CD - Liebfrauenschule Vechta
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CD - Liebfrauenschule Vechta
Konservierung von Daten – mit Chemie - Eine Arbeit über optische Datenspeicher 1 0,9 blau 0,8 gelb grün pink E[ ] ] 0,7 0,6 rot 0,5 schwarz 0,4 0,3 0,2 0,1 0 350 -0,1 400 450 500 550 600 650 700 750 800 Wellenlänge [ nm] Ein Beitrag des Grundkurses Chemie der Liebfrauenschule Vechta zum Wettbewerb „Chemie und Schule 2005/2006“ Konservierung – Werte schützen und erhalten mit Chemie 1 Konservierung von Daten – mit Chemie - Eine Arbeit über optische Datenspeicher - 1. „Hilfe, wir verschwinden – Das digitale Desaster“ 2. Vorstellung und Eingrenzung des Themas 3. Grundsätzliches zum Aufbau und zur Funktion von CD-Rs und DVD-Rs 4. Die Farbstoffe Ein Lösungsmittel für Farbstoffe in CD-Rs und DVD-Rs Fotometrische Untersuchnungen der Farbstoffe Farbstoffsynthesen Azofarbstoffe Cyanine Phthalocyanine Farbstoffe in schwarzen und bunten CDs UV-Empfindlichkeit der Farbstoffe Temperaturempfindlichkeit der Farbstoffe 5. Untersuchung der Spurabstände bei CD-Rs und DVD-Rs (ein Exkurs in die Physik) 6. Die Metalle 6.1 Allgemeine Informationen zu den in CDs und CD-Rs verwendeten Metallen Nachweis von Legierungsbestandteilen 6.2 Versuch zur Identifizierung der Metallsorte 7 Der Kunststoff 7.1 7.2 7.3 7.4 Polycarbonat - Makrolon Dichtebestimmung Brennprobe Löslichkeit 8 Recycling von CDs 8.1 Allgemeines 8.2 Versuch zum Rohstofflichen recycling des Polycarbonats 9 Fazit 2 1. „Hilfe, wir verschwinden – Das digitale Desaster“ Ihren Titel teilt diese Einleitung mit einem Film des NDR vom 14.11.2003. Zu klären bleibt lediglich, was ein angebliches „digitales Desaster“ mit der Konservierung von Werten durch die Chemie zu tun haben soll. Ein Brainstorming zum Thema der Konservierung unter der Beteiligung der Chemie führt zunächst einmal zu materiellen Werten wie Lebensmitteln, Kosmetika, Baustoffen et cetera. Neben diesen kennt unsere Gesellschaft aber auch noch die in der Philosophie als abgeleitete, künstliche Werte bezeichneten Begriffe wie z.B. Freiheit und Gerechtigkeit. Die Werte einer Gesellschaft sind vor allem durch ihre kulturellen Errungenschaften und ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse gegeben, also die Fülle der ihr zur Verfügung stehenden Informationen unterschiedlichster Art. Darum haben wir beschlossen uns mit der Konservierung dieser immateriellen aber nicht minder wichtigen Werte zu beschäftigen. Bei dieser Konservierung von Informationen kommt es vor allem auf die Qualität und die Quantität der in einem „Speicher“ aufbewahrten Werte an. Diese Art der Wertsicherung beschäftigt die Menschheit schon seit Jahrtausenden. Im vierten Jahrtausend vor Christus drückten Sumerer in Mesopotamien Keile in noch weiche Tontafeln und ließen diese dann aushärten oder meißelten Informationen in Steintafeln. Während sich die Erde weiterhin Jahr um Jahr um die Sonne drehte, entwickelten die Menschen Papyrus, Pergament und letztendlich Papier, auf die sie mit farbigen Tinten schrieben. Während die Verwendung von Tontafeln noch eine hauptsächlich physikalisch bestimmte Methode war, bedeuteten die farbigen Tinten den beginnenden Einfluss der Chemie auf die Informationskonservierung. Zweierlei unterscheidet jedoch alle Konservierungsmethoden vor der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von ihren Nachfolgern. Auch wenn Informationen vielleicht in Geheimschriften verfasst waren, so waren sie, ob auf einer Tontafel oder einem Papier, immer für den Menschen selbst erkennbar und letztendlich zu entnehmen. „Das digitale Desaster“ … heute liegen alle Informationen nur noch verschlüsselt nach ASCII im dualen Zahlensystem vor und sind ohne eine Gerät zum Auslesen bestenfalls in einem sehr langwierigen Prozess der Rückübersetzung zu erhalten. Außerdem vermögen wir heute im Gegensatz zur Welt vor dem Siegeszug des Digitalen dank einer weit entwickelten Elektronik immer mehr Informationen auf immer kleinerem Raum unterzubringen. Die Fülle der digitalen Medien zur Speicherung/Konservierung von Information wächst eben so schnell wie die Informationsmenge der vernetzten Welt an sich, daher werden wir uns bei unseren Ausführungen auf das Medium der optischen Plattenspeicher (z.B. CD oder DVD), besonders aber auf die beschreibbaren und wieder beschreibbaren konzentrieren, da bei ihnen u.a. die Chemie der Farbstoffe eine besondere Rolle spielt. Dabei soll zunächst genauestens untersucht werden, wie die Konservierung von Informationen auf diesen heutzutage alltäglich benutzten Gegenständen funktioniert. Die Tontafeln der Sumerer waren zerbrechlich und anfällig für Verwitterung aller Art. Ein Feuer vernichtete in Alexandria die größte und bedeutendste Bibliothek ihrer Zeit, die mit Schriftrollen gefüllt war. Doch solche Katastrophen wie das Feuer waren gar nicht nötig, etwas Essig aus der Küche vermochte Pergament und Papyrus schwer zu beschädigen oder zu zerstören. Wie sicher sind also unsere modernen digitalen Datenträger? Welche eher alltäglichen Dinge führen unsere Konservierungsmaßnahmen ad absurdum, indem sie die Plattenspeicher und auf ihnen abgelegte Informationen schädigen? Wenn wir uns also ausreichend mit den von uns selbst entwickelten Fragestellungen auseinander gesetzt haben, werden wir hoffentlich auch wissen, ob wir, wie es der Titel des NDR Filmes suggeriert, fürchten müssen, dass unsere digitalen Medien (d.h. in unserem Falle die optischen Plattenspeicher) uns kaum überleben und eben nicht wie z.B. einige Bücher und Schriftrollen bzw. Keilschrifttafeln die Jahrtausende überstehen. Sollte dies der Fall sein, dann wäre der Titel tatsächlich ein Hilferuf und ein Ansporn das Problem schnellst möglich auch unter Zuhilfenahme der Chemie zu lösen, weil wir auf ein digitales Desaster zusteuerten. 