Der edle Ritter Kunibert

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Der edle Ritter Kunibert
Ralf P. Schulz
Der edle Ritter Kunibert
Dies ist die Mär von Kunibert,
dem edlen Ritter und sein’m Pferd.
Der Kunibert von edlem Blute,
er ritt das Pferd, ’ne heiße Stute,
der Kunibert von hohem Adel,
ein Ritter ohne Furcht und Tadel!
Es ging im Land die schlimme Kunde,
des Königs Tochter Kunigunde,
im ganzen Reich die schönste Braut,
von einem Drachen ward geklaut.
Und könnt’ ihm keiner sie entreißen,
die Bestie droht’ sie zu verspeisen!
Da sprach der König: „Kunibert!
Ich bitt’ Euch, greift zu Euer’m Schwert
und bringt mir meine Kunigund’,
sonst geht sie mir noch vor die Hund’.
Das halbe Königreich ich biete
und ihre Hand, seid Ihr zufriede’?“
Der Kuni war’s und heizte los.
Ein jeder macht’ sich in die Hos’,
der in des Drachen Nähe käme,
dacht’ Kunibert nicht ohne Häme.
Der Kunibert war ohne Schrecken,
er brauchte sich nicht zu verstecken.
So kam der Ritter auch sehr balde
zu dem Versteck im tiefsten Walde.
Noch niemand hatt’ sich hergewagt,
nur Kunibert war unverzagt.
Und jedem wäre angst und bange,
denn hier war Kunigund’ gefange’.
Im dunklen Wald, aus finstrer Höhle
ertönte bald ein bös’ Gegröle.
O Gott! Hat er sie schon getöt’?
Verdammt! denkt Kuni, bin zu spöt!
Konnt’ er die arme Kunigund
noch retten aus des Monsters Schlund?
Er tat alsbald ein schlimmes Brüllen
den ganzen finstren Wald erfüllen.
Das Monstrum grölte: „Halt! Wer da?“
Dem Kuni sträubten sich die Haar.
„Ich bin der Ritter Kunibert
und trage bei mir Schild und Schwert!
Komm raus, Du gräßlich böses Tier!
Ich will Dich töten mit Plaisir!
Die Kunigunde will ich retten
und dann zu Papa König jetten.
Ich möcht’ sie nämlich freien. Kumm!
Ich muß Dich nur noch hauen um!“
Das Untier aber lachend höhnte,
daß es in Kunis Ohren dröhnte.
So sehr das Drachenlachen hallte,
daß Kunis Blut vor Wut bald wallte.
Und im Gesicht vor Zornesröte
er rief: „Ich werd’ Dich itzo töte’!
Denn ich bin Kunibert, der Ritter,
auf daß vor mir die Welt erzitter’!
So werd’ ich jetze ohne Hetze
Dich Ungeheuer niederfetze’!
Du garstig Vieh! Dir werd’ ich’s zeigen,
für immer bringen Dich zum Schweigen!“
Der Drache aber sprach: „Halt ein!
Und laß uns gute Freunde sein!
Prinzessin Kunigunde nämlich
ist zwar ’ne Dame, doch nicht dämlich!
Sie zieht es vor, mit mir zu leben,
statt immer nur zu Haus’ zu kleben!
Das Leben dort, das find’t sie öde,
die Edel-Macker find’t sie blöde!
Tja nun, mein lieber Ritter Kuni,
die hübsche Kunigund’ kriegst Du nie!
Highlife und Luxus, das ist out,
die Kunigund’ ist meine Braut!“
Der Kunibert ist fassungslos.
Er denkt sich, „ohne Moos nix los!“
Der Bestie bietet denn der Recke
zu diesem Zwecke Euroschecke.
Doch will der Drache keinen Zaster,
denn, wie er sagt, den Knaster haßt er!
Es kommt dann aber, haste Töne!
just aus der Höhl’ die holde Schöne.
„Ey nix für ungut, Rittersmann!
Doch ich Euch nicht begleiten kann.
Bleib’ lieber hier bei Drachi-Schatz,
er ist doch ein gar süßer Fratz!“
Der Kuni denkt: Das kann nicht sein!
Wie kann sie bloß verliebet sein
in solch ein gräßlich, garstig Wesen
das häßlich ist gar wie ein Besen?
Ob sie die Bestie wirklich liebt?
Ob’s bei der Tuss’ noch richtig piept?
Und dann gibt sie dem Ungetüm
ganz schnelle und ganz ungestüm
dem Kunibert sehr zum Verdruß
laut schmatzend einen dicken Kuß!
Der Kuni denkt: Die hat ’ne Meise!
und sagt: „Ich mach’ mich auf die Reise.“
Er schwingt sich also auf den Gaul
und braust davon mit Kriegsgejaul.
Die Kunigund’ mit ihrem „Manne“,
sie winkt ihm nach, bis er von danne’.
Der Kunibert ist ganz frustriert
und obendrein noch konsterniert.
’Ne Kneipe war sein nächstes Ziel,
wo es ihm dann noch gut gefiel.
Nachdem er nervlich ganz geschafft,
labt er sich jetzt am Gerstensaft.
Das Paar war glücklich bis zuletzt,
Den Kuni hat’s im Suff zerfetzt!
April 1987