verbleibsstudie2007 - OSI-Club
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OTTO-SUHR-INSTITUT FÜR POLITIKWISSENSCHAFT DER FREIEN UNIVERSITÄT BERLIN Diplomarbeit zur Erlangung des Titels eines Diplom-Politologen Erstgutachter: Professor Dr. Peter Grottian Zweitgutachter: Dr. Dieter Grühn Berliner AbsolventInnen der Politikwissenschaft zwischen Karriere, Prekarität und Arbeitslosigkeit: Die sechste OSI-Verbleibsstudie vorgelegt von: Thomas Pfau Matrikelnummer 3852956 11. Fachsemester Diplom-Politikwissenschaft Colbestraße 34 10247 Berlin Tel.: 0177/2191569 Email: [email protected] Inhaltsverzeichnis Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 3 Einleitung 5 I. Theoretischer Teil 1. Absolventenstudien 6 1.1. Die Entstehung der Absolventenforschung 6 1.2. Absolventenforschung heute 10 2. Arbeitsmarkt 13 2.1. Die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes 13 2.2. Der Arbeitsmarkt für Akademiker 14 2.2.1. Privilegierte Akademikerarbeitslosigkeit 15 2.2.2. Einkommensstrukturen der Akademiker 15 2.2.3. Adäquate Akademikerbeschäftigung 17 2.2.4. Der Übergang in problematische Beschäftigungsbedingungen 19 2.3. Der Arbeitsmarkt von Sozialwissenschaftlern und Politologen 21 2.3.1. Arbeitslosenzahlen 21 2.3.2. Arbeitsmarktsituation der Sozialwissenschaftler 23 2.3.3. Berufsverbleib der Sozialwissenschaftler 24 2.3.4. Patchwork, Grauzone, Prekariat 26 II. Empirischer Teil 3. Konzeption und Anlage der Untersuchung 31 4. Zur 'Soziologie' der Absolventen 36 4.1. Geschlecht und Alter 36 4.2. Berufsausbildung und Berufstätigkeit vor dem Studium 37 4.3. Lebenssituation der Absolventen 38 5. Studium 41 5.1. Studiendauer und Abschlussnote 41 5.2. Wichtige Aspekte während des Studiums 43 5.3. Bewertung der Studienangebote 45 5.4. Berufliche Erfahrung während des Studiums 48 5.5. Praktika 50 5.6. Zusätzliche Fächer und Abschlüsse 54 5.7. Zusammenfassung 55 1 6. Übergang vom Studium zur ersten Berufstätigkeit 57 6.1. Praktika als Kennzeichen der Übergangsphase in das Berufsleben 57 6.2. Suchdauer bis zur ersten Erwerbstätigkeit 59 6.3. Hinweis auf die erste 'Stelle' 61 6.4. Wichtige Aspekte für die erste Einstellung 64 6.5. Zusammenfassung 67 7. Erste und derzeitige Erwerbstätigkeit im Vergleich 68 7.1. Erste und derzeitige Tätigkeiten 68 7.2. Beschäftigungsbereiche 72 7.3. Arbeitsrechtlicher Status 80 7.4. Zusammenfassung 82 8. Analyse der Verbleibssituation 84 8.1. Situation der Angestellten im traditionellen Arbeitsmarkt 84 8.2. Situation der Selbstständigen jenseits des traditionellen Arbeitsmarkts 89 8.2.1. Situation der Selbstständigen 90 8.2.2. Situation in der Grauzone der Erwerbstätigkeit 93 8.3. Situation der Erwerbslosen 95 8.4. Verbleibsgruppen 100 8.5. Zusammenfassung 106 9. Erwerbsverlauf und Kompetenzniveau der Absolventen 107 9.1. Erwerbsverlauf 107 9.2. Kompetenzniveau 116 9.3. Zusammenfassung 122 10. Bewertung des Studiums und Konsequenzen für die Studiengestaltung 123 10.1. Retrospektive Bewertung des Studiums 123 10.2. Handlungsansätze für den Fachbereich und die Studierenden 126 Schlussbetrachtung 132 Literaturverzeichnis 133 Anhang 142 2 Verzeichnis der Tabellen und Grafiken Tabelle 1: Prozentuale Repräsentativität der Netto-Grundgesamtheit (Geschlechtsspezifische Verteilung nach Abschlussjahrgängen) 34 Tabelle 2: Durchschnittsnote und Studiendauer nach Abschlussjahrgang 41 Tabelle 3: Erste und derzeitige Tätigkeiten 69 Tabelle 4: Vergleich der Beschäftigungsbereiche 75 Tabelle 5: Selbständige und in anderer Weise Erwerbstätige im Vergleich 90 Grafik 1: Absolute Repräsentativität der Brutto-Grundgesamtheit (Geschlechtsspezifische Verteilung nach Abschlussjahrgängen) 33 Grafik 2a: Lebenssituation während des letzten Studienjahres 39 Grafik 2b: Gegenwärtige Lebenssituation 39 Grafik 3a: Gegenwärtige Lebenssituation der Absolventen mit Kindern 40 Grafik 3b: Gegenwärtige Lebenssituation der Absolventen ohne Kinder 40 Grafik 4: Studiendauer in Fachsemestern (ohne Urlaubssemester) nach Abschlusskohorten in Prozent Grafik 5: 42 Wie wichtig waren Ihnen folgende Aspekte zur Zeit ihres Hauptstudiums? Grafik 6: 43 Wie bewerten Sie die Studienangebote und -bedingungen in Ihrem Studium der Politikwissenschaft? Grafik 7: 45 In welchem Maße haben Sie in den folgenden Typen von Lehrveranstaltungen bzw. den folgenden studienbezogenen Arbeitsprozessen gelernt? Grafik 8: 47 Berufsfindungsschwierigkeiten vs. berufliche Erfahrung während des Studiums 50 Grafik 9: In welchem Bereich haben Sie Praktika absolviert? 52 Grafik 10: Weitere Studienfächer 54 Grafik 11: Weitere Studienabschlüsse 55 Grafik 12: Suchdauer bis zur ersten Erwerbstätigkeit 60 Grafik 13: Erfolgreich genutzte Bewerbungsformen zum Berufseinstieg 62 Grafik 14: Bedeutung verschiedener Einstellungskriterien 65 Grafik 15: Bezug der Tätigkeiten zu politologischen Inhalten und Aufgaben 71 Grafik 16: Bezug der ersten und derzeitigen Tätigkeit zu politologischen Inhalten und Aufgaben 71 Grafik 17: Derzeitige Beschäftigungsbereiche 73 Grafik 18: Politologischer Bezug der Beschäftigungsbereiche 79 3 Grafik 19: Arbeitsrechtlicher Status 81 Grafik 20: Arbeitssituation der Angestellten 84 Grafik 21: Arbeitssituation der Angestellten nach Abschlussjahrgängen 86 Grafik 22: Einkommen der Angestellten 87 Grafik 23: Einkommen der Angestellten nach Abschlussjahrgängen 88 Grafik 24: Formen der freiberuflichen Tätigkeiten 91 Grafik 25: Einkommen der Selbständigen 92 Grafik 26: Einkommen in der Grauzone 94 Grafik 27: Gründe der derzeitigen Erwerbslosigkeit 96 Grafik 28: Monatlich zu Verfügung stehender Betrag der Erwerbslosen 98 Grafik 29: Einkommensquellen der Erwerbslosen 99 Grafik 30: Verbleibsgruppen im Vergleich 101 Grafik 31: Entwicklung der Verbleibsgruppen 105 Grafik 32: Anzahl der Arbeitgeber seit Studienabschluss 107 Grafik 33: Dauer der Erwerbstätigkeit seit Studienabschluss 109 Grafik 34: Dauer der Arbeitslosigkeit seit Studienabschluss 110 Grafik 35: Gründe für Stellenwechsel 111 Grafik 36: Erste 'Stelle' mit politikwissenschaftlichem Bezug 112 Grafik 37: Schwierigkeiten, erste 'Stelle' mit politikwissenschaftlichem Bezug zu finden 114 Grafik 38: Erste 'Festanstellung' (Vertrag auf mindestens zwei Jahre) 115 Grafik 39: Schwierigkeiten, erste 'Festanstellung' zu finden 116 Grafik 40: Fachkompetenzen 117 Grafik 41: Methodenkompetenzen 118 Grafik 42: Soziale Kompetenzen 119 Grafik 43: Personale Kompetenzen 120 Grafik 44: Kompetenzen: Stärken und Schwächen des Studiengangs 121 Grafik 45: Retrospektive Bewertung des Studiums 123 Grafik 46: Retrospektive Bewertung des Studiums (Geschlechtsspezifisch und nach Abschlussjahrgängen) 124 Grafik 47: Bewertung des Nutzens des Studiums 125 Grafik 48: Bewertung des Nutzens des Studiums (Geschlechtsspezifisch Grafik 49: und nach Abschlussjahrgängen) 126 Rückwirkende Bewertung des Studiums 127 4 Einleitung Die Entwicklung des Arbeitsmarkts in Deutschland weist seit vielen Jahren eine negative Kontinuität auf. Während zum einen die Zahl der Erwerbslosen in fast allen Bereichen stetig steigt, findet auf der anderen Seite ein Wettbewerb statt, der dafür sorgt, dass viele ausgebildete Arbeitskräfte bereit sind, Stellenangebote anzunehmen, die nicht Ihrer ursprünglichen Qualifikation entsprechen. Diese Verdrängung kann sowohl horizontalen als auch vertikalen Charakter haben. Während sich für das letztere Phänomen das Bild des taxifahrenden Politologen in der Gesellschaft festgesetzt hat, finden sich Werktätige mit klassischen Berufsbildern auch zunehmend in adäquaten Stellen wieder, für die sich die Arbeitssuchenden erst nach ihrer eigentlichen Berufsausbildung qualifiziert haben. In diesem Zusammenhang fallen häufig die Schlagworte 'Generation Praktikum' und 'PatchworkKarrieren'. Prinzipiell bezeichnen beide Begriffe diese Sachlage, wobei der Erwerb der Zusatzqualifikation entweder durch absolvierte Zusatzpraktika oder durch einen häufigen Stellenwechsel - meist zu Beginn der Erwerbstätigkeit, also unmittelbar nach dem Studium stattfindet. Da dieser Umstand auf den ersten Blick ein negatives Bild auf die Situation wirft, könnte dies auch mit dem Begriff des 'akademischen Prekariats' beschrieben werden, indem hauptsächlich die negativen Aspekte der horizontalen Verdrängung herangezogen werden. Diese beinhalten unter anderem das hohe Maß an Eigeninitiative, den unsicheren arbeitsrechtlichen Status im Beschäftigungssystem und eine unterstellte Unzufriedenheit der Erwerbstätigen als maßgebliche Kriterien. Da das Studium der Politikwissenschaften traditionell kein definiertes Berufsbild aufweißt, soll im Rahmen dieser Studie untersucht werden, inwiefern diese Begrifflichkeiten auf den Berufsverlauf der Absolventen des Otto-Suhr-Instituts der Freien Universität Berlin sinngemäß anwendbar sind. In diesem Zusammenhang ist es denkbar, dass die beruflichen Werdegänge die strukturellen Merkmale der Prekarisierung durchaus aufweisen, jedoch subjektiv aus Sicht der Absolventen nicht mit den negativen Aspekten behaftet sind. In diesem Sinne knüpft die Untersuchung an vorangegangene Studien an, wobei die genannten Umschreibungen strukturell und in der Tradition vergleichend analysiert werden. 5 I. Theoretischer Teil 1. Absolventenstudien 1.1. Die Entstehung der Absolventenforschung Der Start des ersten Erdsatelliten Sputnik am 4. Oktober 1957 durch die Sowjetunion bewies offenkundig, dass der bis dahin sicher geglaubte (technologische) Überlegenheitsanspruch des Westens bedroht war. Die Ursachen hierfür wurden vor allem im Bildungssystem gefunden, da die Reproduktion der herrschenden Verhältnisse in der Schule nach Meinung der Experten zu viele Menschen von einer Beteiligung am gesellschaftlichen Fortschritt in der Gesellschaft ausschloss.1 Georg Picht veröffentlichte 1964 in der Wochenzeitung Christ und Welt eine Artikelfolge unter dem Titel "Die deutsche Bildungskatastrophe".2 Bildungsnotstand führe unweigerlich zu wirtschaftlichem Notstand, und der bisherige wirtschaftliche Aufschwung werde ein rasches Ende nehmen, wenn die qualifizierten Nachwuchskräfte fehlen, so Picht's Katastrophenprognose. Sie fand ein beispielloses Echo in der Bundesrepublik, in der nach zahllosen bildungspolitischen Debatten in Bundestag, Landtagen und den Konferenzen der Kultusminister in letzterer schließlich auf ihrer hundertsten Plenarsitzung in der so genannten "Berliner Erklärung" die Notwendigkeit einer aktiven Bildungspolitik verkündet wurde.3 Es folgte die so genannte Bildungsexpansion der 1960er Jahre, die zu einer enormen Ausdehnung des Bildungswesens auf allen Ebenen (Schule, Berufsbildung, Hochschule)4 und somit auch zu einem neuen Verhältnis von Hochschule, Beruf und Gesellschaft führte. Die Zahl der hochschulberechtigten Schulabsolventen in der Bundesrepublik ist von Mitte der 60er bis Mitte der 80er Jahre kontinuierlich von 50.000 auf 300.000 jährlich gewachsen. Aus bildungsökonomischer Sicht wurde der Anstieg an Hochschulabsolventen als Garantie zur langfristigen Absicherung des Wirtschaftswachstums und als Innovationsfaktor gesehen. Nachdem zu Beginn der 60er Jahre noch einem relativ geringen Teil der Bevölkerung der Weg zu einer universitären Bildung offen stand, wurde der Ausbau der Hochschulen darüber hinaus aus emanzipatorischer Sicht als Hoffnung verstanden, einen Beitrag zur Chancengleichheit zu leisten. Ralf Dahrendorf postulierte beispielsweise 1965 unter Verweis 1 So stammten von 100 Gymnasiasten in England und Frankreich 25 aus Arbeiterfamilien, in Schweden 23, in der Bundesrepublik Deutschland gerade einmal 8. Vgl. Glaser 1997, S.302. 2 Georg Picht: Die deutsche Bildungskatastrophe. Analyse und Dokumentation. 1964. 3 Vgl. Glaser 1997, S.301. 4 Vgl. Meyer in Stockmann 2002, S.53. 6 auf die seinerzeit im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in Deutschland extrem niedrige Abiturienten- und Studentenzahlen: "Bildung ist Bürgerrecht".5 Das Ende der 60er Jahre wurde später oft als 'goldenes Zeitalter der Bildungsexpansion' wahrgenommen. Jedoch erzeugten die Effekte der Bildungsexpansion bereits einen meist sorgenvollen Blick auf die Beschäftigungssituation von Akademikern. Eine vom Wissenschaftsrat6 in Auftrag gegebene Studie kam zu dem Schluss, dass bereits um 1980 die Zahl der Hochschulabsolventen doppelt so hoch sein werde, wie die Zahl der offenen Stellen, die üblicherweise mit Akademikern besetzt werden.7 Die Entwicklung der Studienanfänger- und Hochschulabsolventenzahlen führte daher in den 70er Jahren zu Diskussionen über den Absolventenverbleib, den Übergang von der Hochschule in den Beruf und die Bedeutung verschiedener Qualifikationskomponenten.8 Schlagworte wie 'Akademikerproletariat' und 'Qualifikationsüberschuss' prägten die Auseinandersetzungen. Einerseits wurde prognostiziert, dass sich die Beschäftigungsprobleme der Hochschulabsolventen in besonders hoher Akademikerarbeitslosigkeit niederschlagen werden, andererseits wurde eine Verdrängungshypothese formuliert, nach der die Absolventen durch die Übernahme von Berufspositionen, die nur Allerweltsqualifikationen verlangen, in Berufsfelder eindringen, für die ein Hochschulabschluss überhaupt nicht erforderlich ist.9 Obwohl diese Befürchtungen sich nicht bewahrheiteten, wurde deutlich sichtbar, dass der Übergang vom Studium in den Beruf und die ersten Jahre der Berufstätigkeit komplizierter und oft weniger geradlinig verlaufen. Das sich weit verbreitende Phänomen der 'vertikalen Substitution'10 führte außerdem zu kontroversen Debatten über ausbildungsadäquate Beschäftigungsverhältnisse und der Verwendung der im Studium erworbenen Qualifikationen. Es wurde diskutiert, ob das allmähliche Eindringen von Hochschulabsolventen in Positionen und Aufgabenbereiche, die in nächster Nachbarschaft zu den klassischen Akademikerbereichen standen, als "nicht 5 Ralf Dahrendorf: Gesellschaft und Demokratie in Deutschland. 1965. Der Wissenschaftsrat wurde am 5. September 1957 von Bund und Ländern gegründet; er ist das älteste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Europa. Mit der Unterzeichnung des 'Verwaltungsabkommens über die Errichtung eines Wissenschaftsrates' wurde damit zum ersten Mal auf deutschem Raum eine Einrichtung geschaffen, die einen Gesamtüberblick über die wissenschaftliche Arbeit in der Bundesrepublik geben und den Regierungen von Bund und Ländern Vorschläge für die Förderung der Wissenschaft unterbreiten soll. Vgl. url:http://www.wissenschaftsrat.de/Aufgaben/aufg_org.htm, Zugriff: 20.02.2007. 7 Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.9. 8 Betrachtet man den Zeitraum zwischen 1960 und 2001, so hat sich die Zahl der Studierenden von ca. 290.000 auf 1,8 Millionen mehr als versechsfacht. Vgl. Flegel 2003, S.4. 9 Vgl. Habenicht 1993, S.1. 10 "Horizontale Substitution liegt vor, wenn die Austauschbeziehung zwischen Ausbildungen auf derselben Ausbildungsebene erfolgt; vertikale Substitution liegt vor, wenn die Austauschbeziehung zwischen Ausbildungen verschiedener Ausbildungsebenen gegeben ist." Lange 1978, S.66. Zitiert nach: Grühn 1984, S.39. 6 7 wünschbarer 'Verdrängungswettbewerb' oder als potentiell nützliche Qualifikationsanhebung ('upgrading') zu verstehen sei."11 Es kam aufgrund der veränderten Beurteilung der Bildungsexpansion zu einer 'realistischen Wende' in der Bildungspolitik. Zahlreiche Modellversuche und Ansätze zu neuen Rahmensetzungen durch Studienreformdiskussionen führten im Jahre 1976 zur Verabschiedung des Hochschulrahmengesetzes, wodurch die Berufsvorbereitung stärker als zuvor zum Mandat der Hochschulen wurde. Hierin heißt es: "Die Hochschulen dienen entsprechend ihrer Aufgabenstellung der Pflege und der Entwicklung der Wissenschaften und der Künste durch Forschung, Lehre und Studium. Sie bereiten auf berufliche Tätigkeiten vor, die die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und wissenschaftlicher Methoden oder die Fähigkeit zu künstlerischer Gestaltung erfordern."12 Die dadurch stärker auf den Berufsverbleib bezogenen Diskussionen um die Auswirkungen der Studienangebote und -bedingungen wurden durch Schlagworte wie 'Praxisorientierung' und 'Interdisziplinarität' geprägt.13 Ehemalige Befürworter der Bildungsexpansion und konservative Vertreter, die eine Unterordnung des Bildungssystems unter das Beschäftigungssystem verlangten14, suchten durch neue Konzepte Wege aus der Krise zu finden. Vor diesem Hintergrund kam es in Deutschland zur Einführung von Institutionen zur Qualifikations- und Berufsforschung, so zum Beispiel das im Jahre 1978 gegründete Kasseler Wissenschaftliche Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung.15 In den 80er Jahren kühlte sich das öffentliche Interesse an Absolventenforschung ab, jedoch wurden Absolventenstudien zunehmend durchgeführt, um Impulse für Innovationen der Lehrbzw. Lernprozesse der Studiengänge zu erhalten.16 Der makrogesellschaftliche Ansatz der Diskussion über die Beziehungen zwischen Studium und Beruf wich Fragen über die Differenziertheit des Hochschulwesens sowie den individuellen Optionen der Studierenden und Absolventen. Gezielter wurden Fragen nach dem Berufserfolg von Absolventen einzelner Hochschulen und Fachbereiche gestellt.17 Die Flexibilitätsforschung und die Bedeutung von Schlüsselqualifikationen nahmen einen breiten Raum ein. Dieter Mertens, damals Direktor des Instituts für Arbeits- und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit postulierte 11 Teichler in Burkhardt 2000, S.10. Hochschulrahmengesetz §2, Abs.1. 13 Vgl. Grühn/ Hecht 2005, S.1. 14 Gegen eine 'funktionelle Subordination' des Bildungssystems unter das Beschäftigungssystem spricht, dass vom Beschäftigungssystem immer auch Arbeitskräfte absorbiert werden, deren Qualifikation nicht einem vermeintlichen Bedarf entsprechen. Teichler in Burkhardt 2000, S.10. 15 Vgl. Schomburg in Craanen 2005, S.29. 16 Vgl. Grühn/ Hecht 2005, S.1. 17 Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.10. 12 8 seine Ausführungen als "Thesen zu einer Schulung für eine moderne Gesellschaft"18. Sein Ansatz der Schlüsselqualifikationen ging von der Annahme aus, dass der Arbeitsplatz kein exaktes Abbild der im Studium erworbenen Qualifikationen sein kann. Neben den fachlichen Qualifikationen gäbe es zahlreiche andere Merkmale - beispielsweise Problemlösungsstrategien, sozio-kommunikative Stile, Praxiserfahrung und ein zügiges Studierverhalten - die über die Beschäftigungschancen der Absolventen entscheiden würden. Mertens definiert die Schlüsselqualifikationen: "[Schlüsselqualifikationen sind] solche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche nicht unmittelbar einen begrenzten Bezug zu bestimmten, disparaten praktischen Tätigkeiten, sondern vielmehr a) die Eignung für eine große Zahl von Positionen und Funktionen als alternative Optionen zum gleichen Zeitpunkt und b) die Eignung für die Bewältigung einer Sequenz von (meist unvorhersehbaren) Änderungen von Anforderungen im Laufe des Lebens [erbringen]."19 In seiner Zwischenbilanz der Flexibilitätsforschung wandte er sich gegen den damaligen Trend bildungspolitischer Forderungen, das Angebot bestimmter Studiengänge der zu erwartenden Arbeitskräftenachfrage prognostisch gegenüberzustellen, um rechtzeitig entgegenwirkende Schritte aufgrund eventueller Abweichungen ergreifen zu können.20 Nachdem die Westdeutsche Rektorenkonferenz den Hochschulen im Jahr 1988 empfahl, zur Evaluation von Studium und Lehre auch Absolventenbefragungen durchzuführen21, gewannen die Diskussionen über die Beziehungen von Studium und Beruf in den 90er Jahren wieder an öffentlichem Interesse. Obgleich keine grundsätzlich neuen Problemkreise aufgeworfen wurden, zeigte sich, dass die Notwendigkeit, innerhalb des Hochschulsystems neue gestaltende Akzente zu setzen, stärker ins Bewusstsein rückte. Die zentralen Fragestellungen waren Evaluation, Bedarfsermittlung, Wirtschaftswachstum, brain drain - brain gain, neue Studiengänge, Schlüsselqualifikationen und adäquate Beschäftigung. Absolventenstudien wurden somit nun häufiger als Evaluierungsinstrument eingesetzt.22 Die deutsche Wiedervereinigung und die Veränderungen angesichts der fortschreitenden Globalisierung und Internationalisierung lösten offenkundig eine größere Reformbereitschaft aus. Eine Steigerung der Studierquote wurde in vielen Ländern - jedoch nicht in der 18 Mertens 1974. Es sei jedoch festgehalten, dass Mertens die Urheberschaft des Konzeptes keineswegs beansprucht. "Bereits 1970 ist Mertens in seinen Überlegungen zur beruflichen Flexibilität und Schlussfolgerungen für die Gestaltung der Ausbildungssysteme in einer dynamischen Gesellschaft auf die Vermittlung von 'Schlüsselfähigkeiten' eingegangen und hat sich dabei auf eine Arbeit von Edding aus dem Jahr 1969 bezogen." Mugabushaka 2005, S.10. 19 Mertens 1974, S.566. 20 Vgl. Mugabushaka 2005, S.14. 21 Vgl. Daniel 1996, S.150f. 22 Vgl. Grühn/ Hecht 2005, S.1. 9 Bundesrepublik - seit Beginn der 90er Jahre wieder für sinnvoll erachtet. Es häuften sich die Stimmen, dass Europa dabei gegenüber den USA und Japan aufzuholen hat.23 So sind im Rahmen der Hochschulforschung seit Ende der 90er Jahre drei Akzentverschiebungen zugunsten der Analyse von Reformexperimenten, der Evaluationsforschung und der Stärkung des internationalen Vergleichs zu erkennen.24 1.2. Absolventenforschung heute Angesichts der allseits spürbaren finanziellen Engpässe im Bildungssektor sind heute im Higher Education Sector (HES)25 und in der Hochschulforschung Fragen der Qualitätssicherung26 in den Vordergrund getreten. Hochschulen müssen immer häufiger die Effektivität ihrer Aktivitäten und ihrer Ressourcennutzung sowie das Ausmaß ihrer Erträge insgesamt belegen. Dabei sind die wichtigsten aus dem englischen Sprachraum stammenden Begriffe 'accountability' und 'evaluation'.27 Qualität und Effizienz sind somit zu Schlüsselbegriffen in der Evaluationsforschung geworden, welche selbst mehr denn je im Mittelpunkt der Hochschul- und Studienreformdebatten steht. Absolventenstudien als Teil der Evaluationsforschung bekommen ihren Stellenwert in erster Linie durch die Messung der Erträge der Hochschulausbildung. Speziell dem 'Output' an und dem 'Outcome' der Studierenden nach Qualität und Quantität kommt bei der Beurteilung des Erfolges von Universitäten und Hochschulen zunehmende Bedeutung zu.28 Jedoch können sich Absolventenstudien nicht auf die reine 'Output-Messung' konzentrieren. "Evaluationsstudien, die auch zur Innovation an Hochschulen beitragen wollen, sollten daher 23 Vgl. Gleiser in Tessaring, S.13. Einerseits ist die Hochschulforschung in Ländern sehr ausgebaut, die einen großen strategischen Gestaltungsspielraum und Abteilungen für 'institutional research' haben (USA), andererseits in Ländern, die Einheiten für die Aufgabe der Weiterbildung der Lehrenden und die Studiengangentwicklung haben und in diesen Themenbereichen auch forschen (Australien, China). Vgl. Schwarz 2003, S.12. 24 Vgl. Schwarz 2003, S.14f. 25 "Dieser Sektor umfasst alle Universitäten, Technischen Hochschulen, Fachhochschulen und sonstigen postsekundären Bildungseinrichtungen ungeachtet ihrer Finanzierungsquellen oder ihres rechtlichen Status. Eingeschlossen sind auch alle Forschungsinstitute, Versuchseinrichtungen und Kliniken, die unter der direkten Kontrolle von Einrichtungen des Hochschulsektors arbeiten, von ihnen verwaltet werden oder mit ihnen verbunden sind." url:http://www.cews.org/statistik/glossar.php?aid=81&al=H&rid=, Zugriff: 20.02.2007. 26 Vergleiche beispielsweise das seit Januar 1998 bestehende Projekt Qualitätssicherung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). url:http://www.hrk.de/de/projekte_und_initiativen/121.php, Zugriff: 20.02.2007. 27 "Es genügt hier, darauf zu verweisen, dass mit 'Evaluation' eine systematische Bewertung intendiert ist, die sich (a) auf die Vorraussetzungen und Ressourcen der zu evaluierenden Einheit (Maßnahmen, Programme und Institutionen) oder ausgewählter Funktionen dieser Einheit (z.B. die Ausbildungsfunktion des Fachbereichs) bezieht, (b) auf die Prozesse (zum Beispiel das Verhalten der zentralen Akteure dieser Einheiten) und (c) auf die Erträge - entweder im engeren Sinne entsprechend den intendierten Zielen ('output') oder auch auf die Wirkungen in einem weiteren Sinne ('outcomes')." Schomburg Handbuch, S.A.17f. 28 Vgl. ebd. 10 immer die Prozesse an den Hochschulen so weit einbeziehen, dass sie zur Erklärung der Erträge beitragen können."29 Es wird sichtbar, dass Absolventenstudien in diesem Zusammenhang wertvolle Informationen zur Evaluation der Hochschullehre beitragen können. Nach einem vorübergehenden Rückgang der Aktivitäten im Bereich der Absolventenforschung hat in den vergangenen Jahren das Interesse an Absolventenstudien und Hochschulevaluierung wieder zugenommen. Jedoch hat "das zunehmende Interesse an Evaluation […] der Forschung über Hochschulfragen nicht nur Anregungen und zusätzliche Ressourcen erbracht, sondern auch eine Zunahme an Scharlatanerie der Analysen und an fragwürdigen Interpretationen."30 Erleichterung zur Durchführung von Absolventenstudien kann eine Ausweitung der Kooperation innerhalb des HES mit sich bringen. Stellvertretend seien hier die überaus guten Beziehungen genannt, die der Arbeitsbereich Absolventenforschung am Fachbereich Politikund Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin (unter der Leitung von Dr. Dieter Grühn) mit dem Internationalen Zentrum für Hochschulforschung Kassel (INCHER-Kassel)31 und der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) in Hannover pflegt.32 Auch sind erste Versuche einer Standardisierung von Erhebungsinstrumenten unternommen worden. Ein Handbuch zur Durchführung von Absolventenstudien gibt gezielte Hilfestellungen für eigene Studien.33 Außerdem werden sich in Zukunft durch OnlineBefragungen erhebliche Zeit- und Kostenreduzierungen verwirklichen lassen. Das Internationale Zentrum für Hochschulforschung Kassel hat mit 'online.QTAFI' Tools entwickelt, die interessierten Hochschulen zur Verfügung gestellt werden können.34 Beispielhaft für den derzeitigen Aufschwung, der die Absolventenforschung in der jüngsten Vergangenheit ergriffen hat, seien hier zwei Projekte genannt35: Im Rahmen der Europäischen Hochschulabsolventenstudie koordinierten Harald Schomburg und Ulrich Teichler für Deutschland 29 die größte international vergleichende Ebd., S.A.18. Ebd., S.A.14. 31 Bis März 2006 war das Internationalen Zentrum für Hochschulforschung bekannt unter dem Namen 'Wissenschaftliches Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung der Universität Kassel (WZ1)'. 32 Vgl. http://www.his.de/, Zugriff: 20.02.2007. 33 "Handbuch zur Durchführung von Absolventenstudien" url:http://www.uni-kassel.de/wz1/PROJEKTE/ ABS/stab02a.pdf und (in englischer Sprache) "Entwicklung von Instrumentarien zur Durchführung von Absolventenstudien - Handbuch Absolventenstudien" url:http://www.uni-kassel.de/wz1/f_allepro/f_abs005.ghk. Zugriff: 20.02.2007. 34 Kontakt: Harald Schomburg - [email protected] 35 Im Ergebnisbericht der Kasseler-Studie sind die Resultate für die Sozialwissenschaften getrennt ausgewiesen (Schomburg 2001). Im Ergebnisbericht der HIS-Studien ist das leider nicht der Fall (Holtkamp 2001). Vgl. Brüderl in Stockmann, S.201. 30 11 Hochschulabsolventenstudie, in deren Rahmen 40.000 Hochschulabsolventen des Abschlussjahrganges 1995 befragt wurden.36 Die HIS - Absolventenuntersuchungen haben eine fast 30-jährige Tradition. Zwischen 1990 und 1999 wurde jeder vierte Prüfungsjahrgang von Erstabsolventinnen und Erstabsolventen befragt, was den sukzessiven Aufbau von Zeitreihen ermöglichte.37 Einen Überblick über die Ergebnisse von allen zugänglichen Absolventenstudien in der Bundesrepublik in den 90er Jahren findet man in einer von Burkhardt, Schomburg und Teichler 1998 erstellten methodischen Übersicht von 157 Absolventenstudien.38 Trotz des potenziell hohen Erkenntnisgewinns aus Absolventenbefragungen kommt Ulrich Teichler nach gründlicher Auswertung von 82 dieser Studien zu dem Schluss, dass "zwischen dem gewachsenen Bewusstsein über die Komplexität der Beziehungen von Hochschule und Beruf und dem Rekurs auf systematische Informationen zu dieser Thematik […] eine große Lücke [klafft]."39 36 Im Mittelpunkt der Europäischen Hochschulabsolventenstudie, die zwischen Dezember 1998 und Frühjahr 1999 durchgeführt wurde, stand eine schriftliche Befragung von über 100.000 Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen in zwölf Ländern. Hinweise auf Publikationen der Ergebnisse der Studie finden sich im Internet. Vgl. url:http://www.uni-kassel.de/wz1/tseregs.htm, Zugriff: 20.02.2007. Vgl. Schwarz 2003, S.29. 37 Das Hannoveraner Hochschul-Informations-System (HIS) führt im staatlichen Auftrag große bundesweit repräsentative Absolventenbefragungen durch. Insgesamt wurden bisher zwei Befragungen pro Jahrgang durchgeführt. Die erste Befragung fand im Schnitt 1 bis 1,5 Jahre nach dem Examen statt; die zweite folgte in einem Abstand von weiteren vier Jahren, also rund 5 Jahre nach dem Abschluss. Für den Prüfungsjahrgang 1997 war erstmals eine dritte Befragung geplant, die zehn Jahre nach dem Examen stattfinden soll. Vgl. url:http://www.his.de/Abt2/Berufseintritt/absolventenprojekt/, Zugriff: 20.02.2007. 38 Burkhardt, Anke/ Schomburg, Harald/ Teichler, Ulrich (Hrsg.): Hochschulstudium und Beruf - Ergebnisse von Absolventenstudien, Bonn: Bundesministerium für Bildung und Forschung 2000. 39 Teichler in Burkhardt 2000, S.11. 12 2. Arbeitsmarkt 2.1. Die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes Die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes ist seit längerem enttäuschend, speziell aufgrund des trendmäßigen Anstiegs der Arbeitslosigkeit und der relativ geringen Zunahme der Erwerbstätigkeit. Vollbeschäftigung im engeren Sinne gab es in den alten Bundesländern zuletzt zu Beginn der 70er Jahre. Spätestens zehn Jahre später - zu Beginn der 80er Jahre hatte sich die Arbeitslosigkeit auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt verfestigt.40 Trotz eines zwischendurch deutlichen Beschäftigungsaufbaus in den 80er Jahren fehlten 1991 infolge der steigenden Erwerbsbeteiligung speziell verheirateter Frauen und der Zuwanderung von Übersiedlern, Aussiedlern und Ausländern 2,9 Millionen Arbeitsplätze - 1,7 Millionen Personen waren in Westdeutschland arbeitslos gemeldet.41 Obwohl der durch die Wiedervereinigung ausgelöste Boom die Arbeitslosigkeit kurzzeitig auf einen Wert von gut 6% drücken konnte, lässt sich feststellen, dass die Arbeitslosigkeit von Rezension zu Rezension zugenommen hat. Aufgrund der spürbaren Effekte der weltweiten Rezension von 1993 einerseits und der Wiedervereinigung und dem damit verbundenen Systemwechsel (wobei rund ein Drittel aller Arbeitsplätze in Ostdeutschland verloren gingen) andererseits, verschlechterte sich der Arbeitsmarkt zwischen 1991 und 1997 rapide. Die Arbeitslosenquote erreichte 1997 einen Rekordstand von über 11% und die Erwerbstätigenquote42 einen Minusrekord von 67%.43 Durch den Wirtschaftsaufschwung in den Jahren 1998-2001 wurde der Arbeitsmarkt in Westdeutschland kurzzeitig entlastet. Die Arbeitslosenquote sank zwischen 2000 und 2002 auf unter 10%, jedoch konnte der Arbeitsmarkt in den ostdeutschen Bundesländern nicht davon profitieren. Auch die letzte leichte Erholung der Konjunktur im Jahre 2004 hat sich noch nicht spürbar positiv auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar gemacht. Die Arbeitslosigkeit verharrt seit drei Jahren mit gut 10% auf hohem Niveau.44 Darüber hinaus verdeutlicht der Rückgang der Beschäftigtenzahlen um 0,4% auf 64,6% zwischen 1991 und 2003 die geringe Beschäftigungsdynamik in Deutschland.45 40 Vgl. Allmendinger 2005a, S.17. Vgl. Emmerich 2001, S.4. 42 Es muss hierbei erwähnt werden, dass sich die Erwerbstätigenquote insofern von der Erwerbsquote unterscheidet, als dass sie nur den Anteil der erwerbstätigen Personen, nicht aber der Arbeitslosen an der Gesamtbevölkerung erfasst. Vgl. url:http://www.socialinfo.ch/cgi-bin/dicopossode/show.cfm?id=172, Zugriff: 20.02.2007. 43 Vgl. Allmendinger 2005a, S.17. 44 Die aktuellen Arbeitslosen- und Erwerbstätigenzahlen finden Sie im Bericht über die Entwicklung des Arbeitsmarkts der Bundesagentur für Arbeit. Vgl. url:http://www1.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/, Zugriff: 20.02.2007. 45 Der Anstieg der Beschäftigungszahlen seit dem Jahr 2003 ist im Wesentlichen auf die rasante Zunahme der geringfügigen Beschäftigung (Minijobs) zurückzuführen. Vgl. Allmendinger 2005a, S.18. 41 13 Aus den vorangegangenen Erläuterungen wird ersichtlich, dass die Arbeitsmarktkrise in Deutschland das Ergebnis eines lang anhaltenden Prozesses ist, im Verlauf dessen die Arbeitslosigkeit und die Unterbeschäftigung von Rezension zu Rezension angestiegen sind. Nach Jahrzehnten enttäuschender Arbeitsmarktzahlen ist die konjunkturelle zunehmend in strukturelle Arbeitslosigkeit umgeschlagen, die sich insbesondere durch das hohe Niveau der Langzeitarbeitslosigkeit äußert.46 2.2. Der Arbeitsmarkt für Akademiker Bereits in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts entstand aufgrund der Weltwirtschaftskrise eine umfangreiche Literatur über die soziale Stellung und die Arbeitsbedingungen des 'geistigen Proletariats', die sich später zu der Frage nach Angebot und Nachfrage an akademischen Berufen überhaupt ausweitete.47 Es wurden sowohl die ökonomischen als auch berufsständischen Probleme diskutiert, die eine Zunahme an 'Überqualifizierten' und die Entstehung eines 'akademischen Proletariats' zur Folge haben könnte. Einerseits wurde argumentiert, dass die kostenintensive Ausbildung hoch qualifizierter Arbeitskräfte in wirtschaftlich schlechten Zeiten sicherlich zum Gegenstand von Debatten werden würde, und andererseits "ein forciertes Anwachsen der Aspiranten auf eine mit Privilegien ausgestattete Berufsposition immer eine Bedrohung vorhandener Status- und Prestigesysteme [darstellen würde]".48 Den Bedenken zum Trotz nahm kontinuierlich und nimmt weiterhin der Anteil der Akademiker im Beschäftigungssystem in der Bundesrepublik wie in allen anderen entwickelten Industrienationen zu. Der Anteil der Erwerbstätigen in Deutschland, der über einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss verfügt, stieg zwischen 1991 und 2004 von 12% auf 18% der Gesamtbevölkerung - die Zahl der erwerbstätigen Akademiker insgesamt von 4,3 auf 6,1 Millionen. Die Akademiker waren damit auch die einzige Qualifikationsgruppe, die in diesem Zeitraum Beschäftigungszuwächse für sich verbuchen konnte.49 Dieser Beschäftigungszuwachs konzentriert sich auf die Dienstleistungsbereiche und hier vor allem auf die gesellschaftsbezogenen Dienstleistungen50. 46 Für genauere Erläuterungen der Strukturmerkmale der Unterbeschäftigung in Deutschland (beispielsweise die geringe Erwerbstätigenquote älterer Arbeitnehmer und Geringqualifizierter) bietet das "IAB Handbuch Arbeitsmarkt" von Allmendinger/ Eichhorst/ Walwei 2005 einen guten Einstieg. 47 Vgl. Ben-David 1961, S.104ff. 48 Schlegelmilch 1987, S.6. 49 Vgl. Allmendinger 2005b, S.31. 50 Der Mikrozensus unterscheidet den Tertiären Sektor in: 1. Handel, Verkehr, wirtschaftsbezogene Dienstleistungen, 2. haushalts-/freizeitbezogene Dienstleistungen und 3. gesellschaftsbezogene Dienstleistungen. 1993 arbeiteten bereits 84% aller Universitäts- und 63% aller Fachhochschulabsolventen im Tertiären Sektor. Vgl. Parmentier in Tessaring 1996, S.47ff. 14 2.2.1. Privilegierte Akademikerarbeitslosigkeit Nachdem noch in den 60er Jahren ein Studium in Deutschland in der Regel einen mit überdurchschnittlichem Einkommen und hohem Sozialprestige ausgestatteten Arbeitsplatz garantierte, verlor diese privilegierte Stellung der Akademiker seit Mitte der 70er Jahre an Selbstverständlichkeit. In den 80er Jahren sah es so aus, als ob sich die Arbeitslosenquoten nach Ausbildungsebenen immer mehr annäherten und nur Personen ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung überdurchschnittlich von der Arbeitslosigkeit betroffen wären.51 In den 90er Jahren stieg jedoch die Arbeitslosenquote von Personen mit Lehr- oder Fachabschlüssen stärker an als die Quote der Personen mit Hochschulabschluss, so dass sich bis heute die Arbeitslosenquoten der Hochqualifizierten als die niedrigsten aller Qualifikationsgruppen präsentieren.52 Mit einer Quote zwischen 4% und 5% liegt sie seit bereits einem guten Jahrzehnt konstant etwa halb so hoch wie die Arbeitslosenquote der Erwerbsbevölkerung insgesamt.53 Obgleich Akademikerinnen nach wie vor etwas häufiger von der Arbeitslosigkeit betroffen sind als Akademiker (2004 Bundesgebiet 4,7% zu 3,5%), sind auch sie im Vergleich zu den Frauen anderer Qualifikationsgruppen seltener arbeitslos.54 Schließlich zeigt ein Blick auf die Arbeitslosenquote der Akademiker in der Altersgruppe von 55 bis 64 Jahren, dass eine akademische Ausbildung nicht nur vor drohender Arbeitslosigkeit schützt: "Sie hilft offensichtlich [auch], das Arbeitsvermögen bis zum Rentenalter länger und besser zu nutzen."55 So beträgt ihre Arbeitslosenquote im Bundesdurchschnitt 3,5% im Vergleich zu 10% bei der Erwerbsbevölkerung insgesamt. "Je niedriger die formale Qualifikation, desto schlechter die Position auf dem Arbeitsmarkt - und umgekehrt."56 Diese Faustregel gilt weiterhin weitgehend unabhängig von Studienfach, Konjunktur und Geschlecht für alle Akademiker. 2.2.2. Einkommensstrukturen der Akademiker Das Durchschnittseinkommen von Akademikern liegt nach wie vor deutlich höher als bei Erwerbstätigen mit oder ohne Berufsausbildung. Nach Daten des Sozio-oekonomischen 51 Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.16. 2004 betrug die Arbeitslosenquote insgesamt 9,2% (Alte Länder und Berlin-West) bzw. 19,9% (Neue Länder und Berlin-Ost). Die qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote für Personen ohne Berufsabschluss lag bei 21,7% bzw. 51.2%; für Personen mit Lehr- oder Fachabschlüssen bei 7,3% bzw. 19,4% und für Personen mit Hoch- oder Fachhochschulabschluss bei 3,5% bzw. 6,0%. Vgl. Reinberg/Hummel 2005, Abb. 1, S.2. 53 Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.15 und Reinberg/Hummel 2005, Abb. 1, S.2. 54 Vgl. Allmendinger 2005b, S.33. 55 Reinberg 2005, S.1. 56 Ebd. 52 15 Panels57 lag der Durchschnittslohn von Universitäts- und Fachhochschulabsolventen in abhängiger Beschäftigung 2002 in Westdeutschland bei 21€ im Vergleich zu 14€ bzw. 12€ bei Beschäftigten mit oder ohne abgeschlossener Berufsausbildung. In Ostdeutschland betrug der Lohn der Höherqualifizierten 16€ im Vergleich zu 10€ bzw. 9€.58 Die Zahlen decken sich mit den Berechnungen der OECD, nach der das durchschnittliche Jahreseinkommen von Hochschulabsolventen im Jahre 1996 etwa 50% höher lag als das der Personen, die eine berufliche Ausbildung abgeschlossen haben.59 Während sich im Westen der Einkommensabstand von Hochschulabsolventen zum Rest der Bevölkerung verringert hat, hat dieser sich im Osten dagegen vergrößert. Zusammenfassend kann gesagt werden: Im Untersuchungszeitraum von 1992 bis 2002 "weisen AkademikerInnen Einkommenskarrieren auf als die Angehörigen anderer Qualifikationsgruppen." 60 steilere An der privilegierten Einkommenssituation der Akademiker hat sich somit nichts geändert. Die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern erscheint gewaltig. So verdienten Universitätsabsolventinnen im Jahr 1993 etwa 40% weniger als ihre männlichen Kollegen. Unter den Fachhochschulabsolventen war der Einkommensrückstand der Frauen mit 51% noch gewaltiger. Eine geschlechtsspezifische Studienfachwahl kann hier jedoch nur als eine Erklärung dienen.61 Ergänzend finden sich Frauen häufiger als Männer in mittleren und unteren, seltener in höheren Einkommensregionen wieder. Franziska Schreyer weist allerdings darauf hin, dass die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern abzunehmen scheinen und weiterhin Akademikerinnen erwartungsgemäß deutlich mehr als ihre Geschlechtgenossinnen mit abgeschlossener Berufsausbildung verdienen.62 Teichler ist der Ansicht, dass daher auch kein 'bildungsökonomisches Investitionskalkül' das Verhalten der Studierenden zu prägen scheint. Befragungen haben gezeigt, dass die Mehrzahl der Absolventen sich nach ihrem Abschluss "eine interessante, herausfordernde, kognitiv anspruchsvolle und mit Dispositionsspielräumen ausgestattete Berufstätigkeit sucht und dabei davon überzeugt ist, daß sich im Regelfall auch entsprechende Einkommensvorteile ergeben."63 Die Frage, inwieweit sich die Einkommensausfälle und Kosten während des Studiums im Laufe des Berufslebens als eine Art Kapitalinvestition in seine Person verzinsen, 57 Das Sozio-oekonomische Panel ist eine repräsentative Längsschnittstudie privater Haushalte in der Bundesrepublik Deutschland seit 1984, Vgl. url:http://www.diw.de/deutsch/sop/, Zugriff: 20.02.2007. 58 Vgl. Allmendinger 2005b, S.31. 59 Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.18. Zahlen zu den Einkommensstrukturen Anfang der 90er Jahre finden sich bei Parmentier in Tessaring 1996, S.57. 60 Allmendinger 2005b, S.31. 61 Vgl. Parmentier in Tessaring 1996, S.57. 62 Vgl. Schreyer 2001, S14. 63 Teichler in Burkhardt 2000, S.18. 16 wird aufgrund der immer noch privilegierten Einkommenssituation von Hochschulabsolventen vernachlässigt. 