Die stillen Energieverbraucher – Bürogeräte und

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Die stillen Energieverbraucher – Bürogeräte und
Die stillen Energieverbraucher – Bürogeräte
und Kommunikationsanlagen1
P. Radgen2
Die Büroelektronik gehört zu der am schnellsten wachsenden Gruppe der Stromverbraucher. Etwa zwei Drittel der Energiekosten von Büro- und Verwaltungsgebäuden gehen
heute auf das Konto Stromverbrauch. Bereits heute entfallen ca. 3 % des gesamten deutschen Stromverbrauchs auf Bürogeräte, EDV-Anlagen und Kommunikationssysteme. Für
Deutschland entspricht dies einer Strommenge von ca. 11500 GWh/a. Damit könnte eine
Stadt wie Düsseldorf ca. 3 Jahre lang mit Strom versorgt werden. Diese Größenordnung
verdeutlicht die Bedeutung der rationellen Energienutzung im Bereich der Bürogeräte und
Kommunikationsanlagen. Trotz des relativ geringen Stromverbrauchs jedes einzelnen Gerätes verdient der sparsame Umgang mit Strom für Bürogeräte Beachtung. Denn die relativen Einsparpotentiale im Bereich Bürogeräte sind sehr groß (50 % und mehr), und
Energiesparmaßnahmen in diesem Bereich weisen eine interne Verzinsung von weitaus
mehr als 30 % pro Jahr auf.
Für eine detailliertere Betrachtung sind die folgenden Fragen von Bedeutung:
•
•
•
•
•
Wie viel Strom brauchen Büro- und Kommunikationsgeräte?
Welche Geräte tragen besonders zum Stromverbrauch bei?
Lässt sich der Stromverbrauch überhaupt beeinflussen?
Wie? Und von wem?
Mit welchen Auswirkungen ist zu rechnen?
Wie viel Strom brauchen Büro- und Kommunikationsgeräte und welche Geräte
tragen besonders zum Verbrauch bei?
Der Energieverbrauch von Verwaltungs- und Bürogebäuden teilt sich fast gleichmäßig
nach Strom und Wärme auf (vgl. Abbildung 1). Dies führt dazu, dass ca. 70 % der Energiekosten auf die Stromrechnung entfallen (Leibundgut, 1995). Bezogen auf den gesamten
Stromverbrauch von Büros entfällt ein Anteil von ca. 30 % auf den Verbrauch von Büroge1 Die Erstellung dieses Fachartikels wurde vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg im Rahmen
der Initiative "Energie effizient nutzen – Schwerpunkt Strom" finanziell gefördert.
2 Fraunhofer Institut Systemtechnik und Innovationsforschung, Karlsruhe
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räten. Der übrige Anteil entfällt auf Beleuchtung (ca. 20 %), Haustechnik und diverse andere Anlagen. Zu den Bürogeräten zählen neben Kopierern, PC und Druckern auch Scanner, Telefonanlagen, Faxgeräte, Tageslichtprojektoren und Aktenvernichter. Insbesondere
die Anzahl der PC und ihrer Peripherie wächst seit mehr als 10 Jahren mit zweistelligen
jährlichen Zuwachsraten bei gleichzeitiger Steigerung der Leistungsfähigkeit und meist
auch des Stromverbrauchs.
Abbildung 1: Endenergieverbrauch und Energiekosten von Verwaltungs- und Bürogebäuden (Quelle: Leibundgut, 1995)
Wärme
26%
Endenergieverbrauch
Strom Wärme
47% 53%
Strom
74%
Energiekosten
Viele dieser Bürogeräte verfügen über die drei Betriebsmodi: Aus, Stand-by-Betrieb und
den eigentlichen Arbeitszustand. Häufig entfällt der größte Teil der durch die Geräte verbrauchten Energie nicht auf den eigentlichen Arbeitszustand, sondern auf den Stand-byBetrieb. In Abbildung 2 sind die Anteile und die Größe des jährlichen Stromverbrauchs
eines Faxgerätes dargestellt, mit dem pro Tag 100 Seiten empfangen und 100 Seiten gesendet werden. Mehr als 80 % des jährlichen Stromverbrauchs entfallen, trotz der großen
Anzahl gesendeter und empfangener Seiten, allein auf den Stand-by-Betrieb des
Faxgerätes.
