Tagebuch I, Auszug 1. Weltkrieg, Abschrift - Europeana 1914-1918

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Tagebuch I, Auszug 1. Weltkrieg, Abschrift - Europeana 1914-1918
Tagebuch I von Franz Henrich
12.05.1888 – 26.06.1947
Inhalt
Seite
Vorbemerkungen...........................................................................................................................2
Wohnungen . ..............................................................................................................................2
1888
(Geburt).................................................................................................................3
1889
(1 Jahr)..................................................................................................................3
1894
(6 Jahre)................................................................................................................3
1896
(8 Jahre)................................................................................................................3
1901
(13 Jahre)..............................................................................................................3
1902
(14 Jahre)..............................................................................................................3
1903
(15 Jahre)..............................................................................................................4
1904 – 1910 (16 – 22 Jahre).......................................................................................................4
1912
(24 Jahre)..............................................................................................................4
1914
(26 Jahre)..............................................................................................................4
1915
(27 Jahre)..............................................................................................................7
Brüder
. ..............................................................................................................................7
1916
(28 Jahre)..............................................................................................................8
1920
(32 Jahre)..............................................................................................................8
1921
(33 Jahre)..............................................................................................................8
1922
(34 Jahre)..............................................................................................................8
1923
(35 Jahre)..............................................................................................................9
1925
(37 Jahre)............................................................................................................11
1926
(38 Jahre)............................................................................................................11
1927
(39 Jahre)............................................................................................................12
1928
(40 Jahre)............................................................................................................15
1929
(41 Jahre)............................................................................................................18
1930
(42 Jahre)............................................................................................................20
1931
(43 Jahre)............................................................................................................21
1932
(44 Jahre)............................................................................................................23
1933
(45 Jahre)............................................................................................................25
1934
(46 Jahre)............................................................................................................27
1937
(49 Jahre)............................................................................................................28
1938
(50 Jahre)............................................................................................................28
1939
(51 Jahre)............................................................................................................29
1940
(52 Jahre)............................................................................................................29
1941
(53 Jahre)............................................................................................................34
1942
(54 Jahre)............................................................................................................38
1943
(55 Jahre)............................................................................................................56
1944
(56 Jahre)............................................................................................................66
1945
(57 Jahre)............................................................................................................70
Stichwortverzeichnis..................................................................................................................111
Anhang: Zeugnisse von Hilde und Hermann 1927 - 1935 ........................................................112
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1903
(15 Jahre)
6
Von hier ging ich als Bierkutscher in die Kloster-Laupus-Brauerei in Koblenz-Metternich,
blieb 8 Tage dort und fuhr nach Köln, Düsseldorf und Oberhausen, von hierher zurück nach
Elberfeld-Barmen, Mainz, Worms und Mannheim. Nachdem ich vorgenannte Städte angesehen hatte, fuhr ich bis St. Goar zurück und verzehrte die letzten Pfennige. Als ich zu Fuß in
Lingerhahn ankam, besaß ich noch 13 Pfennig.
1904 – 1910
(16 – 22 Jahre)
Im Frühjahr 1904 trat ich als Holzarbeiter in die Firma Hart in Andernach und nahm ½ Jahr
später bei Firma Trapp in Neukirchen/Saar Stellung als Vorarbeiter und später als Faktor an.
Daraufhin bearbeitete ich den Bezirk Hunsrück und Hanau bis 1907. Dann ging ich wieder
als Kutscher zu einem Bauunternehmen Nolten in Koblenz, wohnte ½ Jahr in Pfalzfeld bei
Familie Boos und ging mit tolten ??? nach Bad Kreuznach. Hier jedoch wurde ich krank und
ging nach Lingerhahn zurück.
Im Frühjahr bis Herbst 1909 arbeitete ich mit Jakob Kuppel aus Maisborn und bauten die
Straße von St. Goar nach Werlau.
Oktober 1909 wurde ich Soldat bei dem Infanterie-Regiment Nr. 29 in Trier, 2. Kompanie.
Weihnachten erhielt ich 7 Tage Urlaub, Ostern 1910, 5 Tage. Im Frühjahr 1910 wurde ich
zum Bezirkskommando, dann zum Artilleriedepot zum Bürodienst kommandiert, wo ich mit
Ausnahme der beiden Manöver bis zu meiner Entlassung im September 1911 verblieb.
Vom Militär entlassen kam ich nach Lingerhahn, wo die Teerproduktenfabrik „Rheinland“ bereits fertig gestellt war und nahm Arbeit als Heizer auf dringenden Wunsch meiner Eltern,
denn ich wollte wieder in die Fa. Trapp eintreten und den Bezirk Thüringen bearbeiten. In Fa.
