfte weibliche Absolventen.155
Das Durchschnittsalter der Absolventen lag zum Zeitpunkt der Befragung bei 33 Jahren, zum
Zeitpunkt des Diploms bei etwa 28 Jahren. Sowohl das durchschnittliche Diplom-Alter als
auch die Tatsache, dass Absolventinnen bei ihrem Abschluss etwa ein Jahr jünger waren als
ihre männlichen Kommilitonen, deckt sich mit den Ergebnissen der letzten Studie.156 Ein
151
Die Gründe für auffällig niedrige Frauenquoten unter den Absolventen der politischen Wissenschaften im
Vergleich zu den übrigen Sozialwissenschaften in Deutschland erklärt Bausch folgendermaßen: "Zum einen
könnte dies am Männerüberschuss in den Jugendorganisationen der großen politischen Parteien in Deutschland
liegen, der sich ins Studium hinein fortsetzt. Zum anderen fehlt bei vielen Frauen mitunter schlicht das Interesse
für einen Studiengang, der in ein von Männern dominiertes, hart umkämpftes Berufsfeld mündet." Bausch 2006,
S.11.
152
Vgl. Grühn 1984, S.154.
153
Vgl. Fiebelkorn 1990, S.10 bzw. Rössle 1995, S.26.
154
Vgl. Grühn 1984, S.154.
155
Erst anhand der Daten des Prüfungsbüros ließe sich eine Kontinuität über einen längeren Zeitraum
ausmachen. Die Daten des Prüfungsbüros bzw. der unvollständig veröffentlichten FU-Statistik konnten leider
nicht fristgerecht zum Abgabetermin der Diplomarbeit eingesehen werden.
156
Bei Rössle betrug das Durchschnittsalter 28 Jahre und die Differenz zwischen den Geschlechtern ein halbes
Jahr. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich der Altersunterschied wiederum aufgrund des zu leistenden
Wehr- bzw. Zivildienstes ergibt. Vgl. Rössle 1995, S.27.
36
Vergleich der Abschlusskohorten zeigt, dass die Absolventen der beiden jüngeren Jahrgänge
bei Studienabschluss im Schnitt zwei Jahre jünger waren als ihre Kommilitonen aus den
beiden älteren Abschlusskohorten (27 vs. 29 Jahre).157 Die von Grühn beschriebene relative
Häufung der Extremgruppen von unter 25-jährigen bzw. über 29-jährigen Berliner
Absolventen ist nur zum Teil nachweisbar.158 Nur 6% der Absolventen waren zum Zeitpunkt
des Studienabschlusses jünger als 25 Jahre (34% bei Grühn). Ein Grund hierfür ist sicherlich,
dass die "berlinspezifische Studienmotivation"159, den Wehrdienst zu verweigern, obsolet
geworden ist. Dagegen sind knapp ein Viertel aller Absolventen über 29 Jahre alt, und
betrachtet man die beiden älteren Abschlusskohorten für sich, so erhöht sich dieser Wert auf
39%.160 Es lässt sich jedoch nicht feststellen, dass die älteren Jahrgänge über mehr berufliche
Erfahrung verfügten, bevor sie ihr Studium aufnahmen.161
4.2. Berufsausbildung und Berufstätigkeit vor dem Studium
Obwohl im Fragebogen nicht explizit danach gefragt wurde162, gaben 23 Befragte (10%) an,
eine Berufsausbildung vor Ihrem Politologiestudium abgeschlossen zu haben.163 Mit knapp
der Hälfte (N = 10) der Nennungen bildeten kaufmännische Berufe den häufigsten
Ausbildungsbereich, gefolgt von Ausbildungen im Verwaltungsbereich (N = 4) und
handwerklichen Lehren (N = 3). Aufgrund der geringen Zahl der Antworten scheidet eine
Betrachtung nach etwaigen geschlechtsspezifischen Auffälligkeiten hinsichtlich der
Ausbildungsrichtungen aus.
Vor dem Hintergrund dieser beruflichen Erfahrung wurde gefragt, ob diese in einem
Zusammenhang mit dem Studium der Politikwissenschaft stand.164 Nur knapp ein Viertel der
Befragten (N = 52) gaben an, überhaupt noch keine Berufserfahrung vor Studienbeginn
gesammelt zu haben. Unabhängig von der Studienrelevanz gaben 72% der 161
'berufserfahrenen' Studienanfänger an, mehr als 12 Monate Berufserfahrung gesammelt zu
157
Ein Hinweis auf die Ursache könnte sein, dass die älteren Absolventen häufiger (zu 30%) und länger (im
Schnitt für 20 Monate) ihr Studium unterbrochen haben als ihre Kommilitonen der jüngeren Abschlussjahrgänge
(zu 20% und für durchschnittlich 11 Monate).
158
Vgl. Grühn 1984, S176.
159
Ebd.
160
Bezüglich der drei jüngeren Abschlussjahrgänge sind lediglich 8% der Absolventen über 29 Jahre alt.
161
Bei Grühn war der Anteil der Absolventen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung über den Zweiten
Bildungsweg erlangten und damit meistens über Berufserfahrung verfügten, besonders hoch. Vgl. Grühn 1984,
S.176f.
162
Die Absolventen wurden gebeten, Auskünfte über zwei Bildungserfahrungen neben dem
politikwissenschaftlichen Studium zu geben, die ihrer Ansicht nach am wichtigsten für ihre berufliche
Entwicklung waren. Vgl. Frage B1 des Fragebogens.
163
Bei Rössle und Fiebelkorn lag dieser Wert aufgrund der expliziten Fragestellung mit 17% und 23% deutlich
höher. Vgl. Rössle 1995, S.27 und Fiebelkorn 1990, S.10.
164
Vgl. Frage A6a bzw. A7a des Fragebogens.
37
haben. Weitere 40% gaben an, mehr als 24 Monate berufliche Erfahrung vor dem Studium
erworben zu haben. Geschlechtsspezifische Besonderheiten konnten nicht festgestellt werden.
Jedoch zeigt sich, dass die Befragten der älteren Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98)
vor ihrem Studium im Durchschnitt sowohl öfters (77% vs. 68% der Befragten der drei
jüngeren Jahrgänge) als auch länger (33 Monate vs. 22 Monate) berufliche Erfahrungen
gesammelt haben.165 Obgleich sich ein direkter Vergleich zu den vorausgegangenen Studien
aufgrund der unterschiedlichen Fragestellung schwer gestaltet, kann dieser Trend hinsichtlich
der immer seltener und kürzer werdenden beruflichen Erfahrung, die vor dem Studium
gesammelt wird, nicht festgestellt werden. Bei Rössle waren 28,5% der Absolventen vor
ihrem
Studium
abgeschlossen.
berufstätig.
Die
Hälfte
von
ihnen
hatte
eine
Berufsausbildung
166
65% der Befragten dieser Studie (N = 138) akkumulierten berufliche Erfahrungen, die in
keinem Zusammenhang mit dem Studium standen. Im Schnitt dauerten diese Beschäftigungen
25 Monate an.167 Dagegen gaben nur 23% (N = 48) der Absolventen an, berufliche Erfahrung
gesammelt zu haben, die in einem Zusammenhang mit dem Studium standen. Bei genau der
Hälfte von ihnen dauerte diese studienrelevante berufliche Erfahrung insgesamt 12 Monate
oder länger. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass Absolventen aller Jahrgänge, die
mehr als 12 Monate berufliche Erfahrungen gesammelt haben, die in einem Zusammenhang
mit ihrem Studium standen, im Durchschnitt eine deutlich kürzere Zeit (10,56 vs. 12,35) für
ihr Studium der Politikwissenschaft benötigten.168
4.3. Lebenssituation der Absolventen
Nach ihrer derzeitigen Lebenssituation befragt, gaben 45% der Absolventen (N = 96) an,
gegenwärtig mit ihrem Partner zusammenzuleben. Während des letzten Studienjahres waren
dies gerade einmal 27% (N = 59). Diese Zunahme bedeutet gleichzeitig eine Abnahme der
Befragten, die gegenwärtig 'allein (inkl. allein erziehend)' leben von 46% auf 40% bzw. in
165
Diese Unterschiede offenbaren sich noch offensichtlicher, vergleicht man die 'berufliche Erfahrung, die in
keinem Zusammenhang mit dem Studium' stand: 81% der älteren Jahrgänge sammelten für durchschnittlich 29
Monate lang solche beruflichen Erfahrungen. Nur 57% der jüngeren Jahrgänge sammelten für durchschnittlich
22 Monate dieselben beruflichen Erfahrungen.
166
Vgl. Rössle 1995, S.28. Bei Fiebelkorn waren "relativ viele Befragte vor dem Studium berufstätig" (34%).
Fiebelkorn 1990, S.10. Einige Befragte gaben im Anhang dieser Studie an, vor Beginn ihres Studiums eine
Berufsausbildung abgeschlossen zu haben. Signifikante Diskrepanzen dieser sehr kleinen Stichprobe in Bezug
auf Studiendauer, etc. konnten nicht ausgemacht werden.
167
Gefragt wurde nach Vollzeit- als auch Teilzeitbeschäftigungen, ausgenommen waren Pflichtpraktika oder
ähnliches. Vgl. Frage A6a des Fragebogens.
168
Im Gegensatz hierzu konnte keine signifikante Verkürzung der Studiendauer aufgrund sonstiger beruflicher
Erfahrung sowohl vor als auch während des Studiums ausgemacht werden (bezüglich der Fragen A6a, A6b, A7a
und A7b des Fragebogens).
38
einer Art Wohngemeinschaft 'mit anderen Personen zusammen' leben von 24% auf 13%.
Schließlich beläuft sich die Zahl derer, die bei den Eltern wohnten bzw. wohnen auf
unbedeutende 1% bzw. 2%.
Grafik 2a
Lebenssituation während
des letzten Studienjahres
lebten mit
anderen
Personen
zusammen;
24,3%
Grafik 2b
leben mit
anderen
Personen
zusammen;
13,3%
lebten bei
den Eltern;
1,9%
lebten mit
Ihrem/Ihrer
PartnerIn
zusammen;
27,6%
N = 214
Gegenwärtige Lebenssituation
lebten allein
(inkl. Alleinerziehend);
46,3%
leben mit
Ihrem/Ihrer
PartnerIn
zusammen;
45,7%
leben bei
den Eltern;
1,0%
leben allein
(inkl. Alleinerziehend);
40,0%
N = 210
Geschlechtsspezifische Unterschiede treten hier nicht auf. Auffällig ist, dass die Lebensform
'Wohngemeinschaft' nicht aus der Mode zu kommen scheint. Sowohl gegenwärtig als auch
während des letzten Studienjahres lebten die jüngeren Abschlusskohorten häufiger 'mit
anderen Personen zusammen' als die älteren Jahrgänge.169 Jedoch scheint dies speziell in
Bezug auf die gegenwärtige Lebenssituation auch auf finanziellen Motiven zu beruhen.
Knapp die Hälfte der Befragten, die 'mit anderen Personen zusammenleben' fällt in die
unterste Einkommenskohorte und über 90% der Absolventen in eine der beiden untersten
Einkommenskohorten.170 Demgegenüber zeigt sich die Tendenz, dass Absolventen, die
gegenwärtig
'mit
ihrem
Partner'
zusammenleben,
hauptsächlich
in
den
oberen
Einkommenskohorten wieder zu finden sind.171
22% der Befragten (N = 50) haben Kinder.172 Ein Drittel der Absolventen (N = 16) bekam ihr
Erstgeborenes bereits vor oder während ihres Studiums am Otto-Suhr-Institut. Sowohl
geschlechtsspezifische Besonderheiten als auch eine gemeinhin angenommene signifikante
Verlängerung der Studiendauer aufgrund des Nachwuchses konnten hier nicht festgestellt
werden.173 Auffälliger erscheint, dass knapp die Hälfte der Absolventen in den beiden
169
29% der Absolventen der jüngeren Abschlusskohorte lebten während ihres letzten Studienjahres 'mit anderen
Personen zusammen' (15% der älteren Jahrgänge) und 17% tun dies auch weiterhin (7% der älteren
Abschlussjahrgänge).
170
Die unterste Einkommenskohorte beinhaltet all diejenigen Absolventen, denen monatlich bis zu 1000€ netto
zu Verfügung stehen. Die nächstfolgende Kohorte diejenigen Absolventen, denen zwischen 1001€ und 1500€ zu
Verfügung steht. Vgl. Kapitel 8.1., S.88.
171
So leben über 70% der Absolventen, die in der obersten Einkommenskohorte (über 2501€ netto im Monat)
vertreten sind, mit 'Ihrem Partner' zusammen.
172
20 Absolventen haben zwei, acht Absolventen bereits drei und ein Absolvent vier Kinder.
173
So benötigten gerade einmal vier 'studierende Elternteile' über 15 Semester für ihr Studium der
Politikwissenschaft.
39
obersten Einkommenskohorten bereits Nachwuchs haben.174 Im Vergleich dazu haben knapp
15% der Absolventen in den beiden unteren Einkommenskohorten Nachwuchs bekommen.
Dennoch müssen immerhin neun Elternteile mit weniger als 1000€ netto im Monat
zurechtkommen.
Grafik 3a und 3b illustrieren, dass ein Großteil der 'Eltern' mit Ihrem Partner zusammenwohnt
(84%) und knapp die Hälfte der kinderlosen Absolventen alleine lebt. Außerdem wohnen drei
Absolventinnen und drei Absolventen allein mit Kind.
Grafik 3a
Gegenwärtige Lebenssituation
der Absolventen mit Kindern
leben mit
anderen
Personen
zusammen;
6,4%
leben mit
Ihrem/Ihrer
PartnerIn
zusammen;
80,9%
174
Grafik 3b
leben mit
anderen
Personen
zusammen;
16,5%
leben bei
den Eltern;
0,0%
N = 47
Gegenwärtige Lebenssituation
der Absolventen ohne Kinder
leben mit
Ihrem/Ihrer
PartnerIn
zusammen;
35,4%
leben alleinerziehend;
12,8%
leben bei
den Eltern;
1,2%
leben allein;
47,0%
N = 164
Es sind jeweils etwa 44% der Absolventen in der Einkommenskohorten 4 (2000€-2500€) und 5 (über 2501€).
40
5. Studium
In diesem Kapitel soll aufgezeigt werden, nach welchen Gesichtspunkten die Absolventen des
Otto-Suhr-Instituts ihr Politologiestudium gestaltet haben, inwieweit sie mit den
Studienangeboten und -bedingungen zufrieden waren und in welchem Maße sie von ihrem
Studium profitieren konnten. Weiterhin soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit
zusätzliche Qualifikationen und praktische Erfahrungen gesammelt wurden und welche
Auswirkungen diese in Bezug auf ihre spätere Berufstätigkeit hatten.
5.1. Studiendauer und Abschlussnote
Das Studium der Politikwissenschaft absolvierten die Befragten mit einer durchschnittlichen
Abschlussnote von 1,72 (mit einer Standardabweichung SD = 0,46). Mir zugängliche
Statistiken ergaben für die Studienjahre 1998/1999 eine Durchschnittsnote von 2,0; für das
Studienjahr 2000 eine Durchschnittsnote von 1,9 bzw. 1,8 und für die Studienjahre 2001-2003
eine Durchschnittsnote von 1,8.175 Somit liegt die Durchschnittsnote der Absolventen, die sich
an der Studie beteiligt haben tendenziell über dem Durchschnitt der Gesamtheit der
Absolventen des Otto-Suhr-Instituts. Aufgeschlüsselt nach Abschlusskohorten ergibt sich
folgendes Bild:
Tabelle 2: Durchschnittsnote und Studiendauer
nach Abschlussjahrgängen
Abschlussjahrgang
Durchschnittnote
Studiendauer in Semestern
175
WS 96/97 WS 97/98 WS 02/03 WS 03/04 WS 04/05
φ 1.83
φ 1.86
φ 1.79
φ 1.64
φ 1.60
(SD:0,43)
(SD:0,54)
(SD:0,41)
(SD:0,52)
(SD:0,35)
Ν = 43
Ν = 27
Ν = 33
Ν = 53
Ν = 59
12,36
13,93
12,11
12,08
11,98
(SD:2,71)
(SD:3,74)
(SD:3,36)
(SD:2,57)
(SD:1,59)
Ν = 47
Ν = 27
Ν = 35
Ν = 52
Ν = 59
Vgl. FU-Statistik 173-175.
41
Studiendauer in Fachsemestern (ohne Urlaubssemester)
nach Abschlusskohorten in Prozent
Grafik 4
%
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
Anzahl Fachsemester
WS 96/97
WS 97/98
WS 02/03
WS 03/04
WS 04/05
N = 46 (WS 96/97), 26 (WS 97/98), 34 (WS 03/03), 51 (WS 03/04), 58 (WS 04/05)
Die Befragten haben ihr Politikstudium - abzüglich etwaiger Urlaubssemester und anderer
Studienunterbrechungen von über vier Monaten176 - nach durchschnittlich 12,27 Semestern
(SD:2,75) abgeschlossen.177 Die Studiendauer liegt damit leicht höher als bei den
vorausgegangenen Studien.178 23,3% der Absolventen (N = 52) unterbrachen ihr Studium für
länger als vier Monate. Diese Absolventen benötigten für ihr Studium im Schnitt knapp zwei
Semester länger (13,67 Semester vs. 11,75 Semester) als ihre Kommilitonen, die sich
augenscheinlich durchgehend ihrem Studium widmeten.
Aus Tabelle 1 lässt sich erkennen, dass die durchschnittliche Fachsemesteranzahl der
Absolventen in den letzten Jahren eher rückläufig ist. Auffällig erscheint, dass gerade einmal
halb so viele (17%, N = 25) Absolventen der jüngeren Abschlusskohorte (WS 02/03, WS
03/04 und WS 04/05) im Vergleich zu den beiden älteren Jahrgängen (35%, N = 26) mehr als
13 Fachsemester für ihr Studium benötigten. Eine Tendenz zur Antizipation späterer
176
Als Unterbrechung zählten nicht Praktika oder Studienaufenthalte im Ausland, die Teil ihres Studiums waren.
Vgl. Frage A2 des Fragebogens.
177
Einige Befragte haben mich im Anhang des Fragebogens darauf Aufmerksam machten, ausschließlich ihre
Studienzeit im Hauptstudium am Otto-Suhr-Institut angegeben zu haben. Ihre Daten blieben für die Auswertung
dieser Frage unberücksichtigt.
178
Rössle identifizierte die durchschnittliche Fachsemesterzahl der Absolventen bei etwa 12 Semestern. Vgl.
Rössle 1995, S.35. Bei Grühn lag diese bei 11,3 Semestern. Vgl. Grühn 1984, S.177. Bei Fiebelkorn lag sie bei
11,7 Semestern. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.11.
42
Arbeitslosigkeit während des Studiums179 und damit verbundenen Langzeitstudiums ist somit
nicht mehr erkennbar. Auch ein noch bei Rössle 1995 und zuvor bei Grühn 1984
nachgewiesenes geschlechtsspezifisches Studienverhalten konnte nicht nachgewiesen
werden.180
5.2. Wichtige Aspekte während des Studiums
Die
Absolventen
wurden
gebeten,
die
Wichtigkeit
verschiedener
Aspekte
der
Studiengestaltung zu beurteilen. In diesem Zusammenhang interessierte, inwieweit durch eine
solche rückblickende Bewertung des eigenen politikwissenschaftlichen Studiums sowohl
formale
Aspekte
der
Studienorganisation
(wie
etwa
die
Freiheit
der
eigenen
Studienorganisation) als auch inhaltliche Aspekte während des Studiums (wie beispielsweise
der Erwerb berufsbezogener Qualifikationen) beurteilt würden.
Wie wichtig waren Ihnen folgende Aspekte
zur Zeit ihres Hauptstudiums?
Grafik 5
Sehr wichtig
2
3
28%
29%
19%
20%
10%
14%
15%
21%
20%
24%
18%
14%
19%
12%
22%
21%
4
Auslandsaufenthalt
bzw. -studium (N =
226)
Studium mit
außeruniversitärem
politischen, kulturellen
und sozialen
Engagement verbinden
(N = 227)
Jobs zur
Einkommens
sicherung/aufbesserung (N =
226)
Private Beziehungen,
Wohngemeinschaft,
Hobbies, Freizeit, etc.
(N = 227)
Praxiskontakte knüpfen
(N = 226)
Erwerb von
berufsbezogenen
Qualifikationen (N =
227)
Nach eigenen
Interessen, nicht nach
etwaigen beruflichen
Anforderungen
studieren (N = 226)
Universität als Ort
sozialer und politischer
Kommunikation (N =
227)
0%
Intensives fachliches
Studium (N = 227)
11%
18%
8%
11%
3%
9%
3%
4%
2%
23%
27%
24%
22%
25%
19%
8%
15%
15%
10%
23%
25%
33%
38%
24%
26%
26%
30%
20%
31%
36%
40%
39%
43%
50%
Unwichtig
Eindeutig im Vordergrund stand für die Absolventen erwartungsgemäß der Aspekt 'intensives
fachliches Studium'. 79% (N = 179) der Befragten empfanden diesen Gesichtspunkt 'sehr
wichtig' bzw. 'wichtig' und nur 6% (N = 14) als 'weniger wichtig' bzw. 'unwichtig'.181 In
diesem Präferenzmuster folgt der Aspekt 'nach eigenen Interessen, nicht etwaigen beruflichen
Anforderungen zu studieren' mit 69% (N = 155) der Antworten für 'wichtig' bzw. 'weniger
wichtig'. Wie bereits in der Vorgängerstudie ist erkennbar, dass die Bedeutsamkeit des
179
Vgl. Grühn 1984, S.177.
Bei Grühn studierten Frauen im Durchschnitt länger als ihre männlichen Kommilitonen. Vgl. Grühn 1984,
S.177. Bei Rössle neigten männliche Absolventen zu einem Studium in den Extrembereichen von unter 9 bzw.
über 20 Semestern. Vgl. Rössle 1995, S.36.
181
Die Befragten wurden gebeten, die Fragen anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'sehr wichtig' bis 5
= 'unwichtig' zu beurteilen. Vgl. Frage A3 des Fragebogens.
180
43
Studiums im Vergleich zu den praxisbezogenen Gesichtspunkten überwiegt.182 Jedoch ist die
Zunahme im Bereich 'Erwerb der berufsqualifizierten Qualifikationen' von 45% bei Rössle183
auf 64% (N = 146) beachtlich. Die Hälfte der Befragten (N = 113) gaben ferner an, dass sie es
als 'wichtig' oder 'sehr wichtig' empfanden, Praxiskontakte bereits während des Studiums
geknüpft zu haben.
Weiterhin waren die Aspekte 'Jobs zur Einkommenssicherung/-aufbesserung' sowie
'Auslandsaufenthalt bzw. -studium' für ca. die Hälfte der Studenten 'wichtig' bzw. 'sehr
wichtig'. Erstaunlich gering beurteilten die Absolventen retrospektiv die Bedeutsamkeit des
'privaten Bereichs'.184 Wurde in der Vorgängerstudie dieser Aspekt noch von 61% als 'wichtig'
empfunden, so bewerten nur noch 45% (N = 101) der Befragten diese private soziale
Komponente als 'wichtig' oder 'sehr wichtig'. Die geringste Bedeutung wird in dieser Skala
dem 'außeruniversitären Engagement' bzw. der 'Universität als Ort sozialer und politischer
Kommunikation' zugemessen. Nur rund 40% empfanden diese Aspekte als 'wichtig' bzw. 'sehr
wichtig'. Hier muss leider die bereits in der Vorgängerstudie beklagte Tendenz der Abnahme
der 'Universität als Ort sozialer und politischer Kommunikation' bestätigt werden. Gerade die
hier
erwerbbaren
Fähigkeiten
185
Qualifikationen
(beispielsweise
Teamarbeit
und
kommunikative
) sollten an der Universität erfahrbar sein.
Im Hinblick auf die Abfolge der Beurteilungen konnten keine geschlechtsspezifischen
Unterschiede festgestellt werden. Jedoch fällt auf, dass Frauen in fast allen Bereichen die
Wichtigkeit der einzelnen Aspekte höher eingestuft haben. Am deutlichsten wird dies anhand
des Gesichtspunktes 'Studium mit außeruniversitärem Engagement verbinden'. Während 49%
der weiblichen Studenten diesen Aspekt als 'wichtig' oder 'sehr wichtig' einstuften, taten dies
nur 36% ihrer männlichen Kommilitonen. Bezüglich der 'Universität als Ort sozialer und
politischer Kommunikation' lag diese Relation bei 46% zu 35%.
28 Personen machten von der Möglichkeit Gebrauch, weitere Aspekte anzuführen, die ihnen
während des Studiums wichtig waren. Vertreten waren Aussagen von der Hoffnung 'die Welt
verbessern' zu können bis hin zur Bedeutsamkeit der 'Existenzsicherung'. Vier
Grundrichtungen konnten hier ausgemacht werden, in die sich die Anmerkungen einteilen
182
Jedoch merkten einige Absolventen bereits bei Rössle an, dass "nach eigenen Interessen zu studieren nicht im
Widerspruch dazu stehen muß, berufsqualifizierende Qualifikationen zu erwerben". Rössle 1995, S.29.
183
Den Befragten standen bei Tim Rössle lediglich drei Kategorien ('wichtig', 'weniger wichtig' und 'unwichtig')
zur Verfügung. 45% empfanden den Aspekt 'Erwerb der berufsqualifizierten Qualifikationen' 'wichtig'. Folglich
ist die Zunahme um 19% sicherlich etwas überhöht dargestellt. Jedoch bewerteten nur 12% der Befragten diesen
Aspekt mit 'weniger wichtig' bzw. 'unwichtig'. Bei Rössle waren es noch 14% der Absolventen, die diesen
Gesichtspunkt als 'unwichtig' betrachteten. Vgl. Rössle 1995, S.29.
184
Der genaue Wortlaut lautete 'private Beziehungen, Wohngemeinschaft, Hobbies, Freizeit, etc.' Vgl. Frage A3
des Fragebogens.
185
Vgl. 'Soziale Kompetenzen', Kapitel 9.2., S.119.
44
ließen. Die Aspekte 'Identitätsfindung' und das 'Verstehen politischer Zusammenhänge'
wurden je sieben Mal angeführt, die 'Vereinbarkeit von Familie und Studium' und 'politische
Aktion bzw. politisches Engagement' immerhin noch je vier Mal.
5.3. Bewertung der Studienangebote
Die Absolventen wurden weiterhin gebeten, spezifische Aussagen zu den Studienangeboten
und -bedingungen am Otto-Suhr-Institut zu treffen sowie Aussagen über ihren subjektiv
empfundenen
Lerneffekt
verschiedener
Formen
von
Lehrveranstaltungen
und
studienbezogenen Arbeitsprozessen zu machen. Vor dem Hintergrund des Rückgangs der
öffentlichen Mittel, der Einsparungen am Fachbereich und des Abbaus von Personal und
Professuren erscheint die Frage, inwieweit die befragten Absolventen den regulären Seminarund Unibetrieb zu ihrer Studienzeit empfanden, unentbehrlich.
Wie bewerten Sie die Studienangebote und -bedingungen
in Ihrem Studium der Politikwissenschaft?
Grafik 6
30%
38%
37%
3
4
16%
10%
13%
3%
Gelegenheiten zu
Kontakten mit Lehrenden
außerhalb der
Lehrveranstaltungen (N
= 223)
3%
Qualität der Lehre (N =
225)
Praxisbezug von Lehre
und Studium (N = 226)
Möglichkeiten zur
Auswahl von
Lehrveranstaltungen und
Studienschwerpunkten
(Spezialisierung) (N =
226)
1%
4%
6%
7%
0%
2
System von Tests,
Prüfungen (N = 222)
Studienordnung,
Studienplan (N = 224)
Vielfalt der
Lehrveranstaltungen (N
= 226)
Sehr gut
15%
18%
20%
24%
26%
27%
25%
5%
3%
0%
0%
Inhalte der
Lehrveranstaltungen (N
= 226)
Unterstützung/ Anleitung
bei der Diplomarbeit (N =
227)
0%
Beratung durch
Lehrende allgemein (N =
227)
4%
6%
13%
13%
11%
9%
1%
4%
10%
26%
29%
23%
20%
10%
16%
20%
19%
30%
38%
38%
44%
34%
40%
43%
41%
39%
42%
50%
49%
50%
52%
60%
Sehr schlecht
Die Beurteilung der einzelnen Aspekte erfolgte wiederum anhand einer fünfstufigen LikertSkala von 1 = 'sehr gut' bis 5 = 'sehr schlecht'. Ein Augenmerk soll hier auch auf die
unterschiedliche Wahrnehmung der einzelnen Abschlussjahrgänge gelegt werden.
Eindeutigkeit herrschte in der Bewertung 1. der 'Vielfalt der Lehrveranstaltungen' und 2. der
'Möglichkeit
zur
Auswahl
von
Lehrveranstaltungen
und
Studienschwerpunkten
(Spezialisierung)'. 84% (1.) bzw. 76% (2.) der Absolventen empfanden diese Aspekte 'sehr
gut' oder 'gut'. Die arithmetischen Mittel dieser beiden Gesichtspunkte sind folglich mit 1,8
(SD:0,80) bzw. 2,1 (SD:0,85) auch die höchsten aller erfragten Studienangebote und
45
Studienbedingungen. Die Aspekte 'Inhalte der Lehrveranstaltungen' und 'Qualität der Lehre'
schnitten mit Durchschnittswerten von 2,6 (SD:0,72) und 2,8 (SD:0,82) bereits deutlich
schlechter ab.
Am negativsten beurteilten die Absolventen die Gesichtspunkte 'Gelegenheiten zu Kontakten
mit Lehrenden außerhalb der Lehrveranstaltungen' (AM = 3,6/ SD:1,06) und 'Beratung durch
Lehrende allgemein' (AM = 3,4/ SD:0,91). Unterschiede bezüglich der einzelnen Jahrgänge
sind hier erstmals erkennbar. Hinsichtlich beider Aspekte weicht das Urteil des letzten
Abschlussjahrganges (WS 04/05) deutlich von den vorherigen Semestern ab. Nur 11% der
Studenten schätzten die 'Gelegenheiten zu Kontakten mit Lehrenden außerhalb der
Lehrveranstaltungen' als 'gut' oder 'sehr gut' ein. Bei den Befragten der vier vorausgegangenen
Semester waren es im Schnitt zumindest 20%, die diesen Aspekt positiv einschätzten.186
Weiterhin bewerteten 60% der Absolventen des Abschlussjahrganges WS 04/05 den Aspekt
'Beratung durch Lehrende allgemein' mit 'schlecht' oder 'sehr schlecht'. Bei den Befragten der
vorausgegangenen Semester lag dieser Wert jeweils bei rund 40%. Etwas besser sah es bei der
'Unterstützung/Anleitung bei der Diplomarbeit' (AM = 2,8/ SD:1,23) aus, dennoch empfanden
immerhin ein Drittel der Studenten diese Betreuung als 'schlecht' bzw. 'sehr schlecht'.
Auch hinsichtlich der beiden Aspekte 'Studienordnung, Studienplan' (AM = 2,8/ SD:0,86) und
'System von Tests, Prüfungen' (AM = 2,1/ SD:0,98) sind Unterschiede bei der Beurteilung
durch die Abschlussjahrgänge erkennbar. Jedoch hat sich hier die Einschätzung im Laufe der
Zeit offensichtlich zum Positiven gewandelt. Deutlich wird dies insbesondere anhand eines
Vergleiches der beiden Abschlusskohorten hinsichtlich des Gesichtspunktes 'Studienordnung,
Studienplan'. So stieg die Zustimmung bezüglich der Studienordnung und des Studienplanes
von 23% der Befragten der älteren Abschlusskohorte auf 32% der Befragten der jüngeren
Abschlusskohorte.187
Schließlich zeigt sich, dass auch der 'Praxisbezug von Lehre und Studium' (AM = 3,4/
SD:0,88) aus Sicht der jüngeren Abschlussjahrgänge besser geworden ist. Waren ganze 7%
der Befragten der beiden älteren Abschlussjahrgänge mit dem Praxisbezug des Studiums
zufrieden, so stieg der Anteil der Absolventen, die hier mit 'gut oder 'sehr gut' antworteten auf
knapp 20% bei den jüngeren Absolventen. Dennoch muss man konstatieren, dass knapp die
Hälfte der Befragten (N = 107) insgesamt mit dem 'Praxisbezug von Lehre und Studium'
unzufrieden waren.
186
Als 'positiv' gelten die Antwortmöglichkeiten 1= 'in sehr hohem Maße' und 2 = 'in hohem Maße', als 'negativ'
gelten 4 = 'nicht' und 5 = 'überhaupt nicht'.
187
Mit der jüngeren Abschlusskohorte sind die Abschlussjahrgänge WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05
gemeint. Die ältere Abschlusskohorte beinhaltet die Jahrgänge WS 96/97 und WS 97/98.
46
In welchem Maße haben Sie in den folgenden Typen von Lehrveranstaltungen
bzw. den folgenden studienbezogenen Arbeitsprozessen gelernt?
Grafik 7
56%
58%
70%
47%
60%
35%
38%
Forschungsprojekte (N = 191)
9%
20%
20%
16%
26%
Gruppenarbeit (N =
222)
7%
8%
21%
31%
25%
3%
Lernen für
Klausuren (N =
213)
2%
11%
16%
16%
Mündliche
Präsentationen (N
= 227)
3%
1%
8%
4
Schreiben einer
Diplomarbeit (N =
226)
3%
0%
3
24%
30%
30%
34%
41%
2
Schreiben einer
Hausarbeit (N =
227)
Colloquien (N =
208)
Projektkurs (N =
221)
Übungen (N = 200)
In sehr hohem Maße
15%
18%
5%
10%
12%
15%
19%
29%
26%
30%
37%
40%
7%
16%
14%
22%
Hauptseminare (N
= 226)
Vorlesungen (N =
220)
0%
Proseminare (N =
217)
0%
6%
5%
4%
10%
9%
9%
20%
4%
18%
21%
30%
24%
29%
40%
42%
38%
37%
50%
Überhaupt nicht
Weiterhin wurden die Absolventen danach gefragt, in welchem Maße sie in verschiedenen
Lehrveranstaltungen und studienbezogenen Arbeitsprozessen gelernt haben. Die Skala reichte
von 1 = 'In sehr hohem Maße' bis 5 = 'Überhaupt nicht'.
Von den besuchten Lehrveranstaltungen stechen deutlich die 'Hauptseminare' (AM = 2,1/
SD:0,74) und der 'Projektkurs' (AM = 2,2/ SD:1,15) heraus. Drei Viertel der Befragten
attestierten den Hauptseminaren - dem Herzstück der politikwissenschaftlichen Ausbildung
am Otto-Suhr-Institut - zumindest einen gewissen Nutzen und über ein Drittel der
Absolventen lernten während des zweisemestrigen Projektkurses 'in sehr hohem Maße'.188
Fortgesetzt wird diese Reihe durch den bestätigten Lernerfolg in den 'Proseminaren' (AM =
2,6/ SD:0,91) des Grundstudiums. Es folgen 'Übungen' (AM = 3,1/ SD:1,10) und 'Colloquien'
(AM = 3,2/ SD:1,25), die jedoch aufgrund der Freiwilligkeit und des nur begrenzten
Angebotes nicht von allen Studenten besucht wurden.189 Den geringsten Lernerfolg
verbuchten die Befragten in den 'Vorlesungen' (AM = 3,3/ SD:1,01). Diese von Natur aus
zahlenmäßig größten - oftmals überfüllten - Lehrveranstaltungen waren nur für ein Viertel der
Studenten von Nutzen. Die Hälfte der Studenten gab hingegen an, 'nicht' oder 'überhaupt
nicht' in diesen Lehrveranstaltungen gelernt zu haben.
188
Als 'nützlich', 'lehrreich' und 'positiv' gelten die Antwortmöglichkeiten 1 = 'In sehr hohem Maße' und 2 = 'In
hohem Maße'.
189
Es kann hier nicht eindeutig festgestellt werden, ob Absolventen, die diese Lehrveranstaltungen nicht besucht
haben, mit 3 ('unentschieden'), 5 ('Überhaupt nicht') oder überhaupt nicht geantwortet haben. Demzufolge ist die
Wahrscheinlichkeit, dass das arithmetische Mittel zu hoch ausfällt durchaus beachtlich einzuschätzen.
47
In Bezug auf die studienbezogenen Arbeitsprozesse äußerten sich die Befragten im
Allgemeinen positiver. Das 'Schreiben der Diplomarbeit' (AM = 1,6/ SD:0,82) und das
'Schreiben einer Hausarbeit' (AM = 1,9/ SD:0,80) wurde hierbei am fruchtbarsten empfunden.
89% der Absolventen lernten in ihrer Diplomarbeitsphase und 82% durch die Hausarbeiten 'in
hohem Maße' bzw. 'in sehr hohem Maße'. Auch 'Mündliche Präsentationen' (AM = 2,4/
SD:0,96) befanden 57% der Befragten als lehrreich. In diesem Präferenzmuster folgt die
'Gruppenarbeit' (AM = 3,1/ SD:1,03), die jedoch von einem größeren Teil der Absolventen
eher 'negativ' (34%) als 'positiv' (28%) beurteilt wurde. Weiterhin gaben immerhin knapp ein
Drittel der Absolventen, die an 'Forschungsprojekten' (AM = 3,5/ SD:1,34) teilgenommen
haben, an, diese als lehrreich empfunden zu haben. Schließlich empfanden über die Hälfte der
Befragten das 'Lernen für Klausuren' (AM = 3,6/ SD:1,12) als eher unfruchtbar, nicht einmal
jeder Fünfte gab an, einen positiven Lernerfolg hieraus für sich verbucht haben zu können.
Geschlechtsspezifische Besonderheiten im Hinblick auf die Abfolge der Beurteilungen
konnten nicht festgestellt werden. Absolventinnen haben bei so gut wie jedem Gesichtspunkt
leicht höhere Lernerfolge für sich konstatiert. Am deutlichsten zeigt sich dies bei den
kommunikativen Arbeitsprozessen wie der 'Gruppenarbeit' (♀: AM = 2,9/ SD:1,02 vs. ♂: AM
= 3,2/ SD:1,00) und den 'Forschungsprojekten' (♀: AM = 3,2/ SD: 1,46 vs. ♂: AM = 3,7/
SD:1,32) sowie der Lehrveranstaltung 'Colloquien' (♀: AM = 3,0/ SD:1,27 vs. ♂: AM = 3,4/
SD:1,21). Auch Besonderheiten hinsichtlich der einzelnen Abschlussjahrgänge sind gering.
Die abnehmende Bedeutsamkeit der Lernerfolge der jüngeren Abschlusskohorte (WS 02/03,
WS 03/04 und WS 04/05) in 'Colloquien' (von AM = 3,1/ SD:1,33 zu AM = 3,3/ SD:1,20)
und 'Übungen' (von AM = 2,8/ SD:0,96 zu AM = 3,2/ SD:1,15) deuten darauf hin, dass diese
fakultativen Lehrveranstaltungen seltener besucht und/oder auch angeboten werden, und
daher Lernerfolge in studienbezogenen Arbeitsprozessen wie die der 'Gruppenarbeit' (von AM
= 2,9/ SD:1,04 auf AM = 3,2/ SD:1,00) gleichsam abnehmen.