3 2. Vorstellung und Eingrenzung des Themas der Arbeit Es gibt im digitalen Zeitalter viele Möglichkeiten, Informationen dauerhaft zu speichern. Vermutlich an allen ist die Chemie maßgeblich beteiligt. Wir haben uns vorgenommen, die Bedeutung der Chemie an einem der vielen möglichen modernen Beispiele exemplarisch zu untersuchen. Weil wir auch ein Alltagsphänomen untersuchen wollten und wohl jeder alltäglich mit optischen Datenspeichermedien umgeht, haben wir uns für die Behandlung von optischen Datenspeichern, speziell von beschreibbaren CD-Rs und DVD-Rs, entschieden. Wir haben uns vorgenommen, Aufbau und Funktion der Speichermedien in Grundzügen zu erklären und jeweils einzelne v.a. chemische Aspekte experimentell zu untersuchen. Dafür haben wir in unserem Chemie-Grundkurs der Jahrgangsstufe 13 verschiedene Fragestellungen entwickelt, die jeweils von Schülerinnen des Kurses selbstständig bearbeitet wurden. In der folgenden Arbeit sind diese Beiträge zusammengefasst. 3. Grundsätzliches zum Aufbau und zur Funktion von CD-Rs und DVD-Rs Eine CD-R (CD-recordable) ist aus mehreren Schichten aufgebaut. Die erste Schicht wird aus einem hochtransparenten Kunststoff, einem Polycarbonat, gebildet. Darauf ist eine sehr dünne Schicht aus organischen Farbstoffen (Dyes) aufgetragen, an die sich eine metallische Reflektionsschicht anschließt. Auf der Metallschicht ist eine schützende Schicht aus einem UV-härtenden Kunststoff aufgebracht, die bei einigen Rohlingen bedruckt ist. Bei einer CD-R ist eine spiralförmige Rille in die Kunststoffschicht eingelassen. Diese Rille bezeichnet man als Groove oder Pregroove. Die Rille ist 0.7 µm dünn und dient der Führung des Lasers. Der Laser fährt diese Rille von innen nach außen ab. Bereits vor dem ersten Schreibvorgang sind auf dieser Rille Informationen gespeichert, die z.B. zur Feinjustierung des Lasers dienen. Beim Beschreiben ,“Brennen“, der CD-R wird mit einem energiereichen Infrarot-Laser mit Licht der Wellenlänge 780 nm die Farbstoffschicht lokal erwärmt. Dabei verändert der Farbstoff seine Absorptionseigenschaften. So entsteht ein Muster aus stark und schwach reflektierenden Bereichen (Pits und Lands). Dieses Muster enthält die gespeicherte Information. Mit einem Laser mit schwächerer Energie wird die Reflexion der Metallschicht ausgewertet. DVD-Rs haben einen prinzipiell gleichen Aufbau. Allerdings ist die Rille, das Groove, sehr viel kleiner und es wird ein Laser mit einer Wellenlänge von 650 oder 635 nm verwendet. Deshalb müssen auch andere Farbstoffe als in CD-Rs verwendet werden. 1 Aufbau einer CD-R (Quelle: http://www.gigatain.com/eng/querschnitte_cd-r.php) Je nach verwendetem Farbstofftyp der CD-Rs ist bereits mit bloßem Auge zu erkennen, dass sich nach dem Beschreiben zunächst innen die Reflektionseigenschaften des Rohlings verändert haben. 2 Rohling, etwa zur Hälfte „gebrannt“ 4 4 Die Farbstoffe 4.1 Ein Lösungsmittel für Farbstoffe in CD-Rs und DVD-Rs In einem ersten Experiment sollte ein geeignetes Lösungsmittel für die auf CD-Rs und DVD-Rs befindlichen Farbstoffe gefunden werden. Die Farbstoffe sollten später fotometrisch untersucht werden. Dafür wurden CD-Rs in kleinere Stückchen geschnitten und Proben in vier Reagenzgläser gegeben. Für erste Untersuchungen zur Löslichkeit wählten wir typische Lösungsmittel mit unterschiedlichen Polaritäten. Durchführung: In Reagenzglas 1 gaben wir Wasser, in Reagenzglas 2 1-Propanol, in Reagenzglas 3 Aceton und in Reagenzglas 4 Hexan. Beobachtung: In Wasser und Hexan lösten sich die Farbstoffe nicht. In Aceton und 1-Propanol lösten sich die Farbstoffe sehr gut. Aceton griff aber auch die Polycarbonatschicht an. Dadurch trübte sich die Lösung schnell ein. Für die folgenden Experimente verwendeten wir daher 1-Propanol als Lösungsmittel. 3 CD-R-Stücke in vlnr: Wasser, 1-Propanol, Aceton, Hexan 4.2 Fotometrische Untersuchung der Farbstoffe Durchführung: Ausgewählte CD-Rs und DVD-Rs wurden in Schnipsel zerschnitten. Die Farbstoffe wurden mit 1-Propanol von den Kunststoffstückchen gelöst. Die Lösungen wurden filtriert. Anschließend wurden die Lösungen fotometrisch untersucht. 4 Lösungen von Farbstoffen aus CD-Rs (die ersten acht Reagenzgläser von links) und DVD-Rs (beide Reagenzgläser recht)s in 1-Propanol 5 3 CD-Farbstoffe black DVD 2,5 Fuji Imation PHBG6 2 Sony TDK E[] 1,5 1 0,5 0 400 -0,5 500 600 700 800 900 Wellenlänge [nm] 5 Absorptionsspektren von Farbstoffen aus CD-Rs und einer DVD-R Ergebnisse: - - Die Farbstoffe in CD-Rs absorbieren im Wellenlängenbereich von 650 – 720 nm. Weitere Recherchen ergeben: Bei den drei Farbstoffen, die nur eine geringe Absorption oberhalb von 700 nm zeigen, handelt es sich um Phthalocyanine (Fuji, TDK, black). Die Farbstoffe mit einem intensiven Absorptionsmaximum bei 700 nm sind Cyanine. Der Farbstoff mit einem intensiven Absorptionsmaximum bei 640 nm ist ein Azofarbstoff. Die Farbstoffe in DVD-Rs absorbieren geringe Wellenlängen im Bereich von 500 bis 600 nm. Mehrere von uns untersuchte Farbstoffe aus DVD-Rs zeigten ein identisches Absorptionsverhalten. Bei der Untersuchung von Double-Layer-DVD-Rs ergab sich, dass diese nur einen Farbstoff enthalten. Es erscheint logisch, dass die Farbstoffe in DVD-Rs kürzere Wellenlängenbereiche absorbieren. Das Absorptionsverhalten der Farbstoffe muss der Wellenlänge des Lasers (bei CD-Rs 780 nm, bei DVDRs 650, nm angepasst sein. Durch die kleinere Wellenlänge des Lasers werden Pits und Lands kleiner und die Speicherkapazität der DVD wesentlich größer als die einer CD. 4.3 Allgemeines zu den Farbstoffen und Synthese von Modellsubstanzen Für CD-Rs und DVD-Rs werden Farbstoffe aus unterschiedlichen Farbstoffklassen verwendet: Phthalocyanine, Cyanine, Azofarbstoffe und Formazane. Diesen Farbstoffen werden in der Literatur jeweils unterschiedliche Eigenschaften zugesprochen. Einige dieser Eigenschaften haben wir im Rahmen dieser Arbeit untersucht. In diesem Kapitel beschreiben wir einige grundlegende Aspekte der einzelnen Farbstoffklassen und versuchen die Synthese von Modellsubstanzen. Die konkreten Strukturen der von den Firmen verwendeten Farbstoffe sind Betriebsgeheimnisse und insofern nicht recherchierbar. 