Rheinland erlernte ich Kesselheizen, Dampfmaschinen behandeln und die Teerdestillation
sowie deren Nebenprodukte.
1912
(24 Jahre)
12.02.1912, Mo
Ich ging in die ehem. Fabrik C. B. Ranke in Dortmund 7. Nach etwa 2 Monaten, nachdem ich
festgestellt, dass ich hier nur Arbeiter bleiben würde, ging ich in die Benzinwerke „Rhenania“ Düsseldorf-Reisholz 8 und hier wurde ich nach einiger Zeit Meister.
1914
(26 Jahre)
01.08.1914, Sa
Von Reisholz aus trat ich ins Heer ein und rückte mit dem Reserve-Infanterie-Regiment Nr.
25 9 in den Krieg nach Frankreich. In Koblenz wurde ich eingekleidet, blieb noch einige Tage
dort in der Telegrafenkaserne und musste im Heu schlafen. Krieg hatten wir ab 1. August mit
Frankreich, einige Tage später mit Russland 10, England, Italien und zuletzt mit Amerika 11. Es
kämpften 16 Nationen gegen uns.
6
Kloster- & C. Laupus-Brauerei AG
C.B. Ranke GmbH, Asphalt-Dachpappen- und Theerproduktenfabrik, Handlung en gros in Bedarfsartikeln für Werke und Bierbrauereien, Dortmund, Bornstrasse 266
8
Benzinwerke Rhenania G.m.b.H. in Reisholz bei Düsseldorf, später: Rhenania-Ossag Mineralölwerke
AG, Shell Deutschland Oil GmbH
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gehörte zu 15. Reserve-Division, 30. Reserve-Infanterie-Brigade
10
seit 1917: UdSSR (СССР)
11
USA
7
Tagebuch von Franz Henrich
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-513.08.1914, Do
Mit der Eisenbahn sind wir ab Koblenz bis Trier gefahren, nahmen für eine Nacht Quartier
und marschierten am 14.08.1914 bis Rosport in Luxemburg, nahmen dort in einer Schule
Quartier bis 18.081914.
18.08.1914, Di
Marsch über Dollendorf nach Wallendorf Pont.
19.08.1914, Mi
Marsch bis Diekerel ???, dort Außenwache in Gilsdorf
20.08.1914, Do
Marsch bis G…dorf, Luxemburg
21.08.1914, Fr
Marsch bis Saint-Hubert in Belgien (Bastonie) 70 km und kamen am 22.08.1914 früh in die
Stellung unserer Truppen. Erstes Gefecht bei Maissin mit wenigen Verlusten. Marsch bis
Beaumont.
23.08.1914, So
Marsch bis Bouillon zur Grenze Belgien/Frankreich. In Bouillon trafen wir Belgier beim Einkleiden, alle wurden gefangen. Nachts Alarm, aus der Stadt ausgerückt und wieder eingerückt.
24.08.1914, Mo
Früh Marsch
25.08.1914, Di
Marsch bis Sedan unter kleineren Gefechten. Vor Sedan wurde Ernst gemacht, setzten zum
Sturm an und nahmen die Stadt in Besitz. Mit 89 Mann kamen wir jenseits der Stadt am
Maasufer an, alle anderen Soldaten waren betrunken oder hatten sich gedrückt von einem
kriegsstarken Bataillon 12. Hier bekamen wir sehr starkes Gewehr- und MaschinengewehrFeuer. Nachdem wir unsere Munition (ca. 300 Patronen) verschossen hatten, mussten wir
uns in die Stadt zurückziehen.
26. - 28.08.1914, Mi - Fr
Wir lernten nun die Franzosen besser kennen, es gab ein Fasten ??? und Schieben, Kämpfen und Handgemenge, Skandal und Lärm als hätte der Teufel Hochzeit 13. Am Abend ging
es in Artillerie-Deckung wobei mir ein französischer Oberleutnant in die Hände fiel.
29.08.1914, Sa
Ruhe und baden in der Maas.
30.08.1914, So
Marsch nach Waldi ??? und Dodrens ???, dort die ersten Schützengräben ausgehoben.
31.08.1914, Mo
Vorgehen
12
13
ca. 650 Mann
Schlacht bei Sedan
Tagebuch von Franz Henrich
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-601.09.1914, Di
Marsch nach Len-Alleu ???, dort Biwak bis 02.09.1914
02.09.1914, Mi
Marsch
03.09.1914, Do
Marsch bis Toix ???.
