INHALT - Kreisgymnasium Riedlingen

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INHALT - Kreisgymnasium Riedlingen
INHALT
Zur Einleitung
Anton Hepp
3
Leitbild unserer Schule
Georg Knapp
10
Redaktion
Franziska Enders
Waltraud Wolf
Volker Braig
Otmar Schneider
Anton Hepp
Hermann Heinzelmann
Georg Knapp
Felix Müller
Anton Hepp
Andreas Schmid
Georg Knapp
18
23
29
31
33
35
39
40
43
47
49
50
Gerhard Weller
54
Alois Braig †
57
Erwin Butscher
61
Norbert Maucher
67
Aus dem Leben unserer Schule
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Die neuen Fünfer
Ernst-Jünger-Preisverleihung
Wenn Götter verreisen
Singe, wem Gesang gegeben
Händel in seiner Zeit
Studenten als Studienbotschafter
Projekte in Stuttgart, München und Istanbul
Internationale Bildungsmesse in Istanbul
Studienfahrt nach Berlin
Bildschirme raus aus Kinderzimmern
Mitmachen ist Ehrensache
Einweihung der neuen Sportanlagen
Der Sparkassenpräsident lädt das Lehrerkollegium
nach Stuttgart ein
Aus der Geschichte unserer Schule
– Das Jahrhundert der Präzeptorats-Kapläne
Ehemalige berichten
– Ein Diplomat im auswärtigen Dienst
– Mein Jakobsweg 2009 – von Reutlingen nach
Santiago de Compostela
– Über Tübingen, Melbourne und Oxford nach
Dortmund
– Als Grundwasserspezialistin weltweit unterwegs
– Auf dem Weg
– „Wenn ein Zug in deinem Bahnhof hält, steig ein“
– Studieren in der Südsee
– Higgs
– Eine Klassenfahrt ins Berlin des Kalten Krieges
Tobias J. Zimmermann
Stephanie Zimmermann
Hannes Treiber
Friedemann Benner
Elisabeth Kniele
Holger Lippert
Ulrich Hartmann
77
82
89
92
97
101
102
Ulrich Lohrmann
Ekke Wall
August Sandmaier
Mechthild Zimmermann
Hugo Kleiner
108
110
114
116
117
Elke Ulrich, Bettina Jäggle
Margit Blaser,
Christine Vöhringer
120
Jahrgangstreffen
–
–
–
–
–
–
Damit Vergangenheit Zukunft hat
Klassentreffen des Abijahrgangs 1956
Abitursjahrgang 1959
Treffen des Abitursjahrgangs 1966
Nachlese zum Klassentreffen – „Thirty-Years-Later“
Der Abitursjahrgang 1989 feiert das 20-jährige
Abitursjubiläum
– Gelungenes Jahrgangstreffen nach 17 Jahren
122
1
Abiturienten
– Abiturienten 2009
– 50 Jahre Abitur – Abitursjahrgang 1960
Redaktion
Redaktion
124
127
Georg Knapp
Anton Hepp
Volker Braig, Georg Knapp
Georg Knapp
Redaktion
128
130
134
135
136
Redaktion
138
Georg Knapp
Anton Hepp
Anton Hepp
140
142
143
Personalia
–
–
–
–
–
–
Studiendirektor Albert Rapp ist im Ruhestand
Neue Lehrkräfte am Kreisgymnasium
Spurensuche nach der Transzendenz
Die Elternbeiratsvorsitzenden
Runde Geburtstage von Kollegen
Die Jubilare unter den Pensionären des
Kreisgymnasiums
Nachrufe
– Grabrede auf Oberstudienrat Joachim Gladewitz
– Zum Tode von Frau Studiendirektorin Dr. Lore Ilg
– Zum Tode von Dr. August Beck
Einladung
144
IMPRESSUM
Herausgeber:
Redaktion:
Gestaltung:
Vignetten:
Satz und Druck:
2
Verein der Ehemaligen und Freunde des Kreisgymnasiums Riedlingen e.V.
Die Mitglieder des Vorstandes
Herbert Arbter
Schülerarbeiten
Kooperative Dürnau, Im Winkel 11, 88422 Dürnau
Tel 0 75 82 93 00 93, Fax 0 75 82 93 00 20
Email [email protected], Internet www.kooperative.de
Zur Einleitung
Die 22. Ausgabe unseres Periodikums ist erschienen und ich freue mich, dass ich
Ihnen – einer nun schon bewährten Tradition folgend – wieder im Frühjahr die
neue Ausgabe zuschicken kann. In meiner Einleitung möchte ich Ihnen das Schulheft 22 vorstellen, und ich werde die Aktivitäten unseres Vereins im abgelaufenen
Jahr schildern und das Vereinsjahr Revue passieren lassen.
EHEMALIGE BERICHTEN IM
SCHULHEFT 22
Ein wesentliches Verbindungsglied zu
unseren Ehemaligen ist das Schulheft
und hier speziell die Rubrik „Ehemalige
berichten“. Auch in der vorliegenden
Ausgabe darf ich Ihnen interessante und
spannende Berichte von Ehemaligen
vorstellen, die über bemerkenswerte,
nicht alltägliche und ganz spezielle Tätigkeiten und Berufsfelder und auch berufliche Wege berichten. Es sind Ehemalige, die zu unterschiedlichen Epochen
das Riedlinger Gymnasium besucht haben. Ich freue mich, dass auch in der
22. Ausgabe die Attraktivität dieser Rubrik erhalten geblieben ist, und dass es
uns gelungen ist, Ehemalige als Autoren
zu gewinnen, denen ich herzlich dafür
danke, dass sie sich die Zeit genommen
und die Mühe aufgebracht haben, für unser Heft zu schreiben.
Erwin Butscher hat 1948 am Riedlinger
Gymnasium die Reifeprüfung abgelegt.
Ich habe Herrn Butscher bei der Feier
zum diamantenen Abitursjubiläum im
September 2008 kennen gelernt. Er
spannt in seinem Bericht den Bogen von
der Schulzeit in den Nachkriegsjahren
mit der Rückkehr aus der Gefangenschaft hin bis zu seiner Tätigkeit als Diplomat, die ihn nicht nur in die verschie-
densten Erdteile führte, sondern bei der
er auch bekannte Persönlichkeiten getroffen hat. Lassen Sie sich von seinen
Ausführungen in die Welt eines weit gereisten Diplomaten entführen.
Friedemann Benner ist in Langenenslingen aufgewachsen und hat in den sechziger Jahren das Riedlinger Gymnasium
besucht. Seine mit vielen Überraschungen gespickten Schilderungen zeigen
den Werdegang eines Künstlers auf, der
mit dem steilen Aufstieg vom Musikalienverkäufer zum allseits gefragten vielseitigen Musiker und Interpreten in der
Berliner Kulturszene viel erreicht hat,
basierend auf seinem Talent, gepaart mit
Entschlossenheit und Optimismus, aber
auch einem Stück Risikobereitschaft,
denn vieles war nicht zu planen und der
Ausgang nicht vorherzusehen.
Dr. Norbert Maucher, Abiturient des
Jahrgangs 1973, hat beim Stadtfest im
Sommer seinen Jahrgänger Dr. Anton
Berger getroffen und erzählte ihm von
seinen Erlebnissen auf dem Jakobsweg.
Dies wiederum brachte Dr. Berger auf
die Idee, Norbert Maucher zu bitten, seine Erlebnisse für das Schulheft niederzuschreiben. Dr. Maucher ist Arzt in Reutlingen, und es ist ihm dank guter organisatorischer Ideen gelungen, diesen Dreimonatstrip in die Realität umzusetzen.
3
Dr. Stephanie Zimmermann ist in Ertingen aufgewachsen und hat im Jahre
1992 die Reifeprüfung abgelegt. Wenige
Jahre nach dem Mauerfall führte ihr Weg
an die Universität Rostock, wo sie das
Umweltschutzstudium aufnahm. Ihren
Studiengang Umweltingenieurwissenschaften schloss sie an der ETH in Zürich ab. Dort schrieb sie auch die Promotion. Die Jahre danach könnten vielseitiger und abwechslungsreicher nicht sein,
denn Stephanie Zimmermann hat in verschiedenen Kontinenten interessante
Projekte durchgeführt, und bei ihrem
noch jungen Alter darf man gespannt
sein, wo sie die nächsten Ziele anpacken
wird, Ideen sind vorhanden.
Tobias J. Zimmermann hat bis zum Abitur im Jahre 2002 das Kreisgymnasium
besucht. Er hatte während seiner Schulzeit mit großem Erfolg an Wettbewerben
teilgenommen und wurde beim Wettbewerb „Jugend forscht“ Bundessieger.
Sein Traum war schon immer, Chemiker
zu werden. So war es nahe liegend, dass
er nach der Schulzeit an der Universität
in Tübingen Chemie studierte. Als Stipendiat der Deutschen Studienstiftung
absolvierte er ein Auslandssemester an
der University of Melbourne. Zurzeit arbeitet er an seiner Dissertation an der
Universität in Dortmund.
Hannes Treiber hat im Jahr 1999 in Riedlingen das Abitur gemacht und nahm nach
seiner Schulzeit ein Studium an der Hochschule der Medien in Stuttgart auf. Im Anschluss an dieses Studium ergriff er die
Chance, sich für ein Regiestudium in
Hamburg zu bewerben, und wurde aufgenommen – eine tolle Leistung, wenn man
bedenkt, dass von mehreren hundert Be4
werbern nur alle zwei Jahre sechs Personen aufgenommen werden. Es war die
Hamburg Media School, eine Schule mit
bestem Ruf in der Filmbranche.
Nach der Abiturprüfung im Jahre 2004
hat sich Elisabeth Kniele für den Bachelorstudiengang „Bibliotheks- und Medienmanagement“ an der Hochschule
der Medien in Stuttgart entschieden. Im
anschließenden Masterstudiengang an
der Hochschule in Offenburg konnte sie
im Bereich Medien und Kommunikation
einen weiteren Schwerpunkt setzen.
Nach ersten positiven Auslandserfahrungen in Irland, reiste sie – einem langgehegten Wunsche folgend – sozusagen
ans andere Ende der Welt und zwar in
den Südpazifik auf die Fiji-Inseln.
Dr. Ulrich Hartmann feiert mit seinen
Klassenkameraden im Sommer das 50jährige Abitursjubiläum. Die Vorbereitungen sind bereits angelaufen. Er hat
mir seinen spannenden Bericht über die
Klassenfahrt in das Berlin des kalten
Krieges zugesandt, die ein Jahr vor der
Abiturprüfung im Jahr 1959 stattfand.
Vier Schüler der damaligen Abitursklasse haben – aus unterschiedlichen Gründen – an der Berlinreise nicht teilgenommen. Vermutlich konnten aus diesem
Grund vier Schüler der Unterprima mit
nach Berlin fahren, Hilde Buck, Karl
Brugger, Jakob Fay, Klaus Mayer.
EHEMALIGE TREFFEN SICH
ZU KLASSENTREFFEN ODER
ABITURSJUBILÄEN
Wenn Sie die neue Ausgabe des Schulhefts durchlesen, werden Sie feststellen,
dass die Rubrik „Ehemalige treffen sich
zu Abitursjubiläen und zu Klassentreffen“ umfangreicher ist als in früheren
Ausgaben. Darüber bin ich sehr froh,
zeigt es doch, dass solche Treffen unter
Einbeziehung unseres Vereins stattfinden, und ich darf Sie ermutigen, mit mir
in Kontakt zu treten, wenn Sie ein Klassentreffen oder ein Treffen zu einem
Abitursjubiläum planen.
Die Abiturienten des Jahrgangs 1959 folgten der Einladung von Dr. August Sandmeier und feierten im Mai ihr 50-jähriges
Abitursjubiläum. Während des Rundgangs
durch die Schule wurden bei angeregten
Gesprächen viele Erinnerungen ausgetauscht. Ich konnte auf viele Fragen und
Anekdoten, die erzählt wurden, eingehen,
denn viele Lehrer, die in den fünfziger
Jahren unterrichteten, kannte ich aus meiner eigenen Schulzeit am Riedlinger
Gymnasium aus den siebziger Jahren.
Ekke Wall hatte im September zu einem
Treffen seines Abitursjahrgangs 1955 geladen. Bei diesem und bei den anderen
Treffen wurden angeregte Gespräche über
„Schule früher und heute“ geführt. Im
März begrüßte ich die ehemaligen Schüler
der 13 Ra des Schuljahrs 1979. Mit den
Ehemaligen dieses Jahrgangs verbindet
mich die gemeinsame Schulzeit. Zur Feier
des 20-jährigen Abitursjubiläums hatte
Elke Ulrich, geborene Erdmann, geladen,
und im Herbst begrüßte ich an einem herrlichen Septembernachmittag die Abiturienten, die 1992 die Reifeprüfung abgelegt
hatten. Hier hatte Christine Vöhringer zusammen mit Margit Blaser die nette Idee,
sich nach17 Jahren mal wieder zu treffen
und viele sind der Einladung gefolgt. Diese Abitursjahrgänge kenne ich aus der Zeit
meiner Lehrertätigkeit am Kreisgymnasi-
um, und in manchen Schuljahren durfte
ich alle Parallelklassen eines Jahrgangs in
Physik unterrichten. So sind bei meinen
Führungen nach kurzer Zeit auch die Namen wieder parat. Wenn dann die ehemaligen Schüler auf ihren früheren Plätzen
im Physikstufensaal sitzen und ich die
Präsentation mit Bildern und Informationen aus der früheren und aus der heutigen
Schulzeit starte, sind die Gespräche nicht
mehr zu stoppen und ich kann mich als
Referent zurückziehen, denn ich habe erreicht, was ich wollte, nämlich Erinnerungen zu wecken an die vergangene Schulzeit. An allen Treffen, zu denen ich eingeladen wurde, habe ich gern teilgenommen,
konnte ich doch mit vielen Menschen sehr
nette und interessante Gespräche führen.
Ich erfahre auch von Klassentreffen, die
nicht in Riedlingen stattfinden. Berichte
hierüber zeigen, dass man sich an verschiedenen Orten trifft. Ich freue mich
über Ihre Zuschriften, und so berichtet
im vorliegenden Heft Ulrich Lohrmann
über ein Treffen seines Jahrgangs, zu
dem er im vergangenen Herbst ins Kloster Reute eingeladen hatte.
DAS SCHULHEFT 22 STELLT
DIE VEREINSAKTIVITÄTEN UND
INTERESSANTES AUS DEM LEBEN
UNSERER SCHULE VOR
Eines der wichtigsten Ziele unseres Vereins ist es, die Schule bei der Durchführung von Unterrichtsprojekten, unterrichtsbegleitenden Maßnahmen, außerunterrichtlichen Veranstaltungen und auch
bei der Anschaffung von Lehr- und Lernmaterialien zu unterstützen. Einen Teil
dieser vielfältigen Aktivitäten an unserer
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Schule stellen wir Ihnen unter der Rubrik
„Aus dem Leben der Schule vor“. Der
Verein springt oft dort ein, wo aus staatlichen Quellen keine oder nur unzureichende Mittel fließen. Aus der folgenden unvollständigen Aufzählung von Zuschüssen, die im Laufe des letzten Jahres geleistet wurden, ist ersichtlich, welche
wichtige Rolle der Verein spielt:
Ein großer Anteil entfiel auf die Bezuschussung von Schüleraustauschen,
Schullandheimaufenthalten und Studienfahrten. An dieser Stelle möchte ich
es nicht versäumen, eine nette Geste
von Schülern zu erwähnen, die in Berlin auf Studienfahrt waren. Sie reisten
mit der Deutschen Bahn und einer der
Züge hatte eine größere Verspätung.
OSR Bernd Lippman hat daraufhin bei
der Bahn Beschwerde eingelegt und einen Teil der Riesekosten zurückerstattet
bekommen. Die Schüler ihrerseits haben dann aus diesem Betrag dem Verein
eine Spende zukommen lassen für die
Unterstützung zukünftiger Fahrten. Ein
herzliches Dankeschön an die Schülerinnen und Schüler und ihren begleitenden Lehrer Herrn Lippmann! Einen ergänzenden Anteil konnte der Verein
wieder bei der Ganztagesbetreuung im
Rahmen des Jugendbegleiterprogramms
übernehmen. Die Studienbotschafter erhielten vom Verein einen Zuschuss für
ihre Reiskosten. Weiterhin erfuhren Exkursionen verschiedener Schülergruppen und Wettbewerbe eine Unterstützung. Zuschüsse für die Orchesterfreizeit und für Arbeitsgemeinschaften
wurden abgerufen. Unser Verein hat mit
den Fördervereinen der anderen Riedlinger Schulen einen großen Teil des
Honorars für Prof. Christian Pfeiffer
übernommen. Die Abiturienten erhiel6
ten während der Abiturprüfung vom
Verein wieder Getränke und die obligatorische „Abibrezel“.
Für das diesjährige Abidenkmal hatten
die Abiturienten zusammen mit Schulleiter Georg Knapp eine nette Idee entwickelt. Sie schufen einen Trinkbrunnen im
Eingangsbereich der Schule. Dieses Vorhaben konnte durch die Zusammenarbeit
von Abiturienten, Schule, Schulträger und
Verein realisiert werden. (siehe Abb. S. 71)
Das mit Abstand größte Verdienst am Zustandekommen des Denkmals hat die
Abiturientin Maria Mohr und ihre Familie. Maria hat den Plan für den Brunnen
entworfen, und ihr Vater und ihr Bruder
haben mit viel Engagement und Geschick
in einer handwerklichen Meisterarbeit
den Trinkbrunnen erstellt. „Ein Geschenk
mit hohem ideellem Wert und großem
Nutzen für die nachfolgende Schülergeneration“, freute sich OSD Knapp bei der
Übergabe.
Aus dieser Aufzählung unserer Vereinsaktivitäten geht hervor, dass ein Schüler
im Laufe seiner Schulzeit immer wieder
von den Zuschüssen unseres Vereins
profitiert. Damit das auch in Zukunft so
bleibt, sind wir auf eine hohe Mitgliederzahl mit einem hohen Beitragsaufkommen angewiesen.
UNSER VEREIN BEGRÜßT DIE
NEUEN MITGLIEDER
Ich freue mich, dass ich wieder eine
ganze Reihe von neuen Mitgliedern in
unserem Verein begrüßen darf. Hier
kann ich in erster Linie die Abiturienten nennen, die es sich nicht nehmen
ließen, unmittelbar nach ihrer Schulzeit
durch ihre Mitgliedschaft die Verbin-
Der Vorsitzende begrüßt neue Mitglieder des Abitursjahrgangs 2009
dung zu ihrer alten Schule aufrechtzuerhalten. Mit einem Begrüßungsfest in
unserem Garten haben wir die neue
Mitgliedschaft gefeiert. Einen ebenso
herzlichen Gruß richte ich an die Eltern
der neuen Fünftklässler, die durch ihre
Mitgliedschaft die Verbundenheit zu
der neuen Schule ihres Kindes zum
Ausdruck bringen. Nicht zuletzt darf
ich die Ehemaligen in unserem Verein
begrüßen, die manchmal auch viele
Jahre nach ihrem Abitur unserem Verein beitreten, etwa wenn ich bei einem
Klassentreffen unseren Verein vorstelle. Dank der zahlreichen Neueintritte
gehören unserem Verein in der Zwischenzeit 584 Mitglieder an, und ich
danke Ihnen allen, dass Sie uns durch
Ihre Mitgliedschaft unterstützen und
wir diese Unterstützung – wie die obi-
ge Zusammenstellung zeigt – an die
Schule weitergeben können.
TASTENSPIELE
Nicht zum ersten Mal ist es mir gelungen
die Mitgliederversammlung mit einem
kulturellen Abend zu verknüpfen. Im vergangenen Jahr hatte der Verein vor der
Mitgliederversammlung zu "Tastenspielen" in die Aula eingeladen, einer Veranstaltung, die von Gisela O´Grady-Pfeiffer
und Herbert Arbter (siehe Abb. S. 73) geleitet wurde. Frau Wolf schrieb im Albboten über den Abend unter anderem “Lob
für Überraschungen, Schüler des Riedlinger Kreisgymnasiums offenbarten ihr musikalisches, sprachliches und schauspielerisches Talent. „Ihr wart super“, hörten die
7
Kinder und Jugendlichen an dem Abend
immer wieder. Das Lob für eine Veranstaltung voller Musik und Witz, Kreativität
und Komödiantentum kam von vielen Seiten. Begeisterte Lehrer, Eltern und an Kultur interessierte Besucher sprachen es aus.
Alle Akteure, ob Klavierspieler, Schauspieler oder Sprecher nötigten dem Publikum Bewunderung ab und zeigten sich als
absolute Könner“. (siehe Abb. S. 72) Mit
einem kleinen Präsent habe ich den Akteuren dieses Abends unsere Anerkennung
und unseren Dank ausgesprochen.
Wahlleiter die Wahlen zum Vorstand
durchgeführt. Das Ergebnis überrascht
nicht, denn der alte Vorstand ist auch
er neue:
Vorsitzender
Anton Hepp
Zweiter Vorsitzender Franz Josef Gerster
Kassier
Gerhard Reichelt
Schriftführerin
Mechtild Kniele
Beisitzer
Liselotte Schmid
Dr. Anton Berger
Josef Steinhart
DANK AN DIE AUTOREN UND AN
DAS REDAKTIONSTEAM
MITGLIEDERVERSAMMLUNG 2009
Auf der Mitgliederversammlung, die
im Anschluss an die Tastenspiele im
Atrium der Schule stattfand, stellte ich
meinen Jahresbericht und die Vereinsaktivitäten des vergangenen Jahres vor.
Schulleiter Georg Knapp hat für die
vielfältigen Unterstützungen, die unser
Verein der Schule zukommen ließ,
herzlich gedankt. Ein persönliches
Dankeschön richtete er an mich für
meine Arbeit, die ich als Vorsitzender
für unseren Verein das ganze Jahr über
leiste. Im Auftrag unseres Kassiers
Gerhard Reichelt habe ich den Kassenbericht vorgetragen, der wie in den
vergangenen Jahren auch eine positive
Bilanz unserer Finanzen offenbarte.
Gerhard Reichelt konnte an der Versammlung nicht teilnehmen, da er im
ersten Jahr seiner Pensionierung viel
unterwegs war. Ihm habe ich für seine
vielfältige und äußerst wertvolle Arbeit, die er für unseren Verein erbringt,
herzlich gedankt und ihm ein kleines
Präsent überreicht. Stefan Volkmer,
Abiturient des Jahrgangs 2008, hat als
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Zum Schluss möchte ich allen herzlich
danken, die am Erscheinen der neuen
Ausgabe unseres Schulheftes beteiligt
waren. Das sind in erster Linie die Autoren, die wieder viel Zeit und Mühe
aufgebracht haben, für unser Heft zu
schreiben. Aber die Mühe hat sich gelohnt, denn es sind sehr interessante
Berichte nachzulesen. Zwischen den
Jahren heißt für Herrn Baur, für Herrn
Arbter und für mich auch zwischen den
Schulheften, denn in dieser Zeit treffen
wir uns mehrmals und stehen in engem
Kontakt, um das Heft in seiner endgültigen Form zusammenzustellen. Ohne
deren Mithilfe und deren fachmännische Arbeit könnte das Heft in der vorliegenden Art nicht erscheinen. Dafür
danke ich herzlich. Danken möchte ich
Frau Waltraud Wolf, die als Redakteurin im Wochenblatt und im Albboten
über die Veranstaltungen berichtet.
Eine ganze Reihe ihrer Fotodokumentationen hat mir Frau Wolf zum Abdruck zur Verfügung gestellt. Frau Michelberger freut sich immer schon auf
die Artikel der neuen Ausgabe, die sie
Bei der Redaktionsarbeit, von links: Anton Baur, Herbert Arbter, Anton Hepp
dann in gekonnter Weise für die Druckerei erfasst. Auch ihr vielen Dank für
Ihre Mitarbeit!
RÜCKMELDUNGEN ZU UNSEREM
SCHULHEFT
Über die Aktivitäten am Kreisgymnasium Riedlingen im laufenden Schuljahr
können Sie sich jederzeit auf der Homepage unserer Schule unter folgender
Adresse informieren:
www.kgr.bc.bw.schule.de. Auf dieser
Homepage ist auch ein Link zu unserem
Verein eingerichtet. Ich freue mich über
Rückmeldungen zu unserem Schulheft
und zu unseren Vereinsaktivitäten. Sie
können diese an die Postadresse oder an
folgende Email-Adresse senden:
[email protected]
TERMINE IM JAHR 2010
Die traditionellen Feste der Stadt Riedlingen finden im Jahr 2010 an folgenden
Terminen statt: der Flohmarkt ist am 15.
Mai, der Fanfarenzug veranstaltet das
Stadtfest am 3. und 4. Juli 2010 und der
Gallusmarkt ist am 13. Oktober 2010.
Am Donnerstag, 18. März 2010 um
19.30 Uhr findet im Atrium der Schule
die jährliche Mitgliederversammlung
statt. Als Rahmenprogramm zeigt Frau
Ursula Baur, Mitglied der Fotofreunde
Riedlingen, interessante Reiseimpressionen aus Island und Kairo. Zu dieser Veranstaltung sind Sie herzlich eingeladen.
Ihnen wünsche ich, wo auch immer Sie
dieses Heft erreichen wird, für das Jahr
2010 alles Gute.
Für den Vorstand
Anton Hepp
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Leitbild unserer Schule
Bildung ist unser Ziel – Ein Leitbild für das Kreisgymnasium
Riedlingen
LEBENSLANGES LERNEN
Wir leben in einer Zeit großer Veränderungen, deren Wirkungen sich keiner mehr
entziehen kann. Die Globalisierung von Wirtschaft und Politik, von Wissenschaft
und Kommunikation, die Internationalisierung der Bildungs- und Arbeitsmärkte, die
Digitalisierung aller Berufs- und Lebensbereiche und schließlich die Virtualisierung
des kollektiven Wissens, der Wertschöpfungsketten und der Erlebniswelten in allen
Spielformen der immer komplexer werdenden Datennetze: diese erheblichen Veränderungen unseres Lebens, die ständigen Umbrüche in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt verlangen zukünftig von den Lernenden nicht nur die Bereitschaft zu einem
lebenslangen Lernen, sondern auch eine größere Eigenständigkeit und Verantwortung
bei der Selbstorganisation von Bildungsbemühungen.
SUCHE NACH DER „BESTEN SCHULE“
Den Bildungseinrichtungen, insbesondere den Schulen, kommt bei der Qualifizierung des Einzelnen eine Schlüsselrolle zu. Nicht von ungefähr sind daher Schulqualität und Bildungsstandards zu heftig diskutierten Themen geworden. Eltern sind heute
mehr denn je auf der Suche nach der „besten Schule“ für ihr Kind. Außerdem bringen heute Kinder und Jugendliche eine Vielfalt von unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Lernerfahrungen in die Schule mit. Eine gute Schule muss Mittel und
Wege finden, um produktiv und flexibel mit den unterschiedlichen Voraussetzungen
und Leistungsmöglichkeiten umzugehen. Neben der individuellen Förderung soll sie
in den jungen Menschen Bildungsprozesse anregen und begleiten. Bildung schließt
Wertevermittlung selbstverständlich ein! Die Schule soll darüber hinaus auch Ort der
Gemeinschaft und der Einübung in demokratisches Handeln sein. Um diese Ziele zu
erreichen, muss die Schule sich auf den Weg einer „Schulentwicklung“ machen.
DIE „LERNENDE SCHULE“
Schulentwicklung wird der systematische, zielgerichtete, selbstreflexive und für die
Bildung der Schüler funktionale Entwicklungsprozess genannt, der zur Verbesserung
der Qualität der Schule als Institution und schließlich des Unterrichts dient. Nach der
Bildungsforschung und dem Willen der Politik soll sich jede Schule zu einer „Ler10
nenden Schule“ entwickeln.Sie soll zur Selbstorganisation, Selbstreflexion und
Selbststeuerung fähig sein. Dabei kann das Leitbild ein wichtiges Instrument der
Selbstorganisation werden. Am Kreisgymnasium Riedlingen nahm die Entwicklung
eines Leitbildes auf dem Pädagogischen Tag vom 8.12. 2008 seinen Anfang. Ausgangspunkt dafür waren die Qualitätsvorgaben des Landes Baden-Württemberg.
DER LEITBILDGEDANKE
Bevor der Prozess der Leitbildentwicklung dargestellt wird, sei der Begriff „Leitbild“
kurz erläutert. Ein Leitbild ist eine auf die Zukunft ausgerichtete strategische Zielvorstellung einer Organisation. Zugleich wird auch der Wertekonsens der Einrich-
Aspekte eines Leitbildes
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tung zum Ausdruck gebracht. Andererseits wirkt ein Leitbild auf die Organisation integrierend zurück, indem es ein Wir-Gefühl vermittelt. Ferner gibt ein Leitbild Aufschluss über den Kommunikationsstil innerhalb der Organisation und über ihr gewachsenes Selbstverständnis. Das Leitbild ist insoweit Ausdruck eines Diskussionsund Einigungsprozesses aller Beteiligten.
Idealerweise antwortet ein Leitbild auf bereits erfolgte Schulentwicklungsschritte.
Das Leitbild darf sich dabei nicht nur auf eine ferne Zukunft beschränken, sondern es muss die Entwicklung dorthin aus dem gegenwärtigen erfolgreichen Tun
heraus ableiten. So wird das Leitbild zu einem spannenden Dokument, das die
gute Praxis würdigt und alle diejenigen stärkt, die täglich zu ihrer Entstehung beitragen, gleichzeitig aber auch das ins Auge fasst, was als zukünftiger Anspruch
der Schulgemeinschaft formuliert ist. Bedeutend für die Schulentwicklung ist,
dass die Ziele des Leitbildes durch einen Evaluationszyklus überprüfbar sind. Die
Grafik zeigt sieben Aussagenbereiche, die für die Entwicklung eines Leitbildes relevant sind.
Der Leitbildgedanke kommt aus der Wirtschaft. Trotz der zum Teil großen Unbefangenheit, ungeprüft Begriffe und Sachverhalte aus dem Wirtschaftsleben auf Bildungseinrichtungen zu übertragen, scheint die Übernahme in unserem Fall gerechtfertigt. Die Ergebnisse schulischer Leitbilddiskussionen und die in Schulen dadurch
ausgelösten positiven Schulentwicklungsprozesse bestätigen es. Zurzeit verfügen 40
bis 60 Prozent aller Schulen in Deutschland über ein Leitbild oder sind dabei, eines
zu entwickeln.
DIE SCHULE ALS SOZIALES GEBILDE
Schulen sind bekanntlich Sozialgebilde mit dem Ziel, gemeinsam Bildungsziele
zu erreichen. Die Ziele sind im Schulgesetz, in Verordnungen, Lehrplänen und
weiteren Richtlinien festgehalten. Sie geben vor, was an Bildung und Erziehung
erreicht werden soll. Eine Schule besteht aus heterogenen Bezugsgruppen, die zusammen das Sozialgebilde mehr oder weniger stark gestalten: Lehrer, Eltern,
Schüler, der Schulträger und die Schulaufsicht, hinzu treten verschiedene Kooperationspartner, etwa das Landesinstitut für Schulentwicklung. Allen gemeinsam
ist, dass sie unterschiedliche Erwartungen an das Sozialgebilde Schule haben. Wegen der Fülle verschiedener Erwartungen und Anforderungen ist es sinnvoll, dass
sich alle am Schulleben Beteiligten über die Grundlage des gemeinsamen Handelns verständigen. Dazu ist die gemeinsame Entwicklung eines Leitbildes in besonderer Weise geeignet. Da sind zuerst einmal die Lehrkräfte, die ihr professionelles Selbstverständnis in einem Leitbild zum Ausdruck bringen. In die Erarbeitung sollten aber genauso die Schüler und Eltern als wichtige Partner der Schule
einbezogen werden.
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LEITBILD UND EVALUATION
Je nach Intention gibt es unterschiedliche Wege zum Leitbild. Das Kreisgymnasium
hat sich ausgehend von einer umfassenden Selbstevaluation nach der Methode SEIS
einem grundsätzlichen Dialog über die pädagogischen Vorstellungen geöffnet. Es
war hilfreich, diesen Prozess von außen, durch die Schulentwickler Frau Imlau und
Herrn Schmollinger moderieren zu lassen. Ebenso wirkungsvoll war es, eine innerschulische Koordinierungsgruppe zu installieren.
DER EVALUATIONSZYKLUS
Motor für den Prozess der Schulentwicklung ist ein adaptierter Demingzyklus, der einen vierphasigen Verbesserungsprozess darstellt. William Edwards
Deming (1900–1993) war nicht nur Physiker und Statistiker, sondern er gilt als
Wirtschaftspionier des Qualitätsmanagements. Der nach ihm benannte DemingZyklus, auch PDCA-Zyklus genannt,
besteht aus vier Elementen: P für plan
Der Deming-Zyklus
besagt, dass der jeweilige Prozess vor
seiner eigentlichen Umsetzung geplant
werden muss und dass man wissen muss, was verbessert werden soll. D für do bedeutet das Ausprobieren und praktische Optimieren des Konzeptes mit einfachen
Mitteln. C für check steht für die sorgfältige Prüfung der Resultate eines im Kleinen
realisierten Prozessablaufs. Bei Erfolg wird die Umsetzung auf breiter Front durchgeführt. A für act schließlich steht für die Standardisierung dieser Umsetzung. Die
Verbesserung dieses Standards läutet eine neue Phase P ein.
Den auf die Befindlichkeiten des Kreisgymnasiums Riedlingen angepassten Demingzyklus unter Einschluss des Leitbildes zeigt die folgende Grafik:
DIE LEITBILDENTWICKLUNG
Am Kreisgymnasium Riedlingen wurde die Entwicklung des Leitbildes von vielen
am Schulleben Beteiligten mitgetragen. Neben der Lehrerschaft, die auf einem Pädagogischen Tag die Grundlagen für die Leitbildentwicklung geleistet hat, nahmen am
Workshop der Eltern 52 Personen teil. 70 Schüler aller Jahrgangsstufen begleiteten
den Schülerworkshop (siehe Abb. S. 69). Damit hat das Leitbild eine hohe Akzeptanz
erhalten. Zu bemerken ist, dass das Leitbild induktiv entwickelt wurde. Es stellt so13
Schulische Qualitätsentwicklung und Selbstevaluation
zusagen den Schlussstein eines längeren Entwicklungsbogens der Schulentwicklung
dar, der durch die SEIS-Überblicksevaluation angestoßen worden ist.
Die Grafik zeigt die an der Leitbildentwicklung beteiligten Gremien in der zeitlichen
Dimension. In den beiden rechten Spalten ist die Praxis der Umsetzung markiert.
Nach den Workshops mit den Eltern und Schülern wurden die Leitsätze in drei großen Redaktionssitzungen unter Beteiligung von Eltern und Schülern redigiert. Die
Leitsätze sind klar, prägnant und allgemeinverständlich in Hinblick auf alle Zielgruppen formuliert. In einer Gesamtlehrerkonferenz schließlich wurden die Leitsätze beschlossen und die Zustimmung der Schulkonferenz eingeholt. In einem feierlichen
Rahmen wurde am 19.5. 2009 das Leitbild des Kreisgymnasiums Riedlingen öffentlich bekannt gemacht.
Eine weitere Gesamtlehrerkonferenz kürte zwei der zwölf Leitsätze zu Jahresthemen
für das Schuljahr 2009/10. Durch diese Priorisierung erfahren die beiden Leitsätze
für ein ganzes Schuljahr eine besondere pädagogische Würdigung. Sie werden durch
den adaptierten Demingzyklus für das Qualitätsmanagement aufbereitet. Neben der
Gesamtlehrerkonferenz befassen sich Arbeitsgruppen aus Lehrern, Eltern und Schü14
Phasen der Leitbildentwicklung
lern, der Elternbeirat, die SMV und der runde Tisch mit den Inhalten der beiden Leitsätze. Dadurch erfahren die Leitsätze Aufmerksamkeit und gleichzeitig werden sie
konkretisiert und mit Leben erfüllt. Bei Leitsatz 5 wird der verantwortungsvolle Umgang miteinander und gegenüber Sachen reflektiert, Anti-Mobbingstrategien erarbeitet, der Blick auf einen fairen Umgang miteinander geschärft, das prosoziale Verhalten von Schülern gegenüber ihren Mitschülern gestärkt, etwa bei der Hausaufgabenbetreuung und bei den Mentoraten im Sport und der Mediothek, aber auch Fragen
der Schulordnung und das Thema Sauberkeit und Umweltschutz werden zum Thema
pädagogischer Diskussionen gemacht.
Beim 12. Leitsatz stehen die Kooperationen mit Vereinen (etwa TSV Riedlingen 1848
e.V., Schachfreunde Riedlingen e.V., Schützenverein Altheim-Waldhausen e.V.), außer15
LEITBILD DES KREISGYMNASIUMS RIEDLINGEN
1. Das Kreisgymnasium Riedlingen ist ein allgemeinbildendes Gymnasium.
2. Ziel unserer Bildungs- und Erziehungsarbeit ist eine Persönlichkeit, die auf
Studium, Beruf und das Leben vorbereitet ist.
3. Wir fördern Freude an Bildung und erwarten von unseren Schülern Leistung,
Selbstständigkeit sowie Mitverantwortung.
4. In unserer Schulgemeinschaft begegnen wir uns vertrauensvoll und gehen
wertschätzend miteinander um.
5. Wir legen Wert auf verantwortungsvolles Handeln gegenüber Menschen und
Sachen. (Leitsatz für das Schuljahr 2009/10)
6. An unserer Schule werden zusätzlich zum Unterricht umfangreiche Möglichkeiten geboten, individuelle Interessen und Begabungen zu entwickeln und zu
fördern.
7. Unsere Schule setzt auf Transparenz bei den Bildungsinhalten.
8. Schulleitung, Lehrer, Schüler und Eltern legen Wert auf einen lebendigen Austausch als Voraussetzung für die Weiterentwicklung der schulischen Qualität.
9. Das Kreisgymnasium Riedlingen ist von einem kooperativen Führungsstil,
klaren Zuständigkeiten und Abläufen geprägt.
10. Die Gesundheit aller am Schulleben Beteiligten ist uns wichtig.
11. Schüler und Eltern gestalten das Schulleben aktiv mit.
12. Die Schule pflegt Beziehungen zu Einrichtungen in der Region und zu Bildungsinstitutionen im In- und Ausland. (Leitsatz für das Schuljahr 2009/10)
Wirkungen des Leitbildes
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schulischen Partnern, etwa dem Riedlinger Stadtmuseum „Schöne Stiege“, die Beziehungen zu weiterführenden Bildungseinrichtungen, z.B. der Fernhochschule Riedlingen
oder der Hochschule Biberach und zu den Partnerschulen im Ausland, dem österreichischen BORG Eisenerz, der ungarischen Eötvös Jószef Középiskola oder dem Collège
Saint Joseph du Parchamp im französischen Boulogne im Vordergrund der Betrachtung.
Die in den beiden Leitsätzen zusammengefassten unterschiedlichen Tätigkeiten werden dann im Sinne einer qualitätszentrierten Schulentwicklung evaluiert. Mit der
Entwicklung des Leitbildes hat sich die Schule auf den Weg der Selbstvergewisserung begeben. Ohne Frage, es ist ein streckenweise mühsames, anstrengendes und
vor allem zeitaufwendiges Unterfangen, das so betrieben werden muss, dass die Alltagsaufgaben der Schule nicht leiden. Andererseits sind die positiven Rückwirkungen
der Existenz eines Leitbildes für die Schule offensichtlich.
Georg Knapp
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Aus dem Leben unserer Schule
Die neuen Fünfer
Die Klasse 5A mit Klassenlehrer Herr Lippmann
Foto: Timo Blanken
App Luca Francesca, Unlingen; Bartsch Sabrina, Heudorf; Baur Helen, ErtingenBinzwangen; Berner Robin, Riedlingen; Blersch Felix, Ertingen; Dilse Anton, ErtingenBinzwangen; Gevrek Volkan, Ertingen; Hoffmann Marie-Christin, Riedlingen;
Kempf Valentin, Riedlingen; Kinast Eduard, Riedlingen; Knöpfle Lorenz, Riedlingen;
Laub Alexandra, Dentingen; Lingnau Janik, Langenenslingen; Lumpp Adam,
Riedlingen; Mack Jana, Zwiefalten; Mang Raphael, Riedlingen; Mauz Annalena,
Langenenslingen; Nissel Maximilian, Zwiefalten; Pfeil Tobias, Langenenslingen;
Pfister Björn, Ertingen; Reichelt Annika, Riedlingen; Reiter Jana, Daugendorf;
Schäfer Alexandra, Riedlingen; Schäfer Sara, Pfronstetten; Schelkle Vivienne,
Unlingen; Selg Moritz, Riedlingen; Tschepella Cora, Uttenweiler; Wagner Christian,
Riedlingen; Weber Jutta, Dürmentingen; Wendler Leonie, Langenenslingen.