5.4. Berufliche Erfahrung während des Studiums
Insgesamt gaben 87% der Befragten (N = 197) an, berufliche Erfahrung während des
Studiums gesammelt zu haben. Die Hälfte dieser Absolventen arbeiteten durchschnittlich
mehr als 30 Monate im Laufe ihres Studiums. 30% der Studenten waren gar durchgehend
während ihres Studiums beschäftigt.190 Bei der geschlechtsspezifischen Betrachtung zeigt sich
eine leichte Überrepräsentanz der Frauen beim Sammeln beruflicher Erfahrung während des
190
Als 'durchgehend während ihres Studiums beschäftigt' definierte ich Studenten, die mindestens vier Monate
pro Semester berufliche Erfahrung sammelten. Ersichtlich wurde jedoch nicht, ob es sich um Teilzeit- oder
Vollzeittätigkeiten handelte. Vgl. Frage A6b und A6c des Fragebogens.
48
Studiums. Nur 7% (N = 7) der Absolventinnen sammelte überhaupt keine berufliche
Erfahrung im Verlauf des Studiums. Bei ihren männlichen Kommilitonen betrug dieser Wert
18% (N = 23).
Es wurde wiederum separat nach den studienrelevanten beruflichen Erfahrungen und
beruflichen Erfahrungen gefragt, die in keinem Zusammenhang mit dem Studium standen.
Eindrucksvolle 65% der Befragten arbeiteten durchschnittlich 30 Monate und übten dabei im
Laufe ihres Studiums Tätigkeiten aus, die in keinem Zusammenhang mit dem Studium
standen. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Art der beruflichen Nebentätigkeiten
für viele Studenten hauptsächlich der Einkommenssicherung diente.191
Dennoch ist die Quote der Absolventen, die berufliche Erfahrung sammelte, die in einem
direkten Zusammenhang mit dem Studium stand, beachtenswert. 73% (N = 158) der
Absolventen gaben an, während ihres Studiums studienrelevante berufliche Erfahrungen
erworben zu haben. Der Umfang dieser Tätigkeiten lag für 80% der Absolventen bei über 6
Monaten und für immerhin knapp 60% der Absolventen bei über 12 Monaten. Die allseits
bekannte Notwendigkeit zusätzlicher praktischer Erfahrung neben dem Studium konnte somit
für einen nicht unerheblichen Teil der Befragten durch Erwerbstätigkeit gewonnen werden.192
Offensichtlich ist der Einfluss der Erwerbstätigkeit während des Studiums auf die
Studiendauer. Eine durchschnittliche Verlängerung der Studienzeit um etwa ein Semester
lässt sich aufgrund der Zusatzbelastung durch Nebentätigkeiten im Laufe des Studiums
konstatieren. Deutlich wird dies, betrachtet man die Langzeitstudenten für sich. So waren 37
der 39 Absolventen (95%), die länger als 14 Semester für Ihr Studium benötigten, während
Ihres Studiums erwerbstätig. Im Gegensatz dazu graduierten alle193 nicht erwerbstätigen
Studenten nach spätestens 14 Semestern.194
Schließlich fällt auf, dass gerade die studienrelevante berufliche Erfahrung während des
Studiums die Schwierigkeiten der Absolventen bei der Berufsfindung bzw. -suche
minderte.195 So hatten 87% der Absolventen, die keine oder nur geringe Schwierigkeiten bei
ihrer Berufsfindung empfanden, bereits während Ihres Studiums in studiennahen
Tätigkeitsfeldern berufliche Erfahrungen gesammelt. Im Gegensatz dazu empfanden 62% der
191
In der Vorgängerstudie stellte sich heraus, dass für die meisten Studenten das Arbeiten neben dem Studium
ausschließlich der Einkommenssicherung diente. Vgl. Rössle 1995, S.31.
192
Keine Aussage getroffen werden kann jedoch hinsichtlich der Bezahlung und des wöchentlichen Umfangs der
Beschäftigung.
193
Hierbei sei erwähnt, dass bei 5% (N = 12) der Fragebögen nicht eindeutig feststellbar war, ob tatsächlich
überhaupt keine Erwerbstätigkeit während des Studiums stattgefunden hatte.
194
Diese Zahlen sind in der Nähe früherer Untersuchungen anzusiedeln. So hatten in der Vorgängerstudie 87%
der Nicht-Erwerbstätigen nach 14 Semestern ihr "Diplom in der Tasche". Rössle 1995, S.36.
195
Vgl. Frage B14 des Fragebogens.
49
Absolventen, die keine derartigen Erfahrungen gesammelt haben, große bzw. sehr große
Schwierigkeiten bei der Berufsfindung.196
80%
30%
33%
70%
67%
40%
54%
Studienrelevante
berufliche
Erfahrung
während des
Studiums
87%
60%
88%
Keine
Studienrelevante
berufliche
Erfahrung
während des
Studiums
46%
100%
13%
12%
Berufsfindungsschwierigkeiten vs. berufliche
Erfahrung während des Studiums
20%
Empfundene Schwierigkeiten bei der
Berufssuche nach dem Studium
Keine
Schwierigkeiten
4
3
2
Große
Schwierigkeiten
0%
N =48 (Große Schwierigkeiten), 42 (2), 33 (3), 32 (4), 60 (Keine Schwierigkeiten)
5.5. Praktika
Noch mehr als studienrelevante berufliche Erfahrungen während des Studiums dienen
Praktika zur Praxisorientierung der Studenten. Ein verbindliches "dem Studium förderliches
sechsmonatiges Vollzeitpraktikum"197 bildet dabei den Grundstock der beruflichen
Auseinandersetzung während der Studienzeit. 191 Befragte (84%) gaben an, mindestens ein
Praktikum im Laufe des Studiums absolviert zu haben.
196
Keine bzw. nur geringe Schwierigkeiten beziehen sich auf die letzten beiden Antwortmöglichkeiten; große
bzw. sehr große Schwierigkeiten beziehen sich auf die ersten beiden Antwortmöglichkeiten. Vgl. Frage B14 des
Fragebogens.
197
Vgl. Praktikumsrichtlinien des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft, url:http://www.polwiss.fuberlin.de/Studium/praktikarichtlinie.html.
50
Nach der Diplom-Studienordnung ist weiterhin die Möglichkeit der Aufteilung des
Praktikums in "inhaltlich sinnvolle Abschnitte"198 möglich. Über 80% der 'Praktikanten'
machten hiervon auch Gebrauch: 31% absolvierten zwei Praktika, weitere 23% absolvierten
drei Praktika und 29% gar vier und mehr Praktika. Im Vergleich zur Vorgängerstudie ist die
Zahl derer, die 'nur' ein Praktikum absolvierten deutlich zurückgegangen (von 28% auf
17%).199 Die Relevanz, mit Blick auf die spätere Berufstätigkeit mehrere Praktika in
verschiedenen Bereichen zu tätigen, wird hier bereits deutlich. Die Befragten durchliefen im
Schnitt 2,88 Praktika für 9,28 Monate.200 Bei 58% der 'Praktikanten' dauerten diese Praktika
länger als die vorgeschriebenen sechs Monate und bei immerhin 16% länger als ein Jahr.
Insgesamt 39 Befragte (15,5%) gaben an, "die Zeit einer anderen gleichwertigen praktischen
Tätigkeit als Praktikum anerkennen" haben zu lassen, bzw. "eine Berufsausbildung […] als
Äquivalent für das Praktikum" abgeschlossen zu haben201 (bei Rössle lag dieser Wert mit 3%
deutlich niedriger202). Zehn Studenten ließen sich eine Tätigkeit als studentische bzw.
wissenschaftliche Hilfskraft, sieben Studenten eine Berufsausbildung und sechs Studenten
(studenten-)parlamentarische Mitarbeit anerkennen.203 Auffälligkeiten hinsichtlich der
Schwierigkeiten bezüglich der Berufsfindung nach dem Studium oder auch der derzeitigen
Erwerbstätigenquote konnten hier nicht festgestellt werden.
Wie bereits in der Vorgängerstudie sammelten die meisten Absolventen praktische
Erfahrungen im Bereich 'Journalismus, Medien, private Öffentlichkeitsarbeit'.204 Anhand
Grafik 9 wird ersichtlich, dass knapp die Hälfte aller 'Praktikanten' ihre Einblicke hier
sammelten (bei Rössle 33%). Am deutlichsten zugenommen hat der Anteil an Praxiserfahrung
in den Gebieten 'Parteien, Parlamente, Parteigremien, Abgeordnetenbüros' (von 22% auf
44%) und 'Internationale Institutionen, Entwicklungshilfe-Organisationen' (von 21% auf
31%). Abgenommen hat dagegen insbesondere die Anzahl der Studenten, die im Bereich
'Universität, Forschung' (von 32% auf 20%) praktische Berufserfahrungen sammelten.205
198
Vgl. ebd.
Vgl. Rössle 1995, S.31.
200
Bei Rössle lag die durchschnittliche Praktikadauer noch bei acht Monaten. Vgl. ebd.
201
Vgl. Praktikumsrichtlinien des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft, url:http://www.polwiss.fuberlin.de/Studium/praktikarichtlinie.html.
202
Vgl. Rössle 1995, S.31.
203
Weiterhin angegeben wurden journalistische Tätigkeiten, Lehrtätigkeiten und politische Bildungsarbeiten,
Betriebsrat- und Gewerkschaftstätigkeiten, Honorartätigkeiten, Tätigkeiten im öffentlichen Dienst, PR
Tätigkeiten und politische Projekte.
204
Vgl. Rössle 1995, Grafik 5, S.33.
205
Schließlich soll darauf hingewiesen werden, dass der Bereich 'private Dienstleistungen' in Anlehnung an
Rössle ein Sammelsurium von Bereichen umfasst (enthalten sind auch Praktika als Politikberater, bei Banken
und in der Wirtschaft). Vgl. ebd., S.54.
199
51
Grafik 9
In welchem Bereich haben Sie Praktika absolviert?
Journalismus, Medien, private Öffentlichkeitsarbeit
90
Parteien, Parlamente, Parteigremien, Abgeordnetenbüros
85
Internationale Institutionen, Entwicklungshilfe-Organisationen
61
Öffentliche Verwaltung auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene
43
Universität, Forschungseinrichtung
39
Außerinstitutionelle Projekte und Non-Profit Sektor
37
Erwachsenenbildung, sonstige außerschulische (politische) Bildung
23
Stiftungen
18
Verbände
14
private Dienstleistungen
14
Gewerkschaften
7
öfftl./soz. Dienstleistungen
4
Sonstiger Bereich
6
0
20
40
60
80
100
Anzahl der Nennungen
N = 191, Mehrfachnennung möglich
Bereits Rössle zeigte die Bedeutung und Nützlichkeit der Praktika anhand der hohen
Korrelationen zwischen den 'Bereichen der absolvierten Praktika' und des 'derzeitigen
beruflichen Tätigkeitsfeldes' auf. Er kam zu dem Schluss, dass das Praktikum für die
Studenten, die in verschiedenen Bereichen Praktika absolviert haben, in dreierlei Hinsicht von
Bedeutung ist:
"Erstens bei der Entscheidungsfindung über einen späteren Tätigkeitsbereich,
zweitens zur Aggregation von Berufserfahrung, die heute für viele Stellen als
Vorraussetzung gilt, und drittens zum Knüpfen von Kontakten, die beim
Berufseinstieg nützlich sein können."206
Die höchste Korrelation ergibt sich im Medienbereich. Von den 29 Absolventen, die zum
Zeitpunkt der Erhebung bei den Medien arbeiteten, haben 81% (N = 21) während Ihres
Studiums in diesem Tätigkeitsbereich zumindest ein Praktikum absolviert (bei Rössle waren
dies 72%). Weiterhin sammelten 80% (Rössle 43%) der heute im Bereich 'Parteien,
Parlamente, Parteigremien und Abgeordnetenbüros' Beschäftigten bereits zu Studienzeiten
praktische Erfahrungen in diesem Tätigkeitsfeld. Im Bereich 'Internationale Institutionen/
Entwicklungshilfe-Organisationen' lag diese Relation bei 66,7% (Rössle 64%), im Bereich
'Universität/Forschung' bei 46% (Rössle 53%). Am geringsten sind die Korrelationen in den
206
Ebd., S.33.
52
Bereichen 'Öffentliche Verwaltung' mit 38% (Rössle 28%) und 'Gewerkschaften, Stiftungen,
Verbände' bei ca. 26% (Rössle 37,5%).207
Weiterhin wurden die Absolventen gefragt, welche Auswirkungen die Praktika für sie
persönlich mit sich brachten. Die Ergebnisse entsprechen denen der Vorgängerstudie.208 Für
88% der Studenten (N = 169) bot das Praktikum die Möglichkeit zur 'Auseinandersetzung mit
persönlichen Berufsvorstellungen und -perspektiven'. Weitere 81% (N =156) der Absolventen
empfanden ihre praktischen Erfahrungen als 'Hilfe bei Ihrer Entscheidungsfindung über
spätere mögliche Tätigkeiten'. Im Vergleich zur Vorgängerstudie bot das Praktikum jedoch
über diese Orientierungshilfe hinaus für einen zunehmenden Anteil der Befragten die direkte
Möglichkeit zum 'Knüpfen von Praxiskontakten, die bei der späteren Berufsfindung nützlich
sein konnten'. War dies bei Rössle für knapp die Hälfte der Absolventen der Fall, so diente
das Praktikum nunmehr für knapp zwei Drittel der Studenten (N = 124) als unmittelbares
Sprungbrett in die spätere Berufstätigkeit. Während das Praktikum für 5% der Befragten
'keine nennenswerten Auswirkungen' mit sich brachte, gaben weniger als 3% an, das
'Praktikum war eher jobben mit wenig Bezug zum Studium und die Bezahlung stand im
Vordergrund'. Bei knapp jedem fünften Praktikanten (N = 35) stellte sich jedoch aufgrund der
Praktika
eine
'gewisse
Verunsicherung
über
die
weitere
Lebensgestaltung
bzw.
Berufsperspektive' ein.
Der positive Grundtenor wurde auch durch die Erläuterungen zu den sonstigen Auswirkungen
der Praktika durch die Befragten bestätigt. So diente das Praktikum oftmals der
'Kompetenzentwicklung' bzw. dem 'Erlernen von Qualifikationen, die im Studium nicht
gelehrt wurden'. Auch dienten Praktika als 'Reality Check des Studiums' und boten einen
'Einblick in die Alltagspraxis verschiedener Berufe' als auch die 'Möglichkeit zu
Auslandsaufenthalten'. Außerdem wurden auch die unmittelbaren Auswirkungen auf das
Studium betont. So dienten die gesammelten praktischen Erfahrungen oftmals zur
'Beschleunigung', 'Fokussierung', 'Motivierung' und 'Orientierung' des Studiums. Negative
Erfahrungen - obwohl doch recht selten209 - umfassten eine 'Desillusionierung der
Arbeitswelt', einen 'gewissen Pessimismus, da gute Projekte ohne Förderung eingehen' und
ein 'Gefühl der Ausbeutung aufgrund unvergüteter Praktika'.
207
Aufgrund der unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten in Bezug auf die 'Praktikabereiche' (Frage A9 des
Fragebogens) und den 'derzeitigen Arbeitsbereich' (Frage C10 des Fragebogens) konnten nicht alle
Tätigkeitsfelder verglichen werden. Mit Ausnahme von den privaten und den öffentlichen bzw. sozialen
Dienstleistungen konnten jedoch alle Haupttätigkeitsfelder heranzogen werden.
208
Vgl. Frage A10 des Fragebogens bzw. Rössle 1995, S.33.
209
Nur sieben der 34 Anmerkungen konnten als negative Auswirkungen der Praktika eingestuft werden.
53
Der Stellenwert der Praktika während des Studiums in Bezug auf den späteren Berufsverbleib
der Absolventen kann und soll somit auch in dieser Studie betont werden.
5.6. Zusätzliche Fächer und Abschlüsse
Eine weitere Möglichkeit, den Einfädelungsprozess in das Beschäftigungssystem zu
erleichtern, bietet den Studenten der Erwerb zusätzlicher Bildungserfahrungen während des
Studiums der Politikwissenschaft bzw. danach. Gut 31% der Absolventen (N = 71) gaben an,
zusätzlich zu ihrem Politologiestudium ein weiteres Studienfach belegt zu haben.210 Wie
erwartet optierten die Befragten am ehesten zu einem Neben- bzw. Zweitstudium in einem
wirtschaftswissenschaftlichen Fach. Jedoch ist auch ein hoher Anteil an Studenten erkennbar,
die sich für die Aufnahme eines 'Faches mit internationalem Bezug'211 entschieden. Die
Verteilung stellt sich wie folgt dar:
Weitere Studienfächer
Grafik 10
20
19
16
Anzahl Nennungen
13
12
12
9
8
8
7
6
5
5
4
N = 71
Fächergruppen
Sonstige Fächer
Ingenieurswissenschaften
Sonstige Sozial- und
Geisteswissenschaften
Publizistik
Geschichte
Germanistik
Verwaltungswissenschaften
Jura
Wirtschaftswissenschaften
0
Lehramt
3
Medien- Kommunikationsund
Informationswissenschaften
3
Sprach - und
Kulturwissenschaften
3
Fach mit internationalem
Bezug
4
Insgesamt 28 Absolventen (13%) haben zusätzlich zu ihrem Diplom in Politikwissenschaft
ein weiteres Fachstudium abgeschlossen - sechs hiervon bereits vor ihrem Studium am Otto-
210
Die geringen Zahlen bei den 'weiteren Studienfächern' könnten zwei Gründe haben. Erstens war aufgrund der
kompakten Fragestellung und der Festlegung auf zwei 'weitere Bildungserfahrungen' der Platz für eine
detaillierte Ausführung der etwaigen begonnenen Studienfächer nicht gegeben. Zweitens mag die umfangreiche
Erfragung der weiterführenden Studienerfahrungen die Befragten 'abgeschreckt' haben. Die Repräsentativität der
Anzahl der Studenten, die ein weiteres Studienfach belegten sowie folglich auch die Verteilung der Fächer muss
bezweifelt werden. Vgl. Frage B1 des Fragebogens. So haben beispielsweise auch fünf Absolventen, die den
Aspekt 'Zweitstudium' als 'vorteilhaft' oder 'sehr vorteilhaft' für ihre erste Einstellung empfanden (vgl. Frage B12
des Fragebogens), diese im Fragebogen leider nicht angegeben.
211
Am stärksten vertreten waren hier die Islamwissenschaften mit drei Nennungen.
54
Suhr-Institut.212
Im
Vergleich
zur
Vorgängerstudie
ist
die
Quote
der
weiteren
Studienabschlüsse leicht angestiegen.213 Knapp 10% (N = 21) der Befragten promovierten zur
Zeit der Fragebogenerhebung im Bereich der Politikwissenschaften. Weitere sechs Befragte
gaben an, bereits promoviert zu haben.214 Keiner der Absolventen machte Angaben über ein
abgeschlossenes oder geplantes Habilitationsverfahren.
Schließlich gaben über die Hälfte der Befragten (N = 113) an, zusätzlich zu Ihrem
Politologiestudium ein weitere Ausbildung bzw. ein weiteres Studium (inklusive einer
Promotion) begonnen zu haben.215
Grafik 11
Weitere Studienabschlüsse
9
8
8
7
7
6
6
5
5
4
4
3 3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
2
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
N = 42 ( Rössle 1995), 28 (Pfau 2007)
Mathematik
Erziehungswissenschaften
Agrarwissenschaften
Ingenieurswesen
Gesundheitswesen
Deutsch-franz.
Studienzyklus
Lateinamerikanistik
Lehramt
Islamwissenschaften
Andere europäische
Sprachen
Slavistik
Romanistik
Soziologie
Philosophie
Geschichte
Pädagogik
Psychologie
Germanistik
Publizistik
Jura
Verwaltungswissenschaften
Wirtschaftswissenschaften
0
Fach mit internationalem
Bezug
1
Anzahl der Abschlüsse
Rössle 1995
Pfau 2007
5.7. Zusammenfassung
Es zeigt sich, dass praxisorientiertes, wenn nicht gar zielorientiertes Studieren der Berliner
Politologen seit der letzten Erhebung zugenommen hat. Während nur noch 69% der Befragten
'nach eigenen Interessen, nicht etwaigen beruflichen Anforderungen zu studieren' (Rössle
75%), stieg der Anteil der Absolventen, denen der Erwerb von berufsqualifizierenden
Qualifikationen' 'wichtig' oder 'sehr wichtig' war, von 45% bei Rössle auf 64%. Außerdem
wird deutlich, dass im Sinne des Lehr- und Lernerfolgs Hauptseminare anstelle Vorlesungen
212
Eingeschlossen sind hier sowohl Zusatzfächer als auch der deutsch-französische Studienzyklus des 'Institut
d'Etudes Politiques de Paris' (Sciences Po) und des Otto-Suhr-Instituts der FU-Berlin.
213
Nicht mit eingerechnet wurden hier beispielsweise Vordiplome. Dennoch gaben einige Absolventen auf der
Rückseite des Fragebogens an, dass auch diese hilfreich für die spätere Berufsfindung waren.
214
Zwei Politikwissenschaftler, ein Sozialwissenschaftler, ein Volkswirtschaftler, ein Agrarwissenschaftler und
ein Student der Geschichte haben promoviert.
215
Vgl. Frage B1 des Fragebogens.
55
und Hausarbeiten anstelle Klausuren die Studienzeit der Politikstudenten am Otto-SuhrInstitut prägen sollte.
Weiterhin wurde gezeigt, dass studienrelevante berufliche Erfahrungen während des Studiums
die Schwierigkeiten der Absolventen bei der Berufsfindung bzw. -suche erheblich mindern
konnte und das Durchlaufen von mehr als nur den vorgeschriebenen Pflichtpraktika der
Auseinandersetzung mit persönlichen Berufsvorstellungen und der Hilfe bei der
Entscheidungsfindung über spätere mögliche Tätigkeiten diente.
56
6. Übergang vom Studium zur ersten Berufstätigkeit
In diesem Kapitel soll darauf eingegangen werden, wie der Berufseinmündungsprozess der
Absolventen verlaufen ist. Gerade aufgrund des unklaren öffentlichen Bildes über den Inhalt
des Fachs und die vermittelten Qualifikationen erscheint der Berufseinstieg der Absolventen
des Studiums der Politikwissenschaft von besonderem Interesse. So soll ein spezielles
Augenmerk auf das immer häufiger auch öffentlich debattierte Thema der 'Generation
Praktikum' gelegt werden.
Weiterhin wurde im Fragebogen nach objektiven quantifizierbaren Anhaltspunkten wie der
Suchdauer der Absolventen bis zu ihrer ersten Tätigkeit und den Erfolgen im
Bewerbungsverhalten gefragt. Subjektive Eindrücke der Absolventen bezüglich des
Berufseinstiegs werden dem schließlich gegenübergestellt. So wurde erfragt, welchen Einfluss
ihrer Einschätzung nach bestimmten Faktoren und Fähigkeiten im Einstellungsprozess zukam.
6.1. Praktika als Kennzeichen der Übergangsphase in das Berufsleben
Zu Beginn dieses Fragekomplexes erschien es ratsam, den Fragen bezüglich der
Berufseinmündung der Absolventen eine Frage über die absolvierten Praktika nach
Studienende voranzustellen.216 Insgesamt gaben 81 Personen (36% der Befragten) an, nach
ihrem Studium ein oder mehrere Praktika absolviert zu haben. 47 Befragte absolvierten ein
bezahltes Praktikum für durchschnittlich 4,6 Monate (SD:0,36), weitere 26 Absolventen ein
unbezahltes für durchschnittlich 4,0 Monate (SD:0,29). 8 Personen gaben an, sowohl bezahlte
als auch unbezahlte Praktika absolviert zu haben. Etwa die Hälfte der Praktika hatte eine
Dauer von bis zu drei Monaten und keiner der Befragten gab an, länger als 12 Monate nach
Ende des Studiums in einem Praktikumsverhältnis angestellt gewesen zu sein.
Auffälligkeiten ergeben sich bei einem Vergleich der Abschlusskohorten. Während nur jeder
Vierte (N = 20) der beiden älteren Abschlussjahrgänge (WS 96/97 und WS 97/98) ein
Praktikum nach Studienende absolvierte, waren dies bei den jüngeren Absolventen (WS
02/03, WS 03/04 und WS 04/05) durchschnittlich 41% (N = 60).217 Diese Tendenz in
Richtung einer Häufung der Praktika nach Studienabschluss bestätigt den Trend der ersten
Absolventenbefragung, die mit einem speziellen Fokus auf Praktika nach dem Studium
216
Aufgrund der unspezifischen Fragestellung gab es Missverständnisse, ob nach einem Praktikum direkt nach
dem Studium oder einem Praktikum im Erwerbsverlauf gefragt wurde. Vgl. Frage B3 des Fragebogens. Jedoch
konnte in Kombination mit der Beschreibung des Erwerbsverlaufs (Frage E1 des Fragebogens) und näheren
Erläuterungen der Absolventen ein klareres Bild gezeichnet werden.
217
Aufgeteilt auf die einzelnen Abschlussjahrgänge ergibt sich ein Anteil der 'Praktikanten' von 31% für das WS
96/97, 21% für das WS 97/98, 44% für das WS 02/03, 38% für das WS 03/04 und 42% für das WS 04/05.
57
durchgeführt wurde.218 Die Studie 'Generation Praktikum?' der Hans-Böckle Stiftung stellte
einen Anstieg des Anteils an 'Praktikanten' in den sozialwissenschaftlichen Fächern von 33%
der Absolventen des Abschlussjahrgangs 2000 auf 49 Prozent der Absolventen des
Abschlussjahrgangs 2002/03 fest.219
"Praktika nach dem Studienabschluss sind keine Randerscheinung mehr. In der
Phase des Übergangs von der Hochschule in den Beruf hat sich eine neue
Variante (die 'Sucharbeitslosigkeit') herausgebildet."220
Anhand der Ergebnisse dieser Untersuchung lässt sich weiterhin zeigen, dass Frauen (40% der
Befragten, N = 37) offensichtlich öfter dazu tendieren, nach Studienende Praktika zu
absolvieren als ihre männlichen Kommilitonen (zu 33%, N = 42). Auch hier können die
Resultate der Studie 'Generation Praktikum?' bestätigt werden. "Die Geschlechterdifferenz hat
sich zwischen den älteren und jüngeren Abschlussjahrgängen weiter zu ungunsten der Frauen
verändert."221 Während der Anteil der männlichen 'Praktikanten' zwischen der älteren
Abschlusskohorte (WS 96/96 und WS 97/98) und den jüngeren Jahrgängen (WS 02/03, WS
03/04 und WS 04/05) um 9% (von 27% auf 36%) gestiegen ist, erhöhte er sich bei den
weiblichen Absolventen um 15% (von 27% auf 42%).
Auf den ersten Blick erscheint die Zahl der Absolventen, die nach ihrem Studium Praktika
absolvierten, recht hoch. Dennoch stellt sich bei genauerer Betrachtung der Praktika heraus,
dass sie oftmals nicht nur vergütet und von recht kurzer Dauer waren, sondern darüber hinaus
bereits im Voraus geplant waren. Ein Absolvent gab an, dass er "Glück hatte, über eine
Stiftung ein Berufseinstiegspraktikum zu absolvieren", ein weiterer, dass das Praktikum keine
"Parkstation, sondern ein lang im Voraus geplantes Praktikum bei der EU-Kommission in
Brüssel war". Dennoch gab es auch zahlreiche Stimmen, die auf das Übel der 'Generation
Praktikum' verwiesen, bzw. gar das gesetzliche Verbot von unbezahlten Praktika forderten.222
Nach einer genaueren Analyse des Erwerbsverlaufs wurde deutlich, dass die Mehrzahl der 81
218
Knapp 500 Absolventen des Absolventenjahrgangs 2002/03 aller Studienfächer der FU-Berlin und der
Universität Köln wurden im Herbst 2006 vom Arbeitsbereich Absolventenforschung der FU-Berlin 3 1/2 Jahre
nach Beendigung ihres Studiums befragt. Vgl. Grühn/ Hecht 2007, S.11.
219
Die Ergebnisse des Abschlussjahrgangs 2000 stammen aus der noch laufenden Sonderuntersuchung der FUBerlin im Rahmen der REFLEX-Studie. Vgl. ebd., S.10. Die Zunahme des Anteils der Absolventen von 37%
(Jahrgang 2000) auf 53% (Jahrgang 2002/03), die auch ein unbezahltes Praktikum absolvierten, konnte hier
jedoch nicht bestätigt werden. Vgl. ebd., S.13. Der Anteil der unbezahlten Praktika an der Gesamtzahl der
Praktika beläuft sich in dieser Studie auf 43% für das WS 96/97, 50% für das WS 97/98, 40% für das WS 02/03,
45% für das WS 03/04 und 44% für das WS 04/05.
220
Grühn/ Hecht 2007, S.13.
221
Der Anstieg der 'Praktikanten' zwischen 2000 und 2002/03 beträgt für die weiblichen Absolventen (aller
Studiengänge in Köln und Berlin) 19% (von 29% auf 48%) und für die männlichen Absolventen 8% (von 20%
auf 28%). Vgl. ebd., S.14.
222
Für Anmerkungen war die letzte Seite des Fragebogens vorgesehen. Vgl. Fragebogen, S. 8.
58
'postgraduierten Praktikanten' ihre Praktika direkt bzw. binnen kurzer Zeit nach Studienende
absolvierten.223
Die
weit
verbreitete
Annahme,
dass
Praktika
häufig
auch
den
fortgeschrittenen Erwerbsverlauf der Absolventen kennzeichnen, konnte dagegen nicht
verifiziert werden. Gerade einmal zehn Absolventen konnten ausgemacht werden, die auch
nach einem scheinbar etablierten Beschäftigungsverhältnis ein Praktikum absolvierten.224
6.2. Suchdauer bis zur ersten Erwerbstätigkeit
Gefragt nach der durchschnittlichen Suchdauer bis zu ihrer ersten Erwerbstätigkeit gaben 60%
der Absolventen (N = 74) an, vor Studienabschluss nicht nach einer Anstellung gesucht zu
haben.225 Weitere 31 Befragte führten an, bis zu drei Monaten nach einer beruflichen
Tätigkeit gesucht zu haben und lediglich 7 Absolventen gaben an, sich länger als 6 Monate
intensiv während ihres Studiums um eine Erwerbstätigkeit bemüht zu haben. Die
durchschnittliche Suchdauer vor Studienabschluss betrug 1,9 Monate (SD:0,49).
Die Anzahl der Absolventen, die sich mit ihrer Berufstätigkeit intensiv auseinandergesetzt
haben, nimmt offensichtlich nach Ende des Studiums zu.226 Die durchschnittliche Suchdauer
der Absolventen nach Studienende bis zu ihrer ersten Erwerbstätigkeit betrug 4,1 Monate
(SD:0,47).227 Trotz der schwierigen Vergleichbarkeit der Zahlen aufgrund verschiedener
Auslegungen der Suchdauer kann davon ausgegangen werden, dass eine durchschnittliche
Suchdauer von 4,1 Monaten verhältnismäßig gering ist.228
223
Die Befragten wurden gebeten, ihre 'Aktivitäten nach Studienabschluss' chronologisch aufzulisten. Die
häufigsten 'Tätigkeiten' vor den Praktika waren 'Umschulung bzw. Aus- und Fortbildung', 'Reisen' und
'Erwerbslosigkeit'. Vgl. Frage E1 des Fragebogens.
224
Über die Gründe kann hier nur spekuliert werden. Scheinbar dient das Praktikum jedoch hauptsächlich einer
Umorientierung des Berufsweges. So gaben drei Absolventen beispielsweise an, nach 'journalistischen
Tätigkeiten' von mindestens sechs Monaten Praktika in anderen 'Tätigkeitsfeldern' absolviert zu haben und zwei
der Befragten bestritten nach 'wissenschaftlicher Mitarbeit' von wiederum mindestens sechs Monaten erneut
weitere Praktika.
225
Es muss davon ausgegangen werden, dass ein Teil der Befragten, die bereits zu Studienzeiten bzw. bei
Studienabschluss eine berufliche Tätigkeit (beispielsweise als wissenschaftlicher Mitarbeiter) inne hatten, hier
die Suchdauer vor bzw. nach Studienende auf '0 Monate' taxierten. Vgl. Frage B5 des Fragebogens.
226
So haben 178 der Befragten Auskünfte über ihre Suchdauer nach Studienende gegeben, während lediglich
123 Absolventen die Suchdauer vor Studienabschluss angaben.
227
Die Suchdauer bis zur ersten Erwerbstätigkeit bezog Personen mit ein, 'die selbstständig erwerbstätig,
freiberuflich oder im Praktikum tätig sind.' Frage B4 des Fragebogens.
228
Vergleichbare Zahlen zu durchschnittlichen Suchdauern der Absolventen nach Studienabschluss liefert die
BISS-Studie. Die Angaben schwanken zwischen 2,3, und 11,4 Monaten Suchdauer für Sozialwissenschaftler.
Vgl. Habenicht 1993, Tabelle 13, S.34.
59
Grafik 12
Suchdauer bis zur ersten Erwerbstätigkeit
14%
Über 12 Monate:
7%
6%
7%
7-12 Monate:
17%
4-6 Monate:
13%
24%
23%
1-3 Monate:
40%
0 Monate:
50%
0%
10%
20%
30%
Rössle
40%
50%
60%
Pfau
N = ca. 484 (Rössle 1995), 178 (Pfau 2007)
40% der Befragten (N = 72) gaben an, unmittelbar nach Studienabschluss einer beruflichen
Tätigkeit nachgegangen zu sein.229 Ein knappes Viertel der Befragten (N = 42) gaben an, ein
bis drei Monate für die Suche bis zur ersten Erwerbstätigkeit gebraucht zu haben. 17% (N =
30) benötigten bis zu sechs Monate und weitere 6% (N = 10) bis zu einem Jahr für die Suche.
Jeder siebte Absolvent (N = 24) benötigte ein Jahr und länger für das Finden einer ersten
Erwerbstätigkeit.230
Dieses erfreuliche Bild muss jedoch dahingehend relativiert werden, dass wie bereits in der
Vorgängerstudie "die Schwelle für die erste berufliche Tätigkeit sehr niedrig angesetzt
wurde."231 Außerdem offenbart der Vergleich mit der Vorgängerstudie eine doch deutliche
Verlängerung der Berufseinmündungsphase der Absolventen.232 Dennoch benötigten
immerhin 80% der Befragten dieser Studie noch immer nicht länger als sechs Monate bis zum
229
Ein Blick auf das Tätigkeitsspektrum dieser Absolventen zeigt, dass 21 dieser Personen 'wissenschaftliche
Mitarbeit' und zehn weitere 'Journalismus' als erste berufliche Tätigkeiten angaben.
230
Es muss hier jedoch hinzugefügt werden, dass die Hälfte dieser 24 Absolventen 'diverse Praktika' oder
ähnliches als erste 'Art der Beschäftigung' nach Studienabschluss angab. Es kann nicht ausgeschlossen werden,
dass trotz der Miteinbeziehung der Praktika in die Kategorie 'Erwerbstätigkeit' (Vgl. Frage B4 des Fragebogens)
ein Teil der Befragten bei der Frage nach der Suchdauer bis zur ersten Erwerbstätigkeit (Frage B5 des
Fragebogens) Praktika nicht miteinbezogen.
231
Rössle 1995, S.41. "Als erwerbstätig gelten Personen, die in einem bezahlten Arbeitsverhältnis angestellt sind
- unabhängig von Arbeitszeitumfang und Befristung - sowie Personen, die selbstständig erwerbstätig,
freiberuflich oder im Praktikum tätig sind." Frage B4 des Fragebogens.
232
Bei einem Vergleich mit den Daten der Vorgängerstudie muss einerseits auf die unterschiedliche
Fragestellung geachtet werden. Darüber hinaus hat Rössle die Suchdauer in 'absoluten Prozenten' und nicht den
üblichen 'gültigen Prozenten' angegeben. Die Umrechnung in 'gültige Prozente' der 'Anzahl der Nennungen'
erfolgte anhand der angegebenen Daten. Vgl. Rössle 1995, S.40.
60
Beginn ihrer ersten beruflichen Tätigkeit. Obwohl somit noch keine Aussage über die
Berufseinmündung der Absolventen in ein adäquates und gesichertes Arbeitsverhältnis
getroffen werden kann, erfolgt der erste Schritt in das Beschäftigungssystem doch immer
noch recht schnell.
6.3. Hinweis auf die erste 'Stelle'
Der Fragenteil hinsichtlich des Bewerbungsverhaltens der Absolventen wurde bewusst knapp
gehalten, da vorherige Studien einvernehmlich zu dem Schluss kommen, dass der
Berufseinstieg
von
Politologen
durch
ein
"flexibles
und
diversifiziertes
Bewerbungsverhalten"233 gekennzeichnet ist. Interessanter erschien im Gegensatz hierzu
jedoch die Frage, welche Bewerbungsstrategien von Erfolg gekrönt waren und inwieweit die
Ausführungen der Bundesagentur für Arbeit hinsichtlich des Nutzens 'kontaktabhängigen'
Bewerbungsverhaltens anhand der Erfahrung der Absolventen des Otto-Suhr-Instituts zu
bewerten ist:
"Stellenangebote für Sozialwissenschaftler (bei Bildungsträgern, im
Wissenschaftsbereich, Stipendien etc.) gelangen häufig nicht zur Ausschreibung,
sondern werden über persönliche Kontakte und Initiativbewerbungen besetzt. Die
aktive Nutzung persönlicher und institutionalisierter Netzwerke ist deshalb für
Sozialwissenschaftler noch wichtiger als für andere Berufsgruppen."234
Die Befragten dieser Studie hoben die Wichtigkeit der persönlichen Netzwerke hervor. Bei
insgesamt 59 Absolventen spielten 'Familie, Freunde oder Bekannte' eine herausragende Rolle
bei der erfolgreichen Berufsfindung. Diese herausragende Rolle der Hinweise durch dritte
Personen konnte bereits in der Vorgängerstudie dokumentiert werden.235 Einen mindestens
ebenso großen Einfluss hatten berufliche Kontakte, die durch Praktika und Arbeit während
und nach dem Studium geknüpft worden sind. 33 Absolventen gaben an, 'durch ein Praktikum
während des Studiums' ihre erste Erwerbstätigkeit gefunden zu haben. Obgleich 'Praktika
nach dem Studium' und 'berufliche Kontakte während der Studienzeit' nicht als
Antwortoptionen vorgegeben waren, fügten 11 bzw. 8 Absolventen diese Aspekte als
entscheidende Vermittlungsformen an. Insgesamt spielten somit bei knapp über der Hälfte der
Absolventen diese persönlichen und beruflichen Netzwerke eine ausschlaggebende Rolle.
