Carl - Legien - Oberschule Schulprogramm
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Carl - Legien - Oberschule Schulprogramm
Carl - Legien - Oberschule Schulprogramm Inhaltsverzeichnis Vorwort 2 Präambel 3 Leitbild 4 Unterricht und Erziehung 5 Organisation und Entwicklung 9 Anhang 1 Wir über uns 15 Anhang 2 Bildungsgänge 17 Anhang 3 Bisherige Projekte 18 Anhang 4 Schulentwicklungsplan 19 Anhang 5 Carl Legien 20 -1- Vorwort Das vorliegende Schulprogramm stellt entsprechend den schulpolitischen Vorgaben das zentrale Konzept zur Qualitätsentwicklung an der Carl-Legien-Oberschule dar. Die gemeinsame Überzeugung aller Lehrenden an der Carl-Legien-Oberschule ist: Ein Schulprogramm hat zwei gleichrangige, zentrale Aufgaben, zum einen den gemeinsamen Nenner und die Richtschnur für die pädagogische Arbeit anzugeben sowie zum anderen die Schule in der Öffentlichkeit darzustellen. Deshalb vereint unser Schulprogramm beide Perspektiven und richtet sich sowohl nach innen an die Unterrichtenden als auch nach außen an die Lernenden und deren Eltern. Diese sollen sich über die Arbeit an der Carl-Legien-Oberschule informieren können. Aufbau und Darstellungsweise des Schulprogramms versuchen also, zwei Ziele zu verwirklichen, die nur schwer zu vereinbaren sind. Als Schulentwicklungsplan soll das Programm Ziele und Maßnahmen für Fachleute hinreichend genau und differenziert beschreiben. Als Übersicht über die laufenden schulischen Prozesse soll das Programm möglichst klar und allgemein verständlich sowie in angemessener Kürze über die Arbeit an der Carl-Legien-Oberschule Auskunft geben. Zunächst wird das Kernstück unseres Schulprogramms dargestellt das Leitbild mit der pädagogischen Leitlinie. In den beiden anschließenden Abschnitten “Unterricht und Erziehung” sowie “Organisation und Personal” sind die jeweiligen daraus abgeleiteten Ziele und Entwicklungsvorhaben bzw. Maßnahmen beschrieben, die eine Bestandsanalyse der Qualität der unterrichtlichen und schulischen Prozesse sowie Stärken-Schwächen-Analysen in unterschiedlichem Maß explizit enthalten. Im Anhang 1 sind beschreibende Angaben zur Carl-Legien-Oberschule und zu den schulspezifischen Rahmenbedingungen der Arbeit gesammelt. Eine Übersicht über die Bildungsgänge ist im Anhang 2 zu finden. Der Anhang 3 listet laufende und bisherige Unterrichtsprojekte auf. Die mittel- bis längerfristigen Schwerpunktsetzungen der pädagogischen und organisatorischen Arbeit im Rahmen der Qualitätsentwicklung werden im Anhang 4 angegeben. Der Anhang 5 schließlich enthält wesentliche Daten zum Namensgeber der Schule. Verknüpfungen zwischen einzelnen Abschnitten des Schulprogramms werden jeweils im Text direkt durch Querverweise deutlich gemacht. -2- Präambel Die Carl-Legien-Oberschule macht es sich zur Aufgabe, Jugendliche mit besonderem Förderbedarf weiterzuentwickeln. Wir fördern und entwickeln gleichberechtigt überfachliche Handlungskompetenzen, theoretische Kenntnisse sowie die praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Lernenden in berufsnah ausgestatteten Werkstätten. Schwerpunkt unserer pädagogischen Arbeit ist die soziale Integration Jugendlicher mit besonderem Förderbedarf. Die Carl-Legien-Oberschule versteht sich als ein Bindeglied zwischen der allgemeinbildenden Schule und der beruflichen Ausbildung. -3- Leitbild Im Mittelpunkt der Carl-Legien-Oberschule stehen Lernende, die einen offensichtlichen oder einen verdeckten Förderbedarf haben. Gerade diese Mischung ist ein besonderes Kennzeichen unserer Schule und unterscheidet sie von den meisten anderen Berufsschulen. Lernende, die die Sonderschule absolviert haben und im Anschluss daran über eine praxisorientierte weitere schulische Qualifizierung ihre Chancen für den Einstieg in die berufliche Ausbildung, die Arbeitswelt und das Erwerbsleben verbessern möchten, haben