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05. Oktober 2005, 09:16 Uhr
Kuba
Havannas blauer Dunst
Kuba ist Tabakland und Ur-Heimat der Zigarre. In der ältesten Zigarrenmanufaktur kann der Besucher die
Produktion der edlen Cohibas und Konsorten bewundern. Aber nicht nur wegen der Tabakwaren ist Kuba eine
Reise wert.
Havanna - Manolito steht ständig unter Dampf, denn der Mann darf am Arbeitsplatz rauchen und zwar nicht irgendein
Kraut, sondern feinste Havannas aus den besten Tabaken der Welt.
Und so schmaucht der Fabrikarbeiter Zigarren, die in Deutschland pro Stück mehr
kosten, als Manolito in einem ganzen Monat verdient. Der Kubaner arbeitet in der
traditionsreichen Partagas-Zigarrenfabrik am Rande der Altstadt Havannas gleich
hinter dem Capitolio und gönnt sich tagsüber die eine oder andere Montechristo.
Die "Fábrica de Tabacos Partagas" wurde bereits im Jahr 1845 als
Zigarrenmanufaktur erbaut. Eine Besichtigung lohnt sich auf jeden Fall, auch für
Nichtraucher. Während die Besucher durch die Stockwerke geführt werden, erleben
sie, wie aus braunen Tabakblättern Schritt für Schritt edle Zigarren entstehen - alles
in Handarbeit.
DPA
Kanzler Gerhard Schröder: Er raucht
seine Zigarre während einer EU-Sitzung.
Richtige Aficionados, also Zigarrengenießer, zieht es dann eine Ecke weiter in die
Calle Agramonte zur ehemaligen Manufaktur von H.Upmann ("Palacio del Tabaco
Fábrica La Corona"). Dort fertigen die Zigarrendreher neben anderen Sorten auch zwei Formate der legendären und
sündhaft teuren Cohiba, der Marke Gerhard Schröders.
Gleich im ersten Stock bei H.Upmann wird es spannend: Dort sitzt eine Gruppe gut gelaunter Arbeiterinnen, stapelweise
Tabakblätter auf dem Schoß. Ein paar Meter weiter gelangen die Besucher in das Kernstück der Manufaktur, ein großer
Saal, in dem die Torcedores, die Zigarrendreher, an Holzbänken die Havannas fabrizieren.
Havanna in vollen Zügen
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Eine Zigarrendreherin greift zu vorbereiteten Tabakblättern, aus denen sie die Einlage rollt. Dann nimmt sie das spezielle
Umblatt und dreht alles zur so genannten Puppe zusammen. Schließlich packt sie die halbfertige Zigarre in eine
Holzform, in der sie 45 Minuten lang gepresst wird. Später wird dann das Deckblatt um die Puppe gewickelt. "Hier
entsteht gerade eine Cohiba-Espléndido", erklärt der Führer. "90 dieser Spitzenzigarren stellt die Torcedora am Tag her".
Das lohnt sich für die staatliche Zigarrenindustrie: 24 Tage im Monat mal 90 Zigarren macht eine Monatsproduktion von
2160 Stück. Dafür erhält die Arbeiterin einen Monatslohn von etwa zwölf Euro, für kubanische Verhältnisse ein
Spitzengehalt.
Im Verkaufsraum der Fabrik kostet eine Kiste mit 25 Cohibas-Espléndidos dann rund 400 Peso Convertible (400
US-Dollar). Der Preis geht sogar, wenn man bedenkt, dass in Deutschland eine einzige dieser Zigarren für 25,60 Euro zu
haben ist.
Havanna - Die Heimat von Cohiba und Montechristo
Havanna - Die Heimat von Cohiba und Montechristo
Nun zählen Cohibas zu den teuersten Zigarren, andere berühmte Havannas - etwa Montechristo oder Partagas - sind
24.09.2012 15:45
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deutlich günstiger. Zigarrenraucher können ein Schnäppchen machen: Eine Montechristo Nr. 4 beispielsweise, die in
Deutschland sieben Euro kostet, gibt es in der Fabrik etwa für den halben Preis.
Es geht sogar noch billiger. Denn in Havanna blüht ein ungeheurer Schwarzmarkt mit Zigarren. Schon beim ersten
Spaziergang durch das historische Zentrum werden Touristen angesprochen: "Cohiba, Montechristo, Romeo y Julieta alles billig, kommen Sie, Senor!".
Wer dann mitgeht, erhält zwar nur gefälschte Havannas, aber dafür einen Einblick in
das unverfälschte Havanna: morbide Hinterhöfe, enge Wohnungen, Rumba- und
Salsaklänge und freundliche Menschen, die versuchen, ihren durch Mangel
geprägten Alltag zu organisieren. Eine echte Cohiba darf man aber nicht erwarten.
Fast alle diese Schwarzmarktzigarren, die ständig angeboten werden, sind
gefälscht.
GMS
Handwerkskunst: Zunächst wird aus
vorbereiteten Tabakblättern die Einlage
gerollt, dann mit einem speziellen
Umblatt alles zur "Puppe" zusammen
gedreht.
Es sind allerdings geschickte Fälschungen: Kiste, Banderolen, Qualitätssiegel alles stimmt. Auch sehen die Zigarren genau so aus wie die teuren Markenfabrikate.
Doch beim Rauchen wird aus der angeblichen Cohiba plötzlich ein kräftig
schmeckender Stumpen - eine handgedrehte Zigarre zwar und aus kubanischen
Tabaken, doch die Dreher in den Hinterstuben verarbeiten die Tabake, die gerade
auf dem Schwarzmarkt zu haben sind - mal gute, mal weniger gute. Experten
schätzen, dass in Kuba etwa 30 Prozent des Tabaks zwischen dem Anbau und dem
Ende der Fabrikation verschwinden.
Kuba ist Tabakland und Ur-Heimat der Zigarre. Und Havanna ist die Weltmetropole
dafür. Die Zeiten, als man so gut wie überall und jederzeit rauchen durfte, sind
allerdings vorbei. Inzwischen ist das Rauchen in klimatisierten und geschlossenen
öffentlichen Einrichtungen wie Theatern, Kinos oder Bussen verboten. In
Restaurants müssen jetzt Nichtraucherbereiche eingerichtet werden.
In Havanna stehen die berühmten Zigarrenfabriken - doch der Tabak kommt aus der
Provinz Pinar del Rio, 160 Kilometer westlich der Hauptstadt. In dieser Gegend
wächst nach Ansicht von Kennern der beste Tabak der Welt. Es ist eine Landschaft
mit bizarren Kalkfelsen und roter Erde in vielen Farbabstufungen. Auch wer sich
nicht für Zigarren interessiert, sollte diese Region mit dem Tal von Vinales und dem
Vuelta Abajo besuchen. Von den Touristenhotels in Havanna und Varadero aus gibt
es organisierte Ausflüge nach Pinar del Rio.
GMS
Kostbarkeiten aus der Provinz: In Pinar
del Rio, 160 Kilometer westlich von
Havanna, wächst nach Ansicht von
Kennern der beste Tabak der Welt
Noch schöner ist es, mit dem Mietwagen zu fahren und unterwegs zu übernachten.
Am Tag darauf kann man den Tabakbauern einen Besuch abstatten. Natürlich wird der Campesino dem Gast auch eine
Zigarre oder einen Zigarillo anbieten. Wenn der Besucher ihm dann noch einige abkauft, umso besser.
Georg Alexander, DPA
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