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Die Klasse 5B mit Klassenlehrerin Frau Hoffmann
Foto: Timo Blanken
Anliker Julia, Riedlingen; Armbruster Miriam, Riedlingen; Bayer Kilian, ZwiefaltenSonderbuch; Benger Kyra, Pflummern ; Borst Jan, Andelfingen; Breetzke Daniel,
Langenenslingen; Brunner Florian, Riedlingen; Callies Fabian, Zwiefalten; Fischer
Selina, Langenenslingen; Fisel Lea, Grüningen; Frommann Karl, Grüningen; Fundel
Klara, Zwiefalten; Geiselhart Patricia, Zwiefalten; Hölz Simon, Ittenhausen;
Hoffmann Elisa, Riedlingen; Hugger Vanessa, Langenenslingen; Jochum Benedikt,
Pflummern; Köhler Annika, Riedlingen; Kraft Kathrin, Riedlingen; Müller Ines,
Andelfingen; Ott Jakob, Zwiefalten-Baach; Paul Hieronymus, Pflummern; Rehm
Annika, Langenenslingen; Schmid Sara, Emerfeld; Schrode Niklas, Zwiefalten-Sonderbuch; Stotz Annemarie, Riedlingen; Thiel Jennifer, Riedlingen; Tremp Melanie,
Riedlingen; Weber Anna-Maria, Riedlingen; Weinschenk Vanessa, Riedlingen.
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Die Klasse 5C mit Klassenlehrerin Frau Löffka
Foto: Timo Blanken
Auras Raphael, Riedlingen; Birnbickel Antonia, Hayingen; Fuchsloch Lea, Hayingen; Gerlinger Daniel, Riedlingen; Gramlich Lorenz, Hayingen; Höhn Stefanie,
Riedlingen; Lemmer Christian, Ertingen; Lenge Katja, Hayingen; Martynik Nora,
Pfronstetten; Meisenberger Sophia-Marie, Pfronstetten; Morozov Johanna, Ertingen;
Obert Carolus, Riedlingen-Neufra; Pettke Rosannah, Unlingen; Rebhuhn Christian,
Ertingen; Ruff Mike, Langenenslingen; Rumpel Nina, Ertingen; Scheuermeyer Lea,
Ertingen; Schmid Lena, Pfronstetten; Schoppenhauer Marcel, Riedlingen; Schrode
Sebastian, Hayingen; Schulte-Hindrik Pauline, Riedlingen; Schuster Sabrina, Ertingen; Stoll Sarah, Pfronstetten; Storrer Ronald, Ertingen; Treß Steffen, Pfronstetten;
Vogel Nico, Altheim; Wichert Julian, Riedlingen; Wolf Marco, Pfronstetten; Züfle
Azize, Hayingen.
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Die Klasse 5D mit Klassenlehrerin Frau Schlotterer
Foto: Timo Blanken
Baur Ann-Sophie, Altheim; Baur Sophia, Ertingen; Binder Luisa, Ertingen; Birkhofer
Franziska, Binzwangen; Brobeil Antonia, Dürmentingen; Buchmann Laura, Altheim;
Eberhard Manuel, Ertingen; Funk Jana, Emerkingen; Gaupp Manuel, Altheim;
Geiger Sofie, Altheim; Hecht Benedikt, Binzwangen; Herholz Johannes, Ertingen;
Illich Fabian, Obermarchtal; Koknat Kathrin, Göffingen; Maikler Jan, Obermarchtal;
Mosebach Stefanie, Dürmentingen; Müller Jonas, Altheim; Öhl Sabrina, Altheim;
Orzek Isabella, Obermarchtal; Sanna Timo, Unlingen; Sautter Patrick, Altheim;
Scholtz Pascal, Uttenweiler; Strahl Alina, Altheim; Tomao Chiara, Altheim; Traub
Anna-Lena, Uttenweiler; Vogel Matthias, Binzwangen; Vogt Johannes, Altheim,
Wachter Theresa, Altheim; Weiß Christian, Ertingen; Zoll Vera, Ertingen.
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22
Ernst Jünger Preisverleihung 2009
Warum wird an unserer Schule der Ernst-Jünger-Preis vergeben? Der Ursprung ist bekannt: Der Preis war das Geschenk des Landkreises Biberach zum hundertsten Geburtstag von Ernst Jünger.
Des Weiteren sollen besonders begabte und motivierte Schülerinnen und Schüler dazu
angeregt werden, sich eigenständig mit dem Thema „Mensch und Natur“ auseinanderzusetzen. Dabei ist es erwünscht, Ernst Jüngers Werk nach Möglichkeit mit einzubeziehen. Dies ist in diesem Jahr in ganz besonderer Weise gelungen: Die Preisträgerin
Ann-Kathrin Beck hat nicht nur ihre Arbeit Jüngers wohl bekanntestem Buch „In
Stahlgewittern“ gewidmet, sondern darüber hinaus ist bei ihr das Interesse am Menschen Ernst Jünger, an seinem Leben und Wirken geweckt worden. In der Folge hat
sie sich zusammen mit ihrer Mitschülerin Oxana Lytus für das Projekt „Geistesblitze“
beworben und wurde vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft ausgezeichnet
für ihr Konzept zum Projekt „Ernst Jünger in Oberschwaben“. Inzwischen wird dieses
Projekt mit Hilfe eines professionellen Filmteams erfolgreich durchgeführt, und wir
können uns auf die Präsentation freuen.
Preisverleihung in der Aula
von links: Landrat Dr. Heiko Schmid, Altlandrat Dr. Wilfried Steuer mit Gemahlin Lisa,
Schulleiter Georg Knapp, Laudatorin Franziska Enders, Jurorin Jennifer Raetz, Bürgermeister Hans Petermann, stellvertretender Schulleiter Anton Hepp Foto: Waltraud Wolf
Am 3. Juni fand in der Aula zum zwölften Mal die Verleihung des Ernst-JüngerPreises statt. Anwesend waren wie immer
die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe zwölf, sowie Vertreter des
Landkreises Biberach. Der Landrat
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Heiko Schmid überreichte den Preis. Leider konnte Frau Jünger aus gesundheitlichen Gründen den Weg ins Kreisgymnasium nicht auf sich nehmen. Doch freuen
wir uns über ihr Interesse an der Preisvergabe und den eingereichten Arbeiten.
Die Jury bestand aus dem Schulleiter
Herrn Knapp sowie aus den Mitgliedern
des Kollegiums, Frau Raetz, Herrn Lippmann und mir.
Sieben Arbeiten zum Thema „Mensch
und Natur“ wurden dieses Mal eingereicht. Die relativ hohe Zahl liegt daran,
dass auch in diesem Schuljahr ein Seminarkurs zum Thema „Energie“ stattgefunden hat, aus dem fünf der Arbeiten
hervorgingen. Zwei Arbeiten wurden eigens für den Ernst-Jünger-Wettbewerb
verfasst.
Die Arbeiten auf den Plätzen sieben bis
vier haben sich mit der Energie- und
Umweltproblematik auseinandergesetzt:
Beim Thema Wald gibt es viele Verbindungen zu Ernst Jünger. Doch nicht von
Waldspaziergängen, Käfern oder Literatur handelt diese Arbeit. Furkan Cinal
und Klaus Felix Ege haben ihre Arbeit
der „Energiegewinnung aus Holz“ gewidmet. Das Autorenteam hat eine umfassende Analyse der Energiegewinnung
aus Holz zusammengestellt und deren
Bedeutung im heutigen Energiemix herausgestellt.
Auch die nächste Arbeit hat sich mit
dem Umweltschutz befasst: „Vorteile
statt Vorurteile?“ fragt Jessica Diesch,
die naheliegenderweise eine Arbeit mit
dem Thema „Biogasanlage. Von Pflanzen zu Strom“ verfasst hat. Das Thema
24
ist hochaktuell, da die Biogasanlagen
derzeit einen regelrechten Boom unter
den erneuerbaren Energien erleben.
„Wer die Kyoto-Ziele erreichen will,
muss massiv die Nutzung der Bioenergie
voranbringen.“ – so lautet das Fazit von
Jessicas Arbeit.
Gibt es eine Energiequelle, die für den
Astronauten im Weltall Strom erzeugt
und ihn zugleich noch mit Trinkwasser
versorgt? – Dass dies mit der Brennstoffzelle denkbar ist, wurde bereits in den
sechziger Jahren entdeckt: In der Brennstoffzelle wird durch Zufuhr von Wasserstoff und Sauerstoff direkt Strom erzeugt – und eben Wasser. Daher auch der
Titel der Arbeit von Kilian Spinner:
„Die Brennstoffzelle. Vielseitig, sauber,
unabhängig.“
Allerdings ist es noch ein weiter Weg dahin, diesen umweltfreundlichen und vielseitigen Energielieferanten so weit zu
entwickeln, dass er in den verschiedenen
Bereichen wirtschaftlich eingesetzt werden kann. Ob er sich letztlich gegen moderne Brennstoffmotoren oder Akkus
durchsetzen kann, bleibt abzuwarten,
stellt Kilian abschließend fest.
„Recycling – im Landkreis Biberach“,
diesem interessanten und aktuellen Thema hat Ina Beck ihre Arbeit gewidmet.
Dabei liegt ein Schwerpunkt auf dem
Recycling von Kunststoff, das im Laufe
der letzten Jahrzehnte eine beispielhafte
Entwicklung durchgemacht hat, vom
verschwenderischen Umgang in der
Wegwerfgesellschaft der sechziger Jahre bis hin zur modernen hochkomplexen Anlage zur Sortierung und Aufarbeitung.
Im zweiten Teil ihrer Arbeit hat Ina das
Recycling in unserem Landkreis und dabei insbesondere den Wertstoffhof Zwiefaltendorf genau unter die Lupe genommen. Inas Resümee fällt positiv aus:
„Ich finde es gut, dass der Landkreis Biberach ein so gutes Recyclingsystem hat
und unser Kreis sehr sauber ist. Ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt
und hoffentlich noch gesteigert werden
kann.“
Den dritten Platz hat sich Lea Grathwohl
verdient. Das Besondere an ihrer Arbeit
ist, dass sie sich nicht ein Thema gesucht, sondern ein Thema neu erschaffen
hat. Eigens für ihre Arbeit hat sie den Titel „Wortsport“ erfunden.
Lea definiert ihre Wortschöpfung folgendermaßen: „(…) das Wort ‚Wortsport‘ soll (…) die Verbindung dieser
beiden Dinge in den Vordergrund rücken und zum Nachdenken anregen.
Wortsport ist beides. Wort und Sport.
Wort und Sport verbindet sehr viel, deswegen rücken diese beiden Wörter zusammen und bilden ohne Grenzen ein
neues Wort.“
Was ergibt nun dieses Nachdenken über
Wort und Sport? Leas Reflexion geht auf
zahlreiche Parallelen dieser zwei zunächst
so disparat erscheinenden Gebiete ein.
Eine erste Verbindung besteht darin, so
Lea, dass „sowohl Sport als auch die Literatur ein Ventil für Gefühle (…) ist.
Durch Wort und Sport drückt man sich
gleichermaßen aus.“ Ein gemeinsamer
Nenner ist sicherlich auch die Leidenschaft: Der eine übt mit Leidenschaft seine Sportart aus, der andere beschäftigt
sich leidenschaftlich mit Literatur. Leas
Leidenschaft für beides ist deutlich zu
spüren. Hier schlägt Lea auch den Bogen
zu Jünger und seinem Werk, insbesondere zu „Gläserne Bienen“, Ernst Jüngers
heute noch hochaktueller Zukunftsvision.
Und noch einige weitere Gedankenverbindungen hat Lea aufgegriffen und sie
auf philosophisch-humorvolle Weise untersucht in Kapiteln mit Titeln wie:
„Halbzeit, Auszeit, Rauswurf?“ oder
„Wortsport am Ziel?“ sowie „Wortsportler und Sportskameraden“
Fazit: Lea ist ihrem Motto treu geblieben, sie hat keine konventionelle Arbeit
verfasst, sondern sie hat auf sportlichschwungvolle, bisweilen lässige Art und
Weise Wort auf Wort folgen lassen: Lea
hat selbst Wortsport getrieben!
Auf Platz zwei hat die Jury Simon Kley
mit seiner Arbeit zum Thema „Kernfusion“ gesetzt. Dabei ist ihm an einer
kritischen Auseinandersetzung mit seinem Thema gelegen, hier ist der Untertitel Programm: „Umweltschonende
Energiequelle der zukünftigen Gesellschaft oder Verschwendung von Forschungsgeld?“
An die genaue physikalische Beschreibung der Kernfusion und des Kernfusionsreaktor schließt sich ein Überblick
über den Umgang der Parteien mit der
Kernfusion an. Laut Simon ist die Industrie kaum daran interessiert, in die Fusionsforschung zu investieren, sodass die
finanzielle Förderung Sache der Politik
bleibt. Um welche Beträge handelt es
sich hier? Jedes Jahr gibt Deutschland
über 200 Millionen Euro aus, davon ge25
hen knapp 90 Millionen an das internationale Forschungsprojekt ITER, hat
Simon herausgefunden.
Schließlich hat Simon noch die Wirtschaftlichkeit der Kernfusionsenergie
überprüft, sowie die mögliche Bedeutung für einen zukünftigen Energiemix,
d. h. nach 2050!
Nach seiner kritischen Analyse und
dem sorgfältigem Abwägen aller Faktoren urteilt Simon folgendermaßen: „Abschließend möchte ich (…) auf die anfangs gestellte Frage, ob die Kernfusion eine geeignete Energiequelle für die
Zukunft ist, zurückkommen. Diese Frage ist meines Erachtens mit ja zu beantworten, da die Kernfusion weitestgehend dem Anforderungsprofil einer umweltfreundlichen Energiequelle entspricht.“
Als letztes möchte ich die Arbeit der Gewinnerin Ann-Kathrin Beck würdigen:
Der 5. Januar 2009 spielt eine besondere
Rolle: Während andere die Weihnachtsferien und die herrlichen Schneeverhältnisse genossen, zog sich eine Schülerin
zurück, um zu lesen. Sie las Ernst Jüngers Werk „In Stahlgewittern“, sein bekanntestes Buch, die Beschreibung von
Jüngers Erfahrungen im ersten Weltkrieg. Aber die Verfasserin hat nicht nur
gelesen, sondern auch geschrieben. Ganz
ungefiltert hat sie ihre eigene Sichtweise, ihre Gedanken und Gefühle beim Lesen dieser Ereignisse, die nun bald schon
hundert Jahre oder vier Generationen zurückliegen, geschildert.
Beendet wurde die Lektüre dreieinhalb
Monate später, am 14. April, am Dienstag nach Ostern. Dabei entstand die Ar-
Der Landrat überreicht die Preise an Simon Kley (2. Platz),
Ann-Kathrin Beck (1. Platz), Lea Grathwohl (3. Platz)
26
Foto: Waltraud Wolf
beit mit dem Titel: „In Stahlgewittern –
Ein Lesetagebuch“. Die Verfasserin hat
sich durch ihre intensive Lektüre das
Thema zu Eigen gemacht und einen
ganz persönlichen Zugang zu Ernst Jüngers Werk geschaffen, jenseits der herkömmlichen Analysen und Interpretationen. Wir erfahren in diesem Lesetagebuch von der Faszination durch Jüngers
brillante Sprache und die stilistische Gestaltung seiner Beschreibungen, aber
auch von der Irritation durch Jüngers
kalte, distanzierte Schreibweise. Die Leserin, also die Autorin, fühlt sich abgestoßen durch die fortwährend wiederholte Schilderung der Grausamkeiten des
Krieges und zollt doch den Soldaten ihre
Anerkennung, den Respekt vor ihrer
Leistung.
Hier gilt, wie die Autorin selbst in ihrer
Einführung ihr Lesetagebuch bewertet:
„Dieses Lesetagebuch ist eher eine
Sammlung von Gedanken und Überlegungen, die mich während des Lesens
beschäftigten, als eine ausgefeilte Auseinandersetzung mit dem Thema. (…) Es
mag gewagte Theorien aufstellen,
manchmal schockieren, zwischen Umgangssprache und Hochsprache schwanken, in unterschiedlichen Zeitformen geschrieben sein; aber bei all diesem ist es
doch ehrlich geblieben. Es gibt nichts,
(…) was nicht einfach so in meinen Kopf
gekommen wäre, wozu nicht Jünger
mich inspiriert hätte.“
Wie sieht nun dieses Lesetagebuch aus?
Hier ein Beispiel: „12.30, 5. 1. 2009. ‚In
den Kreidegräben der Champagne.‘ Seine ersten Kriegserfahrungen macht
Ernst Jünger Ende Dezember 1914 in
der Champagne. Der 9. Kompanie zuge-
teilt lernt er schnell den harten Grabenalltag kennen und macht erste Begegnungen mit dem unpersönlichen Grabenkrieg. Die Tage in der Ruhestellung erweisen sich ihm als sehr angenehm.“ An
die Inhaltsangabe schließt sich der Eintrag ins Lesetagebuch an: „Obwohl ich
erst wenige Seiten gelesen habe, bin ich
schon jetzt wieder einmal positiv von
Jünger überrascht. (…) Eine vollkommen neue Facette von Jüngers Schreiben
tut sich mir auf. [Seine] faszinierende
Schreibweise macht es mir leicht, mich
in den noch jungen Jünger [Er ist 19
Jahre alt, F. E.] hineinzuversetzen, der
voll Freude, fast gar naiv, an die Kriegsfront reist. Vor meinem inneren Auge erscheint die Gruppe junger Soldaten, die
sich auf der Suche nach Abenteuern befinden. Und doch, schon nach zwei
Buchseiten wird die Freude gedämpft,
das ‚Flattern der Unglücksgranate‘ (S.
10, Z. 6) nimmt den Jungen die Unschuld; sie finden sich im harten, realen
Krieg wieder.“
Einige Tage später folgt ein ganz neuartiger Aspekt in den Anmerkungen zu
dem Kapitel „Les Eparges“, in welchem Jünger von seinem ersten Gefecht
berichtet: „Das Erlebte Jüngers wird
mir sonderbarerweise besonders in den
Gerüchen zuteil, ich glaube beinahe, einen süßlichen Geruch wahrzunehmen,
während vor meinem inneren Auge
französische Soldaten ihre Totenwache
abhalten (…). Ich versuche mir vorzustellen, dass es während dieser Grabenkriege nicht den warmen satten Duft
frischer Erde gab, sondern unangenehme Feuchte, Fäulnis und Vermoderung
dominierten. Es muss damals ein verwirrendes Geruchsgemisch aus Tod,
27
Kriegsgeschütz und Feuer gewesen
sein.“
Welch ein Kontrast zu dem Eintrag einige Tage darauf: „Die täglichen Notizen
(…) erinnern weniger an ein Tagebuch
als an ein Logbuch der Grausamkeiten.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie
man mit solcher Gleichgültigkeit täglich
mehrere Verletzte oder gar Tote auflisten
kann.“ Beim Lesen kann die Abstumpfung der Soldaten auf anderer Ebene
nachempfunden werden, wie folgender
Auszug desselben Tages zeigt: „Prinzipiell ist das Lesen eines Buches über den
Krieg ziemlich langweilig. (…) Ich finde
es erschreckend und auch irgendwie beschämend, dass das Auflisten von Verletzungs- und Todesarten und -gründen
Langeweile in mir hervorruft (…). Wahrscheinlich haben sich auch die Soldaten
an den Tod, auch wenn er grausam und
schrecklich ist, gewöhnt, gleich, wie es
mir beim Lesen erging.“
Immer wieder wird die Sprache Ernst
Jüngers reflektiert: „Am besten gefällt
mir (…) der Ausdruck ‚Tanzplatz des Todes‘ (S. 295, Z. 34). Ich finde ihn sehr
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treffend für den Ersten Weltkrieg und gerade für solch kleine Dörfer. Das Leben
scheint zu pulsieren, die Soldaten wuseln
überall herum. Würde man sich eine
Zeitrafferaufnahme eines Kriegsabschnitts mit ein wenig Hinterland und einem Dorf im Bild ansehen, sähe es vermutlich wirklich aus wie ein bizarrer
Tanz. Aber dies ist kein Tanzplatz der Lebenden, kein Freudenfest. Die Menschen
sind Marionetten des Todes.“
So hat die Verfasserin der preisgekrönten
Arbeit ihren eigenen, frischen, bisweilen
naiven Zugang zu Jüngers Werk geschaffen, hat sich begeistern lassen von seinem faszinierenden Stil, war irritiert von
seiner „Schonungslosigkeit und kalten
Nüchternheit“ und hat dabei selbst in angenehm zu lesendem Stil ein Werk geschaffen, das in ganz besonderer Weise
den Inhalt von Jüngers „In Stahlgewittern“ mit der eigenen Reflexion verbindet. Die Frische und Eigenständigkeit
dieser Arbeit macht sie zu einem ganz
besonderen Lesevergnügen.
Franziska Enders
Wenn Götter verreisen
SCHÜLER DES KREISGYMNASIUMS BEGEISTERN MIT THEATERSTÜCK
Ende Juni 2009 führte die Theater-AG (Schüler und Schülerinnen der Klassen 5 bis 11
des Kreisgymnasiums und der Geschwister-Scholl-Realschule) in einer heiteren und
hintersinnigen Inszenierung frei nach Samira Rippegather, zweimal die Komödie
„Wenn Götter eine Reise machen …“ auf, und ernteten von einem jeweils begeisterten
Publikum reichlich Beifall. Großzügig hatte der Verein der Ehemaligen und Freunde
des Kreisgymnasiums die Theater-AG immer wieder finanziell unterstützt, so dass die
Aufführungen in ihrer Form so auch vorbereitet und durchgeführt werden konnten.
Dafür danken die Leiter und Akteure der Theater-AG dem Verein ausdrücklich.
Der nachfolgende Bericht von Waltraut Wolf im Albboten, Juni 2009, vermittelt einen
schönen Eindruck von der Aufführung.
Es war ein köstliches Theater-Erlebnis,
das Schüler dem begeisterten Publikum
im Riedlinger Kreisgymnasium bescherten. (siehe Abb. S. 72/73)
„Wenn Götter eine Reise machen …“:
Dann, ja dann sehen sie sich in der heutigen Zeit mit Dingen konfrontiert, von denen sie keine Ahnung hatten. Jugend29
Gangs, die Omas beklauen und andere Jugendliche mit Drohungen in ihren Bann
ziehen wollen, Skateboards, mit denen
selbst der göttliche Bote Hermes flotter
unterwegs sein kann, eine Blondine (Susanne Miksat), die nur Shoppen im Kopf
hat, aber auch Hades (Derya Bohner), den
vom Olymp Verbannten, der von der Unterwelt aus die Welt regieren will.
Langeweile ist’s, die Zeus (Anna Vogel)
trotz der Proteste seiner Frau Hera (Esther Emhart) mit der eitlen Aphrodite
(Hannah Massinger), Artemis (Sarah
Pfeiffer), den ständig essenden Hermes
(Mara Raach) und den an der Flasche
hängenden Bacchus (Katharina Hagmann) sowie Gott Amor (Jona Massinger) auf die Erde reisen lässt. Dass sie
von der Hoteldirektorin (Anna Renner)
zunächst völlig verkannt werden, liegt
an ihrem ungewöhnlichen Outfit,
schließlich jedoch beziehen sie doch die
Präsidenten-Suite.
Bei der Begegnung mit Sixty Cent (Lydia Parragi), Sido (Maike Rabe) und
Amy (Antonia Weber) wundern sie sich
über den Slang, den sie nicht verstehen
und so überrascht es nicht, dass Hermes
wirklich einen Sack mit Brennmaterial
anschleppt, nachdem der von der Gang
bedrängte Tony (David Emhart) „Kohle“ gefordert hatte. Und weil nun Göttliches und Menschliches in Bedrängnis
kommt, steigt auch Zeus hinab in das
stinkende Reich von Hades. Aller
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Glück: Er besiegt im Kampf den Gott
der Unterwelt und so wandelt sich auch
das Böse zum Guten, glücklich besungen von den drei Sirenen (hervorragend
Viktoria Jäger, Vanessa Dorwagen, Katrin Seibert).
Es war eine großartige Leistung, welche
Fünft- bis Elftklässler auf die Bühne des
Kreisgymnasiums brachten, unterstützt
von zwei Realschülerinnen, wie Sarah
Pfeiffer und Sascha-Christine Schmidt,
die als hellsehende Pythia mit Sirenengesang und aktuellen Weissagungen, wie
der, dass das Riedlinger Kreisgymnasium das weltbeste in Riedlingen ist und
weder Genmanipuliertes noch Geklontes
geschätzt wird, für originelle Umbaupausenfüller sorgte.
Souveränes Spiel – ob göttlich oder Bandenchef – gekonnt von passender Musik
untermalt, in raffinierten Kostümen und
vor eindrucksvollen, selber gemalten
Kulissen, begeisterte das Publikum,
machte den Spaß deutlich, den die
Schauspieler an der Darstellung ihrer Figuren hatten und zeigte die hervorragende Arbeit, die Gisela O’Grady-Pfeiffer
und Herbert Arbter mit der Theater-AG
bei der Vorbereitung auf diesen Abend
geleistet haben und auch das mit Freude,
wie sie betonten. Reicher Applaus lohnte
alle nach der Aufführung der Komödie
von Samira Rippegather.
Waltraud Wolf
Singe, wem Gesang gegeben!
SINGEN UND CHORARBEIT AM KREISGYMNASIUM
Volker Braig gibt den Einsatz zur Fahrrad-Kantate
Foto: Waltraud Wolf
Donnerstag, 22. Oktober 2009: Chorkonzert des Kreisgymnasiums. Die Aula
ist bis auf den letzten Platz gefüllt, zusätzliche Stühle müssen beschafft werden. „Singe fleißig im Chor, dies macht
Dich musikalisch.“ – diesem Zitat von
Robert Schumann folgen an diesem
Abend 150 Schülerinnen und Schüler.
Die Singeklassen, der Unterstufenchor
sowie der Große Chor eröffnen diese
Möglichkeit. Natürlich wird am Kreisgymnasium nicht nur gesungen: So gibt
es neben den erwähnten Chorgruppen
das Sinfonische Blasorchester und die
Big Band. Die Musik ist also an der
Schule und im Schulleben fest verankert.
Getragen wird sie durch die Schülerinnen und Schüler, die sich freiwillig in
zusätzlichen Stunden – und das trotz zunehmender schulischer Belastung – engagiert einbringen.
Die Singeklassen wurden am Kreisgymnasium zum Schuljahr 2008/2009 eingeführt. Für die angemeldeten Schülerinnen und Schüler bedeutet dies eine dritte
Stunde Musikunterricht in der Woche.
Wie der Name schon sagt, steht das Singen im Zentrum dieser Schulstunde. Ergänzend zum Musikunterricht erfahren
die Schülerinnen und Schüler nicht nur
die Schulung ihrer Stimmen, die Erweiterung des Liedrepertoires und die Erarbeitung eigenständiger Projekte, sondern
auch eine Vertiefung des musiktheoretischen Inhalts und dessen konkrete praktische Umsetzung.
Der Unterstufenchor (siehe Abb. S. 70)
ermöglicht Schülerinnen der Klassen 5
und 6 das Kennenlernen anspruchsvollerer Chorliteratur. Soziale Kontakte über
den Klassenverband hinaus werden gepflegt und entstehen neu.
Der Große Chor (siehe Abb. S. 71) am
Kreisgymnasium steht allen Schülerinnen
und Schülern ab Klasse 7 offen. Momentan zählt dieses Ensemble knapp 70 Schülerinnen und Schüler. Besondere Erwähnung verdient die Tatsache, dass es sich
um einen vierstimmig gemischten Chor
handelt. Diese Besetzung eröffnet eine
entsprechend große Literaturauswahl. Das
Singen im Großen Chor setzt bei Schülerinnen und Schülern eine große Motivation voraus: geprobt wird nämlich mittwochs in der Mittagspause. Da der Busfahrplan diese Probenzeit nicht extra berücksichtigt, werden auch in diesem Punkt
besondere Anstrengungen abgefordert.
31
In allen Gruppen wird ein besonderer
Wert gelegt auf Körpererfahrung und
Stimmbildung. Lockerungs- und Stimmbildungsübungen stehen deshalb am Beginn jeder Stunde. Sie erfüllen nicht nur
ihre Funktion als Aufwärmphase, sondern schaffen jene konzentrierte Atmosphäre, aus welcher heraus Musizieren
möglich wird. Neue Forschungen belegen, was man im Grunde immer schon
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wusste: Singen bringt Freude, Singen
befreit, Singen ermöglicht Gemeinschaft, Singen schult die Disziplin, Singen ist gesundheitsfördernd, Singen
macht intelligent und – um nochmals
Schumann zu zitieren: Singen macht
musikalisch. Deshalb: Singe (nicht nur),
wem Gesang gegeben!
Volker Braig
Händel in seiner Zeit
Das Jahr 2009 war ein Händel-Jahr: Der Todestag des Barockkomponisten jährte sich
zum 250. Mal, was Anlass für viele Aufführungen seiner Werke – auch in Riedlingen
wurde der Messias gegeben – und Publikationen zu seinem Leben und Werk war. Das
Kreisgymnasium hatte das Glück, eine besondere Veranstaltung für seine Schüler und
für die interessierte Öffentlichkeit anbieten zu können: Der bekannte Händel-Forscher
Dr. Franzpeter Messmer, ein ehemaliger Schüler unserer Schule, erklärte sich auf Anfrage der Mediothek hin bereit, seine neu erschienene Biographie des Musikers vorzustellen und tat dies gleich zweimal: Einmal in einer Schulveranstaltung für die Musikschüler der Kursstufe, ein zweites Mal in Form einer Soirée für andere interessierte
Zuhörer. Beide Male wurde der Vortrag von Kammermusik Händels umrahmt, die die
Schülerin Vanessa Braun an der Querflöte und Musiklehrer Volker Braig am Cembalo
stimmungsvoll vortrugen.
Franzpeter Messmer
Franzpeter Messmer entfaltete mit Musikbeispielen und einer Bildpräsentation
im freien Vortrag ein facettenreiches
Bild Georg Friedrich Händels, das ihn
als Menschen in seiner Zeit zeigte: Den
Lebensweg, der den Musiker aus seiner
Heimatstadt Halle nach London, Rom
und Venedig führte, stellte Messmer im
Widerspiel zu einer höfischen Gesellschaft dar, die einen Musiker eher als
musizierenden Handwerker betrachtete
und für eine Persönlichkeit wie Händel,
die in diesen Rahmen nur schlecht hineinpasste, viele Enttäuschungen bereit
hielt. Die unterschiedlichen Lebensbedingungen im – für damalige Zeiten –
freien Hamburg, im innenpolitisch unruhigen England oder in Italien, das die
gegensätzlichsten Erfahrungen – von
Ablehnung bis hin zu höchster Anerkennung – bereithielt, bildeten im Vortrag
den Hintergrund für die persönliche Entwicklung Händels. Freundschaften zu
Musikerkollegen, die – nicht frei von
Konkurrenz – auch in Feindschaft umschlugen, das Bild einer faszinierenden
Fremdheit in Verbindung mit musikalischer Virtuosität, das der protestantische
Sachse Händel seinen italienischen Gastgebern bot, das ambivalente Verhältnis
zu Gönnern wie dem englischen König
George, die Versuche, als Musikunternehmer in London Fuß zu fassen und die
italienische Oper in England heimisch zu
machen... Franzpeter Messmer fügte aus
unterschiedlichen Teilen ein Bild Händels zusammen, das die Besonderheit
dieses Musikers, die schon für seine
Zeitgenossen wahrnehmbar war, hervorhob. Die Darstellung des öffentlichen
Lebens bildete eine Seite des Vortrags,
eine andere war dem privaten Menschen
Händel gewidmet, seinen homoerotischen Männerfreundschaften, die in der
33
damaligen Zeit nur bedingt öffentlich
bekannt sein durften, seinen Krankheiten, die ihn lähmten, seiner Maßlosigkeit
beim Essen und Trinken.
Nicht zuletzt aber wurde der Musiker
Georg Friedrich Händel gewürdigt, seine
Vielfalt, vor allem aber auch seine Verdienste um Verbreitung und Weiterentwicklung der Oper und seine spätere
Hinwendung zum englischsprachigen
Oratorium. Gerade beim Thema Oper
gelang es Messmer, die komplexen Zusammenhänge darzustellen, die zwischen oft gesellschaftskritischen Inhalten
und ihrer musikalischen Umsetzung bestanden – mit Solisten, die im heutigen
Verständnis schon einen Star-Status besaßen, und einem durchaus sensiblen Publikum mit klaren Forderungen.
Die Vorträge vermittelten ihren Zuhörern
ein spannendes, detailreiches und in vielen Aspekten auch neues Bild Händels in
seiner Zeit, das sicher manchen veranlasste, Franzpeter Messmers Biographie
des Musikers zu lesen und seine Musik
(neu) zu hören.
Klasse 9: Holzschnitt
34
Otmar Schneider
Studenten informierten als Studienbotschafter im Kreisgymnasium
Riedlingen, wo und was sie studieren.
Im Atrium der Schule stellten ehemalige Abiturienten, die zwischen den Jahren 2004
und 2008 am Kreisgymnasium ihr Abitur ablegten und heute an unterschiedlichen
Hochschulen studieren, ihren Studiengang, ihre Hochschule oder Universität und
ihre Unistädte vor. Diese Informationsveranstaltung mit Studienbotschaftern, von denen die anwesenden Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 11, 12 und 13
Tipps und Informationen aus erster Hand erhielten, war eine abschließende Krönung
der Woche zur Studien- und Berufsorientierung. Die Studienbotschafter hatte der
stellvertretende Schulleiter Anton Hepp eingeladen. Der Wunsch, die Schüler auf ihrem Weg der Entscheidungsfindung zu begleiten, verleitete ihn zu diesem Gedanken
mit Studienbotschaftern. Die Veranstaltung findet schon seit einigen Jahren statt und
kommt sowohl bei den Schülern als auch bei den Ehemaligen gut an.
Studiendirektor Anton Hepp stellt die Studienbotschafter vor
Dass man im Land bleiben kann, auch
wenn man an einer Elite-Uni studieren
will, führte Schulleiter Georg Knapp
aus. Sieben von elf nämlich befinden
sich in Baden-Württemberg. Den Schülern stehen keine einfachen Entscheidungen bevor, und wir wollen als
Schule ein Stück weit Hilfestellung geben, indem wir so einen Tag mit Studienbotschaftern anbieten können, so
Schulleiter Knapp in seiner Begrüßung.
Sarah Hermanutz, Stipendiatin der
Konrad-Adenauer-Stiftung, studiert in
Konstanz Politik- und Verwaltungswissenschaft. Abiturienten, die noch
nicht wissen, was sie studieren wollen, riet sie zur Gelassenheit. UniTage besuchen, Vorlesungen anhören
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und mit vielen reden, ist ihr Rat an die
angehenden Studenten, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Ein Praktikum als Voraussetzung, ob einem der Beruf des Tiermediziners liege,
hält Friederike Knapp für unbedingt notwendig. Sie studiert an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Tiermedizin und führte aus, dass eine 1,3 im
Abiturszeugnis in Baden-Württemberg
verlangt werde, ansonsten werde der
Weg zum Studium länger. Von Vorteil
für das Studium ist es, wenn man in der
Schule Kurse in Chemie besucht hat, Latein ist nicht unbedingt erforderlich. An
die Jungen im Atrium gewandt, sagt sie:
Der Anteil der Studentinnen bei Tiermedizin liegt bei 90 Prozent.
Janine Knupfer hat zwei Jahre an der
Ludwig-Maximilians-Universität in
München Humanmedizin studiert und
wechselte dann an die Universität Ulm.
Das Studium in München mit 800 Kommilitonen war ihr zu unpersönlich. In
Ulm mit 300 Studenten in einem Semester fühlt sie sich besser betreut. Dafür
hat sie einen Tauschpartner gefunden,
sonst sei der Wechsel schwierig. Sie erläutert die Zugangskriterien zum Medizinstudium und die Erfordernisse bis
zum Facharzt und schildert das Studium
als „sehr lernintensiv“.
Dominik Hepp, der an der Technischen
Universität München Maschinenbau studiert und ein Auslandssemester in Hongkong absolvierte, hat der Reiz der Stadt
in die bayerische Hauptstadt geführt,
nicht die Qualität der Lehre an der EliteUni, bekennt er. Als Eliteuniversität ist
36
eine Hochschule noch mehr überlaufen
als andere. Dies belegt er mit der Feststellung, dass 1100 Studenten in seinem
Studiengang im ersten Semester anfingen. Die Prüfungsblöcke liegen in der
vorlesungsfreien Zeit in den Monaten
März und September. Pflicht ist ein
Praktikum in einem Betrieb, das mit einer Dauer von 18 Wochen im Laufe des
Studiums absolviert werden muss.
Einen anderen Weg hat Michael Ott eingeschlagen. Er hat ein Studium an der
Berufsakademie in Ravensburg und
Friedrichshafen aufgenommen, die sich
heute Duale Hochschule Baden-Württemberg nennt. Bei ihm ist die Theorie
des Maschinenbaustudiums an der Berufsakademie mit der Praxis bei der Firma Liebherr verbunden. Er schätzt mit
drei Jahren die kurze Dauer, das praxisorientierte Studieren und die kleinen
Kurse. Zudem verdiene man schon während des Studiums und habe die Chance,
von der Firma übernommen zu werden.
Kathrin Fisel studiert an der Dualen
Hochschule in Ravensburg Betriebswirtschaftslehre, Fachrichtung Industrie, und
arbeitet während der Praxisphase bei der
Riedlinger Firma Feinguss Blank. Pro
Semester ist eine Projektarbeit angesagt.
Sie betont, dass man sich frühzeitig um
einen Firmenplatz bewerben muss.
Michaela Schaut will Realschullehrerin
werden und studiert an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg Deutsch,
Theologie und Erdkunde. Dabei hat sie
festgestellt, dass es das Fach Erdkunde
an der Schule so gar nicht mehr gibt,
sondern Fächerverbünde und beklagt die
Oberflächlichkeit beim Fachwissen. Ihr
gefällt der Praxisbezug während des Studiums, denn sie durchläuft während dieser Zeit mehrere Praktika an verschiedenen Realschulen, wo sie erste Erfahrungen mit dem Schulalltag sammeln kann.
Felicitas Reiter hat es bei der Aufnahmeprüfung geschafft, unter 150 Bewerberinnen und Bewerbern einen der elf Studienplätze in Musik an der Staatlichen
Hochschule für Musik und Darstellende
Kunst in Stuttgart zu ergattern. Der Aufnahmeprüfung wegen müsse man sich
bald für die Studienrichtung entscheiden,
sagt sie. Sie studiert an der Universität
Stuttgart noch das Fach Französisch fürs
Lehramt.
Dass Sozialpunkte – wie zum Beispiel
für Jugendarbeit – beim Zugang zum
Studium nützlich sind, sagt Florian Selg,
der an der Universität Tübingen Geschichte und katholische Theologie für
das Lehramt an Gymnasien studiert. Zu
letzterem muss man sich direkt bei der
Fakultät bewerben. Die Studiengänge
verlangten, viel zu lesen und Hausarbeiten zu schreiben, dafür könne man sich
seinen Stundenplan selber gestalten, was
Disziplin verlange.
Als einziger „Nicht-Ehemaliger“ informierte Sebastian Peschke über den Studiengang regenerative Energiesysteme
an der Hochschule Biberach. Er ist mit
der Wahl, sein Studium an der Hochschule Biberach aufgenommen zu haben,
sehr zufrieden und schätzt dort vor allen
Dingen den persönlichen Kontakt zu den
Professoren.
Im Anschluss an die knappen Vorträge
der Studienbotschafter ging es dann in
persönlichen Gesprächen im Atrium auf
dem „ Marktplatz der Möglichkeiten“,
wie Anton Hepp es formulierte, weiter.