233
Rössle 1995, S.97. Vgl. auch Thull 2004, S.36 bzw. Butz 1997, S.86ff.
Arbeitsmarkt Kompakt Sozialwissenschaftler 2006, S.7.
235
Vgl. Rössle 1995, S. 41f.
234
61
Erfolgreich genutzte Bewerbungsformen
zum Berufseinstieg
Grafik 13
Durch Familie, Freunde oder
Bekannte
59
35
Habe den Arbeitgeber selbstständig
kontaktiert
59
33
Wurde vom Arbeitgeber
angesprochen
40
16
Durch ein Praktikum w ährend des
Studiums
33
14
Durch eine Annonce in einer
Zeitung
21
15
21
Durch das Internet
13
Durch berufliche Kontakte w ährend
der Studienzeit
11
7
11
Habe mich selbstständig gemacht
4
8
Mit Hilfe der Hochschule
5
Durch ein Praktikum nach dem
Studium
8
3
Durch das Arbeitsamt/die
Bundesagentur für Arbeit
6
2
Durch einen privaten
Arbeitsvermittler
2
1
0
10
20
30
40
Anzahl der Nennungen
davon nur diese Nennung
50
60
70
Anzahl der Nennungen
N = 208, Mehrfachnennung war möglich
Erstaunliche 40 Absolventen gaben an, ihre erste 'Stelle' bekommen zu haben, indem sie 'vom
Arbeitgeber angesprochen' worden sind. Es kann hier jedoch leider nicht festgestellt werden,
inwieweit Kontakte zwischen Arbeitgeber und Bewerber bereits vor dem Stellenangebot
bestanden haben.236 Obwohl somit auch der Vergleich mit der Vorgängerstudie aufgrund der
unterschiedlichen Fragestellung schwierig ist, kann selbst bei einer vorsichtigen Prognose von
236
Es wird vermutet, dass sich viele Absolventen aufgrund einer fehlenden Antwortoption 'berufliche Kontakte
während der Studienzeit' für diese Antwortmöglichkeit entschieden haben.
62
einem Zuwachs der Absolventen ausgegangen werden, die ein 'Angebot vom Arbeitgeber'
erhalten haben.237
Ferner werden laut Bundesagentur für Arbeit viele Stellen für Sozialwissenschaftler anhand
von Initiativbewerbungen besetzt. Dies trifft auch für die Befragten dieser Studie zu. 59
Absolventen gaben an, durch selbstständiges Kontaktieren des Arbeitgebers ihre erste
Erwerbstätigkeit gefunden zu haben. Obwohl die Abgrenzung der Initiativbewerbungen von
so genannten Blindbewerbungen (also Massenrundschreiben mit immer gleichem
Standardtext) im Fragebogen nicht explizit vollzogen worden ist, kann davon ausgegangen
werden, dass trotz den bei Hochschulabsolventen allgemein beliebten Massenbewerbungen
das tatsächlich erfolgreiche Kontaktieren des Arbeitsgebers ein großes Maß an Initiative
erforderte.
Obwohl der Stellenmarkt im Internet als Bewerbungsplattform hinzugetreten ist, spielten
Stellenanzeigen bei der erfolgreichen Vermittlung der Absolventen eine eher untergeordnete
Rolle. Wie in der Vorgängerstudie befanden gerade einmal ein Fünftel der Befragten (N = 42)
Zeitungsannoncen (N = 21) und das Internet (N = 21) ausschlaggebend für ihre
Berufseinmündung.238 Auffällig hoch erscheint die erfolgreiche Vermittlung via Internet im
Vergleich zu den Printmedien angesichts des immer noch weitaus höheren Anteils an
ausgeschriebenen Vakanzen in Tages- und Wochenzeitungen.239
Die wenigen Angebote hinsichtlich klassischer sozialwissenschaftlicher Aufgabenstellungen,
die in der Bundesagentur für Arbeit eingehen, mögen als eine Erklärung dafür dienen, dass
die Rolle der Arbeitsagentur im Einfädelungsprozess der Berliner Politologen seit jeher eine
sehr untergeordnete Rolle spielt.240 Dieser Befund wird auch durch die Befragten dieser
Studie bestätigt, da gerade einmal sechs Absolventen mit Hilfe der Arbeitsagentur erfolgreich
vermittelt werden konnten. Private Arbeitsvermittlung spielte bei der Berufseinmündung eine
ebenso untergeordnete Rolle: Schließlich gaben gerade einmal zwei Absolventen an, durch
einen privaten Arbeitsvermittler an ihre erste 'Stelle' gekommen zu sein.
237
Tim Rössle hatte 161 Nennungen für die Antwortoption 'persönlicher Kontakt durch Praktikum, frühere
Beschäftigung, etc.' und dagegen nur 15 Nennungen bei der Antwortmöglichkeit 'Angebote von ArbeitgeberIn'.
Vgl. Rössle 1995, S. 41f.
238
Vgl. ebd., S.42.
239
Zu diesem Ergebnis kommt Manfred Bausch in einer Inhaltsanalyse von 1.715 Stellenanzeigen mit spezifisch
sozialwissenschaftlichem Bezug des ersten Quartals 2006. Die Daten des Stellenausschreibungsdienstes des
Wissenschaftsladens Bonn "arbeitsmarkt BILDUNG KULTUR SOZIALWESEN" bezogen sich auf 66 Tagesund Wochenzeitungen, 31 Fachzeitschriften und zahlreiche Onlineangebote. Vgl. Bausch 2006, S.51. Durch die
Aufbereitung der Daten anhand der Bildung von Kategorien und Schlüsselwörtern identifizierte er 76% der
ausgeschriebenen Vakanzen in Tages- und Wochenzeitungen, gefolgt von 15,9% im Internet gefundenen
Stellenausschreibungen und schließlich 7,8% der Ausschreibungen in Fachzeitschriften. Vgl. ebd., S.58.
240
Bei Fiebelkorn war das Arbeitsamt für insgesamt 14 Absolventen ausschlaggebend für die Berufseinfädelung,
davon bei zwölfen für die Vermittlung in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.44. Bei
Rössle waren es 23 Absolventen, die über das Arbeitsamt vermittelt wurden. Vgl. Rössle 1995, Grafik 11, S.41.
63
Genauso unbedeutend für die Absolventen ist die Rolle der Hochschule im Hinblick auf die
unmittelbare Berufseinmündung nach Studienabschluss einzuschätzen. Von den acht
Absolventen, die 'mit Hilfe der Hochschule' ihre erste Erwerbstätigkeit gefunden haben,
bestand diese 'Hilfe' zudem in der Kontaktaufnahme durch 'Aushänge an der Universität'.241
Auch die Anzahl der direkt nach Studienabschluss 'selbst geschaffenen Stellen' (N = 11) nahm
im Vergleich zur Vorgängerstudie deutlich ab, obgleich eigens beantragte Forschungsprojekte
wie in der Vorgängerstudie mit einbezogen wurden.242
Die Ergebnisse dieser Studie untermauern somit die Feststellungen der Bundesagentur für
Arbeit wie auch die Resultate der Vorgängerstudien.243 Persönliche Kontakte sowie ein hohes
Maß an Eigeninitiative in der Berufsfindung offenbaren sich als die am häufigsten von Erfolg
gekrönten Berufsfindungsstrategien. Die Schaffung und Aufrechterhaltung persönlicher und
institutionalisierter Netzwerke ist also ein unverzichtbares Erfordernis für die Berufsfindung
engagierter Politikwissenschaftler.
"Derartige Netzwerke entstehen allerdings nicht allein dadurch, dass man im
realen Leben Visitenkarten sammelt oder im Internet Verlinkungen. Es geht
darum, Kontakte, die man an der Hochschule, in Jobs und Praktika oder auch im
privaten Bereich gewonnen hat, zu pflegen und phantasievoll auszuweiten, um sie
bei passender Gelegenheit für die eigene berufliche Weiterentwicklung nutzen zu
können."244
6.4. Wichtige Aspekte für die erste Einstellung
Die Absolventen wurden gefragt, welche Kriterien im Einstellungsprozess ihrer Ansicht nach
für den Arbeitgeber besonders wichtig waren. Die Einschätzung der Absolventen zeigt
deutlich, dass vor allem Fertigkeiten gefragt waren, die nicht in direktem Zusammenhang mit
ihrem Studium standen.245
241
Der Hochschule muss hier zugute gehalten werden, dass die Mehrzahl der Absolventen, die beispielsweise als
wissenschaftliche Mitarbeiter am Fachbereich bzw. an der Universität ihre erste Beschäftigung gefunden haben,
diese Antwortoption offensichtlich nicht gewählt haben.
242
Tim Rössle erfasste 13% (N = 61) an Befragten, die sich eine 'Stelle' selber schufen. Vgl. Rössle 1995, S.42.
243
Vgl. Rössle 1995, S.41f. und Fiebelkorn 1990, S.43.
244
Arbeitsmarkt Kompakt Sozialwissenschaftler 2006, S.7.
245
Tim Rössle bat die Absolventen, in eigenen Worten 'bestimmte Qualifikationen, die für Ihre Einstellung
besonders vorteilhaft waren' zu beschreiben. Daher ist ein Vergleich nur unter der Prämisse möglich, dass bei so
genannten 'offenen Fragen' selbstverständlich die Gewichtung der Anzahl der Antworten weitaus höher zu
bewerten ist. Vgl. Rössle 1995, S. 43 bzw. Frage 22 seines Fragebogens.
64
Grafik 14
Bedeutung verschiedener Einstellungskriterien
Summe aus "sehr vorteilhaft" und "vorteilhaft"
Sehr vorteilhaft
2%
1%
2%
8%
3%
5%
Studiendauer (N = 194)
Promotion (N = 175)
9%
5%
4%
Zweitstudium (N = 182)
24%
12%
13%
Politisches Engagement
(N = 196)
14%
12%
Praktische/ berufliche
Erfahrung vor dem
Studium ( = 191)
Diplomnote (N = 196)
9%
23%
25%
13%
Auslandserfahrungen
(N = 196)
22%
18%
Studienschwerpunkt/
Thema der Diplomarbeit (N
= 198)
32%
38%
40%
43%
Das Studienfach
Politikwissenschaften
(N = 199)
Bereitschaft zur Mobilität
(N = 193)
15%
22%
21%
30%
30%
44%
49%
50%
20%
19%
Empfehlungen/
Referenzen von Dritten
(N = 197)
Computer - Kenntnisse
(N = 195)
Praktische/ berufliche
Erfahrung während des
Studiums (N = 203)
Eigenes Auftreten im
Bewerbungsgespräch
(N = 192)
0%
Nachweis des Erwerbs
sozialer Kompetenzen
(N = 192)
20%
Fremdsprachenkenntnisse
(N = 197)
19%
30%
31%
36%
26%
29%
35%
40%
41%
42%
50%
60%
26%
62%
70%
80%
77%
100%
2 "vorteilhaft"
Die beiden Faktoren, denen der größte Einfluss im Rahmen der Stellensuche zukam, können
den persönlichen Kompetenzen zugeordnet werden. Sowohl das 'eigene Auftreten im
Bewerbungsgespräch' (AM = 2,1/ SD:1,20) als auch die 'praktische/ berufliche Erfahrung
während des Studiums' (AM = 2,2/ SD:1,34) empfanden etwa drei Viertel der Absolventen als
'vorteilhaft' oder 'sehr vorteilhaft' hinsichtlich ihrer ersten Einstellung. Untermauert wird die
Bedeutsamkeit dieser Kompetenzen auch noch durch die Tatsache, dass die Gruppe der
Befragten, die nach eigener Aussage bei der Berufseinmündung auf nur 'geringe' oder 'keine'
Schwierigkeiten246 gestoßen sind, diesen Kompetenzen einen noch höheren Stellenwert
zumaßen.247
Der 'praktischen/ beruflichen Erfahrung vor dem Studium' wird im Gegensatz hierzu nur ein
geringer Stellenwert beigemessen. Gerade einmal ein Viertel der Befragten (AM = 3,8/
SD:1,53) empfanden diese Erfahrungen als 'vorteilhaft' oder 'sehr vorteilhaft' in ihrem Prozess
der
Berufsfindung.
Auffälligkeiten
zeigen
sich
anhand
eines
Vergleichs
der
Abschlusskohorten. Ein Vergleich des arithmetischen Mittels zeigt, dass sich in dem Maße, in
dem der Einfluss der gesammelten praktischen beruflichen Erfahrung vor dem Studium im
Laufe der Zeit verringerte, die Wichtigkeit der studienbegleitenden Praxiserfahrung nach
246
Vgl. Frage B14 des Fragebogens.
Jeweils knapp über 80% der Befragten, die nur 'geringe' oder 'keine' Schwierigkeiten bei der Berufsfindung
empfanden, bewerteten den Einfluss des eigenen Auftretens und der praktischen Erfahrung als 'vorteilhaft' oder
'sehr vorteilhaft'.
247
65
Einschätzung der Absolventen erhöhte. Das arithmetische Mittel bezüglich der praktischen
Berufserfahrung vor dem Studium beträgt für die ältere Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS
97/98) 3,4 (SD:1,62) und für die jüngere Abschlusskohorte (WS 02/03, WS 03/04 und WS
04/05) 3,9 (SD:1,45). Das arithmetische Mittel der studienbegleitenden Praxiserfahrung steigt
von 2,7 (SD:1,49) im WS 96/97 und WS 97/98 über 2,1 (SD:3,12) im WS 02/03 und WS
03/04 auf 1,63 (SD:0,89) im WS 04/05.
Interdisziplinäre
Schlüsselqualifikationen
(wie
beispielsweise
Fremdsprachen,
EDV-
Kenntnisse und Auslandserfahrungen) spielen im Gegensatz zu den persönlichkeitsbezogenen
'soft-skills' trotz der ihnen in Studienratgebern und Arbeitsmarktberichten zugemessenen
Bedeutung im Einstellungsprozess scheinbar eine etwas weniger wichtige Rolle.248 Dennoch
empfanden immerhin noch knapp über 60% der Befragten Computer-Kenntnisse, etwa 50%
Fremdsprachenkenntnisse und fast 40% Auslandsaufenthalte als 'sehr vorteilhaft' oder
'vorteilhaft' im Hinblick auf die geforderten Einstellungskriterien der Arbeitgeberseite.249
In der Abfolge der Beurteilungen folgen die ebenfalls nicht studienbezogenen Aspekte
'Nachweis des Erwerbs sozialer Kompetenzen' (AM = 2,8/ SD:1,35), 'Empfehlungen/
Referenzen von Dritten' (AM = 2,8/ SD:1,53) und die 'Bereitschaft zur Mobilität' (AM = 3,1/
SD:1,69), die für jeweils etwa die Hälfte der Absolventen 'vorteilhaft' oder 'sehr vorteilhaft' in
ihrem Prozess der Berufsfindung waren. Gerade die Wichtigkeit der persönlichen Kontakte
darf nicht unterschätzt werden, denn immerhin knapp ein Drittel der Befragten empfanden
diesen Gesichtspunkt 'sehr vorteilhaft' für ihre Einstellung. Politisches Engagement (AM =
3,6/ SD:1,41) wirkte sich schließlich immerhin noch für jeden Vierten 'vorteilhaft' oder 'sehr
vorteilhaft' aus.250
Studienbezogene Faktoren liegen im Gegensatz hierzu als Einstellungskriterien nach Ansicht
der Diplomanden auf den hinteren Plätzen. Während noch knapp zwei Fünftel der Befragten
das 'Studienfach Politikwissenschaft' (AM = 2,9/ SD:1,43) im Allgemeinen und den Faktor
'Studienschwerpunkt/ Thema der Diplomarbeit' (AM = 3,2/ SD:1,61) als 'vorteilhaft' oder
'sehr vorteilhaft' empfanden, spielten die Diplomnote (AM = 3,5/ SD:1,42) und speziell die
Studiendauer (AM = 4,1/ SD:1,07) als Einstellungskriterium für die Mehrzahl der
248
Vgl. hierzu auch Thull 2004, S.34.
Das arithmetische Mittel der genannten Qualifikationen ist 2,4 für 'Computer - Kenntnisse' (SD:1,24), 2,8 für
Fremdsprachenkenntnisse (SD:1,56) und 3,2 für Auslandserfahrungen (SD:1,63).
250
Im Vergleich hierzu gaben in der Vorgängerstudie 22 Personen an, dass soziale Kompetenzen einen
wichtigen Platz in der Berufsfindung einnahmen, und 23 der Befragten diente ihr politisches Engagement als
Qualifikation für den Berufseinstieg. Vgl. Rössle, S.47f. Obgleich sich, wie bereits oben erwähnt, ein Vergleich
schwierig gestaltet, wird doch ersichtlich, dass 'dem Nachweis der Erwerbs sozialer Kompetenzen' im Vergleich
zum 'politischen Engagement' im Allgemeinen in dieser Untersuchung eine höhere Wichtigkeit zugemessen
wird.
249
66
Absolventen kaum eine Rolle.251 Die Hälfte der Befragten empfanden die Diplomnote als
'weniger wichtig' oder 'unwichtig' für ihren Arbeitgeber, und bei der Beurteilung der
Studiendauer erhöht sich dieser Anteil gar auf drei Viertel der gültigen Antworten. Ein
'Zweitstudium' (AM = 4,6/ SD:1,09) oder auch eine 'Promotion' (AM = 4,9/ SD:0,57) hat
selbstverständlich nur ein Teil der Absolventen absolviert. 21 Absolventen empfanden ihr
Zweitstudium oder ihre Promotion als hilfreich für ihre erste Einstellung. Hiervon gingen acht
Nennungen
an
die
Wirtschaftswissenschaften
und
drei
Nennungen
an
die
Rechtswissenschaften.
Geschlechtsspezifische Unterschiede konnten kaum festgestellt werden.252 35 Absolventen
machten weiterhin jedoch auch von der Möglichkeit Gebrauch, sonstige vorteilhafte Aspekte
für ihre Einstellung anzugeben. Hier wurde erneut die Wichtigkeit der Praktika und der
persönlichen Bekanntschaften betont. Jeweils sieben Absolventen unterstrichen nochmals
explizit das 'Praktikum' und 'persönliche Bekanntschaften', weitere fünf nannten
'Berufserfahrung' und vier ein 'Auslandsstudium' als 'sehr vorteilhaft' für ihre erste
Einstellung. Jedoch gaben auch sechs Absolventen an, dass sie sich als 'billige Arbeitskraft'
verstanden bzw. 'geringe Gehaltsansprüche' als vorteilhaft empfanden.
6.5. Zusammenfassung
"Praktika nach Studienabschluss sind keine Randerscheinung."253 Der Übergang vom
Studium in die erste Erwerbstätigkeit ist für Berliner Politologen immer häufiger durch
postgraduelle Praktika gekennzeichnet. Dennoch bleibt festzuhalten, dass bereits sechs
Monate nach dem Ende des Studiums vier Fünftel der Befragten eine erste Beschäftigung
gefunden haben.
Die Wichtigkeit der Schaffung und Aufrechterhaltung persönlicher und institutionalisierter
Netzwerke kann hier nicht überbetont werden. Eine Kombination von Praxiskontakten,
Eigeninitiative und überzeugendem Auftreten dient als eine unabdingbare Vorraussetzung für
einen erfolgreichen Berufseinstieg.
251
Der Vergleich der beiden Abschlusskohorten (W96/97 und WS 97/98 vs. WS 02/03, WS 03/04 und WS
04/05) anhand des arithmetischen Mittels zeigt, dass die studienbezogenen Aspekte von den Absolventen der
jüngeren Abschlusskohorte vorteilhafter bewertet wurden. Dies zeigt sich am deutlichsten an den
Gesichtspunkten 'Das Studienfach Politikwissenschaften' (AM = 2,7/ SD:1,39) vs. (AM = 3,3/ SD:1,47) und
'Studienschwerpunkt/ Thema der Diplomarbeit' (AM = 3,0/ SD:1,64) vs. (AM =3,6 / SD:1,47).
252
Die auffälligsten Unterschiede zeigten sich noch bei der Bewertung der 'Computer - Kenntnisse' (♂AM = 2,6/
SD:1,27 vs. ♀AM = 2,1/ SD:1,15) und der 'Bereitschaft zur Mobilität' (♂AM = 2,9/ SD:1,70 vs. ♀AM = 3,3/
SD:1,67).
253
Grühn/ Hecht 2007, S.7.
67
7. Erste und derzeitige Erwerbstätigkeit im Vergleich
Nach
Betätigungsfeldern
von
Politikwissenschaftlern
befragt,
fällt
alltäglichen
Gesprächspartnern nicht selten das Amt des Bundeskanzlers ein. Eine nicht ganz abwegige
Vorstellung, angesichts zumindest einiger weniger Kanzlerkandidaten, die das Fach
Politikwissenschaft studierten.254 Jedoch werden diese Stellen nicht so häufig vergeben,
wodurch sich die Frage stellt, in welchen Beschäftigungsfeldern studierte Politologen
tatsächlich unterkommen.
In diesem Kapitel soll daher aufgezeigt werden, welche Tätigkeiten die Absolventen des OttoSuhr-Instituts derzeit ausführen und welche sie direkt nach ihrem Studium ausübten. Es sollen
Vergleiche
gezogen
werden,
inwieweit
sich
die
Berufsbezeichnungen
und
der
arbeitsrechtliche Status der Absolventen zwischen der ersten und derzeitigen Erwerbstätigkeit
unterscheiden.
Weiterhin
soll
ein
Überblick
gegeben
werden,
inwieweit
ein
politikwissenschaftlicher Bezug bei diesen Tätigkeiten gegeben war bzw. ist. Schließlich
sollen durch eine Darstellung der derzeitigen Beschäftigungsbereiche Veränderungen im
Vergleich zur Vorgängerstudie hinsichtlich quantitativer und qualitativer Aspekte der
Beschäftigungssituation aufgezeigt werden, bevor im nächsten Kapitel eine spezifischere
Verbleibsanalyse vorgenommen wird.
7.1. Erste und derzeitige Tätigkeiten
Die mannigfaltigen Berufsbezeichnungen der Absolventen verschiedenen Bereichen
zuzuordnen fällt bisweilen nicht leicht. Um die Vergleichbarkeit zur Vorgängerstudie zu
wahren diente die Einteilung von Rössle als Ausgangspunkt.255 Nach diesem Muster wurden
die ersten und derzeitigen Tätigkeiten der Befragten dieser Studie den Ergebnissen der beiden
Vorgängerstudien
gegenübergestellt.
Wichtige
prozentuale
Veränderungen
zur
Vorgängerstudie wurden durch eine separate Markierung besonders hervorgehoben.256
Anhand Tabelle 3 fällt auf, dass eine hohe Zahl an Absolventen nach Studienabschluss zu
Beginn ihrer Erwerbstätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiter257 beschäftigt war. Weiterhin
dienten
den
Absolventen
ganz
offensichtlich
die
Bereiche
Journalismus
und
Öffentlichkeitsarbeit als Sprungbrett für ihre Berufseinmündung. Einen großer Anteil dieser
254
Beispielsweise Björn Engholm, Rudolf Scharping und Edmund Stoiber.
Vgl. Rössle 1995, Tabelle 2, S.51.
256
Die niedrige Anzahl der Nennungen der 'Promovierenden' in Tabelle 3, in der die ersten Tätigkeiten
aufgeführt sind, ist darauf zurückzuführen, dass ein Teil der 'Promovierenden' gleichzeitig als wissenschaftliche
Mitarbeiter angestellt waren. Weiterhin wurden - soweit möglich - Praktikanten, Trainees und andere sich in
einer Umschulung/ Weiterbildung befindenden Absolventen in die Tätigkeitsfelder eingeteilt, in denen diese
'Umschulung/ Weiterbildung' stattfand bzw. stattfindet.
257
Es wird im Folgenden stellvertretend die erste Bezeichnung der Tätigkeit verwendet.
255
68
Öffentlichkeitsarbeit, vor allem zu Beginn des Berufsverlaufs der Absolventen, wird durch
Tätigkeiten im Bereich 'Public Affairs' gestellt. Schließlich war im Vergleich zu den
derzeitigen Tätigkeiten ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Absolventen zu Beginn ihrer
Berufslaufbahn als Sachbearbeiter beschäftigt.258
Tabelle 3: Erste und derzeitige Tätigkeiten
Pfau (2007)
Tätigkeiten
Erste Tätigkeit
N
Derzeitige
Tätigkeit
%
N
%
Wissenschaftliche Mitarbeiter/Angestellte
48
22,4
37
19,1
Journalisten, Redakteure
26
12,1
22
11,3
Projektmanager/-leiter/-assistenten
14
6,5
15
7,7
Referenten, Gewerkschaftssekretäre
17
7,9
13
6,7
Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecher
19
8,9
11
5,7
5,7
wichtige
Veränderungen
der
derzeitigen
Tätigkeiten
in %
(Rössle zu
Pfau)
0
+
-++
Rössle (1995)
Derzeitige Tätigkeit
N
%
Fiebelkorn
(1990)
88
19,3
66
69
15,2
68
23
5,1
5
54
11,9
30
9
2,0
6
Promotion, Stipendium
2
0,9
11
23
5,1
(12)
Marketing-Berufe, Banken, Selbständige
10
4,7
9
4,6
19
4,2
(11)
Verwaltungsangestellte
0
0,0
8
4,1
12
2,6
21
Assistenten, Koord.-/ Organisationsaufgaben
10
4,7
7
3,6
18
4,0
Umschulung, Aus-/ Fortbildung, Praktikum
11
5,1
7
3,6
10
2,2
Gelegenheitsjobs, sonstige Arbeiten
10
4,7
6
3,1
14
3,1
1
0,5
6
3,1
Sachbearbeiter
11
5,1
5
2,6
Sozialarbeiter/-planer, päd. Mitarbeiter
7
3,3
5
2,6
Berufs- und Arbeitslosenberater
2
0,9
4
2,1
Lehrer und Referendare
5
2,3
4
2,1
EDV-Berufe, EDV-Dozenten
2
0,9
3
1,5
11
2,4
20
Kaufmännische/ frauische Berufe
1
0,5
3
1,5
7
1,5
15
Dozenten, VHS, Deutsch als Fremdsprache
1
0,5
2
1,0
6
1,3
Erwachsenenbildner
2
0,9
2
1,0
9
2,0
Politische Mandatsträger
1
0,5
2
1,0
1
0,2
Regisseure und sonstige Filmberufe
2
0,9
2
1,0
3
0,7
Schriftsteller und Autoren
0
0,0
2
1,0
1
0,2
Diplomaten
0
0,0
1
0,5
2
0,4
Lehr-, Honorar- oder Werkaufträge
1
0,5
1
0,5
4
0,9
13
Kulturarbeiter
0
0,0
1
0,5
1
0,2
7
Rechtsberufe, Anwälte, Referendare
0
0,0
1
0,5
3
0,7
4
Regionalberater
0
0,0
1
0,5
1
0,2
Verlagsmitarbeiter, Verleger
2
0,9
1
0,5
3
0,7
Dolmetscher
0
0,0
0
0,0
3
0,7
5
Kranken- und Hauspfleger
1
0,5
0
0,0
3
0,7
4
Landwirte
0
0,0
0
0,0
1
0,2
Lebenskünstler
0
0,0
0
0,0
1
0,2
Taxifahrer
0
0,0
0
0,0
4
0,9
Vikare
0
0,0
0
0,0
1
0,2
Sonstige Tätigkeiten mit politikwiss. Bezug
2
0,9
2
1,0
Sonstige Tätigkeiten ohne politikwiss. Bezug
6
2,8
0
0,0
214
100
258
194 100
+
-
-
++
0
+++
++
--
(11)
Geschäftsführer
+
wichtige
Veränderungen
(Fiebelkorn
zu Rössle)
23
5,1
9
7
1,5
5
13
2,9
(31)
3
0,7
5
1,1
+++
7
21
15
--
--
---
455 100
Die Tätigkeitsfelder der Sachbearbeiter reichten von 'bürgerschaftlichem Engagement bei einer Stiftung', über
die 'Mitarbeit in einem MdB-Büro' bis hin zu 'Sachbearbeitung in Finanzen'.
69
Der Vergleich der derzeitigen Tätigkeitsfelder der Absolventen dieser Erhebung und der
Vorgängerstudie zeigt wiederum, dass der prozentual höchste Anstieg im Bereich
'Öffentlichkeitsarbeit' und der auffälligste Rückgang im Bereich 'EDV-Berufe' zu verzeichnen
ist. Erfreulich festzustellen ist dabei auch die Fortsetzung des hohen Anteils studienadäquater
Beschäftigungen, so vor allem in den Bereichen 'wissenschaftliche Mitarbeit' und
'Projektmanagement'.259
Weiterhin ist von Interesse, inwieweit die Tätigkeiten der Befragten einen Bezug zu ihrem
Studium der Politikwissenschaft hatten bzw. haben. Anhand Grafik 15 wird ersichtlich, dass
nach Einschätzung der Absolventen dieser Bezug durchaus bereits während der immediaten
Berufseinmündung, unmittelbar nach Studienabschluss, nicht selten gegeben war. Über die
Hälfte der Befragten (N = 116) gaben an, dass sie bereits während ihrer ersten
Erwerbstätigkeit
eine
inhaltliche
Verbindung
ihres
Aufgabenbereichs
mit
politikwissenschaftlichen Themengebieten feststellen konnten.260 Nur 16,2% (N = 34) der
Absolventen sahen überhaupt keinen Bezug dieser Tätigkeit zu ihrem Studium der
Politikwissenschaft.
Aufgeschlüsselt nach Abschlusskohorten zeigt sich in diesem Zusammenhang sogar ein
gewisser
Trend,
bei
dem
immer
seltener
studienfremde
Tätigkeiten
die
Berufseinmündungsphase der Absolventen charakterisieren (Vgl. Grafik 16). Während noch
jeder Fünfte (22,2%) der Abschlussjahrgänge WS 96/97 und WS 97/98 bei der ersten
beruflichen Tätigkeit keinen Bezug zu den Studieninhalten in seiner beruflichen Tätigkeit
wahrnehmen konnte, sank dieser Anteil auf gerade einmal ein Zehntel der Befragten (9,3%)
der jüngsten Abschlusskohorte WS 04/05. Gleichzeitig gaben über 60% der Absolventen der
jüngeren Semester (seit WS 02/03) an, im Anschluss an das Studium eine studienadäquate
Erwerbstätigkeit aufgenommen zu haben. Dieser Anteil lag dagegen bei der älteren
Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98) noch bei 40,3%.
259
Es muss hier noch einmal darauf hingewiesen werden, dass versucht worden ist, Praktikanten und Trainees
den jeweiligen Bereiche zuzuordnen, so dass einerseits die Anzahl der sich in einer Umschulung befindenden
Absolventen nicht repräsentativ ist und weiterhin die einzelnen Nennungen auf keinen Fall als Festanstellungen
verstanden werden dürfen.
260
Wenn an dieser Stelle und im Folgenden allgemein von 'Bezug vorhanden' die Rede ist, sind die Nennungen
für die ersten beiden Antwortoptionen (1 = 'großer Bezug' und 2 = 'Bezug') zusammengefasst.
70
Grafik 15
16,2%
8,7%
12,8%
13,8%
20%
14,8%
18,6%
30%
19,0%
24,6%
40%
34,9%
36,7%
Bezug der Tätigkeiten zu
politologischen Inhalten und Aufgaben
10%
0%
Großer Bezug
2
3
4
erste Tätigkeit
Kein Bezug
vorhanden
derzeitige Tätigkeit
N = 210 (erste Tätigkeit), 194 (derzeitige Tätigkeit)
Grafik 16
4,1%
10,0%
13,2%
19,1%
11,0%
8,0%
22,1%
17,8%
14,0%
26,0%
34,0%
41,1%
34,0%
16,2%
22,2%
15,0%
9,3%
10,0%
11,1%
19,4%
25,9%
10%
18,1%
10,0%
16,7%
20%
15,3%
17,5%
25,0%
40%
29,4%
47,5%
37,0%
50%
30%
Bezug der ersten und derzeitigen Tätigkeit
zu politologischen Inhalten und Aufgaben
WS 96/97 & WS 97/98
derzeitige Tätigkeit
WS 02/03 & 03/04
Kein
Bezug
vorhanden
4
3
2
Großer
Bezug
Kein
Bezug
vorhanden
erste Tätigkeit
4
3
2
Großer
Bezug
0%
WS 04/05
N = 72 (WS 96/97 & WS 97/98), 80 (WS 02/03 & WS 03/04), 54 (WS 04/05) erste Tätigkeit
N = 68 (WS 96/97 & WS 97/98), 73 (WS 02/03 & WS 03/04), 50 (WS 04/05) derzeitige Tätigkeit
Der Vergleich zwischen der ersten und derzeitigen Tätigkeit in Grafik 15 lässt die Tendenz
erkennen, dass der inhaltliche Bezug der Tätigkeiten zu den Inhalten des Politologiestudiums
während der Phase der beruflichen Etablierung der Absolventen leicht ansteigt. Obgleich der
Anteil der Erwerbstätigen, die ihrer Tätigkeit einen politikwissenschaftlichen Bezug
attestieren, nur leicht zunimmt (von 55,3% auf 59,5%), halbiert sich doch die Anzahl
derjenigen Erwerbstätigen, die 'keinen Bezug' zwischen der Erwerbstätigkeit und den
71
Studieninhalten feststellt von 34 Absolventen (16,2%) bezüglich der ersten Tätigkeit auf 17
Absolventen (8,7%) bezogen auf die derzeitige Tätigkeit.261
Ein Vergleich der Abschlusskohorten in Grafik 16 lässt erkennen, dass wiederum die jüngeren
Jahrgänge (seit WS 02/03) bereits vor einer etwaigen Konsolidierung des Arbeitsverhältnisses
und
somit
trotz
der
geringeren
Dauer
der
Berufstätigkeit
einen
höheren
politikwissenschaftlichen Bezug gegenüber der älteren Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS
97/98) nachweisen können. So haben die 'Berufseinfädler' des WS 04/05 im Gegensatz zu den
'beruflich Etablierten' (WS 96/97 und WS 97/98) mit 34,0% gegenüber 29,4% bereits einen
höheren Anteil an Absolventen, die einen 'großen Bezug' zu politologischen Inhalten und
Aufgaben in ihrer derzeitigen Erwerbstätigkeit verspüren. Dieser Anteil ist bei der mittleren
Abschlusskohorte (WS 02/03 und WS 03/04), bei denen vermutlich der 'erste
Klärungsprozess bereits stattgefunden hat'262, mit 41,4% ebenfalls erfreulich hoch.263
Der hohe Anteil an politikwissenschaftlichem Bezug der derzeit Erwerbstätigen deckt sich mit
den Ergebnissen der Vorgängerstudie.264 Somit bleibt in der Tendenz eine Stabilisierung der
Tätigkeiten mit sozialwissenschaftlichen Inhalten und Aufgaben im Verlaufe der
Berufseinmündungsphase festzuhalten.
7.2. Beschäftigungsbereiche
Neben der breiten Streuung der tatsächlichen Tätigkeitsbereiche der Absolventen zeigt auch
eine Übersicht über die derzeitigen Beschäftigungsbereiche, dass Politologen in den
verschiedensten Arbeitsfeldern anzutreffen sind. Im Folgenden wird der Begriff
'Beschäftigungsbereich' synonym mit 'Berufsbereich' und 'Arbeitgeberbereich' verwendet, um
die beruflichen Einsatzgebiete der Politologen übergeordnet zu betrachten. Habenicht machte
darauf aufmerksam, dass sich durch die verschiedenartigen Kategorisierungen der
261
Dass es sich um nur eine schwache Zunahme der Tätigkeiten mit politikwissenschaftlichem Bezug handelt,
verdeutlicht der Anteil der Erwerbstätigen, die einen 'großen Bezug' angaben. Dieser ist im Vergleich zur ersten
Tätigkeit (36,7%) sogar noch gesunken (auf 34,9%).
262
Die Bezeichnung 'erster Klärungsprozess hat bereits stattgefunden' wurde gewählt, da die
Berufseinmündungsphase zum Zeitpunkt der Erhebung für die Absolventen des Abschlussjahrgangs WS 03/04
zweieinhalb Jahre und für die Befragten des WS 02/03 bereits dreieinhalb Jahre andauert.
263
Trotz des erfreulichen Anstiegs an Tätigkeiten mit politikwissenschaftlichem Bezug der jüngeren
Abschlusssemester darf nicht vergessen werden, dass sich viele dieser Absolventen in prekären
Beschäftigungsverhältnissen (beispielsweise Praktika) wieder finden.
264
Bei einem Vergleich mit der Vorgängerstudie muss darauf hingewiesen werden, dass Rössle für die Frage
"Wie groß ist der Bezug Ihrer jetzigen Tätigkeit zu politologischen Inhalten und Aufgaben." lediglich vier
Antwortoptionen ('groß', 'mäßig', 'gering', 'kein Bezug vorhanden') vorgegeben hat. Vgl. Rössle 1995, S.117
Frage 33. Eine Umrechnung auf ein fünfstufiges Modell ist methodisch nicht einwandfrei möglich. Dennoch
ähneln sich die Ergebnisse: Rössle identifizierte den politologischen Bezug der derzeitigen Tätigkeit für 52,4%
der Befragten als 'groß', für 21,4% als 'mäßig', für 14,6% als 'gering' und für 10,9% mit 'kein Bezug vorhanden'.
Vgl. Rössle 1995, S.52.
72
Beschäftigungsverhältnisse Vergleiche mit anderen Studien erschweren.265 Es wurde daher
versucht, eine möglichst differenzierte Kategorisierung der Berufsbereiche anhand der
Vorlage der beiden Vorgängerstudien zu realisieren.266 Grafik 17 gibt eine detaillierte
Auflistung der Beschäftigungsbereiche:
Wie bereits in den Vorgängerstudien besitzt der Beschäftigungsbereich 'Universität/
Forschung' (N = 28) das höchste Absorptionspotential für Absolventen des Otto-SuhrInstituts. Weitere Beschäftigungsschwerpunkte bilden die 'Medien' (N = 28) und die 'privaten
Dienstleistungen' (N = 26). Während in der Vorgängerstudie "die Dienstleistungen ohne
265
Eine Übersicht der verwendeten Begrifflichkeiten einiger Studien über die 'Einsatzgebiete' der Politologen
findet sich in der Bochumer BISS-Studie. Vgl. Habenicht 2003, S.44ff.
266
Im Gegensatz zu Rössle wurden beispielsweise die Bereiche Stiftungen, Verbände und Gewerkschaften wie
bereits bei Fiebelkorn getrennt aufgeführt. Auch wurden die 'privaten Dienstleistungen' für eine differenziertere
Betrachtung in Unterkategorien aufgeteilt. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.15 und Rössle 1995, S.53.