2.2.3. Adäquate Akademikerbeschäftigung Seit geraumer Zeit wird in Deutschland ein größerer Anteil an Höherqualifizierten gefordert, aber auch eine Zunahme an Hochschulabsolventen in Tätigkeiten festgestellt, "für deren Bewältigung traditionell ein Hochschulabschluss nicht als zwingend erscheint beziehungsweise eine Zunahme in Positionen, die nicht die typischen Wunschpositionen von Akademikern sind."64 In der Arbeitsmarktforschung wird inadäquate Beschäftigung bzw. Erwerbstätigkeit meist synonym zu unterwertiger Erwerbstätigkeit bzw. Beschäftigung verwendet. Es wird hierbei erst dann von unterwertiger Erwerbstätigkeit gesprochen, wenn das Anforderungsniveau deutlich unter den formalen Qualifikationen des Erwerbstätigen liegt. Nach Teichler erfüllt diese vom Idealtyp akademischer Beschäftigung abweichende inadäquate Beschäftigung gewöhnlich einige oder sämtliche der folgenden Kriterien: einen inadäquaten Status: zum Beispiel ein geringeres Einkommen, eine niedrigere Position oder ein geringeres gesellschaftliches Ansehen, als es für Personen mit Hochschulabschluß üblich ist, eine geringere Chance, die im Studium erworbenen Qualifikationen beruflich zu verwenden, ein geringeres Anspruchsniveau der beruflichen Tätigkeit im Hinblick auf kognitive Anforderungen und Problemlösungsfähigkeit, eine geringere Attraktivität des beruflichen Einsatzes und der beruflichen Aufgaben gegenüber dem, was Hochschulabsolventen - wie Absolventenstudien belegen - mehrheitlich hoch schätzen: hohe Dispositionsspielräume, hohe Verantwortlichkeiten, eine fordernde Arbeit und hohe Chancen zur Weiterqualifizierung - kurz eine "interessante Arbeit".65 Nach Brüderl und Reimer konzentriert sich die Diskussion überwiegend auf die ersten beiden Dimensionen, weil diese relativ leicht messbar erscheinen. Die erste Dimension wird oftmals auch als 'Niveauadäquanz', die zweite als 'Fachadäquanz' bezeichnet.66 Bei inadäquater Beschäftigung handelt es sich um eine vertikale Substitution, und nicht - wie beispielsweise bei einem Diplom-Politologen, der als Personalleiter arbeitet - um eine horizontale Verschiebung der beruflichen Flexibilität.67 Grühn verdeutlicht, was hier mit vertikaler Substitution gemeint ist. Es werden "demnach Vorgänge angesprochen, die […] heute unter 64 Teichler 1994, S.27. Teichler in Burkhardt 2000, S.17. 66 Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S. 210. 67 Vgl. Flegel 2003, S.12. 65 17 dem Stichwort Verdrängungswettbewerb diskutiert werden. Ein Prozeß, in dem die schichtspezifische Statusselektion vermittelt über Variablen des Bildungssystems abgewickelt wird, da schichtmäßig variierende Sozialisationsergebnisse in ihrer Wirkung im Bildungssystem zum Tragen kommen."68 Vertikale Substitution liegt demnach vor, wenn die Austauschbeziehung zwischen Ausbildungen verschiedener Ausbildungsebenen gegeben ist. Da zur Operationalisierung der Ausbildungsadäquanz verschiedene Konzeptionen und Definitionen zugrunde gelegt werden, liegen abweichende Ergebnisse vor, in welchem Maße die Beschäftigungsverhältnisse von Akademikern ausbildungsadäquat sind. Weißhuhn und Rövekamp kommen in der Analyse des zweiten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung von 2004 zu dem Ergebnis, dass "kaum Verdrängungsprozesse […] nach unten stattgefunden haben. Die Arbeitskräftenachfrage hat weiterhin höher qualifizierte Arbeitskräfte angefordert, ohne dabei in wesentlichem Umfang Erwerbstätige mit darunter liegenden Qualifikationsniveaus direkt zu ersetzen".69 Büchel und Matiaske verweisen dagegen auf Ergebnisse verschiedener Untersuchungen, nach denen die Zahl der inadäquat beschäftigten Akademiker in Deutschland zwischen 10% und 25% liegt.70 Nach Ergebnissen der Europäischen Hochschulabsolventenstudie empfanden 16% der Absolventen der Bundesrepublik ihre berufliche Situation als nicht ausbildungsadäquat; der europäische Durchschnitt lag hier bei 13%.71 Trotz unterschiedlicher Ergebnisse bestätigt die Mehrzahl der Studien zumindest, dass eine weitaus größere Zahl an Hochschulabsolventen nicht eindeutig adäquat oder inadäquat beschäftigt sind, als die Zahl derjenigen, die eindeutig als inadäquat einzustufen sind.72 Obgleich die Hochschulabsolventen die Verwendungsmöglichkeiten der im Studium erworbenen Qualifikationen als gering einschätzen, geht aus den Ergebnissen der Kasseler Absolventenstudie73 hervor, dass eine als inadäquat eingeschätzte Beschäftigung zum Teil auch bewusst hingenommen wird. Als Gründe für diese Beschäftigungssituation werden beispielsweise angeführt, dass die Arbeit wichtig und interessant ist, als Voraussetzung für weitere Berufsziele dient, bessere Karrierechancen bietet als eine fachnahe Tätigkeit oder aber auch die Wahlmöglichkeiten familienbedingt beschränkt sind.74 68 Grühn 1984, S.39. Weißhuhn 2004, S.132. 70 Ihrer Studie zufolge ist jeder neunte Hochschulabsolvent nicht ausbildungsadäquat beschäftigt, 25% nach Schätzung des Stifterverbandes der deutschen Wirtschaft (1993), 20% nach dem Institut der deutschen Wirtschaft (1994) und 10% bis 15% nach dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit. Vgl. Büchel 1996, S.60. 71 Vgl. Schomburg in Schwarz 2003, S.38ff. 72 Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.18. 73 Vgl. url:http://www.uni-kassel.de/wz1/f_allepro/f_abs004.htm, Zugriff: 20.02.2007. 74 Vgl. Flegel 2003, S.17. 69 18 In diesem Zusammenhang dürfen aber auch nicht die Phasen der Weiterbildung zur Anhebung des Qualifikationsniveaus und somit der Ertragsrate der Hochschulabsolventen vergessen werden. War es Mitte der 70er Jahre höchstens für die Absolventen der Geistesund Sozialwissenschaften erforderlich über wirtschaftsnahe Zusatzqualifikationen zu verfügen, wird heute ein immer wichtiger werdendes Merkmal von Erwerbsläufen die Teilnahme an (formeller) Weiterbildung. In der Literatur oft als 'Matthäus-Prinzip' ('Denn wer da hat dem wird gegeben') bezeichnet, kommen Untersuchungen einvernehmlich zu dem Schluss, dass berufliche Weiterbildung umso häufiger erfolgt, je höher das (bereits) erreichte Qualifikationsniveau ist.75 2.2.4. Der Übergang in problematische Beschäftigungsbedingungen Bei einem Großteil der Hochschulabsolventen zeigen sich Schwierigkeiten bei der Berufseinmündung in den ersten beiden Jahren nach dem Studienabschluss, in denen eine oder mehrere Phasen der Arbeitslosigkeit vorkommen. Teichler spricht in diesem Zusammenhang von mehr als 20% der Absolventen, die "in den 90er Jahren einige Zeit weder mit weiterem Studium noch mit Erwerbstätigkeit verbracht"76 haben. Jedoch blieb eine Arbeitslosigkeit über zwei Jahre hinaus auch in den 90er Jahren selten. Auch Reinberg und Hummel weisen darauf hin, dass Arbeitslosigkeit seit Anfang des Jahrhunderts wieder stärker ein Problem des Übergangs vom Studium in den Beruf bzw. der ersten Berufsjahre geworden ist. Nachdem der Anteil der Jüngeren (unter 35 Jahren) an den gemeldeten Arbeitslosen in den 90er Jahren noch sank, lag die Akademikerarbeitslosenquote bis maximal 34 Jahre "2004 mit 4,8 Prozent fast doppelt so hoch wie im Jahr 2000 mit 2,6 Prozent."77 Kennzeichnend für diese Phase des Übergangs vom Studium in den Beruf ist für Akademiker laut Teichler eine Phase der 'Sucharbeitslosigkeit' der Absolventen. Darüber hinaus ist die Zahl der faktisch Arbeitslosen schwer zu ermitteln, da sich viele "Absolventen wegen mangelnder Stellenangebote ganz mit der Stellensuche oder auch anderen Tätigkeiten beschäftigen, ohne sich als Arbeitslose einzustufen."78 Aber auch die Zahl derjenigen Hochschulabsolventen, die außerhalb traditioneller Tätigkeitsbereiche in ausbildungsfremden und daher meist als inadäquat angesehenen Beschäftigungsverhältnissen tätig sind, nimmt stetig zu. Seit Mitte der 90er Jahre wird daher eine Diskussion um die 'Erosion der 75 Vgl. Allmendinger 2005b, S.32. Teichler in Burkhardt 2000, S.16. 77 Reinberg 2005, S.5. 78 Teichler in Burkhardt 2000, S.16. 76 19 Normalarbeitverhältnisse' geführt. Teilzeitbeschäftigungen, zeitlich befristete Arbeitsverträge, Angebote für Werkverträge o.ä. und Angebote als Scheinselbstständige, - d.h. überwiegend Tätigkeiten für eine Organisation auszuüben ohne in den Schutz der üblichen Leistungen für Arbeitnehmer zu gelangen - sind Verhältnisse, auf die sich Absolventen immer stärker einrichten müssen.79 Nach Auswertung einer vom Bundesinstitut für Bildung und IAB im Winter 1998/99 gemeinsam durchgeführten Erhebung arbeiten Universitätsabsolventen mit einem Anteil von 10% am zweithäufigsten (nach den Personen ohne Ausbildungsabschluss mit 21%) in Erwerbsformen, die als 'unsicher' eingestuft wurden. 'Unsichere Beschäftigung' als Gegenstück zum Konstrukt 'Normalarbeitsverhältnis' beinhaltet neben der befristeten Beschäftigung noch Leiharbeit, geringfügige Beschäftigung und Freie Mitarbeit.80 So zeigt sich in der HIS-Studie aus dem Jahre 2002, in der der Berufseinstieg der Abschlussjahrgänge 1984, 1989, 1993 und 1997 bis zu ca. einem Jahr nach dem Examen untersucht wurde, dass in der privaten Wirtschaft der Anteil an unbefristeten Voll- und Teilzeitbeschäftigungen von 67% (des Jahrgangs 1984) auf 48% der Absolventen (des Jahrgangs 1997) sank. Im Gegensatz dazu stieg der Anteil der befristeten bzw. Honorar- und Werkverträgen von 10% (Jahrgang 1989) auf 25% (Jahrgang 1997) an.81 Der Anteil befristeter Verträge im Stellenpool der Agentur für Arbeit stieg im Jahre 2005 auf 29,1% aller angebotenen Stellen (33.707 Stellen) und erreichte damit den höchsten Wert seit der Jahrtausendwende.82 Jedoch zeigt die Nachfolgestudie der HIS GmbH auch, dass der Anteil an unbefristeten Verträgen nach drei bzw. fünf Jahren anstieg und sich somit die beruflichen Biographien konsolidierten. Entsprechend haben nach Zahlen der Europäischen Hochschulabsolventenstudie nur noch knapp ein Viertel der deutschen Hochschulabsolventen vier Jahre nach dem Examen befristete Verträge.83 Nach Teichler kann aus der bisherigen Datenlage noch kein einheitliches Bild gewonnen werden, ob es sich bei der 'Erosion des Normalarbeitsverhältnisses' lediglich um ein Phänomen der Zeit des Übergangs von Studium in den Beruf handelt "oder ob sich solche teils als 'problematisch', teils als 'flexibel' gedeuteten - Beschäftigungsverhältnisse im Gegenteil deutlich ausweiten und damit auch für längere Phasen der beruflichen Karriere kennzeichnend werden."84 79 Vgl. Teichler in Burkhardt 2000, S.16. Vgl. Reinberg 2003b, S.3. 81 Vgl. Minks 2002, S.19f. 82 Mit der großen Zahl der befristeten Stellen korrespondiert auch die Tatsache, dass Personaldienstleiter (Zeitarbeitsunternehmen und Personalvermittler) bei weitem die meisten Stellenangebote anbieten. Vgl. Arbeitmarkt Kompakt 2006 - Gesamtentwicklung, S.4. 83 Vgl. Schomburg 2003, S.36. 84 Teichler in Burkhardt 2000, S.17. 80 20 2.3. Der Arbeitsmarkt von Sozialwissenschaftlern und Politologen Erst nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich die Politikwissenschaft als eigenständige Fachwissenschaft an den deutschen Hochschulen. Keine zwei Jahrzehnte später, im Jahre 1968 klagte Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt bereits: "Wir haben zu viele Soziologen und Politologen. Wir brauchen viel mehr Studenten, die sich für anständige Berufe entscheiden, die der Gesellschaft nützen."85 Angesichts der (anhaltend) schwierigen Arbeitsmarktsituation, des (langsam abebbenden) Rufes nach Verringerung der Studentenzahlen und der knapper werdenden öffentlichen Mittel stellt sich für Sozialwissenschaftler im Allgemeinen und Politologen im Speziellen die Frage nach dem Verhältnis von Bildungs- und Beschäftigungssystem. Ein Grund hierfür ist sicherlich auch das Fehlen eines bestimmten Berufsbildes und Karrieremusters für Politologen, da die durch die Fachbezeichnung suggerierte Wahl 'Politik als Beruf'86 - wie sie bereits von Max Weber beschrieben wurde von den wenigsten Absolventen nach ihrem Studium der Politikwissenschaft ergriffen wird. Im Vergleich zu anderen Disziplinen - beispielsweise dem Mediziner, der Arzt wird oder dem Juristen, der Anwalt wird - besitzt der (Diplom-)Politologe somit eine geringe Berufsfeldprägnanz.87 Dieses Fehlen eines klar strukturierten Zugangs zur Arbeitswelt erfordert Eigeninitiative und Selbstorientierung. Gleichzeitig bietet dieser Berufspluralismus auch die Chance, durch individuelle Gestaltung und Flexibilität Beschäftigungsfelder in Zeiten schwacher Konjunktur auf dem Arbeitsmarkt wechseln zu können. So haben laut Aussage der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit diejenigen Hochschulabsolventen, "mit ausgezeichneten aktuellen und breit angelegten fachlichen sowie außerfachlichen Qualifikationen, die Arbeitgeber in Zeiten mit geringem Personalbestand flexibel einsetzen können"88, gute Chancen auf Einstellung. 2.3.1. Arbeitslosenzahlen Die Arbeitslosenquote für Sozialwissenschaftler im engeren Sinne (Soziologen und Politologen)89 "wird in der Regel etwas höher als die Quote der Uni-Absolventen geschätzt und liegt bei 6%."90 Während jedoch die Akademikerarbeitslosigkeit, wie bereits gesehen, seit 85 Zitiert nach Dill 1977, S.26. Der Vortrag, der im Rahmen einer Vortragsreihe "Geistige Arbeit als Beruf" im Revolutionswinter 1918/19 vor dem Freistudententischen Bund in München gehalten wurde, findet sich im Internet unter url:http://www.textlog.de/weber_politik_beruf.html, Zugriff: 20.02.2007. 87 Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S.210 und Behrendt in Stockmann 2002, S.190. 88 Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.) 2004: Der Arbeitsmarkt für Hochqualifizierte, Fach- und Führungskräfte, Informationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste der BfA 11. Zitiert nach Caton 2005, S.20. 89 Da überregionale auf das Studienfach Politikwissenschaft bezogene Studien in diesem Sinne nicht existieren, wird im Folgenden oftmals auf die Lage der Sozialwissenschaftler im Allgemeinen eingegangen. 90 Behrendt in Stockmann 2002, S.188. 86 21 den 90er Jahren relativ kontinuierlich gestiegen ist, zeigt sich dieser Trend bei den Sozialwissenschaftlern nur stark abgeschwächt und langfristig zeigt die Tendenz deutlich nach unten.91 "Die Arbeitslosigkeit bei Sozialwissenschaftlern ist wieder auf das Niveau von 2003 zurückgegangen; die Reduzierung der Arbeitslosigkeit fiel sogar deutlicher aus als bei allen Personen mit einer universitären Ausbildung. Die Nachfrage nach Sozialwissenschaftlern, sofern sie sich in spezifischen Stellenangeboten bei den Arbeitsagenturen widerspiegelte, blieb jedoch auch im Jahre 2005 auf einem sehr dürftigen Niveau."92 Dies trifft speziell auf die Politologen zu. Zum 30. September 2005 waren bei den Agenturen für Arbeit 1.824 Politologen (-3,8% zum Vorjahr) gemeldet. Der Frauenanteil an den Arbeitslosen betrug wie im Vorjahr 38%.93 Dabei richteten sich tatsächlich nur eine Handvoll Stellenangebote unmittelbar an Politologen - im Laufe des Jahres 2004 wurden bei den Agenturen für Arbeit ganze 56 solcher Stellenangebote unterbreitet. Bei diesen 'echten Stellen', die sich hauptsächlich auf klassische sozialwissenschaftliche Aufgabenstellungen bezogen, waren so gut wie immer spezifische Berufserfahrungen erwünscht sowie fundierte Kenntnisse der empirischen Sozialforschung und EDV-Anwendungen als unabdingbar vorausgesetzt.94 Ein Blick auf die Altersstruktur der Bewerber zeigt, dass die Altersverteilung bei den Politologen weiterhin nicht dem Durchschnitt aller Arbeitslosen mit einer Hochschulausbildung entspricht. Nach den Daten der Bundesagentur für Arbeit sind ältere Politologen nach wie vor vergleichsweise seltener von Arbeitslosigkeit betroffen.95 Grund hierfür ist, wie bereits angedeutet, dass gerade für Politologen der Übergang vom Studium in den Beruf in den vergangenen Jahren scheinbar immer langwieriger und aufwendiger geworden ist. Im folgenden Kapitel soll daher schließlich auf die prekäre Berufseinmündungsphase eingegangen werden, die ja auch das Forschungsinteresse dieser Arbeit ist. 91 Im Jahr 1995 betrug die Erwerbslosenquote der Sozialwissenschaftler zwar noch 11,9% und war damit fast dreimal so hoch wie die Erwerbslosigkeit aller Universitätsabsolventen, jedoch war über 15 Jahre hinweg der Anstieg der Erwerbstätigkeit deutlich höher als der Anstieg der Erwerbslosigkeit. Vgl. Parmentier in Tessaring 1996 und Stief 2002, S.85. 92 Arbeitsmarkt Akademiker 2006, S.14f. 93 Vgl. Arbeitsmarkt Sozialwissenschaftler 2006, S.4. 94 Vgl. Sozialwissenschaftliche Berufe 2005, S.8 und Arbeitsmarkt-Informationen für Fach- und Führungskräfte 2006, S.85. 95 Vgl. Arbeitsmarkt Sozialwissenschaftler 2006, S.5. 16,2% der arbeitslosen Bewerber waren jünger als 30 Jahre, 42,6% waren zwischen 30 und 39 Jahre, 22,8% zwischen 40 und 49 Jahre und 18,4% waren 50 Jahre und älter (zum Vergleich die Werte aller Personen mit Universitätsabschluss: Unter 30: 13,3%, zwischen 30 und 39: 30,6%, zwischen 40 und 49: 27,8%, 50 Jahre und älter: 28,4%. 22 2.3.2. Arbeitsmarktsituation der Sozialwissenschaftler Da es sich, wie bereits erwähnt, um eine relativ neue Studienfachrichtung handelt, deren Existenzberechtigung immer wieder in Zweifel gezogen wird; da professionelle Selbstreflexion Bestandteil der Disziplin ist; und aufgrund des bereits angeführten fehlenden Berufsbildes und der flexiblen Karrieremuster der Sozialwissenschaftler (und insbesondere der Politologen) zielen die zahlreichen Untersuchungen der letzten Jahrzehnte immer wieder auf den beruflichen Verbleib und die Beschäftigungsaussichten der Absolventen.96 Vorneweg lässt sich als gemeinsamer Nenner aller Untersuchungen feststellen, dass die Befunde zu den Beschäftigungsaussichten nicht das negative Image der vermeintlich schlechten Arbeitsmarktchancen der sozialwissenschaftlichen Disziplinen bestätigen.97 Um den beruflichen Werdegang der Absolventen zu beschreiben haben Brüderl und Reimer Längsschnittdaten aus den beiden bereits angesprochenen überregionalen Absolventenstudien - der Europäischen Absolventenstudie und der HIS-Studie - zusammengefasst.98 Dabei zeigt sich, dass der Berufseinstieg bei den Sozialwissenschaftlern deutlich langsamer verläuft als in anderen Disziplinen. In der Europäischen Absolventenstudie beträgt die durchschnittliche Jobsuchdauer 7,6 Monate und bedeutet damit im Vergleich zu den anderen in der Studie erfassten Studienrichtungen den letzten Platz.99 Wird der Anteil der regulär Erwerbstätigen nach einem Jahr betrachtet, so bieten die Vergleichsdaten der HIS-Studie für die Sozialwissenschaften im Vergleich zu anderen Disziplinen folgendes Bild: Bei Sozialwissenschaftlern erfolgt der Übergang von der Hochschule in den Beruf mit einer Quote an regulär Erwerbstätigen von 60% im Vergleich zu Informatikern (90%) und Naturund Wirtschaftswissenschaftler (80%) deutlich langsamer.100 Obgleich der Berufseinstieg für die Absolventen sozialwissenschaftlicher Studiengänge nicht linear vorgezeichnet ist, hat Schomburg nach Analyse ausgewählter Absolventenstudien der 90er Jahre festgestellt, dass längere Phasen der Arbeitslosigkeit im Anschluss an das Studium auch bei Sozialwissenschaftlern kaum vorkommen.101 Nach einem halben Jahr ist nach 96 Damann und Zinn haben für den Zeitraum von 1961 bis 1994 insgesamt 75 Studien über Absolventen sozialwissenschaftlicher Studiengänge nachgewiesen. Vgl. Schomburg in Burkhardt 2000, S.65. 97 Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S.214, Schomburg in Burkhardt 2000, S.74 und Habenicht 2003, S.129. 98 Der Ergebnisbericht der Europäischen Absolventenstudie weist die Resultate für die Sozialwissenschaftler (N = 102) und auch insbesondere der Politologen separat aus. Im Ergebnisbericht der HIS-Studien ist dies leider nicht der Fall, jedoch wurden Brüderl/ Reimer die aggregierten Tätigkeitsverläufe aller Jahrgänge zu Verfügung gestellt. Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S.201f. 99 Vgl. ebd., S.206. Vergleicht man die Ergebnisse jedoch mit den europäischen Nachbarn, so haben die Absolventen aus Deutschland eine etwas kürzere Übergangsdauer als der europäische Durchschnitt - eine kürzere Übergangsdauer haben beispielsweise Absolventen in Finnland (fünf Monate) und Norwegen (vier Monate), eine längere Absolventen in Frankreich (20 Monate) und Spanien (12 Monate). 100 Vgl. ebd., S.205. 101 Vgl. Schomburg in Burkhardt 2000, S.72. 23 Ergebnissen der HIS-Studie knapp der Hälfte aller Befragten der Berufseinstieg gelungen, nach einem Jahr fast drei Fünftel. Typisch dabei sind Gelegenheitsarbeiten, denn "mehr als zwei Fünftel […] haben in den ersten drei Jahren nach dem Examen irgendwann einmal einen Übergangsjob ausgeübt."102 2.3.3. Berufsverbleib der Sozialwissenschaftler Bevor auf die verschiedenen Dimensionen des beruflichen Erfolges eingegangen wird, soll eine grobe Aufgliederung und damit ein vager Einblick in die von jeder Absolventenstudie bestätigten facettenreichen Beschäftigungsfelder gegeben werden. Nach Brüderl und Reimer findet sich der 'repräsentativste' Überblick über den Branchenverbleib der Sozialwissenschaftler in der HIS-Studie. Sozialwissenschaftler finden demnach ihre erste Beschäftigung am häufigsten in den Bereichen Dienstleistungen (22%) sowie an Hochschulen und in der Forschung (22%).103 Drei Jahre nach dem Examen hat die Privatwirtschaft (von 44% auf 56%) den öffentlichen Dienst (von 54% auf 46%) hauptsächlich aufgrund der Abnahme im Bereich Beschäftigungsbereich Hochschule abgelöst. und Forschung Anhand von (11%) Zahlen als dominierender der Europäischen Hochschulabsolventenstudie lässt sich darüber hinaus ein relativ hoher Anteil an Selbstständigen Sozialwissenschaftlern (17%) im europäischen Vergleich konstatieren.104 Angesichts der vielfältigen Determinanten von beruflichem Erfolg soll hier nach Brüderl und Reimer anhand der Erfolgsmerkmale Einkommen, Zufriedenheit und Fachadäquanz ein Einblick in den Berufsverbleib der Sozialwissenschaftler gegeben werden.105 Nach den Ergebnissen der HIS-Studie ist die Einkommenssituation vieler Sozialwissenschaftler zu Beginn ihres Berufslebens sehr bescheiden. So verdienen 61% aller Befragten (einschließlich Teilzeit, Ausbildung, etc.) monatlich weniger als 3.000 DM brutto - ein Drittel sogar weniger als 2.000 DM.106 Erst Europäischen vier Jahre nach dem Examen, so zeigen die Ergebnisse der Hochschulabsolventenstudie, verdienen die Sozialwissenschaftler in Deutschland mit 39.200€ 'ordentlich'. Sie erzielen damit vier Jahre nach Studienabschluss 102 Ebd. Vgl. Minks 1993 und Brüderl in Stockmann 2002, S.208. 104 Vgl. Schomburg 2002, S.110. 105 Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S.209. 106 Schomburg in Burkhardt 2000, S.74. 103 24 einerseits ziemlich genau das Durchschnittseinkommen deutscher Hochschulabsolventen107 und liegen andererseits sogar an der Spitze im europäischen Vergleich.108 Auch die Messbarkeit der Zufriedenheit hat mehrere Facetten. Nach Ergebnissen der Europäischen Absolventenstudie sind 69% der Sozialwissenschaftler zufrieden mit ihrem Beruf. Während 53% der Befragten angaben, dass ihre berufliche Situation besser sei als erwartet, waren nur 17% negativ überrascht.109 Nach Ergebnissen der HIS-Studie sind Sozialwissenschaftler mehrheitlich zufrieden mit ihren Tätigkeitsinhalten (73% verglichen mit 73% der Diplom-Betriebswirte), der Qualifikationsangemessenheit ihrer Beschäftigung (56% zu 61% BWL) und der Möglichkeit eigene Ideen einzubringen (64% zu 62% BWL). Unzufrieden sind sie hinsichtlich ihrer Arbeitsplatzsicherheit (52% zu 76% BWL), ihren Fortund Weiterbildungsmöglichkeiten (52% zu 76% BWL) und ihren Aufstiegsmöglichkeiten (27% zu 45% BWL).110 Schließlich wird gerade in sozialwissenschaftlichen Absolventenstudien aufgrund der geringen Berufsfeldprägnanz der Fächer fast immer versucht, neben der Niveauadäquanz auch die Fachadäquanz der Beschäftigung zu messen. Infolge der uneinheitlichen Operationalisierung der Begriffe ist jedoch laut Minks ein "gewisses Maß an Willkürlichkeit"111 bei der Einstufung der Adäquanz der Beschäftigung nicht vermeidbar. Die HIS-Studie kommt zu dem Schluss, dass dreieinhalb Jahre nach dem Examen 56% der Sozialwissenschaftler sowohl fach- als auch niveauadäquat beschäftigt sind, während 20% der Befragten weder fach- noch niveaugerecht eingesetzt werden.112 Außerdem wird häufig die These vertreten, dass die Fachadäquanz im Berufsleben deutlich zunimmt, da gerade der Übergang ins Berufsleben durch fachfremde Übergangsjobs gekennzeichnet ist. Inwieweit jedoch Anteile an fachadäquat beschäftigten Sozialwissenschaftlern hoch oder niedrig sind lässt sich aufgrund der geringen Berufsfeldprägnanz schwer feststellen.113 Ein weiteres Merkmal der Beschäftigungssituation von Sozialwissenschaftlern ist ihre hohe Stellenmobilität. Der HIS-Studie zufolge wechselte innerhalb der ersten drei Jahre nach dem Examen fast jeder Zweite zumindest einmal die Stelle; nur ein Viertel der Befragten hatten 107 Schomburg gibt das Bruttojahreseinkommen für Sozialwissenschaftler hier mit 76.900 DM an (das Durchschnittseinkommen der Hochschulabsolventen mit 77.700 DM), und dies bei einer unterdurchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 42,6 Stunden (Durchschnitt 44,2 Stunden). Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S.212. 108 So verdienen Sozialwissenschaftler in Spanien mit 16.200€ weniger als halb so viel (Der durchschnittliche Verdienst aller europäischen Sozialwissenschaftler beträgt 26.800€). Vgl. Schomburg 2002, S.110. 109 Vgl. Schomburg 2001, S.148f. 110 Vgl. Minks 1993, S.33f. 111 Ebd., S.27. 112 Vgl. Schomburg in Burkhardt 2000, S.74. 113 Vgl. Brüderl in Stockmann 2002, S.210. 25 ihre erste Stelle unverändert beibehalten.114 Die Gründe hierfür sind vielfältig, jedoch bestätigen so gut wie alle Studien den hohen Anteil an Honorar- bzw. Werkverträgen, befristeten Verträgen, sowie eine Praktika direkt nach Abschluss des Studiums.115 Allerdings gelingt es den Sozialwissenschaftlern häufig, bereits nach wenigen Jahren ihre berufliche Situation zu verbessern und ihre Beschäftigungsverhältnisse zu konsolidieren. Der HIS-Studie zufolge ging innerhalb der ersten drei Jahre die Zahl unterqualifizierter Positionen zurück (von 12% auf 4%), während die Zahl an Führungspositionen anstieg (von 15% auf 35%). Weiterhin sank die Zahl der befristeten Beschäftigungsverhältnisse von 45% auf 28% und die Zahl der unbefristeten Vollzeittätigkeiten stieg gar auf das Doppelte von 28% auf 58%.116 Obgleich der Übergangsprozess speziell für Sozialwissenschaftler schwierig ist, bilanziert Teichler, dass "viele von ihnen ein hochflexibles Arbeitsmarktverhalten entwickeln und daß ein beachtlicher Anteil von ihnen einige Jahre nach Studienabschluß eine Konsolidierung ihrer Beschäftigungssituation - zumeist in einer breiten Streuung beruflicher Einsatzgebiete erreichen."117 2.3.4. Patchwork, Grauzone, Prekariat Wie bereits aufgezeigt wurde, erläuterte Mertens im Lichte der Flexibilitätsforschung, dass der Arbeitsplatz kein exaktes Abbild der im Studium erworbenen Qualifikationen sein kann. Offensichtlich wurde dies weiterhin anhand der Erkenntnis, dass "etwa 50% der deutschen Erwerbsbevölkerung im Laufe ihres Lebens in andere als ihre gelernten oder angelernten Ausgangsberufskategorien übergewechselt waren."118 In der öffentlichen Diskussion tauchen diese Berufsfindungsbedingungen heutzutage unter anderem unter dem Stichwort 'Generation Patchwork' auf. Bereits 1989 prägte Koepp den Begriff der Patchwork-Identität, und damit das Ende der Normierung und Standardisierung der so genannten Normalbiographie (männlicher Erwerbstätiger von der Ausbildungsphase bis in den Ruhestand).119 Er zeigt auf, wie sich seit Mitte der 80er Jahre die einstmalige Grenze des (weiträumigen westlichen) Individualisierungsprozesses unter dem verstärkten Veränderungsdruck innerhalb des Systems der Erwerbsarbeit aufgrund der Globalisierung und Liberalisierung der Wirtschaftsbeziehungen aufgelöst hat. Allerdings werden Patchwork114 Vgl. Schomburg in Burkhardt 2000, S.74. Vgl. Habenicht 2003, S.50f. und Butz 1998, S.153f. 116 Stief und Abele kommen zusammenfassend zu dem Ergebnis, dass ein Jahr nach dem Examen gut die Hälfte der Sozialwissenschaftler in regulärer Erwerbstätigkeit sind, drei Jahre danach etwa drei Viertel und fünf Jahre nach dem Examen über 90% einer regulären Erwerbstätigkeit nachgehen. Vgl. Stief 2002, S.85. 117 Teichler in Burkhardt 2000, S.19. 118 Grühn 1984, S.37. 119 Keupp, Heiner (1988). Auf dem Weg zur Patchwork-Identität. Vgl. auch Pongratz 2000, S.1. 115 26 Karrieren nur selten gezielt und bewusst gewählt, um beispielsweise im Gegensatz zu 'Jobhoppern' - so die Autorin Vera Bloemer - Ziele flexibel festzulegen; daraus abzuleiten, was als Erfolg, bzw. persönlicher Karriere angesehen wird und schließlich jegliche Jobwechsel nachvollziehbar begründen zu können.120 Ulrich Beck, Professor für Soziologie an der Universität München und der London School of Economics spricht gar von einer 'Brasilianisierung'121 des deutschen Arbeitsmarktes. Er beschreibt darin die speziell für Akademiker (und ungelernte Arbeitskräfte - nicht jedoch für diejenigen mit abgeschlossener Berufsausbildung) eintretende Ausbreitung prekärer, unkontinuierlicher, unsicherer Beschäftigungsverhältnisse, wie sie für den südlichen Teil des Globus charakteristisch sind.122 Die Absolventenforschung hat sich mit diesen prekären Patchwork-Biographien bereits vor den 80er Jahren beschäftigt. Tessaring offenbarte im Jahre 1978 ein Defizit an Instrumentarien, um den beruflichen Verbleib von Hochschulabsolventen angemessen zu erfassen. Anhand einer Modellrechnung für das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigte er auf, dass die Beschäftigungssituation nahezu der Hälfte aller Hochschulabsolventen auf Grundlage der vorhandenen Beschäftigungsstatistiken und der behaupteten Aufnahmemöglichkeiten der Beschäftigungsinstitutionen nicht zu begründen war.123 Die Vermutung lag nahe, dass Hochschulabsolventen stärker als erwartet nichtakademische Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft angenommen hatten und mehr oder weniger niveauadäquate Arbeitsplätze "sowohl innerhalb als auch außerhalb bestehender Institutionen des Erwerbssystems, z.B. in Form von alternativen Produktions- und Dienstleistungskollektiven"124 besetzten. Dieser 'ungeklärte Rest' an Hochschulabsolventen, deren Verbleib im Dunkeln blieb, wurde ursprünglich unter dem Begriff 'Grauzone' zusammengefasst. Mertens erläuterte 1980 in einem programmatischen Vorwort, dass "neben statistischen Unsicherheiten - mit dem Zusammentreffen der demographischen Welle und der Beschäftigungsrezension in den siebziger Jahren 'Grauzonen' des sozialen Verbleibs nachwachsender Jahrgänge entstanden, die mit den traditionellen Nomenklaturen nicht mehr gut beschrieben werden können."125 120 Vgl. Bloemer, Vera: Patchwork-Karriere, Walhalla Fachverlag, 2005. Vgl. auch Jacoby 2006, S.1 und url:http://www.kraus-und-partner.de/1223/Patchwork-Biographie, Zugriff: 20.02.2007. 121 Vgl. Jacoby 2006, S.2. 122 Der Bamberger Soziologe Hans-Peter Blossfeld fügt hinzu, dass die Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt, der sich die junge Generation konfrontiert sieht, ein weltweiter Trend ist, der sich insbesondere in Deutschland und Südeuropa zeigt. Vgl. Jacoby 2006, S.3. 123 Eine aktualisierte Modellrechnung schätzte den Restbereich der Erwerbstätigen innerhalb des 'Grauen Marktes' bereits 1980 mit rund 24% deutlich niedriger ein. Vgl. Schlegelmilch 1987, S.10. 124 Vgl. ebd. 125 Mertens 1980, S.151. Zitiert nach Schlegelmilch 1987, S.11. 27 Einer der ersten Versuche, ein Definitionskriterium des Grauen Marktes zu finden, lieferte Dieter Grühn. Er rechnete zur Grauzone des Arbeitsmarktes "all jene Beschäftigungsformen und -verhältnisse […], aus denen sich nach ihrer Beendigung kein Anrecht auf Bezug von Arbeitslosenunterstützung ergibt: Honorartätigkeiten, Werkverträge, Beschäftigungsverhältnisse von weniger als einem Jahr Dauer."126 Empirisch ist mit dem Anwachsen des Grauen Marktes die rasche Zunahme unterschiedlicher Formen der Unterbeschäftigung qualitativer und quantitativer Art gemeint, verbunden mit einer offensichtlichen Änderung der Rekrutierungsformen des Beschäftigungssystems, die immer stärker einen informellen Charakter ('connections') annehmen.127 In der dritten empirischen Verbleibsstudie der Politologen an der FU-Berlin bemaßen Ebbinghausen et al. 1983 anhand dieses Definitionskriteriums - dem "Nicht-Vorhandensein von institutioneller Absicherung"128 - 28,3% an Absolventen, deren Verbleib außerhalb des traditionellen Beschäftigungssystems zu sehen war. Jedoch wird auch unterstrichen, dass eine solche Definition der Vielfältigkeit der Beschäftigungsfelder und -formen der Politologen nicht gerecht wird.129 In den beiden Nachfolgestudien des Otto-Suhr-Instituts von Fiebelkorn (1990) und Rössle (1995) wurde die obere Grenze des Grauen Marktes durch das traditionelle Beschäftigungssystem (inklusive der Selbstständigen), die untere Grenze durch die Erwerbslosigkeit markiert.130 Bei Fiebelkorn ging jeder Vierte aller erfassten Absolventen einer Erwerbstätigkeit in der Grauzone des Arbeitsmarktes nach, bei Rössle waren es jedoch nur noch unter 10% der befragten Absolventen.131 Festzuhalten bleibt, dass nach Fiebelkorn folgende Kriterien in der Regel als gemeinsame Kriterien für die Grauzone des Arbeitsmarktes gelten: Löhne, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen müssen individuell ausgehandelt werden. Eine Sozialversicherungspflicht besteht nicht (damit keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall). Beiträge zur Bundesanstalt für Arbeit werden nicht entrichtet, noch können diese selbst entrichtet werden (damit keine Ansprüche auf Lohnausgleichszahlungen). Eine gewerkschaftliche Interessenvertretung gibt es selten. 126 Grühn 1984, S.190. Vgl. Ebbinghausen 1982, S.17. 128 Ebbinghausen 1983, S.120. 129 Vgl. ebd. 130 Vgl. Fiebelkorn 1990 S.28 und Rössle 1995, S66. 131 Bei Rössle verringerte sich der Anteil der 'in anderer Weise' Erwerbstätigen um erstaunliche ein Drittel gegenüber der Vorgängerstudie von Fiebelkorn (bei Rössle 74 von 538, bei Fiebelkorn 118 von 485 der befragten Absolventen). Vgl. Rössle 1995, S.58. 127 28 Oftmals existiert keine schriftliche Fixierung der Vereinbarung über die zu erbringenden Leistungen (beispielsweise Honorar- und Werkverträge über Bestellscheine. Zumeist handelt es sich um kurzzeitig befristete Vereinbarungen, die aufgrund der ständigen Arbeitsplatzsuche eine längerfristige Lebensplanung erschweren.132 In der gegenwärtigen Debatte (Oktober 2006) um das umstrittene Wort 'Unterschicht' und 'Neue Unterschicht' ist auch der Begriff 'Prekariat' in die Schlagzeilen gekommen. 'Prekariat' leitet sich von dem französischen Adjektiv 'prekär' (misslich, schwierig, heikel, ungewiss, unsicher, durch Bitten erlangt) und dem Substantiv 'Proletariat' ab. In einem Vortrag während der »Recontres européennes contre la précarité« im Dezember 1997 in Grenoble formulierte Pierre Bourdieu die Schrecken der heutzutage allgegenwärtigen prekären Verhältnisse folgendermaßen: "Es ist deutlich geworden, dass Prekarität heutzutage allgegenwärtig ist. Im privaten, aber auch im öffentlichen Sektor, wo sich die Zahl der befristeten Beschäftigungsverhältnisse und Teilzeitstellen vervielfacht hat [ist] die Prekarität […] Teil einer neuartigen Herrschaftsform, die auf der Errichtung einer zum allgemeinen Dauerzustand gewordenen Unsicherheit fußt und das Ziel hat, die Arbeitnehmer zur Unterwerfung, zur Hinnahme ihrer Ausbeutung zu zwingen."133 In der Lesart Bourdieus zeichnet sich die Herausbildung eines Prekariats im Gegensatz zum Proletariat dadurch aus, dass aufgrund der Fokussierung auf die Gegenwart die Zukunft und jede Hoffnung auf eine bessere Zukunft verschlossen bleibt. Eine Gesellschaft, in der das Prekariat dominiert wäre somit eine stagnierende Gesellschaft, denn "Arbeitslose und Arbeitnehmer, die sich in einer prekären Lage befinden, lassen sich kaum mobilisieren, da sie [in der] Fähigkeit, Zukunftsprojekte zu entwerfen, beeinträchtigt sind. Das ist jedoch die Voraussetzung für jegliches so genanntes rationales Verhalten, angefangen beim ökonomischen Kalkül oder, in einem völlig anderen Bereich, der politischen Organisation."134 Inwieweit diese prekären Verhältnisse die Berufseinmündungsphase der Akademiker bestimmen werden, lässt sich selbstverständlich (gerade im Zuge der Globalisierung) nicht sicher voraussagen. Jedoch dürften die Beschäftigungschancen für Akademiker nach Ansicht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sogar steigen. Diese optimistische Annahme hat laut Allmendinger und Schreyer drei Grundlagen: 132 Fiebelkorn 1990, S.28. Bourdieu 1998, S.96 und S.99. 134 Ebd., S.97f. 133 29 Der Strukturwandel des Beschäftigungssystems geht in Richtung Höherqualifizierung. In der Bundesrepublik vollzieht sich ein demographischer Wandel. Das "Arbeitskräfteangebot" wird sinken, da die Erwerbsbevölkerung (Bevölkerung im Alter von 15-64 Jahren) zahlenmäßig stark abnehmen wird. Die Qualifikationsentwicklung der Bevölkerung lässt in Verbindung mit dem Strukturwandel und dem demographischen Wandel einen Mangel insbesondere an Hochqualifizierten erwarten.135 135 Allmendinger 2005b, S.37. 30 II. Empirischer Teil 3. Konzeption und Anlage der Untersuchung Die vorliegende Studie wurde im Rahmen einer schriftlichen Befragung der Absolventen des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin durchgeführt. Diese sechste Studie ihrer Art setzt die Tradition der Untersuchungen über den beruflichen Verbleib der Berliner Politologen fort.136 Wie bereits in den Vorgängerstudien soll die Entwicklung der Arbeitsmarktsituation der Absolventen dargelegt werden. Als "Kontinuität mit einem leichten Aufwärtstrend"137 fasste Tim Rössle die Ergebnisse der letzten Verbleibsstudie vor zwölf Jahren zusammen. Ziel der vorliegenden Studie ist es, Aufschluss darüber zu geben, inwieweit die positiven Tendenzen hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse der Berliner Politologen weiterhin ihre Gültigkeit besitzen. Im ersten Teil der empirischen Analyse wird auf die Studienbedingungen der Absolventen eingegangen. Spezielles Augenmerk soll hierbei auf die Qualität und Quantität der praktischen Erfahrungen im Verlauf des Studiums am Otto-Suhr-Institut gelegt werden. Es wird der Frage nachzugehen sein, in welchem Maß praktische Erfahrungen während des Studiums Einfluss auf den Berufseinstieg und späteren Berufserfolg haben. Mit diesem Fokus wird weiterhin der Übergang vom Studium zur ersten Berufstätigkeit analysiert. Es soll aufgezeigt werden, in welcher Hinsicht speziell in der Berufseinmündungsphase das Thema 'Generation Praktikum' die Arbeitsverhältnisse der Befragten bestimmt. Weiterhin wird zu zeigen sein, inwieweit die Absolventen des Otto-Suhr-Instituts von einer 'Prekarisierung' der Beschäftigungsverhältnisse betroffen sind. Hierbei wird anhand eines Vergleichs mit der Vorgängerstudie sowohl auf die Situation der Beschäftigten im traditionellen Arbeitsmarkt als auch auf die Erwerbslosen und nicht zuletzt auf die 'Grauzone der Erwerbstätigkeit' eingegangen. Der Analyse des Erwerbsverlaufs anhand des Stichwortes 'Patchwork-Identität' in den Jahren nach dem Diplom soll eine Prüfung des durch das politikwissenschaftliche Studium vermittelten Kompetenzniveaus folgen, um abschließend Informationen für eine Verbesserung des politikwissenschaftlichen Studiums mittels der retrospektiven Bewertung des Studiums gewinnen zu können. 136 Die vorausgegangenen Studien waren von Hartung/ Nuthmann/ Winterhager 1970, Rentrop 1978, Grühn 1984 bzw. Ebbinghausen/ Grottian/ Grühn 1983 (Zusammenfassung), Fiebelkorn 1990 und Rössle 1995. 137 Rössle 1995, S.104. 31 Die vorliegende Untersuchung wurde in Form einer schriftlichen Befragung zwischen Mai und September 2006 durchgeführt. Um die Vergleichbarkeit zu den Vorgängerstudien zu gewährleisten, wurde der Fragebogen anhand der Vorlage der Vorgängerstudie erarbeitet.138 Ergänzend dazu diente der 'REFLEX-Fragebogen'139, der im Rahmen einer deutschen Teilstudie des internationalen Forschungsprojektes 'The Flexible Professional in the Knowledge Society' zum Einsatz kam, als hilfreiche Vorlage. Für die formale Umsetzung der Fragestellung wurde am Arbeitsbereich Absolventenforschung des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin die Erfassungssoftware 'Teleform' verwendet. Im Vorfeld der schriftlichen Befragung der Absolventen wurde der erarbeitete Fragebogen mittels eines Pretests auf seine inhaltliche und formale Eignung geprüft. Anhand eines telefonisch durchgeführten Kurzinterviews wurden die Fragen stichprobenartig auf Schwachpunkte getestet.140 Speziell der vorliegende überarbeitete Fragenkatalog bezüglich des Erwerbsverlaufs wurde aufgrund der ursprünglichen Komplexität auf die jetzige Form gebracht.141 Angesichts der schwierigen Umsetzbarkeit einer Vollerhebung in Verbindung mit einer freiwilligen Teilnahme an der Studie wurden jeweils Teilgruppen der Absolventen verschiedener Abschlussjahrgänge befragt.142 Unter Berücksichtigung der untersuchten Jahrgänge der Vorgängerstudien fiel dabei die Entscheidung auf die Absolventen der Wintersemester 1996/97, 1997/98, 2002/03, 2003/04 und 2004/05. Die beiden älteren Jahrgänge wurden gewählt um den Anschluss an die Vorgängerstudie so gering wie möglich zu halten und darüber hinaus eine aussagekräftige Abschlusskohorte zu bekommen. Weiterhin war für die Auswahl der Untersuchungsgruppe wichtig, dass für den Großteil der Befragten das Studium nicht allzu lange zurückliegt und bereits einige Zeit berufliche Erfahrung gesammelt werden konnte, da der Fragebogen sich sowohl retrospektiv auf das Studium 138 Vgl. Rössle 1995, S. 22 und Fragebogen im Anhang. Der Fragebogen wurde am Internationalen Zentrum für Hochschulforschung Kassel entwickelt. Der Zeitraum der Erhebung erstreckt sich von März 2004 bis 2007. Allein in Deutschland werden mindestens 6.000 Hochschulabsolventen miteinbezogen. Vgl. url:http://www.uni-kassel.de/wz1/reflex, Zugriff: 20.02.2007. Die Sonderuntersuchung der Freien Universität Berlin im Rahmen der Deutschen Teilstudie des internationalen Forschungsprojekts leiten Dr. Dieter Grühn und Heidemarie Hecht. Vgl. INCHER Kassel - Update 26 - Mai 2006, S.6. 140 Harald Schomburg verweist auf die Vorteile des Pretests in Form eines 'Quasi-Interviews' gegenüber einer schriftlichen Befragung. Organisiert in der Form eines Lernprozesses können bei der Beantwortung der Fragen Unklarheiten direkt angesprochen werden und konkrete Hinweise zur Verbesserung des Fragebogens gegeben werden. Vgl. Schomburg 2001, S. A.51. Da die persönliche Einladung der Absolventen im Rahmen der Arbeit nicht möglich war, wurde ein telefonischer Pretest als sinnvollste Lösung erwogen. 141 Vgl. Kapitel 'E. Erwerbsverlauf' des Fragebogens. 142 Aufgrund der bereits zehn Jahre zurückliegenden Vorgängerstudie wäre die Grundgesamtheit bei einer Vollerhebung ca. fünfmal so hoch gewesen. Dies hätte den Rahmen dieser Arbeit gesprengt. 