Globalisierung vor der Haustür
Transcription
Globalisierung vor der Haustür
Newsletter der DGB-Jugend Ausgabe Februar 2007 A 8895 soli aktuell Globalisierung vor der Haustür Die Auswirkungen der Weltwirtschaft waren deutlich zu spüren: Die DGB-Jugend auf dem WSF in Nairobi. Von Dirk Neumann er vom Flughafen Nairobi in das Zentrum der kenianischen Hauptstadt fährt, dem fallen sofort die zahllosen Werbeplakate für Mobiltelefone und Coca-Cola ins Auge. Und in der Innenstadt angekommen, dominieren Nivea-Produkte und englische Cadbury-Schokolade die Regale der – wenigen – Supermärkte. Spätestens jetzt wird einem bewusst, dass die Globalisierung auf dem afrikanischen Kontinent längst angekommen ist. Abseits der großen und von Autos verstopften Straßen sieht man die vielen Verlierer der Weltwirtschaft: Über eine Million Menschen leben allein in den Slums von Nairobi, rund ein Drittel der Einwohner. Ohne fließend Wasser und sanitäre Einrichtungen hausen sie in löchrigen Bretterverschlägen und suchen auf ständig wachsenden Müllbergen nach Essensresten oder Verwertbarem. s o c i a l s o u n d at tac k Gib dir eine Stimme! Das Finale des diesjährigen DGB-JugendBandwettbewerb »Gib dir eine Stimme!« findet am 23. Februar 2007, 21 Uhr, im BerlinKreuzberger Club Kato statt. Zu hören gibt’s die Finalisten 3 im Sinn, Mitsnakker, Trümmerfeld, Proton und Die Weltt. Für den Gewinner sorgt eine Fachjury. »Gib dir eine Stimme«-Finale. 23. Februar 2007, 21 Uhr, Kato, Skalitzer Str., im U-Bahnhof Schlesisches Tor, 10999 Berlin. www.dgb-jugend.de, www.kato-x-berg.de 3 ausbildung + beruf Studium mit Praxisbezug: Gewerkschaften und Studierende gegen Gebühren Technik-Freaks: Bundesregierung gegen Schulabbrecher Gerichte und Versicherungswesen: Große Unterschiede in Sachen Ausbildung Ein Prozent mehr: Tarifliche Ausbildungsvergütungen 2006 Kein Schülerterror: Fazit nach 22 Jahren Rütli-Schule 5 thema Prekariat in Zahlen: Erstmals Daten zur »Generation Praktikum« W In diesem Umfeld nun fand vom 20. bis 25. Januar 2007 das Weltsozialforum (WSF) statt. Vor sechs Jahren in Porto Alegre/Bra- inhalt 6 jav-ratgeber Glotze an: Fernsehen und JAV Studi-Status: Was tun bei Verlust? 7 landesbezirke + gewerkschaften Globale Gewerkschaft – Nairobi 2007 silien ins Leben gerufen, war das Forum damit erstmals auf dem afrikanischen Kontinent zu Gast. Das WSF versteht sich als zivilgesellschaftliche Alternative zum Weltwirtschaftsforum in Davos. Mehrere zehntausend Menschen kamen in diesem Jahr zusammen, um in rund 1.300 Veranstaltungen über ihre Vorstellung einer gerechten Welt zu diskutieren – optimistisches Motto: »Another world is possible!« Auch die DGB-Jugend beteiligte sich gemeinsam mit rund 30 deutschen Organisationen am WSF, darunter Delegationen der IG Metall- und der ver.di-Jugend. Die Gewerkschaftsjugend wollte besonders die Probleme und Lebensverhältnisse von jungen Menschen betrachten – und herauskriegen, wie für die Arbeit der Gewerkschaften mobilisiert werden kann: Es ist offensichtlich, dass sich die Kapitalseite global vernetzt und internationalisiert hat. Hier hat die Arbeitsseite, haben ArbeitnehmerInnen und Arbeitssuchende gleichermaßen enormen Aufholbedarf. Auch wenn man von der Vielzahl der Veranstaltungen mitunter etwas überfordert wurde und konkrete Ergebnisse nicht immer ersichtlich waren – das WSF bietet doch eine gute Möglichkeit, neue und alte Gute Ausbildung für alle: Die 20. Jugendkonferenz der IG Metall Ampel rot: Bundestagsabgeordnete für Jugendarbeitsschutz Partner zu treffen und gemeinsam über Ansätze für eine andere Welt zu diskutieren. Gerade die Jugend wird sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen haben – da stimmt die Beteiligung an dem DGB-JugendWorkshop »How to organise the Youth« äußerst optimistisch. Über 60 Jugendliche aus fünf Kontinenten kamen zusammen, um nach Gemeinsamkeiten zu suchen und über die Arbeit der Herkunftsorganisationen zu informieren – auch karitative Hilfsprojekte und NGOs waren eingebunden. Besonders erfreulich: Am nächsten Tag kamen spontan nochmals über 70 junge Menschen unter dem Banner der DGB-Jugend zusammen. Mit ihnen wurde am Ende ein kontinuierlicher Austausch via E-Mail und längerfristig möglichst auch über eine Internet-Plattform vereinbart. Denn es wartet viel Arbeit auf die Jugend – als nächstes beim G 8-Gipfel in Heiligendamm. ∏ Dirk Neumann ist politischer Referent der DGB-Jugend. 02.07 soli aktuell 1 kurz + bündig Schlechtes Vorbild Bund: Praktika lau n Unbezahlte Praktika beim Bund: Das Titelthema der Soli aktuell 10-2006 wurde im Januar 2007 auch ganz offiziell verhandelt: Für Praktika in Bundesministerien und im Bundeskanzleramt wird »eine Vergütung grundsätzlich nicht gewährt«. Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei-Fraktion. 2006 Jahr wurden 22 junge Leute mit Hochschulabschluss bis zu sechs Monate lang unentgeltlich in den Bundesministerien beschäftigt. Spitzenreiter: das Auswärtige Amt mit mehr als 300 Praktika pro Jahr! Dringend rauf BAföG-Vorstoß n Die Bildungspolitiker der SPD-Bundestagsfraktion haben eine Erhöhung der BAFöG-Förderung für Studierende und Auszubildende gefordert. Frau Schavan Unterstützung erhalten sie von GEW, dem Deutschen Studentenwerk, den Grünen und der Linkspartei. Die BAföG-Fördersätze sind seit 2002 unverändert. