06 2007

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06 2007
NEWS
06 2007
Gold im Einzel und im Mixed: Guo Yue gewinnt
das Schmetterlings-Duell mit Zhang Yining
Zagreb. Als chinesische Festspiele und als Debakel für Europa
werden die Einzel-Weltmeisterschaften von Zagreb in die Geschichte des Weltverbandes ITTF eingehen. In sämtlichen Endspielen aller fünf Konkurrenzen waren die Athleten aus dem
Reich der Mitte unter sich. Von 20 Medaillen gingen 15 an China, je zwei an Hongkong und Südkorea sowie eine an Taiwan – die
Gastgeber vom Alten Kontinent gingen fünfzehn Monate vor den
Olympischen Spielen in Peking diesmal gänzlich leer aus. Erfolgreichste Spielerin der WM 2007 wurde Chinas neue Butterfly-Kaiserin Guo Yue, die Gold im Einzel und im Mixed mit dem
gleichermaßen erfolgreichen Wang Liqin gewann und zudem wie ihr Partner Silber im Doppel
holte. Im Rahmen der WM beschloss der Weltverband ITTF zudem eine neue Kleberegelung, die
ab sofort umgesetzt werden soll. Mehr dazu auf den nächsten Seiten.
Mit dieser Ausgabe feiern wir ein
kleines Jubiläum: die „Butterfly
News“ erscheinen zum 50. Mal!
Die Bilanz der Schmetterlinge
3 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze
www.butterfly-world.com
Redaktion/Editor - Am Schürmannshütt 30h - D-47441 Moers - Germany - Phone: +49 2841 90532-0 - Mail: [email protected]
In dieser Ausgabe:
Rückblick Einzel-WM
02
WM/WRL Juni 2007
04
Kolumne Timo Boll
05
News
06
Stars unter der Lupe:
07
Hiroshi Shibutani: Die RückhandUnterschnitt-Abwehr
Produkte des Monats
11
„Tipps und Tricks“
12
Weltmeister Werner Schlager
Butterfly Inside
14
Interview: Andreas Preuß, Borussia Düsseldorf
Butterfly Inside
15
ETTU-Cup für Butterfly-Partner
Butterfly Inside
Butterfly Kroatien-Chef: Zlatko Pospis
16
02 Rückblick Einzel-WM, Zagreb
06
2007
Guo Yue: Mit Gold gekürter Reifeprozess
Termine
Ihren Reifeprozess endgültig abgeschlossen hat in
Kroatiens Hauptstadt Guo Yue. Das Supertalent
sicherte sich im Alter von nur 18 Jahren ihren ersten
Weltmeistertitel im Einzel durch einen Finalerfolg
über Li Xiaoxia, nachdem sie zuvor das
schmetterlings-interne Duell mit Titelverteidigerin
Zhang Yining klar für sich entschieden hatte. Die
Weltranglisten-Erste Zhang, die ihren Titel im
Doppel mit Wang Nan verteidigen konnte, die aber
während des Turniers ihren Schlagarm wegen
anhaltender Probleme nach jedem Spiel mit Eisbeuteln behandeln lassen musste, nahm ihre 0:4-Niederlage recht gelassen hin: „Yue hat verdient gewonnen. Sie war an diesem Tag einfach besser. Ich
konnte ihrem druckvollen Spiel nicht genug
entgegen setzen.“ Ein gutes Aufschlag- und Rückschlagspiel, ein Auge für die
Situation und ein Vorhandtopspin, der manchem Mann gut zu Gesicht stehen
würde, mit diesen Qualitäten eroberte sich die kleinste unter den Top-10Spielerinnen ihre erste WM-Goldmedaille im Einzel durch ein 4:3 im Finale nach
1:3-Rückstand. Guo Yue, in Zagreb an Nummer vier gesetzt, nahm ihren ersten
Triumph am Tisch mit großem Jubel und in der Pressekonferenz mit chinesischer
Bescheidenheit auf. „Der Titel im Einzel ist für mich genauso schön wie der im
Mixed. Alle Medaillen kommen in den gleichen Schrank“, kommentierte die
Linkshänderin nüchtern ihren Titelgewinn. Zu ihrer spannenden Aufholjagd sagte
sie: „Ich habe auch bei 1:3 gewusst, dass ich noch gewinnen kann. Ich habe nur
versucht, Punkt für Punkt konzentriert zu sein.“ Aus europäischer Sicht war im
Damen-Einzel zumindest der Achtelfinaleinzug von Daniela Dodean erwähnenswert. Die junge Rumänin wurde für ihre guten Leistungen, unter anderem gelang
ihr ein Sieg über Japans Medienstar Ai Fukahara, von den Medienvertretern zur
„Überraschung des Turniers“ gewählt.
14. Juni - 17. Juni 2007
Pro Tour: Volkswagen Korea Open
NEWS
21. Juni - 24. Juni 2007
Pro Tour: Volkswagen Japan Open
25. Juni - 30. Juni 2007
7. Senioren-EM, Rotterdam
28. Juni - 01. Juli 2007
Pro Tour: Volkswagen China Open
23. August - 26. August 2007
Pro Tour: Chinese Taipei Open
30. August - 02. September 2007
Pro Tour: Panasonic China Open
Unsere Foto-Partner
Manfred Schillings
Impressum:
Redaktion + Kontakt
Yuki Kamizuru, 02841/90532-0
Für Irrtümer und Tippfehler keine Haftung.
Alle Preise sind unverbindliche
Preisempfehlungen.
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03 Rückblick Einzel-WM, Zagreb
Timo Boll: „Der Stachel der Enttäuschung sitzt tief“
Hohes Medieninteresse beim Sieger und
Verlierer
Die leichtfüßige Guo Yue
drückte also der Veranstaltung der Damen
eindrucksvoll ihren Stempel auf. Insgesamt
schwärmten die Schmetterlinge in Zagreb mit drei
Gold-, einer Silber- und
drei Bronzemedaillen
erfolgreich aus. Trotz der
grandiosen Auftritte der
Damen fällt aber durchaus auch ein Wehmutstropfen auf die
Veranstaltung, denn bei den Wettbewerben der Herren blieb der
überraschende dritte Platz für das taiwanesische Doppel Chiang
Peng-Lung/Chang Yen-Shu diesmal die einzige zählbare Ausbeute für die Tamasu-Partner. Der mit großen Ambitionen gestartete
Weltranglisten-Vierte Timo Boll scheiterte im Viertelfinale, die
sehnlich anvisierte Medaille dicht vor Augen. Nach einem vorausgegangenen Sieg im Butterfly-Duell mit Kalinikos Kreanga
(Griechenland) unterlag der 26-jährige Deutsche vollkommen
überraschend Olympiasieger Ryu Seung Min, der zuvor seinen
für Butterfly spielenden Landsmann Oh Sang Eun ausgeschaltet
hatte. Nach einer 5:0-Bilanz kassierte Boll gegen den Südkoreaner diesmal mit 0:4 eine schmerzhafte erste Niederlage.