Schüler umkreisten die Stände der Studienbotschafter und löcherten diese mit
Fragen. Die Studenten waren offen und
berichteten mit Freude über ihre persönlichen Erfahrungen. Es war auch schön,
subjektive Meinungen zu hören, so
drückte eine angehende Abiturientin ihre
Eindrücke aus.
Anton Hepp
37
38
Projekte in Stuttgart, München und Istanbul präsentiert
Wettbewerbe, Vorträge und Messebesuche führten die Begabten und Jugend forscht
AG weit über die Landesgrenzen Baden Württembergs hinaus. Dabei ergaben sich
fundierte Einblicke in die Welt der Wissenschaft und wichtige Kontakte zu namhaften
Experten von Universitäten und der Wirtschaft.
Im vergangenen Jahr haben Schüler des
Kreisgymnasiums zum ersten Mal am
Siemenswettbewerb teilgenommen. Hilde Koch und Marc Forstenhäusler erzielten mit ihrem Projekt „Duale Energiegewinnung aus Rapssaat“ beachtliche Erfolge. In München wurden sie Regionalsieger der Länder Baden Württemberg,
Bayern, Thüringen und des Saarlandes
und im nachfolgenden Bundeswettbewerb vierte Bundessieger. Neun Professoren haben die eingereichten Dokumentationen und die im Plenum präsentierten
Projekte begutachtet. Wie von ihnen zu
erfahren war, ist das „Rapsthema“ Anlass für weitere Forschungen, z. B. einer
Promotionsarbeit.
Traditionell nehmen unsere Schüler am
jährlich stattfindenden Jugend-forschtWettbewerb teil. Christian Dangel und
Christian Steinhart haben gleich zweimal das Bundesfinale um Haaresbreite
verfehlt, sie wurden mit ihrem Projekt
„Mobile Energie aus der Mikrowelle“ in
den Fachgebieten Chemie und Interdisziplinär jeweils zweite Landessieger.
Außer diesem Spitzenduo haben Joachim Maier und Marc Forstenhäusler als
Regionalsieger den Landeswettbewerb
erreicht und mit Ihrem Projekt Astaxanthingewinnung aus Haematococcus pluvialis einen Sonderpreis bekommen.
Joachim hatte mit diesem Thema auch am
Wettbewerb „International Conference of
Young Scientists“ in Polen teilgenommen
und einen dritten Platz errungen. In der
Sparte „Schüler experimentieren“ sind
unsere Nachwuchforscher Moritz Neuburger und Jonas Mauz mit ihrem Projekt
„Holunderbeeren noch bekömmlicher“
zweite Regionalsieger geworden.
Ein Highlight dieses Forscherjahres war
die Teilnahme einer KGR-Delegation an
der Bildungsmesse in Istanbul. Eingeladen waren Schulleiter Georg Knapp,
Freiherr von Stauffenberg, AG-Leiter
Hermann Heinzelmann sowie die erfolgreichen Jungforscherinnen Tamara Stotz
und Hilde Koch. Beide Schülerinnen
präsentierten die Projekte „Duale Energiegewinnung aus Rapssaat“ und „Astaxanthingewinnung“. Unsere Projektarbeiten sind offensichtlich gut angekommen, da uns die Gastgeber fragten, ob
sie Kopien bekommen können. Höhepunkt der Bildungsmesse war die internationale Plattform „Science has no borders“ Schüler der zwanzig anwesenden
Nationen durften jeweils ihre Interpretation dieses Themas in Vorträgen zum
Ausdruck bringen. Tamara Stotz hatte
diese Aufgabe mit Bravour gemeistert.
Ergänzend zum Messeprogramm wurde
den Gästen in zahlreichen Führungen die
Geschichte und reichhaltige Kultur Istanbuls präsentiert.
Das neue Schuljahr begann für die Jungforscher mit einem Besuch des Energie39
kolloquiums der DECHEMA in Frankfurt. Gesponsert wurde die Fahrt von mikro-makro, ein Programm der Landesstiftung Baden Württemberg, welches
das Steinbeis-Transferzentrum Villingen-Schwenningen leitet.
Ohne finanzielle Unterstützung wären
die vielfältigen Aktivitäten und Erfolge
der Begabten- und Jugend-forscht- AG
nicht möglich. Für die Fördermittel danke ich im Namen aller Jungforscher der
Schulleitung bzw. dem Schulamt Biberach, dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln, dem Schülerforschungszentrum Bad Saulgau und nicht zuletzt dem
Steinbeiszentrum Villingen bzw. der
Landesstiftung BW.
Fördermittel sind zwar unverzichtbar
aber alleine nicht hinreichend. Genauso
wichtig sind neugierige und leistungsbe-
reite Schüler, die Spaß daran haben, einen Teil ihrer Freizeit mit Ideenfindung
und Entwickeln von Lösungsstrategien
zu verbringen. Bis heute haben wir diese
motivierten Schüler, sonst würden sie
nicht am Tag vor Heiligabend um neun
Uhr in halber Klassenstärke vor der
Schule auf ihren Betreuer warten.
Ob dies so bleibt, wird die Zukunft zeigen. Die erhöhte Stundentafel der G8Schüler belastet zeitintensive Arbeitsgemeinschaften hinsichtlich der Teilnehmerzahl und der verfügbaren Zeit; hinzukommen zusätzliche Lehraufträge für
den Betreuungslehrer, so dass das Zeitfenster für die Begabten- und Jugendforscht- AG im aktuellen Schuljahr auf
Freitagnachmittage, Samstage und Ferientage reduziert ist.
Hermann Heinzelmann
Das Kreisgymnasium Riedlingen hat an internationaler
Bildungsmesse in Istanbul teilgenommen
Im Mai 2009 hat das Kreisgymnasium Riedlingen als einzige deutsche Schule an der
jährlich in Istanbul stattfindenden Bildungsmesse MEF Science Competition teilgenommen. Hinter dem Kürzel MEF-Schulen verbirgt sich ein privater Schulverbund, in
dem Kinder vom Kindergarten bis zur Hochschulreife geführt werden. Das Motto einer dieser Schulen, nämlich der MEF International School, lautet: „Wir bauen Brücken zwischen Ländern und Kulturen“. Neben Deutschland haben weitere 18 Schulen
aus unterschiedlichen Ländern teilgenommen. Darunter waren Vertreter aus Russland,
Weißrussland, Aserbaidschan, Rumänien, Bulgarien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina,
Israel, Schweden, Belgien, um nur einige zu nennen.
Zu der Veranstaltung waren Schulleiter
Georg Knapp, Betreuungslehrer Hermann Heinzelmann, die erfolgreichen
Jungforscherinnen Hilde Koch und Ta40
mara Stotz und als Ehrengast Freiherr
von Stauffenberg eingeladen worden.
Im Rahmen der Ausstellung präsentierten die Abiturientinnen Hilde Koch und
Hilde Koch und Tamara Stotz am Riedlinger Messestand
Tamara Stotz ihre Forschungsergebnisse
„Von der Blutregenalge zum Antiagingmittel Astaxanthin“ und „Wasserstoff
aus Rapssaat“. Das Interesse der Teilnehmer und Besucher am Riedlinger
Messestand war groß, besonders an der
Energiegewinnung aus Raps.
len“ lebhaft mit dem Ziel diskutiert, neue
Wege der Zusammenarbeit zu finden und
Schulpartnerschaften zu vereinbaren. Dabei stellte sich heraus, dass ein großes Interesse an einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Kreisgymnasium
besteht.
Auch das Kreisgymnasium profitierte von
der Vielfalt der vorgestellten Projekte, so
erforscht ein Riedlinger Team bereits eine
in Istanbul „aufgeschnappte“ neue Idee.
Die Bildungsmesse, die unter dem Motto
„Wissenschaft und Menschlichkeit haben
keine Grenzen“ stand, führte mit einer international besetzten Podiumsdiskussion
zu einem weiteren Höhepunkt. Zu diesem
Thema hielt jeweils ein Vertreter jeder geladenen Nation eine Rede in englischer
Sprache. Die Inhalte der Schülerreden
wurden in der anschließend stattfindenden
Konferenz zur „Kooperation von Schu-
Die Teilnehmer der Bildungsmesse lernten während ihres viertägigen Besuchs in
der Stadt am Bosporus nicht nur viele interessante und aufgeschlossene Menschen
mit unterschiedlichen kulturellen und politischen Hintergründen kennen, sondern
konnten sich auch ein Bild über den jeweiligen Entwicklungsstand und das
Schulsystem der anderen Länder machen
und viel über deren pädagogische Projekte
und Vorgehensweisen lernen. Darüber hinaus konnten alle Beteiligten, da Englisch
Konferenzsprache war, ihre Englischkenntnisse auf die Probe stellen.
41
Die Präsentation der Projekte vor internationalem Publikum
Hagia Sophia
42
Im Beiprogramm wurden von den
MEF-Schulen Rundfahrten organisiert,
damit die Besucher einen Eindruck von
einer der bevölkerungsreichsten Städte
der Erde bekommen. 1600 Jahre lang
war sie Hauptstadt zweier Weltreiche:
des Oströmischen beziehungsweise des
Byzantinischen Reiches sowie des Osmanischen Reiches. Die bedeutendsten
Sehenswürdigkeiten der Stadt, etwa die
Hagia Sophia und die Sultan-AhmetMoschee, weithin als "Blaue Moschee"
bekannt, wurden ebenso besucht wie die
ehemalige Palaststadt der Sultane, das
Topkapi Sarayi, und der aus dem 19.
Jahrhundert stammende DolmabahcePalast. So wurden über die zahlreichen
Begegnungen und neuen Kontakte nicht
nur das naturwissenschaftliche Tun, sondern auch das interkulturelle Bewusstsein der Teilnehmer gestärkt.
Georg Knapp
Studienfahrt nach Berlin und Dresden im Rahmen des
Schülerwettbewerbs: Die Deutschen und ihre Nachbarn im Osten
Im Schuljahr 2008/2009 nahmen die Schüler der Klassen 11B und 11D im Rahmen
des Gemeinschaftskundeunterrichts am Schülerwettbewerb „Die Deutschen und ihre
Nachbarn im Osten“ teil. Der Wettbewerb wurde vom Innenministerium zusammen
mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg ausgeschrieben und stand unter dem Motto: „Horizonte erweitern: Städte und Regionen im östlichen Europa“.
Da im Lehrplan ‚Gemeinschaftskunde’ für Klasse 11 der europäische Einigungsprozess als Unterrichtsthema vorgesehen ist, bot dieser Wettbewerb einen interessanten
Einstieg in dieses Thema.
Der Wettbewerb gliederte sich in drei
Wettbewerbsteile: „Schreiben und Gestalten“, „Suchen und Finden“ und
„Künstlerisches Arbeiten“. Die beiden
Klassen entschieden sich für „Suchen
und Finden“. Dabei galt es einen Fragenkatalog zu beantworten, auf den sich die
Schüler vorbereiten konnten.
Thematisch bezogen sich die Fragen auf
die Geschichte der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa. Die Geschichte
dieser Städte und Regionen spiegelt die
deutsche und die europäische Geschichte
wider, und bei der Bearbeitung der Fragen konnten die Schüler die bewegte europäische Vergangenheit kennen lernen
und sie konnten auch feststellen, dass es
eine ganze Reihe von kulturellen Gemeinsamkeiten gibt, welche die Staaten
Europas verbindet.
Die beiden Klassen hatten alle Fragen
ohne Fehler beantwortet, und der Zufallsgenerator bescherte der Klasse 11D
unter 3300 richtig beantworteten Einsendungen den Hauptpreis: eine mehrtägige
Studienreise nach Berlin und Dresden.
Die freudige Mitteilung über den Ge-
winn wurde den Schülern am 8.5. 2009
von Herrn Alfred Schmidt, Leiter des
Hauses der Heimat des Landes BadenWürttemberg persönlich überbracht.
Am Montag, den 29.6. 09 fuhren die 31
Schüler der 11D mit ihren begleitenden
Lehrern, Frau Sell und Herrn Müller, um
7 Uhr mit einem Bus von Riedlingen
nach Berlin. Je näher wir unserem Ziel
kamen, umso mehr stieg die Spannung
und alle fragten sich, was wird uns die
Hauptstadt in diesen Tagen und was wird
uns Dresden und Eger alles bieten?
Der Programmablauf mit den fachkundigen Führungen sowohl in Berlin/Potsdam als auch in Dresden fand bei allen
Teilnehmern hohen Anklang. Obwohl
der Tagesablauf durch das vorgegebene
Programm anstrengend war, entwickelten die Schüler abends immer wieder genügend Energie, um auch das Nachtleben in der wunderschönen Stadt Berlin
ausgiebig kennen zu lernen.
Als Lehrer habe ich mich besonders darüber gefreut, dass die Schüler immer
konzentriert den Führungen folgten und
dass bei vielen Schülern das Interesse
geweckt wurde, die Städte Berlin, Dres43
den und sicherlich auch Eger nochmals
zu erkunden, um die gewonnenen Erkenntnisse zu vertiefen.
Die Übernachtungen in den beiden Ibis
Hotels und die Mittag- und Abendessen
haben allen Teilnehmern sehr gut gefallen. Das Mittagessen in Eger im Restaurant „Radnicni Sklipek“ fand vor allem
bei den Schülern großen Beifall – viele
„Pommes“ mit großen Schnitzeln – und
bildete einen krönenden Abschluss.
Diese sehr gut organisierte und lehrreiche Klassenfahrt, die darüber hinaus
auch die Klassengemeinschaft stärkte,
wird bei allen Teilnehmern noch lange in
Erinnerung bleiben.
Die Programmübersicht verdeutlicht eindrucksvoll, welch herausragende Studienfahrt die Schüler gewonnen hatten.
Vor dem Brandenburger Tor
Montag:
Abfahrt, 7.00 Uhr – vor der Schule in Riedlingen
Fahrt über Nürnberg und Bayreuth, Mittagessen in Rudolphstein oder dem früheren
„Little Berlin“ – Weiterfahrt an Leipzig vorbei nach Berlin, Abendessen und Übernachtung im Hotel Ibis, Potsdamer Platz
Dienstag:
Nach dem Frühstück Besuch des Reichstags und der baden-württembergischen Landesvertretung,
Empfang und Mittagessen in der Landesvertretung,
15.00 Uhr – Stadtrundfahrt,
1 – 2 Stunden Freizeit
Abendessen als Dreigängemenü
44
Mittwoch:
Nach dem Frühstück ganztägige Stadtführung Berlin mit den Höhepunkten der Stadt
Mittagessen im Nikolaiviertel in einem typischen Berliner Lokal, Mutter Hoppe
Schifffahrt auf der Spree ca. 1 Stunde,
Abendessen im Hotel
Donnerstag:
Frühstück
7.30 Uhr Fahrt nach Potsdam, Schloss Cecilienhof inkl. Haus- und Parkführung
Altstadtführung – Schloss Sanssouci – ohne Innenbesichtigung –
Mittagessen
13.00 Uhr Weiterfahrt in die Elbmetropole Dresden
Kleine Stadtführung
Abendessen im Hotel Ibis, mitten in der Stadt – Prager Strasse
Freitag:
Frühstück
8.00 Uhr Fahrt über Decin / Teschen – Mittagessen in Cheb / Eger nach Riedlingen
– Ankunft am Kreisgymnasium Riedlingen
Felix Müller
Oberstufe: Surreales Stillleben – Trompe-l’oeil
45
46
Bildschirme raus aus Kinderzimmern
Im April war Professor Dr. Christian Pfeiffer nach Riedlingen gekommen, um über
den Zusammenhang von Jugendgewalt, Medienkonsum und Schulversagern vor allem
bei Jungen zu informieren. Im Rahmen der Aktion „Bildschirme raus aus Kinderzimmern“ referierte und diskutierte Professor Pfeiffer in mehreren Veranstaltungen in der
Aula des Kreisgymnasiums mit insgesamt über 1000 Haupt-, Realschülern und Gymnasiasten, mit Lehrern aller Riedlinger Schulen und in einer dritten Veranstaltung mit
Eltern und interessierten Bürgern aus Riedlingen und den umliegenden Ortschaften.
Professor Pfeiffer ist Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen
und war auf Einladung des Elternbeirats der Riedlinger Schulen in die Donaustadt gekommen. Den ersten Kontakt hatten die Elternvertreterinnen Sabine Fromman und
Renate Kempf mit dem populären Referenten hergestellt, der ein viel gefragter Experte ist in Sachen Medienkonsum und Computerspiele und deren Auswirkungen auf
Kinder.
Renate Kempf, Georg Knapp, Hans Petermann und der Referent Christian Pfeiffer
Foto: Waltraud Wolf
Professor Pfeiffer stellte den anwesenden Schülern die Frage, wer daheim einen eigenen Computer oder eine Playstation hat. Flugs schossen die Arme der
Schüler in die Höhe. „Freut euch nicht
zu früh über eure Geräteausstattung“,
warnt Pfeiffer. „Die Folge ist, dass die
Schulleistungen deutlich schlechter ausfallen“. Die Schüler sind überrascht.
Zum Beweis legt der Referent verschiedene von ihm durchgeführte Studien vor.
Danach besitzen Jungen mehr Fernseher,
Computer und Playstations als Mädchen
– zugleich machen weniger Jungen Abitur und sie bleiben häufiger sitzen. Warum das so ist, will der Professor zusammen mit den Schülern herausfinden. Wer
Englisch lernt und dann Fußball spielt,
merkt sich mehr Vokabeln als derjenige,
der nach dem Lernen ein Actionspiel
spielt oder einen brutalen Film sieht.
Pfeiffer erklärt diesen Sachverhalt mit
den neuesten Erkenntnissen der Neurobiologen, wonach das Gedächtnis stark
an Gefühle geknüpft ist und somit langweilige Englischvokabeln von der brutalen Wucht der Actionbilder verdrängt
werden. Ein Actionspiel sei sogar noch
schlimmer für die Schulnoten als ein
vergleichbarer Film. „An das Computerspiel denkt man die ganze Zeit“, erklärt
Pfeiffer, „ein Film ist wenigstens zu
Ende“. Was Pfeiffer anhand seiner Studien nachweisen kann: bei Kindern aus
bildungsfernen Schichten – vor allem bei
Jungs- ist der Konsum von auch gewalthaltigen Medien höher. Gleichzeitig brechen ihre schulischen Leistungen massiv
ein, sie sind häufiger an Gewaltstraftaten
beteiligt. Die Argumentation, dass, wer
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viele Stunden pro Tag Medien nutzt und
folglich in der Zeit nicht lernt, in der
Schule absackt, leuchtet ein. Da Mädchen deutlich weniger Interesse an Computerspielen zeigen, sind sie von der
Problematik kaum betroffen – die Leistungsschere zwischen den Geschlechtern
klafft auseinander. Bestimmte gewaltbelastete Computerspiele, die heute für 16Jährige zugelassen sind, will er auf einen
Index setzen. Ansonsten kämen viele
Jüngere an sie heran. Wie abscheulich
sie sind, davon konnten sich die anwesenden Erwachsenen anhand eines Videos überzeugen.
Worin sieht Pfeiffer Lösungen, Kinder
und Jugendliche von solcherlei Betätigung fern zu halten? Verbote helfen nur
begrenzt. Die Alterseinstufung hochzusetzen ist zwar hilfreich, aber wir können das Problem nur lösen, wenn wir
Oberstufe: Lebensgroße Keramikbüsten
48
den Jungen etwas bieten, das besser ist
als Computerspiele. Er hielt ein Plädoyer
für die Ganztagesschule, mit attraktivem
Nachmittagsprogramm und dem Anspruch „Lust auf Leben zu wecken“
durch Sport und Musik, durch Theater
und durch soziales Lernen – auch durch
Angebote, die eine Herausforderung für
Jungen darstellen. Er favorisierte eine
schulartübergreifende Freizeitbeschäftigung, mit der Chance, alle sozialen
Schichten zu erreichen. Um Chancengleichheit herzustellen, bedürften Kinder
mit Migrationshintergrund einer besonderen Förderung. Eindringlich war aber
auch sein Appell an die Eltern. Er forderte sie auf, mehr mit ihren Kindern zu
unternehmen und stellte fest: der Medienkonsum der Kinder liegt in erster Linie in der Verantwortung der Eltern.
Anton Hepp
Mitmachen ist Ehrensache
Unser Foto zeigt von links Oberstudienrat Andreas Schmid, der das Projekt
begleitete, sowie den stellvertretenden
Schulleiter Studiendirektor Anton
Hepp, dann die Vertreter der Afrikahilfe Richard Neubrand und Rudi Wetzel.
Die beiden Mädchen waren die Schülervertreterinnen Sandra Sobol und
Verena Moll.
Am Donnerstag, 3. Dezember, zwei
Tage vor dem internationalen Tag des
Ehrenamtes hieß es für rund 40 Schülerinnen und Schüler des Kreisgymnasiums Riedlingen wieder „Mitmachen ist
Ehrensache“. Bei der Aktion, die im
Landkreis Biberach unter der Schirmherrschaft von Landrat Dr. Heiko
Schmid und Oberbürgermeister Thomas
Fettback steht, jobben die Jugendlichen
für einen guten Zweck. Dabei bekommen sie Einblicke in den Berufsalltag,
sammeln praktische Erfahrungen, haben
Spaß und engagieren sich zudem für
eine gute Sache. Wie beim BOGY-Praktikum suchen sich die Jugendlichen
selbständig einen Arbeitgeber ihrer Wahl
und arbeiten dort einen Tag. Sie verzichten auf ihren Lohn und spenden das
Geld jeweils regional ausgewählten „guten Zwecken“.
So konnten die Schüler des Kreisgymnasiums Riedlingen beim Aktionstag 2008 die
stolze Summe von 1500 Euro erwirtschaften und so zwei von ihnen ausgewählte Projekte unterstützen. Gemeinsam entschied man sich, die Hälfte des Betrages der „Ertinger Missions- und Afrikahilfe“ zur Verfügung zu stellen, die damit das Kinderheim Upendo unterstützen konnte, die andere Hälfte war für die Drachenkinder von
Radio 7 bestimmt. In einer kleinen Feierstunde nahm Landrat Dr. Heiko Schmid die
offizielle Spendenübergabe vor und zeigte sich beeindruckt von den Ergebnissen im
Landkreis Biberach. Ein weiterer Höhepunkt für die Schüler des Kreisgymnasiums
war ein Besuch der „Ertinger Missions- und Afrikahilfe“ mit ihrem Vorsitzenden
Herrn Neubrand und Vertretern aus Upendo, die sich herzlich für die Spende bedankten und den Schülern interessante Einblicke in ihr Schulleben boten.
Wir freuen uns, dass auch in diesem Schuljahr wieder viele Schüler bei „Mitmachen
ist Ehrensache“ teilnahmen und hoffen, wie im letzten Jahr wieder eine beträchtliche
Summe spenden zu können.
Andreas Schmid
49
Einweihung der neuen Sportanlagen
Am 17. Oktober 2009 durften sich unsere
Schulgemeinde, ja alle Schüler und Eltern
der Riedlinger Schulen über die beeindruckenden Investitionen des Landkreises
Biberach und der Stadt Riedlingen in den
Schul- und Vereinssport freuen. Im Rahmen einer Feierstunde hielt Schulleiter
Georg Knapp die folgende Ansprache:
Der 17. Okt. 2009 ist ein besonderer Tag
für die Riedlinger Schulen. In den
Schulchroniken wird später vermerkt
sein, dass mit diesem Tag, an dem gleich
drei neue Sportstätten eingeweiht wurden, bedeutende Impulse für den Riedlinger Schul- und Vereinssport ausgegangen sind (siehe Abb. S. 74).
Mit der Einweihung der Leichtathletikanlage, dem Allwettersportplatz und
Foto: Waltraud Wolf
der von Grund auf renovierten und eigentlich als neu zu bezeichnenden
Sporthalle des Kreisgymnasiums feiern wir ein Hochfest des Sports. Darüber dürfen
wir uns besonders freuen!
Als Sprecher der Riedlinger Schulleiter darf ich für die Joseph-Christian-Schule mit
ihrem Schulleiter Otto Langlois, für die St. Gerhard-Schule und ihrem Leiter Dr.
Franz Schrodi, für die Geschwister-Scholl-Realschule mit Ihrem Rektor Joachim Guderlei und für die berufliche Schule Riedlingen mit ihrem Leiter Manfred Rieger ein
großes Dankeschön an unsere Schulträger sagen.
Ich danke zuerst einmal Ihnen, sehr geehrter und lieber Herr Landrat Dr. Heiko
Schmid, dem Kreistag des Landkreises Biberach, den Mitgliedern des Schul- und Kulturausschusses und allen weiteren politisch Verantwortung Tragenden für die Realisierung der 1,77 Mio. € teuren Renovierung der Sporthalle des Kreisgymnasiums. Die
energetisch mit einem Vollwärmeschutz ertüchtigte und im Innern grunderneuerte
Sporthalle hat von der Farbgebung und Außengestaltung einen eleganten, modernen
Zuschnitt, fügt sich in das Gesamtbild der Gebäude der Schule harmonisch ein, wirkt
auch an trüben Tagen im Innern hell und freundlich und bietet für Schüler und Lehrer
mit dem flächenelastischen Boden, in den die Fußbodenheizung eingelassen ist, einen
großen Beitrag zum Gesundheitsschutz. Die Lüftung ist an eine Wärmerückgewinnung
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gekoppelt und die Sanitäranlagen sind gänzlich modernisiert, hinzu tritt eine akustische
Verbesserung. Außerdem wurde im Vorjahr das Hallendach statisch ertüchtigt.
Ich danke darüber hinaus für die Mitfinanzierung der Leichtathletikanlage in Höhe von
157 Tausend €. Zusammengerechnet sind das beachtliche Zahlen, die der Landkreis in
sein Kreisgymnasium und somit in den Riedlinger Schulstandort investiert hat.
Ich danke dem Gemeinderat und den Umlandgemeinden der Stadt Riedlingen und ihrem sportlich-kämpferischen Herrn Bürgermeister Hans Petermann, dem bei der Verwirklichung der Leichtathletikanlage sicherlich die Fähigkeiten eines Langstreckenläufers zugute kamen. Zähigkeit und Ausdauer führten schließlich zur Erstellung der sogenannten Kampfbahn C, die 896 Tausend € gekostet hat und sich zu einem sportlichen Magneten entwickeln wird. Ferner danke ich für die Errichtung des 143 Tsd. €
teuren Allwettersportplatzes mit Flutlichtanlage an der Geschwister-Scholl-Realschule.
Betrachtet man das Gesamtvolumen der Investitionen der beiden Schulträger, so ist
das ein enormer finanzieller Kraftakt, der vom Landkreis Biberach und von der Stadt
Riedlingen in den Schulstandort Riedlingen geleistet worden ist. Dafür sind die
Schüler, die Elternschaft, die Vereine, die Kollegien und Schulleitungen ihren Schulträgern zu großem Dank verpflichtet. Man könnte fast der heimlichen Riedlinger Nationalhymne einen Vers dazusetzen, der da lautet: „Wohl preiset sich die Stadt, die
solche Schulträger hat“.
Der Schulstandort Riedlingen hat mit den Baumaßnahmen an Profil gewonnen. Mit
Bundesjugendspielen, Sportfesten, Schulsportwettbewerben, Schulfesten und Projekttagen können die Riedlinger Schulen und das Kreisgymnasium ihr Profil schärfen
und das Schulleben noch attraktiver gestalten. Bewusst soll nachher die Europahymne ertönen, stehen doch zwei Riedlinger Schulen mit ihren Comeniusprojekten in einem europäischen Bildungskontext, bei dem bisher der Sport noch nicht so richtig
zum Zuge gekommen ist. Das könnte sich in Zukunft durch die Neubauten ändern.
Zum Zweiten: Neben dem Vorteil für den Schulstandort gehen von der erneuerten
Sporthalle des Kreisgymnasiums und den Platzanlagen wichtige Anregungen für den
Sportunterricht aus. Ein weiter Blick zurück in die Geschichte: Schon im 4. Jahrhundert vor Christus erfasste der griechische Arzt Hippokrates den Wesenskern der Körperertüchtigung. Er soll gesagt haben: „Wenn wir jedem Individuum das richtige
Maß an Nahrung und Bewegung zukommen lassen könnten, hätten wir den sichersten Weg zur Gesundheit gefunden.“ Vermutlich wäre Hippokrates ziemlich entsetzt,
wenn er einen Blick auf unsere moderne westliche Welt werfen könnte oder müsste.
Technisch hochmobil, aber körperlich in der Gesamtheit bewegungsarm, träge und
zunehmend zur Fettleibigkeit neigend. Und so ist es doch ein Hauptziel des Sportunterrichts, die Freude an der Bewegung anzuregen, zu fördern und zu erhalten. Die
moderne Medizin bestätigt die Aussage des griechischen Arztes, dass Sport zusam51
men mit richtiger Ernährung nicht nur gesund hält, sondern durch den Selbstgenuss
des eigenen Körpers ein Selbstkonzept fördert, das Verantwortung und Leistungsfähigkeit und die Fairness gegenüber dem Mitmenschen und der Umwelt anregt.
Ebenso bedeutend ist die ethische Komponente des Sportunterrichts: „Einen guten
Sportler erkennt man an seinem Sieg. Einen großen Sportler erkennt man in seiner
Niederlage.“ Worauf dieser Aphorismus anspielt, ist vor allem die Art und Weise, wie
ein Sportler mit Konflikten und Problemen umgeht. Hier wird das sportliche Spiel
zum Probehandeln für das gesellschaftliche Tun, etwa wenn es darum geht, die eigenen Interessen sozial verträglich mit anderen konkurrierenden Ansprüchen durchzusetzen. Hier wird der Schulsport zur Werteerziehung und zu einer Betätigung, bei der
– psychologisch gesprochen – der konstruktive Umgang mit Aggressionen eingeübt
wird. Wie wichtig gerade dieses Einüben von prosozialem Verhalten über alle Schularten hinweg ist, wird uns beim täglichen Lesen von Zeitungsmeldungen vor Augen
geführt, die darüber berichten, dass zumeist alkoholisierte und gelangweilte Jugendliche auf Gleichaltrige einschlagen oder sie demütigen.
Zum Dritten: Die neu geschaffenen Einrichtungen strahlen auch auf die Schulen mit
Ganztagesangeboten aus. Der Sport soll bei den Angeboten der Ganztagesbetreuung
besonders hervortreten und insbesondere am Nachmittag angeboten werden. Während Tanzen, Turnen und Krafttraining der Halle vorbehalten bleiben, kann sich neben den Kollektivsportarten die Leichtathletik mit fast allen ihren Disziplinen auf der
neuen Anlage entfalten. Die Laufdisziplinen dürften dabei den Löwenanteil für sich
beanspruchen. Bei einigen Sportarten sehe ich übrigens gute Möglichkeiten für eine
Kooperation zwischen Schulen oder zwischen Schulen und Vereinen. So bieten das
Kreisgymnasium und die Realschule ihren Schülern Aktivitäten an der Boulderwand
an. Schüler beider Schulen können beim Bogenschießen oder Tischtennisspielen gemeinsam einer Kooperation mit einem Verein beitreten. Hier sehe ich ein großes Entwicklungspotenzial, sofern die Stundenpläne von unseren Schulen auf den Nachmittagssport hin abgestimmt werden können. Gerade im Freizeitsportbereich mit der
etwa ebenfalls in diesem Jahr angebotenen Trendsportart Slackline ist es möglich,
jenseits von Leistungserwartung oder Leistungsdruck gegen Vereinsamung, gegen
Kommunikations- und Orientierungsprobleme zu wirken. Ich will nicht falsch verstanden werden: Selbstverständlich muss die Schule ihren Schülern Leistung abfordern, aber es sollten auch sportliche Möglichkeiten geschaffen werden, bei denen der
Spaß und die Freude an der Körpererfahrung im Vordergrund stehen.
Einige Schüler haben schon einmal unsere neuen Anlagen probieren und nutzen können. Die Meinungen sind durchweg positiv, ja begeistert. Unsere Schüler freuen sich
über die neuen schönen Möglichkeiten, Sport zu betreiben. Dass momentan die Witterung beim Sport im Freien nicht so recht mitspielt, und die Bundesjugendspiele für
unsere Jüngsten ausfallen müssen, ist bedauerlich, aber das nächste Frühjahr kommt
bestimmt und mit ihm die Möglichkeit, sich in Wettkämpfen zu messen.
52
Zuletzt möchte ich all denjenigen im Namen der Riedlinger Schulleiter danken, die auf
den heutigen Tag hingearbeitet haben: Herrn Dezernenten Ralf Miller für die finanzielle Vorbereitung des aufwendigen Projektes, dem Leiter des Amtes für Liegenschaften
und Gebäude, Herrn Holger Thiessen sowie Herrn Achim Dempel zusammen mit
Herrn Architekten Fischbach für die Sporthalle des Kreisgymnasiums, Herrn Stadtbaumeister Suck und dem Ingenieursbüro Funk für die Erstellung der Leichtathletikanlage
und den Allwettersportplatz an der Realschule, allen bauausführenden Kräften und
Handwerkern. Mein besonderer Dank gilt den Mitgliedern des schulischen Vorbereitungsteams Herrn Edgar Zink und Herrn Erwin Fechner, den Vereinen für die Veranstaltungen am heutigen Nachmittag, für die Feierstunde Frau Claudia Hoffmann mit ihren Rock'n'Roll-Tänzerinnen der Klassen 11B, 11D und 7A, Frau Tanja Pfänder und
den jungen Damen der Klasse 8 B für die akrobatische Europareise und Herrn Ralf Uhl
mit seinem Ensemble aus unserem Symphonischen Schulblasorchester.
Allen neuen sportlichen Einrichtungen wünsche ich nun, dass sie Stätten eines sich fairen Begegnens und Messens der Kräfte werden mögen. Mögen durch sie aber auch
Leistungsbereitschaft, Teamfähigkeit, Erfolgszuversicht und die Identität ihrer Benutzer
wachsen in guter Nachbarschaft. Allen Sportlern wünsche ich ein kräftiges Glück auf!
Georg Knapp
53
Der Sparkassenpräsident lädt das Lehrerkollegium
nach Stuttgart ein
Ein besonderes Ereignis im vergangenen Jahr war der Kollegiumsausflug nach Stuttgart. Auf Einladung von Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes BadenWürttemberg und Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Biberach machte sich eine
stattliche Zahl von Kollegen und Pensionären am 11.11.2009 nach Unterrichtsschluss
auf den Weg in die Landeshauptstadt. Dank einer perfekten Planung und Organisation
durch Maritha Knoll von der Stabsstelle des Sparkassenverbandes erwartete die Teilnehmer ein interessantes und abwechslungsreiches Programm.
Das Lehrerkollegium im Landtag
Erstes Ziel der Riedlinger Gäste war der
Landtag von Baden-Württemberg. Nach
einer Stärkung bei Kaffee und Kuchen im
Restaurant des Landtages eröffnete eine
Führung durch das 1961 eingeweihte
Haus des Landtags mit Besichtigung des
Plenarsaals den Reigen der Programmpunkte. Ein kleines Rollenspiel zum Ablauf von Plenarsitzungen machte die Gäste mit der Arbeit der Abgeordneten vertraut. Während die Besucher auf den
Stühlen der Abgeordneten Platz nahmen,
sah sich manch einer unversehens in der
exponierten Rolle des Landtagspräsidenten oder einer seiner Protokollführer.
Aus der Gegenwart in die Vergangenheit
entführt wurden die Teilnehmer beim
54
Besuch der großen Sonderausstellung
„Der Fluss des Lebens – 150 Jahre Evolutionstheorie“ im Staatlichen Museum
für Naturkunde Schloss Rosenstein. Bei
zwei sehr informativen parallelen Führungen wurden den Besuchern zunächst
die Vielfalt und die Komplexität in der
Natur vor Augen geführt und traditionelle Erklärungsversuche in Form unterschiedlicher Schöpfungsmythen der Völker vorgestellt. Danach trat man unvermittelt vor den optischen Mittelpunkt
und das Highlight der Ausstellung: ein
fast originalgroßer und begehbarer
Nachbau des Forschungsschiffes „HMS
Beagle“, mit der Charles Darwin seine
fünfjährige Weltreise unternahm. Sie
markiert den Anfang der Geschichte der
Evolutionstheorie – von den ersten Anfängen vor 150 Jahren bis zur HighTech-Forschung in Genlabors heute.
Nach diesem Ausflug in vier Milliarden
Jahre Evolutionsgeschichte wurde es
Zeit zur Rückkehr in die aktuelle Gegenwart. Sparkassenpräsident Peter Schneider hatte es sich nicht nehmen lassen,
trotz gedrängtem Terminkalender das
Kollegium seiner alten Schule zu einem
Vortrag in den großen Sitzungssaal des
Sparkassenverbandes mit anschließendem Abendessen einzuladen. In einem
Sparkassenpräsident Peter Schneider, MdL, im Gespräch mit dem Kollegium
informativen Referat mit anschließender
Diskussion erfuhren die Besucher wichtige Details über die Sparkassen-Finanzgruppe Baden-Württemberg sowie die
Hintergründe und Auswirkungen der aktuellen Finanzmarktkrise. So war zu erfahren, dass der Sparkassenverband Baden-Württemberg die Interessen von 54
Sparkassen und deren kommunaler Träger vertritt. Seine Mitgliedsinstitute beschäftigen in mehr als 2.500 Geschäftsstellen knapp 36.000 Mitarbeiter und
vereinen eine Bilanzsumme in Höhe von
172 Milliarden Euro.
standsrestaurant hoch über den Dächern
des Stuttgarter Hauptbahnhofes. Schulleiter Georg Knapp und Gerhard Weller als
Vorsitzender des Personalrats des Kreisgymnasiums bedankten sich herzlich mit
einem kleinen Präsent für die Einladung
bei Peter Schneider und für die hervorragende Organisation bei seiner Mitarbeiterin Maritha Knoll. Bei der späten abendlichen Rückfahrt nach Riedlingen waren
sich die Teilnehmer einig, einen außergewöhnlichen und abwechslungsreichen
Ausflugstag erlebt zu haben.
Gerhard Weller
Der interessante und ereignisreiche Tag
fand seinen krönenden Abschluss bei einem exquisiten Abendessen im Vor55
56
Aus der Geschichte unserer Schule
Das Jahrhundert der Präzeptoratskapläne
1806 wurde Riedlingen württembergisch, und der neue Staat bestimmte und kontrollierte das gesamte Bildungswesen in bisher nicht gekannter Weise. Die Schulreform
von 1775 hob man sofort wieder auf und kehrte zur alten Gliederung in lateinische
und deutsche Schule zurück.
Neu war, dass nun die Lehrkräfte für die nächsten hundert Jahre Geistliche waren,
sogenannte Präzeptoratskapläne. Dies will besagen, dass besonders begabte junge
Theologen noch Vorlesungen in klassischer Philologie belegen konnten. Nach der
Ordination und einem Vikarsjahr lag es bei ihnen, ob sie sich durch ein staatliches
Examen für das Präzeptorat qualifizieren wollten; die damit erreichte Befähigung beschränkte sich auf die fünf unteren Klassen, das sogenannte Untergymnasium. Wollte
einer an der Oberstufe unterrichten, war das Professoratsexamen vorausgesetzt.
Hauptamtlich waren die Kapläne Seelsorgsgeistliche und zu allen pastoralen Diensten verpflichtet, nur im Nebenamt waren sie Lehrer. Dies verursachte naturgemäß
Spannungen und Konflikte. Von 1820 – 1936 waren es 34 Michaels-Kapläne, die im
Schuldienst eingesetzt waren. Dies ergibt eine Verweildauer von knapp dreieinhalb
Jahren. Ein großer Teil zog früher oder später in die Pfarrseelsorge ab. Andere strebten den Konviktsgymnasien zu; zwei wurden als Jesuiten berühmt, und die höchste
Position erreichte Dr. Max Kottmann als Generalvikar.
1837 wurde eine zweite Lehrerstelle geschaffen und mit der Nikolauskaplanei verbunden. Bis 1931 ergab sich davon eine Liste von 22 Kandidaten, ein Mittel also von
fast fünf Jahren. Nur der letzte Michaelskaplan Dr. Franz X. Zeller verbrachte seine
ganze Dienstzeit in Riedlingen. Der ständige Wechsel konnte der Schule nicht zuträglich sein. Es waren dann auch nur wenige Männer, welche diese aus ihrer Lethargie herausrissen und sie weiterwachsen ließ.