Hier ist der Dauerbetrieb eines Faxgerätes aufgrund der Forderung einer ständigen Empfangsbereitschaft unvermeidbar, während dies für andere Bürogeräte, wie z. B. Kopierer,
nicht gilt. Insbesondere bei rund um die Uhr betriebenen Geräten ist deshalb auf den Energieverbrauch im Stand-by-Betrieb zu achten, um unnötige Kosten zu vermeiden.
Zusätzlich sollte stets geprüft werden, ob jede einzelne Abteilung oder Gruppe ein eigenes
Faxgerät benötigt, oder ob nicht ein zentrales Gerät ausreichend ist, da jedes zusätzliche
Faxgerät durch seinen Stand-by-Verbrauch die Stromkosten in die Höhe treibt.
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Abbildung 2: Stromverbrauch eines Faxgerätes pro Jahr [Huser u.a., 1992]
Empfangen
(11,7 kWh/a)
8%
Senden
(15 kWh/a)
11%
Standby
(113 kWh/a)
81%
In Tabelle 1 sind die Leistungen typischer Bürogeräte in verschiedenen Betriebszuständen,
bzw. der Stromverbrauch pro Seite, zusammengestellt. Die Angaben in der Tabelle sind
mittlere Werte. Die Unterschiede in der Leistung der Geräte unterschiedlicher Hersteller
können dabei bis zu 25 % und mehr von diesem Mittelwert abweichen. Je nach Anzahl der
installierten Geräte ergibt sich ein beträchtlicher Stromverbrauch von 500 bis 800 kWh pro
Beschäftigten und Jahr allein durch den Betrieb der Geräte und das selbst dann, wenn die
Geräte überhaupt nicht benutzt werden.
Während für den Betrieb von Faxgeräten typischerweise 80 % des Energieverbrauchs auf
den Stand-by-Betrieb entfallen, sind dies für Kopierer 75 % und für Drucker und Arbeitsplatzrechner immerhin noch 70 % des Energieverbrauchs, die allein für den Betrieb der
Geräte, benötigt werden, ohne dass ein Nutzen entsteht (Powerbox, 1995).
Tabelle 1:
Gerät
Mittlere Leistung verschiedener Bürogeräte
Mittlere Leistung [W] Verbrauch pro DIN A4 Seite [Wh]
Betrieb
Standby
400
200
1,80
Kopierer
(bis 30 Kopien/Minute)
PC (486)
75
75
Bildschirm
80
12
Laserdrucker
300
83
Tintenstrahldrucker
30
9
Nadeldrucker
60
16
Laserfax
62
Thermofax
12
Scanner
14
Aktenvernichter
Overhead-Projektor
350
3
Telefonanlage
2
(pro Nebenstelle)
Anrufbeantworter
6
3
Quellen: Huser u.a., 1992; Schulze u.a., 1994
1,60
0,15
0,36
2,40
0,70
0,42
0,05
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Neben den direkten Kosten durch den Stromverbrauch im Stand-by-Betrieb in Höhe von
etwa 200 bis 250,- DM pro Jahr und Beschäftigten fallen meist zusätzliche Aufwendungen
für Lüftung und Klimatisierung an, um die durch die Bürogeräte freigesetzte Abwärme
abzuführen. Vermeidbare Kosten fallen demnach sowohl durch den unnötigen Verbrauch
der Geräte als auch durch den erhöhten Aufwand für Lüftung und Klimatisierung an. Ineffiziente Bürogeräte kosten demnach doppelt Geld. Analysiert man die Wärmelasten in
einem Gebäude, so entfallen ca. ein Drittel der Wärmelast auf die Abwärme von Geräten,
ein Drittel auf die Anwesenheit von Personen und nur das letzte Drittel auf klimatische
Einflüsse (Strauss u.a., 1992). Lediglich in den Wintermonaten führt die Abwärme der
Geräte gegebenenfalls zu einem verringertem Heizbedarf.
Lässt sich der Stromverbrauch beeinflussen ? Wie und von Wem ?
Grundsätzlich lassen sich vier verschiedene Möglichkeiten zum Stromsparen bei Bürogeräten identifizieren:
•
Richtige Dimensionierung von Bürogeräten. Der Benutzer kann durch Überprüfung
seiner Leistungsanforderungen vermeiden, dass Geräte beschafft werden, die für die jeweilige Aufgabe überdimensioniert sind. Ein Beispiele hierfür ist die Auswahl der richtigen Größe eines Kopierers (Anzahl Seiten pro Minute) in Abhängigkeit von der zu
erwarteten Kopienanzahl pro Tag, da die Stand-by-Leistung und damit der Gesamtverbrauch mit zunehmender Größe des Kopierers ansteigt.