139 32 bezieht als auch die Berufstätigkeit der Absolventen beleuchtet.143 In diesem Sinne befindet sich der Abschlussjahrgang WS 2004/05 noch zu Beginn des Einfädelungsprozesses der Berufseinmündungsphase, während bei den Absolventen des Abschlusssemesters WS 2002/03 ein gewisser Klärungsprozess hinsichtlich des Berufsverlaufs und -verbleibs bereits stattgefunden hat. Mit Hilfe der Karteien des Prüfungsbüros wurden 691 Adressen von Absolventen dieser Abschlussjahrgänge ermittelt144, von denen nach einer umfangreichen Recherche 538 Adressen aktualisiert und verifiziert werden konnten.145 Nach zwei schriftlichen Erinnerungsaktionen fanden schließlich 227 Fragebögen den Weg zurück nach Berlin. Vier Befragte gaben an, an der Studie nicht teilnehmen zu wollen. Der Rücklauf bezogen auf die Zahl der zustellbaren Fragebögen beträgt somit 42%. Verglichen zu den Vorgängerstudien ist dies ein deutlicher Rückgang, im Vergleich zu aktuellen vergleichbaren Studien jedoch recht zufrieden stellend.146 Aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Abschlussjahrgang ergibt sich folgendes Bild: Absolute Repräsentativität der Brutto-Grundgesamtheit Grafik 1 (Geschlechtsspezifische Verteilung nach Abschlussjahrgängen) 180 160 167 148 140 132 123 121 120 100 94 80 60 40 89 85 78 72 46 54 28 66 55 53 35 33 51 60 47 28 17 20 0 29 18 29 18 WS 1996/97: 11 WS 1997/98: 17 20 WS 2002/03: WS 2003/04: WS 2004/05: Gesamtzahl Absolventen Gesamtzahl männliche Absolventen Gesamtzahl weibliche Absolventen Rücklauf Gesamt Rücklauf männliche Absolventen Rücklauf weibliche Absolventen 143 Schomburg empfiehlt daher, dass "die zu befragenden Absolventen mindestens ein Jahr früher ihr Studium beendet haben sollten. Der Studienabschluß sollte aber auch nicht länger als vier bis fünf Jahre zurück liegen." Schomburg 2001, S. A.30. 144 Diese Adressen wurden streng vertraulich nur für diese Untersuchung verwendet. 145 Die Recherche bestand (in chronologischer Reihenfolge) in einer Adressenaktualisierung durch das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, intensiver telefonischer Nachforschungen, der Nutzung der Internetsuchmaschine 'google' und Anschreiben per e-mail. 146 Bei Rössle und Fiebelkorn betrug der Rücklauf noch jeweils 56%. Vgl. Rössle 1995, S.25 bzw. Fiebelkorn 1990, S.7. Dagegen liegt der Rücklauf der REFLEX-Studie nach Aussage der leitenden Mitarbeiter der Sonderuntersuchung der FU-Berlin (Dieter Grühn und Heidemarie Hecht) bei unter 30%. 33 Bei der geschlechterspezifischen Repräsentativität des Rücklaufs konnten keine gravierenden Auffälligkeiten festgestellt werden. Auffällig ist jedoch, dass die Zahl der diplomierten Politologinnen des Abschlussjahrganges WS 2002/03 die ihrer männlichen Kommilitonen übersteigt. Der generelle Anstieg der Absolventinnenzahlen im politikwissenschaftlichen Bereich wird im folgenden Kapitel thematisiert. Ein genereller Anstieg oder Rückgang der Absolventenzahlen kann anhand des gewählten Samples nicht ausgemacht werden.147 Der Rücklauf der einzelnen Abschlussjahrgänge beträgt jeweils zwischen 34% und 49%.148 Anhand der Verteilung der Abschlussjahrgänge in Brutto-Gesamtheit, Netto-Gesamtheit und Rücklauf ergibt sich folgendes Bild: Tabelle 1: Prozentuale Repräsentativität der Netto-Grundgesamtheit (Geschlechtsspezifische Verteilung nach Abschlussjahrgängen) Insgesamt Semester Absolventen Männer Rücklauf: erreichte Absolventen absolut % Absolventen Frauen Rücklauf: erreichte Absolventen absolut % Absolventen Rücklauf: erreichte Absolventen absolut % Gesamt 691 538 227 42,2% 395 315 127 40,3% 296 223 96 43,0% WS 1996/97 148 109 47 43,1% 94 70 28 40,0% 54 39 18 46,2% WS 1997/98 123 82 28 34,1% 72 48 17 35,4% 51 34 11 32,3% WS 2002/03 121 93 35 37,6% 55 45 18 40,0% 66 47 17 36,1% WS 2003/04 132 109 53 48,6% 85 72 33 45,8% 47 37 20 54,1% WS 2004/05 167 145 60 41,4% 89 79 29 36,7% 78 66 29 43,9% Im Folgenden beziehen sich alle genannten Prozentzahlen jeweils auf die Anzahl der Personen, welche die jeweilige Frage auch beantwortet haben, es sind also 'gültige Prozente'. Personen, die zu einzelnen Fragen keine Angabe gemacht haben, wurden somit nicht in die Berechnung der entsprechenden Prozentzahlen miteinbezogen. Die Berechnungen wurden mit Hilfe des Statistikprogramms SPSS 13.0 für Windows, sowie des Tabellenkalkulationsprogramms Microsoft Office EXCEL 2003 durchgeführt. 147 Erst anhand der Daten des Prüfungsbüros ließe sich eine Kontinuität über einen längeren Zeitraum ausmachen. Daten des Prüfungsbüros bzw. der FU-Statistik konnten leider nicht fristgerecht zum Abgabetermin der Diplomarbeit eingesehen werden. 148 Fünf Absolventen gaben ein mit den Angaben der 'Prüfungsdateien' nicht übereinstimmendes Ende ihres Politologiestudiums an. Sie wurden nach Ermessen des Autors in die nächstliegenden Abschlusskohorten eingeteilt. Vier weitere Absolventen gaben den Zeitpunkt ihres Diploms überhaupt nicht an. Diese können bei geschlechterspezifischen Betrachtungen nicht miteinbezogen werden. 34 Zur Erleichterung der Lesbarkeit wird auf eine Nutzung der weiblichen Endungsform verzichtet. Bei geschlechterspezifischen Vergleichen werden die Endungsformen getrennt verwendet. Ansonsten gelten die verwendeten Bezeichnungen sinngemäß für Frauen und Männer. Um die Aussagekraft einzelner Befunde zu untermauern, werden in der Studie zwei verschiedene Einteilungen bezüglich der Abschlussjahrgänge angewandt. Zwei Abschlusskohorten werden gebildet, indem die beiden älteren Abschlussjahrgänge (WS 96/97 und WS 97/98) den drei jüngeren Abschlussjahrgängen (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) gegenübergestellt werden.149 Oftmals werden jedoch auch drei Abschlusskohorten einander gegenübergestellt. Zu diesem Zweck werden die drei jüngeren Abschlussjahrgänge nochmals unterteilt, und zwar in eine mittlere Abschlusskohorte (WS 02/03 und WS 03/04) und eine 'jüngste' Abschlusskohorte (WS 04/05). Hierdurch können beispielsweise die Charakteristika der Berufseinmündungsphase genauer untersucht werden. Die hohe Anzahl an Absolventen im WS 04/05 ermöglicht diese Dreiteilung.150 149 Die ältere Abschlusskohorte hat hier einen Anteil von 34% und die jüngere Abschlusskohorte einen Anteil von 66% an der Grundgesamtheit. 150 Die ältere Abschlusskohorte hat wiederum einen Anteil von 34%, die mittlere Abschlusskohorte einen Anteil von 39% und die jüngere Abschlusskohorte einen Anteil von 27% an der Grundgesamtheit. 35 4. Zur 'Soziologie' der Absolventen Fragen zu den Studienvoraussetzungen der Absolventen wurden aufgrund der Zielausrichtung der Arbeit und des bereits ohnehin umfangreichen Fragebogens begrenzt gehalten. Dennoch sind zur Einordnung und Versicherung der Repräsentativität der Studie und um einen Einblick in den Berufsverlauf und der Lebenssituation der Absolventen vor Studienbeginn zu bekommen, strukturelle Daten erfragt worden. 4.1. Geschlecht und Alter In den bisherigen Verbleibsstudien der Absolventen des Otto-Suhr-Instituts waren Frauen im Politikstudium seit jeher unterrepräsentiert, wobei ihre Zahl trotzdem über die Jahre kontinuierlich anstieg.151 Bereits Grühn konstatierte den Anstieg der weiblichen Absolventen in der zweiten Hälfte der 70er Jahre von 20% auf 25%.152 Diese Quote stieg bei Fiebelkorn (30%) und Rössle (38%) bezogen auf den Rücklauf beständig an.153 Für den untersuchten Zeitraum 1996 bis 2005 dieser Studie betrug der Rücklauf der weiblichen Absolventen 43% (N = 96) und somit der Rücklauf der männlicher Absolventen 57% (N = 127). Diese "allmähliche Veränderung des Bestandes an Politologen zugunsten weiblicher Akteure"154 belegt auch ein Vergleich der Abschlusskohorten in dieser Studie. Waren in den beiden älteren Abschlussjahrgängen (WS 96/97 und WS 97/98) 39% der Befragten weiblich, so weist die mittlere Abschlusskohorte (WS 02/03 und WS 03/04) im Schnitt bereits einen Frauenanteil von 42% auf. Von den eingegangenen Fragebögen des WS 04/05 waren schließlich genau die Hälfte weibliche Absolventen.155 Das Durchschnittsalter der Absolventen lag zum Zeitpunkt der Befragung bei 33 Jahren, zum Zeitpunkt des Diploms bei etwa 28 Jahren. Sowohl das durchschnittliche Diplom-Alter als auch die Tatsache, dass Absolventinnen bei ihrem Abschluss etwa ein Jahr jünger waren als ihre männlichen Kommilitonen, deckt sich mit den Ergebnissen der letzten Studie.156 Ein 151 Die Gründe für auffällig niedrige Frauenquoten unter den Absolventen der politischen Wissenschaften im Vergleich zu den übrigen Sozialwissenschaften in Deutschland erklärt Bausch folgendermaßen: "Zum einen könnte dies am Männerüberschuss in den Jugendorganisationen der großen politischen Parteien in Deutschland liegen, der sich ins Studium hinein fortsetzt. Zum anderen fehlt bei vielen Frauen mitunter schlicht das Interesse für einen Studiengang, der in ein von Männern dominiertes, hart umkämpftes Berufsfeld mündet." Bausch 2006, S.11. 152 Vgl. Grühn 1984, S.154. 153 Vgl. Fiebelkorn 1990, S.10 bzw. Rössle 1995, S.26. 154 Vgl. Grühn 1984, S.154. 155 Erst anhand der Daten des Prüfungsbüros ließe sich eine Kontinuität über einen längeren Zeitraum ausmachen. Die Daten des Prüfungsbüros bzw. der unvollständig veröffentlichten FU-Statistik konnten leider nicht fristgerecht zum Abgabetermin der Diplomarbeit eingesehen werden. 156 Bei Rössle betrug das Durchschnittsalter 28 Jahre und die Differenz zwischen den Geschlechtern ein halbes Jahr. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich der Altersunterschied wiederum aufgrund des zu leistenden Wehr- bzw. Zivildienstes ergibt. Vgl. Rössle 1995, S.27. 36 Vergleich der Abschlusskohorten zeigt, dass die Absolventen der beiden jüngeren Jahrgänge bei Studienabschluss im Schnitt zwei Jahre jünger waren als ihre Kommilitonen aus den beiden älteren Abschlusskohorten (27 vs. 29 Jahre).157 Die von Grühn beschriebene relative Häufung der Extremgruppen von unter 25-jährigen bzw. über 29-jährigen Berliner Absolventen ist nur zum Teil nachweisbar.158 Nur 6% der Absolventen waren zum Zeitpunkt des Studienabschlusses jünger als 25 Jahre (34% bei Grühn). Ein Grund hierfür ist sicherlich, dass die "berlinspezifische Studienmotivation"159, den Wehrdienst zu verweigern, obsolet geworden ist. Dagegen sind knapp ein Viertel aller Absolventen über 29 Jahre alt, und betrachtet man die beiden älteren Abschlusskohorten für sich, so erhöht sich dieser Wert auf 39%.160 Es lässt sich jedoch nicht feststellen, dass die älteren Jahrgänge über mehr berufliche Erfahrung verfügten, bevor sie ihr Studium aufnahmen.161 4.2. Berufsausbildung und Berufstätigkeit vor dem Studium Obwohl im Fragebogen nicht explizit danach gefragt wurde162, gaben 23 Befragte (10%) an, eine Berufsausbildung vor Ihrem Politologiestudium abgeschlossen zu haben.163 Mit knapp der Hälfte (N = 10) der Nennungen bildeten kaufmännische Berufe den häufigsten Ausbildungsbereich, gefolgt von Ausbildungen im Verwaltungsbereich (N = 4) und handwerklichen Lehren (N = 3). Aufgrund der geringen Zahl der Antworten scheidet eine Betrachtung nach etwaigen geschlechtsspezifischen Auffälligkeiten hinsichtlich der Ausbildungsrichtungen aus. Vor dem Hintergrund dieser beruflichen Erfahrung wurde gefragt, ob diese in einem Zusammenhang mit dem Studium der Politikwissenschaft stand.164 Nur knapp ein Viertel der Befragten (N = 52) gaben an, überhaupt noch keine Berufserfahrung vor Studienbeginn gesammelt zu haben. Unabhängig von der Studienrelevanz gaben 72% der 161 'berufserfahrenen' Studienanfänger an, mehr als 12 Monate Berufserfahrung gesammelt zu 157 Ein Hinweis auf die Ursache könnte sein, dass die älteren Absolventen häufiger (zu 30%) und länger (im Schnitt für 20 Monate) ihr Studium unterbrochen haben als ihre Kommilitonen der jüngeren Abschlussjahrgänge (zu 20% und für durchschnittlich 11 Monate). 158 Vgl. Grühn 1984, S176. 159 Ebd. 160 Bezüglich der drei jüngeren Abschlussjahrgänge sind lediglich 8% der Absolventen über 29 Jahre alt. 161 Bei Grühn war der Anteil der Absolventen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung über den Zweiten Bildungsweg erlangten und damit meistens über Berufserfahrung verfügten, besonders hoch. Vgl. Grühn 1984, S.176f. 162 Die Absolventen wurden gebeten, Auskünfte über zwei Bildungserfahrungen neben dem politikwissenschaftlichen Studium zu geben, die ihrer Ansicht nach am wichtigsten für ihre berufliche Entwicklung waren. Vgl. Frage B1 des Fragebogens. 163 Bei Rössle und Fiebelkorn lag dieser Wert aufgrund der expliziten Fragestellung mit 17% und 23% deutlich höher. Vgl. Rössle 1995, S.27 und Fiebelkorn 1990, S.10. 164 Vgl. Frage A6a bzw. A7a des Fragebogens. 37 haben. Weitere 40% gaben an, mehr als 24 Monate berufliche Erfahrung vor dem Studium erworben zu haben. Geschlechtsspezifische Besonderheiten konnten nicht festgestellt werden. Jedoch zeigt sich, dass die Befragten der älteren Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98) vor ihrem Studium im Durchschnitt sowohl öfters (77% vs. 68% der Befragten der drei jüngeren Jahrgänge) als auch länger (33 Monate vs. 22 Monate) berufliche Erfahrungen gesammelt haben.165 Obgleich sich ein direkter Vergleich zu den vorausgegangenen Studien aufgrund der unterschiedlichen Fragestellung schwer gestaltet, kann dieser Trend hinsichtlich der immer seltener und kürzer werdenden beruflichen Erfahrung, die vor dem Studium gesammelt wird, nicht festgestellt werden. Bei Rössle waren 28,5% der Absolventen vor ihrem Studium abgeschlossen. berufstätig. Die Hälfte von ihnen hatte eine Berufsausbildung 166 65% der Befragten dieser Studie (N = 138) akkumulierten berufliche Erfahrungen, die in keinem Zusammenhang mit dem Studium standen. Im Schnitt dauerten diese Beschäftigungen 25 Monate an.167 Dagegen gaben nur 23% (N = 48) der Absolventen an, berufliche Erfahrung gesammelt zu haben, die in einem Zusammenhang mit dem Studium standen. Bei genau der Hälfte von ihnen dauerte diese studienrelevante berufliche Erfahrung insgesamt 12 Monate oder länger. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass Absolventen aller Jahrgänge, die mehr als 12 Monate berufliche Erfahrungen gesammelt haben, die in einem Zusammenhang mit ihrem Studium standen, im Durchschnitt eine deutlich kürzere Zeit (10,56 vs. 12,35) für ihr Studium der Politikwissenschaft benötigten.168 4.3. Lebenssituation der Absolventen Nach ihrer derzeitigen Lebenssituation befragt, gaben 45% der Absolventen (N = 96) an, gegenwärtig mit ihrem Partner zusammenzuleben. Während des letzten Studienjahres waren dies gerade einmal 27% (N = 59). Diese Zunahme bedeutet gleichzeitig eine Abnahme der Befragten, die gegenwärtig 'allein (inkl. allein erziehend)' leben von 46% auf 40% bzw. in 165 Diese Unterschiede offenbaren sich noch offensichtlicher, vergleicht man die 'berufliche Erfahrung, die in keinem Zusammenhang mit dem Studium' stand: 81% der älteren Jahrgänge sammelten für durchschnittlich 29 Monate lang solche beruflichen Erfahrungen. Nur 57% der jüngeren Jahrgänge sammelten für durchschnittlich 22 Monate dieselben beruflichen Erfahrungen. 166 Vgl. Rössle 1995, S.28. Bei Fiebelkorn waren "relativ viele Befragte vor dem Studium berufstätig" (34%). Fiebelkorn 1990, S.10. Einige Befragte gaben im Anhang dieser Studie an, vor Beginn ihres Studiums eine Berufsausbildung abgeschlossen zu haben. Signifikante Diskrepanzen dieser sehr kleinen Stichprobe in Bezug auf Studiendauer, etc. konnten nicht ausgemacht werden. 167 Gefragt wurde nach Vollzeit- als auch Teilzeitbeschäftigungen, ausgenommen waren Pflichtpraktika oder ähnliches. Vgl. Frage A6a des Fragebogens. 168 Im Gegensatz hierzu konnte keine signifikante Verkürzung der Studiendauer aufgrund sonstiger beruflicher Erfahrung sowohl vor als auch während des Studiums ausgemacht werden (bezüglich der Fragen A6a, A6b, A7a und A7b des Fragebogens). 38 einer Art Wohngemeinschaft 'mit anderen Personen zusammen' leben von 24% auf 13%. Schließlich beläuft sich die Zahl derer, die bei den Eltern wohnten bzw. wohnen auf unbedeutende 1% bzw. 2%. Grafik 2a Lebenssituation während des letzten Studienjahres lebten mit anderen Personen zusammen; 24,3% Grafik 2b leben mit anderen Personen zusammen; 13,3% lebten bei den Eltern; 1,9% lebten mit Ihrem/Ihrer PartnerIn zusammen; 27,6% N = 214 Gegenwärtige Lebenssituation lebten allein (inkl. Alleinerziehend); 46,3% leben mit Ihrem/Ihrer PartnerIn zusammen; 45,7% leben bei den Eltern; 1,0% leben allein (inkl. Alleinerziehend); 40,0% N = 210 Geschlechtsspezifische Unterschiede treten hier nicht auf. Auffällig ist, dass die Lebensform 'Wohngemeinschaft' nicht aus der Mode zu kommen scheint. Sowohl gegenwärtig als auch während des letzten Studienjahres lebten die jüngeren Abschlusskohorten häufiger 'mit anderen Personen zusammen' als die älteren Jahrgänge.169 Jedoch scheint dies speziell in Bezug auf die gegenwärtige Lebenssituation auch auf finanziellen Motiven zu beruhen. Knapp die Hälfte der Befragten, die 'mit anderen Personen zusammenleben' fällt in die unterste Einkommenskohorte und über 90% der Absolventen in eine der beiden untersten Einkommenskohorten.170 Demgegenüber zeigt sich die Tendenz, dass Absolventen, die gegenwärtig 'mit ihrem Partner' zusammenleben, hauptsächlich in den oberen Einkommenskohorten wieder zu finden sind.171 22% der Befragten (N = 50) haben Kinder.172 Ein Drittel der Absolventen (N = 16) bekam ihr Erstgeborenes bereits vor oder während ihres Studiums am Otto-Suhr-Institut. Sowohl geschlechtsspezifische Besonderheiten als auch eine gemeinhin angenommene signifikante Verlängerung der Studiendauer aufgrund des Nachwuchses konnten hier nicht festgestellt werden.173 Auffälliger erscheint, dass knapp die Hälfte der Absolventen in den beiden 169 29% der Absolventen der jüngeren Abschlusskohorte lebten während ihres letzten Studienjahres 'mit anderen Personen zusammen' (15% der älteren Jahrgänge) und 17% tun dies auch weiterhin (7% der älteren Abschlussjahrgänge). 170 Die unterste Einkommenskohorte beinhaltet all diejenigen Absolventen, denen monatlich bis zu 1000€ netto zu Verfügung stehen. Die nächstfolgende Kohorte diejenigen Absolventen, denen zwischen 1001€ und 1500€ zu Verfügung steht. Vgl. Kapitel 8.1., S.88. 171 So leben über 70% der Absolventen, die in der obersten Einkommenskohorte (über 2501€ netto im Monat) vertreten sind, mit 'Ihrem Partner' zusammen. 172 20 Absolventen haben zwei, acht Absolventen bereits drei und ein Absolvent vier Kinder. 173 So benötigten gerade einmal vier 'studierende Elternteile' über 15 Semester für ihr Studium der Politikwissenschaft. 39 obersten Einkommenskohorten bereits Nachwuchs haben.174 Im Vergleich dazu haben knapp 15% der Absolventen in den beiden unteren Einkommenskohorten Nachwuchs bekommen. Dennoch müssen immerhin neun Elternteile mit weniger als 1000€ netto im Monat zurechtkommen. Grafik 3a und 3b illustrieren, dass ein Großteil der 'Eltern' mit Ihrem Partner zusammenwohnt (84%) und knapp die Hälfte der kinderlosen Absolventen alleine lebt. Außerdem wohnen drei Absolventinnen und drei Absolventen allein mit Kind. Grafik 3a Gegenwärtige Lebenssituation der Absolventen mit Kindern leben mit anderen Personen zusammen; 6,4% leben mit Ihrem/Ihrer PartnerIn zusammen; 80,9% 174 Grafik 3b leben mit anderen Personen zusammen; 16,5% leben bei den Eltern; 0,0% N = 47 Gegenwärtige Lebenssituation der Absolventen ohne Kinder leben mit Ihrem/Ihrer PartnerIn zusammen; 35,4% leben alleinerziehend; 12,8% leben bei den Eltern; 1,2% leben allein; 47,0% N = 164 Es sind jeweils etwa 44% der Absolventen in der Einkommenskohorten 4 (2000€-2500€) und 5 (über 2501€). 40 5. Studium In diesem Kapitel soll aufgezeigt werden, nach welchen Gesichtspunkten die Absolventen des Otto-Suhr-Instituts ihr Politologiestudium gestaltet haben, inwieweit sie mit den Studienangeboten und -bedingungen zufrieden waren und in welchem Maße sie von ihrem Studium profitieren konnten. Weiterhin soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit zusätzliche Qualifikationen und praktische Erfahrungen gesammelt wurden und welche Auswirkungen diese in Bezug auf ihre spätere Berufstätigkeit hatten. 5.1. Studiendauer und Abschlussnote Das Studium der Politikwissenschaft absolvierten die Befragten mit einer durchschnittlichen Abschlussnote von 1,72 (mit einer Standardabweichung SD = 0,46). Mir zugängliche Statistiken ergaben für die Studienjahre 1998/1999 eine Durchschnittsnote von 2,0; für das Studienjahr 2000 eine Durchschnittsnote von 1,9 bzw. 1,8 und für die Studienjahre 2001-2003 eine Durchschnittsnote von 1,8.175 Somit liegt die Durchschnittsnote der Absolventen, die sich an der Studie beteiligt haben tendenziell über dem Durchschnitt der Gesamtheit der Absolventen des Otto-Suhr-Instituts. Aufgeschlüsselt nach Abschlusskohorten ergibt sich folgendes Bild: Tabelle 2: Durchschnittsnote und Studiendauer nach Abschlussjahrgängen Abschlussjahrgang Durchschnittnote Studiendauer in Semestern 175 WS 96/97 WS 97/98 WS 02/03 WS 03/04 WS 04/05 φ 1.83 φ 1.86 φ 1.79 φ 1.64 φ 1.60 (SD:0,43) (SD:0,54) (SD:0,41) (SD:0,52) (SD:0,35) Ν = 43 Ν = 27 Ν = 33 Ν = 53 Ν = 59 12,36 13,93 12,11 12,08 11,98 (SD:2,71) (SD:3,74) (SD:3,36) (SD:2,57) (SD:1,59) Ν = 47 Ν = 27 Ν = 35 Ν = 52 Ν = 59 Vgl. FU-Statistik 173-175. 41 Studiendauer in Fachsemestern (ohne Urlaubssemester) nach Abschlusskohorten in Prozent Grafik 4 % 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Anzahl Fachsemester WS 96/97 WS 97/98 WS 02/03 WS 03/04 WS 04/05 N = 46 (WS 96/97), 26 (WS 97/98), 34 (WS 03/03), 51 (WS 03/04), 58 (WS 04/05) Die Befragten haben ihr Politikstudium - abzüglich etwaiger Urlaubssemester und anderer Studienunterbrechungen von über vier Monaten176 - nach durchschnittlich 12,27 Semestern (SD:2,75) abgeschlossen.177 Die Studiendauer liegt damit leicht höher als bei den vorausgegangenen Studien.178 23,3% der Absolventen (N = 52) unterbrachen ihr Studium für länger als vier Monate. Diese Absolventen benötigten für ihr Studium im Schnitt knapp zwei Semester länger (13,67 Semester vs. 11,75 Semester) als ihre Kommilitonen, die sich augenscheinlich durchgehend ihrem Studium widmeten. Aus Tabelle 1 lässt sich erkennen, dass die durchschnittliche Fachsemesteranzahl der Absolventen in den letzten Jahren eher rückläufig ist. Auffällig erscheint, dass gerade einmal halb so viele (17%, N = 25) Absolventen der jüngeren Abschlusskohorte (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) im Vergleich zu den beiden älteren Jahrgängen (35%, N = 26) mehr als 13 Fachsemester für ihr Studium benötigten. Eine Tendenz zur Antizipation späterer 176 Als Unterbrechung zählten nicht Praktika oder Studienaufenthalte im Ausland, die Teil ihres Studiums waren. Vgl. Frage A2 des Fragebogens. 177 Einige Befragte haben mich im Anhang des Fragebogens darauf Aufmerksam machten, ausschließlich ihre Studienzeit im Hauptstudium am Otto-Suhr-Institut angegeben zu haben. Ihre Daten blieben für die Auswertung dieser Frage unberücksichtigt. 178 Rössle identifizierte die durchschnittliche Fachsemesterzahl der Absolventen bei etwa 12 Semestern. Vgl. Rössle 1995, S.35. Bei Grühn lag diese bei 11,3 Semestern. Vgl. Grühn 1984, S.177. Bei Fiebelkorn lag sie bei 11,7 Semestern. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.11. 42 Arbeitslosigkeit während des Studiums179 und damit verbundenen Langzeitstudiums ist somit nicht mehr erkennbar. Auch ein noch bei Rössle 1995 und zuvor bei Grühn 1984 nachgewiesenes geschlechtsspezifisches Studienverhalten konnte nicht nachgewiesen werden.180 5.2. Wichtige Aspekte während des Studiums Die Absolventen wurden gebeten, die Wichtigkeit verschiedener Aspekte der Studiengestaltung zu beurteilen. In diesem Zusammenhang interessierte, inwieweit durch eine solche rückblickende Bewertung des eigenen politikwissenschaftlichen Studiums sowohl formale Aspekte der Studienorganisation (wie etwa die Freiheit der eigenen Studienorganisation) als auch inhaltliche Aspekte während des Studiums (wie beispielsweise der Erwerb berufsbezogener Qualifikationen) beurteilt würden. Wie wichtig waren Ihnen folgende Aspekte zur Zeit ihres Hauptstudiums? Grafik 5 Sehr wichtig 2 3 28% 29% 19% 20% 10% 14% 15% 21% 20% 24% 18% 14% 19% 12% 22% 21% 4 Auslandsaufenthalt bzw. -studium (N = 226) Studium mit außeruniversitärem politischen, kulturellen und sozialen Engagement verbinden (N = 227) Jobs zur Einkommens sicherung/aufbesserung (N = 226) Private Beziehungen, Wohngemeinschaft, Hobbies, Freizeit, etc. (N = 227) Praxiskontakte knüpfen (N = 226) Erwerb von berufsbezogenen Qualifikationen (N = 227) Nach eigenen Interessen, nicht nach etwaigen beruflichen Anforderungen studieren (N = 226) Universität als Ort sozialer und politischer Kommunikation (N = 227) 0% Intensives fachliches Studium (N = 227) 11% 18% 8% 11% 3% 9% 3% 4% 2% 23% 27% 24% 22% 25% 19% 8% 15% 15% 10% 23% 25% 33% 38% 24% 26% 26% 30% 20% 31% 36% 40% 39% 43% 50% Unwichtig Eindeutig im Vordergrund stand für die Absolventen erwartungsgemäß der Aspekt 'intensives fachliches Studium'. 79% (N = 179) der Befragten empfanden diesen Gesichtspunkt 'sehr wichtig' bzw. 'wichtig' und nur 6% (N = 14) als 'weniger wichtig' bzw. 'unwichtig'.181 In diesem Präferenzmuster folgt der Aspekt 'nach eigenen Interessen, nicht etwaigen beruflichen Anforderungen zu studieren' mit 69% (N = 155) der Antworten für 'wichtig' bzw. 'weniger wichtig'. Wie bereits in der Vorgängerstudie ist erkennbar, dass die Bedeutsamkeit des 179 Vgl. Grühn 1984, S.177. Bei Grühn studierten Frauen im Durchschnitt länger als ihre männlichen Kommilitonen. Vgl. Grühn 1984, S.177. Bei Rössle neigten männliche Absolventen zu einem Studium in den Extrembereichen von unter 9 bzw. über 20 Semestern. Vgl. Rössle 1995, S.36. 181 Die Befragten wurden gebeten, die Fragen anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'sehr wichtig' bis 5 = 'unwichtig' zu beurteilen. Vgl. Frage A3 des Fragebogens. 180 43 Studiums im Vergleich zu den praxisbezogenen Gesichtspunkten überwiegt.182 Jedoch ist die Zunahme im Bereich 'Erwerb der berufsqualifizierten Qualifikationen' von 45% bei Rössle183 auf 64% (N = 146) beachtlich. Die Hälfte der Befragten (N = 113) gaben ferner an, dass sie es als 'wichtig' oder 'sehr wichtig' empfanden, Praxiskontakte bereits während des Studiums geknüpft zu haben. Weiterhin waren die Aspekte 'Jobs zur Einkommenssicherung/-aufbesserung' sowie 'Auslandsaufenthalt bzw. -studium' für ca. die Hälfte der Studenten 'wichtig' bzw. 'sehr wichtig'. Erstaunlich gering beurteilten die Absolventen retrospektiv die Bedeutsamkeit des 'privaten Bereichs'.184 Wurde in der Vorgängerstudie dieser Aspekt noch von 61% als 'wichtig' empfunden, so bewerten nur noch 45% (N = 101) der Befragten diese private soziale Komponente als 'wichtig' oder 'sehr wichtig'. Die geringste Bedeutung wird in dieser Skala dem 'außeruniversitären Engagement' bzw. der 'Universität als Ort sozialer und politischer Kommunikation' zugemessen. Nur rund 40% empfanden diese Aspekte als 'wichtig' bzw. 'sehr wichtig'. Hier muss leider die bereits in der Vorgängerstudie beklagte Tendenz der Abnahme der 'Universität als Ort sozialer und politischer Kommunikation' bestätigt werden. Gerade die hier erwerbbaren Fähigkeiten 185 Qualifikationen (beispielsweise Teamarbeit und kommunikative ) sollten an der Universität erfahrbar sein. Im Hinblick auf die Abfolge der Beurteilungen konnten keine geschlechtsspezifischen Unterschiede festgestellt werden. Jedoch fällt auf, dass Frauen in fast allen Bereichen die Wichtigkeit der einzelnen Aspekte höher eingestuft haben. Am deutlichsten wird dies anhand des Gesichtspunktes 'Studium mit außeruniversitärem Engagement verbinden'. Während 49% der weiblichen Studenten diesen Aspekt als 'wichtig' oder 'sehr wichtig' einstuften, taten dies nur 36% ihrer männlichen Kommilitonen. Bezüglich der 'Universität als Ort sozialer und politischer Kommunikation' lag diese Relation bei 46% zu 35%. 28 Personen machten von der Möglichkeit Gebrauch, weitere Aspekte anzuführen, die ihnen während des Studiums wichtig waren. Vertreten waren Aussagen von der Hoffnung 'die Welt verbessern' zu können bis hin zur Bedeutsamkeit der 'Existenzsicherung'. Vier Grundrichtungen konnten hier ausgemacht werden, in die sich die Anmerkungen einteilen 182 Jedoch merkten einige Absolventen bereits bei Rössle an, dass "nach eigenen Interessen zu studieren nicht im Widerspruch dazu stehen muß, berufsqualifizierende Qualifikationen zu erwerben". Rössle 1995, S.29. 183 Den Befragten standen bei Tim Rössle lediglich drei Kategorien ('wichtig', 'weniger wichtig' und 'unwichtig') zur Verfügung. 45% empfanden den Aspekt 'Erwerb der berufsqualifizierten Qualifikationen' 'wichtig'. Folglich ist die Zunahme um 19% sicherlich etwas überhöht dargestellt. Jedoch bewerteten nur 12% der Befragten diesen Aspekt mit 'weniger wichtig' bzw. 'unwichtig'. Bei Rössle waren es noch 14% der Absolventen, die diesen Gesichtspunkt als 'unwichtig' betrachteten. Vgl. Rössle 1995, S.29. 184 Der genaue Wortlaut lautete 'private Beziehungen, Wohngemeinschaft, Hobbies, Freizeit, etc.' Vgl. Frage A3 des Fragebogens. 185 Vgl. 'Soziale Kompetenzen', Kapitel 9.2., S.119. 44 ließen. Die Aspekte 'Identitätsfindung' und das 'Verstehen politischer Zusammenhänge' wurden je sieben Mal angeführt, die 'Vereinbarkeit von Familie und Studium' und 'politische Aktion bzw. politisches Engagement' immerhin noch je vier Mal. 5.3. Bewertung der Studienangebote Die Absolventen wurden weiterhin gebeten, spezifische Aussagen zu den Studienangeboten und -bedingungen am Otto-Suhr-Institut zu treffen sowie Aussagen über ihren subjektiv empfundenen Lerneffekt verschiedener Formen von Lehrveranstaltungen und studienbezogenen Arbeitsprozessen zu machen. Vor dem Hintergrund des Rückgangs der öffentlichen Mittel, der Einsparungen am Fachbereich und des Abbaus von Personal und Professuren erscheint die Frage, inwieweit die befragten Absolventen den regulären Seminarund Unibetrieb zu ihrer Studienzeit empfanden, unentbehrlich. Wie bewerten Sie die Studienangebote und -bedingungen in Ihrem Studium der Politikwissenschaft? Grafik 6 30% 38% 37% 3 4 16% 10% 13% 3% Gelegenheiten zu Kontakten mit Lehrenden außerhalb der Lehrveranstaltungen (N = 223) 3% Qualität der Lehre (N = 225) Praxisbezug von Lehre und Studium (N = 226) Möglichkeiten zur Auswahl von Lehrveranstaltungen und Studienschwerpunkten (Spezialisierung) (N = 226) 1% 4% 6% 7% 0% 2 System von Tests, Prüfungen (N = 222) Studienordnung, Studienplan (N = 224) Vielfalt der Lehrveranstaltungen (N = 226) Sehr gut 15% 18% 20% 24% 26% 27% 25% 5% 3% 0% 0% Inhalte der Lehrveranstaltungen (N = 226) Unterstützung/ Anleitung bei der Diplomarbeit (N = 227) 0% Beratung durch Lehrende allgemein (N = 227) 4% 6% 13% 13% 11% 9% 1% 4% 10% 26% 29% 23% 20% 10% 16% 20% 19% 30% 38% 38% 44% 34% 40% 43% 41% 39% 42% 50% 49% 50% 52% 60% Sehr schlecht Die Beurteilung der einzelnen Aspekte erfolgte wiederum anhand einer fünfstufigen LikertSkala von 1 = 'sehr gut' bis 5 = 'sehr schlecht'. Ein Augenmerk soll hier auch auf die unterschiedliche Wahrnehmung der einzelnen Abschlussjahrgänge gelegt werden. Eindeutigkeit herrschte in der Bewertung 1. der 'Vielfalt der Lehrveranstaltungen' und 2. der 'Möglichkeit zur Auswahl von Lehrveranstaltungen und Studienschwerpunkten (Spezialisierung)'. 84% (1.) bzw. 76% (2.) der Absolventen empfanden diese Aspekte 'sehr gut' oder 'gut'. Die arithmetischen Mittel dieser beiden Gesichtspunkte sind folglich mit 1,8 (SD:0,80) bzw. 2,1 (SD:0,85) auch die höchsten aller erfragten Studienangebote und 45 Studienbedingungen. Die Aspekte 'Inhalte der Lehrveranstaltungen' und 'Qualität der Lehre' schnitten mit Durchschnittswerten von 2,6 (SD:0,72) und 2,8 (SD:0,82) bereits deutlich schlechter ab. Am negativsten beurteilten die Absolventen die Gesichtspunkte 'Gelegenheiten zu Kontakten mit Lehrenden außerhalb der Lehrveranstaltungen' (AM = 3,6/ SD:1,06) und 'Beratung durch Lehrende allgemein' (AM = 3,4/ SD:0,91). Unterschiede bezüglich der einzelnen Jahrgänge sind hier erstmals erkennbar. Hinsichtlich beider Aspekte weicht das Urteil des letzten Abschlussjahrganges (WS 04/05) deutlich von den vorherigen Semestern ab. Nur 11% der Studenten schätzten die 'Gelegenheiten zu Kontakten mit Lehrenden außerhalb der Lehrveranstaltungen' als 'gut' oder 'sehr gut' ein. Bei den Befragten der vier vorausgegangenen Semester waren es im Schnitt zumindest 20%, die diesen Aspekt positiv einschätzten.186 Weiterhin bewerteten 60% der Absolventen des Abschlussjahrganges WS 04/05 den Aspekt 'Beratung durch Lehrende allgemein' mit 'schlecht' oder 'sehr schlecht'. Bei den Befragten der vorausgegangenen Semester lag dieser Wert jeweils bei rund 40%. Etwas besser sah es bei der 'Unterstützung/Anleitung bei der Diplomarbeit' (AM = 2,8/ SD:1,23) aus, dennoch empfanden immerhin ein Drittel der Studenten diese Betreuung als 'schlecht' bzw. 'sehr schlecht'. Auch hinsichtlich der beiden Aspekte 'Studienordnung, Studienplan' (AM = 2,8/ SD:0,86) und 'System von Tests, Prüfungen' (AM = 2,1/ SD:0,98) sind Unterschiede bei der Beurteilung durch die Abschlussjahrgänge erkennbar. Jedoch hat sich hier die Einschätzung im Laufe der Zeit offensichtlich zum Positiven gewandelt. Deutlich wird dies insbesondere anhand eines Vergleiches der beiden Abschlusskohorten hinsichtlich des Gesichtspunktes 'Studienordnung, Studienplan'. So stieg die Zustimmung bezüglich der Studienordnung und des Studienplanes von 23% der Befragten der älteren Abschlusskohorte auf 32% der Befragten der jüngeren Abschlusskohorte.187 Schließlich zeigt sich, dass auch der 'Praxisbezug von Lehre und Studium' (AM = 3,4/ SD:0,88) aus Sicht der jüngeren Abschlussjahrgänge besser geworden ist. Waren ganze 7% der Befragten der beiden älteren Abschlussjahrgänge mit dem Praxisbezug des Studiums zufrieden, so stieg der Anteil der Absolventen, die hier mit 'gut oder 'sehr gut' antworteten auf knapp 20% bei den jüngeren Absolventen. Dennoch muss man konstatieren, dass knapp die Hälfte der Befragten (N = 107) insgesamt mit dem 'Praxisbezug von Lehre und Studium' unzufrieden waren. 186 Als 'positiv' gelten die Antwortmöglichkeiten 1= 'in sehr hohem Maße' und 2 = 'in hohem Maße', als 'negativ' gelten 4 = 'nicht' und 5 = 'überhaupt nicht'. 187 Mit der jüngeren Abschlusskohorte sind die Abschlussjahrgänge WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05 gemeint. Die ältere Abschlusskohorte beinhaltet die Jahrgänge WS 96/97 und WS 97/98. 46 In welchem Maße haben Sie in den folgenden Typen von Lehrveranstaltungen bzw. den folgenden studienbezogenen Arbeitsprozessen gelernt? Grafik 7 56% 58% 70% 47% 60% 35% 38% Forschungsprojekte (N = 191) 9% 20% 20% 16% 26% Gruppenarbeit (N = 222) 7% 8% 21% 31% 25% 3% Lernen für Klausuren (N = 213) 2% 11% 16% 16% Mündliche Präsentationen (N = 227) 3% 1% 8% 4 Schreiben einer Diplomarbeit (N = 226) 3% 0% 3 24% 30% 30% 34% 41% 2 Schreiben einer Hausarbeit (N = 227) Colloquien (N = 208) Projektkurs (N = 221) Übungen (N = 200) In sehr hohem Maße 15% 18% 5% 10% 12% 15% 19% 29% 26% 30% 37% 40% 7% 16% 14% 22% Hauptseminare (N = 226) Vorlesungen (N = 220) 0% Proseminare (N = 217) 0% 6% 5% 4% 10% 9% 9% 20% 4% 18% 21% 30% 24% 29% 40% 42% 38% 37% 50% Überhaupt nicht Weiterhin wurden die Absolventen danach gefragt, in welchem Maße sie in verschiedenen Lehrveranstaltungen und studienbezogenen Arbeitsprozessen gelernt haben. Die Skala reichte von 1 = 'In sehr hohem Maße' bis 5 = 'Überhaupt nicht'. Von den besuchten Lehrveranstaltungen stechen deutlich die 'Hauptseminare' (AM = 2,1/ SD:0,74) und der 'Projektkurs' (AM = 2,2/ SD:1,15) heraus. Drei Viertel der Befragten attestierten den Hauptseminaren - dem Herzstück der politikwissenschaftlichen Ausbildung am Otto-Suhr-Institut - zumindest einen gewissen Nutzen und über ein Drittel der Absolventen lernten während des zweisemestrigen Projektkurses 'in sehr hohem Maße'.188 Fortgesetzt wird diese Reihe durch den bestätigten Lernerfolg in den 'Proseminaren' (AM = 2,6/ SD:0,91) des Grundstudiums. Es folgen 'Übungen' (AM = 3,1/ SD:1,10) und 'Colloquien' (AM = 3,2/ SD:1,25), die jedoch aufgrund der Freiwilligkeit und des nur begrenzten Angebotes nicht von allen Studenten besucht wurden.189 Den geringsten Lernerfolg verbuchten die Befragten in den 'Vorlesungen' (AM = 3,3/ SD:1,01). Diese von Natur aus zahlenmäßig größten - oftmals überfüllten - Lehrveranstaltungen waren nur für ein Viertel der Studenten von Nutzen. Die Hälfte der Studenten gab hingegen an, 'nicht' oder 'überhaupt nicht' in diesen Lehrveranstaltungen gelernt zu haben. 188 Als 'nützlich', 'lehrreich' und 'positiv' gelten die Antwortmöglichkeiten 1 = 'In sehr hohem Maße' und 2 = 'In hohem Maße'. 189 Es kann hier nicht eindeutig festgestellt werden, ob Absolventen, die diese Lehrveranstaltungen nicht besucht haben, mit 3 ('unentschieden'), 5 ('Überhaupt nicht') oder überhaupt nicht geantwortet haben. Demzufolge ist die Wahrscheinlichkeit, dass das arithmetische Mittel zu hoch ausfällt durchaus beachtlich einzuschätzen. 47 In Bezug auf die studienbezogenen Arbeitsprozesse äußerten sich die Befragten im Allgemeinen positiver. Das 'Schreiben der Diplomarbeit' (AM = 1,6/ SD:0,82) und das 'Schreiben einer Hausarbeit' (AM = 1,9/ SD:0,80) wurde hierbei am fruchtbarsten empfunden. 89% der Absolventen lernten in ihrer Diplomarbeitsphase und 82% durch die Hausarbeiten 'in hohem Maße' bzw. 'in sehr hohem Maße'. Auch 'Mündliche Präsentationen' (AM = 2,4/ SD:0,96) befanden 57% der Befragten als lehrreich. In diesem Präferenzmuster folgt die 'Gruppenarbeit' (AM = 3,1/ SD:1,03), die jedoch von einem größeren Teil der Absolventen eher 'negativ' (34%) als 'positiv' (28%) beurteilt wurde. Weiterhin gaben immerhin knapp ein Drittel der Absolventen, die an 'Forschungsprojekten' (AM = 3,5/ SD:1,34) teilgenommen haben, an, diese als lehrreich empfunden zu haben. Schließlich empfanden über die Hälfte der Befragten das 'Lernen für Klausuren' (AM = 3,6/ SD:1,12) als eher unfruchtbar, nicht einmal jeder Fünfte gab an, einen positiven Lernerfolg hieraus für sich verbucht haben zu können. Geschlechtsspezifische Besonderheiten im Hinblick auf die Abfolge der Beurteilungen konnten nicht festgestellt werden. Absolventinnen haben bei so gut wie jedem Gesichtspunkt leicht höhere Lernerfolge für sich konstatiert. Am deutlichsten zeigt sich dies bei den kommunikativen Arbeitsprozessen wie der 'Gruppenarbeit' (♀: AM = 2,9/ SD:1,02 vs. ♂: AM = 3,2/ SD:1,00) und den 'Forschungsprojekten' (♀: AM = 3,2/ SD: 1,46 vs. ♂: AM = 3,7/ SD:1,32) sowie der Lehrveranstaltung 'Colloquien' (♀: AM = 3,0/ SD:1,27 vs. ♂: AM = 3,4/ SD:1,21). Auch Besonderheiten hinsichtlich der einzelnen Abschlussjahrgänge sind gering. Die abnehmende Bedeutsamkeit der Lernerfolge der jüngeren Abschlusskohorte (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) in 'Colloquien' (von AM = 3,1/ SD:1,33 zu AM = 3,3/ SD:1,20) und 'Übungen' (von AM = 2,8/ SD:0,96 zu AM = 3,2/ SD:1,15) deuten darauf hin, dass diese fakultativen Lehrveranstaltungen seltener besucht und/oder auch angeboten werden, und daher Lernerfolge in studienbezogenen Arbeitsprozessen wie die der 'Gruppenarbeit' (von AM = 2,9/ SD:1,04 auf AM = 3,2/ SD:1,00) gleichsam abnehmen. 5.4. Berufliche Erfahrung während des Studiums Insgesamt gaben 87% der Befragten (N = 197) an, berufliche Erfahrung während des Studiums gesammelt zu haben. Die Hälfte dieser Absolventen arbeiteten durchschnittlich mehr als 30 Monate im Laufe ihres Studiums. 30% der Studenten waren gar durchgehend während ihres Studiums beschäftigt.190 Bei der geschlechtsspezifischen Betrachtung zeigt sich eine leichte Überrepräsentanz der Frauen beim Sammeln beruflicher Erfahrung während des 190 Als 'durchgehend während ihres Studiums beschäftigt' definierte ich Studenten, die mindestens vier Monate pro Semester berufliche Erfahrung sammelten. Ersichtlich wurde jedoch nicht, ob es sich um Teilzeit- oder Vollzeittätigkeiten handelte. Vgl. Frage A6b und A6c des Fragebogens. 48 Studiums. Nur 7% (N = 7) der Absolventinnen sammelte überhaupt keine berufliche Erfahrung im Verlauf des Studiums. Bei ihren männlichen Kommilitonen betrug dieser Wert 18% (N = 23). Es wurde wiederum separat nach den studienrelevanten beruflichen Erfahrungen und beruflichen Erfahrungen gefragt, die in keinem Zusammenhang mit dem Studium standen. Eindrucksvolle 65% der Befragten arbeiteten durchschnittlich 30 Monate und übten dabei im Laufe ihres Studiums Tätigkeiten aus, die in keinem Zusammenhang mit dem Studium standen. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Art der beruflichen Nebentätigkeiten für viele Studenten hauptsächlich der Einkommenssicherung diente.191 Dennoch ist die Quote der Absolventen, die berufliche Erfahrung sammelte, die in einem direkten Zusammenhang mit dem Studium stand, beachtenswert. 73% (N = 158) der Absolventen gaben an, während ihres Studiums studienrelevante berufliche Erfahrungen erworben zu haben. Der Umfang dieser Tätigkeiten lag für 80% der Absolventen bei über 6 Monaten und für immerhin knapp 60% der Absolventen bei über 12 Monaten. Die allseits bekannte Notwendigkeit zusätzlicher praktischer Erfahrung neben dem Studium konnte somit für einen nicht unerheblichen Teil der Befragten durch Erwerbstätigkeit gewonnen werden.192 Offensichtlich ist der Einfluss der Erwerbstätigkeit während des Studiums auf die Studiendauer. Eine durchschnittliche Verlängerung der Studienzeit um etwa ein Semester lässt sich aufgrund der Zusatzbelastung durch Nebentätigkeiten im Laufe des Studiums konstatieren. Deutlich wird dies, betrachtet man die Langzeitstudenten für sich. So waren 37 der 39 Absolventen (95%), die länger als 14 Semester für Ihr Studium benötigten, während Ihres Studiums erwerbstätig. Im Gegensatz dazu graduierten alle193 nicht erwerbstätigen Studenten nach spätestens 14 Semestern.194 Schließlich fällt auf, dass gerade die studienrelevante berufliche Erfahrung während des Studiums die Schwierigkeiten der Absolventen bei der Berufsfindung bzw. -suche minderte.195 So hatten 87% der Absolventen, die keine oder nur geringe Schwierigkeiten bei ihrer Berufsfindung empfanden, bereits während Ihres Studiums in studiennahen Tätigkeitsfeldern berufliche Erfahrungen gesammelt. Im Gegensatz dazu empfanden 62% der 191 In der Vorgängerstudie stellte sich heraus, dass für die meisten Studenten das Arbeiten neben dem Studium ausschließlich der Einkommenssicherung diente. Vgl. Rössle 1995, S.31. 192 Keine Aussage getroffen werden kann jedoch hinsichtlich der Bezahlung und des wöchentlichen Umfangs der Beschäftigung. 193 Hierbei sei erwähnt, dass bei 5% (N = 12) der Fragebögen nicht eindeutig feststellbar war, ob tatsächlich überhaupt keine Erwerbstätigkeit während des Studiums stattgefunden hatte. 