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) sieht aus haushaltspolitischen Gründen keinen Spielraum für Erhöhungen. www.gew.de Bundestagsdrucksache 16/3785 Behinderte behindert Marquard beschwert sich n Behinderte Menschen werden nach wie vor bei der Ausbildung und der Jobsuche benachteiligt. Betroffene Kinder würden in den Schulen häufig nicht angemessen gefördert, und viele erwachsene Behinderte seien arbeitslos. Darauf hat der Berliner Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung, Martin Marquard, hingewiesen. Höchststand Nazi-Gewalt n Rechtsextreme Gewalt in Deutschland erreichte 2006 eine neue Qualität und steuert auf einen Höchststand zu. Bis zum November haben die Behörden bundesweit 11.254 rechte Straftaten registriert. Darunter seien 64 Gewalttaten und 781 Propagandadelikte gewesen, bei 180 Straftaten sei ein fremdenfeindlicher Hintergrund festgestellt worden. www.mut-gegen-rechte-gewalt.de www.berlin/behindertenbeauftragter Wirtschaft steuern Deutschland zahlt n Unternehmen in Deutschland haben im Jahr 2006 20 Milliarden Euro staatliche Subventionen bekommen. Damit liege Deutschland im EU-Vergleich an der Spitze, teilte die EU-Kommission in einem aktuellen Überblick mit. Frankreich gab zehn, Italien sechs und Großbritannien fünf Milliarden Euro an Unternehmen. Insgesamt flossen in der EU im vergangenen Jahr 64 Milliarden Euro Unternehmenssubventionen – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Prozent. Die ganze Bescherung im »EU-Beihilfeanzeiger«: http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/ index_6776_de.htm Null Promille Junge Fahrer n Das Bundesverkehrsministerium will Fahranfängern das Fahren unter Alkoholeinfluss untersagen. Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) Herr Tiefensee hat einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt. Verstößt man gegen diese Regelung, dann wird ein Bußgeld in Höhe von 125 Euro fällig. Zudem erhält man zwei Punkte in Flensburg. Auf die Bestrafung durch ein Fahrverbot will der Minister offenbar verzichten. Die vorgesehene Ahndung bewege sich im »untersten sanktionsrechtlichen Bereich«. www.ace-online.de 2 soli aktuell 02.07 Jugend gefragt Schüler müssen helfen n Bundespräsident Horst Köhler (CDU) hat Schüler anlässlich eines Kinobesuchs im brandenburgischen Schwedt aufgefordert, Zivilcourage Herr Köhler gegen Rechtsextreme zu zeigen. Sie hätten zwar keine Schuld am Nationalsozialismus, jedoch Verantwortung, dass sich der nicht wiederholt. Hartz-Jobs I Job-Killer n Die Ergebnisse einer anonymisierten Arbeitgeberbefragung, durchgeführt vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), deuten darauf hin, dass EinEuro-Jobs reguläre Beschäftigung ersetzen. In vier Prozent der Einrichtungen, die EinEuro-Jobber beschäftigen, waren nach Angaben der Befragten Personaleinsparungen die Folge. Hochgerechnet handelt es sich bundesweit um mehr als 2.000 Einrichtungen. www.iab.de Hartz-Job II Job-Programm n Wegen der der vielen Klagen zur Arbeitsmarktreform Hartz IV bildet das Bundessozialgericht in Kassel einen neuen Senat. Im März 2007 werden drei neue Richter für ein Gremium bestimmt, das sich mit Arbeitslosengeld II-Verfahren befasst. An deutschen Sozialgerichten gibt es mehr als 100.000 Klagen gegen Hartz IV. Niedrige Jobs DGB für Neuordnung n Der DGB ist offen für die Pläne der SPD zur Einführung von Steuergutschriften für Niedrigverdiener. Nicht die Ausweitung sondern die Neuordnung des Niedriglohnsektors müsse oberste Priorität haben, so DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Ziel müsse sein, die Armut von Beschäftigten zu bekämpfen. Wer arbeite, müsse auch davon leben können. www.dgb.de Wechselwille IAB: Männeranstieg n Jeder Fünfte wechselt einer Studie zufolge bereits unmittelbar nach der Ausbildung den Beruf. Bei den jungen Männern sei der Anteil der Berufswechsler seit 1977 von 18 auf 26 Prozent gestiegen. Bei den Frauen sank die Quote dagegen von 19 auf 16 Prozent. www.iab.de Dual verzweigt Berufsausbildung neu n Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) will die betriebliche Berufsausbildung neu organisieren. Einer ersten Grundbildungsphase, die je nach Beruf ein bis zwei Jahre dauern soll, folgt nach dem Modell die Spezialisierung. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock: »Der DGB hat diesen Weg bereits bei der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes 2005 vorgeschlagen. Das Ziel muss aber immer der Erwerb eines vollwertigen Berufs sein, der auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt wird. Dabei darf der theoretische Teil der Berufsbildung nicht zu Gunsten des praktischen Anteils zurückgefahren werden.