Nur für den Dienstgebrauch und den Fachlehrer bestimmt! Die

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Nur für den Dienstgebrauch und den Fachlehrer bestimmt! Die
Abitur 2003 Geografie Lk Lehrer
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Nur für den Dienstgebrauch und den Fachlehrer bestimmt!
Die vorgelegte Prüfungsaufgabe besteht aus zwei Prüfungsarbeiten: A und B.
Der Prüfungsteilnehmer hat davon eine Prüfungsarbeit auszuwählen. Alle Prüfungsunterlagen
sind geschlossen nach Ablauf der schriftlichen Prüfung einzusammeln.
Die Prüfungsarbeit wird entsprechend dem nachfolgend aufgeführten Erwartungshorizont
bewertet.
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Block A
Die Lösungshinweise stellen nur eine mögliche Aufgabenlösung dar. Andere Lösungsmöglichkeiten sind zuzulassen, wenn sie der Aufgabenstellung entsprechen und sachlich richtig sind. Der
Erstkorrektor kann in diesem Fall für den Zweitkorrektor eine Begründung beigeben (anonym,
auf gesondertem Blatt).
Erwartungshorizont
1
Lagemerkmale und naturräumliche Bedingungen
10 BE
Lage:
zwischen 5° und 21° N und 98° und 105° O
Südostasien zwischen Pazifik/Golf von Siam und Indik
Relief:
größter Teil Mittelgebirgsland, teilweise Hochgebirgscharakter,
von Flusstiefebenen unterbrochen
Klima:
wechselfeuchte Tropen, monsunbeeinflusst
Wasserhaushalt: semihumid
Boden:
lateritische Böden, rotbraune und rote Savannenböden
Vegetation: feuchtsavannenartig, im Küstenbereich Regenwälder
Bodenschätze: außer Zinn und Wolfram keine nennenswerten Bodenschätze
Mögliche Gesichtspunkte einer wirtschaftlichen Entwicklung:
− Landwirtschaft: große Vielfalt der Anbaumöglichkeiten (Klima),
Exportmöglichkeiten
− günstige Voraussetzungen für Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte
− rohstofforientierte Industrie nicht sonderlich entwicklungsfähig
(Bodenschätze)
− Tourismus (Dienstleistungssektor)
− Lage an internationalen Schifffahrtswegen (Handel)
− eventuell Ansiedlung intelligenzintensiver Wirtschaftszweige
2
Bevölkerungsentwicklung und -verteilung
2.1
− siehe Anlage 1
− hohe Geburten- und Sterberaten um 1800, geringe Zuwachsraten
(agrarisches Zeitalter) in Schweden als Ausgangsbasis
− mit der wirtschaftlichen und medizinischen Entwicklung sinken in
Schweden Geburten- und Sterberate allmählich ab, Hinweis auf
Sozialsysteme, Änderung des generativen Verhaltens
− gegenwärtig geringer Bevölkerungsumsatz, Wachstumsraten gegen Null
tendierend (Wohlstandsgesellschaft)
2.2
− auf Grund der Tatsache, dass die Bevölkerungszahlen in
Entwicklungsländern erst nach 1950 als einigermaßen gesichert gelten, hat
Thailand eine etwas geringere Sterberate im Ausgangspunkt (Übernahme
des medizinischen Fortschritts bewirkt rasches Absinken der Sterberate)
− in Thailand bis 1975 kein allmähliches Absinken von Geburten- und
Sterberate Î keine Änderung des generativen Verhaltens
− erst nach 1975 die Erkenntnis unter veränderten wirtschaftlichen und
sozialen Umständen, dass Verringerung der Fruchtbarkeit Vorteil bringt Î
30 BE
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Absinken der Geburtenrate
Mögliche Argumente:
− in den Staaten mit schnellem Bevölkerungswachstum liegt die
Geburtenhäufigkeit heute höher als am Beginn der Entwicklung in Europa
→ Verschärfung der Ausgangssituation
− in Europa ging die Sterberate langsamer und parallel zum medizinischen
Fortschritt zurück; in den Entwicklungsländern sinkt sie rasch
− in den Entwicklungsländern geht die Bevölkerungsexplosion der
Industrialisierung voran
− die fehlende Integration breiter Bevölkerungsschichten in den
Wirtschaftsprozess erzeugt keinerlei Rückwirkung auf das generative
Verhalten
− „Ventil“ der Auswanderung in Europa im 19. Jahrhundert für wachsende
Zahl der Arbeitslosen steht nicht mehr zur Verfügung
− soziale und wirtschaftliche Umstände in den Entwicklungsländern bieten
für die Menschen nicht die Erkenntnis, dass Verringerung der Fruchtbarkeit
Vorteil bringt
− Verfügbarkeit von Methoden zur Fruchtbarkeitsbeschränkung
FAZIT: Modell nur bedingt übertragbar
2.3