194 Diese Zahlen sind in der Nähe früherer Untersuchungen anzusiedeln. So hatten in der Vorgängerstudie 87% der Nicht-Erwerbstätigen nach 14 Semestern ihr "Diplom in der Tasche". Rössle 1995, S.36. 195 Vgl. Frage B14 des Fragebogens. 49 Absolventen, die keine derartigen Erfahrungen gesammelt haben, große bzw. sehr große Schwierigkeiten bei der Berufsfindung.196 80% 30% 33% 70% 67% 40% 54% Studienrelevante berufliche Erfahrung während des Studiums 87% 60% 88% Keine Studienrelevante berufliche Erfahrung während des Studiums 46% 100% 13% 12% Berufsfindungsschwierigkeiten vs. berufliche Erfahrung während des Studiums 20% Empfundene Schwierigkeiten bei der Berufssuche nach dem Studium Keine Schwierigkeiten 4 3 2 Große Schwierigkeiten 0% N =48 (Große Schwierigkeiten), 42 (2), 33 (3), 32 (4), 60 (Keine Schwierigkeiten) 5.5. Praktika Noch mehr als studienrelevante berufliche Erfahrungen während des Studiums dienen Praktika zur Praxisorientierung der Studenten. Ein verbindliches "dem Studium förderliches sechsmonatiges Vollzeitpraktikum"197 bildet dabei den Grundstock der beruflichen Auseinandersetzung während der Studienzeit. 191 Befragte (84%) gaben an, mindestens ein Praktikum im Laufe des Studiums absolviert zu haben. 196 Keine bzw. nur geringe Schwierigkeiten beziehen sich auf die letzten beiden Antwortmöglichkeiten; große bzw. sehr große Schwierigkeiten beziehen sich auf die ersten beiden Antwortmöglichkeiten. Vgl. Frage B14 des Fragebogens. 197 Vgl. Praktikumsrichtlinien des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft, url:http://www.polwiss.fuberlin.de/Studium/praktikarichtlinie.html. 50 Nach der Diplom-Studienordnung ist weiterhin die Möglichkeit der Aufteilung des Praktikums in "inhaltlich sinnvolle Abschnitte"198 möglich. Über 80% der 'Praktikanten' machten hiervon auch Gebrauch: 31% absolvierten zwei Praktika, weitere 23% absolvierten drei Praktika und 29% gar vier und mehr Praktika. Im Vergleich zur Vorgängerstudie ist die Zahl derer, die 'nur' ein Praktikum absolvierten deutlich zurückgegangen (von 28% auf 17%).199 Die Relevanz, mit Blick auf die spätere Berufstätigkeit mehrere Praktika in verschiedenen Bereichen zu tätigen, wird hier bereits deutlich. Die Befragten durchliefen im Schnitt 2,88 Praktika für 9,28 Monate.200 Bei 58% der 'Praktikanten' dauerten diese Praktika länger als die vorgeschriebenen sechs Monate und bei immerhin 16% länger als ein Jahr. Insgesamt 39 Befragte (15,5%) gaben an, "die Zeit einer anderen gleichwertigen praktischen Tätigkeit als Praktikum anerkennen" haben zu lassen, bzw. "eine Berufsausbildung […] als Äquivalent für das Praktikum" abgeschlossen zu haben201 (bei Rössle lag dieser Wert mit 3% deutlich niedriger202). Zehn Studenten ließen sich eine Tätigkeit als studentische bzw. wissenschaftliche Hilfskraft, sieben Studenten eine Berufsausbildung und sechs Studenten (studenten-)parlamentarische Mitarbeit anerkennen.203 Auffälligkeiten hinsichtlich der Schwierigkeiten bezüglich der Berufsfindung nach dem Studium oder auch der derzeitigen Erwerbstätigenquote konnten hier nicht festgestellt werden. Wie bereits in der Vorgängerstudie sammelten die meisten Absolventen praktische Erfahrungen im Bereich 'Journalismus, Medien, private Öffentlichkeitsarbeit'.204 Anhand Grafik 9 wird ersichtlich, dass knapp die Hälfte aller 'Praktikanten' ihre Einblicke hier sammelten (bei Rössle 33%). Am deutlichsten zugenommen hat der Anteil an Praxiserfahrung in den Gebieten 'Parteien, Parlamente, Parteigremien, Abgeordnetenbüros' (von 22% auf 44%) und 'Internationale Institutionen, Entwicklungshilfe-Organisationen' (von 21% auf 31%). Abgenommen hat dagegen insbesondere die Anzahl der Studenten, die im Bereich 'Universität, Forschung' (von 32% auf 20%) praktische Berufserfahrungen sammelten.205 198 Vgl. ebd. Vgl. Rössle 1995, S.31. 200 Bei Rössle lag die durchschnittliche Praktikadauer noch bei acht Monaten. Vgl. ebd. 201 Vgl. Praktikumsrichtlinien des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft, url:http://www.polwiss.fuberlin.de/Studium/praktikarichtlinie.html. 202 Vgl. Rössle 1995, S.31. 203 Weiterhin angegeben wurden journalistische Tätigkeiten, Lehrtätigkeiten und politische Bildungsarbeiten, Betriebsrat- und Gewerkschaftstätigkeiten, Honorartätigkeiten, Tätigkeiten im öffentlichen Dienst, PR Tätigkeiten und politische Projekte. 204 Vgl. Rössle 1995, Grafik 5, S.33. 205 Schließlich soll darauf hingewiesen werden, dass der Bereich 'private Dienstleistungen' in Anlehnung an Rössle ein Sammelsurium von Bereichen umfasst (enthalten sind auch Praktika als Politikberater, bei Banken und in der Wirtschaft). Vgl. ebd., S.54. 199 51 Grafik 9 In welchem Bereich haben Sie Praktika absolviert? Journalismus, Medien, private Öffentlichkeitsarbeit 90 Parteien, Parlamente, Parteigremien, Abgeordnetenbüros 85 Internationale Institutionen, Entwicklungshilfe-Organisationen 61 Öffentliche Verwaltung auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene 43 Universität, Forschungseinrichtung 39 Außerinstitutionelle Projekte und Non-Profit Sektor 37 Erwachsenenbildung, sonstige außerschulische (politische) Bildung 23 Stiftungen 18 Verbände 14 private Dienstleistungen 14 Gewerkschaften 7 öfftl./soz. Dienstleistungen 4 Sonstiger Bereich 6 0 20 40 60 80 100 Anzahl der Nennungen N = 191, Mehrfachnennung möglich Bereits Rössle zeigte die Bedeutung und Nützlichkeit der Praktika anhand der hohen Korrelationen zwischen den 'Bereichen der absolvierten Praktika' und des 'derzeitigen beruflichen Tätigkeitsfeldes' auf. Er kam zu dem Schluss, dass das Praktikum für die Studenten, die in verschiedenen Bereichen Praktika absolviert haben, in dreierlei Hinsicht von Bedeutung ist: "Erstens bei der Entscheidungsfindung über einen späteren Tätigkeitsbereich, zweitens zur Aggregation von Berufserfahrung, die heute für viele Stellen als Vorraussetzung gilt, und drittens zum Knüpfen von Kontakten, die beim Berufseinstieg nützlich sein können."206 Die höchste Korrelation ergibt sich im Medienbereich. Von den 29 Absolventen, die zum Zeitpunkt der Erhebung bei den Medien arbeiteten, haben 81% (N = 21) während Ihres Studiums in diesem Tätigkeitsbereich zumindest ein Praktikum absolviert (bei Rössle waren dies 72%). Weiterhin sammelten 80% (Rössle 43%) der heute im Bereich 'Parteien, Parlamente, Parteigremien und Abgeordnetenbüros' Beschäftigten bereits zu Studienzeiten praktische Erfahrungen in diesem Tätigkeitsfeld. Im Bereich 'Internationale Institutionen/ Entwicklungshilfe-Organisationen' lag diese Relation bei 66,7% (Rössle 64%), im Bereich 'Universität/Forschung' bei 46% (Rössle 53%). Am geringsten sind die Korrelationen in den 206 Ebd., S.33. 52 Bereichen 'Öffentliche Verwaltung' mit 38% (Rössle 28%) und 'Gewerkschaften, Stiftungen, Verbände' bei ca. 26% (Rössle 37,5%).207 Weiterhin wurden die Absolventen gefragt, welche Auswirkungen die Praktika für sie persönlich mit sich brachten. Die Ergebnisse entsprechen denen der Vorgängerstudie.208 Für 88% der Studenten (N = 169) bot das Praktikum die Möglichkeit zur 'Auseinandersetzung mit persönlichen Berufsvorstellungen und -perspektiven'. Weitere 81% (N =156) der Absolventen empfanden ihre praktischen Erfahrungen als 'Hilfe bei Ihrer Entscheidungsfindung über spätere mögliche Tätigkeiten'. Im Vergleich zur Vorgängerstudie bot das Praktikum jedoch über diese Orientierungshilfe hinaus für einen zunehmenden Anteil der Befragten die direkte Möglichkeit zum 'Knüpfen von Praxiskontakten, die bei der späteren Berufsfindung nützlich sein konnten'. War dies bei Rössle für knapp die Hälfte der Absolventen der Fall, so diente das Praktikum nunmehr für knapp zwei Drittel der Studenten (N = 124) als unmittelbares Sprungbrett in die spätere Berufstätigkeit. Während das Praktikum für 5% der Befragten 'keine nennenswerten Auswirkungen' mit sich brachte, gaben weniger als 3% an, das 'Praktikum war eher jobben mit wenig Bezug zum Studium und die Bezahlung stand im Vordergrund'. Bei knapp jedem fünften Praktikanten (N = 35) stellte sich jedoch aufgrund der Praktika eine 'gewisse Verunsicherung über die weitere Lebensgestaltung bzw. Berufsperspektive' ein. Der positive Grundtenor wurde auch durch die Erläuterungen zu den sonstigen Auswirkungen der Praktika durch die Befragten bestätigt. So diente das Praktikum oftmals der 'Kompetenzentwicklung' bzw. dem 'Erlernen von Qualifikationen, die im Studium nicht gelehrt wurden'. Auch dienten Praktika als 'Reality Check des Studiums' und boten einen 'Einblick in die Alltagspraxis verschiedener Berufe' als auch die 'Möglichkeit zu Auslandsaufenthalten'. Außerdem wurden auch die unmittelbaren Auswirkungen auf das Studium betont. So dienten die gesammelten praktischen Erfahrungen oftmals zur 'Beschleunigung', 'Fokussierung', 'Motivierung' und 'Orientierung' des Studiums. Negative Erfahrungen - obwohl doch recht selten209 - umfassten eine 'Desillusionierung der Arbeitswelt', einen 'gewissen Pessimismus, da gute Projekte ohne Förderung eingehen' und ein 'Gefühl der Ausbeutung aufgrund unvergüteter Praktika'. 207 Aufgrund der unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten in Bezug auf die 'Praktikabereiche' (Frage A9 des Fragebogens) und den 'derzeitigen Arbeitsbereich' (Frage C10 des Fragebogens) konnten nicht alle Tätigkeitsfelder verglichen werden. Mit Ausnahme von den privaten und den öffentlichen bzw. sozialen Dienstleistungen konnten jedoch alle Haupttätigkeitsfelder heranzogen werden. 208 Vgl. Frage A10 des Fragebogens bzw. Rössle 1995, S.33. 209 Nur sieben der 34 Anmerkungen konnten als negative Auswirkungen der Praktika eingestuft werden. 53 Der Stellenwert der Praktika während des Studiums in Bezug auf den späteren Berufsverbleib der Absolventen kann und soll somit auch in dieser Studie betont werden. 5.6. Zusätzliche Fächer und Abschlüsse Eine weitere Möglichkeit, den Einfädelungsprozess in das Beschäftigungssystem zu erleichtern, bietet den Studenten der Erwerb zusätzlicher Bildungserfahrungen während des Studiums der Politikwissenschaft bzw. danach. Gut 31% der Absolventen (N = 71) gaben an, zusätzlich zu ihrem Politologiestudium ein weiteres Studienfach belegt zu haben.210 Wie erwartet optierten die Befragten am ehesten zu einem Neben- bzw. Zweitstudium in einem wirtschaftswissenschaftlichen Fach. Jedoch ist auch ein hoher Anteil an Studenten erkennbar, die sich für die Aufnahme eines 'Faches mit internationalem Bezug'211 entschieden. Die Verteilung stellt sich wie folgt dar: Weitere Studienfächer Grafik 10 20 19 16 Anzahl Nennungen 13 12 12 9 8 8 7 6 5 5 4 N = 71 Fächergruppen Sonstige Fächer Ingenieurswissenschaften Sonstige Sozial- und Geisteswissenschaften Publizistik Geschichte Germanistik Verwaltungswissenschaften Jura Wirtschaftswissenschaften 0 Lehramt 3 Medien- Kommunikationsund Informationswissenschaften 3 Sprach - und Kulturwissenschaften 3 Fach mit internationalem Bezug 4 Insgesamt 28 Absolventen (13%) haben zusätzlich zu ihrem Diplom in Politikwissenschaft ein weiteres Fachstudium abgeschlossen - sechs hiervon bereits vor ihrem Studium am Otto- 210 Die geringen Zahlen bei den 'weiteren Studienfächern' könnten zwei Gründe haben. Erstens war aufgrund der kompakten Fragestellung und der Festlegung auf zwei 'weitere Bildungserfahrungen' der Platz für eine detaillierte Ausführung der etwaigen begonnenen Studienfächer nicht gegeben. Zweitens mag die umfangreiche Erfragung der weiterführenden Studienerfahrungen die Befragten 'abgeschreckt' haben. Die Repräsentativität der Anzahl der Studenten, die ein weiteres Studienfach belegten sowie folglich auch die Verteilung der Fächer muss bezweifelt werden. Vgl. Frage B1 des Fragebogens. So haben beispielsweise auch fünf Absolventen, die den Aspekt 'Zweitstudium' als 'vorteilhaft' oder 'sehr vorteilhaft' für ihre erste Einstellung empfanden (vgl. Frage B12 des Fragebogens), diese im Fragebogen leider nicht angegeben. 211 Am stärksten vertreten waren hier die Islamwissenschaften mit drei Nennungen. 54 Suhr-Institut.212 Im Vergleich zur Vorgängerstudie ist die Quote der weiteren Studienabschlüsse leicht angestiegen.213 Knapp 10% (N = 21) der Befragten promovierten zur Zeit der Fragebogenerhebung im Bereich der Politikwissenschaften. Weitere sechs Befragte gaben an, bereits promoviert zu haben.214 Keiner der Absolventen machte Angaben über ein abgeschlossenes oder geplantes Habilitationsverfahren. Schließlich gaben über die Hälfte der Befragten (N = 113) an, zusätzlich zu Ihrem Politologiestudium ein weitere Ausbildung bzw. ein weiteres Studium (inklusive einer Promotion) begonnen zu haben.215 Grafik 11 Weitere Studienabschlüsse 9 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 N = 42 ( Rössle 1995), 28 (Pfau 2007) Mathematik Erziehungswissenschaften Agrarwissenschaften Ingenieurswesen Gesundheitswesen Deutsch-franz. Studienzyklus Lateinamerikanistik Lehramt Islamwissenschaften Andere europäische Sprachen Slavistik Romanistik Soziologie Philosophie Geschichte Pädagogik Psychologie Germanistik Publizistik Jura Verwaltungswissenschaften Wirtschaftswissenschaften 0 Fach mit internationalem Bezug 1 Anzahl der Abschlüsse Rössle 1995 Pfau 2007 5.7. Zusammenfassung Es zeigt sich, dass praxisorientiertes, wenn nicht gar zielorientiertes Studieren der Berliner Politologen seit der letzten Erhebung zugenommen hat. Während nur noch 69% der Befragten 'nach eigenen Interessen, nicht etwaigen beruflichen Anforderungen zu studieren' (Rössle 75%), stieg der Anteil der Absolventen, denen der Erwerb von berufsqualifizierenden Qualifikationen' 'wichtig' oder 'sehr wichtig' war, von 45% bei Rössle auf 64%. Außerdem wird deutlich, dass im Sinne des Lehr- und Lernerfolgs Hauptseminare anstelle Vorlesungen 212 Eingeschlossen sind hier sowohl Zusatzfächer als auch der deutsch-französische Studienzyklus des 'Institut d'Etudes Politiques de Paris' (Sciences Po) und des Otto-Suhr-Instituts der FU-Berlin. 213 Nicht mit eingerechnet wurden hier beispielsweise Vordiplome. Dennoch gaben einige Absolventen auf der Rückseite des Fragebogens an, dass auch diese hilfreich für die spätere Berufsfindung waren. 214 Zwei Politikwissenschaftler, ein Sozialwissenschaftler, ein Volkswirtschaftler, ein Agrarwissenschaftler und ein Student der Geschichte haben promoviert. 215 Vgl. Frage B1 des Fragebogens. 55 und Hausarbeiten anstelle Klausuren die Studienzeit der Politikstudenten am Otto-SuhrInstitut prägen sollte. Weiterhin wurde gezeigt, dass studienrelevante berufliche Erfahrungen während des Studiums die Schwierigkeiten der Absolventen bei der Berufsfindung bzw. -suche erheblich mindern konnte und das Durchlaufen von mehr als nur den vorgeschriebenen Pflichtpraktika der Auseinandersetzung mit persönlichen Berufsvorstellungen und der Hilfe bei der Entscheidungsfindung über spätere mögliche Tätigkeiten diente. 56 6. Übergang vom Studium zur ersten Berufstätigkeit In diesem Kapitel soll darauf eingegangen werden, wie der Berufseinmündungsprozess der Absolventen verlaufen ist. Gerade aufgrund des unklaren öffentlichen Bildes über den Inhalt des Fachs und die vermittelten Qualifikationen erscheint der Berufseinstieg der Absolventen des Studiums der Politikwissenschaft von besonderem Interesse. So soll ein spezielles Augenmerk auf das immer häufiger auch öffentlich debattierte Thema der 'Generation Praktikum' gelegt werden. Weiterhin wurde im Fragebogen nach objektiven quantifizierbaren Anhaltspunkten wie der Suchdauer der Absolventen bis zu ihrer ersten Tätigkeit und den Erfolgen im Bewerbungsverhalten gefragt. Subjektive Eindrücke der Absolventen bezüglich des Berufseinstiegs werden dem schließlich gegenübergestellt. So wurde erfragt, welchen Einfluss ihrer Einschätzung nach bestimmten Faktoren und Fähigkeiten im Einstellungsprozess zukam. 6.1. Praktika als Kennzeichen der Übergangsphase in das Berufsleben Zu Beginn dieses Fragekomplexes erschien es ratsam, den Fragen bezüglich der Berufseinmündung der Absolventen eine Frage über die absolvierten Praktika nach Studienende voranzustellen.216 Insgesamt gaben 81 Personen (36% der Befragten) an, nach ihrem Studium ein oder mehrere Praktika absolviert zu haben. 47 Befragte absolvierten ein bezahltes Praktikum für durchschnittlich 4,6 Monate (SD:0,36), weitere 26 Absolventen ein unbezahltes für durchschnittlich 4,0 Monate (SD:0,29). 8 Personen gaben an, sowohl bezahlte als auch unbezahlte Praktika absolviert zu haben. Etwa die Hälfte der Praktika hatte eine Dauer von bis zu drei Monaten und keiner der Befragten gab an, länger als 12 Monate nach Ende des Studiums in einem Praktikumsverhältnis angestellt gewesen zu sein. Auffälligkeiten ergeben sich bei einem Vergleich der Abschlusskohorten. Während nur jeder Vierte (N = 20) der beiden älteren Abschlussjahrgänge (WS 96/97 und WS 97/98) ein Praktikum nach Studienende absolvierte, waren dies bei den jüngeren Absolventen (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) durchschnittlich 41% (N = 60).217 Diese Tendenz in Richtung einer Häufung der Praktika nach Studienabschluss bestätigt den Trend der ersten Absolventenbefragung, die mit einem speziellen Fokus auf Praktika nach dem Studium 216 Aufgrund der unspezifischen Fragestellung gab es Missverständnisse, ob nach einem Praktikum direkt nach dem Studium oder einem Praktikum im Erwerbsverlauf gefragt wurde. Vgl. Frage B3 des Fragebogens. Jedoch konnte in Kombination mit der Beschreibung des Erwerbsverlaufs (Frage E1 des Fragebogens) und näheren Erläuterungen der Absolventen ein klareres Bild gezeichnet werden. 217 Aufgeteilt auf die einzelnen Abschlussjahrgänge ergibt sich ein Anteil der 'Praktikanten' von 31% für das WS 96/97, 21% für das WS 97/98, 44% für das WS 02/03, 38% für das WS 03/04 und 42% für das WS 04/05. 57 durchgeführt wurde.218 Die Studie 'Generation Praktikum?' der Hans-Böckle Stiftung stellte einen Anstieg des Anteils an 'Praktikanten' in den sozialwissenschaftlichen Fächern von 33% der Absolventen des Abschlussjahrgangs 2000 auf 49 Prozent der Absolventen des Abschlussjahrgangs 2002/03 fest.219 "Praktika nach dem Studienabschluss sind keine Randerscheinung mehr. In der Phase des Übergangs von der Hochschule in den Beruf hat sich eine neue Variante (die 'Sucharbeitslosigkeit') herausgebildet."220 Anhand der Ergebnisse dieser Untersuchung lässt sich weiterhin zeigen, dass Frauen (40% der Befragten, N = 37) offensichtlich öfter dazu tendieren, nach Studienende Praktika zu absolvieren als ihre männlichen Kommilitonen (zu 33%, N = 42). Auch hier können die Resultate der Studie 'Generation Praktikum?' bestätigt werden. "Die Geschlechterdifferenz hat sich zwischen den älteren und jüngeren Abschlussjahrgängen weiter zu ungunsten der Frauen verändert."221 Während der Anteil der männlichen 'Praktikanten' zwischen der älteren Abschlusskohorte (WS 96/96 und WS 97/98) und den jüngeren Jahrgängen (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) um 9% (von 27% auf 36%) gestiegen ist, erhöhte er sich bei den weiblichen Absolventen um 15% (von 27% auf 42%). Auf den ersten Blick erscheint die Zahl der Absolventen, die nach ihrem Studium Praktika absolvierten, recht hoch. Dennoch stellt sich bei genauerer Betrachtung der Praktika heraus, dass sie oftmals nicht nur vergütet und von recht kurzer Dauer waren, sondern darüber hinaus bereits im Voraus geplant waren. Ein Absolvent gab an, dass er "Glück hatte, über eine Stiftung ein Berufseinstiegspraktikum zu absolvieren", ein weiterer, dass das Praktikum keine "Parkstation, sondern ein lang im Voraus geplantes Praktikum bei der EU-Kommission in Brüssel war". Dennoch gab es auch zahlreiche Stimmen, die auf das Übel der 'Generation Praktikum' verwiesen, bzw. gar das gesetzliche Verbot von unbezahlten Praktika forderten.222 Nach einer genaueren Analyse des Erwerbsverlaufs wurde deutlich, dass die Mehrzahl der 81 218 Knapp 500 Absolventen des Absolventenjahrgangs 2002/03 aller Studienfächer der FU-Berlin und der Universität Köln wurden im Herbst 2006 vom Arbeitsbereich Absolventenforschung der FU-Berlin 3 1/2 Jahre nach Beendigung ihres Studiums befragt. Vgl. Grühn/ Hecht 2007, S.11. 219 Die Ergebnisse des Abschlussjahrgangs 2000 stammen aus der noch laufenden Sonderuntersuchung der FUBerlin im Rahmen der REFLEX-Studie. Vgl. ebd., S.10. Die Zunahme des Anteils der Absolventen von 37% (Jahrgang 2000) auf 53% (Jahrgang 2002/03), die auch ein unbezahltes Praktikum absolvierten, konnte hier jedoch nicht bestätigt werden. Vgl. ebd., S.13. Der Anteil der unbezahlten Praktika an der Gesamtzahl der Praktika beläuft sich in dieser Studie auf 43% für das WS 96/97, 50% für das WS 97/98, 40% für das WS 02/03, 45% für das WS 03/04 und 44% für das WS 04/05. 220 Grühn/ Hecht 2007, S.13. 221 Der Anstieg der 'Praktikanten' zwischen 2000 und 2002/03 beträgt für die weiblichen Absolventen (aller Studiengänge in Köln und Berlin) 19% (von 29% auf 48%) und für die männlichen Absolventen 8% (von 20% auf 28%). Vgl. ebd., S.14. 222 Für Anmerkungen war die letzte Seite des Fragebogens vorgesehen. Vgl. Fragebogen, S. 8. 58 'postgraduierten Praktikanten' ihre Praktika direkt bzw. binnen kurzer Zeit nach Studienende absolvierten.223 Die weit verbreitete Annahme, dass Praktika häufig auch den fortgeschrittenen Erwerbsverlauf der Absolventen kennzeichnen, konnte dagegen nicht verifiziert werden. Gerade einmal zehn Absolventen konnten ausgemacht werden, die auch nach einem scheinbar etablierten Beschäftigungsverhältnis ein Praktikum absolvierten.224 6.2. Suchdauer bis zur ersten Erwerbstätigkeit Gefragt nach der durchschnittlichen Suchdauer bis zu ihrer ersten Erwerbstätigkeit gaben 60% der Absolventen (N = 74) an, vor Studienabschluss nicht nach einer Anstellung gesucht zu haben.225 Weitere 31 Befragte führten an, bis zu drei Monaten nach einer beruflichen Tätigkeit gesucht zu haben und lediglich 7 Absolventen gaben an, sich länger als 6 Monate intensiv während ihres Studiums um eine Erwerbstätigkeit bemüht zu haben. Die durchschnittliche Suchdauer vor Studienabschluss betrug 1,9 Monate (SD:0,49). Die Anzahl der Absolventen, die sich mit ihrer Berufstätigkeit intensiv auseinandergesetzt haben, nimmt offensichtlich nach Ende des Studiums zu.226 Die durchschnittliche Suchdauer der Absolventen nach Studienende bis zu ihrer ersten Erwerbstätigkeit betrug 4,1 Monate (SD:0,47).227 Trotz der schwierigen Vergleichbarkeit der Zahlen aufgrund verschiedener Auslegungen der Suchdauer kann davon ausgegangen werden, dass eine durchschnittliche Suchdauer von 4,1 Monaten verhältnismäßig gering ist.228 223 Die Befragten wurden gebeten, ihre 'Aktivitäten nach Studienabschluss' chronologisch aufzulisten. Die häufigsten 'Tätigkeiten' vor den Praktika waren 'Umschulung bzw. Aus- und Fortbildung', 'Reisen' und 'Erwerbslosigkeit'. Vgl. Frage E1 des Fragebogens. 224 Über die Gründe kann hier nur spekuliert werden. Scheinbar dient das Praktikum jedoch hauptsächlich einer Umorientierung des Berufsweges. So gaben drei Absolventen beispielsweise an, nach 'journalistischen Tätigkeiten' von mindestens sechs Monaten Praktika in anderen 'Tätigkeitsfeldern' absolviert zu haben und zwei der Befragten bestritten nach 'wissenschaftlicher Mitarbeit' von wiederum mindestens sechs Monaten erneut weitere Praktika. 225 Es muss davon ausgegangen werden, dass ein Teil der Befragten, die bereits zu Studienzeiten bzw. bei Studienabschluss eine berufliche Tätigkeit (beispielsweise als wissenschaftlicher Mitarbeiter) inne hatten, hier die Suchdauer vor bzw. nach Studienende auf '0 Monate' taxierten. Vgl. Frage B5 des Fragebogens. 226 So haben 178 der Befragten Auskünfte über ihre Suchdauer nach Studienende gegeben, während lediglich 123 Absolventen die Suchdauer vor Studienabschluss angaben. 227 Die Suchdauer bis zur ersten Erwerbstätigkeit bezog Personen mit ein, 'die selbstständig erwerbstätig, freiberuflich oder im Praktikum tätig sind.' Frage B4 des Fragebogens. 228 Vergleichbare Zahlen zu durchschnittlichen Suchdauern der Absolventen nach Studienabschluss liefert die BISS-Studie. Die Angaben schwanken zwischen 2,3, und 11,4 Monaten Suchdauer für Sozialwissenschaftler. Vgl. Habenicht 1993, Tabelle 13, S.34. 59 Grafik 12 Suchdauer bis zur ersten Erwerbstätigkeit 14% Über 12 Monate: 7% 6% 7% 7-12 Monate: 17% 4-6 Monate: 13% 24% 23% 1-3 Monate: 40% 0 Monate: 50% 0% 10% 20% 30% Rössle 40% 50% 60% Pfau N = ca. 484 (Rössle 1995), 178 (Pfau 2007) 40% der Befragten (N = 72) gaben an, unmittelbar nach Studienabschluss einer beruflichen Tätigkeit nachgegangen zu sein.229 Ein knappes Viertel der Befragten (N = 42) gaben an, ein bis drei Monate für die Suche bis zur ersten Erwerbstätigkeit gebraucht zu haben. 17% (N = 30) benötigten bis zu sechs Monate und weitere 6% (N = 10) bis zu einem Jahr für die Suche. Jeder siebte Absolvent (N = 24) benötigte ein Jahr und länger für das Finden einer ersten Erwerbstätigkeit.230 Dieses erfreuliche Bild muss jedoch dahingehend relativiert werden, dass wie bereits in der Vorgängerstudie "die Schwelle für die erste berufliche Tätigkeit sehr niedrig angesetzt wurde."231 Außerdem offenbart der Vergleich mit der Vorgängerstudie eine doch deutliche Verlängerung der Berufseinmündungsphase der Absolventen.232 Dennoch benötigten immerhin 80% der Befragten dieser Studie noch immer nicht länger als sechs Monate bis zum 229 Ein Blick auf das Tätigkeitsspektrum dieser Absolventen zeigt, dass 21 dieser Personen 'wissenschaftliche Mitarbeit' und zehn weitere 'Journalismus' als erste berufliche Tätigkeiten angaben. 230 Es muss hier jedoch hinzugefügt werden, dass die Hälfte dieser 24 Absolventen 'diverse Praktika' oder ähnliches als erste 'Art der Beschäftigung' nach Studienabschluss angab. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass trotz der Miteinbeziehung der Praktika in die Kategorie 'Erwerbstätigkeit' (Vgl. Frage B4 des Fragebogens) ein Teil der Befragten bei der Frage nach der Suchdauer bis zur ersten Erwerbstätigkeit (Frage B5 des Fragebogens) Praktika nicht miteinbezogen. 231 Rössle 1995, S.41. "Als erwerbstätig gelten Personen, die in einem bezahlten Arbeitsverhältnis angestellt sind - unabhängig von Arbeitszeitumfang und Befristung - sowie Personen, die selbstständig erwerbstätig, freiberuflich oder im Praktikum tätig sind." Frage B4 des Fragebogens. 232 Bei einem Vergleich mit den Daten der Vorgängerstudie muss einerseits auf die unterschiedliche Fragestellung geachtet werden. Darüber hinaus hat Rössle die Suchdauer in 'absoluten Prozenten' und nicht den üblichen 'gültigen Prozenten' angegeben. Die Umrechnung in 'gültige Prozente' der 'Anzahl der Nennungen' erfolgte anhand der angegebenen Daten. Vgl. Rössle 1995, S.40. 60 Beginn ihrer ersten beruflichen Tätigkeit. Obwohl somit noch keine Aussage über die Berufseinmündung der Absolventen in ein adäquates und gesichertes Arbeitsverhältnis getroffen werden kann, erfolgt der erste Schritt in das Beschäftigungssystem doch immer noch recht schnell. 6.3. Hinweis auf die erste 'Stelle' Der Fragenteil hinsichtlich des Bewerbungsverhaltens der Absolventen wurde bewusst knapp gehalten, da vorherige Studien einvernehmlich zu dem Schluss kommen, dass der Berufseinstieg von Politologen durch ein "flexibles und diversifiziertes Bewerbungsverhalten"233 gekennzeichnet ist. Interessanter erschien im Gegensatz hierzu jedoch die Frage, welche Bewerbungsstrategien von Erfolg gekrönt waren und inwieweit die Ausführungen der Bundesagentur für Arbeit hinsichtlich des Nutzens 'kontaktabhängigen' Bewerbungsverhaltens anhand der Erfahrung der Absolventen des Otto-Suhr-Instituts zu bewerten ist: "Stellenangebote für Sozialwissenschaftler (bei Bildungsträgern, im Wissenschaftsbereich, Stipendien etc.) gelangen häufig nicht zur Ausschreibung, sondern werden über persönliche Kontakte und Initiativbewerbungen besetzt. Die aktive Nutzung persönlicher und institutionalisierter Netzwerke ist deshalb für Sozialwissenschaftler noch wichtiger als für andere Berufsgruppen."234 Die Befragten dieser Studie hoben die Wichtigkeit der persönlichen Netzwerke hervor. Bei insgesamt 59 Absolventen spielten 'Familie, Freunde oder Bekannte' eine herausragende Rolle bei der erfolgreichen Berufsfindung. Diese herausragende Rolle der Hinweise durch dritte Personen konnte bereits in der Vorgängerstudie dokumentiert werden.235 Einen mindestens ebenso großen Einfluss hatten berufliche Kontakte, die durch Praktika und Arbeit während und nach dem Studium geknüpft worden sind. 33 Absolventen gaben an, 'durch ein Praktikum während des Studiums' ihre erste Erwerbstätigkeit gefunden zu haben. Obgleich 'Praktika nach dem Studium' und 'berufliche Kontakte während der Studienzeit' nicht als Antwortoptionen vorgegeben waren, fügten 11 bzw. 8 Absolventen diese Aspekte als entscheidende Vermittlungsformen an. Insgesamt spielten somit bei knapp über der Hälfte der Absolventen diese persönlichen und beruflichen Netzwerke eine ausschlaggebende Rolle. 233 Rössle 1995, S.97. Vgl. auch Thull 2004, S.36 bzw. Butz 1997, S.86ff. Arbeitsmarkt Kompakt Sozialwissenschaftler 2006, S.7. 235 Vgl. Rössle 1995, S. 41f. 234 61 Erfolgreich genutzte Bewerbungsformen zum Berufseinstieg Grafik 13 Durch Familie, Freunde oder Bekannte 59 35 Habe den Arbeitgeber selbstständig kontaktiert 59 33 Wurde vom Arbeitgeber angesprochen 40 16 Durch ein Praktikum w ährend des Studiums 33 14 Durch eine Annonce in einer Zeitung 21 15 21 Durch das Internet 13 Durch berufliche Kontakte w ährend der Studienzeit 11 7 11 Habe mich selbstständig gemacht 4 8 Mit Hilfe der Hochschule 5 Durch ein Praktikum nach dem Studium 8 3 Durch das Arbeitsamt/die Bundesagentur für Arbeit 6 2 Durch einen privaten Arbeitsvermittler 2 1 0 10 20 30 40 Anzahl der Nennungen davon nur diese Nennung 50 60 70 Anzahl der Nennungen N = 208, Mehrfachnennung war möglich Erstaunliche 40 Absolventen gaben an, ihre erste 'Stelle' bekommen zu haben, indem sie 'vom Arbeitgeber angesprochen' worden sind. Es kann hier jedoch leider nicht festgestellt werden, inwieweit Kontakte zwischen Arbeitgeber und Bewerber bereits vor dem Stellenangebot bestanden haben.236 Obwohl somit auch der Vergleich mit der Vorgängerstudie aufgrund der unterschiedlichen Fragestellung schwierig ist, kann selbst bei einer vorsichtigen Prognose von 236 Es wird vermutet, dass sich viele Absolventen aufgrund einer fehlenden Antwortoption 'berufliche Kontakte während der Studienzeit' für diese Antwortmöglichkeit entschieden haben. 62 einem Zuwachs der Absolventen ausgegangen werden, die ein 'Angebot vom Arbeitgeber' erhalten haben.237 Ferner werden laut Bundesagentur für Arbeit viele Stellen für Sozialwissenschaftler anhand von Initiativbewerbungen besetzt. Dies trifft auch für die Befragten dieser Studie zu. 59 Absolventen gaben an, durch selbstständiges Kontaktieren des Arbeitgebers ihre erste Erwerbstätigkeit gefunden zu haben. Obwohl die Abgrenzung der Initiativbewerbungen von so genannten Blindbewerbungen (also Massenrundschreiben mit immer gleichem Standardtext) im Fragebogen nicht explizit vollzogen worden ist, kann davon ausgegangen werden, dass trotz den bei Hochschulabsolventen allgemein beliebten Massenbewerbungen das tatsächlich erfolgreiche Kontaktieren des Arbeitsgebers ein großes Maß an Initiative erforderte. Obwohl der Stellenmarkt im Internet als Bewerbungsplattform hinzugetreten ist, spielten Stellenanzeigen bei der erfolgreichen Vermittlung der Absolventen eine eher untergeordnete Rolle. Wie in der Vorgängerstudie befanden gerade einmal ein Fünftel der Befragten (N = 42) Zeitungsannoncen (N = 21) und das Internet (N = 21) ausschlaggebend für ihre Berufseinmündung.238 Auffällig hoch erscheint die erfolgreiche Vermittlung via Internet im Vergleich zu den Printmedien angesichts des immer noch weitaus höheren Anteils an ausgeschriebenen Vakanzen in Tages- und Wochenzeitungen.239 Die wenigen Angebote hinsichtlich klassischer sozialwissenschaftlicher Aufgabenstellungen, die in der Bundesagentur für Arbeit eingehen, mögen als eine Erklärung dafür dienen, dass die Rolle der Arbeitsagentur im Einfädelungsprozess der Berliner Politologen seit jeher eine sehr untergeordnete Rolle spielt.240 Dieser Befund wird auch durch die Befragten dieser Studie bestätigt, da gerade einmal sechs Absolventen mit Hilfe der Arbeitsagentur erfolgreich vermittelt werden konnten. Private Arbeitsvermittlung spielte bei der Berufseinmündung eine ebenso untergeordnete Rolle: Schließlich gaben gerade einmal zwei Absolventen an, durch einen privaten Arbeitsvermittler an ihre erste 'Stelle' gekommen zu sein. 237 Tim Rössle hatte 161 Nennungen für die Antwortoption 'persönlicher Kontakt durch Praktikum, frühere Beschäftigung, etc.' und dagegen nur 15 Nennungen bei der Antwortmöglichkeit 'Angebote von ArbeitgeberIn'. Vgl. Rössle 1995, S. 41f. 238 Vgl. ebd., S.42. 239 Zu diesem Ergebnis kommt Manfred Bausch in einer Inhaltsanalyse von 1.715 Stellenanzeigen mit spezifisch sozialwissenschaftlichem Bezug des ersten Quartals 2006. Die Daten des Stellenausschreibungsdienstes des Wissenschaftsladens Bonn "arbeitsmarkt BILDUNG KULTUR SOZIALWESEN" bezogen sich auf 66 Tagesund Wochenzeitungen, 31 Fachzeitschriften und zahlreiche Onlineangebote. Vgl. Bausch 2006, S.51. Durch die Aufbereitung der Daten anhand der Bildung von Kategorien und Schlüsselwörtern identifizierte er 76% der ausgeschriebenen Vakanzen in Tages- und Wochenzeitungen, gefolgt von 15,9% im Internet gefundenen Stellenausschreibungen und schließlich 7,8% der Ausschreibungen in Fachzeitschriften. Vgl. ebd., S.58. 240 Bei Fiebelkorn war das Arbeitsamt für insgesamt 14 Absolventen ausschlaggebend für die Berufseinfädelung, davon bei zwölfen für die Vermittlung in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.44. Bei Rössle waren es 23 Absolventen, die über das Arbeitsamt vermittelt wurden. Vgl. Rössle 1995, Grafik 11, S.41. 63 Genauso unbedeutend für die Absolventen ist die Rolle der Hochschule im Hinblick auf die unmittelbare Berufseinmündung nach Studienabschluss einzuschätzen. Von den acht Absolventen, die 'mit Hilfe der Hochschule' ihre erste Erwerbstätigkeit gefunden haben, bestand diese 'Hilfe' zudem in der Kontaktaufnahme durch 'Aushänge an der Universität'.241 Auch die Anzahl der direkt nach Studienabschluss 'selbst geschaffenen Stellen' (N = 11) nahm im Vergleich zur Vorgängerstudie deutlich ab, obgleich eigens beantragte Forschungsprojekte wie in der Vorgängerstudie mit einbezogen wurden.242 Die Ergebnisse dieser Studie untermauern somit die Feststellungen der Bundesagentur für Arbeit wie auch die Resultate der Vorgängerstudien.243 Persönliche Kontakte sowie ein hohes Maß an Eigeninitiative in der Berufsfindung offenbaren sich als die am häufigsten von Erfolg gekrönten Berufsfindungsstrategien. Die Schaffung und Aufrechterhaltung persönlicher und institutionalisierter Netzwerke ist also ein unverzichtbares Erfordernis für die Berufsfindung engagierter Politikwissenschaftler. "Derartige Netzwerke entstehen allerdings nicht allein dadurch, dass man im realen Leben Visitenkarten sammelt oder im Internet Verlinkungen. Es geht darum, Kontakte, die man an der Hochschule, in Jobs und Praktika oder auch im privaten Bereich gewonnen hat, zu pflegen und phantasievoll auszuweiten, um sie bei passender Gelegenheit für die eigene berufliche Weiterentwicklung nutzen zu können."244 6.4. Wichtige Aspekte für die erste Einstellung Die Absolventen wurden gefragt, welche Kriterien im Einstellungsprozess ihrer Ansicht nach für den Arbeitgeber besonders wichtig waren. Die Einschätzung der Absolventen zeigt deutlich, dass vor allem Fertigkeiten gefragt waren, die nicht in direktem Zusammenhang mit ihrem Studium standen.245 241 Der Hochschule muss hier zugute gehalten werden, dass die Mehrzahl der Absolventen, die beispielsweise als wissenschaftliche Mitarbeiter am Fachbereich bzw. an der Universität ihre erste Beschäftigung gefunden haben, diese Antwortoption offensichtlich nicht gewählt haben. 242 Tim Rössle erfasste 13% (N = 61) an Befragten, die sich eine 'Stelle' selber schufen. Vgl. Rössle 1995, S.42. 243 Vgl. Rössle 1995, S.41f. und Fiebelkorn 1990, S.43. 244 Arbeitsmarkt Kompakt Sozialwissenschaftler 2006, S.7. 245 Tim Rössle bat die Absolventen, in eigenen Worten 'bestimmte Qualifikationen, die für Ihre Einstellung besonders vorteilhaft waren' zu beschreiben. Daher ist ein Vergleich nur unter der Prämisse möglich, dass bei so genannten 'offenen Fragen' selbstverständlich die Gewichtung der Anzahl der Antworten weitaus höher zu bewerten ist. Vgl. Rössle 1995, S. 43 bzw. Frage 22 seines Fragebogens. 64 Grafik 14 Bedeutung verschiedener Einstellungskriterien Summe aus "sehr vorteilhaft" und "vorteilhaft" Sehr vorteilhaft 2% 1% 2% 8% 3% 5% Studiendauer (N = 194) Promotion (N = 175) 9% 5% 4% Zweitstudium (N = 182) 24% 12% 13% Politisches Engagement (N = 196) 14% 12% Praktische/ berufliche Erfahrung vor dem Studium ( = 191) Diplomnote (N = 196) 9% 23% 25% 13% Auslandserfahrungen (N = 196) 22% 18% Studienschwerpunkt/ Thema der Diplomarbeit (N = 198) 32% 38% 40% 43% Das Studienfach Politikwissenschaften (N = 199) Bereitschaft zur Mobilität (N = 193) 15% 22% 21% 30% 30% 44% 49% 50% 20% 19% Empfehlungen/ Referenzen von Dritten (N = 197) Computer - Kenntnisse (N = 195) Praktische/ berufliche Erfahrung während des Studiums (N = 203) Eigenes Auftreten im Bewerbungsgespräch (N = 192) 0% Nachweis des Erwerbs sozialer Kompetenzen (N = 192) 20% Fremdsprachenkenntnisse (N = 197) 19% 30% 31% 36% 26% 29% 35% 40% 41% 42% 50% 60% 26% 62% 70% 80% 77% 100% 2 "vorteilhaft" Die beiden Faktoren, denen der größte Einfluss im Rahmen der Stellensuche zukam, können den persönlichen Kompetenzen zugeordnet werden. Sowohl das 'eigene Auftreten im Bewerbungsgespräch' (AM = 2,1/ SD:1,20) als auch die 'praktische/ berufliche Erfahrung während des Studiums' (AM = 2,2/ SD:1,34) empfanden etwa drei Viertel der Absolventen als 'vorteilhaft' oder 'sehr vorteilhaft' hinsichtlich ihrer ersten Einstellung. Untermauert wird die Bedeutsamkeit dieser Kompetenzen auch noch durch die Tatsache, dass die Gruppe der Befragten, die nach eigener Aussage bei der Berufseinmündung auf nur 'geringe' oder 'keine' Schwierigkeiten246 gestoßen sind, diesen Kompetenzen einen noch höheren Stellenwert zumaßen.247 Der 'praktischen/ beruflichen Erfahrung vor dem Studium' wird im Gegensatz hierzu nur ein geringer Stellenwert beigemessen. Gerade einmal ein Viertel der Befragten (AM = 3,8/ SD:1,53) empfanden diese Erfahrungen als 'vorteilhaft' oder 'sehr vorteilhaft' in ihrem Prozess der Berufsfindung. Auffälligkeiten zeigen sich anhand eines Vergleichs der Abschlusskohorten. Ein Vergleich des arithmetischen Mittels zeigt, dass sich in dem Maße, in dem der Einfluss der gesammelten praktischen beruflichen Erfahrung vor dem Studium im Laufe der Zeit verringerte, die Wichtigkeit der studienbegleitenden Praxiserfahrung nach 246 Vgl. Frage B14 des Fragebogens. Jeweils knapp über 80% der Befragten, die nur 'geringe' oder 'keine' Schwierigkeiten bei der Berufsfindung empfanden, bewerteten den Einfluss des eigenen Auftretens und der praktischen Erfahrung als 'vorteilhaft' oder 'sehr vorteilhaft'. 247 65 Einschätzung der Absolventen erhöhte. Das arithmetische Mittel bezüglich der praktischen Berufserfahrung vor dem Studium beträgt für die ältere Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98) 3,4 (SD:1,62) und für die jüngere Abschlusskohorte (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) 3,9 (SD:1,45). Das arithmetische Mittel der studienbegleitenden Praxiserfahrung steigt von 2,7 (SD:1,49) im WS 96/97 und WS 97/98 über 2,1 (SD:3,12) im WS 02/03 und WS 03/04 auf 1,63 (SD:0,89) im WS 04/05. Interdisziplinäre Schlüsselqualifikationen (wie beispielsweise Fremdsprachen, EDV- Kenntnisse und Auslandserfahrungen) spielen im Gegensatz zu den persönlichkeitsbezogenen 'soft-skills' trotz der ihnen in Studienratgebern und Arbeitsmarktberichten zugemessenen Bedeutung im Einstellungsprozess scheinbar eine etwas weniger wichtige Rolle.248 Dennoch empfanden immerhin noch knapp über 60% der Befragten Computer-Kenntnisse, etwa 50% Fremdsprachenkenntnisse und fast 40% Auslandsaufenthalte als 'sehr vorteilhaft' oder 'vorteilhaft' im Hinblick auf die geforderten Einstellungskriterien der Arbeitgeberseite.249 In der Abfolge der Beurteilungen folgen die ebenfalls nicht studienbezogenen Aspekte 'Nachweis des Erwerbs sozialer Kompetenzen' (AM = 2,8/ SD:1,35), 'Empfehlungen/ Referenzen von Dritten' (AM = 2,8/ SD:1,53) und die 'Bereitschaft zur Mobilität' (AM = 3,1/ SD:1,69), die für jeweils etwa die Hälfte der Absolventen 'vorteilhaft' oder 'sehr vorteilhaft' in ihrem Prozess der Berufsfindung waren. Gerade die Wichtigkeit der persönlichen Kontakte darf nicht unterschätzt werden, denn immerhin knapp ein Drittel der Befragten empfanden diesen Gesichtspunkt 'sehr vorteilhaft' für ihre Einstellung. Politisches Engagement (AM = 3,6/ SD:1,41) wirkte sich schließlich immerhin noch für jeden Vierten 'vorteilhaft' oder 'sehr vorteilhaft' aus.250 Studienbezogene Faktoren liegen im Gegensatz hierzu als Einstellungskriterien nach Ansicht der Diplomanden auf den hinteren Plätzen. Während noch knapp zwei Fünftel der Befragten das 'Studienfach Politikwissenschaft' (AM = 2,9/ SD:1,43) im Allgemeinen und den Faktor 'Studienschwerpunkt/ Thema der Diplomarbeit' (AM = 3,2/ SD:1,61) als 'vorteilhaft' oder 'sehr vorteilhaft' empfanden, spielten die Diplomnote (AM = 3,5/ SD:1,42) und speziell die Studiendauer (AM = 4,1/ SD:1,07) als Einstellungskriterium für die Mehrzahl der 248 Vgl. hierzu auch Thull 2004, S.34. Das arithmetische Mittel der genannten Qualifikationen ist 2,4 für 'Computer - Kenntnisse' (SD:1,24), 2,8 für Fremdsprachenkenntnisse (SD:1,56) und 3,2 für Auslandserfahrungen (SD:1,63). 250 Im Vergleich hierzu gaben in der Vorgängerstudie 22 Personen an, dass soziale Kompetenzen einen wichtigen Platz in der Berufsfindung einnahmen, und 23 der Befragten diente ihr politisches Engagement als Qualifikation für den Berufseinstieg. Vgl. Rössle, S.47f. Obgleich sich, wie bereits oben erwähnt, ein Vergleich schwierig gestaltet, wird doch ersichtlich, dass 'dem Nachweis der Erwerbs sozialer Kompetenzen' im Vergleich zum 'politischen Engagement' im Allgemeinen in dieser Untersuchung eine höhere Wichtigkeit zugemessen wird. 249 66 Absolventen kaum eine Rolle.251 Die Hälfte der Befragten empfanden die Diplomnote als 'weniger wichtig' oder 'unwichtig' für ihren Arbeitgeber, und bei der Beurteilung der Studiendauer erhöht sich dieser Anteil gar auf drei Viertel der gültigen Antworten. Ein 'Zweitstudium' (AM = 4,6/ SD:1,09) oder auch eine 'Promotion' (AM = 4,9/ SD:0,57) hat selbstverständlich nur ein Teil der Absolventen absolviert. 