« Pferdewarnung IG BAU: Praktikumsmist n »Wir bieten zwei Praktikumsplätze für mindestens zwölf Monate an, diese werden nicht entlohnt, aber belohnt mit vielen Pferden, toller Atmosphäre, Natur pur…« Frau Feltrini Vor Stellenanzeigen wie diesen – in Pferdefachzeitschriften keine Seltenheit – warnt die IG BAU: »Das ist nichts anderes als die zunehmende Praxis vieler Betriebe, eine billige Arbeitskraft zu finden«, sagt IG BAUAusbildungsexpertin Bärbel Feltrini. Ein Praktikum in einem Pferdebetrieb sei ein ganz reguläres steuer- und sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis. Für Fragen gibt’s die »Pferdewirt-Hotline«: Tel.: 018 01 /44 22 81 ausbildung + beruf Studium mit Praxisbezug Proteste: Gewerkschaften und Studierende sind gemeinsam gegen Studiengebühren. Überlegungen angestellt, Gelder aus den Gebühren für Heizkosten auszugeben. »Die Hochschulen im Land werden systematisch kaputt gespart«, so Boris Bartenstein, Spreostensenkung sofort: Die Bildungscher der Landes-ASten-Konferenz. gewerkschaft GEW macht sich für Dass Protest Folgen hat, haben Studieden Boykott von Studiengebühren rende in Münster gezeigt. An der dortigen stark und ruft alle Studierenden auf, das Uni stürmten sie am 16. Januar 2007 eine SeGeld auf Treuhandkonnatssitzung, auf der die An der Münsteraner Uni ten zu überweisen. »In Einführung von Gebühstürmten Studierende Nordrhein-Westfalen ren beschlossen werden sind nach der Einfüh- erfolgreich die Senatssitzung… sollte. Das Treffen musste heben. »Die chronische Unterfinanzierung rung von Gebühren beergebnislos abgebrochen der Hochschulen wird sich perspektivisch reits die Studierendenzahlen gesunken. Stuwerden. Katharina Binz vom freien zusam- sogar verschärfen«, kommentiert Fredrik diengebühren werden dazu führen, dass viemenschluss der studierendenschaften (fzs): Dehnerdt, Geschäftsführer des Aktionsle Studierende länger für ihre Ausbildung »Kein Senat muss wider besseren Wissens bündnisses gegen Studiengebühren (ABS) brauchen – und mit Schulden ins BerufsleGebühren einführen! Wir die Vorgänge. …auf der die Einführung ben starten«, sagt Rainer Dahlem, GEW-Lanwerden auch die kommenAuch Jugendverbände von Gebühren beschlossen schalten sich nun in die desvorsitzender in Baden-Württemberg. den Senatssitzungen bewerden sollte. Die GEW warnt die Hochschulleitungleiten. Wir fordern: Ein Gebührendiskussion ein. gen, auf Studierende Druck auszuüben und angemessenes MitspraChristian Beyer, der Bemit Exmatrikulation zu drohen. cherecht der Studierenden sowie das einzirksvorsitzende des Bayerischen JugendIn Baden-Württemberg haben Studiedeutige Votum der Senatsmitglieder, keine rotkreuzes, hat vor den negativen Folgen rende an den meisten Hochschulen beGebühren einzuführen.« Münster bleibt dader künftigen Studiengebühren für das ehschlossen, die Zahlung von Studiengebühren mit vorerst eine der wenigen gebührenfreien renamtliche Engagement in Bayern gezu boykottieren und die 500 Euro pro Se- Hochschulen in Nordrhein-Westfalen. warnt. Beyer: »Zwangsläufig wird weniger mester auf Treuhandkonten einzuzahlen. Bei Nicht nur zeigten alle bisher erhobenen Zeit für die unbezahlte Arbeit in Vereinen Studiengebühren von 500 Euro pro Semester Daten, so Binz, dass Studiengebühren sozial und Verbänden übrig bleiben.« ∏ drohen Schulden in Höhe von 19.000 Euro. selektiv wirkten und viele Studierwillige vom Infos: www.gew.de, www.abs-bund.de Die Landeskonferenz der Allgemeinen Hochschulzugang ausschlössen. Zusätzlich stellten Gebühren keine Möglichkeit dar, die Studierenden-Ausschüsse (ASten) kritisiert urteil Unterfinanzierung der Hochschulen zu beunterdessen, in Ulm und Freiburg würden Foto: ABS K Erwerb und Beruf Technik-Freaks Die Bundesregierung will Zahl der Schulabbrecher bis 2012 halbieren. ie Bundesregierung will die hohe Zahl der Schulabbrecher mit einer Bund-Länder-Offensive bis 2012 halbieren. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) kündigte eine entsprechende Initiative für dieses Jahr an. Im Jahr 2004 wurden nach Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft rund 82.000 Hauptschulabbrecher gezählt. 246.000 Berufsschüler blieben ohne Abschluss. Die Abbrecher kosteten den Staat rund 1,5 Milliarden Euro. Die Quote der Schulentlassenen ohne Hauptschulabschluss lag am Ende des Schuljahres 2004/05 zwischen 6,9 Prozent in Nordrhein-Westfalen und 11,8 Prozent in Sachsen-Anhalt. Vor allem will Schavan die Schüler für technische Fächer begeistern. Das sei eine zwingende Voraussetzung, um am Ende ge- D nügend junge Leute für die Bereiche ausbilden und hochqualifizieren zu können, »in denen künftig die Musik spielt«. Von Gewerkschaftsseite kommt Zustimmung und Kritik. Marianne Demmer, stellvertretende Vorsitzende der GEW, mahnt an, das grundsätzliche Problem der Anerkennung von Hauptschulabschlüssen nicht aus den Augen zu verlieren. Auch sei sie »gespannt wie ein Flitzebogen«, wie die Länder auf diesen Vorstoß von Bundesebene reagierten. Demmer: »Bekanntlich werden die Bundesländer ja nicht müde, auf ihre Zuständigkeit in schulischen Fragen zu pochen.