Fünf Fragen an fünf Bürgermeister: 1. Ortwin Baier – Blankenfelde

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Fünf Fragen an fünf Bürgermeister: 1. Ortwin Baier – Blankenfelde
Fünf Fragen an fünf Bürgermeister:
1. Ortwin Baier – Blankenfelde-Mahlow
Bürgermeisterwahlen sind
Personenwahlen. Deshalb
rücken wir die entscheidenden Personen in den
Vordergrund.
Fünf gewählte Bürgermeister(innen) beantworteten uns
jeweils fünf Fragen. Rede und
Antwort standen die Amtsinhaber Ortwin Baier (Blankenfelde-Mahlow) und Rainer Fornell (Panketal) sowie
die neu gewählten Cornelia
Schulze-Ludwig (Storkow),
Felix Menzel (Milower Land)
und Filippo Smaldino-Stattaus (Mühlenbecker Land).
Wir bedanken uns bei allen
Gesprächspartnern für die Beantwortung unserer Fragen.
Sowohl in Blankenfelde-Mahlow als auch in Zossen gab und
gibt es nicht nur im Bürgermeisterwahlkampf extrem harte
Auseinandersetzungen, die von
außen betrachtet weit über das
erträgliche Maß hinausgehen.
Was sind die Ursachen für diese
Aggressivität? Ist davon auszugehen, dass diese Auseinandersetzungen auch die kommenden
Jahre begleiten werden?
Die Ursachen dieser Auseinandersetzungen in Blankenfelde-Mahlow sind im Alleinvertretungsanspruch und der
populistischen Anti-ParteienAgitation des Bürgervereins
Berlin-Brandenburg (BVBB)
sowie in der persönlichen Unzufriedenheit und dem krankhaft übersteigerten Geltungsdrang einzelner Akteure aus
seinem Dunstkreis zu suchen.
Wer nicht stramm auf BVBBLinie ist, wird massiv und systematisch diffamiert und mit
Anzeigen überzogen.
Doch wie das Ergebnis der
Stichwahl zeigt, verfing die
unsägliche Polemik nicht, die
Mehrheit der Bürger fiel nicht
auf die inhaltlosen Parolen
des BVBB-Kandidaten und
seiner Unterstützer herein.
Es steht leider zu befürchten,
dass diese Damen und Herren
auch in den kommenden Jahren in diesem üblen Stil agieren werden. Eine Kehrtwende
hin zu konstruktiv-kritischer
Sachpolitik zum Wohl unserer
Gemeinde vermag ich bei ihnen nicht zu erkennen.
Wie muss ein Bürgermeister
sein, um sicher wiedergewählt
zu werden?
Er muss stark und standfest
auftreten, wo es geboten ist.
Ehrlichkeit ist wichtig, er muss
zu seinen Überzeugungen
SGK EXTRA Nr. 1/2011
stehen und auch unbequeme
Dinge offen ansprechen. Die
Bedürfnisse und Sorgen der
Bürger muss er kennen und
ernst nehmen, wozu ein permanenter Dialog notwendig
ist. Außerdem muss er geistig beweglich sein, sich guten
und richtigen Argumenten
gegenüber nicht verschließen
und immer ein offenes Ohr
für Hinweise und Anregungen haben. Und nicht zuletzt
muss er hart arbeiten und zu
persönlichen Opfern bereit
sein. Als Bürgermeister, der
sich mit seinem Herzblut für
die Belange seiner Gemeinde engagiert, hat man keinen
klassischen nine-to-five-Job.
Was haben sie in diesem Wahlkampf gelernt?
Dass Aufrichtigkeit, Bürgernähe und Sachlichkeit von den
Bürgern honoriert werden.
Welche konkreten Projekte werden Sie in der vor Ihnen liegenden Wahlperiode anpacken?
In den kommenden Jahren soll
der Bebauungsplan 21 Zentrum Blankenfelde vollständig
umgesetzt werden, damit unsere 2003 neu geschaffene Großgemeinde endlich über ein
echtes Zentrum mit einem,
aufgrund unserer stark gewachsenen Einwohnerzahl
dringend benötigten, neuen
und größeren Rathaus verfügt.
