Study Nurses dürfen nicht nur nett sein
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Study Nurses dürfen nicht nur nett sein
Petra Kammerer . STUDY NURSE | KLIFO PRAXIS Warum Study nurses nicht nur nett sein dürfen – Teil I Die „Study Nurse“ ist für den Erfolg einer klinischen Studie oft von zentraler Bedeutung. Wie aber sehen die Aufgabenfelder und Kompetenzen einer Studienkoordinatorin konkret aus? Studienassistenz, Study nurse, Studienkoordinator, research nurse ...hinter diesen Bezeichnungen verbirgt sich eine zentrale Funktion für die Qualität einer klinischen Prüfung. Sie ist so neu, dass sie in den ICH-GCP-Leitlinien, die die klinische Forschung seit über 10 Jahre prägen, noch nicht erwähnt wird. „Study nurse“ ist allerdings keine gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung. Im Grunde kann sich jede/r so nennen, an den der Prüfarzt Aufgaben im Rahmen der Studiendurchführung delegiert. Die ersten Study nurses trainierten sich über das „learning-by-doing“ Prinzip. Inzwischen gibt es Weiterbildungen, die die erforderlichen Kompetenzen systematisch aufbauen und trainieren. Denn „nett“ allein genügt nicht mehr, seit die klinische Forschung sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt hat. Die Study nurse gibt es gar nicht Eine Study nurse wird nicht aus-, sie wird weitergebildet. Eine Ausbildung zur Study nurse gibt es in Deutschland nicht, da dieser Beruf offiziell noch nicht existiert. Also gibt es weder eine geschützte Berufsbezeichnung noch eine offizielle Ausbildungsverordnung. Eine Study nurse unterstützt – ganz allgemein – einen Prüfarzt bei der Durchführung einer klinischen Prüfung. Sie hat eine staatlich anerkannte Ausbildung in einem Gesundheitsberuf – in der Regel Krankenschwester, Arzthelferin oder medizinisch-technische Assistentin. Doch das ist kein MUSS – zur Zeit kann sich noch jede/r Study nurse“ nennen. Legt man die Anforderungen in den zahlreichen Stellenanzeigen (Suche Study nurse ...) zugrunde, braucht eine Study nurse vor allem gute Englischkenntnisse und ausreichende Kenntnisse im Umgang mit PC und Internet. Was sagen Study nurses (die sich im November 2008 im Münchner Studienzentrum weiterbilden ließen) selbst, wenn sie nach ihrem tatsächlichen Aufgabenspektrum gefragt werden? Kurz gefasst: Nett und guten Willens sein reicht lange nicht aus, um den vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden. Gut, dass es inzwischen über das „learning by doing“ hinaus Weiterbildungen gibt, die Study nurses in spe mit den Regularien und Gepflogenheiten der Studiendurchführung vertraut machen. Zum Beispiel die dreiwöchige Weiterbildung, die das Münchner Studienzentrum im Verbund mit dem Heidelberger DZKF 7/8-2009 71 KLIFO PRAXIS | STUDY NURSE und dem Freiburger Studienzentrum organisiert hat. Kommunikationskompetenz als wesentliches Handwerkszeug wird von Dipl.-Psych. Petra Kammerer trainiert. Vielleicht nicht erstaunlich – ganz oben auf der Wunschliste der Themen ist das Verhältnis zum eigenen Chef, den Kollegen und den Monitoren! Warum das so ist – dazu später. mit Papier und Bleistift ging, nämlich Menschen, ihre verschiedenen Termine und Räumlichkeiten unter einen Hut zu bringen, erfordert immer öfter ausgefeilte Logistik- und Projektmanagementkenntnisse. Von der Assistenz zur Koordinatorin Viele Study nurses (und nicht der Prüfarzt) fertigen aus den Angaben im Protokoll Checklisten für Patientenvisiten an, damit an alles gedacht wird. Damit haben sie bereits, ohne es