Boll: „Ich bin riesig enttäuscht, und der Stachel sitzt sehr tief. Die
Medaille war mein Ziel und die Auslosung war günstig. Aber das
hat mir genauso wenig genutzt wie meine gute Bilanz gegen Ryu,
weil die Voraussetzung für einen Medaillengewinn eben eine gute
Leistung ist, und die habe ich nicht gebracht. Eine gute Auslosung
allein ist eben zu wenig.“
Alle Medaillengewinner von Zagreb
(Butterfly-Spieler in fett gedruckt: 3 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze)
Damen-Einzel
1. Guo Yue CHN
2. Li Xiaoxia CHN
3. Zhang Yining CHN
3. Guo Yan CHN
Damen-Doppel
1. Zhang Yining / Wang Nan CHN
2. Guo Yue / Guo Yan
3. Kim Kyung Ah / Park Mi Young KOR
3. Li Jia Wei / Wang Yue Gu CHN
Mixed
1. Guo Yue / Wang Liqin CHN
2. Wang Nan / Ma Lin CHN
3. Tie Yana / Ko Lai Chak HKG
3. Cao Zhen / Qiu Yike CHN
Herren-Einzel
1. Wang Liqin CHN
2. Ma Lin CHN
3. Wang Hao CHN
3. Ryu Seung Min KOR
Herren-Doppel
1. Chen Qi / Ma Lin CHN
2. Wang Hao / Wang Liqin CHN
3. Chiang Peng-Lung/Chang Yen-Shu TPE
3. Ko Lai Chak / Li Ching HKG
NEWS
06
2007
04 Rückblick Einzel-WM, Zagreb / WRL
Kurz-Interview mit der neuen Weltmeisterin Guo Yue
Welche Bedeutung hat dieser erste Weltmeistertitel im Einzel für Sie?
Guo Yue: „Ich bin froh, dieses wichtige Turnier gewonnen zu haben. Mit ist aber
jeder Titelgewinn gleich wichtig. Die Goldmedaille im Mixed glänzt für mich
genauso schön wie die im Einzel.“
Erhält die Goldmedaille im Einzel keinen besonderen Platz in ihrer Trophäensammlung?
Guo Yue: „Nein. Die Medaillen und Pokale von den Weltmeisterschaften in
Zagreb kommen in den gleichen Schrank wie alle anderen.“
Sie galten jahrelang als das Supertalent im chinesischen Tischtennis. Bedeutet der
Weltmeistertitel nun endgültig den Durchbruch?
Guo Yue: „China hat sehr viele gute Spielerinnen und Spieler, die alle immer in
der Lage sind, den Titel zu gewinnen. Ich bin noch sehr jung, habe aber
inzwischen im Vergleich zu früher mehr Erfahrung sammeln können. Das hat mir
diesmal sicher geholfen.“
Welche Rolle spielte Ihr Schläger- und Belagmaterial für Ihre Erfolge in Zagreb?
Guo Yue: „Das spielt natürlich eine sehr große Rolle, weil es das letzte Glied
einer ganzen Reihe von Voraussetzungen ist, die stimmen müssen, um große
Titel zu holen. Ich habe vor einigen Monaten meinen Ausrüster gewechselt und
spiele nun wie meine Vorgängerin Zhang Yining für Butterfly. Wie man an den
Erfolgen sieht, ist das Material meines Ausrüsters absolut weltmeisterschaftsreif.“
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WANG Liqin CHN
MA Lin CHN
WANG Hao CHN
BOLL Timo GER
SAMSONOV Vladimir BLR
OH Sang Eun KOR
RYU Seung Min KOR
Chen Qi CHN
MA Long CHN
HAO Shuai CHN
JOO Se Hyuk KOR
HOU Yingchao CHN
SCHLAGER Werner AUT
LI Ching HKG
KREANGA Kalinikos GRE
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CHUAN Chih-Yuan TPE
CHEN Weixing AUT
GAO Ning SIN
KONG Linghui CHN
LEE Jung Woo KOR
SMIRNOV Alexei RUS
MAZE Michael DEN
LIU Guozheng CHN
KAN Yo JPN
KORBEL Petr CZE
KO Lai Chak HKG
CRISAN Adrian ROU
CHEUNGYuk HKG
PRIMORAC Zoran CRO
CHIANG Peng-Lung TPE
BLASZCZYK Lucjan POL
ITTF Weltrangliste Damen (06/2007)
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ZHANG Yining CHN
WANG Nan CHN
GUO Yue CHN
GUO Yan CHN
LI Xiaoxia CHN
TIEYana HKG
Li Jia Wei SIN
WANG Yue Gu SIN
KIM Kyung Ah KOR
NIU Jianfeng CHN
JIANG Huajun HKG
FUKUHARA Ai JAP
LIU Jia AUT
GAO Jun USA
Li Jiao NED
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LIN Ling HKG
SUN Bei Bei SIN
HIRANO Sayaka JPN
CAO Zhen CHN
ZHANG Rui HKG
SHEN Yanfei PRK
PARK Mi Young KOR
LAU Sui Fei HKG
WU Jiaduo GER
WANG Chen USA
TAN MONFARDINI Wenling ITA
FUKUOKA Haruna JPN
LI Qian POL
PENG Luyang CHN
TOTH Krisztina HUN
(Butterfly-Spieler sind farblich hervorgehoben!)
Herzlichen Glückwunsch: Sie haben erstmals Gold
im Einzel gewonnen, dazu die Titelverteidigung im
Mixed und ein zweiter Platz im Doppel…
Guo Yue: „Danke. Ich bin sehr glücklich, diese
Erfolge erreicht zu haben. Im Einzel war es ja der
erste Weltmeistertitel für mich.“
ITTF Weltrangliste Herren (06/2007)
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05
Kolumne - News
05Timo
VDTTBolls
Praxis-Tipp
Timo Bolls Kolumne
Bittere WM-Erfahrung wirft mich für Olympia
nicht aus der Bahn
Hallo, liebe Fans und Leser,
ich hoffe, dass die WM in Zagreb Euch mehr Spaß gebracht hat als mir. Ich bin auch
jetzt mit etwas Abstand immer noch sehr enttäuscht, dass ich ohne Medaille vor allem
im Einzel wieder aus Kroatien abreisen musste. Diese Medaille war mein erklärtes
Ziel, und das habe ich eindeutig verfehlt.
Meine Enttäuschung ist umso größer, weil ich wirklich mit sehr großer Zuversicht zur
WM gereist war. Denn meine körperliche Verfassung war hervorragend, und auch
spielerisch hatte ich nach einer geradezu optimalen Vorbereitung das Gefühl, dass ich
mich vor niemandem in diesem Turnier verstecken musste. Obendrein war die Auslosung für mich schon ausgesprochen günstig: Gegen meinen Viertelfinal-Gegner Ryu
Seung-Min hatte ich zuletzt zwar einmal verloren, aber meine Gesamtbilanz gegen ihn
ist klar positiv, so dass mein Optimismus vor dem Spiel gegen den Olympiasieger auch
aufgrund meiner Steigerung im Achtelfinale gegen Kalinikos Kreanga durchaus seine
Gründe hatte und keinesfalls mit Selbstüberschätzung oder andersherum mit Überheblichkeit zu tun hatte.
