Die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen

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Die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen
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Welt der Tiere
Aus dem Alltag einer Tierschützerin
«Die Stärke des Volkes sich misst
am Wohl der Schwachen …»
E
ine freiwillige Helferin unserer In der Präambel unserer BundesverfasTierschutzorganisation rief mich sung steht «… und dass die Stärke des
kürzlich ganz besorgt an. Ihr Volkes sich misst am Wohl der Schwa13-jähriger Sohn hatte auf dem Schul- chen …». Gemessen an der Kraft auch
weg zwei 11-Jährige zurechtgewiesen, von kleinen Kindern sind bereits Manachdem diese trotz mehrfacher Bitten rienkäfer, Schmetterlinge, Schnecken
nicht aufhörten, kleine Tiere zu quä- oder Frösche äusserst schwach. Gehört
len. In der Folge hatte sich die Mut- es tatsächlich zur (gesunden?) Entwickter eines Jungen bei meiner Bekannten lung eines Kindes, die Ameise zu zertrebeschwert, ihr Sohn sei aggressiv und ten, der Libelle die Flügel auszureissen
hätte sich nicht einzumischen, wenn oder der kleinen Katze einen Tritt zu
andere Kinder Tiere misshandeln wür- versetzen? Wo ziehen wir die Grenze? Ist
den. Meine Bekannte war schockiert. Käfer zertreten in Ordnung, Mäuse totSie hat ihre Kinder stets Rücksichtnah- schlagen grenzwertig, aber Igel verbrenme gelehrt, gerade auch gegenüber Tie- nen verwerflich? Und wo führt das hin?
ren. Doch ihre Argumente stiessen bei Ist es nicht viel mehr so, dass wir geneder erzürnten Mutter auf taube Ohren. rell die Pflicht haben, alle schwächeren
Sie insistierte vielmehr, dass es ihren Wesen vor Übergriffen zu schützen?
Sohn wirklich nichts angehe, wenn andere Kinder kleine Tiere quälten oder «Eines der gefährlichsten Dinge, die eitöteten. Das würden andere Kinder ja nem Kind passieren können, ist, ein Tier
auch tun und gehöre zur Entwicklung zu töten oder zu quälen und damit eineines Kindes dazu, so ihre feste Mei- fach so davonzukommen», warnte die
amerikanische Anthropologin Margaret
nung.
Mead (1901–1978). Was oft zum Kinderstreich (bei Erwachsenen zum Kavaliersdelikt) heruntergespielt wird, kann
zur tickenden Zeitbombe werden, denn
Gewalttaten an Tieren können erste Anzeichen für eine Verhaltensstörung sein,
die sich irgendwann nicht mehr auf Tiere beschränkt. Was mit dem Ausreissen
von Spinnenbeinen anfängt, kann ins
Köpfen von Mäusen, Verstümmeln von
Hunden und Katzen und weiter in den
Missbrauch von Pferden übergehen und
wird vielleicht irgendwann in Gewalttaten an Kindern und anderen Menschen
gipfeln. Respekt gegenüber dem Leben fängt schon bei kleinen Lebewesen
an. Ich habe deshalb meiner Bekannten zu ihrem wunderbaren Sohn gratuliert. Ein junger Mensch, der nicht tatenlos zuschaut, sondern handelt, wenn
das Wohl der Schwächsten in Gefahr ist,
verdient unser aller Respekt!
Esther Geisser, Juristin/Präsidentin NetAP
Die bunte Welt der Fangschreckenkrebse
F
angschreckenkrebse bewohnen
klare, flache Gewässer rund um
farbenprächtige Korallenriffe. Da
sich darin viele Tiere farblich tarnen,
verfügt der Fangschreckenkrebs über
einen besonders ausgeprägten Farbsinn,
um seine Beute aufstöbern zu können.
Damit sind sie in der Lage, Farben
wahrzunehmen, die wir uns nicht einmal vorstellen können, wie zum Beispiel solche im UV-Spektrum. Sogar
polarisiertes Licht können die Wasserbewohner sehen.
Um diese Kapazität auch voll nutzen
Die meisten Säugetiere haben zwei Ty- zu können, sitzen die beiden Kompen von Lichtsinneszellen, die für die plexaugen, die je aus Tausenden von
Farbwahrnehmung zuständig sind. Einzelaugen bestehen, auf Stielen, woMenschen haben drei, viele Vögel und durch sie unabhängig voneinander um
Reptilien haben vier. Stomatopoden, 360 Grad bewegt werden können. Der
wie die Fangschreckenkrebse auch ge- Beute der Stomatopoden bleibt somit
nannt werden, haben mindestens acht. nur eins: sich möglichst vorzusehen.
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