•
Auswahl energieeffizienter Geräte bei der Beschaffung. Typischerweise kann sich
der Energieverbrauch durch die Wahl unterschiedlicher Verfahren (z. B. Laserfax; Tintenfax) bis um den Faktor 5 unterscheiden, wobei die unterschiedliche Qualität der Verfahren berücksichtigt werden muss. Die Qualitätsunterschiede sind häufig, die Unterschiede des Energieverbrauchs jedoch selten gering. Selbst bei Geräten gleichen Typs
kann der Energiebedarf verschiedener Fabrikate sich um bis zu 25 % unterscheiden.
Hinweise auf einen sparsamen Energieverbrauch von Bürogeräten geben dabei Gütezeichen wie z. B. der sogenannte Energy Star in den USA. Um den Energy Star zu erhalten, müssen PC und Bildschirme eine Stand-by-Leistung kleiner 30 W und Drucker
zwischen 30 und 45 W, in Abhängigkeit von der Druckgeschwindigkeit, haben. Das in
Deutschland verbreitete Umweltzeichen des Blauen Engel berücksichtigt neben dem
Energieverbrauch (für Computer muss z. B. der Verbrauch im Stand-by kleiner als 30
W sein) auch andere Kriterien, wie z. B. die recyclinggerechte Konstruktion sowie die
Schadstoff- und Lärmemissionen.
•
Abschalten nicht benutzter Geräte. Die wohl am einfachsten verständliche Sparmaßnahme ist das Abschalten nicht benutzter Geräte. Dies setzt jedoch die Sensibilisierung
der Mitarbeiter zum Energiesparen voraus (Nussbaumer, 1992; Jehle, 1992). Erschwert
wird das Abschalten von Bürogeräten jedoch dadurch, dass sich die Hauptschalter häufig auf der Geräterückseite befinden und neuerdings einige Geräte überhaupt nicht mehr
über einen Schalter verfügen.
•
Einsatz von Energiemanagementsystemen. Energiemanagementsysteme automatisieren
das manuelle Abschalten von Geräten. Bei gleicher Technologie und Nutzung kann
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durch geeignete Energiemanagementsysteme der Energieverbrauch verringert werden,
ohne dass es eines besonderen Zutuns der Mitarbeiter bedarf. Der Produktbereich reicht
dabei von der einfachen Software zur Steuerung des Monitors, die meist kostenfrei mit
dem Bildschirm geliefert wird, bis hin zu Gesamtlösungen zur zentralen Steuerung aller
Bürogeräte und der Beleuchtung, die erhebliche Investitionen erfordern.
Das manuelle Abschalten von nicht benötigten Bürogeräten stellt die einfachste und billigste Maßnahme, bei gleichzeitig großen Stromspareffekt, dar. Für einen PC ergibt sich
eine mögliche Reduzierung des Strombedarfs zwischen 10 und 100 Prozent (siehe
Abbildung 3).
Abbildung 3: Sparen durch Abschalten (Quelle: Powerbox, 1995).
150 W
- 10 %
130 W
- 50 %
110 W
- 100 %
90 W
70 W
50 W
0
screen
saver
30 W
1
10 W
Mit Bildschirmschoner
Bildschirm ausgeschaltet
Gerät ausgeschaltet
Da häufig ein PC die überwiegende Zeit eingeschaltet ist, ohne dass an ihm gearbeitet
wird, kann allein durch entsprechendes Power Management ca. 50 % des Strombedarfs
eingespart werden. Der Einsatz von Bildschirmschonern führt demgegenüber nur zu geringfügigen Einsparungen. Dabei ist die Intensität der Nutzung eines PC für jeden Arbeitsplatz unterschiedlich. Abbildung 4 zeigt die gemittelte Anzahl der Betriebsminuten
pro Stunde aller PC eines Unternehmens in Abhängigkeit von der Ansprechzeit des Power
Managements. Je kürzer die Ansprechzeit gewählt wird, um so geringer wird die mittlere
Betriebszeit pro Stunde und um so größer wird die Stromeinsparung. Die Ansprechzeit des
Power Managements sollte jedoch so groß gewählt werden, dass bei kontinuierlichen Arbeiten kurze Pausen nicht zum Abschalten führen. Sinnvolle Ansprechzeiten liegen deshalb im Bereich von 5 bis 20 Minuten. Deutlich wird in Abbildung 4 zudem der Einspareffekt durch das automatische Abschalten in der Mittagspause.