Weitere wichtige Ziele meiner zweiten Amtszeit sind die
Beseitigung aller Bahnübergänge durch Untertunnelungen,
die Renaturierung des ehemaligen Blankenfelder Kasernengeländes, der Bau barrierefreien und erschwinglichen
Wohnraums für Senioren und
der Ausbau der beiden durch
unsere Gemeinde führenden,
abschnittsweise sehr kaputten
Landesstraßen 792 und 40.
Um unser gemeindliches
Sportstättenkonzept
abzuschließen, möchte ich eine
Kegelbahn und einen weiteren
Kunstrasensportplatz bauen.
Unsere Brandschutzkonzeption muss fortgeschrieben und
der Ortswehr des Gemeindeteils Glasow eine Zweitorhalle
gebaut werden.
Der in 2011 erstmals für das
Haushaltsjahr 2012 praktizierte Bürgerhaushalt soll weitergeführt und das Nachhaltigkeitsprojekt f.AIR.Leben mit
seinen zahlreichen Unterprojekten realisiert werden. Ferne erhoffe ich mir, über den
Interessenausgleich Flughafen Berlin Brandenburg International die erforderlichen
Mittel für Bau und Betrieb
einer funktionalen Schwimmhalle zu erhalten. Darüber
hinaus muss die Umsetzung
unseres Rad-, Reit- und Wanderwegeplans vorangetrieben
werden, um nachhaltige Fortbewegungsformen und den
Tourismus zu stimulieren.
Warum werden Sie in acht Jahren wiedergewählt?
Weil ich im konstruktiven Zusammenwirken mit allen demokratischen Kräften in der
Gemeindevertretung und den
Bürgern unsere Gemeinde
noch ein weiteres Stück vorangebracht habe.
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Fünf Fragen an fünf Bürgermeister:
2. Rainer Fornell – Panketal
Sie wurden als Amtsinhaber mit
einem traumhaften Ergebnis
wiedergewählt. War der Wahlkampf ein solcher Spaziergang
wie der Wahlausgang vermuten
lässt?
Nein, ein Wahlkampf ist grundsätzlich eine spannungsgeladene und auch emotional angespannte Situation. Ab ca. zwei
Wochen vor dem Wahltermin
stellte sich aber bei mir eine
gewisse Beruhigung ein. Es
war klar, wer für welche Positionen stand, wer die Herausforderer sind und auf welche
Themen sie gesetzt haben.
Außerdem waren Plakate und
Broschüren gedruckt, verteilt
und aufgehängt. Alles war „ins
Gleis gesetzt“. Das „Kampffeld“ ist zu diesem Zeitpunkt
abgesteckt. Ab da kann man
nicht mehr viel bewirken. Es
ist bei solchen personenbezogenen Wahlen m. E. nicht
so, dass die Wähler bis zum
letzten Moment unentschieden sind, wen sie wählen.
Allerdings kommt es darauf
an, dass die Bürger überhaupt
wählen gehen. 43 % Wahlbeteiligung ist da kein tolles
Ergebnis. Gerade für den
Amtsinhaber ist die gesamte
Amtszeit eigentlich eine Form
des Wahlkampfes, was die
Herausforderer nicht ganz zu
Unrecht kritisieren. Aber was
soll man tun, man hat das Amt
ja auch auszugestalten und
dies möglichst gut.
Wie muss ein Bürgermeister
sein, um sicher wiedergewählt
zu werden?
Es gibt keine sichere Wiederwahl. Immer kann etwas
passieren, was außerhalb des
eigenen Einfluss- und Gestal2
tungsbereichs liegt. Deshalb
darf man nie sicher sein, dass
die Wahl gelaufen sei. Selbst
wenn es nur einen Kandidaten gibt (bei mir waren es
fünf), ist die Wahl nicht sicher,
denn es könnte am Quorum
scheitern. Außerdem ist nur
ein Name auf dem Stimmzettel nicht wirklich eine Wahl.