6 4.3.1 Azofarbstoffe Allgemeines Diese wichtige Gruppe von Farbstoffen umfasst eine größere Zahl von Verbindungen als alle anderen Farbstoffklassen zusammen. Azofarbstoffe haben die allgemeine Formel R1-N=N-R2, wobei die beiden Reste R1 und R2 identisch oder verschieden sein können. Beispiel: 6 Alizarengelb R, ein Azofarbstoff Azoverbindungen sind in der chemischen und pharmazeutischen Industrie als Ausgangsprodukte von Bedeutung. So lassen sich beispielsweise aus Azobenzol bestimmte Pharmazeutika und Farbstoffe gewinnen. Die Herstellung der meisten Azofarbstoffe erfolgt durch Einwirkung einer Diazoniumverbindung auf ein Amin oder Phenol. Herstellung und spektroskopische Untersuchung eines Modellfarbstoffes (Versuchsvorschrift nach Berneth, Dr. Horst: Farbstoffe eine Übersicht, Bayer-AG 2001) Herstellung der Diazoniumsalzlösung Eine Spatelspitze (ca. 0.1 g) 4-Nitro-2-aminophenol-6-sulfonsäure wird in einer Petrischale in 10 ml Wasser mit Hilfe von ca. 5 Tropfen Sodalösung gelöst. Nach Zugabe von ca. 10 Tropfen Nitritlösung wird zügig zu einer Mischung aus 2 ml Salzsäure und 3 ml Wasser gegeben. Nitritpapier muß blau werden. Die Diazotierung ist nach 1-2 min beendet. Mit einigen Tropfen Amidosulfonsäurelösung wird der Nitritüberschuß zerstört. Kupplung auf Chicago-Säure SS Eine Spatelspitze 4-Amino-5-naphthol-1,3-disulfonsäure-Mononatriumsalz (Chicago-Säure SS) wird in einer Petrischale in 5 ml Wasser unter Zusatz von 20-30 Tropfen Sodalösung gelöst. Man gibt ca. 2 ml der Diazoniumsalzlösung dazu. Der Kupplungs-pH-Wert ist alkalisch. Es bildet sich die Lösung eines leicht rotstichig blauen Farbstoffs. Kupferkomplex des Azofarbstoffs Die Hälfte der blauen Farbstofflösung wird mit ca. 10 Tropfen Essigsäurelösung schwach angesäuert und mit ca. 10 Tropfen Kupfersulfatlösung versetzt. Nach kurzem Verrühren ist die Bildung des leicht rotstichig blauen Kupferkomplexes abgeschlossen. 7 8 Erhaltener Azofarbstoff Kupferkomplex des Azofarbstoffes 7 Der erhaltene rotstichig blaue Farbstoff ähnelt (sicher nur von der Farbe und her) den Azofarbstoffen, die für CD-Rs Verwendung finden. Der Kupferkomplex soll als Modellsubstanz für den „Metal-Azo“Farbstoff in einigen CD-Rs gelten. 1,4 Azofarbstoff 1,2 Cu-Komplex des Azofarbstoffes E[] 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 350 400 450 500 550 600 650 700 750 Wellenlänge [nm] 9 Erhaltener Azofarbstoff 10 Absorptionsspektren des Azofarbstoffes und seines Kupferkomplexes 4.3.2 Cyanine Als Polyene mit Azomethin-Gruppierung sind die Cyanin-Farbstoffe eine Untergruppe der Polymethin-Farbstoffe. In den am längsten bekannten Cyanin-Farbstoffen sind Phenylringe Bestandteile des Chinolin-Systems, doch sind auch Thiazol-, Pyrrol-, Imidazol-, Oxazol-Systeme (vor allem kondensiert) zur Herstellung von Cyanin-Farbstoffen herangezogen worden. Verwendung In der Textilfärberei sind die Cyanin-Farbstoffe wegen ihrer Farbunechtheit nur ausnahmsweise (z.B. Bassacryl-Farbstoffe) verwendbar, gelegentlich auch in der Färbung von Fett, Knochengewebe sowie als Anthelmintika und anderer Pharmazeutika. Das Haupteinsatzgebiet der Cyanin-Farbstoffe liegt in der Photografie, wo sie als Sensibilisatoren unersetzlich sind und in organischen Farbstoff-Lasern. 11 Ein Cyaninfarbstoff 8 800 Synthese eines Modellcyanins: Diazahemicyanin-Farbstoff durch oxidative Kupplung (Versuchsvorschrift nach Berneth, Dr. Horst: Farbstoffe eine Übersicht, Bayer-AG 2001) 0.23 g N-Methyl-benzthiazolinon-hydrazon x HCl x H2O und 0.19 g N-(2-Cyanethyl)-N-(2-hydroxyethyl)-anilin werden in einem großen Reagenzglas in 16 ml 1n-Salzsäure unter Umrühren gelöst. Dann werden einige Körnchen (ca. 5 mg) FeSO4 x 7 H2O zugesetzt und kurz umgerührt. Bei ca. 30°C (Wasserbad) wird langsam mit 6 Tropfen (0.2 ml) Wasserstoffperoxid (35-proz.) versetzt. Wenn dabei nicht gerührt wird, führt der erste Tropfen zu gut sichtbarer schlierenförmiger Farbstoffbildung. Nach 10 min Stehen bei Raumtemperatur ist die Reaktion praktisch abgeschlossen. Der Farbstoff scheidet sich dabei teilweise in leicht kristalliner Form aus dem Reaktionsmedium ab. 12 Struktur und Farbe des Diazahemicyanin-Farbstoffes 4.3.3.Phthalocyanine Allgemein: Phthalocyanine ist die Bezeichnung für meist grün-blaue, sehr beständige Verbindungen, die sich beim Erhitzen von Phthalosäuredinitril in Chinolin in Gegenwart von NH³ oder Aminen bilden. Sie finden Anwendung als Farbstoffe (Dye) auf optischen Datenträgern (CD-R) und für Kunststoffe sowie als Photoleiter in Laserdruckern und als Elektrodenmaterial in Brennstoffzellen. 13 Phthalocyanin-Farbstoff Herstellung: Phthalocyanin-Farbstoffe entstehen durch die Reaktion von Phthalosäuredinitril mit Alkoholaten, Metalloxiden, Metallsalzen mit nachfolgender Chlorierung, Sulfonierung usw.. Durch Sulfonierung erhält man lösliche Phthalocyanin-Farbstoffe, und durch Einführung von Halogenen kann man die Farbe beeinflussen. 9 Synthese eines Modellphthalocyanins Die Klassische Methode: 1. Zuerst mischt man 0,5 g Phthalsäureanhydrid, 0, 5 g Harnstoff, 0,1 Kupfer(II)chlorid und etwas Ammoniummolybdat in dem Porzellantiegel. 2. In einem vorgeheizten Ofen erhitzt man das Gemisch für ca. 10 Minuten auf 200 °C, wobei sich die bildende Schmelze blau verfärbt. 14 Reaktionssymbol für die Phthalocyaninsynthese (Quelle: wwww.lambdasyn.com/synfiles/kupferphthalocyanin.com) 3. Das Reaktionsgemisch löst man nach dem Abkühlen vorsichtig in 5 ml konz. Schwefelsäure und gießt die entstandene Lösung langsam in 30 ml Wasser. Beim Abkühlen sollte der PhthalocyaninFarbstoff ausfallen. 4. 15 Reaktionsgemisch nach einer Minute und nach 10 Minuten im Wärmeschrank, Suspension des Farbstoffes in Schwefelsäure Synthese in eines Mikrowelle Es wird das oben beschriebene Gemisch hergestellt. Dem Reaktionsgemisch werden drei Tropfen Wasser zugegeben. Das Gemisch stellt man für 30 Sekunden in eine Mikrowelle mit 600 Watt Leistung. Beobachtung: Bereits nach wenigen Sekunden tritt eine deutliche Blaufärbung auf, die auf das Entstehen des Kupferphthalocyanins hindeutet. 