Leider kam es für mich ganz anders. Das 0:4 gegen Ryu war im ersten Augenblick
schon richtig zerschmetternd. Für eine Analyse meiner Niederlage im Viertelfinalspiel
um eben diese Medaille, die mir noch fehlt, ist es momentan aber noch zu früh. Auf der
einen Seite habe ich sicherlich gegen einen Ryu in Top-Form verloren, was er ja auch
einen Tag später im Halbfinale trotz seiner 3:4-Niederlage gegen den alten und neuen
Weltmeister Wang Liqin nochmals eindrucksvoll unter Beweis stellte. Auf der anderen
Seite soll Ryus überragende Leistung aber nicht von meinen eigenen Fehlern ablenken:
Ich hatte im Match schon sehr früh im ersten Satz gemerkt, dass mir an diesem Tag
der richtige Touch fehlte. Außerdem traten wieder die Probleme beim Rückschlag auf,
mit denen ich bereits in den ersten WM-Runden etwas zu kämpfen hatte. Mir fehlte
auch der richtige Durchblick, denn anders als sonst konnte ich kaum einmal erkennen,
was mein Gegner vorhatte, während Ryu meine Stärke zu seiner Stärke machte und
immer schon zu wissen schien, was ich plante. Ich habe zwar versucht, mich ins
Match zurückzukämpfen, aber es gibt solche Spiele, in denen eben nichts geht – mich
traf es ausgerechnet im Spiel um eine WM-Medaille.
und Schwächen arbeiten kann. Denn eines kann ich bereits jetzt schon sagen: Ich bin
schon länger auf Olympia 2008 als Fernziel fokussiert, und da wirft mich das enttäuschende WM-Ergebnis, zu dem auch die trotz ähnlich guter Vorzeichen wie im Einzel verpasste
Medaille im Doppel gehört, nicht aus der Bahn. Ich spüre die Gewissheit, dass ich wie in
den vergangenen Jahren nach schweren Rückschlägen auch gestärkt aus dieser ernüchternden Niederlage gegen Ryu hervorgehen werde.
Ganz offenkundig besteht bei mir auch noch Potenzial für Verbesserrungen, dass ich auch
unbedingt nutzen muss, wenn ich in Peking gegen die Chinesen bestehen will. In Zagreb
haben Chinas Stars jedenfalls demonstriert, welche Ausnahmestellung sie im Welt-Tischtennis einnehmen. Um überhaupt eine Chance zu haben, muss man schon ans Limit und
womöglich sogar noch darüber hinausgehen. Das will ich bei Olympia auf jeden Fall auch
versuchen.
Durch mein Aus gegen Ryu war meine Vertragsverlängerung mit Butterfly in Zagreb das
einzig wirklich positive Ereignis für mich bei der WM. Die achtjährige Laufzeit bis 2015
erscheint vielleicht auf den ersten Blick ungewöhnlich lang, aber meine Unterschrift
erfolgte ja schließlich auch vor dem Hintergrund einer nun schon über 14-jährigen Zusammenarbeit. In dieser Zeit ist nicht nur eine hervorragende Partnerschaft entstanden,
sondern auch aufrichtige Freundschaft, so dass ich trotz einiger Anfragen von anderen
Ausrüstern keinerlei Zweifel an der Richtigkeit meiner Entscheidung für eine Fortführung
der Zusammenarbeit habe. Butterfly ist für mich einfach der perfekte Partner, ohne
dessen Unterstützung in vielen Bereichen meine bisherige Laufbahn wohl nicht so erfolgreich gewesen wäre.
Deswegen habe ich auch schon jetzt vollstes Vertrauen in Butterfly und sein Knowhow,
was die Zeit nach Einführung des Frischklebe-Verbotes angeht. Natürlich bin ich auch
froh, dass ich mich die Kompromiss-Regelung der ITTF trotz des formal schon geltenden
Verbotes mit meinem gewohnten und bewährten Material in Peking antreten kann, aber
ich weiß auch, dass ich bei Butterfly auch in der danach folgenden Ära optimal versorgt
sein werde – und das macht gerade in dieser von viel Unsicherheit auf verschiedenen
Ebenen geprägten Frage ein gutes Gefühl.
Für mich ist die Saison nach der WM nun aber noch nicht beendet, auch wenn erst einmal
wieder eine vergleichsweise lange Spielpause ansteht. In der zweiten Juni-Hälfte aber
trete ich noch einmal auf der Pro Tour bei den Japan Open und bei den China Open an.
Ich hoffe natürlich, dass ich bei diesen beiden Turnieren mein Selbstvertrauen wieder
etwas stärken und danach mit einem besseren Abschluss als in Zagreb in die Sommerpause gehen kann.
Timos eigene Homepage:
http://www.timo-boll.de
Wichtig ist für mich nun aber, die Gründe für meine teilweise doch sehr ungewohnten
Schwächen im Spiel gegen Ryu bei der Nachbereitung der WM herauszufinden. Ich
bin sicher, dass uns das auch gelingen wird und ich dann erfolgreich an diesen Fehler
NEWS
06
2007
06 News
Tischtennis goes internet
Timo Boll und Butterfly verlängern
gemeinsamen Vertrag bis 2015
Eine erfreuliche Nachricht gibt es für das gemeinsame Team Boll und Butterfly aus Zagreb zu
berichten. Die bereits seit 14 Jahren andauernde
Freund- und Partnerschaft wurde bis zum Jahr
2015 verlängert. „Timo Boll ist ein sehr starker und
ebenso fairer Spieler. Dieses Profil passt zu unserem Unternehmen“, sagt der Tamasu Butterfly
Europa-Chef, Hideyuki Kamizuru, bei der kurzen
Pressekonferenz am Mittag. Er und wir haben
noch viel zusammen vor und deshalb die Zusammenarbeit über einen so langen Zeitraum verlängert.“
Foto: DTTB
06
2007
NEWS
Die Tischtennisfans dürfen sich freuen – ab sofort wird
es in einem noch nie da gewesenem Umfang bewegte
Bilder von ihrem Lieblingssport geben. Bei der Tischtennis-Weltmeisterschaft in Zagreb präsentierte der
Medienprofi Benno Neumüller (Foto) seine Vision, den
Tischtennissport schon bald in die Wohnstuben zu
liefern.
Schon die Play-Off-Spiele der aktuellen Bundesliga-Meisterrunde der Herren werden allesamt live und in redaktionellgestalteten Highlight-Zusammenfassungen im Internet zu sehen
sein. „Kostenfrei, in einer erstklassigen technischen Qualität
und mit einem fachlichen Kommentar“, verspricht Neumüller.
