Von der Kunstschmiede zum Technologiekonzern

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Von der Kunstschmiede zum Technologiekonzern
Herausgeber: Diehl Stiftung & Co.
Zentrale Öffentlichkeitsarbeit
Stephanstraße 49
90478 Nürnberg
Tel. (09 11) 9 47-24 92
Fax (09 11) 9 47-36 43
www.diehl.de
www.diehl.com
Vo n d e r K u n s t s c h m i e d e
zum Technologiekonzern
Vorwort
der Gesellschafter
Es war der Name unseres Großvaters Heinrich Diehl, unter dem das neu gegründete Unternehmen am
Der technische Fortschritt, wirtschaftliche Konjunkturen und politische Verwerfungen brachten es freilich
5. September 1902 in das Gewerbeanmelderegister der Stadt Nürnberg eingetragen wurde, doch der
mit sich, daß sich das Unternehmen, seine Werke und seine Tochtergesellschaften nicht immer geradlinig
Antrag stammte aus der Feder seiner Frau Margarete Diehl, die der Einfachheit halber gleich selbst
entwickelt haben. Oft waren "produktive Umwege" nötig, auch schmerzlicher Korrekturen hatte es
unterzeichnete. Sie blieb auch weiterhin für die kaufmännische Seite der jungen Firma zuständig,
immer wieder ebenso bedurft wie eines besonderen unternehmerischen Wagemuts.
während sich ihr Mann um den Aufbau der Fertigung sowie die künstlerischen und technischen Entwürfe
der Produkte kümmerte.
Nachdem im Herbst unseres Jubiläumsjahres Professor Gregor Schöllgen, Ordinarius für Neuere Geschichte
an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, eine Geschichte unseres Hauses vorlegen
Aus der kleinen Kunstschmiede, die das junge Paar in gemeinschaftlicher Arbeit und in nur wenigen
wird, beschränkt sich die vorliegende Schrift auf die Skizzierung einiger besonders wichtiger Stationen
Jahren zu einem führenden fränkischen Industriebetrieb für Halbzeugprodukte ausgebaut hatte, schuf
unserer jetzt 100-jährigen Firmengeschichte, die zugleich das Lebenswerk unseres Vaters Karl Diehl
ihr Sohn Karl einen Technologiekonzern mit Fertigungsstätten und Vertriebsniederlassungen in aller
umfaßt. Ihm ist diese kleine Schrift gewidmet.
Welt. Das Unternehmen befindet sich seit nunmehr 100 Jahren ununterbrochen im Familienbesitz. Und
es ist über die vielen Jahrzehnte hinweg seinen angestammten Arbeitsgebieten treu geblieben: Halbzeug
Einen ganz entscheidenden Anteil an der erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens Diehl hatte und
war der Ursprung und Halbzeug ist heute eine unserer tragenden Säulen – die frühe Hinwendung zu
haben seine Mitarbeiter. Ihnen allen, den Ehemaligen wie den Aktiven, sei aus gegebenem Anlaß an
Aufgaben der Zeitmessung und deren baldige Anreicherung mit Schaltfunktionen begründet die
dieser Stelle von Herzen gedankt für ihren jeweiligen Leistungsbeitrag, der oft genug ein ganzes
Kernkompetenz unseres aktuellen Teilkonzerns Controls – unsere heutigen wehrtechnischen Aktivi-
Arbeitsleben ausgemacht hat.
täten finden ihren Vorläufer in der Hülsenfertigung, und dies bereits seit dem Ersten Weltkrieg.
Werner Diehl
2
Peter Diehl
Thomas Diehl
3
Vorwort
der Gesellschafter
Es war der Name unseres Großvaters Heinrich Diehl, unter dem das neu gegründete Unternehmen am
Der technische Fortschritt, wirtschaftliche Konjunkturen und politische Verwerfungen brachten es freilich
5. September 1902 in das Gewerbeanmelderegister der Stadt Nürnberg eingetragen wurde, doch der
mit sich, daß sich das Unternehmen, seine Werke und seine Tochtergesellschaften nicht immer geradlinig
Antrag stammte aus der Feder seiner Frau Margarete Diehl, die der Einfachheit halber gleich selbst
entwickelt haben. Oft waren "produktive Umwege" nötig, auch schmerzlicher Korrekturen hatte es
unterzeichnete. Sie blieb auch weiterhin für die kaufmännische Seite der jungen Firma zuständig,
immer wieder ebenso bedurft wie eines besonderen unternehmerischen Wagemuts.
während sich ihr Mann um den Aufbau der Fertigung sowie die künstlerischen und technischen Entwürfe
der Produkte kümmerte.
Nachdem im Herbst unseres Jubiläumsjahres Professor Gregor Schöllgen, Ordinarius für Neuere Geschichte
an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, eine Geschichte unseres Hauses vorlegen
Aus der kleinen Kunstschmiede, die das junge Paar in gemeinschaftlicher Arbeit und in nur wenigen
wird, beschränkt sich die vorliegende Schrift auf die Skizzierung einiger besonders wichtiger Stationen
Jahren zu einem führenden fränkischen Industriebetrieb für Halbzeugprodukte ausgebaut hatte, schuf
unserer jetzt 100-jährigen Firmengeschichte, die zugleich das Lebenswerk unseres Vaters Karl Diehl
ihr Sohn Karl einen Technologiekonzern mit Fertigungsstätten und Vertriebsniederlassungen in aller
umfaßt. Ihm ist diese kleine Schrift gewidmet.
Welt. Das Unternehmen befindet sich seit nunmehr 100 Jahren ununterbrochen im Familienbesitz. Und
es ist über die vielen Jahrzehnte hinweg seinen angestammten Arbeitsgebieten treu geblieben: Halbzeug
Einen ganz entscheidenden Anteil an der erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens Diehl hatte und
war der Ursprung und Halbzeug ist heute eine unserer tragenden Säulen – die frühe Hinwendung zu
haben seine Mitarbeiter. Ihnen allen, den Ehemaligen wie den Aktiven, sei aus gegebenem Anlaß an
Aufgaben der Zeitmessung und deren baldige Anreicherung mit Schaltfunktionen begründet die
dieser Stelle von Herzen gedankt für ihren jeweiligen Leistungsbeitrag, der oft genug ein ganzes
Kernkompetenz unseres aktuellen Teilkonzerns Controls – unsere heutigen wehrtechnischen Aktivi-
Arbeitsleben ausgemacht hat.
täten finden ihren Vorläufer in der Hülsenfertigung, und dies bereits seit dem Ersten Weltkrieg.
Werner Diehl
2
Peter Diehl
Thomas Diehl
3
Inhaltsübersicht
Ursprung im
Metallhalbzeug
Von der Feinmechanik
zur Elektronik
DIEHL-UHREN
DIE GRÜNDUNG
Kunstgießerei Heinrich Diehl
Seite 6
D E R AU F S T I E G
Vom Handwerksbetrieb zum Industrieunternehmen
Seite 7
Von der mechanischen Komponentenfertigung
zur Weckerfabrik
Seite 11
JUNGHANS UHREN
Aufstieg zur größten Uhrenfabrik Europas
Seite 12
DER TECHNOLOGIEFÜHRER
SCHWERE ZEITEN
Die Uhr, die ewig läuft
Kriegsereignisse und Wiederaufbau
Seite 13
Seite 8
D A S M E TA L LW E R K
Metallhalbzeug im Wandel
Seite 9
DIE RECHENMASCHINEN
Wunderwerke der Technik
Seite 14
DAS SUNDWIGER MESSINGWERK
Mit speziellen Werkstoffeigenschaften zum Erfolg
Seite 10
H A L B L E I T E R F E RT I G U N G
Der Siegeszug der Mikroelektronik
Seite 15
S C H A LT S Y S T E M E
Diehl wird Partner der Hausgeräteindustrie
Seite 16
A KO - W E R K E
In nahezu jedem Haushalt anzutreffen
Seite 17
Diehl Metall
Diehl Controls
Halbzeug für die wichtigsten
Märkte der Welt
Der führende Zulieferer für
die Hausgeräteindustrie
Seite 30
4
Seite 31
Inhaltsübersicht
Ursprung im
Metallhalbzeug
Von der Feinmechanik
zur Elektronik
DIEHL-UHREN
DIE GRÜNDUNG
Kunstgießerei Heinrich Diehl
Seite 6
Avionik und Wehrtechnik im Wandel
W E H RT E C H N I K
VORWORT DER GESELLSCHAFTER
Aufbau der Munitions- und Zünderfertigung
Seite 18
Von der mechanischen Komponentenfertigung
zur Weckerfabrik
Seite 11
Unser Unternehmen wird 100
Seite 2
PROGRAMME
D E R AU F S T I E G
Vom Handwerksbetrieb zum Industrieunternehmen
Seite 7
Wandel zum Systemanbieter
JUNGHANS UHREN
Aufstieg zur größten Uhrenfabrik Europas
Seite 12
Seite 20
DAS ENTWICKLUNGSZENTRUM
Bündelung der Technologiekompetenzen
Seite 21
DER TECHNOLOGIEFÜHRER
SCHWERE ZEITEN
L U F T FA H RTA K T I V I T Ä T E N
Die Uhr, die ewig läuft
Kriegsereignisse und Wiederaufbau
Seite 13
Seite 8
Von der Noratlas zum Airbus
Seite 22
D A S M E TA L LW E R K
Metallhalbzeug im Wandel
Seite 9
AU S B L I C K
Das Familienunternehmen Diehl setzt
auf Vielfalt – aus Erfahrung
Seite 32
M AU S E R - W E R K E
DIE RECHENMASCHINEN
Werkzeugmaschinen und Wehrtechnik
Seite 23
Wunderwerke der Technik
Seite 14
BODENSEEWERK GERÄTETECHNIK
DAS SUNDWIGER MESSINGWERK
Mit speziellen Werkstoffeigenschaften zum Erfolg
Seite 10
AU S D E R F I R M E N C H R O N I K
Meilensteine der Unternehmensentwicklung
Seite 28
High-Tech vom Bodensee
H A L B L E I T E R F E RT I G U N G
Der Siegeszug der Mikroelektronik
Seite 15
Seite 24
D I E FA H R Z E U G W E R K E
Spezialisten für Instandsetzung
Seite 25
S C H A LT S Y S T E M E
Diehl wird Partner der Hausgeräteindustrie
Seite 16
A KO - W E R K E
Der Kettenhersteller von internationalem Rang
Seite 26
COMET
In nahezu jedem Haushalt anzutreffen
Seite 17
Ein Feuerwerk von Ideen
Diehl Metall
Diehl Controls
Diehl VA Systeme
Halbzeug für die wichtigsten
Märkte der Welt
Der führende Zulieferer für
die Hausgeräteindustrie
Internationaler Partner in
Luftfahrt und Wehrtechnik
Seite 30
4
DIEHL REMSCHEID
Seite 31
Seite 27
Seite 31
5
DIE GRÜNDUNG
D E R AU F S T I E G
Werk 1 am Nordostbahnhof
Margarete und Heinrich Diehl
– die Firmengründer
Eintragung der Firma in das
Handelsregister der
Stadt Nürnberg im Jahre 1902
Kunstgießerei Heinrich Diehl
Das beginnende 20. Jahrhundert ist in Deutschland durch
einen stürmischen Aufschwung gekennzeichnet, der
sich auch in der hohen Nachfrage nach formschönen
und preiswerten Gebrauchsgegenständen ausdrückt.