16 Kupferphthalocyanin aus der Mikrowelle 10 4.3.4 Formazane Formazane ist die Bezeichnung für die Atomgruppierung H2N-N=CH-N=NH, von der sich nicht nur einige Reaktivfarbstoffe (Formazan-Farbstoffe) ableiten, sondern auch durch Dehydrocyclisierung Tetrazolium-Salze. Einige 1,3,5-trisubstituierte Vertreter bilden tief gefärbte Metallchelate, die zu photometrischer Bestimmung geeignet sind. 4.4 Farbstoffe in schwarzen und bunten CDs 17 Durchgefärbte Rohlinge Vereinzelt befinden sich CD-Rohlinge mit durchgefärbten Makrolonschichten auf dem Markt. Für uns stellte sich die Frage, ob die in der Makrolonschicht enthaltenen Farbstoffe den Brenn- oder Auslesevorgang der CD-Rs stören könnten. Wir untersuchten also das Absorptionsverhalten der Farbstoffe. Dazu mussten wir zunächst die Farbstoffe aus dem Kunststoffmatrix herauslösen. Als Lösungsmittel für Polycarbonat erwies sich Dichlormethan als geeignet (vgl. Kap. 7.2 ) Dazu wurden kleine Stückchen aus den CD-Rs herausgeschnitten. Diese wurden zunächst in in kleinen Bechergläsern in Propanol gelegt. Dabei lösten sich die Farbstoffe der Dye-Schicht und gleichzeitig metallische Bestandteile ab. Zurück blieben die farbigen Polycarbonatstückchen. 18 Ablösen der Dye-Schicht und der Metallschicht 11 Die Polycarbonatstückchen wurden auf Reagenzgläser verteilt und mit Aceton (1. Serie) bzw. Dichlormethan (2. Serie) versetzt. Mit Dichlormethan wurden klare Lösungen erhalten, die fotometrisch untersucht werden konnten. 19 Gefärbte Polycarbonatstückchen in Aceton (linke Serie) und Dichlormethan (rechte Serie) 1 0,9 blau 0,8 gelb grün pink rot schwarz E[ ] ] 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 350 -0,1 400 450 500 550 600 650 700 750 800 Wellenlänge [ nm] 20 Spektren der Farbstoffe aus der Polycarbonatmatrix Ergebnis: Es fällt auf, dass keiner der Farbstoffe Wellenlängen oberhalb von 700 nm absorbiert. Dadurch dürfte der Lesevorgang mit dem Laser der Wellenlänge 780 nm erwartungsgemäß nicht beeinträchtigt werden. Anders als die Farbstoffe der Dye-Schicht sollten sich diese Farbstoffe beim Schreibvorgang nicht verändern. 12 Wellenlänge des Lichtes 350 - 400 nm 400 - 435 nm 435 - 480 nm 480 -490 nm 490 - 500 nm 500 - 560 nm 560 - 580 nm 580 - 595 nm 595 - 605 nm 605 - 750 nm Farbe des Lichtes Ultraviolett violett blau grünblau blaugrün grün gelbgrün gelb orange rot 21 Schwarze CD-R im Gegenlicht Komplementär farbe gelbgrün gelb orange rot purpur violett blau grünblau blaugrün Tabelle 1: Wellenlänge und Lichtfarbe Im Durchlicht ist zu erkennen, dass die schwarze CD-R eigentlich tiefrot ist. Dieses Phänomen lässt sich erklären: Betrachten man die Tabelle mit den Wellenlängen des Lichtes, erkennt man, dass nach Absorption aller Wellenlängenbereiche bis 700 nm nur noch sichtbares Licht im Rotbereich übrig bleibt. DVD-Laufwerke können derartig gefärbte CD-Rs meistens nicht auslesen, da sie mit einer Wellenlänge von 650 nm arbeiten. 4.5 UV-Empfindlichkeit der Farbstoffe 22 Diese CD-R lag lange in der Sonne auf einer Fensterbank. Es ist bekannt, dass CD-Rs abhängig von den verwendeten Farbstoffen unterschiedlich empfindlich auf Licht bzw. UV-Bestrahlung reagieren. Die in Abb. 22 dargestellte CD wurde durch Sonnenlicht stark geschädigt. Um Zusammenhänge zwischen Lichteinstrahlung und Lesefehlern auf den CD-Rs zu untersuchen, legten wir mit der Software „feurio“ ein Image einer (frei kopierbaren) CD auf der Festplatte unseres PCs an und kopierten dieses Image auf drei verschiedene CD-Rs. 13 23 Untersuchte CD-Rs Diese CDs setzten wir über Tage eine Bestrahlung mit der im Labor befindlichen UV-Lampe aus. Im Abstand einiger Tage überprüften wir die Anzahl der Lesefehler mit dem Freeware-Programm CDVergleich. Lesefehler traten auch nach einigen Tagen nicht auf. Dann setzten wir die CD-Rs auf der Fensterbank über einen Monat einer intensiven Sonnestrahlung (Sommer 2006) aus und wiederholten unsere Analyse. Ein Rohling (TDK-R Audio) hatte sich bereits optisch stark verändert und zeigte eine sehr hohe Lesefehlerrate (Abb. 24). Der schwarze Rohling wies ebenfalls viele Fehler auf , nur der Rohling der Marke Fuji war recht unempfindlich gegen die Sonneneinstrahlung. Festgestellte Lesefehler nach vier Wochen Sonnenbestrahlung: Fuji TDK-Audio BestMedia blax : 148 Bytes : 155032 Bytes : 422185 Bytes Farbstofftyp: Cyanine (Type 0) Farbstofftyp: Cyanine (Type 4) Farbstofftyp: Phthalocyanine (Type 6) Ohne jeden Anspruch auf Repräsentativität bestätigt dieses singuläre Ergebnis nicht die Erwartung, dass Phthalocyanine grundsätzlich unempfindlicher gegenüber Licht bzw. UV-Licht sind als die in CD-Rs verwendeten Cyanine oder Azofarbstoffe, wie dies zumeist in der Literatur zu finden ist. Überraschend ist besonders, dass sich gerade der schwarze Rohling als so lichtempfindlich erweist. 24 Rohling der Marke TDK-Audio nach etwa vierwöchiger intensiver Bestrahlung mit Sonnenlicht(vorne) und zum Vergleich neuer Rohling der gleichen Marke (hinten). 14 4.6 Temperaturempfindlichkeit der Farbstoffe Auch die Temperaturempfindlichkeit der Rohlinge ist von Bedeutung. Z.B. können die CD-Rs im Sommer in Autos sehr hohen Temperaturen ausgesetzt sein. Drei weitere Rohlinge wurden mit den gleichen Daten bespielt und in einen etwa 90 °C heißen Trockenschrank gelegt. Im Abstand einiger Tage wurde wie beschrieben die Fehlerrate bestimmt: Tag Fuji (Cyanin) TDK (Cyanin) 1 80 50645 3 47 42781 4 6607 95493 5 9335 73981 6 30955 2507089 7 (einige Stunden 110°C) 31542 3960205 10 21714 548677 11 48038 1429588 12 96939 5055140 25 Fehlerraten von CD-Rs nach Wärmebehandlung SK (Phthalocyanin) 49 47 24 0 357 6005 4332 1623 7903 Es fällt auf, dass die CD-Rs sehr unterschiedlich auf die Wärmebehandlung reagieren. Offensichtlich ist die CD der Marke SK relativ unempfindlich, während sich bei der Fuji und besonders bei der TDK schnell Lesefehler ergeben. Die könnte daran liegen, dass der Phthalocyaninfarbstoff in den SKRohlingen temperaturunempfindlicher ist. Als am siebten Tag die Temperatur für einige Stunden auf 110°C stieg, ergaben sich viel höhere Lesefehlerraten. Die weiteren Messungen zeigen, dass offenbar eine gewisse „Regeneration“ auftrat, nachdem die Temperatur wieder auf 90°C heruntergeregelt war. Letztlich sind aufgrund dieses Versuches sicher keine verlässlichen Aussagen möglich. Für eine weitere Arbeit wäre es interessant, derartige Experimente auf mehr CD-R- und DVD-R-Typen auszudehnen. 