zu wollen, den Anfang einer Qualitätssicherung gemacht: Nützliche (weil vollständige) Checklisten sind die Vorläufer von Prozessbeschreibungen und SOPs (Standardarbeitsanweisungen) – Instrumente des Qualitätsmanagements nach DIN ISO, das langsam auch Eingang ins GCP-Umfeld findet. Lange Jahre war es in Praxen und Kliniken eher üblich dass klinische Studien so „mitliefen“. Und auch die Arbeit als Study nurse lief nebenher als zusätzliche Aufgabe einer Assistentin, Arzthelferin, Krankenschwester. „Study nurse“ zu sein, war nach den Aussagen der Betroffenen keine sehr beliebte Aufgabe, denn die Arbeit mit den Patienten und dem Monitor wurde einfach obendrauf gepackt bzw. dazwischen geschoben und zu oft nicht einmal mit Lob und Anerkennung honoriert. Und es war gar nicht klar, was eine Study nurse eigentlich macht. Eine richtige Study nurse wächst jedoch mit und an ihren Aufgaben: in der Regel fängt sie mit einfachen Zuarbeiten an, z. B. mit dem Verarbeiten und Versand der Blutproben von Studienpatienten oder mit der Messung der Vitalfunktionen. Der Prüfarzt kann diese und andere Aufgaben nämlich im Rahmen einer klinischen Prüfung gemäss ICH-GCP delegieren. „Man muss fit sein im zackigen Blutabnehmen und auf die Sekunde genau arbeiten: das ist Studienassistenz in der Phase I.“ In manchen Prüfzentren bleibt es auch bei diesem Aufgabenzuschnitt. Koordination In anderen Prüfzentren weitet sich der Aufgabenbereich schnell aus: z. B. mit dem Annehmen der Medikation an der Anmeldung. Studienmedikation wird vom Kurier auch zu Zeiten gebracht, in denen der Prüfarzt nicht verfügbar ist. Trotzdem muss jemand sicherstellen, dass die Medikation kontrolliert und die Kühlkette nicht unterbrochen wird. Das kann der Startschuss sein für den Beginn einer Karriere als Study nurse. Der Kurier ist nicht der einzige externe Kooperationspartner, der in eine Studiendurchführung involviert ist: Studien erfordern die Abstimmung von Arbeitsabläufen innerhalb des Zentrums (zwischen den verschiedenen Fachabteilungen einer Klinik) und mit externen Kooperationspartnern (Labor, aber auch Hausärzte). Zu den Hauptaufgaben einer Study nurse – vor allem einer Study nurse, die im Klinikkontext beschäftigt ist – gehört es inzwischen, die Verbindung der verschiedenen an einer Studie beteiligten Funktionen und Abteilungen sicherzustellen: von der Apotheke über das Labor bis hin zur Radiologie, der Kardiologie, dem Prüfarzt. Und Study nurses müssen Kollegen informieren und dafür sorgen, dass die Protokollanforderungen verstanden und beachtet werden. Aber auch die Patiententermine muss sie im Blick behalten – bleiben die Patienten innerhalb des Zeitfensters? Patienten müssen ein- und auch einmal – je nach Anforderung des Studienverlaufs – umbestellt werden. Was einmal 72 DZKF 7/8-2009 Qualitätssicherung Rekrutierung, Patientenschulung und -bindung Auch die Betreuung von Studienpatienten unterscheidet sich von der normalen Patientenversorgung: Studienpatienten haben besondere gesetzlich verankerte Rechte und unterliegen speziellen Verpflichtungen. Sponsoren wissen um die wichtige Rolle, die gerade die Study nurse für die Compliance von Studienpatienten spielt. Oftmals sind es nämlich die Study nurses, die Patienten in den Gebrauch von Studienmaterial, z. B. des Tagebuchs, einweisen oder auch den Umgang mit Studienmedikation (alles aufheben, zurückbringen) vermitteln. In den Gesprächen mit den Patienten muss sie demnach Ziele verfolgen – nicht einfach nur herumreden. Und