73
sozialwissenschaftliche Beratungsfunktion gegenüber denjenigen mit etwas überwiegen"267,
entfielen 23 Nennungen der Befragten dieser Studie auf den Bereich 'Selbstständige/ private
Dienstleistungen mit sozialwissenschaftlicher Beratungsfunktion' und nur drei Absolventen
charakterisierten das Arbeitsverhältnis als 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit
Jobcharakter'.268
Es folgen die im Umfang etwas geringeren Beschäftigungsbereiche 'Öffentliche Verwaltung'
(N = 17), 'Industrie' (N = 13) und 'Öffentliche/ soziale Dienstleistungen' (N = 8). Die Bereiche
'Gewerkschaften,
Verbände,
Stiftungen',
'Parteien,
Parlamente,
Abgeordnete'
und
'Internationale Organisationen/ Institutionen, NGO's' werden in der folgenden Analyse aus
Gründen der Vergleichbarkeit zur Vorgängerstudie summiert betrachtet. Anhand dieses
Vergleichs soll auf die quantitative und qualitative Entwicklung der Arbeitsverhältnisse in den
wichtigsten Beschäftigungsbereichen eingegangen werden. Tabelle 4 gibt eine Übersicht über
die Beschäftigungsbereiche von insgesamt 93,8% (N = 182) der Erwerbstätigen.
Im Vergleich zur Vorgängerstudie hat der Stellenwert des Beschäftigungsbereichs
'Universität, Forschung' für die Absolventen abgenommen. Mit einem Anteil von 14% der
nicht erwerbslosen Politologen hat sich die noch von Rössle konstatierte Zuwachsrate (auf
22% der Erwerbstätigen) im Universitäts- und Forschungsbereich ins Gegenteil umgekehrt.269
Obwohl sich weiterhin der Großteil der Beschäftigten in diesem Bereich in einem
Angestelltenverhältnis befindet, konnten lediglich 43% Vollzeitstellen und 13% unbefristete
Stellen ausgemacht werden. 22% (N = 5) der Verträge erstrecken sich für nicht länger als ein
Jahr. Weiterhin liegt das Nettoeinkommen bei 67% der Absolventen zwischen 751€ und
1500€ und damit unter dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen.
267
Rössle 1995, S.53.
Im Vergleich zu den Vorgängerstudien wurde der Bereich 'Freizeit/ Infrastruktur' im Fragebogen nicht separat
ausgewiesen. Anhand der Kategorisierungen Rössles und Fiebelkorns (Vgl. Rössle 1995, S.54 und Fiebelkorn
1990, S.16.) wurden 'Dienstleistungen', die eindeutig dem Bereich 'Freizeit-Infrastruktur (Kneipe, Kino,
Kommunikationszentren, Galerie, etc.)' entsprachen, nicht zu den 'privaten Dienstleistungen mit Jobcharakter
(Taxi, Kneipen, etc.)' gezählt. Vgl. Frage C10 des Fragebogens mit Rössle 1995, S.118 Frage 39.
269
Rössle konstatierte in diesem Bereich eine Zuwachsrate um 6% von 16% (N = 65) auf 22% (N = 99) der
erwerbstätigen Absolventen gegenüber Fiebelkorn. Vgl. Rössle 1995, S.54.
268
74
75
Auch im Bereich 'Medien' ist nach einem leichten Zuwachs bezogen auf den Zeitraum der
Vorgängerstudie der Absolventenanteil mit 14% der Erwerbstätigen auf das Niveau
Fiebelkorns zurückgegangen.270 Der Anteil der vertraglich geregelten Arbeitsverhältnisse ist
in diesem Berufsbereich am geringsten. Über die Hälfte der Befragten (58%) sind
'Selbstständig' oder 'in anderer Weise erwerbstätig'. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um
Redakteure und Journalisten, aber auch um freiberufliche Autoren und eine Inhaberin einer
Filmproduktionsfirma.271 Die vertraglich geregelten Arbeitsverhältnisse sind zu 45%
unbefristet und zu 100% Vollzeitstellen. Während die Einkommensverteilung leicht über dem
Gesamtdurchschnitt liegt, ist der Anteil weiblicher Absolventen hier mit 30% auffallend
niedrig.
Hinter der Klassifizierung 'private Dienstleistungen' verbirgt sich eine Vielzahl verschiedener
Branchen und Tätigkeitsfelder, die von PR- und Marketing Aktivitäten über Banken bis hin
zum Veranstaltungsmanager reichen. Für die große Mehrheit der 29 Absolventen, die in
diesem Beschäftigungsbereich untergekommen ist, besitzt ihr Arbeitsverhältnis keinen
'Jobcharakter', sondern vielmehr eine 'sozialwissenschaftliche Beratungsfunktion'.272 Mit
einem Anteil von 13% der Absolventen ist auch in diesem Beschäftigungsbereich ein leichter
Rückgang gegenüber Rössle (17%) festzustellen.273 Gestiegen ist hingegen der Anteil der
vertraglich geregelten Arbeitsverhältnisse (von 73% auf 88%) und auch der Vollzeitstellen
(von 71% auf 83%) im Vergleich zur Vorgängerstudie. Mit einem überdurchschnittlichen
Anteil von 16% der Befragten in der niedrigsten und 20% in der höchsten Einkommensgruppe
besitzen
die
'privaten
Dienstleistungen'
die
höchste
Einkommensspanne
aller
Beschäftigungsbereiche.
Die höchste Zuwachsrate ist bei den 'Gewerkschaften, Verbänden und Stiftungen'
auszumachen. Von diesen 25 Absolventen waren zwölf in Stiftungen, zehn bei Verbänden
und drei in Gewerkschaften tätig. Der Anteil der Beschäftigten in diesem Bereich erhöhte sich
um fast das Doppelte (von 7% auf 13%) gegenüber der vorhergehenden Studie und liegt somit
270
Rössle stellte einen Zuwachs von 14% (N = 57) auf 16% (N = 71) im Medienbereich gegenüber der
Vorgängerstudie Fiebelkorns fest. Vgl. Rössle 1995, S.54 und Fiebelkorn 1990, S.15.
271
Noch bevor im nächsten Kapitel intensiver auf die Situation der 'Selbstständigen' und der 'in anderer Weise
Erwerbstätigkeiten' eingegangen wird, sei vermerkt, dass im Medienbereich 87% der Erwerbstätigen außerhalb
des traditionellen Beschäftigungsbereichs als 'Selbstständige' und nur 13% als 'in anderer Weise erwerbstätig'
arbeiten.
272
Zu den Beschäftigten im Bereich 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit sozialwissenschaftlicher
Beratungsfunktion' zählen neben Consultants und Beratern in der Öffentlichkeitsarbeit auch Bankangestellte und
Unternehmensberater. Der Bereich 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit Jobcharakter' umfasst eine
Veranstaltungsmanagerin, einen Fotolaboranten und einen technischen und organisatorischen Leiter.
273
Wiederum entspricht das Absorptionspotenzial des Berufsbereichs den Ergebnissen der Studie Fiebelkorns, in
der 13% der Befragten (N = 55) in diesem Bereich beschäftigt waren. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.15.
76
wieder auf dem Niveau Fiebelkorns (13%).274 Überdurchschnittlich vielen Angestellten (88%)
mit überdurchschnittlich vielen Vollzeitstellen (86%) steht eine überdurchschnittlich hohe
Zahl an befristeten Stellen (65%) gegenüber. Besonders deutlich wird dies in den 'Stiftungen',
bei denen nur einer der Befragten unbefristet angestellt ist.275 Während überdurchschnittliche
48% der Beschäftigten weiblich sind, entsprechen die Einkommensverhältnisse ziemlich
genau dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen.
Der Arbeitgeberbereich 'Parteien, Parlamente, Abgeordnete' bildet den zweiten beachtlich
expandierten Beschäftigungsbereich dieser Studie. Nachdem bereits Rössle einen Zuwachs
der Beschäftigten (von 2,4% auf 5,6%) gegenüber der Vorgängerstudie diagnostizierte,
verdoppelte sich der Anteil der Beschäftigten wiederum auf 11,3% (N = 22). Den 13
Absolventen, die in Parteien beschäftigt sind, stehen neun Absolventen gegenüber, die als
'Abgeordnete' bzw. 'im Parlament' tätig sind. In diesem Bereich überwiegen die Angestellten
(95%) mit Vollzeitstellen (95%) am deutlichsten. Der hohe Anteil an befristeten Stellen
(68%) erklärt sich daraus, dass ein Drittel der Befragten (N = 7) angaben, bis Ende der
Legislaturperiode angestellt zu sein. Das Einkommen der 'Abgeordneten' bzw. 'im Parlament'
tätigen Absolventen liegt zu 100% bei über 1500€ netto monatlich. Zusammen mit den
Beschäftigten in den Parteien lässt sich die Einkommenssituation durchaus als
zufriedenstellend
beurteilen,
da
76%
der
Befragten
in
der
zweithöchsten
Einkommenskategorie (1501€ bis 2250€) und keiner der Befragten in der untersten
Einkommensgruppe (unter 750€) anzusiedeln sind. Genau die Hälfte der Beschäftigten sind
Frauen.
Die 'öffentliche Verwaltung' stellt nach wie vor für etwa jeden Zehnten Absolventen des OttoSuhr-Instituts einen Beschäftigungsbereich dar. Angestellte und Beamte machen zusammen
88% der insgesamt 17 Beschäftigten im öffentlichen Dienst aus. Der Anteil der Vollzeitstellen
liegt mit 56% weit unter dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen. Hingegen hat sich die Zahl
der unbefristeten Stellen im Vergleich zur Vorgängerstudie fast halbiert (von 69% auf 38%).
Ähnlich den 'privaten Dienstleistungen' entspricht die Verteilung der Einkommen in etwa dem
Durchschnitt aller Erwerbstätigen, weist jedoch eine hohe Einkommensspanne auf.
Im Beschäftigungsbereich 'Öffentliche/ soziale Dienstleistungen, soziale Bewegung, NGO's'
wurden
neben
Schulen
und
Bildungseinrichtungen
274
auch
Umweltverbände
und
Während bei Fiebelkorn wie in dieser Studie die Bereiche Gewerkschaften, Verbände und Stiftungen im
Fragebogen getrennt ausgewiesen wurden, vereinigte sie Rössle zu einer Antwort-Option. Vgl. Rössle 1995,
S.55 bzw. Fiebelkorn 1990, S.15.
275
Aufgrund der nur geringen Anzahl der Nennungen bezogen auf die einzelnen Bereiche erweist sich eine
weitere getrennte Betrachtung der Gewerkschaften, Verbände und Stiftungen als nicht aussagekräftig.
77
Opferberatungsstellen miteinbezogen.276 10% der Absolventen sind in diesem vergleichsweise
stagnierenden Berufsbereich (10% bei Fiebelkorn und 9% bei Rössle) tätig. Im Vergleich zur
Vorgängerstudie hat sich der Anteil der Angestellten von 39% auf 81% mehr als verdoppelt,
von denen jedoch nur knapp die Hälfte (46%) vollzeitbeschäftigt ist. Der Anteil der
befristeten Verträge liegt mit 62% überdurchschnittlich hoch und knapp ein Drittel (31%) der
Verträge erstrecken sich für höchstens ein Jahr. Weiterhin sind mit 76% überdurchschnittlich
viele Beschäftigte in den unteren Einkommensgruppen (bis 1500€) vertreten.
Eine erstaunlich hohe Zuwachsrate hat der Berufsbereich 'Industrie'. Gaben in der
Vorgängerstudie gerade einmal 1,3% (N = 6) der Absolventen an, in diesem 'politikfremden'
Berufsbereich beschäftigt zu sein, verfünffachte sich dieser Anteil auf 7% (N = 13). Die
Berufsbezeichnungen der Absolventen reichen von 'Junior Manager' und 'Software-Ingenieur'
bis
hin
zur
'Personalspezialistin
(Wirtschaft)'
und
'Sachbearbeiterin
Finanzen'.
Vollzeitbeschäftigung (zu 100%) und unbefristete Verträge (zu 80%) charakterisieren die
Beschäftigungsverhältnisse der zehn Angestellten. Die Einkommenssituation stellt sich im
Hinblick auf den weit überdurchschnittlichen Anteil der Absolventen in der höchsten
Einkommensgruppe (46% verdienen über 2250€) weit besser dar als in den meisten anderen
Beschäftigungsbereichen.
Schließlich
bildet
der
Industriesektor
den
einzigen
Arbeitgeberbereich, in dem der Anteil der weiblichen Absolventen mit 62% überwiegt.
Der Beschäftigungsbereich 'Internationale Organisationen/ Institutionen' hat im Vergleich zur
Vorgängerstudie einen
deutlichen
Vorgängerstudie zusätzlich
Rückgang
erhobenen
zu
verzeichnen.
Beschäftigungsbereich
In
sank
diesem
in
der
der Anteil
der
Erwerbstätigen um beinahe die Hälfte von 7% auf 3,6%.277 Die Berufsbezeichnungen reichen
von 'Associate Human Rights Officer' über 'Consultant' bis hin zu einer 'Diplomatin'. Die
Beschäftigten befinden sich überwiegend in geregelten Arbeitsverhältnissen (71%) mit
befristeten (60%) Vollzeitstellen (100%). Weiterhin liegt das Nettoeinkommen für 57% der
Absolventen bei über 2250€ im Monat und damit weit über dem Durchschnitt aller
Erwerbstätigen. Der Anteil der weiblichen Absolventen ist mit 29% am geringsten im
Vergleich mit allen anderen Beschäftigungsbereichen.
276
Diese Kategorisierung der Beschäftigungsbereiche erschien sinnvoll aufgrund der unterschiedlichen
Handhabung dieser Tätigkeiten in den Vorgängerstudien. Fiebelkorn beschrieb diese Dienstleistungen als
"Bereich der sozialen Dienste" bzw. "Sozialer Bereich". Vgl. Fiebelkorn 1990, S.15ff. Rössle erweiterte diese
Kategorie zu "öffentlichen sozialen Dienstleistungen […] als auch alternative Projekte". Vgl. Rössle 1995, S.55.
277
Ein repräsentativer Vergleich zur Vorgängerstudie ist aufgrund der geringen Anzahl der Nennungen (N = 7)
kaum möglich.
78
Politologischer Bezug der Beschäftigungsbereiche
Grafik 18
4
15,4%
Industrie (N = 13)
Medien (N = 26)
private
Dienstleistungen
gesamt (N = 26)
0,0%
0,0%
7,7%
11,5%
23,1%
30,8%
26,9%
34,6%
15,4%
7,7%
19,2%
23,1%
6,3%
6,3%
Öffentliche/ soziale
Dienstleistungen,
'soziale Bewegung',
NGO's (N = 16)
5,9%
0,0%
Öffentliche
Verwaltung (N = 17)
3
23,1%
61,5%
2
25,0%
25,0%
29,4%
23,5%
4,0%
0,0%
Gewerkschaften,
Verbände, Stiftungen
(N = 25)
0,0%
Internationale
Organisationen /
0,0%
Institutionen (N = 7)
5,2%
0,0%
14,3%
16,0%
28,0%
28,6%
21,1%
15,8%
Parlamente,
Abgeordnete,
Parteien, (N = 19)
Großer Bezug
37,4%
41,2%
52,0%
57,1%
55,6%
Universität,
Forschung (N = 27)
0%
11,1%
20%
0,0%
0,0%
40%
33,3%
60%
57,9%
80%
Kein Bezug vorhanden
Weiterhin ist von Interesse, inwieweit der Bezug der beruflichen Tätigkeit zu Inhalten des
abgeschlossenen Studiums im Hinblick auf die verschiedenen Beschäftigungsbereiche von
den Absolventen bewertet wurde. Die Beurteilung der einzelnen Aspekte erfolgte wiederum
anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Großer Bezug' bis 5 = 'Kein Bezug
vorhanden'. In Grafik 18 sind die Beschäftigungsbranchen anhand der Ausprägungen des
arithmetischen Mittels von links nach rechts angeordnet.
Einen
erfreulich
großen
politologischen
Bezug
attestieren
die
Absolventen
den
Beschäftigungsbereichen 'Universität, Forschung' (AM = 1,6/ SD:0,70), 'Parteien, Parlamente,
Abgeordnete' (AM = 1,7/ SD:0,95), 'Internationale Organisationen/ Institutionen' (AM = 1,7/
SD:1,11) und 'Gewerkschaften, Verbände, Stiftungen' (AM = 1,7/ SD:0,89). Über die Hälfte
der Beschäftigten jeder dieser vier Bereiche bescheinigen ihrer derzeit ausgeübten Tätigkeit
einen 'großen Bezug' zu politologischen Inhalten und Aufgaben und keiner charakterisiert die
Beschäftigung mit 'Kein Bezug vorhanden'.278
Es folgen die Beschäftigten in der 'Öffentlichen Verwaltung' (AM = 1,9/ SD:0,97), die ihren
Tätigkeiten ebenfalls zum größten Teil (70,6%) einen politologischen Bezug bescheinigen.
Der politologische Bezug des Beschäftigungsbereichs 'Öffentliche/ soziale Dienstleistungen,
278
Vergleicht man die zusammengefassten Beschäftigungsbereiche separat, so ergeben sich folgende
Abstufungen: Der Bereich 'Parlamente, Abgeordnete' (AM = 1,3/ SD:0,49) erscheint einen etwas größeren
politologischen Bezug aufzuweisen als der Bereich 'Parteien' (AM = 1,9/ SD:1,09). Auch ist eine knappe
Rangfolge bei den Beschäftigten in 'Gewerkschaften' (AM = 1,3/ SD:0,58), 'Stiftungen' (AM = 1,7/ SD:0,88) und
'Verbänden' (AM = 1,9/ SD:0,99) zu erkennen.
79
soziale Bewegung, NGO's' (AM = 2,4/ SD:1,15) liegt bereits im Bereich des arithmetischen
Mittel aller derzeit Erwerbstätigen (AM = 2,4/ SD: 1,31).279 Weiterhin empfinden immerhin
noch über die Hälfte der Beschäftigten in den 'Privaten Dienstleistungen' (AM = 2,7/ SD:1,44)
einen politologischen Bezug zu ihrer derzeitigen Tätigkeit.280
Unerfreulich hingegen gestaltet sich die Studienrelevanz der Beschäftigung im Bereich
'Medien' (AM = 3,0/ SD:1,15). Nur noch ein Drittel der Beschäftigten sehen hier die
Übereinstimmung von Studien- und Tätigkeitsinhalten gegeben. Schließlich bescheinigt kein
einziger der Erwerbstätigen im Arbeitgeberbereich 'Industrie' (AM = 4,1/ SD:0,64) der
ausgeübten Tätigkeit einen politologischen Bezug.
7.3. Arbeitsrechtlicher Status
Entscheidend für die im nächsten Kapitel folgende intensivere Betrachtung der
Verbleibsgruppen ist die Unterteilung der Absolventen anhand ihres arbeitsrechtlichen Status.
In Grafik 19 sind die 'Statusgruppen' der Absolventen im Vergleich zu den Vorgängerstudien
abgebildet. Die Werte bei Rössle und Fiebelkorn beziehen sich auf die derzeitigen
Tätigkeiten.281
Während sich die Zahl der Angestellten im Vergleich zur Vorgängerstudie prozentual erhöht
hat,
ist
der
Anteil
der
anderen
Erwerbstätigen
innerhalb
des
traditionellen
Beschäftigungssystems282 gesunken. Neben 145 Angestellten konnten lediglich sechs Beamte
und je zwei Arbeiter und '1€-Jobber' zum Erhebungszeitpunkt identifiziert werden. Dieses
Bild innerhalb des traditionellen Beschäftigungssystems spiegelt sich auch im Hinblick auf
die erste Erwerbstätigkeit nach dem Studienabschluss wieder. Neben den 143 Angestellten
konnten lediglich zwei '1€-Jobber' und ein Beamter zum Zeitpunkt der Berufseinmündung
identifiziert werden.
279
Eine separate Betrachtung zeigt, dass der politologische Bezug im Bereich 'NGO's' (AM = 1,9/ SD:0,90) am
höchsten liegt, gefolgt von den Beschäftigten in den 'Öffentlichen/ sozialen Dienstleistungen' (AM = 2,9/
SD:1,35) und dem Bereich 'Soziale Bewegung' (AM = 3,0/ SD:0,00).
280
Während der Bereich 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit sozialwissenschaftlicher
Beratungsfunktion' (AM = 2,4/ SD:1,23) im Bereich des arithmetischen Mittels liegt, bescheinigt keiner der drei
Beschäftigten des Bereichs 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit Jobcharakter' (AM =5,0/ SD:0,00) ihrer
Tätigkeit einen politologischen Bezug.
281
Zur Verdeutlichung der Entwicklung der Statusgruppen wurden die absoluten Zahlen in Prozentwerte
umgerechnet. Vgl. Rössle 1995, Grafik 15, S.58. Die Prozentwerte geben den Anteil der Statusgruppe an der
Gesamtheit aller Absolventen an.
282
Im traditionellen Beschäftigungssystem sind alle vertraglich geregelten Beschäftigungsverhältnisse
miteinbezogen. Neben den Angestellten sind dies '1€-Jobber', Beamte und Arbeiter, nicht aber die
Selbstständigen und die 'in anderer Weise Erwerbstätigen'.
80
Grafik 19
54,3%
70%
65,6%
63,9%
Arbeitsrechtlicher Status
45,6%
60%
50%
4,6%
16,2%
15,5%
14,5%
Erwerbslose
in anderer Weise
Erwerbstätig
0,9%
0,9%
7,4%
1,7%
ABM / 1€-Job
Arbeiter/in
Beamte/r
Angestellte/r
Selbstständig
0%
0,0%
1,3%
0,9%
0,8%
0,5%
3,9%
2,6%
2,5%
5,0%
8,8%
7,0%
10%
3,9%
20%
10,1%
13,8%
30%
23,4%
24,3%
40%
Fiebelkorn, u.a. (1990), N = 485
Rössle (1995), N = 536
Pfau (2007) derzeitige Tätigkeit, N = 227
Pfau (2007) erste Tätigkeit nach Studienabschluss, N = 218
Waren bei Fiebelkorn und Rössle noch 33,4% (davon 4,6% Selbstständige) bzw. 27% (davon
10,5% Selbstständige) der Erwerbstätigen jenseits des traditionellen Beschäftigungssystems
beschäftigt, so bedeuten die 16 Selbstständigen und 23 'in anderer Weise Erwerbstätigen'
bezogen auf die derzeitige Tätigkeit zusammen genommen einen Rückgang dieses Anteils auf
20,1%.283 Während der Anteil der Selbstständigen zwischen den Ergebnissen der
Vorgängerstudien liegt, erscheint speziell der erneute Rückgang der 'in anderer Weise
(freiberuflich) Erwerbstätigen' auf 11,9% der Erwerbstätigen erfreulich. Im Gegensatz hierzu
machen die 'in anderer Weise Erwerbstätigen' zum Zeitpunkt der ersten Tätigkeit nach
Studienende noch 24,5% (N = 51) der Erwerbstätigen aus, während der Anteil der
Selbstständigen mit 5,3% (N = 11) etwas geringer liegt als zum Zeitpunkt der Erhebung der
Studie. Auf die aktuelle Situation der 'in anderer Weise Erwerbstätigen' und der
'Selbstständigen' wird im folgenden Kapitel noch näher eingegangen.
Der Anteil der Erwerbslosen zum Erhebungszeitpunkt hat mit 14,5% (N = 33) gegenüber
beiden Vorgängerstudien etwas abgenommen. Weiterhin gaben lediglich 10 Absolventen an,
283
Die Einordnung der 'in anderer Weise (freiberuflich) Erwerbstätigen' gestaltete sich aufgrund der
unterschiedlichen Fragestellung im Vergleich zu beiden Vorgängerstudien sehr kompliziert. Vgl. Frage C6 des
Fragebogens sowie Rössle 1995, Frage 34 und 35, S.177f. Aufgrund der doch überschaubaren Anzahl der
Beschäftigten jenseits des traditionellen Beschäftigungssystems, wurden die Absolventen anhand der Faktoren
'Arbeitssituation', 'Einkommen' und den Erläuterungen zu den Formen der selbstständigen bzw. freiberuflichen
Tätigkeiten mit freundlicher Unterstützung von Dr. Dieter Grühn in die Kategorien eingeordnet.
81
seit ihrem Studienabschluss noch nie erwerbstätig gewesen zu sein. Diese Absolventen
werden in der Grafik als 'Erwerbslose' geführt.284 Eine genauere Analyse der Situation der
Erwerbslosen erfolgt im nächsten Kapitel.
Im Vergleich zu den Vorgängerstudien wird deutlich, dass der Anteil der Angestellten an den
Erwerbstätigen insgesamt kontinuierlich zuzunehmen scheint. Befanden sich bei Fiebelkorn
noch 54% (N = 221) und bei Rössle 65% (N = 291) der Erwerbstätigen in einem
Angestelltenverhältnis, so sind es hinsichtlich der Befragten dieser Studie mit 74% (N = 145)
bereits knapp drei Viertel aller erwerbstätigen Absolventen.285 Obgleich dies für die
Absolventen zumindest erstmal mit einer vertraglichen Absicherung einhergeht, sagt dies
jedoch nichts über die Höhe der Bezahlung, den Inhalt, den Umfang und eine eventuelle
Befristung
der
Arbeitsverhältnisse
aus.
Während
auf
die
zahlenmäßig
geringen
'Statusgruppen' der Arbeiter, Beamten und '1€-Jobber' im folgenden Kapitel nur verwiesen
wird, bedürfen die Beschäftigungsverhältnisse der Angestellten einer genaueren Analyse im
folgenden Kapitel.
7.4. Zusammenfassung
Trotz der weiterhin breiten Streuung der tatsächlichen Tätigkeitsbereiche der Absolventen
konnte zusammenfassend die Fortsetzung studienadäquater Tätigkeitsfelder für einen großen
Teil der Berliner Politologen bestätigt werden. Beispielhaft offenbarte sich dies am
Übergewicht
der
Dienstleistungen
Absolventen
mit
im
Beschäftigungsbereich
sozialwissenschaftlicher
'Selbstständige/
Beratungsfunktion'
gegenüber
private
dem
Berufsbereich 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit Jobcharakter'.
Es zeigte sich, dass offensichtlich die Beschäftigungsbereiche Journalismus und
Öffentlichkeitsarbeit den Befragten oftmals als Sprungbrett für ihre Berufseinmündung
dienten. Es wurde auch deutlich, dass ungeachtet der geringen Dauer der Berufstätigkeit den
jüngeren Abschlussjahrgängen bereits ein hoher politikwissenschaftlicher Bezug mitunter
jedoch oftmals auf Kosten einer Befristung nachgewiesen werden konnte. Der weiterhin
geringe Anteil an Vollzeitstellen im Bereich 'Öffentliche/ soziale Dienstleistungen' und an
unbefristeten Stellen im Bereich 'Universität, Forschung' sei hier noch einmal exemplarisch
erwähnt.
284
Hieran wird deutlich, dass eine prozentuale Aussage der Erwerbslosen hinsichtlich der ersten Tätigkeit nach
Studienabschluss nicht repräsentativ sein kann, da die 'erste Tätigkeit nach Studienabschluss' im Gegensatz zur
derzeitigen Tätigkeit einen Prozess der Berufseinmündung beschreibt. Um jedoch die Aussagekraft der Angaben
des arbeitsrechtlichen Status hinsichtlich der Erwerbstätigen zu wahren, mussten die bislang 'NichtErwerbstätigen' herausgerechnet werden.
285
Vgl. Fiebelkorn 1990, S.10 und Rössle 1995, S.59.
82
Hinsichtlich des arbeitsrechtlichen Status der Absolventen konnte ein erneuter Anstieg der
Angestellten - erfreulicherweise auf Kosten der 'in anderer Weise Erwerbstätigen' ausgemacht werden. Obgleich dies nicht als eine Tendenz hinsichtlich der Stabilisierung der
Beschäftigungsverhältnisse gewertet werden kann, tritt doch deutlicher zu Tage, dass von
einer 'Prekarisierung' der Beschäftigungsverhältnisse nicht ohne weiteres gesprochen werden
kann.
.
83
8. Analyse der Verbleibssituation
Nach der Beschreibung der Tätigkeits- und Beschäftigungsbereiche der Absolventen erfolgt
in diesem Kapitel anhand der im vorherigen Kapitel vorgenommenen Einteilung eine Analyse
der
verschiedenen
Statusgruppen.
Anschließend
werden
die
Beschäftigten
durch
Zuhilfenahme des konstruierten Modells der Vorgängerstudie in Verbleibsgruppen eingeteilt
und anhand dieser Kriterien untersucht.
8.1.Situation der Angestellten im traditionellen Arbeitsmarkt
74,7% der Erwerbstätigen (N = 145) befanden sich zum Zeitpunkt der Erhebung der Studie in
einem Angestelltenverhältnis. In der folgenden Betrachtung soll auf den Umfang, die Dauer
und die Einkommensverhältnisse der mit Abstand umfassendsten Statutsgruppe eingegangen
werden.
Arbeitssituation der Angestellten
44,7%
60%
16,4%
11,0%
15%
6,4%
13,5%
19,9%
16,5%
16,4%
30%
27,8%
36,2%
45%
37,6%
53,6%
Grafik 20
0%
Teilzeit, befristet
Teilzeit, unbefristet
Fiebelkorn, u.a. (1990)
Vollzeit, befristet
Rössle (1995)
Vollzeit, unbefristet
Pfau (2007)
N = 207 (Fiebelkorn 1990), 291 (Rössle 1995), 141 (Pfau 2007)
Anhand Grafik 20 lässt sich erkennen, dass das Verhältnis zwischen Teilzeit- und
Vollzeitstellen im Vergleich zur Vorgängerstudie erhalten geblieben ist. 74% der Angestellten
sind vollzeitbeschäftigt und 26% gehen einer Teilzeitbeschäftigung nach. Jedoch hat sich der
Schwerpunkt des Umfangs der Teilzeitstellen gegenüber der Vorgängerstudie verlagert. Unter
18 Wochenstunden sind weiterhin 11% der Teilzeit-Angestellten beschäftigt. Zugenommen
hat der Anteil der Absolventen, die eine 'Halbe Stelle' (zwischen 18 und 22 Stunden)
bekleiden (von 38% auf 54%), abgenommen hingegen der Anteil der 'Zwei-Drittel-Stellen'
(von 51% auf 35%) mit einer Arbeitzeit zwischen 23 und 32 Stunden.
84
Im Fragebogen wurde weiterhin nach etwaigen Überstunden sowie Arbeitszeiten in
Nebentätigkeiten gefragt. Während nur elf Angestellte angaben einer weiteren (Neben-)
Erwerbstätigkeit nachzugehen (sieben Teilzeit-Angestellte und zehn 'befristet Beschäftigte'),
arbeiten 62% (N = 87) der Angestellten durchschnittlich acht Überstunden in der Woche.
Hiervon arbeiten 43% der Absolventen wöchentlich bis zu fünf Stunden und weitere 40% bis
zu zehn Stunden länger als ihre reguläre Arbeitszeit es vorsieht. Dies betrifft die
Vollzeittätigen in selbem Maße wie die Teilzeit-Angestellten.286
Deutliche Veränderungen zeigen sich hinsichtlich der Befristungen der Angestellten. Stark
rückläufig im Vergleich zur Vorgängerstudie ist sowohl der Anteil unbefristeter
Teilzeitstellen (von 11% auf 6%) als auch der Anteil unbefristeter Vollzeitstellen (von 45%
auf 38%). Waren bei Fiebelkorn noch 33% (N = 68) und bei Rössle 44% (N = 109) der
Stellen befristet, so befinden sich mittlerweile bereits insgesamt 56% der Angestellten (N =
79) in befristeten Arbeitsverhältnissen.
Obgleich nur wenige konkrete Vergleichsdaten vorliegen, hat sich die Dauer der Befristungen
tendenziell im Vergleich zu den Vorgängerstudien nochmals verkürzt.287 Waren bei
Fiebelkorn noch 35% der Vollzeitbeschäftigungen auf fünf Jahre befristet, so konnte hier nur
ein Absolvent identifiziert werden, dessen Befristung länger als vier Jahre dauerte (und zwar
49 Monate). 39% (N = 37) der befristeten Arbeitsverträge haben eine Dauer von bis zu einem
Jahr, 31% (N =24) von bis zu zwei Jahren und weitere 14% von bis zu drei Jahren.
Befristungen, die über drei Jahre hinaus liefen, waren fast ausschließlich an ein Mandat
gebunden.288
286
Auffälligkeiten ergeben sich auch hinsichtlich der in Grafik 20 abgebildeten vier Kategorien der Angestellten.
Überraschenderweise werden Überstunden am häufigsten von den 'befristeten Teilzeitbeschäftigten' (zu 68%)
geleistet. Es folgen die unbefristeten Vollzeitbeschäftigten (zu 62%) und befristeten Vollzeitbeschäftigten (zu
56%). Am seltensten machen Angestellte unbefristeter Teilzeitstellen Überstunden (zu 33%).
287
Fiebelkorn gab an, dass von den Angestellten mit einer befristeten Vollzeitstelle 9% unter 1 Jahr, 18% 1 Jahr,
21% 2 Jahre, 12% 3 Jahre und 35% 5 Jahre beschäftigt waren. Bei den Angestellten mit befristeter Teilzeitstelle
lag die Befristung "vor allem im Bereich ein und zwei Jahren." Fiebelkorn 1990, S.25. Rössle vermerkte, dass
sich die Befristungen der Arbeitsverträge tendenziell verkürzt haben, "denn sie sind in den Kategorien bis zu drei
Jahren Gesamtlaufzeit zahlreicher geworden, während diejenigen zwischen drei und fünf Jahren abgenommen
haben." Rössle 1995, S.61.
288
Bezogen auf die Vollzeitstellen ergibt sich folgendes Bild: 30% der Befristungen fallen in die Kategorie 'bis
zu einem Jahr', 39% in die Kategorie 'bis zu zwei Jahre', 14% in die Kategorie 'bis zu drei Jahre' und 18%
währen 'über drei Jahre'.
85
Grafik 21
Arbeitssituation der Angestellten
nach Abschlussjahrgängen
42%
60%
47%
59%
62%
75%
26%
24%
24%
27%
35%
30%
3%
0%
4%
6%
8%
15%
6%
12%
24%
27%
30%
35%
45%
0%
WS 96/97
WS 97/98
Teilzeit, befristet
WS 02/03
Teilzeit, unbefristet
WS 03/04
Vollzeit, befristet
WS 04/05
Vollzeit, unbefristet
N = 26 (WS96/97), 17 (WS 97/98), 23 (WS 02/03), 33 (WS 03/04), 38 (WS 04/05)
Aufgrund der großen Zeitspanne zwischen den befragten Abschlussjahrgängen erscheint eine
gesonderte Betrachtung der Arbeitssituation der einzelnen Abschlussjahrgänge unverzichtbar.
Bereits auf den ersten Blick wird deutlich, dass unbefristete Vollzeitbeschäftigungen die
Arbeitsverhältnisse der Angestellten der älteren Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98)
charakterisieren. Durchschnittlich 60% der älteren Absolventen gehen zum Zeitpunkt der
Erhebung der Studie solch einem 'Normalarbeitsverhältnis' nach.289 Während dieser Anteil
bezüglich
des
Abschlussjahrgangs
WS
02/03
noch
bei
35%
liegt,
ist
ein
'Normalarbeitsverhältnis' bei durchschnittlich nur noch jedem vierten Angestellten der beiden
jüngeren Abschlusssemester gegeben. Dies ist ein Indiz dafür, dass zumindest ein gewisser
'Klärungseffekt' dreieinhalb Jahre nach Studienabschluss bei den Absolventen des WS 02/03
eingesetzt hat.290
Während 67% der Angestellten der älteren Abschlusskohorte einer unbefristeten Tätigkeit
nachgehen, liegt der Anteil bei 32% für die mittlere Abschlusskohorte (WS 02/03 und WS
03/04) und nur noch bei 29% für den Jahrgang WS 04/05. Interessant ist wieder die
Betrachtung des Abschlussjahrgangs WS 02/03. Der überdurchschnittlich hohe Anteil von
289
Das Normalarbeitsverhältnis wird substanziell mit folgenden vier Kernindikatoren beschrieben: 1. Ein auf
Dauer angelegter Arbeitsvertrag, 2. Beschäftigung in Vollzeit, 3. Vertraglich normierter Lohn und Gehalt, 4.
Sozialversicherungspflicht. Vgl.http://www.faveve.uni-stuttgart.de/fs-soz/inhalte/scripte/ao/druck/ao1druck.html
290
Gründe, die auf eine bewusste Wahl der Arbeitssituation (beispielsweise Teilzeitbeschäftigung in
Kombination mit Kindererziehung) hinweisen würden, konnten nur anhand etwaiger Beschreibungen im Anhang
des Fragebogens ausgemacht werden. Es konnten hier keine Auffälligkeiten hinsichtlich der einzelnen
Abschlussjahrgänge festgestellt werden.
86
65% der Absolventen, die sich in befristeten Arbeitsverhältnissen befinden, deutet darauf hin,
dass der oben beschriebene 'Klärungsprozess' der Absolventen offensichtlich noch nicht
abgeschlossen ist.
Hinsichtlich des Anteils der Vollzeitstellen ergibt sich ein ähnliches wenngleich
abgeschwächtes Verhältnis zwischen den Abschlussjahrgängen. Über 80% der Beschäftigten
der älteren Abschlusskohorte sind Vollzeit-Angestellte. Demgegenüber sind dies jeweils nur
zwischen 67% und 74% bezogen auf die drei jüngeren Jahrgänge.
Grafik 22
Einkommen der Angestellten
(in € pro Monat)
73%
65%
75%
71%
90%
60%
15%
18%
13%
12%
12%
12%
2%
2%
4%
15%
14%
30%
23%
26%
37%
45%
0%
bis 750€
751€ bis 1000€
Fiebelkorn, u.a. (1990) *)
1001€ bis 1249€
Rössle (1995) *)
Pfau (2007) *)
1250€ und mehr
Pfau (2007) **)
*) Grundlage sind nur diejenigen, deren einzige Einkommensquelle das Erwerbseinkommen darstellt
**) Grundlage sind die insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel (inklusive Mittel von den Eltern, Ersparnisse, etc.)
N = 215 (Fiebelkorn 1990), 258 (Rössle 1995), 119 (Pfau 2007) *), 136 (Pfau 2007) **)
Die Einkommenssituation der Angestellten hatte sich bei Rössle im Vergleich zu Fiebelkorn
"deutlich verbessert."291 Mehr als ein Jahrzehnt später kann gemäß Grafik 22 ein weiterer
geringer Zuwachs des durchschnittlichen Nettoeinkommens der Angestellten ausgemacht
werden.292 Dennoch stellt sich die Einkommenssituation der Angestellten im Vergleich zu den
anderen Statusgruppen am besten dar. Für 73% der Angestellten, deren einzige
291
Rössle 1995, S.61.