« Interessant sei auch, wie Bund und Länder eine solche Initiative praktisch gestalten und überprüfen wollen. Die Unterschiede in den Ländern seien »erheblich«. ∏ Wer keine abgeschlossene Berufsausbildung hat, kann grundsätzlich keine Berufsunfähigkeits-, sondern nur eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung abschließen. Das hat das Saarländische Oberlandesgericht (OLG) entschieden. Denn bei der Berufsunfähigkeitsversicherung werde die gesundheitliche Fähigkeit versichert, einen erlernten Beruf weiter ausüben und bewältigen zu können. Das Gericht wies mit seinem Urteil die Klage eines Krankenpfleger-Helfers gegen seine Versicherung ab. Der hatte nach seinem Antrag eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Als Beruf hatte er »Krankenpfleger-Gehilfe« angegeben. Die Versicherung teilte nach Prüfung der Unterlagen mit, er könne lediglich seine Erwerbsunfähigkeit versichern lassen. Der Kläger unterschrieb daraufhin eine entsprechende Änderungsklausel. Gleichwohl verlangte er später von der Versicherung eine Rente, weil er nicht mehr in der Krankenpflege tätig sein könne. Wie die Versicherung hielt auch das OLG diese Forderung für unbegründet. Der Kläger sei nicht erwerbsunfähig, denn er könne durchaus noch andere Tätigkeiten ausüben. ∏ OLG Saarland, Az.: 5 U 720/05-105 02.07 soli aktuell 3 ausbildung + beruf Ein Prozent mehr Tarifliche Ausbildungsvergütungen 2006: Nur sehr geringer Anstieg. n Westdeutschland verdienten die Auszubildenden 2006 durchschnittlich 629 Euro brutto im Monat. Die tariflichen Ausbildungsvergütungen erhöhten sich im Durchschnitt um ein Prozent und damit ebenso viel wie im Vorjahr. In Ostdeutschland stiegen die tariflichen Ausbildungsvergütungen 2006 um 1,3 Prozent auf durchschnittlich 536 Euro im Monat – eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr um 0,6 Prozentpunkte. Der Abstand zum westlichen Tarifniveau blieb unverändert: Seit 2001 erreichen die Vergütungen im Osten durchschnittlich 85 Prozent der westlichen Höhe. Für das gesamte Bundesgebiet lag der tarifliche Vergütungsdurchschnitt 2006 bei 613 Euro pro Monat und damit um 1,1 Prozent über dem Vorjahreswert (607 Euro). Zu diesen Ergebnissen kommt das Bun- I desinstitut für Berufsbildung (BIBB) in seiner Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen von 2006. Ermittelt wurden die durchschnittlichen Vergütungen für 186 Berufe in West- und 151 Berufe in Ostdeutschland. In diesen Berufen werden 87 Prozent der Auszubildenden in West und Ost ausgebildet. gaben sich 2006 folgende Beträge: In Westdeutschland betrugen die Vergütungen im ersten Lehrjahr durchschnittlich 557 Euro, im zweiten 625 Euro und im dritten Jahr 697 Euro. In Ostdeutschland beliefen sie sich im ersten Ausbildungsjahr auf durchschnittlich 471 Euro, im zweiten auf 540 Euro und im dritten auf 599 Euro pro Monat. ∏ Die mit Abstand höchsten Ausbildungsvergütungen wurden in West und Ost im Beruf BinnenschifferIn mit jeweils 925 Euro pro Monat erzielt. Hohe Vergütungen sind auch in den Berufen des Bauhauptgewerbes tariflich vereinbart: Sie betrugen 2006 im Westen durchschnittlich 833 Euro und im Osten 679 Euro im Monat. Ebenfalls hoch waren die Vergütungen in West- und Ostdeutschland mit durchschnittlich jeweils 813 Euro im Beruf Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen. Niedrige Ausbildungsvergütungen wurden in den Berufen Friseur/Friseurin (West: 418 Euro, Ost: 266 Euro), Florist/Floristin (West: 424 Euro, Ost: 312 Euro) und Bäcker/Bäckerin (West: 457 Euro, Ost: 351 Euro) gezahlt. Häufig weichen auch im gleichen Beruf die tariflichen Ausbildungsvergütungen je nach Region und Wirtschaftszweig voneinander ab. Außerdem gelten die tariflichen Ausbildungsvergütungen nur in der betrieblichen Ausbildung: In der aus öffentlichen Mitteln finanzierten außerbetrieblichen Ausbildung erhalten die Auszubildenden in der Regel erheblich niedrigere Vergütungen, die vom BIBB nicht berücksichtigt werden. Für die einzelnen Ausbildungsjahre er- ausbildungsvergütungen Boys & Girls Insgesamt verteilten sich die Ausbildungsvergütungen in den untersuchten Berufen im Jahr 2006 wie folgt: In Westdeutschland bewegten sich die Vergütungen für 64 Prozent der Auszubildenden zwischen 500 Euro und 750 Euro. Weniger als 500 Euro erhielten 15 Prozent der Auszubildenden, wobei Vergütungen unter 400 Euro eher Ausnahmen darstellten; mehr als 750 Euro gingen an 21 Prozent der Auszubildenden. In Ostdeutschland waren für 52 Prozent der Auszubildenden Vergütungen von 500 Euro bis 750 Euro zu verzeichnen. Unter 500 Euro lagen die Vergütungen für 47 Prozent der Auszubildenden, für 19 Prozent sogar unter 400 Euro. Nur ein Prozent der Auszubildenden erreichte mehr als 750 Euro. Gender Mainstreaming steht nicht auf der Überweisung: Im Westen kamen die männlichen Auszubildenden auf durchschnittlich 643 Euro, die weiblichen auf 607 Euro. Im Osten betrug der Durchschnitt für die männlichen Auszubildenden 548 Euro und für die weiblichen 516 Euro. Der Grund für die Ungleichverteilung: Junge Frauen sind häufiger in Berufen mit einer niedrigeren Ausbildungsvergütung anzutreffen als junge Männer. ∏ www.bibb.de/de/28692.htm Kein Schülerterror Die ehemalige Rektorin Brigitte Prick zieht Fazit nach 22 Jahren Rütli-Schule. ie Rütli-Schule in Berlin-Neukölln geriet im März 2006 bundesweit in die Schlagzeilen, nachdem Lehrer in einem Brandbrief an die Schulverwaltung angeblich die Auflösung der Schule verlangt hatten, weil sie anders der Gewalt durch die Schüler nicht mehr standhalten könnten. Seit Mitte Oktober 2006 nun hat die Schule einen neuen Rektor. Aleksander Dzembritzki tritt in die Fußstapfen des Interim-Direktors Helmut Hochschild, der mit D 4 soli aktuell 02.07 seinen Schülern und dem Ensemble Young American die Schule aus den negativen Schlagzeilen tanzte. Jetzt gibt die Vor-Vorgängerin der beiden, die bis 2005 amtierende Schulleiterin Brigitte Pick, zu bedenken: »Ein Schulleiter leitet genauso wenig eine Schule, wie ein Korinthenkacker Korinthen kackt.