Heinrich Diehl erkennt früh die Zeichen der Zeit und
gründet 1902 mit erst 24 Jahren zusammen mit seiner
seines Betriebes ein. Er entwirft und produziert Türklinken
Frau Margarete die „Kunstgießerei Heinrich Diehl“ in
und Beschläge für die Bauindustrie, aber auch Epitaphien
der Nürnberger Schweiggerstraße. Mit der bestandenen
und andere Kunstgußartikel. Bereits drei Jahre nach der
Meisterprüfung als Modelleur und Ziseleur in der Tasche
Firmengründung übernimmt Heinrich Diehl die Kunst-
und dem kaufmännischen Naturtalent seiner Frau an
gießerei Brand in der Grünstraße, in der er früher als
der Seite, leitet der junge Handwerker und Unternehmer
Geselle gearbeitet hatte, und verlegt den expandierenden
bald eine rasche und kontinuierliche Aufwärtsentwicklung
Betrieb bald darauf in die Geuderstraße. Das Unternehmen
wächst damit zusehends in industrielle Größenord-
Vom Handwerksbetrieb zum Industrieunternehmen
Der Beginn des Ersten Weltkrieges bringt für das
die Reichsbahn ergänzen nun das Stangenangebot. Am
Unternehmen Diehl den Wechsel von der Produktion
7. November 1938 stirbt Heinrich Diehl. Sein Tod und
handwerklich verfertigter Konsumerzeugnisse hin zum
die Übernahme der Verantwortung für mittlerweile
Guß von Messingstangen, aus denen in der eigenen
2.800 Beschäftigte durch seinen Sohn Karl Diehl fallen
Gesenkschmiede Rohteile für die Munitionsfertigung
in eine Phase dynamischen Wachstums. Mit dem Erwerb
gepreßt werden. Der Bedarf an zusätzlicher Produktions-
des ehemaligen Bing-Komplexes in der Stephanstraße
fläche führt 1915 zunächst zur Anmietung der
(dem späteren Werk 2) und dem Bau von Werk 3 sowie
Brown‘schen Fabrik in der Waechterstraße und 1917
der Planung von Werk 4 – beide in Röthenbach – ist
schließlich zum Bau des später als Werk 1 benannten
das Unternehmen auf dem Weg in die Spitzengruppe
Stammbetriebes in der Äußeren Bayreuther Straße. Im
der deutschen Halbzeughersteller.
Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen der Branche
übersteht der Betrieb die wirtschaftlich schweren Jahre
nach Kriegsende in stabiler Verfassung und kann 1920
mit der Errichtung einer modernen Strangpresse die
Herstellung von Stangen und Rohren im Preßverfahren
aufnehmen. Profile, Drahterzeugnisse und Gesenkpreßteile für die Automobilindustrie, die Elektrotechnik und
nungen hinein.
Mitarbeiter bei der
wohlverdienten Pause
Aus der Frühphase
des Unternehmens:
Ein Handwerker
in der Gießerei
6
7
DIE GRÜNDUNG
D E R AU F S T I E G
Werk 1 am Nordostbahnhof
Margarete und Heinrich Diehl
– die Firmengründer
Eintragung der Firma in das
Handelsregister der
Stadt Nürnberg im Jahre 1902
Kunstgießerei Heinrich Diehl
Das beginnende 20. Jahrhundert ist in Deutschland durch
einen stürmischen Aufschwung gekennzeichnet, der
sich auch in der hohen Nachfrage nach formschönen
und preiswerten Gebrauchsgegenständen ausdrückt.
Heinrich Diehl erkennt früh die Zeichen der Zeit und
gründet 1902 mit erst 24 Jahren zusammen mit seiner
seines Betriebes ein. Er entwirft und produziert Türklinken
Frau Margarete die „Kunstgießerei Heinrich Diehl“ in
und Beschläge für die Bauindustrie, aber auch Epitaphien
der Nürnberger Schweiggerstraße. Mit der bestandenen
und andere Kunstgußartikel. Bereits drei Jahre nach der
Meisterprüfung als Modelleur und Ziseleur in der Tasche
Firmengründung übernimmt Heinrich Diehl die Kunst-
und dem kaufmännischen Naturtalent seiner Frau an
gießerei Brand in der Grünstraße, in der er früher als
der Seite, leitet der junge Handwerker und Unternehmer
Geselle gearbeitet hatte, und verlegt den expandierenden
bald eine rasche und kontinuierliche Aufwärtsentwicklung
Betrieb bald darauf in die Geuderstraße. Das Unternehmen
wächst damit zusehends in industrielle Größenord-
Vom Handwerksbetrieb zum Industrieunternehmen
Der Beginn des Ersten Weltkrieges bringt für das
die Reichsbahn ergänzen nun das Stangenangebot. Am
Unternehmen Diehl den Wechsel von der Produktion
7. November 1938 stirbt Heinrich Diehl. Sein Tod und
handwerklich verfertigter Konsumerzeugnisse hin zum
die Übernahme der Verantwortung für mittlerweile
Guß von Messingstangen, aus denen in der eigenen
2.800 Beschäftigte durch seinen Sohn Karl Diehl fallen
Gesenkschmiede Rohteile für die Munitionsfertigung
in eine Phase dynamischen Wachstums. Mit dem Erwerb
gepreßt werden. Der Bedarf an zusätzlicher Produktions-
des ehemaligen Bing-Komplexes in der Stephanstraße
fläche führt 1915 zunächst zur Anmietung der
(dem späteren Werk 2) und dem Bau von Werk 3 sowie
Brown‘schen Fabrik in der Waechterstraße und 1917
der Planung von Werk 4 – beide in Röthenbach – ist
schließlich zum Bau des später als Werk 1 benannten
das Unternehmen auf dem Weg in die Spitzengruppe
Stammbetriebes in der Äußeren Bayreuther Straße. Im
der deutschen Halbzeughersteller.
Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen der Branche
übersteht der Betrieb die wirtschaftlich schweren Jahre
nach Kriegsende in stabiler Verfassung und kann 1920
mit der Errichtung einer modernen Strangpresse die
Herstellung von Stangen und Rohren im Preßverfahren
aufnehmen. Profile, Drahterzeugnisse und Gesenkpreßteile für die Automobilindustrie, die Elektrotechnik und
nungen hinein.
Mitarbeiter bei der
wohlverdienten Pause
Aus der Frühphase
des Unternehmens:
Ein Handwerker
in der Gießerei
6
7
SCHWERE ZEITEN
D A S M E TA L LW E R K
Baulichkeiten in der Stephanstraße
nach dem Luftangriff vom August 1942
Kriegsereignisse und Wiederaufbau
Metallhalbzeug im Wandel
Der 5000ste Eisenbahnwaggon
verläßt die Reparaturhalle
Als einer der führenden süddeutschen Halbzeughersteller
mit einer rasch wachsenden mechanischen Fertigung ist
das Unternehmen Diehl in den dreißiger Jahren intensiv
in die Aufrüstungsanstrengungen des Deutschen Reiches
eingebunden. Der erste Auftrag betrifft die Fertigung des
Aufschlagzünders AZ 23, dem verschiedene weitere
keiten in den Werken zerstört oder schwer beschädigt.