Die Einkommenskategorien der beiden Vorgängerstudien wurden hinsichtlich der Vergleichbarkeit der
Ergebnisse übernommen. Die Umrechnung von DM zu € erfolgte im Verhältnis 2:1. Weiterhin wurden
Lohnsteigerung und Inflation außer Acht gelassen, da sich ihr Einfluss auf die Resultate praktisch gegeneinander
aufheben würde. Nach Informationen der Hans-Böckler-Stiftung beträgt die Reallohnentwicklung in
Deutschland zwischen 1995 und 2004 minus 0,9%. Vgl. http://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/SID-3D0AB75D13E2672D/hbs/hs.xsl/32015_37759.html, Zugriff: 20.02.2007. Seither steigen die Reallöhne wieder an, ohne
jedoch für den zu untersuchenden Zeitraum von Bedeutung zu sein.
292
87
Einkommensquelle das Erwerbseinkommen darstellt, stehen über 1250€ netto im Monat zur
Verfügung und nur zwei dieser Erwerbstätigen müssen mit bis zu 750€ im Monat
zurechtkommen.293
Werden
die
24
Absolventen
hinzugenommen,
die
weitere
Finanzierungsquellen neben der Erwerbstätigkeit angegeben haben, ändert sich lediglich der
Anteil in den Kategorien '1001€ -1249€' und 'über 1251€' um jeweils zwei Prozentpunkte.
Befragt nach weiteren Einkommensquellen neben der Erwerbsarbeit gaben die Angestellten
am häufigsten 'Mittel von Eltern und Verwandten' (N = 8) und 'Mittel von dem/r Partner/in'
(N = 6) an.294 Weitere Finanzierungsquellen bilden 'Nebenjobs und Honorartätigkeiten' (N =
5), 'Kindergeld' (N = 4), 'Stipendien' (N = 2), 'Mieteinnahmen und Immobilien' (N = 2) und
eine 'Betriebsratstätigkeit' (N = 1).
Einkommen der Angestellten nach Abschlussjahrgängen
Grafik 23
(in € pro Monat)
37%
37%
Gesamt
bis 1000€
9%
9%
9%
11%
1001€ - 1500€
0%
5%
WS 96/97
0%
0%
6%
20%
24%
24%
35%
44%
11%
0%
4%
7%
13%
17%
30%
14%
33%
25%
25%
29%
32%
33%
45%
15%
45%
41%
60%
WS 97/98
WS 02/03
1501€ - 2000€
WS 03/04
2001€ - 2500€
WS 04/05
2501€ und mehr
N = 136 (Gesamt), 24 (WS96/97), 18 (WS 97/98), 22 (WS 02/03), 34 (WS 03/04), 35 (WS 04/05)
Ein Blick auf die neu eingeteilten Einkommenskohorten in Grafik 23 zeigt, dass gut zwei
Dritteln der Angestellten monatlich zwischen 1001€ und 2000€ netto und zwei Fünfteln der
Arbeitnehmer über 2000€ zur Verfügung stehen. Der Vergleich der Abschlusskohorten zeigt
wieder einmal, dass sich im Laufe der Berufstätigkeit auch die Einkommenssituation der
Absolventen verbessert. Während sich die Absolventen der Diplomsemester WS 04/05 und
WS 03/04 noch zu 20% bzw. 24% in der untersten Einkommensgruppe (bis 1000€) wieder
293
Um die Vergleichbarkeit mit den Vorgängerstudien zu wahren, konnten bei einem direkten Vergleich der
Erwerbseinkommen nur diejenigen berücksichtigt werden, die keine weiteren Einkommensquellen neben der
Erwerbsarbeit angegeben haben. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.21 und Rössle 1995, S.61.
294
Mehrfachnennung war hinsichtlich der Einkommensquellen der Absolventen möglich. Vgl. Frage C12 des
Fragebogens.
88
finden, hat sich der Verdienst bereits für 86% der Angestellten des Abschlussjahrgangs WS
02/03 auf 1001-2000€ im Monat eingependelt. Auffällig besser ist die finanzielle Situation
der älteren Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98) zu beurteilen, da jeweils knapp die
Hälfte der Beschäftigten in den beiden höchsten Einkommenskohorten (über 2001€) wieder
zu finden ist.
8.2. Situation der Selbstständigen jenseits des traditionellen Arbeitsmarkts
Gut 10% aller Erwerbstätigen in Deutschland und knapp 20% der Akademiker gehörten 2005
nach Zahlen des Statistischen Bundesamts zu den Selbstständigen.295 Ausgehend von der
Annahme,
dass
die
Zunahme
prekärer
Beschäftigungsverhältnisse
gerade
bei
Sozialwissenschaftlern den Anteil an Existenzgründungen beschleunigt, belegte Bausch
ansatzweise mit Hilfe der Arbeitslosenstatistik. "So kann festgestellt werden, wie viele
Sozialwissenschaftler, die ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit
beendeten, die Option Selbstständigkeit gewählt haben."296 Zwischen 2000 und 2005 stieg der
Anteil der Existenzgründungen bei den Politologen von 9,5% auf 29,1% an. 459 von 1.579
Politologen wählten im Jahr 2005 die Selbstständigkeit für ihre Rückkehr in die
Erwerbstätigkeit.
Wie bereits erwähnt hatten die Befragten dieser Studie im Gegensatz zu den
Vorgängerstudien im Fragebogen nicht die Möglichkeit, ihre freiberufliche Tätigkeit explizit
als 'selbstständig' bzw. 'in anderer Weise (freiberuflich) erwerbstätig' auszuweisen.297 Anhand
der Kriterien, 'Arbeitssituation' und in einigen Fällen 'Einkommen' und mit Hilfe der
Erläuterungen hinsichtlich ihres 'arbeitsrechtlichen Status' wurden die Erwerbstätigen jenseits
des traditionellen Arbeitsmarkts als 16 Selbstständige und 23 'in anderer Weise Erwerbstätige'
identifiziert. Der Anteil der Erwerbstätigen jenseits des traditionellen Arbeitsmarkts an allen
Erwerbstätigen dieser Studie (20,1%) stimmt somit durchaus überein mit dem Anteil der
selbstständigen Akademiker (20%) laut Angaben des Statistischen Bundesamts.
295
Wie viele von den Selbstständigen oder freiberuflich tätigen Akademikern Politologen sind, lässt sich
aufgrund fehlender verwertbarer Daten nicht einmal vermuten. Vgl. Bausch 2006, S.94. Die 'Selbstständigen' des
Statistischen Bundesamts umfassen die 'Selbstständigen' und die 'in anderer Weise (freiberuflich)
Erwerbstätigen' dieser Studie.
296
Bausch 2006, S.94.
297
Vgl. Frage C6 des Fragebogens mit Rössle 1995, S.117 Frage 34.
89
Tabelle 5: Selbständige und in anderer Weise Erwerbstätige im Vergleich
Vollzeit
Studie
N
unter 18 Std.
%
Anteil
Medien
*)
**)
***)
****)
*****)
Anteil
Universität/
Forschung
Einkommen
über
1.250 €
******)
Geschlecht
w
m
Pfau
2007
16
8%
63%
63%
6%
6%
81%
0%
50%
47%
53%
Rössle
1995
47
11%
68%
-
4%
-
44%
2%
49%
19%
91%
Pfau
2007
23
12%
43%
19%
19%
29%
9%
14%
36%
59%
41%
Rössle
1995
74
17%
36%
-
23%
-
19%
24%
28%
42%
58%
Selbständige
in anderer
Weise
Erwerbstätige
*)
Die Prozentwerte beziehen sich auf den Anteil der 'Selbstständigen' und 'in anderer Weise Erwerbstätigen' an den
Erwerbstätigen insgesamt
**)
Vollzeit bedeutet mindestens 35 Stunden in der Woche, inklusive geleisteter Überstunden und Arbeit in
anderen (Neben-) Erwerbstätigkeiten
***) Dieser Anteil bezieht sich auf Vollzeitbeschäftigungen ohne die Überstunden und der Arbeit in anderen
(Neben-) Erwerbstätigkeiten
****) Dieser Anteil bezieht sich auf 18 Wochenstunden inklusive geleisteter Überstunden und Arbeit in anderen
(Neben-) Erwerbstätigkeiten
*****) Dieser Anteil bezieht sich auf 18 Wochenstunden ohne die Überstunden und Arbeit in anderen
(Neben-) Erwerbstätigkeiten
******) Grundlage sind diejenigen, deren einzige Finanzierungsquelle Erwerbstätigkeit darstellt.
Auffälligkeiten hinsichtlich der Arbeitsverhältnisse der beiden Statusgruppen ergeben sich
selbstverständlich auch aufgrund der vorgenommenen Kategorisierung. Dennoch zeigt sich
beispielsweise unabhängig hiervon einmal mehr, dass die 'Qualität' der (frei-)beruflichen
Situation eindeutig geschlechtsspezifische Merkmale trägt. Der Anteil der Frauen an den
'Selbstständigen' (47%) im Vergleich zu ihrem Anteil an den 'in anderer Weise
Erwerbstätigen' (59%) fällt wie bereits in der Vorgängerstudie deutlich geringer aus. Somit
bietet sich aufgrund der Vergleichbarkeit zu den Vorgängerstudien ein Überblick über die
wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der freiberuflich Erwerbstätigen an.
8.2.1. Situation der Selbstständigen
Die Arbeitszeitangaben der Selbstständigen sind erwartungsgemäß hoch, obgleich der Anteil
der Vollzeitstellen (63%) sowohl im Vergleich zu den Angestellten (73%) als auch gegenüber
der Vorgängerstudie (68%) geringer ausfällt. Während in der Vorgängerstudie noch jeder
90
vierte Selbstständige "wöchentlich 50 und mehr Stunden"298 für seinen Beruf aufbrachte, sind
es gegenwärtig nur drei Selbstständige (19%), die über 40 (!) Stunden die Woche arbeiten.
Genau drei Viertel der Selbstständigen (N = 12) sind im Medienbereich beschäftigt. Dies mag
auch den in Grafik 24 erkennbaren prozentualen Anstieg der 'festen Freien' gegenüber der
Vorgängerstudie erklären.299 Von diesen vier Absolventen sind drei als Journalisten tätig, ein
weiterer in der Werbebranche. Während weiterhin deutlich über die Hälfte der
Selbstständigen auf der Basis von Honorar- und Werkverträgen beschäftigt sind, hat der
Anteil der 'Unternehmer' abgenommen. Lediglich eine 'Lektorin/ Text-Coach' und eine
'Geschäftsführerin/ Inhaberin Eventmanagement' konnten hierzu gezählt werden.
Formen der freiberuflichen Tätigkeiten
Grafik 24
63%
76%
54%
60%
62%
80%
70%
77%
90%
Honorar-/ Werksverträge
Lehraufträge
Feste/r Freie/r
Rahmenvertrag
0%
1%
15%
12%
9%
31%
0%
Gelegenheitsjob
Selbständige Pfau 2007
Selbständige Rössle 1995
in anderer Weise Erwerbstätige Fiebelkorn 1990
6%
15%
18%
0%
0%
2%
9%
12%
0%
10%
7%
20%
15%
30%
12%
29%
40%
37%
50%
im eigenen
Unternehmen
in anderer Weise Erwerbstätige Pfau 2007
in anderer Weise Erwerbstätige Rössle 1995
N = 14 (Selbständige Pfau 2007), 20 (in anderer Weise Erwerbstätige Pfau 2007), 134 (Gesamt Rössle 1995),
133 (in anderer Weise Erwerbstätige Fiebelkorn 1990), Mehrfachnennungen waren möglich
Einen weiteren Vergleich zur Vorgängerstudie bietet der Bezug der beruflichen Tätigkeit zu
politologischen Inhalten und Aufgaben. Rössle distanzierte sich von einer "Notlösung
Selbstständigkeit"300 hinsichtlich dieses Aspektes, da 76% der Selbstständigen ihrer
beruflichen Tätigkeit einen 'mäßigen Bezug' und 47% sogar 'einen großen Bezug' zu
politologischen Inhalten und Aufgabenstellungen einräumten.301 Die Befragten dieser Studie
nehmen einen politologischen Hintergrund hinsichtlich ihrer derzeitigen Tätigkeit weitaus
298
Rössle 1995, S.63.
Rössle gab lediglich die Summe der Mehrfachnennungen bezogen auf 'Selbstständige' und 'in anderer Weise
Erwerbstätige' an. Vgl. Rössle 1995, S.63. Fiebelkorn untersuchte nur die 'Erwerbstätigen in der Grauzone der
Erwerbstätigkeit'. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.30.
300
Rössle 1995, S.64.
301
Die Beurteilung der einzelnen Aspekte erfolgte bei Rössle anhand einer vierstufigen Likert-Skala von 1 =
'groß' über 2 = 'mäßig' und 3 = 'gering' bis 4 = 'kein Bezug vorhanden'. Vgl. Rössle 1995, S.64.
299
91
seltener wahr. Während knapp die Hälfte der Selbstständigen (43%) überhaupt einen
politologischen Bezug vermerkten, war für nur 14% der Absolventen ein 'großer Bezug' ihres
Studiums zu ihrer derzeitigen Beschäftigung vorhanden.
Dennoch ist wie bereits in der Vorgängerstudie die berufliche Zufriedenheit der
Selbstständigen überdurchschnittlich hoch. 63% der Befragten gaben an, 'sehr zufrieden' bzw.
'zufrieden' mit ihrer derzeit ausgeübten Tätigkeit zu sein.302 In finanzieller Hinsicht hingegen
ist dies für nur etwa die Hälfte der Absolventen der Fall. 31% der Befragten gaben an, 'sehr
zufrieden' oder 'zufrieden' mit ihrer finanziellen Situation zu sein, ein Viertel der Absolventen
waren jedoch 'unzufrieden' oder gar 'sehr unzufrieden'.
Grafik 25
Einkommen der Selbständigen
(in € pro Monat)
50%
50%
41%
49%
60%
6%
20%
12%
10%
23%
20%
13%
10%
18%
20%
18%
29%
31%
40%
0%
bis 750€
Fiebelkorn, u.a. (1990) *)
751€ bis 1000€
1001€ bis 1249€
Rössle (1995) *)
Pfau (2007) *)
1250€ und mehr
Pfau (2007) **)
*) Grundlage sind nur diejenigen, deren einzige Einkommensquelle das Erwerbseinkommen darstellt
**) Grundlage sind die insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel (inklusive Mittel von den Eltern, Ersparnisse, etc.)
N = 17 (Fiebelkorn 1990), 39 (Rössle 1995), 10 (Pfau 2007) *), 16 (Pfau 2007) **)
Anhand Grafik 25 wird deutlich, dass sich die Einkommenssituation der Selbstständigen im
Vergleich zur Vorgängerstudie kaum verändert hat.303 Die Hälfte der Absolventen verdienen
über 1250€ im Monat, keiner der Absolventen kann jedoch allein durch das
Erwerbseinkommen auf mehr als 2250€ monatlich zurückgreifen (noch 16% bei Rössle).304
Erfreulich ist allein die Tatsache, dass sich der Anteil der Selbstständigen, denen weniger als
750€ monatlich zur Verfügung steht, von 18% auf 10% verringert hat.
302
Die Beurteilung der einzelnen Gesichtspunkte erfolgte anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Sehr
zufrieden' bis 5 = 'Sehr unzufrieden'. Vgl. Frage C14 des Fragebogens.
303
Bei diesem Vergleich wurden wiederum wegen der Vergleichbarkeit der Zahlen zu der Vorgängerstudie die
Höhe des Erwerbseinkommens und der insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel gesondert ausgewiesen.
304
Vgl. Rössle 1995, S64.
92
63% (N = 10) der Selbstständigen gaben als Einnahmequelle ausschließlich die
Erwerbstätigkeit
an.
Von
den
sechs
Absolventen
die
Angaben
zu
weiteren
Einkommensquellen machten, entfielen drei Nennungen auf 'Mittel von Eltern und
Verwandten'. Zwei der Befragten befanden sich zur Zeit der Erhebung in einem
Ausbildungsverhältnis im Bereich Journalismus.
8.2.2. Situation in der Grauzone der Erwerbstätigkeit
Anhand der von Fiebelkorn vorgegebenen Kriterien des Grauen Marktes werden nun die 'in
anderer Weise (freiberuflich) Erwerbstätigen' betrachtet.305 Aufgrund der zahlenmäßig
geringen
Repräsentanz
dieser
Statusgruppe
können
hier
jedoch
nur
Tendenzen
widergespiegelt werden.
Der Arbeitsumfang der Absolventen in der Grauzone unterscheidet sich deutlich von den
'Selbstständigen' und den 'Angestellten'. Nur 19% der Freiberufler306 gehen einer
'Vollzeiterwerbstätigkeit' (über 35 Stunden in der Woche) nach, sofern Überstunden und
Beschäftigungen in anderen (Neben-) Erwerbstätigkeiten nicht mit eingerechnet werden.
Inklusive der Überstunden und weiteren Tätigkeiten steigt der Anteil auf 43% und liegt damit
etwas höher als in der Vorgängerstudie (36%). Der Anteil der Beschäftigten, der wöchentlich
weniger als 18 Stunden arbeitet, schwankt nach diesen Kriterien zwischen 19% und 29% und
liegt somit in etwa auf dem Niveau der Vorgängerstudie (23%).
Hinsichtlich der Formen der freiberuflichen Tätigkeiten ist der erneut hohe Anteil der
Honorar- und Werkverträge bemerkenswert (77%), wie in Grafik 24 ersichtlich wird. Die
weiteren Beschäftigten jenseits des traditionellen Beschäftigungssystems verdienen ihren
Lebensunterhalt hauptsächlich durch Lehraufträge (15%) und Gelegenheitsjobs (15%). Eine
mit den Vorgängerstudien vergleichbare Konzentration der in der Grauzone Erwerbstätigen in
einem oder mehreren Beschäftigungsbereichen ist jedoch nicht erkennbar.307 Die breite
Streuung der Absolventen über eine Vielzahl der Beschäftigungsbereiche ist daher
hervorzuheben, da mit je drei Beschäftigten die Bereiche 'Universität, Forschung' und
'Industrie' noch die meisten Freiberufler stellen.
Trotz der aufgezeigten ungünstigen Strukturen der Freiberufler bezüglich der Formen und des
Rahmens der Beschäftigung lässt sich zumindest ein Bezug der Tätigkeiten zu politologischen
305
Vgl. Fiebelkorn 1990, S.28 und Rössle 1995, S.66. Für die Definition der Grauzone des Arbeitsmarktes siehe
Kapitel 2.3.4., S.28f.
306
Die Bezeichnungen 'Freiberufler', 'Grauzonenbeschäftigte' und 'in anderer Weise Erwerbstätige' werden in
diesem Kapitel synonym verwendet.
307
Bei Fiebelkorn und Rössle dominierten jeweils die Berufsbereiche 'Medien', 'Private Dienstleistungen',
'Universität/ Forschung' und 'Sozialere Bereich' bzw. 'öffentliche/ soziale Dienstleistungen'. Vgl. Fiebelkorn
1990, S.30 und Rössle 1995, S.66f.
93
Inhalten und Aufgaben feststellen. Für 48% der Erwerbstätigen in der Grauzone weist ihre
Tätigkeit einen politologischen Bezug auf. Der Anteil der Freiberufler die einen großen
inhaltlichen Bezug empfinden, liegt mit 24% sogar höher als bei den Selbstständigen.
Hinsichtlich der Zufriedenheit bezüglich der beruflichen Tätigkeit zeigen sich deutliche
Unterschiede zu den Angestellten und den Selbstständigen. Gerade einmal 48% der
Freiberufler sind 'sehr zufrieden' oder 'zufrieden' mit ihrer gegenwärtigen Arbeitssituation und
22% sind 'sehr unzufrieden'.308 In finanzieller Hinsicht sind die Zahlen noch gravierender:
Während kein Freiberufler 'sehr zufrieden' mit seiner derzeitigen finanziellen Situation ist,
gaben 61% der Befragten an, 'unzufrieden' bzw. 'sehr 'unzufrieden' zu sein.309
Einkommen in der Grauzone
Grafik 26
(in € pro Monat)
67%
80%
36%
14%
13%
18%
8%
5%
30%
28%
35%
27%
25%
22%
14%
20%
18%
40%
39%
60%
0%
bis 750€
751€ bis 1000€
Fiebelkorn, u.a. (1990) *)
1001€ bis 1249€
Rössle (1995) *)
Pfau (2007) *)
1250€ und mehr
Pfau (2007) **)
*) Grundlage sind nur diejenigen, deren einzige Einkommensquelle das Erwerbseinkommen darstellt
**) Grundlage sind die insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel (inklusive Mittel von den Eltern, Ersparnisse, etc.)
N = 113 (Fiebelkorn 1990), 36 (Rössle 1995), 11 (Pfau 2007) *), 23 (Pfau 2007) **)
Wie bereits in der Vorgängerstudie bildete das Erwerbseinkommen für nur knapp die Hälfte
der in der Grauzone Beschäftigten die einzige Einkommensquelle. Anhand Grafik 26 wird
deutlich, dass sich eine Tendenz hinsichtlich des Rückgangs der Einkommen unter 750€
monatlich abzeichnet (von 39% bei Rössle auf 18%). Dennoch beziehen 45% (N = 5) der
Freiberufler allein durch das Erwerbseinkommen unter 1000€ netto im Monat. Werden die
Absolventen mit zusätzlichen Einkommensquellen miteinbezogen, verschlechtert sich die
308
64% der Angestellten, 63% der Selbstständigen und 64% aller Erwerbstätigen sind mit ihrer Erwerbstätigkeit
'zufrieden' bzw. 'sehr zufrieden'. 6% der Angestellten, 13% der Selbstständigen und 7% aller Erwerbstätigen sind
'sehr unzufrieden' mit ihrer beruflichen Tätigkeit.
309
Verglichen mit den anderen Statusgruppen ergibt sich hier folgendes Bild: 18% der Angestellten, 13% der
Selbstständigen und 15% aller Erwerbstätigen sind 'sehr zufrieden' in finanzieller Hinsicht. Weiterhin sind 26%
der Angestellten, 25% der Selbstständigen und 29% aller Erwerbstätigen mit ihrer finanziellen Situation
'unzufrieden bzw. 'sehr unzufrieden'.
94
Situation nochmals leicht. Der Anteil der Beschäftigten in den beiden unteren
Einkommenskohorten ('bis 1000€') erhöht sich auf 57% (N = 13) während sich der Anteil der
Freiberufler, denen über 1001€ im Monat zur Verfügung steht, auf 43% (N = 10) verringert.
Zusätzliche Einkommensquellen haben zwölf Freiberufler angegeben. Es sind in erster Linie
'Arbeitslosengeld II (ehemals Sozialhilfe)' (N = 5), 'Mittel von Eltern und Verwandten' (N =
3) und 'Mittel von dem/r Partner/in' (N = 2). Je eine Nennung entfiel auf die Gesichtspunkte
'Lehrauftrag', 'Mieteinnahmen', 'Ich-AG Förderung' und 'Kindergeld'. Immerhin für 20% der
Freiberufler bilden diese weiteren Einkommensquellen ihre Haupteinnahmequelle.
Auch
eine
bewusste
Schwerpunktsetzung
des
Lebensmittelpunkts
außerhalb
der
Erwerbstätigkeit kann die ernüchternden Verhältnisse der in der Grauzone Erwerbstätigen
nicht relativieren. Rössle argumentierte noch, dass für "eine nicht zu vernachlässigende
Zahl"310 der Freiberufler die Erwerbstätigkeit nicht im Mittelpunkt ihres derzeitigen Lebens
stand. Befanden sich damals noch 26% der Freiberufler in einem Ausbildungsverhältnis, so ist
es derzeit nur einer der Befragten. Auch konnte nur eine Absolventin identifiziert werden, die
sich hauptsächlich der Kindererziehung widmet.
Erwartete jahrgangsspezifische Auffälligkeiten in der Grauzone der Erwerbstätigkeit konnten
nicht festgestellt werden. Die ältere (WS 96/97 und WS 97/98), mittlere (WS 02/03) und
jüngere (WS 04/05) Abschlusskohorte sind jeweils zu einem Drittel vertreten.
Geschlechtsspezifische Auffälligkeiten sind demgegenüber - wie bereits gezeigt wurde durchaus vorhanden; der Anteil der Frauen (59%) ist erstaunlich hoch.
8.3. Situation der Erwerbslosen
Bei dem Versuch, die Dimensionen der Erwerbslosigkeit realistisch einzugrenzen, ergeben
sich aufgrund verschiedener Definitionen und Berechnungsgrundlagen unterschiedliche
Quoten.311 194 Befragte (85,5%) gaben an, zum Zeitpunkt der Erhebung einer
Erwerbstätigkeit nachzugehen. Der verbliebene Anteil von 14,5% an 'Erwerbslosen' (N = 33)
erscheint auf den ersten Blick recht hoch, doch bezieht er sich auf alle "NichtBeschäftigten"312, unabhängig davon, ob sie derzeit an Weiterqualifikationen teilnehmen oder
sich im Erziehungsurlaub befinden. Diese Quote ist etwas geringer als in den
Vorgängerstudien.313 Werden ausschließlich die "Erwerbslosen (völlig ohne Tätigkeit)"314
310
Rössle 1995, S.68.
Vgl. Fiebelkorn 1990, S.36.
312
Grühn 1984, S.187.
313
Bei Rössle liegt der Anteil der Erwerbslosen nach dieser Definition bei 16,2% (Vgl. Rössle 1995, S.68), bei
Fiebelkorn 15,5% (Vgl. Fiebelkorn 1990, S. 36) und bei Grühn 22,9% (Vgl. Grühn 1984, S.187).
314
Grühn 1984, S.187.
311
95
betrachtet, sinkt der Anteil auf 7,9% (N = 18), da sich 15 Absolventen entweder in einer 'Ausund Weiterbildung' befinden oder schwerpunktmäßig an ihrer Promotion arbeiten. Diese
"absolute Erwerbslosenzahl"315 liegt nunmehr höher als in den Vorgängerstudien.316 Weitere
vier Absolventen gaben als Hauptgrund für ihre Erwerbslosigkeit an, dass sie sich der
Kindererziehung widmen. Dieser Anteil von 6,2% (N = 14) an "effektiv Arbeitslosen"317 liegt
nur noch leicht höher als in der Vorgängerstudie (5,6%).
Gründe der derzeitigen Erwerbslosigkeit
Grafik 27
23%
7%
12%
14%
7%
12%
5%
Rössle 1995
Ich habe andere
Prioritäten als einen
festen,
reglementierten
Arbeitsplatz
Ich befinde mich in
einer Aus- und
Weiterbildung
Ich widme mich der
Kindererziehung
Ich möchte meinen
gegenwärtigen
Wohnort nicht
verlassen
Die angebotenen
Stellen waren zu
schlecht bezahlt
Die vorhandenen
Stellenangebote
entsprachen nicht
meinen inhaltlichen
Vorstellungen
Meine Stellensuche
war bisher
erfolglos
0%
Ich suche eine
Teilzeitstelle,
angeboten wurden
nur Vollzeitstellen
0%
4%
10%
9%
12%
12%
20%
28%
30%
36%
23%
30%
Ich arbeite
schwerpunktmäßig
an meiner
Promotion
40%
40%
50%
45%
60%
Pfau 2007
N = 111 (Rössle 1995), 43 (Pfau 2007)
Wie bereits in der Vorgängerstudie wurde die Frage nach den Gründen der derzeitigen
Erwerbslosigkeit von auffällig mehr als den 33 tatsächlich erwerbslosen Absolventen
beantwortet (Vgl. Grafik 27). Dies deutet auf einen gefühlten fließenden Übergang und auch
häufigen Wechsel der Politologen hin, die sich zwischen (unsicherer) Erwerbstätigkeit,
Gelegenheitsjobs, Weiterqualifikationen und Erwerbslosigkeit bewegen. Wie wir im nächsten
Kapitel noch intensiver beleuchten werden, charakterisiert den Erwerbsverlauf der
Politologen auch ein gewisses Maß an 'Patchwork-Biographien'.
Die am häufigsten genannten Gründe für die derzeitige Erwerbslosigkeit der Absolventen
betreffen weiterhin 'Weiterbildungsmaßnahmen' (42%) und die erfolglose Stellensuche
(40%). Während sich der Anteil der Befragten, die schwerpunktmäßig an ihrer Promotion
arbeiten, nur leicht reduziert hat, sind die sich in einer anderen Art von 'Aus- und
315
Rössle 1995, S.69.
Bei Rössle lag diese 'absolute Erwerbslosenzahl' bei 6,2% (Vgl. Rössle 1995, S.68), bei Fiebelkorn bei 6%
(Vgl. Fiebelkorn 1990, S. 36) und bei Grühn bei 4,9% (Vgl. Grühn 1984, S.187).
317
Rössle 1995, S.69.
316
96
Weiterbildung' befindlichen Erwerbslosen gegenüber der Vorgängerstudie um über die Hälfte
von 28% auf 12% zurückgegangen. Anhand Grafik 27 wird deutlich, dass ausschließlich die
beiden Aspekte der Weiterqualifikation im Vergleich zur Vorgängerstudie an Bedeutsamkeit
hinsichtlich der derzeitigen Erwerbslosigkeit abgenommen haben. Deshalb liegt die
Vermutung nahe, dass die ehemals durch Stellensuche gekennzeichneten Phasen der
'Weiterqualifikation' durch (un-)bezahlte Praktika als Kennzeichen der 'Sucharbeitslosigkeit'
abgelöst wurden.318
'Faktische' Gründe, die sich auf die Art und Qualität der Stellen beziehen, wurden im
Vergleich zur Vorgängerstudie deutlich häufiger als Grund der derzeitigen Erwerbslosigkeit
angegeben. 23% (N = 10) der Befragten gaben an, dass die vorhandenen Stellenangebote
nicht ihren inhaltlichen Vorstellungen entsprachen. Für immerhin 11% war die schlechte
Bezahlung der angebotenen Stelle(n) ausschlaggebend und weitere vier Absolventen gaben
an, dass sie nach einer Teilzeitstelle gesucht haben, jedoch nur Vollzeitstellen angeboten
wurden.
Persönliche Gründe waren für die Absolventen jedoch ebenso ausschlaggebend. 14% der
Erwerbslosen (N = 6) widmen sich hauptsächlich der Kindererziehung, weitere 12% (N = 5)
führten an, ihren derzeitigen Wohnort nicht verlassen zu wollen. Fast jeder Vierte (N = 9) der
Befragten (darunter sechs Männer) gab schließlich an, andere Prioritäten als einer festen,
reglementierten Arbeitsplatz zu haben.
Der Anteil der Nennungen der Frauen überwiegt lediglich in zwei der angeführten
Gesichtspunkte, und zwar hinsichtlich der 'Kindererziehung' (zu 66%) und der schlechten
Bezahlung (zu 60%). Unter den neun sonstigen Nennungen der Befragten sticht ein Grund für
die derzeitige Erwerbslosigkeit besonders hervor. Vier Absolventen gaben an, dass die
'Stellenangebote nicht für Berufsanfänger' waren bzw. 'fehlende Berufserfahrung' der
Hinderungsgrund für die Einstellung war.
Geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich des Anteils der Erwerbslosen konnten nicht
ausgemacht werden. 17,6% der Männer (N = 19) und 17,1% der Frauen (N = 14) waren zum
Zeitpunkt der Erhebung erwerbslos. Auffälligkeiten zeigen sich jedoch hinsichtlich der
Abschlussjahrgänge. 36% der Erwerbslosen (N = 12) erworben ihr Diplom im WS 04/05,
weitere 33% (N = 11) im WS 03/04. Im Gegensatz hierzu entfallen auf die
Abschlussjahrgänge WS 96/97 und WS 97/98 nur 9% (N = 3) bzw. 12% (N = 4) der derzeit
Erwerbslosen.
Erfreulicherweise
zeigt
sich,
dass
von
den
am
Ende
der
'Berufseinmündungsphase' stehenden Befragten des Diplomsemesters WS 02/03 derzeit nur
318
Vgl. Rössle 1995, S.69 und Grühn/ Hecht 1997, S.7.
97
drei Absolventen (9% aller Erwerbslosen) keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Weiterhin
betrug zwei bzw. drei Jahre nach dem Diplom der Anteil der Erwerbslosen an den
Absolventen der entsprechenden Jahrgänge in der Vorgängerstudie noch 20% bzw. 14%.
Dieser Anteil beträgt für den vergleichbaren Abschlussjahrgang WS 02/03 dieser Studie
9%.319 Die Entwicklung dahingehend, dass "der Anteil der Erwerbslosen eines Jahrgangs mit
zeitlicher Entfernung zum Diplom abnimmt"320, kann bestätigt werden.321
Hinsichtlich der Dauer der Erwerbslosigkeit zeichnen die Angaben der Befragten im
Vergleich zur Vorgängerstudie ein weitaus schlechteres Bild. Während nur 14% (N = 4) der
Absolventen (bei Rössle 54%)322 seit weniger als sechs Monaten erwerbslos sind, dauert diese
Phase bei 46% (N = 13) bereits ein Jahr oder länger (Rössle 28%) und bei immerhin noch
36% (N = 11) eineinhalb Jahre und länger (Rössle 14%). Genau ein Viertel der Befragten (N
= 7) gaben an, bereits seit zwei Jahren oder länger erwerbslos zu sein.323
Geschlechtsspezifische Besonderheiten konnten hierbei nicht festgestellt werden. Von den
dreizehn Absolventen die über ein Jahr erwerbslos sind324, waren vier zuletzt als Praktikanten
tätig, jeweils weitere drei gaben an, zu promovieren bzw. sich um häusliche (erzieherische)
Tätigkeiten zu kümmern.
Monatlich zu Verfügung stehender Betrag der Erwerbslosen
Grafik 28
(Nettobetrag in €)
47%
40%
500€ bis 750€
Fiebelkorn, u.a. (1990)
751€ bis 1000€
Rössle (1995)
1001€ bis 1249€
0%
0%
0%
unter 500€
16%
16%
3%
10%
8%
8%
13%
20%
26%
29%
30%
29%
40%
16%
50%
49%
60%
1250€ und mehr
Pfau (2007)
N = 65 (Fiebelkorn 1990), ca.87 (Rössle 1995), 31 (Pfau 2007)
319
Dieser Anteil beträgt 6% für die Befragten des Diplomsemesters WS 96/97, 14% für das WS 97/98, 21% für
das WS 03/04 und 20% für das WS 04/05.
320
Rössle 1995, S.71.
321
Die Annahme, dass die Erwerbslosenrate nach einem Zeitraum von fünf Jahren nach dem Diplom bedeutsam
abnimmt, kann jedoch anhand der Anteile der Abschlussjahrgänge WS 96/97 (6%) und WS 97/98 (14%) im
Vergleich zum letzten untersuchten Abschlussjahrgang 1987 der Vorgängerstudie (7%) nicht bestätigt werden.
322
Vgl. Rössle 1995, S.71.
323
Nur 28 der 33 Erwerbslosen machten Angaben zu der Dauer ihrer Erwerbslosigkeit.
324
'Langzeitarbeitslose' werden sie nicht genannt, da eine Frage bezüglich der Meldung beim Arbeitsamt nicht
im Fragebogen beinhaltet war.
98
Gemäß Grafik 28 hat sich der monatlich durchschnittlich zur Verfügung stehende Betrag für
die Erwerbslosen im Vergleich zu den Vorgängerstudien deutlich verbessert. Dennoch
müssen weiterhin neun Absolventen mit unter 500€ netto auskommen. Hingegen steht zehn
Erwerbslosen immerhin ein Nettobetrag von über 1000€ monatlich zur Verfügung, vieren gar
einer über 1999€. Bei letzteren bildet das 'eigene Vermögen', 'Ersparnisse' und in zwei Fällen
die 'Mittel des Ehepartners' die Haupteinnahmequelle.
Grafik 29
Einkommensquellen der Erwerbslosen
30%
30%
40%
24%
23%
21%
23%
30%
6%
Arbeitslosengeld I
Sonstige
staatliche
Leistung
Ersparnisse,
Vemögen
6%
Rössle 1995
Stipendium
Mittel vom Partner
Ausbildungsvergütung/ -hilfe 0%
Mittel von Eltern
und Verwandten
Arbeitslosengeld
II (ehemals
Sozialhilfe
Einkommen aus
Erwerbstätigkeit
0%
6%
10%
10%
12%
15%
11%
15%
13%
13%
12%
20%
Pfau 2007
N = 83 (Rössle 1995), 44 (Pfau 2007), Mehrfachnennung war möglich
Frappierend hoch erscheint der Anteil der Arbeitslosengeld II - Empfänger. Diese Leistung,
die einerseits spätestens nach Bezugsende des Arbeitslosengelds I (nach zwölf Monaten) in
Kraft tritt, andererseits auch als Zusatz zum eigenen Erwerbseinkommen gilt, bildet für 30%
der Befragten eine Einkommensquelle. Hingegen beziehen gerade einmal noch 6% der
Erwerbslosen Arbeitslosengeld I. Weiterhin ist der Anteil der Absolventen, der zumindest
einen Teil des Einkommens aus der Erwerbstätigkeit bezieht im Vergleich zur
Vorgängerstudie von 12% (N = 10) auf 21% (N = 7) angestiegen. Absolvierten noch 34% der
Erwerbslosen zum Erhebungszeitpunkt der Vorgängerstudie eine vergütete Ausbildung oder
bezogen Einkünfte durch ein Stipendium, so sank dieser Anteil auf 15% und betrifft nunmehr
ausschließlich Einkommen durch 'Stipendien' (N = 5).
Haupteinnahmequelle bildet für 33% der Erwerbslosen (N = 10) das Arbeitslosengeld II.
Jeweils vier Absolventen gaben als Haupteinnahmequelle 'Mittel von Eltern und Verwandten',
'Mittel vom Partner' und 'Stipendium' an.
99
8.4. Verbleibsgruppen
Die Einteilung der Absolventen in eine der zahlreichen Modelle von Verbleibsgruppen der
Vorgängerstudien gestaltete sich insbesondere anhand der gewählten Schlüsselfaktoren
schwierig. Sowohl die sieben Verbleibsgruppen bei Grühn, als auch die elf Gruppen bei
Fiebelkorn und Rössle orientierten sich an einer Kategorisierung hinsichtlich der
Erwerbstätigkeit an sich (entweder anhand des "akademischen Positionsniveaus"325 oder des
"arbeitsrechtlichen Status"326), deren vertragliche Absicherung ("Dauer des Arbeitsvertrages,
Voll- oder Teilzeitbeschäftigung, Finanzierung, Beschäftigungsform und Befristung"327,
"Befristung
der
Arbeitsverhältnisse
Ausbildung"328
und
oder
"Etablierung
und
Ausbildung"329), sowie des politikwissenschaftlichen Bezugs der Tätigkeit.
Gerade die Einordnung der Absolventen anhand des attestierten studienrelevanten Bezugs
ihrer Tätigkeit stellte sich als problematisch heraus, da die Erfragung der politologischen
Inhalte und Aufgabenstellungen anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Großer
Bezug' bis 5 = 'Kein Bezug vorhanden' erfolgte. 37 der 194 erwerbstätigen Absolventen, die
bei der Frage 'Wie groß ist der Bezug ihrer derzeitigen Tätigkeit zu politologischen Inhalten
und Aufgaben?' ihr Kreuz im dritten Feld machten, konnten aufgrund des Votums
'unentschieden' nicht eingeordnet werden.330
Dennoch soll hier versucht werden, eine Tendenz hinsichtlich der Entwicklung der
Beschäftigungssituation
zu
zeigen.