« Die bekennende 68erin: »Ich versuchte zu verbessern, zu ändern und im Elend zu helfen, so gut es in meinen Kräften stand.« So analysiert sie nicht nur den Notruf aus Neukölln im März 2006, der die Schule bundesweit bekannt werden ließ, sondern auch die dadurch ausgelöste innenpolitische Debatte über das Schulsystem in Deutschland und die immer wieder ausbrechende Gewalt an Schulen und die Integration von Immigrantenkindern. Ein notwendiger Beitrag zur Bildungsdebatte. ∏ Brigitte Pick: Kopfschüsse. VSA-Verlag, Hamburg 2007, 200 S., 14,80 Euro thema Prekariat in Zahlen Erstmals Daten zur »Generation Praktikum« – Die Absolventenbefragung der DGB-Jugend. it der Studie »Generation Praktikum« von Dieter Grühn und Heidemarie Hecht liegen erstmals konkrete Zahlen für die Diskussion über Praktika nach dem Ende des Studiums vor. Die – mit Unterstützung von DGB-Jugend und Hans-Böckler-Stiftung durchgeführte – Untersuchung konzentriert sich auf die quantitative Bedeutung von Praktika für die Beschäftigungssituation junger Hochschulabsolventen in Köln und Berlin zwischen ihrem Studienabschluss im Wintersemester 2002/2003 bis zum Befragungszeitpunkt im Herbst 2006, also etwa dreieinhalb Jahre nach Studienabschluss. Darüber hinaus gibt es aber auch einen ersten Überblick über die »Einfädelung in den Beruf«, d.h. über die Erwerbssituation der Befragten zum Befragungszeitpunkt. Daneben wurden die Absolventen zu Werten, Arbeitsplatzsicherheit, Einkommen, Karriereaussichten, Freizeit und Familie befragt. Auch quere Themen kamen vor: Ob sie noch mal studieren würden – und wenn ja, welches Studienfach. 500 Fragebögen kamen so zusammen. M Die wichtigsten Ergebnisse: Von Praktika nach dem Studienabschluss sind 37 Prozent aller Absolventen betroffen. Die Differenzen nach Studienfachgebieten sind erheblich: Geistes-, Kultur- und So- studienergebnisse zialwissenschaftler machen Praktika insgesamt und unbezahlte Praktika nach besonders häufig Praktika Branchen/Wirtschaftsbereichen in Prozent aller nach dem Ende des StudiPraktika bzw. aller unbezahlten Praktika ums. Die Zahl der AbsolvenAnteile bei ten, die ein Praktikum nach Anteil aller unbezahlten Wirtschaftsbereiche Praktika Praktika dem Studium absolvieren, ist in den letzten drei Jahren Industrie, Handel, Banken, Versicherung 8 1 deutlich angestiegen, und Öffentl. Verwaltung, Bahn, Post 7 12 zwar vor allem bei AbsolvenKunst, Kultur, Medien 27 41 ten von Fächern, bei denen das Phänomen bereits im Hochschule, öffentl. Forschung 5 4 Jahre 2000 besonders ausGesundheitswesen 16 16 geprägt war. Verbände, Kirchen, Parteien 10 10 Wer nach dem StudienSchulen, Jugend- und Erwachsenenbildung 4 7 abschluss ein Praktikum Sonstiges 24 25 oder mehrere Praktika absolviert, macht das nicht nebenbei: Die durchschnittli90 Prozent der Befragten, dass sie – wenn sie che Verweildauer beträgt bei unbezahlten rückblickend die freie Wahl hätten – noch Praktika vier und bei bezahlten Praktika einmal studieren würden. Allerdings würden sechs Monate. Das war bei 60 Prozent der im Durchschnitt nur etwa 60 Prozent noch Studienteilnehmer der Fall. einmal ihr ursprüngliches (Haupt-) StudienIn fast der Hälfte der Fälle handelt es sich fach wählen. um unbezahlte Praktika. Um diese Zeit zu fiDass sich Hochschulabsolventen mit ihnanzieren, greifen zwei Drittel der Absolrer Ausbildung identifizierten, solle aber venten auf ihre Eltern zurück, 40 Prozent der keinesfalls die Ausnutzung der ArbeitsAbsolventen haben noch einen Nebenjob. marktsituation durch die Arbeitgeber beUnd: Frauen führen deutlich häufiger – 45 schönigen, so Hecht/Grühn. Wie eine Stuzu 23 Prozent – Praktika durch. Es sind ausdentin dies zusammenfasst: »Ich bin der schließlich Frauen, die mehr als zwei PraktiMeinung, dass Praktika nach dem Studium ka machen. nur zu rechtfertigen sind, um persönlich/beAls allgemeiner Trend lässt sich erkennen, ruflich ›in Bewegung‹ zu bleiben, auch wenn dass im Studium immer noch Vorteile ge- man kein Glück bei der Jobsuche hatte, oder genüber anderen Ausbildungsformen gese- um sich beruflich um zu orientieren. Anhen werden. Über alle Fächer hinweg sagen sonsten sollte die Ausbildung mit dem Ende des Studiums abgeschlossen sein.« Wenngleich die Zahl der Arbeitslosen unter den Hochschulabsolventen nach wie vor im Vergleich mit anderen Qualifikationsgruppen deutlich unterdurchschnittlich sei, zeigten die Daten eine »gewisse Unzufriedenheit« und Verunsicherung, stellen rung für das Alter geht, sind junge Akademikerinnen und Akademiker mit einer häufig unsiGrühn/Hecht fest. ∏ Junge Frauen im Nachteil! Die Anforderungen an Berufseinsteiger sind in den letzten Jahren immer höher geworden: Sie mögen flexibel und leistungsfähig sein, sie sollten gute Fachkenntnisse und Berufserfahrung vorweisen und mehrere Fremdsprachen fließend beherrschen. Und das alles möglichst billig und rund um die Uhr. Besonders deutlich wird aber ein »Negativfaktor« auf dem Arbeitsmarkt: das Geschlecht. So haben Frauen deutlich größere Probleme beim Berufseinstieg. Auch sind Frauen häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen und ihr späteres Einkommen liegt deutlich unter dem ihrer männlichen Kollegen. In einem Alter, in dem es neben dem Berufseinstieg auch noch um eine mögliche Familiengründung und um die finanzielle Absiche- cheren Berufsperspektive konfrontiert. