Neuwieder Jugendtheater Specials

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Neuwieder Jugendtheater Specials
„Neuwieder Jugendtheater Specials“
-UNDERDOGSEin Jugendtheaterstück ab der 8. Klasse zu Liebe, Freundschaft, Gewalt und
den Problemen zwischen den Kulturen
Materialien zur Nachbereitung
im Rahmen der Präventionsarbeit
Ansprechpartner: Horst – Peter Robiller
Stadtverwaltung Neuwied - Amt für Jugend & Soziales Jugendschutzbeauftragter Tel.: 02631 - 802175
Autor des Stückes und weitere Anfragen zu Aufführungen und Aufführungsrechte:
Thilo Moeck
Theater & Co, Neuwied
Tel.: 02631 - 824948
Weitere Infos auch unter:
www.neuwied.de/jugendschutz.html
www.theater-und-co.de
Theater über Grenzen...
„UNDERDOGS“
Ein Jugendtheaterprojekt
zu den Themen
Liebe, Freundschaft, Gewalt und den Problemen zwischen den Kulturen,
Migration & Gewaltprävention
„Underdogs“ im Rahmen der „Neuwieder Jugendtheater Specials“, wurde
möglich gemacht durch die Förderung der Stiftung der Gemeinnützigen
Siedlungsgesellschaft Neuwied (GSG) und der Unterstützung von Sparkasse
Neuwied und dem städtischen Kulturbüro.
Die Leitung des Projektes hat Hr. Robiller, städtisches Kinder- u. Jugendbüro
- Jugendschutz -
Eine Produktion der
Theater & Co. - Studiobühne, Neuwied
künstlerische Leitung: Thilo Moeck
Übersicht
Gewalt, Freundschaft und Integration (Gruppe)
Informationen zum Stück
Leseproben aus dem Stück Seite
Nachbereitungsvorschläge
Projektleitung
Kontakt
Bildnachweis:
Quelle: MIGazin, Magazin für Migration (Internet)
Gewalt, Freundschaft und Integration
Das Hauptthema des Stückes ist Gewalt. Wiederzufinden ist auch das Thema Integration.
Integration bedeutet, kurz erklärt, sich innerhalb einer Gruppe als gruppenzugehörig zu fühlen. Das
kann, wie im Stück eine Clique sein, eine Familie, Rechtsradikale oder auch Jugendgruppen.
Thema ist Liebe und Freundschaft und die Auswirkungen, wenn es z. B. zu Auseinandersetzungen
kommt. In UNDERDOGS zwischen Familienangehörigen, die direkt oder indirekt am Geschehen
teilhaben.
Es leben Menschen unterschiedlicher Herkunft in Deutschland, die natürlich ganz unterschiedliche
Wertesysteme haben. Das ist eine Realität. Es ist doch dann nur natürlich, wenn Menschen,
die ganz verschiedene Werte und Anschauungen haben, die Nähe zu dem vermeintlich
Anderen oft nicht ertragen können. Dieses ist aber nichts Neues, wie die Geschichte und
Gegenwart anderer Einwanderungsländer zeigt. Auch dieses Thema wird in UNDERDOGS
angesprochen.
Diese Tatsache löst bei einigen Menschen, die in Deutschland leben,
Ängste aus. Dies wird hier allzu deutlich durch alle Beiträge bestätigt. Eines sollte aber immer
gelten:
Das Üben von Toleranz ist ein gesamtgesellschaftliches Projekt, und fordert eine Bringschuld
von allen Menschen in diesem Land, die an einer offenen und solidarischen Gesellschaft
interessiert sind.
Informationen zum Stück
Das Stück setzt sich auf humorvolle, den Ernst des Themas aber nicht verleugnende Weise,
mit Gewalt und seinen vielen Facetten auseinander und will jugendliche Zuschauer zu Toleranz,
Akzeptanz und Gewaltfreiheit im Miteinander bewegen.
Dabei wird deutlich klargemacht, dass Toleranz in beide Richtungen funktionieren muss. Zwischen
zwei Menschen, zwischen Familien, Gruppen und damit auch innerhalb der Gesellschaft.
Integration kann nur dann erfolgreich sein, wenn ich z. B. als Fremder/Ausländer/Migrant für die
Kultur des Landes, in welchem ich lebe, offen bin. Auf der anderen Seite sollte es für uns Deutsche
selbstverständlich sein, diese Verschiedenartigkeit zu respektieren.
Extremismus in jedweder Richtung kann die Hoffnung auf ein friedvolles Miteinander zerstören.
An diesem Punkt setzt das Stück ein:
Aylin, ein 16-jähriges Mädchen türkischer Abstammung verliebt sich in den 17-jährigen deutschen
Alex. Und dieser sich in Aylin. Die zarte Annäherung der beiden und die erwachende
Neugier auf die Kultur des anderen wird auf eine schwere Bewährungsprobe gestellt, als sie
sich im Zentrum eines Kulturkampfes wiederfinden.