21 Absolventen empfanden ihr Zweitstudium oder ihre Promotion als hilfreich für ihre erste Einstellung. Hiervon gingen acht Nennungen an die Wirtschaftswissenschaften und drei Nennungen an die Rechtswissenschaften. Geschlechtsspezifische Unterschiede konnten kaum festgestellt werden.252 35 Absolventen machten weiterhin jedoch auch von der Möglichkeit Gebrauch, sonstige vorteilhafte Aspekte für ihre Einstellung anzugeben. Hier wurde erneut die Wichtigkeit der Praktika und der persönlichen Bekanntschaften betont. Jeweils sieben Absolventen unterstrichen nochmals explizit das 'Praktikum' und 'persönliche Bekanntschaften', weitere fünf nannten 'Berufserfahrung' und vier ein 'Auslandsstudium' als 'sehr vorteilhaft' für ihre erste Einstellung. Jedoch gaben auch sechs Absolventen an, dass sie sich als 'billige Arbeitskraft' verstanden bzw. 'geringe Gehaltsansprüche' als vorteilhaft empfanden. 6.5. Zusammenfassung "Praktika nach Studienabschluss sind keine Randerscheinung."253 Der Übergang vom Studium in die erste Erwerbstätigkeit ist für Berliner Politologen immer häufiger durch postgraduelle Praktika gekennzeichnet. Dennoch bleibt festzuhalten, dass bereits sechs Monate nach dem Ende des Studiums vier Fünftel der Befragten eine erste Beschäftigung gefunden haben. Die Wichtigkeit der Schaffung und Aufrechterhaltung persönlicher und institutionalisierter Netzwerke kann hier nicht überbetont werden. Eine Kombination von Praxiskontakten, Eigeninitiative und überzeugendem Auftreten dient als eine unabdingbare Vorraussetzung für einen erfolgreichen Berufseinstieg. 251 Der Vergleich der beiden Abschlusskohorten (W96/97 und WS 97/98 vs. WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) anhand des arithmetischen Mittels zeigt, dass die studienbezogenen Aspekte von den Absolventen der jüngeren Abschlusskohorte vorteilhafter bewertet wurden. Dies zeigt sich am deutlichsten an den Gesichtspunkten 'Das Studienfach Politikwissenschaften' (AM = 2,7/ SD:1,39) vs. (AM = 3,3/ SD:1,47) und 'Studienschwerpunkt/ Thema der Diplomarbeit' (AM = 3,0/ SD:1,64) vs. (AM =3,6 / SD:1,47). 252 Die auffälligsten Unterschiede zeigten sich noch bei der Bewertung der 'Computer - Kenntnisse' (♂AM = 2,6/ SD:1,27 vs. ♀AM = 2,1/ SD:1,15) und der 'Bereitschaft zur Mobilität' (♂AM = 2,9/ SD:1,70 vs. ♀AM = 3,3/ SD:1,67). 253 Grühn/ Hecht 2007, S.7. 67 7. Erste und derzeitige Erwerbstätigkeit im Vergleich Nach Betätigungsfeldern von Politikwissenschaftlern befragt, fällt alltäglichen Gesprächspartnern nicht selten das Amt des Bundeskanzlers ein. Eine nicht ganz abwegige Vorstellung, angesichts zumindest einiger weniger Kanzlerkandidaten, die das Fach Politikwissenschaft studierten.254 Jedoch werden diese Stellen nicht so häufig vergeben, wodurch sich die Frage stellt, in welchen Beschäftigungsfeldern studierte Politologen tatsächlich unterkommen. In diesem Kapitel soll daher aufgezeigt werden, welche Tätigkeiten die Absolventen des OttoSuhr-Instituts derzeit ausführen und welche sie direkt nach ihrem Studium ausübten. Es sollen Vergleiche gezogen werden, inwieweit sich die Berufsbezeichnungen und der arbeitsrechtliche Status der Absolventen zwischen der ersten und derzeitigen Erwerbstätigkeit unterscheiden. Weiterhin soll ein Überblick gegeben werden, inwieweit ein politikwissenschaftlicher Bezug bei diesen Tätigkeiten gegeben war bzw. ist. Schließlich sollen durch eine Darstellung der derzeitigen Beschäftigungsbereiche Veränderungen im Vergleich zur Vorgängerstudie hinsichtlich quantitativer und qualitativer Aspekte der Beschäftigungssituation aufgezeigt werden, bevor im nächsten Kapitel eine spezifischere Verbleibsanalyse vorgenommen wird. 7.1. Erste und derzeitige Tätigkeiten Die mannigfaltigen Berufsbezeichnungen der Absolventen verschiedenen Bereichen zuzuordnen fällt bisweilen nicht leicht. Um die Vergleichbarkeit zur Vorgängerstudie zu wahren diente die Einteilung von Rössle als Ausgangspunkt.255 Nach diesem Muster wurden die ersten und derzeitigen Tätigkeiten der Befragten dieser Studie den Ergebnissen der beiden Vorgängerstudien gegenübergestellt. Wichtige prozentuale Veränderungen zur Vorgängerstudie wurden durch eine separate Markierung besonders hervorgehoben.256 Anhand Tabelle 3 fällt auf, dass eine hohe Zahl an Absolventen nach Studienabschluss zu Beginn ihrer Erwerbstätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiter257 beschäftigt war. Weiterhin dienten den Absolventen ganz offensichtlich die Bereiche Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit als Sprungbrett für ihre Berufseinmündung. Einen großer Anteil dieser 254 Beispielsweise Björn Engholm, Rudolf Scharping und Edmund Stoiber. Vgl. Rössle 1995, Tabelle 2, S.51. 256 Die niedrige Anzahl der Nennungen der 'Promovierenden' in Tabelle 3, in der die ersten Tätigkeiten aufgeführt sind, ist darauf zurückzuführen, dass ein Teil der 'Promovierenden' gleichzeitig als wissenschaftliche Mitarbeiter angestellt waren. Weiterhin wurden - soweit möglich - Praktikanten, Trainees und andere sich in einer Umschulung/ Weiterbildung befindenden Absolventen in die Tätigkeitsfelder eingeteilt, in denen diese 'Umschulung/ Weiterbildung' stattfand bzw. stattfindet. 257 Es wird im Folgenden stellvertretend die erste Bezeichnung der Tätigkeit verwendet. 255 68 Öffentlichkeitsarbeit, vor allem zu Beginn des Berufsverlaufs der Absolventen, wird durch Tätigkeiten im Bereich 'Public Affairs' gestellt. Schließlich war im Vergleich zu den derzeitigen Tätigkeiten ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Absolventen zu Beginn ihrer Berufslaufbahn als Sachbearbeiter beschäftigt.258 Tabelle 3: Erste und derzeitige Tätigkeiten Pfau (2007) Tätigkeiten Erste Tätigkeit N Derzeitige Tätigkeit % N % Wissenschaftliche Mitarbeiter/Angestellte 48 22,4 37 19,1 Journalisten, Redakteure 26 12,1 22 11,3 Projektmanager/-leiter/-assistenten 14 6,5 15 7,7 Referenten, Gewerkschaftssekretäre 17 7,9 13 6,7 Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecher 19 8,9 11 5,7 5,7 wichtige Veränderungen der derzeitigen Tätigkeiten in % (Rössle zu Pfau) 0 + -++ Rössle (1995) Derzeitige Tätigkeit N % Fiebelkorn (1990) 88 19,3 66 69 15,2 68 23 5,1 5 54 11,9 30 9 2,0 6 Promotion, Stipendium 2 0,9 11 23 5,1 (12) Marketing-Berufe, Banken, Selbständige 10 4,7 9 4,6 19 4,2 (11) Verwaltungsangestellte 0 0,0 8 4,1 12 2,6 21 Assistenten, Koord.-/ Organisationsaufgaben 10 4,7 7 3,6 18 4,0 Umschulung, Aus-/ Fortbildung, Praktikum 11 5,1 7 3,6 10 2,2 Gelegenheitsjobs, sonstige Arbeiten 10 4,7 6 3,1 14 3,1 1 0,5 6 3,1 Sachbearbeiter 11 5,1 5 2,6 Sozialarbeiter/-planer, päd. Mitarbeiter 7 3,3 5 2,6 Berufs- und Arbeitslosenberater 2 0,9 4 2,1 Lehrer und Referendare 5 2,3 4 2,1 EDV-Berufe, EDV-Dozenten 2 0,9 3 1,5 11 2,4 20 Kaufmännische/ frauische Berufe 1 0,5 3 1,5 7 1,5 15 Dozenten, VHS, Deutsch als Fremdsprache 1 0,5 2 1,0 6 1,3 Erwachsenenbildner 2 0,9 2 1,0 9 2,0 Politische Mandatsträger 1 0,5 2 1,0 1 0,2 Regisseure und sonstige Filmberufe 2 0,9 2 1,0 3 0,7 Schriftsteller und Autoren 0 0,0 2 1,0 1 0,2 Diplomaten 0 0,0 1 0,5 2 0,4 Lehr-, Honorar- oder Werkaufträge 1 0,5 1 0,5 4 0,9 13 Kulturarbeiter 0 0,0 1 0,5 1 0,2 7 Rechtsberufe, Anwälte, Referendare 0 0,0 1 0,5 3 0,7 4 Regionalberater 0 0,0 1 0,5 1 0,2 Verlagsmitarbeiter, Verleger 2 0,9 1 0,5 3 0,7 Dolmetscher 0 0,0 0 0,0 3 0,7 5 Kranken- und Hauspfleger 1 0,5 0 0,0 3 0,7 4 Landwirte 0 0,0 0 0,0 1 0,2 Lebenskünstler 0 0,0 0 0,0 1 0,2 Taxifahrer 0 0,0 0 0,0 4 0,9 Vikare 0 0,0 0 0,0 1 0,2 Sonstige Tätigkeiten mit politikwiss. Bezug 2 0,9 2 1,0 Sonstige Tätigkeiten ohne politikwiss. Bezug 6 2,8 0 0,0 214 100 258 194 100 + - - ++ 0 +++ ++ -- (11) Geschäftsführer + wichtige Veränderungen (Fiebelkorn zu Rössle) 23 5,1 9 7 1,5 5 13 2,9 (31) 3 0,7 5 1,1 +++ 7 21 15 -- -- --- 455 100 Die Tätigkeitsfelder der Sachbearbeiter reichten von 'bürgerschaftlichem Engagement bei einer Stiftung', über die 'Mitarbeit in einem MdB-Büro' bis hin zu 'Sachbearbeitung in Finanzen'. 69 Der Vergleich der derzeitigen Tätigkeitsfelder der Absolventen dieser Erhebung und der Vorgängerstudie zeigt wiederum, dass der prozentual höchste Anstieg im Bereich 'Öffentlichkeitsarbeit' und der auffälligste Rückgang im Bereich 'EDV-Berufe' zu verzeichnen ist. Erfreulich festzustellen ist dabei auch die Fortsetzung des hohen Anteils studienadäquater Beschäftigungen, so vor allem in den Bereichen 'wissenschaftliche Mitarbeit' und 'Projektmanagement'.259 Weiterhin ist von Interesse, inwieweit die Tätigkeiten der Befragten einen Bezug zu ihrem Studium der Politikwissenschaft hatten bzw. haben. Anhand Grafik 15 wird ersichtlich, dass nach Einschätzung der Absolventen dieser Bezug durchaus bereits während der immediaten Berufseinmündung, unmittelbar nach Studienabschluss, nicht selten gegeben war. Über die Hälfte der Befragten (N = 116) gaben an, dass sie bereits während ihrer ersten Erwerbstätigkeit eine inhaltliche Verbindung ihres Aufgabenbereichs mit politikwissenschaftlichen Themengebieten feststellen konnten.260 Nur 16,2% (N = 34) der Absolventen sahen überhaupt keinen Bezug dieser Tätigkeit zu ihrem Studium der Politikwissenschaft. Aufgeschlüsselt nach Abschlusskohorten zeigt sich in diesem Zusammenhang sogar ein gewisser Trend, bei dem immer seltener studienfremde Tätigkeiten die Berufseinmündungsphase der Absolventen charakterisieren (Vgl. Grafik 16). Während noch jeder Fünfte (22,2%) der Abschlussjahrgänge WS 96/97 und WS 97/98 bei der ersten beruflichen Tätigkeit keinen Bezug zu den Studieninhalten in seiner beruflichen Tätigkeit wahrnehmen konnte, sank dieser Anteil auf gerade einmal ein Zehntel der Befragten (9,3%) der jüngsten Abschlusskohorte WS 04/05. Gleichzeitig gaben über 60% der Absolventen der jüngeren Semester (seit WS 02/03) an, im Anschluss an das Studium eine studienadäquate Erwerbstätigkeit aufgenommen zu haben. Dieser Anteil lag dagegen bei der älteren Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98) noch bei 40,3%. 259 Es muss hier noch einmal darauf hingewiesen werden, dass versucht worden ist, Praktikanten und Trainees den jeweiligen Bereiche zuzuordnen, so dass einerseits die Anzahl der sich in einer Umschulung befindenden Absolventen nicht repräsentativ ist und weiterhin die einzelnen Nennungen auf keinen Fall als Festanstellungen verstanden werden dürfen. 260 Wenn an dieser Stelle und im Folgenden allgemein von 'Bezug vorhanden' die Rede ist, sind die Nennungen für die ersten beiden Antwortoptionen (1 = 'großer Bezug' und 2 = 'Bezug') zusammengefasst. 70 Grafik 15 16,2% 8,7% 12,8% 13,8% 20% 14,8% 18,6% 30% 19,0% 24,6% 40% 34,9% 36,7% Bezug der Tätigkeiten zu politologischen Inhalten und Aufgaben 10% 0% Großer Bezug 2 3 4 erste Tätigkeit Kein Bezug vorhanden derzeitige Tätigkeit N = 210 (erste Tätigkeit), 194 (derzeitige Tätigkeit) Grafik 16 4,1% 10,0% 13,2% 19,1% 11,0% 8,0% 22,1% 17,8% 14,0% 26,0% 34,0% 41,1% 34,0% 16,2% 22,2% 15,0% 9,3% 10,0% 11,1% 19,4% 25,9% 10% 18,1% 10,0% 16,7% 20% 15,3% 17,5% 25,0% 40% 29,4% 47,5% 37,0% 50% 30% Bezug der ersten und derzeitigen Tätigkeit zu politologischen Inhalten und Aufgaben WS 96/97 & WS 97/98 derzeitige Tätigkeit WS 02/03 & 03/04 Kein Bezug vorhanden 4 3 2 Großer Bezug Kein Bezug vorhanden erste Tätigkeit 4 3 2 Großer Bezug 0% WS 04/05 N = 72 (WS 96/97 & WS 97/98), 80 (WS 02/03 & WS 03/04), 54 (WS 04/05) erste Tätigkeit N = 68 (WS 96/97 & WS 97/98), 73 (WS 02/03 & WS 03/04), 50 (WS 04/05) derzeitige Tätigkeit Der Vergleich zwischen der ersten und derzeitigen Tätigkeit in Grafik 15 lässt die Tendenz erkennen, dass der inhaltliche Bezug der Tätigkeiten zu den Inhalten des Politologiestudiums während der Phase der beruflichen Etablierung der Absolventen leicht ansteigt. Obgleich der Anteil der Erwerbstätigen, die ihrer Tätigkeit einen politikwissenschaftlichen Bezug attestieren, nur leicht zunimmt (von 55,3% auf 59,5%), halbiert sich doch die Anzahl derjenigen Erwerbstätigen, die 'keinen Bezug' zwischen der Erwerbstätigkeit und den 71 Studieninhalten feststellt von 34 Absolventen (16,2%) bezüglich der ersten Tätigkeit auf 17 Absolventen (8,7%) bezogen auf die derzeitige Tätigkeit.261 Ein Vergleich der Abschlusskohorten in Grafik 16 lässt erkennen, dass wiederum die jüngeren Jahrgänge (seit WS 02/03) bereits vor einer etwaigen Konsolidierung des Arbeitsverhältnisses und somit trotz der geringeren Dauer der Berufstätigkeit einen höheren politikwissenschaftlichen Bezug gegenüber der älteren Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98) nachweisen können. So haben die 'Berufseinfädler' des WS 04/05 im Gegensatz zu den 'beruflich Etablierten' (WS 96/97 und WS 97/98) mit 34,0% gegenüber 29,4% bereits einen höheren Anteil an Absolventen, die einen 'großen Bezug' zu politologischen Inhalten und Aufgaben in ihrer derzeitigen Erwerbstätigkeit verspüren. Dieser Anteil ist bei der mittleren Abschlusskohorte (WS 02/03 und WS 03/04), bei denen vermutlich der 'erste Klärungsprozess bereits stattgefunden hat'262, mit 41,4% ebenfalls erfreulich hoch.263 Der hohe Anteil an politikwissenschaftlichem Bezug der derzeit Erwerbstätigen deckt sich mit den Ergebnissen der Vorgängerstudie.264 Somit bleibt in der Tendenz eine Stabilisierung der Tätigkeiten mit sozialwissenschaftlichen Inhalten und Aufgaben im Verlaufe der Berufseinmündungsphase festzuhalten. 7.2. Beschäftigungsbereiche Neben der breiten Streuung der tatsächlichen Tätigkeitsbereiche der Absolventen zeigt auch eine Übersicht über die derzeitigen Beschäftigungsbereiche, dass Politologen in den verschiedensten Arbeitsfeldern anzutreffen sind. Im Folgenden wird der Begriff 'Beschäftigungsbereich' synonym mit 'Berufsbereich' und 'Arbeitgeberbereich' verwendet, um die beruflichen Einsatzgebiete der Politologen übergeordnet zu betrachten. Habenicht machte darauf aufmerksam, dass sich durch die verschiedenartigen Kategorisierungen der 261 Dass es sich um nur eine schwache Zunahme der Tätigkeiten mit politikwissenschaftlichem Bezug handelt, verdeutlicht der Anteil der Erwerbstätigen, die einen 'großen Bezug' angaben. Dieser ist im Vergleich zur ersten Tätigkeit (36,7%) sogar noch gesunken (auf 34,9%). 262 Die Bezeichnung 'erster Klärungsprozess hat bereits stattgefunden' wurde gewählt, da die Berufseinmündungsphase zum Zeitpunkt der Erhebung für die Absolventen des Abschlussjahrgangs WS 03/04 zweieinhalb Jahre und für die Befragten des WS 02/03 bereits dreieinhalb Jahre andauert. 263 Trotz des erfreulichen Anstiegs an Tätigkeiten mit politikwissenschaftlichem Bezug der jüngeren Abschlusssemester darf nicht vergessen werden, dass sich viele dieser Absolventen in prekären Beschäftigungsverhältnissen (beispielsweise Praktika) wieder finden. 264 Bei einem Vergleich mit der Vorgängerstudie muss darauf hingewiesen werden, dass Rössle für die Frage "Wie groß ist der Bezug Ihrer jetzigen Tätigkeit zu politologischen Inhalten und Aufgaben." lediglich vier Antwortoptionen ('groß', 'mäßig', 'gering', 'kein Bezug vorhanden') vorgegeben hat. Vgl. Rössle 1995, S.117 Frage 33. Eine Umrechnung auf ein fünfstufiges Modell ist methodisch nicht einwandfrei möglich. Dennoch ähneln sich die Ergebnisse: Rössle identifizierte den politologischen Bezug der derzeitigen Tätigkeit für 52,4% der Befragten als 'groß', für 21,4% als 'mäßig', für 14,6% als 'gering' und für 10,9% mit 'kein Bezug vorhanden'. Vgl. Rössle 1995, S.52. 72 Beschäftigungsverhältnisse Vergleiche mit anderen Studien erschweren.265 Es wurde daher versucht, eine möglichst differenzierte Kategorisierung der Berufsbereiche anhand der Vorlage der beiden Vorgängerstudien zu realisieren.266 Grafik 17 gibt eine detaillierte Auflistung der Beschäftigungsbereiche: Wie bereits in den Vorgängerstudien besitzt der Beschäftigungsbereich 'Universität/ Forschung' (N = 28) das höchste Absorptionspotential für Absolventen des Otto-SuhrInstituts. Weitere Beschäftigungsschwerpunkte bilden die 'Medien' (N = 28) und die 'privaten Dienstleistungen' (N = 26). Während in der Vorgängerstudie "die Dienstleistungen ohne 265 Eine Übersicht der verwendeten Begrifflichkeiten einiger Studien über die 'Einsatzgebiete' der Politologen findet sich in der Bochumer BISS-Studie. Vgl. Habenicht 2003, S.44ff. 266 Im Gegensatz zu Rössle wurden beispielsweise die Bereiche Stiftungen, Verbände und Gewerkschaften wie bereits bei Fiebelkorn getrennt aufgeführt. Auch wurden die 'privaten Dienstleistungen' für eine differenziertere Betrachtung in Unterkategorien aufgeteilt. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.15 und Rössle 1995, S.53. 73 sozialwissenschaftliche Beratungsfunktion gegenüber denjenigen mit etwas überwiegen"267, entfielen 23 Nennungen der Befragten dieser Studie auf den Bereich 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit sozialwissenschaftlicher Beratungsfunktion' und nur drei Absolventen charakterisierten das Arbeitsverhältnis als 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit Jobcharakter'.268 Es folgen die im Umfang etwas geringeren Beschäftigungsbereiche 'Öffentliche Verwaltung' (N = 17), 'Industrie' (N = 13) und 'Öffentliche/ soziale Dienstleistungen' (N = 8). Die Bereiche 'Gewerkschaften, Verbände, Stiftungen', 'Parteien, Parlamente, Abgeordnete' und 'Internationale Organisationen/ Institutionen, NGO's' werden in der folgenden Analyse aus Gründen der Vergleichbarkeit zur Vorgängerstudie summiert betrachtet. Anhand dieses Vergleichs soll auf die quantitative und qualitative Entwicklung der Arbeitsverhältnisse in den wichtigsten Beschäftigungsbereichen eingegangen werden. Tabelle 4 gibt eine Übersicht über die Beschäftigungsbereiche von insgesamt 93,8% (N = 182) der Erwerbstätigen. Im Vergleich zur Vorgängerstudie hat der Stellenwert des Beschäftigungsbereichs 'Universität, Forschung' für die Absolventen abgenommen. Mit einem Anteil von 14% der nicht erwerbslosen Politologen hat sich die noch von Rössle konstatierte Zuwachsrate (auf 22% der Erwerbstätigen) im Universitäts- und Forschungsbereich ins Gegenteil umgekehrt.269 Obwohl sich weiterhin der Großteil der Beschäftigten in diesem Bereich in einem Angestelltenverhältnis befindet, konnten lediglich 43% Vollzeitstellen und 13% unbefristete Stellen ausgemacht werden. 22% (N = 5) der Verträge erstrecken sich für nicht länger als ein Jahr. Weiterhin liegt das Nettoeinkommen bei 67% der Absolventen zwischen 751€ und 1500€ und damit unter dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen. 267 Rössle 1995, S.53. Im Vergleich zu den Vorgängerstudien wurde der Bereich 'Freizeit/ Infrastruktur' im Fragebogen nicht separat ausgewiesen. Anhand der Kategorisierungen Rössles und Fiebelkorns (Vgl. Rössle 1995, S.54 und Fiebelkorn 1990, S.16.) wurden 'Dienstleistungen', die eindeutig dem Bereich 'Freizeit-Infrastruktur (Kneipe, Kino, Kommunikationszentren, Galerie, etc.)' entsprachen, nicht zu den 'privaten Dienstleistungen mit Jobcharakter (Taxi, Kneipen, etc.)' gezählt. Vgl. Frage C10 des Fragebogens mit Rössle 1995, S.118 Frage 39. 269 Rössle konstatierte in diesem Bereich eine Zuwachsrate um 6% von 16% (N = 65) auf 22% (N = 99) der erwerbstätigen Absolventen gegenüber Fiebelkorn. Vgl. Rössle 1995, S.54. 268 74 75 Auch im Bereich 'Medien' ist nach einem leichten Zuwachs bezogen auf den Zeitraum der Vorgängerstudie der Absolventenanteil mit 14% der Erwerbstätigen auf das Niveau Fiebelkorns zurückgegangen.270 Der Anteil der vertraglich geregelten Arbeitsverhältnisse ist in diesem Berufsbereich am geringsten. Über die Hälfte der Befragten (58%) sind 'Selbstständig' oder 'in anderer Weise erwerbstätig'. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Redakteure und Journalisten, aber auch um freiberufliche Autoren und eine Inhaberin einer Filmproduktionsfirma.271 Die vertraglich geregelten Arbeitsverhältnisse sind zu 45% unbefristet und zu 100% Vollzeitstellen. Während die Einkommensverteilung leicht über dem Gesamtdurchschnitt liegt, ist der Anteil weiblicher Absolventen hier mit 30% auffallend niedrig. Hinter der Klassifizierung 'private Dienstleistungen' verbirgt sich eine Vielzahl verschiedener Branchen und Tätigkeitsfelder, die von PR- und Marketing Aktivitäten über Banken bis hin zum Veranstaltungsmanager reichen. Für die große Mehrheit der 29 Absolventen, die in diesem Beschäftigungsbereich untergekommen ist, besitzt ihr Arbeitsverhältnis keinen 'Jobcharakter', sondern vielmehr eine 'sozialwissenschaftliche Beratungsfunktion'.272 Mit einem Anteil von 13% der Absolventen ist auch in diesem Beschäftigungsbereich ein leichter Rückgang gegenüber Rössle (17%) festzustellen.273 Gestiegen ist hingegen der Anteil der vertraglich geregelten Arbeitsverhältnisse (von 73% auf 88%) und auch der Vollzeitstellen (von 71% auf 83%) im Vergleich zur Vorgängerstudie. Mit einem überdurchschnittlichen Anteil von 16% der Befragten in der niedrigsten und 20% in der höchsten Einkommensgruppe besitzen die 'privaten Dienstleistungen' die höchste Einkommensspanne aller Beschäftigungsbereiche. Die höchste Zuwachsrate ist bei den 'Gewerkschaften, Verbänden und Stiftungen' auszumachen. Von diesen 25 Absolventen waren zwölf in Stiftungen, zehn bei Verbänden und drei in Gewerkschaften tätig. Der Anteil der Beschäftigten in diesem Bereich erhöhte sich um fast das Doppelte (von 7% auf 13%) gegenüber der vorhergehenden Studie und liegt somit 270 Rössle stellte einen Zuwachs von 14% (N = 57) auf 16% (N = 71) im Medienbereich gegenüber der Vorgängerstudie Fiebelkorns fest. Vgl. Rössle 1995, S.54 und Fiebelkorn 1990, S.15. 271 Noch bevor im nächsten Kapitel intensiver auf die Situation der 'Selbstständigen' und der 'in anderer Weise Erwerbstätigkeiten' eingegangen wird, sei vermerkt, dass im Medienbereich 87% der Erwerbstätigen außerhalb des traditionellen Beschäftigungsbereichs als 'Selbstständige' und nur 13% als 'in anderer Weise erwerbstätig' arbeiten. 272 Zu den Beschäftigten im Bereich 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit sozialwissenschaftlicher Beratungsfunktion' zählen neben Consultants und Beratern in der Öffentlichkeitsarbeit auch Bankangestellte und Unternehmensberater. Der Bereich 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit Jobcharakter' umfasst eine Veranstaltungsmanagerin, einen Fotolaboranten und einen technischen und organisatorischen Leiter. 273 Wiederum entspricht das Absorptionspotenzial des Berufsbereichs den Ergebnissen der Studie Fiebelkorns, in der 13% der Befragten (N = 55) in diesem Bereich beschäftigt waren. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.15. 76 wieder auf dem Niveau Fiebelkorns (13%).274 Überdurchschnittlich vielen Angestellten (88%) mit überdurchschnittlich vielen Vollzeitstellen (86%) steht eine überdurchschnittlich hohe Zahl an befristeten Stellen (65%) gegenüber. Besonders deutlich wird dies in den 'Stiftungen', bei denen nur einer der Befragten unbefristet angestellt ist.275 Während überdurchschnittliche 48% der Beschäftigten weiblich sind, entsprechen die Einkommensverhältnisse ziemlich genau dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen. Der Arbeitgeberbereich 'Parteien, Parlamente, Abgeordnete' bildet den zweiten beachtlich expandierten Beschäftigungsbereich dieser Studie. Nachdem bereits Rössle einen Zuwachs der Beschäftigten (von 2,4% auf 5,6%) gegenüber der Vorgängerstudie diagnostizierte, verdoppelte sich der Anteil der Beschäftigten wiederum auf 11,3% (N = 22). Den 13 Absolventen, die in Parteien beschäftigt sind, stehen neun Absolventen gegenüber, die als 'Abgeordnete' bzw. 'im Parlament' tätig sind. In diesem Bereich überwiegen die Angestellten (95%) mit Vollzeitstellen (95%) am deutlichsten. Der hohe Anteil an befristeten Stellen (68%) erklärt sich daraus, dass ein Drittel der Befragten (N = 7) angaben, bis Ende der Legislaturperiode angestellt zu sein. Das Einkommen der 'Abgeordneten' bzw. 'im Parlament' tätigen Absolventen liegt zu 100% bei über 1500€ netto monatlich. Zusammen mit den Beschäftigten in den Parteien lässt sich die Einkommenssituation durchaus als zufriedenstellend beurteilen, da 76% der Befragten in der zweithöchsten Einkommenskategorie (1501€ bis 2250€) und keiner der Befragten in der untersten Einkommensgruppe (unter 750€) anzusiedeln sind. Genau die Hälfte der Beschäftigten sind Frauen. Die 'öffentliche Verwaltung' stellt nach wie vor für etwa jeden Zehnten Absolventen des OttoSuhr-Instituts einen Beschäftigungsbereich dar. Angestellte und Beamte machen zusammen 88% der insgesamt 17 Beschäftigten im öffentlichen Dienst aus. Der Anteil der Vollzeitstellen liegt mit 56% weit unter dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen. Hingegen hat sich die Zahl der unbefristeten Stellen im Vergleich zur Vorgängerstudie fast halbiert (von 69% auf 38%). Ähnlich den 'privaten Dienstleistungen' entspricht die Verteilung der Einkommen in etwa dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen, weist jedoch eine hohe Einkommensspanne auf. Im Beschäftigungsbereich 'Öffentliche/ soziale Dienstleistungen, soziale Bewegung, NGO's' wurden neben Schulen und Bildungseinrichtungen 274 auch Umweltverbände und Während bei Fiebelkorn wie in dieser Studie die Bereiche Gewerkschaften, Verbände und Stiftungen im Fragebogen getrennt ausgewiesen wurden, vereinigte sie Rössle zu einer Antwort-Option. Vgl. Rössle 1995, S.55 bzw. Fiebelkorn 1990, S.15. 275 Aufgrund der nur geringen Anzahl der Nennungen bezogen auf die einzelnen Bereiche erweist sich eine weitere getrennte Betrachtung der Gewerkschaften, Verbände und Stiftungen als nicht aussagekräftig. 77 Opferberatungsstellen miteinbezogen.276 10% der Absolventen sind in diesem vergleichsweise stagnierenden Berufsbereich (10% bei Fiebelkorn und 9% bei Rössle) tätig. Im Vergleich zur Vorgängerstudie hat sich der Anteil der Angestellten von 39% auf 81% mehr als verdoppelt, von denen jedoch nur knapp die Hälfte (46%) vollzeitbeschäftigt ist. Der Anteil der befristeten Verträge liegt mit 62% überdurchschnittlich hoch und knapp ein Drittel (31%) der Verträge erstrecken sich für höchstens ein Jahr. Weiterhin sind mit 76% überdurchschnittlich viele Beschäftigte in den unteren Einkommensgruppen (bis 1500€) vertreten. Eine erstaunlich hohe Zuwachsrate hat der Berufsbereich 'Industrie'. Gaben in der Vorgängerstudie gerade einmal 1,3% (N = 6) der Absolventen an, in diesem 'politikfremden' Berufsbereich beschäftigt zu sein, verfünffachte sich dieser Anteil auf 7% (N = 13). Die Berufsbezeichnungen der Absolventen reichen von 'Junior Manager' und 'Software-Ingenieur' bis hin zur 'Personalspezialistin (Wirtschaft)' und 'Sachbearbeiterin Finanzen'. Vollzeitbeschäftigung (zu 100%) und unbefristete Verträge (zu 80%) charakterisieren die Beschäftigungsverhältnisse der zehn Angestellten. Die Einkommenssituation stellt sich im Hinblick auf den weit überdurchschnittlichen Anteil der Absolventen in der höchsten Einkommensgruppe (46% verdienen über 2250€) weit besser dar als in den meisten anderen Beschäftigungsbereichen. Schließlich bildet der Industriesektor den einzigen Arbeitgeberbereich, in dem der Anteil der weiblichen Absolventen mit 62% überwiegt. Der Beschäftigungsbereich 'Internationale Organisationen/ Institutionen' hat im Vergleich zur Vorgängerstudie einen deutlichen Vorgängerstudie zusätzlich Rückgang erhobenen zu verzeichnen. Beschäftigungsbereich In sank diesem in der der Anteil der Erwerbstätigen um beinahe die Hälfte von 7% auf 3,6%.277 Die Berufsbezeichnungen reichen von 'Associate Human Rights Officer' über 'Consultant' bis hin zu einer 'Diplomatin'. Die Beschäftigten befinden sich überwiegend in geregelten Arbeitsverhältnissen (71%) mit befristeten (60%) Vollzeitstellen (100%). Weiterhin liegt das Nettoeinkommen für 57% der Absolventen bei über 2250€ im Monat und damit weit über dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen. Der Anteil der weiblichen Absolventen ist mit 29% am geringsten im Vergleich mit allen anderen Beschäftigungsbereichen. 276 Diese Kategorisierung der Beschäftigungsbereiche erschien sinnvoll aufgrund der unterschiedlichen Handhabung dieser Tätigkeiten in den Vorgängerstudien. Fiebelkorn beschrieb diese Dienstleistungen als "Bereich der sozialen Dienste" bzw. "Sozialer Bereich". Vgl. Fiebelkorn 1990, S.15ff. Rössle erweiterte diese Kategorie zu "öffentlichen sozialen Dienstleistungen […] als auch alternative Projekte". Vgl. Rössle 1995, S.55. 277 Ein repräsentativer Vergleich zur Vorgängerstudie ist aufgrund der geringen Anzahl der Nennungen (N = 7) kaum möglich. 78 Politologischer Bezug der Beschäftigungsbereiche Grafik 18 4 15,4% Industrie (N = 13) Medien (N = 26) private Dienstleistungen gesamt (N = 26) 0,0% 0,0% 7,7% 11,5% 23,1% 30,8% 26,9% 34,6% 15,4% 7,7% 19,2% 23,1% 6,3% 6,3% Öffentliche/ soziale Dienstleistungen, 'soziale Bewegung', NGO's (N = 16) 5,9% 0,0% Öffentliche Verwaltung (N = 17) 3 23,1% 61,5% 2 25,0% 25,0% 29,4% 23,5% 4,0% 0,0% Gewerkschaften, Verbände, Stiftungen (N = 25) 0,0% Internationale Organisationen / 0,0% Institutionen (N = 7) 5,2% 0,0% 14,3% 16,0% 28,0% 28,6% 21,1% 15,8% Parlamente, Abgeordnete, Parteien, (N = 19) Großer Bezug 37,4% 41,2% 52,0% 57,1% 55,6% Universität, Forschung (N = 27) 0% 11,1% 20% 0,0% 0,0% 40% 33,3% 60% 57,9% 80% Kein Bezug vorhanden Weiterhin ist von Interesse, inwieweit der Bezug der beruflichen Tätigkeit zu Inhalten des abgeschlossenen Studiums im Hinblick auf die verschiedenen Beschäftigungsbereiche von den Absolventen bewertet wurde. Die Beurteilung der einzelnen Aspekte erfolgte wiederum anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Großer Bezug' bis 5 = 'Kein Bezug vorhanden'. In Grafik 18 sind die Beschäftigungsbranchen anhand der Ausprägungen des arithmetischen Mittels von links nach rechts angeordnet. Einen erfreulich großen politologischen Bezug attestieren die Absolventen den Beschäftigungsbereichen 'Universität, Forschung' (AM = 1,6/ SD:0,70), 'Parteien, Parlamente, Abgeordnete' (AM = 1,7/ SD:0,95), 'Internationale Organisationen/ Institutionen' (AM = 1,7/ SD:1,11) und 'Gewerkschaften, Verbände, Stiftungen' (AM = 1,7/ SD:0,89). Über die Hälfte der Beschäftigten jeder dieser vier Bereiche bescheinigen ihrer derzeit ausgeübten Tätigkeit einen 'großen Bezug' zu politologischen Inhalten und Aufgaben und keiner charakterisiert die Beschäftigung mit 'Kein Bezug vorhanden'.278 Es folgen die Beschäftigten in der 'Öffentlichen Verwaltung' (AM = 1,9/ SD:0,97), die ihren Tätigkeiten ebenfalls zum größten Teil (70,6%) einen politologischen Bezug bescheinigen. Der politologische Bezug des Beschäftigungsbereichs 'Öffentliche/ soziale Dienstleistungen, 278 Vergleicht man die zusammengefassten Beschäftigungsbereiche separat, so ergeben sich folgende Abstufungen: Der Bereich 'Parlamente, Abgeordnete' (AM = 1,3/ SD:0,49) erscheint einen etwas größeren politologischen Bezug aufzuweisen als der Bereich 'Parteien' (AM = 1,9/ SD:1,09). Auch ist eine knappe Rangfolge bei den Beschäftigten in 'Gewerkschaften' (AM = 1,3/ SD:0,58), 'Stiftungen' (AM = 1,7/ SD:0,88) und 'Verbänden' (AM = 1,9/ SD:0,99) zu erkennen. 79 soziale Bewegung, NGO's' (AM = 2,4/ SD:1,15) liegt bereits im Bereich des arithmetischen Mittel aller derzeit Erwerbstätigen (AM = 2,4/ SD: 1,31).279 Weiterhin empfinden immerhin noch über die Hälfte der Beschäftigten in den 'Privaten Dienstleistungen' (AM = 2,7/ SD:1,44) einen politologischen Bezug zu ihrer derzeitigen Tätigkeit.280 Unerfreulich hingegen gestaltet sich die Studienrelevanz der Beschäftigung im Bereich 'Medien' (AM = 3,0/ SD:1,15). Nur noch ein Drittel der Beschäftigten sehen hier die Übereinstimmung von Studien- und Tätigkeitsinhalten gegeben. Schließlich bescheinigt kein einziger der Erwerbstätigen im Arbeitgeberbereich 'Industrie' (AM = 4,1/ SD:0,64) der ausgeübten Tätigkeit einen politologischen Bezug. 7.3. Arbeitsrechtlicher Status Entscheidend für die im nächsten Kapitel folgende intensivere Betrachtung der Verbleibsgruppen ist die Unterteilung der Absolventen anhand ihres arbeitsrechtlichen Status. In Grafik 19 sind die 'Statusgruppen' der Absolventen im Vergleich zu den Vorgängerstudien abgebildet. Die Werte bei Rössle und Fiebelkorn beziehen sich auf die derzeitigen Tätigkeiten.281 Während sich die Zahl der Angestellten im Vergleich zur Vorgängerstudie prozentual erhöht hat, ist der Anteil der anderen Erwerbstätigen innerhalb des traditionellen Beschäftigungssystems282 gesunken. Neben 145 Angestellten konnten lediglich sechs Beamte und je zwei Arbeiter und '1€-Jobber' zum Erhebungszeitpunkt identifiziert werden. Dieses Bild innerhalb des traditionellen Beschäftigungssystems spiegelt sich auch im Hinblick auf die erste Erwerbstätigkeit nach dem Studienabschluss wieder. Neben den 143 Angestellten konnten lediglich zwei '1€-Jobber' und ein Beamter zum Zeitpunkt der Berufseinmündung identifiziert werden. 279 Eine separate Betrachtung zeigt, dass der politologische Bezug im Bereich 'NGO's' (AM = 1,9/ SD:0,90) am höchsten liegt, gefolgt von den Beschäftigten in den 'Öffentlichen/ sozialen Dienstleistungen' (AM = 2,9/ SD:1,35) und dem Bereich 'Soziale Bewegung' (AM = 3,0/ SD:0,00). 280 Während der Bereich 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit sozialwissenschaftlicher Beratungsfunktion' (AM = 2,4/ SD:1,23) im Bereich des arithmetischen Mittels liegt, bescheinigt keiner der drei Beschäftigten des Bereichs 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit Jobcharakter' (AM =5,0/ SD:0,00) ihrer Tätigkeit einen politologischen Bezug. 281 Zur Verdeutlichung der Entwicklung der Statusgruppen wurden die absoluten Zahlen in Prozentwerte umgerechnet. Vgl. Rössle 1995, Grafik 15, S.58. Die Prozentwerte geben den Anteil der Statusgruppe an der Gesamtheit aller Absolventen an. 282 Im traditionellen Beschäftigungssystem sind alle vertraglich geregelten Beschäftigungsverhältnisse miteinbezogen. Neben den Angestellten sind dies '1€-Jobber', Beamte und Arbeiter, nicht aber die Selbstständigen und die 'in anderer Weise Erwerbstätigen'. 80 Grafik 19 54,3% 70% 65,6% 63,9% Arbeitsrechtlicher Status 45,6% 60% 50% 4,6% 16,2% 15,5% 14,5% Erwerbslose in anderer Weise Erwerbstätig 0,9% 0,9% 7,4% 1,7% ABM / 1€-Job Arbeiter/in Beamte/r Angestellte/r Selbstständig 0% 0,0% 1,3% 0,9% 0,8% 0,5% 3,9% 2,6% 2,5% 5,0% 8,8% 7,0% 10% 3,9% 20% 10,1% 13,8% 30% 23,4% 24,3% 40% Fiebelkorn, u.a. (1990), N = 485 Rössle (1995), N = 536 Pfau (2007) derzeitige Tätigkeit, N = 227 Pfau (2007) erste Tätigkeit nach Studienabschluss, N = 218 Waren bei Fiebelkorn und Rössle noch 33,4% (davon 4,6% Selbstständige) bzw. 27% (davon 10,5% Selbstständige) der Erwerbstätigen jenseits des traditionellen Beschäftigungssystems beschäftigt, so bedeuten die 16 Selbstständigen und 23 'in anderer Weise Erwerbstätigen' bezogen auf die derzeitige Tätigkeit zusammen genommen einen Rückgang dieses Anteils auf 20,1%.283 Während der Anteil der Selbstständigen zwischen den Ergebnissen der Vorgängerstudien liegt, erscheint speziell der erneute Rückgang der 'in anderer Weise (freiberuflich) Erwerbstätigen' auf 11,9% der Erwerbstätigen erfreulich. Im Gegensatz hierzu machen die 'in anderer Weise Erwerbstätigen' zum Zeitpunkt der ersten Tätigkeit nach Studienende noch 24,5% (N = 51) der Erwerbstätigen aus, während der Anteil der Selbstständigen mit 5,3% (N = 11) etwas geringer liegt als zum Zeitpunkt der Erhebung der Studie. Auf die aktuelle Situation der 'in anderer Weise Erwerbstätigen' und der 'Selbstständigen' wird im folgenden Kapitel noch näher eingegangen. Der Anteil der Erwerbslosen zum Erhebungszeitpunkt hat mit 14,5% (N = 33) gegenüber beiden Vorgängerstudien etwas abgenommen. Weiterhin gaben lediglich 10 Absolventen an, 283 Die Einordnung der 'in anderer Weise (freiberuflich) Erwerbstätigen' gestaltete sich aufgrund der unterschiedlichen Fragestellung im Vergleich zu beiden Vorgängerstudien sehr kompliziert. Vgl. Frage C6 des Fragebogens sowie Rössle 1995, Frage 34 und 35, S.177f. Aufgrund der doch überschaubaren Anzahl der Beschäftigten jenseits des traditionellen Beschäftigungssystems, wurden die Absolventen anhand der Faktoren 'Arbeitssituation', 'Einkommen' und den Erläuterungen zu den Formen der selbstständigen bzw. freiberuflichen Tätigkeiten mit freundlicher Unterstützung von Dr. Dieter Grühn in die Kategorien eingeordnet. 81 seit ihrem Studienabschluss noch nie erwerbstätig gewesen zu sein. Diese Absolventen werden in der Grafik als 'Erwerbslose' geführt.284 Eine genauere Analyse der Situation der Erwerbslosen erfolgt im nächsten Kapitel. Im Vergleich zu den Vorgängerstudien wird deutlich, dass der Anteil der Angestellten an den Erwerbstätigen insgesamt kontinuierlich zuzunehmen scheint. Befanden sich bei Fiebelkorn noch 54% (N = 221) und bei Rössle 65% (N = 291) der Erwerbstätigen in einem Angestelltenverhältnis, so sind es hinsichtlich der Befragten dieser Studie mit 74% (N = 145) bereits knapp drei Viertel aller erwerbstätigen Absolventen.285 Obgleich dies für die Absolventen zumindest erstmal mit einer vertraglichen Absicherung einhergeht, sagt dies jedoch nichts über die Höhe der Bezahlung, den Inhalt, den Umfang und eine eventuelle Befristung der Arbeitsverhältnisse aus. Während auf die zahlenmäßig geringen 'Statusgruppen' der Arbeiter, Beamten und '1€-Jobber' im folgenden Kapitel nur verwiesen wird, bedürfen die Beschäftigungsverhältnisse der Angestellten einer genaueren Analyse im folgenden Kapitel. 7.4. Zusammenfassung Trotz der weiterhin breiten Streuung der tatsächlichen Tätigkeitsbereiche der Absolventen konnte zusammenfassend die Fortsetzung studienadäquater Tätigkeitsfelder für einen großen Teil der Berliner Politologen bestätigt werden. Beispielhaft offenbarte sich dies am Übergewicht der Dienstleistungen Absolventen mit im Beschäftigungsbereich sozialwissenschaftlicher 'Selbstständige/ Beratungsfunktion' gegenüber private dem Berufsbereich 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit Jobcharakter'. Es zeigte sich, dass offensichtlich die Beschäftigungsbereiche Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit den Befragten oftmals als Sprungbrett für ihre Berufseinmündung dienten. Es wurde auch deutlich, dass ungeachtet der geringen Dauer der Berufstätigkeit den jüngeren Abschlussjahrgängen bereits ein hoher politikwissenschaftlicher Bezug mitunter jedoch oftmals auf Kosten einer Befristung nachgewiesen werden konnte. Der weiterhin geringe Anteil an Vollzeitstellen im Bereich 'Öffentliche/ soziale Dienstleistungen' und an unbefristeten Stellen im Bereich 'Universität, Forschung' sei hier noch einmal exemplarisch erwähnt. 284 Hieran wird deutlich, dass eine prozentuale Aussage der Erwerbslosen hinsichtlich der ersten Tätigkeit nach Studienabschluss nicht repräsentativ sein kann, da die 'erste Tätigkeit nach Studienabschluss' im Gegensatz zur derzeitigen Tätigkeit einen Prozess der Berufseinmündung beschreibt. Um jedoch die Aussagekraft der Angaben des arbeitsrechtlichen Status hinsichtlich der Erwerbstätigen zu wahren, mussten die bislang 'NichtErwerbstätigen' herausgerechnet werden. 285 Vgl. Fiebelkorn 1990, S.10 und Rössle 1995, S.59. 82 Hinsichtlich des arbeitsrechtlichen Status der Absolventen konnte ein erneuter Anstieg der Angestellten - erfreulicherweise auf Kosten der 'in anderer Weise Erwerbstätigen' ausgemacht werden. Obgleich dies nicht als eine Tendenz hinsichtlich der Stabilisierung der Beschäftigungsverhältnisse gewertet werden kann, tritt doch deutlicher zu Tage, dass von einer 'Prekarisierung' der Beschäftigungsverhältnisse nicht ohne weiteres gesprochen werden kann. . 83 8. Analyse der Verbleibssituation Nach der Beschreibung der Tätigkeits- und Beschäftigungsbereiche der Absolventen erfolgt in diesem Kapitel anhand der im vorherigen Kapitel vorgenommenen Einteilung eine Analyse der verschiedenen Statusgruppen. Anschließend werden die Beschäftigten durch Zuhilfenahme des konstruierten Modells der Vorgängerstudie in Verbleibsgruppen eingeteilt und anhand dieser Kriterien untersucht. 8.1.Situation der Angestellten im traditionellen Arbeitsmarkt 74,7% der Erwerbstätigen (N = 145) befanden sich zum Zeitpunkt der Erhebung der Studie in einem Angestelltenverhältnis. In der folgenden Betrachtung soll auf den Umfang, die Dauer und die Einkommensverhältnisse der mit Abstand umfassendsten Statutsgruppe eingegangen werden. Arbeitssituation der Angestellten 44,7% 60% 16,4% 11,0% 15% 6,4% 13,5% 19,9% 16,5% 16,4% 30% 27,8% 36,2% 45% 37,6% 53,6% Grafik 20 0% Teilzeit, befristet Teilzeit, unbefristet Fiebelkorn, u.a. (1990) Vollzeit, befristet Rössle (1995) Vollzeit, unbefristet Pfau (2007) N = 207 (Fiebelkorn 1990), 291 (Rössle 1995), 141 (Pfau 2007) Anhand Grafik 20 lässt sich erkennen, dass das Verhältnis zwischen Teilzeit- und Vollzeitstellen im Vergleich zur Vorgängerstudie erhalten geblieben ist. 74% der Angestellten sind vollzeitbeschäftigt und 26% gehen einer Teilzeitbeschäftigung nach. Jedoch hat sich der Schwerpunkt des Umfangs der Teilzeitstellen gegenüber der Vorgängerstudie verlagert. Unter 18 Wochenstunden sind weiterhin 11% der Teilzeit-Angestellten beschäftigt. Zugenommen hat der Anteil der Absolventen, die eine 'Halbe Stelle' (zwischen 18 und 22 Stunden) bekleiden (von 38% auf 54%), abgenommen hingegen der Anteil der 'Zwei-Drittel-Stellen' (von 51% auf 35%) mit einer Arbeitzeit zwischen 23 und 32 Stunden. 84 Im Fragebogen wurde weiterhin nach etwaigen Überstunden sowie Arbeitszeiten in Nebentätigkeiten gefragt. Während nur elf Angestellte angaben einer weiteren (Neben-) Erwerbstätigkeit nachzugehen (sieben Teilzeit-Angestellte und zehn 'befristet Beschäftigte'), arbeiten 62% (N = 87) der Angestellten durchschnittlich acht Überstunden in der Woche. Hiervon arbeiten 43% der Absolventen wöchentlich bis zu fünf Stunden und weitere 40% bis zu zehn Stunden länger als ihre reguläre Arbeitszeit es vorsieht. Dies betrifft die Vollzeittätigen in selbem Maße wie die Teilzeit-Angestellten.286 Deutliche Veränderungen zeigen sich hinsichtlich der Befristungen der Angestellten. Stark rückläufig im Vergleich zur Vorgängerstudie ist sowohl der Anteil unbefristeter Teilzeitstellen (von 11% auf 6%) als auch der Anteil unbefristeter Vollzeitstellen (von 45% auf 38%). Waren bei Fiebelkorn noch 33% (N = 68) und bei Rössle 44% (N = 109) der Stellen befristet, so befinden sich mittlerweile bereits insgesamt 56% der Angestellten (N = 79) in befristeten Arbeitsverhältnissen. Obgleich nur wenige konkrete Vergleichsdaten vorliegen, hat sich die Dauer der Befristungen tendenziell im Vergleich zu den Vorgängerstudien nochmals verkürzt.287 Waren bei Fiebelkorn noch 35% der Vollzeitbeschäftigungen auf fünf Jahre befristet, so konnte hier nur ein Absolvent identifiziert werden, dessen Befristung länger als vier Jahre dauerte (und zwar 49 Monate). 