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass unter dem »Label Praktikum« Missbrauch betrieben wird. Praktika müssen – in erster Linie – zum Lernen da sein. Praktikanten sind keine billigen Arbeitskräfte. Darum führt kein Weg daran vorbei, dass der Status Praktikant besser geschützt wird und gesetzliche Regelungen gefunden werden, die ein Praktikum als ein Lernverhältnis klarer definieren. ∏ Dieter Grühn/Heidemarie Hecht: »Generation Praktikum«? Prekäre Beschäftigungsformen von Hochschulabsolventinnen und -absolventen. Im Download auf www.dgb-jugend.de Jessica Heyser, politische Referentin der DGB-Jugend 02.07 soli aktuell 5 jav-ratgeber Glotze an! Das Fernsehen ist schon überall: Ein Verbot der Nutzung von TV-, Video-, DVD- und Radiogeräten geht nicht ohne Zustimmung des Betriebsrats. dien wie TV-, Video- oder DVD-Geräte überBetriebsverfassungsgesetz (BetrVG) ein tragbar, auch wenn – wie z.B. das LandesarMitbestimmungsrecht in »Fragen der Ordbeitsgericht (LAG) Köln in seiner Entscheinung des Betriebs und des Verhaltens der dung vom 12. April 2006 (Az.: 7 TaBV 68/05) Arbeitnehmer im Betrieb« zusteht. einräumt – »derartige Geräte die AufmerkUnter diesen leicht abstrakt formuliersamkeit der Arbeitnehmer stärker in Anten Tatbestand fallen nach der Rechtsprespruch nehmen als ein Radiogerät«. In vielen Büros gehört Radio hören chung der Arbeitsgerichte auch Verbote Hier hatte ein Arbeitgeber während der Arbeitszeit zum Allüber die Nutzung von Radioerfolglos argumentiert, dass tag. Und nicht nur das: Es gibt sooder Fernsehgeräten. das Verbot das Arbeitsverhalgar Betriebe, in denen Arbeitgeber den BeArbeitgeber, die gern den ten deshalb betreffe, da er mit schäftigten Fernsehen oder sogar VideoHerrn im Hause hervorkehren, dem Verbot einen für die Arund DVD-Geräte zur Verfügung stellen – sei lehnen häufig die Mitbestimbeitnehmer bisher bestehenes zum dienstlichen Gebrauch oder zur primung des Betriebsrats mit dem den Anreiz beseitigen wollte, vaten Nutzung. Argument ab, dass derartige Der JAV-Ratgeber. sich während der Arbeitszeit Was passiert nun in den Fällen, in denen Nutzungsverbote das mitbeMit Wolf-Dieter Rudolph außerhalb des Arbeitsplatzes, die Nutzung derartiger Geräte vom Arbeitstimmungsfreie so genannte geber von einem Tag auf den anderen unArbeitsverhalten der Beschäftigten betrifft, z.B. in den Sozialräumen, aufzuhalten! In diesem zugunsten des Betriebsrats tersagt wird? Die Beschäftigten haben nicht aber ein »der Mitbestimmung unterentschiedenen Fall ging es gerade nicht um Glück, wenn’s in der fallendes Ordnungsein Nutzungsverbot für derartige Geräte Fernsehverbot: Arbeitgeber, Firma einen Betriebsverhalten«. unmittelbar am Arbeitsplatz und während die gern den Herrn im Hause… rat gibt – in diesem der Arbeitszeit, sondern um ein pauschales Dieser ArgumentatiFall kann die Arbeiton hat aber das Bundesarbeitsgericht (BAG) Verbot jedweder Nutzung zu jedweder Zeit geberseite nicht einfach irgendetwas verbereits in den achtziger Jahren einen Riegel einschließlich Pausen- und sonstiger freien bieten. vorgeschoben: Nach Zeiten – in sämtlichen Bevor ein derartiges Verbot ausgesproMeinung der höchsten …hervorkehren, lehnen die MitRäumlichkeiten einchen werden kann, muss der Betriebsrat deutschen Arbeits- bestimmung des Betriebsrats ab. schließlich Pausenerstmal mit einer derartigen Maßnahme richter sind alle Anordbzw. Sozialräumen, in einverstanden sein. Warum? Ganz einfach: nungen des Arbeitgebers mitbestimmungsdenen sich die Arbeitnehmer außerhalb ihWeil dem Betriebsrat nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 pflichtig, wenn mittelbar oder direkt eine rer Arbeitszeiten aufhalten. Reglementierung des ArbeitnehmerverhalFür die Arbeitsgerichte ist auch nicht enttens bzw. ein einheitliches Verhalten der urteil scheidend, ob die entsprechenden Geräte Arbeitnehmer erreicht werden soll. vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt Nicht der Mitbestimmung unterfallen wurden oder ob sie von Arbeitnehmern in sämtliche Anweisungen, Vorgaben oder AnDas Bundesarbeitsgericht (BAG) hat entden Betrieb mitgebracht wurden. ordnungen des Arbeitgebers, die er in Ausschieden, dass der Verlust der SozialversicheEin Mitbestimmungsrecht des Betriebstrifft. übung seines Weisungsrechts rungsfreiheit kein personenbedingter Kündirats besteht auch dann, wenn der BetriebsGeht es also um eine Konkretisierung gungsgrund ist. Studierende, die aus verrat beim erstmaligen Einsatz bzw. bei erstder Arbeitspflicht, z.B. die Vorgabe, welche schiedenen Gründen die Befreiung in der Somaliger Genehmigung derartiger Geräte Arbeiten in welcher Weise auszuführen zialversicherung verlieren, behalten weiternicht beteiligt wurde, z.B. weil es zu diesem sind, handelt es sich um eine »nicht mitbehin ihren Studi-Job. Der Fall: Der Kläger war seit 1990 bei eiZeitpunkt gar keinen gab. stimmungspflichtige Regelung über das Arnem Großflughafen als teilzeitbeschäftigte Hier kann sich ein Arbeitgeber nicht der beitsverhalten«. studentische Aushilfe im Bereich BodenMitbestimmung mit dem Argument der BeDer Mitbestimmung