erreichen, dass die Patienten verstehen, was genau in einer klinischen Prüfung von ihnen erwartet wird und mit geeigneten Rückmeldungen dafür sorgen, dass sich ihre Compliance verbessert. Diese Aufgabe geht über „freundlich sein“ weit hinaus – es ist Patientenschulung und Erwachsenenbildung. Dabei ist eine Study nurse oft über die Sachseite hinaus der emotionale Ansprechpartner: sie erfahren, was sich ein Patient den Arzt nicht zu fragen traut. Dokumentations- und IT-Kompetenz Oftmals ist die Study nurse (häufiger als der Prüfarzt) auch die Hauptansprechpartnerin der Monitore. Sie bereitet die Monitorbesuche vor und nach. Und sie ist die Hauptansprechpartnerin für den Monitor während des Besuchs – in der Ära der Papier-CRFs wurde Ausstehendes gemeinsam geklärt, korrigiert und erledigt. In der Regel ist es die Study nurse, die die Patientendaten in den Originaldatenunterlagen und in der Studiendokumentation (Case Report Forms) dokumentiert. Manchmal erhebt sie diese Daten auch selbst – wenn sie Messungen durchführt und Patienten befragt. Elektronische Datenerfassung verlangt von einer Study nurse eine Weiterentwicklung ihrer Dokumentationskompetenz. Auf den Monitor kann wegen der vorgeschriebenen Fristen, den „cycle times“ nicht mehr gewartet werden – die Study nurse muss inzwischen selbstständig und STUDY NURSE | KLIFO PRAXIS mit hoher Qualität handeln. Sonst steigt die Arbeitsbelastung und die Queryrate und das provoziert unangenehme Nachfragen. Was macht eine erfahrene Study nurse anders? „Study nurse“ ist nicht gleich „Study nurse“: Eine erfahrene Study nurse weiß z. B., wie sie die Patientenbesuche am nächsten Tage effektiv vorbereiten kann. Sie stellt nicht nur die benötigten Labormaterialien zusammen, sie bereitet auch die Dokumentation vor. Sie schreibt – in Zeiten des Papier-CRF – z. B. vor, damit die Dokumentation in den CRF am nächsten Tag schnell geht. Aber genau hier scheiden sich die Geister – eine erfahrene Study nurse kennt nämlich die zeitfressenden Fehlerquellen: Wer nämlich das Tagesdatum einträgt, erlebt immer wieder, dass der Patient nicht erscheint. Das bedeutet: ICH-GCP gerecht korrigieren. Datum, Kürzel ... das Tagesdatum! Auf jeder Seite ... Also besser gar nichts vorbereiten? Kommen mehrere Patienten hintereinander, kann leicht Unordnung und Wirrnis entstehen. Die Lösung entsteht aus dem Erfahrungswissen: Es macht Sinn, die Initialen und Identifikationsnummer einzutragen – aber ohne Datum. Eine erfahrene Study nurse spart auch an vielen anderen Stellen sich und dem Prüfarzt die wertvolle Ressource Arbeitszeit: indem sie z. B. Nachfragen vom Datenmanagement annimmt und „vorsortiert“. Viele Queries (z. B. „Please confirm ...“) kann sie selbst erledigen. Andere Queries – oft der kleinere Teil – nicht. Aber sie kann die Patientenakten zusammenstellen, dann einen Termin mit dem Prüfarzt vereinbaren und anschließend dafür sorgen, dass die Antworten schnell zum Datenmanagement zurückfließen. Study nurse als 1. Offizier: eine grossartige Lösung ... So wird eine Study nurse mit jeder neuen Aufgabe von einer Assistentin mehr und mehr zur Koordinatorin der Studie. Mit jeder Studie und jedem Sponsor bzw. CRO lernt sie Verfahren neu oder besser kennen – IWRS-Systeme, EDC-Systeme, Kuriere, Labore ... Sie sammelt damit Erfahrungswissen an, das ihr hilft, „Perle“ zu sein. Sie wird als unverzichtbar betrachtet – und ist es auch, weil ihr Wissen und Können nirgendwo anders als in ihrem Kopf ist. Je kompetenter sie