Auf
Grundlage
der
von
Rössle
eingeteilten
Verbleibsgruppen werden anhand eines Vergleichs mit der Vorgängerstudie die wichtigsten
Veränderungen beleuchtet.331
325
Vgl. Grühn 1984, S.187
Vgl. Fiebelkorn 1990, S.39 und Rössle 1995, S.78.
327
Vgl. Grühn 1984, S.186.
328
Vgl. Fiebelkorn 1990, S.37f.
329
Vgl. Rössle 1995, S.77.
330
Die Häufigkeit der Antworten auf diese Frage beläuft sich wie folgt: 68 Nennungen für 1 = 'Großer Bezug',
48 Nennungen für 2 = 'Bezug', 37 Nennungen für 3 = 'Unentschieden', 25 Nennungen für 3 = 'Wenig Bezug' und
17 Nennungen für 5 = 'Kein Bezug vorhanden'. Vgl. Frage C9 des Fragebogens.
331
Die 37 'unentschiedenen' Absolventen bezüglich des politologischen Bezugs ihrer Erwerbstätigkeit tragen
folgende Merkmale: 19 sind 'traditionell, etabliert' (Gruppe 1 oder 3), 6 sind 'traditionell, nicht etabliert' (Gruppe
2 oder 4), 9 sind freiberuflich etabliert (Gruppe 5 oder 7) und einer ist 'freiberuflich, nicht etabliert' (Gruppe 6
oder 8).
326
100
101
Aus Grafik 30 wird deutlich, dass elf Verbleibsgruppen anhand vier verschiedener
Entscheidungsebenen gebildet wurden. Das erste Kriterium ist der 'arbeitsrechtliche Status'
(traditionell, freiberuflich oder erwerbslos) der Absolventen, das zweite bildet jenseits des
traditionellen Arbeitsmarkts die 'Ausbildung', das dritte der 'sozialwissenschaftliche Bezug'
der Tätigkeit und das vierte Kriterium schließlich die 'Etablierung' auf dem Arbeitsmarkt.332
Hinsichtlich der Etablierung im traditionellen Beschäftigungssystem hat Rössle die Kriterien
auf Dauer und Umfang des Arbeitsverhältnisses angelegt. Erstens musste die Stelle auf über
zwei Jahre angelegt sein, zweitens eine wöchentliche Arbeitszeit von wenigstens 18 Stunden,
also Halbtagsniveau erreichen. Bezogen auf die freiberuflich Erwerbstätigen vermehrten sich
die Kriterien der Etablierung folgendermaßen:
"Bei ihnen ging neben den Angaben zur Arbeitszeit und Art der freiberuflichen
Tätigkeit, sowie der Frage, wie lange das freiberufliche Arbeiten bereits andauert,
im Gegensatz zum ersten Segment auch das Einkommen in die Klassifizierung
der Etablierung ein. Die Schwellenwerte orientierten sich dabei an den […]
Werten für den traditionellen Beschäftigungsbereich."333
Aufgrund des durchaus immer noch vorhandenen Ermessensspielraums speziell im
freiberuflichen Beschäftigungsbereich konnte auf eine persönliche Einschätzung und
Einzelfallprüfung nicht verzichtet werden.334
'Gruppe 1' bildet mit 26,5% der Absolventen nach wie vor die größte Verbleibsgruppe und
umfasst alle etablierten und vertraglich abgesicherten Arbeitsverhältnisse des traditionellen
Arbeitsmarktes mit sozialwissenschaftlichem Bezug. Hierzu zählen neben 45 Angestellten
auch vier Beamte. Sie sind hauptsächlich unbefristet (67%) Vollzeitbeschäftigte (82%).
Jeweils 20% (N = 10) arbeiten in den Beschäftigungsbereichen 'Selbstständige, private
Dienstleistungen mit sozialwissenschaftlicher Beratungsfunktion' und 'Parteien, Parlament,
Abgeordnete', 18% (N = 9) im Bereich 'Universität, Forschung' und weitere 14% (N = 7) in
der 'Öffentlichen Verwaltung'. 76% der Angehörigen dieser Gruppe (N = 37) sind Männer.
25% der Absolventen der älteren Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98) sind in dieser
Gruppe vertreten. Bezüglich der jüngeren Abschlusskohorte (WS 02/03, WS 03/04 und WS
04/05) beläuft sich dieser Anteil lediglich auf durchschnittlich 19%.335
332
Für eine ausführliche Beschreibung der von Rössle neu eingeteilten Verbleibsgruppen, vgl. Rössle 1995,
S.73ff.
333
Rössle 1995, S.77.
334
Dennoch konnten fünf weitere Absolventen nicht eingeteilt werden. Dies lag jedoch zumeist daran, dass
Fragen bezüglich der Arbeitszeit, der Befristung und des Einkommens schlicht 'übergangen' wurden.
335
Die Anteile nach Abschlussjahrgang betragen 14% (WS 02/03), 23% (WS 03/04) und 18% (WS 04/05).
102
'Gruppe 2' beinhaltet ausschließlich 'unbefristete' Arbeitnehmer des traditionellen
Arbeitsmarkts mit sozialwissenschaftlichem Bezug in ihrer Erwerbstätigkeit. Nur 62%
besetzen Vollzeitstellen. Über die Hälfte der Angehörigen dieser Gruppe arbeiten in den
Bereichen 'Universität, Forschung' (27%, N = 12) und 'Gewerkschaften, Stiftungen, Verbände'
(26%, N = 11).336 Ein überdurchschnittlicher Anteil (57%) der Befragten sind Frauen (N =
27). Im Gegensatz zur 'Gruppe 1' sind hier die jüngeren Abschlussjahrgänge deutlich
überrepräsentiert. 8% der Befragten der älteren Abschlusskohorte sind in dieser Gruppe
vertreten, bei den Absolventen der jüngeren Jahrgänge sind dies durchschnittlich 27%.
'Gruppe 3' beherbergt 22 Absolventen ohne sozialwissenschaftlichem Bezug in ihrer
derzeitigen Erwerbstätigkeit. Der Anteil der unbefristeten (86%) Vollzeitstellen (91%) ist
überaus hoch. Mit 35% der Absolventen (N = 7) stellt die 'Industrie' bei weitem den größten
Beschäftigungsbereich dar, gefolgt von den Medien (N = 3). Männer (63%) sind hier ebenso
überrepräsentiert wie die beiden älteren Abschlussjahrgänge, die zusammen 60% (N = 13) der
Angehörigen dieser Gruppe bilden.
Wie bereits in der Vorgängerstudie ist 'Gruppe 4' die kleinste im traditionellen
Erwerbsbereich. Sieben befristeten Vollzeitstellen steht eine befristete Teilzeitstelle
gegenüber.
'Medien' (N = 3) und
sozialwissenschaftlicher
'Selbstständige,
Beratungsfunktion'
(N
=
2)
private Dienstleistungen
bilden
noch
die
mit
größten
Beschäftigungsbereiche. Fünf Männern stehen weiterhin drei Frauen gegenüber und jeweils
4% der Absolventen der älteren und der jüngeren Abschlusskohorte sind dieser Gruppe
zugehörig.
Erkennbar wurde im traditionellen Arbeitsmarkt der hohe Anteil der Frauen, der jüngeren
Abschlusskohorten und der Absolventen im Beschäftigungsbereich 'Universität, Forschung' in
den 'nicht etablierten' Gruppen. Aufgrund der nur geringen Anzahl der Befragten, die den
Gruppen 5 bis 9 zugeordnet werden konnten, kann die Betrachtung der freiberuflichen
Tätigkeiten nur Tendenzen widerspiegeln, bevor anschließend die zwei Verbleibsgruppen der
Erwerbslosen betrachtet werden.
Drei der fünf Angehörigen der 'Gruppe 5' - der sozialwissenschaftlich tätigen etablierten
Freiberufler - sind 'Selbstständige', die anderen beiden 'in anderer Weise Erwerbstätig'. 80%
der Absolventen arbeiten in den 'Medien', ein weiterer in einer Stiftung. Jeweils drei sind
vollzeitbeschäftigt und männlich. Schließlich sind die Abschlussjahrgänge WS 96/97 (N = 1),
WS 97/98 (N = 2) und WS 03/04 (N = 2) vertreten.
336
Die Prozentangaben beziehen sich immer auf die Anzahl der Nennungen. Hier gaben beispielsweise zwei der
Befragten ihren Beschäftigungsbereich nicht an.
103
Im Gegensatz zur Vorgängerstudie dominiert die 'Gruppe 6', der nicht etablierten
Freiberufler, gegenüber 'Gruppe 5'. 70% der Befragten sind 'in anderer Weise Erwerbstätig'.
Charakterisierend sind befristete (60%) Teilzeitstellen (67%), in den Bereichen 'Universität,
Forschung' (N = 2) und 'Internationale Organisationen/ Institutionen' (N = 2). 70% der
vertretenen Freiberufler sind der jüngeren Abschlusskohorte (WS 02/03, WS 03/04 und WS
04/05) zuzuordnen. Männer und Frauen entsprechen in ihren Anteilen der Grundgesamtheit
aller Absolventen.
In 'Gruppe 7' stehen vier 'in anderer Weise Erwerbstätige' zwei 'Selbstständigen' ohne
sozialwissenschaftlichem Bezug gegenüber. 50% der Freiberufler sind vollzeitbeschäftigt, nur
einer hiervon befristet. Je zwei sind im Beschäftigungsbereich 'Medien' und 'Industrie' tätig.
Die Hälfte davon sind Frauen und fünf der Befragten diplomierten im WS 96/97.
'Gruppe 8' umfasst nicht etablierte Freiberufler ohne sozialwissenschaftlichem Bezug. In den
Beschäftigungsbereichen 'Industrie', 'Medien' und 'Selbstständige/ private Dienstleistungen
mit Jobcharakter' sind drei weibliche teilzeitbeschäftigte 'in anderer Weise Erwerbstätige' aus
den Abschlussjahrgängen WS 96/97 (N = 1) und WS 04/05 (N = 2) tätig.
'Gruppe 9' umfasst zwei 'Selbstständige' und einen 'in anderer Weise Erwerbstätigen' die sich
in einer Weiterbildungsmaßnahme befinden. Alle drei sind teilzeitbeschäftigt. Es sind zwei
Journalisten im Medienbereich und ein wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität.
Zwei Frauen und ein Mann diplomierten im WS 03/04 (N = 2) und WS 04/05 (N = 1).
'Gruppe 10' beinhaltet knapp die Hälfte der Erwerbslosen (N = 15), die sich in einer Form
der Weiterqualifikation befinden. Wie bereits in Kapitel 8.3. erörtert wurde, befinden sich elf
Erwerbslose im Promotionsverfahren und lediglich vier gehen einer sonstigen 'Aus- oder
Weiterbildung' nach. 60% (N = 9) in dieser Verbleibsgruppe sind Männer und 87% (N =13)
gehören zu der jüngeren Abschlusskohorte (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05).
'Gruppe 11' besteht aus den bereits vorher als 'effektiv Erwerbslose' ausgewiesenen
Absolventen, die sich in keiner Aus- und Weiterbildung befinden. Der Anteil der Frauen liegt
mit 44% (N = 8) genau auf dem Niveau der Grundgesamtheit aller Erwerbstätigen. Außerdem
sind die jahrgangsspezifischen Unterschiede nur minimal. Die ältere (WS 96/97 und WS
97/98) und mittlere (WS 02/03 WS 03/04) Abschlusskohorte haben eine effektive
Erwerbslosenrate von 6,7% bzw. 6,8%. Lediglich der Anteil des jüngsten Abschlussjahrgangs
(WS 04/05) ist mit 11,6% überproportional hoch.
104
Grafik 31
Entwicklung der Verbleibsgruppen
Gruppe 11 - erwerbslos, ohne Ausbildung
3,2%
Gruppe 10 - erwerbslos, in Ausbildung
-1,6%
-1,9%
Gruppe 9 - freiberuflich, in Ausbildung
Gruppe 8 - freiberuflich, ohne Bezug, nicht etabliert
-0,6%
Gruppe 7 - freiberuflich, ohne Bezug, etabliert
0,1%
Gruppe 6 - freiberuflich, mit Bezug, nicht etabliert
0,2%
Gruppe 5 - freiberuflich, mit Bezug, etabliert
-5,7%
1,3%
Gruppe 4 - traditionell, ohne Bezug, nicht etabliert
Gruppe 3 - traditionell, ohne Bezug, etabliert
-0,4%
Gruppe 2 - traditionell, mit Bezug, nicht etabliert
8,8%
-3,4%
Gruppe 1 - traditionell, mit Bezug, etabliert
-8%
-6%
-4%
-2%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
Veränderung des Anteils an der Grundgesamtheit
N = 536 (Rössle 1995), 185 (Pfau 2007)
Schließlich bietet sich anhand Grafik 31 ein Vergleich zur Vorgängerstudie an. Während
Rössle noch einen Anteil von 53,5% der Absolventen zu den beruflich Etablierten
(Verbleibsgruppen 1, 3, 5 und 7) zählte, sind es nunmehr nur noch 44,1% (N = 82).337 Der
Anteil der etablierten Erwerbstätigen hat sich also um 9,4 Prozentpunkte verringert.
Weniger frappierend ist ein Vergleich der studienrelevanten Erwerbstätigkeiten. Anhand des
Vergleichs der Verbleibsgruppen 1, 2, 5 und 6 lässt sich keine gravierende Veränderung um
signifikante Prozentpunkte ausmachen. 59,3% der Befragten bei Rössle stehen 59,2% (N =
111) der Absolventen dieser Untersuchung gegenüber.
Schließlich verdeutlicht ein Vergleich der Gruppen 9, 10 und 11 mit der Vorgängerstudie,
dass während der Anteil der 'effektiv Erwerbslosen' um 3,2% gestiegen ist, der Anteil der sich
in einer Weiterqualifikation befindenden Erwerbslosen und 'Freiberufler' um 3,5%
abgenommen hat.
337
Vgl. Rössle 1995, S.82. Es sei hier noch einmal erwähnt, dass 37 Absolventen aufgrund des Votums
'unentschieden' hinsichtlich des politologischen Bezugs ihrer Tätigkeit nicht eingeordnet werden konnten.
105
8.5. Zusammenfassung
Die Arbeitsverhältnisse der Angestellten als größte Statusgruppe haben sich tendenziell nicht
verbessert. Die Zahl der Befristungen hat sich erhöht und die Dauer der Befristungen zudem
noch verkürzt. Der Anstieg der Erwerbstätigen in der höchsten Einkommensgruppe (vor allem
in den älteren Semestern) und die relative Abnahme in allen unteren Gruppen können nicht
darüber hinweg täuschen, dass sich die Zahl der unsicheren Beschäftigungen stark erhöht hat.
Dennoch konnte erneut eine Etablierung im Laufe der Zeit anhand des Vergleichs der
Abschlusskohorten aufgezeigt werden.
Die Situation abseits des traditionellen Arbeitsmarktes hat sich hingegen allem Anschein nach
tendenziell nicht verschlechtert. Anhand des anteiligen Rückgangs der 'Selbstständigen' und
'in anderer Weise Erwerbstätigen' kann jedoch davon ausgegangen werden, dass ein Teil der
Absolventen unbefristete aber vertraglich gesicherte Arbeitsverhältnisse dem Risiko der
'Selbstständigkeit' vorziehen. Neben dem anteiligen Rückgang der 'in anderer Weise
Erwerbstätigen' und trotz der aufgezeigten ungünstigen Strukturen in der Grauzone ist das
hohe Maß an politologischem Bezug der Tätigkeiten beachtlich.
Der Anteil der 'effektiv Erwerbslosen' liegt nur leicht höher als in der Vorgängerstudie. Es
wurde aufgezeigt, dass neben der Zunahme der Dauer der Erwerbslosigkeit auch eine
Verbesserung der finanziellen Situation der Erwerbslosen im Vergleich zur Vorgängerstudie
eingetreten ist.
Schließlich
wurde
demonstriert,
dass
in
den
etablierten
Beschäftigungsbereichen
'Selbstständige, private Dienstleistungen mit sozialwissenschaftlicher Beratungsfunktion' und
'Parteien, Parlament, Abgeordnete' und die 'Medien' dominieren, insgesamt aber ein enormer
Rückgang der 'Etablierten' festzustellen ist.
106
9. Erwerbsverlauf und Kompetenzniveau der Absolventen
Nachdem bereits der Übergang vom Studium zur ersten Erwerbstätigkeit und der Verbleib der
Absolventen anhand der Beschäftigungssituation aufgezeigt wurde, soll in diesem Kapitel der
Berufsverlauf der Befragten anhand der Informationen hinsichtlich ihrer Verlaufsbiographien
nachgezeichnet werden. Spezielles Augenmerk wird auf den Vergleich der einzelnen
Abschlussjahrgänge
hinsichtlich
verschiedener
Phasen
der
Erwerbstätigkeit
und
Arbeitslosigkeit gelegt.
Anschließend wird das Kompetenzniveau der Absolventen beleuchtet. Ein Punkt von
besonderem Interesse ist, in welchem Ausmaß die Absolventen die benötigten Fähigkeiten
und Kenntnisse ihrer derzeitigen Tätigkeit im Studium erworben haben.
9.1. Erwerbsverlauf
Um den Berufsverlauf der Absolventen nachzeichnen zu können, wurden diese um eine
Beschreibung ihres Berufs- und Lebensweges gebeten. Anhand der Aktivitäten der
Absolventen seit Studienabschluss soll nun festgestellt werden, inwieweit der Erwerbsverlauf
der Befragten durch sogenannte Patchwork-Biographien gekennzeichnet ist. Aus Grafik 32
wird ersichtlich, wie viele Arbeitgeber die Befragten vom Studienabschluss bis zum
Erhebungszeitpunkt hatten.338
Anzahl der Arbeitgeber seit Studienabschluss
Grafik 32
45%
50%
15%
5
0%
4%
6%
4%
6%
3%
0
1
2
3
2%
0%
10%
15%
14%
14%
21%
26%
4
0%
0%
0%
0%
6%
7%
10%
7%
15%
14%
20%
9%
20%
30%
14%
17%
20%
32%
29%
29%
32%
31%
33%
40%
6 und mehr
Anzahl Arbeitgeber
WS 96/97
WS 97/98
WS 02/03
WS 03/04
WS 04/05
N = 46 (WS 96/97), 28 (WS 97/98), 35 (WS 02/03), 51 (WS 03/04), 60 (WS 04/05)
338
Hierbei wurde der gegenwärtige Arbeitgeber mit eingerechnet. Etwaige Phasen der Selbstständigkeit wurden
als ein Arbeitgeber gerechnet. Weiterhin wurden Projekte mit mehreren Auftraggebern als ein Arbeitgeber
gezählt. Vgl. Frage E2 des Fragebogens.
107
Lediglich sieben Absolventen gaben gemäß Grafik 32 an, seit ihrem Studienabschluss keiner
Erwerbstätigkeit nachgegangen zu sein. Hiervon haben drei ihr Diplom im WS 03/04
erworben und vier im WS 04/05. Weiterhin lässt sich erkennen, dass gerade einmal 15% der
Absolventen der jüngeren Abschlusskohorte (WS 96/97, N = 7 und WS 97/98, N = 4)
lediglich einen Arbeitgeber seit Studienabschluss hatten. Immerhin hatten jeweils 39% der
Befragten der Jahrgänge WS 96/97 und WS 97/98 bereits vier oder mehr Arbeitgeber.
Hinsichtlich
der
jüngeren
Abschlussjahrgänge
lässt
sich
dieser
relativ
häufige
Arbeitgeberwechsel selbstverständlich noch nicht aufzeigen. Von den Befragten des jüngsten
Abschlussjahrgangs (WS 04/05) geht noch die Hälfte ihrer ersten Beschäftigung nach.
Auffallend erscheint dennoch, dass die Befragten der mittleren Abschlusskohorte - nunmehr
42 (WS 02/03) bzw. 30 (WS 03/04) Monate nach Studienabschluss339 - zum Zeitpunkt der
Erhebung bereits zu ca. zwei Dritteln zwei oder mehr Arbeitgeber hatten.
Anhand der Betrachtung der einzelnen Lebenswege fiel weiterhin auf, dass knapp ein Drittel
aller Absolventen Angaben zu fünf oder mehr 'Arten der Beschäftigung' seit ihrem
Studienabschluss machten. Hierunter wurden Phasen der Erwerbstätigkeit, Weiterbildung,
Erwerbslosigkeit und auch etwaige Stellenwechsel verstanden.340 Hinsichtlich der beiden
älteren Abschlussjahrgänge steigt der Anteil der Absolventen, die fünf oder mehr dieser
Aktivitäten angaben auf über 50%. Hier zeigt sich offensichtlich, dass der Erwerbsverlauf der
Absolventen des Otto-Suhr-Instituts durch eine Zunahme an Patchwork-Biographien
gekennzeichnet ist.341
Weiteren Aufschluss über die Beschäftigungssituation der Absolventen bietet ein Vergleich
der relativen Dauer der Erwerbstätigkeit seit Studienabschluss. Grafik 33 gibt Aufschluss über
den prozentualen Anteil der Erwerbstätigkeitsdauer der Absolventen gestaffelt nach
Abschlussjahrgängen.342
339
Als Zeitpunkt der Erhebung gilt hier August 2007. Durchschnittlich sind die Absolventen des
Diplomsemester WS 96/97 somit 114 Monate auf dem Arbeitsmarkt, die Absolventen des Abschlussjahrgangs
WS 97/98 102 Monate, des WS 02/03 42 Monate, des WS 03/04 30 Monate und des WS 04/05 18 Monate. Für
die Berechnungen der Erwerbsdauer wurden die Angaben der Absolventen anhand dieses Schemas berechnet.
340
Vgl. Frage E1 des Fragebogens.
341
Vgl. Kapitel 2.3.4., S.26f.
342
Wiederum wurde die Zeitspanne seit Ende des Studiums als Bezugsgröße verwendet. 100% der Dauer der
Erwerbstätigkeit seit Studienabschluss sind somit 114 Monate für das WS 96/97, 102 Monate für das WS 97/98,
42 Monate für das WS 02/03, 30 Monate für das WS 03/04 und 18 Monate für das WS 04/05.
108
Grafik 33
Dauer der Erwerbstätigkeit seit Studienabschluss
85%
100%
14%
11%
WS 97/98
28%
26%
4%
WS 96/97
22%
23%
22%
10%
20%
20%
21%
40%
29%
43%
52%
59%
60%
63%
68%
80%
0%
Alle Semester
WS 02/03
WS 03/04
WS 04/05
Prozentuale Erwerbstätigkeitsdauer seit Studienabschluss
75% bis 100%
50% bis 74%
0% bis 49%
N = 211 (Alle Semester), 41 (WS 96/97), 27 (WS 97/98), 35 (WS 02/03), 30 (WS 03/04), 58 (WS 04/05)
Es zeigt sich, dass 59% (N = 124) aller Absolventen während mindestens drei Viertel der
Zeitspanne zwischen Studienabschluss und Zeitpunkt der Erhebung erwerbstätig gewesen
sind. 21% der Absolventen (N = 21) arbeiteten zwischen 51% und 75% ihres postgraduellen
Lebensweges und weitere 20% der Befragten gingen weniger als die Hälfte dieser Zeit irgend
einer Erwerbstätigkeit nach. Während die Absolventen der jüngeren Abschlusssemester
aufgrund des noch recht kurzen zeitlichen Abstands zum Diplom augenscheinlich zu
geringeren Teilen bereits über 74% ihres Lebensweges mit Erwerbstätigkeit bestritten haben,
sticht dieser Anteil bei den Befragten des ältesten Diplomsemesters durchaus heraus:
Immerhin ein Drittel der Befragten (N = 13) des WS 96/97 arbeitete weniger als 86 der 114
möglichen Monate.
Als eine mögliche Erklärung hierfür können die Angaben zu etwaigen Phasen der
Arbeitslosigkeit
dienen.
'Arbeitslosigkeit'
wurde
hier
als
'Erwerbslos
und
auf
Beschäftigungssuche' definiert.343 54% der Befragten (N = 118) gaben an, seit
Studienabschluss bereits eine oder mehrere Phasen der Arbeitslosigkeit durchlaufen zu haben.
Dieser Anteil liegt für die Absolventen des WS 96/97 mit 60% (N = 27) am höchsten.344
Weiterhin gaben insgesamt 34% (N = 37) der 'Arbeitslosen' an, bereits zwei oder mehr Phasen
der Arbeitslosigkeit durchlaufen zu haben. Für das WS 96/97 liegt dieser Anteil mit 57% (N =
343
Es sind somit sowohl die Phasen der Berufssuche direkt nach Studienabschluss als auch etwaige Phasen im
weiteren Erwerbsverlauf gemeint. Vgl. Frage E4 des Fragebogens.
344
Der Anteil an Absolventen, die bereits eine oder mehrere Phasen der Arbeitslosigkeit durchlaufen haben,
beträgt 57% für das WS 97/98 (N = 16), 51% für das WS 02/03 (N = 18), 54% für das WS 03/04 (N = 27) und
47% für das WS 04/05 (N = 27).
109
13) wiederum überdurchschnittlich hoch.345 Auch hier lässt sich die Tendenz in Richtung des
offenbar
fließenden
Übergangs
der
Politologen
zwischen
Erwerbstätigkeit
und
Erwerbslosigkeit ausmachen.346
Grafik 34
Dauer der Arbeitslosigkeit seit Studienabschluss
39%
WS 97/98
WS 02/03
25-36 Monate
WS 03/04
0%
0%
0%
0%
0%
WS 96/97
4-6 Monate
0%
4%
13-24 Monate
0%
1-3 Monate
13%
17%
7-12 Monate
4%
6%
11%
13%
15%
6%
11%
6%
10%
15%
20%
15%
26%
31%
26%
33%
30%
30%
30%
33%
40%
33%
38%
44%
50%
Über 36 Monate
WS 04/05
N = 27 (WS 96/97), 16 (WS 97/98), 18 (WS 02/03), 27 (WS 03/04), 27 (WS 04/05)
Grafik 34 veranschaulicht die Gesamtdauer der Phasen der Arbeitslosigkeit. Es zeigt sich,
dass für 78% der bereits von Arbeitslosigkeit betroffenen Absolventen (N = 90) diese Phasen
nicht länger als ein Jahr dauerten. 37% der Befragten waren zwischen drei und sechs Monaten
'erwerbslos und auf Beschäftigungssuche'. Drei Absolventen der jüngeren Abschlusskohorte
(WS 96/97 und WS 97/98) waren bereits über drei Jahre seit ihrem Diplom arbeitslos, weitere
sieben der Befragten der mittleren Abschlusskohorte (WS 02/03 und WS 03/04) zwischen
zwei und drei Jahren.
Es zeigt sich, dass längere Phasen der Arbeitslosigkeit für nur einen geringen Teil der
Absolventen den Lebensweg nach dem Diplom bestimmen. Dennoch waren immerhin 20%
(N = 9) der Befragten des WS 96/97 und 14% (N = 4) des WS 97/98 länger als ein Jahr seit
Studienabschluss 'erwerbslos und auf Beschäftigungssuche'. Dieser Anteil liegt für das WS
02/03 bei 11% (N = 4), für das WS 03/04 bei 10% (N = 5) und für das WS 04/05 bei 5% (N =
3).
345
16% aller Absolventen haben somit bereits zwei oder mehr Phasen der Arbeitslosigkeit durchlaufen. Dieser
Anteil beträgt 28% (N =13) für das WS 96/97, 25% (N = 7) für das WS 97/98, 14% (N = 5) für das WS 02/03,
17% (N = 9) für das WS 03/04 und 5% (N = 3) für das WS 04/05.
346
Vgl. Kapitel 8.3., S.96.
110
Gründe für Stellenwechsel
Grafik 35
50%
40%
47%
36%
31%
30%
28%
22%
20%
24%
23%
18% 19%
18%
16%
13%
18%
11%
10%
3%
4%
Einziger/ Erster Stellenwechsel
Mir wurde von
Unternehmensseite
(aufgrund von
Stellenabbau)
gekündigt
Mir wurde wegen
mangelnder
Qualifikation
gekündigt
Ich wollte meine im
Studium erlernten
Qualifikationen
besser einsetzen
Ich zog einen
anderen Arbeitsort
vor
Ich wollte meine
Aufstiegschancen
verbessern
Mein Einkommen
war zu gering
Das Arbeitsklima
hat mir nicht
gefallen
Die Stelle war
befristet
0%
Letzter Stellenwechsel
N = 120 (Einziger/ Erster Stellenwechsel), 70 (Letzter Stellenwechsel)
61% (N = 127) aller Befragten gaben an, nicht mehr ihrer ersten Erwerbstätigkeit
nachzugehen. 120 Absolventen machten Angaben zu ihrem 'ersten bzw. einzigen'
Stellenwechsel und weitere 70 Befragte führten Gründe für einen weiteren - den 'letzten' Stellenwechsel an.347 Daraus folgt, dass ein Drittel der Absolventen bereits drei oder mehr
Arbeitgeber seit Studienabschluss hatten. Grafik 35 gibt Aufschluss über die verschiedenen
Gründe der mitunter häufigen Stellenwechsel: 47% der Absolventen (N = 56) gaben als
Grund für ihren ersten Stellenwechsel die 'Befristung der Stelle' an. Im Vergleich mit der
Vorgängerstudie, bei der dieser Anteil noch 24% betragen hatte, bedeutet dies einen
signifikanten Anstieg.348 Erstaunlich hoch präsentiert sich weiterhin der Anteil der
Beschäftigten, denen von Unternehmensseite (aufgrund von Stellenabbau) gekündigt wurde.
18% (N = 22) bzw. 24% (N = 17) der Befragten verloren ihre erste bzw. letzte Stelle auf diese
Weise.349 Für jeweils drei Absolventen erfolgte der erste bzw. letzte Stellenwechsel durch
eine Kündigung aufgrund mangelnder Qualifikation.
347
Vgl. Frage C4 des Fragebogens. 'Erster bzw. einziger' Stellenwechsel wird im Folgenden durch die
Bezeichnung 'erster' Stellenwechsel ersetzt.
348
Die Ergebnisse der Vorgängerstudie wurden anhand einer 'offenen Frage' ("Wenn Sie Ihre Stelle schon
einmal gewechselt haben, schildern Sie bitte auch, wie dieser erste Wechsel zustande kam.") ermittelt. Der
Anteil der Nennungen liegt wahrscheinlich niedriger als bei den hier verwendeten 'Mehrfachantworten'. Vgl.
Rössle 1995, S.116 Frage 22.
349
Bei Rössle gaben lediglich zwei Absolventen an, dass sie gekündigt worden sind und weitere fünf, dass der
Betrieb Pleite gegangen ist. Vgl. Rössle 1995, S.48.
111
Den wichtigsten 'aktiven' Grund, die Beschäftigung zu beenden, stellte der Aspekt 'Ich wollte
meine Aufstiegschancen verbessern' dar. 28% (N = 33) bzw. 31% (N = 22) der Absolventen
wechselten aus diesem Grund ihre erste bzw. letzte Stelle. Geringes Einkommen (22% bzw.
23%) und die Möglichkeit, die 'im Studium erlernten Qualifikationen besser einzusetzen' (zu
18% bzw. 19%) spielten weiterhin eine bedeutende Rolle.350 Ein Ortswechsel (zu 18% bzw.
11%) und ein schlechtes Arbeitsklima (16% bzw. 13%) wurden als Gründe für die Auflösung
des Arbeitsverhältnisses dagegen eher seltener genannt. Schließlich machten 23 Absolventen
weitere Angaben zu sonstigen Gründen hinsichtlich ihrer Stellenwechsel. Die Antworten
reichen von 'Langeweile' und 'Lust auf Veränderung' über 'Stress' und 'Burn-Out' bis hin zu
'Insolvenz' und 'Führungskräftenachwuchsproblem'.
Erste 'Stelle' mit politikwissenschaftlichem Bezug
Grafik 36
89%
100%
73%
78%
90%
60%
70%
64%
80%
52%
60%
Keine
gesucht
Keine
gefunden
WS 96/97
Gefunden
'nach:'
0
Monate
WS 97/98
1-3
Monate
4-6
Monate
WS 02/03
13 - 24
Monate
WS 03/04
25 - 36
Monate
0%
0%
0%
8%
8%
12%
0%
0%
3%
0%
5%
3%
7 - 12
Monate
4%
4%
0%
9%
9%
0%
16%
23%
17%
31%
7%
30%
12%
13%
14%
15%
20%
29%
34%
37%
27%
17%
9%
14%
19%
26%
0%
10%
11%
9%
8%
13%
20%
27%
40%
30%
42%
50%
Über 36
Monate
WS04/05
'Keine gesucht', 'Keine gefunden' und 'Gefunden nach':
N = 43 (WS 96/97), 27 (WS 97/98), 33 (WS 02/03), 48 (WS 03/04), 55 (WS 04/05)
Der prozentuale Anteil der Monate bezieht sich auf die gefundenen Stellen:
N = 26 (WS 96/97), 24 (WS 97/98), 21 (WS 02/03), 35 (WS 03/04), 43 (WS 04/05)
350
Den Gesichtspunkt 'Mein Einkommen war zu gering' führten 26 (erster Stellenwechsel) bzw. 16 (letzter
Stellenwechsel) Beschäftigte als Grund an. Den Aspekt 'Ich wollte meine im Studium erlernten Qualifikationen
besser einsetzen' nannten 22 (erster Stellenwechsel) bzw. 13 (letzter Stellenwechsel) Absolventen.
112
Hinsichtlich der Konsolidierung der Beschäftigungsverhältnisse ist auch ein Blick auf die
Zeitspanne zwischen dem Diplom und der ersten 'Stelle' mit politikwissenschaftlichem Bezug
der Absolventen von Interesse.351 14% der Absolventen (N = 28) gaben an, seit ihrem Diplom
nicht nach einer studienrelevanten Beschäftigung gesucht zu haben und weitere 14% der
Befragten (N = 29) hatten bis zum Erhebungszeitpunkt der Studie noch keine Erwerbstätigkeit
mit politikwissenschaftlichem Bezug gefunden (Vgl. Grafik 36). Während immerhin neun
Absolventen der Abschlussjahrgänge WS 02/03 und WS 03/04 seit ihrem Diplom noch keine
Stelle mit politikwissenschaftlichem Bezug gefunden haben, so waren dies sechs der
Befragten des Abschlussjahrgangs WS 96/97 und lediglich fünf Absolventen des WS 04/05.
Schließlich haben alle Absolventen des Jahrgangs WS 97/98, die eine studienrelevante Stelle
gesucht haben, eine solche auch gefunden.
Grafik 36 gibt weiterhin Aufschluss über die Suchdauer der Absolventen bis zu ihrer ersten
Beschäftigung mit Bezug zum Studium der Politikwissenschaft. Insgesamt gaben 72% (N =
153) der Befragten an, eine erste Beschäftigung mit politikwissenschaftlichem Bezug
gefunden zu haben. Genau ein Drittel (N = 51) der bereits studienrelevant beschäftigten
Absolventen begannen diese Tätigkeit direkt nach Studienabschluss und weitere 43% (N =
62) nach spätestens sechs Monaten. Bezogen auf die Grundgesamtheit sind somit 63% (N =
113) aller befragten Absolventen bereits nach sechs Monaten in einer Stelle mit
politikwissenschaftlichem Bezug beschäftigt gewesen.
Anhand Grafik 37 wird deutlich, dass immerhin ein Viertel (N = 45) aller Absolventen - und
speziell 42% der Befragten des WS 96/97 - große Schwierigkeiten dabei empfanden, eine
Beschäftigung mit politikwissenschaftlichem Bezug nach dem Diplom zu finden. Erfreulicher
präsentiert sich das Bild für die jüngeren Abschlussjahrgänge. Jeweils über ein Drittel der
Absolventen der beiden jüngeren Abschlusssemester (WS 03/04 und WS 04/05) gaben an,
'keine Schwierigkeiten' bei der erfolgreichen Suche nach einer studienrelevanten
Beschäftigung verspürt zu haben.
351
Vgl. Frage E5 des Fragebogens.
113
Grafik 37
Schwierigkeiten, erste 'Stelle' mit
politikwissenschaftlichem Bezug zu finden
36%
26%
25%
13%
15%
18%
23%
23%
7%
9%
12%
8%
9%
10%
16%
19%
18%
22%
17%
17%
13%
12%
13%
20%
25%
28%
29%
22%
25%
30%
25%
Häufigkeit (Anzahl Nennungen)
40%
33%
42%
50%
0%
Große Schwierigkeiten
Alle Semester
2
WS 96/97
3
WS 97/98
4
WS 02/03
WS 03/04
Keine Schwierigkeiten
WS 04/05
N = 181 (Alle Semester), 33 (WS 96/97), 23 (WS 97/98), 32 (WS 02/03), 42 (WS 03/04), 48 (WS 04/05)
Als Maßstab für eine erste 'Festanstellung' der Absolventen wurde das Modell der
Vorgängerstudie übernommen. Eine 'feste' Tätigkeit musste "in der Regel […] zwei Jahre
andauern, um in diese Kategorie aufgenommen zu werden."352 Da zahlreiche Absolventen
ihre Angaben durch Kommentare auf der letzten Seite des Fragebogens illustrierten,
ermöglichten sie dadurch hinsichtlich der Dauer eine individuellere Einordnung der einzelnen
Beschäftigungsverhältnisse.
Lediglich 11% aller Befragten (N = 22) gaben an, bis zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht
nach einer Festanstellung gesucht zu haben. Der Anteil der Absolventen, die eine 'feste Stelle'
noch nicht gefunden haben, liegt mit 27% (N = 55) wesentlich höher. Gleichzeitig zeigt der
spezifische Vergleich der Abschlussjahrgänge, dass über ein Drittel der Absolventen aller drei
jüngeren Diplomsemester (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) noch keine Festanstellung
finden konnte.353 Dabei verdeutlicht gerade der hohe Anteil der Befragten des WS 03/04
(41%), dass auch 42 Monate nach Studienabschluss für einen Großteil der Absolventen die
Berufseinmündungsphase noch andauert.
352
Rössle 1995, S.82.
Die Anteile der bislang erfolglos nach einer Festanstellung Suchenden betragen 34% (N = 18) für das WS
04/05, 38% (N =18) für das WS 03/04 und 41% (N = 14) für das WS 02/03.