Modelle folgen. In einem eigenen Werk werden 20-mm-
Das Unternehmen steht vor bislang nicht gekannten
Patronen laboriert, gegen Kriegsende bis zu 1,5 Mio.
Herausforderungen. So paradox es klingt, eine zeitlang
Stück im Monat. An vorderster Stelle steht das Stück-
laufen Demontage und Wiederaufbau gleichzeitig
zahlendiktat der Reichsbehörden, das zu erfüllen durch
nebeneinander her. Als Aushilfsbeschäftigung werden
die Einberufung hunderter vorzugsweise junger Fachkräfte
zunächst Instandsetzungsarbeiten an Reichsbahn-
für den Fronteinsatz zunehmend schwieriger wird. Bei
waggons durchgeführt sowie Gebrauchsgegenstände
der gegebenen Arbeitskräftesituation muß das Unter-
wie Schöpfkellen und Töpfe durch Umschmelzen von
nehmen bald auf den Einsatz von Kriegsgefangenen,
Leichtmetall-Schrotten hergestellt. In diese Zeit datieren
später auch von Zwangsarbeitern zurückgreifen, eine
die Anfänge der Uhrenproduktion.
Entwicklung, der sich kein vergleichbarer Produktionsbetrieb dieser Zeit entziehen kann. Ein schwerer Luftangriff
Das Unternehmen Diehl kann für sich in Anspruch
nehmen, auf dem Gebiet des Stranggusses mit
bahnbrechend gewesen zu sein. Dies gilt sowohl für den
Leichtmetall-Strangguß, der in den zwanziger Jahren
aufgenommen wurde, als auch für die später hinzugekommene Verarbeitung von Kupfer- und Zinklegie-
Blick in die Halbzeugproduktion
der 50er Jahre
rungen. Neue Fertigungsverfahren und ein verändertes
Nachfrageverhalten erfordern in den Nachkriegsjahren
eine Umstellung der Produktionsanlagen auf hoch-
stehen vergleichsweise großzügig dimensionierte Pro-
wertige Kupfer-und Messingerzeugnisse. Im Zuge dieser
duktionsanlagen mit modernen Bearbeitungszentren.
Neuausrichtung erfolgt die Stillegung des Werkes in der
Hauptabnehmer der Produkte in den Aufbaujahren sind
Äußeren Bayreuther Straße und in Röthenbach ent-
wieder die Automobil-, aber auch die Sanitärindustrie.
im August 1942 zerstört einen Teil der Produktionsanlagen
in der Stephanstraße. Am 1. April 1944 folgt ein weiterer
Angriff auf Röthenbach, der fast sämtliche Baulich-
Erste Nachkriegsprodukte
8
9
SCHWERE ZEITEN
D A S M E TA L LW E R K
Baulichkeiten in der Stephanstraße
nach dem Luftangriff vom August 1942
Kriegsereignisse und Wiederaufbau
Metallhalbzeug im Wandel
Der 5000ste Eisenbahnwaggon
verläßt die Reparaturhalle
Als einer der führenden süddeutschen Halbzeughersteller
mit einer rasch wachsenden mechanischen Fertigung ist
das Unternehmen Diehl in den dreißiger Jahren intensiv
in die Aufrüstungsanstrengungen des Deutschen Reiches
eingebunden. Der erste Auftrag betrifft die Fertigung des
Aufschlagzünders AZ 23, dem verschiedene weitere
keiten in den Werken zerstört oder schwer beschädigt.
Modelle folgen. In einem eigenen Werk werden 20-mm-
Das Unternehmen steht vor bislang nicht gekannten
Patronen laboriert, gegen Kriegsende bis zu 1,5 Mio.
Herausforderungen. So paradox es klingt, eine zeitlang
Stück im Monat. An vorderster Stelle steht das Stück-
laufen Demontage und Wiederaufbau gleichzeitig
zahlendiktat der Reichsbehörden, das zu erfüllen durch
nebeneinander her. Als Aushilfsbeschäftigung werden
die Einberufung hunderter vorzugsweise junger Fachkräfte
zunächst Instandsetzungsarbeiten an Reichsbahn-
für den Fronteinsatz zunehmend schwieriger wird. Bei
waggons durchgeführt sowie Gebrauchsgegenstände
der gegebenen Arbeitskräftesituation muß das Unter-
wie Schöpfkellen und Töpfe durch Umschmelzen von
nehmen bald auf den Einsatz von Kriegsgefangenen,
Leichtmetall-Schrotten hergestellt. In diese Zeit datieren
später auch von Zwangsarbeitern zurückgreifen, eine
die Anfänge der Uhrenproduktion.
Entwicklung, der sich kein vergleichbarer Produktionsbetrieb dieser Zeit entziehen kann. Ein schwerer Luftangriff
Das Unternehmen Diehl kann für sich in Anspruch
nehmen, auf dem Gebiet des Stranggusses mit
bahnbrechend gewesen zu sein. Dies gilt sowohl für den
Leichtmetall-Strangguß, der in den zwanziger Jahren
aufgenommen wurde, als auch für die später hinzugekommene Verarbeitung von Kupfer- und Zinklegie-
Blick in die Halbzeugproduktion
der 50er Jahre
rungen. Neue Fertigungsverfahren und ein verändertes
Nachfrageverhalten erfordern in den Nachkriegsjahren
eine Umstellung der Produktionsanlagen auf hoch-
stehen vergleichsweise großzügig dimensionierte Pro-
wertige Kupfer-und Messingerzeugnisse. Im Zuge dieser
duktionsanlagen mit modernen Bearbeitungszentren.
Neuausrichtung erfolgt die Stillegung des Werkes in der
Hauptabnehmer der Produkte in den Aufbaujahren sind
Äußeren Bayreuther Straße und in Röthenbach ent-
wieder die Automobil-, aber auch die Sanitärindustrie.
im August 1942 zerstört einen Teil der Produktionsanlagen
in der Stephanstraße. Am 1. April 1944 folgt ein weiterer
Angriff auf Röthenbach, der fast sämtliche Baulich-
Erste Nachkriegsprodukte
8
9
DAS SUNDWIGER MESSINGWERK
DIEHL-UHREN
Werksansicht aus
den 50er Jahren
Von der mechanischen
Komponentenfertigung zur Weckerfabrik
Mit speziellen Werkstoffeigenschaften zum Erfolg
Um seinen Kunden neben Stangen, Rohren und
Maßtoleranzen von wenigen tausendstel Millimetern
1947 kommt die erste Diehl-Uhr auf den Markt. Der
Schmiedeteilen auch Drähte und Bänder aus einer
werden nach der grundlegenden Modernisierung der
Bedarfsdifferenzierung folgend, bietet Diehl bereits
Hand anbieten zu können, erwirbt Karl Diehl 1958
Bandfertigung 1973 in zunehmendem Maße auch nach
1948 eine Weiterentwicklung an, die „diletta“, die zum
das Sundwiger Messingwerk. Der 1698 gegründete
Fernost exportiert. Mit einem neuen Fertigwalzwerk
ersten Erfolgsprodukt unter den Diehl-Uhren wird.
Weckermontage in der Stephanstraße
Traditionsbetrieb gibt seine eigene Produktion von
nimmt das Sundwiger Messingwerk 1982 eine Pionier-
Ein weiterer Höhepunkt folgt 1959 mit der heute
Profilrohren auf und baut die Kapazitäten im Band-
stellung in der Kupferlegierungs-Bandherstellung ein
Heinrich Diehl begegnet dem drastischen Nach-
legendären „mini-clock“, einem Wecker mit un-
bereich in der Folgezeit weiter aus, um mit der stür-
und vervielfacht in den folgenden Jahren seinen Ausstoß.
fragerückgang nach Halbzeugen, der das Unterneh-
verwüstlichem Batteriewerk, von dem insgesamt
mischen Entwicklung der Elektrotechnik hin zur Elek-
Getragen wird er in erster Linie vom starken Wachstum
men im Zuge der Weltwirtschaftskrise in den dreißiger
6,3 Millionen Stück hergestellt werden. Die Uhren mit
tronik Schritt zu halten. Bänder von 0,1 mm Dicke mit
des Bedarfs an Bändern aus Zinnbronze und Spezial-
Jahren trifft, mit der Hinwendung zu einem neuen
dem prägnanten Diehl’schen Schriftzug setzen zum
legierungen, die an die Halbleiter- und Steckverbinder-
Arbeitsgebiet. Sein Sohn Karl erhält den Auftrag, die
Siegeszug durch die deutschen Haushalte an.
industrie auf der ganzen Welt gehen. Später folgen
Fertigungstiefe zu erhöhen und die eigenen Halbzeug-
erstmals bleihaltige Neusilberbänder für Sicherheits-
produkte zu feinmechanischen Komponenten weiter-
schlüssel und Bänder aus Münzlegierungen.
zuverarbeiten. Hierfür werden Teile des Bing-Komplexes
Diehl-Werbung
aus den 50er Jahren
in der Stephanstraße (das spätere Werk 2) genutzt. Die
geplante Ausweitung der Produktion muß aufgrund
der kriegsbedingten Umstellung der Fertigungsanlagen
auf Zünder jedoch zurückgestellt werden; immerhin
versetzt dies Diehl in die Lage, nach dem Krieg mit einer
eigenen Uhrenfertigung beginnen zu können.
