Rituale und Brauchtum im Advent

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Rituale und Brauchtum im Advent
Rituale und Brauchtum im Advent
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Äpfel – Nüsse – Marzipan
Schon in frühen Kulturen und Religionen spielte der Apfel als Symbol
der Fruchtbarkeit eine Rolle.
In der Versuchungsgeschichte der Bibel wird von der verbotenen Frucht
des Baumes in der Mitte des Paradiesgartens gesprochen. Auf Bildern
wird diese Frucht als Apfel dargestellt. Er steht damit für die Verführung,
aber auch für die Frucht des Lebens.
Als „Reichsapfel“ mit einem Kreuz versehen gewinnt er in der Hand des
Jesuskindes eine andere Bedeutung: er ist Zeichen der Herrschaft
Gottes über die Welt und den Tod.
Die Äpfel am Weihnachtsbaum sind – neben den Nüssen –
Symbolschmuck für die Früchte des Lebens.
Nüsse gehören seit jeher zu den Gaben des Heiligen Nikolaus. Vielleicht
deshalb, weil sie nicht nur äußerst nahrhaft (und wie man heute weiß,
gesund) und wohlschmeckend sind und weil sie zur Winterzeit reif
waren. Als kostbares Geschenk des Himmels haben sie auch eine
gewisse Symbolik. Um in den Genuss der Kerne zu kommen, muss der
Mensch selbst erst einmal die harte Schale knacken.
Haselnüsse gelten bis heute als Fruchtbarkeitssymbol: Werden im
Herbst viele Haselnüsse geerntet, gibt es im nächsten Jahr viele Kinder.
Mandeln haben in der Kultur- und Religionsgeschichte Europas ihre
Spuren hinterlassen: Bis zur Romantik wurde Christus als Herrscher
über die Welt mit einer „Mandorla“, einem mandelförmigen
Heiligenschein, dargestellt. Die Mandel diente auch als Symbol für die
unbefleckte Empfängnis.
Walnuss: Im Christentum gibt es verschiedene Bedeutungen. Der Kern
soll „das süße Fleisch Christi symbolisieren, das zuvor in der Schale von
Marias Schoß gewachsen war“. Der Hl. Augustinus sah in der etwas
scharf schmeckenden Hülle die bitteren Leiden Jesu und in der harten
Schale das Holz des Kreuzes, an dem Jesu starb und das uns
Menschen das ewige Leben ermöglicht.
Auf manchen Bilddarstellungen sieht man Josef und Maria bei der
Hochzeit mit einem Walnusszweig in der Hand.
Die goldenen Nüsse, die schon am ersten nachweisbaren Christbaum
im Jahr 1605 in Straßburg hingen, sind somit Sinnbild für die
Menschwerdung Jesu und die Erlösung der Menschheit.
Marzipan - hergestellt aus fein geriebenen, geschälten Mandeln,
Staubzucker und Rosenwasser – war schon über 600 Jahre v. Chr. In
Persien bekannt. Im Laufe der Jahrhunderte gelangte es auf den
Handelswegen nach Europa. Anfangs war es dort eine klösterliche
Fastenspeise für die fleischlose Passionszeit und wurde „Osterbrot“
genannt. Von den Klöstern aus gelangte es über die Hofapotheken in die
Fürstenhäuser, später dann auf die Tische der gutsituierten Bürger.
Städte wie Lübeck, Danzig, Hamburg und Königsberg wurden zu
Hochburgen der Marzipanherstellung. Und es entstanden Wettstreite um
die feinste Rezeptur.
Das „Königsberger Marzipan“ brachte die Verbindung zur
Weihnachtszeit. Dort wurden die im Sommer und Herbst geernteten
Früchte von Kirschen, Hagebutten, Birnen, Pflaumen und Reineclauden
kleingeschnitten, dann auf ausgestochenem Marzipan zu Mustern gelegt
und anschließend überflämmt bzw. gebacken.
Es wurden große Marzipanschauen in der Vorweihnachtszeit
veranstaltet. Dabei waren neben weißen Schäfchen Wickelkinder in
Anlehnung an das in der Krippe liegende Jesuskind besonders beliebt.
Viele Geschichten ranken sich um das Marzipan:
1407 herrschte in Lübeck eine große Hungersnot. Ein Kaufmann fand
auf seinem Speicher noch einen Sack Mandeln und Zucker vor. Daraus
knetete er kleine Brote und verteilte sie an die hungernden Menschen.
Auch in Venedig geschah es zu Zeiten einer Hungersnot, dass Bürger
zum Hl. Markus, dem Schutzpatron der Stadt, beteten. Als sie
überraschend wieder Mehl bekamen, nannten sie die ersten kleinen
Brote „marci pane“ (das Brot des Markus).