353
114
Erste 'Festanstellung'
Grafik 38
(Vertrag auf mindestens zwei Jahre)
81%
88%
100%
90%
80%
Keine
gesucht
Keine
gefunden
WS 96/97
Gefunden
'nach:'
0
Monate
WS 97/98
1-3
Monate
4-6
Monate
WS 02/03
7 - 12
Monate
13 - 24
Monate
WS 03/04
13%
25 - 36
Monate
0%
0%
0%
9%
0%
4%
0%
0%
15%
23%
11%
13%
6%
6%
6%
4%
12%
15%
22%
27%
7%
19%
12%
9%
13%
24%
44%
48%
18%
13%
10%
10%
4%
20%
10%
8%
12%
8%
15%
30%
8%
40%
15%
22%
41%
38%
34%
50%
31%
35%
60%
47%
54%
51%
70%
Über 36
Monate
WS04/05
'Keine gesucht', 'Keine gefunden' und 'Gefunden nach':
N =42 (WS 96/97), 26 (WS 97/98), 34 (WS 02/03), 48 (WS 03/04), 53 (WS 04/05)
Der prozentuale Anteil der Monate bezieht sich auf die gefundenen Stellen:
N =34 (WS 96/97), 23 (WS 97/98), 16 (WS 02/03), 26 (WS 03/04), 27 (WS 04/05)
Wie bereits in der Vorgängerstudie ist die Zeitspanne zwischen dem Diplom und dem
Erlangen der ersten 'festen' Tätigkeit' für die Absolventen deutlich länger als diejenige bis
zum Erhalt der ersten studienrelevanten Beschäftigung.354 Dennoch waren nach sechs
Monaten 38% (N = 77) aller Befragten zumindest einmal 'fest angestellt'.
Bezogen auf die jüngeren Abschlussjahrgänge kann aufgrund der meist noch nicht 'erlebten'
Festanstellungen vorerst kein repräsentatives Bild gezeichnet werden. Hinsichtlich der älteren
Abschlusskohorte (WS 96/97 bzw. WS 97/98) lässt sich feststellen, dass nur ein Drittel der
mindestens einmal fest angestellten Absolventen dieses Beschäftigungsverhältnis bereits
schon drei Monate nach Studienabschluss innehatten. 38% (N = 13) bzw. 22% (N = 5) der
bereits mindestens einmal fest angestellten Absolventen der Abschlussjahrgänge WS 96/97
und WS 97/98 fanden diese Beschäftigung erst nach über zwei Jahren.
Somit verwundert kaum die Darstellung in Grafik 39, bei der 37% der Absolventen 'große
Schwierigkeiten' empfanden, eine erste Festanstellung zu finden. Wiederum lässt sich jedoch
festhalten, dass mit jeweils über 30% der Anteil der Befragten der beiden jüngeren
Diplomsemester (WS 03/04 und WS 04/05), die 'keine Schwierigkeiten' bei der Erlangung
ihrer ersten festen Stelle verspürt haben, überdurchschnittlich hoch ist.
354
Vgl. Rössle 1995, S.83.
115
Grafik 39
Schwierigkeiten, erste 'Festanstellung' zu finden
31%
32%
38%
36%
17%
17%
5%
10%
9%
11%
10%
9%
9%
15%
14%
14%
11%
17%
14%
7%
10%
21%
18%
20%
25%
21%
23%
30%
16%
Häufigkeit (Anzahl Nennungen)
40%
37%
33%
36%
45%
50%
0%
Große Schwierigkeiten
Alle Semester
2
WS 96/97
3
WS 97/98
4
WS 02/03
WS 03/04
Keine Schwierigkeiten
WS 04/05
N = 179 (Alle Semester), 39 (WS 96/97), 22 (WS 97/98), 29 (WS 02/03), 42 (WS 03/04), 44 (WS 04/05)
9.2. Kompetenzniveau
Die Befragten wurden in einem weiteren Teil des Fragebogens gebeten, anhand einer Liste
von Kompetenzen ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten einzuschätzen. Weiterhin sollten
sie das geforderte Kompetenzniveau ihrer derzeitigen Erwerbstätigkeit beurteilen um
schließlich anzugeben, in welchem Ausmaß sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium
erworben haben.355 Die Beurteilung der einzelnen Aspekte erfolgte anhand einer
siebenstufigen Likert-Skala von 1 = 'sehr hoch' bis 7 = 'sehr niedrig' bzw. von 1 =' in sehr
hohem Maße' bis 7 = 'überhaupt nicht'. Anhand des arithmetischen Mittels soll nunmehr
aufgezeigt werden, inwieweit das subjektiv empfundene und das in der derzeitigen
Erwerbstätigkeit geforderte Kompetenzniveau im Studium erworben wurde. Die 19 erfragten
Kompetenzen wurden nach Sonntag und Bergmann in vier Bereiche eingeteilt, nämlich
'Fachkompetenz', 'Methodenkompetenz', 'Soziale Kompetenz' und 'Personale Kompetenz'.356
355
356
Vgl. Frage D1 des Fragebogens.
Vgl. Sonntag 2002, S.59ff. und Bergmann 2003, S.229ff.
116
Grafik 40
Fachkompetenzen
4,7
4,6
3,6
3,1
3,1
2,9
3
3,2
3,3
4
2
2,0
2,0
2,7
Das Arithmetische Mittel
5
4,7
6
1
0
Beherrschung des eigenen Faches, Kenntnisse in anderen Fachgebieten
der eigenen Disziplin
((SD:1,10 (A), SD:1,43 (B), SD:1,49))
((SD:1,04 (A), SD:1,80 (B), (SD:1,48)) (N = 222 (A), 197 (B), 220 (C))
(N = 225 (A), 200 (B), 223 (C))
Fähigkeit, Computer und Internet
Fähigkeit, in einer Fremdsprache zu
zu nutzen
schreiben und zu sprechen
((SD:1,06 (A), SD:1,21 (B), SD: 1,85)) ((SD:1,65 (A), SD:2,13 (B), SD:1,91))
(N = 225 (A), 199 (B), 222 (C))
(N = 225 (A), 200 (B), 224 (C))
A Eigenes Kompetenzniveau
B Gefordertes Kompetenzniveau in der gegenwärtigen Erwerbstätigkeit
C In welchem Ausmaß haben Sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium erworben
Das Arithmetische Mittel ergibt sich anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Sehr hoch' bis 7 = 'Sehr niedrig'
für A und B bzw. 1 = 'In sehr hohem Maße' bis 7 = 'Überhaupt nicht' für C
Hinsichtlich der Fachkompetenzen lässt sich anhand Grafik 40 feststellen, dass ausschließlich
die 'Beherrschung des eigenen Faches' (AM = 3,2) nach Einschätzung der Absolventen
'ausreichend' durch das Studium vermittelt wurde.357 Sowohl 'Kenntnisse in anderen
Fachgebieten'
(AM
=
4,6)
als
auch
'EDV-Kenntnisse'358
(AM
=
4,7)
und
'Fremdsprachenkenntnisse' (AM = 4,7) wurden zu weitaus geringerem Maße durch das
Studium erworben.
357
Die Standardabweichungen der einzelnen Kompetenzen können den korrespondierenden Grafiken
entnommen werden.
358
Der genaue Wortlaut der Antwortoptionen ist den korrespondierenden Grafiken zu entnehmen.
117
Grafik 41
Methodenkompetenzen
4,9
6
4,1
2,6
2,4
2,2
2,1
2,1
2,5
3
2,8
2,8
4
2,2
Das Arithmetische Mittel
4,4
5
2
1
0
Analytisches Denken
((SD:0,88 (A), SD:1,31 (B), SD:1,36
(C)) (N = 224 (A), 199 (B), 224 (C))
Fähigkeit, Aktivitäten zu koordinieren
((SD:0,98 (A), SD:1,23 (B), SD:1,63
(C)) (N = 224 (A), 199 (B), 222 ))
Fähigkeit, Zeit effizient zu nutzen
((SD:1,29 (A), SD:1,14 (B), SD:1,58
(C)) (N = 225 (A), 200 (B), 222 (C))
Fähigkeit, neue Ideen und
Lösungen zu entw ickeln
((SD:1,00 (A), SD:1,39 (B), SD:1,30))
N = 224 (A), 199 (B), 223 (C))
A Eigenes Kompetenzniveau
B Gefordertes Kompetenzniveau in der gegenwärtigen Erwerbstätigkeit
C In welchem Ausmaß haben Sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium erworben
Das Arithmetische Mittel ergibt sich anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Sehr hoch' bis 7 = 'Sehr niedrig' für
A und B bzw. 1 = 'In sehr hohem Maße' bis 7 = 'Überhaupt nicht' für C
Lediglich eine Methodenkompetenz (Grafik 41), und zwar 'Analytisches Denken' (AM = 2,8),
wurde von den Befragten in hohem Maße durch das Studium erworben. Für den Erwerb der
Fähigkeiten 'neue Ideen und Lösungen zu entwickeln' (AM = 4,1), 'Aktivitäten zu
koordinieren' (AM = 4,4), und insbesondere 'Zeit effizient zu nutzen' (AM = 4,9) bot das
Studium für die Studenten rückblickend keine Basis.
118
Grafik 42
5,2
5,5
6
5,6
Soziale Kompetenzen
3,4
2,4
2,0
2,5
2,6
2,9
3,4
3,1
2,9
3,2
4,0
2,3
3
2,3
3,1
4
2,9
Das Arithmetische Mittel
5
2
1
0
Fähigkeit, effektiv zu
verhandeln ((SD:1,37
(A), SD:1,53 (B),
SD:1,52 (C)) (N = 225
(A), 199 (B), 223 (C))
Fähigkeit, produktiv mit
Fähigkeit, das Können
anderen zu arbeiten
anderer zu mobilisieren
((SD:1,04 (A), SD:1,33 ((SD:1,15 (A), SD:1,77
(B), SD:1,56 (C)) (N = (B), SD:1,46 (C)) (N =
225 (A), 199 (B), 224
224 (A), 199 (B), 223
(C))
(C))
Fähigkeit, Autorität
Fähigkeit, Produkte,
Fähigkeit, Berichte,
auszuüben ((SD:1,27
Ideen oder Berichte
Protokolle oder ähnliche
(A), SD:1,57 (B),
einem Publikum zu
Texte zu verfassen
SD:1,27 (C))
(N = 224 präsentieren ((SD:1,27 ((SD:0,98 (A), SD:1,50
(A), 199 (B), 223 (C))
(A), SD:1,56 (B),
(B), SD:1,38 (C)) (N =
SD:1,48 (C)) (N = 225
225 (A), 199 (B), 223
(A), 198 (B), 224 (C)
(C))
A Eigenes Kompetenzniveau
B Gefordertes Kompetenzniveau in der gegenwärtigen Erwerbstätigkeit
C In welchem Ausmaß haben Sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium erworben
Das Arithmetische Mittel ergibt sich anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Sehr hoch' bis 7 = 'Sehr niedrig'
für A und B bzw. 1 = 'In sehr hohem Maße' bis 7 = 'Überhaupt nicht' für C
Im Bereich der sozialen Kompetenzen, gemäß Grafik 42 fällt auf, dass die Absolventen in den
studienbezogenen Arbeitsprozessen 'Schreiben einer Hausarbeit bzw. Diplomarbeit' und
'Mündliche Präsentationen' einen positiven Lernerfolg verbuchen konnten.359 Die beiden
korrespondierenden Kompetenzen 'Fähigkeit, Berichte, Protokolle oder ähnliche Texte zu
verfassen' (AM = 2,9) und 'Fähigkeit, Produkte, Ideen oder Berichte einem Publikum zu
präsentieren' (AM = 3,4) wurden von den Befragten hinsichtlich ihres Studienertrags am
positivsten beurteilt. Die 'Fähigkeit, produktiv mit anderen zu arbeiten' (AM = 4,0) wurde
dem entsprechend 'zugehörigen' studienbezogenen Arbeitsprozess 'Gruppenarbeit' bereits
deutlich schlechter beurteilt. Schließlich wurden die Fähigkeiten 'das Können anderer zu
mobilisieren' (AM = 5,2), 'effektiv zu verhandeln (AM = 5,5) und 'Autorität auszuüben' (AM
= 5,6) im Vergleich mit allen 19 Kompetenzen aus Sicht der Absolventen zu geringstem
Maße im Studium erworben.
359
Vgl. Kapitel 5.3., S.47f.
119
Grafik 43
Personale Kompetenzen
4,9
6
3,1
2,8
2,3
2,5
2,4
2,9
1,9
2,2
1,9
2
2,7
3
2,7
3,3
4
1,8
Das Arithmetische Mittel
4,5
5
1
0
Fähigkeit, sich schnell neues Fähigkeit, auch unter Druck
Wachsamkeit hinsichtlich
Wissen anzueignen ((SD:0,85 gut zu arbeiten ((SD:1,04 (A),
neuer Möglichkeiten
(A), SD:1,09 (B), SD:1,30 (C)) SD:1,10 (B), SD:1,81 (C)) (N ((SD:1,20 (A), SD:1,54 (B),
(N = 225 (A), 200 (B), 223
= 225 (A), 200 (B), 224 (C))
SD:1,52 (C)) (N = 221 (A),
(C))
196 (B), 218 ))
Fähigkeit, anderen den
Bereitschaft, eigene Ideen
eigenen Standpunkt zu
und Ideen anderer in Frage zu
verdeutlichen ((SD:1,01 (A), stellen ((SD:0,98 (A), SD:1,49
SD:1,27 (B), SD:1,39 (C)) (N (B), SD:1,34 (C)) (N = 224
= 224 (A), 199 (B), 223 (C))
(A), 199 (B), 221 (C))
A Eigenes Kompetenzniveau
B Gefordertes Kompetenzniveau in der gegenwärtigen Erwerbstätigkeit
C In welchem Ausmaß haben Sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium erworben
Das Arithmetische Mittel ergibt sich anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Sehr hoch' bis 7 = 'Sehr niedrig'
für A und B bzw. 1 = 'In sehr hohem Maße' bis 7 = 'Überhaupt nicht' für C
Grafik 43 zeigt, dass die 'Fähigkeit, sich schnell neues Wissen anzueignen' (AM = 2,7) und
die 'Bereitschaft, eigene Ideen und Ideen anderer in Frage zu stellen' (AM = 2,8) von den
Befragten im Vergleich aller 19 Kompetenzen in höchstem Maße während des Studiums
erworben wurde. Die 'Fähigkeit, anderen den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen' (AM =
3,3) folgt in der Abfolge vor der 'Fähigkeit, auch unter Druck gut zu arbeiten' (AM = 4,5) und
der 'Wachsamkeit hinsichtlich neuer Möglichkeiten' (AM = 4,9).
120
Befragt nach jeweils drei Kompetenzen machten 222 Absolventen insgesamt 628 Angaben
über die Stärken und 203 Absolventen insgesamt 599 Angaben über die Schwächen ihres
Studiengangs.360 Anhand Grafik 44 lässt sich in diesem Zusammenhang erkennen, dass die
häufigsten Nennungen hinsichtlich der Stärken des Studiengangs auf die Kompetenzen
360
Vgl. Frage D2 des Fragebogens.
121
'Analytisches Denken' (N = 105), 'Fähigkeit, sich schnell neues Wissen anzueignen' (N = 103)
und 'Bereitschaft, eigene Ideen und Ideen anderer in Frage zu stellen' (N = 90) entfallen.
Die häufigsten Nennungen bezüglich der Schwächen des Studiengangs entfallen auf die
'Fähigkeit, effektiv zu verhandeln' (N = 83), die 'Fähigkeit, in einer Fremdsprache zu
schreiben und zu sprechen' (N = 60), die 'Fähigkeit, Zeit effizient zu nutzen' (N = 57) und die
'Fähigkeit, Autorität auszuüben' (N = 56).
9.3. Zusammenfassung
Es hat sich speziell anhand der Befragten der älteren Abschlusskohorte aufzeigen lassen, dass
der Erwerbsverlauf der Absolventen des Otto-Suhr-Instituts durch häufige Stellenwechsel und
damit verbundene Berufsphasen, fließende Übergänge zwischen Phasen der Erwerbstätigkeit
und der Erwerbslosigkeit und Patchwork-Biographien gekennzeichnet ist. Die Ergebnisse der
Vorgängerstudie hinsichtlich der Dauer und den damit verbundenen Schwierigkeiten der
Absolventen auf der Suche nach einer 'studienrelevanten' bzw. 'festen' Stelle konnten bestätigt
werden:
"[D]ie Zeitspanne bis zum Erlangen einer 'festen' Tätigkeit [ist] im Durchschnitt
deutlich länger […] als diejenige bis zu einer sozialwissenschaftlichen oder der
ersten Tätigkeit überhaupt. Allein daraus ist es möglich, eine zumindest pauschale
Konsolidierung der Beschäftigungsverhältnisse abzuleiten."361
361
Rössle 1995, S.83.
122
10. Bewertung des Studiums und Konsequenzen für die Studiengestaltung
Anhand zweier vorformulierter und abschließend einer offenen, qualitativen Frage 'Wie
könnte der Berufseinstieg nach dem Studium erleichtert werden, und was sollte das Studium
bzw. der Fachbereich in dieser Hinsicht beitragen?'362 wurden die Absolventen im
abschließenden Teil des Fragebogens gebeten, eine persönliche rückblickende Bewertung des
Studiums abzugeben und Konsequenzen für die Studierenden bzw. den Fachbereich
aufzuzeigen.
10.1. Retrospektive Bewertung des Studiums
Grafik 45
Retrospektive Bewertung des Studiums
(Alle Semester)
84,6%
100%
80%
0,5%
10,2%
6,7%
12,1%
1,4%
9,8%
5,0%
8,6%
20%
20,5%
20,0%
25,0%
24,9%
40%
35,1%
35,7%
60%
0%
Sehr wahrscheinlich
2
3
4
Sehr unwahrscheinlich
A Würden Sie noch einmal am Otto-Suhr-Institut studieren?
B Würden Sie noch einmal Politikwissenschaften studieren?
C Würden Sie überhaupt noch einmal studieren?
N = 225 (A), 224 (B), 221 (C)
Im Allgemeinen will der Großteil der Studierenden die Vorzüge eines Studiums auch
rückblickend nicht missen. 93% der Befragten (N = 206) sahen es als 'sehr wahrscheinlich'
oder 'wahrscheinlich' an, 'überhaupt noch einmal studieren zu wollen'. Aber auch zur
Gretchenfrage der Verbleibsforschung, nämlich in diesem Fall 'Würden Sie noch einmal am
Otto-Suhr-Institut studieren?', äußerte sich die Mehrheit der Absolventen positiv. Dies wird in
Grafik 45 ersichtlich: Immerhin 60% (N = 135) der Befragten würden 'sehr wahrscheinlich'
oder 'wahrscheinlich' wieder ein Politikstudium am Otto-Suhr-Institut absolvieren. Dieser
362
Vgl. Frage G3 des Fragebogens.
123
Anteil liegt nur einen Prozentpunkt unter dem Anteil der Absolventen, die sich überhaupt
noch einmal für ein Studium der Politikwissenschaft entscheiden würden (61% bzw. N =
136).
Grafik 46
Retrospektive Bewertung des Studiums
(Geschlechtsspezifisch und nach Abschlussjahrgängen)
2,3
2,3
2,0
2,3
2,2
2,2
2,5
2,6
2,4
2,4
2,5
2,2
2,5
2,5
2,3
1,1
1,3
1,1
1,2
1,3
1,5
1,3
1,6
2,0
1,2
Das Arithmetische Mittel
3,0
2,8
2,9
3,5
1,0
0,5
0,0
Gesamt
Männer
Frauen
WS 96/97
WS 97/98
WS 02/03
WS 03/04
WS 04/05
((SD:1,25 (A), ((SD:1,22 (A), ((SD:1,30 (A), ((SD:1,35 (A), ((SD:1,14 (A), ((SD:1,36 (A), ((SD:1,24 (A), ((SD:1,13 (A),
SD:1,25 (B), SD:1,18 (B), SD:1,36 (B), SD:1,34 (B), SD:1,32 (B), SD:1,28 (B), SD:1,28 (B), SD:1,10 (B),
SD:0,65 (C)) SD:0,54 (C)) SD:0,77 (C)) SD:0,58 (C)) SD:1,14 (C)) SD:0,38 (C)) SD:0,66 (C)) SD:0,44 (C))
A Würden Sie noch einmal am Otto-Suhr-Institut studieren?
B Würden Sie noch einmal Politikwissenschaften studieren?
C Würden Sie überhaupt noch einmal studieren?
Das Arithmetische Mittel ergibt sich von anhand einer fünfstufigen Likert-Skala
von 1 = 'Sehr wahrscheinlich' bis 5 = 'Sehr unwahrscheinlich'
N = Gesamt 225 (A), 224 (B), 221 (C), Männer 125 (A), 124 (B), 123 (C) , Frauen 96 (A), 96 (B), 94 (C)
N = WS 96/97: 47 (A), 46 (B), (C), WS 97/98: 28 (A), (B), (C), WS 02/03: 34 (A), (B), 33 (C),
WS 03/04: 53 (A), (B), (C), WS 04/05: (A), (B), 57 (C)
Dabei können auch keine geschlechtsspezifischen Besonderheiten erkannt werden, was durch
Zuhilfenahme des arithmetischen Mittels anhand Grafik 46 deutlich wird. Hier zeigt ein
Vergleich
der
Abschlusskohorte
Abschlussjahrgänge
(WS
96/97
und
hingegen,
WS
dass
97/98)
die
Absolventen
weitaus
seltener
der
älteren
sowohl
ein
politikwissenschaftliches Studium im Allgemeinen (AM = 2,6 und AM = 2,5) als auch ein
Studium am Otto-Suhr-Institut (AM = 2,9 und AM = 2,8) erneut in Betracht ziehen würden,
als ihre jüngeren Kommilitonen.363
363
Das arithmetische Mittel für ein politikwissenschaftliches Studium im Allgemeinen beträgt AM = 2,0 für das
WS 03/04 und AM = 2,2 für das WS 02/03 und WS 04/05. Das arithmetische Mittel für ein Studium am OttoSuhr-Institut beträgt AM = 2,3 für das WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05.
124
Bewertung des Nutzens des Studiums
Grafik 47
(Alle Semester)
42,3%
8,6%
2,7%
6,8%
3,6%
13,8%
14,4%
13,6%
7,2%
8,5%
10%
8,2%
20%
17,4%
35,0%
30,8%
40,0%
17,3%
30%
27,5%
29,5%
40%
36,4%
36,4%
50%
0%
In sehr hohem Maße
A
B
C
D
2
3
4
Überhaupt nicht
Studium als gute Grundlage für den Berufseinstieg?
Studium als gute Grundlage um Ihre gegenwärtigen Arbeitsaufgaben zu erfüllen?
Studium als gute Grundlage für Ihre zukünftige Karriere?
Studium als gute Grundlage für Ihre persönliche Entwicklung?
N = 224 (A), 220 (B), 222 (C), 225 (D)
Weiterhin wurde im Fragebogen nach der Nützlichkeit des Studiums im Hinblick auf
verschiedene Aspekte des späteren Werdegangs der Absolventen gefragt. Anhand Grafik 47
wird deutlich, dass das Studium für weit überdurchschnittliche 76% der Befragten 'in sehr
hohem Maße' bzw. 'in hohem Maße' als Grundlage für die persönliche Entwicklung diente.
Hinsichtlich der berufsbezogenen Aspekte fiel das Ergebnis deutlich negativer aus. Nicht
einmal jeder zehnte Absolvent empfindet das Studium 'in sehr hohem Maße' als gute
Grundlage in Bezug auf den Berufseinstieg (N = 19), die derzeitigen Tätigkeiten (N = 18) und
die zukünftigen Karriere (N = 16). Am schlechtesten fällt das retrospektive Urteil der
Absolventen hinsichtlich des Berufeinstiegs aus. 31% (N = 70) der Befragten empfanden
keinen oder nur einen geringen Nutzen ihres Studiums in Bezug auf die Berufseinmündung
nach dem Ende des Studiums.364
364
Summe der Nennungen für die Antwortoptionen 4 = 'nicht' und 5 = 'überhaupt nicht'.
125
Grafik 48
Bewertung des Nutzens des Studiums
(Geschlechtsspezifisch und nach Abschlussjahrgängen)
2,7
2,6
2,8
2,9
2,7
2,7
2,7
2,8
2,9
1,8
1,9
1,9
2,3
2,6
2,1
1,9
2,0
2,0
2,5
2,0
3,1
3,2
3,2
3,1
3,3
3,0
2,8
2,9
3,0
2,7
2,9
Das Arithmetische Mittel
3,0
3,0
2,7
2,9
3,5
1,5
1,0
0,5
0,0
Gesamt
Männer
Frauen
WS 96/97
WS 97/98
WS 02/03
WS 03/04
WS 04/05
((SD:1,17 (A), ((SD:1,19 (A), ((SD:1,16 (A), ((SD:1,16 (A), ((SD:1,26 (A), ((SD:1,19 (A), ((SD:1,22 (A), ((SD:1,03 (A),
SD:1,02 (B),
SD:0,97 (B),
SD:1,10 (B),
SD:1,11 (B), SD:0,84 (B),
SD:1,08 (B),
SD:1,03 (B),
SD:0,94 (B),
SD:1,02 (C),
SD:0,99 (C),
SD:1,09 (C),
SD:1,14 (C), SD:0,96 (C),
SD:1,03 (C),
SD:0,92 (C),
SD:0,95 (C),
SG:0,96 (D)) SG:0,94 (D)) SG:1,01 (D)) SG:1,16 (D)) SG:1,12 (D)) SG:0,78 (D)) SG:1,00 (D)) SG:0,75 (D))
A Studium als gute Grundlage für den Berufseinstieg
B Studium als gute Grundlage um Ihre gegenwärtigen Arbeitsaufgaben zu erfüllen?
C Studium als gute Grundlage für Ihre zukünftige Karriere?
D Studium als gute Grundlage für Ihre persönliche Entwicklung?
Das Arithmetische Mittel ergibt sich von anhand einer fünfstufigen Likert-Skala
von 1 = 'In sehr hohem Maße' bis 5 = 'Überhaupt nicht'
N = Gesamt 224 (A), 220 (B), 222 (C), 225 (D), Männer 125 (A), 123 (B), 124 (C), 126 (D),
Frauen 95 (A), 93 (B), 94 (C), 95 (D), WS 96/97: 47 (A), (B), (C), (D), WS 97/98: 28 (A), 27 (B), 28 (C), (D),
WS 02/03: 34 (A), (B), 33 (C), 34 (D), WS 03/04: 52 (A), 51 (B), (C), 52 (D), WS 04/05: 59 (A), 57 (B), 59 (C) 60 (D)
Geschlechtsspezifische Besonderheiten sind in Grafik 48 erneut nicht zu erkennen. Anhand
des Vergleichs der einzelnen Abschlussjahrgänge zeigt sich jedoch, dass die Befragten der
jüngeren Diplomsemester (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) ihrem Studium am OttoSuhr-Institut hinsichtlich aller 'Grundlagen' ein weitaus besseres Zeugnis ausstellen als ihre
älteren Kommilitonen.
10.2. Handlungsansätze für den Fachbereich und die Studierenden
Als wichtige Ergänzung zu den standardisierten Fragen zu Studium und Berufseinstieg der
Absolventen wurden die oftmals ausführlichen Beschreibungen der Erkenntnisse und
Verbesserungsvorschläge der Befragten in einzelne Kategorien zusammengefasst.365 Grafik
49 bietet eine Übersicht über die einzelnen Themengruppen, in welche die Aussagen der
365
Hierbei muss betont und berücksichtigt werden, dass die Absolventen neben konkreten 'Reformvorschlägen'
hinsichtlich der Erleichterung des Berufseinstiegs sich auch eher allgemein formulierte Urteile über ihr Studium
am Otto-Suhr-Institut gestatteten.
126
Absolventen eingeteilt wurden. Anhand von insgesamt 355 Einzelaussagen konnte somit auch
eine grobe Häufigkeitsverteilung der verschiedenen Themen aufgezeichnet werden.366
Grafik 49
Rückwirkende Bewertung des Studiums
Anteil
Praxisbezug
ca. 30%
Studium
Alle
Nennungen
ca. 355
100%
ca. 30 %
Berufsfeldorientierung
des Studiums
10%
Praktika
15%
Bewerbungstraining
5%
Qualität und Inhalt der Lehre und
der Lehrenden
18%
Rahmenbedingungen des
Studiums
9%
Studienstruktur/ Studienordnung
3%
Kooperation und Zusammenarbeit
12%
Alumni
5%
Methoden
3%
'Soft Skills'
11%
Arbeitsmarktsituation
9%
Netzwerke
ca. 17 %
Kompetenzen
ca. 14 %
Arbeitsmarkt
ca. 9 %
Den höchsten Handlungsbedarf sahen die Absolventen hinsichtlich des 'Praxisbezugs' des
Studiums. Die stärkere Betonung, unbedingte Beibehaltung und auch Ausweitung des bereits
bestehenden sechsmonatigen Pflichtpraktikums wurde hierbei von den Befragten besonders
hervorgehoben. Es wurde jedoch "eine Entlohnung von Praktika [verlangt], um dem
Phänomen 'Generation Praktikum' entgegen zu wirken"367 bzw. ein "gesetzliches Verbot
unbezahlter Praktika" gefordert. Auch weitere unabhängig vom Studium gesammelte
Berufserfahrung wurde als wichtiges Kriterium für einen erfolgreichen Berufseinstieg
gewertet.
366
Dieses Verfahren wird nach Lamnek ein interpretativ-reduktives oder inhaltlich-reduktives Analyse- bzw.
Auswertungsverfahren genannt. Vgl. Lamnek 1989, S.107ff.
367
Alle Zitate ohne separat ausgewiesene Quellenangabe in diesem Kapitel sind den Antworten der Absolventen
aus dem Fragebogen entnommen.
127
"Während des Studiums muss unbedingt Zeit dafür bleiben, nebenher zu arbeiten,
Praktika zu absolvieren, Berufserfahrung zu sammeln und so gezielt auf die erste
Festanstellung hin zu arbeiten."
Eine Verbesserung der Berufsfeldorientierung und des Berufsfeldbezugs der Lehre und des
Studiums wurde weiterhin von einem Großteil der Absolventen gefordert. Wissenschaftliches
Arbeiten in Forschungsprojekten (beispielsweise qualitativ-empirische Forschungsprojekte),
Vermittlung von beruflichem Spezialwissen und gezieltes Bewerbungstraining wurden
oftmals von den Befragten als Bestandteil ihres Studiums vermisst.
Neben diesen kritischen Stimmen gab es dennoch auch solche, die angaben, dass "alle
wesentlichen Aspekte des Berufseinstiegs […] damals in verschiedenen Lehr- und
Informationsveranstaltungen vermittelt" wurden und sie es daher weiterhin für nicht sinnvoll
halten, "das Studium auf den Arbeitsmarkt hin anzupassen! Das kann spekulativ sein und wird
nie zu einem perfekten Resultat führen".
"Studium und Fachbereich bieten eine Vielzahl an Hilfsstellungen an
(Pflichtpraktika, Berufsorientierungstag, o.ä.). Ich selbst habe sie jedoch zu wenig
genutzt, als dass ich eine Aussage über deren tatsächlichen Effekt treffen könnte.
Meine Schwierigkeiten bei der Berufsfindung waren selbstverschuldet."
Die Antworten bezüglich Qualität und Bedingungen des Studiums wurden in ein weiteres
großes Themenfeld gruppiert. Die Bemerkungen reichten von konkreten Wünschen an die
Prüfungsbüro- und Bibliotheksöffnungszeiten über Kritiken an überfüllten Seminaren bis hin
zu Wertschätzungen politikwissenschaftlicher Koryphäen am Fachbereich.368 Aufgrund der
häufig fast gegensätzlichen 'Reformvorschläge' der Absolventen ("mehr Kontrolle durch
Anwesenheitspflicht" vs. "Keine 'Verschulung' des Studiums", "Leistungskontrolle durch
Klausuren" vs. "Vorlesungen und Klausuren gehören abgeschafft", "Mehr Grundlagenwissen"
vs. "Spezialisierung fördern" und "Keine Reglementierung bezüglich Semesterzahl" vs.
"Kürzer Studieren" bzw. "Straffung des Studiums") sollen einige sorgfältig ausgewählte
Zitate hier verschiedene Grundstimmungen der Befragten wiedergeben:
"Wichtig für mich war die Breite des Studienangebotes am OSI. Eine derartige
Vielfalt gab und gibt es an keinem anderen politikwissenschaftlichem Institut in
Deutschland. Dennoch würde ich heute vielleicht eine andere Universität
vorziehen."
368
Es muss hier betont werden, dass aufgrund der Fragestellung die kritischen Beiträge selbstverständlich
überwiegen.
128
"Das OSI war zu meinen Studienzeiten leider noch sehr ideologisch belastet.
Aus der weiten Ferne habe ich große Veränderungen am OSI beobachtet, die
schon während meines Studiums begannen (neue Studienordnung, Klausuren,
Mentoren) und die mir - soweit ich sie beurteilen kann - sehr sinnvoll und
hilfreich erscheinen."
"Lehrkräfte, die sich individuell für Student/ innen verantwortlich 'zeichnen'
würden, könnten mehr fachliche Kontinuität bis zum Berufseinstieg vermitteln."
"Insgesamt war die Ausbildung am OSI zu theoretisch, zu sehr auf Inhalte
bezogen. Methoden des aktuellen Arbeitslebens (z.B. Präsentationen, etc.) wurden
kaum geübt - und fast nie konstruktiv kritisiert."
"Die Lehre absolut intensivieren: Didaktik/ Rhetorik, Sprachanalyse als eigenes
Fachgebiet einführen, mehr fachspezifische Kenntnisse im Bereich Medien/
Journalismus vermitteln (da größter Berufsbereich für PolitologInnen), nicht nur
erfolgreiche 'Vorzeige - PolitologInnen' für Abschluss Jahrgänge einladen,
sondern auch die Erwerbslosen (Referat: Armut und Repressionen im
Sozialstaat)."
"Studierende sollten zur realistischen Einschätzung ihrer Stärken und Schwächen
aufgefordert werden - z.B. durch Bewertung nach Präsentationen."
"Das OSI sollte endlich die unkontrollierte Referatsstruktur, die niemandem etwas
bringt und die Qualität der Lehre nach unten zieht sowie die Lehrenden
unangemessen entlastet, abschaffen. Zudem müssten die Lehrenden eine ehrliche
Open - Door - Policy, wie P. Grottian verfolgen, also die Präsenzpflicht
ausgeweitet werden."
Weiterhin erhoffen sich die Befragten für die kommenden Generationen an Kommilitonen
mehr Kooperation und Zusammenarbeit mit politischen Institutionen, Verbänden, und
Parteien, sowie "allen möglichen Arbeitgebern". "Der Fachbereich sollte unterstützend mehr
die Nähe zu Unternehmen suchen, diese ansprechen und einladen." Die Vorschläge zum
Ausbau sozialer Netzwerke reichten von "Kontaktmessen mit potentiellen Arbeitgebern (im
Foyer des OSI)" über "eine stärkere Kooperation mit Arbeitsamt, Ehemaligen,
Jobvermittlern" bis hin zur "stärkeren Einbindung/ Partnerschaft mit ausländischen
Universitäten/ Dozenten". In den Worten der Ehemaligen:
"Kontaktbörse zwischen Alumni und Studierenden, Vorträge von Alumni zu
ihrem Job, Online Datenbank von Praktikumsberichten (geordnet nach Branchen
und Arbeitgebern)."
"Bessere Vorbereitung für Politikwissenschaftler auf Jobs in der freien Wirtschaft
durch Projekte während des Studiums mit Unternehmen und durch Netzwerke.
[Weiterhin] auch eine bessere Vernetzung mit den wirtschaftswissenschaftlichen
und juristischen Fakultäten."
129
"Auslandserfahrung durch Studium (im Hauptfach keine reine Erasmus Party)
sowie Auslandspraktika scheinen bei der Berufssuche (auch im
wissenschaftlichen Bereich und da v.a. in UK, USA) sehr wichtig zu sein – hier
weiterhin stark unterstützen. Das Direktaustauschprogramm ist genial und soll
hier noch einmal lobend erwähnt werden. Ich habe davon persönlich, fachlich und
beruflich sehr profitiert - Alumni heranziehen und in die Pflicht nehmen."
"Hatte seinerzeit nicht den Eindruck dass der hohe Stellenwert, den Kontakte zur
'Praxis' haben, ausreichend verdeutlicht wird. Es sollte darauf hingewiesen
werden, wie wichtig der Kontakt zu potentiellen Arbeitgebern schon vor
Studienabschluss ist."
Hinsichtlich der durch das Studium vermittelten Kompetenzen wurde zwischen den
Methodenkenntnissen und den Schlüsselqualifikationen, den so genannten 'Soft Skills'
unterschieden. So wurde von einem Teil der Befragten "eine bessere Ausbildung in Methoden
qualitativer Forschung und Statistik (Wirtschafts- und Sozialstatistik)" gefordert. Die
Mehrzahl der Anregungen betraf jedoch "kompetenzfördernde Zusatzqualifikationen" von
"Rhetorikseminaren" bis hin zu verpflichtenden Kursen in "Computerprogrammen und
Rechenmethoden (z.B. SPSS, Excel)". In den Worten der Befragten:
"Verstärktes
Angebot
von
berufsbezogenen
Grundqualifikationen:
Präsentationstechniken und sicheres Auftreten, methodische Fachkenntnisse und
Instrumente, Moderations- und Diskussionstechniken und Zeitmanagement."
"Zur Ausbildung dieser soft skills kann die Universität nur in Ansätzen beitragen
- gegebenenfalls mit Ad-hoc-Präsentationen, Fixierung auf kürzere Texte, z.B.
vorstellen/ zusammenfassen von Vorbereitungsliteratur oder Problematisierung
vorgegebener Themen."
In eine letzte Gruppe wurden Aussagen hinsichtlich der Situation auf dem Arbeitsmarkt
zusammengefasst. Diese Äußerungen und Stellungnahmen sollen ausschließlich den
Absolventen vorbehalten sein.
"Der Arbeitsmarkt ist fies zurzeit und wird auch als fies empfunden. Von mir und
meiner sozialen Nahumgebung, Prekarisierung, Abstieg der Mittelschicht, etc."
"Das Problem des Berufseinstiegs sind derzeit die vielen unbezahlten oder
schlecht bezahlten - oft befristeten - Praktika. So lange keine oder nicht genug
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse zur Verfügung stehen,
wird der Berufseinstieg in einen Job, der im Zusammenhang mit dem Studium
steht, ein Problem bleiben. Obwohl ich generell ein Freund von Praktika bin,
sollte man sich fragen, ob nicht mehr bezahlte Praktika bzw. mehr 'richtige'
Arbeitsplätze zur Verfügung stünden wenn es nicht tausende Studenten gäbe, die
um einen Abschluss zu erreichen, ein Praktikum von einer bestimmten Dauer
absolvieren müssen."
130
"Ebenso müssen aber Arbeitgeber dazu gebracht werden, Leute einzustellen,
auch wenn sie noch keine 2, 3 oder 5 Jahre Berufserfahrung mitbringen."