Karl Diehl wird neuer Eigentümer des traditionsreichen
Sundwiger Messingwerks
Prototyp des ersten Diehl-Weckers
10
11
DAS SUNDWIGER MESSINGWERK
DIEHL-UHREN
Werksansicht aus
den 50er Jahren
Von der mechanischen
Komponentenfertigung zur Weckerfabrik
Mit speziellen Werkstoffeigenschaften zum Erfolg
Um seinen Kunden neben Stangen, Rohren und
Maßtoleranzen von wenigen tausendstel Millimetern
1947 kommt die erste Diehl-Uhr auf den Markt. Der
Schmiedeteilen auch Drähte und Bänder aus einer
werden nach der grundlegenden Modernisierung der
Bedarfsdifferenzierung folgend, bietet Diehl bereits
Hand anbieten zu können, erwirbt Karl Diehl 1958
Bandfertigung 1973 in zunehmendem Maße auch nach
1948 eine Weiterentwicklung an, die „diletta“, die zum
das Sundwiger Messingwerk. Der 1698 gegründete
Fernost exportiert. Mit einem neuen Fertigwalzwerk
ersten Erfolgsprodukt unter den Diehl-Uhren wird.
Weckermontage in der Stephanstraße
Traditionsbetrieb gibt seine eigene Produktion von
nimmt das Sundwiger Messingwerk 1982 eine Pionier-
Ein weiterer Höhepunkt folgt 1959 mit der heute
Profilrohren auf und baut die Kapazitäten im Band-
stellung in der Kupferlegierungs-Bandherstellung ein
Heinrich Diehl begegnet dem drastischen Nach-
legendären „mini-clock“, einem Wecker mit un-
bereich in der Folgezeit weiter aus, um mit der stür-
und vervielfacht in den folgenden Jahren seinen Ausstoß.
fragerückgang nach Halbzeugen, der das Unterneh-
verwüstlichem Batteriewerk, von dem insgesamt
mischen Entwicklung der Elektrotechnik hin zur Elek-
Getragen wird er in erster Linie vom starken Wachstum
men im Zuge der Weltwirtschaftskrise in den dreißiger
6,3 Millionen Stück hergestellt werden. Die Uhren mit
tronik Schritt zu halten. Bänder von 0,1 mm Dicke mit
des Bedarfs an Bändern aus Zinnbronze und Spezial-
Jahren trifft, mit der Hinwendung zu einem neuen
dem prägnanten Diehl’schen Schriftzug setzen zum
legierungen, die an die Halbleiter- und Steckverbinder-
Arbeitsgebiet. Sein Sohn Karl erhält den Auftrag, die
Siegeszug durch die deutschen Haushalte an.
industrie auf der ganzen Welt gehen. Später folgen
Fertigungstiefe zu erhöhen und die eigenen Halbzeug-
erstmals bleihaltige Neusilberbänder für Sicherheits-
produkte zu feinmechanischen Komponenten weiter-
schlüssel und Bänder aus Münzlegierungen.
zuverarbeiten. Hierfür werden Teile des Bing-Komplexes
Diehl-Werbung
aus den 50er Jahren
in der Stephanstraße (das spätere Werk 2) genutzt. Die
geplante Ausweitung der Produktion muß aufgrund
der kriegsbedingten Umstellung der Fertigungsanlagen
auf Zünder jedoch zurückgestellt werden; immerhin
versetzt dies Diehl in die Lage, nach dem Krieg mit einer
eigenen Uhrenfertigung beginnen zu können.
Karl Diehl wird neuer Eigentümer des traditionsreichen
Sundwiger Messingwerks
Prototyp des ersten Diehl-Weckers
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11
JUNGHANS UHREN
DER TECHNOLOGIEFÜHRER
Aufstieg zur größten Uhrenfabrik Europas
Die Uhr, die ewig läuft
Komponenten der Junghans MEGA SOLAR, der
weltersten funkgesteuerten Solararmbanduhr
1972: Junghans wird offizieller Zeitnehmer der olympischen Spiele in München
Trotz der guten Erfolge auf dem Uhrensektor unter
Mit der Vorstellung der ersten Tischuhr der Welt, die sich
die Verwendung neuer Werkstoffe und die weltweite
eigenem Namen, übernimmt Karl Diehl 1957 die
via Funk mit dem Zeitsignal der Physikalisch Technischen
Vermarktung der Funktechnologie für Armbanduhren
Aktienmehrheit an der Gebrüder Junghans AG, der zu
Bundesanstalt in Braunschweig über eine Funkstation
ins Visier genommen. Nachdem damit die internationalen
diesem Zeitpunkt größten Uhrenfabrik Europas. Er
bei Frankfurt abgleicht und gleichzeitig Solarenergie zur
Vertriebsaktivitäten immer mehr in den Vordergrund
begegnet damit der Konkurrenzsituation, die sich aus
Energieversorgung nutzt, macht Junghans pünktlich zum
treten, erscheint die Abgabe von Junghans an einen
der Verknüpfung der drei Besatzungszonen zu einem
125-jährigen Firmenjubiläum im Jahre 1986 erneut
strategischen Partner mit einem eigenen Vertriebs-
einheitlichen Wirtschaftsgebiet ergibt, und verlegt zur
international Schlagzeilen. Die weiteren Aufgaben liegen
netz in den USA als sinnvoll. Im Herbst 2000 ist in
Bündelung der Schlagkraft in den Folgejahren alle
auf der Hand. Sämtliche Bauteile müssen weiter minia-
EganaGoldpfeil dieser Partner gefunden und die Diehl-
Diehl-Uhrenaktivitäten nach Schramberg, wo die Werks-
turisiert werden, damit eine Kombination von Funksteue-
Gruppe beendet ihr jahrzehntelang währendes Uhren-
anlagen weiter ausgebaut werden. Junghans ist eines
rung und Solar-Energieversorgung am Handgelenk
engagement.
der ersten Unternehmen, die statt der traditionellen
möglich wird und eine Armbanduhr vorgestellt werden
Unruh zur Gangregelung einen Quarzkristall einsetzen,
kann, die gewissermaßen ewig läuft und niemals falsch
dessen Schwingungen von einer integrierten Halbleiter-
geht. Dieses Ziel ist 1993 erreicht: Junghans präsentiert
schaltung weiterverarbeitet werden. Die damit erzielte
die MEGA SOLAR, die weltweit erste Funk-Solar-Arm-
hohe Ganggenauigkeit überzeugt auch die Organisa-
banduhr. Das Unternehmen ist damit unumstrittener
toren der Olympischen Spiele des Jahres 1972 in Mün-
Technologieführer. Als weitere Aufgaben werden
chen, – und Junghans wird zum offiziellen Zeitnehmer
Die erste funkgesteuerte Solaruhr der Welt von Junghans
des bis dahin weltgrößten Sportereignisses bestimmt.
1976 stellt das Unternehmen seine gesamte Produktion
auf elektronische Uhren um und präsentiert sich als
die klassische europäische Alternative zu den
amerikanischen und – inzwischen zu Konkurrenten
herangewachsenen – japanischen Herstellern.
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JUNGHANS UHREN
DER TECHNOLOGIEFÜHRER
Aufstieg zur größten Uhrenfabrik Europas
Die Uhr, die ewig läuft
Komponenten der Junghans MEGA SOLAR, der
weltersten funkgesteuerten Solararmbanduhr
1972: Junghans wird offizieller Zeitnehmer der olympischen Spiele in München
Trotz der guten Erfolge auf dem Uhrensektor unter
Mit der Vorstellung der ersten Tischuhr der Welt, die sich
die Verwendung neuer Werkstoffe und die weltweite
eigenem Namen, übernimmt Karl Diehl 1957 die
via Funk mit dem Zeitsignal der Physikalisch Technischen
Vermarktung der Funktechnologie für Armbanduhren
Aktienmehrheit an der Gebrüder Junghans AG, der zu
Bundesanstalt in Braunschweig über eine Funkstation
ins Visier genommen. Nachdem damit die internationalen
diesem Zeitpunkt größten Uhrenfabrik Europas. Er
bei Frankfurt abgleicht und gleichzeitig Solarenergie zur
Vertriebsaktivitäten immer mehr in den Vordergrund
begegnet damit der Konkurrenzsituation, die sich aus
Energieversorgung nutzt, macht Junghans pünktlich zum
treten, erscheint die Abgabe von Junghans an einen
der Verknüpfung der drei Besatzungszonen zu einem
125-jährigen Firmenjubiläum im Jahre 1986 erneut
strategischen Partner mit einem eigenen Vertriebs-
einheitlichen Wirtschaftsgebiet ergibt, und verlegt zur
international Schlagzeilen. Die weiteren Aufgaben liegen
netz in den USA als sinnvoll. Im Herbst 2000 ist in
Bündelung der Schlagkraft in den Folgejahren alle
auf der Hand. Sämtliche Bauteile müssen weiter minia-
EganaGoldpfeil dieser Partner gefunden und die Diehl-
Diehl-Uhrenaktivitäten nach Schramberg, wo die Werks-
turisiert werden, damit eine Kombination von Funksteue-
Gruppe beendet ihr jahrzehntelang währendes Uhren-
anlagen weiter ausgebaut werden. Junghans ist eines
rung und Solar-Energieversorgung am Handgelenk
engagement.
der ersten Unternehmen, die statt der traditionellen
möglich wird und eine Armbanduhr vorgestellt werden
Unruh zur Gangregelung einen Quarzkristall einsetzen,
kann, die gewissermaßen ewig läuft und niemals falsch
dessen Schwingungen von einer integrierten Halbleiter-
geht. Dieses Ziel ist 1993 erreicht: Junghans präsentiert
schaltung weiterverarbeitet werden. Die damit erzielte
die MEGA SOLAR, die weltweit erste Funk-Solar-Arm-
hohe Ganggenauigkeit überzeugt auch die Organisa-
banduhr. Das Unternehmen ist damit unumstrittener
toren der Olympischen Spiele des Jahres 1972 in Mün-
Technologieführer. Als weitere Aufgaben werden
chen, – und Junghans wird zum offiziellen Zeitnehmer
Die erste funkgesteuerte Solaruhr der Welt von Junghans
des bis dahin weltgrößten Sportereignisses bestimmt.