Am 4. Juni 1802 machte der Katharinen-Kaplan Joseph Wilhelm Fischer aus dem nahen Zell einem wohllöblichen Magistrat das Angebot, in seiner Wohnung auf privater
Basis eine Lateinschule zu eröffnen. Sechs Wochen später hatte er das Genehmigungsschreiben in der Hand. Die Stadt bemerkte dabei, dass sie sich für immer die
Oberaufsicht über diese Einrichtung vorbehalte. Dazuhin bewilligte sie ihm 22 Gulden jährlich für die Heizung, – für das Holz zu viel, als Gehalt zu wenig. Sein Haupteinkommen bezog Fischer mit etwa 500 Gulden und reichlich Deputatsfrüchten aus
seiner Kaplanei. Am 2. Dezember 1815 wurde diese Schule durch Erlass des Königlich Katholischen Kirchenrates als Anstalt des Staates bestätigt; sie zählte 1818 neun
Schüler. Am 30. Dezember 1818 war Fischer wegen ständiger Streitereien nach allen
57
Seiten „durch die eiserne wirtembergische Gewalt“ nach Jagstzell versetzt worden,
„die schlechteste Erdäpfelpfarrei, so nur mit Zwang 400 Gulden abwirft.“
Die eigentliche Konstituierung der Schule erfolgte dann unter Fischers Nachfolger,
dem Michaels-Kaplan Anton Ehinger 1820 – 1825. Die Schule führte drei Klassen.
Das gewöhnliche Eintrittsalter lag zwischen acht und elf Jahren, sobald eben die
Knaben deutsch und lateinisch lesen und schreiben konnten. Für das Jahr 1832 liegt
ein Lektions- und Stundenplan im Original vor. Danach betrug die Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden 26, 12 vormittags und 14 nachmittags: Latein 11, Griechisch 4, Religion 2, Geographie 1, Geschichte 1, Naturkunde 1, Arithmetik 2,
Deutsch 2, Zeichen 2. 22 Stunden erteilte der Präzeptor, 4 der deutsche Schulmeister
August Maier, der zudem noch Lehramtskandidaten ausbildete. Der Unterrichtsraum
befand sich im jetzigen Kaplaneihaus, ab 1863 im Rathaus.
Sein Einkommen bezog Ehinger aus der Sankt-Michaels-Kaplanei; es belief sich auf
annähernd 500 Gulden jährlich – aus etwa 120 Einzeltiteln – und 100 Gulden für seine Schultätigkeit vom Spital, wovon der Staat die Hälfte übernahm. Das Patronatsrecht lag beim König von Württemberg. Das Schulgeld von 1 Gulden 12 Kreuzern
pro Quartal ging an die Stadt. Als Schulaufsicht wurde das so genannte Scholarchat
(Ortsschulbehörde) geschaffen, das aus dem Landrat, dem Stadtschultheißen, dem
Spitalpfleger und dem Dekan bestand. Der Dienstweg führte über den Landrat. Vom
9. Juli 1825 datiert Ehingers Beförderung zum Pfarrer von Neufra; 30 Jahre fungierte
er außerdem als Schulinspektor (Schulrat) für das Dekanat Riedlingen. Die nächsten
acht Jahre sahen fünf Präzeptoratskapläne kommen und gehen. Alle saßen nur provisorisch auf ihren Stellen. Keiner hatte eine abgeschlossene Ausbildung für das Lehramt. Alle zogen wieder in die Pfarrseelsorge ab.
Ein wirksames Mittel, den Lerneifer anzuregen, stellte die Lokation dar. Der Schüler
erhielt aufgrund seiner Leistungen einen zahlenmäßig bestimmten Platz (locus) innerhalb seiner Klasse zugesprochen und im Schulzimmer angewiesen. Diese Lokation ging auch in das Zeugnis ein; sie wurde jährlich mehrmals vorgenommen und
führte nicht selten zu einem zähen Ringen auf den vorderen Plätzen. Auch die Reihenfolge in den amtlichen Zeugnislisten entsprach der Lokation, nicht dem Alphabet.
Die Schule wieder gefestigt und ihr neue Impulse gegeben zu haben, ist das Verdienst von Professor Jakob Freudenmann 1833 – 1843 aus Großengstingen.
Bereits 1834 fügte er ihr eine 4. Klasse an; 1835 folgte Hebräisch als Lehrfach für
die oberste Abteilung. 1836 war die Schülerzahl auf 43 angestiegen und 1837 wurde
eine zweite Präzeptoratsstelle geschaffen und mit der Sankt-Nikolaus-Kaplanei verbunden. Schließlich erscheint 1839 Gesangsunterricht im Stundenplan, den gegen besondere Vergütung der bereits genannte deutsche Schulmeister und Präparandenlehrer August Maier übernahm. Die Schule hatte eine zeitgemäße Ausweitung erfahren
und konnte erfolgreiche Arbeit vorweisen.
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Das entscheidende wissenschaftliche Erlebnis für Professor Freudenmann war die
Bekanntschaft mit der indogermanischen Sprachwissenschaft, die damals entdeckt
wurde und der klassischen Philologie ein weites Feld für neue Forschungen auftat. Er
selber hat in seiner Riedlinger Zeit an einer vergleichenden Grammatik (LateinischGriechisch-Deutsch) gearbeitet. Es war verständlicherweise sein Wunsch, dieses
Wissen vor erwachsenen Schülern auszubreiten. 1843 wurde er nach Ravensburg,
1852 nach Ehingen versetzt; 1858 ist er gestorben.
Als weitere Präzeptoratskapläne fungierten:
Alois Urban Piscalar 1843 – 1846. Sein Werdegang: 1842 einjährige wissenschaftliche Reise mit staatlichem Stipendium nach Paris und Berlin; 1843 Professoratsexamen nach privater Vorbereitung; drei Wochen später Pfarrexamen mit 26 Jahren;
1845 Stadtpfarrverweser in Riedlingen. Wird Jesuit und für 36 Jahre Lehrer und
Direktor des hoch angesehenen Jesuitenkollegs „Stella Matutina“ in Feldkirch.
Johann Baptist Piscalar, Bruder von Alois Urban, 1846 – 1855. Er war ein sehr
strenger Herr; 1855 Rektor am Schullehrerseminar in Gmünd; 1860 in Personalunion
Leiter des ersten katholischen Lehrerinnen-Seminars von Württemberg, ebenfalls in
Gmünd u. vieles andere mehr.
GRÜNDUNG DER REALSCHULE
Anno 1850 stellten 60 Riedlinger Bürger in einer schriftlichen Eingabe an den Hochwohllöblichen Gemeinderat den Antrag, die Realschule endlich zu gründen. Zu den
Unterzeichnern gehörte, was Rang und Namen hatte in der Stadt, außer der Geistlichkeit, den Staatsbeamten und Lehrern. Vollständig vertreten waren die Führer der revolutionären Bewegung von 1848/49. Die Realschule wurde also mit Fortschritt und
Freiheit gleichgesetzt.
Anno 1860 forderte der Landrat als Vorsitzender der Ortsschulbehörde energisch die
Errichtung einer Realanstalt. Die Zeit der Industrialisierung verlange gebieterisch
den Einbau technischer Fertigkeiten in das Bildungswesen und ein verstärktes Angebot naturwissenschaftlichen Unterrichts. Gemeinde- und Stiftungsrat beschlossen
einstimmig. Der Königliche Studienrat (Kultminister) genehmigte am 15. Juni 1861
diese Realschule als selbständige städtische Anstalt auf drei Jahre. Am 22. Oktober
wurde diese mit 24 Schülern eröffnet. Der Stundenplan enthielt: Religion 2 Stunden,
Deutsch 4, Französisch 8, Mathematik 4, Geometrie 4, Geschichte 3, Erdkunde 3,
Freihand- und geometrisches Zeichnen 6 (vorgeschrieben waren 9), Schön- und
Rechtschreiben 2, Singen 1, Sport 2 – ergibt 39 Wochenstunden. Ein Kurs dauerte
3 Jahre. Das Schulgeld betrug 10 Gulden pro Schüler und Jahr und floss zur Gemeindekasse.
59
Den hohen Erwartungen entsprach auch der neue Lehrer an Absicht und Geist.
Dr. Ferdinand Martini hatte ein 6-jähriges akademisches Studium hinter sich, desgleichen 16 staatliche Examina; neben den oben angeführten noch in Algebra, Zoologie, Botanik, Mineralogie, Chemie, Physik, Mechanik und Sport, dazu 10 Jahre Unterrichtserfahrung. Aber Martini war ein vom Intellekt her bestimmter Mann, dem die
Gabe der Anschaulichkeit abging. Die Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten.
Nach drei Jahren war die Schülerzahl auf 11 abgesunken. Das Scholarchat verlangte
eine Erklärung. Man warf sich gegenseitig die Schuld vor, stritt um höheres Gehalt
und anderes, bis 1867 nur noch die Trennung übrig blieb.
Dr. Martinis Nachfolger, Franz Anton Pflanz, war ein nicht weniger interessanter
Mann und weit im Land berühmt. Seit 1855 redigierte er das „Katholische Sonntagsblatt“ der Diözese Rottenburg, brachte den „Katholischen Volks- und Hauskalender“
heraus und begründete 1856 die „Sonntagsfreude“, eine Beilage verschiedener Tageszeitungen. Als Volksschriftsteller kam es ihm auf die Werte des Gemütes an. Aber
auch Pflanz sollte in Riedlingen nicht glücklich werden. Zunächst lief es ganz gut;
aber 1875 war die Schülerzahl auf 6 gesunken. Abhilfe tat Not.
Alois Braig †
60
Ehemalige berichten
Ein Diplomat im auswärtigen Dienst der Nachkriegszeit blickt zurück
Nun sind ja schon über sechs Jahrzehnte vergangen, seit wir 1948 das Abitur gemacht
haben. Da verschwimmt einiges, aber ich will mein Bestes tun, um so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. Ich zitiere jedoch Mitschüler Hans Pfister, der zum
Inhalt seiner Bücher einmal sagte: „Zwangsläufig ordnet man Erinnerungen nach den
erst viel später gewonnenen Erkenntnissen in ein Bewertungsschema, das zum Zeitpunkt des Erlebens noch gar nicht galt.“ Das stimmt.
Ich muss nun zurückblenden in das Jahr
1939, denn da und so begann eigentlich
alles: Da wurden die drei Auserwählten
aus Daugendorf angesichts der Bedeutung des anstehenden Ereignisses mit einem der zwei im Ort vorhandenen Autos, einem Opel P4, zur Aufnahmeprüfung nach Riedlingen gefahren. Da gab
es etwa in der Mitte der Strecke die so
genannte „Höhe“. Als es Riedlingen zu
bergab ging, machte sich auf einmal das
außen rechts am Wagen befindliche Reserverad selbständig, humpelte über den
Straßenrand und verschwand in den Feldern. Angesichts des Termins, den wir
hatten, blieb nicht viel Zeit zum Suchen,
und das Gelände war unübersichtlicht.
Kurzum: Am Ende des Tages hatten wir
drei die Aufnahmeprüfung bestanden,
aber das Reserverad tauchte nie wieder
auf.
Die Einschulung erfolgte dann bekanntlich nach Ostern 1939. Wie das von da
an in der Oberschule lief, ist von Mitschülern immer wieder beschrieben worden; ich kann nichts Neues dazu beitragen. Im Übrigen sind auch meine Erinnerungen subjektiver Art. Von denen, die
damals dabei waren, hat wohl jeder und
jede eine eigene Meinung.
Wenn man von unserer Klasse spricht,
meinen eigentlich alle die Jahrgänge
1928/29. Das stimmt aber nicht ganz,
denn es waren auch einige 1927er dabei.
Damals war der Stichtag für die erste
Einschulung der 1. April, d.h. wer danach geboren war, kam erst ein Jahr später in die Schule, was sich dann auch
später auswirkte. Darauf komme ich,
wenn es in das Jahr 1944 geht.
Bis dahin verlief alles sozusagen normal.
Wir Daugendorfer strampelten jeden Tag
mit dem Fahrrad nach Riedlingen, wobei
wir allerdings von den Zwiefaltern weit
in den Schatten gestellt wurden. Im Winter war das ziemlich unangenehm, da
machten wir manchmal gezwungenermaßen Skilanglauf. Was würde wohl die
heutige Jugend dazu sagen? Ich weiß,
die hört solche Fragen und Andeutungen
nicht gern. Man kann die Zeiten so gesehen auch nicht miteinander vergleichen.
Am Ende des ersten Schuljahres kam ich
mit einer Belobigung nach Hause. Aber
Bronze, Silber und Gold, das habe ich
nie gewollt. Daran habe ich mich dann
auch gehalten. Auszeichnungen bekam
ich erst viel später wieder, manche ungewollt.
61
Nun kommen wir schon in das Jahr
1944. Wir waren in der fünften Klasse.
Die Jüngeren mussten da überwiegend
als Flakhelfer einrücken. Ich war 17 Jahre alt und kam gleich zum RAD. Anschließend wurde ich zur Luftwaffe eingezogen. Dies deshalb, weil ich in diversen Ferienlagern Segelflugprüfungen bestanden hatte und „Flieger“ werden
wollte. Angesichts der fortgeschrittenen
Kriegsjahre wurde daraus allerdings
nichts mehr. Letztlich habe ich mich, um
dem drohenden Zugriff der SS zu entgehen, freiwillig zu den Fallschirmjägern
gemeldet. Diese Ausbildung habe ich
dann mit Schmerz und Freude durchgemacht. Bei einem späteren Erdeinsatz in
Holland erwischte mich im grauen Morgennebel eine Maschinengewehrgarbe.
Mit einem Durchschuss am linken Arm
und einer Blessur am Bauch kam ich ins
Lazarett. Aber ich muss wohl schon vorher ein kleiner Held gewesen sein, was
mir neben dem Verwundetenabzeichen
eine Auszeichnung einbrachte.
Ich erlebte das Ende des Krieges im Lazarett, in englischer Gefangenschaft in
Ostfriesland. Dort meldete ich mich
nach einiger Zeit in diesem Lager als
Landarbeiter. Die Engländer waren so
kulant, dass sie den dortigen Bauern- deren Söhne ja auch weg waren – Gefangene zur Aushilfe zuteilten. Es war eine
gute Zeit.
Wir lebten frei auf einem Bauernhof
und konnten uns eigentlich zwischen
dem Ems-Jade-Kanal und der Nordsee
frei bewegen. Das einzig Schlimme
war, dass wir nichts von unseren Angehörigen wussten, und die von uns auch
nicht.
62
Später gab ich vor, aus Stuttgart zu stammen, und wurde so in die amerikanische
Zone entlassen. In die französische Zone
wurde zu der Zeit von den Engländern
keiner entlassen, weil von dort alle Gefangenen in die Bergwerke in Frankreich
gesteckt wurden. Ein Zug mit offenen
Waggons voller Entlassener rollte also
nach Süden, aber irgendwann/irgendwo
bog er nach Westen ab, weil die Amis
uns an die Franzosen verhökert hatten.
Als der Zug langsam durch den Bahnhof
von Ludwigsburg fuhr, sprang ich ab
und blieb wohl dank der früher geübten
Springerrolle unverletzt. Ich rettete mich
nach Stuttgart, wo ich noch Verwandte
vorfand. Später gelang es mir, schwarz
über die Zonengrenze nach Hause zu
kommen; auf einem Lastwagen versteckt. Der Fuhrunternehmer Konrad
Ziegler aus Dürmentingen fuhr damals
mit seinem Holzgas-Laster schon regelmäßig nach Stuttgart, transportierte Personen und Fracht-/Tauschgut aller Art.
Da er mich persönlich kannte, hat er
mich mitgenommen. Der Lastwagen
wurde am Ortseingang von Unlingen
von der französischen Gendarmerie kontrolliert. Als die von hinten auf den Laster stiegen, nahm ich über das Führerhaus Reißaus und verschwand in den
Gärten. Da war ich ja schon ortskundig.
So schlich ich mich – teilweise in der
Kanzach versteckt – nach Hause.
Natürlich hatte in Daugendorf niemand
eine Ahnung von meiner Annäherung.
Da stand ich dann auf einmal im elterlichen Hof, wo sie gerade irgendwelche
Erntewagen entluden.
Von nun an ist einiges aus früheren
Schilderungen von Mitschülern bereits
bekannt. Ich allerdings konnte erst nach
Überwindung einer erheblichen Schwierigkeit mit der französischen Gendarmerie im Oktober 1945 wieder zur Schule
gehen. Wie schon erwähnt, war ich unerlaubt in der Zone, musste mich also bei
den Franzosen melden. Als ich da vorsprach, hatte ich so das Nötigste dabei,
was man braucht, wenn man eingesperrt
wird. Die Gendarmen behandelten mich
nicht gerade freundlich, ließen mich am
Ende aber laufen. Wie fies die sein
konnten, haben einige Klassenkameraden später am eigenen Leib erfahren.
Ich durfte zum Glück mit meinen mir
vertrauten Klassenkameraden und -innen
in der Klasse 7 weitermachen. Das Überspringen der Klasse 6 war freilich aufgrund der Lücken, die ich hatte, nicht
einfach.
1948 also dann das Abitur. Ja, und was
kam danach? Es ging jeder seinen eigenen Weg, den man damals noch einigermaßen wählen konnte. Bei mir war es
die Kommunalverwaltung; zuletzt das
Baurechtsamt in Freudenstadt. So konnte
ich noch miterleben, wie die im Zentrum
total zerstörte Stadt wieder erstand, und
auch einen kleinen Teil dazu beitragen.
Doch es zog mich in die Ferne und es
kam mir zugute, dass das Auswärtige
Amt damals offene Stellen hatte. Mit der
beruflichen Ausbildung war ich ja fertig,
und so musste ich nur noch die englische
und französische Sprachprüfung hinter
mich bringen. Dies getan, wechselte ich
im Herbst 1955 nach Bonn.
Neben der Vorbereitung auf den Auslandseinsatz wurden wir dort in Gruppen
auch von der berühmten Frau Pappritz,
der Frau Knigge des Auswärtigen Amts,
in Benimmregeln eingewiesen. Wir lernten z.B., dass man in England beim Essen die Gabel andersrum hält, und dass
man in Afrika einen Stammeshäuptling
nicht etwa mit „Grüß Gott Herr N…“
begrüßt.
Über das, was sich daran anschloss, habe
ich eigentlich nie viel geredet, wobei es
vielen Kollegen aus dem AA ähnlich
geht. Ich meine das, was die Leute allgemein mit dem diplomatischen Dienst
verbinden. Neben harter Arbeit hat er natürlich seine schönen Seiten. Alle von
uns haben im Laufe der Jahre im Auswärtigen Dienst Dinge erlebt und Menschen kennen gelernt, mit denen man –
sagen wir mal im normalen Leben –
nichts zu tun hat. Wenn man dann davon
erzählt, läuft man Gefahr, als Angeber zu
gelten, der sich einfach wichtig machen
will. Aber lassen wir diese Befürchtung
hier beiseite.
Noch vor Weihnachten 1955 wurde ich
an die Botschaft Brüssel versetzt (damals gab es nur eine, heute sind es drei,
d.h. neben der bilateralen die bei der EG
und der NATO). In Brüssel blieb ich bis
zum Frühjahr 1961. In diese Zeit fielen
viele Verhandlungen im Vorfeld der Europäischen Gemeinschaft. Zu diesen
kam sehr oft der erste Bundeskanzler
Konrad Adenauer nach Brüssel. Es gab
zwar damals keinen Terror wie heute,
doch auf illustre Gäste musste man
schon ein wenig aufpassen. Dazu wurde
ich auserkoren, und es ging so weit, dass
ich öfter mal im Hotel Adenauers Zimmer überprüfen musste. Ich besorgte ihm
zu einem Galaempfang auch einmal ei63
nen Orden, den er tragen sollte, aber zu
Hause vergessen hatte. Eine Botschaft
muss einfach wissen, wo man so etwas
(im Ausland) findet. Ich kam in den
Brüsseler Jahren also oft in Adenauers
unmittelbare Nähe. Ich will nicht eine
Liste der wichtigen Besucher erstellen;
es waren deren zu viele. Erwähnen
möchte ich aber doch noch Heinrich
Böll, den ich auch betreute. Er kam zu
Vorlesungen nach Brüssel. Viele Jahre
später kam er in Edinburgh auf mich zu
wie ein alter Bekannter. Dazu gehört
doch ein gutes Personengedächtnis, was
bei einem solchen Mann nicht wundert.
In die Zeit in Belgien fiel auch die Weltausstellung (mit Atomium), die natürlich
auch die Botschaft beschäftigte. Eine
Weltausstellung war zu der Zeit noch etwas Besonderes.
Im Anschluss an Belgien führte mein
Weg nach Afrika, wo ich letzten Endes
mit Unterbrechungen 13 Jahre verbrachte. Die erste Station war das Generalkonsulat Casablanca. Ein Unterschied zu
Brüssel wie Tag und Nacht. Auch die Arbeit war in vielen Bereichen verschieden. Wir hatten viel Kummer mit deutschen Mädchen, die die Liebe oder sonst
was nach Marokko verschlagen hatte.
Und kam uns – was oft geschah – ein
nicht geheurer Deutscher über den Weg,
schauten wir erst nach seinem Namen im
Fahndungsbuch des Bundeskriminalamts. Viele standen drin. Da kam es
auch vor, dass man mit einem flüchtigen
Mörder am Tisch saß, den man schließlich wieder einfangen musste. Da kam
einfach alles vor, was es an Untaten gibt.
Das galt auch für das Konsulat in der berüchtigten Stadt Tanger, dessen Leitung
ich viele Male als Urlaubsvertreter über64
nahm. In meiner Erinnerung scheint heute über Marokko überwiegend die Sonne. Es war ja auch zu schön an den
Stränden am Atlantik und am Mittelmeer. Und dann kommt noch dazu, dass
ich in Casablanca geheiratet habe (eine
Deutsche) und dass dort unser Sohn zur
Welt kam.
In die Casa-Zeit fiel u.a. auch der Besuch des Bundespräsidenten Heinrich
Lübke. Als der bei einem Empfang die
Franzosen als böse Kolonialisten anprangerte, verließen diese alle zusammen die Veranstaltung. Die vielen anderen Besucher, darunter der damalige Außenminister Willy Brandt, kann ich nicht
einzeln erwähnen. Aber Brandt verführte
wohl in der Residenz des Botschafters
den marokkanischen Außenminister zum
Konsum stärkerer Getränke. Zumindest
sahen beide am Ende eines Abends nicht
so aus, als hätten sie nur Wasser aus den
Quellen von Oulmes getrunken.
In diese Zeit fällt auch meine erste Begegnung mit dem charismatischen Bundestrainer Sepp Herberger und seinem
Assistenten Helmut Schön, die mit der
Nationalelf nach Marokko kamen. Zu
der Mannschaft gehörte auch Franz Beckenbauer, mit dessen Namen die Marokkaner Schwierigkeiten hatten. Sie
machten aus dem Nachnamen einfach einen Ben Kabour. Die Nationalelf und die
Leute von Bayern München habe ich
später mehrmals wieder getroffen. Für
die erste Frau Beckenbauer sammelte ich
über längere Zeit Briefmarken.
Mein erster Posten im schwarzen Afrika
war Lagos/Nigeria. Lagos war damals
noch die Hauptstadt, aber erträglich und
sicher, was man heute leider nicht mehr
sagen kann. Die Botschaft wurde inzwischen in die neu erfundene Hauptstadt
Abuja verlegt. Warum wohl? – In Lagos
lernte ich den Journalisten und Bücherschreiber Peter Scholl-Latour kennen.
Wir verbrachten schöne freie Zeit zusammen am heißen Strand.
Eine weitere Station in Nordafrika war
Tripolis/Libyen. Das war noch vor dem
heute dort Herrschenden. Es gab in Tripolis noch ein paar italienische Restaurants und man konnte noch eine Flasche
Wein trinken. Bei einer Industriemesse
hatte ich dort mit Franz Josef Strauß zu
tun. Ich durfte z.B. seine erst einmal beschlagnahmten Jagdgewehre beim Zoll
herauspauken. Im übrigen gab und gibt
es in Libyen viel Sand und Sandstürme,
die diese Materie bis in die Butter im
Kühlschrank treiben. In den Sanddünen
suchte ich mit dem Leiter des Goethe-Instituts römische Münzen. Wir fanden natürlich nichts, bekamen aber beim Rausfahren von cleveren Jungs welche angeboten. Nun können wir ja behaupten, wir
hätten diese in Leptis Magna oder Sabratha gefunden.
Nach der Zeit in Afrika wurde es etwas
kühler. Wir wurden 1970 an das Generalkonsulat Edinburgh/Schottland versetzt. Eine schöne Stadt mit viel Kultur
und vielen Besuchern. Ich will davon
nur den ehemaligen Bundespräsidenten
Gustav Heinemann und den Schriftsteller Siegfried Lenz erwähnen. Viele berühmte Künstler und andere Prominente
kamen zum jährlichen Edinburgh-Festival. Alle wurden vom Generalkonsulat
in irgendeiner Weise betreut. Ich war
Ständiger Vertreter (so der Titel als Kon-
sul bzw. zweiter Mann), der Chef über
Jahre krank, fast nie präsent.
Ja, und da gibt es in Schottland auch das
Heiratsparadies für junge Leute, die das
eigentlich noch gar nicht dürfen: Gretna
Green. Mit den aus unserer Sicht Minderjährigen hatten wir auch unsere liebe
Not. Ich erinnere mich an die bekannte
Schauspielerin Susanne U., deren Mutter
Gisela U. mich dringend bat, ich möchte
doch die Heirat ihrer Tochter verhindern.
Im Übrigen sind die Schotten sehr nette
Leute – und gar nicht geizig. Wir haben
heute noch gute Freunde dort. An Edinburgh bindet uns auch, dass dort unser
Sohn eingeschult und unsere Tochter geboren wurde.
Dann wurden wir 1975 nach Bonn versetzt. So kam ich nach 20 Jahren Ausland wieder nach Deutschland zurück,
mit Frau und zwei Kindern.
Im Mutterhaus AA war ich fünf Jahre
Personalplaner. Zu meinem Bereich gehörten über tausend AA-Angehörige,
von denen ich viele rund um die Welt an
verschiedene deutsche Auslandsvertretungen versetzte. Eine interessante,
wenn auch nicht immer dankbare Aufgabe.
Im Jahr 1980 erhielt ich die von mir und
meiner Familie erstrebte Versetzung an
die Botschaft Nairobi/Kenia. Nairobi
deshalb, weil der Afrika-Virus entsprechend arbeitete, und weil es dort eine
deutsche Schule gab. Der Dienst an der
Botschaft war intern ähnlich wie bei anderen diplomatischen Vertretungen auch.
Da gibt es Referate für Politik, Wirt65
schaft, Rechts- und Konsularsachen,
Kultur, Presse, Verwaltung; in Afrika
vielfach auch für Entwicklungshilfe.
Kenia ist – und war früher ganz besonders – ein Reiseland. Tausende Deutsche
kamen an die Strände von Mombasa eingeflogen und gingen in den unbegrenzten Wildparks auf Safari. Da gab es natürlich auch manchen Fall für die Botschaft. Auch die offiziellen Besucher
fehlten nicht. Ich erinnere mich gerne an
einen fröhlichen Abend mit Bundespräsident Walter Scheel in der Botschaftsresidenz.
Für mich war auch schön, dass ich in
Kenia – wie schon früher in Marokko
und Schottland – zur Jagd gehen konnte.
Jedes Jahr um die Osterzeit betreute
meine Familie aus eigener Initiative das
Audi-Team bei der Ostafrika-Rallye.
Meine Frau kümmerte sich um die Verpflegung, ich selbst war eher Berater bei
der Organisation insgesamt. Beim Ausfliegen von Getränken in den Busch
durfte sogar der Sohn mit. Wir lernten
da Leute kennen, wie z.B. Walter Röhrl
und Michèle Mouton, die damals mit
dem Audi-quattro Eindruck machten.
Man kann über den Sinn einer solchen
Veranstaltung natürlich streiten, aber
faszinierend war es. Für uns – auch für
die Kinder – auf jeden Fall, zumal wir
es eben aus unmittelbarer Nähe erleben
konnten.
Nach vier Jahren kehrten wir 1984 nach
Bonn zurück. In der anschließenden Zeit
konnte ich viele Dienstreisen ins Ausland machen. Dies vor allem nach der
Wende. Wir – die BRD – haben damals
66
von der DDR im Ausland rd. 1100 „Liegenschaften“ geerbt, die es zu sichten
und zu begutachten galt. Ich war einer
von denen, die dazu in der Welt herumreisten.
Bei mir überwog mit ca. 25 Jahren der
Einsatz im Ausland. Es war sicher interessant und oft auch schön, aber nicht
immer einfach. Man denke nur an die
Umzüge, immer wieder eine andere
Fremdsprache (wir lernten auch ein wenig Arabisch und Kisuaheli) und die
Schulausbildung der Kinder. Am Ende
kann ich aber sagen: Ich würde es wieder tun.
Man bekommt zwar im Auswärtigen
Dienst keine Bonuszahlung, höchstens
einen Orden. Im Januar 1992 verlieh mir
Bundespräsident von Weizäcker das
Bundesverdienstkreuz am Bande.
Ich sollte etwas über die Schulzeit und
die Zeit danach für das „Schulheft“ der
Ehemaligen schreiben. Wie ich schon
eingangs sagte, konnte daraus nur eine
subjektive Rückschau werden; und dies
mit vielen Lücken. Die Geschichte ist
trotzdem lang geworden und ich hoffe,
dass ich die Geduld der Leserinnen und
Leser nicht zu sehr strapaziert habe.
Vielleicht ist für manche doch etwas
Neues und Interessantes dabei. Wir hatten ja über all die Jahre wenig Gelegenheit, uns gegenseitig auszutauschen.
Nun setze ich mich endgültig zur Ruhe,
putze und poliere jeden Morgen von 10
bis 11 Uhr meine Orden und Ehrenzeichen.
Erwin Butscher
Mein Jakobsweg 2009 – von Reutlingen nach Santiago de Compostela
Beim Stadtfest in Riedlingen traf ich meinen Jahrgänger Dr. Anton Berger, der von
meiner Unternehmung Wind bekommen hatte. Er bat mich, für das Ehemaligenheft
des Kreisgymnasiums Riedlingen einen kleinen Bericht zu verfassen. Hier ist er nun:
Die Idee, den Jakobsweg zu wandern, wurde letztlich im Kino geboren, als wir
(Freunde, meine Frau und ich) den Film „Pilgern auf Französisch“ angeschaut haben
und von den wunderschönen Bildern der Landschaften im Süden Frankreichs fasziniert waren.
„So was müsste man selber auch mal
machen“, habe ich da wohl etwas laut
vor mich hin gemurmelt, nicht ahnend,
dass mein späterer Jakobsbruder Michl,
mich beim Wort nehmen würde. Die
Idee war geboren und so wurden die Planungen mit der Zeit immer konkreter.
Ein Rucksack (35 L) wurde gekauft,
Funktionswäsche, Wanderhose und Wanderschuhe angeschafft und eingelaufen.
Da wir beide voll berufstätig sind, musste hier auch einiges organisatorisch geregelt werden. Dies gelang dank unseres
großmütigen und freundlich gesinnten
Umfeldes und so stand dem Dreimonatstrip nichts mehr im Wege.
Der Start wurde für 28.02.2009, der
Rückflug optimistisch auf Pfingstsonntag festgelegt.
So bin ich am 28.02.2009 um 8 Uhr zu
Hause gestartet – Treffpunkt mit meinem
Jakobsbruder Michl war die Alteburg bei
Reutlingen, von wo aus wir nach Verabschiedung durch Freunde und Familie
am 1. Tag bis Rangendingen gelangten.
Der Weg führte uns über Glatt, Alpirsbach,
Gutach, Waldkirch, und Affalterbach mit
vielen Höhen(!) und Tiefen(!), ein Vorgeschmack auf das, was kommen sollte.
Glück hatten wir auch, dass der größte
Schneefall mit 50 cm Neuschnee erst
nach Überqueren des Schwarzwaldes
einsetzte. Die langwierige (36 km) und
schwierige (Schneeregen) Etappe von
Freiburg nach Fessenheim (nur unterbrochen von einem Süppchen im Edellokal)
bleibt unvergessen.
Über Thann gelangten wir nach Bellemagny, wo wir im Kloster freundliche
Aufnahme fanden incl. Verpflegung. Von
hier war es noch eine Tagesetappe nach
Belfort, danach war tagelang im Wald
kaum ein Durchkommen wegen extrem
matschiger Wege, so dass wir manchmal
auf die Straße ausweichen mussten.
In Recologne bekamen wir in einem sehr
stilsicher umgebauten Pfarrhaus ein privates Nachtquartier und Verpflegung, inklusive netten Gesprächen mit den Gastgebern.
Über Gy und Gray ging es weiter nach
Château de Rosières (liegt etwa auf der
Höhe von Dijon), wo wir Quartier in einem mittelalterlichen Schloss nahmen.
Weiter ging es Richtung Burgund mit
wunderschönen Landschaften und Orten
wie Flavigny, Semur, oder – das erste
große Highlight nach ca. 1/3 der Strecke
– Vézelay mit seiner riesigen, auf dem
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Berg thronenden Basilika – ein Ort, der
große Spiritualität ausstrahlt.
zumal wenn man von León bis Puente de
Orbigo ca.36 km bei Hitze läuft.
Die nächsten Etappen waren gekennzeichnet von lebhaften Ortschaften und bourgognetypischen Genüssen. Dazwischen gab
es aber immer wieder leblose Dörfer ohne
jede Infrastruktur, so dass öfter auch mal
ein unfreiwilliger Fastenwandertag angesagt war. In südwestlicher Richtung ging
es weiter über Limoges, Périgueux, und
Bergerac, immer dem Frühling entgegen,
bis wir schließlich hinter Bergerac eine
Landschaft wie in der Toskana erreichten.
So haben wir schließlich unser 2. großes
Etappenziel erreicht, St. Jean Pied de Port,
am Fuße der Pyrenäen, von wo aus die
meisten deutschen Pilger starten.
Das nächste Etappenziel hieß Astorga
mit dem prächtigen Gaudi Palast.
Bei schlechtem Wetter mit Regen und
Nebel sind wir auf der sicheren Strecke
über Valcarlos über die Pyrenäen bis
zum Kloster Roncevalles gegangen und
haben dort an einer sehr schönen Pilgermesse teilgenommen.
Danach waren es 2 Tage bis Pamplona,
wo wir keinen Stopp eingeplant hatten.
Von Cizur Minor außerhalb Pamplona
nach Cirauqi war es ein schönes Stück
Arbeit mit strammen Anstiegen. Im Gegensatz zum bisher einsamen Pilgern
waren jetzt doch reichlich Pilger aus aller Herren Länder auf der Strecke, die in
Spanien mit Geldern der EU hervorragend ausgeschildert ist.
Schließlich erreichten wir Burgos mit seiner beeindruckenden Kathedrale und 6
Tage später León. Es ist unmöglich, auch
nur die wichtigsten Klöster und Kirchen
am Weg aufzuzählen. Als Pilger kann man
das alles gar nicht ausführlich anschauen,
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Weitere schöne Landschaften schlossen
sich an, und wir erreichten auf Galiciens
Höhen O`Cebreiro, ein mittelalterliches
Dorf, keltisch geprägt mit Strohdächern.
Nach 7 weiteren anspruchsvollen Etappen haben wir schließlich am 27.05.
2009 nach 89 Wandertagen und etwa
2400 km unser Ziel erreicht. Die Gefühle auf den letzten 100 Kilometern lassen
sich hier nicht beschreiben.
Höhepunkt des Ankunftstages war der
Besuch der Pilgermesse mit dem schwingenden, riesigen Weihrauchfass in der
Kathedrale. Spätestens hier waren alle
Schmerzen und Entbehrungen von fast
drei Monaten Pilgerschaft vergessen.
Die Innenstadt von Santiago de Compostela ist sehr, sehr schön. Immer wieder
zog es uns Pilger zur Kathedrale und
dem riesigen Vorplatz hin.
Was wir beide als Team geschafft haben,
wurde uns erst im Nachhinein klar – die
Pilgerschaft wirkt weiter in den Alltag
hinein und lässt uns nicht mehr los – so
werden wir ( diesmal mit unseren Ehefrauen) – die Herbstferien dazu nutzen,
ab Gy, die Hauptroute des Jakobswegs
bis Beaune zu gehen.
Allen Lesern kann ich nur raten, sich selber einmal auf den Weg zu machen – und
den alten Pilgerspruch zu beherzigen der
da lautet: „ULTREIA“ (immer weiter).
Allen die es wagen wünsch ich schon
heute BUEN CAMINO !
Dr. Norbert Maucher
Über Tübingen, Melbourne und Oxford nach Dortmund
Bereits 1994, als ich als Fünftklässler ans Kreisgymnasium Riedlingen kam, stand
mein Berufswunsch fest: Ich wollte Chemiker werden! Auch in die Fußstapfen meines
großen Vorbilds, des Chemikers Justus von Liebig, der den ersten chemischen Pflanzendünger erfunden hatte, war ich schon getreten. Mir war es gelungen, einen Rasendünger zu mischen, der binnen Kürze kahle Stellen des elterlichen Rasens ergrünen
ließ. Der Ehrlichkeit halber muss man dazu jedoch sagen, dass das magische Reagenz
des Düngers Löwenzahnsamen waren und es sich deshalb eher um Löwenzahndünger
als um Rasendünger handelte.
An der weiterführenden Schule wollte
ich dann auch endlich einen Zugang zu
den Naturwissenschaften, allem voran
der Chemie, bekommen. Mit dem Chemieunterricht musste ich mich allerdings
noch ein paar Jahre gedulden, denn dieses Fach stand erst in der neunten Klasse
auf dem Programm. Von Herrn Jakob,
meinem Biologielehrer, ermuntert, wurde mein Interesse auch für die belebte
Natur geweckt. Schon bald begann ich
mit meinen Beobachtungen von Mehlwürmern. Aus der Biologie-Sammlung
erhielt ich ein volles Glas dieser Tierchen, die ich dann zu Hause in meinem
Kinderzimmer zu beobachten gedachte.
Noch wusste ich nicht, dass diese Larven
sich zu Mehlkäfern entwickeln sollten.
Bald hatte ich jedoch auch das herausgefunden, als nämlich mein Zimmer von
schwarzen Käfern besiedelt war und ich
nach langen Untersuchungen meine
Mehlwurmzucht als Ursache der Käferplage ausgemacht hatte.
Nach diesem einschneidenden Erlebnis
war mir klar: Die biologische Forschung
war mir zu riskant und ich wollte mehr
über die Chemie erfahren. Von einem
Freund meiner Eltern erfuhr ich von einem Wettbewerb namens „Jugend
forscht“, bei dem Kinder und Jugendli-
che eigene Forschungsthemen bearbeiten. In der sechsten Klasse schließlich
fragte ich den Leiter der Chemie-AG,
Herrn Weller, nach Unterstützung bei einem chemischen „Jugend forscht“-Projekt. Ich musste ihm nicht lange von
meiner Begeisterung für die Chemie erzählen, bis er mich in die eigentlich für
Schüler ab der zehnten Klasse vorbehaltene Chemie-AG einlud. Begeistert
konnte ich von da ab jede Woche mit
den vier bis fünf Jahre älteren Schülern
chemische Experimente durchführen.
Und bald schon begann ich zuerst nach
der AG und später dann immer öfter an
anderen Nachmittagen, betreut von
Herrn Weller, mit Experimenten zu meinem ersten „Jugend forscht“-Projekt
„Papier aus Stroh“. Es folgten zahlreiche
Wettbewerbsteilnahmen, bei „Jugend
forscht“, „Chemie im Alltag“ und der
Chemieolympiade. Unterstützt von
Herrn Weller konnte ich viele Nachmittage in der Chemie-Vorbereitung meinen
Experimenten nachgehen.
Höhepunkt meiner noch frühen „Forscher-Karriere“ waren dann die Einladung als „Jugend forscht“-Bundespreisträger beim damaligen Bundeskanzler
Gerhard Schröder im Berliner Kanzleramt. Ich durfte ihm mein Projekt zur
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Herstellung eines biologisch abbaubaren
Kunststoffs auf Basis von PET-Colaflaschen vorstellen. Er war so angetan von
meiner Erfindung, dass er ausrief:
„Wenn die Bakterien die Colaflaschen
fressen, dann kann ich die Grünen ja aus
der Koalition werfen!“ – Wie gut, dass
Joschka Fischer das nicht gehört hat!