Doch die Präsentation der Bundesliga-Endspiele im Internet
soll lediglich der Start in eine neue Zeitrechnung sein: Auch im
Fernsehen und auf dem Handy soll der Fan bald alle Spiele der 1.
Herren-Bundesliga miterleben können. „Tischtennis ist ein
wunderbarer Fernsehsport“, meint der TV-Experte, der über
zwanzig Jahre in jeweils exponierter Stelle bei den TV-Sendern
Premiere, RTL und der ARD gearbeitet hat. „Die TischtennisBundesliga ist neben der „Super-League“ in China zweifellos die
stärkste Liga der Welt.“ In puncto Hallengestaltung und
Eventinszenierung sieht Neumüller allerdings noch „Luft nach
oben.“ Auch dem Fernsehfachmann ist klar, dass die Veränderung der medialen Wirklichkeit Zeit brauchen wird - Zeit, die er
seinem ambitionierten Projekt jedoch auch geben will: „Wenn
alle gemeinsam an einem Strang ziehen, der DTTB, die Vereine
und die Wirtschaft werden wir der Sportart Tischtennis einen
völlig neuen Auftritt verleihen.“ Dann gebe es auch realistische
Chancen, eine umfangreiche Kooperation mit einem Fernsehsender einzugehen.
Der Start erfolgt bereits bei der anstehenden Play-OffRunde - live im Internet unter www.tt-bundesliga.de
Sonntag, 3. Juni 2007, 14:00 Uhr (Kommentator René
Adler)
Sonntag, 3. Juni 2007, 17:00 Uhr (Kommentator
Johannes Hermann)
Kleberegelung: ITTF beschließt Einstellung
und appelliert an die Spieler
Einen überraschenden Beschluss fasste das Board of
Directors des Weltverbandes im Rahmen der WM. Die ITTF
sah nach einem Einzelfall in Japan, bei der ein nicht mehr im
Handel befindlicher Kleber bei einem Allergiker eine
anaphylaktische Reaktion hervorrief, dringenden Handlungsbedarf auch für jene bislang erlaubten Kleber, die flüchtige,
organische Lösungsmittel enthalten. Das Board beschloss
mehrheitlich, künftig keinerlei Zulassungen für Kleber mehr
zu vergeben und alle bisherigen Zulassungen für diese Kleber
mit sofortiger Wirkung zurückzunehmen. In einer bislang nur
als Pressemeldung veröffentlichten Stellungnahme (die
offizielle endgültige Regelformulierung liegt noch nicht vor)
weist die ITTF darauf hin, dass die Benutzung
lösungsmittelhaltiger Kleber ab sofort einzustellen ist.
Wenngleich die ITTF im Falle der ordnungsgemäßen Nutzung
der bisher zugelassenen Kleber in ausreichend gelüfteten
Räumen kein ernsthaftes Gesundheitsrisiko sieht, will sie mit
dem nun gefassten Beschluss jedoch eventuellen Langzeitfolgen entgegenwirken. Für die Umsetzung seiner Entscheidung appelliert die ITTF an die Eigenverantwortlichkeit der
Spieler und weist darauf hin, dass die Benutzung organischer
lösungsmittelhaltiger Kleber ab sofort auf eigenes Risiko
erfolgt. Ab 1. Januar 2008 werden entsprechend bei den
Jugend-Veranstaltungen der ITTF und ab 1. September 2008
bei allen anderen ITTF-Veranstaltungen Schlägertests mit
neuen, messgenauen Geräten durchgeführt. Sobald eine
exakte Formulierung
des ITTF-Beschlusses bekannt ist,
werden wir diesen
auf unserer Website
veröffentlichen. Bitte
beachten Sie auch die
entsprechenden
Umsetzungen der
nationalen Verbände.
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07 Stars unter der Lupe
Hiroshi Shibutani: Die Rückhand-Unterschnitt-Abwehr
Auf die Bedeutung des modernen Defensivspiels haben wir in den zurückliegenden Newslettern zur Vorhand-Unterschnitt-Abwehr bereits hingewiesen. Die Abwehr lebt, sie ist nicht tot, und sie wird, wenn das Klebeverbot
kommt, sogar eine Renaissance erleben. Vorausgesetzt es gibt Trainer, die
sich trauen, Kinder, die sich für’s Defensivspiel eignen, auch entsprechend
auszubilden. Bevor wir uns nun, Hiroshi Shibutanis Rückhand-UnterschnittAbwehr anschauen, werfen wir einen Blick auf sein „Material“ in der Rückhand. Wie alle Abwehrer, die derzeit in der Weltrangliste vorne stehen,
spielt Hiroshi mit langen Noppen in der Rückhand (FEINT LONG II).
Damit ist der Abwehrer zum einen nicht so empfindlich auf gegnerischen
Spin, und zum anderen lassen sich mit den langen Noppen in Verbindung
mit einem Noppen-innen-Belag auf der Vorhand hervorragende Schnittwechsel produzieren. Das fängt schon beim Aufschlag an. Vom Bewegungsablauf unterscheidet sich die RH-Unterschnittabwehr mit langen Noppen
von der mit Noppen-innen grundsätzlich nicht, außer dass der Schlägerwinkel im Balltreffpunkt sich entsprechend verändert. Darauf können wir an
dieser Stelle nicht näher eingehen.
Foto 1: In der Ausholphase steht Hiroshi
schräg (ca. 45°) zum Tisch, die Beine sind
mehr als schulterbreit geöffnet und in den
Knien leicht gebeugt. Das Körpergewicht
lastet etwas mehr auf dem hinteren linken
Bein. Den Schläger führt er nach hinten-oben
bis in Kopfhöhe. Der Schlagarm ist rechtwinklig gebeugt. Foto 1a veranschaulicht uns
die Stellung des Spielers aus der Vogelperspektive.
Der ehemalige japanische Nationalspieler und Doppelpartner von Koji
Matsushita, Hiroshi Shibutani, gehörte jahrelang zu den besten Defensivkünstlern auf internationaler Ebene. Zuletzt wurde er 2001 in der Weltrangliste geführt. Heute arbeitet er im Lehr- und Trainingsteam von Butterfly.
Schauen wir uns nun seine Rückhand-Unterschnittabwehr an, die er mit
einem lange-Noppen-Belag ausführt. Auf der Vorhandseite spielt er - wie
alle Spitzen-Verteidiger – einen Noppen-innen-Belag (TACKINESS D
1,9mm).
NEWS
06
2007
08 Stars unter der Lupe
Foto 2 zeigt uns das Ende der Ausholphase und den Beginn der Schlagphase aus der Seitenperspektive, Foto 2a aus der Frontalen und Foto 2b aus der Halbschrägen. Dabei wird sehr schön
deutlich,
- wie schräg der Spieler zum Ball steht,
- wie der Oberkörper im Hüftgelenk seitlich verwrungen ist,
- wie der Schläger in Kopfhöhe über der Schulter ist,
- wie der Schlagarm im Ellbogengelenk rechtwinkelig (90°) gebeugt ist.
