732 1. Übersandung. Wenn sie auch seltener als die Deflation

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732 1. Übersandung. Wenn sie auch seltener als die Deflation
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B o j k o , Die Vegetationsverhältnisse im Seewinkel. I I .
1. Übersandung.
Wenn sie auch seltener als die Deflation auftritt, so ist sie
doch v o n nicht zu unterschätzender Bedeutung. Da längs der
Ostküste des Neusiedler Sees zwischen Weiden und Illmitz der
Seeboden an vielen Stellen bis einige 100 m gegen das Seeinnere
mit feinem Sand bedeckt ist, wird dieser bei niedrigem Wasser­
stand und zugleich herrschenden Westwinden gegen die äußeren
mit Vegetation bedeckten Gebietsteile vertragen. Es ist klar,
daß dieser Flugsand eine die Entwicklungsgeschwindigkeit ver­
zögernde bis aufhebende Wirkung ausüben muß, die sich in manchen
Fallen eben bis zur degenerierenden steigern kann.
Eine so herbeigeführte Degeneration kann je nach der Stärke
und Dauer den Verlauf sämtlicher Sukzessionsstadien nach rück­
wärts veranlassen, und zwar sowohl von den Endstadien als auch
von den Mittelstadien aus. A m besten läßt sich ein derartiger
Rückentwicklungsprozeß an tiefer wurzelnden Arten erkennen,
die einer weiter vorgeschrittenen Gesellschaft angehören, also
wenn z. B. in einem Brometum tectorum Centaurea scabiosa neben
Plantago indica steht. Es ist dann leicht, die ursächlichen Zu­
sammenhänge durch ein paar Spatenstiche festzustellen, die sehr'
bald unter dem lockeren Sand eine festere und humosere Schicht
im Profil erkennen lassen.
2.
Wagenspuren.
Für alle weiten ebenen Gebiete sind die sehr breiten Fahr­
wege außerordentlich charakteristisch. Hier herrscht noch nicht
der Bodenhunger in dem Maße v o r wie in Gebirgsgegenden, in
denen die Wege stets eine v o n Anfang an bestimmte, ziemlich
eng bemessene Breite besitzen. Schon die Dorfanlagen selbst
zeigen in der ungarischen Tiefebene diese Bodenverschwendung,
und insbesondere die nicht gepflegten Fahrwege außerhalb der
Dörfer weisen eine oft ständig wachsende enorme Breite auf.
Gehen nun diese neuen Wagenspuren über einen gefestigten
Boden und eine geschlossene Grasnarbe, so wird der Einfluß auf
die Vegetation sich mehr oder weniger nur in ruderalem Sinne
auswirken bzw. werden Pflanzen, die das Befahrenwerden schlecht
vertragen, wie Astragalus exscapus usw., solchen Arten Platz
machen müssen, denen dieser Umstand nicht zum Verderben wird
(Plantago major, Lolium perenne, Polygonum aviculare usw.). Dies
ist der Fall, wenn ein Festucetum oder ein Cynodontetum in B e ­
tracht kommt.
Ganz anders liegen die Verhältnisse, wenn durch Wagen­
spuren der an sich noch lockere Boden eines nicht zu weit vor­
geschrittenen Potentilletum oder eines noch früheren Stadium bloß­
gelegt wurde.
Hier beginnt dann der Entwicklungsprozeß
von einer Initialphase oder einem Frühstadium aus v o n neuem,
natürlich unter der Voraussetzung, daß eine weitere Entwicklungs­
störung nicht eintritt.

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