Der Bundeskanzler versprach mir Unterstützung bei der Vermarktung meiner Erfindung. Er schrieb einen Brief an den
Vorsitzenden des Verbandes der Chemischen Industrie, Manfred Schneider, mit
der Bitte, mich zu unterstützen. Kurz darauf wurde ich dann sowohl von der
Bayer AG als auch von der BASF AG zu
Vorträgen eingeladen.
Ich war damals in der elften Klasse und
durfte dem Leiter der BASF-Polymerforschung meine Ergebnisse präsentieren. Zwar waren meine Kunststoffe noch
nicht gut genug, um wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt zu werden, aber mir wurde angeboten, meine Forschungen in den
Labors der BASF in Ludwigshafen fortzusetzen. So nutzte ich dann meine Oster-, Sommer- und Herbstferien, um in
Ludwigshafen Experimente zur Verbesserung der Eigenschaften meiner biologisch abbaubaren Kunststoffe durchzuführen. Zwar waren meine Polymere von
den Materialeigenschaften her inzwischen konkurrenzfähig, aber die chemische Verwertung von PET-Abfällen aufgrund der noch immer preiswerteren petrochemischen Grundstoffe rechnete sich
nicht – noch nicht – wurde mir gesagt.
So war ich dann schon etwas enttäuscht,
dass letztendlich doch nichts aus einer
praktischen Umsetzung wurde. Dem
Wettbewerb „Jugend forscht“ halte ich
weiter die Treue: schon vor ein paar Jah78
ren war ich zum ersten Mal Juror beim
Landeswettbewerb „Schüler Experimentieren“ und seit diesem Jahr bin ich in
der Chemie-Jury beim Landeswettbewerb „Jugend forscht“ in Baden-Württemberg.
Das Abitur und damit auch die Frage
nach einer geeigneten Zivildienststelle
im Anschluss daran, rückte näher. Ich
hatte gehört, dass es am Deutschen
Krebsforschungszentrum in Heidelberg
(DKFZ) auch Zivildienststellen in der
Forschung geben solle. Und tatsächlich
fand ich eine Stelle in der Abteilung für
Tumorbiochemie von Prof. Keppler. Ich
hatte eine ganze Reihe an Basistätigkeiten wie Botengänge, Gefahrstoffentsorgung etc. zu erledigen, aber ein Großteil
meiner Beschäftigung bestand daraus,
Doktoranden und anderen Wissenschaftlern bei der Durchführung ihrer Experimente zu helfen. So erlernte ich eine
ganze Reihe an molekularbiologischen
und proteinbiochemischen Arbeitstechniken. Das DKFZ als die größte deutsche Forschungseinrichtung, die sich mit
dem Thema Krebs beschäftigt, war ein
idealer Ort für mich, um „Wissenschaftsluft“ zu schnuppern. Ich besuchte Vorlesungen, Seminare und Konferenzen, die
am DKFZ häufig stattfanden. So erlebte
ich auch die Feier zur Emeritierung des
späteren Nobelpreisträgers Harald zur
Hausen, der bis dahin Leiter des DKFZ
war.
Hatte ich vor meiner Zeit in Heidelberg
noch zwischen dem Chemie- und Biochemiestudium geschwankt, wurde mir
nun immer klarer, dass alle biologischen
Vorgänge molekulare Grundlagen haben
und ich diese besser und detaillierter
verstehen wollte. So begann ich dann in
Tübingen mit dem Chemiestudium. An
der Uni angekommen, konnte ich schnell
feststellen, dass hier ein ganz anderer
Wind wehte. Das Studium der ersten
Jahre war extrem verschult mit festen
Stundenplänen, Anwesenheitspflicht und
keinerlei Wahlmöglichkeiten. Im Chemiestudium kommt der Laborpraxis eine
sehr große Bedeutung zu, und so halten
sich praktische und theoretische Inhalte
nahezu die Waage. Das Ganze führt allerdings zu sehr viel Präsenzzeit an der
Uni und war damit auch physisch sehr
anstrengend.
Steriles Arbeiten mit Krebszellen
Nachdem ich während der Schulzeit an
einem zweimonatigen Schüleraustausch
mit Neuseeland teilgenommen hatte,
wollte ich auch für mein Auslandssemester nach „down under“. Inzwischen war
ich Stipendiat der Studienstiftung des
deutschen Volkes geworden und hatte
damit auch die Möglichkeit, einen Zuschuss zu den Studiengebühren zu bekommen. Ich bewarb mich an der Uni-
versity of Melbourne, die eine ausgezeichnete Chemiefakultät hat.
In Melbourne studierte ich ein Semester
und führte zwei Forschungspraktika
durch. Vom australischen Studienmodell
war ich sehr begeistert. Im Gegensatz zu
einer deutschen Universität, an der man
als Student häufig als lästiger Bittsteller
behandelt wird, ist an einer australischen
Uni der Student König. Professoren halten Übungen selbst. Das Ganze dreimal
die Woche zu unterschiedlichen Zeiten,
damit jeder Student es zeitlich einrichten
kann. Auch der Umgang zwischen Studenten und Professoren war wesentlich
weniger distanziert, als ich es bisher
kennengelernt hatte. Somit fühlte ich
mich an der Uni sehr wohl. Auch Melbourne begeisterte mich als Stadt ungemein. Die Stadt ist quirlig, lebendig und
bietet eine enorme Lebensqualität.
Zurück in Deutschland befand ich mich
mit meinem Studium schon auf der Zielgeraden. Mein Hunger, Neues kennenzulernen, war noch nicht gestillt, und so
absolvierte ich dann, erneut mit Unterstützung der Studienstiftung, mein biochemisches Schwerpunktpraktikum an
der University of Oxford. Ich wohnte in
einem College der Universität und konnte so Einblicke in das britische Universitätsleben bekommen. Was Forschung angeht, ist Oxford ein wahres Mekka.
Zahlreiche weltbekannte Forscher arbeiten dort unter sagenhaften Bedingungen.
Ich besuchte viele Vorträge und ließ
mich von einem Freund in das Unileben
zwischen „Town und Gown“ einführen.
„Gown“ wird der schwarze Umhang genannt, den die Studenten bei offiziellen
Veranstaltungen ihres Colleges tragen.
79
Die Universität ist von großem Traditions- und Elitebewusstsein getragen und
zählt nicht ohne Grund zu den besten der
Welt.
Zwar hatte ich in Tübingen noch ein
weiteres Jahr zu studieren, doch für mich
stand fest, dass ich zurück nach Oxford
gehen würde. Da mich die organische
Chemie und deren Anwendung in der
Biologie interessiert, wollte ich Forschung genau am Phasenübergang der
beiden Wissenschaften machen. So plante ich für meine Diplomarbeit ein Kooperationsprojekt zwischen einem organisch-chemischen Arbeitskreis in Tübingen und einem proteinbiochemischen
Arbeitskreis in Oxford. Finanziert durch
ein Forschungsstipendium der Bayer AG
synthetisierte ich Naturstoffanaloga in
Tübingen und testete diese auf ihre biologische Aktivität in Oxford. In Oxford
arbeitete ich am Structural Genomics
Consortium, einer von Industrie und öffentlicher Hand finanzierter Forschungseinrichtung der Universität, die sich zum
Ziel gesetzt hat, die dreidimensionale
Struktur von humanen Proteinen mit
Krankheitsrelevanz zu untersuchen. Diese Forschungen sollen der Entwicklung
neuer Medikamente gegen Krebs, Malaria und andere Krankheiten Schub verleihen.
Nach einer sehr spannenden Diplomarbeit wollte ich auf diesem Gebiet weiter
arbeiten. Seit einigen Jahren wird der
Grenzbereich der beiden Disziplinen
Chemie und Biologie „Chemische Biologie“ genannt, wobei man die Untersuchung biologischer Fragestellungen mit
den Methoden der organischen Chemie
durchführt.
80
Ich bewarb mich deshalb zur Dissertation bei Prof. Waldmann am Max-PlanckInstitut in Dortmund. Prof. Waldmann
gilt als Protagonist des Fachbereichs
„Chemische Biologie“. Dortmund hat
sich innerhalb der letzten zehn Jahre
durch den Strukturwandel weg von Kohle und Stahl zu einem beachtlichen Wissenschaftsstandort in den Lebenswissenschaften (Life science) entwickelt. Rund
um das Max-Planck Institut am Rande
des Uni-Campus der TU Dortmund befinden sich u.a. das Chemical Genomics
Center, das ISAS (Institute for Analytical Science), das Lead Discovery Center
der Max-Planck Gesellschaft und das
Biomedizin-Zentrum mit zahlreichen
Biotech-Startup-Firmen.
Arbeitskreise der „Chemischen Biologie“ zeichnen sich durch ein hohes Maß
an interdisziplinärer Zusammenarbeit
zwischen Chemikern, Biologen, Biochemikern, Pharmazeuten und Informatikern aus. Die enge Zusammenarbeit mit
Wissenschaftlern anderer Disziplinen
und Institute im Umfeld des MaxPlanck-Instituts stellt einen ständig vor
neue Herausforderungen und macht es
notwendig, viel über den eigenen „Tellerrand“ hinauszuschauen. Ein Schwerpunkt unserer Arbeitsgruppe ist die
Grundlagenforschung zu zellulären Signalmechanismen. So beschäftigen wir
uns beispielsweise mit einem Protein
(Ras, von: rat sarcoma), das eine Art molekularer Schalter für Wachstumsvorgänge in Zellen darstellt. Ist dieses Protein
z.B. durch eine Mutation beschädigt, ist
der Schalter für Zellwachstum ständig
auf „An“. Zellen wachsen unkontrolliert
und Krebs entsteht. Fehlerhafte Ras-Proteine sind die Ursache von ca. 30% der
humanen Krebserkrankungen. Wir arbeiten an der Synthese von chemischen
Stoffen, die den beschädigten molekularen Schalter auf „Aus“ zurückstellen und
damit das Krebswachstum stoppen. So
arbeite ich zwar als klassischer organischer Chemiker, jedoch mit starkem biologischen Anwendungsbezug.
Meinem Berufswunsch Chemiker bin
ich damit nun schon sehr nahe gekommen. Zwar darf ich mich seit einiger Zeit
Diplomchemiker nennen, bin jedoch
noch lange nicht am Ende meines Ausbildungsweges angekommen.
Tobias J. Zimmermann
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Als Grundwasserspezialistin weltweit unterwegs
Nach meinem Umweltschutzstudium in Rostock und Zürich und der Forschung im
Okavango Delta in Botswana, war ich mehrere Jahre als Grundwasserspezialistin in
einer weltweiten Umweltberatungsfirma in Südafrika tätig. Internationale Projekte
führten mich nach Australien, Uganda, Botswana und Indien. Vor einem guten halben
Jahr kehrte ich wieder in die Schweiz zurück, um eine Stelle als Hydrogeologin am
Schweizer Bundesamt für Umwelt anzutreten. Diese erneute Kehrtwende in meinem
Leben bietet sich an, um zurückzuschauen und über meinen beruflichen Werdegang
zu berichten.
UMWELTSCHUTZSTUDIUM IN
ROSTOCK UND ZÜRICH
Vor 20 Jahren fiel die Mauer, und kurze
Zeit danach machte ich mich auf den
Weg in den ehemaligen Osten, um dort
“Landeskultur und Umwelt” zu studieren. Durch Zufall entdeckte ich während
des Abiturs einen interessanten Artikel in
der Abizeitschrift über das Umweltschutzstudium direkt an der Ostsee in
Rostock. Das hörte sich gut an, und so
entschied ich mich kurzentschlossen zu
diesem Studium.
Vor 18 Jahren gab es noch wenig Studenten aus dem Westen, und auch heute
gehört es zu absoluten Ausnahmen in der
deutschen Hochschullandschaft, dass
sich junge Menschen zum Studium in
den Osten aufmachen: Gerade einmal
vier Prozent der Westabiturienten studieren heutzutage in den neuen Bundesländern, obwohl Milliarden investiert wurden und viele Universitäten im Osten
deshalb heute zu den modernsten des
Landes gehören.
Kurz nach der Wende sah das anders
aus: Die Ost-Unis waren marode. Die
Wohnsituation war prekär, überall musste man stundenlang anstehen, wie zum
82
Beispiel an Banken, Kassen und – viel
schlimmer – an Telefonzellen. Die Lebenshaltungskosten waren billig: Miete
90 DM pro Monat für ein Zimmer in einer 3er WG in einer Plattenbausiedlung,
1.90 DM für ein Mensaessen oder 0,5 L
Bier.
Das Studentenleben war aufregend, das
Studium dagegen forderte mich nicht genügend heraus. Der Stoff des Studienfachs Mathematik zum Beispiel war vergleichbar mit dem Abiturstoff aus Baden
Württemberg. Nach zwei Jahren Studium und dem Vordiplom in der Tasche,
zog es mich wieder in den Süden
Deutschlands. Ich absolvierte ein Praktikumsjahr in einem Geologiebüro im
Allgäu und in einem Landschaftplanungsbüro in Nürnberg. Während dieser
Zeit bewarb ich mich an der ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) in
Zürich, eine der führenden Hochschulen
Europas, für den Studiengang Umweltingenieurwissenschaften.
Die Zulassung zum Studium wurde mir
mit einer “Verfügung” erteilt, die beinhaltete, dass ich folgende 6 Fächer aus
dem 1. und 2. Studienjahr nachzuholen
hatte: Analysis, Statistik, Chemie, Physik, Verfahrenstechnik und Mechanik.
Diese Kurse besuchten wir gemeinsam
mit den Bauingenieurstudenten. Studentinnen gab es nur sehr wenige, ihr Anteil
war geringer als 5 %. In Bezug auf die
nachzuholenden Fächer machte ich mir
keine Sorgen, da ich die fast alle gerade
erfolgreich in Rostock bestanden hatte.
Diese Ansicht änderte sich aber schon
während der ersten Analysis-Vorlesung,
in der ich kein Wort verstand. Nach dem
ersten Semester war klar, dass auch die
Prüfungen kein “Zuckerschlecken” waren, denn ein ehemaliger Kommilitone
aus Rostock, der ein halbes Jahr vor mir
an die ETH wechselte, fiel sang- und
klanglos durch das Vordiplom durch.
Mehr als zwei Versuche gab es weder
beim Vor- noch beim Schlussdiplom.
Doch nach einem intensiven Lernsommer bestanden wir beide die Prüfung.
WAS IST DIE AUFGABE VON
UMWELTINGENIEUREN?
UmweltingenieureInnen befassen sich
mit der Nutzung, Erhaltung und, wo nötig, der Rehabilitation der Ressourcen
Wasser-Boden-Luft. Sie entwickeln
Konzepte und Systeme für die Versorgung der Gesellschaft mit essentiellen
Gütern z.B. Wasser, Boden, Luft, Biomasse, Gesteine, Erze, Energieträger.
Ihre Hauptaufgabe besteht darin, naturwissenschaftlich und verfahrenstechnisch fundierte Lösungen auszuarbeiten,
die eine langfristig schonende Nutzung
begrenzter Ressourcen gewährleisten.
Im Hauptstudium begeisterten mich die
„Grundwasser“ oder „Hydrogeologie“ –
Vorlesungen. Der Professor, eine Koryphäe auf seinem Gebiet, kam aus
Deutschland. Nach dem Studium arbeitete ich an seinem Institut, dem “Institut
für Hydraulik und Wasserwirtschaft”,
worauf er mir eine Stelle als Doktorandin anbot. Dennoch zog es mich zuerst
ins fremdsprachige Ausland. Dank der
weltweiten Kontakte des Professors landete ich das erste Mal in Südafrika, am
“Institute for Groundwater Studies” in
Bloemfontein. Diese Stadt liegt im Landesinnern in einem noch sehr konservativen Burenstaat, dem “Orange Free
State”. Dort half ich in der Lehre und in
der Forschung, aber auch bei Projektaufträgen aus dem Bergbau mit. Ich unterrichtete Studenten der "Carl-DuisbergGesellschaft", die aus allen Teilen Afrikas kamen und zwischen 20 und 45 Jahren alt waren. Der Unterricht war immer
sehr lebendig und bereitete mir viel
Spass.
DOKTORARBEIT UND FELDEXKURSIONEN IM OKAVANGO
DELTA
Zurück in der Schweiz und an der ETH
entwickelte ich während meiner Doktorarbeit eine Software, um dichteabhängige Grundwasserströmungen zu modellieren. Diese Arbeit war sowohl mathematisch, physikalisch als auch programmiertechnisch eine wahre Herausforderung für mich. Meine Ausdauer
wurde mit mehreren Feldexkursionen in
das Okavango Delta in Botswana belohnt. Dort sollte die von mir entwickelte Software zur Berechnung des Salztransportes unter Inseln im Okavango
Delta angewendet werden. Mit über
15'000 Quadratkilometern ist das Delta
eines der größten und tierreichsten
83
Feuchtgebiete Afrikas. Der Okavango
entspringt im feuchten angolanischen
Hochland, fließt durch das trockene Namibia und schließlich nach Botswana,
wo er in einem spektakulären InlandDelta verdunstet.
Der Salzgehalt des Oberflächengewässers ist trotz einer Anreicherung an gelösten Salzen von etwa 300'000 t pro
Jahr überall sehr niedrig und die hohe
Wasserqualität ist wertvoll für Mensch
und Natur. Wichtig für die Erhaltung der
Qualität des Oberflächenwassers ist die
komplexe Geometrie des Deltas mit seinen Tausenden von Inseln: durch kontinuierliche Verdunstung reichert sich das
Salz unter kleinen Inseln im Ueberschwemmungsgebiet an. Neben der Fällung von gelösten Salzen bildet die oberflächennahe Salzkonzentration mit der
Zeit aufgrund der höheren Dichte gegenüber dem darunterliegenden Süßwasser
eine instabile Grenzschicht, welche die
gelösten Salze in die Tiefe transportieren
kann. Dies anhand verschiedener geophysikalischer und geochemischer Methoden in der Natur zu beobachten war
unsere Aufgabe. Die Feldexkursionen
führten wir zusammen mit dem „Department of Water Affairs“ und lokalen Ingenieurbüros in Botswana durch.
Während der ersten Exkursion machten
wir uns mit dem Motorboot und einem
GPS ausgerüstet mehrere Wochen lang
auf die Suche nach Inseln, auf denen wir
unsere Messungen durchführen wollten.
Dies war gar nicht so einfach, da das
Delta ein Labyrinth aus Inseln, Wasserwegen, Sümpfen und Lagunen ist, und
der Zugang zu den Inseln meist durch
undurchdringliche Vegetation verhindert
84
war. Oft blieben wir mit dem Boot stecken und mussten zu Fuss aufs Festland
waten. Ein unheimliches Gefühl, da sich
Krokodile und Flusspferde in den Kanälen aufhielten. Auf einer Insel wurden
wir von Tsetsefliegen „überfallen“, widerliche Blutsauger und Ueberträger der
gefürchteten Schlafkrankheit. Wir übernachteten in Zelten auf den Inseln, ohne
jegliche Infrastruktur. Nachts hörten wir
Löwen, Hyänen und Flusspferde um unsere Zelte streunen.
In den zwei darauffolgenden Jahren
führten wir Messungen und Bohrungen
auf drei Inseln durch. Wir arbeiteten von
Sonnenauf bis -untergang. Die Feldarbeit war harte körperliche Arbeit. Am
Abend sass ich völlig erschöpft um das
Lagerfeuer, lauschte den Geräuschen aus
dem afrikanischen Busch und hörte fasziniert den Geschichten der Einheimischen zu.
ALS GRUNDWASSERSPEZIALISTIN
NACH SÜDAFRIKA
Nach der Promotion arbeitete ich zuerst
in einem Ingenieurbüro in Bad Saulgau.
Dort wurden numerische Grundwassermodelle vor allem für die Planung von
Grundwassersanierungen und der Erschliessung und des Schutzes von
Grundwasser eingesetzt. Das Büro hatte
weltweite Kontakte, welche mich wieder
für Projekteinsätze nach Südafrika führten.
Im Oktober 2005 wanderte ich schließlich nach Südafrika aus, um eine Stelle
als „Hydrogeologin“ im Grundwasserteam einer weltweiten Umweltbera-
das Land verließen, um in die reichen
Länder der Ersten Welt, wie z.B. Australien oder England, auszuwandern.
Als Wasserspezialistin aktiv
tungsfirma namens ERM (Environmental Resources Management) anzunehmen. Zuerst arbeitete ich drei Monate in
Kapstadt, danach drei Monate in Australien und ließ mich dann für die nächsten
drei Jahre in Johannesburg nieder. Es
war beruflich eine spannende, aber auch
anstrengende Zeit. Ich machte innerhalb
kürzester Zeit viele wertvolle Praxiserfahrungen. Neben Südafrika und Australien arbeitete ich in Botswana, Uganda
und Indien. Die Zweigstelle der Firma in
Südafrika existierte erst seit ein paar
Jahren. Innerhalb der ersten fünf Jahre
wuchs die Zahl ihrer Angestellten von
drei auf 130. Für die grosse Menge an
Projektaufträgen gab es viel zu wenig
ausgebildetes Personal. Das ist ein verbreitetes Problem in Südafrika, da seit
dem Ende der Apartheid viele Fachkräfte
In den ersten 6 Monaten arbeitete ich vor
allem im Außendienst. In Australien zum
Beispiel beaufsichtigte ich die Entsorgung von Dieseltanks, die schon seit vielen Jahren im Untergrund auf Militärstandorten lagerten und im Laufe der
Jahre undicht geworden waren. Es lag in
meiner Verantwortung, dass genügend
kontaminiertes Bodenmaterial ausgehoben wurde, und zum anderen musste untersucht werden, ob das Grundwasser
durch Dieselleckagen beeinträchtigt
wurde. Dazu musste ich Bohrungen beaufsichtigen und Grundwasserproben
nehmen, die dann im Labor untersucht
wurden. Ich zähle dieses Projekt nicht zu
meinen Lieblingsprojekten, muss aber
zugeben, dass es mir später als Projektleiterin half, meine Mitarbeiter, die oft
wochenlang mit der Beaufsichtigung
von Bohrungen im afrikanischen Busch
tätig waren, besser zu verstehen.
In Johannesburg wurde ich nach kurzer
Einarbeitungszeit als Projektleiterin eingesetzt. Dies stellte eine große Herausforderung für mich dar. Ich hatte sowohl die
finanzielle wie auch die fachliche Verantwortung der Projekte. Des Weiteren war
ich für die Leitung des ganzen Projektteams zuständig. Dieses setzte sich meist
aus den verschiedensten Kulturen aus
Südafrika zusammen. Verständigungsschwierigkeiten sprachlicher und kultureller Natur machten die Zusammenarbeit
sehr dynamisch und lebendig. Was mir an
der südafrikanischen Art sehr gut gefiel,
war, dass nicht immer alles perfekt sein
musste und dass auch mal die „Fetzen
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fliegen durften“, ohne dass es die Zusammenarbeit beeinträchtigte.
Ein großes Projekt, welches ERM während meiner Zeit in Südafrika bearbeitete,
war das Erstellen von Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVPs). Diese wurden für
die Neuerschließung eines Kohleabbaugebietes mit zugehörigem Kohlekraftwerk in Botswana durchgeführt. Die
UVPs mussten sowohl nach nationalen
als auch internationalen Standards erstellt
werden. Kohle ist im südlichen Afrika
aufgrund großer Kohlevorkommen und
günstigen Abbaubedingungen immer
noch Energieträger Nummer eins (75%
der Energie wird aus Kohle gewonnen).
In diesem Projekt waren mehrere Abteilungen von ERM und Fachkräfte aus
Südafrika, Europa, Amerika und Australien beteiligt. Die Hauptaufgabe unseres
„Grundwasserteams“ bestand darin, geologische und hydrogeologische Untersuchungen durchzuführen, deren Ergebnisse
ich dann verwendete, um ein regionales
Grundwasserströmungsmodell zu erstellen. Dieses Modell diente als Basis für
Umweltmanagementpläne, die detaillierte
Empfehlungen enthielten, wie die negativen Auswirkungen des Projektes auf die
Grundwasserqualität und -quantität minimiert und kontrolliert werden sollten. Das
Projekt beinhaltete auch den Bau eines
Brunnenfeldes, das den Wasserbedarf des
Kohlekraftwerkes decken sollte. Hier
wurde das Modell eingesetzt, um zum einen die Wasserressourcen zu berechnen
und zum anderen die Auswirkungen des
Brunnenfeldes auf die Umwelt und andere Grundwassernutzer abzuschätzen.
Neben diesem Einsatz war ich für ERM in
Indien für die Erstellung eines Grundwas86
serströmungs- und Schadstofftransportmodells für einen Kunden aus der Chemiebranche zuständig. Dabei lernte ich
gleichzeitig einen Hydrogeologen in Indien in die „Kunst des Modellierens“ ein.
Die Jahre in Südafrika vergingen wie im
Fluge. In meiner Freizeit reiste ich viel,
entweder um den Kontinent zu erkunden
oder um Tanzkurse zu besuchen oder
Beachvolleyballturniere zu bestreiten.
Beachvolleyball ist meine Leidenschaft,
und ich war glücklich, als ich in Johannesburg durch Zufall die besten Beachvolleyballerinnen (alles ehemalige Volleyballspielerinnen im Nationalteam von
Südafrika) kennenlernte und mit ihnen
trainieren und Turniere bestreiten konnte. Mein eindrücklichstes Turnier fand
letztes Jahr nach Weihnachten in Swakopmund, einem kleinen Dorf in Namibia statt. Swakopmund liegt am atlantischen Ozean inmitten der namibischen
Wüste. Ich qualifizierte mich mit meiner
Partnerin und drei anderen Teams aus
Südafrika für dieses internationale Turnier. Nach spannenden Vorrundespielen
und einem nervenaufreibenden Halbfinale zogen wir ins Finale ein und verloren
dort knapp gegen unsere Gegnerinnen
aus Südafrika. Dabei muss ich zugeben,
dass ich stolz war, gegen dieses Team
nur knapp verloren zu haben. Wir hatten
die beiden nämlich in den Heimspielen
noch nie besiegt.
ZURÜCK IN DIE SCHWEIZ
Nach ein paar Jahren intensiver Auslandserfahrung zog es mich zurück nach
Europa. Durch Beziehungen erfuhr ich –
als ich gerade Urlaub in der Schweiz
machte und mir dort auf dem Beachvolleyballfeld einen Knöchelbruch zulegte
– von der Stelle in der Sektion Hydrogeologie, die am Bundesamt für Umwelt
frei wurde. Als ich die Zusage bekam,
entschied ich mich, diese Gelegenheit
beim Schopf zu packen und in die
Schweiz zurückzukehren. Am Bundesamt für Umwelt bin ich unter anderem
zuständig für die Beobachtung der
Grundwasserqualität in der Schweiz und
der Auswertung und Interpretation der
Daten. Ich lerne viel über die Stoffeigenschaften und Transportverhalten organischer Schadstoffe im Grundwasser wie
zum Beispiel Pestizide, Arzneimittelrückstände und chlorierte Kohlenwasser-
stoffe. Die Stelle ist in der „angewandten Forschung“ anzusiedeln, was nach
meiner langen Zeit in der Forschung und
danach in der Praxis eine für mich optimale Mischung ist.
Der afrikanische Kontinent wird mich
immer faszinieren. Ich freue mich deshalb schon auf meine nächste Reise nach
Kamerun im Januar 2010. Dort werde
ich meiner jüngeren Schwester Sabrina,
die eine Entwicklungsorganisation in
den Staaten führt, bei einem lokalen
Wasserversorgungsprojekt fachlich beiseite stehen.
Dr. Stephanie Zimmermann
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Auf dem Weg
Man fragt doch immer gerne, was aus jemandem geworden ist, seitdem er die Schule
verlassen hat und sich von da an – meistens noch nicht der Tragweite seiner Entscheidungen bewusst – für seinen weiteren „Lebensweg“ entschieden hat.
So wie man sich oft fragt, was denn eigentlich aus diesem und jenem „geworden“ ist,
jemandem, den man mal sehr gut kannte und mit dem man vielleicht sogar mal gut befreundet war, oder auch nur jemand, der mal in der gleichen Straße gegenüber gewohnt hat, oder der in der siebten Klasse damit aufgefallen ist, dass er von Herrn Merk
immer als „Professor“ bezeichnet wurde – so versuche ich jetzt in diesem Artikel zu
erzählen, was denn aus „dem Hannes“ geworden ist.
Dabei ist es ein komisches Gefühl, diesen Artikel zu schreiben. Und ich glaube auch
zu wissen, woran das liegt. Es ist nämlich kompliziert. Ich kann nicht sagen, dass ich
jetzt Arzt bin oder Lehrer oder Rechtsanwalt oder Angestellter bei Daimler in der
Marketingabteilung.
Ich bin noch nicht am Ziel, ich bin auf dem Weg zum Filmemacher, zum Regisseur.
Aber war ich das nicht damals schon? Oder bin ich jetzt schon Regisseur? Wann ist
man am Ziel? Ist man das überhaupt irgendwann? Ich denke nicht. Oder anders gesagt: Man ist immer wieder am Ziel, aber der Weg ist noch nicht zu Ende.
Das ist eine der Erkenntnisse der letzten Jahre meines beruflichen Werdeganges:
Ich habe irgendwann gelernt, es als etwas Positives zu empfinden, dass ich noch
nicht am Ziel bin, oder so formuliert, dass es auch positiv klingt: Dass ich noch Träume habe, die es zu erreichen gilt und für die ich arbeite.
Dieses Gefühl hat sich aber erst im letzten Jahr wirklich eingestellt, weil es nur dann
ein gutes Gefühl ist, wenn es nichts mit Angst zu tun hat. Diese Angst habe ich nicht
mehr – vielleicht war sie auch nie begründet, aber sie war immer mal wieder da. Die
Angst zu scheitern, nicht das zu erreichen, was man immer wollte. Konkreter ausgedrückt: Die Angst, irgendwann zu denken, dass man sich für ein zu großes Ziel, für
einen zu schwierigen Weg entschieden hat, obwohl man doch mit dem Abitur auch
einen (vermeintlich) viel einfacheren und sichereren Weg hätte einschlagen können.
Irgendwann habe ich erkannt, dass dieses Denken ein Trugschluss ist und ins Nichts,
ins Hadern und in die Unentspanntheit führt. Ich denke, ich hatte für mich persönlich
nie eine echte Alternative.
Ich will erklären, wie ich das meine: Ich hatte einen Traum: ich wusste schon ziemlich früh, dass ich Filme machen wollte. Gleichzeitig hatte ich – wie jeder in unserer
heutigen „freien und individuellen Zeit“ – sehr viele Alternativen, sehr viele Entscheidungsmöglichkeiten. Aber, so viel kann ich jetzt sagen, eine „echte“ Alternative
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hatte ich nicht. Hätte ich einen anderen Beruf gewählt, bin ich mir sicher, ich hätte
mich irgendwann gefragt, warum ich es denn damals nicht ernst gemeint habe mit
dem Filmemachen und warum ich es nicht probiert habe. Und das Schlimmste wäre
gewesen, nie eine Antwort auf die Frage erhalten zu können, ob es denn eigentlich
geklappt hätte oder nicht.
Das ist die oft zitierte „Freiheit“ – die es aber nur zusammen mit der fast genau so oft
zitierten „Verantwortung“ gibt.
Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mir über das alles auch bewusst geworden bin.
Vielleicht kann ich diesen Prozess anhand von drei „Momenten“ in meinem Leben
verdeutlichen.
Der erste Moment war der, als ich nach dem mündlichen Abitur und somit nach der
letzten Schulprüfung nach 13 Jahren zusammen mit meinen Mitstreitern, einem Kassettenrekorder und ein paar Flaschen Bier auf dem Gymmiparkplatz saß. Das war für
mich damals das Gefühl der absoluten Freiheit – ich hatte das Gefühl, nichts zu verlieren zu haben, es gab keine Sorgen und erst Recht keine Angst vor der Zukunft, nur
der Augenblick und der Moment waren wichtig. Man hatte seine Freunde um sich
herum und konnte dieses Gefühl kollektiv teilen.
Eigentlich wollte ich damals auf eine Filmhochschule – Voraussetzung für die Bewerbung war aber ein einjähriges Praktikum im Filmbereich.
Ich schrieb meine Bewerbungen – und erhielt meine Absagen. Heute weiß ich, wie einfach es eigentlich gewesen wäre ein Praktikum am Filmset zu absolvieren – jede Filmproduktion sucht ja Praktikanten – aber damals hatte ich von all dem keine Ahnung.
Irgendwie bot sich in dieser Zeit ein Studium an der Hochschule der Medien in Stuttgart als gute Alternative an, und so verbrachte ich die nächsten vier Jahre mit einem
Studium, das eine Menge Spaß brachte, bei dem ich einiges gelernt habe – aber welches mich nicht dazu brachte, in der Filmbranche als Regisseur Fuß zu fassen – so
schien es jedenfalls damals.
Im Anschluss an dieses Studium ergriff ich die Chance, mich für ein Regiestudium in
Hamburg zu bewerben. Immerhin wurden von mehreren hundert Bewerbern nur alle
zwei Jahre sechs Leute aufgenommen, und es war die Schule (die Hamburg Media
School) mit bestem Ruf in der Filmbranche – alle anderen kamen für mich nicht in Frage, da ich nach meinem abgeschlossenen Studium in Stuttgart nicht weitere vier oder
fünf Jahre studieren wollte – zwei Jahre “Aufbaustudium“ waren aber etwas anderes.
Das war also das große Ziel. Und der Moment, als mich der Regiedozent der Hamburg Media School im Sommer 2006 nach einem zweitägigen Auswahlverfahren an90
rief, um mir mitzuteilen, dass ich aufgenommen bin, ist der zweite Schlüsselmoment,
den ich hier beschreiben möchte.
Ich dachte damals wirklich, dass ich angekommen bin, dass ich am Ziel bin, dass
jetzt nichts mehr schief gehen könnte auf dem Weg zum Regisseur.
Nach einem halben Jahr Studium war mir klar, dass ich mich geirrt habe, und dass es
nicht so einfach sein würde und dass es für Erfolg keine Garantien gibt.
Dieses Studium ist nun schon seit einem Jahr vorbei und ich erinnere mich an einen
Moment im Sommer, als ich mich, um ein Drehbuch zu schreiben, eine Woche alleine auf eine Hütte zurückgezogen habe. Ich hatte wieder das Gefühl dieser Freiheit,
wie damals nach dem Abitur auf dem Parkplatz vor dem Gymnasium.
Das, was ich damals dachte, denke ich jetzt, ein halbes Jahr später, immer noch –
deswegen scheint dieser Gedanke nicht nur dem Gefühl der Euphorie des Augenblicks geschuldet zu sein: Ich weiß, dass ich auf dem Weg zu einem Ziel bin und die
Angst, dieses Ziel nicht zu erreichen, ist nicht mehr da, weil ich gemerkt habe, dass
ich immer dann am zufriedensten war (und bin), wenn ich – einfach ausgedrückt –
„mein eigener Chef“ bin. Ich bin nicht wirklich ungern zur Schule gegangen, erinnere mich aber auch, dass ich zu oft auf die Uhr geschaut habe und mich zu oft gelangweilt habe. Und dass ich immer froh war, wenn die Schule zu Ende war. Ohne es
wirklich zu wissen, wollte ich das Gleiche nicht in meinem späteren Berufsleben
wiederholen.
Dafür nehme ich die Ungewissheit eines „Freischaffenden“ in Kauf.
Das kann ich heute sagen, weil es in diesem Jahr gut lief und ich nach vielen Jahren
der Saat ernten konnte. Ich weiß jetzt, dass es mir möglich ist, mit meinem Beruf genügend Geld zu verdienen und dass es schön ist, im Moment an dem Ziel zu arbeiten,
im nächsten Jahr meinen ersten Kinofilm drehen zu dürfen. Und wenn es noch ein
weiteres Jahr dauert, dann ist es auch in Ordnung.
Aber zwei weitere Jahre sollte es nicht dauern.
Hannes Treiber
Anmerkung: Hannes Treiber hat im Jahr 1999 in Riedlingen das Abitur gemacht. Seit
2006 wohnt er in Hamburg. Sein Abschlussfilm an der Hamburg Media School „Freies
Land“ lief erfolgreich auf mehreren Festivals und hat unter anderem den Preis für den
Besten Absolventenfilm 2009 bei den Babelsberger Medienpreisen gewonnen.
Zurzeit schreibt Hannes Treiber an dem Drehbuch für seinen ersten Langfilm, der im
Sommer 2010 gedreht werden soll.
Kontakt: [email protected]
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„Wenn ein Zug in deinem Bahnhof hält, steig ein!“
Im Januar 1977 kam ich zwanzigjährig in meiner neuen Wahlheimat West-Berlin mit
einer handvoll Habseligkeiten und jeder Menge schlechter Prognosen für meine Zukunft an. Obwohl ich bis dahin außer einer bestandenen Führerscheinprüfung und der
mittleren Reife nichts Nennenswertes vorzuweisen, geschweige denn irgendeinen
Plan hatte, was mit meinem Leben anzufangen sei, war ich guten Mutes, dass ich in
diesem neuen, pulsierenden Umfeld meine Bestimmung finden würde.
Zur Sicherung des Lebensunterhalts, bis
ich mich für einen Beruf oder das Nachholen des Abiturs und eventuellem Studium entschieden hätte, schien es mir
sinnvoll, einen Job zu suchen, der irgendwie mit Musik, meiner großen Leidenschaft, zu tun hat.
Da ich schon in einem Musikgeschäft in
Munderkingen Erfahrungen gesammelt
hatte, fand ich schließlich eine Anstellung als Musikalienverkäufer in einem
angesagten „progressiven“ Musikgeschäft, in dem die ganze Berliner Musiker-Szene verkehrte. Dies sollte sich
noch als großer Glücksfall und wichtiger
Baustein für mein restliches Leben herausstellen.
Parallel zu meiner kaufmännischen Tätigkeit trat ich als Sänger, Keyborder und
Gitarrist diversen Bandformationen mit
unterschiedlichen Inhalten bei. Schon
Ende 1977 gewann ich mit der Band
„Showdown“ den Nachwuchspreis des
SFB (Sender freies Berlin) und wurde
nach und nach als Musiker und Teil der
Szene in der Stadt wahrgenommen.
Der Inhaber des Geschäfts erkannte
kaufmännisches Talent in mir und wurde
mir zu einem großen Förderer und Lehrmeister. Knapp ein Jahr nach meiner
Einstellung machte er mich zum Geschäftsführer seines Unternehmens, um
sich intensiver um sein Fortkommen als
Psychologe kümmern zu können.
Durch meine Tätigkeit im Musikaliengeschäft lernte ich zusätzlich eine Menge
Musiker kennen, mit denen ich schon
bald musizierte und von denen ich lernen konnte. Einige davon sind richtige
Stars geworden, z.B. Uwe FahrenkrogPetersen von „Nena“ und FJ Krüger von
„Ideal“. Eine musikalische Ausbildung
im herkömmlichen Sinne habe ich nie
genossen. Außer Klavierstunden als
Kind (ca. 5 Jahre lang, mit mäßigen Ergebnissen) und einer Anleitung zum Klarinettenspiel im Musikverein Langenenslingen habe ich mich ausschließlich und
bis heute durch „learning by doing“ fortgebildet und würde mich deshalb als Autodidakten bezeichnen.
Jürgen Hesse ist inzwischen einer der
bekanntesten Autoren von Psychologischen Büchern im Bereich Persönlichkeitsentwicklung. Die Hesse/Schrader
Bücher tauchen in sämtlichen Bestsellerlisten auf.
1982 also nach fünf Jahren der Zweigleisigkeit Geschäft und Musik mit wachsenden Aufgaben wurde klar, dass beides
zeitlich nicht mehr zu bewerkstelligen
war, und ich musste mich entscheiden.
Da ich inzwischen auch von der Musik
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leben konnte, fiel mir die Entscheidung
nicht sonderlich schwer, obwohl mir bewusst war, dass dies der Schritt in eine
ungewisse Zukunft war und er finanzielle Einbußen mit sich brachte.
Die Musik gefiel, und fortan kamen aus
dieser Richtung Aufträge. Da in der Werbung bekanntermaßen gut bezahlt wird,
habe ich einen Teil des Geldes in ein
kleines aber feines Tonstudio investiert,
das mir bis heute gute Dienste leistet.