einen offensichtlichen und vor allem anerkannten Förderbedarf. Der verdeckte und häufig bisher nicht (an-)erkannte Förderbedarf besteht bei Lernenden, die in der allgemeinbildenden Schule wegen verschiedenartiger Defizite benachteiligt sind. Das sind zum einen diejenigen, die in der Regelschule zwar den Schulerfolg haben wollen, aber nur mit starken Einschränkungen oder sogar überhaupt nicht erreichen können. Zum anderen gibt es in der allgemeinbildenden Schule Jugendliche, die durchaus schulischen Erfolg haben könnten, diesen aber in ihrer momentanen persönlichen, von Defiziten bestimmten Lage sich selbst nicht zutrauen bzw. verweigern. Allen diesen Lernenden bietet die Carl-Legien-Oberschule eine gezielte, systematische Förderung und Forderung an. Dabei kann der Schwerpunkt je nach den Bedürfnissen der Einzelnen mehr im sonderpädagogischen oder im sozialpädagogischen Bereich liegen. Das gemeinsame Ziel aller an der Carl-Legien-Oberschule Arbeitenden lautet: Jugendliche mit besonderem Förderbedarf sollen die Schule wieder oder weiter besuchen, und sie sollen das vor allem auch gern tun. Dahinter steht die pädagogische Leitlinie: Die Jugendlichen erfahren eine Stärkung bei der Entwicklung ihres Selbstbewusstseins, ihrer Selbstständigkeit und ihrer Mündigkeit. und verbessern ihre Ausbildungsfähigkeit. -4- Unterricht und Erziehung Entsprechend der pädagogischen Leitlinie soll die gesamte Persönlichkeit der Lernenden gefördert und gefordert werden. Deshalb ist der Unterricht an der Carl-Legien-Oberschule nicht auf die an den allgemeinbildenden Schulen vorherrschende Theorievermittlung allein beschränkt. Vielmehr weist der Unterricht auch einen hohen praktischen Anteil von bis zu 16 Stunden pro Woche auf. Außerdem bietet der Unterricht methodisch eine Mischung aus ganzheitlichen Anteilen in Form von Projekten (s. Anhang 3, S.18) und der Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten im fachpraktischen Unterricht und den zugehörigen theoretischen Ergänzungen. Aus der pädagogischen Leitlinie, die Jugendlichen bei der Entwicklung ihres Selbstbewußtseins, ihrer Selbständigkeit und ihrer Mündigkeit zu stärken, resultieren die folgenden Bildungs- und Erziehungsziele. Sie beschreiben letztlich nur verschiedene Dimensionen des übergeordneten Ziels: Die Lernenden verbessern ihre Ausbildungsfähigkeit. 1. Die Jugendlichen zeigen im Unterrichts- und Schulgeschehen die Arbeitstugenden Pünktlichkeit, Ordentlichkeit und Zuverlässigkeit. 2. Die Heranwachsenden entdecken und entfalten ihre Sozialkompetenzen Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit sowie emotionale Kontrolle und Konfliktfähigkeit. 3. Die Lernenden verfügen über eine solide Grundlage in den Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen sowie einfacher Umgang mit dem PC und sportliche Bewegung. 4. Die Lernenden kennen grundlegende Techniken und Strategien des Lernens sowie zum Sammeln und Ordnen von Informationen und wenden sie an. 5. Die Jugendlichen besitzen berufsfeldbezogene Fachkompetenzen durch vorberufliche Kenntnisse und Fertigkeiten. -5- 1. Arbeitstugenden: Die Entwicklung der Individualkompetenzen (Arbeitstugenden) stellt ein besonderes Anliegen der sonderpädagogischen und sozialpädagogischen Bemühungen an der Carl-Legien-Oberschule dar. Der Unterricht wird in kleinen Lerngruppen (in der Regel nicht mehr als 13 Schüler) von einem festen Team von Lehrkräften erteilt. Auf diese Weise sind die Voraussetzungen für Bildung von vertrauensvollen Bindungen gegeben, die zugleich für die Verbesserung der Sozialkompetenzen notwendig sind. Damit die Schule tatsächlich etwas bewirken kann und die Ziele von Unterricht und Erziehung erreicht werden können, muss eine notwendige Bedingung erfüllt sein, die jedoch nicht hinreichend ist: Die Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf erscheinen tatsächlich in der Schule und fühlen sich dort auch wohl. Alle Lernenden sollen daher den Wert von Pünktlichkeit, Ordentlichkeit und Zuverlässigkeit erkennen und ihr Verhalten bezüglich dieser Tugenden im Verlauf des Unterrichtsbesuches verbessern. Insbesondere die Verringerung von Unpünktlichkeit steht an der Carl-Legien-Oberschule auch langfristig im Zentrum von Unterricht und Erziehung. Deshalb wird eine Befragung zu diesem Thema als erstes internes Evaluationsvorhaben (s. Anhang 4, S.19) durchgeführt. 