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SophieRichter
Distrikt1800,Germany
[email protected]
RotaryInternationalConvention–Seoul2016
BreakoutSession:TheImpactofRotaryYouthExchangePrograms
byEkkehardMusick
Deutsch
Leute laufen um mich herum. Koffer rollen an mir vorbei. Ich höre das Blättern der
Anzeigentafel. Tränen kullern meine Wangen herunter. Ich gebe dem lächelnden Security
OfficermeineTascheundlegemeinenBlazeraufdasBand.Erweißgenau,wasgeradevor
sichgeht.
Und dann drehe ich mich um, noch ein letztes Mal. Ich schaue direkt in die Augen von
meinem Gastvater. Er lächelt, winkt „Auf Wiedersehen“ und ich kann sehen, wie seine
Augenrotleuchten.Ichversuche„Danke“zuflüstern,abermeineStimmebricht.
Daswarder12.Juli2013.ElfMonatenachdemichindasFlugzeuggestiegenbin,dassmich
nachBangkok,Thailandgebrachthat.EinOrttausendeKilometervonzuHauseentferntmit
einer komplett anderen Kultur und keiner einzigen Person, die ich kannte und keiner
einzigen Person, die mich kannte. Ich konnte noch nicht einmal die Namen meiner
Gastelternaussprechen.Menschen,dieichnochnieinmeinemLebengetroffenhabe.Das
Einzige, was ich über sie wusste, war von der kurzen E-Mail, die sie mir geschickt haben,
bevor ich angekommen bin. „Wir werden dich vom Flughafen abholen. Willkommen in
Thailand.“WerdeichsieüberhauptamFlughafenwiedererkennenkönnen–dajaangeblich
alle Asiaten gleich aussehen?! Ich hatte keine Ahnung! Aber wie konnte ich auch? Da ich
gerademal16JahrealtwarundnochnichteinmaljemalsEuropaverlassenhatte?DieWelt
warsogroßundichfühltemichsokleinundverlorennureinevon7MilliardenMenschen
aufderErdezusein.
WashatsichalsomitdemMädchenverändert,dasssovielAngstdavorhattealleineindiese
WelthinausgelassenzuwerdenunddemMädchen,dasseingebrochenesHerzam12.Juli
2013 am Flughafen in Bangkok hatte, als sie ihr Leben als Rotary Youth Exchange Student
zurücklassenmusste?
Niemand wird jemals dazu fähig sein uns die lebensverändernden Erfahrungen
wegzunehmen,diewirimAustauscherleben.SiehabenihreSpurenaufmirhinterlassenund
sie erinnern mich jeden Tag – auch drei Jahre später – wer ich geworden bin und wer ich
immernochbin.
An meinem ersten Schultag, als ich komplett verloren und alleine war und mich vor 4000
Schülern–einerMengeetwasogroßwiedieHälftemeinerkleinenHeimatstadt–vorstellen
musst, habe ich gelernt meine Ängste zu überwinden. Ich hatte Angst davor auf fremde
Menschenzuzugehenundsieanzusprechen.Würdensiemichmögen?WürdenwirFreunde
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werden?WürdensieübermeingebrochenesThailachen?MeinAustauschhatmichgelehrt
diese Angst zu überwinden. Egal ob ich eine neue Person nach der anderen kennenlerne
oder4000aufeinmal.
Alsesmirnichtmöglichwar,diegleicheSprachewiemeineneueFamiliezusprechen,habe
ichgelernt,dasswiralleinderselbenSprachelachen.„Paiginkaomaika?“hatmicheines
der Mädchen in meiner ersten Woche in der Schule gefragt. Ich habe meine Augenbrauen
hochgezogen und hatte wahrscheinlich einen sehr komischen Gesichtsausdruck. Doch sie
lächelt mich an, nimmt meine Hand und nimmt mich mit, um mit ihr in der Schulkantine
Mittag zu essen. Ich lächele zurück und bin dankbar dafür, dass sie mich nicht auf dem
Schulfluralleinehatstehenlassen.