Da sich meine musikalischen Tätigkeiten
hauptsächlich nachts abspielten, habe ich
die nun freie Tageszeit dazu genutzt,
mein Abitur nachzuholen, mit der Absicht Musik zu studieren.
Dass es zu diesem Studium nicht mehr
kam, ist dem Umstand zuzuschreiben,
dass sich meine musikalische Laufbahn
bald so rasant entwickelte, dass dafür
keine Zeit mehr war und offensichtlich
auch keine Notwendigkeit mehr bestand.
Gemäß meinem Motto: „Wenn ein Zug
in Deinem Bahnhof hält, steig ein, Du
hast nur ein Leben“, ging es weiter voran. Es haben dann einige Züge in meinem Leben angehalten, und ich bin immer furchtlos und neugierig eingestiegen und habe alles ausprobiert. Der
nächste Zug, der anhielt, führte mich
neben meinen Bandprojekten zum Auftragskomponieren. Einer meiner Bandkollegen war Geschäftsführer einer
Filmproduktionsfirma, die, als ich ihn
gerade dort besuchte, einen Werbefilm
für die Firma Herlitz herstellte. Der
Art-Director war mit der dafür eingekauften Musik nicht zufrieden, weshalb
ich ihm ungefragt erklärte, welche Art
von Musik ich für passend hielte. Er
meinte, ich hätte 24 Stunden Zeit, um
etwas vorzulegen. Also setzte ich mich
hin und schrieb und nahm das Ganze
mit rudimentärster Aufnahmetechnik,
die ich mir so nebenbei zugelegt hatte,
auf.
Friedemann Benner (Dritter von links)
und sein Quintett mit Bundespräsident
Köhler
Irgendwann begann die besagte Filmproduktion, TV-Serien zu produzieren, und
ich wurde den Regisseuren als Komponist vorgeschlagen und habe meine Sache offensichtlich gut gemacht. Jedenfalls hatte ich über mehrere Jahre einen
Film nach dem anderen zu vertonen und
habe dabei viel Spaß gehabt und eine
Menge Leute, unter anderen Klaus Kinski und Reinhold Messner, für den ich
viele Dokumentationen vertont habe,
kennengelernt.
Während dieser Zeit wurde ich gefragt,
ob ich mir zutraue einen Kollegen, der
als Mitglied des Berliner Studio-Chores
für eine Filmsynchronisation („König
der Löwen“) gebucht und erkrankt war,
als Chorsänger zu vertreten. Ich traute
mich und stieg auch in diesen Zug ein.
Meine Darbietung gefiel, und ich werde
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bis zum heutigen Tage immer wieder gebucht. Wenig später wurde ich dann auch
als Solist engagiert, was ebenfalls in verstärktem Maße bis heute gilt.
Bei dieser Synchronarbeit war ich stets
auch über meine Rolle hinaus interessiert und engagiert, was dann im Jahr
2000 dazu führte, dass ich erstmalig mit
einer musikalischen Leitung betraut
wurde. So fand ich mich plötzlich in der
Chorleitung und Solistenführung wieder.
Als besonders förderlich erwies sich dabei, dass gleich mein erster Film „Der
Grinch“ ein großer Erfolg wurde und
auch der amerikanische Supervisor meine Arbeit lobenswert fand.
Ab diesem Zeitpunkt habe ich dann alle
Kinofilme aus dem Hause Dreamworks,
unter anderen „Ice Age 2“, „Madagaskar 1 und 2“,„Shrek 1, 2 & 3“, allesamt
Kassenschlager, und weitere ca. 40
Kino-Filme bei ihrer deutschen Synchronisation musikalisch geleitet. Häufig
führ(t)e ich dabei auch prominente
Schauspieler und Sänger, wie Jürgen Vogel, Anke Engelke, Jan-Josef Liefers,
Bastian Pastewka, Christoph Maria
Herbst, Oliver Kalkofe, Hartmut Engler,
Thomas Fritsch, Dagmar Koller, Angelika Milster und viele andere durch ihre
Gesangsrollen.
Ab 2003 wurde mir auch die Erstellung
der deutschen Liedtexte in diesen Filmen
überantwortet, da es bis zu diesem Zeitpunkt ohnehin meine Aufgabe war diese
zu redigieren.
Da ich bei der Synchronarbeit hin und
wieder meine schwäbische Herkunft
nicht verbergen konnte, habe ich in 2001
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einige Einheiten Sprechunterricht genommen, was mich dann befähigte auch
kleinere Sprechrollen anzunehmen. Inzwischen habe ich auch Hauptrollen vor
allem in der Kombination sprechen und
singen bekleidet, wie z.B. „Moto Moto“
in Madagascar 2 oder „Käpt’n Hook“ in
Shrek 3. 2008 hatte ich dann meine erstes Off-Sprecher Engagement (das ist die
Stimme des Erzählers im Hintergrund)
bei der ZDF-Dokumentation „Odyssee
der Kinder“ von Guido Knoop.
1997 hielt noch ein Zug: Im Frühjahr
dieses Jahres spielte ich mit meiner Galaband bei einer Veranstaltung in Dresden, bei der auch Roland Kaiser, den ich
bereits bei 2 Auftritten bei der ZDF-Hitparade darstellend begleitet hatte, auftrat. In der Folge kam es zum Angebot
der Roland Kaiser Live Band beizutreten, mit der ich inzwischen über 240
Konzerte in den schönsten Hallen
Deutschlands vor ca. einer Million Besuchern absolviert habe.
Wenn ich mal nicht im Synchronstudio
arbeite, vor mich hin texte, mit Roland
Kaiser unterwegs bin oder ein Filmchen
vertone, trete ich nach wie vor regelmäßig mit verschiedenen Bandprojekten,
denen ich auch vorstehe, hauptsächlich
in Berlin, aber auch im Bundesgebiet
auf. Alle diese Projekte sind mir eine
Herzensangelegenheit und dienen auch
der musikalischen Weiterentwicklung.
In meinem Swing Quintett sitze ich am
Flügel und singe jazzige Songs aus dem
„Great American Songbook“.
Mr. FriZZ & the Joyride ist eine bundesweit agierende Galaband, mit der ich
zwar selten, aber wenn, dann hochwertige Events wie z.B. den „Börsen& Banken Ball in Frankfurt“, den „Sportball in
Köln“ den „Rosenball in Berlin“, den
„Künstlerball in Paderborn“ und Firmenevents von „DB“ bis „Telecom“ bespiele. Auch hier sitze ich singend am Flügel
und bin umringt von hervorragenden
Berliner Musikern und Sängerinnen unterschiedlicher Nationalitäten, was immer wieder ein Erlebnis ist.
All die vielen Highlights, die meine berufliche Laufbahn bisher für mich bereit
hielt, hier darzustellen, würde den Rahmen sprengen, obwohl ich mich an viele
schon gar nicht mehr erinnern kann. Ich
weiß nur, ich habe Könige, Kanzler, Präsidenten und so ziemlich jeden deutschen
Prominenten bespielt und mit nicht wenigen danach einige Worte gewechselt. Ich
habe an unglaublichen Festen teilgehabt,
vieles gesehen und noch mehr erlebt.
Mit den „Acoustic Hippies“ pflege ich
als Gitarrist und Sänger große Songs der
Woodstock-Generation, als Mr. FriZZ
Pianoman trete ich solo am Flügel auf.
In „Friedemann Benner’s Deutschstunde“ spiele ich mit wechselnden Kollegen
und Besetzungen meine eigenen Songs
in deutscher Sprache. Ich habe mit Otto
Walkes, Tony Sheridan, Matthias Reim,
Pete Wyoming Bender und anderen gejamt (improvisiert) und es haben schon
Jürgen von der Lippe, Hans Werner
Olm, Gabi Decker und andere Berliner
Showgrößen Eintritt für den ein oder anderen meiner ca. 4.000 Auftritte bezahlt.
Privat erfreue ich mich einer erwachsenen Tochter, die bereits diplomiert berufstätig ist und eines Sohnes, der das
Gymnasium – mit ähnlicher Energie wie
ich dereinst -besucht und zweier dazugehöriger mir wohl gesonnener Mütter in
meiner unmittelbaren Nähe. Ich bin ledig und möchte es auch bleiben, da ich
viel unterwegs bin und mein Leben faktisch meine Arbeit ist.
Wer weitergehendes Interesse an meinem Schaffen hat, dem empfehle ich einen Besuch meiner Webseite unter:
www.friedemann-benner.de.
Friedemann Benner
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96
Studieren in der Südsee
Ein Semester im Ausland zu absolvieren – dieses Anliegen haben heutzutage fast alle
Studenten. Schaut man in den Lebenslauf eines Hochschulabsolventen, so tauchen darin sehr häufig diverse Auslandspraktika oder Auslandssemester auf. In vielen Berufen wird sogar vorausgesetzt, dass man Auslandserfahrungen, seien es nun Erfahrungen beruflicher Art oder Studienerfahrungen im Ausland, mit sich bringt. Um so einen
Auslandsaufenthalt kommt man folglich schon fast gar nicht mehr herum in unserer
Zeit.
Auch mein Wunsch war es immer, einmal für längere Zeit in einem anderen
Land zu „leben“, anstatt dort nur Urlaub
zu machen. Nach meinem Abitur im Jahre 2004 sind schon viele meiner damaligen Mitschüler ins Ausland, um dort
„work and travel“-mäßig zu reisen und
zu arbeiten. Für mich kam ein Auslandsaufenthalt damals noch nicht in Frage,
denn ich wusste zu diesem Zeitpunkt
noch überhaupt nicht, was ich in Zukunft
machen bzw. studieren sollte, und wollte
mir darüber erst einmal klar werden:
Also beschloss ich, mit dem Studieren
noch ein Jahr zu warten und absolvierte
zwei Praktika im Medienbereich. Danach wusste ich sicher, dass ich „später“
unbedingt in der Medienbranche arbeiten möchte und entschloss mich daher
für den Bachelorstudiengang „Bibliotheks- und Medienmanagement“ an der
Hochschule der Medien in Stuttgart.
Nachdem ich im Wintersemester
2005/2006 mit dem Studium begonnen
hatte, stand im 5. Semester (Wintersemester 2007/2008) ein Praxissemester
an. An dieser Stelle war für mich klar,
dass nun auch meine Zeit gekommen
war, ins Ausland zu gehen, und ich absolvierte die Hälfte des Praxissemesters
in Irland in einer öffentlichen Bibliothek: Ich erlebte vier tolle Monate auf
der grünen Insel. Nach dieser Auslands-
erfahrung hatte ich Blut geleckt – für
mich stand fest, dass ich unbedingt
nochmal ins Ausland möchte. Beim
nächsten Mal aber als an einer ausländischen Hochschule eingeschriebene Studentin.
Ein halbes Jahr später war ich um einen
Bachelorabschluss und um die Erkenntnis reicher, dass ich nicht mein Leben
lang als Bibliothekarin oder Archivarin
arbeiten möchte. Denn ich wollte mich
zukünftig voll und ganz auf das Medienund weniger bzw. gar nicht mehr auf das
Bibliotheksmanagement konzentrieren.
Also ging es im Oktober 2008 gleich
weiter mit dem Studieren – der Bachelor
machte es möglich – und so folgte ein
nicht konsekutiver Masterstudiengang
mit dem Namen „Medien und Kommunikation“ an der Hochschule Offenburg.
Das Studium gefiel mir von Anfang an
sehr gut, endlich konnte ich das machen,
was ich mir eigentlich schon von meinem Bachelor erhofft hatte: Mediengestaltung, Medienwirtschaft, Medienproduktion und (die für mich persönlich etwas weniger beliebte) Medieninformatik. Ich musste allerdings sehr viel
nacharbeiten, weil ich auf diesen Gebieten bisher kaum bzw. keine Erfahrungen
hatte. Dieses Nacharbeiten musste ziemlich schnell vonstatten gehen, da das ge97
samte Studium nur drei Semester umfasst, von denen das letzte Semester das
Schreiben der Masterarbeit beinhaltet.
Dennoch wollte ich unbedingt nochmal
ein Auslandssemester absolvieren und
beschloss, dieses nach Beendigung des
2. Semesters und vor die Masterarbeit zu
„schieben“ – auf freiwilliger Basis quasi.
In meinem Semester befanden sich außerdem noch zwei Kommilitonen, die
die gleichen Pläne- und ähnliche Interessen, was das Land anbelangt – hatten,
und so beschlossen wir nun, zu dritt eine
Hochschule im Ausland zu finden. Folgende Kriterien sollte die Hochschule
bzw. unser „Ziel“ dabei erfüllen: englischsprachig (neben deutsch die einzige
Sprache, die wir fließend sprechen), außerhalb von Europa, und am besten so
weit weg wie möglich, sollte das Land
unserer (Studien-)Träume sein.
Letzten Endes ging es für uns ans andere
Ende der Welt, und zwar in den Südpazifik auf die Fiji-Inseln, um dort für ein
Semester an der „University of the South
Pacific“ (kurz USP) zu studieren.
Bereits im November 2008 fingen wir
also an, nach Unis zu suchen und nach
langem Hin und Her fiel unsere Wahl auf
die USP, da diese Hochschule und natürlich der Studienort all unseren Ansprüchen gerecht wurde: Neben dem Interesse für das Land, waren eben die englische Amtssprache, die relativ „günstigen“ (im Vergleich zu anderen
außereuropäischen Ländern) Studiengebühren, die geringen Lebenshaltungskosten und die geografische Lage (so
weit weg wie möglich …) für unsere
Entscheidung ausschlaggebend. Allerdings war es nicht gerade einfach das
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Auslandssemester in Fiji zu organisieren: Da die USP keine Partneruniversität
der Hochschule Offenburg ist, mussten
wir von der ersten Anfrage bis zum Absenden unserer Bewerbungsunterlagen
alles selbst organisieren. Unterstützt
wurden wir dennoch vom International
Office unserer Hochschule. Hinzu
kommt, dass sich Fiji zehn Stunden vor
der deutschen Ortszeit befindet und Telefonate somit nur beschränkt möglich
waren, die schlechte Verbindung tat ihr
übriges dazu. Letzten Endes hat dennoch
alles geklappt, und vier Tage nach unserer letzten Prüfung an der Hochschule in
Offenburg saßen wir am 27. Juli 2009 im
Flieger nach Fiji.
Bis zum 17. Dezember lebten wir nun
im Südpazifik, genauer gesagt in der fijianischen Hauptstadt Suva und waren
jeden Tag abermals überrascht, fasziniert
und begeistert von diesem Land: Ständig
gab es etwas Neues zu entdecken; alles
auf Fiji ist – im Vergleich zu Deutschland – einfach sehr anders. Angefangen
bei der täglichen Fahrt in einem öffentlichen Bus, der weder Fensterscheiben
noch Türen hat, dafür aber fünf Lautsprecher, aus denen lautstark ReggaeMusik tönt, so dass wir jeden Tag gut
gelaunt zur Uni gefahren sind.
Die Universität selbst wird von zwölf
pazifischen Inselstaaten getragen und ist
somit die einzige Universität der Welt,
deren Einzugsgebiet Studierende aus
ebenfalls zwölf Ländern, darunter unter
anderem Tonga, Samoa, Vanuatu oder
die Solomon Island umfasst. Insgesamt
sind über 16 000 Studenten an der USP
eingeschrieben, und folglich ist der palmengesäumte Campus in Suva dement-
sprechend groß, was zur Folge hatte,
dass wir uns in den ersten Tagen öfters
mal verlaufen haben.
Wir belegten an der USP die Kurse „Video Production“ und „Creative Writing“,
für weitere Lehrveranstaltungen hat es
finanziell nicht gereicht, denn die Studiengebühren werden hier pro Kurs berechnet und sind für internationale Studenten relativ hoch. Auch die Vorlesungen unterschieden sich von denen an einer deutschen Hochschule; so fanden
diese öfters gar nicht erst statt oder waren schon nach zehn Minuten wieder beendet.
Auch wenn es um das Ausleihen von
technischem Equipment ging, kam es
regelmäßig zu Problemen: Es gab nur
eine Kamera für den gesamten Kurs
und diese musste von einer anderen Fakultät ausgeliehen werden, was uns
meist aus unerfindlichen Gründen verweigert wurde. Generell genießt die
Medienfakultät an der USP nicht gerade ein sehr hohes Ansehen, und somit
werden viele Kurse in Zukunft sogar
ganz gestrichen werden. Dem Mediengeschäft in Fiji wird generell keine allzu große Bedeutung beigemessen, was
zumindest das Studium dieses Gebietes
anbelangt. Denn andererseits spielen
gerade die Medien in Fiji eine wichtige
bzw. interessante Rolle, was zum Beispiel an den Printmedien deutlich wird:
Da werden munter alle landeseigenen
Zeitungen zensiert auf Grund der politischen Situation, und so umfassen die
„Nachrichten“ meist nur Wetter- und
Sportmeldungen sowie ein paar Berichte über verschiedene Veranstaltungen.
Im Nachhinein lässt sich zwar sagen,
dass uns diese Kurse an der USP nicht
wirklich weitergebracht haben, wenn
man diese auf unser bisheriges Medienstudium bezieht. Doch für uns standen
von Anfang an immer die neuen Erfahrungen, die so ein Auslandsaufenthalt
mit sich bringt und das Kennenlernen eines fremden Landes bzw. einer bis dato
fremden Kultur im Mittelpunkt.
Dennoch waren wir nicht untätig für unser Masterstudium in Deutschland, denn
in unserm Gepäck befand sich, neben
Kleidung und Sonnenmilch, auch eine
HD-Kamera, ein Soundrecorder, ein Stativ und diverses technisches Equipment
(z.B. Mikrofone, Festplatten …). Schon
vor unserer Abreise nach Fiji haben wir
uns noch ein Thema und einen betreuenden Professor für unsere Masterarbeit
99
„gesucht“ und sind zu dem Entschluss
gekommen, einen Dokumentarfilm über
Fiji zu machen. Mit dieser Aufgabe im
Gepäck waren wir also fast täglich irgendwo auf Fiji unterwegs, um interessante Menschen, kulturelle Veranstaltungen oder einfach nur wunderschöne
Landschaften für unsere Doku zu filmen.
Der Film soll vor allem zeigen, was Touristen oder Menschen aus Übersee, die
auf Fiji leben, über dieses Land wissen,
bzw. wie sie es erfahren. Im Gegensatz
dazu wollen wir zeigen, wie „the real
Fiji“ denn so ist – wo gibt es Gemeinsamkeiten und wo Unterschiede. Der
Film richtet sich vor allem an die Menschen in Deutschland oder Europa, denn
diese wissen meist nicht sonderlich viel
über dieses Land – verständlich, wenn
man bedenkt, dass Fiji am anderen Ende
der Welt liegt und dessen Größe auf einer Weltkarte der eines Stecknadelkopfes entspricht.
Viele Menschen in Deutschland oder
Europa sind sich folglich auch nicht darüber bewusst, dass Fiji ein Entwicklungsland ist und sich hier nicht nur alles
um Palmen, Strand und Meer dreht. So
wurde uns z.B. ein Stipendium mit der
Begründung, man wolle uns keine „Urlaubsfernreise sponsern“, leider verweigert. Auch über die politische Instabilität
des Landes wissen wohl die meisten
Menschen in Europa nicht Bescheid: Fiji
befindet sich unter einem Militärregime
und in der Geschichte des Landes gab es
bereits vier Putsche. Die Internetseite
des Auswärtigen Amts warnte uns mit
der Meldung „von nicht notwendigen
Reisen in die Hauptstadt Suva wird abgeraten“ vor unserer „Heimat“ für die
nächsten fünf Monate. Dennoch fühlten
100
wir uns nicht unsicher in Suva, obwohl
diese Stadt mit einer sehr hohen Kriminalitätsrate zu kämpfen hat, was Einbrüche oder Überfälle anbelangt: Fast all
unsere „weißen“ Freunde in Suva sind
einem Einbruch zum Opfer gefallen oder
wurden bestohlen. Wir haben aber alles
unversehrt überstanden.
Diese ganzen Kriminalitätsgeschichten
haben natürlich auch einen gewissen
Hintergrund: Armut. Die Menschen auf
Fiji leben größtenteils in eher dürftigen
Verhältnissen. Dies wird zum Beispiel
durch die sogenannten „Settlements“
(Siedlungen) in Suva deutlich: Die Menschen leben dort in sehr einfachen
Blechhütten, oft sogar ohne fließend
Wasser und Strom. Ein ähnliches Bild
zeichnet sich in den zahlreichen „Villages“ (Dörfern) ab, die entlang der Küste
sowie im Landesinneren zu finden sind.
Doch trotz oder wegen des Verzichts auf
viele alltägliche Dinge ist das Dorfleben
in Fiji etwas Besonderes: Die überaus
gastfreundlichen Bewohner versorgen
sich nahezu komplett selbst, es gibt
Plantagen mit einer großen Vielfalt an
Obst und Gemüse; den Fisch fangen die
Männer meist mit Speeren aus dem
Meer. Außerdem ist das Gemeinschaftsgefühl in Fiji und besonders innerhalb
der Dörfer enorm. Dies wird auch am
Nationalgetränk Kava deutlich, welches
aus einer Rauschpfefferpflanze gewonnen und regelmäßig in Gruppen zeremoniell konsumiert wird. Auch wir wohnten zigmal einer solchen Zeremonie bei,
dass wir schon nach ein paar Tagen gar
nicht mehr zählen konnten, wie viele
Kava-Schälchen wir in Fiji bereits getrunken hatten. Obwohl dieses „Getränk“ nicht wirklich gut schmeckt, ha-
ben wir diese Kava-Zeremonien geliebt:
Die Fijianer waren immer überaus nett
und gastfreundlich zu uns und während
einer solchen Zeremonie z.B. beim Besuch einer fijianischen Familie fühlten
wir uns einfach immer richtig „heimisch“ in diesem Land.
In einem fijianischen Dorf ticken die
Uhren übrigens etwas langsamer; das gesamte Leben läuft nach der „Fiji Time“.
Will heißen: Bei einer Verabredung muss
generell eine Verspätung von mindestens
1,5 Stunden eingerechnet werden. Das
betrifft im Übrigen auch Abfahrtszeiten
von Bussen oder Schiffen.
Doch gerade diese und viele weitere
Dinge machen das echte Fiji, „the real
Fiji“, aus. Deshalb haben wir uns auch
dazu entschieden diesen Dokumentarfilm über Fiji zu drehen, um den Menschen zuhause in Übersee eine andere,
vom Tourismus unberührte Seite des
Landes zu zeigen.
Nach fast fünf Monaten ging es für uns
wieder zurück nach Deutschland und wir
mussten „Moce Fiji“ (Auf Wiedersehen
Fiji) sagen. Verabschiedet aus dem „Paradies“ wurden wir übrigens wieder sehr
herzlich mit viel Gesang und Gitarrenspiel, einem wesentlichen Bestandteil
der fijianischen Kultur, und mit der
heimlichen Nationalhymne des Landes
„Isa Lei“, ein fijianisches Abschiedslied.
Elisabeth Kniele
Higgs
Nicht sehr viel hält Peter Higgs
Von dem Spruch „Aus nix wird nix“.
Und er tüftelte ein Feld –
Quasi zwischen Gott und Welt –
Das von höchster Symmetrie
Ungemess’ne Energie
Jäh in Raum und Zeit entlasse …
Und –
Laut Higgs’sens Theorie
Sei das Endergebnis MASSE!
Ob nun dieses Feldes Kraft,
welche Masse-Teilchen schafft,
Gottes sei – wenn auch Natur –,
dies zu raten, frage nur …
Holger Lippert
101
Eine Klassenfahrt ins Berlin des Kalten Krieges
Im Jahre 1959 lag das Ende des Zweiten Weltkriegs 14 Jahre zurück. Eigentlich eine
kurze Zeitspanne, aber für uns damalige Oberprimaner ein ziemlich weit in der Vergangenheit liegendes Ereignis, hatten wir doch an das Kriegsende und die unmittelbare Nachkriegszeit kaum persönliche Erinnerungen. Als Folge der expansiven und repressiven Politik der damaligen Sowjetunion unter ihrem Diktator Stalin entstanden
bald nach Kriegsende massive Spannungen zwischen den ehemaligen Kriegsalliierten, in deren Brennpunkt das geteilte Deutschland und die ehemalige, nun von der
sowjetischen Besatzungszone eingeschlossene, Reichshauptstadt Berlin stand. Dieser
Ost-West-Konflikt, wegen seiner zunehmenden Schärfe auch mit dem Begriff „Kalter
Krieg“ belegt, fand seinen ersten Höhepunkt mit der Blockade Berlins in den Jahren
1948/49. Diese Blockade konnte zwar durch die Standhaftigkeit der Westmächte, insbesondere der USA, überwunden werden, aber die Verwundbarkeit der Stadt in ihrer
Insellage blieb bestehen. Viele Industriefirmen sahen für ihre Weiterentwicklung große Risiken und wanderten ab. Damit verbunden war ein Aderlass an Menschen, die
der eingeschlossenen Stadt den Rücken kehrten. In dieser Lage beschloss die damalige Bundesregierung ein Programm, das auch angehenden Abiturienten das Kennenlernen der ehemaligen Hauptstadt und ihrer Geschichte ermöglichen und Verständnis für
ihre derzeitige Lage wecken sollte.
Im November 1958 löste das sogenannte
Chruschtschow-Ultimatum die zweite
Berlin-Krise aus und sorgte so für einen
neuen politischen Spannungsschub. Das
Ultimatum forderte – verkürzt – den Abzug der Alliierten aus Berlin bis Ende
Mai 1959 und die Aufhebung der alliierten Kontrollrechte für Berlin als Ganzes.
Westberlin sollte nach dem sowjetischen
Plan eine unabhängige „Freie Stadt“
werden. Dieser Vorstoß wurde vom Westen umgehend entschieden zurückgewiesen. Auf der Deutschlandkonferenz, die
von Mai bis August 1959 in Genf stattfand, bestätigten die Westalliierten ihre
unveränderte Position zum ViermächteStatus von Berlin. Das ChruschtschowUltimatum lief somit ergebnislos ab, was
die Sowjetunion jedoch nicht davon abhielt zu drohen, mit der DDR einen separaten Friedensvertrag abzuschließen
und dieser die volle staatliche Souverä102
nität zu übertragen – einschließlich der
Zugangskontrolle nach Berlin.
Der Sommer 1959 war also, politisch gesehen, eine kritische und durchaus beunruhigende Zeit, als wir zu den Glücklichen gehörten, die vom 23. bis 29. Juli
1959 mit unseren Lehrern Anton Lutz
und Karl Massa eine Informationsreise
nach Berlin unternehmen konnten. In
diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass wir von Reisen in alle
Welt noch nicht verwöhnt waren. Privater Autobesitz war eher die Ausnahme
und man freute sich, wenn man in den
großen Ferien mal wegkam. Für unsere
Reise wurde ein Bus gechartert und so
fuhren wir am frühen Morgen des 23.
Juli, einem Donnerstag, mit 23 Reiseteilnehmern los. Die Straßenverhältnisse
waren mit den heutigen nicht vergleichbar, das Autobahnnetz entsprach noch
weitgehend dem Vorkriegsstand, und daher wurde für die Hin- und Rückreise jeweils eine Übernachtung in Hof, nahe
der damaligen Zonengrenze, eingeplant.
Dies hatte den gewünschten Nebeneffekt, auch noch ein paar Sehenswürdigkeiten am Rande der Reiseroute wahrnehmen zu können. So unternahmen wir
auf der Hinreise eine Stadtrundfahrt in
Bayreuth und lernten hierbei das berühmte Festspielhaus auf dem Grünen
Hügel kennen.
Bei der Weiterfahrt am frühen Freitagmorgen bekamen wir einen ersten Eindruck vom anderen Teil Deutschlands.
Der Grenzübergang in der Nähe von Hof
benötigte mit Wartezeit und Personenkontrolle etwa eine Stunde. Verglichen
mit den in späteren Jahren üblichen,
schikanösen Formalitäten verlief die
Grenzkontrolle jedoch unproblematisch.
Anders als heute, war die Autobahn bei
Hof noch nicht durchgängig befahrbar,
wir mussten daher zunächst etwa 15 km
auf einer Landstraße durch die DDR fahren. Auffallend war der schlechte Zustand der grauen Häuser, einen Neubau
konnten wir nicht erspähen. Die wenigen
Geschäfte hatten kaum Waren anzubieten. Wieder auf der Autobahn staunten
wir über den geringen Verkehr und den
miserablen Straßenzustand. Auf der Autobahn bewegten sich Fahrzeuge aller
Art, selbst Fuhrwerke. Mit der für Busse
zulässigen Höchstgeschwindigkeit von
80 km/h ging es so Berlin entgegen. An
einer Raststelle trafen wir einen Motorradfahrer, der sich überraschend freimütig zu den politischen Zuständen in der
DDR äußerte. Es gebe eine große Anzahl
geheimer Polizeihelfer, eine unbedachte
Äußerung, und man würde in der Nacht
abgeholt. So etwas hatten wir von einem
unmittelbar Betroffenen noch nicht gehört. Vor Berlin passierten wir wieder
eine Kontrollstation und waren damit in
Westberlin, wo wir im Stadtteil Spandau
Unterkunft in einem Jugendheim mit
dem schönen Namen „Schaffende Jugend“ fanden.
Am Abend fuhren wir noch mit der Straßenbahn zum Bahnhof Zoo, damals das
eigentliche Zentrum Westberlins. Die
Fahrt dorthin dauerte rund eine Stunde
und kostete nur 30 Pfennig. Beides erschien uns sehr beachtlich. Bei einem
anschließenden Bummel über den Kurfürstendamm beeindruckten uns die modernen Bauten und der lebhafte Straßenverkehr ebenso wie ein völlig ungewohntes Getränk namens „Berliner Weiße“. Die Weltstadt Berlin hatte uns
gleich am ersten Abend in ihren Bann
gezogen!
Der nächste Tag begann mit einer Stadtrundfahrt im westlichen Teil der Stadt.
An dieser Stelle sollte daran erinnert
werden, dass Berlin durch zahlreiche
Bombenangriffe und die Kämpfe in der
Stadt vor Kriegsende sehr stark zerstört
war. Dazu gehörten auch zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die heute im Vordergrund des Interesses stehen, wie z.B. der
Reichstag, der Berliner Dom oder das
Charlottenburger Schloss. Zwar hatte
Westberlin in den Jahren bis 1959 schon
einen beachtlichen Wiederaufbau erfahren, der mindestens dem anderer Großstädte im Westen Deutschlands entsprach, das galt aber nicht für den Ostteil
der Stadt. Die erste Station unserer
Stadtrundfahrt war das Olympiastadion,
das den Krieg einigermaßen unbeschadet
103
überstanden hatte und uns mit seinen gewaltigen Ausmaßen beeindruckte, fast
genau 23 Jahre zuvor wurden hier die
XI. Olympischen Sommerspiele von
Adolf Hitler eröffnet. Dazwischen lag
eine, im wahrsten Sinn des Wortes,
furchtbare Geschichte. Einen Aspekt dieser Geschichte lernten wir anschließend
in der Gedenkstätte für die Opfer des 20.
Juli 1944 in Plötzensee kennen. Schwer
fassbar, dass in diesen abstoßenden Räumen viele Hunderte, die den Krieg und
die Diktatur Adolf Hitlers beenden wollten, ihren Einsatz mit dem Leben bezahlten.
Bei unserer nächsten Station, dem Rathaus Schöneberg, damals Sitz des Westberliner Abgeordnetenhauses und des
Regierenden Bürgermeisters, kamen wir
mit der aktuellen Politik in Berührung.
Auf dem Platz vor dem Rathaus wurden
letzte Vorbereitungen für die Ankunft
des damaligen Außenministers der USA,
Christian Herter, getroffen. Zwei Monate
zuvor hatte dieser in Genf das
Chruschtschow-Ultimatum zurückgewiesen. Am Flughafen Tempelhof von
Willy Brandt abgeholt, wurde den beiden Politikern von den Berlinern ein begeisterter Empfang bereitet. Im dichten
Gedränge gelang es uns, einen Platz am
Straßenrand zu ergattern, wo die beiden
im offenen Mercedes an uns vorbeifuhren. Trotz dieses besonderen Ereignisses
blieb noch Zeit, den Turm des Rathauses
zu besteigen, einen Blick auf die Freiheitsglocke zu werfen und die prächtige
Aussicht auf die Stadt zu genießen.
In die historisch interessante Mitte und
den Osten Berlins, jetzt unter der Kontrolle der DDR, fuhren wir am folgenden
104
Sonntag mit unserem Bus. Da es zwischen dem Ost- und Westteil der Stadt zu
diesem Zeitpunkt noch keine Grenzanlagen gab, war der Übergang mit allen Verkehrsmitteln, auch zu Fuß, ohne formelle
Kontrollen möglich. Das sollte fast genau
zwei Jahre später, am 13. August 1961,
mit dem Mauerbau ein abruptes Ende finden! Im Ostteil der Stadt änderte sich das
Straßenbild erheblich: Die Kriegszerstörungen waren noch allenthalben präsent,
manche massiv beschädigte Gebäude teilweise bewohnt. Zahlreiche PropagandaPlakate forderten im Einklang mit der damaligen politischen Linie der Sowjetunion einen Friedensvertrag zwischen den
beiden deutschen Teilstaaten einerseits
und den Siegermächten des Zweiten
Weltkriegs andererseits.
Zu unserem Besichtigungsprogramm im
Osten gehörte natürlich die Straße Unter
den Linden, der große Boulevard Berlins.
Vereinzelt waren historische Gebäude
wie das Brandenburger Tor oder die
Staatsoper wieder instandgesetzt, die
Botschaft der Sowjetunion jedoch war in
stalinistisch monumentalem Stil neu erbaut worden. Am östlichen Ende der
Straße war der Marx-Engelsplatz – zum
Teil auf dem Gelände des abgetragenen
Stadtschlosses – neu angelegt worden.
Dieser diente, mit großen Tribünen, vor
allem als Aufmarschplatz bei Großkundgebungen. Der stark beschädigte Berliner
Dom war geschlossen und machte einen
verwahrlosten Eindruck. Dennoch, auch
in diesem Zustand war der Gang entlang
dieser historischen Straße eines der
Schlüsselerlebnisse unserer Berlinreise.
In Ostberlin konnte man auch einen Eindruck von der Presse der DDR erhalten.
Die Tageszeitung „Neues Deutschland“,
im Untertitel als „Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands“ ausgewiesen, war hierzu
ein interessantes Beispiel. Die erste
Überraschung war, dass die Zeitung nur
aus einem großen Doppelblatt, also vier
Textseiten, bestand. Weiter war verblüffend, dass die Zeitung keinerlei private
Anzeigen und auch keine Werbung enthielt – vermutlich wurde sie in der Bevölkerung kaum gelesen. Der Inhalt bestand etwa zur Hälfte aus politischen Artikeln, die andere Hälfte befasste sich
vor allem mit Sportnachrichten, in denen
die Erfolge der DDR-Sportler hervorgehoben wurden, und einem kleineren Ab-
schnitt „Von Film und Fernsehen“, nur
von kommunistischer Provenienz versteht sich. Die politischen Artikel ließen
erkennen, dass hier ausnahmslos die
Meinung und die Ziele der SED publiziert wurden. Die politischen Botschaften waren begleitet von befremdlichen
Aufrufen an die „Werktätigen“ zu verstärkten „Produktionstaten“, ein Indiz
für die damals schon massiven wirtschaftlichen Probleme.
Die in den 50-iger Jahren unweit vom
Alexanderplatz neu erbaute Prachtstraße
Stalin-Allee (heute Karl-Marx-Allee),
war ein Musterbeispiel des sogenannten
Sozialistischen Klassizismus („Zucker-
Vor dem Brandenburger Tor
von links: Hilde Buck, StR Karl Massa, Peter Giza, Konrad Walliser, Ferdinand Lips,
Alfred Vogel, Hermann Wiedergrün, Jakob Fay, StR Anton Lutz, Georg Lutz, Klaus
Gorny, Hannelore Bentele (verdeckt), Gerold Stuckle, Waldemar Hauk (verdeckt),
Peter Hartmann, Ulrich Hartmann, Ewald Fuchs, Karl Brugger, Hartmut Horn, Klaus
Foto: E. Blank
Mayer, Heinz Baur.
105
bäckerstil“). Beim Arbeiteraufstand des
17.Juni 1953 war die damals noch unfertige Straße ein wichtiger Schauplatz der
Auseinandersetzungen der Arbeiterschaft mit dem Regime. Die Prachtstraße
zeigte sich jedoch ohne Glanz: Kaum öffentliches Leben, kärglich ausgestattete
Geschäfte. Die Fahrt führte uns weiter
zum sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park, das an die im Kampf um Berlin gefallenen Rotarmisten erinnert. Die
riesige Anlage wirkte mit ihrer Machtdemonstration in der damaligen politischen
Situation durchaus bedrückend auf uns.
Zu den Wiederaufbaumaßnahmen in
Westberlin zählte die Internationale Bauausstellung von 1957. Zahlreiche international renommierte Architekten waren
eingeladen worden, sich an der neuen
Bebauung des Hansaviertels mit eigenen
Entwürfen zu beteiligen. So war in diesen Jahren eine Mustersiedlung moderner Großstadtplanung entstanden, ein bemerkenswerter Gegensatz zum sozialistischen Klassizismus in Ostberlin. Ein besonderes Objekt war die von Le
Corbusier in der Nähe des Olympiastadions entworfene „Wohnmaschine“, ein
gut strukturierter, aber gigantischer Bau
mit 557 Wohnungen in 17 Stockwerken.
Im Rahmen der erwähnten Bauausstellung war auch die neue Kongresshalle
als Beitrag der USA im Berliner Tiergarten mit modernsten und vielseitigen Einrichtungen errichtet worden. Mit ihrem
ungewöhnlichen Dachentwurf
(„Schwangere Auster“) wurde sie zu einem Wahrzeichen des modernen Berlins.
In der Nachbarschaft des Gebäudes befindet sich heute das Bundeskanzleramt.
Der ebenfalls nicht weit entfernte
Reichstag war zum Zeitpunkt unserer
106
Reise eine mit Sicherungszäunen abgesperrte Ruine.
Zu unseren Zielen in Westberlin gehörte
auch die Freie Universität. Diese war
nach dem Krieg im Stadtteil Dahlem neu
gegründet worden, da die frühere Berliner Universität, im Jahre 1949 in Humboldt-Universität umbenannt, unter der
Kontrolle der sowjetischen bzw. der
DDR-Behörden stand. In dem allgemeinen Raummangel der Nachkriegszeit
war die Freie Universität zunächst in
verschiedenen Provisorien untergebracht, bevor sie mit dem Henry-FordBau im Jahr 1954 erstmals ein zeitgemäßes Zentrum erhielt. Die Freie Universität war damals noch ein „unbeschriebenes Blatt“, bevor sie rund zehn Jahre
später zu einem Kristallisationspunkt der
68-iger Bewegung und der Außerparlamentarischen Opposition werden sollte.
Da unsere Reise ja nicht zuletzt der politischen Bildung dienen sollte, waren wir
auch zu einer Informationsveranstaltung in
eine Dienststelle des damaligen Ministeriums für Gesamtdeutsche Fragen eingeladen. Ein Referent des Ministeriums stellte
unserer Gruppe die Entwicklung und Bedeutung Berlins im Nachkriegsdeutschland
dar. Bemerkenswert erschien sein Hinweis,
dass Westberlin ein Einkaufs- und Informationszentrum für ganz Ostdeutschland
sei, das täglich von etwa 180 000 DDRBürgern besucht würde. Die Brisanz dieser
Tatsache wurde am 13. August 1961 mit
dem Bau der Berliner Mauer der Weltöffentlichkeit vor Augen geführt.
Obwohl unser Aufenthalt in Berlin ein
dichtes Programm umfasste, blieb noch
Zeit für eine ganze Reihe von Vergnü-
Vor dem Sowjetischen Ehrenmal Treptow
von links: Ulrich Schlegel, Heinz Baur, Anger (Busfahrer), Hannelore Bentele, Waldemar Hauk (verdeckt), Klaus Mayer, Peter Hartmann, Klaus Gorny, Gerold Stuckle,
Ferdinand Lips (verdeckt), Alfred Vogel (verdeckt), StR Anton Lutz, Peter Giza,
Georg Lutz, Jakob Fay, StR Karl Massa, Karl Brugger, Konrad Walliser.