39% (N = 37) der befristeten Arbeitsverträge haben eine Dauer von bis zu einem Jahr, 31% (N =24) von bis zu zwei Jahren und weitere 14% von bis zu drei Jahren. Befristungen, die über drei Jahre hinaus liefen, waren fast ausschließlich an ein Mandat gebunden.288 286 Auffälligkeiten ergeben sich auch hinsichtlich der in Grafik 20 abgebildeten vier Kategorien der Angestellten. Überraschenderweise werden Überstunden am häufigsten von den 'befristeten Teilzeitbeschäftigten' (zu 68%) geleistet. Es folgen die unbefristeten Vollzeitbeschäftigten (zu 62%) und befristeten Vollzeitbeschäftigten (zu 56%). Am seltensten machen Angestellte unbefristeter Teilzeitstellen Überstunden (zu 33%). 287 Fiebelkorn gab an, dass von den Angestellten mit einer befristeten Vollzeitstelle 9% unter 1 Jahr, 18% 1 Jahr, 21% 2 Jahre, 12% 3 Jahre und 35% 5 Jahre beschäftigt waren. Bei den Angestellten mit befristeter Teilzeitstelle lag die Befristung "vor allem im Bereich ein und zwei Jahren." Fiebelkorn 1990, S.25. Rössle vermerkte, dass sich die Befristungen der Arbeitsverträge tendenziell verkürzt haben, "denn sie sind in den Kategorien bis zu drei Jahren Gesamtlaufzeit zahlreicher geworden, während diejenigen zwischen drei und fünf Jahren abgenommen haben." Rössle 1995, S.61. 288 Bezogen auf die Vollzeitstellen ergibt sich folgendes Bild: 30% der Befristungen fallen in die Kategorie 'bis zu einem Jahr', 39% in die Kategorie 'bis zu zwei Jahre', 14% in die Kategorie 'bis zu drei Jahre' und 18% währen 'über drei Jahre'. 85 Grafik 21 Arbeitssituation der Angestellten nach Abschlussjahrgängen 42% 60% 47% 59% 62% 75% 26% 24% 24% 27% 35% 30% 3% 0% 4% 6% 8% 15% 6% 12% 24% 27% 30% 35% 45% 0% WS 96/97 WS 97/98 Teilzeit, befristet WS 02/03 Teilzeit, unbefristet WS 03/04 Vollzeit, befristet WS 04/05 Vollzeit, unbefristet N = 26 (WS96/97), 17 (WS 97/98), 23 (WS 02/03), 33 (WS 03/04), 38 (WS 04/05) Aufgrund der großen Zeitspanne zwischen den befragten Abschlussjahrgängen erscheint eine gesonderte Betrachtung der Arbeitssituation der einzelnen Abschlussjahrgänge unverzichtbar. Bereits auf den ersten Blick wird deutlich, dass unbefristete Vollzeitbeschäftigungen die Arbeitsverhältnisse der Angestellten der älteren Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98) charakterisieren. Durchschnittlich 60% der älteren Absolventen gehen zum Zeitpunkt der Erhebung der Studie solch einem 'Normalarbeitsverhältnis' nach.289 Während dieser Anteil bezüglich des Abschlussjahrgangs WS 02/03 noch bei 35% liegt, ist ein 'Normalarbeitsverhältnis' bei durchschnittlich nur noch jedem vierten Angestellten der beiden jüngeren Abschlusssemester gegeben. Dies ist ein Indiz dafür, dass zumindest ein gewisser 'Klärungseffekt' dreieinhalb Jahre nach Studienabschluss bei den Absolventen des WS 02/03 eingesetzt hat.290 Während 67% der Angestellten der älteren Abschlusskohorte einer unbefristeten Tätigkeit nachgehen, liegt der Anteil bei 32% für die mittlere Abschlusskohorte (WS 02/03 und WS 03/04) und nur noch bei 29% für den Jahrgang WS 04/05. Interessant ist wieder die Betrachtung des Abschlussjahrgangs WS 02/03. Der überdurchschnittlich hohe Anteil von 289 Das Normalarbeitsverhältnis wird substanziell mit folgenden vier Kernindikatoren beschrieben: 1. Ein auf Dauer angelegter Arbeitsvertrag, 2. Beschäftigung in Vollzeit, 3. Vertraglich normierter Lohn und Gehalt, 4. Sozialversicherungspflicht. Vgl.http://www.faveve.uni-stuttgart.de/fs-soz/inhalte/scripte/ao/druck/ao1druck.html 290 Gründe, die auf eine bewusste Wahl der Arbeitssituation (beispielsweise Teilzeitbeschäftigung in Kombination mit Kindererziehung) hinweisen würden, konnten nur anhand etwaiger Beschreibungen im Anhang des Fragebogens ausgemacht werden. Es konnten hier keine Auffälligkeiten hinsichtlich der einzelnen Abschlussjahrgänge festgestellt werden. 86 65% der Absolventen, die sich in befristeten Arbeitsverhältnissen befinden, deutet darauf hin, dass der oben beschriebene 'Klärungsprozess' der Absolventen offensichtlich noch nicht abgeschlossen ist. Hinsichtlich des Anteils der Vollzeitstellen ergibt sich ein ähnliches wenngleich abgeschwächtes Verhältnis zwischen den Abschlussjahrgängen. Über 80% der Beschäftigten der älteren Abschlusskohorte sind Vollzeit-Angestellte. Demgegenüber sind dies jeweils nur zwischen 67% und 74% bezogen auf die drei jüngeren Jahrgänge. Grafik 22 Einkommen der Angestellten (in € pro Monat) 73% 65% 75% 71% 90% 60% 15% 18% 13% 12% 12% 12% 2% 2% 4% 15% 14% 30% 23% 26% 37% 45% 0% bis 750€ 751€ bis 1000€ Fiebelkorn, u.a. (1990) *) 1001€ bis 1249€ Rössle (1995) *) Pfau (2007) *) 1250€ und mehr Pfau (2007) **) *) Grundlage sind nur diejenigen, deren einzige Einkommensquelle das Erwerbseinkommen darstellt **) Grundlage sind die insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel (inklusive Mittel von den Eltern, Ersparnisse, etc.) N = 215 (Fiebelkorn 1990), 258 (Rössle 1995), 119 (Pfau 2007) *), 136 (Pfau 2007) **) Die Einkommenssituation der Angestellten hatte sich bei Rössle im Vergleich zu Fiebelkorn "deutlich verbessert."291 Mehr als ein Jahrzehnt später kann gemäß Grafik 22 ein weiterer geringer Zuwachs des durchschnittlichen Nettoeinkommens der Angestellten ausgemacht werden.292 Dennoch stellt sich die Einkommenssituation der Angestellten im Vergleich zu den anderen Statusgruppen am besten dar. Für 73% der Angestellten, deren einzige 291 Rössle 1995, S.61. Die Einkommenskategorien der beiden Vorgängerstudien wurden hinsichtlich der Vergleichbarkeit der Ergebnisse übernommen. Die Umrechnung von DM zu € erfolgte im Verhältnis 2:1. Weiterhin wurden Lohnsteigerung und Inflation außer Acht gelassen, da sich ihr Einfluss auf die Resultate praktisch gegeneinander aufheben würde. Nach Informationen der Hans-Böckler-Stiftung beträgt die Reallohnentwicklung in Deutschland zwischen 1995 und 2004 minus 0,9%. Vgl. http://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/SID-3D0AB75D13E2672D/hbs/hs.xsl/32015_37759.html, Zugriff: 20.02.2007. Seither steigen die Reallöhne wieder an, ohne jedoch für den zu untersuchenden Zeitraum von Bedeutung zu sein. 292 87 Einkommensquelle das Erwerbseinkommen darstellt, stehen über 1250€ netto im Monat zur Verfügung und nur zwei dieser Erwerbstätigen müssen mit bis zu 750€ im Monat zurechtkommen.293 Werden die 24 Absolventen hinzugenommen, die weitere Finanzierungsquellen neben der Erwerbstätigkeit angegeben haben, ändert sich lediglich der Anteil in den Kategorien '1001€ -1249€' und 'über 1251€' um jeweils zwei Prozentpunkte. Befragt nach weiteren Einkommensquellen neben der Erwerbsarbeit gaben die Angestellten am häufigsten 'Mittel von Eltern und Verwandten' (N = 8) und 'Mittel von dem/r Partner/in' (N = 6) an.294 Weitere Finanzierungsquellen bilden 'Nebenjobs und Honorartätigkeiten' (N = 5), 'Kindergeld' (N = 4), 'Stipendien' (N = 2), 'Mieteinnahmen und Immobilien' (N = 2) und eine 'Betriebsratstätigkeit' (N = 1). Einkommen der Angestellten nach Abschlussjahrgängen Grafik 23 (in € pro Monat) 37% 37% Gesamt bis 1000€ 9% 9% 9% 11% 1001€ - 1500€ 0% 5% WS 96/97 0% 0% 6% 20% 24% 24% 35% 44% 11% 0% 4% 7% 13% 17% 30% 14% 33% 25% 25% 29% 32% 33% 45% 15% 45% 41% 60% WS 97/98 WS 02/03 1501€ - 2000€ WS 03/04 2001€ - 2500€ WS 04/05 2501€ und mehr N = 136 (Gesamt), 24 (WS96/97), 18 (WS 97/98), 22 (WS 02/03), 34 (WS 03/04), 35 (WS 04/05) Ein Blick auf die neu eingeteilten Einkommenskohorten in Grafik 23 zeigt, dass gut zwei Dritteln der Angestellten monatlich zwischen 1001€ und 2000€ netto und zwei Fünfteln der Arbeitnehmer über 2000€ zur Verfügung stehen. Der Vergleich der Abschlusskohorten zeigt wieder einmal, dass sich im Laufe der Berufstätigkeit auch die Einkommenssituation der Absolventen verbessert. Während sich die Absolventen der Diplomsemester WS 04/05 und WS 03/04 noch zu 20% bzw. 24% in der untersten Einkommensgruppe (bis 1000€) wieder 293 Um die Vergleichbarkeit mit den Vorgängerstudien zu wahren, konnten bei einem direkten Vergleich der Erwerbseinkommen nur diejenigen berücksichtigt werden, die keine weiteren Einkommensquellen neben der Erwerbsarbeit angegeben haben. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.21 und Rössle 1995, S.61. 294 Mehrfachnennung war hinsichtlich der Einkommensquellen der Absolventen möglich. Vgl. Frage C12 des Fragebogens. 88 finden, hat sich der Verdienst bereits für 86% der Angestellten des Abschlussjahrgangs WS 02/03 auf 1001-2000€ im Monat eingependelt. Auffällig besser ist die finanzielle Situation der älteren Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98) zu beurteilen, da jeweils knapp die Hälfte der Beschäftigten in den beiden höchsten Einkommenskohorten (über 2001€) wieder zu finden ist. 8.2. Situation der Selbstständigen jenseits des traditionellen Arbeitsmarkts Gut 10% aller Erwerbstätigen in Deutschland und knapp 20% der Akademiker gehörten 2005 nach Zahlen des Statistischen Bundesamts zu den Selbstständigen.295 Ausgehend von der Annahme, dass die Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse gerade bei Sozialwissenschaftlern den Anteil an Existenzgründungen beschleunigt, belegte Bausch ansatzweise mit Hilfe der Arbeitslosenstatistik. "So kann festgestellt werden, wie viele Sozialwissenschaftler, die ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit beendeten, die Option Selbstständigkeit gewählt haben."296 Zwischen 2000 und 2005 stieg der Anteil der Existenzgründungen bei den Politologen von 9,5% auf 29,1% an. 459 von 1.579 Politologen wählten im Jahr 2005 die Selbstständigkeit für ihre Rückkehr in die Erwerbstätigkeit. Wie bereits erwähnt hatten die Befragten dieser Studie im Gegensatz zu den Vorgängerstudien im Fragebogen nicht die Möglichkeit, ihre freiberufliche Tätigkeit explizit als 'selbstständig' bzw. 'in anderer Weise (freiberuflich) erwerbstätig' auszuweisen.297 Anhand der Kriterien, 'Arbeitssituation' und in einigen Fällen 'Einkommen' und mit Hilfe der Erläuterungen hinsichtlich ihres 'arbeitsrechtlichen Status' wurden die Erwerbstätigen jenseits des traditionellen Arbeitsmarkts als 16 Selbstständige und 23 'in anderer Weise Erwerbstätige' identifiziert. Der Anteil der Erwerbstätigen jenseits des traditionellen Arbeitsmarkts an allen Erwerbstätigen dieser Studie (20,1%) stimmt somit durchaus überein mit dem Anteil der selbstständigen Akademiker (20%) laut Angaben des Statistischen Bundesamts. 295 Wie viele von den Selbstständigen oder freiberuflich tätigen Akademikern Politologen sind, lässt sich aufgrund fehlender verwertbarer Daten nicht einmal vermuten. Vgl. Bausch 2006, S.94. Die 'Selbstständigen' des Statistischen Bundesamts umfassen die 'Selbstständigen' und die 'in anderer Weise (freiberuflich) Erwerbstätigen' dieser Studie. 296 Bausch 2006, S.94. 297 Vgl. Frage C6 des Fragebogens mit Rössle 1995, S.117 Frage 34. 89 Tabelle 5: Selbständige und in anderer Weise Erwerbstätige im Vergleich Vollzeit Studie N unter 18 Std. % Anteil Medien *) **) ***) ****) *****) Anteil Universität/ Forschung Einkommen über 1.250 € ******) Geschlecht w m Pfau 2007 16 8% 63% 63% 6% 6% 81% 0% 50% 47% 53% Rössle 1995 47 11% 68% - 4% - 44% 2% 49% 19% 91% Pfau 2007 23 12% 43% 19% 19% 29% 9% 14% 36% 59% 41% Rössle 1995 74 17% 36% - 23% - 19% 24% 28% 42% 58% Selbständige in anderer Weise Erwerbstätige *) Die Prozentwerte beziehen sich auf den Anteil der 'Selbstständigen' und 'in anderer Weise Erwerbstätigen' an den Erwerbstätigen insgesamt **) Vollzeit bedeutet mindestens 35 Stunden in der Woche, inklusive geleisteter Überstunden und Arbeit in anderen (Neben-) Erwerbstätigkeiten ***) Dieser Anteil bezieht sich auf Vollzeitbeschäftigungen ohne die Überstunden und der Arbeit in anderen (Neben-) Erwerbstätigkeiten ****) Dieser Anteil bezieht sich auf 18 Wochenstunden inklusive geleisteter Überstunden und Arbeit in anderen (Neben-) Erwerbstätigkeiten *****) Dieser Anteil bezieht sich auf 18 Wochenstunden ohne die Überstunden und Arbeit in anderen (Neben-) Erwerbstätigkeiten ******) Grundlage sind diejenigen, deren einzige Finanzierungsquelle Erwerbstätigkeit darstellt. Auffälligkeiten hinsichtlich der Arbeitsverhältnisse der beiden Statusgruppen ergeben sich selbstverständlich auch aufgrund der vorgenommenen Kategorisierung. Dennoch zeigt sich beispielsweise unabhängig hiervon einmal mehr, dass die 'Qualität' der (frei-)beruflichen Situation eindeutig geschlechtsspezifische Merkmale trägt. Der Anteil der Frauen an den 'Selbstständigen' (47%) im Vergleich zu ihrem Anteil an den 'in anderer Weise Erwerbstätigen' (59%) fällt wie bereits in der Vorgängerstudie deutlich geringer aus. Somit bietet sich aufgrund der Vergleichbarkeit zu den Vorgängerstudien ein Überblick über die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der freiberuflich Erwerbstätigen an. 8.2.1. Situation der Selbstständigen Die Arbeitszeitangaben der Selbstständigen sind erwartungsgemäß hoch, obgleich der Anteil der Vollzeitstellen (63%) sowohl im Vergleich zu den Angestellten (73%) als auch gegenüber der Vorgängerstudie (68%) geringer ausfällt. Während in der Vorgängerstudie noch jeder 90 vierte Selbstständige "wöchentlich 50 und mehr Stunden"298 für seinen Beruf aufbrachte, sind es gegenwärtig nur drei Selbstständige (19%), die über 40 (!) Stunden die Woche arbeiten. Genau drei Viertel der Selbstständigen (N = 12) sind im Medienbereich beschäftigt. Dies mag auch den in Grafik 24 erkennbaren prozentualen Anstieg der 'festen Freien' gegenüber der Vorgängerstudie erklären.299 Von diesen vier Absolventen sind drei als Journalisten tätig, ein weiterer in der Werbebranche. Während weiterhin deutlich über die Hälfte der Selbstständigen auf der Basis von Honorar- und Werkverträgen beschäftigt sind, hat der Anteil der 'Unternehmer' abgenommen. Lediglich eine 'Lektorin/ Text-Coach' und eine 'Geschäftsführerin/ Inhaberin Eventmanagement' konnten hierzu gezählt werden. Formen der freiberuflichen Tätigkeiten Grafik 24 63% 76% 54% 60% 62% 80% 70% 77% 90% Honorar-/ Werksverträge Lehraufträge Feste/r Freie/r Rahmenvertrag 0% 1% 15% 12% 9% 31% 0% Gelegenheitsjob Selbständige Pfau 2007 Selbständige Rössle 1995 in anderer Weise Erwerbstätige Fiebelkorn 1990 6% 15% 18% 0% 0% 2% 9% 12% 0% 10% 7% 20% 15% 30% 12% 29% 40% 37% 50% im eigenen Unternehmen in anderer Weise Erwerbstätige Pfau 2007 in anderer Weise Erwerbstätige Rössle 1995 N = 14 (Selbständige Pfau 2007), 20 (in anderer Weise Erwerbstätige Pfau 2007), 134 (Gesamt Rössle 1995), 133 (in anderer Weise Erwerbstätige Fiebelkorn 1990), Mehrfachnennungen waren möglich Einen weiteren Vergleich zur Vorgängerstudie bietet der Bezug der beruflichen Tätigkeit zu politologischen Inhalten und Aufgaben. Rössle distanzierte sich von einer "Notlösung Selbstständigkeit"300 hinsichtlich dieses Aspektes, da 76% der Selbstständigen ihrer beruflichen Tätigkeit einen 'mäßigen Bezug' und 47% sogar 'einen großen Bezug' zu politologischen Inhalten und Aufgabenstellungen einräumten.301 Die Befragten dieser Studie nehmen einen politologischen Hintergrund hinsichtlich ihrer derzeitigen Tätigkeit weitaus 298 Rössle 1995, S.63. Rössle gab lediglich die Summe der Mehrfachnennungen bezogen auf 'Selbstständige' und 'in anderer Weise Erwerbstätige' an. Vgl. Rössle 1995, S.63. Fiebelkorn untersuchte nur die 'Erwerbstätigen in der Grauzone der Erwerbstätigkeit'. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.30. 300 Rössle 1995, S.64. 301 Die Beurteilung der einzelnen Aspekte erfolgte bei Rössle anhand einer vierstufigen Likert-Skala von 1 = 'groß' über 2 = 'mäßig' und 3 = 'gering' bis 4 = 'kein Bezug vorhanden'. Vgl. Rössle 1995, S.64. 299 91 seltener wahr. Während knapp die Hälfte der Selbstständigen (43%) überhaupt einen politologischen Bezug vermerkten, war für nur 14% der Absolventen ein 'großer Bezug' ihres Studiums zu ihrer derzeitigen Beschäftigung vorhanden. Dennoch ist wie bereits in der Vorgängerstudie die berufliche Zufriedenheit der Selbstständigen überdurchschnittlich hoch. 63% der Befragten gaben an, 'sehr zufrieden' bzw. 'zufrieden' mit ihrer derzeit ausgeübten Tätigkeit zu sein.302 In finanzieller Hinsicht hingegen ist dies für nur etwa die Hälfte der Absolventen der Fall. 31% der Befragten gaben an, 'sehr zufrieden' oder 'zufrieden' mit ihrer finanziellen Situation zu sein, ein Viertel der Absolventen waren jedoch 'unzufrieden' oder gar 'sehr unzufrieden'. Grafik 25 Einkommen der Selbständigen (in € pro Monat) 50% 50% 41% 49% 60% 6% 20% 12% 10% 23% 20% 13% 10% 18% 20% 18% 29% 31% 40% 0% bis 750€ Fiebelkorn, u.a. (1990) *) 751€ bis 1000€ 1001€ bis 1249€ Rössle (1995) *) Pfau (2007) *) 1250€ und mehr Pfau (2007) **) *) Grundlage sind nur diejenigen, deren einzige Einkommensquelle das Erwerbseinkommen darstellt **) Grundlage sind die insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel (inklusive Mittel von den Eltern, Ersparnisse, etc.) N = 17 (Fiebelkorn 1990), 39 (Rössle 1995), 10 (Pfau 2007) *), 16 (Pfau 2007) **) Anhand Grafik 25 wird deutlich, dass sich die Einkommenssituation der Selbstständigen im Vergleich zur Vorgängerstudie kaum verändert hat.303 Die Hälfte der Absolventen verdienen über 1250€ im Monat, keiner der Absolventen kann jedoch allein durch das Erwerbseinkommen auf mehr als 2250€ monatlich zurückgreifen (noch 16% bei Rössle).304 Erfreulich ist allein die Tatsache, dass sich der Anteil der Selbstständigen, denen weniger als 750€ monatlich zur Verfügung steht, von 18% auf 10% verringert hat. 302 Die Beurteilung der einzelnen Gesichtspunkte erfolgte anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Sehr zufrieden' bis 5 = 'Sehr unzufrieden'. Vgl. Frage C14 des Fragebogens. 303 Bei diesem Vergleich wurden wiederum wegen der Vergleichbarkeit der Zahlen zu der Vorgängerstudie die Höhe des Erwerbseinkommens und der insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel gesondert ausgewiesen. 304 Vgl. Rössle 1995, S64. 92 63% (N = 10) der Selbstständigen gaben als Einnahmequelle ausschließlich die Erwerbstätigkeit an. Von den sechs Absolventen die Angaben zu weiteren Einkommensquellen machten, entfielen drei Nennungen auf 'Mittel von Eltern und Verwandten'. Zwei der Befragten befanden sich zur Zeit der Erhebung in einem Ausbildungsverhältnis im Bereich Journalismus. 8.2.2. Situation in der Grauzone der Erwerbstätigkeit Anhand der von Fiebelkorn vorgegebenen Kriterien des Grauen Marktes werden nun die 'in anderer Weise (freiberuflich) Erwerbstätigen' betrachtet.305 Aufgrund der zahlenmäßig geringen Repräsentanz dieser Statusgruppe können hier jedoch nur Tendenzen widergespiegelt werden. Der Arbeitsumfang der Absolventen in der Grauzone unterscheidet sich deutlich von den 'Selbstständigen' und den 'Angestellten'. Nur 19% der Freiberufler306 gehen einer 'Vollzeiterwerbstätigkeit' (über 35 Stunden in der Woche) nach, sofern Überstunden und Beschäftigungen in anderen (Neben-) Erwerbstätigkeiten nicht mit eingerechnet werden. Inklusive der Überstunden und weiteren Tätigkeiten steigt der Anteil auf 43% und liegt damit etwas höher als in der Vorgängerstudie (36%). Der Anteil der Beschäftigten, der wöchentlich weniger als 18 Stunden arbeitet, schwankt nach diesen Kriterien zwischen 19% und 29% und liegt somit in etwa auf dem Niveau der Vorgängerstudie (23%). Hinsichtlich der Formen der freiberuflichen Tätigkeiten ist der erneut hohe Anteil der Honorar- und Werkverträge bemerkenswert (77%), wie in Grafik 24 ersichtlich wird. Die weiteren Beschäftigten jenseits des traditionellen Beschäftigungssystems verdienen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch Lehraufträge (15%) und Gelegenheitsjobs (15%). Eine mit den Vorgängerstudien vergleichbare Konzentration der in der Grauzone Erwerbstätigen in einem oder mehreren Beschäftigungsbereichen ist jedoch nicht erkennbar.307 Die breite Streuung der Absolventen über eine Vielzahl der Beschäftigungsbereiche ist daher hervorzuheben, da mit je drei Beschäftigten die Bereiche 'Universität, Forschung' und 'Industrie' noch die meisten Freiberufler stellen. Trotz der aufgezeigten ungünstigen Strukturen der Freiberufler bezüglich der Formen und des Rahmens der Beschäftigung lässt sich zumindest ein Bezug der Tätigkeiten zu politologischen 305 Vgl. Fiebelkorn 1990, S.28 und Rössle 1995, S.66. Für die Definition der Grauzone des Arbeitsmarktes siehe Kapitel 2.3.4., S.28f. 306 Die Bezeichnungen 'Freiberufler', 'Grauzonenbeschäftigte' und 'in anderer Weise Erwerbstätige' werden in diesem Kapitel synonym verwendet. 307 Bei Fiebelkorn und Rössle dominierten jeweils die Berufsbereiche 'Medien', 'Private Dienstleistungen', 'Universität/ Forschung' und 'Sozialere Bereich' bzw. 'öffentliche/ soziale Dienstleistungen'. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.30 und Rössle 1995, S.66f. 93 Inhalten und Aufgaben feststellen. Für 48% der Erwerbstätigen in der Grauzone weist ihre Tätigkeit einen politologischen Bezug auf. Der Anteil der Freiberufler die einen großen inhaltlichen Bezug empfinden, liegt mit 24% sogar höher als bei den Selbstständigen. Hinsichtlich der Zufriedenheit bezüglich der beruflichen Tätigkeit zeigen sich deutliche Unterschiede zu den Angestellten und den Selbstständigen. Gerade einmal 48% der Freiberufler sind 'sehr zufrieden' oder 'zufrieden' mit ihrer gegenwärtigen Arbeitssituation und 22% sind 'sehr unzufrieden'.308 In finanzieller Hinsicht sind die Zahlen noch gravierender: Während kein Freiberufler 'sehr zufrieden' mit seiner derzeitigen finanziellen Situation ist, gaben 61% der Befragten an, 'unzufrieden' bzw. 'sehr 'unzufrieden' zu sein.309 Einkommen in der Grauzone Grafik 26 (in € pro Monat) 67% 80% 36% 14% 13% 18% 8% 5% 30% 28% 35% 27% 25% 22% 14% 20% 18% 40% 39% 60% 0% bis 750€ 751€ bis 1000€ Fiebelkorn, u.a. (1990) *) 1001€ bis 1249€ Rössle (1995) *) Pfau (2007) *) 1250€ und mehr Pfau (2007) **) *) Grundlage sind nur diejenigen, deren einzige Einkommensquelle das Erwerbseinkommen darstellt **) Grundlage sind die insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel (inklusive Mittel von den Eltern, Ersparnisse, etc.) N = 113 (Fiebelkorn 1990), 36 (Rössle 1995), 11 (Pfau 2007) *), 23 (Pfau 2007) **) Wie bereits in der Vorgängerstudie bildete das Erwerbseinkommen für nur knapp die Hälfte der in der Grauzone Beschäftigten die einzige Einkommensquelle. Anhand Grafik 26 wird deutlich, dass sich eine Tendenz hinsichtlich des Rückgangs der Einkommen unter 750€ monatlich abzeichnet (von 39% bei Rössle auf 18%). Dennoch beziehen 45% (N = 5) der Freiberufler allein durch das Erwerbseinkommen unter 1000€ netto im Monat. Werden die Absolventen mit zusätzlichen Einkommensquellen miteinbezogen, verschlechtert sich die 308 64% der Angestellten, 63% der Selbstständigen und 64% aller Erwerbstätigen sind mit ihrer Erwerbstätigkeit 'zufrieden' bzw. 'sehr zufrieden'. 6% der Angestellten, 13% der Selbstständigen und 7% aller Erwerbstätigen sind 'sehr unzufrieden' mit ihrer beruflichen Tätigkeit. 309 Verglichen mit den anderen Statusgruppen ergibt sich hier folgendes Bild: 18% der Angestellten, 13% der Selbstständigen und 15% aller Erwerbstätigen sind 'sehr zufrieden' in finanzieller Hinsicht. Weiterhin sind 26% der Angestellten, 25% der Selbstständigen und 29% aller Erwerbstätigen mit ihrer finanziellen Situation 'unzufrieden bzw. 'sehr unzufrieden'. 94 Situation nochmals leicht. Der Anteil der Beschäftigten in den beiden unteren Einkommenskohorten ('bis 1000€') erhöht sich auf 57% (N = 13) während sich der Anteil der Freiberufler, denen über 1001€ im Monat zur Verfügung steht, auf 43% (N = 10) verringert. Zusätzliche Einkommensquellen haben zwölf Freiberufler angegeben. Es sind in erster Linie 'Arbeitslosengeld II (ehemals Sozialhilfe)' (N = 5), 'Mittel von Eltern und Verwandten' (N = 3) und 'Mittel von dem/r Partner/in' (N = 2). Je eine Nennung entfiel auf die Gesichtspunkte 'Lehrauftrag', 'Mieteinnahmen', 'Ich-AG Förderung' und 'Kindergeld'. Immerhin für 20% der Freiberufler bilden diese weiteren Einkommensquellen ihre Haupteinnahmequelle. Auch eine bewusste Schwerpunktsetzung des Lebensmittelpunkts außerhalb der Erwerbstätigkeit kann die ernüchternden Verhältnisse der in der Grauzone Erwerbstätigen nicht relativieren. Rössle argumentierte noch, dass für "eine nicht zu vernachlässigende Zahl"310 der Freiberufler die Erwerbstätigkeit nicht im Mittelpunkt ihres derzeitigen Lebens stand. Befanden sich damals noch 26% der Freiberufler in einem Ausbildungsverhältnis, so ist es derzeit nur einer der Befragten. Auch konnte nur eine Absolventin identifiziert werden, die sich hauptsächlich der Kindererziehung widmet. Erwartete jahrgangsspezifische Auffälligkeiten in der Grauzone der Erwerbstätigkeit konnten nicht festgestellt werden. Die ältere (WS 96/97 und WS 97/98), mittlere (WS 02/03) und jüngere (WS 04/05) Abschlusskohorte sind jeweils zu einem Drittel vertreten. Geschlechtsspezifische Auffälligkeiten sind demgegenüber - wie bereits gezeigt wurde durchaus vorhanden; der Anteil der Frauen (59%) ist erstaunlich hoch. 8.3. Situation der Erwerbslosen Bei dem Versuch, die Dimensionen der Erwerbslosigkeit realistisch einzugrenzen, ergeben sich aufgrund verschiedener Definitionen und Berechnungsgrundlagen unterschiedliche Quoten.311 194 Befragte (85,5%) gaben an, zum Zeitpunkt der Erhebung einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Der verbliebene Anteil von 14,5% an 'Erwerbslosen' (N = 33) erscheint auf den ersten Blick recht hoch, doch bezieht er sich auf alle "NichtBeschäftigten"312, unabhängig davon, ob sie derzeit an Weiterqualifikationen teilnehmen oder sich im Erziehungsurlaub befinden. Diese Quote ist etwas geringer als in den Vorgängerstudien.313 Werden ausschließlich die "Erwerbslosen (völlig ohne Tätigkeit)"314 310 Rössle 1995, S.68. Vgl. Fiebelkorn 1990, S.36. 312 Grühn 1984, S.187. 313 Bei Rössle liegt der Anteil der Erwerbslosen nach dieser Definition bei 16,2% (Vgl. Rössle 1995, S.68), bei Fiebelkorn 15,5% (Vgl. Fiebelkorn 1990, S. 36) und bei Grühn 22,9% (Vgl. Grühn 1984, S.187). 314 Grühn 1984, S.187. 311 95 betrachtet, sinkt der Anteil auf 7,9% (N = 18), da sich 15 Absolventen entweder in einer 'Ausund Weiterbildung' befinden oder schwerpunktmäßig an ihrer Promotion arbeiten. Diese "absolute Erwerbslosenzahl"315 liegt nunmehr höher als in den Vorgängerstudien.316 Weitere vier Absolventen gaben als Hauptgrund für ihre Erwerbslosigkeit an, dass sie sich der Kindererziehung widmen. Dieser Anteil von 6,2% (N = 14) an "effektiv Arbeitslosen"317 liegt nur noch leicht höher als in der Vorgängerstudie (5,6%). Gründe der derzeitigen Erwerbslosigkeit Grafik 27 23% 7% 12% 14% 7% 12% 5% Rössle 1995 Ich habe andere Prioritäten als einen festen, reglementierten Arbeitsplatz Ich befinde mich in einer Aus- und Weiterbildung Ich widme mich der Kindererziehung Ich möchte meinen gegenwärtigen Wohnort nicht verlassen Die angebotenen Stellen waren zu schlecht bezahlt Die vorhandenen Stellenangebote entsprachen nicht meinen inhaltlichen Vorstellungen Meine Stellensuche war bisher erfolglos 0% Ich suche eine Teilzeitstelle, angeboten wurden nur Vollzeitstellen 0% 4% 10% 9% 12% 12% 20% 28% 30% 36% 23% 30% Ich arbeite schwerpunktmäßig an meiner Promotion 40% 40% 50% 45% 60% Pfau 2007 N = 111 (Rössle 1995), 43 (Pfau 2007) Wie bereits in der Vorgängerstudie wurde die Frage nach den Gründen der derzeitigen Erwerbslosigkeit von auffällig mehr als den 33 tatsächlich erwerbslosen Absolventen beantwortet (Vgl. Grafik 27). Dies deutet auf einen gefühlten fließenden Übergang und auch häufigen Wechsel der Politologen hin, die sich zwischen (unsicherer) Erwerbstätigkeit, Gelegenheitsjobs, Weiterqualifikationen und Erwerbslosigkeit bewegen. Wie wir im nächsten Kapitel noch intensiver beleuchten werden, charakterisiert den Erwerbsverlauf der Politologen auch ein gewisses Maß an 'Patchwork-Biographien'. Die am häufigsten genannten Gründe für die derzeitige Erwerbslosigkeit der Absolventen betreffen weiterhin 'Weiterbildungsmaßnahmen' (42%) und die erfolglose Stellensuche (40%). Während sich der Anteil der Befragten, die schwerpunktmäßig an ihrer Promotion arbeiten, nur leicht reduziert hat, sind die sich in einer anderen Art von 'Aus- und 315 Rössle 1995, S.69. Bei Rössle lag diese 'absolute Erwerbslosenzahl' bei 6,2% (Vgl. Rössle 1995, S.68), bei Fiebelkorn bei 6% (Vgl. Fiebelkorn 1990, S. 36) und bei Grühn bei 4,9% (Vgl. Grühn 1984, S.187). 317 Rössle 1995, S.69. 316 96 Weiterbildung' befindlichen Erwerbslosen gegenüber der Vorgängerstudie um über die Hälfte von 28% auf 12% zurückgegangen. Anhand Grafik 27 wird deutlich, dass ausschließlich die beiden Aspekte der Weiterqualifikation im Vergleich zur Vorgängerstudie an Bedeutsamkeit hinsichtlich der derzeitigen Erwerbslosigkeit abgenommen haben. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass die ehemals durch Stellensuche gekennzeichneten Phasen der 'Weiterqualifikation' durch (un-)bezahlte Praktika als Kennzeichen der 'Sucharbeitslosigkeit' abgelöst wurden.318 'Faktische' Gründe, die sich auf die Art und Qualität der Stellen beziehen, wurden im Vergleich zur Vorgängerstudie deutlich häufiger als Grund der derzeitigen Erwerbslosigkeit angegeben. 23% (N = 10) der Befragten gaben an, dass die vorhandenen Stellenangebote nicht ihren inhaltlichen Vorstellungen entsprachen. Für immerhin 11% war die schlechte Bezahlung der angebotenen Stelle(n) ausschlaggebend und weitere vier Absolventen gaben an, dass sie nach einer Teilzeitstelle gesucht haben, jedoch nur Vollzeitstellen angeboten wurden. Persönliche Gründe waren für die Absolventen jedoch ebenso ausschlaggebend. 14% der Erwerbslosen (N = 6) widmen sich hauptsächlich der Kindererziehung, weitere 12% (N = 5) führten an, ihren derzeitigen Wohnort nicht verlassen zu wollen. Fast jeder Vierte (N = 9) der Befragten (darunter sechs Männer) gab schließlich an, andere Prioritäten als einer festen, reglementierten Arbeitsplatz zu haben. Der Anteil der Nennungen der Frauen überwiegt lediglich in zwei der angeführten Gesichtspunkte, und zwar hinsichtlich der 'Kindererziehung' (zu 66%) und der schlechten Bezahlung (zu 60%). Unter den neun sonstigen Nennungen der Befragten sticht ein Grund für die derzeitige Erwerbslosigkeit besonders hervor. Vier Absolventen gaben an, dass die 'Stellenangebote nicht für Berufsanfänger' waren bzw. 'fehlende Berufserfahrung' der Hinderungsgrund für die Einstellung war. Geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich des Anteils der Erwerbslosen konnten nicht ausgemacht werden. 17,6% der Männer (N = 19) und 17,1% der Frauen (N = 14) waren zum Zeitpunkt der Erhebung erwerbslos. Auffälligkeiten zeigen sich jedoch hinsichtlich der Abschlussjahrgänge. 36% der Erwerbslosen (N = 12) erworben ihr Diplom im WS 04/05, weitere 33% (N = 11) im WS 03/04. Im Gegensatz hierzu entfallen auf die Abschlussjahrgänge WS 96/97 und WS 97/98 nur 9% (N = 3) bzw. 12% (N = 4) der derzeit Erwerbslosen. Erfreulicherweise zeigt sich, dass von den am Ende der 'Berufseinmündungsphase' stehenden Befragten des Diplomsemesters WS 02/03 derzeit nur 318 Vgl. Rössle 1995, S.69 und Grühn/ Hecht 1997, S.7. 97 drei Absolventen (9% aller Erwerbslosen) keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Weiterhin betrug zwei bzw. drei Jahre nach dem Diplom der Anteil der Erwerbslosen an den Absolventen der entsprechenden Jahrgänge in der Vorgängerstudie noch 20% bzw. 14%. Dieser Anteil beträgt für den vergleichbaren Abschlussjahrgang WS 02/03 dieser Studie 9%.319 Die Entwicklung dahingehend, dass "der Anteil der Erwerbslosen eines Jahrgangs mit zeitlicher Entfernung zum Diplom abnimmt"320, kann bestätigt werden.321 Hinsichtlich der Dauer der Erwerbslosigkeit zeichnen die Angaben der Befragten im Vergleich zur Vorgängerstudie ein weitaus schlechteres Bild. Während nur 14% (N = 4) der Absolventen (bei Rössle 54%)322 seit weniger als sechs Monaten erwerbslos sind, dauert diese Phase bei 46% (N = 13) bereits ein Jahr oder länger (Rössle 28%) und bei immerhin noch 36% (N = 11) eineinhalb Jahre und länger (Rössle 14%). Genau ein Viertel der Befragten (N = 7) gaben an, bereits seit zwei Jahren oder länger erwerbslos zu sein.323 Geschlechtsspezifische Besonderheiten konnten hierbei nicht festgestellt werden. Von den dreizehn Absolventen die über ein Jahr erwerbslos sind324, waren vier zuletzt als Praktikanten tätig, jeweils weitere drei gaben an, zu promovieren bzw. sich um häusliche (erzieherische) Tätigkeiten zu kümmern. Monatlich zu Verfügung stehender Betrag der Erwerbslosen Grafik 28 (Nettobetrag in €) 47% 40% 500€ bis 750€ Fiebelkorn, u.a. (1990) 751€ bis 1000€ Rössle (1995) 1001€ bis 1249€ 0% 0% 0% unter 500€ 16% 16% 3% 10% 8% 8% 13% 20% 26% 29% 30% 29% 40% 16% 50% 49% 60% 1250€ und mehr Pfau (2007) N = 65 (Fiebelkorn 1990), ca.87 (Rössle 1995), 31 (Pfau 2007) 319 Dieser Anteil beträgt 6% für die Befragten des Diplomsemesters WS 96/97, 14% für das WS 97/98, 21% für das WS 03/04 und 20% für das WS 04/05. 320 Rössle 1995, S.71. 321 Die Annahme, dass die Erwerbslosenrate nach einem Zeitraum von fünf Jahren nach dem Diplom bedeutsam abnimmt, kann jedoch anhand der Anteile der Abschlussjahrgänge WS 96/97 (6%) und WS 97/98 (14%) im Vergleich zum letzten untersuchten Abschlussjahrgang 1987 der Vorgängerstudie (7%) nicht bestätigt werden. 322 Vgl. Rössle 1995, S.71. 323 Nur 28 der 33 Erwerbslosen machten Angaben zu der Dauer ihrer Erwerbslosigkeit. 324 'Langzeitarbeitslose' werden sie nicht genannt, da eine Frage bezüglich der Meldung beim Arbeitsamt nicht im Fragebogen beinhaltet war. 98 Gemäß Grafik 28 hat sich der monatlich durchschnittlich zur Verfügung stehende Betrag für die Erwerbslosen im Vergleich zu den Vorgängerstudien deutlich verbessert. Dennoch müssen weiterhin neun Absolventen mit unter 500€ netto auskommen. Hingegen steht zehn Erwerbslosen immerhin ein Nettobetrag von über 1000€ monatlich zur Verfügung, vieren gar einer über 1999€. Bei letzteren bildet das 'eigene Vermögen', 'Ersparnisse' und in zwei Fällen die 'Mittel des Ehepartners' die Haupteinnahmequelle. Grafik 29 Einkommensquellen der Erwerbslosen 30% 30% 40% 24% 23% 21% 23% 30% 6% Arbeitslosengeld I Sonstige staatliche Leistung Ersparnisse, Vemögen 6% Rössle 1995 Stipendium Mittel vom Partner Ausbildungsvergütung/ -hilfe 0% Mittel von Eltern und Verwandten Arbeitslosengeld II (ehemals Sozialhilfe Einkommen aus Erwerbstätigkeit 0% 6% 10% 10% 12% 15% 11% 15% 13% 13% 12% 20% Pfau 2007 N = 83 (Rössle 1995), 44 (Pfau 2007), Mehrfachnennung war möglich Frappierend hoch erscheint der Anteil der Arbeitslosengeld II - Empfänger. Diese Leistung, die einerseits spätestens nach Bezugsende des Arbeitslosengelds I (nach zwölf Monaten) in Kraft tritt, andererseits auch als Zusatz zum eigenen Erwerbseinkommen gilt, bildet für 30% der Befragten eine Einkommensquelle. Hingegen beziehen gerade einmal noch 6% der Erwerbslosen Arbeitslosengeld I. Weiterhin ist der Anteil der Absolventen, der zumindest einen Teil des Einkommens aus der Erwerbstätigkeit bezieht im Vergleich zur Vorgängerstudie von 12% (N = 10) auf 21% (N = 7) angestiegen. Absolvierten noch 34% der Erwerbslosen zum Erhebungszeitpunkt der Vorgängerstudie eine vergütete Ausbildung oder bezogen Einkünfte durch ein Stipendium, so sank dieser Anteil auf 15% und betrifft nunmehr ausschließlich Einkommen durch 'Stipendien' (N = 5). Haupteinnahmequelle bildet für 33% der Erwerbslosen (N = 10) das Arbeitslosengeld II. Jeweils vier Absolventen gaben als Haupteinnahmequelle 'Mittel von Eltern und Verwandten', 'Mittel vom Partner' und 'Stipendium' an. 99 8.4. Verbleibsgruppen Die Einteilung der Absolventen in eine der zahlreichen Modelle von Verbleibsgruppen der Vorgängerstudien gestaltete sich insbesondere anhand der gewählten Schlüsselfaktoren schwierig. Sowohl die sieben Verbleibsgruppen bei Grühn, als auch die elf Gruppen bei Fiebelkorn und Rössle orientierten sich an einer Kategorisierung hinsichtlich der Erwerbstätigkeit an sich (entweder anhand des "akademischen Positionsniveaus"325 oder des "arbeitsrechtlichen Status"326), deren vertragliche Absicherung ("Dauer des Arbeitsvertrages, Voll- oder Teilzeitbeschäftigung, Finanzierung, Beschäftigungsform und Befristung"327, "Befristung der Arbeitsverhältnisse Ausbildung"328 und oder "Etablierung und Ausbildung"329), sowie des politikwissenschaftlichen Bezugs der Tätigkeit. Gerade die Einordnung der Absolventen anhand des attestierten studienrelevanten Bezugs ihrer Tätigkeit stellte sich als problematisch heraus, da die Erfragung der politologischen Inhalte und Aufgabenstellungen anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Großer Bezug' bis 5 = 'Kein Bezug vorhanden' erfolgte. 37 der 194 erwerbstätigen Absolventen, die bei der Frage 'Wie groß ist der Bezug ihrer derzeitigen Tätigkeit zu politologischen Inhalten und Aufgaben?' ihr Kreuz im dritten Feld machten, konnten aufgrund des Votums 'unentschieden' nicht eingeordnet werden.330 Dennoch soll hier versucht werden, eine Tendenz hinsichtlich der Entwicklung der Beschäftigungssituation zu zeigen. Auf Grundlage der von Rössle eingeteilten Verbleibsgruppen werden anhand eines Vergleichs mit der Vorgängerstudie die wichtigsten Veränderungen beleuchtet.331 325 Vgl. Grühn 1984, S.187 Vgl. Fiebelkorn 1990, S.39 und Rössle 1995, S.78. 327 Vgl. Grühn 1984, S.186. 328 Vgl. Fiebelkorn 1990, S.37f. 329 Vgl. Rössle 1995, S.77. 330 Die Häufigkeit der Antworten auf diese Frage beläuft sich wie folgt: 68 Nennungen für 1 = 'Großer Bezug', 48 Nennungen für 2 = 'Bezug', 37 Nennungen für 3 = 'Unentschieden', 25 Nennungen für 3 = 'Wenig Bezug' und 17 Nennungen für 5 = 'Kein Bezug vorhanden'. Vgl. Frage C9 des Fragebogens. 331 Die 37 'unentschiedenen' Absolventen bezüglich des politologischen Bezugs ihrer Erwerbstätigkeit tragen folgende Merkmale: 19 sind 'traditionell, etabliert' (Gruppe 1 oder 3), 6 sind 'traditionell, nicht etabliert' (Gruppe 2 oder 4), 9 sind freiberuflich etabliert (Gruppe 5 oder 7) und einer ist 'freiberuflich, nicht etabliert' (Gruppe 6 oder 8). 326 100 101 Aus Grafik 30 wird deutlich, dass elf Verbleibsgruppen anhand vier verschiedener Entscheidungsebenen gebildet wurden. Das erste Kriterium ist der 'arbeitsrechtliche Status' (traditionell, freiberuflich oder erwerbslos) der Absolventen, das zweite bildet jenseits des traditionellen Arbeitsmarkts die 'Ausbildung', das dritte der 'sozialwissenschaftliche Bezug' der Tätigkeit und das vierte Kriterium schließlich die 'Etablierung' auf dem Arbeitsmarkt.332 Hinsichtlich der Etablierung im traditionellen Beschäftigungssystem hat Rössle die Kriterien auf Dauer und Umfang des Arbeitsverhältnisses angelegt. Erstens musste die Stelle auf über zwei Jahre angelegt sein, zweitens eine wöchentliche Arbeitszeit von wenigstens 18 Stunden, also Halbtagsniveau erreichen. Bezogen auf die freiberuflich Erwerbstätigen vermehrten sich die Kriterien der Etablierung folgendermaßen: "Bei ihnen ging neben den Angaben zur Arbeitszeit und Art der freiberuflichen Tätigkeit, sowie der Frage, wie lange das freiberufliche Arbeiten bereits andauert, im Gegensatz zum ersten Segment auch das Einkommen in die Klassifizierung der Etablierung ein. Die Schwellenwerte orientierten sich dabei an den […] Werten für den traditionellen Beschäftigungsbereich."333 Aufgrund des durchaus immer noch vorhandenen Ermessensspielraums speziell im freiberuflichen Beschäftigungsbereich konnte auf eine persönliche Einschätzung und Einzelfallprüfung nicht verzichtet werden.334 'Gruppe 1' bildet mit 26,5% der Absolventen nach wie vor die größte Verbleibsgruppe und umfasst alle etablierten und vertraglich abgesicherten Arbeitsverhältnisse des traditionellen Arbeitsmarktes mit sozialwissenschaftlichem Bezug. Hierzu zählen neben 45 Angestellten auch vier Beamte. Sie sind hauptsächlich unbefristet (67%) Vollzeitbeschäftigte (82%). Jeweils 20% (N = 10) arbeiten in den Beschäftigungsbereichen 'Selbstständige, private Dienstleistungen mit sozialwissenschaftlicher Beratungsfunktion' und 'Parteien, Parlament, Abgeordnete', 18% (N = 9) im Bereich 'Universität, Forschung' und weitere 14% (N = 7) in der 'Öffentlichen Verwaltung'. 76% der Angehörigen dieser Gruppe (N = 37) sind Männer. 25% der Absolventen der älteren Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98) sind in dieser Gruppe vertreten. Bezüglich der jüngeren Abschlusskohorte (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) beläuft sich dieser Anteil lediglich auf durchschnittlich 19%.335 332 Für eine ausführliche Beschreibung der von Rössle neu eingeteilten Verbleibsgruppen, vgl. Rössle 1995, S.73ff. 333 Rössle 1995, S.77. 334 Dennoch konnten fünf weitere Absolventen nicht eingeteilt werden. Dies lag jedoch zumeist daran, dass Fragen bezüglich der Arbeitszeit, der Befristung und des Einkommens schlicht 'übergangen' wurden. 335 Die Anteile nach Abschlussjahrgang betragen 14% (WS 02/03), 23% (WS 03/04) und 18% (WS 04/05). 102 'Gruppe 2' beinhaltet ausschließlich 'unbefristete' Arbeitnehmer des traditionellen Arbeitsmarkts mit sozialwissenschaftlichem Bezug in ihrer Erwerbstätigkeit. Nur 62% besetzen Vollzeitstellen. Über die Hälfte der Angehörigen dieser Gruppe arbeiten in den Bereichen 'Universität, Forschung' (27%, N = 12) und 'Gewerkschaften, Stiftungen, Verbände' (26%, N = 11).336 Ein überdurchschnittlicher Anteil (57%) der Befragten sind Frauen (N = 27). Im Gegensatz zur 'Gruppe 1' sind hier die jüngeren Abschlussjahrgänge deutlich überrepräsentiert. 8% der Befragten der älteren Abschlusskohorte sind in dieser Gruppe vertreten, bei den Absolventen der jüngeren Jahrgänge sind dies durchschnittlich 27%. 