unterliegen demdienste tätig. In seinem Arbeitsvertrag war seitigung eines »mitbestimmungswidrigen nach sämtliche Vorgaben der Arbeitgeber, vereinbart, das Arbeitsverhältnis sei unter die nicht unmittelbar der Ausführung der im Zustands« entziehen. Beachtung der Sozialversicherungsfreiheit an Arbeitsvertrag bzw. Berufsausbildungsverden Nachweis eines ordentlichen Studiums Für die Jugend- und Auszubildendenvertrag niedergelegten Pflichten unterfallen. gebunden und ende ohne Kündigung in dem tretung (JAV) ist wichtig: Ordnet der AusMonat, in dem der Kläger exmatrikuliert werbildungsbetrieb ein Verbot z.B. des RadioIn seiner Grundsatzentscheidung vom de. Der Kläger verlor aufgrund einer Ändehörens nur in der Ausbildungswerkstatt an 14. Januar 1986 (Az.: 1 ABR 75/83) hat das rung der Vorschriften zur Sozialversicheoder sind von dieser Maßnahmen ausBAG klargestellt, dass selbst dann, wenn rungsfreiheit von Studierenden im Jahr 2004 die Befreiung. schließlich die Auszubildenden betroffen, ein entsprechendes Gerät unmittelbar am Der Arbeitgeber kündigte das Arbeitsso steht der JAV bei der Entscheidung des Arbeitsplatz aufgestellt und während der verhältnis. Gegen diese Kündigung wurde BeArbeitszeit genutzt wird, der Inhalt der arBetriebsrats natürlich nicht nur das so gerufung eingelegt, der Arbeitgeber verlor nun beitsvertraglich geschuldeten Leistung nannte besondere Teilnahmerecht (d.h. die in letzter Instanz vor dem BAG. nicht berührt ist. komplette JAV nimmt an der BetriebsratsBAG, Az.: 2 AZR 731/05; Hessisches Landesarbeitsist selbstverRechtssprechung sitzung teil), sondern auch ein Stimmrecht Diese gericht, Az.: 17/6 Sa 907/04 zu. ∏ ständlich auch auf den Einsatz anderer Me- E Status weg, Job nicht 6 soli aktuell 02.07 landesbezirke + gewerkschaften Gute Ausbildung für alle Ausbildung, Tarifpolitik, Rente mit 67 – das waren die großen Themen der 20. Jugendkonferenz der IG Metall in Sprockhövel. ir bleiben dabei: Wer nicht ausbildet, soll wenigstens zahlen« – der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Peters, machte in seiner Rede vor den Delegierten der 20. Jugendkonferenz seiner Gewerkschaft keine Kompromisse. Ausbildungsberufe ließen sich nicht in einzelne Module zerlegen, so dass junge Menschen nur noch angelernt würden und keine Qualifikation auf Facharbeiterniveau mehr erreichen könnten, so Peters. Bildung und Ausbildung lag auch den 224 Delegierten der IG Metall-Jugendkonferenz vom 24. bis 27. Januar 2007 in Sprockhövel sehr am Herzen. »Die Politik muss das Recht auf eine qualifizierte Ausbildung endlich durchsetzen«, betonte Michael Faißt, der Bundesjugendsekretär der IG Metall. W Mit der Forderung nach einer gesetzlichen Ausbildungsumlage wurde auch der Einstieg in eine Diskussion darüber beschlossen, welchen Beitrag die Tarifpolitik zwischenzeitlich zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze leisten kann. Nicht weniger, sondern mehr Geld während der Ausbildung – so lautet die Position der IG Metall-Jugend beim Thema Tarifpolitik. Junge Menschen sollen von ihrer Vergütung leben können, unabhängig von Eltern oder staatlichen Transferleistungen. Ein weiteres tarifpolitisches Ziel der Metaller: die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung. Und: Die jungen Gewerkschafter sprachen sich deutlich gegen die Rente mit 67 aus. Wenn die Menschen immer später aus dem Berufsleben ausstiegen, werde der Einstieg für die Jungen immer schwerer: »Wir als junge Menschen müssen uns an die Spitze der Bewegung gegen die Rente mit 67 setzen«, so Faißt. Die Generationen sollten sich nicht gegeneinander ausspielen lassen. »Es geht nicht um Alt gegen Jung. Es geht um uns hier unten und die dort oben«. Das Treffen in Sprockhövel wandte sich stark den Kernthemen der Gewerkschaftsbewegung zu. Dazu gehörte auch, dass die IG Metall-Jugend ihre Aktivitäten gegen Rechts verstärken und für eine gerechte und menschliche Globalisierung eintreten will. ∏ nase gestrichen voll Wir machen uns strafbar! Nach einem Urteil des Stuttgarter Landgerichts machen sich Menschen strafbar, wenn sie ein durchgestrichenes Hakenkreuz tragen. Die IG Metall-Jugend ließ sich durch das Urteil nicht auf eine Stufe mit Nazis stellen und zeigte »Gesicht(er)«. Die Teilnehmer der IG Metall konnten sich an einem Stand mit dem verbotenen Symbol fotografieren lassen – und machten davon ausgiebig Gebrauch. ∏ Ampel rot Bundestagsabgeordnete bekennen Farbe für das Jugendarbeitsschutzgesetz undestagsabgeordnete setzen sich für den Erhalt des gesetzlichen Jugendarbeitsschutzes ein: Die DGBJugend kämpft seit Sommer 2006 gegen die Verschlechterung des Jugendarbeitsschutzgesetzes. Unterstützt wird sie dabei von zahlreichen Bundestagsabgeordneten sowie dem Regierenden Bürgermeister von B Berlin, Klaus Wowereit (SPD), und dem Ministerpräsidenten von Brandenburg, Matthias Platzeck (auch SPD). Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock: »Das Jugendarbeitsschutzgesetz ist kein Ausbildungshemmnis. Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeits- und Ausbildungsplatz müssen auch im Interesse der Red Button: Vor dem Reichstag angetreten (v.l.): Die Abgeordneten Andreas Steppuhn (SPD), Diana Golze (Linkspartei), Gabriele Hiller-Ohm (SPD), Werner Dreibus (Linkspartei), Wolfgang Grotthaus (SPD), Andrea Nahles (SPD) und Clemens Bollen (SPD) sind solidarisch und begrüßen die Gewerkschaftsjugend. Ausbildungsbetriebe sein. Noch immer ist die Zahl der Unfälle hoch.