"Käfig voller Narren" passt am besten nach Berlin

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"Käfig voller Narren" passt am besten nach Berlin
Bar jeder Vernunft : Der "Käfig voller Narren" passt am besten nach Berlin - Kultur - Berlin-Kultur - Berliner Morgenpost
05.03.14 16:20
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02.03.14 BAR JEDER VERNUNFT
Der "Käfig voller Narren" passt am besten nach Berlin
"La Cage aux Folles" begeistert in der "Bar jeder Vernunft" das Premierenpublikum. Das Travestie-Spektakel
kommt als leichtfüßiges Unterhaltungstheater daher, nimmt es aber ernst mit seiner Botschaft.
Von Peter E. Müller
Foto: Adrienne Gerhäuser
Les Cagelles spielen wunderbar im "Käfig voller Narren"
Sie haben es wieder getan. Die Macher der Bar jeder Vernunft haben sich nach der Operette "Im weißen Rössl" und dem Musical "Cabaret"
erneut einen Bühnenklassiker vorgenommen, um ihn für das schmucke Spiegelzelt in Wilmersdorf kompatibel zu machen. Und haben ein Stück
zurück nach Berlin geholt, das vor gut 30 Jahren am Theater des Westens seine deutschsprachige Erstaufführung erlebt hatte: das Musical "La
Cage aux Folles - Ein Käfig voller Narren".
Das turbulente Travestie-Spektakel vom Broadway, ausgeheckt von Komponist Jerry Herman und Librettist Harvey Fierstein, spielt zwar in
einem Nachtclub in St. Tropez, passt aber nirgendwo besser hin als in diese vor Gegensätzen und Kreativität vibrierende Stadt. Das
applausfreudige Premierenpublikum erlebte am Sonnabend eine so überkandidelte wie gefühlvolle Show, die sich auf den Ursprung der
Geschichte als französisches Boulevard-Theaterstück besinnt.
Der "Käfig voller Narren" ist eines der erfolgreichsten Musicals
"La Cage aux Folles" ist eines der erfolgreichsten Bühnenmusicals und basiert auf Jean Poirets 1973 in Paris uraufgeführtem Theaterstück. Im
Théatre du Palais Royal wurde es en suite sieben Jahre lang gespielt. 1978 brachte Regisseur e Edouard Molinaro den Stoff mit Michel Serrault,
der "Zaza" bereits auf der Bühne gespielt hatte, und Ugo Tognazzi erfolgreich auf die Leinwand. 1983 schließlich hatte die vielfach
ausgezeichnete Musicalfassung am Broadway Premiere.
Nur zwei Jahre später brachte Helmut Baumann, damals Intendant des Theaters des Westens, den Dauerbrenner nach Berlin. Und führte nicht
nur Regie, sondern brillierte auch in der Rolle der "Zaza". In der Bar jeder Vernunft zählte Helmut Baumann nun ebenso zu den prominenten
Premierengästen wie Choreograph Jürg Burth und der damalige musikalische Leiter Rolf Kühn.
Die Bar jeder Vernunft wird zum "Cage aux Folles". Das Bühnenbild erstreckt sich bis ins Publikum. Einen gewaltigen goldenen Käfig mit Nippes,
Palmen und Skulpturen erregter Liebesknaben hat Ausstatter Friedrich Eggert in den Raum gewuchtet. Man ist immer mittendrin, erlebt die
frech-frivole Show auf der Revuebühne ebenso wie die Irrungen und Wirrungen dahinter. Die opulente Musicalextravaganz wird zu einem
charmanten Kammerspiel, in dem fünf Musiker unter Leitung von Johannes Roloff die eigentlich für großes Orchester komponierte Musik
stemmen.
