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Vorherige Seite Montag, 30. Juni 2014 Nächste Seite svz SPORT 19 FIFA rügt Teams für die schlechte Medien-Arbeit Wie schon vor dem USA-Match müssen sich Philipp Lahm und Thomas Müller auch vor der Algerien-Partie mit der „Schande von Gijon” beschäftigen, bei der sie noch nicht einmal geboren waren. Löw warnt vor „schwerem Fehler” Algerier träumen von „Heldentat” Mit Algerien hat Deutschland bei der Fußball-WM in Brasilien den vermeintlich leichtesten Achtelfinal-Gegner erwischt. Kein Wunder, dass Teamchef Jogi Löw davor warnt, die heutige Partie in Porto Alegre (22 Uhr/ live ORF) als Selbstläufer anzusehen. „ Ein ganz schwer zu spielender Gegner mit großer Qualität”, warnt der Coach: „ Wenn jemand glaubt, man hat es im Achtelfinale mit einem vermeintlich leichten Gegner zu tun und kann den Fokus schon ein bisschen auf die nächste Runde richten, begeht er einen schweren Fehler.” So gehe die eigene Mannschaft zwar „ mit großem Selbstbewusstsein” in die Partie, sei aber noch längst nicht „ am Limit”. Bei den zwei Siegen und einem Remis in der Gruppenphase hat Löw „ viel Licht, aber auch Schatten” gesehen, was er als völlig normal einstuft. „ Die Mannschaft muss im Laufe des Turniers steigerungsfähig sein. Das ist die große Kunst. Ein WM-Turnier ist ein Marathon und kein 100-m-Sprint. Ich habe schon einige Teams erlebt, da war nach einer guten Vorrunde im vierten Spiel Schluss”, erklärt der Coach, der dieses Schicksal tunlichst vermeiden will. Vorherige Seite Personell muss Löw, dem Lukas Podolski (Zerrung) fehlt, u.a. die Frage klären, ob Bastian Schweinsteiger neuerlich in der Mittelfeldzentrale spielt oder Sami Khedira wieder in selbige zurückkehrt. Löw kündigte eine „ Bauchentscheidung” an. DFB-Elf bislang stets bezwungen Hoch motiviert geht jedenfalls auch Algerien ins Match, hat man doch bislang alle Duelle gegen Deutschland gewonnen. 1982 gab es bei der WM in Spanien ein 2:1, das aufgrund der „ Schande von Gijon” nicht zum Aufstieg reichte. Zudem gewann man 1964 einen Test in Algier mit 0:2, womit Algerien das einzige Land ist, gegen das die DFB-Auswahl mehr als einmal gespielt und nie gewonnen hat. Dennoch ist diesmal „ Deutschland der absolute Favorit”, wie Algeriens Trainer Vahid Halilhodzic betont. „ Aber unsere Stärke ist der Teamgeist. Wir haben keinen Eto’o oder Drogba. Aber jeder kämpft für den anderen. Wir werden sehr viel taktisch arbeiten, und wir wollen sie ärgern”, kündigt der Bosnier einen harten Kampf an. Ähnlich sehen es seine Spieler. „ Es ist Raum für eine weitere Heldentat”, posaunt etwa Kapitän Madjid Bougherra, auch wenn der in Katar spielende Verteidiger weiß: „ Deutschland ist Favorit. Wenn wir verlieren, wäre es logisch, aber wenn wir gewinnen, wäre es eine enorme Leistung.” Der neue Volksheld Islam Slimani, der den Ausgleich gegen Russland erzielt hat, erwartet zwar ein „ sehr sehr schweres Spiel, aber am Ende ist es doch nur ein Fußballmatch. In 90 Minuten ist alles möglich”, macht der Stürmer von Sporting Lissabon sich und seinen Mannen Mut. Das schwierige Thema Ramadan wurde jedenfalls rechtzeitig gelöst. Ein extra aus Algier eingeflogener Imam der Al-QudsMoschee hat den Spielern das Essen während des Fastenmonats gestattet. Der Fußball-Weltverband FIFA hat gestern die Öffentlichkeitsarbeit von WM-Teilnehmern kritisiert und will mit Mahnbriefen eine Einhaltung der Regeln einfordern. „ Sie nehmen sich Freiheiten. Immer öfter kommen sie ohne Spieler zu Pressekonferenzen. Wir appellieren an die Teams und sind ständig in Kontakt mit ihnen”, beklagte sich der Chef der FIFA-Media-Operations in Rio de Janeiro, Alain Leiblang. Entgegen der in den WM-Statuten festgeschriebenen Regeln hatten gleich mehrere Teams zu den Abschluss-Pressekonferenzen vor einem Spiel entweder gar keinen Spieler oder verletzte oder gesperrte Akteure geschickt. Frankreich und die Niederlande hatten so den Unmut internationaler Medien provoziert. Auch der Monolog von Uruguays Trainer Oscar Tabarez zur Sperre von Luis Suarez vor dem Achtelfinale gegen Kolumbien verstieß gegen die Regeln, da er keine Fragen zuließ. Kroatiens Niko Kovac hatte wegen der Veröffentlichung von Nacktbildern seiner Kicker am Pool die Kontakte zu Medienvertretern beschränkt und den Spielern ein Interview-Verbot erteilt. Gerügt wurde ausdrücklich Deutschlands Achtelfinalgegner Algerien für die bevorzugte Behandlung heimischer Medien gegenüber der internationalen Presse. Dieser Regelbruch wurde auch von den Niederlanden begangen und von den Engländern – vor ihre Abreise nach der Gruppenphase. Bei erneuten Verstößen könnte sogar die Disziplinarkommission der FIFA eingeschaltet werden, hieß es. WM-VORSCHAU FRANKREICH - NIGERIA (heute, 18 Uhr, Brasilia, National-Stadion, SR Mark Geiger/USA). FRANKREICH: Lloris – Debuchy, Varane, Sakho, Evra – Sissoko, Cabaye, Matuidi – Giroud – Valbuena, Benzema. NIGERIA: Enyeama – Ambrose, Yobo, Omeruo, Oshaniwa – Mikel, Onazi – Odemwingie, Uchebo, Musa – Emenike. DEUTSCHLAND - ALGERIEN (heute, 22 Uhr Porto Alegre, Stadion Beira Rio, SR Sandro Ricci/BRA) DEUTSCHLND: Neuer – Boateng, Hummels, Mertesacker, Höwedes – Schweinsteiger, Lahm, Kroos – Özil, Müller, Götze. ALGERIEN: Mbolhi – Mandi, Belkalem, Halliche, Mesbah – Medjani, Bentaleb – Feghouli, Brahimi, Djabou – Slimani. Nächste Seite