Als Wähler ist man da alternativlos ausgeliefert. Ich hätte
es fatal gefunden, keinen Mitbewerber zu haben.
Um die Chancen der Wiederwahl zu verbessern, sollte man
für viele wählbar sein. Ich halte
nichts vom Lagerwahlkampf
bei Bürgermeisterwahlen. Das
verträgt sich nicht mit dem Amt
eines Hauptverwaltungsbeamten. Er ist im Amt Sachwalter
öffentlicher Angelegenheiten
und hat dies unparteiisch und
konsensorientiert zu tun. Man
braucht im Amt auch und gerade die Unterstützung derer,
die nicht von vornherein im
eigenen Lager stehen. Deshalb
sollte man offen und kompromissbereit mit allen Fraktionen zusammenarbeiten und
dem Sachargument stets das
höchste Gewicht einräumen.
Meine Kandidatur, die ausdrücklich als SPD-Mitglied
erfolgte, was auch auf jedem
Wahlplakat gut sichtbar war,
wurde dennoch von CDU und
LINKEN aktiv unterstützt. Das
schafft man nicht erst durch
Aktivität auf den letzten Metern vorm Wahltermin.
Was haben sie in diesem Wahlkampf gelernt?
Meine Erwartungen bezüglich des Ergebnisses wurden
übererfüllt. Ich hatte bei fünf
Bewerbern nicht mit einem
so deutlichen Ergebnis im
ersten Wahlgang gerechnet
(64,84 %). Ich habe insofern
zweierlei gelernt. Erstens,
dass die infrage zwei geäußerten Positionen Erfolg versprechend sind und zweitens,
dass man leicht ein falsches
Bild der eigenen Chancen
hat, weil man oft auch über
die vergangene Amtszeit hinweg eine kritische Begleitung
erfährt, also viele Bürgerkontakte aus Problemen und
Konflikten heraus entstehen,
die man eben nicht immer
lösen kann. Gelernt habe ich
auch, dass man viele Unterstützer hat, die sich auch aktiv
positionieren, wenn man sie
gezielt anspricht. Partei zu ergreifen kann also Kräfte und
Stimmen vervielfachen und es
macht Spaß, dies zu erleben.
Welche konkreten Projekte werden Sie in der vor Ihnen liegenden Wahlperiode anpacken?
Die kurz- und mittelfristigen
Projekte der nächsten drei
Jahre sind bereits in der Finanz- und Haushaltsplanung
bis 2015 verankert. Es geht
um die weitere Verbesserung
der Verkehrsinfrastruktur –
also den Straßenausbau, da
sind noch immer ca. 30% der
Straßen unbefestigt. Außerdem wird dem kommunalen
Wohnungsbau auch weiterhin Bedeutung zukommen,
weil Panketal zu einseitig die
Wohnform Ein- und Zweifamilienhaus vorhält (84%) und
natürlich wie all die Jahre zuvor um eine weitere Verbesserung des Bildungsangebots
in Form aller Schultypen in
kommunaler Trägerschaft.
Sport- und Freizeitangebote sowie eine Verschönerung
des Ortsbildes an den wichtigen
Straßen und Plätzen sind weitere Aspekte der zukünftigen
Arbeit. Panketal wird ein bevorzugter und qualitativ hochwertiger Wohnstandort am
Rande Berlins bleiben. Es wird
nur noch geringfügig wachsen
und sich bei knapp über 20.000
Einwohnern einpendeln. Das
ist unser Profil, das zu schärfen
ist. Selbstverständlich ist dabei
eine solide Finanzpolitik, die
möglichst ohne Kreditaufnahmen auskommt. Vom Ideal der
Schuldenfreiheit sind wir nicht
sehr weit entfernt (ggw. 67 € pro
Kopf). Ich möchte Panketal zum
Ende meiner zweiten Amtszeit
schuldenfrei melden.
Warum werden Sie in acht Jahren wiedergewählt?