15 5.Untersuchung der Spurabstände bei CD-Rs und DVD-Rs (ein Exkurs in die Physik) Die folgenden Versuche beruhen auf der Eigenschaft der CD, CD-R, DVD und DVD-R aufgrund ihres Aufbaus als optisches Reflexionsgitter zu wirken. Die Pits bzw. Spuren wirken dabei als Gitter, an dem Licht gebeugt wird. Die tatsächliche Reflexion des Lichtes z.B. beim Auslesen einer CD erfolgt an der hinter der Pitstruktur liegenden metallischen Reflexionsschicht (vgl. Teil der Arbeit zum Aufbau). Versuch: Wirkung der CD, CD-R, DVD und DVD-R als Reflexionsgitter Geräte: 1 Helium-Neon-Laser ( λ = 632.8nm ), der kohärentes Licht aussendet; 1 Polarisationsfilter zur ungefährlichen Betrachtung; ein Schirm mit einem Loch in der Mitte, auf den ein weißes Blatt gespannt wird; eine handelsübliche CD, CD-R, DVD; DVD-R; Messlatten 1 Aufbau: Durchführung: Der Versuch wird der Skizze gemäß zunächst mit der CD aufgebaut und durch einen Polarisationsfilter betrachtet. Nach dem einschalten und dem Ausrichten des Lasers werden (vgl. Photo1). Der Abstand der Lichtpunkte zum durchgehenden Strahl wird gemessen und tabellarisch notiert. Darauf folgt die Variation des Abstandes zwischen CD und Schirm. Der Versuch wird für die CD-R, DVD und DVD-R wiederholt. 1 Diese Abbildung wurde entnommen aus: Eckert u.a.: Low Cost - High Tech, Aulis Verlag Deubner, Köln, 2000, S.48 16 Messdaten: 1.CD Abstand d des Helligkeitsmaximums 1. Ordnung vom durchgehenden Strahl in cm 2.45 4.75 7.1 9.1 11.5 Abstand b in cm 5 10 15 20 25 2.CD-R Abstand d des Helligkeitsmaximums 1. Ordnung vom durchgehenden Strahl in cm 9.25 12.5 7 Abstand b in cm 18.5 25 13.3 3. DVD und DVD-R Abstand d des Helligkeitsmaximums 1. Ordnung vom durchgehenden Strahl in cm 8.7 12.45 9.25 Abstand b in cm (DVD) 5 (DVD-R) 8 (DVD-R) 4.9 Auswertung: Die Leuchtpunkte entstehen durch die Interferenz des an der Gitterstruktur der Pits gebeugten Lichtes (vgl. Abb. 2). Hierbei entstehen nach Huygens so genannte Elementarwellen. Die einzelnen Teilwellen interferieren nur dann konstruktiv, wenn der Gangunterschied zwischen zwei benachbarten Teilstrahlen ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge des Laserlichts ist. Beim Helligkeitsmaximum erster Ordnung entspricht dieser Gangunterschied ∆s genau einer Wellenlänge. Ist der in Abb.2 mit b bezeichnete Abstand zwischen CD und Schirm relativ groß, so können die interferierenden Strahlen als hinreichend parallel angesehen werden. 17 Nun handelt es sich bei dem Polycarbonat der CDs um einen Feststoff der optisch dichter ist als Luft (Brechungsindex n=1.584 laut Literatur), d.h. es tritt Lichtbrechung auf. Dieser Sachverhalt ist in Abb.3 dargestellt. Umfangreichere rechnerische Überlegungen führten zu dem Ergebnis, dass die Brechung des Lichtes am Übergang zwischen Polycarbonat und Luft und die kurzzeitige Ausbreitung des Lichtes durch ein dichteres Medium vernachlässigt werden kann, da sich ihr Einfluss auf das Versuchsergebnis erst ab der fünften Stelle nach dem Komma bemerkbar macht. Durch physikalische Überlegungen zum Gangunterschied etc. lassen sich folgende Zusammenhänge ermitteln, wobei α der Winkel ist, um den das Licht zum kten Helligkeitsmaximum (k ist eine natürliche Zahl) abgelenkt wird. d b k ⋅λ k ⋅λ ∧ sin α ⇔g= g sin α tan α = In unserem Fall treten nur Maxima 1. Ordnung auf. Tabellarische Auswertung der Messergebnisse: 1.CD Abstand b in cm 5 10 15 20 25 Abstand d des Helligkeitsmaximums 1. Ordnung vom durchgehenden Strahl in cm 2.45 4.75 7.1 9.1 11.5 Ablenkungswinkel α 26.105° 25.408° 25.330° 24.466° 24.702° Spurabstand g in µm 1.4381 1.4748 1.4791 1.5279 1.5142 2.CD-R Abstand b in cm 18.5 25 13.3 Abstand d des Helligkeitsmaximums 1. Ordnung vom durchgehenden Strahl in cm 9.25 12.5 7 Ablenkungswinkel 26.565° 26.565° 27.759° 18 α Spurabstand g in 1.415 1.415 1.3587 µm 3.DVD und DVD-R Abstand b in cm (DVD) 5 (DVD-R) 8 (DVD-R) Fazit: Abstand d des Helligkeitsmaximums 1. Ordnung vom durchgehenden Strahl in cm 8.7 12.45 9.25 Ablenkungswinkel 60.255° 57.276° 62.089° α Spurabstand g in µm 0.7288 0.7522 0.7161 Der Spurabstand bei CDs sollte 1.6 µm betragen, bei DVDs 0.8 µm , wobei die DIN Norm in beiden Fällen eine gewisse Varianz zulässt. Somit lässt sich nach der Betrachtung der experimentell bestimmten Werte sagen, dass die Spurabstände in Anbetracht der in einer Schule möglichen Messmethoden sehr genau bestimmt wurden. Bei dieser einfachen Apparatur waren Abweichungen unvermeidbar. 19 6. Die Metalle 6.1 Allgemeine Informationen zu den in CDs und CD-Rs verwendeten Metallen Einleitung Das Leichtmetall Aluminium wird üblicherweise als Ausgangsstoff für die Reflexionsschicht bei herkömmlich gepressten CDs verwendet (auch ersatzweise bei CD-RWs). Dagegen benutzt man bisher nur die Edelmetalle Gold und Silber für die Reflexionsschicht von CD-Rs. Im folgenden erkläre ich die Gründe für den unterschiedlichen Gebrauch der Stoffe. Außerdem gebe ich einen Überblick über das Zusammenspiel von Reflexionsschicht und der organischen Farbschicht (Dye) beim Schwerpunktthema der einmal beschreibbaren CDs (CD-Rs). Aluminiumschicht bei CDs und eventuelle Nachteile des Leichtmetalls Die ,,einfache’’ CD (Compact Disc), auf der Musik oder Daten gespeichert sind, besteht aus drei Schichten (layers). Unter der bedruckten Oberseite einer CD befindet sich eine Schicht aus Klarlack (Acryllack→Schutzlackierung), gefolgt von einer dünnen Schicht aus Aluminium. Unterhalb dieses feinen Metallfilms liegt der farblose Kunststoff Polycarbonat, der mithilfe kleiner Vertiefungen die Informationen speichert. Der Laserstrahl tastet diese ab und gibt sie wieder. Das Aluminium reflektiert dabei den Laserstrahl. Nun kann sich die Reaktionsfreudigkeit des unedlen Metalls bei dem großen Sortiment an Billigangeboten negativ auf die lange Lesbarkeit von CDs auswirken. Bei der günstigeren Compact Disc stellt der seitliche Rand eine empfindliche Schwachstelle dar, da hier eine Lackversiegelung fehlt und somit das Eindringen von Sauerstoff und Wassermolekülen zwischen den Schichten ermöglicht wird. Die Folge ist, dass das Aluminium über Jahre hinweg zur durchsichtigen Verbindung Aluminiumhydroxid reagiert. Zwar bleiben die Vertiefungen in der Polycarbonatschicht erhalten, aber der Laserstrahl wird nicht mehr reflektiert, sodass der Datenträger unlesbar wird. Dieser chemischen Reaktion kann man vorbeugen, indem der Käufer sich für geringfügig teurere Markenartikel entscheidet, die generell eine hochwertige Rundumschutzlackierung besitzen und somit