Foto: E. Blank
gungen. Hierzu gehörten ein Kinobesuch
im noch heute existierenden Zoo-Palast
und eine Theateraufführung in der Freilichtbühne Rehberge. Ein besonderer Leckerbissen war ein abendlicher Besuch
im neu erbauten Palais am Funkturm,
auch heute noch das größte Ballhaus
Berlins mit einem attraktiven Außenbereich. Eine professionelle Band spielte
internationale Tanzmusik, wie wir sie
bislang allenfalls von Schallplatten
kannten. Wir, und nicht nur wir Schüler,
waren einfach aus dem Häuschen!
Am frühen Dienstagnachmittag war die
Zeit zur Heimreise gekommen. Sie führte
uns über Hof, wo wir wieder in der Jugendherberge übernachteten, zunächst
nach Nürnberg. Dort unterbrachen wir die
Fahrt, um die Burg und das Dürer-Haus
inmitten einer noch stark beschädigten
Stadt zu besichtigten. Schließlich traten
wir ziemlich erschöpft den letzten Reiseabschnitt nach Riedlingen an, wo unsere
wohlbehaltene Heimkehr sogar in einem
Artikel der Schwäbischen Zeitung vermerkt wurde. Die Berlin-Reise war für
uns alle ein wohl unvergessliches Erlebnis, da sie uns in verschiedener Hinsicht
neue Horizonte eröffnete und die jüngste
deutsche Geschichte erfahrbar machte.
Wir können noch heute unseren damaligen Lehrern, die sich dafür einsetzten und
uns begleiteten, dankbar sein.
Dr. Ulrich Hartmann
107
Jahrgangstreffen
Damit Vergangenheit Zukunft hat
KLASSENTREFFEN AM 18. – 20. SEPTEMBER 2009
Das diesjährige Treffen des Jahrganges 1945 – 54 darf in der inzwischen 12-bändigen
Chronik als ein konstruktiver Beitrag zum Klassenerhalt festgehalten werden. So oder
ähnlich sähe wohl eine Meldung in der Tagespresse aus, was aber dem tatsächlichen
Ablauf nur ungenügend gerecht würde. Lassen wir deshalb den Chronisten vom
Dienst im Originalton berichten:
Zwanzig Ehemalige waren, teilweise mit
ihren Ehepartnern, ins Oberland gereist,
um im Kloster Reute ihre Freundschaft
und die 55 Jahre seit dem Abitur zu feiern. Besonders vermisst unter den Nichterschienenen wurden P. Justin (Gervas)
Lang und Peter Hartwig, die seit der letzten Zusammenkunft verstorben sind.
Auf der Klostertreppe von Reute versammelten sich (von links hinten nach vorne):
Rudolf Neidert, Lothar Höninger,
Herzog Alexander von Württemberg,
Reinhold Graser, Sigrid Lohrmann,
Hans-Martin Lorenser, Eugen Wurst,
Angelika Kleinmann, Alfred Heim,
Hannelore Höninger, Heike Heim, Sieglinde Graser, Gudrun Stolz/Kramer,
Ulrich Lohrmann, P. Meinhold Halder,
Elsbeth Lorenser, Sepp Merkt (fett gedruckt sind die echten Ehemaligen)
108
Das Bildungshaus Maximilian Kolbe als
Tagungsort erwies sich von Anfang an
als ein Glückstreffer. Neben der klösterlichen Atmosphäre machten die gute
Kost und Logis die Tage zu einem echten
Wohlfühlwochenende. So gab es bei einem derart angenehmen „Ambiente“
auch heuer keine Startprobleme, mit der
Folge, dass die freitagabendliche Auftaktrunde gegen Mitternacht auf Samstag
vertagt werden musste.
Vorher erwartete die Teilnehmer ein
ebenso informativer wie unterhaltsamer
Rundgang durch die Altstadt von Bad
Waldsee. Die zugeteilte Führerin zeigte
sich nicht nur als sehr kompetent, sondern auch als überaus charmant. Nach
der kulinarischen Mittagspause war der
gemütliche Bummel um den Stadtsee bei
bestem Spätsommerwetter die richtige
Therapie für die rüstige Rentnerschaft,
wobei unterwegs diverse Ruhebänke und
zuletzt ein nettes Café dankbar frequentiert wurden. Nach der Rückkunft im
Kloster gestaltete P. Meinhold (Walter)
Halder eine besinnliche ökumenische
Andacht zum Gedenken an die verstorbenen Klassenkameraden. Wer nun gedacht hätte, dass nach dem Abendessen
viele ihre Kemenaten aufsuchen würden,
wäre eines Besseren belehrt worden,
denn es galt ja die am Vortag abgebrochenen Gespräche an der großen Tafel
im Begegnungskeller fortzusetzen, was
dann auch mit Erfolg wieder bis spät in
die Nacht geschah.
Bevor die immer noch recht munteren
Expennäler am Sonntag um die Mittags-
zeit die Heimreise antraten, unternahmen
sie gemeinsam noch einen Spaziergang
durch die weiträumigen, klösterlichen
Anlagen. Besonderen Anklang fanden
dabei der gepflegte Kräutergarten und
die Wallfahrtskirche St. Peter und Paul,
in der die Reliquien der Mystikerin und
Wohltäterin Elisabeth Achler ausgestellt
sind. Als „Gute Beth“ wird sie auch heute noch im Oberland gerne verehrt.
Schließlich erhielt vor dem Auseinandergehen der Organisator und Chronist Ulrich
Lohrmann ein weiteres Mal den ehrenvollen Auftrag, das in zwei Jahren geplante
nächste Klassentreffen vorzubereiten, und
er versprach, sich redlich zu bemühen.
Ulrich Lohrmann
109
Klassentreffen des Abi-Jahrgangs 1956 am 12. und 13. September 2009
1. DIE VORBEREITUNG
Ich ging von 1953 bis 1956 ins damalige
Gymnasium, in dem auch mein Vater als
Lehrer tätig war. (Das Gebäude ist heute
Teil der Grund- und Hauptschule). Mir
machte die Schulzeit Spaß, und nach
dem Abi und noch viel später ging ich
immer wieder durch das alte Backsteingebäude nördlich der Kirche und atmete
etwas wehmütig den ganz eigenen Geruch dieses Hauses ein. Jetzt wird schon
mein zweiter Enkel darin unterrichtet.
Ich bin der einzige meiner Klasse, der
seit der Schulzeit ununterbrochen seinen
ersten Wohnsitz in Riedlingen hatte, egal
wo ich arbeitete. Warum? Ich lebe gern
in dieser kleinen Stadt, in der man – zugegeben früher, und weil man sich halt
kannte – notfalls innerhalb eines halben
Tages einen neuen Pass bekam, (ich hatte wegen alljährlicher Fasnets-Auftritte
sogar zwei: einen mit Vollbart und einen
ohne), und ich hatte Glück, nach Jahren
der beruflichen Wanderschaft sogar in
Ehingen und dann in Riedlingen arbeiten
zu können.
Wenn nun von einem Abi-Jahrgang nur
einer in Riedlingen sesshaft geblieben
ist, ist vorprogrammiert, wer das Treffen
zu organisieren hat.
Schnell wurde mir dann im Jahre 2009
bei den Vorbereitungen klar, dass auch
der Titel dieses Berichts nicht mehr gültig war: es ging leider nur noch darum,
den Rest des Abi-Jahrgangs 1956 zum
Klassentereffen einzuladen: viele sind
leider schon gestorben.
110
Ich erhielt vom Organisator des letzten
Klassentreffens – (Computer? – Nein!) –
eine Papierliste mit den Anschriften der
Jahrgangskollegen, von denen einige
falsch waren. Pensionierung bedeutet offensichtlich oft auch Wohnungswechsel.
Nach mühsamer Recherche über die Einwohnermeldeämter stellte ich am Ende
erstaunt fest: alle aus dem Ländle waren
jetzt wieder im Umkreis von 30 km um
Riedlingen – wohl an ihren alten Heimatorten – zuhause.
Aber erstaunlich viele von uns 71plusJährigen haben eine Email-Adresse, und
die bleibt auch beim Umzug. Sie scheint
fast ein primäres Wesensmerkmal der Inhaber geworden zu sein, und mit ihr hatte ich schnell Kontakt nach USA, in die
Schweiz oder in einen Laptop in einem
„herrlichen Hotel im Süden Boliviens,
die Anden vor Augen“.
Ich war froh, schon beim letzten Klassentreffen vor Jahren diese Email-Adressen abgefragt zu haben, einfach nur aus
Neugierde, aber auch, weil für mich die
Email schon längst den Brief und das
lästige Telefon ersetzt hat.
2. WAS MACHEN WIR?
Um den älteren Damen/Herren die Anfahrt zu erleichtern, treffen wir uns bei jedem Klassentreffen in der Regel am
Samstagnachmittag um 15 Uhr im Café
Kern, heute Stadtcafé Reinke. Danach waren wir schon bei Stadtführungen, im Museum, in unserem alten Festsaal bei den
wunderschönen Holy-Gemälden usw. ….
Der Email-Kontakt mit einigen im Ausland lebenden alten Freunden zeigte
schnell deren Wunsch, eine Wanderung
auf den Bussen zu machen – „schon seit
der Schule sind wir da nicht mehr raufgelaufen …“.
schönt durch den Blick übers Oberland
oder neuerdings auch Richtung Donau.
3. DAS NEUE KREISGYMNASIUM
Viele Jahre lang war dies mein Job, und
so bot sich auch jetzt ein schönes Thema
für eine Wanderung auf den Bussen.
Nach dem üblichen Treff im Café marschierten wir durch das Biotop entlang
dem Zollhauser Bach zum Hintereingang des Gymnasiums. Das Biotop, angelegt durch Herrn Eberl – Bio-Lehrer
auch schon bei uns – gab uns viele Verknüpfungspunkte zu den alten Lehrern,
die wir im Gymnasium hatten: Frau Dr.
Ilg, Herrn Pfender, und immer wieder
wurde ich gefragt: lebt der NN noch,
oder was ist aus dem Herrn XY geworden? Es zeigte sich schnell, dass solche
Fragen wichtiger waren als Aussagen
zum Biber und dem Zweck des Biotops.
Da zur Wanderung aber auch ein zünftiges Vesper gehört, entweder bei den berühmten Brathähnchen auf dem Bussen
nach getanem Fußmarsch oder schon vor
Beginn im Bräuhaus in Hailtingen, wo
es einen ebenso berühmten sauren Backsteinkäse gibt, entschied ich mich wegen
der Zeiteinteilung für den letzteren.
Herr Studiendirektor Anton Hepp erwartete uns am Nordeingang zum Gymnasium. Nach einer gegenseitigen Vorstellung und nach einer Einführung in das
heutige Schulsystem und die Probleme
um Haupt- und Werkrealschule, um G9
und G8 führte uns Herr Hepp durch die
Räume des Hauses.
Und so marschierten wir gestärkt über unsere Flurbereinigungswege von Hailtingen nach Offingen und weiter zur Bussenkirche, danach auf dem neu geschaffenen „Schöpfungsweg“ rund um die Bussenspitze, und wir alle fühlten uns so
richtig gut in der Nähe aller dieser ehrwürdigen Zeugen aus Vorzeit und Geschichte: in der Broncezeit die Nachbarschaft zu Federsee und Heuneburg, später
Karl der Große und seine Frau, die Bussenkirche, die Ruine – alles begleitete uns
auf unserem Weg, und der wurde ver-
Wir waren zutiefst beeindruckt – vor allem, wenn wir die eigene Schulzeit mit
dem Heute verglichen: zu Beginn der
Jahre um 1950 und noch bis zu unserem
Abitur gab es mehr oder weniger
NICHTS, denn die französischen Besatzungstruppen hatten gründlich aufgeräumt.
Mich hat der Vorschlag gefreut. Auf dem
Bussen wurde von meinem Amt in Riedlingen eine Flurneuordnung durchgeführt, die landesweit Anerkennung gefunden hat. Ihre Ergebnisse sind in landwirtschaftlicher, ökologischer und wasserbaulicher Hinsicht interessant und
werden immer wieder von Fachleuten
besichtigt.
Unser Physiklehrer Bruno Walliser
machte deshalb mangels Materials mit
uns seine berühmten „Gedankenversuche“, indem er sagte: „jetzt müsst Ihr
111
Euch hier einmal ein Gestänge vorstellen, an dem ist etwa hier – er zeigte mit
dem Finger in die Luft, d.h. auf das imaginäre Gestänge – eine Rolle angebracht
…“. Dies hat zumindest die Vorstellungskraft beflügelt, denn auch wir wurden Ärzte, Amtsleiter, internationale Manager, Landesbrandmeister, Professoren,
Banker bei der Weltbank u.a..
Aber wir waren beeindruckt von den
Möglichkeiten, die es heute gibt: Computer, Mediothek, Mensa – und die
Chance, den Sprung ins Schülerforschungszentrum zu schaffen und mit G8
ein Jahr für das wirkliche Leben dazu zu
gewinnen.
Mit herzlichem Dank verabschiedeten
wir uns von Herrn Hepp und dem Einblick, den er uns gab in eine Schule, in
die wir auch gerne gegangen wären.
4. AUSKLANG
Der Samstagabend gehörte dem geselligen Zusammensein, dem Austausch von
Erinnerungen und dem dankbaren Rückblick auf unsere Lehrer: leider war kein
einziger mehr in der Lage, mit uns zu
feiern.
„Mord im Moor“, die Sonderausstellung
im Federseemuseum, war dann der offizielle Abschluss des Programms am
Sonntagmorgen.
Auch hierzu eine Bemerkung: einer unserer Klassenkameraden, – wie ich in
Buchau aufgewachsen –, ist Physik-Professor in den USA. Sein Sohn ist Journalist, der sich mit ungeklärten Kriminalfällen beschäftigt. Er veröffentlichte ein
Buch über einen Kunstraub in den USA
und richtete eine Internetseite über diesen und andere ungeklärten KriminalFälle ein.
Der Vater – inspiriert durch unser Programm fürs Klassentreffen – reagierte
prompt und machte im Blog der Internetseite seines Sohnes sofort auf die Ausstellung im Federseemuseum und die
ebenso ungeklärten Mordfälle vor 4000
Jahren im Federseeried aufmerksam. Das
Buchauer Museum erhielt so durch unser
Klassentreffen erfreulicherweise in kurzer Zeit große Aufmerksamkeit in den
USA und hinauf bis nach Kanada.
Und so kam es, dass unserem Klassentreffen nicht nur bei meinen Mitschülern,
sondern sogar international ein unerwarteter Erfolg beschieden war.
Ekke Wall
112
113
Abitursjahrgang 1959
Als wir am Samstag, 7. März 1959, unser Abitur in der Tasche hatten, fühlten wir uns
wie Könige, denn auch den mittelmäßigen Schülern – davon gab es doch auch einige –
standen damals noch beinahe alle Studiengänge offen: Es gab noch keine zentrale umständliche Studienplatzvergabe, keinen Numerus-Clausus, keine Zusatzprüfungen.
von uns krank, zwei hatten kein Interesse, einem war die Reise zu aufwändig
und Erika Miller ist schon lange unauffindbar. Entsetzt waren wir alle über den
Gesundheitszustand von Paul Mußotter.
Schon am 14. Mai musste er sich endgültig verabschieden, als er nach schwerer Krankheit verstarb.
Studiendirektor Hepp empfängt uns vor
dem Kreisgymnasium. Von links: Sandmaier, Hepp, Dornfried, Heim, Reiff,
Buck, Hönle, Duwing und Graf.
Karl Hönle hatte alles in die Wege geleitet: Sogar Bürgermeister Petermann, ein
Landsmann von Karl Hönle aus Zwiefaltendorf, nahm sich Zeit, uns im Rathaus
zu empfangen und zu bewirten. Er fand
bei uns offene Ohren und viel Verständnis für die Probleme unserer alten Schulstadt, die noch immer nicht im finanziellen Überfluss schwimmt.
Unsere kleine Klasse war dreigeteilt:
Neun Schüler besuchten den mathematisch-naturwissenschaftlichen, drei den
neusprachlichen und zwei den altsprachlichen Zug. Wir waren drei Damen –
Hanne Bentele, Hanne Heim und Erika
Miller, Riedlingen – und elf Herren:
Hartwin Buck, Ennetach, Franz Dornfried, Uttenweiler, Karl Graf und Eberhard Großer, Riedlingen, Siegfried Heigemaier, Ennetach, Karl Hönle, Zwiefaltendorf, Wolfgang Huber, Mengen, Paul
Mußotter, Riedlingen, Heinz Reiff, Altshausen, August Sandmaier, Buchau, und
Paul Spill, Hundersingen/Donau.
Mit sehr viel Aufmerksamkeit wurden
wir am Kreisgymnasium von Studiendirektor Anton Hepp begrüßt. Wir kamen
aus dem Staunen nicht heraus, wie sich
die Lern- und Lehrbedingungen geändert
haben. Hepp verstand es meisterhaft, seinen Fachbreich Physik vorzuführen. Von
den Zerstörungen der Franzosen, die zu
unserer Zeit so manchen Versuch in diesem Fach verhindert hatten, war nicht
mehr die Rede. Außerdem stand er geduldig für unsere Fragen zu G 8 und zu
den modernen Lerninhalten zur Verfügung.
50 Jahre später, am 8. Mai, wollten wir
uns wieder treffen. Leider waren zwei
Wollte man unser Treffen strukturieren,
so stand in der Brauereigaststätte Blank
114
in Zwiefaltendorf der private, persönliche Teil auf der Tagesordnung. Erstaunlich und interessant waren die Berichte
über die privaten und beruflichen Karrieren unserer Klasse, aber auch über die
kleinen altersbedingten Wehwehchen,
die verloren gegangenen Spuren und
Verbindungen – alles wurde gründlich
durchleuchtet, kritisiert und besprochen.
Erinnerungen an die markanten Lehrerpersönlichkeiten und ihre Eigenheiten
wurden ausgegraben, aber auch unser
Verhalten ihnen gegenüber und unsere
Leiden und Bedrängnisse als Schüler.
Leider sind viele dieser Persönlichkeiten
nicht mehr. Nur Karl Massa und Josef
Eberl leben noch.
Hier schon stand der Wunsch fest, mit
dem nächsten Treffen nicht mehr zehn
Jahre zu warten. Ausgeklungen ist das
Treffen am Samstagmorgen mit einem
Spaziergang auf den Bussen.
Wir danken unserm Organisator Karl Hönle, Bürgermeister Petermann und Studiendirektor Anton Hepp für ihre Bemühungen. Wir haben es nicht bereut, dabei gewesen zu sein.
Dr. August Sandmaier
Sie halten nun das neue Schulheft Nr. 22 in
den Händen, gedruckt und fertiggestellt in der
Druckerei der Kooperative Dürnau.
Hier sehen Sie Herrn Hepp, Herrn Arbter und
Herrn Salomon bei den letzten Vorbereitungen
in der Druckvorstufe.
Aber nicht nur Ihre Drucksachen sind bei uns in guten Händen, sondern neben Büchern aus verschiedenen Verlagen können Sie auch ökologisches Waschmittel von
Sonett, Kosmetikartikel von Dr. Hauschka und Produkte von ErdmannHauser über
unseren Webshop beziehen oder uns auch direkt in unserem kleinen Ladengeschäft
in Dürnau besuchen.
www.kooperative.de
shop.kooperative.de
Über weitere Tätigkeiten der Kooperative Dürnau können Sie sich im Internet bei
www.ferchervonsteinwand.org informieren.
Sie sind herzlich eingeladen!
Kooperative Dürnau
Tel 07582 930093
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Treffen des Abijahrgangs Frühjahr 1966
Von den 19 AbiturientInnen der Klasse 9G/RG waren 12 gekommen, um sich nach
einer fast 3-jährigen Pause wieder zu sehen.
Klaus Schwab hatte für den 16./17.5. 09 nach Oberkirch eingeladen.
Das Quartier im Gaisbacher Hof war ebenso gut ausgewählt wie die kleine Wanderung zur Ruine Schauenburg am Samstag. Für Sonntag hatte Klaus eine sehr fachkundige Stadtführerin organisiert, die uns durch das etwa 25 km entfernte Straßburg
führte. Nach einem leckeren Mittagessen in einem typisch elsässischen Restaurant
trennte man sich mit dem festen Vorsatz, sich in zwei Jahren wieder zu treffen, diesmal bei Peter und Waltraud Fritz in Ravensburg.
hintere Reihe:
Klaus Schwab, Franz Lang, Paul Sattler, Prof. Alfred Kötzle, Mechthild Zimmermann
(geb. Grosser), Karl Spoth, Willi Fußnecker, Dr. Peter Fritz
vordere Reihe:
Magda Schrade, Dr. Christa Enderle, Hilde Grüner (geb. Maier), Sieglinde Fußnecker
(geb. Richert)
Mechthild Zimmermann, geb Grosser
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Nachlese zum Klassentreffen – „Thirty-Years-Later“
Klassentreffen im Sommer 2009 – Abiturabschlussklasse 1979
1. Reihe v. hinten: Bernd Eichelser, Hugo Kleiner, Günter Clauss, Harry Langer, Roland Baier, Jürgen Martin, Uli Rieger, Wolfgang Hini (Wolle)
2. Reihe v. hinten: Norbert Braekau, Bernd Jäger, Anita Wieser (geb. Groganz)
3. Reihe v. hinten: Uwe Neumann, Thomas Bürk, Monika Hagnauer (geb. Merkle),
Günter Wahl, Herbert Hänle
vorne: Brigitte Wall (geb. Geiselhart), Hannelore Cortes (geb. Schirmer), Uli Pfister,
Gerhard Seifried, Stefan Pöllmann
Ja, sehr lange ist es her. Vor 30 Jahren haben wir im Gymnasium Riedlingen im
Frühjahr 1979 unsere Reifeprüfung abgelegt, und ich muß gestehen, dass ich doch
ein wenig stolz bin, nach dem „Twenty-Years-Later“, nach nun weiteren 10 Jahren ,
eine gelungene Wiederauflage mit 22 Teilnehmern zu organisieren. Bei einem Gläschen Sekt vor der Schule mußte mancher lange raten, wer ihm denn gerade gegenübersteht: „Muß ich Dich kennen, bist Du auch in meine Klasse gegangen?“ Vor 10
Jahren hatte uns unser Klassenlehrer, Herr Teschner, der damals noch im Schuldienst
war, die Möglichkeit geboten, in „unserem“ Klassenzimmer ein paar Erinnerungsfotos zu schießen. Herr Teschner war auch dieses Mal mit dabei. Da er jetzt jedoch im
Ruhestand ist, wurde ihm die „Schlüsselgewalt“ entzogen. Der Stellvertretende
Schulleiter Anton Hepp war jedoch zur Stelle und zeigte uns die Räumlichkeiten der
Schule. Es hat sich seit damals doch einiges geändert, wobei uns allen auffiel, dass
das Gebäude in einem tadellosen Zustand ist. Uns war während unserer Schulzeit
noch der Umgang mit dem Rechenschieber vermittelt worden, heute ist es selbstverständlich, dass man während einer Hohlstunde mal kurz in der Mediothek an einem
der vielen Bildschirmplätze im Internet surfen kann. Herr Hepp zeigte uns in einer
kurzen Präsentation einige Bilder der Schule und der kompletten Lehrerschar während der letzten 30 Jahre. Erfreulich auffallend war dabei, dass eine Verjüngung des
Kollegiums zu erkennen ist. Vor 30 Jahren war bereits ein Umdenkungsprozeß in der
Schulerziehung zu erkennen. Leider waren damals noch sehr viele Lehrer der „alten
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Schule“ im Einsatz, die mit ihren restaurationsbedürftigen Erziehungsmethoden den
Anschein erweckten nur ihr eigenes Ego und ihre Macht demonstrieren zu wollen.
Bei den Diskussionen am Abend wurden dazu einige Namen genannt. Herr Teschner
war jedoch ein Lehrer der „guten“ Art, da waren wir uns alle einig. Wir alle möchten
uns bei Herrn Teschner für den bedachten und immer sehr fairen Umgang mit uns
während der kompletten Schulzeit sehr herzlich bedanken. Er war sicher als Französischlehrer nicht schuld daran, dass ich beim Abitur in diesem Fach, gelinde ausgedrückt, nicht allzusehr glänzen konnte. Wenn nur alle Lehrer so gewesen wären!
Nach der Präsentation von Herrn Hepp wollten wir uns in „unserem“ Klassenzimmer
etwas ausruhen. Aber weit gefehlt! Da Herr Teschner ja bereits im Ruhestand ist,
durfte er auf meinem Stuhl Platz nehmen und ich versuchte die Klasse durch die Unterrichtsstunde zu führen. Ich hatte unsere Matheklausur von 1979 im Internet ausfindig gemacht und ausgeteilt. Wie erstaunt waren die meisten von uns zu sehen, dass
wir das alles mal drauf gehabt haben müssen. Die Zettel wurden jedoch schnell beiseite gelegt. Ich hatte mir aber auch eine „richtige“ Klassenarbeit ausgedacht. Die
Aufgabe bestand darin die Klassenlehrer der Jahre ´70 bis´79 unserer Klasse zu wissen und niederzuschreiben. Mit großem Gelächter und regem und „erlaubtem“ Informationsaustauch untereinander gelang dies jedoch keinem. Mehrere Namen waren
schnell gefunden, die Zuordnung zum entsprechenden Schuljahr zeigte sich jedoch
als sehr schwierig. Unterhaltsam war die Aufgabe aber allemal. Mit dem anschließenden Fotoshooting im Klassenzimmer wurde der Event für die Nachwelt festgehalten. Nun ging es gemeinsam zum Kaffeetrinken ins Cafe Reinke in der Stadtmitte. In
regen und mit viel Lachen begleiteten Diskussionen lebten Geschichten aus alten
Zeiten auf. Ja, wir waren damals 9 prägende Jahre unseres Lebens zusammen und haben so manches zusammen erlebt. Gestärkt ging es zum nächsten Programmpunkt
der Agenda. Lehrer Widmann zeigte uns das historische Riedlingen „mal etwas anders“. Er führte uns in Winkel der Stadt, die wir noch nie gesehen hatten. Auch für
gebürtige Riedlinger in unserer Klasse war vieles neu und sehr interessant. Der
Abend wurde sehr kalt und so genossen alle nach über einer Stunde Fußmarsch durch
Riedlingen die wohltuende Wärme in der Gaststätte. Jetzt hatten wir uns alle ein
schönes Bier und eine warme Mahlzeit verdient. Für die Diashow danach mit PC und
Beamer hatte ich viele Bilder gesammelt und digitalisiert. Dieser Programmpunkt
entwickelte sich zum Höhepunkt des Tages, bei vielen Bildern wurde nicht nur eine
Träne gelacht. Dann war reden, reden, reden angesagt. Jeder von uns hatte nun 30
Jahre nach dem Abitur 30 Jahre Lebenserfahrung gesammelt und viel, viel zu erzählen. Mit ein paar Musikstücken aus den 60-er und 70-er Jahren, gespielt auf der 12saitigen Gitarre, entführte ich zwischendurch die gut gelaunte Runde in die damalige
Zeit. So mancher konnte noch jede Textzeile mitsingen. Bis spät in die Nacht saßen
wir noch zusammen und hatten uns noch sehr viel zu erzählen. Die nächsten Events
habe ich schon in Planung, laßt Euch überraschen.
Hugo Kleiner
Abiturklasse 13RA, 1979
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Der Abitursjahrgang 1989 feierte das 20-jährige Abitursjubiläum
20 Jahre Abitur waren der Anlass sich am 21. März 2009 im neu gestalteten Kreisgymnasium Riedlingen wieder zu sehen.
Vordere Reihe von links:
Sonja Binder, Gudrun Ziegler, Ludwig Hager, Wolfgang Butscher, Roland Sonntag,
Thomas Schneider, Doris Eberl, Peter Edelburg, Monika Horstmann, Christine Keller,Vera Müller, Heinrich Nuber
Zweite Reihe:
Anja Haug, Christine Rheinberger, Anita Sternegger, Christoph Kohler, Elke Ulrich,
Gudrun Maurer, Birgit Bucher, Bettina Jäggle, Gerlinde Rief-Siegle, Sabine Stöhr,
Sigrun Rapp-Kränzle, Wolfgang Dornfried
Drittte Reihe:
Johannes Blersch, Gerhard Butscher, Uwe Mayer, Ralf Sagasser, Daniela Weikert,
Rotraut Hierlemann, Monja Kienle, Cordula Weiler, Bettina Noelle, Sandra Selg, Simone Koller, Brunhilde Reimer, Angelika Kirchner, Michaela Schmid, Martin Blank
Hintere Reihe:
Christof Gerster, Hubertus Rütten, Andreas Jakob, Kurt Gobs, Bernd Marquart, Ralf
Rieger, Dietmar Schälkle, Thomas Wagner, Rolf Diesch, Luzia Butscher, Andrea Holstein, Tanja Gruber, Sibylle Blank, Sigmar Scheffold
Unser besonderes Gedenken gilt Holger Reck und Armin Rehm, die leider nicht mehr
unter uns weilen.
Foto: Ulrichstudios, Riedlingen
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Nach einem Sektempfang im Atrium ging es zum Schulrundgang.
Herr Hepp als stellvertretender Schulleiter und ehemaliger Lehrer führte uns durch
die neue Mediothek und die umgebauten Physik- und Chemieräume.
Wir waren beeindruckt von der Möglichkeit des selbständigen Lernens und der hervorragenden Ausstattung.
Wir möchten uns ganz herzlich im Namen des Abiturjahrganges 1989 bei Herrn
Hepp für die interessante Führung bedanken. Es ist schön zu sehen, dass die Begeisterung für den Lehrerberuf nach all den Jahren immer noch ungebremst ist und er
versteht, diese Begeisterung an jungen Menschen weiterzugeben.
Beim anschließenden Beisammensein im Gasthaus Hirsch und Kreuz hatte man noch
lange Gelegenheit sich auszutauschen und wir hoffen, dass in fünf (oder zehn) Jahren
sich wieder eine so zahlreiche Gruppe zusammenfindet.
Dass dieses Abitursjubiläum ein äußerst gelungenes Fest war, bestätigen die nachstehenden Zeilen, die Bettina Noelle an die Teilnehmer schickte: Es war Klasse so viele
von Euch 'mal wieder zu sehen. Einen ganz herzlichen Dank hiermit noch einmal an
Herrn Hepp für die tolle Führung, Moni für die Idee und Hintergrundarbeit, Elke und
Bettina für die Organisation, Christoph für das Photo, Monja für das Design der Einladung und an alle Helfershelfer, die sonst noch mitgewirkt haben.
Ganz liebe Grüße – bis in 5 Jahren, Bettina
Elke Ulrich und Bettina Jäggle
Dieses Treffen des Jahrgangs 1989 gibt der Redaktion die Möglichkeit ein Versäumnis nachzuholen: Bei allen bisher erschienen Schulheften wurde immer ein Bild von
den Abiturienten des aktuellen Abitursjahrgangs mit dem Namen im Schulheft veröffentlicht, nur nicht beim Jahrgang 1989. Der Grund ist folgender: Im Jahr 1989 erschien eine viel beachtete Festschrift zum Schuljubiläum und diese wurde an die Vereinsmitglieder versandt, anstelle des Schulhefts. Es erschien kein Schulheft und so
wurde auch kein Bild von den damaligen Abiturienten veröffentlicht. Dieses Versäumnis holen wir in dieser Ausgabe nach, in dem wir als Ersatz das Bild veröffentlichen, das beim 20-jährigen Jubiläum aufgenommen wurde.
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Gelungenes Jahrgangstreffen nach 17 Jahren
Nach unserem Abitur am Kreisgymnasium im Jahr 1992 waren stolze 17 Jahre ins
Land gegangen, und bereits 10 Jahre lang hatte es kein Nachtreffen mehr gegeben, das
Ganze schien etwas eingeschlafen zu sein.
Doch im Frühjahr 2009 ergriff Margit Blaser dann die Initiative und klemmte sich ans
Telefon, um die Adressen der alten Schulkameraden aufzuspüren. Nach einigen ersten
Telefonaten hatte sie schnell siebenundzwanzig E-mail-Adressen zusammen – rund ein
Drittel des ganzen Jahrgangs. Über 250 Emails und ein Vierteljahr später waren dann
fast alle gefunden und ein Termin für ein Wiedersehen Mitte September festgelegt.
Knapp zwei Drittel (44) unseres siebenundsiebzigköpfigen Jahrgangs hatten
auch wirklich Zeit und scheuten den teilweise weiten Weg aus dem In- und Ausland nicht, den weitesten hatte sicherlich
ein Jahrgänger aus Seattle /USA, der
sich ebenfalls angemeldet hatte.
Begrüßung durch Studiendirektor Anton
Hepp vor der ehemaligen Schule
Foto: Oliver Mayer
Auf Wunsch einiger Jahrgänger begann
das Treffen mit einer Führung durch das
altbekannte Schulgebäude, zu der sich
der stellvertretende Schulleiter Anton
Hepp bereit erklärt hatte. Es waren alle
gleichermaßen gespannt, ob man sich
wohl wiedererkennen würde, ob man
sich nicht allzu fremd geworden war
und nahtlos an alte Zeiten anknüpfen
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könnte. Doch diese Bedenken konnten
sehr schnell zerstreut werden, die meisten erkannten sich mühelos, fast war es,
als hätte man sich vor kurzem erst gesehen. Bemerkenswert war, dass auch
Herr Hepp jeden mit Namen begrüßen
konnte!
Bei der Schulführung konnten wir feststellen, dass sich seit unserer Zeit doch
einiges verändert hatte – nicht schlecht
staunten wir über die neue Cafeteria, das
modernst ausgestattete Medienzentrum
(das frühere Schülerzentrum) oder den
schönen Musiksaal.
Mit Bedauern registrierten wir, dass unser Abi-Denkmal wohl das Zeitliche gesegnet hatte- an dem Marterpfahl, an
dem damals Herr Gerster festgebunden
worden war, hatte wohl der Zahn der
Zeit mehr genagt als an uns.
Zum Abschluss präsentierte Herr Hepp
im altbekannten und kaum veränderten
Physik-Stufensaal noch einige Bilder des
sich stark wandelnden Lehrerkollegiums, und da wurden doch viele alte Geschichten wieder lebendig. „Weißt Du
noch bei …“, „Ach, schau mal, das ist
doch …“.
Nach der Schulführung, für die wir uns
nochmals sehr herzlich bei Herrn Hepp
bedanken, ging es in den Klosterhof
nach Heiligkreuztal, wo man bis spät in
die Nacht bei Speis und Trank alte Erinnerungen austauschen, alte Bekanntschaften und Freundschaften erneuern
oder Adressen austauschen konnte.
An einer Pinnwand mit den Fotos aus
der Abi-Zeitung konnte jeder kurz skizzieren, was das Leben in der Zwischenzeit so mit einem angestellt hatte.
Am Ende waren sich wohl alle einig,
dass man mit dem nächsten Treffen keine 17 Jahre warten wolle, sondern das
20-jährige Jubiläum als nächsten Termin
anstreben sollte.
Margit Blaser, Christine Vöhringer
Im Atrium
von rechts: Dietmar Burger, Markus (Hauler) Kurray, Sascha Milosevic, Alexander
Beetz, Frieder Nollau, Nicole (Galster) Volk, Bettina (Zink) Vinzelberg (im Vordergrund), Markus Heinzelmann, Bettina (Brödner) Agostinho, Andreas Bucher (nur der
Hemdsärmel ;-). Die Namen in Klammern sind die jeweiligen Geburtsnamen.
Foto: Oliver Mayer
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Abiturienten 2009
Armbruster Anne, Zwiefalten; Baier Julia, Ittenhausen; Baur Teresa, Oberwachingen;
Bayer Franziska, Zwiefalten; Berner Simone, Riedlingen; Bortfeldt Laurens, Hayingen;
Brüstle Patricia, Neufra; Buck Verena, Ertingen; Burgmaier Andreas, ZwiefaltenBaach; Cortès Lars, Möhringen; Czogalik Patrick, Uttenweiler; Diemer Vanessa, Altheim; Droste Henrike, Ertingen; Egle Felix, Daugendorf; Engler Andreas, Ertingen;
Faßnacht Michael, Gütelhofen; Fischer Patrick, Zwiefalten; Fischer Peter, Hayingen;
Fluhr Johannes, Ertingen; Fluhr Tobias, Ertingen; Geiger Patrick, Zwiefalten; Geiselhart Nathalie, Riedlingen; Gentner Benedikt, Altheim; Goller Anja, Pflummern; Grathwohl Jonas, Altheim; Guth Jonathan, Billafingen; Haberbosch Stefan, Hayingen; Hager
Theresa, Betzenweiler; Hagmann Julian, Ertingen; Haller Philipp, Altheim; Hansen Katarina, Riedlingen; Hauler Verena, Grüningen; Hecht Johanna, Binzwangen; Hehn
Samuel, Riedlingen; Helbig Patrick, Emerfeld; Heller Elena, Pflummern; Hepp Jana,
Bad Buchau; Hepp Katharina, Oggelshausen; Herter Marina, Uttenweiler; Hönes Felix,
Kanzach; Kamenz Stefan, Altheim; Kappeler Raphael, Daugendorf; Kentler Benjamin,
Kanzach; Klingler Timo, Riedlingen; Kneer Annette, Ertingen; Knupfer Mona, Zwiefalten; Koch Hilde, Ertingen; Koch Sabine; Göffingen; Kötzle Saskia, Uttenweiler;
Kromer Georg, Erisdorf; Krzyzewska Katarzyna, Unlingen; Kublickis Aileen, Unlingen; Lausch Peter, Bad Buchau; Laux Linda, Ittenhausen; Leiprecht Steffen, Dürmentingen; List Sophia, Neufra; Luetkens Sabrina, Mengen; Magino Pascal, Bad Buchau;
Marquart Laura, Uttenweiler; Maurer Ulrich, Unlingen; Mayer Julian, Riedlingen; Mehidi Louisa, Riedlingen; Mehlhaff Vitalis, Riedlingen; Mennel Jennifer, Bad Buchau;
Merk Ralf, Minderreuti; Michelberger Patrick, Unlingen; Mindel Tobias, Uttenweiler;
Möhrle Daniel, Langenenslingen; Mogga Magdalena, Riedlingen; Moor Maria, Riedlingen; Müller Michael, Kanzach; Muranyi Sonja, Bad Buchau; Nille-Hauf Marie-Hélène, Hayingen; Nusser Timo, Ertingen; Palberg Anja, Riedlingen; Parwan Linda, Kanzach; Quesnel Sandrine, Zwiefalten; Raffensdorfer Tanja Tanita, Riedlingen; Rapp Jonas, Riedlingen; Reck Axel, Riedlingen; Reichert Daniel, Kanzach; Reichert Florian,
Kanzach; Reis Andrea, Neufra; Rieber Raphael, Zwiefalten; Rot Heinrich, Langenenslingen; Roth Tobias, Uttenweiler; Ruscheljuk Anna, Ertingen; Sailer Fabian, Kanzach;
Schäfer Alexander, Dürmentingen; Schendzielorz Oliver, Unlingen; Schildge Simon,
Hayingen; Schlegel Inga, Riedlingen; Schlichtig Ferdinand, Binzwangen; Schmid Maximilian, Altheim; Schneider Martin, Ertingen; Schön Alexander, Neufra; Schönbeck
Tiamat, Zwiefaltendorf; Schönle Franziska, Rechtenstein; Schombara Andrea, Riedlingen; Schoppenhauer Marina, Riedlingen; Schulz Katja, Dürmentingen; Siegle Florian,
Obermarchtal; Siksik Tatiana, Zwiefalten; Späth Beatrice, Langenenslingen; Spies Kathrin, Ertingen; Spieß Wanja, Pflummern; Stökler Leonie, Munderkingen; Stotz Tamara,
Langenenslingen; Strahl Cornelia, Hayingen; Straub Dominik, Riedlingen; Strauß Tobias, Altheim; Stuhler Christoph, Möhringen; Ummenhofer Tobias, Ertingen; Utz Nicole,
Ertingen; Vischer Sascha, Uttenweiler; Vogel Desiree, Langenenslingen; Wagner Gudrun, Riedlingen-Pflummern; Walz Lena, Daugendorf; Wichert Laura, Dürmentingen;
Wölfle Daniel, Unlingen; Zeeb Anna, Unlingen; Zimmerling Viktor, Dürmentingen.