Das weiß ich heute noch nicht.
Wer kann ernsthaft behaupten
zu wissen, was in acht Jahren
ist. Wichtig ist, geradlinig und
berechenbar, aber auch kompromissbereit und anpassungsfähig für neue Entwicklungen
zu bleiben. Das ist kein Widerspruch, sondern eine Methode, ständig zu lernen und offen
zu bleiben für Veränderungen.
Was daraus wird, ergibt sich
jeden Tag aufs Neue. Übrigens ist es auch normal eine
Wahl zu verlieren, das gehört
zur Demokratie. Und wenn
eine Tür zufällt, geht oft eine
neue auf.
SGK EXTRA Nr. 1/2011
Fünf Fragen an fünf Bürgermeister:
3. Cornelia Schulze-Ludwig – Storkow
Wie ist es Ihnen gelungen, gegen
eine Amtsinhaberin zu gewinnen?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir in das
Jahr 2003 zurückgehen. Damals trat ich schon einmal
zur Bürgermeisterwahl in
Storkow an. Daneben gab es
vier weitere Kandidaturen. Es
kochte aber jeder sein „eigenes Süppchen“. Ich schaffte
es bis in die Stichwahl, verlor aber gegen eine Einzelbewerberin. In der Konsequenz
des Wahlergebnisses gab es
eine Absprache der Fraktionen SPD, Neues Storkow und
CDU, zur nächsten Bürgermeisterwahl einen gemeinsamen Kandidaten aufzustellen.
Seitdem läuft die Zusammenarbeit unserer Fraktionen
in der Stadtverordnetenversammlung, später dann auch
mit der Fraktion von Haus &
Grund. Mit dieser gemeinsamen Kandidatur und unserer
guten Zusammenarbeit entsprechen wir dem Wunsch
vieler Bürgerinnen und Bürger nach Veränderungen. Vor
allem war es wichtig, in Storkow einen anderen Arbeitsund Umgangsstil zu etablieren. Wir waren aber nicht nur
untereinander im Gespräch,
sondern suchten den Kontakt
zu den Bürgern. Darin lag der
Schlüssel zum Erfolg.
Wie haben Sie ihre Bündnispartner – den Mittelstandsverein, den Verein Haus & Grund,
die CDU und die Fraktion
„Neues Storkow“ – von sich
überzeugen können?
Das „Bündnis für Storkow“
hat sich die Entscheidung
nicht leicht gemacht, sondern lange über geeignete
Bürger meisterkandidaten
nachgedacht. Bestandteil der
sorgfältigen Suche war auch
SGK EXTRA Nr. 1/2011
die Analyse der damaligen
Wahlergebnisse. Zu den Auswahlkriterien gehörten neben
der Kompetenz und Persönlichkeit des möglichen Kandidaten die örtliche Bekanntheit und Verwurzelung, die
Vernetzung mit potenziellen
Partnern sowie die notwendige Kommunikationsfähigkeit.
Ich habe mich sehr gefreut,
dass so viele Menschen meine Kandidatur unterstützten,
mir zutrauten, diese hohen
Ansprüche für Storkow zu erfüllen. Das ist natürlich eine
tolle Bestätigung meiner bisherigen Arbeit. Der Einsatz für
Storkow ist für mich eine Herzensangelegenheit. Dabei habe
ich zugleich einen hohen Qualitätsanspruch an meine eigene
Arbeit: Sie soll gut strukturiert
und organisiert sein. Ich habe
einfach Freude an der Arbeit
mit Menschen: Gut zuzuhören, persönlich auf Menschen
einzugehen, mich in andere
hineinzuversetzen, zu helfen,
Probleme zu lösen, etwas
zum Positiven zu verändern,
das fällt mir leicht und ich
tue es gern. Mir ist es wichtig,
jeden und jede als Persönlichkeit ernst zu nehmen.
Was haben Sie in diesem Wahlkampf gelernt?