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2007
NEWS
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09 Stars unter der Lupe
08 Stars unter der Lupe
Foto 3 zeigt die Schlagphase und die
Ausschwungphase nach dem Balltreffpunkt. Der Arm
wird im Ellbogengelenk gestreckt. Der Schläger
beschreibt dabei eine natürlich kurvenförmige Bewegung. Die wird auch sehr schön in der Frontalperspektive deutlich (Foto 3a). Der Balltreffpunkt ist
leider nicht zu sehen, aber sehr gut zu erahnen.
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10 Stars unter der Lupe
Foto 4 und 4a zeigen das Ende der Ausschwungphase. Der Schläger hat eine
kreisförmige Bewegung beschrieben und befindet sich nun rechts vom Körper. Das
Handgelenk ist nach rechts abgewinkelt. Das ganze Körpergewicht lastet auf dem
vorderen rechten Fuß.
Foto 5 zeigt den Balltreffpunkt in Bezug auf die Tischhöhe und die Entfernung zum
Tisch. Der Ball wird in Tischhöhe getroffen (rote Strichlinie).
Der Ball wird in Verlängerung des rechten Knies vor dem Körper in Hüfthöhe
in Verlängerung des rechten vorderen Knies getroffen.
Die Belastung liegt im Balltreffpunkt auf beiden Beinen bzw. schon ein wenig auf
dem rechten vorderen Bein.
Der Spieler geht in den Ball, senkt also seinen Körperschwerpunkt extrem nach
unten ab.
Der Schläger ist leicht geöffnet. In welchem Maße der Schläger geöffnet bzw.
geschlossen wird, hängt aber letztlich davon ab, wie viel Spin im ankommenden Ball ist und wie viel Schnitt ich selber erzeugen möchte.
06
2007
NEWS
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11 Produkte des Monats
Im gut sortierten Fachhandel!
Alle Preise sind unverbindliche
Hersteller-Preisempfehlungen.
Kiso Hinoki V OFFDiese, eher weiche Version, bestehend aus
ungleich dicken Furnierlagen, ist sehr leicht
ausgelegt, vermittelt ein optimales Handling
und Gefühl auf Rück- wie Vorhand.
Abwechslungsreiches, spinorientiertes Spiel
mit der nötigen Sicherheit sind die Stärken
des Kiso Hinoki V.
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44,90 Euro
Kiso Hinoki V & VII
Als Innovation für den Tischtennismarkt verbinden diese Hölzer extravagantes Design, Leichtigkeit und Spielfreude. Beide
Varianten sind komplett aus Hinoki- Furnieren konstruiert. Es
ist das Hinoki-Holz der japanische Kiso-Zypresse. Kiso ist eine
japanische Bergregion, in der nur Bäume dieser seltene
Zypressenart wachsen, die, bevor sie in der Schlägertechnologie Verwendung finden, mindestens 300 Jahre alt sein
müssen. Das Holz dieser Zypressenart ist nicht zu hart aber
gleichzeitig sehr leicht und wird nur für ganz spezielle Furniere
im Schlägerbau benutzt. Daraus resultiert das typische
HINOKI-Spielgefühl.
Kiso Hinoki VII OFF
Furnierlagen, die in ihrer Dicke identisch sind,
charakterisieren den Aufbau dieser Variante. Zwei
zusätzliche Lagen erzeugen beim Kiso Hinoki
VII eine etwas höhere Steifigkeit als beim Kiso
Hinoki V, spürbar in Schnelligkeit und Direktheit,
ohne auf das gute Handling, auch für gefühlvolles
Spiel, verzichten zu müssen.
7-schichtig
49,90 Euro
NEWS
06
2007
12 Tipps und Tricks
Weltmeister Werner Schlager: Teil 3 - Vorhand-Topspin
Im Jahre 2003 wurde Werner Schlager in Paris sensationell Weltmeister im Herren-Einzel. Diesen Titel hatten ihm nicht
alle Experten zugetraut. Denn der Aufstieg des Österreichers an die Weltspitze war nicht einfach. Aber mit Mut, Kraft
und Ausdauer hat der Rechtshänder den steinigen Weg nach oben geschafft. Werner Schlager lebt und lebte Tischtennis
wie kaum ein Zweiter. Seine professionelle Einstellung zum Sport ist beispielhaft. Für Butterfly ist der 34-Jährige ein
sehr wichtiger Berater in Sachen Produktentwicklung. In seinem im vergangenen Jahr erschienenen Buch „Matchball –
Träume&Triumphe“ beschreibt er seine Karriere, seine Erfolge und Enttäuschungen, seine Ansichten über den
Tischtennissport und seine ganz persönlichen, durchaus philosophischen Gedanken zum Leben. Ein äußerst
lesenswertes Buch, nicht nur für Tischtennisspieler. In der neuen Butterfly News-Serie „Tipps&Tricks vom
Weltmeister“ beantwortet er viele Fragen zu allen Bereichen von Wettkampf und Training: Technik, Taktik, Psyche,
Kondition, Trainingsgestaltung, Wettkampf, Karriere, Spielentwicklung und –kultur, material, Regeln, Trainer. Praxis
pur. Viel Spaß dabei wünschen Ihnen, liebe Leser, Werner Schlager und das Butterfly News-Team. Sollten Sie zu einem
Thema weitere Fragen haben, mailen Sie uns diese zu. Bisherige Beiträge: Schupfen, Kontern.
Die zentrale Schlagtechnik im modernen Offensiv-Tischtennis ist der Vorhand-Topspin,
nicht nur in Europa, sondern auch in China und den anderen asiatischen TischtennisNationen. Was ist der Vorteil des Topspinspiels gegenüber dem klassischen
Schlagangriff mit Angriffsnoppen. Durch die beim Topspin dem Ball mitgegebene
Ballrotation erhält man eine stabilere Flugbahn des Balles. Je mehr Rotation ich dem
Ball aufzwinge, desto weniger muss ich die bestehende Rotation beachten. Der Vorteil
besteht also in der wesentlich erhöhten Schlagsicherheit.
Wie viel Prozent deines Angriffsspiels macht der Vorhand-Topspin aus?
Ich schätze zwei Drittel.
Den Rückhand-Topspin muss heutzutage jeder Spitzenspieler auch beherrschen. In
welchen Situationen entscheidest du dich, die Rückhand zu umlaufen, um aus der
Rückhand mit der Vorhand zu ziehen?
Nur wenn es - taktisch gesehen - einen Sinn ergibt, und mir genügend Zeit
zum Umlaufen bleibt.
In der Fachliteratur wird grundsätzlich zwischen dem Topspin auf Ober- und auf
Unterschnitt unterschieden. Was ist der Unterschied und welche Variante ist die
schwierigere?