Insbesondere wird durch entsprechende Systeme sichergestellt, dass alle PC während der
Nacht und an den Wochenenden abgeschaltet sind.
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Abbildung 4: Mittlere Betriebsdauer eines PC-Bildschirms mit und ohne Power Management.
Lohnt sich der Aufwand?
Häufig vernachlässigt man die Energiekosten bei der Beschaffung von Kopierern, PC und
sonstigen Bürogeräten, da der Verbrauch jedes einzelnen Gerätes relativ gering ist. Durch
die Menge der eingesetzten Geräte summiert sich der Verbrauch der einzelnen Geräte jedoch zu einer beträchtlichen Größenordnung. Am sinnvollsten ist es, den Verbrauch durch
die Beschaffung energiesparender Geräte niedrig zu halten, da zwischen energieeffizienten
und normalen Geräten meist nur geringe oder keine Preisunterschiede bestehen. Für den
amerikanischen Markt gibt es eine Übersicht für energiesparende Bürogeräte (Ledbetter,
Smith, 1993), die bei der Auswahl von Geräten hilft. Eine aktuelle Zusammenstellung über
Kopierer findet sich in Struntz (1995).
Sehr kostengünstig lässt sich auch die Änderung des Benutzerverhaltens erreichen. Der
letzte im Büro sollte nicht nur das Licht, sondern z. B. auch den Kopierer, die Drucker und
– nicht zu vergessen – die Kaffeemaschine ausschalten.
Die Größe des Einsparpotentials und die Wirtschaftlichkeit einzelner Maßnahmen soll an
einem kleinen Fallbeispiel erläutert werden.
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Fallbeispiel:
Ein Ingenieurbüro mit 20 Beschäftigten betreibt ein PC-Netzwerk mit der zugehörigen
Peripherie. Insgesamt sind 15 EDV-Arbeitsplätze in diesem Betrieb eingerichtet. Alle PC
verfügen über einen Farbmonitor und werden teilweise im Wechsel durch die einzelnen
Mitarbeiter benutzt. Die PC werden üblicherweise während der Woche am Morgen eingeschaltet und am Abend abgeschaltet. Gelegentlich wird die Abschaltung einzelner PC
vergessen. Zur Zeit werden lediglich Bildschirmschoner eingesetzt. Als Ausgabegeräte
stehen drei Laserdrucker zur Verfügung, die mit dem PC-Netzwerk verbunden sind und
rund um die Uhr in Betrieb sind. Der mittlere durch das Büro gezahlte Strompreis beträgt
0,25 DM / kWh.
Durch die EDV-Anlage entstehen jährliche Stromkosten in folgender Höhe:
15 PC
* 135 W/PC
* 9 h/d * 260 d/a * 0,25 DM/kWh = 1184,63 DM/a
3 Drucker * 100 W/Drucker *
8760 h/a
* 0,25 DM/kWh = 657,00 DM/a
Insgesamt wird durch die EDV Anlage Strom im Gegenwert von ca. 2000 DM/a verbraucht.
Zur Reduktion der Stromkosten wurden einfache Maßnahmen realisiert, die zu extrem
kurzen Amortisationszeiten führten.
Im Bereich der PC wurde zusätzlich zu den Bildschirmschonern Software zum automatischen Wechsel des Betriebsmodus von Aktiv auf Stand by installiert. Durch den Wechsel
des Betriebszustandes sinkt der Strombedarf des Bildschirms von 80 auf ca. 12 W. Bei
einem reinen Tagesbetrieb (vollständige Abschaltung während der Nacht und an den Wochenenden) führt dies zu einer jährlichen Einsparung von ca. 100 kWh pro PC und Jahr
(NUTEK, 1995).
Zusätzlich wurden an den Druckern Zeitschaltuhren mit Wochenprogramm installiert,
durch die die Drucker nach Betriebsschluss und an den Wochenenden automatisch abgeschaltet werden. Bei einer 5 Tage Woche und einer täglichen Betriebszeit von 12 Stunden
pro Tag, können somit ca. 50 % der Stromkosten des Druckers eingespart werden. Dabei
wird unterstellt, dass der Stromverbrauch des Druckers weitgehend durch seinen Standby-Verbrauch bestimmt wird. Insgesamt führt dies zu einer Einsparung von 312 kWh pro
Drucker und Jahr.