Das Wahlbündnis und die Bildung eines Kompetenzteams
haben den Wählerinnen und
Wählern gezeigt, dass ich für
den Wechsel zu einer wirklich bürgernahen, aktiven und
konstruktiven
Kommunalpolitik in Storkow stehe, für
eine neue zukunftsorientierte
Führung im Interesse aller.
Dafür habe ich über die Parteigrenzen hinaus geschaut.
Ich habe gelernt, dass in Storkow sonst gar nichts zu be-
wegen wäre. Wenn auch die
SPD meine politische Heimat
ist, im Wahlbündnis habe ich
Partner aus allen Bereichen
gefunden. Die positiven Veränderungen sind nur zu erreichen, wenn wir alle zielstrebig
und planmäßig gemeinsam
an einem Strang ziehen und,
unabhängig von Parteieninteressen, fraktionsübergreifend
alle Kräfte bündeln. So wird
es uns gelingen, Storkow und
die Ortsteile gleichermaßen
als lebenswerten familienfreundlichen Wohnort, als
Gewerbestandort und Touristenmagnet zu gestalten.
Das stärkt die Vielfalt in der
Kernstadt und den dörflichen
Ortsteilen.
Was werden Sie konkret in Storkow ändern?
Vordringlich ist es, die Kommunikation zwischen der Verwaltung und den Bürgern zu
verbessern. Die Verwaltung
ist Dienstleister für die Bürger. Die Bürger sollen gern ins
Rathaus gehen. Und auch die
Zusammenarbeit zwischen
dem hauptamtlichen Bürgermeister und der Stadtverordnetenversammlung ist ebenso
verbesserungsbedürftig
wie die Kooperation mit den
Ortsvorstehern.
Bemühen um eine zeitgemäße Infrastruktur.
Warum werden Sie in acht Jahren wiedergewählt?
Weil ich mit den Stadtverordneten so zusammengearbeitet habe, dass für Storkow
zählbare Ergebnisse vorliegen.
Wir haben eine Haushaltslage
hergestellt, die es uns erlaubt,
in Zukunft wieder mehr Investitionsentscheidungen selbst zu
treffen. In der Storkower Gemeinschaft sind wir zu einem
Klima der Zusammenarbeit zurückgekehrt. Wir arbeiten über
unsere Stadtgrenzen hinaus
mit den Gemeinden in der Region zusammen, beispielsweise
im Bereich Tourismus. Storkow
ist ein attraktiver Wohn- und
Gewerbestandort. Gemeinsam
mit vielen haupt- und ehrenamtlichen Akteuren im gesamten Stadtgebiet habe ich die sogenannten harten und weichen
Standortfaktoren weiterentwickelt. Dazu gehören insbesondere der Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen vor
Ort sowie Ausbildungsinitiativen, ein attraktiver KiTa- und
Schulstandort, die Weiterentwicklung des Eltern-Kind-Zentrums und die Etablierung des
Familienbündnisses, Schaffung
unterschiedlicher Freizeitmöglichkeiten, DSL etc.
Überall gibt es gegenwärtig
viele Unstimmigkeiten und
Unzufriedenheit, die ich auch
aus eigener Erfahrung kenne.
Ich werde die Ortsbeiräte stärken. Regelmäßige Einwohnerversammlungen sowohl in
den Ortsteilen als auch in der
Kernstadt sind wichtig, um
die Bürger ernst zu nehmen
und Demokratie erlebbar zu
machen. Das fängt bei einfachsten alltäglichen Fragen
an und endet noch nicht beim
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Fünf Fragen an fünf Bürgermeister:
4. Felix Menzel – Milower Land
Wie ist es Ihnen gelungen, einen
Amtsinhaber zu schlagen, der noch
vor einiger Zeit ein Abwahlbegehren erfolgreich überstanden hat?
Mein Wahlkampf war vom
ersten bis zum letzten Tag
sehr professionell organisiert.