2. Sozialkompetenzen: Die Förderung der Sozialkompetenzen durch die Lehrkräfte und Sozialpädagogen hat an unserer Schule ebenfalls einen hohen Stellenwert, zumal Jugendliche mit besonderem Förderbedarf bei diesen häufig große Defizite aufweisen. Um die Kritikfähigkeit der Lernenden über den jeweiligen Unterrichtsinhalt hinaus in Bezug sowohl auf sich selbst als auch auf ein Gegenüber zu entfalten, legen die Lehrenden die Prinzipien und Bewertungskriterien ihres Unterrichts offen (vgl. Transparenz, S.10). Sie führen darüber ebenso wie über die individuellen Entwicklungs- und Fördermaßnahmen mit den Jugendlichen regelmäßig etwa zweimal im Halbjahr Gespräche. Wir entwickeln und fördern Gemeinsamkeitsgefühl und Teamfähigkeit einerseits durch die Projekte (s. Anhang 3, S.18). Die Lernenden sollen sich an unserer Schule wohl fühlen. Deshalb beziehen wir andererseits auch besondere Veranstaltungen für die Lerngruppen in das Unterrichtsgeschehen mit ein, z.B. gemeinsames Frühstück, Gesprächsund Spielrunden (vgl. Schulklima, S.9). Dabei werden emotionale -6- Kontrolle und Konfliktfähigkeit in eher alltäglichen Situationen und vor allem ohne Leistungsdruck ebenso trainiert und verbessert wie Toleranz und Akzeptanz (vgl. Schulklima, S.10). Schließlich präsentieren alle Lernenden und Lehrenden am jährlichen Tag der offenen Tür die Schule gemeinsam nach außen (vgl. Öffentlichkeitsarbeit S.11). 3. Basiskompetenzen: Die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen, einfacher Umgang mit dem PC und sportliche Bewegung werden in den allgemein- und berufsbildenden Fächern des Unterrichts gefördert und gefestigt. Hierzu werden angemessene und einfach zu handhabende Diagnose- und Unterrichtsverfahren angewendet und weiterentwickelt, die der besonderen Zusammensetzung der Schülerschaft unserer Schule gerecht werden (vgl. Diagnostik, S.12). 4. Methodenkompetenzen: Durch geeignete Aufgabenstellungen werden Techniken und Strategien des Lernens sowie zum Sammeln und Ordnen von Informationen vermittelt (vgl. Schulklima, S.9). Dies geschieht zunächst sowohl im berufsfeldspezifischen als auch im allgemeinbildenden Unterricht. Die reale Welt außerhalb der Schule soll aber in das Lerngeschehen mit einbezogen werden. Deshalb werden auch an Lernorten außerhalb der Schule, z.B. Ausstellungen, Messen, Berufsinformationszentren, Behörden und Einrichtungen des politischen Lebens, Bildungsträger u.a.m., Informationen gesammelt und Lerntechniken geübt. 5. Berufsfeldbezogene Fachkompetenzen: Vorberufliche Fachkompetenzen erwerben die Lernenden vor allem durch die Unterrichtsinhalte des Praxisunterrichts. In einem von derzeit sechs möglichen Berufsfeldern der Carl-Legien-Oberschule (vgl. Anhang 1, S.15) werden neben grundlegenden theoretischen Kenntnissen vielfältige praktische Fertigkeiten in bis zu 16 Stunden pro Woche vermittelt. Gerade für Schüler mit mehrfachem Förderbedarf, denen die allgemeinbildenden Schulen wegen der einseitigen theoretischen Ausrichtung eher fremd bleiben, eröffnet das praktische Handeln häufig einen neuen und erfolgversprechenden Zugang zur Schule und zum Lernen. In den Projekten (vgl. Anhang 3, S.18) werden dabei die Lernenden vielfältig gefordert. Dieser ganzheitliche -7- Aspekt des Unterrichts wird in Zukunft durch lernfeldorientierten Unterricht