Aylin, einer extrem konserativen Familie entstammend, soll gemäß dem Willen ihres Vaters
verheiratet werden. Ihr Bruder, der von Aylins Liebe erfährt, stellt den beiden nach.
Auf der anderen Seite ist Alex Schwester Lea, die, dem “Vorbild” ihres Vaters folgend, in die
rechte Szene abgerutscht ist. Sie setzt ihre faschistischen Freunde auf Aylins Familie an.
Im Showdown (bzw. im Finale des Stückes) stehen Aylin und Alex zwischen den Fronten der
aufeinanderprallenden gegnerischen Parteien.
...
Leseproben aus dem Stück
Aus der ersten Szene. Alex und Aylin nach dem ersten Kuss und einer kleinen Episode
mit einem Rosenverkäufer:
Alex: Tut mir leid, ich hätt‘ dir echt gerne eine Rose geschenkt.
Aylin: Laß mal, ist schon in Ordnung. Ich hätte die Rose eh nicht erklären können.
Alex: Erklären? Wem erklären?
Aylin: Meinen Eltern. Und meinem Bruder...
Alex: Was hat denn dein Bruder damit zu tun?
Aylin: Das erklär ich dir später mal (schaut auf die Uhr)
Ich muß nach Hause, sonst bekomme ich Ärger.
(zieht ein Tuch aus ihrer Tasche)
Mist, nie ist ein Spiegel da, wenn man einen braucht.
Alex: Was machst du denn da?
Aylin: Ich muß das Kopftuch anziehen. Hilf mir doch mal.
Alex: Kopftuch???
Aylin: Wenn ich ohne nach Hause komme, darf ich nicht mehr ohne Geleitschutz aus
dem Haus.
Alex: Du bist...
Aylin: Na und? Was dagegen?
Alex: Nein, tut mir leid. ...Ach, Scheiße!
Aylin: Und, wars das jetzt?
Alex: Nein, ich war nur nicht auf so was vorbereitet.
Aylin: Auf “so was”? Ach verstehe, der Kulturschock. (wendet sich ab)
Alex: (tritt von hinten an sie heran, umarmt sie) He, du... . hab dich lieb...
Aylin: Wenn schon, dann “hab dich sehr lieb”. (löst sich)
Und jetzt sag schon, sitzt mein Kopftuch richtig?
Alex: Keine Ahnung!
Aus der vierten Szene. Mehmet, Aylins Bruder und sein Freund Osman
Osman: Mehmet, komm her, ich muß dir was wichtiges sagen.
Mehmet: Worum geht’s?
Osman: Deine Schwester Aylin, die soll doch den Cem heiraten...
Mehmet: Ja, und?
Osman: Ich hab gerade mitbekommen, wie die Celine sich mit ihrem besten Freund unterhalten
hat.
Mehmet: Celine? Die aus Aylins Klasse?
Osman: Ja, genau. Und der Typ, dieser...
Mehmet: Alex?
Osman: Genau. Der geht mit Aylin.
Mehmet: Was?
Osman: Ich habs genau gehört, Mann.
Mehmet: Oh, das gibt Probleme.
Osman: Probleme? Du bis vielleicht naiv, Alter. Dieses deutsche Weichei beschmutzt
eure Ehre, wenn der was mit deiner Schwester hat.
Mehmet: Jetzt übertreib mal nicht, Osman.
Osman: Ich übertreib nicht. Jetzt überleg doch mal. Wenn diese Schwuchtel deine
Schwester entjungfert, meinst du, die Familie von Cem akzeptiert die dann
noch? Das bringt Schande über eure Familie.
Mehmet: (packt Osman am Kragen, zornig)
Pass auf was du sagst, red nicht so über meine Schwester, sonst...
Osman: Mensch, du Idiot! (reißt sich los und stößt Mehmet nach hinten)
Nicht auf mich solltest du sauer sein, sondern auf diesen Alex.
Ich versuch doch bloß, eure Ehre zu retten.
Wenn du auf einen losgehen willst, dann auf diesen Alex.
Mehmet: Entschuldige Osman. Aber, Gewalt ist nicht mein Ding. ...
Ich meine, ich weiß auch gar nicht, ob das mit Aylin und diesem Cem so das
Wahre ist. Ich meine, sie liebt ihn ja gar nicht.
Osman: Was hat das denn damit zu tun? Es geht um eure Familie, Mann. Um eure Ehre.
Mensch, überleg doch mal, wie dein Vater dasteht, wenn das rauskommt.
Mehmet: Was soll ich also tun, deiner Meinung nach?
Osman: Komm mit, ich sag’s dir.
Beide ab.
Anfang der fünften Szene. Wolf und Andy, zwei Neonazis, Freunde von Lea (Alex
Schwester)
Auftritt Wolf und Andy
Beide setzen sich auf die Bank.
Wolf: Gib mal n Bier her!
Andy gibt Wolf ein Bier, nimmt sich selber eins, trinken.