1976 stellt das Unternehmen seine gesamte Produktion
auf elektronische Uhren um und präsentiert sich als
die klassische europäische Alternative zu den
amerikanischen und – inzwischen zu Konkurrenten
herangewachsenen – japanischen Herstellern.
12
13
DIE RECHENMASCHINEN
Wunderwerke der Technik
„transmatic” - Montageplatz in der Stephanstraße
14
Karl Diehl prüft unmittelbar nach Kriegsende eine ganze
Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren.
Reihe von möglichen neuen Betätigungsfeldern, so auch
Bereits wenige Monate später folgt ein vollautoma-
die Herstellung von mechanischen Rechenmaschinen,
tisches Modell. Mit der „transmatic“ kommt 1963 eine
die traditionell als Krönung feinmechanischer Fertigung
Weiterentwicklung auf den Markt, die international als
gelten. Als sich die Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit
die beste druckende Vierspezies-Rechenmaschine über-
dem Markeninhaber der Archimedes-Rechenmaschinen
haupt bezeichnet wird, weil sie in Bezug auf Komfort
ergibt, nutzt er entgegen vieler vermeintlich kompetenter
und Schnelligkeit für den Bediener Maßstäbe setzt. Tech-
Ratschläge die gebotene Chance. Er erklärt sich bereit,
nikgeschichtlich steht sie für den absoluten Höhepunkt
die Archimedes-Geräte weiterzuentwickeln und zu pro-
in der Entwicklung dieser Geräte. Zur gleichen Zeit
duzieren. Nach umfangreichen Vorbereitungen kann im
beginnen die Diehl-Entwickler mit den ersten Planungen
Sommer 1952 die Serienfertigung der ersten Maschine
für einen elektronischen Tischrechner, der schließlich
aufgenommen werden, die mit rund 2.800 Teilen eine
unter dem Namen „combitron“ 1966 vorgestellt wird.
der kompliziertesten Geräte darstellt, welche die Fein-
Er löst die herkömmliche Rechenmaschine ab und wird
mechanik bislang hervorgebracht hat: Fähig zum
seinerseits zum Vorläufer des modernen Computers.
HALBLEITERFERTIGUNG
Interferenzkontakt
eines IC von Eurosil
Der Siegeszug der Mikroelektronik
Mit dem Erwerb der Aktienmehrheit an der Eurosil Inc.,
Dem Eurosil-Engagement kommt deshalb nach der
USA, im Jahr 1975 reagiert Diehl auf den Siegeszug der
Fertigstellung des neuen Halbleiterwerks in Eching 1981
Mikroelektronik. Durch den Einsatz winziger Halbleiter
für die eigenen Uhrenaktivitäten große Bedeutung zu.
rücken nun Anwendungen wie vollautomatische Ka-
Nachdem sich durch die rasche technologische Ent-
merasysteme, Bordrechner im Auto und Telefone mit
wicklung der spezifische Vorteil der Eurosil-Halbleiter zu
hohem Wählkomfort in den Bereich des Möglichen. Mit
verflüchtigen beginnt, bringt Diehl seine Eurosil-Anteile
Eurosil verfügt Diehl über einen namhaften Halbleiter-
1983 in die gemeinsam mit Telefunken-electronic und
hersteller auf dem Gebiet der CMOS-Technologie-
der amerikanischen UTC gegründete Eurosil electronic
Schaltkreise, die sich insbesondere durch geringen
GmbH ein.
Leistungsverbrauch und hohe Zuverlässigkeit auszeichnen
und für den Einsatz in Uhren besonders geeignet sind.
LSI-Chip von Eurosil
15
S C H A LT S Y S T E M E
Montageplätze für Programmschaltwerke in der Stephanstraße
Diehl wird Partner der Hausgeräteindustrie
Auf der Suche nach breiteren Anwendungsmöglichkeiten
für das im Unternehmen gesammelte Know-how rund
um Uhren kommen die Diehl-Entwickler Ende der vierziger
verfahren wie in der Uhrenproduktion sowie gleiche
Jahre mit der Hausgeräteindustrie in Kontakt, die sich
Präzision und Zuverlässigkeit machen Diehl rasch zum
zu dieser Zeit gerade in einer technologischen Um-
idealen Partner für nahezu alle führenden europäischen
bruchsituation befindet. Die Hausfrauen verlangen nach
Hersteller von Kochherden. Der technologische Wandel
mehr Komfort bei der Bedienung der Geräte, und so
wird durch das Unternehmen maßgeblich mitbestimmt
erhält Diehl den Auftrag eines großen Herstellers,
und erreicht mit der Vorstellung der ersten voll-
bewährte Uhrentechnik mit Schaltvorgängen zu ver-
elektronischen Herdschaltuhr auf der Domotechnica in
binden und Kurzzeitschalter sowie Programmschalt-
Köln 1977 einen vorläufigen Höhepunkt. Diehl ist der
werke zu entwickeln,
Marktführer für Herdschaltuhren und produziert daneben
die in der Lage sind,
Kurzzeitmesser, Zeitschalter, Installations-Schaltuhren für
dieser Forderung
Heizungen und Klimaanlagen der großen Marken-
Rechnung zu tragen.
hersteller sowie Steckdosenschaltuhren, die unter ei-
Ähnliche Fertigungs-
genem Namen als Konsumprodukt vertrieben werden.
Herdschaltautomatik
Funkbasiertes Hausautomationssystem
assisto® zur Regelung von Fußbodenheizung, Einzelraumregelung und
Verbrauchsdatenerfassung
16
A KO - W E R K E
Elektromechanische Steuerung
für den ersten Waschvollautomaten
„AEG Lavamat“ 1956
In nahezu jedem Haushalt anzutreffen
Von der Konstruktion komplexer Schaltsysteme über
den Bau der darin verwendeten elektrischen Kleinmotoren bis hin zur Kunststoff-, Regelungs- und Steuerungstechnik präsentiert sich Diehl seinen Kunden als
erfahrener Partner, der die unterschiedlichen Aspekte
rund um Gerätesteuerungen im Griff hat. Der zielgerichtete Ausbau der Anwendungsbereiche umfaßt bald
die ganze Palette der in der Küche und im Heizungskeller
anzutreffenden Geräte. Mit einer Ausnahme: Der Bereich
Durch die Übernahme des renommierten Unternehmens
im Jahr 1996 schließt Diehl diese Lücke und wird zu
einem der großen europäischen Zulieferer der WeißeWare-Industrie. Im Hausgeräte- und Heizungsbereich
sind Diehl-Produkte jetzt in nahezu jedem Haushalt
versteckter Bestandteil hochwertiger Markenprodukte.
„Naß“ (Waschmaschinen, Trockner und Geschirrspüler)
ist eine Domäne der AKO-Werke aus dem schwäbischen
Wangen, Entwickler der elektrischen Steuerung für
den ersten Waschvollautomaten von 1956.
Elektronisches Steuermodul von AKO
Prüfsystem für die sichere Prüfung von
Elektronik-Baugruppen von AKO Elektronik,
einer 1967 eingerichteten Abteilung,
die sich mit der Entwicklung industrieller
Regelungen für Werkzeugmaschinen
und deren Produktion beschäftigt
17
W E H RT E C H N I K
Aufbau der MunitionsMündungsglühen von 105 mm-Treibladungshülsen
zur Verbesserung der Materialfestigkeit
Als die Bundesregierung mit dem Beitritt zur NATO und
bei den Bündnisarmeen machen kann. Es folgen Fer-
der Aufstellung der Bundeswehr 1955 den Aufbau einer
tigungsaufträge für Infanteriemunition vom Kaliber
eigenständigen Wehrtechnikindustrie anstrebt, trifft Karl
7,62 mm, von denen bis 1962 insgesamt 589 Mio. Stück
Diehl die Entscheidung, als industrieller Partner der
hergestellt werden. Als mit dem Auslaufen der Anschluß-
Bundeswehr tätig zu werden. Zusammen mit der
aufträge die Fertigung von Manusaar 1972 schließlich
französischen Manurhin erfolgt die Gründung des Unter-
eingestellt werden muß, hat sich Diehl einen ausge-
nehmens „Manusaar“, das sich mit dem Nachbau des
zeichneten Ruf als kompetenter und zuverlässiger Partner
amerikanischen Zünders PDM 51 rasch einen Namen
erworben, mit dem weiterhin gerechnet werden kann.