unterstützt. Darüber hinaus wird den Lernenden in einem auch von den Fachlehrern intensiv betreuten dreiwöchigen Betriebspraktikum ein Einblick in das reale Berufsleben ermöglicht (vgl. S. 13). Durch die im Unterricht und Schulleben erworbenen bzw. verbesserten Kompetenzen werden die Lernenden in höherem Maß zur Ausbildung befähigt. Einen sichtbaren Ausdruck findet dies in den Bescheinigungen über die von den Jugendlichen erzielten Ergebnisse. Lernende, die kontinuierlich aktiv am Unterrichtsgeschehen teilgenommen und in ausreichendem Maße Kenntnisse und Leistungen nachgewiesen haben, erhalten die in dem jeweiligen Bildungsgang vorgesehenen Abschlusszeugnisse. Darüber hinaus erscheint es aber gerade sinnvoll, Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf auch Teilqualifikationen zu bescheinigen, die sie erworben haben. Der Schulabschluss wird von diesen oft als eine weit entfernte und sehr hohe, ja sogar zu hohe Mauer empfunden. Diese Mauer kann durch Bescheinigungen geringeren Umfangs in mehrere näher liegende und niedrigere Hürden zerlegt werden. So wird einerseits die Lernmotivation verbessert; andererseits erhalten auch die, die das große Ziel verpassen, am Ende des Lehrgangs die Möglichkeit, Teilergebnisse vorzuweisen. Deshalb werden Zug um Zug für alle Berufsfelder, aber auch in den allgemeinbildenden Fächern geeignete Module entwickelt, die zu entsprechenden Zertifikaten führen. Um zu überprüfen, in wieweit den Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf tatsächlich Chancen auf dem Arbeitsmarkt eröffnet wurden, wird die Carl-LegienOberschule an einer Verbleibs-Studie im Rahmen eines entsprechenden Forschungsprojektes der Humboldt-Universität Berlin, Abteilung Wirtschaftspädagogik, teilnehmen (s. Anhang 4, S.19). -8- Organisation und Personal Sämtliche organisatorischen Maßnahmen und die Personalentwicklung müssen dazu beitragen, dass Jugendliche mit besonderem Förderbedarf die Schule gerne wieder bzw. weiter besuchen. Aus dieser gemeinsamen Absicht aller an der Carl-Legien-Oberschule Arbeitenden leiten sich die folgenden Ziele ab: 1. An der Schule herrscht ein gutes Schulklima, in dem alle sich mit Respekt und Vertrauen begegnen und in dem Gemeinschaftsgefühl und Identifikation sichtbar sind. 2. Unterricht und Schulleben sind für alle Beteiligten transparent. 3. Die Schule leistet Öffentlichkeitsarbeit. 4. Die Arbeit an der Carl-Legien-Oberschule ist effektiv. 1.Schulklima und Gemeinschaftsgefühl: Ein gutes Schulklima ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass sich die Lernenden an unserer Schule auch über den Unterricht hinaus wohl fühlen und gern am Schulleben teilnehmen. Die Jugendlichen sollen Vertrauen und Respekt als Werte erkennen und im Verlauf des Schulbesuchs ihr Verhalten mehr und nachhaltig danach ausrichten. Deshalb fordern alle Unterrichtenden sowohl im Unterricht selbst als auch zu allen anderen Gelegenheiten Freundlichkeit und Höflichkeit im Umgang miteinander ein. Die Lehrenden fördern das gute Schulklima aber auch selbst durch ein vorbildhaftes Verhalten gegenüber den Lernenden. Um ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln, vereinbart jede Lerngruppe regelmäßige gemeinsame Gesprächsrunden oder Klassenfrühstücke – eventuell auch Stunden für Gesellschaftsspiele – mit der Klassenleitung (vgl. Sozialkompetenzen, S. 6). Dabei wird darauf geachtet, dass möglichst zweimal im Halbjahr auch das zugeordnete Mitglied des sozialpädagogischen Teams teilnehmen kann. Die gesamte Schule vereinbart für ein Schuljahr ein gemeinsames Motto als Leitmotiv für den Unterricht und alle anderen Veranstaltungen. -9- Mindestens einmal pro Halbjahr wird eine themenbezogene Exkursion, ein Seminartag oder ein Besuch eines außerschulischen Lernortes von jeder Lerngruppe durchgeführt (vgl. Methodenkompetenzen, S.7). In einer solchen