06
2007
NEWS
Der Unterschied besteht primär in der Neigung des Schlägerwinkels,
welche entsprechend der bestehenden Rotation des Balles variiert
werden muss. Ich persönlich sehe keine klare Grenze zwischen dem
Topspin auf Ober- und auf Unterschnitt. Der Übergang ist - wenn man
die anderen wichtigen Faktoren wie Hauptschlagrichtung und
Körpereinsatz (jeweils nach oben/nach vorne) mit einbezieht - vielmehr
fließend. Je mehr Unterschnitt entgegengewirkt werden muss, desto
körperlich anstrengender ist der Topspin. Technisch gesehen ist
beides gleich schwierig.
Welche Rolle spielt der Handgelenkeinsatz beim Vorhand-Topspin? Bei den
Chinesen scheint er ja sehr stark zu sein, bei den Europäern weniger. Spielt das
Material dabei auch eine Rolle?
Der Einsatz des Handgelenks spielt ebenso wie all die anderen
Faktoren, die die Möglichkeit des Rotationsgebens beeinflussen, eine
Rolle. Also auch das Material.
Der typische „Penholder“-Spieler muss ein wesentlich beweglicheres
Handgelenk besitzen, welches er dann offensichtlich mehr einsetzt. Ob die
chinesischen „Shakehand“-Spieler ihr Handgelenk mehr einsetzen als wir, wage
ich zu bezweifeln.
www.butterfly-world.com
13 Tipps und Tricks
Ich kann mich noch sehr genau an meine ersten Topspinversuche erinnern.
Richtig gelernt habe ich es erst im regelmäßigen Spiel gegen Abwehr.
werden. Die bestehende Ballrotation ist im Verhältnis zu der, welche ich dem
Ball aufzwinge, weniger ausschlaggebend.
Kannst du dich auch an einen solchen Aha-Trainingseffekt erinnern?
Ja. Bei mir war es der erste Rückhand-Gegentopspin. Ich trainierte mit
meinem Bruder und stand etwas weiter weg vom Tisch. Mein Bruder
spielte mir Topspins in meine Rückhand. Obwohl ich in der passiven Rolle
war, entschied ich mich plötzlich dafür, einen Ball gegenzuziehen. Es war
eine rein intuitive Entscheidung. Nach dem Bewusstwerden des Vorgangs
war die Freude über das Gelingen überwältigend, die die Freude über den
verdutzten Gesichtsausdruck meines älteren Bruders bei weitem übertraf.
Was ist eigentlich der Vorhand-Sidespin als Variante des Topspins, welche Wirkung hat
er und in welcher Situation wird er auf welche Bälle gespielt?
Eine der zahlreichen Variationen des Topspins. Die Wirkung besteht in der horizontal
kurvigen Flugbahn („Bananen-Topspin“) sowie in dem „Seitenkick“ beim Absprung.
Kann jederzeit eingesetzt werden, um den Rhythmus des Gegners zu brechen.
Wer sind derzeit die besten Vorhand-Topspinspieler und warum?
Einer der attraktivsten Vorhand-Topspinspieler ist Kalinikos Kreanga. Einer,
der die meisten Varianten beim Vorhand-Topspin einsetzt, ist Vladimir
Samsonov. Einer der die schnellsten Vorhand-Topspins ziehen kann ist Ma
Lin. Es gibt noch einige mehr, die es verdient hätten hier genannt zu werden.
An der Weltspitze muss jeder den Vorhand-Topspin beherrschen.
Was zeichnet einen guten Topspinspieler eigentlich aus?
Das Tempo des Spins ist doch sicher nur ein Faktor, in unteren Spielklassen
aber leider oft zu beobachten, wenn vor allem junge Spieler Topspin nur
noch als „Raketen“ ziehen können. Die richtige Mischung aus Sicherheit,
Präzision und Tempo.
Wie bringt man Sicherheit und Kontrolle in sein Topspinspiel?
Durch Training.
Der Vorhand-Topspin wird im Spitzenbereich sehr unterschiedlich ausgeführt. Da
gibt es Spieler wie Wang Liqin, Ma Lin oder Kalinikos Kreanga, die den Topspin mit
fast gestrecktem Arm ziehen, oder andere wie Timo Boll oder Michael Maze, die mit
stark gebeugten Arm und einer explosiven Unterarmbeschleunigung ziehen. Zu
welcher Gruppe würdest du dich mehr zählen?
Zur ersten Gruppe.
Was ist das „Geheimnis“ beim Vorhand-Topspin, das Ballgefühl, das Handgelenk, die
Armbeschleunigung, der Körpereinsatz...?
Die richtige Kombination aus allem.
Beim Spiel Topspin auf Topspin unterscheiden wir die Situation „nah am/über dem
Tisch“ und „tischfern/aus der Halbdistanz“. Worauf kommt es an, den Topspin nah
bzw. über dem Tisch gegen zu ziehen, worauf kommt es beim Topspin aus der
Halbdistanz an?
Es kommt primär darauf an, die bestehende Ballrotation/Geschwindigkeit
richtig einzuschätzen. Ganz besonders, je näher man am Tisch steht, da der
Ball ganz fein getroffen werden muss. Sonst würde der Ball ins Aus gehen.
So zwingt man dem Ball weniger seinen Willen auf, d.h. die bestehende
Ballrotation bestimmt in höherem Maße die folgende Flugbahn. Je weiter
man vom Tisch entfernt steht, desto kraftvoller kann der Ball gespielt
In der Anfängermethodik wird häufig der Standpunkt vertreten, die Anfänger sollten
zunächst mit dünnen Belägen (1,5 – 1,7mm) starten, weil sie damit bessere Kontrolle
und ein erhöhtes Ballgefühl hätten. Andere behaupten, es wäre für talentierte Anfänger
sehr ratsam, möglichst schnell mit dickeren Belägen (1,9-2,1mm) zu spielen. Welcher
Meinung bist du?
Sofort mit dickeren Belägen spielen. Dafür weniger (bis gar nicht) Kleben.
Eine Änderung des Schlägers (Belagstärke/-Modell, Holz) erfordert eine
komplette Anpassung der eigenen Bewegungsabläufe. Dies sollte man einem
Spieler möglichst selten Abverlangen.
Wenn du an dein eigenes Vorhand-Topspinspiel denkst, was kannst du noch
verbessern?
Vieles. Vor allem die Sicherheit.
Der Vorhand-Topspin spielt in deinem Training sicher eine zentrale Rolle. Könntest du
unseren Lesern eine Übung verraten, die für dich sehr wichtig sind, die dir Spaß
machen und die du immer wiederholst.
Meine Standardübung ist „1-1“. D.h. Eine Rückhand von der Rückhand, eine
Vorhand von der Vorhand in die Rückhand des Partners. Am Anfang
regelmäßig, später unregelmäßig bzw. frei. In den verschiedensten
Variationen gespielt, eine perfekte Übung für die Topspin-Sicherheit.