ein eventuelles Eindringen von Sauerstoff und Wasser an der schmalen Seite verhindern. Weitere Gründe neben den Reflektionseigenschaften des Metalls für die Auswahl des Aluminiums sind folgende: Das Leichtmetall ist das dritthäufigste Element und das häufigste Metall auf der Erde, sodass es noch für einige Jahrzehnte verfügbar ist. Außerdem ist es ein sehr weiches, zähes Metall, dass man aufgrund seiner hohen Dehnbarkeit und Elastizität gut verarbeiten kann. Ein letzter Punkt ist die geringe Dichte dieses Leichtmetalls, es erspart der CD unnötiges Gewicht. Auch für CD-RWs kann Aluminium als Reflektionsschicht verwendet werden, da es hier nicht zu chemischen Reaktionen mit den benachbarten Schichten ( Schutzlack und ZnS-SiO2 (Dielektrikum)) kommt wie bei der CD-R mit dem organischen Farbstoff. Allerdings wird eher eine Silber-IndiumAntimonium-Tellurium-Legierung als reflektierende Schicht gewählt, da sie im ursprünglichen Zustand eine für die CD-RW wichtige polykristalline Struktur aufweist. Gold und Silber als Reflexionsschicht Die Qualität eines Rohlings hängt besonders stark von der Güte der Führungsrille und der gleichmäßigen Verteilung des Farbstoffs (Dye) ab. Außerdem sind auch die unterschiedlichen Eigenschaften der drei, auf organische Stoffe basierende, Farbstoffe (Cyanin, Phthalocyanin, Azo) sowie die darüber liegende Reflektionsschicht aus Gold oder Silber von Bedeutung. Bei einem CDRohling ist keine silberfarbene Aluminiumschicht vorhanden, weil das Aluminium zu chemischen Reaktionen mit anderen Farbstoffen führt. Bei der Unterscheidung von Gold und Silber als Reflektionsschicht lohnt es, sich die Eigenschaften der beiden Edelmetalle heranzuziehen. 20 Neben der guten Reflektionseigenschaften von Gold weist dieses Metall eine deutlich höhere Oxidationsbeständigkeit als die üblichen zum Einsatz kommenden Materialien, wie beispielsweise Silber, auf. Das heißt, Gold oxidiert nicht; dies ist also der optimale Schutz für die CD-R. Außer der guten Korrosionsbeständigkeit (Gold wird im Allgemeinen auch nicht von Säuren angegriffen; Ausnahme: Königswasser) besitzt das Edelmetall ebenfalls die Eigenschaft der guten Verarbeitbarkeit, weil es weich wie Zinn ist. Ein Nachteil ist der hohe Preis wegen seiner Seltenheit. Aus Kostengründen ist Gold durch Silber ersetzt worden, gleichzeitig ist das Reflektionsvermögen von Silber höher (poliertes Silber zeigt die höchsten Licht-Reflexionseigenschaften aller Metalle, frisch abgeschiedenes Silber reflektiert über 99,5% des sichtbaren Lichts). Die Lebensdauer einer CDR mit einer silbernen Reflektionsschicht ist aber dennoch kürzer als die einer CD-R mit einer goldenen Reflektionsschicht. Dies liegt daran, dass Silber korrodiert, wenn es nicht luftdicht verschlossen ist. Deshalb sollte es sicher durch die vorhandene Lackschicht geschützt werden. Die Schutzschicht beugt einer Beschädigung der CD durch Kratzer zum einen und durch UV-Strahlen und Feuchtigkeit zum anderen vor, die den Prozess der Oxidation von Silber beschleunigen. Außerdem verhindert sie das leichte Ablösen der Reflektions- und Speicherschicht. Falls der Acryllack zerkratzt, z.B. durch die Beschriftung der CD-R mit Bleistift oder Kugelschreiber oder durch Transportschäden preiswerter Massen-CD-Rs auf der Spindel, dringt über die Kratzer Sauerstoff ein. Die Information geht nicht verloren, sie kann aber mangels Reflexion nicht mehr gelesen werden. Die Lackschicht kann auch beschädigt werden, wenn Labels aufgeklebt und wieder entfernt werden. Farbstoff -/ Reflektionsschicht – Kombination Für die Farbe der CD-R sind zwei Faktoren verantwortlich: zum einen der Farbstoff der Reflexionsschicht, zum anderen der Farbstoff der Schreibschicht. Durch die Kombination von der Reflexionsschicht und dem Farbstoff der Schreibschicht ergeben sich die folgenden Farben einer CD-R: Reflexionsschicht Gold Reflexionsschicht Silber Phthalocyanin (farblos) gold silber Advanced Phthalocyanin (farblos) gold --- Cyanin (blau) grün hellblau Azofarbstoff (dunkelblau) --- dunkelblau Formazan (hellgrün) gold-grün --- Das heißt, die goldfarbene CD-R benutzt als Dye Phthalocyanin oder Advanced Phthalocyanin und als Reflexionsschicht Gold. Phthalolcyanin garantiert eine extreme Widerstandsfähigkeit, bemerkenswert gute Reflexionseigenschaften und eine äußerste Zuverlässigkeit sowie höchste Kompatibilität mit allen Laufwerken und Brennern. Beide Farbstoffe besitzen einen sehr guten Kontrast zwischen Pits und Lands. Da der organische Farbstoff Phthalocyanin transparent ist, scheint auch auf der Unterseite die goldene Reflexionsschicht durch. Verglichen mit andersfarbigen Rohlingen hat dieser goldene Rohling die besten Reflexionseigenschaften. Die Haltbarkeit solcher CD-Rs wird mit über 100 Jahren angegeben. Mitsui Toatsu entwickelte die Rohlinge mit diesem Farbstoff weiter und kombinierte sie mit einer silbernen Reflexionsschicht. Das Ergebnis ist ein Rohling, der eine hohe Haltbarkeit und die theoretisch besten Reflexionseigenschaften besitzt, da Silber bessere Reflexionswerte ermöglicht. Dennoch sind die negativen Korrosionsvorgänge von Silber nicht zu vernachlässigen. 21 Die grünen Rohlinge, die meist die preisgünstigsten sind, benutzen einen Cyanin – Dye, entwickelt und patentiert von der Firma Taiyo Yuden. Zwar ist der Dye blau, zusammen mit der goldenen Reflexionsschicht erscheint die Unterseite aber grün. Cyanin ist preiswerter und nicht so stabil, außerdem weisen seine optischen Eigenschaften Mängel auf. Man schreibt solchen CD-Rs eine Lebensdauer von 10 Jahren und mehr zu. Grüne Medien liefern den schwächsten Kontrast, können also bei älteren CD-ROM-Laufwerken zu Lesefehlern führen. Der Brennvorgang ist hier weniger exakt, weshalb diese Rohlinge fast nicht mehr erhältlich sind. Da Cyanin empfindlich gegen UVStrahlen ist, wird er nie in Reinform verwendet, sondern nur mit verschiedenen Stabilisatoren. Rohlinge mit blauer Unterseite sind seltener anzutreffen, sie basieren auf dem Farbstoff Azo. Durch eine Reflexionsschicht aus Silber bleibt das Blau des Farbstoffs auch nach unten hin sichtbar. Die Hersteller geben für diesen Rohling trotz des geringeren Kontrasts ähnliche Haltbarkeitswerte