gemeinsamen Erkundung soll das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Teamfähigkeit der Schüler gestärkt werden. Um schließlich die Gemeinschaft aller und die Identifikation mit der Schule zu fördern legt jede Lerngruppe für sich oder in Zusammenarbeit mit anderen ein Thema fest, mit dem sie sich und die Schule beim jährlichen Tag der offenen Tür unter dem gemeinsamen Motto darstellt (vgl. soziale Kompetenzen, S. 6 und Öffentlichkeitsarbeit, S.11). Auch die Teilnahme von Auswahlmannschaften an Sportveranstaltungen (z.B. Fußballturnieren) trägt erheblich zur Identifikation mit der Schule bei. Wenn Lehrende und Lernende als Zuschauer Schulteams unterstützen, wird das Gemeinschaftsgefühl zusätzlich verstärkt. Bei diesen und ähnlichen Gelegenheiten (z.B. Börsenspiel, Zeitung in der Schule u.a.m.) fördern Schulleitung und Lehrkräfte durch öffentliche Anerkennung der Teilnahme und der dabei erzielten Leistungen von Lernenden ihrerseits das Gemeinsamkeitsgefühl sowie die soziale Integration. Da der Unterricht in kleinen Lerngruppen erteilt wird, sind die Voraussetzungen für die Entwicklung von Gemeinschaftsgefühl auch bei Schülern mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund gegeben. Alle genannten Maßnahmen fördern und fordern eine intensive vergleichende Information über unterschiedliche kulturelle Eigenheiten der Lernenden. Sie dienen zugleich dazu, Toleranz und Akzeptanz zu erhöhen (vgl. soziale Kompetenzen, S.6). Zur Unterstützung dieser besonders wichtigen Verständigung soll der Anteil von Lehrkräften nichtdeutscher Herkunftssprache im Kollegium erhöht werden. 2. Transparenz: Transparenz gewährleistet eine bessere Orientierung insbesondere für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf. Gute Orientierungsmöglichkeiten wiederum sind eine unverzichtbare Bedingung dafür, dass Lernende eine Schule gern und motiviert besuchen. Auch deshalb machen die Unterrichtenden die Prinzipien und Bewertungskriterien des Unterrichts sichtbar (vgl. soziale Kompetenzen, S.6). Transparenz ist für die individuelle Förderung notwendig, damit diese von den Lernenden auch angenommen wird. Deshalb werden die Begründungen für individuelle Fördermaßnahmen offen gelegt und mit den Jugendlichen besprochen. - 10 - Die Jugendlichen und ihre Erziehungsberechtigten erhalten weitere Informationsmöglichkeiten durch Elternabende und Sprechstunden der Lehrkräfte und Sozialarbeiter. Außerdem wird eine regelmäßig überarbeitete Schulbroschüre herausgegeben und eine fortlaufend aktualisierte Internetseite veröffentlicht. Darüber hinaus werden Angebote zur Vereinbarung von sonderpädagogischen oder sozialpädagogischen Beratungsterminen von den entsprechenden Fachkräften gemacht. In Gruppen von Jugendlichen mit unterschiedlichem Förderbedarf erfordert Transparenz für die Lernenden die entsprechenden Qualifikationen bei den Unterrichtenden. Aufgabe der Personalentwicklung an der CarlLegien-Oberschule ist, den Anteil der Lehrkräfte mit sonderpädagogischen und sozialpädagogischen Kompetenzen systematisch zu vergrößern. Deshalb wird bei jeder Stellenausschreibung und –besetzung (vgl. S.12) ein Hauptaugenmerk auf dieser Forderung liegen. 3. Öffentlichkeitsarbeit: Öffentlichkeitsarbeit ist ein besonderes Anliegen des gesamten Kollegiums. Ihre Koordinierung liegt in den Händen der Schulleitung. Es wird geprüft, ob die Gesamtkonferenz der Lehrkräfte in Abstimmung mit der Schulleitung gegebenenfalls Beauftragte für einzelne Bereiche benennt. Ferner strebt das Kollegium zur Weiterentwicklung der Schule Schulpartnerschaften sowie Gelegenheiten für einen Schüleraustausch an und möchte die Möglichkeiten des Sponsorings nutzen. Neben der Zusammenarbeit mit Betrieben, Bildungsträgern und dem Arbeitsamt kooperieren wir aktiv mit Einrichtungen des öffentlichen Lebens. So werden regelmäßig