NEWS
06
2007
14 Butterfly Inside
Interview mit Düsseldorfs Manager Andreas Preuß - Teil 1
„Mit Timo Boll steigen unsere Chancen“
Andreas Preuß ist „Mister Bundesliga“. Seit 1984 spielt, trainiert oder
managt der Tausendsassa bei dem deutschen Rekordmeister Borussia
Düsseldorf. Seit 2004 ist Butterfly offizieller Ausrüster des auch international
renommierten Klubs. Zehn Titel auf europäischer Ebene sprechen eine
deutliche Sprache. Mit Timo Boll kommt Butterflys Topstar an den Rhein und
will mit Borussia zurück in die europäische Eliteklasse. Im vergangenen Jahr
wurde neben dem Tischtennis-Zentrum der Düsseldorfer Borussia das
Deutsche Tischtennis-Zentrum eröffnet. Eine Millioneninvestition in die
Zukunft des deutschen Tischtennissports. Auch daran hat Andreas Preuß
aktiv mitgewirkt. Erfahren Sie im nachfolgenden Interview mehr über den
Mann, der Tischtennis lebt und liebt.
Herr Preuß, zunächst herzlichen Glückwunsch zum ETTU-Cup-Sieg gegen Würzburg
und damit zu Borussias 10. internationalem Titel. Allerdings liegt eine lange
Durststrecke davor. Wann haben Sie mit Ihrem Club zum letzten Mal einen Titel geholt
und wie fühlen Sie sich jetzt?
Zuletzt sind wir 2003 überraschend Deutscher Meister geworden. Natürlich
sind wir alle jetzt stolz, nach so einer langen Durststrecke wieder einen Titel
geholt zu haben. Besonders nach diesen beiden hochklassigen Finals, die auf
des Messers Schneide standen und wirklich toll waren.
Ist Borussia jetzt für die Champions League qualifiziert? Das wäre ja angesichts des
Transfers von Timo Boll nach Düsseldorf sehr wichtig.
Es können maximal vier deutsche Mannschaften in der Champions League
spielen. Gönnern ist aufgrund der Halbfinalteilnahme automatisch qualifiziert.
Hinzu kommen der Erste und der Zweite aus der Bundesliga-Vorrunde, also
vor Beginn der Play-Off-Runde: das sind Grenzau und Frickenhausen. Wir
sind letztlich darauf angewiesen, dass Würzburg nicht Deutscher Meister wird,
dann wären wir raus, weil sich der Deutsche Meister direkt qualifiziert. Aber
wir haben eine große Chance, zumal wir ja selbst im Play-Off-Halbfinale
stehen. Aber letztlich steht im Augenblick noch ein Fragezeichen hinter der
Champions League-Qualifikation.
Nehmen wir mal an, Borussia qualifizierte sich, wie stehen die Chancen mit Timo Boll
in der Champions League im Kampf um den Titel?
06
2007
NEWS
Die Chancen sind da. In der Szene werden
natürlich jetzt sehr hoch gehandelt und jeder
versucht uns einzureden, dass wir in der
kommenden Saison mit Timo drei Titel holen
werden. Meine These ist und war: der Erfolg
muss täglich erarbeitet werden. Speziell in
Europa. Charleroi und Niederösterreich sind
nominell besser besetzt als wir. Möglicherweise
auch Granada. Natürlich ist unser Ziel, mit Timo
die Königsklasse nach 2000 wieder zu gewinnen.
Im Play-Off-Halbfinale trefft Ihr auf Frickenhausen,
bei denen der langjährige Borusse Bastian Steger seit
dieser Saison spielt. Was rechnen Sie sich aus?
Die letzten beiden Male sind wir in
Frickenhausen innerhalb von 30 Minuten mächtig
verhauen worden. Ich halte Frickenhausen
aufgrund der besseren Platzierung in der Vorrunde für leicht favoritisiert.
Aber das sind Play-Off-Spiele und die haben ihre eigenen Gesetze.
Mit Beginn dieser Saison gab’s einen echten Schnitt bei der Borussia. Mit Dirk
Wagner machten Sie Ihren Co-Trainer zu ihrem Nachfolger. Eine richtige
Entscheidung?
Ohne Frage. Das war von langer Hand vorbereitet. Dirk Wagner kam vor
zwei Jahren in der Nachfolge von Li Ping zu uns als Co-Trainer und ich
arbeitete mit ihm sehr gut zusammen. Er war für seine ausgezeichnete
Jugendarbeit in Thüringen bekannt und konnte in vergangenen beiden
Jahren die nötigen Erfahrungen für den Profibereich sammeln. Er wird
respektiert, kommt mit den Jungs klar und kann sie weiter nach vorne
bringen. Wir haben erst vor kurzem den Vertrag mit ihm bis 2010 verlängert.
Wir sind froh, dass er hier ist und wirklich gute Arbeit macht.
Düsseldorf hat in der Bundesliga wie so oft die meisten Zuschauer in der Bundesliga.
Was tut Ihr dafür?
Wir sind sehr aktiv, zumal das Sportangebot in Düsseldorf riesig ist. Wir
haben eine intensive Pressearbeit mit einem enormen Email-Verteiler, wir
laden Jugendliche und Vereine ein, wir führen Gewinnspiele durch, und, und,
und. Vor anderthalb Jahren haben wir den Zuschauerrekord im
Vereinstischtennis gebrochen. Gegen Gönnern kamen 4.500 Zuschauer.
Natürlich waren da auch Freieintritte bei. Aber für uns ist es wichtig, die
Menschen in die Halle zu locken und ihnen den tollen Tischtennissport nahe
zu bringen.
Der 2. Teil des Interviuews erscheint in der nächsten Ausgabe!
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15 Butterfly inside
Düsseldorf setzt Butterfly-Tradition durch ETTU-Cup-Sieg fort
Borussia Düsseldorf hat die Tradition großer
Erfolge von Butterfly-Mannschaften in den
Tischtennis-Europapokalen fortgeführt.
Nach den Champions-League-Triumphen des
TTV Gönnern in den vergangenen beiden
Jahren gewann der deutsche Rekordmeister
den ETTU-Pokal in den deutschen EndspielDuellen mit Müller Würzburger Hofbräu (3:1
und 3:2)und sicherte sich die Trophäe bereits
zum dritten Mal nach 1987 und
1995. Öfter haben sich den „kleinen
Europacup“ lediglich der fünfmalige
Sieger BVSC Budapest und der viermalige
Gewinner Spartacus Budapest
sichern können.
Für Düsseldorf bedeutete der Erfolg, den der
tschechische Butterfly-Spieler in eigener Halle
im entscheidenden Final-Rückspiel beim Stand
von 1:2 aus Sicht der Gastgeber durch seinen
ersten Satzgewinn gegen den Hongkong-Chinesen Leung Chu-Yan perfekt gemacht hatte,
auch das Ende einer vierjährigen Durststrecke. So lange wie nach
der deutschen Meisterschaft 2003 hatte das Team aus der nordrhein-westfälischen
Landeshauptstadt seit 38 Jahren, als die Wiederholung des ersten Meister-Titels von 1961
erst acht Jahre später gelang, nicht mehr auf einen Triumph warten müssen.