Oberflächenbehandelte Zünderersatzstücke
18
Montageautomat für die Zünderfertigung
und Zünderfertigung
Parallel zu dem Engagement bei Manusaar baut Diehl
von 1957 an die mit der Junghans-Übernahme gleichfalls erworbenen Zünderaktivitäten aus.
Nur zwei Jahre später wird zur Abwicklung eines
Großauftrags für Flak Bofors 40 mm-Munition in Röthenbach ein neues Werk errichtet, in dem die Fertigung von
Treibladungshülsen 40 mm aufgenommen werden kann.
Verteidigungsgerät westlich des Rheins zu fertigen,
In Röthenbach werden die komplette mechanische Teile-
worauf Diehl den Gießereibetrieb Mariahütte übernimmt,
fertigung konzentriert und in der Folge auch die Schieß-
um ihn den künftigen Anforderungen gemäß umzubauen
kanäle für die Beschußprüfungen eingerichtet. In diese
und durch die Errichtung eines Munitions-Laborierwerks
Zeit fällt der Aufbau einer eigenen Munitionsentwick-
auf dem Maasberg zu ergänzen. Damit werden die
lungsabteilung ebenso wie ein weiterer Großauftrag
Voraussetzungen geschaffen, um die 105 mm-Munition
über 20 mm-Patronen, von denen bis 1989 insgesamt
des Leopard 1 und später die 120 mm-Patrone für den
66 Mio. Stück ausgeliefert werden. Die anhaltenden
Leopard 2 zu einem wesentlichen Anteil produzieren zu
Ost/West-Spannungen führen 1960 zu der Forderung,
können.
40-mm Munition zusammen mit einem Schnittmodell der Bunkerfaust
19
PROGRAMME
Wandel zum Systemanbieter
MLRS-Raketenwerfer
Der technologische Wandel sowie Veränderungen in der
an der Entwicklung des RAM-Systems (Rolling Airframe
Bedrohungslage stellen das Unternehmen immer wieder
Missile) zur schiffsgestützten Flugzielbekämpfung. Das
vor große Herausforderungen, die es mit Ideenreichtum
Unternehmen positioniert sich mit diesen und anderen
zu überwinden gilt. Der Rückgang des klassischen Muni-
herausragenden Kooperationsprojekten – darunter die
tionsgeschäftes geht einher mit dem Anwachsen neuer
intellligente Suchzündermunition SMArt – als Systeman-
Betätigungsfelder. So bietet Diehl seit 1971 zusammen
bieter auf nationaler wie internationaler Ebene.
mit dem amerikanischen Batteriespezialisten Eagle Picher
komplette Lösungen zur Energieversorgung von Flugkörpern an.
Ein Auftrag über die Untersuchung der Realisierbarkeit
von endphasengelenkten Geschossen aus dem Jahr 1975
ermöglicht das Konzept des Geschosses „Bussard“. Die
Beschäftigung mit endphasengelenkter – sogenannter
intelligenter – Munition wird zu einem neuen Schwerpunkt des Unternehmens und führt in direkter Linie zur
Mitbeteiligung am multilateralen Entwicklungsprogramm
MLRS. Diehl wird 1988 europäischer Gesamtintegrator
des Waffensystems MLRS
(Multiple Launch Rocket
System) und beteiligt sich
Endphasengelenktes
Mörsergeschoß “Bussard”
20
Thermalbatterien von Diehl & Eagle Picher
DAS ENTWICKLUNGSZENTRUM
Bündelung der Technologiekompetenzen
Windkanaluntersuchung am Modell eines
Übungsgeschosses
Eine eigene Munitionsentwicklungsabteilung begründet
zum Bau eines neuen Zentrums, in dem neben der
Diehl bereits 1957 für das Projekt der Panzerfaust 44.
Forschung an den traditionellen Waffen-, Wirkladungs-
Die Fertigung von Üb-Geschossen erfordert 1962 den
und Zündertechnologien insbesondere die Erkenntnisse
Bau eines Technikums für Spreng- und Zündmittel, in
in den Bereichen Sensorik, Signalverarbeitung, Werk-
dem auch der Vakuumguß und die Bearbeitung von
stofftechnik, Flugregelung, Flugmechanik und Laser-
Sprengstoffen möglich sind. Die stete Ausweitung der
technik erweitert werden können. Mehr als zwei-
Arbeitsgebiete legt 1971 den Bau eines eigenständigen
tausend Schutzrechtsanmeldungen im In- und Ausland
Entwicklungszentrums in Röthenbach nahe. Zukunftsweisen-
machen Diehl zu einem der innovativsten Unterneh-
de Studien und wichtige Entwicklungsaufgaben nehmen
men der Branche, dessen Produkte die Vielfalt
jetzt einen erheblichen Anteil an den Leistungen des
seiner technologischen Fähigkeiten widerspiegeln.
Unternehmens ein. Der Erfolg dieser Arbeiten führt 1984
21
L U F T FA H RTA K T I V I T Ä T E N
Avionik-Umschalteinheit für den Alpha-Jet
Von der Noratlas zum Airbus
Vom technologischen und sicherheitstechnischen Standpunkt stellen Kampfflugzeuge und zivile Passagierflugzeuge die mit Abstand aufwendigsten Großgeräte
dar, bei deren Produktion und Wartung die renommierten
Hersteller auf einen kleinen Kreis hochspezialisierter
Partnerfirmen vertrauen. Nachdem es Diehl in den Anfangsjahren der Bundeswehr erstmals gelingt, einen
Auftrag über die Wartung von Autopiloten der NoratlasFlugzeuge zu erhalten, baut das Unternehmen seine
Große Triebwerksinspektion
beim Aero-Dienst, von 1957 bis 1998
Teil der Luftfahrtaktivitäten von Diehl
Kreisel-Kompaßanlage mit
Magnetverstärker für Noratlas-Flugzeuge auf dem Prüfstand
Luftfahrtaktivitäten durch Lizenzfertigungen wie beispielsweise Anti-Skid-Boxen für den Starfighter (eine Art
ABS für Flugzeuge) und durch die Entwicklung von
Bodenprüfgeräten für das NATO-Aufklärungsprogramm
AWACS im weiteren Verlauf deutlich aus. Eine weitgehende Spezialisierung von Diehl Luftfahrt Elektronik
(DLE) auf die Bereiche Kabinenbeleuchtung und Notstromversorgung schafft den Spielraum, um im Zuge des
Erfolges des europäischen Großraumflugzeuges Airbus
in das vorderste Feld der Zulieferer aufzusteigen und die
Marktführerschaft zu übernehmen.
22
M AU S E R - W E R K E
Optische Rohranalyse zur
Begutachtung von Zügen und
Feldern der Mauser-Bordkanone
27 mm
Werkzeugmaschinen und Wehrtechnik
1979 erwirbt Diehl mit den Mauser-Werken Oberndorf
waffen sowie die 27-mm Bordkanone für die Kampfflug-
eines der traditionsreichsten Metallunternehmen Süd-
zeuge Tornado und Alpha-Jet. Durch die Beendigung des
deutschlands, das in den Bereichen Werkzeugmaschinen,
Ost-West-Konflikts Anfang der neunziger Jahre und die
Meßtechnik und Wehrtechnik tätig ist und rund 1.200
damit notwendig gewordene Neuorientierung in der
Mitarbeiter beschäftigt. Das 1867 von den Gebrüdern
deutschen Wehrtechnik beendet Diehl sein Engagement
Wilhelm und Paul Mauser entwickelte Verschlußsystem
bei Mauser sukzessive bis zum Jahr 1995, um sich verstärkt
für Hinterladergewehre ermöglichte 1871 die Einführung
auf die Entwicklung und Fertigung moderner Munition für
des bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weltweit
die verschiedensten Anwendungen zu konzentrieren.
führenden Mauser-Infanteriegewehres. Das Unternehmen
fertigt zum Zeitpunkt der Übernahme durch Diehl modernste Koordinatenmeßmaschinen, Jagd- und Sport-
Mauser-Meßtechnik im Einsatz an einem
Airbus-Modell
Europas erste automatisch arbeitende
Hinterachsmontagestraße bei den OpelWerken an der Ruhr von Mauser
23
BODENSEEWERK GERÄTETECHNIK
High-Tech vom Bodensee
Prüfung aller bei BGT gefertigten Lenk-und Steuerteile für den Luft-Luft-Lenkflugkörper
AIM-9L Sidewinder auf automatisierten Endabnahme-Prüfständen
Mit dem Unternehmen Bodenseewerk Gerätetechnik
Fertigung von Luftfahrtausrüstung wieder aufgenommen.