Kontakte zum Verein der Freunde der Carl-Legien-Oberschule, zur Kiez-AG, zum Neuköllner Netzwerk Berufshilfe und zum Haus Kreisau gepflegt. Die bestehende gute Abstimmung mit der Jugendhilfe und dem zuständigen Polizeiabschnitt wird zur Verbesserung von (Gewalt-)Prävention und wirksamer Intervention weiter verstärkt. Wir beteiligen uns regelmäßig an Veranstaltungen des Bezirks, z.B. am Rixdorfer Weihnachtsmarkt. Dort wird in jedem Jahr der “Rixdorfer Weinmeister” zu Höchstpreisen versteigert. Dieser Wein, der auf dem Gelände des Berufsfeldes Agrartechnik angebaut und gekeltert wird, ist nicht nur bezirklich, sondern überregional ein Vorzeigeprojekt und Aushängeschild der Carl-Legien-Oberschule. Der alljährliche Tag der offenen Tür schließlich wendet sich nicht nur an mögliche neue Lernende und deren Eltern. Er gibt auch einer breiteren - 11 - Öffentlichkeit Gelegenheit, Informationen über die Arbeit an der CarlLegien-Oberschule zu erhalten (vgl. soziale Kompetenzen, S. 7 und Schulklima, S.10). Über besondere Schulprojekte informieren wir die Presse und andere Medien gezielt. 4. Effektivität: Die Arbeit mit Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf soll Verhaltensänderungen und Kompetenzerweiterungen (s. Unterricht und Erziehung, S. 5-8) bewirken. Dazu ist Effektivität in der Organisation und im Personalmanagement unerlässlich. Die Wirksamkeit der Arbeit ist daher wie schon immer ein Ziel höchsten Ranges für alle Lehrkräfte. Nun aber soll Zug um Zug diese Qualität gesichert und auch nach außen sichtbar gemacht werden. Deshalb wird in den nächsten 4 Jahren eine für die spezielle Schülerschaft der Carl-Legien-Oberschule aussagefähige Diagnostik entwickelt (vgl. Basiskompetenzen, S.7). Diese Diagnostik soll es ermöglichen, die wichtigsten Bereiche des Förderbedarfes der Lernenden zu erkennen und Möglichkeiten der Förderung aufzuzeigen. Zunächst werden für die allgemeinbildenden Fächer der Lehrgänge in Zusammenarbeit mit den sonder- und sozialpädagogischen Fachkräften Eingangstests erarbeitet, die dann für die Unterrichtenden des jeweiligen Faches eine anerkannte Grundlage für gezielte Fördermaßnahmen sind. Um die Organisation einer einheitlich durchgeführten Diagnostik in sich selbst effektiv zu gestalten, wird dabei besonderes Gewicht auf die einfache Handhabbarkeit der Verfahren gelegt. Zur Koordinierung der fortlaufenden Verbesserung der schulinternen Diagnostik wird eine Arbeitsgruppe eingerichtet, in der alle Berufsfelder vertreten sind. Bei einem der nächsten beiden pädagogischen Tage wird das Thema Diagnostik ein Schwerpunkt sein. Eine zentrale Aufgabe der Personalentwicklung ist in den nächsten Jahren die Erweiterung der sonderpädagogischen Kompetenzen im Kollegium, und zwar sowohl bei der Fortbildung als auch bei der Einstellung neuer Pädagogen (vgl. S. 11). Zur Steigerung der Wirksamkeit muss die Organisation des Unterrichts selbst immer wieder überprüft werden. Für den fachpraktischen Unterricht in einzelnen Berufsfeldern werden zur Zeit Module entwickelt, die zu aussagekräftigen Bescheinigungen führen (vgl. S.8). Diese Zertifikate sollen es den Lernenden unabhängig von den Schulnoten ermöglichen, erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten bzw. die Teilnahme an bestimmten Einführungen nachzuweisen. Außerdem - 12 - werden die Möglichkeiten zur Einführung von Schülerfirmen geprüft, die in zeitgemäßen Projekten brauchbare und möglichst marktfähige Produkte erstellen. Schon jetzt ist ein wichtiger Bestandteil der Tätigkeit der Lernenden ein dreiwöchiges Betriebspraktikum (vgl. Fachkompetenzen, S.8), das eine Verbindung zwischen dem Lernen in der Schule und der Berufswelt herstellt. Es wird sowohl von den allgemein- und berufsbildenden Lehrkräften als auch von den im fachpraktischen Unterricht Lehrenden intensiv betreut. Das