Angefangen mit einer Tandemtour mit meiner Partnerin durch alle Ortsteile des
Milower Landes, um meine
Wahlkampfflyer zu verteilen
und ins Gespräch zu kommen, einem Wahlkampfauto,
das mein Gesicht trug, über
Plakate, einer Internetseite,
Postwurfsendungen,
Besuchen von Dr. Frank-Walter
Steinmeier, Martin Gorholt,
Jörg Vogelsänger und Martina Münch sowie einem
SPD-Sommerfest für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde. Die Tandemtour war
sehr wichtig und hat mich
bei vielen Wählerinnen und
Wählern ins Gedächtnis gebracht, da diese Tour in allen
Zeitungen nebst Foto angekündigt wurde. Ich habe in
meinem Wahlkampf jedes
Dorf-, Feuerwehr-, Kita- oder
Schulfest besucht, war stets
präsent. Ich habe versucht,
authentisch und persönlich
für mich und meine Ziele zu
werben, um der Kandidat
zum „Anfassen“ zu sein – eine
konkrete personelle Alternative zum Amtsinhaber.
War Ihr Alter Thema im Wahlkampf ?
Mein Alter war Thema im
Wahlkampf, ob ich es nun
wollte oder nicht. Vor allem
die regionalen Zeitungen waren darauf sehr fixiert. Positiv
war, dass in diesem Zusammenhang oftmals darauf verwiesen wurde, dass ich trotz
meines Alters gute Voraussetzungen für das Amt des Bürgermeisters mitbringe.
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Ich habe Verwaltung von der
Pike auf gelernt und arbeite
mittlerweile über 10 Jahre
in den verschiedensten Verwaltungen bzw. Ämtern und
Funktionen. Seit 2008 bin
ich Ortsvorsteher im Ortsteil
Großwudicke und SPD-Fraktionsvorsitzender in der Gemeindevertretung. Somit kenne ich auch die ehrenamtliche
Seite der Kommunalpolitik.
Mein Unterbezirk und mein
Ortsverein standen stets hinter mir und zu meinem jungen Alter. Das Titelthema des
Wahlkampfes war dann auch
relativ schnell gefunden und
so warb ich mit dem Motto
„Frisches Denken für unser
Milower Land“ für meine Person.
meinde. Demnach wird das
vorerst wichtigste Thema die
Zusammenarbeit von Bürgermeister, Verwaltung, Gemeindevertretung und den Ortsbeiräten sein.
Warum werden Sie in acht Jahren wiedergewählt?
Der gemeinsame Weg, sei es
mit Arbeitspartnern, den Kollegen der Verwaltung, der Gemeindevertretung, den Ortsbeiräten, anderen Kommunen
oder der Landesregierung,
wird der Schlüssel zur weiteren Entwicklung der Gemeinde sein. Diesen Weg werde
ich gehen.
Was haben sie in diesem Wahlkampf gelernt?
Dass ein persönliches, ungezwungenes Gespräch bei einer
Tasse Kaffee oder einem Glas
Bier oftmals mehr wert ist, als
das beste Wahlplakat.
Was werden Sie konkret in
der Gemeinde Milower Land
ändern?
Ich habe in meinem Flyer
und auf meiner Internetseite
mit konkreten Zielen geworben und mir so selbst eine
Richtschnur für die nächsten 8 Jahre vorgegeben. Ich
habe fünf Kernthemen, an
denen ich besonders arbeiten werde: barrierefreies Leben, junge Familien, BUGA
2015, Ehrenamt und Zusammenarbeit.
Die Gemeinde Milower Land,
insbesondere der Bürgermeister, machte in der Vergangenheit sehr oft negative Schlagzeilen. Differenzen wurden
in der Zeitung ausgefochten.
Dies war nicht sehr förderlich
für die Entwicklung der Ge-
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Fünf Fragen an fünf Bürgermeister:
5. Filippo Smaldino-Stattaus – Mühlenbecker Land
Sie haben einen etwas anderen Wahlkampf geführt. Ist
Brandenburg doch bunter als
manchmal gedacht?
Brandenburg hat keine homogene Bevölkerungsstruktur,
sondern ist durch eine polare Bevölkerungsstruktur in
seinen Landkreisen geprägt.