„Wir wissen diesen Erfolg richtig zu würdigen. Das kommt ganz sicher eben auch daher,
dass wir durch ein so langes Tal gehen und kurz vor einem möglichen Titelgewinn so manche
bittere Niederlage verkraften mussten“, beschrieb Düsseldorfs Manager Andreas Preuß das
Unser Partner informiert:
Gefühl des Erfolges und gestand ehrlich ein: „Nach so langer Zeit tut der Titel
auch richtig gut.“
Allerdings wollte Preuß den zehnten Erfolg seines Klubs in einem
internationalen Wettbewerb (außerdem noch sechs Siege im Europapokal der
Landesmeister/Rekord und ein Titel in der Champions League) keinesfalls
als Vorgeschmack auf künftige Triumphe verstanden wissen. Nachdrücklich
wies der 45-Jährige Einschätzungen zurück, dass der Renommierklub
aufgrund des bevorstehenden Engagements von Europameister Timo Boll bei
den Rheinländern zur neuen Saison zugleich auch ein Abonnement auf Titel
besitzen würde. „Erfolg kann man nicht kaufen, und das wollen wir auch
gar nicht. Wir streben ohne Frage Erfolg an, aber jeden einzelnen Erfolg
werden wir uns wie bisher auch auf einer bodenständigen Basis erarbeiten
müssen. Auf keinen Fall werden Titel für uns zu Selbstläufern. Das war
vorher so und wird auch künftig so sein.“
Titel sollen für Düsseldorf auch in der in Kürze anbrechenden „Ära Timo Boll“ lediglich Teil
einer übergeordneten Gesamtstrategie sein. Preuß: „Wir haben durch Timo, aber eben nicht nur
durch ihn in den kommenden Jahren eine hochattraktive Mannschaft. Mit diesem Team möchten
wir in Sachen Vermarktung und auch
Präsentation ebenso in neue Dimensionen
vorstoßen wie bei der Zuschauerwerbung.
Für diese neuen Wege, die wir einschlagen
wollen, ist ein Timo Boll mit seiner
herausragenden Stellung im deutschen
Tischtennis und auch auf nternationaler
Ebene natürlich besonders wertvoll.
Vielleicht gelingen uns dabei auch Erfolge,
die bedeutsamer und vor allem nachhaltiger
sind als so mancher Titel.“
Strahlender Manager Andreas Preuß mit Pokal
NEWS
06
2007
16 Butterfly Inside
„Mein Herz schlägt Butterfly“
Zlatko Pospis kommt im „Dom Sportova“ kaum vorwärts, irgendwie will jeder ein Gespräch mit dem Kroaten. Kein
Wunder, denn schließlich ist er Butterfly-Chef in Kroatien und damit einer der wichtigsten Personen bei der LIEBHERR Tischtennis-Einzel-Weltmeisterschaft in Zabgreb. Pospis, der bereits als Kind mit dem Zelluloidball in Berührung kam, war früher einer der besten Spieler seines Landes und spielte sogar in Deutschland Tischtennis - beim
Bundesligisten TTC Esslingen. Heute ist der erfolgreiche Kaufmann eine bekannte Person in ganz Europa und erhielt
von der kroatischen Regierung ein besonderes Geschenk für seinen Erfolg im Tischtennis als Spieler, Trainer und
Nachwuchs-Koordinator: eine eigene Gaststätte in Zagreb. Der Name seiner Kneipe heißt „Butterfly“, eigentlich logisch,
denn der 47-Jährige hat sich ganz der Arbeit für den weltweit führenden Tischtennisartikel-Hersteller verschrieben.
Zlatko Pospis immer im WM-Einsatz: aktiv am „seinem“ Butterfly-Stand
und zusammen mit Butterfly-Europachef „Yuki“ Kamizuru.
Herr Pospis, wie kam ihr erster Kontakt zu Butterfly zustande?
Daran kann ich mich noch genau erinnern. Damals, da war ich gerade 25
Jahre alt, hatte unsere Tischtennislegende Dragutin Surbek schon einen
Vertrag mit Butterfly. Und zu irgendeinem Gespräch hat er mich dann
mal mitgenommen.
Wie hat sich der Tischtennissport aus ihrer Sicht entwicklet?
Früher war unser Sport attraktiver. Ich kann mich noch daran erinnern,
wenn Dragutin Surbek gespielt hat, war die Halle drei Monate im Voraus
bereits ausverkauft. Das ist heute leider nicht mehr der Fall. Außerdem
würde ich mir wünschen, dass es einfach mehr Abwehrspieler geben
müsste. Diese Art Tischtennis zu spielen lieben die Zuschauer.
Wie ist der Stellenwert der Sportart Tischtennis in ihrem Land?
Bei uns sehr populär und das über Jahrzehnte. Kroatien gehört seit fast
60 Jahren zur Weltspitze. Angefangen mit Spielern wie Dragutin Surbek
und Anton Stipancic bis hin zu Zoran Primorac. Wir führen die große
Tradition immer noch fort, allein in Zagreb gibt es 4 TischtennisZentren.
Was bedeutet denn diese WM für ihr Land?
Das ist eine optimale Werbung für unseren Sport. Damit erhalten wir die
Chance, neue Kinder zum Tischtennis zu holen. Ein weiterer wichtiger
06
2007
NEWS
Aspekt ist auch die Finanzierung unserer Zukunft durch die Einnahmen bei
einer solchen Weltmeisterschaft.
Sind Sie mit ihrer eigenen Arbeit bei der WM zufrieden?
Mehr als das! Wir haben hier mit vier Personen den ganzen Tag ohne Pause
gearbeitet, das war schon unnormal. Aber das Interesse an unserer Marke
Butterfly war enorm, nicht zuletzt auch durch die Anwesenheit von ButterflyStars wie Timo Boll oder Weltmeisterin Guo Yue bei der WM. Die Arbeit hat
sich gelohnt.
Wie zu hören war engagieren Sie sich auch privat im Tischtennis?
Ich habe an der Adriaküste in der Nähe von Zadar ein großes Sportzentrum
gebaut. Hier geht es nicht um kommerzielle Interessen, sondern darum,
talentierte Kinder aus ganz Europa ein optimales Traing zu bieten. Hier
arbeiten sehr erfolgreiche Trainer, die dafür sorgen, dass sich die Kinder
weiterentwickeln können. Das Zentrum soll sozusagen eine „TichtennisSchmiede“ Europas werden.
Was wünschen Sie sich privat und sportlich?
Privat eigentlich nur Gesundheit und dass mein Butterfly-Herz noch lange
schlägt. Sportlich arbeite ich daran, dass wir in Kroatien irgendwann mal
wieder einen Tischtennis-Weltmeister haben.
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