Betriebspraktikum wird insbesondere in den Fächern Wirtschafts- und Sozialkunde sowie Deutsch gründlich vorbereitet. Die Jugendlichen werden in der Regel mindestens dreimal in ihren Betrieben besucht. Sie erhalten einen fortlaufend aktualisierten, vorgedruckten Berichtshefter, der von ihnen während des Praktikums zu bearbeiten ist. Nach Ende ihrer Tätigkeit in den Betrieben wird der Hefter mit den Lehrkräften ausgewertet. Die vergleichsweise geringe Größe der einzelnen Berufsfelder und die damit verbundenen kurzen und direkten Verständigungswege haben die Kommunikation ebenso wie die Arbeit von festen Teams mit den einzelnen Lerngruppen schon immer begünstigt. Auch hier geht es wieder darum, diese Qualität nun auch zu sichern. Bereits jetzt erfolgen Rückmeldungen für die Lernenden in kurzen zeitlichen Abständen und in hoher Abstimmung der beteiligten Lehrkräfte und Sozialpädagogen. Sie werden deshalb umgehend die Struktur individueller Entwicklungs- und Fördergespräche erhalten. Um sowohl die Kommunikation der Kollegiumsmitglieder untereinander als auch die Information neu hinzukommender Lehrkräfte auf eine verlässliche Grundlage zu stellen, werden die wesentlichen Arbeitsgrundlagen für das gesamte Kollegium ebenso wie die für einzelne Fach- oder Berufsfeldgruppen schriftlich festgehalten und überprüft. Ohne eine kontinuierliche Fortbildung der Lehrkräfte ist eine hohe Qualität des Unterrichtes auf dem aktuellen Stand der allgemein- und fachpädagogischen, aber auch der bildungspolitischen Diskussion nicht denkbar. Deshalb bildet das Kollegium sich regelmäßig extern und intern fort und dokumentiert dies auch. Dabei stellt der jährlich stattfindende Studientag der Lehrkräfte für den Teamgeist des Kollegiums (“corporate identity”) ein außerordentlich wichtiges, ja geradezu unerlässliches Element dar. Eine der hervorragenden Aufgaben aller Fach-, Berufsfeld-, Gesamt- und Fachleiterkonferenzen ist die Weitergabe von Ergebnissen und Erfahrungen aus Fortbildungsmaßnahmen. Mindestens eine der jeweiligen Fachkonferenzen im Halbjahr beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit einem besonderen fachlichen oder - 13 - pädagogischen Thema. Ein wesentliches Anliegen sehen alle Lehrenden in der Weiterbildung über Möglichkeiten der Konfliktlösung. Diese ist daher in der Regel eines der Themen des jährlichen pädagogischen Tages. Bereits jetzt verfügen neben den sozialpädagogischen Fachkräften zwei Kolleginnen über eine zusätzliche Qualifikation als Mediatorinnen. Ein weiterer Schwerpunkt der Fortbildung liegt in der Erweiterung der sonderpädagogischen Kompetenzen insbesondere im diagnostischen Bereich. Um die Wirksamkeit der Arbeit an der Schule zu erhöhen, ist die Suche nach Maßnahmen zum Abbau der Schuldistanz ein Schwerpunkt der Arbeit an der Carl-Legien-Oberschule. Deshalb führen wir eine Befragung zur Verringerung der Unpünktlichkeit und Schulmüdigkeit durch (vgl. Anhang 4, S.19). Auch ein Angebot zum Stressabbau und zur Problembewältigung ist in der Erprobung. Eine Arbeitsgruppe mehrerer Kollegen gibt bereits vielen Schülern mit speziellem Bedarf Gelegenheiten, in einem Trainingsraum (vgl. Anhang 4, S.19) parallel zum regulären Unterricht ihre Verhaltensmuster zu überprüfen und zu ändern sowie bestimmte fachliche Defizite abzubauen. Es wird – auch in Abhängigkeit von den personellen Ressourcen – zu prüfen sein, wie dieses Angebot ausgeweitet werden kann. - 14 - Anhang 1 Wir über uns Die Carl-Legien-Oberschule wurde 1984 als Berufsschule für berufsbefähigende Lehrgänge im 10. Schuljahr (BB 10) gegründet. Im Laufe der Jahre hat sich das Bildungsangebot an unserer Schule erweitert: 1995 kamen die Vollzeitschulischen Lehrgänge im 11. Schuljahr (VZ 11, später BQL) und 1998 die Modularen Dualen QualifizierungsMaßnahmen (MDQM I und II) hinzu. Die Lehrgänge im 10. Schuljahr