(BGT) erwirbt Diehl 1989 mehrheitlich ein Unternehmen,
Doch erst mit der Beauftragung als Generalunternehmer
das zu den traditionsreichsten Herstellern von Luft-
für das europäische Produktionsprogramm des Luft-Luft-
fahrtausrüstung zählt. Von Entwicklern der ehemaligen
Flugkörpers Sidewinder AIM-9B erringt das Unternehmen
Berliner Askania Werke gegen Kriegsende am Ufer des
internationale Anerkennung und steigt in der Folge zu
Bodensees gegründet, erwarb sich das Unternehmen
einem der bedeutendsten Hersteller von Lenkraketen
mit der Produktion von feinmechanischen und optischen
und Luftfahrtausrüstung in Europa auf. BGT erwirbt
Geräten bald einen hervorragenden Ruf. 1956 wird die
umfangreiche Erfahrungen im Management von euro-
knapp zehn Jahre zuvor unterbrochene Entwicklung und
päischen Flugkörper-Großprogrammen und verbreitert
kontinuierlich seine Technologiebasis sowohl in der
Wehrtechnik als auch in der zivilen Avionik. Das 1993
gemeinschaftlich mit Sextant Avionique (heute THALES
Aerospace Group) übernommene Frankfurter Unternehmen VDO Luftfahrt hilft, diese Position weiter auszubauen
und wird zur Keimzelle der Diehl Avionik Systeme GmbH.
IR-Zielsuchkopf
für den IRIS-TFlugkörper
24
D I E FA H R Z E U G W E R K E
Aufsetzen eines vorgefertigten
Fahrerhauses auf das Fahrgestell
eines Paketverteilerfahrzeuges
Spezialisten für Instandsetzung
Die Instandsetzung von gepanzerten und ungepanzerten
Umfangreiche Spezialkenntnisse an den jeweiligen
Fahrzeugen der Bundeswehr – und zunehmend auch der
Standorten machen daneben den Aufbau einer zivilen
amerikanischen Streitkräfte – ergänzt das wehrtechnische
Fahrzeugfertigung möglich, die in erster Linie Kunden
Engagement des Unternehmens um ein weiteres Geschäfts-
im Bereich der Kommunen, der Hilfsdienste und der
feld. Zu diesem Zweck werden zwischen 1986 und 1994
Paketverteiler anspricht. Diehl knüpft mit dem Erwerb
fünf bedeutende Fahrzeugspezialisten erworben und zu
der Fahrzeugwerke an die Instandsetzungsaktivitäten
einer schlagkräftigen Einheit zusammengeführt: die FFG
unmittelbar nach Kriegsende an. Mit der Konzentration
Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (bis 2001), die
aller Instandsetzungsaktivitäten am Standort Freisen
Neubrandenburger Fahrzeugwerke (bis 2001), die
zum Jahresende 2001 trägt das Unternehmen den seit
Industriewerke Saar in Freisen, die Ichendorfer Fahrzeug-
Jahren rückläufigen Instandsetzungsaufträgen des
und Instandsetzungs GmbH (bis 1993) und die FFT
öffentlichen Auftraggebers Rechnung.
Fahrzeugbau und Fahrzeugtechnik in Mainz (bis 1999).
Panzer-Tanklöschfahrzeug
“Wasserbüffel”
25
DIEHL-REMSCHEID
Der Kettenhersteller von internationalem Rang
Mit der Remscheider Gießerei Backhaus erwirbt Diehl
national führend. Diehl Remscheid entwickelt in den
im Jahr 1959 ein Unternehmen, das bereits die ersten
folgenden Jahrzehnten über hundert verschiedene Ketten-
Panzer der Bundeswehr mit amerikanischen Lizenzketten
typen und steigt zu einem der bedeutendsten Kettenpro-
ausgestattet hat. Ein ehrgeiziges Entwicklungsprogramm
duzenten der Welt auf. Eine eigene Fertigungsstätte für
führt in den sechziger Jahren zur Vorstellung der neuen
Gummimischungen in Blankenheim sichert von 1977 an
Diehl-Systemkette, die rasch ihren Siegeszug durch die
die Versorgung mit hochwertigen Gummimischungen
Fahrzeugparks der Bundeswehr und der europäischen
und damit die qualitative Überlegenheit.
Bündnispartner antritt und zu einem Synonym für Qualität
und Zuverlässigkeit wird. Durch ihren gegossenen Kettengliedkörper mit dem angegossenen Führungszahn, dem
Zahneingriff an den Endverbindern und den Einschiebelaufpolstern zeigt sie sich bis zum heutigen Tag inter-
Montage gummierter Bolzen für die Kette
des Kampfpanzers Leopard 1. Eine Aufnahme
aus den 70er Jahren
26
COMET
Ein Feuerwerk von Ideen
Feuerwerke von Comet
zaubern Farbe an den Nachthimmel
1979 erwirbt Diehl die Firma Comet, einen der ältesten
und Flugzeuge entwickelt hatte, wird in der Folgezeit
Hersteller von pyrotechnischen Erzeugnissen in Deutsch-
sowohl im zivilen als auch im wehrtechnischen Geschäft
land, mit einer Produktpalette, die von Feuerwerksartikeln
in der Spitzengruppe der Anbieter dieses Produktspek-
über Seenotsignale und Seenotgeräte bis hin zu Dar-
trums positioniert.
stellungsmitteln, Leucht- und Signalmunition sowie
Räumgeräten für Landminen reicht. Das Unternehmen,
das bereits in den zwanziger Jahren zusammen mit Fritz
von Opel Raketenantriebe für Autos, Schienenfahrzeuge
Fritz von Opel und sein berühmtes Raketenauto
27
AU S D E R F I R M E N C H R O N I K
1902 Margarete und Heinrich Diehl eröffnen eine
Kunstgießerei
1914 Beginn der Herstellung gegossener
Messingstangen
1916 Kriegsbedingte Aufnahme der Hülsenfertigung
1917 Bau eines Metallwerks
1920 Errichtung einer modernen Strangpresse
zur Herstellung von Stangen und Rohren
Junghans-Sportzeitmessung ermittelt
Olympiasieger in München
1973 Bildung des Geschäftsbereichs Zeitschalt- und
Datengeräte
1975 Mehrheitsbeteiligung an der CTM
Computer Technik Müller GmbH, Konstanz
1934 Aufnahme der Massenfertigung feinmechanischer Erzeugnisse
Erwerb der Aktienmehrheit an Eurosil – dem
international führenden Hersteller integrierter
Schaltkreise
1938 Bau eines neuen Halbzeugwerks in
Röthenbach a d Pegnitz
Entwicklungsbeginn von Steckdosenschaltuhren
1939 Einstufung als kriegswichtiger Betrieb und Umstellung auf Fertigung von Zündern und Patronen
1945 Demontage/Wiederaufbau ziviler Produktion
1946 Fortführung der feinmechanischen Fertigung
zum Zweck der Uhrenherstellung
1950 Beginn der Rechenmaschinenentwicklung
1952 Gründung des „Heinrich-Diehl-Gedächtnisfonds“
1953 Anlauf der Produktion von Zeitschaltuhren
1955 Aufnahme der wehrtechnischen Produktion
1957 Erwerb der Mehrheit an der Junghans AG,
Schramberg
1958 Kauf der Sundwiger Messingwerk KG, Hemer
Gründung der Aero-Dienst GmbH
1959 Erwerb der Remscheider Gießerei Backhaus –
Start der Kettenproduktion
1977 Übernahme der Emde KG – Beginn der Produktion von Gummi und Gummimetall-Teilen in
Blankenheim
Vorstellung einer vollelektronischen Herdschaltuhr
auf der Domotechnica in Köln
1979 Übernahme der Mauser-Werke Oberndorf GmbH
einschließlich der Comet GmbH, Bremerhaven
sowie der Metaalwaren-Fabriek Tilburg B. V. (NL)
und der Ets. Roch S. A., Lunéville (F)
1981 Errichtung eines neuen Bandwalzwerkes im
Sundwiger Messingwerk
1984 Entwicklung der ersten Solargroßuhr der Welt
und Entwicklung einer Funkuhr bei Junghans
1985 Inbetriebnahme des neuen Entwicklungszentrums
in Röthenbach a d Pegnitz
1986 Erwerb der FFG Flensburger Fahrzeugbau
Gesellschaft mbH
Verkauf der CTM Computertechnik Müller GmbH
Beginn der Luftfahrtaktivitäten auf dem
Wartungssektor
1987 Gründung der „Karl-Diehl-Stiftung“
für Menschen in Not
Entwicklung und Produktion der weltersten
Batterieuhr, der legendären „mini-clock“
1988 Aufnahme der automatisierten Montage des
Artillerieraketensystems MLRS (Multiple Launch
Rocket System) in Mariahütte
1960 Übernahme des Gießereibetriebes Mariahütte
1962 Aufnahme des Geschäftsfeldes Datentechnik
und Textsysteme
1963 Markteinführung der Vierspezies-Rechenmaschine
"transmatic"
Einsatz der ersten vollkontinuierlichen
Doppelstranggußanlage für Messing
1966 Vorstellung des frei programmierbaren
Elektronikrechners "combitron"
1967 Erste serienmäßig in der Bundesrepublik
hergestellte Quarzgroßuhr von Junghans
28
1972 Produktionseinstellung elektromechanischer
Tischrechner
1989 Erwerb der Bodenseewerk Gerätetechnik