Besonders im Umland von
Berlin bilden Alteingesessene und neu zugezogene (besonders interessant ist die
Mischung von Senioren und
jungen Familien) eine bunte
Mischung. Der von uns modern, mutig und dynamisch
– bunt – geführte Wahlkampf
war auf das Mühlenbecker
Land im „Speckgürtel“ von
Berlin, auf die politische und
demografische Ist-Situation
ausgerichtet. Von daher kann
ich situativ nur sagen, wir
hatten zur richtigen Zeit, früh
beginnend, mit einem hoch
motiviertem Wahlkampfteam
mit vielen guten Ideen und
dem etwas anderen Bürgermeister-Kandidaten die richtige Antwort.
nalrat und Mitarbeiter unserer
Verwaltung und weiß, dass
sie sich auf eine neue, durch
konstruktive
Zusammenarbeit geprägte Amtsführung
in unserer Gemeinde freuen.
Ich werde mit ihnen die Gestaltungsmöglichkeiten des
Bürgermeisters nutzen und
mein mit soviel Wählerzustimmung bestätigtes Wahlprogramm umsetzen. Ich
freue mich auf die neue Herausforderung und auf den
„Ruck“ der in den nächsten
Jahren vom Mühlenbecker
Land ausgehen wird.
Wie wollen Sie den Schwung
aus dem Wahlkampf mit in das
Amt nehmen? Wie wollen Sie
verhindern, dass das Amt Sie
verändert, Sie sich der Behörde
anpassen?
Meine gesamte berufliche
Laufbahn, ob als Präventionsarbeiter, Dipl. Sozialarbeiter/
Sozialpädagoge in der Uckermark, als Sozialmanger in
der Freizeitpädagogik in Berlin-Reinickendorf oder als
Projektmanager in Kalkutta/
Indien, war und ist schon immer von einer einzigartigen
Dynamik geprägt. Das Leben ist organisch und nichts
ist schlimmer als Stillstand.
Als Vorsitzender der Fraktion
SPD-Bündnis90/Die Grünen
kenne ich Amtsleiter, Perso-
3. Am wichtigsten: das persönliche Gespräch mit
den Bürger/innen. Das
sogenannte „Klinkenputzen“ bringt Kontakt und
Sympathie und am Ende
stolze Wahlergebnisse.
SGK EXTRA Nr. 1/2011
Was haben sie in diesem Wahlkampf gelernt?
1. So früh wie möglich mit
der Vorbereitung und
Umsetzung des Wahlkampfes beginnen.
keine Beachtung oder wurden nicht ernst genommen.
Die Bürgerinnen und Bürger
in unserer Gemeinde, vom Gewerbetreibenden bis zur Tagesmutter, vom Jugendlichen bis
zu den Senioren, haben den
Willen und die Kraft, davon bin
ich fest überzeugt, unsere vier
Ortsteile zur familienfreundlichsten Gemeinde im Land
Brandenburg zu entwickeln.
Diesen Prozess zu fördern,
mich dabei als Bürgermeister an die Spitze zu stellen
– das reizt mich besonders
und wird viele konkrete Veränderungen zwangsläufig mit
sich bringen, und da mir das
mit breiter Unterstützung der
Bürger/innen gelingen wird,
erübrigt sich die Beantwortung der letzten Frage – Warum werden Sie in acht Jahren
wiedergewählt? – von selbst.
2. Immer wieder die eigenen Stärken und Ziele
herausstellen und die
Konkurrenten nicht bewerten.
Was werden Sie konkret in der
Gemeinde Mühlenbecker Land
ändern?
Wo fange ich an und wo höre
ich auf. Mein Wahlprogramm
umfasste 21 Punkte und hier
habe ich mich kurz gehalten!
Auf jeden Fall wird es eine
moderne und bürgerorientierte Sozialpolitik mit neuen
Formen der Teilhabe geben.
Viele gute Ideen und Vorschläge fanden von der bisherigen
Verwaltungsspitze
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