− urbanisierte Fläche und Bevölkerung erst langsam wachsend, ab Mitte des
20. Jahrhunderts expotenziell zunehmend
− Ursachen: Bevölkerungsexplosion, Landflucht, Pull- und Pushfaktoren,
Förderungen, Anreize, billige Arbeitskräfte, Absatzmöglichkeiten, günstige
Lage, Fühlungsvorteile
− Auswirkungen: Metropolisierung, Zunahme der regionalen Disparitäten,
geringe Entwicklungschancen auf dem Lande durch Abwanderung,
Überlastung der Städte, Marginalsiedlungen, Segregation, Marginalität
eines Teils der Bevölkerung → Verschärfung sozialer Gegensätze
3
Wirtschaftsentwicklung und räumliche Entwicklungsstrategien
3.1
An der unteren Grenze zum Schwellenland, darauf deuten
− Anteil der Fertigwaren am Export
− Bruttoinlandsprodukt
− bedeutend höhere Lebenserwartung als in den meisten
Entwicklungsländern
− deutliches Absinken der Geburtenrate
− typisch: hohe Auslandsverschuldung, vorhandene Außenhandelsdefizite,
hoher Anteil Beschäftigter in der Landwirtschaft
3.2
Bedeutung der Metropole Bangkok:
− einzige Millionenstadt im Land
− wichtigster Verkehrsknotenpunkt (zentrale Lage im Eisenbahnnetz)
− sehr hohe Industriedichte (50 % des BIP, 90 % der Steueraufkommen)
− hohe Konzentration von Industrieparks in der Region Bangkok (Argumente
aus M 4)
− andere Regionen deutlich unterrepräsentiert
20 BE
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3.3
− aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist Konzentration staatlicher Mittel für
Industrieentwicklung auf Region Bangkok sinnvoll (beste
Standortbedingungen → Agglomerations- und Fühlungsvorteile)
− Standortvorteile werden in der Regel von ausländischen Firmen in
Anspruch genommen (vgl.: Strukturdaten BIP - BSP)
− Verschärfung der ohnehin bereits gravierenden räumlichen Disparitäten
durch Konzentration auf Region Bangkok
− Folgen: Verstärkung der Landflucht, in peripheren Räumen soziale
Erosionsprozesse, in der Metropole fallen breite Bevölkerungsschichten
unter Marginalisierung, ökologische Probleme in der Region Bangkok und
am Golf von Siam
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Anlage 1 Demographisches Ablaufdiagramm nach Witthauer
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Block B
Die Lösungshinweise stellen nur eine mögliche Aufgabenlösung dar. Andere Lösungsmöglichkeiten sind zuzulassen, wenn sie der Aufgabenstellung entsprechen und sachlich richtig sind. Der
Erstkorrektor kann in diesem Fall für den Zweitkorrektor eine Begründung beigeben (anonym,
auf gesondertem Blatt).
Erwartungshorizont
1
Klimatische Verhältnisse der Alpenregion
1.1
Klimadiagramm
Grenoble, 223 m, 45 ° N/6 ° O, 11,0 ° C, 1025 mm
1.2
Gemeinsamkeiten:
− ganzjährig humid Æ Einfluss Westwindzone
− keine Fröste, Jahrestemperatur über 10° C Æ relativ hohe
Strahlungsintensität der Sonne (Lage im Gradnetz)
Unterschiede:
− Verona höhere Temperaturen, geringere NS Æ Südseite der Alpen,
teilweise Regenschatteneffekt, stärkere Kontinentalität
− Grenoble Æ Westrand der Alpen, gewisser Stauregeneffekt, ozeanischer
Einfluss stärker spürbar
2
Glaziale Überformung der Alpen
2.1
Glaziale Abtragungsformen
Trogtäler
Rundhöcker
glattgeschliffene Felsformationen
Toteislöcher
Glaziale Ablagerungsformen
Moränen (Seiten- und Endmoränen)
Schottermassen
Schmelzwasserrinnen
Zungenbeckenseen
erodierende Wirkung der Gletscher
im Untergrund ist zu erklären
akkumulative Wirkung der Gletscher
und Schmelzwässer ist zu erklären
10 BE
14 BE
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2.2
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Der Erörterung sollte eine Materialanalyse vorangehen:
− seit Mitte des 19. Jahrhunderts Rückgang der Gletscher
− Jahre mit Stillstand oder geringfügigem Vorstoß können allgemeinen
Rückzug nicht unterbrechen
− Abschmelztendenz seit 1990 besonders drastisch
− mögliche Ursachen: natürliche Klimaschwankungen
verstärkter anthropogener Treibhauseffekt
Da es sich um erdgeschichtlich kurze Zeiträume handelt, ist eine eindeutige
Aussage noch nicht möglich. Allerdings sollte immense Zunahme der
Treibhausgase, insbesondere in den letzten 50 Jahren, bei der Argumentation
Berücksichtigung finden.