'Gruppe 3' beherbergt 22 Absolventen ohne sozialwissenschaftlichem Bezug in ihrer derzeitigen Erwerbstätigkeit. Der Anteil der unbefristeten (86%) Vollzeitstellen (91%) ist überaus hoch. Mit 35% der Absolventen (N = 7) stellt die 'Industrie' bei weitem den größten Beschäftigungsbereich dar, gefolgt von den Medien (N = 3). Männer (63%) sind hier ebenso überrepräsentiert wie die beiden älteren Abschlussjahrgänge, die zusammen 60% (N = 13) der Angehörigen dieser Gruppe bilden. Wie bereits in der Vorgängerstudie ist 'Gruppe 4' die kleinste im traditionellen Erwerbsbereich. Sieben befristeten Vollzeitstellen steht eine befristete Teilzeitstelle gegenüber. 'Medien' (N = 3) und sozialwissenschaftlicher 'Selbstständige, Beratungsfunktion' (N = 2) private Dienstleistungen bilden noch die mit größten Beschäftigungsbereiche. Fünf Männern stehen weiterhin drei Frauen gegenüber und jeweils 4% der Absolventen der älteren und der jüngeren Abschlusskohorte sind dieser Gruppe zugehörig. Erkennbar wurde im traditionellen Arbeitsmarkt der hohe Anteil der Frauen, der jüngeren Abschlusskohorten und der Absolventen im Beschäftigungsbereich 'Universität, Forschung' in den 'nicht etablierten' Gruppen. Aufgrund der nur geringen Anzahl der Befragten, die den Gruppen 5 bis 9 zugeordnet werden konnten, kann die Betrachtung der freiberuflichen Tätigkeiten nur Tendenzen widerspiegeln, bevor anschließend die zwei Verbleibsgruppen der Erwerbslosen betrachtet werden. Drei der fünf Angehörigen der 'Gruppe 5' - der sozialwissenschaftlich tätigen etablierten Freiberufler - sind 'Selbstständige', die anderen beiden 'in anderer Weise Erwerbstätig'. 80% der Absolventen arbeiten in den 'Medien', ein weiterer in einer Stiftung. Jeweils drei sind vollzeitbeschäftigt und männlich. Schließlich sind die Abschlussjahrgänge WS 96/97 (N = 1), WS 97/98 (N = 2) und WS 03/04 (N = 2) vertreten. 336 Die Prozentangaben beziehen sich immer auf die Anzahl der Nennungen. Hier gaben beispielsweise zwei der Befragten ihren Beschäftigungsbereich nicht an. 103 Im Gegensatz zur Vorgängerstudie dominiert die 'Gruppe 6', der nicht etablierten Freiberufler, gegenüber 'Gruppe 5'. 70% der Befragten sind 'in anderer Weise Erwerbstätig'. Charakterisierend sind befristete (60%) Teilzeitstellen (67%), in den Bereichen 'Universität, Forschung' (N = 2) und 'Internationale Organisationen/ Institutionen' (N = 2). 70% der vertretenen Freiberufler sind der jüngeren Abschlusskohorte (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) zuzuordnen. Männer und Frauen entsprechen in ihren Anteilen der Grundgesamtheit aller Absolventen. In 'Gruppe 7' stehen vier 'in anderer Weise Erwerbstätige' zwei 'Selbstständigen' ohne sozialwissenschaftlichem Bezug gegenüber. 50% der Freiberufler sind vollzeitbeschäftigt, nur einer hiervon befristet. Je zwei sind im Beschäftigungsbereich 'Medien' und 'Industrie' tätig. Die Hälfte davon sind Frauen und fünf der Befragten diplomierten im WS 96/97. 'Gruppe 8' umfasst nicht etablierte Freiberufler ohne sozialwissenschaftlichem Bezug. In den Beschäftigungsbereichen 'Industrie', 'Medien' und 'Selbstständige/ private Dienstleistungen mit Jobcharakter' sind drei weibliche teilzeitbeschäftigte 'in anderer Weise Erwerbstätige' aus den Abschlussjahrgängen WS 96/97 (N = 1) und WS 04/05 (N = 2) tätig. 'Gruppe 9' umfasst zwei 'Selbstständige' und einen 'in anderer Weise Erwerbstätigen' die sich in einer Weiterbildungsmaßnahme befinden. Alle drei sind teilzeitbeschäftigt. Es sind zwei Journalisten im Medienbereich und ein wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität. Zwei Frauen und ein Mann diplomierten im WS 03/04 (N = 2) und WS 04/05 (N = 1). 'Gruppe 10' beinhaltet knapp die Hälfte der Erwerbslosen (N = 15), die sich in einer Form der Weiterqualifikation befinden. Wie bereits in Kapitel 8.3. erörtert wurde, befinden sich elf Erwerbslose im Promotionsverfahren und lediglich vier gehen einer sonstigen 'Aus- oder Weiterbildung' nach. 60% (N = 9) in dieser Verbleibsgruppe sind Männer und 87% (N =13) gehören zu der jüngeren Abschlusskohorte (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05). 'Gruppe 11' besteht aus den bereits vorher als 'effektiv Erwerbslose' ausgewiesenen Absolventen, die sich in keiner Aus- und Weiterbildung befinden. Der Anteil der Frauen liegt mit 44% (N = 8) genau auf dem Niveau der Grundgesamtheit aller Erwerbstätigen. Außerdem sind die jahrgangsspezifischen Unterschiede nur minimal. Die ältere (WS 96/97 und WS 97/98) und mittlere (WS 02/03 WS 03/04) Abschlusskohorte haben eine effektive Erwerbslosenrate von 6,7% bzw. 6,8%. Lediglich der Anteil des jüngsten Abschlussjahrgangs (WS 04/05) ist mit 11,6% überproportional hoch. 104 Grafik 31 Entwicklung der Verbleibsgruppen Gruppe 11 - erwerbslos, ohne Ausbildung 3,2% Gruppe 10 - erwerbslos, in Ausbildung -1,6% -1,9% Gruppe 9 - freiberuflich, in Ausbildung Gruppe 8 - freiberuflich, ohne Bezug, nicht etabliert -0,6% Gruppe 7 - freiberuflich, ohne Bezug, etabliert 0,1% Gruppe 6 - freiberuflich, mit Bezug, nicht etabliert 0,2% Gruppe 5 - freiberuflich, mit Bezug, etabliert -5,7% 1,3% Gruppe 4 - traditionell, ohne Bezug, nicht etabliert Gruppe 3 - traditionell, ohne Bezug, etabliert -0,4% Gruppe 2 - traditionell, mit Bezug, nicht etabliert 8,8% -3,4% Gruppe 1 - traditionell, mit Bezug, etabliert -8% -6% -4% -2% 0% 2% 4% 6% 8% 10% Veränderung des Anteils an der Grundgesamtheit N = 536 (Rössle 1995), 185 (Pfau 2007) Schließlich bietet sich anhand Grafik 31 ein Vergleich zur Vorgängerstudie an. Während Rössle noch einen Anteil von 53,5% der Absolventen zu den beruflich Etablierten (Verbleibsgruppen 1, 3, 5 und 7) zählte, sind es nunmehr nur noch 44,1% (N = 82).337 Der Anteil der etablierten Erwerbstätigen hat sich also um 9,4 Prozentpunkte verringert. Weniger frappierend ist ein Vergleich der studienrelevanten Erwerbstätigkeiten. Anhand des Vergleichs der Verbleibsgruppen 1, 2, 5 und 6 lässt sich keine gravierende Veränderung um signifikante Prozentpunkte ausmachen. 59,3% der Befragten bei Rössle stehen 59,2% (N = 111) der Absolventen dieser Untersuchung gegenüber. Schließlich verdeutlicht ein Vergleich der Gruppen 9, 10 und 11 mit der Vorgängerstudie, dass während der Anteil der 'effektiv Erwerbslosen' um 3,2% gestiegen ist, der Anteil der sich in einer Weiterqualifikation befindenden Erwerbslosen und 'Freiberufler' um 3,5% abgenommen hat. 337 Vgl. Rössle 1995, S.82. Es sei hier noch einmal erwähnt, dass 37 Absolventen aufgrund des Votums 'unentschieden' hinsichtlich des politologischen Bezugs ihrer Tätigkeit nicht eingeordnet werden konnten. 105 8.5. Zusammenfassung Die Arbeitsverhältnisse der Angestellten als größte Statusgruppe haben sich tendenziell nicht verbessert. Die Zahl der Befristungen hat sich erhöht und die Dauer der Befristungen zudem noch verkürzt. Der Anstieg der Erwerbstätigen in der höchsten Einkommensgruppe (vor allem in den älteren Semestern) und die relative Abnahme in allen unteren Gruppen können nicht darüber hinweg täuschen, dass sich die Zahl der unsicheren Beschäftigungen stark erhöht hat. Dennoch konnte erneut eine Etablierung im Laufe der Zeit anhand des Vergleichs der Abschlusskohorten aufgezeigt werden. Die Situation abseits des traditionellen Arbeitsmarktes hat sich hingegen allem Anschein nach tendenziell nicht verschlechtert. Anhand des anteiligen Rückgangs der 'Selbstständigen' und 'in anderer Weise Erwerbstätigen' kann jedoch davon ausgegangen werden, dass ein Teil der Absolventen unbefristete aber vertraglich gesicherte Arbeitsverhältnisse dem Risiko der 'Selbstständigkeit' vorziehen. Neben dem anteiligen Rückgang der 'in anderer Weise Erwerbstätigen' und trotz der aufgezeigten ungünstigen Strukturen in der Grauzone ist das hohe Maß an politologischem Bezug der Tätigkeiten beachtlich. Der Anteil der 'effektiv Erwerbslosen' liegt nur leicht höher als in der Vorgängerstudie. Es wurde aufgezeigt, dass neben der Zunahme der Dauer der Erwerbslosigkeit auch eine Verbesserung der finanziellen Situation der Erwerbslosen im Vergleich zur Vorgängerstudie eingetreten ist. Schließlich wurde demonstriert, dass in den etablierten Beschäftigungsbereichen 'Selbstständige, private Dienstleistungen mit sozialwissenschaftlicher Beratungsfunktion' und 'Parteien, Parlament, Abgeordnete' und die 'Medien' dominieren, insgesamt aber ein enormer Rückgang der 'Etablierten' festzustellen ist. 106 9. Erwerbsverlauf und Kompetenzniveau der Absolventen Nachdem bereits der Übergang vom Studium zur ersten Erwerbstätigkeit und der Verbleib der Absolventen anhand der Beschäftigungssituation aufgezeigt wurde, soll in diesem Kapitel der Berufsverlauf der Befragten anhand der Informationen hinsichtlich ihrer Verlaufsbiographien nachgezeichnet werden. Spezielles Augenmerk wird auf den Vergleich der einzelnen Abschlussjahrgänge hinsichtlich verschiedener Phasen der Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit gelegt. Anschließend wird das Kompetenzniveau der Absolventen beleuchtet. Ein Punkt von besonderem Interesse ist, in welchem Ausmaß die Absolventen die benötigten Fähigkeiten und Kenntnisse ihrer derzeitigen Tätigkeit im Studium erworben haben. 9.1. Erwerbsverlauf Um den Berufsverlauf der Absolventen nachzeichnen zu können, wurden diese um eine Beschreibung ihres Berufs- und Lebensweges gebeten. Anhand der Aktivitäten der Absolventen seit Studienabschluss soll nun festgestellt werden, inwieweit der Erwerbsverlauf der Befragten durch sogenannte Patchwork-Biographien gekennzeichnet ist. Aus Grafik 32 wird ersichtlich, wie viele Arbeitgeber die Befragten vom Studienabschluss bis zum Erhebungszeitpunkt hatten.338 Anzahl der Arbeitgeber seit Studienabschluss Grafik 32 45% 50% 15% 5 0% 4% 6% 4% 6% 3% 0 1 2 3 2% 0% 10% 15% 14% 14% 21% 26% 4 0% 0% 0% 0% 6% 7% 10% 7% 15% 14% 20% 9% 20% 30% 14% 17% 20% 32% 29% 29% 32% 31% 33% 40% 6 und mehr Anzahl Arbeitgeber WS 96/97 WS 97/98 WS 02/03 WS 03/04 WS 04/05 N = 46 (WS 96/97), 28 (WS 97/98), 35 (WS 02/03), 51 (WS 03/04), 60 (WS 04/05) 338 Hierbei wurde der gegenwärtige Arbeitgeber mit eingerechnet. Etwaige Phasen der Selbstständigkeit wurden als ein Arbeitgeber gerechnet. Weiterhin wurden Projekte mit mehreren Auftraggebern als ein Arbeitgeber gezählt. Vgl. Frage E2 des Fragebogens. 107 Lediglich sieben Absolventen gaben gemäß Grafik 32 an, seit ihrem Studienabschluss keiner Erwerbstätigkeit nachgegangen zu sein. Hiervon haben drei ihr Diplom im WS 03/04 erworben und vier im WS 04/05. Weiterhin lässt sich erkennen, dass gerade einmal 15% der Absolventen der jüngeren Abschlusskohorte (WS 96/97, N = 7 und WS 97/98, N = 4) lediglich einen Arbeitgeber seit Studienabschluss hatten. Immerhin hatten jeweils 39% der Befragten der Jahrgänge WS 96/97 und WS 97/98 bereits vier oder mehr Arbeitgeber. Hinsichtlich der jüngeren Abschlussjahrgänge lässt sich dieser relativ häufige Arbeitgeberwechsel selbstverständlich noch nicht aufzeigen. Von den Befragten des jüngsten Abschlussjahrgangs (WS 04/05) geht noch die Hälfte ihrer ersten Beschäftigung nach. Auffallend erscheint dennoch, dass die Befragten der mittleren Abschlusskohorte - nunmehr 42 (WS 02/03) bzw. 30 (WS 03/04) Monate nach Studienabschluss339 - zum Zeitpunkt der Erhebung bereits zu ca. zwei Dritteln zwei oder mehr Arbeitgeber hatten. Anhand der Betrachtung der einzelnen Lebenswege fiel weiterhin auf, dass knapp ein Drittel aller Absolventen Angaben zu fünf oder mehr 'Arten der Beschäftigung' seit ihrem Studienabschluss machten. Hierunter wurden Phasen der Erwerbstätigkeit, Weiterbildung, Erwerbslosigkeit und auch etwaige Stellenwechsel verstanden.340 Hinsichtlich der beiden älteren Abschlussjahrgänge steigt der Anteil der Absolventen, die fünf oder mehr dieser Aktivitäten angaben auf über 50%. Hier zeigt sich offensichtlich, dass der Erwerbsverlauf der Absolventen des Otto-Suhr-Instituts durch eine Zunahme an Patchwork-Biographien gekennzeichnet ist.341 Weiteren Aufschluss über die Beschäftigungssituation der Absolventen bietet ein Vergleich der relativen Dauer der Erwerbstätigkeit seit Studienabschluss. Grafik 33 gibt Aufschluss über den prozentualen Anteil der Erwerbstätigkeitsdauer der Absolventen gestaffelt nach Abschlussjahrgängen.342 339 Als Zeitpunkt der Erhebung gilt hier August 2007. Durchschnittlich sind die Absolventen des Diplomsemester WS 96/97 somit 114 Monate auf dem Arbeitsmarkt, die Absolventen des Abschlussjahrgangs WS 97/98 102 Monate, des WS 02/03 42 Monate, des WS 03/04 30 Monate und des WS 04/05 18 Monate. Für die Berechnungen der Erwerbsdauer wurden die Angaben der Absolventen anhand dieses Schemas berechnet. 340 Vgl. Frage E1 des Fragebogens. 341 Vgl. Kapitel 2.3.4., S.26f. 342 Wiederum wurde die Zeitspanne seit Ende des Studiums als Bezugsgröße verwendet. 100% der Dauer der Erwerbstätigkeit seit Studienabschluss sind somit 114 Monate für das WS 96/97, 102 Monate für das WS 97/98, 42 Monate für das WS 02/03, 30 Monate für das WS 03/04 und 18 Monate für das WS 04/05. 108 Grafik 33 Dauer der Erwerbstätigkeit seit Studienabschluss 85% 100% 14% 11% WS 97/98 28% 26% 4% WS 96/97 22% 23% 22% 10% 20% 20% 21% 40% 29% 43% 52% 59% 60% 63% 68% 80% 0% Alle Semester WS 02/03 WS 03/04 WS 04/05 Prozentuale Erwerbstätigkeitsdauer seit Studienabschluss 75% bis 100% 50% bis 74% 0% bis 49% N = 211 (Alle Semester), 41 (WS 96/97), 27 (WS 97/98), 35 (WS 02/03), 30 (WS 03/04), 58 (WS 04/05) Es zeigt sich, dass 59% (N = 124) aller Absolventen während mindestens drei Viertel der Zeitspanne zwischen Studienabschluss und Zeitpunkt der Erhebung erwerbstätig gewesen sind. 21% der Absolventen (N = 21) arbeiteten zwischen 51% und 75% ihres postgraduellen Lebensweges und weitere 20% der Befragten gingen weniger als die Hälfte dieser Zeit irgend einer Erwerbstätigkeit nach. Während die Absolventen der jüngeren Abschlusssemester aufgrund des noch recht kurzen zeitlichen Abstands zum Diplom augenscheinlich zu geringeren Teilen bereits über 74% ihres Lebensweges mit Erwerbstätigkeit bestritten haben, sticht dieser Anteil bei den Befragten des ältesten Diplomsemesters durchaus heraus: Immerhin ein Drittel der Befragten (N = 13) des WS 96/97 arbeitete weniger als 86 der 114 möglichen Monate. Als eine mögliche Erklärung hierfür können die Angaben zu etwaigen Phasen der Arbeitslosigkeit dienen. 'Arbeitslosigkeit' wurde hier als 'Erwerbslos und auf Beschäftigungssuche' definiert.343 54% der Befragten (N = 118) gaben an, seit Studienabschluss bereits eine oder mehrere Phasen der Arbeitslosigkeit durchlaufen zu haben. Dieser Anteil liegt für die Absolventen des WS 96/97 mit 60% (N = 27) am höchsten.344 Weiterhin gaben insgesamt 34% (N = 37) der 'Arbeitslosen' an, bereits zwei oder mehr Phasen der Arbeitslosigkeit durchlaufen zu haben. Für das WS 96/97 liegt dieser Anteil mit 57% (N = 343 Es sind somit sowohl die Phasen der Berufssuche direkt nach Studienabschluss als auch etwaige Phasen im weiteren Erwerbsverlauf gemeint. Vgl. Frage E4 des Fragebogens. 344 Der Anteil an Absolventen, die bereits eine oder mehrere Phasen der Arbeitslosigkeit durchlaufen haben, beträgt 57% für das WS 97/98 (N = 16), 51% für das WS 02/03 (N = 18), 54% für das WS 03/04 (N = 27) und 47% für das WS 04/05 (N = 27). 109 13) wiederum überdurchschnittlich hoch.345 Auch hier lässt sich die Tendenz in Richtung des offenbar fließenden Übergangs der Politologen zwischen Erwerbstätigkeit und Erwerbslosigkeit ausmachen.346 Grafik 34 Dauer der Arbeitslosigkeit seit Studienabschluss 39% WS 97/98 WS 02/03 25-36 Monate WS 03/04 0% 0% 0% 0% 0% WS 96/97 4-6 Monate 0% 4% 13-24 Monate 0% 1-3 Monate 13% 17% 7-12 Monate 4% 6% 11% 13% 15% 6% 11% 6% 10% 15% 20% 15% 26% 31% 26% 33% 30% 30% 30% 33% 40% 33% 38% 44% 50% Über 36 Monate WS 04/05 N = 27 (WS 96/97), 16 (WS 97/98), 18 (WS 02/03), 27 (WS 03/04), 27 (WS 04/05) Grafik 34 veranschaulicht die Gesamtdauer der Phasen der Arbeitslosigkeit. Es zeigt sich, dass für 78% der bereits von Arbeitslosigkeit betroffenen Absolventen (N = 90) diese Phasen nicht länger als ein Jahr dauerten. 37% der Befragten waren zwischen drei und sechs Monaten 'erwerbslos und auf Beschäftigungssuche'. Drei Absolventen der jüngeren Abschlusskohorte (WS 96/97 und WS 97/98) waren bereits über drei Jahre seit ihrem Diplom arbeitslos, weitere sieben der Befragten der mittleren Abschlusskohorte (WS 02/03 und WS 03/04) zwischen zwei und drei Jahren. Es zeigt sich, dass längere Phasen der Arbeitslosigkeit für nur einen geringen Teil der Absolventen den Lebensweg nach dem Diplom bestimmen. Dennoch waren immerhin 20% (N = 9) der Befragten des WS 96/97 und 14% (N = 4) des WS 97/98 länger als ein Jahr seit Studienabschluss 'erwerbslos und auf Beschäftigungssuche'. Dieser Anteil liegt für das WS 02/03 bei 11% (N = 4), für das WS 03/04 bei 10% (N = 5) und für das WS 04/05 bei 5% (N = 3). 345 16% aller Absolventen haben somit bereits zwei oder mehr Phasen der Arbeitslosigkeit durchlaufen. Dieser Anteil beträgt 28% (N =13) für das WS 96/97, 25% (N = 7) für das WS 97/98, 14% (N = 5) für das WS 02/03, 17% (N = 9) für das WS 03/04 und 5% (N = 3) für das WS 04/05. 346 Vgl. Kapitel 8.3., S.96. 110 Gründe für Stellenwechsel Grafik 35 50% 40% 47% 36% 31% 30% 28% 22% 20% 24% 23% 18% 19% 18% 16% 13% 18% 11% 10% 3% 4% Einziger/ Erster Stellenwechsel Mir wurde von Unternehmensseite (aufgrund von Stellenabbau) gekündigt Mir wurde wegen mangelnder Qualifikation gekündigt Ich wollte meine im Studium erlernten Qualifikationen besser einsetzen Ich zog einen anderen Arbeitsort vor Ich wollte meine Aufstiegschancen verbessern Mein Einkommen war zu gering Das Arbeitsklima hat mir nicht gefallen Die Stelle war befristet 0% Letzter Stellenwechsel N = 120 (Einziger/ Erster Stellenwechsel), 70 (Letzter Stellenwechsel) 61% (N = 127) aller Befragten gaben an, nicht mehr ihrer ersten Erwerbstätigkeit nachzugehen. 120 Absolventen machten Angaben zu ihrem 'ersten bzw. einzigen' Stellenwechsel und weitere 70 Befragte führten Gründe für einen weiteren - den 'letzten' Stellenwechsel an.347 Daraus folgt, dass ein Drittel der Absolventen bereits drei oder mehr Arbeitgeber seit Studienabschluss hatten. Grafik 35 gibt Aufschluss über die verschiedenen Gründe der mitunter häufigen Stellenwechsel: 47% der Absolventen (N = 56) gaben als Grund für ihren ersten Stellenwechsel die 'Befristung der Stelle' an. Im Vergleich mit der Vorgängerstudie, bei der dieser Anteil noch 24% betragen hatte, bedeutet dies einen signifikanten Anstieg.348 Erstaunlich hoch präsentiert sich weiterhin der Anteil der Beschäftigten, denen von Unternehmensseite (aufgrund von Stellenabbau) gekündigt wurde. 18% (N = 22) bzw. 24% (N = 17) der Befragten verloren ihre erste bzw. letzte Stelle auf diese Weise.349 Für jeweils drei Absolventen erfolgte der erste bzw. letzte Stellenwechsel durch eine Kündigung aufgrund mangelnder Qualifikation. 347 Vgl. Frage C4 des Fragebogens. 'Erster bzw. einziger' Stellenwechsel wird im Folgenden durch die Bezeichnung 'erster' Stellenwechsel ersetzt. 348 Die Ergebnisse der Vorgängerstudie wurden anhand einer 'offenen Frage' ("Wenn Sie Ihre Stelle schon einmal gewechselt haben, schildern Sie bitte auch, wie dieser erste Wechsel zustande kam.") ermittelt. Der Anteil der Nennungen liegt wahrscheinlich niedriger als bei den hier verwendeten 'Mehrfachantworten'. Vgl. Rössle 1995, S.116 Frage 22. 349 Bei Rössle gaben lediglich zwei Absolventen an, dass sie gekündigt worden sind und weitere fünf, dass der Betrieb Pleite gegangen ist. Vgl. Rössle 1995, S.48. 111 Den wichtigsten 'aktiven' Grund, die Beschäftigung zu beenden, stellte der Aspekt 'Ich wollte meine Aufstiegschancen verbessern' dar. 28% (N = 33) bzw. 31% (N = 22) der Absolventen wechselten aus diesem Grund ihre erste bzw. letzte Stelle. Geringes Einkommen (22% bzw. 23%) und die Möglichkeit, die 'im Studium erlernten Qualifikationen besser einzusetzen' (zu 18% bzw. 19%) spielten weiterhin eine bedeutende Rolle.350 Ein Ortswechsel (zu 18% bzw. 11%) und ein schlechtes Arbeitsklima (16% bzw. 13%) wurden als Gründe für die Auflösung des Arbeitsverhältnisses dagegen eher seltener genannt. Schließlich machten 23 Absolventen weitere Angaben zu sonstigen Gründen hinsichtlich ihrer Stellenwechsel. Die Antworten reichen von 'Langeweile' und 'Lust auf Veränderung' über 'Stress' und 'Burn-Out' bis hin zu 'Insolvenz' und 'Führungskräftenachwuchsproblem'. Erste 'Stelle' mit politikwissenschaftlichem Bezug Grafik 36 89% 100% 73% 78% 90% 60% 70% 64% 80% 52% 60% Keine gesucht Keine gefunden WS 96/97 Gefunden 'nach:' 0 Monate WS 97/98 1-3 Monate 4-6 Monate WS 02/03 13 - 24 Monate WS 03/04 25 - 36 Monate 0% 0% 0% 8% 8% 12% 0% 0% 3% 0% 5% 3% 7 - 12 Monate 4% 4% 0% 9% 9% 0% 16% 23% 17% 31% 7% 30% 12% 13% 14% 15% 20% 29% 34% 37% 27% 17% 9% 14% 19% 26% 0% 10% 11% 9% 8% 13% 20% 27% 40% 30% 42% 50% Über 36 Monate WS04/05 'Keine gesucht', 'Keine gefunden' und 'Gefunden nach': N = 43 (WS 96/97), 27 (WS 97/98), 33 (WS 02/03), 48 (WS 03/04), 55 (WS 04/05) Der prozentuale Anteil der Monate bezieht sich auf die gefundenen Stellen: N = 26 (WS 96/97), 24 (WS 97/98), 21 (WS 02/03), 35 (WS 03/04), 43 (WS 04/05) 350 Den Gesichtspunkt 'Mein Einkommen war zu gering' führten 26 (erster Stellenwechsel) bzw. 16 (letzter Stellenwechsel) Beschäftigte als Grund an. Den Aspekt 'Ich wollte meine im Studium erlernten Qualifikationen besser einsetzen' nannten 22 (erster Stellenwechsel) bzw. 13 (letzter Stellenwechsel) Absolventen. 112 Hinsichtlich der Konsolidierung der Beschäftigungsverhältnisse ist auch ein Blick auf die Zeitspanne zwischen dem Diplom und der ersten 'Stelle' mit politikwissenschaftlichem Bezug der Absolventen von Interesse.351 14% der Absolventen (N = 28) gaben an, seit ihrem Diplom nicht nach einer studienrelevanten Beschäftigung gesucht zu haben und weitere 14% der Befragten (N = 29) hatten bis zum Erhebungszeitpunkt der Studie noch keine Erwerbstätigkeit mit politikwissenschaftlichem Bezug gefunden (Vgl. Grafik 36). Während immerhin neun Absolventen der Abschlussjahrgänge WS 02/03 und WS 03/04 seit ihrem Diplom noch keine Stelle mit politikwissenschaftlichem Bezug gefunden haben, so waren dies sechs der Befragten des Abschlussjahrgangs WS 96/97 und lediglich fünf Absolventen des WS 04/05. Schließlich haben alle Absolventen des Jahrgangs WS 97/98, die eine studienrelevante Stelle gesucht haben, eine solche auch gefunden. Grafik 36 gibt weiterhin Aufschluss über die Suchdauer der Absolventen bis zu ihrer ersten Beschäftigung mit Bezug zum Studium der Politikwissenschaft. Insgesamt gaben 72% (N = 153) der Befragten an, eine erste Beschäftigung mit politikwissenschaftlichem Bezug gefunden zu haben. Genau ein Drittel (N = 51) der bereits studienrelevant beschäftigten Absolventen begannen diese Tätigkeit direkt nach Studienabschluss und weitere 43% (N = 62) nach spätestens sechs Monaten. Bezogen auf die Grundgesamtheit sind somit 63% (N = 113) aller befragten Absolventen bereits nach sechs Monaten in einer Stelle mit politikwissenschaftlichem Bezug beschäftigt gewesen. Anhand Grafik 37 wird deutlich, dass immerhin ein Viertel (N = 45) aller Absolventen - und speziell 42% der Befragten des WS 96/97 - große Schwierigkeiten dabei empfanden, eine Beschäftigung mit politikwissenschaftlichem Bezug nach dem Diplom zu finden. Erfreulicher präsentiert sich das Bild für die jüngeren Abschlussjahrgänge. Jeweils über ein Drittel der Absolventen der beiden jüngeren Abschlusssemester (WS 03/04 und WS 04/05) gaben an, 'keine Schwierigkeiten' bei der erfolgreichen Suche nach einer studienrelevanten Beschäftigung verspürt zu haben. 351 Vgl. Frage E5 des Fragebogens. 113 Grafik 37 Schwierigkeiten, erste 'Stelle' mit politikwissenschaftlichem Bezug zu finden 36% 26% 25% 13% 15% 18% 23% 23% 7% 9% 12% 8% 9% 10% 16% 19% 18% 22% 17% 17% 13% 12% 13% 20% 25% 28% 29% 22% 25% 30% 25% Häufigkeit (Anzahl Nennungen) 40% 33% 42% 50% 0% Große Schwierigkeiten Alle Semester 2 WS 96/97 3 WS 97/98 4 WS 02/03 WS 03/04 Keine Schwierigkeiten WS 04/05 N = 181 (Alle Semester), 33 (WS 96/97), 23 (WS 97/98), 32 (WS 02/03), 42 (WS 03/04), 48 (WS 04/05) Als Maßstab für eine erste 'Festanstellung' der Absolventen wurde das Modell der Vorgängerstudie übernommen. Eine 'feste' Tätigkeit musste "in der Regel […] zwei Jahre andauern, um in diese Kategorie aufgenommen zu werden."352 Da zahlreiche Absolventen ihre Angaben durch Kommentare auf der letzten Seite des Fragebogens illustrierten, ermöglichten sie dadurch hinsichtlich der Dauer eine individuellere Einordnung der einzelnen Beschäftigungsverhältnisse. Lediglich 11% aller Befragten (N = 22) gaben an, bis zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht nach einer Festanstellung gesucht zu haben. Der Anteil der Absolventen, die eine 'feste Stelle' noch nicht gefunden haben, liegt mit 27% (N = 55) wesentlich höher. Gleichzeitig zeigt der spezifische Vergleich der Abschlussjahrgänge, dass über ein Drittel der Absolventen aller drei jüngeren Diplomsemester (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) noch keine Festanstellung finden konnte.353 Dabei verdeutlicht gerade der hohe Anteil der Befragten des WS 03/04 (41%), dass auch 42 Monate nach Studienabschluss für einen Großteil der Absolventen die Berufseinmündungsphase noch andauert. 352 Rössle 1995, S.82. Die Anteile der bislang erfolglos nach einer Festanstellung Suchenden betragen 34% (N = 18) für das WS 04/05, 38% (N =18) für das WS 03/04 und 41% (N = 14) für das WS 02/03. 353 114 Erste 'Festanstellung' Grafik 38 (Vertrag auf mindestens zwei Jahre) 81% 88% 100% 90% 80% Keine gesucht Keine gefunden WS 96/97 Gefunden 'nach:' 0 Monate WS 97/98 1-3 Monate 4-6 Monate WS 02/03 7 - 12 Monate 13 - 24 Monate WS 03/04 13% 25 - 36 Monate 0% 0% 0% 9% 0% 4% 0% 0% 15% 23% 11% 13% 6% 6% 6% 4% 12% 15% 22% 27% 7% 19% 12% 9% 13% 24% 44% 48% 18% 13% 10% 10% 4% 20% 10% 8% 12% 8% 15% 30% 8% 40% 15% 22% 41% 38% 34% 50% 31% 35% 60% 47% 54% 51% 70% Über 36 Monate WS04/05 'Keine gesucht', 'Keine gefunden' und 'Gefunden nach': N =42 (WS 96/97), 26 (WS 97/98), 34 (WS 02/03), 48 (WS 03/04), 53 (WS 04/05) Der prozentuale Anteil der Monate bezieht sich auf die gefundenen Stellen: N =34 (WS 96/97), 23 (WS 97/98), 16 (WS 02/03), 26 (WS 03/04), 27 (WS 04/05) Wie bereits in der Vorgängerstudie ist die Zeitspanne zwischen dem Diplom und dem Erlangen der ersten 'festen' Tätigkeit' für die Absolventen deutlich länger als diejenige bis zum Erhalt der ersten studienrelevanten Beschäftigung.354 Dennoch waren nach sechs Monaten 38% (N = 77) aller Befragten zumindest einmal 'fest angestellt'. Bezogen auf die jüngeren Abschlussjahrgänge kann aufgrund der meist noch nicht 'erlebten' Festanstellungen vorerst kein repräsentatives Bild gezeichnet werden. Hinsichtlich der älteren Abschlusskohorte (WS 96/97 bzw. WS 97/98) lässt sich feststellen, dass nur ein Drittel der mindestens einmal fest angestellten Absolventen dieses Beschäftigungsverhältnis bereits schon drei Monate nach Studienabschluss innehatten. 38% (N = 13) bzw. 22% (N = 5) der bereits mindestens einmal fest angestellten Absolventen der Abschlussjahrgänge WS 96/97 und WS 97/98 fanden diese Beschäftigung erst nach über zwei Jahren. Somit verwundert kaum die Darstellung in Grafik 39, bei der 37% der Absolventen 'große Schwierigkeiten' empfanden, eine erste Festanstellung zu finden. Wiederum lässt sich jedoch festhalten, dass mit jeweils über 30% der Anteil der Befragten der beiden jüngeren Diplomsemester (WS 03/04 und WS 04/05), die 'keine Schwierigkeiten' bei der Erlangung ihrer ersten festen Stelle verspürt haben, überdurchschnittlich hoch ist. 354 Vgl. Rössle 1995, S.83. 115 Grafik 39 Schwierigkeiten, erste 'Festanstellung' zu finden 31% 32% 38% 36% 17% 17% 5% 10% 9% 11% 10% 9% 9% 15% 14% 14% 11% 17% 14% 7% 10% 21% 18% 20% 25% 21% 23% 30% 16% Häufigkeit (Anzahl Nennungen) 40% 37% 33% 36% 45% 50% 0% Große Schwierigkeiten Alle Semester 2 WS 96/97 3 WS 97/98 4 WS 02/03 WS 03/04 Keine Schwierigkeiten WS 04/05 N = 179 (Alle Semester), 39 (WS 96/97), 22 (WS 97/98), 29 (WS 02/03), 42 (WS 03/04), 44 (WS 04/05) 9.2. Kompetenzniveau Die Befragten wurden in einem weiteren Teil des Fragebogens gebeten, anhand einer Liste von Kompetenzen ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten einzuschätzen. Weiterhin sollten sie das geforderte Kompetenzniveau ihrer derzeitigen Erwerbstätigkeit beurteilen um schließlich anzugeben, in welchem Ausmaß sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium erworben haben.355 Die Beurteilung der einzelnen Aspekte erfolgte anhand einer siebenstufigen Likert-Skala von 1 = 'sehr hoch' bis 7 = 'sehr niedrig' bzw. von 1 =' in sehr hohem Maße' bis 7 = 'überhaupt nicht'. Anhand des arithmetischen Mittels soll nunmehr aufgezeigt werden, inwieweit das subjektiv empfundene und das in der derzeitigen Erwerbstätigkeit geforderte Kompetenzniveau im Studium erworben wurde. Die 19 erfragten Kompetenzen wurden nach Sonntag und Bergmann in vier Bereiche eingeteilt, nämlich 'Fachkompetenz', 'Methodenkompetenz', 'Soziale Kompetenz' und 'Personale Kompetenz'.356 355 356 Vgl. Frage D1 des Fragebogens. Vgl. Sonntag 2002, S.59ff. und Bergmann 2003, S.229ff. 116 Grafik 40 Fachkompetenzen 4,7 4,6 3,6 3,1 3,1 2,9 3 3,2 3,3 4 2 2,0 2,0 2,7 Das Arithmetische Mittel 5 4,7 6 1 0 Beherrschung des eigenen Faches, Kenntnisse in anderen Fachgebieten der eigenen Disziplin ((SD:1,10 (A), SD:1,43 (B), SD:1,49)) ((SD:1,04 (A), SD:1,80 (B), (SD:1,48)) (N = 222 (A), 197 (B), 220 (C)) (N = 225 (A), 200 (B), 223 (C)) Fähigkeit, Computer und Internet Fähigkeit, in einer Fremdsprache zu zu nutzen schreiben und zu sprechen ((SD:1,06 (A), SD:1,21 (B), SD: 1,85)) ((SD:1,65 (A), SD:2,13 (B), SD:1,91)) (N = 225 (A), 199 (B), 222 (C)) (N = 225 (A), 200 (B), 224 (C)) A Eigenes Kompetenzniveau B Gefordertes Kompetenzniveau in der gegenwärtigen Erwerbstätigkeit C In welchem Ausmaß haben Sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium erworben Das Arithmetische Mittel ergibt sich anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Sehr hoch' bis 7 = 'Sehr niedrig' für A und B bzw. 1 = 'In sehr hohem Maße' bis 7 = 'Überhaupt nicht' für C Hinsichtlich der Fachkompetenzen lässt sich anhand Grafik 40 feststellen, dass ausschließlich die 'Beherrschung des eigenen Faches' (AM = 3,2) nach Einschätzung der Absolventen 'ausreichend' durch das Studium vermittelt wurde.357 Sowohl 'Kenntnisse in anderen Fachgebieten' (AM = 4,6) als auch 'EDV-Kenntnisse'358 (AM = 4,7) und 'Fremdsprachenkenntnisse' (AM = 4,7) wurden zu weitaus geringerem Maße durch das Studium erworben. 357 Die Standardabweichungen der einzelnen Kompetenzen können den korrespondierenden Grafiken entnommen werden. 358 Der genaue Wortlaut der Antwortoptionen ist den korrespondierenden Grafiken zu entnehmen. 117 Grafik 41 Methodenkompetenzen 4,9 6 4,1 2,6 2,4 2,2 2,1 2,1 2,5 3 2,8 2,8 4 2,2 Das Arithmetische Mittel 4,4 5 2 1 0 Analytisches Denken ((SD:0,88 (A), SD:1,31 (B), SD:1,36 (C)) (N = 224 (A), 199 (B), 224 (C)) Fähigkeit, Aktivitäten zu koordinieren ((SD:0,98 (A), SD:1,23 (B), SD:1,63 (C)) (N = 224 (A), 199 (B), 222 )) Fähigkeit, Zeit effizient zu nutzen ((SD:1,29 (A), SD:1,14 (B), SD:1,58 (C)) (N = 225 (A), 200 (B), 222 (C)) Fähigkeit, neue Ideen und Lösungen zu entw ickeln ((SD:1,00 (A), SD:1,39 (B), SD:1,30)) N = 224 (A), 199 (B), 223 (C)) A Eigenes Kompetenzniveau B Gefordertes Kompetenzniveau in der gegenwärtigen Erwerbstätigkeit C In welchem Ausmaß haben Sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium erworben Das Arithmetische Mittel ergibt sich anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Sehr hoch' bis 7 = 'Sehr niedrig' für A und B bzw. 1 = 'In sehr hohem Maße' bis 7 = 'Überhaupt nicht' für C Lediglich eine Methodenkompetenz (Grafik 41), und zwar 'Analytisches Denken' (AM = 2,8), wurde von den Befragten in hohem Maße durch das Studium erworben. Für den Erwerb der Fähigkeiten 'neue Ideen und Lösungen zu entwickeln' (AM = 4,1), 'Aktivitäten zu koordinieren' (AM = 4,4), und insbesondere 'Zeit effizient zu nutzen' (AM = 4,9) bot das Studium für die Studenten rückblickend keine Basis. 118 Grafik 42 5,2 5,5 6 5,6 Soziale Kompetenzen 3,4 2,4 2,0 2,5 2,6 2,9 3,4 3,1 2,9 3,2 4,0 2,3 3 2,3 3,1 4 2,9 Das Arithmetische Mittel 5 2 1 0 Fähigkeit, effektiv zu verhandeln ((SD:1,37 (A), SD:1,53 (B), SD:1,52 (C)) (N = 225 (A), 199 (B), 223 (C)) Fähigkeit, produktiv mit Fähigkeit, das Können anderen zu arbeiten anderer zu mobilisieren ((SD:1,04 (A), SD:1,33 ((SD:1,15 (A), SD:1,77 (B), SD:1,56 (C)) (N = (B), SD:1,46 (C)) (N = 225 (A), 199 (B), 224 224 (A), 199 (B), 223 (C)) (C)) Fähigkeit, Autorität Fähigkeit, Produkte, Fähigkeit, Berichte, auszuüben ((SD:1,27 Ideen oder Berichte Protokolle oder ähnliche (A), SD:1,57 (B), einem Publikum zu Texte zu verfassen SD:1,27 (C)) (N = 224 präsentieren ((SD:1,27 ((SD:0,98 (A), SD:1,50 (A), 199 (B), 223 (C)) (A), SD:1,56 (B), (B), SD:1,38 (C)) (N = SD:1,48 (C)) (N = 225 225 (A), 199 (B), 223 (A), 198 (B), 224 (C) (C)) A Eigenes Kompetenzniveau B Gefordertes Kompetenzniveau in der gegenwärtigen Erwerbstätigkeit C In welchem Ausmaß haben Sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium erworben Das Arithmetische Mittel ergibt sich anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Sehr hoch' bis 7 = 'Sehr niedrig' für A und B bzw. 1 = 'In sehr hohem Maße' bis 7 = 'Überhaupt nicht' für C Im Bereich der sozialen Kompetenzen, gemäß Grafik 42 fällt auf, dass die Absolventen in den studienbezogenen Arbeitsprozessen 'Schreiben einer Hausarbeit bzw. Diplomarbeit' und 'Mündliche Präsentationen' einen positiven Lernerfolg verbuchen konnten.359 Die beiden korrespondierenden Kompetenzen 'Fähigkeit, Berichte, Protokolle oder ähnliche Texte zu verfassen' (AM = 2,9) und 'Fähigkeit, Produkte, Ideen oder Berichte einem Publikum zu präsentieren' (AM = 3,4) wurden von den Befragten hinsichtlich ihres Studienertrags am positivsten beurteilt. Die 'Fähigkeit, produktiv mit anderen zu arbeiten' (AM = 4,0) wurde dem entsprechend 'zugehörigen' studienbezogenen Arbeitsprozess 'Gruppenarbeit' bereits deutlich schlechter beurteilt. Schließlich wurden die Fähigkeiten 'das Können anderer zu mobilisieren' (AM = 5,2), 'effektiv zu verhandeln (AM = 5,5) und 'Autorität auszuüben' (AM = 5,6) im Vergleich mit allen 19 Kompetenzen aus Sicht der Absolventen zu geringstem Maße im Studium erworben. 359 Vgl. Kapitel 5.3., S.47f. 119 Grafik 43 Personale Kompetenzen 4,9 6 3,1 2,8 2,3 2,5 2,4 2,9 1,9 2,2 1,9 2 2,7 3 2,7 3,3 4 1,8 Das Arithmetische Mittel 4,5 5 1 0 Fähigkeit, sich schnell neues Fähigkeit, auch unter Druck Wachsamkeit hinsichtlich Wissen anzueignen ((SD:0,85 gut zu arbeiten ((SD:1,04 (A), neuer Möglichkeiten (A), SD:1,09 (B), SD:1,30 (C)) SD:1,10 (B), SD:1,81 (C)) (N ((SD:1,20 (A), SD:1,54 (B), (N = 225 (A), 200 (B), 223 = 225 (A), 200 (B), 224 (C)) SD:1,52 (C)) (N = 221 (A), (C)) 196 (B), 218 )) Fähigkeit, anderen den Bereitschaft, eigene Ideen eigenen Standpunkt zu und Ideen anderer in Frage zu verdeutlichen ((SD:1,01 (A), stellen ((SD:0,98 (A), SD:1,49 SD:1,27 (B), SD:1,39 (C)) (N (B), SD:1,34 (C)) (N = 224 = 224 (A), 199 (B), 223 (C)) (A), 199 (B), 221 (C)) A Eigenes Kompetenzniveau B Gefordertes Kompetenzniveau in der gegenwärtigen Erwerbstätigkeit C In welchem Ausmaß haben Sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium erworben Das Arithmetische Mittel ergibt sich anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Sehr hoch' bis 7 = 'Sehr niedrig' für A und B bzw. 1 = 'In sehr hohem Maße' bis 7 = 'Überhaupt nicht' für C Grafik 43 zeigt, dass die 'Fähigkeit, sich schnell neues Wissen anzueignen' (AM = 2,7) und die 'Bereitschaft, eigene Ideen und Ideen anderer in Frage zu stellen' (AM = 2,8) von den Befragten im Vergleich aller 19 Kompetenzen in höchstem Maße während des Studiums erworben wurde. Die 'Fähigkeit, anderen den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen' (AM = 3,3) folgt in der Abfolge vor der 'Fähigkeit, auch unter Druck gut zu arbeiten' (AM = 4,5) und der 'Wachsamkeit hinsichtlich neuer Möglichkeiten' (AM = 4,9). 120 Befragt nach jeweils drei Kompetenzen machten 222 Absolventen insgesamt 628 Angaben über die Stärken und 203 Absolventen insgesamt 599 Angaben über die Schwächen ihres Studiengangs.360 Anhand Grafik 44 lässt sich in diesem Zusammenhang erkennen, dass die häufigsten Nennungen hinsichtlich der Stärken des Studiengangs auf die Kompetenzen 360 Vgl. Frage D2 des Fragebogens. 121 'Analytisches Denken' (N = 105), 'Fähigkeit, sich schnell neues Wissen anzueignen' (N = 103) und 'Bereitschaft, eigene Ideen und Ideen anderer in Frage zu stellen' (N = 90) entfallen. Die häufigsten Nennungen bezüglich der Schwächen des Studiengangs entfallen auf die 'Fähigkeit, effektiv zu verhandeln' (N = 83), die 'Fähigkeit, in einer Fremdsprache zu schreiben und zu sprechen' (N = 60), die 'Fähigkeit, Zeit effizient zu nutzen' (N = 57) und die 'Fähigkeit, Autorität auszuüben' (N = 56). 9.3. Zusammenfassung Es hat sich speziell anhand der Befragten der älteren Abschlusskohorte aufzeigen lassen, dass der Erwerbsverlauf der Absolventen des Otto-Suhr-Instituts durch häufige Stellenwechsel und damit verbundene Berufsphasen, fließende Übergänge zwischen Phasen der Erwerbstätigkeit und der Erwerbslosigkeit und Patchwork-Biographien gekennzeichnet ist. Die Ergebnisse der Vorgängerstudie hinsichtlich der Dauer und den damit verbundenen Schwierigkeiten der Absolventen auf der Suche nach einer 'studienrelevanten' bzw. 'festen' Stelle konnten bestätigt werden: "[D]ie Zeitspanne bis zum Erlangen einer 'festen' Tätigkeit [ist] im Durchschnitt deutlich länger […] als diejenige bis zu einer sozialwissenschaftlichen oder der ersten Tätigkeit überhaupt. Allein daraus ist es möglich, eine zumindest pauschale Konsolidierung der Beschäftigungsverhältnisse abzuleiten."361 361 Rössle 1995, S.83. 122 10. Bewertung des Studiums und Konsequenzen für die Studiengestaltung Anhand zweier vorformulierter und abschließend einer offenen, qualitativen Frage 'Wie könnte der Berufseinstieg nach dem Studium erleichtert werden, und was sollte das Studium bzw. der Fachbereich in dieser Hinsicht beitragen?'362 wurden die Absolventen im abschließenden Teil des Fragebogens gebeten, eine persönliche rückblickende Bewertung des Studiums abzugeben und Konsequenzen für die Studierenden bzw. den Fachbereich aufzuzeigen. 10.1. Retrospektive Bewertung des Studiums Grafik 45 Retrospektive Bewertung des Studiums (Alle Semester) 84,6% 100% 80% 0,5% 10,2% 6,7% 12,1% 1,4% 9,8% 5,0% 8,6% 20% 20,5% 20,0% 25,0% 24,9% 40% 35,1% 35,7% 60% 0% Sehr wahrscheinlich 2 3 4 Sehr unwahrscheinlich A Würden Sie noch einmal am Otto-Suhr-Institut studieren? B Würden Sie noch einmal Politikwissenschaften studieren? C Würden Sie überhaupt noch einmal studieren? N = 225 (A), 224 (B), 221 (C) Im Allgemeinen will der Großteil der Studierenden die Vorzüge eines Studiums auch rückblickend nicht missen. 93% der Befragten (N = 206) sahen es als 'sehr wahrscheinlich' oder 'wahrscheinlich' an, 'überhaupt noch einmal studieren zu wollen'. Aber auch zur Gretchenfrage der Verbleibsforschung, nämlich in diesem Fall 'Würden Sie noch einmal am Otto-Suhr-Institut studieren?', äußerte sich die Mehrheit der Absolventen positiv. Dies wird in Grafik 45 ersichtlich: Immerhin 60% (N = 135) der Befragten würden 'sehr wahrscheinlich' oder 'wahrscheinlich' wieder ein Politikstudium am Otto-Suhr-Institut absolvieren. Dieser 362 Vgl. Frage G3 des Fragebogens. 123 Anteil liegt nur einen Prozentpunkt unter dem Anteil der Absolventen, die sich überhaupt noch einmal für ein Studium der Politikwissenschaft entscheiden würden (61% bzw. N = 136). Grafik 46 Retrospektive Bewertung des Studiums (Geschlechtsspezifisch und nach Abschlussjahrgängen) 2,3 2,3 2,0 2,3 2,2 2,2 2,5 2,6 2,4 2,4 2,5 2,2 2,5 2,5 2,3 1,1 1,3 1,1 1,2 1,3 1,5 1,3 1,6 2,0 1,2 Das Arithmetische Mittel 3,0 2,8 2,9 3,5 1,0 0,5 0,0 Gesamt Männer Frauen WS 96/97 WS 97/98 WS 02/03 WS 03/04 WS 04/05 ((SD:1,25 (A), ((SD:1,22 (A), ((SD:1,30 (A), ((SD:1,35 (A), ((SD:1,14 (A), ((SD:1,36 (A), ((SD:1,24 (A), ((SD:1,13 (A), SD:1,25 (B), SD:1,18 (B), SD:1,36 (B), SD:1,34 (B), SD:1,32 (B), SD:1,28 (B), SD:1,28 (B), SD:1,10 (B), SD:0,65 (C)) SD:0,54 (C)) SD:0,77 (C)) SD:0,58 (C)) SD:1,14 (C)) SD:0,38 (C)) SD:0,66 (C)) SD:0,44 (C)) A Würden Sie noch einmal am Otto-Suhr-Institut studieren? B Würden Sie noch einmal Politikwissenschaften studieren? C Würden Sie überhaupt noch einmal studieren? Das Arithmetische Mittel ergibt sich von anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'Sehr wahrscheinlich' bis 5 = 'Sehr unwahrscheinlich' N = Gesamt 225 (A), 224 (B), 221 (C), Männer 125 (A), 124 (B), 123 (C) , Frauen 96 (A), 96 (B), 94 (C) N = WS 96/97: 47 (A), 46 (B), (C), WS 97/98: 28 (A), (B), (C), WS 02/03: 34 (A), (B), 33 (C), WS 03/04: 53 (A), (B), (C), WS 04/05: (A), (B), 57 (C) Dabei können auch keine geschlechtsspezifischen Besonderheiten erkannt werden, was durch Zuhilfenahme des arithmetischen Mittels anhand Grafik 46 deutlich wird. Hier zeigt ein Vergleich der Abschlusskohorte Abschlussjahrgänge (WS 96/97 und hingegen, WS dass 97/98) die Absolventen weitaus seltener der älteren sowohl ein politikwissenschaftliches Studium im Allgemeinen (AM = 2,6 und AM = 2,5) als auch ein Studium am Otto-Suhr-Institut (AM = 2,9 und AM = 2,8) erneut in Betracht ziehen würden, als ihre jüngeren Kommilitonen.363 363 Das arithmetische Mittel für ein politikwissenschaftliches Studium im Allgemeinen beträgt AM = 2,0 für das WS 03/04 und AM = 2,2 für das WS 02/03 und WS 04/05. Das arithmetische Mittel für ein Studium am OttoSuhr-Institut beträgt AM = 2,3 für das WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05. 124 Bewertung des Nutzens des Studiums Grafik 47 (Alle Semester) 42,3% 8,6% 2,7% 6,8% 3,6% 13,8% 14,4% 13,6% 7,2% 8,5% 10% 8,2% 20% 17,4% 35,0% 30,8% 40,0% 17,3% 30% 27,5% 29,5% 40% 36,4% 36,4% 50% 0% In sehr hohem Maße A B C D 2 3 4 Überhaupt nicht Studium als gute Grundlage für den Berufseinstieg? Studium als gute Grundlage um Ihre gegenwärtigen Arbeitsaufgaben zu erfüllen? Studium als gute Grundlage für Ihre zukünftige Karriere? Studium als gute Grundlage für Ihre persönliche Entwicklung? N = 224 (A), 220 (B), 222 (C), 225 (D) Weiterhin wurde im Fragebogen nach der Nützlichkeit des Studiums im Hinblick auf verschiedene Aspekte des späteren Werdegangs der Absolventen gefragt. Anhand Grafik 47 wird deutlich, dass das Studium für weit überdurchschnittliche 76% der Befragten 'in sehr hohem Maße' bzw. 