"Es werden kaum Stellen für PolitologInnen (inter-/national) angeboten, Stellen
werden meistens an Leute mit Stallgeruch (Parteibuch, -nähe,
Vereinsmitgliedschaft, langjährige Ehrenamtlerei usw.) oder gleich mit Promotion
vergeben; Stellen bei NGO wurden radikal zurückgefahren; Vereine/
Wohlfahrtsverbände stellen heute fasst nur noch sog. 1€ Jobber ein. Mein eigenes
Dilemma ist - aufgrund langer Erwerbslosigkeit kann ich nicht sehr viel
Berufserfahrung nachweisen, und bewerbe ich mich auf weniger qualifizierte
Stellen, sagen Betriebe/ Institutionen ganz direkt ich sei überqualifiziert."
"Politologen gelten bei deutschen Personalleitern nicht als gleichwertige
Kandidaten zu BWL/ Jura. Das sehr unterschiedliche Niveau der Lehre am OSI
bzw. bei Politologen allgemein erschwert die Konkurrenzfähigkeit zu anderen
Studiengängen. Politologen müssen ihre Kompetenz als Generalisten viel stärker
nach außen darstellen. Nur wer direkt in den Politikbereich wechselt hat keine
Hürden, der Wechsel bzw. Einstieg in die übrige Wirtschaft ist sehr schwer. Hier
muss das Marketing verbessert werden."
"Ansonsten liegt das Problem weniger an der 'praxisfernen' Uni als vielmehr bei
einem Arbeitsmarkt, der gut ausgebildeten Leuten keine Chance gibt. Mein Job in
einer PR-Agentur ist auch eher dem Umstand geschuldet, dass ich nicht merkte,
eine konkrete Zusatzqualifikation zu benötigen."
"Die permanente Fixierung auf den Arbeitsmarkt nervt gewaltig. Klar ist auch,
dass es sehr schwierig ist, dauerhafte Anstellungen zu finden."
"Es war viel Chaos, wenig System und wenig Hoffnung - Politische Wissenschaft
ist ein Mix, der einem das Gefühl gibt, man weiß von allem ein bisschen und von
nichts 'alles'. Die Gesellschaft sieht das ähnlich. Jeder glaubt eine politische
Meinung zu haben - Politologen haben dann halt 'viele' Meinungen."
131
Schlussbetrachtung
Lässt man die Ergebnisse dieser Studie Revue passieren, so kann die Mär des akademischen
Taxifahrers endgültig in das Reich der Mythen verbannt werden, und das nicht zuletzt
aufgrund der hoffnungslosen Suche nach auch nur einem taxifahrenden Politologen unter den
befragten Absolventen. Auch die immer wiederkehrenden Befürchtungen hinsichtlich sich
drastisch verschlechternder Arbeitsmarktchancen für Politikwissenschaftler können anhand
dieser Studie nicht ausnahmslos bestätigt werden.
In dieser Verbleibsstudie konnte anhand der retrospektiven Beurteilung der erworbenen
Fähigkeiten und Fertigkeiten hinsichtlich des Studiums aufgezeigt werden, dass der Erwerb
sozialer Kompetenzen durch das Studium nicht genügend gefördert wurde, gleichzeitig jedoch
die Entfaltung personeller Netzwerke sowie in Eigeninitiative erworbene berufliche
Erfahrungen während des Studiums den Berufseinstieg der Berliner Politologen erheblich
vereinfacht hat.
Es konnte gezeigt werden, dass die enorme Anzahl postgradueller Praktika ein deutliches
Indiz für die 'Generation Praktikum' ist. Dadurch ist die Berufseinmündungsphase auch
zweieinhalb Jahre nach Ende des Studiums häufig noch nicht beendet wobei die Chancen der
weiblichen Absolventen auf dem Arbeitsmarkt nicht an diejenigen der Männer heranreicht.
Anhand der Analyse des Berufsverlaufs konnten Tendenzen in Richtung von PatchworkKarrieren sowie einer Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse im traditionellen Arbeitsmarkt
identifiziert werden. Häufige Wechsel der Erwerbstätigkeiten, mitunter unterbrochen von
Phasen der Erwerbslosigkeit, charakterisieren den beruflichen Werdegang einen nicht
unerheblichen Teils der Absolventen.
Die Zunahme der Angestellten, welche am häufigsten in den Beschäftigungsbereichen
Universität,
Medien,
sowie
den
privaten
Dienstleistungen
untergekommen
sind,
charakterisiert eine Abnahme der unbefristeten Vollzeitbeschäftigungen.
Erfreulich war dennoch festzustellen, dass die prekäre Grauzonenbeschäftigung anteilig
abnahm und sich die tatsächliche Erwerbslosenzahl nur leicht erhöhte. Dennoch deutet die
gestiegene
Dauer
der
Phasen
der
Arbeitslosigkeit
auf
eine
prekärer
werdende
Beschäftigungssituation der trotzdem relativ geringen Zahl der Arbeitslosen hin.
Die Häufigkeit der Praktika und befristeten Tätigkeiten konnte schlussendlich als
Charakteristikum der prekär beschäftigten Absolventen ausgemacht werden. Dadurch liegt die
Vermutung nahe, dass die ehemals durch Stellensuche gekennzeichneten Phasen der
'Weiterqualifikation'
durch
teilweise
unbezahlte
'Sucharbeitslosigkeit' abgelöst wurden.
132
Praktika
als
Kennzeichen
der
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Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit, S.11ff.
Grühn, Dieter/ Hecht, Heidemarie: Generation Praktikum? Prekäre Beschäftigungsformen von
Hochschulabsolventinnen
und
-absolventen.
Eine
Studie
des
Arbeitsbereichs
Absolventenforschung der FU Berlin im Auftrag der DGB-Jugendbund der Hans-BöcklerStiftung 2007.
url: http://www.boeckler.de/pdf/fof_praktikum_2007.pdf, Zugriff: 20.02.2007.
Grühn, Dieter/ Hecht, Heidemarie: Vorarbeiten für ein FU-Handbuch Absolventenstudien. Freie
Universität Berlin 2005. Unveröffentlicht.
Grühn, Dieter: Sozialwissenschaftler in der Grauzone des Arbeitsmarktes, in: Schriftenreihe des
Berufsverbandes deutscher Soziologen e.V., Band 7. Bielefeld, AJZ-Druck und Verlag 1984.
Habenicht, Karin/ Ortenburger, Andreas/ Tegethoff, Hans Georg: BISS - Berufsfeldorientierung im
Sozialwissenschaftlichen
Studium.
Ein
Leuchtturmprojekt
an
der
Fakultät
für
Sozialwissenschaft, Materialien und Diskussionspapiere zur Studienreform 6, 2003.
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Hartung, Dirk/ Krais, Beate: Studium und Beruf, in: Teichler, Ulrich (Hrsg.): Das Hochschulwesen in
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Hartung, Dirk/ Nuthmann, Reinhard/ Winterhager, Wolfgang-Dietrich: Politologen im Beruf. Zur
Aufnahme und Durchsetzung neuer Qualifikationen im Beschäftigungssystem. Stuttgart, KlettVerlag 1970.
HIS: Hochschul - Informations – System: Absolventenuntersuchungen.
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Keupp, Heiner: Riskante Chancen. Das Subjekt zwischen Psychokultur und Selbstorganisation.
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Berufs-
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Auskunft. Potentiale der Absolventenforschung nach den Erfahrungen des Wissenschaftlichen
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Notwendige
Verbindungen.
Zur
Verankerung
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Hochschuldidaktik
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Teichler, Ulrich: Potentiale und Erträge von Absolventenstudien, in: Burkhardt, Anke/ Schomburg,
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Wilkens, Ingrid/ Leber, Ute: Partizipation an beruflicher Weiterbildung – Empirische Ergebnisse auf
Basis des Sozio-Ökonomischen Panels, in: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und
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WR - Wissenschaftsrat: Aufgaben - Organisation.
url:http://www.wissenschaftsrat.de/Aufgaben/aufg_org.htm, Zugriff: 20.02.2007.
141
Studium und Berufstätigkeit
Fragebogen an die für Absolventinnen und Absolventen
des Otto-Suhr-Instituts der FU-Berlin
Liebe AbsolventInnen des OSI,
ich bitte Sie herzlich, an einer Befragung der AbsolventInnen
Politikwissenschaften der FU-Berlin der Jahre 1996-2005 teilzunehmen.
des
Otto-Suhr-Instituts
für
Ihre Erfahrungen während des Studiums der Politikwissenschaften, Ihr Übergang von der Hochschule in den
Beruf und Ihr weiterer beruflicher Lebensweg sind von großem Interesse, um ein Bild über den Verbleib der
PolitologInnen in den Jahren nach dem Diplom zu bekommen. Dabei sind für uns auch die Veränderungen
Ihrer privaten Lebenssituation von großem Interesse, soweit sie wichtig sind zum Verständnis Ihrer
beruflichen Entwicklung. Und nicht zuletzt interessiert uns, wie Sie aus heutiger Sicht auf die Freie
Universität und Ihre dortige Studienzeit zurückblicken.
Aus Ihren Antworten wird nach einer Analyse eine Studie erstellt, die durch Ihre Einschätzungen und
Erfahrungen nachfolgenden Generationen von Studierenden am OSI helfen wird, sich besser auf den
Übergang von der Hochschule in den Beruf vorzubereiten. Darüber hinaus sollen so Anregungen gegeben
werden, ob und wie das Studium besser nach den Bedürfnissen der Studierenden gestaltet werden kann.
Sollten die Fragen Ihren Berufsweg Ihrer Meinung nach jedoch nicht zufrieden stellend repräsentieren, so
bitte ich Sie, die letzten Seiten für etwaige Erläuterungen zu nutzen.
In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich und unter der Leitung meines Diplomvaters Prof. Dr. Peter Grottian
möchte ich diese Untersuchung im Rahmen meiner Diplomarbeit durchführen. Mit dieser sechsten Studie
ihrer Art wird die Tradition der Untersuchungen über den beruflichen Verbleib der AbsolventInnen des OSI
lückenlos fortgesetzt. Die Fragen "nach dem danach" haben mich - als auch meine KommilitonInnen,
FreundInnen, etc. - während des gesamten Studiums beschäftigt und werden mich jetzt kurz vor dem
Übergang in das Berufsleben weiter beschäftigen. Neben meinem wissenschaftlichen Interesse besteht also
auch ein persönliches Interesse an Ihren Erfahrungen.
Die Befragung ist selbstverständlich anonym. Ihre Angaben werden absolut vertraulich behandelt, und die
Ergebnisse werden so veröffentlicht, dass eine Identifikation von Personen nicht möglich ist.
Ich möchte mich im Voraus herzlich für Ihre Unterstützung bedanken und würde mich freuen, wenn Sie mir
den Fragebogen möglichst innerhalb von 14 Tagen zurücksenden würden.
Bitte schicken Sie den ausgefüllten Fragebogen mit beiliegendem Freiumschlag an die unten
genannte Adresse des Arbeitsbereichs Absolventenforschung zurück.
Erläuterungen zum Ausfüllen finden Sie auf der folgenden Seite.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich die Zeit nehmen könnten, um diesen Fragebogen auszufüllen!
Liebe Grüße und Vielen Dank!
Thomas Pfau
Prof. Dr. Peter Grottian
Wenn Sie noch Fragen, Tips etc. haben, wenden Sie sich bitte direkt an mich:
Thomas Pfau, Wühlischstr.25, 10245 Berlin
[email protected]
Oder an:
Dr. Dieter Grühn und Heidemarie Hecht / Freie Universität Berlin
Arbeitsbereich Absolventenforschung am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften
Iltisstr. 7, 14195 Berlin / Tel.: +49 (0)30 838 -55090 / 55271 Fax.:+49 (0)30 838 54280
[email protected] / http://www.fu-berlin.de/career/forschung/berufsverbleibsstudien.htm
ERLÄUTERUNGEN
Wie lange dauert das Ausfüllen des Fragebogens?
Das hängt selbstverständlich vom Umfang Ihrer Erfahrungen in den letzten Jahren ab.
Ich habe jedoch einen Fragebogen entwickelt, der Ihnen im Wesentlichen das Ankreuzen von
zutreffenden Antwortvorgaben ermöglicht, und somit kaum länger als 45 Minuten in Anspruch nehmen
sollte.
Wie sollen Sie den Fragebogen ausfüllen?
Bitte beantworten Sie alle Fragen, die auf Sie zutreffen. Wenn eine Frage nicht auf Sie zutrifft, kreuzen
Sie bitte die entsprechende Vorgabe an. Gelegentlich werden Sie im Fragebogen aufgefordert, nicht
zutreffende Fragen zu überspringen (z.B. Î Bitte weiter mit Frage B4 ).
Bitte schreiben Sie deutlich, da die Fragebögen maschinell mit Hilfe eines Scanners erfasst werden.
Falls Antwortkästchen vorgegeben sind, markieren Sie das Zutreffende bitte so Î 7
Bei einigen Fragen haben wir Antwortskalen von 1 bis 5 bzw. 1 bis 7 verwendet (z.B. von 1 = trifft völlig
zu bis 5 = trifft überhaupt nicht zu), mit denen Sie Ihre Antworten wie Schulnoten abstufen können.
X3 Wenn Sie – rückblickend – die freie Wahl
hätten, würden Sie ...
Sehr
wahrscheinlich
1
2
3
Sehr
unwahrscheinlich
4
5
† 7 † † †
dasselbe (Haupt-)Studienfach
auswählen?
Beispiel einer Antwortskala:
Bitte nur ein Kästchen für jede
Antwortvorgabe ankreuzen
Falls Sie Ihre Antwort korrigieren wollen: schwärzen
Sie bitte die falsche Markierung; markieren Sie das richtige Kästchen.
X3 Wenn Sie – rückblickend – die freie Wahl
hätten, würden Sie ...
Sehr
wahrscheinlich
1
2
3
Sehr
unwahrscheinlich
4
5
† 7 7 † †
dieselbe Hochschule auswählen?
Bei einigen Fragen bitten Sie wir Sie um die Angabe von Zahlen, z.B.
Falls Ihre Antwort "Null" ist, tragen Sie bitte
0 2 / 0 2.
0 0 ein.
Sollten Sie sich in den vorgegebenen Kästchen verschrieben haben, schwärzen Sie bitte die falschen
Angaben und schreiben die richtigen Zahlen darunter: z.B.:
00
06
Bei einigen Fragen haben wir Platz für Ihre Antworten gelassen ( ___________________ )Bitte
möglichst leserlich oder in Druckbuchstaben schreiben.
Sollte der Platz für Ihre Antworten nicht ausreichen, fügen Sie bitte ein zusätzliches Blatt bei.
Ihre Kommentare zum Fragebogen und zusätzliche Informationen sind uns herzlich willkommen.
2
A. Studium
In sehr
hohem Maße
A1 Wann haben Sie Ihr Politologiestudium begonnen und wann
haben Sie es abgeschlossen?
Beginn:
(Monat)
Überhaupt
nicht
studienbezogener
Arbeitsprozess
Schreiben einer Hausarbeit
(Jahr)
Schreiben der Diplomarbeit
Ende:
(Monat)
(Jahr)
Mündliche Präsentationen
Lernen für Klausuren
A2 Haben Sie das Studium jemals für 4 oder mehr Monate
unterbrochen? Wenn ja, geben Sie bitte an, für wie lange.
Gruppenarbeit
Als Unterbrechung zählen nicht Praktika oder Studienaufenthalte im
Ausland, die Teil Ihres Studiums waren.
Ja
Für insgesamt
Forschungsprojekte
A6 Haben Sie vor oder während Ihres Studiums berufliche
Erfahrungen gesammelt, die in einem Zusammenhang mit
Ihrem Studium standen?
Monate
Nein
Bitte beziehen Sie sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitbeschäftigungen ein.
(Ausgeschlossen sind Pflichtpraktika o.ä.)
A3 Wie wichtig waren Ihnen folgende Aspekte zur Zeit Ihres
Hauptstudiums?
Wichtig
a. Vor dem Hochschulstudium
Unwichtig
Ja etwa
Intensives fachliches Studium
Ja etwa
Nein
Universität als Ort sozialer und politischer Kommunikation
Monat(e)
Nein
A7 Haben Sie vor oder während Ihres Studiums berufliche
Erfahrungen gesammelt, die in keinem Zusammenhang mit
Ihrem Studium standen?
Nach eigenen Interessen, nicht nach etwaigen
beruflichen Anforderungen studieren
Erwerb von berufsbezogenen Qualifikationen
Bitte beziehen Sie sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitbeschäftigungen ein.
(Ausgeschlossen sind Pflichtpraktika o.ä.)
Praxiskontakte knüpfen
Private Beziehungen, Wohngemeinschaft, Hobbies,
Freizeit, etc.
Jobs zur Einkommenssicherung/-aufbesserung
a. Vor dem Hochschulstudium
Ja etwa
Studium mit außeruniversitärem politischen, kulturellen
und sozialen Engagement verbinden
Auslandsaufenthalt bzw. -studium
Anderer Gesichtspunkt.
Welcher?
b. Während des Hochschulstudiums
Monat(e)
Nein
Ja etwa
Monat(e)
Nein
A8 In welchem Umfang haben Sie während Ihres Studiums
Praktika absolviert?
Ich habe nie ein Praktikum absolviert, sondern mir folgende Tätigkeit
anrechnen lassen:
A4 Wie bewerten Sie die Studienangebote und -bedingungen in
Ihrem Studium der Politikwissenschaft?
Sehr
gut
b. Während des Hochschulstudiums
Monat(e)
Ich habe
J
Bitte weiter mit B1
(Anzahl) Praktika im Umfang von insgesamt
Monaten absolviert.
Sehr
schlecht
A9 In welchen Bereichen haben Sie Praktika absolviert?
Beratung durch Lehrende allgemein
(Mehrfachnennung möglich)
Unterstützung/ Anleitung bei der Diplomarbeit
Journalismus, Medien, private Öffentlichkeitsarbeit
Inhalte der Lehrveranstaltungen
Parteien, Parlamente, Parteigremien, Abgeordnetenbüros
Vielfalt der Lehrveranstaltungen
Öffentliche Verwaltung auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene
Studienordnung, Studienplan
Erwachsenenbildung, sonstige außerschulische (politische) Bildung
System von Tests, Prüfungen
Internationale Institutionen, Entwicklungshilfe-Organisationen
Möglichkeiten zur Auswahl von Lehrveranstaltungen und
Studienschwerpunkten (Spezialisierung)
Universität, Forschungseinrichtung
Praxisbezug von Lehre und Studium
Außerinstitutionelle Projekte und Non-Profit Sektor
Qualität der Lehre
Stiftungen
Gelegenheiten zu Kontakten mit Lehrenden außerhalb
der Lehrveranstaltungen
Überhaupt
nicht
Verbände
Sonstiger Bereich. Welcher?
A5 In welchem Maße haben Sie in den folgenden Typen von
Lehrveranstaltungen bzw. den folgenden studienbezogenen
Arbeitsprozessen gelernt?
In sehr
hohem Maße
Gewerkschaften
A10 Welche Auswirkungen brachten die Praktika mit sich?
(Mehrfachnennung möglich)
Auseinandersetzung mit Ihren persönlichen Berufsvorstellungen und
-perspektiven
Lehrveranstaltungen
Hilfe bei Ihrer Entscheidungsfindung über spätere mögliche Tätigkeiten
Vorlesungen
Knüpfen von Praxiskontakten, die bei der späteren Berufsfindung nützlich
sein konnten
Praktikum war eher jobben mit wenig Bezug zum Studium, Bezahlung
stand im Vordergrund
Gewisse Verunsicherung über Ihre weitere Lebensgestaltung und
Berufsperspektive
Proseminare
Hauptseminare
Übungen
Projektkurs
Keine nennenswerten Auswirkungen
Colloquien
Andere Auswirkungen. Welche?
11161
3
B. Übergang vom Studium zur ersten Erwerbstätigkeit
B8 Wie war Ihr arbeitsrechtlicher Status?
B1 Haben Sie zusätzlich zu Ihrem Politologiestudium jemals ein
weiteres Studium oder eine Ausbildung aufgenommen oder
haben Sie promoviert?
Ja
Nein
J
Freiberuflich/ Selbstständig, in Form von
Angestellte/r
Bitte weiter mit B3
B2 Bitte machen Sie zu Ihren weiteren Bildungserfahrungen
nähere Angaben in der folgenden Tabelle: (Falls Sie mehr als zwei
Arbeiter/in
"1€-Job"
Studien bzw. Ausbildungen begonnen haben, wählen Sie bitte die beiden aus,
die Ihrer Meinung nach am wichtigsten für Ihre berufliche Entwicklung waren.)
Bezeichnung des
Studienfachs bzw.
der Ausbildung
Beginn des
Ende des
Studiums/ der Studiums/ der
Ausbildung
Ausbildung
Monat / Jahr Monat / Jahr
Sonstiges: [z.B. PraktikantIn]
B9 Wie hoch war Ihre durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit?
Art des (angestrebten)
Abschlusses
Stunden pro Woche
Bitte Nummer aus der unten
aufgeführten Liste eintragen:
Stunden reguläre Arbeitszeit in der Haupterwerbstätigkeit
Bezahlte oder unbezahlte Überstunden in der
Haupterwerbstätigkeit (durchschnittlich)
Sonstiger Abschluss:
Stunden Arbeitszeit in anderen Erwerbstätigkeiten (durchschnittlich)
dauert
noch an
Sonstiger Abschluss:
dauert
noch an
B10 Waren Sie unbefristet oder befristet beschäftigt?
Unbefristet
Sonstiges:
B11 Wie groß war der Bezug dieser Tätigkeit zu politologischen
Inhalten und Aufgaben?
B3 Haben Sie nach dem Studienabschluss ein Praktikum absolviert?
Nein
ein bezahltes für
Monat(e)
ein unbezahltes für
Monat(e)
Großer
Bezug
Sehr
vorteilhaft
J
Unwichtig
Das Studienfach Politikwissenschaften
verhältnis angestellt sind - unabhängig von Arbeitszeitumfang und Befristung sowie Personen, die selbstständig erwerbstätig, freiberuflich oder im Praktikum
tätig sind.)
Nein
Kein Bezug
vorhanden
B12 Gab es bestimmte Aspekte, die für Ihren Arbeitgeber aus Ihrer
Sicht für ihre erste Einstellung besonders vorteilhaft waren?
B4 Haben Sie seit Ihrem Diplom jemals eine Erwerbstätigkeit
ausgeübt? (Als erwerbstätig gelten Personen, die in einem bezahlten Arbeits-
Ja
Monat(e)
Befristet auf
Liste Abschlüsse: 0 Ausbildung, bzw. Studium abgebrochen
1
Promotion
7
Master
4
1.Staatsexamen
2
Diplom
5
2.Staatsexamen
8
Trainee
3
Magister
9
Sonstiges
6
Bachelor
Ja, und zwar
[z.B. Honorar- oder Werkverträgen, Lehraufträgen,
Gelegenheitsarbeiten (Taxifahren, Kneipenjobs)]
Beamte/in
Diplomnote
Studienschwerpunkt/ Thema der Diplomarbeit
Bitte weiter mit B14
Studiendauer
B5 Wie viele Monate haben Sie gesucht, bevor Sie Ihre erste
Erwerbstätigkeit erhalten haben?
Politisches Engagement
Praktische/ berufliche Erfahrung während des Studiums
Monat(e) vor Studienabschluss
Praktische/ berufliche Erfahrung vor dem Studium
Monat(e) nach Studienabschluss
Eigenes Auftreten im Bewerbungsgespräch
B6 Wie haben Sie diese erste Erwerbstätigkeit gefunden?
Nachweis des Erwerbs sozialer Kompetenzen
(Mehrfachnennung möglich)
Bereitschaft zur Mobilität
Durch eine Annonce in einer Zeitung
Fremdsprachenkenntnisse
Durch das Arbeitsamt/die Bundesagentur für Arbeit
Auslandserfahrungen
Durch einen privaten Arbeitsvermittler
Computer-Kenntnisse
Durch das Internet
Habe den Arbeitgeber selbstständig kontaktiert
Empfehlungen/ Referenzen von Dritten
Wurde vom Arbeitgeber angesprochen
Zweitstudium
Durch ein Praktikum während des Studiums
Promotion
Durch Familie, Freunde oder Bekannte
Sonstiger Aspekt. Welcher?
Mit Hilfe der Hochschule
B13 Inwieweit wurden Ihnen die Qualifikationen und Fähigkeiten,
die Sie bei dieser ersten beruflichen Tätigkeit nach dem
Studium benötig(t)en, durch das Studium vermittelt?
Habe mich selbstständig gemacht
Sonstiges:
B7 Wie lautete die genaue Bezeichnung Ihrer ersten beruflichen
Tätigkeit? (geben Sie wenn möglich Ihre genaue Berufsbezeichnung - z.B.
Wurden
überwiegend
vermittelt
Journalist, Lektor, Verwaltungsangestellter - und Ihre genaue Positionsbezeichnung - z.B. Sachbearbeiter, Assistent, wiss. Mitarbeiter - an.)
Wurden
nicht
vermittelt
B14 Wie groß empfanden Sie Ihre Schwierigkeiten bei der
Berufsfindung bzw. -suche nach dem Studium?
Große
Schwierigkeiten
Keine
Schwierigkeiten
11161
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C. Derzeitige Erwerbstätigkeit
C7 Wie hoch ist Ihre durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit?
C1 Sind Sie gegenwärtig erwerbstätig?
Ja
J
Stunden pro Woche
Stunden reguläre Arbeitszeit in der Haupterwerbstätigkeit
Bitte weiter mit C3
Nein, ich bin seit
Bezahlte oder unbezahlte Überstunden in der Haupterwerbstätigkeit
(durchschnittlich)
Monat(en) nicht erwerbstätig
C2 Bitte geben Sie die Hauptgründe für Ihre derzeitige
Erwerbslosigkeit an (Mehrfachnennung möglich)
J und fahren anschliessend mit Frage C11 fort.
Stunden Arbeitszeit in anderen Erwerbstätigkeiten (durchschnittlich)
C8 Sind Sie unbefristet oder befristet beschäftigt?
Meine Stellensuche war bisher erfolglos
Unbefristet
Die vorhandenen Stellenangebote entsprachen nicht meinen inhaltlichen
Vorstellungen
Die angebotenen Stellen waren zu schlecht bezahlt
Befristet auf
Monat(e)
Sonstiges:
Ich suche eine Teilzeitstelle, angeboten werden aber fast nur Vollzeitstellen
Ich möchte meinen gegenwärtigen Wohnort nicht verlassen
C9 Wie groß ist der Bezug Ihrer derzeitigen Tätigkeit zu
politologischen Inhalten und Aufgaben?
Großer
Bezug
Ich widme mich der Kindererziehung
Kein Bezug
vorhanden
C10 In welchem Arbeitsbereich sind Sie derzeit beschäftigt?
Ich arbeite schwerpunktmäßig an meiner Promotion
Ich befinde mich in einer Aus- und Weiterbildung
Öffentliche Verwaltung
Parteien
Ich habe andere Prioritäten als einen festen, reglementierten Arbeitsplatz
Universität, Forschungsinstitut
Gewerkschaften
Andere Gründe. Welche?
Medien
Verbände
C3 Üben Sie nach wie vor Ihre erste Erwerbstätigkeit aus?
Ja
J
Falls sich bezüglich Fragen B7-B11 etwas geändert hat,
bitte weiter mit C5, ansonsten bitte weiter mit C10
Stiftungen
Industrie
NGO's
Internationale Organisationen/ Institutionen
Soziale Bewegung (z. B. globalkritisch, ökologisch, Stadtteil, Frauen)
Nein , ich habe diese Erwerbstätigkeit beendet
(Monat)
Verlage
Selbständige/ private Dienstleistungen mit sozialwissenschaftlicher
Beratungsfunktion
Selbständige/ private Dienstleistungen mit Jobcharakter (Taxi, Kneipen, etc.)
(Jahr)
(Bitte tragen Sie den Zeitpunkt des Endes Ihrer ersten Erwerbstätigkeit ein)
Öffentliche/ soziale Dienstleistungen (Schule, Bildungseinrichtung,
sozialer Dienst, etc.)
Sonstiger Bereich. Welcher?
C4 Falls Sie Ihren Arbeitgeber schon einmal gewechselt haben,
aus welchen Gründen geschah dies? Wenn Sie öfter als
einmal den Arbeitgeber gewechselt haben, nennen Sie bitte
die Gründe für den ersten und den letzten Wechsel.
C11 Welcher Betrag steht Ihnen netto monatlich zur Verfügung?
(Jeweils Mehrfachnennung möglich)
Euro pro Monat
Letzter
Einziger/ Erster
Stellenwechsel Stellenwechsel
C12 Woraus setzt sich dieser Betrag zusammen?
(Mehrfachnennung möglich)
Die Stelle war befristet
Welches ist Ihre Haupteinnahmequelle ? (Bitte nur eine Angabe)
Das Arbeitsklima hat mir nicht gefallen
Einkommens- Haupteinnahmequelle
quellen
Mein Einkommen war zu gering
Einkommen aus Erwerbstätigkeit
Ich wollte meine Aufstiegschancen verbessern
Arbeitslosengeld I
Ich zog einen anderen Arbeitsort vor
Ausbildungsvergütung/-hilfe
Ich wollte meine im Studium erlernten Qualifikationen
besser einsetzen
Mir wurde wegen mangelnder Qualifikation gekündigt
Arbeitslosengeld II (ehemals Sozialhilfe)
Mittel von Eltern und Verwandten
Mir wurde von Unternehmensseite (aufgrund von
Stellenabbau) gekündigt
Anderer Grund. Welcher?
Mittel von dem/r PartnerIn
Sonstige Quelle. Welche?
C5 Wie lautet die genaue Bezeichnung Ihrer derzeitigen
beruflichen Tätigkeit? (geben Sie wenn möglich Ihre genaue Berufs-
C13 Wieviel Zeit wenden Sie prozentual in etwa für die
folgenden Bereiche Ihres Lebens auf?
bezeichnung - z.B. Journalist, Lektor, Verwaltungsangestellter - und Ihre
genaue Positionsbezeichnung - z.B. Sachbearbeiter, Assistent, wiss.
Mitarbeiter etc. - an.)
(bezogen auf 100% der Aktivitäten ohne die Nachtruhe)
%
Erwerbstätigkeit
%
Aus- oder Weiterbildung, Studium
%
privater Bereich
(Partnerschaft, Kinder, Haushalt und Freundeskreis)
%
bürgerschaftliches/ gesellschaftspolitisches Engagement
C6 Wie ist Ihr derzeitiger arbeitsrechtlicher Status?
C14 Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer derzeitigen Situation in
folgender Hinsicht?
Freiberuflich/ Selbstständig, in Form von
Angestellte/r
Beamte/in
[z.B. Honorar- oder Werkverträgen, Lehraufträgen,
Gelegenheitsarbeiten (Taxifahren, Kneipenjobs)]
Sehr zufrieden
Sehr unzufrieden
in finanzieller Hinsicht
Arbeiter/in
im Hinblick auf berufliche Tätigkeiten
"1€-Job"
in persönlicher Hinsicht
Sonstiges: [z.B. PraktikantIn]
insgesamt
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5
D. Kompetenzen
D1 Im Folgenden finden Sie eine Liste von Kompetenzen. Bitte beurteilen Sie:
A) Ihr eigenes Kompetenzniveau.
B) Das geforderte Kompetenzniveau in Ihrer derzeitigen Erwerbstätigkeit.
C) In welchem Ausmaß Sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium erworben haben.
Falls Sie gegenwärtig nicht erwerbstätig sind, beantworten Sie bitte nur Spalte A und C.
A. Eigenes
Kompetenzniveau
Kompetenzen
Sehr
niedrig
Sehr
hoch
1
B. Gefordertes
Kompetenzniveau in der
gegenwärtigen
Erwerbstätigkeit
2
3
4
5
6
Sehr
hoch
1
7
Sehr
niedrig
2
3
4
5
6
7
C. In welchem Ausmaß haben
Sie diese Fähigkeiten und
Kenntnisse im Studium
erworben?
In sehr
hohem Maße
1
2
Überhaupt
nicht
3
4
5
01 Beherrschung des eigenen Faches, der
eigenen Disziplin
02 Kenntnisse in anderen Fachgebieten
03 Analytisches Denken
04 Fähigkeit, sich schnell neues Wissen anzueignen
05 Fähigkeit, effektiv zu verhandeln
06 Fähigkeit, auch unter Druck gut zu arbeiten
07 Wachsamkeit hinsichtlich neuer Möglichkeiten
08 Fähigkeit, Aktivitäten zu koordinieren
09 Fähigkeit, Zeit effizient zu nutzen
10 Fähigkeit, produktiv mit anderen zu arbeiten
11 Fähigkeit, das Können anderer zu mobilisieren
12 Fähigkeit, anderen den eigenen Standpunkt zu
verdeutlichen
13 Fähigkeit, Autorität auszuüben
14 Fähigkeit, Computer und Internet zu nutzen
15 Fähigkeit, neue Ideen und Lösungen zu
entwickeln
16 Bereitschaft, eigene Ideen und Ideen anderer
in Frage zu stellen
17 Fähigkeit, Produkte, Ideen oder Berichte einem
Publikum zu präsentieren
18 Fähigkeit, Berichte, Protokolle oder ähnliche
Texte zu verfassen
19 Fähigkeit, in einer Fremdsprache zu schreiben
und zu sprechen
D2 Bitte nennen Sie maximal 3 Kompetenzen aus der obigen Liste, die Sie als Stärken Ihres Studiengangs sowie maximal 3
Kompetenzen, die Sie als Schwächen Ihres Studiengangs ansehen.
Stärken des
Studiengangs
Schwächen des
Studiengangs
Bitte Referenznummer der ersten Kompetenz eintragen
Bitte Referenznummer der zweiten Kompetenz eintragen
Bitte Referenznummer der dritten Kompetenz eintragen
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6
6
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E. Erwerbsverlauf
E1 Im Folgenden bitten wir Sie um eine Beschreibung Ihres
Berufsweges vom Zeitpunkt Ihres Studienabschlusses bis zum
gegenwärtigen Zeitpunkt. (Bitte beginnen Sie in der ersten Zeile der
Tabelle mit Ihrer ersten Aktivität nach dem Studienabschluss. Bei der
Beschreibung Ihres weiteren Lebens-/Berufsweges nehmen Sie bitte immer
dann eine neue Zeile in der Tabelle, wenn sich größere Veränderungen in Ihrer
Lebens- und Berufssituation (z.B. Wechsel zwischen "Erwerbstätigkeit" und
"Nicht-Erwerbstätigkeit") oder in Ihrer beruflichen Tätigkeit (z.B. Wechsel
zwischen beruflichen Tätigkeiten, des Arbeitgebers, der beruflichen Stellung
etc.) ergeben haben. Falls Sie parallel mehreren Tätigkeiten nachgegangen sind
bzw. gegenwärtig nachgehen, können Sie für jede dieser Tätigkeiten eine
eigene Zeile verwenden.
ungefähre Dauer politikwiss. Bezug
in Monaten
ja/ nein
Art der Beschäftigung
E2 Wie viele Arbeitgeber hatten Sie insgesamt seit Ihrem
Studienabschluss?
- Bei Selbstständigkeit einschließlich Sie selbst
- Projekte mit mehreren Auftraggebern bitte als 1 Arbeitgeber zählen
- Einschließlich gegenwärtiger Arbeitgeber
Arbeitgeber
E3 Wie lange waren Sie insgesamt seit Ihrem Studienabschluss
erwerbstätig?
Monat(e)
E4 Waren Sie seit Ihrem Studienabschluss jemals arbeitslos
(d.h. erwerbslos und auf Beschäftigungssuche)?
Ja
Ja
Nein
Ja
Nein
Ja
Nein
Ja
Nein
Ja
Nein
Ja
Nein
Ja
Nein
Ja
Nein
Ja
Nein
Ja
Nein
Ja
Nein
mal, insgesamt
Monat(e)
Nein
E5 Wie lange haben Sie gebraucht, um Ihre erste "Stelle" mit
politikwissenschaftlichen Bezug bzw. Ihre erste
"Festanstellung" (Vertrag auf mindestens 2 Jahre) zu finden?
erste
"Stelle" mit
politikwiss.
Bezug
Ich habe keine Erwerbstätigkeit mit politikwiss. Bezug gesucht
Ich habe noch keine Erwerbstätigkeit mit politikwiss. Bezug
gefunden
Ich habe sie nach
Monat(en) gefunden
Ich habe keine "Festanstellung" gesucht
erste
"Festanstellung"
Ich habe noch keine "Festanstellung" gefunden
Ich habe sie nach
Monat(en) gefunden
E6 Falls Sie nach oben erwähnten "Stellen" gesucht haben,
wie groß empfanden Sie Ihre Schwierigkeiten, diese Stellen zu
finden?
erste "Stelle" mit
politikwiss. Bezug
erste "Festanstellung"
Große
Schwierigkeiten
Keine
Schwierigkeiten
Große
Schwierigkeiten
Keine
Schwierigkeiten
F. Persönliche Angaben
F1 Geschlecht
F4 Haben Sie Kinder?
Männlich
Weiblich
Ja
F2 Geburtsjahr
Nein
J
Bitte weiter mit F6
F5 Wann wurden Ihre Kinder geboren?
Monat / Jahr
19
F3 Leb(t)en Sie ...
während des letzten gegenwärtig
Studienjahres
allein (inkl. alleinerziehend)?
Monat / Jahr
1. Kind
4. Kind
2. Kind
5. Kind
3. Kind
6. Kind
F6 Welche Abschlussnote haben Sie in Ihrem Studium der
Politikwissenschaften am Otto-Suhr-Institut erhalten?
mit Ihrem/Ihrer PartnerIn zusammen?
mit anderen Personen zusammen?
,
bei den Eltern?
G. Retrospektive Bewertung des Studiums
G1 In welchem Maße war Ihr Studium eine gute Grundlage:
In sehr
hohem Maße
G2 Wenn Sie - rückblickend - die freie Wahl hätten, würden Sie ...
Überhaupt
nicht
Sehr
wahrscheinlich
Sehr
unwahrscheinlich
für den Berufseinstieg?
noch einmal am Otto-Suhr-Institut studieren?
um Ihre gegenwärtigen Arbeitsaufgaben zu erfüllen?
noch einmal Politikwissenschaften studieren?
für Ihre zukünftige Karriere?
überhaupt noch einmal studieren?
für Ihre persönliche Entwicklung?
J
Bitte beachten Sie auch die letzte Seite
11161
7
G3
Wie könnte der Berufseinstieg nach dem Studium erleichtert werden, und was sollte das Studium bzw. der
Fachbereich in dieser Hinsicht beitragen?
Wenn Sie Bemerkungen zum Fragebogen anbringen möchten oder mir etwas mitteilen wollen, das mir das
Verständnis Ihrer Antworten erleichtert, notieren Sie dies bitte hier:
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit !
Es gibt mittlerweile einen Verein der Freunde des OSI.
Haben Sie Interesse? Dann wenden Sie sich bitte an:
OSI-Club Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft
c/o Prof. Dr. Gerhard Göhler
Ihnestraße 21
14195 Berlin
http://www.osi-club.de/

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