Durch die realisierten Maßnahmen werden im betrachteten Betrieb die jährlichen Stromkosten wie folgt reduziert:
15 PC
* 100 kWh/(PC a)
* 0,25 DM/kWh = 375,00 DM/a
3 Drucker * 312 kWh/(Drucker a) * 0,25 DM/kWh = 234,00 DM/a
Insgesamt wird durch die beiden Maßnahmen Strom im Gegenwert von ca. 609 DM/a,
d. h. einem Drittel der Kosten eingespart.
Dieser Stromeinsparung stehen nur geringfügige Kosten gegenüber.
Die Kosten für die Beschaffung einer Zeitschaltuhr beträgt ca. 50 DM. Da die drei Drucker
auf einzelne Büros verteilt sind, wird für jeden Drucker eine eigene Schaltuhr benötigt. Die
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Software für die Steuerung der Bildschirme gehörte bereits zum Lieferumfang der Grafikkarten und musste lediglich installiert werden. Für die Installation der Software und der
Schaltuhren wurde ein Zeitaufwand von 10 min pro Installation zugrunde gelegt. Somit
ergeben sich, unter Vernachlässigung des Stromverbrauchs durch die Zeitschaltuhren,
die folgenden Kosten für die Realisierung der Stromeinsparungen:
Kauf von 3 Zeitschaltuhren mit Wochenprogramm 3*60,00 DM = 180,00 DM
Installation der Schaltuhren
3 * 10 min * 100 DM/h = 50,00 DM
Installation der Software
15 * 10 min * 100 DM/h = 250,00 DM
Bei einmaligen Kosten in Höhe von 480 DM werden pro Jahr Stromkosten in Höhe
von 609 DM/a eingespart. Es ergab sich eine Amortisationszeit von weniger als einem Jahr für die Realisierung dieser einfachen Maßnahmen.
Mit welchen Auswirkungen ist zu rechnen?
Wie im Fallbeispiel gezeigt, konnten durch relativ einfache und kostengünstig durchzuführende Maßnahmen die Stromkosten und der Stromverbrauch auf ein Drittel des ursprünglichen Wertes verringert werden. Demnach sollte man eigentlich davon ausgehen, dass die
Durchdringung dieser Maßnahmen nahezu 100 % erreicht. In vielen Betrieben wird den
durch die Bürogeräte verursachten Stromkosten jedoch keine ausreichende Bedeutung beigemessen, oder es bestehen Vorbehalte bezüglich der Störanfälligkeit von Geräten durch
häufiges An- und Ausschalten. Diese Vorbehalte wurden jedoch in einer Studie von Birolini (1991) und (1992) entkräftet.
Sparerfolge allein durch technische Maßnahmen zu realisieren führt jedoch nicht immer zu
den gewünschten Erfolgen, da in vielen Fällen mehrere Einflussfaktoren zusammenwirken.
Was nützt der im Stand-by-Betrieb energieeffizienteste Kopierer, wenn die Nutzer diesen
Betriebsmodus nicht aktivieren. Die konsequente Anwendung organisatorischer Maßnahmen ersetzt jedoch nicht die Notwendigkeit, bereits bei der Beschaffung der Geräte auf
einen niedrigen Stromverbrauch zu achten.
Rationeller Umgang mit Strom im Bereich der Bürogeräte ist in den meisten Fällen wirtschaftlich. Stromsparen ist billiger als Stromverbrauchen. Dies gilt auch in anderen
Bereichen, wie z. B. für die Beleuchtung von Büros und Werkstätten (Tönsing, 1995).
Im Bürobereich lassen sich darüber hinaus Stromeinsparungen realisieren, die nicht am
Stromzähler des Betriebs ablesbar sind. So kann z. B. durch das Kopieren auf Vorder- und
Rückseite der Papierbedarf drastisch reduziert werden. Der Energieaufwand zur Herstellung eines Blatt Papiers beträgt nach Nordford, Dandridge, 1993, etwa 20 Wh. Dies ist
etwa das 10-fache des Energiebedarfs, der für den eigentlichen Kopiervorgang benötigt
wird.