3
Naturkatastrophen in den Alpen
Natürliche Ursachen
− Erdbeben Æ Kollision Eurasische und Afrikanische Platte
− Bergstürze, Hangrutschungen Æ vegetationsarme Landschaft mit
Lockermaterial und hoher Reliefenergie
− Lawinen Æ Abriss von Schneedecken bei relativ hoher Hangneigung
− Überschwemmungen Æ starke Regenfälle, Schneeschmelze
Anthropogene Ursachen (Mensch verstärkt durch Eingriffe in Naturhaushalt
Disposition für Naturkatastrophen)
− Waldrodungen, Bodenverdichtung, Bodenversiegelung durch Erschließung
touristischer Infrastruktur (Skipisten, Seilbahnen, Hotel- und
Straßenbauten)
− Waldschädigung durch Schadstoffemissionen auf Grund erhöhten
Verkehrsaufkommens
− verstärkte Erosionsgefahr durch Vegetationsveränderungen, insbesondere
steigert beschleunigtes Abflussverhalten Überschwemmungsgefahr,
fehlender Bergwald erhöht Lawinen- und Bergsturzgefahr
Geeignete Schutzmaßnahmen
− Verbesserung der Vorhersagemöglichkeiten von Naturereignissen
(Lawinenforschung, Wettersatelliten) Æ kostenintensiv,
Unsicherheitsfaktoren bleiben
− Sanierung der Bergwälder (Aufhalten von Steinschlag, Wasserspeicher,
O2-Spender) Æ zeitaufwändig, kostenaufwändig
− Verbauungen oberhalb der Baumgrenze (Verhinderung von Lawinen,
Bergstürzen) Æ mit Kosten verbunden
− Fließgewässer mit naturnaher Lauf- und Ufergestaltung (Rückbau),
eventuell Schaffung von Überflutungsflächen Æ zeitaufwändig, durch
Naturbedingungen nur begrenzt möglich
− sanfter Tourismus (Kapazitätsobergrenzen, Umweltverträglichkeitsprüfungen bei neuen Baumaßnahmen, autofreie Zonen, naturnahe Angebote, wie
Lehrpfade, Urlaub auf Bauernhof, Wandern als Naturerlebnis u. a.) Æ
kurzfristige Ertragseinbußen, da Nichtauslastung vorhandener Kapazitäten
Resultat: kein 100 %iger Schutz möglich, Maßnahmen werden immer
aufwändiger
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4
Alpiner Verkehr auf dem Prüfstand
4.1
− kurze und schnelle Verbindung zwischen Nord-, West-, Mitteleuropa
einerseits und Südeuropa andererseits
− Beschleunigung dieses Prozesses durch gemeinsamen Markt innerhalb EU
Æ hohe Intensität der Austauschprozesse und der Arbeitsteilung
− betrifft besonders Gütertransport zwischen Agglomerationen, wie Randstad
Holland, London, Paris, Rhein-Ruhr sowie Marseille, Turin, Rom u. a.
4.2
Eine präzise Materialauswertung ist für die Bewältigung der Aufgabenstellung
unumgänglich:
Ziele (Gemeinsamkeit)
− als Transitländer Aufnahme und Weiterleitung der Verkehrsströme im
zusammenwachsenden Europa
Umsetzung
Schweiz:
–
Österreich:
–
–
–
–
4.3
Abwicklung fast des gesamten
Schwerlasttransportes über Schiene, dazu Bau
von zwei Basistunneln am Lötschberg und
Gotthard
Ausbau des kombinierten Ladungsverkehrs
(Lkw-Transport auf speziellen
Niederflurwaggons der Eisenbahn)
zur Umsetzung Schienenprojekte notwendig, um
N-S und W-O gerichtete Verkehrsinfrastruktur
auszubauen
Straßenausbau, um mittelosteuropäische
Nachbarn besser einzubinden
Einführung eines Öko-Punktesystems, um
Schadstoffbelastung zu senken
Erste Ergebnisse
− beide Staaten Steigerung der Verkehrsströme, Schweiz wesentlich geringer
− Hauptverkehrsträger in Schweiz Schiene, in Österreich Straße
konsequente und restriktive Verkehrspolitik der Schweiz zeigt Ergebnisse in
gewünschte Richtung
Einer Auseinandersetzung mit den verschiedenen Meinungen sollte eine kurze
Darlegung der jeweiligen Sichtweisen vorausgehen:
Alpentransit über Schiene – auch, wenn höhere
A) Schwäb. Zeitung: –
Kosten
häufige Staus auf den Straßen können zum
Umdenken beitragen
B) Avanti-Initiative:
–
Erweiterung des Straßennetzes (in Schweiz), da
häufige Staus zu teuer
–
Mobilität ohne Grenzen als wichtiger Aspekt der
Globalisierung
–
Abwägung der Kosten auf Schiene und Straße,
C) Professor:
wobei direkte und indirekte Kosten bzw. Folgen
berücksichtigt werden
20 BE
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Argumentation:
Sichtweisen aller drei Beteiligten nachvollziehbar,
wobei „A“ und „B“ einseitige Betrachtungsweisen
haben, während „C“ die Problematik komplexer
darstellt
Andere begründete Argumentationen sind zuzulassen.
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Bewertungsskala
BE:
Punkte:
Noten:
60...58
57...55
54...52
51...49
48...46
45...43
42...40
39...37
36...34
33...31
30...28
27...25
24...21
20...17
16...13
12...0
15
14
13
12
11
10
09
08
07
06
05
04
03
02
01
0
1+
1
12+
2
23+
3
34+
4
45+
5
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