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Montag, 30. Juni 2014
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FIFA rügt Teams
für die schlechte
Medien-Arbeit
Wie schon vor dem USA-Match müssen sich Philipp Lahm und Thomas Müller auch vor der Algerien-Partie mit der „Schande von Gijon” beschäftigen, bei der sie noch nicht einmal geboren waren.
Löw warnt vor „schwerem Fehler”
Algerier träumen von „Heldentat”
Mit Algerien hat Deutschland bei
der Fußball-WM in Brasilien den
vermeintlich leichtesten Achtelfinal-Gegner erwischt. Kein
Wunder, dass Teamchef Jogi
Löw davor warnt, die heutige
Partie in Porto Alegre (22 Uhr/
live ORF) als Selbstläufer anzusehen. „ Ein ganz schwer zu
spielender Gegner mit großer
Qualität”, warnt der Coach:
„ Wenn jemand glaubt, man hat
es im Achtelfinale mit einem
vermeintlich leichten Gegner zu
tun und kann den Fokus schon
ein bisschen auf die nächste
Runde richten, begeht er einen
schweren Fehler.”
So gehe die eigene Mannschaft
zwar „ mit großem Selbstbewusstsein” in die Partie, sei aber
noch längst nicht „ am Limit”.
Bei den zwei Siegen und einem
Remis in der Gruppenphase hat
Löw „ viel Licht, aber auch
Schatten” gesehen, was er als
völlig normal einstuft. „ Die
Mannschaft muss im Laufe des
Turniers steigerungsfähig sein.
Das ist die große Kunst. Ein
WM-Turnier ist ein Marathon
und kein 100-m-Sprint. Ich habe
schon einige Teams erlebt, da
war nach einer guten Vorrunde
im vierten Spiel Schluss”, erklärt
der Coach, der dieses Schicksal
tunlichst vermeiden will.
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Personell muss Löw, dem Lukas
Podolski (Zerrung) fehlt, u.a. die
Frage klären, ob Bastian Schweinsteiger neuerlich in der Mittelfeldzentrale spielt oder Sami
Khedira wieder in selbige zurückkehrt. Löw kündigte eine
„ Bauchentscheidung” an.
DFB-Elf bislang
stets bezwungen
Hoch motiviert geht jedenfalls
auch Algerien ins Match, hat
man doch bislang alle Duelle
gegen Deutschland gewonnen.
1982 gab es bei der WM in
Spanien ein 2:1, das aufgrund der
„ Schande von Gijon” nicht zum
Aufstieg reichte. Zudem gewann
man 1964 einen Test in Algier
mit 0:2, womit Algerien das
einzige Land ist, gegen das die
DFB-Auswahl mehr als einmal
gespielt und nie gewonnen hat.
Dennoch ist diesmal „ Deutschland der absolute Favorit”, wie
Algeriens Trainer Vahid Halilhodzic betont. „ Aber unsere
Stärke ist der Teamgeist. Wir
haben keinen Eto’o oder Drogba.
Aber jeder kämpft für den anderen. Wir werden sehr viel taktisch arbeiten, und wir wollen sie
ärgern”, kündigt der Bosnier
einen harten Kampf an.
Ähnlich sehen es seine Spieler.
„ Es ist Raum für eine weitere
Heldentat”, posaunt etwa Kapitän Madjid Bougherra, auch
wenn der in Katar spielende Verteidiger weiß: „ Deutschland ist
Favorit. Wenn wir verlieren,
wäre es logisch, aber wenn wir
gewinnen, wäre es eine enorme
Leistung.” Der neue Volksheld
Islam Slimani, der den Ausgleich
gegen Russland erzielt hat, erwartet zwar ein „ sehr sehr
schweres Spiel, aber am Ende ist
es doch nur ein Fußballmatch. In
90 Minuten ist alles möglich”,
macht der Stürmer von Sporting
Lissabon sich und seinen Mannen Mut.
Das schwierige Thema Ramadan
wurde jedenfalls rechtzeitig gelöst. Ein extra aus Algier eingeflogener Imam der Al-QudsMoschee hat den Spielern das
Essen während des Fastenmonats
gestattet.
Der Fußball-Weltverband FIFA
hat gestern die Öffentlichkeitsarbeit von WM-Teilnehmern kritisiert und will mit Mahnbriefen
eine Einhaltung der Regeln einfordern. „ Sie nehmen sich Freiheiten. Immer öfter kommen sie
ohne Spieler zu Pressekonferenzen. Wir appellieren an die
Teams und sind ständig in Kontakt mit ihnen”, beklagte sich der
Chef der FIFA-Media-Operations in Rio de Janeiro, Alain
Leiblang.
Entgegen der in den WM-Statuten festgeschriebenen Regeln
hatten gleich mehrere Teams zu
den Abschluss-Pressekonferenzen vor einem Spiel entweder gar
keinen Spieler oder verletzte
oder gesperrte Akteure geschickt. Frankreich und die Niederlande hatten so den Unmut
internationaler Medien provoziert. Auch der Monolog von
Uruguays Trainer Oscar Tabarez
zur Sperre von Luis Suarez vor
dem Achtelfinale gegen Kolumbien verstieß gegen die Regeln,
da er keine Fragen zuließ. Kroatiens Niko Kovac hatte wegen
der Veröffentlichung von Nacktbildern seiner Kicker am Pool
die Kontakte zu Medienvertretern beschränkt und den Spielern
ein Interview-Verbot erteilt.
Gerügt wurde ausdrücklich
Deutschlands Achtelfinalgegner
Algerien für die bevorzugte Behandlung heimischer Medien
gegenüber der internationalen
Presse. Dieser Regelbruch wurde
auch von den Niederlanden begangen und von den Engländern – vor ihre Abreise nach der
Gruppenphase. Bei erneuten
Verstößen könnte sogar die Disziplinarkommission der FIFA
eingeschaltet werden, hieß es.
WM-VORSCHAU
FRANKREICH - NIGERIA (heute,
18 Uhr, Brasilia, National-Stadion, SR
Mark Geiger/USA).
FRANKREICH: Lloris – Debuchy,
Varane, Sakho, Evra – Sissoko,
Cabaye, Matuidi – Giroud – Valbuena,
Benzema. NIGERIA: Enyeama –
Ambrose, Yobo, Omeruo, Oshaniwa –
Mikel, Onazi – Odemwingie, Uchebo,
Musa – Emenike.
DEUTSCHLAND - ALGERIEN
(heute, 22 Uhr Porto Alegre, Stadion
Beira Rio, SR Sandro Ricci/BRA)
DEUTSCHLND: Neuer – Boateng,
Hummels, Mertesacker, Höwedes –
Schweinsteiger, Lahm, Kroos – Özil,
Müller, Götze. ALGERIEN: Mbolhi –
Mandi, Belkalem, Halliche, Mesbah –
Medjani, Bentaleb – Feghouli, Brahimi, Djabou – Slimani.
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