wie für goldene CD-Rs an (Lebensdauer ca. 100 Jahre). Hinzu kommt, dass die Stabilität wesentlich geringer als bei Phthalocyanin ist und beim Schreiben die BLER-Rate (Block Error Rate→Fehlerrate) höher ist. Obwohl sie wegen ihrer UV-Beständigkeit und allgemeinen Haltbarkeit hoch angepriesen wurde, schnitt die CD-R mit einem Azo-Dye bei dem Belastungstest des US-amerikanischen National Institute for Standards and Technology (NIST) besonders schlecht ab. Formazan bietet einen guten Kontrast, jedoch ist über die Lebensdauer nichts bekannt. Abschließend kann man sagen, dass die unbestritten besten Farbstoffe Phthalocyanin und Advanced Phthalocyanin sind. Daher werden goldene Rohlinge immer dann empfohlen, wenn es auf gute Wiedergabequalität und lange Lebensdauer ankommt. Phthalocyanin+ goldene Reflexionsschicht Cyanin+ silberne Reflexionsschicht Azo+ silberne Reflexionsschicht Cyanin+ goldene Reflexionsschicht Cyanin+ silberne Reflexionsschicht Phthalocyanin+ silberne Reflexionsschicht 22 6.2 Versuch zur Identifizierung der Metalle CDs und CD-Rs 26 Eine gepresste CD-R im Salzsäurebad Durchführung: Eine gepresste CD wird in ein Salzsäurebad gelegt. Beobachtung: Innerhalb weniger Minuten löst sich die Metallschicht vollständig auf. Deutung: Die Metallschicht besteht aus Aluminium. 2 Al(s) + 6 HCl(aq) → 2 AlCl3(aq) + 3H2(g) Ergänzende Information: Legt man CD-Rs in eine Salzsäurebad, lösen sich die Metallschichten nicht auf. Es ist daher zu erwarten, dass diese aus Gold bzw. Silber oder deren Legierungen bestehen. Versuch zur Identifizierung der Metalle inCD-Rs 27 Metallschicht eines Rohlings mit gelber Unterseite in Salzsäure, Salpetersäure und Königswasser (linke Abb. vlnr.) und Metallschicht eines silbernen Rohlings (rechts) in den gleichen Säuren. (Grün sind Reste der Lackschicht.) Durchführung: Die Metallschicht eines Rohlings mit gelber Unterseite und eines Rohlings mit blauer Unterseite werden abgekratzt. Die Metallstückchen werden auf jeweils drei Reagenzgläser verteilt. In eines der Reagenzgläser gibt man Salzsäure, in das zweite Salpetersäure und in das dritte Königswasser. Beobachtung 1: Die gelbe Metallschicht des Rohlings mit gelber Unterseite löst sich nur in Königswasser, nicht aber in Salzsäure und Salpetersäure. Deutung 1: Die Reflektionsschicht des Rohlings besteht aus Gold. Gold löst sich weder in Salpetersäure, noch in Salzsäure. 23 Im Königswasser bildet sich aktives Chlor und Nitrosylchlorid. Gold lässt sich durch diese stark reaktiven Teilchen oxidieren: HNO3 + 3HCl → NOCL + 2Cl + H2O Au + NO+ + 2 Clnasc. ---> Au3+ + NO + 2 ClBeobachtung 2: Die silberne Metallschicht des Rohlings mit blauer Unterseite löst sich in Königswasser. In Salpetersäure löst sich diese Schicht teilweise, bildet aber auch schwarze Flocken. In Salzsäure löst sich das Metall nicht. Deutung 2: Die Reflektionsschicht des Rohlings besteht aus Silber. Silber löst sich in Königswasser, aber nicht in Salzsäure. In Salpetersäure löst sich Silber ebenfalls, bildet aber vorübergehend eine dünne Schichten aus schwarzem Silberoxid, erkennbar in der entsprechenden Abbildung als dunkle Verfärbung. 3 Ag + 4 HNO3 -----> 3 AgNO3 + NO + 2 H2O 24 7 Der Kunststoff 7.1 Polycarbonat – Makrolon 28 Polycarbonat (Bild Quelle: http://www.makrolon.de/BMS/DBRSC/MakrolonCMSR6.nsf/id/home_de) Die Kunststoffschicht einer CD-R oder DVD-R besteht aus Polycarbonat. Polycarbonate sind synthetische Polymere aus der Familie der Polyester, die aus Kohlensäure und Diolen erzeugt werden. Die Bayer-AG als führender Hersteller gab den Polycarbonaten den Handelsnamen Makrolon. Für CD-Rs und DVD-Rs kommen speziell entwickelte leicht fließende Polycarbonate zu Einsatz. Für die den Anwendungsbereich sind u.a. folgende Eigenschaften der Polycarbonate von Bedeutung: hohe Transparenz gute Wärmeformbeständigkeit geringe Wasseraufnahme Recyclebarkeit Geringe Doppelbrechung Die Synthese der Polycarbonate erfolgt durch Umsetzung von Bisphenol A mit Phosgen: 29 Synthese von Polycarbonat (aus Broschüre „Vom Salzstock zur CD“ des vci-nord) 25 7.2 Dichtebestimmung Eine Schülergruppe hatte die Aufgabe, die Dichte des Kunststoffes Makrolon einer CD zu bestimmen. Dafür konnten unbearbeitete Kunststoffscheiben, die gelegentlich in CD-Spindeln vorhanden sind eingesetzt werden. 1. Methode: Ausmessen und Wiegen Ein Kunststoffrohling wird mit einer Schiebelehre ausgemessen und gewogen. Der Rohling wiegt 20 g. Die Dicke der Kunststoffschicht beträgt 1,2 mm, der Durchmesser 12 cm. Der Durchmesser des Loches in der Mitte wird mit 1,5 cm bestimmt. Daraus ergibt sich ein Volumen von V = ((60mm)2 • Π - (7.5mm)2 • Π)•1.2mm = 13360 mm3 = 13.36 cm3. Die Masse wird mit 16.1 g bestimmt. Daraus ergibt sich eine Dichte von φ = m : V = 16,1g : 13.36cm3 = 1.21 g/cm3 2. Methode: Dichtebestimmung nach dem Schwebeverfahren Durchführung: Zunächst werden unterschiedlich konzentrierte Magnesiumchloridlösungen hergestellt. Die Dichten dieser Lösungen werden mit einem Aerometer exakt bestimmt. Kleine Stückchen von rot eingefärbtem Polycarbonat werden in diese Lösungen gegeben. Beobachtung: In einer Lösung mit der Dichte 1.2 g/cm3 schweben die Kunststoffstückchen. Deutung: Die Makrolonstückchen haben eine Dichte von 1.2 g/cm3. 1.0 g/cm3 1.2 g/cm3 1.4 g/cm3 30 Polycarbonatstückchen in Lösungen unterschiedlicher Dichten (siehe Angaben unter dem Bild). Beide Verfahren der Dichtebestimmung führen zu gleichen Ergebnissen. Unsere Ergebnisse entsprechen den Angaben in der Literatur. 7.3 Brennprobe: 26 31 Brennprobe im Polycarbonat Der Kunststoff brennt mit leuchtend gelber, rußender Flamme. Außerhalb der Brennerflamme verlischt der Kunststoff schnell wieder. Hält man ein Säure-Base-Indikatorpapier in die Flamme, verfärbt sich dieses nicht. Deutung: Verschiedene Kunststoffe zeigen ein unterschiedliches, jeweils charakteristisches Brennverhalten. Das Rußen der Flamme beruht auf dem aromatischen Anteil des Polycarbonats. : Löslichkeit Das Trägermaterial einer CD-R wird in kleine Stückchen zerschnitten und in sieben Reagenzgläsern mit verschiedenen Lösungsmitteln versetzt. Wasser, Hexan und 1-Propanol greifen das Polycarbonat nicht an. Aceton, Essigsäuretethylester und Natronlauge lassen das Polycarbonat aufquellen. In Dichlormethan löst sich der Kunststoff in kurzer Zeit völlig. 