wird, desto wohler fühlen sich die anderen Beteiligten: der Monitor ist erleichtert – denn sie ist seine Hauptansprechpartnerin. Der Prüfarzt kann sich mehr und mehr auf die ärztlichen Aufgaben konzentrieren, weil seine Study nurse eigenverantwortlich arbeitet, mit- und vorausdenkt. Das entlastet ihn. Natürlich bleibt er verantwortlich – auch für die Ausführung der Aufgaben die er im Rahmen der Studiendurchführung delegiert. ... und zugleich ein Problem Und an dieser Stelle (wenn er sich so richtig wohl und entlastet fühlt) könnte er sich die Frage stellen: Wie kann ich als Prüfarzt meinen Pflichten nachkommen und meine Study nurse supervisieren, auch wenn ich gar nicht so genau weiß (und wissen will), was sie alles macht? Wie können wir hier sicherstellen, dass die Arbeitsabläufe effizient funktionieren und die ICH-GCP Bestimmungen beachtet werden?! Die andere Frage, die ihn beunruhigen könnte, lautet: alles Wissen ist im Kopf einer einzigen Mitarbeiterin, der Perle von Study nurse eben. Was passiert, wenn sie einmal ausfällt? Als Trainerin bin ich Study nurses begegnet, die sich für ihr Studienzentrum rundum verantwortlich fühlten. Sie sagten: Ich war in den letzten 15 Jahren nicht einen Tag krank! Aber was, wenn? Auf diese Frage gab es keine Antwort – das darf eben nicht passieren. Oder wenn sich die „Perle“ entschließt, umzuziehen? Oder wenn sie einfach nicht mehr kann, weil alles auf ihren Schultern lastet? Vermutlich wagen auch Monitore und Sponsoren nicht daran zu denken ... Nett sein reicht nicht für eine erfolgreiche Arbeit Mit dieser Bedeutung und Aufgabenvielfalt sind Study nurses im Grunde genommen auch zufrieden. Eine solche „Study nurse“ zu sein, ist zu einer Spezialisierung geworden, die keineswegs nur „mehr Arbeit“ bedeutet: Prüfertreffen, neue Aufgaben, mehr Verantwortung – das wird als erfüllend erlebt. Wenn da nicht die Hindernisse wären, die die Arbeit komplizieren und Effizienz erschweren. Herausforderung Nummer 1: der eigene Chef und die Kollegen Viele Study nurses fragen sich, inwieweit ihre Chefs wissen, was ihre Study nurse in der Zwischenzeit alles weiß und kann? Je mehr Studien von verschiedenen Sponsoren sie mitbearbeitet, desto steiler ist ja ihre Lernkurve zur Studienexpertin (in organisatorischer und logistischer Hinsicht). Das heißt, schon nach kurzer Zeit kann – könnte – eine Study nurse mitdenken und -reden. Der Chef nimmt wieder eine Studie an – wie kann eine Study nurse reagieren, die Bedenken hat, ob das Patientengut für die Studie wirklich ausreicht? Oder wie kann sie vorgehen, wenn sie weiß, wie begrenzt die personalen Ressourcen sind: wie viel Sinn macht es, sie weiter zu zersplittern? Optimalerweise beantworten diese Frage Prüfarzt und Study nurse gemeinsam, vergleichen ihr Wissen und ihre Ideen und diskutieren die beste Lösung. Wenn der Chef ihr Expertenwissen anerkennen und abfragen würde ... Bislang muss eine Study nurse lernen, ihr Wissen „diplomatisch“ dazwischenzuschmuggeln oder einfach still abzuwarten, bis sich die Unmöglichkeit des Vorhabens von selbst zeigt. Und auch im Studienverlauf ist der Chef oft mehr Problem, das eine Problemlösung verlangt als eine Unterstützung: Eine Herausforderung für viele Study nurses ist es, die Studie zu implementieren. Dazu müssen sie nämlich den eigenen Chef „knacken“. Was u.a. heißen soll: die Informationen zu bekommen, die eine Study nurse für ihre DZKF 7/8-2009 73 KLIFO PRAXIS | STUDY NURSE Arbeit braucht. Viel Post und Mails mit wichtigen Infos