« Arbeitnehmer unter 24 Jahren sind zu 50 Prozent häufiger von Arbeitsunfällen betroffen als andere Arbeitnehmer. Und: Das Gesetz sei auch so schon flexibel genug: In Bäckereien zum Beispiel dürften Jugendliche schon heute ab fünf Uhr morgens arbeiten. Am 18. Januar 2007 debattierte der Bundestag über die Zukunft des Jugendarbeitsschutzgesetzes. RednerInnen fast aller Parteien bekannten sich zum Fortbestand des Jugendarbeitsschutzes. Nur die FDP setzte sich für einen umfassenden Abbau der Schutzrechte von Jugendlichen ein. Im Plenum setzten Abgeordnete der SPD, der Linkspartei und der Grünen mit roten Buttons ein Zeichen und erklärten sich solidarisch mit den Protesten der Gewerkschaftsjugend gegen alle Aushöhlungspläne. Auch am Rednerpult waren die roten Buttons zu sehen. Diana Golze (Linkspartei), Andrea Nahles (SPD), Brigitte Pothmer (Bündnis 90/Grüne) und Willi Brase (SPD) trugen sie während ihrer Statements. ∏ www.haendeweg.net.ms 02.07 soli aktuell 7 tipps + termine Entgelt bezahlt, Postvertriebsstück A 8895 Absender: DGB-Bundesvorstand, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin w e b t i p p d e s m o n at s Killerpilz-Aktivitäten: Die Jugendseite der Stiftung »Ich will Gerechtigkeit« ruft gemeinsam mit der Band Killerpilze (»Ich kann auch ohne Dich«) Jugendliche auf, aktiv zu werden und gemeinsam im Auftrag von Karl-Heinz Böhm (»Sissi«) und seiner Menschenrechtsstiftung für den Bau einer Grundschule in Äthiopien Geld zu sammeln. Die kreativste und die erfolgreichste Aktion wird von den Killerpilzen mit einem Live-Konzert im Ort der Gewinner belohnt! www.ichwillgerechtigkeit.de Social Justice: Das »Freechild«-Projekt ist ein weltweit vernetztes Trainings- und Ratgeberportal rund um die Interessen junger Leute. Tenor: Gesellschaftlicher Wandel? Ja. Aber nur mit der Jugend! + www.freechild.org Zitat des Monats: »Die Schwerpunkte der Arbeit setzt der Alltag, nicht die Herkunft.« ! Adewale Adekoyeni, Otto-Betriebsrat Was ist eigentlich Neoliberalismus? Dieser guten Frage geht das »ABC zum Neoliberalismus« in 103 Stichworten von fachkundigen Autorinnen und Autoren nach. Kein neutrales Kompendium der neoliberalen Strategien – es geht vielmehr um eine kritische Auseinandersetzung mit dem liberalen Wirtschaftsmist. + »Dissen – nö«: Beleidigen geht nicht. Zum Thema Respekt ist ein Ratgeber für Jugendliche erschienen, die in der Schule, im Praktikum, bei der Lehrstellensuche, in der Ausbildung und bei Vorstellungsgesprächen ungleich behandelt und/oder benachteiligt werden. + »Dissen – mit mir nicht«. Im Download: www.jubim.de/dissen/dmmn04.pdf Hans-Jürgen Urban (Hg.): ABC zum Neoliberalismus. Von »Agenda 2010« bis »Zumutbarkeit«. VSA-Verlag, Hamburg 2006, 248 S., 14,80 Euro impressum Kalender 2007/2008 für junge Verbraucher: Mit dem Motto »Gut informiert, clever entscheiden« bieten der Verbraucherzentralen-Bundesverband und die Stiftung Warentest einen übersichtlichen und vor allem: kostenlosen Jahresplaner für das Schuljahr 2007/2008. Der Kalender informiert junge Leute über sicheres Internet-Shoppen, Strategien zur wirkungsvollen Reklamation – und vor allem darüber, wie das Handy nicht zur Schuldenfalle wird. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verantwortlich für den Inhalt: Ingrid Sehrbrock Herausgeber: DGB-Bundesvorstand, Ber. Jugend, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Tel.: 030 / 240 60 172, Fax: -409 E-Mail: [email protected] Internet: www.dgb-jugend.de Druck: PrintNetwork PN GmbH Redaktion: Jürgen Kiontke Grafik: Heiko von Schrenk Aboverwaltung: Daniela Linke, Tel.: 030 / 240 60 166, E-Mail: [email protected] Gefördert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (BMFSFJ) + www.test.de/schuelerkalender seminare Konferenz »Zukunft der Arbeit«: Brauchen wir unbedingt Vollbeschäftigung – oder vielmehr eine ganz neue Verteilung von Arbeit? Wie sieht unser (Arbeits-)Alltag in zehn oder gar 20 Jahren aus? Zusammen mit ExpertInnen aus Politik und Wirtschaft werden Antworten gesucht. Dabei wird es um Modelle wie Grundeinkommen, Kombilohn und die dazu passenden gewerkschaftlichen Positionen gehen. 20. bis 22. April 2007. DGB-Jugendbildungszentrum Hattingen, Buchungscode ARB 8628 Soziale Kompetenz I – gilt als Schlüsselqualifikation auf dem heutigen Arbeitsmarkt. Aber wie kann man sie trainieren? Welche Methoden gibt es, um soziale Kompetenz nachhaltig zu fördern? In dieser zweiteiligen Fortbildung werden Formen der sozialen Kompetenz vorgestellt und ihre Vermittlung trainiert. 27. bis 29. April 2007. DGB-Jugendbildungszentrum Hattingen, Buchungscode SKB 8615 Alle Anbieter von Beiträgen, Fotos und Illustrationen stimmen der Nutzung im Internet zu. Anmeldungen: www.dgb-jugendbildung.de Abo-Coupon soli aktuell ausschneiden und im Fensterumschlag an die untenstehende Anschrift schicken. ∂ An den DGB-Bundesvorstand, Ber. Jugend Soli aktuell Henriette-Herz-Platz 2 10178 Berlin 8 soli aktuell 02.07 Ich möchte monatlich ____ Exemplar(e) bestellen. vorname name organisation funktion straße nummer plz ort unterschrift