32 Polycarbonatstückchen in (vlnr. Wasser, Aceton, Essigsäureethylester, 1-Propanol. Dichlormethan, konzentrierte Natronlauge, Hexan 27 8. Recycling von CDs 8.1 Allgemeines: Am 17.08.1982 wurde die erste industrielle Produktion von CDs aufgenommen. Im Zeitraum von 1982 bis einschließlich 2001 steigerte sich die Anzahl der weltweit vorhandenen CDs auf mehr als 110 Milliarden Stück. Dies entspricht immerhin schon dem 17-fachen der Weltbevölkerung und man könnte mit diesen CDs sogar schon eine etwa 40 cm hohe Mauer am Äquator entlang um die Erde bauen. Jährlich werden zurzeit etwa 8 Milliarden CDs produziert. Diese können wie folgt aufgeteilt werden: CD Audio CD ROM CD-R DVD Summe Tonnen 37.790 74.210 12.800 1.422 126.222 Mio. Stück 2.361,9 4.638,1 800,0 88,9 7.889 Tabelle 1: CD-Mengen weltweit im Jahr 1998 Diagramm 1: CD-Mengen weltweit 1998 Angesichts dieser Dimensionen stellt sich die Frage nach einer sinnvollen Wiederverwertung anstelle von Unmengen nicht mehr brauchbarer CDs (man muss allerdings auch im Auge behalten, dass die CD ein Gebrauchsgegenstand ist, der oftmals über Jahre benutzt oder aufbewahrt wird). Zunächst kann festgestellt werden, dass die CD ein Verbund aus Polycarbonat (99%), Aluminium (bzw. Silber oder Gold), Lack und Druckfarbe ist. Durch spezielle Verfahren können ca. 85% des Polycarbonats wiederaufbereitet werden. Verarbeitung von CD-Abfällen: Um hochwertiges Polycarbonat zu erhalten benötigt man verschiedene Schritte, durch die die CD von übrigen Stoffresten gesäubert wird. Zunächst werden sichtbare Fremdkörper (wie z.B. Drähte) und CDs mit Goldbeschichtung (da diese anders aufbereitet werden als der überwiegende Anteil von CDs mit Aluminium bzw. Silberbeschichtung) aussortiert. Danach werden die CDs vermahlen, entstaubt und mit Hilfe eines Magnetabscheiders von metallischen Resten befreit. Nun folgt die nasschemische Aufbereitung. Dabei taucht man das Mahlgut in verdünnte Natronlauge, welche die Schichten löst und dadurch das Polycarbonat von dem Aluminium bzw. Silber, den Lacken und der Druckerfarbe trennt. Um eine schnellere und effektivere Trennung zu erreichen verwendet man dazu noch Rührvorgänge und Reibung.Anschließend wird durch Zentrifugen das Entschichtungsgemisch von dem Polycarbonat getrennt. Nach einem gründlichen Wasch- und Trockenvorgang läuft der Kunststoff dann noch einmal durch den Magnetabscheider und nun zur Neuverarbeitung zur Verfügung. Neuverwendung: Das so erhaltene CD-Recyclat kann nicht für neue CDs verwendet werden, da hierfür die Anforderungen der Industrie an die optischen Eigenschaften zu hoch sind. Deswegen legiert man das Polycarbonatmahlgut mit dem Kunststoff ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol) und stellt so PC/ABSBlends her. Diese unterscheiden sich nicht merklich von Neuware und aus ihnen können Produkte im Bereich der Medizintechnik, der Computer-, Automobil-, Spielwaren- oder Haushaltswarenindustrie hergestellt werden. Abschluss: Weltweit gibt es nur drei größere Wiederaufbereitungsanlagen: Die Firma Bayer-AG (Deutschland), die Firma Nisar (Amerika; 3000-4000t jährlich) und die Firma Newcycle GmbH (Deutschland). Für die Wiederaufbereitung in Deutschland 1998 ergibt sich: Firma Bayer AG Newcycle GmbH Aufbereitete CDs 1998 Stück [in Mio] 353 57 Aufbereitete CDs 1998 t 5000 800 28 Tabelle 2: Aufbereitete CDs in Deutschland 1998 Zählt man 4000t aufbereiteter CDs von der Firma Nisar dazu, so wurden 9800 t von 126.222t und somit 7,8% von den produzierten CDs 1998 recycled. Dabei ist zu bemerken, dass die verwerteten CDs vornehmlich nicht aus Privathaushalten sondern aus Über- und Fehlproduktionen bzw. nicht verkauften Computerzeitschriften stammen. Nennenswert ist zudem die Erweiterung des Wiederaufbereitungswerks von der Bayer AG, durch die ab 1998 jährlich 6000t Polycarbonatmahlgut gewonnen werden können. Diagramm 2: Aufbereitungsmenge im Vergleich zur Produktionsmenge im Jahr 1998 Diagramm 3: Polycarbonat-Bilanz mit geschätzten Werten 29 7.2. Versuch: Hydrolyse von Makrolon als Modellversuch für rohstoffliches Recycling Das Trägermaterial einer CD wird in kleine Stückchen zerschnitten. 5 Gramm dieser Stückchen werden in einen Rundkolben gegeben. Dazu gibt man 20 g Triethylenglykol und 5g Kaliumhydroxid. Dieses Gemisch erhitzt man unter Rückfluss ca. 20 Minuten bis zum Sieden. Die siedende Lösung verfärbt sich rasch braun. Die Polycarbonatstückchen lösen sich dabei auf. Nach dem Abkühlen erhält man eine bräunliche Lösung. 33 Hydrolyse von Polycarbonat Diese Lösung gießt man nach Abkühlung in einen Messzylinder in 80 Milliliter Wasser. Zu dieser Lösung gibt man einige Milliliter konzentrierte Schwefelsäure. Sofort beobachtet man die Abscheidung eines braunen Öles an der Oberfläche. Bei diesem Öl handelt es sich um Bisphenol-A. Bei dieser von uns angewandten, stark vereinfachten Methode erhalten wir Bisphenol-A in verunreinigter Form. Reines Bisphenol-A sollte heller sein. 34 Eine Schicht aus Bisphenol-A setzt sich ab. 30 9. Fazit Am Ende unseres Projektes über die „Chemie der optischen Datenspeicher“ stellen wir fest, dass selbst der kleine Ausschnitt, den wir zu der Thematik bearbeiten konnten, ein außerordentlich interessantes und vielfältiges Betätigungsfeld eröffnet. Jetzt ist die Arbeit viel länger geworden als geplant, und das obwohl wir auf die Darstellung interessanter Ergebnisse, wie etwa der Frage nach der Zukunft der optischen Datenspeicher, die wir auch bearbeitet haben, aus Platzgründen verzichtet haben. Das bietet sicher Raum für weitere interessante Beschäftigungsmöglichkeiten mit dieser oder ähnlichen Fragestellungen. Diese Projektarbeit wurde erarbeitet von dem Grundkurs Chemie, Jahrgangsstufe 13, der Liebfrauenschule Vechta im Jahr 2006 mit Bartel, Andrea; Blömer, Franziska; Böging, Katharina; Däubler, Miriam; Ehrenborg, Stefanie; Heide, Rebecca v.d.; Heitmann, Anja; Hoyng, Karina; Klostermann, Maria; Koch, Stefanie; Krause, Maike; Mast, Inna; Punte, Karin; Schäfer; Ann-Kathrin; Scheper, Christina; Wahle, Anja; Wilkens, Vera und als Fachlehrer Martin Ratermann 31