Wolf: Jetzt erzähl mal, was war gestern los.
Andy: Also, da kommt doch tatsächlich so’n stinkender Knoblauchfresser an und fragt
mich nach Feuer, da mein ich, klar kannste Feuer haben, ich mach dir Feuer im
Arsch. Und der meint doch glatt, bloß weil n Kumpel von ihm dabei war, könnt er
eine dicke Lippe riskieren und macht einen auf starker Max, meint, ich wär aggressiv
und er hätte doch bloß freundlich gefragt. Der ging mir so was von auf
den Sack, da hab ich dem nen Schubs verpaßt, das der im Straßengraben landet,
und als dem sein Kumpel aufmuckt, hab ich dem gleich voll eins in die Fresse
gegeben. Dann war Ruhe, kann ich dir sagen.
Wolf: Krass Alter, gut gemacht. Und weiter?
Andy: Nix weiter, reicht doch. Zwei Asis mehr, die Respekt vor uns Deutschen haben.
Ist doch’n guter Schnitt für einen Abend.
Wolf: Wohl wahr.
(blickt in die Gasse)
Quatsch mal’n bißchen zivilisierter, da kommt Lea, die is noch’n bißchen sensibel.
Andy: Die is doch voll auf unserer Linie, dacht ich.
Wolf: Ist sie auch, aber trotzdem, wir wolln doch einen guten Eindruck hinterlassen,
oder?
Andy: Bist wohl scharf auf die Alte?
Wolf: Halts Maul jetzt, sie ist gleich da.
Auftritt Lea
Zur Nachbereitung des Stückes kann der ausgewählte Inhalt (Szenen, s.o.)
nochmals aufgearbeitet werden. Damit wird der Verlauf der Handlung in
seinen Feinheiten noch mal klarer.
Für die Nachbereitung gibt es mehrere Möglichkeiten der Fragestellung an
die Schüler, die auch als Ergebnis schriftlich (in Notizform/Tafel ...)
festgehalten werden sollten. Dies ist z. B. im Rahmen des Deutsch- oder
Ethikunterrichtes sinnvoll.
1. Du hast das Stück gesehen. Gebe den Inhalt kurz wieder (Schüler
abwechselnd).
2. Die Textauszüge (s.o.) können für eine Inhaltsangabe dazugenommen
werden bzw. einzeln diskutiert werden. Eine zentrale Frage ist im Stück:
„Wie verhalten sich die Personen ?“ und „Wie beurteilst Du dieses
Verhalten ?“ (Differenzierung).
3. Wie glaubst Du, sehen die Probleme genau aus, die Ailin und Alex mit
Ihren Eltern zu Hause haben ?
Wie reagieren die Eltern auf die Freundschaft ?
Der Textauszug aus Szene eins (s.o.) kann hierfür zur Hilfe genommen
werden.
4. Kennst Du selbst bei deinen Freunden (evtl. sogar bei sich selbst) eine
solche problematische Situation ? Beschreibe sie.
5. Wie glaubst Du geht die Geschichte nach dem Ende des Stückes
weiter ? Verschiedene Möglichkeiten werden gesammelt.
6. Was hast Du an Unrecht im Stück erkannt ?
(z. B. körperliche Gewalt, Ausdrücke und Beleidigung, Bedrohung, etc.)
Der Textauszug aus den Szenen vier und fünf (Text s.o.) sind hierfür
z. B. geeignet.
Projektleitung
Die künstlerische Leitung des Projektes habe ich inne und ich möchte mich an dieser
Stelle kurz vorstellen:
Mein Name ist Thilo Moeck und ich leite seit fünf Jahren das Studio für Theater und Tanz
und die Studiobühne „Theater & Co.“ in Neuwied.
Vorab stand ich zehn Jahre lang als Schauspieler und Tänzer an den Städtischen Bühnen
Münster und am Stadttheater Gießen auf der Bühne, war anschließend Dozent für
Tanztheater an einer Schweizer Tanzakademie und leitete danach fünf Jahre lang eine
städtische Jugendkunstschule im süddeutschen Raum.
In Neuwied unterrichte ich Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Bühnentanz
und Schauspiel, und das vom Hobbykurs bis hin zur Akademievorbereitung.
Nach „SAFE“, einem Stück zur Aidsprävention, ist dieses Projekt die zweite
Kooperation meines Studios mit dem Kinder- und Jugendbüro – Jugendschutz - der Stadt
Neuwied.
In „Underdogs“ sind alle Rollen altersgemäß besetzt. Das heißt, jugendliche Rollen
werden
von jugendlichen Darstellern gespielt, die bei mir zur Vorbereitung professionellen
Schauspielunterricht erhielten. Dies kommt der Authentizität und Glaubwürdigkeit des
Stückes zu Gute.
Thilo Moeck
- Projektleitung -
Thilo Moeck, Theater & Co., Mittelstr. 49, 56564 Neuwied, Tel. 02631 / 82 49 48