'in hohem Maße' als Grundlage für die persönliche Entwicklung diente. Hinsichtlich der berufsbezogenen Aspekte fiel das Ergebnis deutlich negativer aus. Nicht einmal jeder zehnte Absolvent empfindet das Studium 'in sehr hohem Maße' als gute Grundlage in Bezug auf den Berufseinstieg (N = 19), die derzeitigen Tätigkeiten (N = 18) und die zukünftigen Karriere (N = 16). Am schlechtesten fällt das retrospektive Urteil der Absolventen hinsichtlich des Berufeinstiegs aus. 31% (N = 70) der Befragten empfanden keinen oder nur einen geringen Nutzen ihres Studiums in Bezug auf die Berufseinmündung nach dem Ende des Studiums.364 364 Summe der Nennungen für die Antwortoptionen 4 = 'nicht' und 5 = 'überhaupt nicht'. 125 Grafik 48 Bewertung des Nutzens des Studiums (Geschlechtsspezifisch und nach Abschlussjahrgängen) 2,7 2,6 2,8 2,9 2,7 2,7 2,7 2,8 2,9 1,8 1,9 1,9 2,3 2,6 2,1 1,9 2,0 2,0 2,5 2,0 3,1 3,2 3,2 3,1 3,3 3,0 2,8 2,9 3,0 2,7 2,9 Das Arithmetische Mittel 3,0 3,0 2,7 2,9 3,5 1,5 1,0 0,5 0,0 Gesamt Männer Frauen WS 96/97 WS 97/98 WS 02/03 WS 03/04 WS 04/05 ((SD:1,17 (A), ((SD:1,19 (A), ((SD:1,16 (A), ((SD:1,16 (A), ((SD:1,26 (A), ((SD:1,19 (A), ((SD:1,22 (A), ((SD:1,03 (A), SD:1,02 (B), SD:0,97 (B), SD:1,10 (B), SD:1,11 (B), SD:0,84 (B), SD:1,08 (B), SD:1,03 (B), SD:0,94 (B), SD:1,02 (C), SD:0,99 (C), SD:1,09 (C), SD:1,14 (C), SD:0,96 (C), SD:1,03 (C), SD:0,92 (C), SD:0,95 (C), SG:0,96 (D)) SG:0,94 (D)) SG:1,01 (D)) SG:1,16 (D)) SG:1,12 (D)) SG:0,78 (D)) SG:1,00 (D)) SG:0,75 (D)) A Studium als gute Grundlage für den Berufseinstieg B Studium als gute Grundlage um Ihre gegenwärtigen Arbeitsaufgaben zu erfüllen? C Studium als gute Grundlage für Ihre zukünftige Karriere? D Studium als gute Grundlage für Ihre persönliche Entwicklung? Das Arithmetische Mittel ergibt sich von anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 = 'In sehr hohem Maße' bis 5 = 'Überhaupt nicht' N = Gesamt 224 (A), 220 (B), 222 (C), 225 (D), Männer 125 (A), 123 (B), 124 (C), 126 (D), Frauen 95 (A), 93 (B), 94 (C), 95 (D), WS 96/97: 47 (A), (B), (C), (D), WS 97/98: 28 (A), 27 (B), 28 (C), (D), WS 02/03: 34 (A), (B), 33 (C), 34 (D), WS 03/04: 52 (A), 51 (B), (C), 52 (D), WS 04/05: 59 (A), 57 (B), 59 (C) 60 (D) Geschlechtsspezifische Besonderheiten sind in Grafik 48 erneut nicht zu erkennen. Anhand des Vergleichs der einzelnen Abschlussjahrgänge zeigt sich jedoch, dass die Befragten der jüngeren Diplomsemester (WS 02/03, WS 03/04 und WS 04/05) ihrem Studium am OttoSuhr-Institut hinsichtlich aller 'Grundlagen' ein weitaus besseres Zeugnis ausstellen als ihre älteren Kommilitonen. 10.2. Handlungsansätze für den Fachbereich und die Studierenden Als wichtige Ergänzung zu den standardisierten Fragen zu Studium und Berufseinstieg der Absolventen wurden die oftmals ausführlichen Beschreibungen der Erkenntnisse und Verbesserungsvorschläge der Befragten in einzelne Kategorien zusammengefasst.365 Grafik 49 bietet eine Übersicht über die einzelnen Themengruppen, in welche die Aussagen der 365 Hierbei muss betont und berücksichtigt werden, dass die Absolventen neben konkreten 'Reformvorschlägen' hinsichtlich der Erleichterung des Berufseinstiegs sich auch eher allgemein formulierte Urteile über ihr Studium am Otto-Suhr-Institut gestatteten. 126 Absolventen eingeteilt wurden. Anhand von insgesamt 355 Einzelaussagen konnte somit auch eine grobe Häufigkeitsverteilung der verschiedenen Themen aufgezeichnet werden.366 Grafik 49 Rückwirkende Bewertung des Studiums Anteil Praxisbezug ca. 30% Studium Alle Nennungen ca. 355 100% ca. 30 % Berufsfeldorientierung des Studiums 10% Praktika 15% Bewerbungstraining 5% Qualität und Inhalt der Lehre und der Lehrenden 18% Rahmenbedingungen des Studiums 9% Studienstruktur/ Studienordnung 3% Kooperation und Zusammenarbeit 12% Alumni 5% Methoden 3% 'Soft Skills' 11% Arbeitsmarktsituation 9% Netzwerke ca. 17 % Kompetenzen ca. 14 % Arbeitsmarkt ca. 9 % Den höchsten Handlungsbedarf sahen die Absolventen hinsichtlich des 'Praxisbezugs' des Studiums. Die stärkere Betonung, unbedingte Beibehaltung und auch Ausweitung des bereits bestehenden sechsmonatigen Pflichtpraktikums wurde hierbei von den Befragten besonders hervorgehoben. Es wurde jedoch "eine Entlohnung von Praktika [verlangt], um dem Phänomen 'Generation Praktikum' entgegen zu wirken"367 bzw. ein "gesetzliches Verbot unbezahlter Praktika" gefordert. Auch weitere unabhängig vom Studium gesammelte Berufserfahrung wurde als wichtiges Kriterium für einen erfolgreichen Berufseinstieg gewertet. 366 Dieses Verfahren wird nach Lamnek ein interpretativ-reduktives oder inhaltlich-reduktives Analyse- bzw. Auswertungsverfahren genannt. Vgl. Lamnek 1989, S.107ff. 367 Alle Zitate ohne separat ausgewiesene Quellenangabe in diesem Kapitel sind den Antworten der Absolventen aus dem Fragebogen entnommen. 127 "Während des Studiums muss unbedingt Zeit dafür bleiben, nebenher zu arbeiten, Praktika zu absolvieren, Berufserfahrung zu sammeln und so gezielt auf die erste Festanstellung hin zu arbeiten." Eine Verbesserung der Berufsfeldorientierung und des Berufsfeldbezugs der Lehre und des Studiums wurde weiterhin von einem Großteil der Absolventen gefordert. Wissenschaftliches Arbeiten in Forschungsprojekten (beispielsweise qualitativ-empirische Forschungsprojekte), Vermittlung von beruflichem Spezialwissen und gezieltes Bewerbungstraining wurden oftmals von den Befragten als Bestandteil ihres Studiums vermisst. Neben diesen kritischen Stimmen gab es dennoch auch solche, die angaben, dass "alle wesentlichen Aspekte des Berufseinstiegs […] damals in verschiedenen Lehr- und Informationsveranstaltungen vermittelt" wurden und sie es daher weiterhin für nicht sinnvoll halten, "das Studium auf den Arbeitsmarkt hin anzupassen! Das kann spekulativ sein und wird nie zu einem perfekten Resultat führen". "Studium und Fachbereich bieten eine Vielzahl an Hilfsstellungen an (Pflichtpraktika, Berufsorientierungstag, o.ä.). Ich selbst habe sie jedoch zu wenig genutzt, als dass ich eine Aussage über deren tatsächlichen Effekt treffen könnte. Meine Schwierigkeiten bei der Berufsfindung waren selbstverschuldet." Die Antworten bezüglich Qualität und Bedingungen des Studiums wurden in ein weiteres großes Themenfeld gruppiert. Die Bemerkungen reichten von konkreten Wünschen an die Prüfungsbüro- und Bibliotheksöffnungszeiten über Kritiken an überfüllten Seminaren bis hin zu Wertschätzungen politikwissenschaftlicher Koryphäen am Fachbereich.368 Aufgrund der häufig fast gegensätzlichen 'Reformvorschläge' der Absolventen ("mehr Kontrolle durch Anwesenheitspflicht" vs. "Keine 'Verschulung' des Studiums", "Leistungskontrolle durch Klausuren" vs. "Vorlesungen und Klausuren gehören abgeschafft", "Mehr Grundlagenwissen" vs. "Spezialisierung fördern" und "Keine Reglementierung bezüglich Semesterzahl" vs. "Kürzer Studieren" bzw. "Straffung des Studiums") sollen einige sorgfältig ausgewählte Zitate hier verschiedene Grundstimmungen der Befragten wiedergeben: "Wichtig für mich war die Breite des Studienangebotes am OSI. Eine derartige Vielfalt gab und gibt es an keinem anderen politikwissenschaftlichem Institut in Deutschland. Dennoch würde ich heute vielleicht eine andere Universität vorziehen." 368 Es muss hier betont werden, dass aufgrund der Fragestellung die kritischen Beiträge selbstverständlich überwiegen. 128 "Das OSI war zu meinen Studienzeiten leider noch sehr ideologisch belastet. Aus der weiten Ferne habe ich große Veränderungen am OSI beobachtet, die schon während meines Studiums begannen (neue Studienordnung, Klausuren, Mentoren) und die mir - soweit ich sie beurteilen kann - sehr sinnvoll und hilfreich erscheinen." "Lehrkräfte, die sich individuell für Student/ innen verantwortlich 'zeichnen' würden, könnten mehr fachliche Kontinuität bis zum Berufseinstieg vermitteln." "Insgesamt war die Ausbildung am OSI zu theoretisch, zu sehr auf Inhalte bezogen. Methoden des aktuellen Arbeitslebens (z.B. Präsentationen, etc.) wurden kaum geübt - und fast nie konstruktiv kritisiert." "Die Lehre absolut intensivieren: Didaktik/ Rhetorik, Sprachanalyse als eigenes Fachgebiet einführen, mehr fachspezifische Kenntnisse im Bereich Medien/ Journalismus vermitteln (da größter Berufsbereich für PolitologInnen), nicht nur erfolgreiche 'Vorzeige - PolitologInnen' für Abschluss Jahrgänge einladen, sondern auch die Erwerbslosen (Referat: Armut und Repressionen im Sozialstaat)." "Studierende sollten zur realistischen Einschätzung ihrer Stärken und Schwächen aufgefordert werden - z.B. durch Bewertung nach Präsentationen." "Das OSI sollte endlich die unkontrollierte Referatsstruktur, die niemandem etwas bringt und die Qualität der Lehre nach unten zieht sowie die Lehrenden unangemessen entlastet, abschaffen. Zudem müssten die Lehrenden eine ehrliche Open - Door - Policy, wie P. Grottian verfolgen, also die Präsenzpflicht ausgeweitet werden." Weiterhin erhoffen sich die Befragten für die kommenden Generationen an Kommilitonen mehr Kooperation und Zusammenarbeit mit politischen Institutionen, Verbänden, und Parteien, sowie "allen möglichen Arbeitgebern". "Der Fachbereich sollte unterstützend mehr die Nähe zu Unternehmen suchen, diese ansprechen und einladen." Die Vorschläge zum Ausbau sozialer Netzwerke reichten von "Kontaktmessen mit potentiellen Arbeitgebern (im Foyer des OSI)" über "eine stärkere Kooperation mit Arbeitsamt, Ehemaligen, Jobvermittlern" bis hin zur "stärkeren Einbindung/ Partnerschaft mit ausländischen Universitäten/ Dozenten". In den Worten der Ehemaligen: "Kontaktbörse zwischen Alumni und Studierenden, Vorträge von Alumni zu ihrem Job, Online Datenbank von Praktikumsberichten (geordnet nach Branchen und Arbeitgebern)." "Bessere Vorbereitung für Politikwissenschaftler auf Jobs in der freien Wirtschaft durch Projekte während des Studiums mit Unternehmen und durch Netzwerke. [Weiterhin] auch eine bessere Vernetzung mit den wirtschaftswissenschaftlichen und juristischen Fakultäten." 129 "Auslandserfahrung durch Studium (im Hauptfach keine reine Erasmus Party) sowie Auslandspraktika scheinen bei der Berufssuche (auch im wissenschaftlichen Bereich und da v.a. in UK, USA) sehr wichtig zu sein – hier weiterhin stark unterstützen. Das Direktaustauschprogramm ist genial und soll hier noch einmal lobend erwähnt werden. Ich habe davon persönlich, fachlich und beruflich sehr profitiert - Alumni heranziehen und in die Pflicht nehmen." "Hatte seinerzeit nicht den Eindruck dass der hohe Stellenwert, den Kontakte zur 'Praxis' haben, ausreichend verdeutlicht wird. Es sollte darauf hingewiesen werden, wie wichtig der Kontakt zu potentiellen Arbeitgebern schon vor Studienabschluss ist." Hinsichtlich der durch das Studium vermittelten Kompetenzen wurde zwischen den Methodenkenntnissen und den Schlüsselqualifikationen, den so genannten 'Soft Skills' unterschieden. So wurde von einem Teil der Befragten "eine bessere Ausbildung in Methoden qualitativer Forschung und Statistik (Wirtschafts- und Sozialstatistik)" gefordert. Die Mehrzahl der Anregungen betraf jedoch "kompetenzfördernde Zusatzqualifikationen" von "Rhetorikseminaren" bis hin zu verpflichtenden Kursen in "Computerprogrammen und Rechenmethoden (z.B. SPSS, Excel)". In den Worten der Befragten: "Verstärktes Angebot von berufsbezogenen Grundqualifikationen: Präsentationstechniken und sicheres Auftreten, methodische Fachkenntnisse und Instrumente, Moderations- und Diskussionstechniken und Zeitmanagement." "Zur Ausbildung dieser soft skills kann die Universität nur in Ansätzen beitragen - gegebenenfalls mit Ad-hoc-Präsentationen, Fixierung auf kürzere Texte, z.B. vorstellen/ zusammenfassen von Vorbereitungsliteratur oder Problematisierung vorgegebener Themen." In eine letzte Gruppe wurden Aussagen hinsichtlich der Situation auf dem Arbeitsmarkt zusammengefasst. Diese Äußerungen und Stellungnahmen sollen ausschließlich den Absolventen vorbehalten sein. "Der Arbeitsmarkt ist fies zurzeit und wird auch als fies empfunden. Von mir und meiner sozialen Nahumgebung, Prekarisierung, Abstieg der Mittelschicht, etc." "Das Problem des Berufseinstiegs sind derzeit die vielen unbezahlten oder schlecht bezahlten - oft befristeten - Praktika. So lange keine oder nicht genug sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse zur Verfügung stehen, wird der Berufseinstieg in einen Job, der im Zusammenhang mit dem Studium steht, ein Problem bleiben. Obwohl ich generell ein Freund von Praktika bin, sollte man sich fragen, ob nicht mehr bezahlte Praktika bzw. mehr 'richtige' Arbeitsplätze zur Verfügung stünden wenn es nicht tausende Studenten gäbe, die um einen Abschluss zu erreichen, ein Praktikum von einer bestimmten Dauer absolvieren müssen." 130 "Ebenso müssen aber Arbeitgeber dazu gebracht werden, Leute einzustellen, auch wenn sie noch keine 2, 3 oder 5 Jahre Berufserfahrung mitbringen." "Es werden kaum Stellen für PolitologInnen (inter-/national) angeboten, Stellen werden meistens an Leute mit Stallgeruch (Parteibuch, -nähe, Vereinsmitgliedschaft, langjährige Ehrenamtlerei usw.) oder gleich mit Promotion vergeben; Stellen bei NGO wurden radikal zurückgefahren; Vereine/ Wohlfahrtsverbände stellen heute fasst nur noch sog. 1€ Jobber ein. Mein eigenes Dilemma ist - aufgrund langer Erwerbslosigkeit kann ich nicht sehr viel Berufserfahrung nachweisen, und bewerbe ich mich auf weniger qualifizierte Stellen, sagen Betriebe/ Institutionen ganz direkt ich sei überqualifiziert." "Politologen gelten bei deutschen Personalleitern nicht als gleichwertige Kandidaten zu BWL/ Jura. Das sehr unterschiedliche Niveau der Lehre am OSI bzw. bei Politologen allgemein erschwert die Konkurrenzfähigkeit zu anderen Studiengängen. Politologen müssen ihre Kompetenz als Generalisten viel stärker nach außen darstellen. Nur wer direkt in den Politikbereich wechselt hat keine Hürden, der Wechsel bzw. Einstieg in die übrige Wirtschaft ist sehr schwer. Hier muss das Marketing verbessert werden." "Ansonsten liegt das Problem weniger an der 'praxisfernen' Uni als vielmehr bei einem Arbeitsmarkt, der gut ausgebildeten Leuten keine Chance gibt. Mein Job in einer PR-Agentur ist auch eher dem Umstand geschuldet, dass ich nicht merkte, eine konkrete Zusatzqualifikation zu benötigen." "Die permanente Fixierung auf den Arbeitsmarkt nervt gewaltig. Klar ist auch, dass es sehr schwierig ist, dauerhafte Anstellungen zu finden." "Es war viel Chaos, wenig System und wenig Hoffnung - Politische Wissenschaft ist ein Mix, der einem das Gefühl gibt, man weiß von allem ein bisschen und von nichts 'alles'. Die Gesellschaft sieht das ähnlich. Jeder glaubt eine politische Meinung zu haben - Politologen haben dann halt 'viele' Meinungen." 131 Schlussbetrachtung Lässt man die Ergebnisse dieser Studie Revue passieren, so kann die Mär des akademischen Taxifahrers endgültig in das Reich der Mythen verbannt werden, und das nicht zuletzt aufgrund der hoffnungslosen Suche nach auch nur einem taxifahrenden Politologen unter den befragten Absolventen. Auch die immer wiederkehrenden Befürchtungen hinsichtlich sich drastisch verschlechternder Arbeitsmarktchancen für Politikwissenschaftler können anhand dieser Studie nicht ausnahmslos bestätigt werden. In dieser Verbleibsstudie konnte anhand der retrospektiven Beurteilung der erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten hinsichtlich des Studiums aufgezeigt werden, dass der Erwerb sozialer Kompetenzen durch das Studium nicht genügend gefördert wurde, gleichzeitig jedoch die Entfaltung personeller Netzwerke sowie in Eigeninitiative erworbene berufliche Erfahrungen während des Studiums den Berufseinstieg der Berliner Politologen erheblich vereinfacht hat. Es konnte gezeigt werden, dass die enorme Anzahl postgradueller Praktika ein deutliches Indiz für die 'Generation Praktikum' ist. Dadurch ist die Berufseinmündungsphase auch zweieinhalb Jahre nach Ende des Studiums häufig noch nicht beendet wobei die Chancen der weiblichen Absolventen auf dem Arbeitsmarkt nicht an diejenigen der Männer heranreicht. Anhand der Analyse des Berufsverlaufs konnten Tendenzen in Richtung von PatchworkKarrieren sowie einer Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse im traditionellen Arbeitsmarkt identifiziert werden. Häufige Wechsel der Erwerbstätigkeiten, mitunter unterbrochen von Phasen der Erwerbslosigkeit, charakterisieren den beruflichen Werdegang einen nicht unerheblichen Teils der Absolventen. Die Zunahme der Angestellten, welche am häufigsten in den Beschäftigungsbereichen Universität, Medien, sowie den privaten Dienstleistungen untergekommen sind, charakterisiert eine Abnahme der unbefristeten Vollzeitbeschäftigungen. Erfreulich war dennoch festzustellen, dass die prekäre Grauzonenbeschäftigung anteilig abnahm und sich die tatsächliche Erwerbslosenzahl nur leicht erhöhte. Dennoch deutet die gestiegene Dauer der Phasen der Arbeitslosigkeit auf eine prekärer werdende Beschäftigungssituation der trotzdem relativ geringen Zahl der Arbeitslosen hin. Die Häufigkeit der Praktika und befristeten Tätigkeiten konnte schlussendlich als Charakteristikum der prekär beschäftigten Absolventen ausgemacht werden. Dadurch liegt die Vermutung nahe, dass die ehemals durch Stellensuche gekennzeichneten Phasen der 'Weiterqualifikation' durch teilweise unbezahlte 'Sucharbeitslosigkeit' abgelöst wurden. 132 Praktika als Kennzeichen der Literaturverzeichnis Allmendinger, Jutta/ Eichhorst, Werner/ Walwei, Ulrich: IAB Handbuch Arbeitsmarkt. Analysen, Daten, Fakten. Frankfurt am Main, Campus Verlag 2005a. Allmendinger, Jutta/ Schreyer, Franziska: Trotz allem gut - Zum Arbeitsmarkt von AkademikerInnen heute und morgen, in: Allmendinger, Jutta (Hrsg.): Karriere ohne Vorlage. Junge Akademiker zwischen Studium und Beruf. Hamburg, Edition Körber-Stiftung 2005b, S.29ff. 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WR - Wissenschaftsrat: Aufgaben - Organisation. url:http://www.wissenschaftsrat.de/Aufgaben/aufg_org.htm, Zugriff: 20.02.2007. 141 Studium und Berufstätigkeit Fragebogen an die für Absolventinnen und Absolventen des Otto-Suhr-Instituts der FU-Berlin Liebe AbsolventInnen des OSI, ich bitte Sie herzlich, an einer Befragung der AbsolventInnen Politikwissenschaften der FU-Berlin der Jahre 1996-2005 teilzunehmen. des Otto-Suhr-Instituts für Ihre Erfahrungen während des Studiums der Politikwissenschaften, Ihr Übergang von der Hochschule in den Beruf und Ihr weiterer beruflicher Lebensweg sind von großem Interesse, um ein Bild über den Verbleib der PolitologInnen in den Jahren nach dem Diplom zu bekommen. Dabei sind für uns auch die Veränderungen Ihrer privaten Lebenssituation von großem Interesse, soweit sie wichtig sind zum Verständnis Ihrer beruflichen Entwicklung. Und nicht zuletzt interessiert uns, wie Sie aus heutiger Sicht auf die Freie Universität und Ihre dortige Studienzeit zurückblicken. Aus Ihren Antworten wird nach einer Analyse eine Studie erstellt, die durch Ihre Einschätzungen und Erfahrungen nachfolgenden Generationen von Studierenden am OSI helfen wird, sich besser auf den Übergang von der Hochschule in den Beruf vorzubereiten. Darüber hinaus sollen so Anregungen gegeben werden, ob und wie das Studium besser nach den Bedürfnissen der Studierenden gestaltet werden kann. Sollten die Fragen Ihren Berufsweg Ihrer Meinung nach jedoch nicht zufrieden stellend repräsentieren, so bitte ich Sie, die letzten Seiten für etwaige Erläuterungen zu nutzen. In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich und unter der Leitung meines Diplomvaters Prof. Dr. Peter Grottian möchte ich diese Untersuchung im Rahmen meiner Diplomarbeit durchführen. Mit dieser sechsten Studie ihrer Art wird die Tradition der Untersuchungen über den beruflichen Verbleib der AbsolventInnen des OSI lückenlos fortgesetzt. Die Fragen "nach dem danach" haben mich - als auch meine KommilitonInnen, FreundInnen, etc. - während des gesamten Studiums beschäftigt und werden mich jetzt kurz vor dem Übergang in das Berufsleben weiter beschäftigen. Neben meinem wissenschaftlichen Interesse besteht also auch ein persönliches Interesse an Ihren Erfahrungen. Die Befragung ist selbstverständlich anonym. Ihre Angaben werden absolut vertraulich behandelt, und die Ergebnisse werden so veröffentlicht, dass eine Identifikation von Personen nicht möglich ist. Ich möchte mich im Voraus herzlich für Ihre Unterstützung bedanken und würde mich freuen, wenn Sie mir den Fragebogen möglichst innerhalb von 14 Tagen zurücksenden würden. Bitte schicken Sie den ausgefüllten Fragebogen mit beiliegendem Freiumschlag an die unten genannte Adresse des Arbeitsbereichs Absolventenforschung zurück. Erläuterungen zum Ausfüllen finden Sie auf der folgenden Seite. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich die Zeit nehmen könnten, um diesen Fragebogen auszufüllen! Liebe Grüße und Vielen Dank! Thomas Pfau Prof. Dr. Peter Grottian Wenn Sie noch Fragen, Tips etc. haben, wenden Sie sich bitte direkt an mich: Thomas Pfau, Wühlischstr.25, 10245 Berlin [email protected] Oder an: Dr. Dieter Grühn und Heidemarie Hecht / Freie Universität Berlin Arbeitsbereich Absolventenforschung am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften Iltisstr. 7, 14195 Berlin / Tel.: +49 (0)30 838 -55090 / 55271 Fax.:+49 (0)30 838 54280 [email protected] / http://www.fu-berlin.de/career/forschung/berufsverbleibsstudien.htm ERLÄUTERUNGEN Wie lange dauert das Ausfüllen des Fragebogens? Das hängt selbstverständlich vom Umfang Ihrer Erfahrungen in den letzten Jahren ab. Ich habe jedoch einen Fragebogen entwickelt, der Ihnen im Wesentlichen das Ankreuzen von zutreffenden Antwortvorgaben ermöglicht, und somit kaum länger als 45 Minuten in Anspruch nehmen sollte. Wie sollen Sie den Fragebogen ausfüllen? Bitte beantworten Sie alle Fragen, die auf Sie zutreffen. Wenn eine Frage nicht auf Sie zutrifft, kreuzen Sie bitte die entsprechende Vorgabe an. Gelegentlich werden Sie im Fragebogen aufgefordert, nicht zutreffende Fragen zu überspringen (z.B. Î Bitte weiter mit Frage B4 ). Bitte schreiben Sie deutlich, da die Fragebögen maschinell mit Hilfe eines Scanners erfasst werden. Falls Antwortkästchen vorgegeben sind, markieren Sie das Zutreffende bitte so Î 7 Bei einigen Fragen haben wir Antwortskalen von 1 bis 5 bzw. 1 bis 7 verwendet (z.B. von 1 = trifft völlig zu bis 5 = trifft überhaupt nicht zu), mit denen Sie Ihre Antworten wie Schulnoten abstufen können. X3 Wenn Sie – rückblickend – die freie Wahl hätten, würden Sie ... Sehr wahrscheinlich 1 2 3 Sehr unwahrscheinlich 4 5 7 dasselbe (Haupt-)Studienfach auswählen? Beispiel einer Antwortskala: Bitte nur ein Kästchen für jede Antwortvorgabe ankreuzen Falls Sie Ihre Antwort korrigieren wollen: schwärzen Sie bitte die falsche Markierung; markieren Sie das richtige Kästchen. X3 Wenn Sie – rückblickend – die freie Wahl hätten, würden Sie ... Sehr wahrscheinlich 1 2 3 Sehr unwahrscheinlich 4 5 7 7 dieselbe Hochschule auswählen? Bei einigen Fragen bitten Sie wir Sie um die Angabe von Zahlen, z.B. Falls Ihre Antwort "Null" ist, tragen Sie bitte 0 2 / 0 2. 0 0 ein. Sollten Sie sich in den vorgegebenen Kästchen verschrieben haben, schwärzen Sie bitte die falschen Angaben und schreiben die richtigen Zahlen darunter: z.B.: 00 06 Bei einigen Fragen haben wir Platz für Ihre Antworten gelassen ( ___________________ )Bitte möglichst leserlich oder in Druckbuchstaben schreiben. Sollte der Platz für Ihre Antworten nicht ausreichen, fügen Sie bitte ein zusätzliches Blatt bei. Ihre Kommentare zum Fragebogen und zusätzliche Informationen sind uns herzlich willkommen. 2 A. Studium In sehr hohem Maße A1 Wann haben Sie Ihr Politologiestudium begonnen und wann haben Sie es abgeschlossen? Beginn: (Monat) Überhaupt nicht studienbezogener Arbeitsprozess Schreiben einer Hausarbeit (Jahr) Schreiben der Diplomarbeit Ende: (Monat) (Jahr) Mündliche Präsentationen Lernen für Klausuren A2 Haben Sie das Studium jemals für 4 oder mehr Monate unterbrochen? Wenn ja, geben Sie bitte an, für wie lange. Gruppenarbeit Als Unterbrechung zählen nicht Praktika oder Studienaufenthalte im Ausland, die Teil Ihres Studiums waren. Ja Für insgesamt Forschungsprojekte A6 Haben Sie vor oder während Ihres Studiums berufliche Erfahrungen gesammelt, die in einem Zusammenhang mit Ihrem Studium standen? Monate Nein Bitte beziehen Sie sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitbeschäftigungen ein. (Ausgeschlossen sind Pflichtpraktika o.ä.) A3 Wie wichtig waren Ihnen folgende Aspekte zur Zeit Ihres Hauptstudiums? Wichtig a. Vor dem Hochschulstudium Unwichtig Ja etwa Intensives fachliches Studium Ja etwa Nein Universität als Ort sozialer und politischer Kommunikation Monat(e) Nein A7 Haben Sie vor oder während Ihres Studiums berufliche Erfahrungen gesammelt, die in keinem Zusammenhang mit Ihrem Studium standen? Nach eigenen Interessen, nicht nach etwaigen beruflichen Anforderungen studieren Erwerb von berufsbezogenen Qualifikationen Bitte beziehen Sie sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitbeschäftigungen ein. (Ausgeschlossen sind Pflichtpraktika o.ä.) Praxiskontakte knüpfen Private Beziehungen, Wohngemeinschaft, Hobbies, Freizeit, etc. Jobs zur Einkommenssicherung/-aufbesserung a. Vor dem Hochschulstudium Ja etwa Studium mit außeruniversitärem politischen, kulturellen und sozialen Engagement verbinden Auslandsaufenthalt bzw. -studium Anderer Gesichtspunkt. Welcher? b. Während des Hochschulstudiums Monat(e) Nein Ja etwa Monat(e) Nein A8 In welchem Umfang haben Sie während Ihres Studiums Praktika absolviert? Ich habe nie ein Praktikum absolviert, sondern mir folgende Tätigkeit anrechnen lassen: A4 Wie bewerten Sie die Studienangebote und -bedingungen in Ihrem Studium der Politikwissenschaft? Sehr gut b. Während des Hochschulstudiums Monat(e) Ich habe J Bitte weiter mit B1 (Anzahl) Praktika im Umfang von insgesamt Monaten absolviert. Sehr schlecht A9 In welchen Bereichen haben Sie Praktika absolviert? Beratung durch Lehrende allgemein (Mehrfachnennung möglich) Unterstützung/ Anleitung bei der Diplomarbeit Journalismus, Medien, private Öffentlichkeitsarbeit Inhalte der Lehrveranstaltungen Parteien, Parlamente, Parteigremien, Abgeordnetenbüros Vielfalt der Lehrveranstaltungen Öffentliche Verwaltung auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene Studienordnung, Studienplan Erwachsenenbildung, sonstige außerschulische (politische) Bildung System von Tests, Prüfungen Internationale Institutionen, Entwicklungshilfe-Organisationen Möglichkeiten zur Auswahl von Lehrveranstaltungen und Studienschwerpunkten (Spezialisierung) Universität, Forschungseinrichtung Praxisbezug von Lehre und Studium Außerinstitutionelle Projekte und Non-Profit Sektor Qualität der Lehre Stiftungen Gelegenheiten zu Kontakten mit Lehrenden außerhalb der Lehrveranstaltungen Überhaupt nicht Verbände Sonstiger Bereich. Welcher? A5 In welchem Maße haben Sie in den folgenden Typen von Lehrveranstaltungen bzw. den folgenden studienbezogenen Arbeitsprozessen gelernt? In sehr hohem Maße Gewerkschaften A10 Welche Auswirkungen brachten die Praktika mit sich? (Mehrfachnennung möglich) Auseinandersetzung mit Ihren persönlichen Berufsvorstellungen und -perspektiven Lehrveranstaltungen Hilfe bei Ihrer Entscheidungsfindung über spätere mögliche Tätigkeiten Vorlesungen Knüpfen von Praxiskontakten, die bei der späteren Berufsfindung nützlich sein konnten Praktikum war eher jobben mit wenig Bezug zum Studium, Bezahlung stand im Vordergrund Gewisse Verunsicherung über Ihre weitere Lebensgestaltung und Berufsperspektive Proseminare Hauptseminare Übungen Projektkurs Keine nennenswerten Auswirkungen Colloquien Andere Auswirkungen. Welche? 11161 3 B. Übergang vom Studium zur ersten Erwerbstätigkeit B8 Wie war Ihr arbeitsrechtlicher Status? B1 Haben Sie zusätzlich zu Ihrem Politologiestudium jemals ein weiteres Studium oder eine Ausbildung aufgenommen oder haben Sie promoviert? Ja Nein J Freiberuflich/ Selbstständig, in Form von Angestellte/r Bitte weiter mit B3 B2 Bitte machen Sie zu Ihren weiteren Bildungserfahrungen nähere Angaben in der folgenden Tabelle: (Falls Sie mehr als zwei Arbeiter/in "1€-Job" Studien bzw. Ausbildungen begonnen haben, wählen Sie bitte die beiden aus, die Ihrer Meinung nach am wichtigsten für Ihre berufliche Entwicklung waren.) Bezeichnung des Studienfachs bzw. der Ausbildung Beginn des Ende des Studiums/ der Studiums/ der Ausbildung Ausbildung Monat / Jahr Monat / Jahr Sonstiges: [z.B. PraktikantIn] B9 Wie hoch war Ihre durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit? Art des (angestrebten) Abschlusses Stunden pro Woche Bitte Nummer aus der unten aufgeführten Liste eintragen: Stunden reguläre Arbeitszeit in der Haupterwerbstätigkeit Bezahlte oder unbezahlte Überstunden in der Haupterwerbstätigkeit (durchschnittlich) Sonstiger Abschluss: Stunden Arbeitszeit in anderen Erwerbstätigkeiten (durchschnittlich) dauert noch an Sonstiger Abschluss: dauert noch an B10 Waren Sie unbefristet oder befristet beschäftigt? Unbefristet Sonstiges: B11 Wie groß war der Bezug dieser Tätigkeit zu politologischen Inhalten und Aufgaben? B3 Haben Sie nach dem Studienabschluss ein Praktikum absolviert? Nein ein bezahltes für Monat(e) ein unbezahltes für Monat(e) Großer Bezug Sehr vorteilhaft J Unwichtig Das Studienfach Politikwissenschaften verhältnis angestellt sind - unabhängig von Arbeitszeitumfang und Befristung sowie Personen, die selbstständig erwerbstätig, freiberuflich oder im Praktikum tätig sind.) Nein Kein Bezug vorhanden B12 Gab es bestimmte Aspekte, die für Ihren Arbeitgeber aus Ihrer Sicht für ihre erste Einstellung besonders vorteilhaft waren? B4 Haben Sie seit Ihrem Diplom jemals eine Erwerbstätigkeit ausgeübt? (Als erwerbstätig gelten Personen, die in einem bezahlten Arbeits- Ja Monat(e) Befristet auf Liste Abschlüsse: 0 Ausbildung, bzw. Studium abgebrochen 1 Promotion 7 Master 4 1.Staatsexamen 2 Diplom 5 2.Staatsexamen 8 Trainee 3 Magister 9 Sonstiges 6 Bachelor Ja, und zwar [z.B. Honorar- oder Werkverträgen, Lehraufträgen, Gelegenheitsarbeiten (Taxifahren, Kneipenjobs)] Beamte/in Diplomnote Studienschwerpunkt/ Thema der Diplomarbeit Bitte weiter mit B14 Studiendauer B5 Wie viele Monate haben Sie gesucht, bevor Sie Ihre erste Erwerbstätigkeit erhalten haben? Politisches Engagement Praktische/ berufliche Erfahrung während des Studiums Monat(e) vor Studienabschluss Praktische/ berufliche Erfahrung vor dem Studium Monat(e) nach Studienabschluss Eigenes Auftreten im Bewerbungsgespräch B6 Wie haben Sie diese erste Erwerbstätigkeit gefunden? Nachweis des Erwerbs sozialer Kompetenzen (Mehrfachnennung möglich) Bereitschaft zur Mobilität Durch eine Annonce in einer Zeitung Fremdsprachenkenntnisse Durch das Arbeitsamt/die Bundesagentur für Arbeit Auslandserfahrungen Durch einen privaten Arbeitsvermittler Computer-Kenntnisse Durch das Internet Habe den Arbeitgeber selbstständig kontaktiert Empfehlungen/ Referenzen von Dritten Wurde vom Arbeitgeber angesprochen Zweitstudium Durch ein Praktikum während des Studiums Promotion Durch Familie, Freunde oder Bekannte Sonstiger Aspekt. Welcher? Mit Hilfe der Hochschule B13 Inwieweit wurden Ihnen die Qualifikationen und Fähigkeiten, die Sie bei dieser ersten beruflichen Tätigkeit nach dem Studium benötig(t)en, durch das Studium vermittelt? Habe mich selbstständig gemacht Sonstiges: B7 Wie lautete die genaue Bezeichnung Ihrer ersten beruflichen Tätigkeit? (geben Sie wenn möglich Ihre genaue Berufsbezeichnung - z.B. Wurden überwiegend vermittelt Journalist, Lektor, Verwaltungsangestellter - und Ihre genaue Positionsbezeichnung - z.B. Sachbearbeiter, Assistent, wiss. Mitarbeiter - an.) Wurden nicht vermittelt B14 Wie groß empfanden Sie Ihre Schwierigkeiten bei der Berufsfindung bzw. -suche nach dem Studium? Große Schwierigkeiten Keine Schwierigkeiten 11161 4 C. Derzeitige Erwerbstätigkeit C7 Wie hoch ist Ihre durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit? C1 Sind Sie gegenwärtig erwerbstätig? Ja J Stunden pro Woche Stunden reguläre Arbeitszeit in der Haupterwerbstätigkeit Bitte weiter mit C3 Nein, ich bin seit Bezahlte oder unbezahlte Überstunden in der Haupterwerbstätigkeit (durchschnittlich) Monat(en) nicht erwerbstätig C2 Bitte geben Sie die Hauptgründe für Ihre derzeitige Erwerbslosigkeit an (Mehrfachnennung möglich) J und fahren anschliessend mit Frage C11 fort. Stunden Arbeitszeit in anderen Erwerbstätigkeiten (durchschnittlich) C8 Sind Sie unbefristet oder befristet beschäftigt? Meine Stellensuche war bisher erfolglos Unbefristet Die vorhandenen Stellenangebote entsprachen nicht meinen inhaltlichen Vorstellungen Die angebotenen Stellen waren zu schlecht bezahlt Befristet auf Monat(e) Sonstiges: Ich suche eine Teilzeitstelle, angeboten werden aber fast nur Vollzeitstellen Ich möchte meinen gegenwärtigen Wohnort nicht verlassen C9 Wie groß ist der Bezug Ihrer derzeitigen Tätigkeit zu politologischen Inhalten und Aufgaben? Großer Bezug Ich widme mich der Kindererziehung Kein Bezug vorhanden C10 In welchem Arbeitsbereich sind Sie derzeit beschäftigt? Ich arbeite schwerpunktmäßig an meiner Promotion Ich befinde mich in einer Aus- und Weiterbildung Öffentliche Verwaltung Parteien Ich habe andere Prioritäten als einen festen, reglementierten Arbeitsplatz Universität, Forschungsinstitut Gewerkschaften Andere Gründe. Welche? Medien Verbände C3 Üben Sie nach wie vor Ihre erste Erwerbstätigkeit aus? Ja J Falls sich bezüglich Fragen B7-B11 etwas geändert hat, bitte weiter mit C5, ansonsten bitte weiter mit C10 Stiftungen Industrie NGO's Internationale Organisationen/ Institutionen Soziale Bewegung (z. B. globalkritisch, ökologisch, Stadtteil, Frauen) Nein , ich habe diese Erwerbstätigkeit beendet (Monat) Verlage Selbständige/ private Dienstleistungen mit sozialwissenschaftlicher Beratungsfunktion Selbständige/ private Dienstleistungen mit Jobcharakter (Taxi, Kneipen, etc.) (Jahr) (Bitte tragen Sie den Zeitpunkt des Endes Ihrer ersten Erwerbstätigkeit ein) Öffentliche/ soziale Dienstleistungen (Schule, Bildungseinrichtung, sozialer Dienst, etc.) Sonstiger Bereich. Welcher? C4 Falls Sie Ihren Arbeitgeber schon einmal gewechselt haben, aus welchen Gründen geschah dies? Wenn Sie öfter als einmal den Arbeitgeber gewechselt haben, nennen Sie bitte die Gründe für den ersten und den letzten Wechsel. C11 Welcher Betrag steht Ihnen netto monatlich zur Verfügung? (Jeweils Mehrfachnennung möglich) Euro pro Monat Letzter Einziger/ Erster Stellenwechsel Stellenwechsel C12 Woraus setzt sich dieser Betrag zusammen? (Mehrfachnennung möglich) Die Stelle war befristet Welches ist Ihre Haupteinnahmequelle ? (Bitte nur eine Angabe) Das Arbeitsklima hat mir nicht gefallen Einkommens- Haupteinnahmequelle quellen Mein Einkommen war zu gering Einkommen aus Erwerbstätigkeit Ich wollte meine Aufstiegschancen verbessern Arbeitslosengeld I Ich zog einen anderen Arbeitsort vor Ausbildungsvergütung/-hilfe Ich wollte meine im Studium erlernten Qualifikationen besser einsetzen Mir wurde wegen mangelnder Qualifikation gekündigt Arbeitslosengeld II (ehemals Sozialhilfe) Mittel von Eltern und Verwandten Mir wurde von Unternehmensseite (aufgrund von Stellenabbau) gekündigt Anderer Grund. Welcher? Mittel von dem/r PartnerIn Sonstige Quelle. Welche? C5 Wie lautet die genaue Bezeichnung Ihrer derzeitigen beruflichen Tätigkeit? (geben Sie wenn möglich Ihre genaue Berufs- C13 Wieviel Zeit wenden Sie prozentual in etwa für die folgenden Bereiche Ihres Lebens auf? bezeichnung - z.B. Journalist, Lektor, Verwaltungsangestellter - und Ihre genaue Positionsbezeichnung - z.B. Sachbearbeiter, Assistent, wiss. Mitarbeiter etc. - an.) (bezogen auf 100% der Aktivitäten ohne die Nachtruhe) % Erwerbstätigkeit % Aus- oder Weiterbildung, Studium % privater Bereich (Partnerschaft, Kinder, Haushalt und Freundeskreis) % bürgerschaftliches/ gesellschaftspolitisches Engagement C6 Wie ist Ihr derzeitiger arbeitsrechtlicher Status? C14 Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer derzeitigen Situation in folgender Hinsicht? Freiberuflich/ Selbstständig, in Form von Angestellte/r Beamte/in [z.B. Honorar- oder Werkverträgen, Lehraufträgen, Gelegenheitsarbeiten (Taxifahren, Kneipenjobs)] Sehr zufrieden Sehr unzufrieden in finanzieller Hinsicht Arbeiter/in im Hinblick auf berufliche Tätigkeiten "1€-Job" in persönlicher Hinsicht Sonstiges: [z.B. PraktikantIn] insgesamt 11161 5 D. Kompetenzen D1 Im Folgenden finden Sie eine Liste von Kompetenzen. Bitte beurteilen Sie: A) Ihr eigenes Kompetenzniveau. B) Das geforderte Kompetenzniveau in Ihrer derzeitigen Erwerbstätigkeit. C) In welchem Ausmaß Sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium erworben haben. Falls Sie gegenwärtig nicht erwerbstätig sind, beantworten Sie bitte nur Spalte A und C. A. Eigenes Kompetenzniveau Kompetenzen Sehr niedrig Sehr hoch 1 B. Gefordertes Kompetenzniveau in der gegenwärtigen Erwerbstätigkeit 2 3 4 5 6 Sehr hoch 1 7 Sehr niedrig 2 3 4 5 6 7 C. In welchem Ausmaß haben Sie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im Studium erworben? In sehr hohem Maße 1 2 Überhaupt nicht 3 4 5 01 Beherrschung des eigenen Faches, der eigenen Disziplin 02 Kenntnisse in anderen Fachgebieten 03 Analytisches Denken 04 Fähigkeit, sich schnell neues Wissen anzueignen 05 Fähigkeit, effektiv zu verhandeln 06 Fähigkeit, auch unter Druck gut zu arbeiten 07 Wachsamkeit hinsichtlich neuer Möglichkeiten 08 Fähigkeit, Aktivitäten zu koordinieren 09 Fähigkeit, Zeit effizient zu nutzen 10 Fähigkeit, produktiv mit anderen zu arbeiten 11 Fähigkeit, das Können anderer zu mobilisieren 12 Fähigkeit, anderen den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen 13 Fähigkeit, Autorität auszuüben 14 Fähigkeit, Computer und Internet zu nutzen 15 Fähigkeit, neue Ideen und Lösungen zu entwickeln 16 Bereitschaft, eigene Ideen und Ideen anderer in Frage zu stellen 17 Fähigkeit, Produkte, Ideen oder Berichte einem Publikum zu präsentieren 18 Fähigkeit, Berichte, Protokolle oder ähnliche Texte zu verfassen 19 Fähigkeit, in einer Fremdsprache zu schreiben und zu sprechen D2 Bitte nennen Sie maximal 3 Kompetenzen aus der obigen Liste, die Sie als Stärken Ihres Studiengangs sowie maximal 3 Kompetenzen, die Sie als Schwächen Ihres Studiengangs ansehen. Stärken des Studiengangs Schwächen des Studiengangs Bitte Referenznummer der ersten Kompetenz eintragen Bitte Referenznummer der zweiten Kompetenz eintragen Bitte Referenznummer der dritten Kompetenz eintragen 11161 6 6 7 E. Erwerbsverlauf E1 Im Folgenden bitten wir Sie um eine Beschreibung Ihres Berufsweges vom Zeitpunkt Ihres Studienabschlusses bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt. (Bitte beginnen Sie in der ersten Zeile der Tabelle mit Ihrer ersten Aktivität nach dem Studienabschluss. Bei der Beschreibung Ihres weiteren Lebens-/Berufsweges nehmen Sie bitte immer dann eine neue Zeile in der Tabelle, wenn sich größere Veränderungen in Ihrer Lebens- und Berufssituation (z.B. Wechsel zwischen "Erwerbstätigkeit" und "Nicht-Erwerbstätigkeit") oder in Ihrer beruflichen Tätigkeit (z.B. Wechsel zwischen beruflichen Tätigkeiten, des Arbeitgebers, der beruflichen Stellung etc.) ergeben haben. Falls Sie parallel mehreren Tätigkeiten nachgegangen sind bzw. gegenwärtig nachgehen, können Sie für jede dieser Tätigkeiten eine eigene Zeile verwenden. ungefähre Dauer politikwiss. Bezug in Monaten ja/ nein Art der Beschäftigung E2 Wie viele Arbeitgeber hatten Sie insgesamt seit Ihrem Studienabschluss? - Bei Selbstständigkeit einschließlich Sie selbst - Projekte mit mehreren Auftraggebern bitte als 1 Arbeitgeber zählen - Einschließlich gegenwärtiger Arbeitgeber Arbeitgeber E3 Wie lange waren Sie insgesamt seit Ihrem Studienabschluss erwerbstätig? Monat(e) E4 Waren Sie seit Ihrem Studienabschluss jemals arbeitslos (d.h. erwerbslos und auf Beschäftigungssuche)? Ja Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein Ja Nein mal, insgesamt Monat(e) Nein E5 Wie lange haben Sie gebraucht, um Ihre erste "Stelle" mit politikwissenschaftlichen Bezug bzw. Ihre erste "Festanstellung" (Vertrag auf mindestens 2 Jahre) zu finden? erste "Stelle" mit politikwiss. Bezug Ich habe keine Erwerbstätigkeit mit politikwiss. Bezug gesucht Ich habe noch keine Erwerbstätigkeit mit politikwiss. Bezug gefunden Ich habe sie nach Monat(en) gefunden Ich habe keine "Festanstellung" gesucht erste "Festanstellung" Ich habe noch keine "Festanstellung" gefunden Ich habe sie nach Monat(en) gefunden E6 Falls Sie nach oben erwähnten "Stellen" gesucht haben, wie groß empfanden Sie Ihre Schwierigkeiten, diese Stellen zu finden? erste "Stelle" mit politikwiss. Bezug erste "Festanstellung" Große Schwierigkeiten Keine Schwierigkeiten Große Schwierigkeiten Keine Schwierigkeiten F. Persönliche Angaben F1 Geschlecht F4 Haben Sie Kinder? Männlich Weiblich Ja F2 Geburtsjahr Nein J Bitte weiter mit F6 F5 Wann wurden Ihre Kinder geboren? Monat / Jahr 19 F3 Leb(t)en Sie ... während des letzten gegenwärtig Studienjahres allein (inkl. alleinerziehend)? Monat / Jahr 1. Kind 4. Kind 2. Kind 5. Kind 3. Kind 6. Kind F6 Welche Abschlussnote haben Sie in Ihrem Studium der Politikwissenschaften am Otto-Suhr-Institut erhalten? mit Ihrem/Ihrer PartnerIn zusammen? mit anderen Personen zusammen? , bei den Eltern? G. Retrospektive Bewertung des Studiums G1 In welchem Maße war Ihr Studium eine gute Grundlage: In sehr hohem Maße G2 Wenn Sie - rückblickend - die freie Wahl hätten, würden Sie ... Überhaupt nicht Sehr wahrscheinlich Sehr unwahrscheinlich für den Berufseinstieg? noch einmal am Otto-Suhr-Institut studieren? um Ihre gegenwärtigen Arbeitsaufgaben zu erfüllen? noch einmal Politikwissenschaften studieren? für Ihre zukünftige Karriere? überhaupt noch einmal studieren? für Ihre persönliche Entwicklung? J Bitte beachten Sie auch die letzte Seite 11161 7 G3 Wie könnte der Berufseinstieg nach dem Studium erleichtert werden, und was sollte das Studium bzw. der Fachbereich in dieser Hinsicht beitragen? Wenn Sie Bemerkungen zum Fragebogen anbringen möchten oder mir etwas mitteilen wollen, das mir das Verständnis Ihrer Antworten erleichtert, notieren Sie dies bitte hier: Vielen Dank für Ihre Mitarbeit ! Es gibt mittlerweile einen Verein der Freunde des OSI. Haben Sie Interesse? Dann wenden Sie sich bitte an: OSI-Club Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft c/o Prof. Dr. Gerhard Göhler Ihnestraße 21 14195 Berlin http://www.osi-club.de/