IchhabegelerntstarkzubleibenundfürmeineTräumezukämpfen,alsichmichnurinmein
Bett verkriechen und in mein Kissen weinen wollte, weil ich so viel Heimweh hatte und
nichtslieberwolltealseineeinfachUmarmungvonmeinerMama.
Ich hatte die Möglichkeit in eine neue Kultur komplett einzutauchen und ihre Werte und
Normenkennenzulernen.DabeihabeichvorallenDingengelernt,Klischeeszuüberwinden.
Nein,nichtalleAsiatensehengleichausundnein,siesindnichtallegutinMatheundja,es
istabsolutmöglichihreSprachezulernen.
EineFamiliemitAustauschschülernausderganzenWeltzuwerden,hatmirgezeigt,dasses
trotzunsererUnterschiedeMenschengenauwiemichüberallaufderErdegibt.Eshatmich
gelehrtTeilderweltweitenCommunityzuwerden.Ichbinvielleichtimmernocheineaus7
MilliardenMenschenaberdieWeltistsokleinfürmichgeworden.
RotaryYouthExchangehatwirklichkeineSichtaufdieWeltverändert.Siekommtmirnicht
mehrvor,wieeingroßerundgruseligerOrt,indemicheinfachnurkomplettverlorenbin.
Ichhabefestgestellt,dassicheinzuHausefindenkann,egalwoichhingehe.
Diese Tatsache wurde mir diesen einen Abend, den ich zusammen mit meiner Gastfamilie
verbracht habe, richtig bewusst. Wir haben zusammen zu Hause Abend gegessen und
endetenfürStundenamAbendbrotstischerzählendundlachendwiewiresmeistenstaten.
Mein Austausch neigte sich langsam dem Ende entgegen und ich habe gefragt, ob ich am
nächstenTagvielleichtzumFlughafenfahrendürfte,umeineFreundinzuverabschieden,die
zurück nach Hause geflogen ist. Ich wäre ein bisschen später als sonst nach Hause
gekommen. Wir haben darüber gesprochen, dass ein anderer Rotarier mich nach Hause
bringt. Aber als wir Schwierigkeiten hatten eine Lösung zu finden, unterbricht mein
GastvaterplötzlichdieUnterhaltungundsagt:„MachdirkeineSorgen,Sophie.Ichholedich
ab.IchbindeinPapa.“
Ersagtees,alswennesdasSelbstverständlichsteaufderWeltwäre.„IchbindeinPapa.“Ich
habewirklicheinzweiteszuHausegefunden.EinOrt,andenichzurückkommenkann,egal
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wann und warum. Eine Familie, die mich wie ihre eigene Tochter aufgenommen hat, die
mich Wert geschätzt hat und mir so viel Liebe geschenkt hat. Obwohl ich nur irgendein
Mädchen war, von der sie nur eine einfache E-Mail bekommen hatten „Hallo ich heiße
SophieundichwerdenächstesJahreureAustauschschülerinsein.“
AlsichmichalsodieseseinletzteMalamFlughafeninBangkokumgedrehteundversuchte
„Danke“ zu flüstern, war der mir weinend zuwinkende Mann nicht einfach nur mein
Gastvater.EristmeinrichtigerVatergeworden.
RotaryYouthExchangehatdieganzeWeltinmeinzuHauseverwandelt.
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Peoplearerushingpastme.Suitcasesarerollingoverthefloor.Icanhearthedepartureand
arrival board flip to the next set of flights. Tears are running down my face. I pass my
backpack and my blazer to the friendly smiling security officer. He knows exactly what is
goingonhere.
AndthenIturnaroundonelasttime.Ilookrightintomyhostdad’seyes.Hesmilesatme,
wavesgoodbyeandIcanseehiseyesshiningred.Itrytowhisper“Thankyou”butmyvoice
cracks.
That was July 12th, 2013. Eleven months after I boarded the plane that would take me to
Bangkok,Thailand.Aplacethousandsofmilesawayfromhomewithacompletelydifferent
cultureandnotasinglepersonIkneworasinglepersonwhoknewme.Iwasn’tevenableto
pronounce my host parents names. People I had never met before. The only thing I knew
aboutthemwasfromtheshortemailtheysentmebeforeIarrived“Wewillpickyouupat
the airport. Welcome to Thailand.” Would I even be able to recognize them – since
apparentlyallAsianslookthesame?IhadnocluebuthowcouldIsinceIwasonly16years
oldandhadneverevenleftEurope?!TheworldwassobigandIfeltsosmallandlostbeing
oneoutof7billionpeopleonthisearth.