laufen dagegen, den schulpolitischen Vorgaben entsprechend, im Schuljahr 2006/2007 aus. Unser Haupthaus befindet sich in einem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude in der Leinestraße im Bezirk Neukölln. Der Fachbereich Agrarwirtschaft ist, etwa 3 km entfernt, auf einem ca. 12 000 m² großen Gartengelände am Dammweg gelegen. Auch dort befindet sich ein Baudenkmal, das als Unterrichtsgebäude genutzt wird. Die Schülerinnen und Schüler der Carl-Legien-Oberschule haben bei uns die Chance, Schulabschlüsse nachzuholen, die dem Hauptschulabschluss bzw. dem erweiterten Hauptschulabschluss der allgemeinbildenden Schule gleichwertig sind. Im Rahmen einer Berufsausbildung besteht auch die Möglichkeit, einen Abschluss zu erwerben, der dem Abschluss an der Realschule gleichwertig ist. Wir unterscheiden uns von den großen Oberstufenzentren (OSZ) insbesondere dadurch, dass bei uns die Jugendlichen die Möglichkeit haben, Erfahrungen in sehr unterschiedlichen Berufsfeldern zu sammeln. An unserer Schule sind zur Zeit die folgenden sechs vertreten: Agrarwirtschaft, Elektrotechnik, Ernährung & Hauswirtschaft, Holztechnik, Metalltechnik sowie Textiltechnik & Bekleidung. Kennzeichnend für unsere Schule sind kleine Lerngruppen und überschaubare Berufsfelder, die einen optimalen Lernerfolg begünstigen. Die Carl-Legien-Oberschule bietet z.Z. überwiegend schulische Vollzeitlehrgänge an. Bei diesen nimmt der Unterricht in den fachpraktischen Fächern ungefähr die Hälfte der Unterrichtsstunden ein. Der Praxisunterricht wird von erfahrenen Lehrkräften durchgeführt, die in der Regel über eine Meisterqualifikation verfügen. Dieser Unterricht findet in modern und professionell ausgestatteten Werkstätten statt. - 15 - Die Lehrkräfte unserer Berufsfelder kooperieren insbesondere mit den Berufsschulen mit sonderpädagogischen Aufgaben und dem Oberstufenzentrum Holztechnik in verschiedenen Projekten. Die Sozialarbeit an der Carl-Legien-Oberschule fördert die Verbesserung der Sozialkompetenzen bei den Lernenden. Die Sozialpädagogen sind Ansprechpartner für die Jugendlichen bei Problemen in schulischen und persönlichen Angelegenheiten. Die Beratung erfolgt frei von schulischen Bewertungen und auf Wunsch vertraulich. Die Carl-Legien-Oberschule nimmt an einem Projekt zur integralen Sprachförderung teil. Im Rahmen des Projektes wird die Sprachförderung in Form von Qualifizierungsbausteinen auf alle Lernfelder ausgeweitet. Dadurch werden die Kompetenzen in der deutschen Sprache über den reinen Deutschunterricht hinaus in allen Unterrichtsfächern verbessert. Rund 600 Jugendliche besuchen pro Schuljahr die Carl-LegienOberschule, davon ca. 140 in der Berufsfachschule und ca. 460 in berufsvorbereitenden Lehrgängen. Die Schülerschaft setzt sich zu ungefähr gleichen Teilen aus weiblichen und männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zusammen. Ungefähr ein Drittel ist zweisprachig aufgewachsen; der Anteil anderer Nationalitäten beträgt etwa zehn Prozent. Die an der Carl-Legien-Oberschule Lehrenden verfügen über besonders fundierte Kenntnisse und hohes Engagement im Bereich der vorberuflichen Bildung. Das ca. 50 Mitglieder umfassende Kollegium besteht zu annähernd gleichen Teilen aus Lehrerinnen und Lehrern; die Altersstruktur entspricht dem Durchschnitt aller beruflichen Schulen in Berlin. Etwa ein Drittel der Unterrichtenden sind Lehrkräfte für fachpraktischen Unterricht. Die anderen sind zu einem Viertel allgemeinbildende und zu drei Vierteln berufsbildende Lehrkräfte. Außerdem sind an der Carl-Legien-Oberschule eine Sozialarbeiterin und ein Sozialarbeiter, ein Technischer Leiter, zwei Sekretärinnen, eine Gärtnerin, ein Gartenarbeiter sowie ein Hausmeister tätig. Für das leibliche Wohl aller an der Carl-Legien-Oberschule sorgt die von einem Schulprojekt betriebene Cafeteria. - 16 -