landen NUR im Briefkasten des Chefs. Auch Follow-upSchreiben werden gerne ausschließlich an ihn adressiert (Sehr geehrter Herr Prof. X, liebes Studienteam...). Professionelle Studiendurchführung verlangt also ein Umdenken und vor allem ein Teilen von Verantwortung: Erfolgreiche Studiendurchführung ist Teamarbeit. Das Kernteam bilden Prüfarzt und Study nurse – aber auch alle anderen Kräfte müssen an einer Studie durch Wissensvermittlung und Aufgabenteilung beteiligt werden. Denn auch eine starke Study nurse ist auf die Mitarbeit von Kollegen angewiesen: Wie krieg ich Kollegen dazu, Sachen zu erledigen? fragen sich daher Study nurses und sind enttäuscht wenn sie die Antwort hören. „Wieso?!! Ist doch DEINE Studie.“ Das zeigt, dass das Studienteam den nächsten Schritt gehen muss – Nachwuchs für die Erstkraft Study nurse heranziehen. Denn eine Koordinatorin kann nicht auch alle Zuarbeiten allein erledigen. Herausforderung Nummer 2: der Studienmonitor Study nurses berichten aber auch davon, wie Monitore ihre Arbeit behindern: Fall des Monats April Eine Study nurse klagt: „Ich habe es mit einem Monitor zu tun, der mich bis zu fünf Mal am Tag anruft. Jedes Mal will er etwas anderes wissen, und immer will er die Informationen SOFORT! Andere Monitore rufen auch oft an, manchmal mehrmals am Tag, aber niemand so oft wie er! Und dann schickt er Faxe, und E-Mails mit Flaggen und Ausrufezeichen. Ich habe ihn schon gebeten, seine Anliegen zusammenzufassen, aber er sagt mir, dann kriegt er Ärger in seiner Firma ... Inzwischen lassen wir nur noch den Anrufbeantworter laufen, damit wir auch einmal zu unserer eigentlichen Arbeit kommen und z. B. CRFs bearbeiten können. Und seine Anliegen kosten immens Zeit – die Datenbank abfragen, das geht bei uns nicht auf Knopfdruck. Den Prüfarzt fragen – den muss ich erst einmal ausfindig machen. So kann das aber nicht weitergehen. Wie kann ich mich verhalten?“ Kollegiale Beratung: „Fall des Monats“ unter www.klifo-praxis.de Liebe Study nurse, Sie beschreiben eine Gewohnheit vieler CRAs: schnell mal zum Hörer greifen und einfach anrufen. Gleich erledigen. Das ging gut in den Zeiten, in denen ein Zentrum ein, zwei Studien gleichzeitig am Laufen hatte. Und die Study nurse sich die Zeit nehmen konnte für den EINEN CRA mit SEINER Studie. 74 DZKF 7/8-2009 Aber die Zeiten haben sich geändert (aber die Einstellung vieler CRAs noch nicht): Zentren bzw. Study nurses sind mehr und mehr für mehrere Studien gleichzeitig verantwortlich. Und die Fragen der CRAs sind mehr geworden: Status, SAE-Informationen, EDC, Queries, IWRS... im Laufe einer Studie entsteht (Informations-)Bedarf, der vorher nicht geplant werden kann. Auch von einem CRA mit großer Erfahrung und bestem Willen nicht. Aber das „just-in-time“ Verhalten, das früher toleriert wurde, passt nicht mehr. Was tun? Wie lange geht das schon so? Ihre Geduld sagt mir: Sie wollen gerne mit den Monitoren zusammenarbeiten und Sie sind bereit, auf ihre Anfragen entsprechend zu reagieren. Und Sie ahnen: sich unerreichbar zu machen, ist keine wirklich gute Lösung. Wie hätten Sie es denn gern? Oder anders gefragt, was sind Ihre Ideen, wie Sie mit kurzfristigen Anfragen und Informationen der CRAs gut umgehen wollen? Denn auf diese Frage gibt es kein Patentrezept: es gibt Study nurses, die wollen Emails lesen, und solche, die lieber Telefonsprechzeiten einrichten, an denen sie dann zuverlässig erreichbar sind. Beiden Ansätzen – und es gibt einige mehr – ist gemein: sie geben