Schewa hört auf und Schawa motzt

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Schewa hört auf und Schawa motzt
Schewa hört auf und Schawa
motzt
(von Michael Barth) Kiew/St. Petersburg. Schewa und Schawa,
was sich so ähnlich anhört wie Plüsch und Plum oder Lolek und
Bolek, waren die Vorabhelden dieser Europameisterschaft. Dumm
nur, die EM geht weiter, Schewa und Schawa indes fahren wieder
nach Hause. Der eine erklärte nach dem gestrigen Spiel seinen
Rücktritt von der Nationalmannschaft, der andere monierte die
Kritik an seiner.
Die Ukraine ist bereits ausgeschieden, die russische Sbornaja
nicht minder. Mit Ruhm bekleckert haben sich unter dem Strich
beide nicht bei dieser EURO 2012. Alles in allem konnten die
zwei Teams die Erwartungen, die an sie gestellt wurden, nicht
zur Zufriedenheit der Zuschauer erfüllen. Während die Ukraine
zumindest noch gegen einen vermeintlichen Mitfavoriten England
kapitulieren musste, stellten sich die Russen, immerhin auch
als Titelaspirant gehandelt, gegen Griechenland einfach nur zu
dumm an.
„Das war mein letztes Spiel für die Ukraine“
Noch gestern nach der Pleite der Ukrainer erklärte der 35
Jahre alte Andrij Schewtschenko seinen Abgesang von der
internationalen Fußballbühne. „Das war mein letztes Spiel für
die Ukraine. Ein bisschen später will ich noch ein
Abschiedsspiel bestreiten, um mich von den Fans zu
verabschieden“, das waren gestern die letzten Worte
Angreifers, der letzten ukrainischen Hoffnung auf
Weiterkommen. Dabei hatte die EM für ihn eigentlich recht
begonnen. Zwei Tore noch im ersten Spiel der Gruppe zum
des
ein
gut
2:1
gegen die Schweden, doch dann ereilte ihn das Verletzungspech,
das Knie war blessiert.
Auf eine stolze Karriere kann Schewtschenko dennoch
zurückblicken. Aus der Jugend von Dynamo Kiew hervorgegangen,
wechselte er 1999 als 23-Jähriger nach Italien zum AC Mailand.
2004 wollte der FC Chelsea den Stürmer für die Rekordsumme von
90 Millionen Euro auf die Insel lotsen. Die Mailänder ließen
ihn nicht ziehen – vorerst. 2006 wechselte Schewtschenko dann
schließlich doch noch für 46 Millionen Euro zu den Briten.
Damit dürfte er der teuerste Spieler sein, den die Ukraine je
hervorgebracht hat. 2009 schloss er sich dann letztendlich
wieder seinem Stammverein Dynamo an. Für die Ukraine spielte
Andrij Schewtschenko 111 Länderspiele, in denen er 48 Tore
erzielte. Damit ist er der ukrainische Rekordtorschütze.
„…dann ist das euer Problem“
Andrej Arschawin hingegen zog nach dem vorzeitigen Ende für
die Sbornaja gegen die hohen Erwartungen, die an sein Team
gestellt wurden, vom Leder. Selbst Anton Beljakow, ein
ranghoher Volksvertreter, bekam sein Fett weg, nachdem er sich
über die getrübten Erwartungen von Millionen Fans aussprach.
„Wessen Erwartungen waren das? Eure oder unsere?“, wetterte
Arschawin aus seinem Ledersessel in der Warschauer Hotellobby,
in der das Team logierte. „Wenn wir eure Erwartungen nicht
erfüllt haben“, so der aufgebrachte Stürmer von Zenit St.
Petersburg weiter, „dann ist das euer Problem.“
Das hat gesessen. Dummerweise wurden seine Statements, „für
was sollen wir uns denn bitte entschuldigen?“, von dem Duma-
Abgeordneten mittels Mobiltelefon als Video aufgezeichnet und
machen seitdem die Runde. Da mag noch einiges Ungemach nach
der Rückkehr in die Heimat auf den 31-Jährigen Kapitän und
seine Teamkollegen zukommen. Die Fans werfen der Mannschaft
indes vor, abgehoben zu sein und sich divenhaft zu benehmen.
Erwartungen hin oder her, Ruhe im Stall schaut anders aus. Mit
der Leistung hat es ja auch schon nicht geklappt, bei dieser
EURO 2012.

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