Es geht um den menschlichen Umgang miteinander
Dieser "Käfig voller Narren" kommt als leichtfüßiges Unterhaltungstheater daher, nimmt es aber ernst mit seiner Botschaft. Denn hier geht es um
Akzeptanz und Toleranz, um einen menschlichen Umgang miteinander, auch wenn der andere sich vielleicht für einen Lebensentwurf jenseits
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des bürgerlichen Mainstreams entschieden hat. Hier geht es um das alternde schwule Ehepaar Georges (Peter Rühring), den Chef und
Conférencier eines Travestie-Etablissements in St. Tropez, und Albin (Hannes Fischer), der als "Zaza" Star der abendlichen Show ist.
Seit Jahrzehnten sind sie zusammen, gemeinsam sind sie alt geworden, gemeinsam haben sie auch noch Georges' einem "frühen Fehltritt"
entstammenden Sohn Jean-Michel (Sebastian Stert) großgezogen. Die Ankündigung von Jean-Michel, ausgerechnet Anne (Nell Pietrzyk), die
Tochter des erzkonservativen Abgeordneten und Chefs der "Partei für Tradition, Familie und Moral" Edouard Dindon (Romanus Fuhrmann),
heiraten zu wollen, stürzt das traute Heim der Familie in eine ernste Krise.
Die Elternpaare sollen sich zur Verlobung kennenlernen und Jean-Michel braucht ganz schnell eine "normale" Familie. Er will nicht, dass seine
Ziehmutter Albin auf den Moralapostel Dindon trifft. Aber so einfach lässt sich Albin nicht ins Abseits drängen. Die komödiantischen Turbulenzen
nehmen im Wechsel zwischen Spielszenen und Showelementen ihren Lauf.
Auf sein Ensemble kann Regisseur Bernd Mottl sich verlassen
Regisseur Bernd Mottl, der der Neuköllner Oper bereits einige Erfolge bescherte, beweist ein sicheres Gespür für dieses familiäre Chaos, das bei
aller Überdrehtheit nie Gefahr läuft, zur Klamotte zu werden. Und er kann sich bei dieser Liebesgeschichte in schrillem Milieu auf ein kleines,
feines Ensemble verlassen. Die Travestietruppe des "Cage aux Folles", die Cagelles, ist hier von einem guten Dutzend auf vier Sänger und
Tänzer geschrumpft, die bei ihren furiosen Auftritten mit Witz und Verve und viel nackter Haut glänzen. Als Restaurantbesitzerin Jacqueline, die
mehr aus Versehen die ganze Charade am Ende aufdeckt, ist Carry Sass zu erleben. Als heimlicher Star des Abends entpuppt sich Fausto
Israel, der als Butler Jacob für jede Menge Lacher sorgt.
Das schwule Liebespaar Georges und Albin wurde mit Peter Rühring, 71, und Hannes Fischer, 66, so ideal wie altersgerecht besetzt. Sie gehen
völlig auf in ihren Rollen, Rühring als der wortgewandte Lebemann, Fischer als so derbe wie verletzliche Matrone Albin, die als "Zaza" in
wallenden Roben daherkommt. Die ausgefallenen, ideenreichen Kostüme für die Show hat Falk Bauer von der Komischen Oper entworfen.
Und natürlich ist da auch noch die Musik. Das Stück hat einige melodieselige, mitunter geradezu operettenhafte Lieder wie "Mit Dir im Arm" oder
"Die schönste Zeit" aufzubieten. "Mascara" ist eine wehmütige Ballade und der Coming-Out-Song "Ich bin was ich bin" der große Hit des Stücks,
der von Gloria Gaynor in die Discos der Welt getragen wurde. Es sind merklich gestandene Schauspieler und keine Sänger, die da agieren.
Doch sie legen soviel Gefühl in die gebrochenen Zeilen, dass sie damit alles wieder wettmachen.
Dieses knapp drei Stunden dauernde Kammermusical macht Spaß und gute Laune. Der Schlussapplaus ist zu Recht frenetisch. Mit dieser
Inszenierung ist dem unsubventionierten Kleinkunsttheater ein großer Wurf gelungen.
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