Ihnen, der Study nurse, wieder selbstbestimmten Freiraum. Sie gewährleisten zugleich Erreichbarkeit und beschränken sie auch – und schaffen damit Freiraum für andere Aufgaben. Mit Zeitmanagement können Sie sich gut fühlen UND effizient arbeiten. Das verlangt von Ihnen auch, Prioritäten zu kennen und entsprechend zu setzen. Fragen Sie den Monitor nach Fristen: Welche Fristen gibt es – muss die Antwort wirklich sofort, auf der Stelle erfolgen? Solche Notfälle kommen sehr, sehr selten vor – auch in der klinischen Forschung. Erinnern Sie sich: Selbst um ein SAE zu melden und damit die Patientensicherheit zu gewährleisten, haben Sie 24 Stunden Zeit. Also gibt es Fristen und Prioritäten, die Sie als Study nurse bei Ihrer To-Do Liste berücksichtigen können. In Ihrem Fall empfehle ich Ihnen, das Thema „Zusammenarbeit optimieren“ noch einmal und offiziell auf die Tagesordnung zu setzen, wenn Sie das nächste Mal besucht werden. Schreiben Sie ihm dazu vielleicht eine E-Mail vorab, dass Sie sich dieses Thema als erste Priorität bei seinem Besuch wünschen. Überlegen Sie sich, wie Sie es in Zukunft handhaben wollen - und schlagen Sie ihm Ihre Ideen vor. Prüfen Sie, ob das auch für den CRA praktikabel ist (z. B. einmal in der Woche Emails abrufen ist nicht praktikabel für die meisten CRAS). Bestehen Sie darauf: So kann es nicht weitergehen. Vielleicht möchten Sie Ihre Vorschläge vorher mit Ihren KollegInnen und dem Prüfarzt abstimmen. Fragen Sie ihn nach seiner Zustimmung zu dem neuen Verfahren. UND: Vereinbaren Sie eine Probezeit, nach der Sie prüfen, ob das neue Verfahren Ihre beiderseitigen Bedürfnisse erfüllt. Genießen Sie Ihre Erfolge und Fortschritte mit diesem Gesprächspartner, Ihre Petra Kammerer STUDY NURSE | KLIFO PRAXIS Diese und viele andere Fallbeispiele zeigen, mit welchen Anforderungen eine Study nurse heutzutage konfrontiert ist. Einfach ausgedrückt lautet die Aufgabe: wie erziehe ich meine Monitore? Das ist nicht einfach – denn dazu muss sich die Study nurse auf die gleiche Augenhöhe wie ihre meist akademisch ausgebildeten und professionell geschulten Gegenüber begeben. Eine wichtige Rolle für die Bewältigung der Herausforderungen spielt also die Entwicklung eines Selbstbewussteins und ihrer Kommunikationskompetenz. verlangen den Nachweis einer zertifizierten Weiterbildung um ein Zentrum für eine Studiendurchführung zu qualifizieren. DIPL.-PSYCH. PETRA KAMMERER Communication Services Hubertusstr. 7 D-12163 Berlin Tel.: +49 30 4624994 E-Mail: [email protected] www.klifo-praxis.de Zusammenfassung Die Study nurse spielt eine zentrale Rolle für den Erfolg eines Prüfzentrums bei der Studiendurchführung. Die hohen internationalen Qualitätsanforderungen an klinische Studien, die zunehmende Komplexität klinischer Studien und der Zwang zur Effizienz machen eine Zusatzausbildung dringend erforderlich – die besonderen Wert auf die Kommunikationskompetenz legt. Die Berufsperspektiven sind hervorragend - der Bedarf an Study nurses wird weiter zunehmen, denn immer mehr lokale Ethikkommissionen Weitere Publikationen von Petra Kammerer finden Sie auch unter www.dzkf-weiterbildung.de mit dem QuickCode PK0001. Bitte geben Sie diesen 6-stelligen Code ganz oben links in das Feld „QuickCode“ ein und klicken Sie dann auf „los“. Informationen zu Kommunikationsworkshops für Study nurses finden Sie unter www.klifo-praxis.de. Fortsetzung: Warum Study nurses nicht nur nett sein dürfen – Teil 2: Welche wichtige Rolle ihr NEIN für den Studienerfolg spielt.