An wen soll man sich aber wenden, wenn eine externe, herstellerneutrale Beratung als
sinnvoll erscheint? Einige wesentliche Beratungsvermittlungsinstitutionen sind in der Ta-
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belle 2 genannt; und dazu noch ein Hinweis, dass guter Rat nur halb so teuer als gedacht
sein kann:
•
Energieeinsparberatungen werden auch mit öffentlichen Geldern gefördert: Der
Zuschuss beträgt 40 % der Beratungskosten; höchstens jedoch 3200,- DM je Beratung
und maximal 6400,- DM pro Antragsteller innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren.
Die Beratung muss dazu bis zum 31.12.2000 begonnen werden. Rechtlich selbständige
Unternehmen aus den Bereichen der gewerblichen Wirtschaft (Umsatzgrenze
30 Mio. DM) und der wirtschaftsnahen Freien Berufe (Umsatzgrenze 2 Mio. DM) können förderungsfähige Beratungen nur von selbständigen Beratern oder Beratungsunternehmen durchführen lassen, die die für den Beratungsauftrag erforderlichen Fähigkeiten besitzen. Näheres erfährt der Leser bei den in der Tabelle genannten Institutionen
oder über das Bundesamt für Wirtschaft (BAW; http://www.bawi.de), Eschborn. Auf
der Internetseite des BAW findet sich auch die detaillierte Förderrichtlinie des
Programms (http://www.bawi.de/downloads/beratri.pdf).
Tabelle 2: Energieberatungs- und -vermittlungsinstitutionen in Baden-Württemberg
(Auswahl; Stand Oktober 1999)
Beratungsstelle
Ansprechpartner
Name
Telefon
Landesgewerbeamt Baden-Württemberg
Informationszentrum Energie
Willi-Bleicher-Str. 19
70174 Stuttgart
Herr Bouse
0711/123-2522
(Fax -2649)
Klimaschutz- und Energieagentur
Baden-Württemberg
Griesbachstr. 10
76185 Karlsruhe
Herr Bunk
0721/98471-13
(Fax -20)
Landesinnungsverband der elektrotechnischen
Handwerke Baden-Württemberg
Voltastr. 12
70376 Stuttgart
Herr Mayerl
0711/95590666
(Fax 551875)
VEA – Bundesverband der Energie-Abnehmer e. V.
Geschäftsstelle Wiesbaden
Kreuzberger Ring 21
65205 Wiesbaden
Herr Wörsdörfer
0611/9748-428
(Fax -100)
Großabnehmerverband Energie Baden-Württemberg Herr Rudolf
Breitlingstr. 35
70184 Stuttgart
0711/23725-20
(Fax -99)
RKW Baden-Württemberg, RationalisierungsKuratorium der Deutschen Wirtschaft e. V.
Königstr. 49
70173 Stuttgart
Herr Kowollik
0711/22998-33
(Fax -10)
Ingenieurkammer Baden-Württemberg
Energie- und Umweltberatung
Zellerstr. 26
70180 Stuttgart
Herr Pfaus
0711/64971-21
(Fax -55)
Örtliche Energieversorgungsunternehmen
Industrie- und Handelskammern, örtliche Handwerkskammern
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Für einen finanziellen Anreiz zur Sanierung von Anlagen kommt das ERP-Energiesparprogramm in Frage:
•
Antragsberechtigt sind Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft mit einem Jahresumsatz bis zu 1 Mrd. DM. Das Vorhaben muss geeignet sein, die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu steigern. Anträge, die vor Beginn des Vorhabens
eingereicht werden müssen, sind auf einem Formblatt über die Hausbank an die Deutsche Ausgleichsbank zu richten. Die Förderung besteht aus einem zinsgünstigen Darlehen (ein jeweils am Markt angepasster Zinssatz von z. B. 5,25 % p.a., Auszahlung:
100 %, Laufzeit: 15 Jahre mit 2 tilgungsfreien Anlaufjahren (Stand. 20.9.1999); aktuelle
Konditionen über den Faxabruf der DtA unter 0228/831-3300 oder die WEB-Seite der
DtA http://www.DtA.de). Die maximale Förderung beträgt 0,5 Mio. EURO pro Vorhaben.
Literatur
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Tönsing, E.: Stromsparende Beleuchtungssysteme – mehr Licht für weniger Kosten, Fachartikel im Rahmen der Initiative "Energie effizient nutzen – Schwerpunkt Strom",
Wirtschaftsministerium von Baden-Württemberg, 1995.
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