Ich denke oft an Hawaii | i often think of hawaii

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Ich denke oft an Hawaii | i often think of hawaii
IFFF Dortmund | Köln 2015
Always Together | 65
BRD 1978, Spielfilm, Quicktime ProRes, Farbe, 85’
Regie, Buch, Bildgestaltung Elfie Mikesch
Schnitt Elfie Mikesch, Elfi Tillak | Ton Jürgen Jensen
Produktion Oh Muvie, Laurenz Straub
Kontakt Arsenal – Institut für Film- und Videokunst e. V. | www.arsenal-berlin.de
Ich denke oft an Hawaii | I Often Think of Hawaii
»Ruth R. ist eine Frau von 42 Jahren. Ich lernte sie vor Jahren kennen,
als ich nach Berlin kam. Sie wurde eine Nachbarin, die ich selten sah.
Ihre Kinder Carmen und Tito spielten jeden Tag im Hof. Sie waren sehr
scheu, besonders das Mädchen. Carmen war damals etwas Besonderes
durch ihr exotisches Aussehen. (Damals gab es hier noch wenige türkische Arbeiter.) Die Kinder hatten einen puerto-ricanischen Vater, der
Berufssoldat war und 3 Jahre mit Ruth zusammenlebte.
Vor ungefähr einem Jahr fiel mir bei Carmen auf, wie sehr sie sich verändert hatte. Ihr früher zarter Körper war riesig geworden, ihr Mund aber
nicht mitgewachsen. Klein wirkte er im Gesicht mit den großen Augen,
stand wie ein Zeichen für Carmens Zurückhaltung und für ihre Sprachlosigkeit. Ich kam auf die Idee, mit Carmen einen Film zu machen, über
ihren Alltag und ihre Träume. Sie war jetzt knapp 16 Jahre alt.
(…)
Mit 16 wollte Ruth auswandern. Sie arbeitete damals am Fließband in
einer Knopffabrik. Beim Tanzen lernte sie Roberto aus Puerto-Rico kennen. Er versprach, ihr die Welt zu zeigen, verließ sie aber, nachdem sie
zwei Kinder von ihm hatte, ohne ein Wort. Er ließ Postkarten und eine
Schallplatte mit Hawaii-Musik zurück. Ruth arbeitet heute als Putzfrau.
(...)
Carmen träumt von einem Land mit viel Sonne.
Carmen sitzt in ihrem Zimmer.
Tito sitzt in seinem Zimmer.
Die Mutter hat kein Zimmer.
(…)
Das Problem, keine Probleme zu haben, da man sich ihrer nicht bewußt
ist, darunter aber auf eine unbestimmte Weise doch leidet, ist Mittelpunkt des Films.«
Elfie Mikesch
»Ruth R. is a 42-year-old woman. I got to know her years ago when I
came to Berlin. She was a neighbour whom I rarely saw but her children
Carmen and Tito played in the yard every day. The two were very shy,
especially Carmen who, with her exotic appearance, was something
special at a time when there were only a few Turkish workers here. The
kids had a Puerto Rican father, a professional soldier who lived with
Ruth for three years.
About a year ago now, I was struck by how much Carmen had changed.
Her body, which used to be slender, had become huge. But her mouth
had not grown apace and, set in her face with big eyes, it looked small, a
sign perhaps of her reserved nature and inarticulacy. So I came up with
the idea of making a film with Carmen, about her everyday life and her
dreams. She was now almost 16 years old.
(...)
When she was 16, Ruth had wanted to emigrate. She was working on an
assembly line in a button factory. While out dancing, she met Roberto from
Puerto Rico. He promised to show her the world but left her after she had
had the two children, without a word. All he left behind were postcards
and a record of Hawaiian music. Nowadays, Ruth works as a cleaner.
(...)
Carmen dreams of a country with a lot of sun.
Carmen sits in her room.
Tito sits in his room.
The mother has no room.
(...)
The problem of not having problems because you are not aware of them
while somehow being hurt by them in an indefinite way, that’s the
central point of the film.«
Elfie Mikesch
Biografie
Elfie Mikesch wurde 1940 in Innsbruck, Österreich, als Tochter eines
Filmvorführers geboren. Nachdem sie eine Fotoausbildung absolviert
hatte, kam sie 1966 gemeinsam mit Rosa von Praunheim nach Berlin.
1971 entstand ihr Kurzfilm Charisma und auf einer Weltreise mit Rosa
von Praunheim der Film Leidenschaften, für den sie die Kamera führte.
In den 1980er Jahren machte sie sich einen Namen als Experimentalfilmerin und führte selbst Regie. Währenddessen arbeitete sie als Kamera­
frau mit Regisseuren wie Werner Schroeter, Rosa von Praunheim, Peter
Lilienthal oder Monika Treut zusammen. Gemeinsam mit Treut gründete
sie 1984 die Firma Hyäne/Hyäna Film mit Sitz in Hamburg.
Biography
Born 1940 in Innsbruck, Austria, Elfie Mikesch was the daughter of a
film projectionist. After completing a photography apprenticeship, she
moved to Berlin in 1966, together with Rosa von Praunheim.
In 1971, she made the short film Charisma and, on a world tour with
Rosa von Praunheim, operated camera on the film Leidenschaften
(Passions). Ms Mikesch began to make a name for herself in the
1980s as an experimental film-maker and director. She has worked as
a cinematographer with directors such as Werner Schroeter, Rosa von
Praunheim, Peter Lilienthal and Monika Treut. Together with Monika
Treut, she founded in 1984 the Hyäne/Hyäna film company based in
Hamburg.
Filme von | Films by Elfie Mikesch (Auswahl | Selection)
Fieber 2014 | Mondo Lux – Die Bilderwelten des Werner Schroeter 2012 | Zisternen – Istanbuls versunkene Paläste 2008 | Hahnemanns Medizin 2006
Verrückt bleiben – Verliebt bleiben 1997 | Soldaten Soldaten 1994 | Marocain 1989 | Verführung: Die grausame Frau 1985 | Das Frühstück der Hyäne 1983
Die blaue Distanz 1983 | Was soll’n wir denn machen ohne den Tod? 1980

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