Sowhathaschangedaboutthegirlthatwassoscaredtobeputoutinthishugeworldand
thegirlthathadabrokenheartonJuly12th,2013atBangkokAirportleavingbehindherlife
asaRotaryYouthExchangeStudent?
Noonewilleverbeabletotakeawayfromusthelifechangingexperienceswegothrough
on exchange. They left their mark on me and they still remind me every day – even three
yearslater–whoIhadbecomeandwhoIstillam.
Beingcompletelyaloneandlostonmyfirstdayofschoolandhavingtointroducemyselfin
frontofmorethan4000students–apopulationalmosthalfofmysmallhometown–taught
metofacemyfears.IusedtobeafraidtowalkuptopeopleIhavenevermetandtalkto
them. Would they like me? Would we become friends? Would they laugh at my broken
Thai?Exchangehastaughtmetoovercomethisfear.NomatterifItalktoonenewperson
afteranotheror4000atonce.
Not being able to speak the same language as my new family taught me that everyone
smilesinthesamelanguage.“Paiginkaomaika?”iswhatoneofthegirlsfrommynewclass
asks me in my first week at school. I raise my eyebrows and probably have a really weird
look on my face. She smiles, grasps my hand and takes me to eat lunch with her at the
schoolcanteen.Ismilebackbeingthankfulthatshedidn’tleavemestandinginthehallway
alone.
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StayingstrongandfightingformydreamsiswhatIlearnedwhenallIwantedtodowasto
crawl up in my bed and cry in my pillow because I was so homesick and wanted nothing
morethanjustasimplehugfrommymom.
WhilebeingabletocompletelysinkinintoanewcultureandadapttheirvaluesandnormsI
reallyquicklearnedhowtoovercomestereotypes.No,notallAsianlookthesameandno
theyarenotallgoodatMathandyesitisabsolutelypossibletolearntheirlanguage.
Becomingafamilywithexchangestudentsfromallovertheworldshowedmethatdespite
our differences there are people just like me everywhere on this planet. It taught me to
becomepartofaglobalcommunity.Imightstillbejustoneoutof7billionpeoplebutthe
worldhasbecomesosmalltome.
RotaryYouthExchangehastrulychangedmyviewontheworld.Nolongerdoesitappearto
measascaryandbigplaceIamjustcompletelylostin.ItmademerealizethatIcanfinda
homenomatterwhereIgo.
ThisfacttrulysankinthisoneeveningthatIspendwithmyhostfamilyinThailand.Wewere
havingdinneratourhouseandendedupsittingatdinnertabletalkingandjokingforhours
likeweusuallydid.MyexchangewascomingtoacloseendandIwasaskingifIcouldmaybe
gotheairporttosendoffafriendthenextdaywhowasleavingtogobackhome.Iwould
havebeengettinghomealittlelaterthanusual.WediscussedtheideaofanotherRotarian
bringing me home, but as we struggled to figure out how to make it work my host dad
interruptsallthesuddenduringthisconversationandsays:
“Don’tworry.Iwillpickyouup,Sophie.Iamyourdad.”
Hesaidthatasifitwasthemostnaturalthingonearth.“Iamyourdad.”Ihadreallywona
secondhome.AplaceIcouldcomebacktonomatterwhenandwhy.Afamilythatadopted
meliketheirowndaughter,thatadmiredmeandgavemesomuchlove.EventhoughIwas
justarandomgirltheyhadnevermetbeforeandhadjustgottenasimplee-mailfrom“Hey
mynameisSophieandIamgoingtobeyourexchangestudentnextyear.”
SoasIturnedaroundthatonelasttimeatBangkokAirportandtriedtowhisper‘Thankyou’
the teary-eyed man waving back at me wasn’t just my host dad. He had become my true
father.
RotaryYouthExchangehadturnedthewholeworldintomyhome.
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