04.09.1914, Fr
Marsch
05.09.1914, Sa
Marsch bis Marnekanal, dort auf Torposten
06.09.1914, So
Gefecht 8 Uhr jenseits des Kanals, wurden bis Kanal zurück geschlagen.
07. - 09.09.1914, Mo - Mi
Erbitterte Kämpfe (Marneschlacht). In diesen Tagen haben wir öfter gestürmt, waren durch
anhaltende Verluste zu schwach und hatten noch keinen Ersatz bekommen.
10.09.1914, Do
Um 3 Uhr stürmten wir wieder, es gab ein tolles Handgemenge, Mann gegen Mann kämpfte
erbittert. Wir mussten unsere letzte Kraft hergeben, wurden aber zurück gedrängt und hatten
40.000 – 45.000 Mann auf dem Kampfplatz gelassen.
11.09.1914, Fr
Von Kompanie diesseits des Kanals wurde der Rückzug angetreten, etwa 50 km Marsch.
12.09.1914, Sa
Rückmarsch seitwärts.
13.09.1914, So
Neue Stellungen wurden bezogen bei Soissons, das 18. A.K. lösten wir ab.
14.09.1914, Mo
In der Morgenfrühe öffnete sich die Hölle. In der ersten Linie brachten wir dem Feind sehr
starke Verluste bei. Das Gefecht dauerte den ganzen Tag und war sehr ernst. Ein Regiment
französischer Kavallerie rieben wir völlig auf. Auch die Nacht vom 14. zum 15.09. dauerte
der Kampf an. Am Morgen des 15.09.1914, 6:30 Uhr wurde ich an der linken Hand verwundet, gleichzeitig bekam ich einen Streifschuss an der linken Schulter.
15.09.1914, Di
Verwundet musste ich den Rückweg antreten. Noch an demselben Tag kam ich bis Vouziers,
legte mich in einer Kirche nahe dem Bahnhof nieder. Am anderen Morgen ging es bis Sedan,
von dort mit Kleinbahn bis Luxemburg, wo wir das erste Essen bekamen.
18.09.1914, Fr
Kam ich in Boppard an, meldete mich im Reserve-Lazarett Mühlbad, nachdem ich schon eine Nacht in Lingerhahn geschlafen hatte. Ich bin der erste Soldat aus Lingerhahn gewesen,
welcher in Lingerhahn ankam.
Tagebuch von Franz Henrich
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-728.09.1914, Mo
Meine Braut Anna Recker aus Freckenhorst/Westfalen besuchte mich auf 2 Tage und ich
stellte sie meinen Eltern in Lingerhahn vor.
1915
(27 Jahre)
Im Lazarett lag ich 4 Monate, kam im Januar 1915 in die Genesungskompanie Koblenz und
blieb noch einen Monat dort.
Von hier kam ich 3 Monate in das Wachbataillon Koblenz-Neuendorf und wurde am
11.05.1915, nachdem ich von der Bestattung meiner zukünftigen Schwiegermutter aus Freckenhorst zurückkam, von Firma „Rheinland“ Dachpappen + Teerprodukte-Fabrik in Boppard,
Werk Lingerhahn reklamiert 14 und als Werkmeister eingestellt.
Während des Krieges wurde ich noch öfters untersucht, brauchte aber nicht ins Feld, weil ich
wegen Heereslieferungen unabkömmlich war. Auch hatte ich gefangene Russen und Italiener, welche bewacht und verpflegt werden mussten.
.
Brüder
Ich hatte 3 Brüder:
Johann geb. am 29.10.1889
August geb. am 12.09.1893
Willi
geb. am 01.01.1897
Johann ist mit mir ins Feld gerückt bei Sedan verwundet. Er lag in Essen und in Vorchheim
bei Koblenz im Lazarett. Dann hat er Dienst getan bei dem Generalkommando in Koblenz
als Ordonanz bis Ende 15.
August war aktiver Soldat im Infanterie-Regiment 161 16 in Köln. Er wurde dreimal verwundet,
ging wieder freiwillig an die Front, wo er am 01.08.1916 in der Somme-Schlacht 17 den Tod
fand durch Artillerie-Volltreffer.
Willi ist inzwischen ebenfalls Soldat geworden, er kämpfte in Frankreich und in Russland.
Durch Armschuss verwundet, wurde er entlassen.
14
angefordert und damit vom Kriegsdienst befreit
des Krieges
16
10. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr.161, 05.08. - 21.09.1916: 1. Einsatz Champagne und an der
Somme
17
01.07. - 18.11.1916, mit über 1 Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten war die Somme-Schlacht die verlustreichste Schlacht des Ersten Weltkriegs
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Tagebuch von Franz Henrich
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