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Abitursjahrgang 2009
Foto: Anton Hepp
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Abiturienten 1960
Baur Heinz, Mengen
Bentele Hannelore, Riedlingen
Blank Eberhard, Riedlingen
Coucoulis Christoph, Riedlingen
Fröwis Hermann, Mengen
Fuchs Ewald, Unterwachingen
Giza Peter, Riedlingen
Gorny Klaus, Zwiefalten
Hahl Steffen, Munderkingen
Hartmann Peter, Neufra
Hartmann Ulrich, Riedlingen
Hauk Waldemar, Heudorf
Horn Hartmut, Mengen
Neth Wolfram, Riedlingen
Schlegel Ulrich, Dürmentingen
Stukle Gerold, Unlingen
Vogel Alfred, Binzwangen
Walliser Konrad, Riedlingen
Wiedergrün Hermann, Erisdorf
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Personalia
Studiendirektor Albert Rapp ist im Ruhestand
Studiendirektor Albert Rapp stammt aus dem Landkreis Biberach, legte das Abitur am
damaligen Gymnasium Ehingen ab und trat als examinierter Physiker und Mathematiker seinen Dienst als Studienassessor im Jahre 1973 am Riedlinger Kreisgymnasium
an. 1975 wurde er zum Studienrat, bereits vier Jahre später zum Oberstudienrat ernannt. Im Jahre 1994 übertrug die Schulleitung ihm schließlich als Studiendirektor die
Leitung der Fachabteilung Physik und Mathematik. Im Jahre 2007 konnte Albert
Rapp sein 40jähriges Dienstjubiläum begehen.
In der Abschlusskonferenz würdigte Schulleiter Georg Knapp die großen Verdienste
Albert Rapps für die Fachabteilung Mathematik und Physik sowie das Schulganze
und überreichte ihm die Entlassungsurkunde. Albert Rapp könne mit großer Zufriedenheit sein Berufsleben beschließen, habe er doch alle Stufen des Lehrerdaseins erfolgreich durchlaufen und sich dabei stets des Respekts und des großen Wohlwollens
der Schüler und deren Eltern, des Kollegiums und der Schulleitungen sicher sein
können. Schon bald nach der Aufnahme seines Dienstes am Kreisgymnasium Riedlingen habe die Schule die besonderen Fähigkeiten des seine beiden Fächer mit Herzblut unterrichtenden Lehrers erkannt und nutzen können. So wurde ihm rasch der
Oberstufenunterricht anvertraut. Rapp führte eine lange Reihe von Schülerinnen und
Schülern erfolgreich zur Reifeprüfung. Nicht wenige ließen sich für die Fächer Physik und Mathematik begeistern und nahmen dann ein Studium in diesen Fächern auf.
Dass er immer wieder zum Vertrauenslehrer gewählt und zum begehrten Leiter von
Schullandheimen und Studienfahrten wurde, zeigte seine Beliebtheit in der Schülerschaft. Neben seiner wissenschaftlichen Qualifizierung in seinen Fächern kümmerte
er sich um die bedeutende Physiksammlung der Schule, die er umsichtig und zielstre128
big verwaltete, weiterentwickelte und pflegte. Zum Abschluss seiner Karriere am
Kreisgymnasium hinterlässt er eine auch baulich sanierte Sammlung, die einen modernen Physikunterricht am Kreisgymnasium gewährleistet.
Die Einführung der EDV am Kreisgymnasium, der Aufbau des Schul- und Verwaltungsnetzes und die Obsorge um die umfangreiche Hard- und Software sind eng mit
dem Namen Rapp verknüpft, ebenso wie die Pflege des Internetauftritts der Schule.
Große Verantwortung wuchs ihm bei der organisatorischen Koordination der beiden
Fächer zu, etwa bei der Vorbereitung der Lehrauftragsverteilung und der Erstellung
von Prüfungsplänen, aber auch pädagogisch als Ausbilder von Referendaren, als Prüfer, bei der Erstellung von Abituraufgaben und durch unzählige Fachvorsitze bei der
Abiturprüfung an anderen Gymnasien. Außerdem war Rapp über lange Jahre Oberstufenberater. Ein weiteres Betätigungsfeld eröffnete sich ihm durch das neue Schulfach „Naturwissenschaft und Technik“, das er schulorganisatorisch und pädagogisch
betreute. Knapp dankte dem verdienten Kollegen für sein großes Engagement namens der ganzen Schulgemeinschaft und wünschte ihm einen erfüllten Ruhestand
und Gottes Segen.
Nach der Laudatio des Schulleiters sprach für die Fachabteilung der stellvertretende
Schulleiter Anton Hepp und überraschte den frisch in den Ruhestand Versetzten mit
einer in Schokolade gegossenen Plastik, anhand derer wichtige Stationen von Albert
Rapps Wirken am Kreisgymnasium in heiterer Form Revue passierten.
Den Dankesworten und guten Wünschen schloss sich in launigen Worten der Vorsitzende des örtlichen Personalrates, Oberstudienrat Gerhard Weller, an.
Georg Knapp
Klasse 9: Keramikarbeit
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Neue Lehrkräfte am Kreisgymnasium Riedlingen
Zu Beginn des laufenden Schuljahres konnten 120 Schülerinnen und Schüler als neue
Fünftklässler von Schulleiter Georg Knapp begrüßt werden. Erfreulich ist, dass 30
Schülerinnen und Schüler Latein als erste Fremdsprache gewählt haben. Die neuen
Gymnasiasten werden in vier Parallelklassen unterrichtet. 123 Abiturienten haben im
Sommer 2009 das Reifezeugnis erhalten. Dies ist der größte Abitursjahrgang, der jemals am Riedlinger Gymnasium die Abiturprüfung abgelegt hat. Die Gesamtzahl der
Schüler liegt wie in den vergangenen Schuljahren knapp unter 1000. Eine der Hauptaufgaben der schulischen Tätigkeit ist im laufenden Schuljahr die Vorbereitung der
gemeinsamen Kursstufe, denn im kommenden Schuljahr werden über 80 Zehntklässler als G8-Schüler und 110 Elftklässler als G9-Schüler in die Kursstufe der gymnasialen Oberstufe eintreten und gemeinsam in den Kursen der einzelnen Fächer unterrichtet werden. Der Abschluss der Kursstufe ist dann die Abiturprüfung des Doppeljahrgangs im Jahre 2012. Das Kreisgymnasium ist auf diese Herausforderung gut vorbereitet – nicht zuletzt durch eine zufriedenstellende Lehrerzuweisung. So konnte zu
Beginn des Schuljahres wieder eine ganze Reihe von neuen Lehrkräften begrüßt werden (siehe Abb.S. 75):
Studienrat Dirk Massinger unterrichtet Physik, Mathematik und das neue Fach
NWT (Naturwissenschaft Technik) am Kreisgymnasium Riedlingen. Nach einem Diplomstudium im Fach Physik an der Universität Konstanz studierte Herr Massinger
die Fächer Mathematik und Physik für das Lehramt an der Universität Ulm. Das Referendariat absolvierte er am Kreisgymnasium Riedlingen und am Störck-Gymnasium in Bad Saulgau. Die erste Anstellung führte ihn an die Gewerbliche Schule in
Leutkirch. Es folgte eine vierjährige Lehrtätigkeit an einer deutschen Auslandsschule
in Chiangmai/Thailand. Weitere vier Jahre unterrichtete Herr Massinger an der Matthias-Erzberger-Schule in Biberach und wechselte schließlich im September 2009
wieder an das Kreisgymnasium Riedlingen.
Studienrätin Melanie Baur unterrichtet seit diesem Schuljahr Französisch, Geschichte und Gemeinschaftskunde. Sie hat 2001 am Kreisgymnasium Abitur gemacht und
danach an der Universität Konstanz die Fächer Französisch und Geschichte studiert.
Während dieser Zeit verbrachte sie ein halbes Jahr als Fremdsprachenassistentin in
Lyon und war dort an verschiedenen Lycées tätig. Ihr Schulpraktikum absolvierte sie
am Humboldt-Gymnasium in Konstanz, das Referendariat am Pestalozzi-Gymnasium in Biberach. Im außerschulischen Bereich erteilt Frau Baur Instrumentalunterricht am Saxophon und engagiert sich im Vorstand des heimischen Musikvereins.
Nach dem Abitur 1989 an der Kreuzschule in Dresden, hat Studienrätin Anja Blüthgen an der TU Dresden die Fächer Geografie und Geschichte studiert. Das zweijährige Referendariat absolvierte sie am Rühlein-Gymnasium in Freiberg in Sachsen. Ihr
weiterer beruflicher Weg führte sie in den Vertrieb und ins Marketing. Eine Aufgabe
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bestand darin, ihre Mitarbeiter zu führen, auszubilden und zu qualifizieren. Die jahrelangen Erfahrungen im Umgang mit Menschen verstärkten ihren Wunsch, an die
Schule zurückzukehren und so erhielt sie im September am Kreisgymnasium ihre
erste Stelle als Studienrätin, wo sie die Fächer Geografie, Geschichte und Gemeinschaftskunde unterrichtet.
Studienrat Thomas Pierdzioch hat an der Universität Konstanz die Fächer Französisch und Geschichte studiert. Nach erfolgreich absolviertem Referendariat am Ruprecht-Neß-Gymnasium in Wangen im Allgäu trat er zum Schuljahr 2009/2010 seine
erste Stelle am Kreisgymnasium Riedlingen an.
Studienrätin Anne Kathrin Krone hat nach ihrer Abiturprüfung im Jahre 2002 in
Wolfenbüttel/Niedersachsen an der Universität Göttingen Deutsch und Geschichte
studiert. Während ihres Referendariats unterrichtete sie in der sächsischen Kleinstadt
Crimmitschau. Nach dem erfolgreichem Abschluss des Referendariats erteilt sie seit
diesem Schuljahr am Kreisgymnasium Riedlingen Unterricht in ihren Fächern
Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde.
Studienrat Thomas Hahn hat in Eisenach/Thüringen sein Abitur gemacht und anschließend an der Friedrich-Schiller-Universität Jena die Fächer Geschichte und Englisch studiert. Während seines Studiums sammelte er Auslandserfahrungen in
Bournemouth, Liverpool und Manchester. Sein Referendariat absolvierte er am Gymnasium in Glauchau und an der Sächsischen-Bildungsagentur in Leipzig. Im September kam er als Geschichts- und Englischlehrer ans Kreisgymnasium.
Studienrätin Dorothea Hoffmann hat am Wirtschaftsgymnasium in Biberach Abitur
gemacht und anschließend an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen die Fächer
Deutsch und Englisch studiert. Erste Unterrichtserfahrungen sammelte Frau Hoffmann als Fremdsprachenassistentin während ihres Auslandsaufenthalts in London.
Ihr Referendariat absolvierte sie am Gymnasium Haigerloch und hat im September
am Kreisgymnasium ihre erste Stelle als Deutsch- und Englischlehrerin angetreten.
Studienrätin Judith Melwig hat am Wirtschaftsgymnasium in Tübingen Abitur gemacht und anschließend an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen die Fächer
Deutsch, Geographie und Erziehungswissenschaft studiert. Ihr Referendariat absolvierte sie am Quenstedt-Gymnasium in Mössingen und unterrichtet seit September
Deutsch und Geographie. Im Rahmen der Ganztagesbetreuung leitet Frau Melwig die
Arbeitsgemeinschaft „Orientieren in der Natur – mit und ohne Weg“ für die Klassen
der Unterstufe.
Studienrätin Friederike Schlotterer besuchte bis zum Abitur das Störck-Gymnasium in Bad Saulgau. Danach studierte sie die Fächer Deutsch und Französisch an der
Universität Konstanz. Während ihrer Studienzeit arbeitete sie zudem als Fremdspra131
chenassistentin an verschiedenen Schulen in Dijon/ Frankreich. Ihre Referendarszeit
absolvierte sie am Graf-Zeppelin-Gymnasium in Friedrichshafen und unterrichtet
nun seit Beginn des Schuljahres am Kreisgymnasium Riedlingen.
Corinna Lehr hat an der Pädagogischen Hochschule Weingarten die Fächer Mathematik und Biologie studiert. Nach ihrem Referendariat an der Realschule Erolzheim
trat sie im September 2008 ihre erste Stelle am Progymnasium Bad Buchau an.
Nachdem Frau Lehr bereits im Schuljahr 2008/2009 mit einigen Stunden ans Kreisgymnasium teilabgeordnet war, unterrichtet sie seit diesem Schuljahr mit einem vollen Deputat die Fächer Mathematik, Biologie, Naturphänomene und Naturwissenschaft und Technik. Zudem bietet sie im Rahmen der Ganztagesbetreuung den Förderunterricht in Mathematik für die Klassen 7 und 8 an.
Religionslehrer im Kirchendienst Markus Nietsch unterrichtet seit diesem Jahr katholische Religionslehre am Kreisgymnasium Riedlingen und seit 1980 am JoachimHahn-Gymnasium in Blaubeuren. Zuvor war Herr Nietsch an der Karl-Spohn-Realschule in Gerhausen, an der Grundschule in Gerhausen, und anfänglich auch an der
Körperbehinderten-Schule in Ulm-Böfingen tätig. Mit einer Diplomarbeit in Religionspädagogik zum Thema „Die Möglichkeiten der Musik im Religionsunterricht“
hat Herr Nietsch 1980 sein Studium an der damaligen Fachhochschule Eichstätt, Abteilung München, in den Bereichen Kirchliche Bildungsarbeit und Religionspädagogik abgeschlossen. Von Bischof Georg Moser erhielt Herr Nietsch daraufhin die
Kirchliche Lehrerlaubnis missio canonica. Zwischen 2003 und 2006 hat sich Herr
Nietsch zum Schulseelsorger in der Diözese Rottenburg-Stuttgart ausbilden lassen.
Ehrenamtliche Tätigkeiten in der heimatlichen Kirchengemeinde sind in diesem Berufsbild selbstverständlich.
Back to the roots: nach über 40 Jahren wieder zurück in Riedlingen unterrichtet OSR
Hansjörg Wall seit diesem Schuljahr am Kreisgymnasium Mathematik und Physik,
an der Schule, die er in einer stürmischen Zeit 1968 nach dem Abitur verlassen hatte.
Auch sein Vater Ernst Wall war bis 1967 am Gymnasium als Lehrer tätig. Nach Militärzeit, Studium in Stuttgart, Referendariat in Bad Waldsee und Überlingen, erhielt
Herr Wall 1979 eine Festanstellung am Bildungszentrum Markdorf, später erfolgte
ein Wechsel an das Staatliche Aufbaugymnasium Meersburg. Bevor er zu einem längeren Auslandsaufenthalt nach Brasilien startete, war er noch als Leiter des KolpingBildungszentrums in Ravensburg mit dem Aufbau einer Einrichtung der Erwachsenenbildung betraut. In Brasilien durfte Hansjörg Wall Ende der 90er Jahre als Beauftragter der Deutschen Schule Corcovado in Rio de Janeiro die Vorbereitung und
Durchführung eines Projekts „Schule der Zukunft“ auf der EXPO2000 in Hannover
vertreten. Gleichzeitig initiierte er ein internationales Schulkooperationsprojekt
(IUTU-Projekt) zur Installation von Solarenergie in abgelegenen Gegenden Brasiliens mit Schulen aus Südamerika und Europa. 2001 erfolgte die Rückkehr in den
Schuldienst von Baden-Württemberg nach Laupheim. Ab 2005 wechselte er noch132
mals ins Ausland als Landesprogrammlehrer bzw. ADLK nach Temeschwar, Banat,
Rumänien. Und nun schließt sich der Kreis: Heute wieder zurück in Riedlingen
konnte Herr Wall im Dezember als jüngster Sechziger des Lehrerkollegiums seinen
runden Geburtstag feiern.
Neben diesen Lehrkräften, die neu an unserer Schule unterrichten, haben eine ganze
Reihe von Kolleginnen und Kollegen die Schule verlassen: Studienrätin Gesa BrinkRoussery ist Mutter einer Tochter geworden und hat mit der jungen Familie ihren
Wohnsitz nach Nürnberg verlegt. Studienrätin Yvonne Oßwald ist seit der Geburt ihres Sohnes im April in Elternzeit und zurzeit beurlaubt. Nach der Geburt ihrer Kinder
im Januar sind die Studienrätinnen Nadine Welser und Anja Heckelsmüller in Elternzeit und haben sich an wohnortnahe Gymnasien versetzen lassen. Marlene Müller,
die als Religionslehrerin im kirchlichen Dienst in den letzten beiden Schuljahren katholische Religion unterrichtete, erhielt vom Dekanat Lehraufträge an anderen Schulen.
Das Kollegium des Kreisgymnasiums Riedlingen befindet sich seit einigen Jahren im
Umbruch. Insgesamt kann die Lehrerversorgung an der Schule als gut bezeichnet
werden und neben dem Pflichtunterricht, der in vollem Umfang erteilt werden kann,
ist die Schule in der Lage, ein interessantes und vielseitiges Angebot im Bereich der
Arbeitsgemeinschaften und in der offenen Ganztagesbetreuung für die Schüler bereitzustellen, das von diesen gerne und in großer Zahl angenommen wird.
Anton Hepp
Holzschnitt
133
Spurensuche nach der Transzendenz
Auch wenn man es ihm nicht ansieht,
Hugo Birkhofer hat bereits seine über
40 Jahre währende Dienstzeit als Lehrer
in den Fächern Deutsch, katholische Religion und Musik erfolgreich hinter sich.
Er unterrichtete am Bad Saulgauer
Störck-Gymnasium und führte dort ganze Schülergenerationen zur Reifeprüfung. Seit dem Schuljahr 2008/09 ist er
in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Gleichwohl steht der rüstige Oberstudienrat i.R. wieder vor einer Oberstufenklasse und führt sie zum Abitur - als
reaktivierter Lehrer mit einem auf wenige Stunden begrenzten Lehrauftrag am
Kreisgymnasium Riedlingen. Möglich wurde das erneute pädagogische Wirken
durch eine Schwangerschaftsvertretung im Fach Deutsch.
Hugo Birkhofer studierte in Tübingen und hörte beim damaligen Professor für katholische Theologie Joseph Ratzinger, der bekanntlich heute das Oberhaupt der katholischen Kirche ist. Neben den Fächern katholische Religion und Deutsch gehört seine
ganze Liebe der Musik und da im Besonderen dem Chorgesang in der Kirchenmusik.
43 Jahre lang war er Chorleiter der St.-Johannes-Chorknaben. In dieser Zeit baute er
einen weit über die Region hinaus bekannten Knabenchor auf, mit dem er außer der
Mitgestaltung der Liturgie große Werke der Chorliteratur zur Aufführung brachte:
das „Weihnachtsoratorium“ von J. S. Bach, den „Messias“ von G. F. Händel, „Die
Schöpfung“ von J. Haydn, das „Requiem“ von W. A. Mozart, um nur einige zu nennen. Volker Braig, selbst aus den Chorknaben hervorgegangen und jetzt Musiklehrer
am Kreisgymnasium Riedlingen, hat inzwischen die Leitung der St.-Johannes-Chorknaben übernommen.
Seit Jahrzehnten ist Hugo Birkhofer als Organist in Bad Saulgau tätig. Federführend
beteiligt war er beim Bau bzw. der Restaurierung von nicht weniger als fünf Orgeln
in Bad Saulgau, darunter der großen Klais-Orgel in der Stadtkirche St. Johannes.
Hugo Birkhofer engagiert sich auch heute noch als Mitglied des Kirchengemeinderats, dessen Vorsitzender er viele Jahre lang war. Wie sehr ihm seine Heimatgemeinde am Herzen liegt, wird auch an dem im November 2009 erschienenen Kirchenführer „ Kirchen, Kapellen, Heilige in und um Bad Saulgau“ deutlich. Er ist das Ergebnis einer mehrere Jahre dauernden Recherche, gedacht als Begleitung zu einer spannenden Reise zur Transzendenz, die sich in der christlichen Kunst der Raumschaft
manifestiert.
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„Die Zeit hinterlässt Spuren in den Herzen der Menschen, in ihren Gesichtern und
auch in ihrer Umgebung“, steht im Eingangstext des „Kirchen- und Kapellenführer
in und um Bad Saulgau“ zu lesen. Der Satz ist ohne Weiteres auch auf Hugo Birkhofers Wirken am Kreisgymnasium Riedlingen zu übertragen. Obwohl er „erst“ im
zweiten Schuljahr auf der Oberstufe im Fach Deutsch am Riedlinger Kreisgymnasium unterrichtet, hat er längst bei seinen Schülern und neuen Kollegen viele positive
Spuren hinterlassen.
Volker Braig/Georg Knapp
Die Vorsitzenden des Elternbeirates
An einem Jour fixe treffen sich die Vorsitzenden des Elternbeirates mit der Schulleitung des Kreisgymnasiums Riedlingen, um über die Belange von Eltern und deren
Kinder und der Schule zu sprechen. Im Elternbeirat gab es im Vergleich zum Vorjahr
keinen Personenwechsel, wohl aber einen Wechsel im Amt. Frau Renate Kempf
wurde für das Schuljahr 2009/10 zur Vorsitzenden, Herr Andreas Stegmaier (links
auf dem Bild) zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
135
Runde Geburtstage von Kollegen
Sechs Kollegen konnten im vergangenen Jahr ihren sechzigsten Geburtstag feiern
(siehe Abb. S. 76):
Oberstudienrat Gerhard Weller wurde im Januar 60 Jahre alt. Er war zunächst am
Aufbaugymnasium in Bad Saulgau tätig und kam 1984 ans Kreisgymnasium Riedlingen, wo er seither die Fächer Biologie und Chemie unterrichtet. Im Rahmen eines
Fernstudiums hat er an einer Fortbildung für das neue Fach Naturwissenschaft und
Technik teilgenommen und erteilt seit diesem Schuljahr Unterricht im Fach NWT.
Seit vielen Jahren betreut er die Chemiesammlung. Bei der Sanierung der Sammlung
und der Chemiesäle in den zurückliegenden Jahren waren sein Rat und sein hohes
Fachwissen gefragt. Weiterhin engagiert er sich als Personalratsvorsitzender.
Im Februar konnte Oberstudienrat Martin Stümke seinen runden Geburtstag feiern.
Er kam 1980 vom Max-Planck-Gymnasium in Heidenheim nach Riedlingen und unterrichtet Physik und Mathematik, vor allem in der Oberstufe. Auch er hat sich in das
neue Fach NWT eingearbeitet und unterrichtet es seit diesem Schuljahr. Weithin hat
er seit diesem Schuljahr die Betreuung der Physiksammlung übernommen, deren
Räume im vergangenen Jahr neu gestaltet wurden.
Im Juni wurde Oberstudienrat Erwin Fechner 60 Jahre alt. Er kam zu Beginn des
Schuljahres 1986/87 als Fachlehrer für Biologie und Sport vom Gymnasium Münsingen ans Riedlinger Kreisgymnasium. Neben seiner umfangreichen unterrichtlichen
Tätigkeit engagiert er sich bei den Wettkämpfen „Jugend trainiert für Olympia“ unter
anderem in den Sportarten Handball, Tennis und seit einigen Jahren auch in Badminton. In dieser Sportart hat er mit seinen Schülern große Erfolge feiern können und erreichte das Bundesfinale in Berlin.
Studiendirektor Herbert Arbter beging im Juni seinen sechzigsten Geburtstag. Er
kam 1988 als Kunsterzieher ans Kreisgymnasium und betreut an der Schule den
Fachbereich Bildende Kunst. Das Regierungspräsidium Tübingen überträgt ihm verantwortungsvolle Aufgaben als Fachberater für das Fach Kunst, sei es zur Erstellung
und Bewertung von Abiturprüfungen oder als Leiter von Fortbildungsveranstaltungen für Kolleginnen und Kollegen an Gymnasien im Bezirk des Regierungspräsidiums Tübingen. Seit einigen Jahren hat er die Leitung der Theater AG übernommen,
die jedes Jahr mit viel beachteten Aufführungen an die Öffentlichkeit tritt. Ebenso
wertvoll wie unverzichtbar ist seine langjährige Mitarbeit bei der Gestaltung des
„Schulhefts“.
Im Juli ist Studiendirektor Friedemann Babst 60 Jahre alt geworden. Er war zunächst als Musikerzieher am Hohenzollern-Gymnasium in Sigmaringen tätig und
wechselte 1993 ans Kreisgymnasium, wo er die Nachfolge von Herrn Gerhard Roth
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übernahm. Er hat viele Jahre den Chor und das Orchester der Schule geleitet und hat
mit vielen hochrangigen Konzerten auf sich aufmerksam gemacht. Im Jahre 1994
wurde er vom Regierungspräsidium Tübingen als Fachberater für das Fach Musik
eingesetzt. Seit dieser Zeit ist er im Auftrag des Regierungspräsidiums viel unterwegs als Leiter von Fortbildungen und zur Abnahme von fachpraktischen Prüfungen
beim Abitur.
Oberstudienrat August Tress hat im September das sechzigste Lebensjahr vollendet.
Er unterrichtete einige Jahre am Graf-Eberhard-Gymnasium in Bad Urach und wechselte auf eigenen Wunsch 1982 nach Riedlingen ans Kreisgymnasium, wo er in seinen Fächern Biologie und Sport unterrichtet. Mit großen Erfolgen betreut er Fußballmannschaften bei den Wettkämpfen im Rahmen von „Jugend trainiert für Olympia“,
Erfolge, die auf einer fundierten Unterrichtstätigkeit auch im Bereich der Arbeitsgemeinschaften basieren.
Die Redaktion des Schulhefts gratuliert allen Kollegen sehr herzlich und wünscht ihnen eine gute Gesundheit und Kraft und viel Freude und Erfolg bei der Unterrichtsarbeit.
Redaktion
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Jubilare unter den Pensionären des Kreisgymnasiums
Ihren 80. Geburtstag konnten in diesem Jahre schon die beiden Pensionäre Gerhard
Roth und Alwin Rech feiern.
Oberstudienrat i.R. Gerhard Roth war von 1958 an 35 Jahre lang als Musiklehrer
am Kreisgymnasium tätig, wo er sich energisch für die Ausgestaltung des Fachbereichs Musik engagierte und sich den Ruf eines hochqualifizierten Musikerziehers
erwarb. Durch seine vorbildliche Berufsauffassung und sein persönliches Verhältnis
zur Musik verstand er es, seine Schüler für die Musik zu gewinnen und zu begeistern, dass so manche später die Musik auch zu ihrem Beruf machten.
Neben seiner Unterrichtsarbeit betreute er auch viele Jahre den Schulchor und das
Schulorchester, außerdem leitet er den renommierten Münsterchor in Zwiefalten,
eine Aufgabe, die den nun Achtzigjährigen auch heute noch aktiv an der Gestaltung
des Musiklebens teilnehmen lässt.
Studiendirektor i.R. Alwin Rech kam 1963 mit seiner Familie nach Riedlingen, wo
er seither die Fächer Französisch, Latein und – nicht zu vergessen – auch Russisch
als AG bis zu seiner Pensionierung 1993 unterrichtete.
Nach dem Umzug der Schule in das neue Gebäude übernahm er die Organisation und
Betreuung der Lehrerbücherei der Schule, die er 20 Jahre lang mit großer Sachkenntnis und enormem Arbeitsaufwand weiterführte. Nicht zuletzt ihm ist es zu verdanken,
dass die Schule heute über eine vielseitige und gut sortierte Bibliothek verfügt, die
für die Kollegen eine unschätzbare Hilfe bei ihrer Unterrichtsarbeit darstellt.
Leider hat Herr Rech in der letzten Zeit einige gesundheitliche Probleme, die das von
ihm so geliebte Singen und Musizieren in der evangelischen Kantorei zur Zeit verhindern. Auch die Reisen nach Frankreich und die Campingaufenthalte auf der Insel
Oleron müssen im Moment zurückgestellt werden. Wir hoffen und wünschen ihm,
dass beides blad wieder möglich sein wird.
Auf die Vollendung von sieben Jahrzehnten konnten im vergangenen Jahr auch die
ehemaligen Kollegen, Hohloch, Teschner und Widmann zurückblicken.
Oberstudienrat i.R. Volker Hohloch war seit 1967 am Kreisgymnasium, wo er bis
zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2002 fünfunddreißig Jahre lang die Fächer Englisch und Französisch unterrichtete.
In bleibender guter Erinnerung sind bei seinen einstigen Schülern seine Oberstufenkurse in Französisch, die er souverän, fachkundig und humorvoll als „maître“ leitete.
Leider kann auch er seinen Ruhestand nicht ungetrübt genießen. Gesundheitliche
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Probleme beeinträchtigen immer wieder sein Pensionärsdasein und behindern Pläne
und Aktivitäten.
Studiendirektor i.R. Wolfram Teschner kam bereits 1966 zum ersten Mal als Vertragslehrer nach Riedlingen und war dann von 1970 bis zu seiner Pensionierung im
Jahre 2004 am Kreisgymnasium tätig. Seine Fächer Französisch und Englisch unterrichtete er hauptsächlich auf der Oberstufe, für deren Schüler er zahlreiche und interessante Studienfahrten nach Frankreich und England organisierte und leitete. Ebenso kümmerte er sich viele Jahr lang um den Schüleraustausch mit den französischen
Schulen in Beaumont und Périgueux. Nach dem Eintritt in den Ruhestand fand er
eine neue Aufgabe in der ehrenamtlichen Tätigkeit im Museum „Schöne Stiege“, wo
er gerne Schulklassen und Jugendgruppen betreut. Auch als Musiker ist er sehr gefragt. Als Bratschist verstärkt er verschiedene Orchester in und um Riedlingen.
Oberstudienrat i.R. Ulrich Widmann war von 1968 bis zum Jahre 2001 am Kreisgymnasium tätig, wo er die Fächer Geschichte, Gemeinschaftskunde und Englisch
unterrichtete. Politik war für ihn nicht nur Unterrichtsinhalt, als leidenschaftlichen
Kommunal- und Lokalpolitiker beschäftigten ihn deren Fragen und Themen auch außerhalb der Schule. Über lange Jahre war er Mitglied des Gemeinderats der Stadt
Riedlingen und des Biberacher Kreistags, dem er auch heute noch angehört.
Ruhestand gab es und gibt es nicht für ihn, sein Forscherdrang führte den Pensionär
nochmals zum Studium an die Universität Tübingen, wo er jüngst mit einer Arbeit
zur Riedlinger Stadtgeschichte zum Doktor promoviert wurde.
Die Redaktion des Schulhefts gratuliert allen fünf Jubilaren zum Geburtstag und
wünscht dort, wo es gegeben, weiterhin gute Gesundheit und einen aktiven Ruhestand, und dort, wo es gesundheitliche Probleme gibt, baldige Besserung und Genesung.
Redaktion
Klasse 6: Mehrfarbiger Styrodruck
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Nachrufe
Grabrede auf Oberstudienrat i.R. Joachim Gladewitz (1936 – 2009)
Herr Oberstudienrat Joachim Gladewitz wurde am 20. März 1936 in Dresden geboren.
In der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit besuchte er in der sächsischen
Hauptstadt die Volksschule, trat 1948 in die Robert-Koch-Oberschule in ClausthalZellerfeld ein und absolvierte das Abitur im Jahre 1956 an der Scharnhorstschule in
Hildesheim. Er studierte Germanistik und Geschichte an der Georg-August-Universität in Göttingen. Es folgte die Referendariatszeit in Celle.
Wie kam Joachim Gladewitz nach Oberschwaben? Er erzählte, es sei seine Liebe zu dem großen Dichter Martin Wieland gewesen, die in ihm den Wunsch
weckte, nach Biberach oder wenigstens
in die Nähe von Biberach zu gelangen.
Und so konnte Joachim Gladewitz am 5.
September 1966 den Dienst am damaligen Gymnasium Riedlingen aufnehmen,
bestand doch damals ein großer Mangel
an Deutschlehrern am Riedlinger Gymnasium. Und in Riedlingen sollte er seine ganze Dienstzeit verbringen. Seine
Wahlheimat erkundete der auch an der
Lokalgeschichte interessierte Historiker
gründlich. So trat er etwa im Jahre 1976
mit einem Portrait der Stadt Riedlingen
an die Öffentlichkeit. Joachim Gladewitz bewegte sich genauso beschlagen wie in der Lokalgeschichte in der europäischen und außereuropäischen Geistesgeschichte. Neben der Literatur waren ihm die
Philosophie und Theologie die vornehmsten Disziplinen. Von seiner Belesenheit, seiner umfassenden Bildung konnten seine Schüler und seine Kollegen nur profitieren.
Es erstaunt nicht, dass er schon als junger Lehrer durch seinen scharfen Verstand und
seine Bildung sich hervortat und – auf allen Klassenstufen unterrichtend – seine
Schüler erfolgreich zur Reifeprüfung führte. Sein Verhältnis zu den Schülern war
durchweg von Wertschätzung und durch die Ausstrahlung seiner Autorität als Lehrer
im eigentlichen und besten Sinne des Wortes getragen.
Ab dem Jahr 1968 trat Joachim Gladewitz außerdem durch ein schul- und standespolitisches Engagement hervor und hatte den Vorsitz eines regen schulpolitischen Ar140
beitskreises inne. Gleichwohl wusste er stets zu würdigen, dass das Politische nur
eine Kraft neben anderen, bedeutenderen Kräften ist. Joachim Gladewitz dachte bei
allem bildungspolitischen Engagement nicht ideologisch, sondern philosophisch und
letztlich theologisch.
Ungefähr in der Mitte seiner dreißigjährigen Dienstzeit vollzog sich ein tiefgreifender Wandel, der sich aus der Verschlechterung seines Gesundheitszustandes erklären
lässt. Und so kam er schließlich als Lehrerpersönlichkeit zu einer Haltung, die sich in
der Stoa am besten verkörpert: Selbstbeherrschung, Kontrolle der Affekte, Einsicht,
Vernunft, Humanität. Es erstaunt nicht, dass Joachim Gladewitz im Unterricht den
klassischen Autoren der Literatur und Geschichte breiten Raum gab. Legendär sind
seine Aphorismen und seine nicht selten von sarkastischem Humor getragenen Bemerkungen über Mitmenschen, den Lehrerberuf, die Gesellschaft und sein Sprechen
über Gott und die Welt.
Eines Tages wurde Joachim Gladewitz die Betreuung der umfangreichen Bibliothek
der Schule übertragen, was nur folgerichtig war, lautete doch einer seiner Grundsätze, dass die besten Freunde des Menschen doch die Bücher sind. Mit großer Umsicht, ja Hingabe widmete er sich der Lehrerbibliothek, nie verleugnend, dass neben
den Kirchenvätern Martin Wieland, Wilhelm Raabe und Thomas Mann seine literarischen Leitgestirne waren. Mit Thomas Mann verband ihn die Passion, minutiös Tagebuch zu führen, mit Wieland der Esprit, mit Raabe die Einsicht in die Endlichkeit
menschlichen Tuns.
Die körperlichen Beschwerden nahmen gegen Ende seiner Dienstzeit überhand, und
so musste dem einst so dynamisch angetretenen Junglehrer die Pensionierung als
große Erleichterung, ja Befreiung erscheinen. Die Beschäftigung mit seinen Lieblingsautoren, mit christlich theologischem, aber auch buddhistischem und ägyptosophischem Schriftgut, dürfte ihm das Leiden an der körperlichen Unzulänglichkeit erträglich gemacht haben - als Vorbereitung für den großen Übergang. Joachim Gladewitz hat, nachdem er noch seinen 73. Geburtstag erlebt hat, durch seine schwere Erkrankung sein Ende kommen sehen. Er hat, wie in der Traueranzeige vermerkt,
geschrieben: „Seit Tagen empfange ich keine Gäste mehr. Wenn aber der Gast
kommt: die Tür ist offen.“
Der Tod war für Joachim Gladewitz nicht nur Ereignis, sondern umfassende Ordnung. Die Macht des Todes war für ihn nicht nur in jedem Untergang erfahrbar, sondern der Abglanz des Todes ruhte für ihn auf jedem Wandel als Voraussetzung für das
Neue, auf jedem Abschied, jedem Schlaf.
Joachim Gladewitz möge in Frieden ruhn.
Georg Knapp
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Zum Tode von Frau Studiendirektorin i.R. Dr. Lore Ilg
Im Frühjahr des vergangenen Jahres erreichte uns die Nachricht vom Tode von Frau
Dr. Lore Ilg. Sie starb im Mai im Alter von 87 Jahren. Ihr letzter Wille war, dass sie in
aller Stille ohne Nachrufe und Kranzniederlegungen am Grabe beigesetzt wird.
Frau Dr. Ilg stammte aus Reutlingen und hat in Tübingen und München studiert. Am
Zoologischen Institut der Universität Tübingen erwarb sie den Akademischen Grad
eines Doktors der Naturwissenschaften. Im Jahr 1947 hat sie nach den durch den
Krieg und durch die Nachkriegsverhältnisse bedingten Unterbrechungen die wissenschaftliche Prüfung für das höhere Lehramt abgelegt. Nach kurzer Lehrtätigkeit am
Progymnasium Laichingen erfolgte im September 1950 die Versetzung an das Gymnasium Riedlingen, wo sie die Fächer Biologie, Erdkunde und Chemie unterrichtete.
Als Nachfolgerin von „Papa“ Pfänder war es ihre Aufgabe in den ersten Jahren ihrer
Lehrertätigkeit den ganzen Chemieunterricht an der Schule zu erteilen – bis zum Jahre 1963 als Frau Gymnasialprofessorin Maria Horesch als Nachfolgerin ihren Dienst
als äußerst engagierte Chemielehrerin in Riedlingen antrat. Seither unterrichtete Frau
Dr. Ilg hauptsächlich in den Fächern Biologie und Erdkunde. Im Jahre 1972 wurde
sie zur Studiendirektorin und Fachabteilungsleiterin für Erdkunde ernannt. Diese
Aufgaben hat sie mit Umsicht wahrgenommen und die Interessen des Fachbereichs
bei der Einrichtung und beim Ausbau der Sammlung vertreten. Frau Dr. Ilg hat über
dreieinhalb Jahrzehnte hindurch als Lehrerin und Erzieherin das schulische Leben
am Riedlinger Gymnasium mitgeprägt und mitgetragen. Im März 1984 wurde Frau
Dr. Ilg in den Ruhestand verabschiedet. Ihren Lebensabend verbrachte sie in ihrem
Haus in Altheim, und sie konnte bis ins hohe Alter – wie es immer ihr Wunsch war viel unternehmen. Nach längerer Krankheit verstarb sie in Pfullingen, wo ihre Angehörigen leben. Wir werden ihr ein ehrendes Gedenken bewahren.
Anton Hepp
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Zum Tode von Dr. August Beck
Im April verstarb im Alter von 87 Jahren Dr. August Beck. Dr. Beck war 26 Jahre
lang Chefarzt der inneren Abteilung des Riedlinger Krankenhauses. Er konnte vielen
Patienten helfen und erwarb sich bei der Bevölkerung des Riedlinger Raumes große
Verdienste und ein hohes Ansehen. So prägte er nicht nur als Arzt die Stadt, sondern
war auch im Vereinsleben aktiv. Als der Verein der Ehemaligen und Freunde gegründet wurde, war Dr. Beck als Gründungsmitglied dabei und war viele Jahre zweiter
Vorsitzender des Vereins. Auch nach seinem Ausscheiden aus der Vorstandschaft aus
gesundheitlichen Gründen hat er sich für die Belange unseres Vereins interessiert und
war – soweit es seine Gesundheit gestattete – bei den Mitgliederversammlungen dabei. Dr. Beck war Mitbegründer der „Koronar“-Sportgruppe der Behindertensportabteilung des TSV Riedlingen. Dort hatte er rund 20 Jahre lang die ärztliche Hauptverantwortung der Patienten in der Herzsportgruppe.
Neben den vielen Patienten und den Mitgliedern der Herz-Sport-Gruppe sind auch
wir vom Verein der Ehemaligen und Freunde Dr. Beck für seine Verdienste für unseren Verein dankbar.
Anton Hepp
143
Einladung
zur
Mitgliederversammlung 2010
des Vereins der Ehemaligen und
Freunde des Kreisgymnasiums
Riedlingen e.V.
am 18. März 2010
um 19.30 Uhr
im Atrium der Schule
»Reiseimpressionen«
aus Island und Kairo
vorgestellt von Ursula Baur
Weitere Tagesordnung
• Jahresbericht • Jahresrechnung
• Entlastung der Vorstandschaft
• Verschiedenes
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