GmbH (BGT), Überlingen
Produktionsbeginn und Einweihung des neuen
Schaltsystemewerks in Nürnberg/Donaustraße
1990 Junghans präsentiert die erste AnalogFunkarmbanduhr der Welt
Junghans gründet nach der Wiedervereingung
Deutschlands in Thüringen die Eurochron GmbH
1992 Welterste Funksolar-Armbanduhr von Junghans
Diehl erwirbt die IWS Industriewerke Saar GmbH,
Freisen
1993 Übernahme von VDO Luftfahrtgeräte,
Frankfurt, durch Diehl-Tochter BGT
Erfolgreicher Test der ersten autonomen, radargesteuerten und allwetterfähigen Raketen-Submunition zur Bekämpfung von Panzern
(Weiterentwicklung von MLRS)
1994 Diehl übernimmt die AKO-Werke
GmbH & Co. KG, Wangen
Beginn der Ausgliederung der Mauser-Werke,
Oberndorf
1995 Aufnahme der Produktion neuentwickelter
cadmiumfreier und damit umweltfreundlicher
Fahrdrähte für die Deutsche Bahn AG
1999 Neustrukturierung in die vier Teilkonzerne Metall,
Controls, Geräte und VA Systeme
Bandschneidcenter in Shenzhen/China geht in
Betrieb
Lockheed Martin und Diehl gründen die
Euro Rocket System GmbH
Serienfreigabe von SMArt 155
2000 Übernahme von The Miller Company durch
Diehl Metall
Mitgliedschaft in der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft „Erinnerung, Verantwortung
und Zukunft“erlangt
Markteinführung der ersten funkgesteuerten
Solararmbanduhr mit Keramikgehäuse
Gründung der Diehl Avionik Systeme GmbH,
Überlingen
Diehl und Lockheed als Partner zur Realisierung
eines endphasengelenkten 120 mm-Mörsergeschosses von der US Army ausgewählt
Allianz bei Lenkflugkörpern zur Schiffsabwehr
mit schwedischer SAAB-Gruppe begründet
1996 Leistungsfähigkeit des Luft-Luft-Flugkörpers
IRIS-T erfolgreich nachgewiesen
Einführung eines funkgestützten Systems zur
Verbrauchswerterfassung in Wohnungen
1997 Diehl übernimmt französischen Halbzeughersteller
Griset S.A., Villers St. Paul
BGT erwirbt 50 Prozentanteil an der AEG
Infrarot-Module GmbH, Heilbronn
Geschäftsbereich Munition führt mit weltweit
erstem Verschuß einer gelenkten MLRS-Rakete
den Nachweis verbesserter Systemeigenschaften
Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung
erteilt den Auftrag zur Serienproduktion der
Suchzündermunition SMArt 155 mm an das
Gemeinschaftsunternehmen GIWS, Nürnberg
(Diehl/Rheinmetall)
1998 Karl Diehl verfügt Familien-Stiftung –
Umfirmierung des Unternehmens in
Diehl Stiftung & Co.
Gründung von Diehl Controls Polska
Abgabe der Junghans-Gruppe an EganaGoldpfeil
2001 Pilotprojekt in deutsch-slowakischer Rüstungszusammenarbeit
Diehl Munitionssysteme wird Systemhaus für die
Modernisierung des 122 mm-Artillerie-Raketensystems RM-70
Abgabe der Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft
Schließung der Neubrandenburger Fahrzeugwerke und Konzentration des Instandsetzungsgeschäfts bei den Industriewerken Saar in Freisen
Diehleigener Fonds (gegründet bereits 1997) zur
finanziellen Unterstützung ehemaliger
Zwangsarbeiter abgewickelt
Zusammenführung der Wehrtechnik-Aktivitäten
im Teilkonzern VA Systeme
2002 100 Jahre Diehl
Neue Indirekte Strangpresse am Standort
Röthenbach in Betrieb genommen
300 Jahre Sundwiger Messingwerk
Entwicklungsvertrag für Mehrnationen-Projekt
der gelenkten Artillerierakete (Guided MLRS)
unterzeichnet
Abgabe der Aero-Dienst GmbH an den ADAC
29
DAS UNTERNEHMEN HEUTE
Die Diehl Stiftung & Co. ist heute eine Unternehmensgruppe, die in den drei Teilkonzernen Metall, Controls
und VA Systeme an rund vierzig Standorten im In- und Ausland mit 10.000 Mitarbeitern einen Umsatz von
1,5 Mrd Euro erwirtschaftet. Die Diehl-Gruppe beliefert mit ihrem weitgespannten Produktprogramm einen
entsprechend vielfältigen Kundenkreis im In- und Ausland. So ist Diehl geschätzter Partner der Halbleiter- und
Steckverbinderindustrie, der Heizungs- und Sanitärindustrie, der Automobil- und Luftfahrtindustrie, der großen
Hersteller von Hausgeräten sowie der Bundeswehr und zahlreicher ihr verbündeter Streitkräfte.
Diehl Metall – Halbzeug für die wichtigsten
Märkte der Welt
Der Teilkonzern Diehl Metall beschäftigt sich an weltweit
legierungen für die internationale Steckverbinder- und
sieben produzierenden Standorten mit der Herstellung
Halbleiterindustrie. Eine Spezialität der Firma Griset ist
von Halbzeugen und Schmiedeteilen aus Kupfer- und
ihr international bekannter Anlagenbau für die Produktion
Kupferlegierungen. Am Standort Röthenbach bei Nürn-
von Bändern aus NE-Metallen. Am Standort Shenzhen
berg werden Messingstangen und Messingrohre sowie
in China betreibt Diehl Metall ein Schneid- und Service-
Schmiedeteile produziert. Die Hauptabnehmermärkte
center für die Weiterverarbeitung von hochwertigen
sind die Automobilindustrie und die Heizungs- und
Bändern aus Kupferlegierungen für die Steckverbinder-
Sanitärindustrie, wobei die Drehereien im In- und Ausland
und Elektronikindustrie. In São Paulo fertigt die Firma
ein wichtiges Bindeglied zwischen Halbzeugwerk und
Diehl do Brasil Komponenten für die süd- und nord-
Endverbraucher spielen. Das Sundwiger Messingwerk in
amerikanische Automobilindustrie, speziell für die
Hemer bei Iserlohn, Griset S.A. in Villers St. Paul bei Paris
Produktion von Schaltgetrieben. Diehl Metall ist mit
und The Miller Company in Meriden bei Hartford/USA
seinen Produktionsstandorten und der Vertriebs-
fertigen Bänder und Drähte aus Kupfer und Kupfer-
organisation international ausgerichtet, mehr als die
Hälfte der Produktion der deutschen Standorte wird auf
europäischen und Übersee-Märkten verkauft.
30
Diehl Controls – führender Zulieferer für die
Hausgeräteindustrie
arbeit mit seinen Kunden auch individuelle Lösungen bis
hin zu Komplettsystemen, die vormontiert an die Fertigungslinie des Kunden geliefert werden.
Das Lieferprogramm unterliegt einer ständigen Anpassung
an die veränderten Bedürfnisse unserer Kunden, die den
erhöhten Anforderungen der Endverbraucher an Leistung
und Bedienbarkeit, aber auch dem schonenden Umgang
mit Ressourcen Rechnung tragen müssen.
Die Steuerungs- und Regelsysteme des Teilkonzerns
Controls werden bei seinen Kunden – bekannte Marken-
In Zeiten zunehmender Globalisierung schafft der
hersteller der Hausgeräte- und Heizungsindustrie –
Teilkonzern die notwendige Nähe zum Kunden durch
wegen ihrer Qualität und Zuverlässigkeit geschätzt. Diehl
den weiteren Aufbau von Auslandsniederlassungen. Die
Controls fertigt nicht nur mechanische, elektromecha-
enge Zusammenarbeit mit dem Kunden ist von ent-
nische und elektronische Einzelkomponenten, sondern
scheidender Bedeutung für seinen und damit unseren
konzipiert, entwickelt und produziert in enger Zusammen-
Erfolg.
VA Systeme - internationaler Partner in der
Wehrtechnik
Der Teilkonzern VA Systeme bündelt die Wehrtechnikund Luftfahrtaktivitäten der Diehl-Gruppe unter einer
gemeinsamen operativen Führung. Das Leistungsspektrum umfaßt Systemlösungen für Flugkörper, Munition,
Aufklärung und Schutz und nunmehr auch die DiehlKernkompetenzen auf dem Gebiet Fahrzeugsysteme:
Kette, Laufwerk und Systeminstandsetzung. Avionikausrüstung für die militärische und zivile Luftfahrt liefert
der Teilkonzern in den Bereichen Cockpit- und Displaysysteme, Flugsteuerung, Triebwerksregelung sowie
Kabinen- und Versorgungssysteme.
Wichtige Kernkompetenzen können so erhalten und
Diehl VA Systeme schafft die notwendige industrielle
ausgebaut werden. Langfristig angelegte strategische
Dimension zur Lösung zukünftig wachsender Aufgaben
Kooperationen mit europäischen, transatlantischen und
der Kunden auf den nationalen und internationalen
internationalen Partnern sichern den Zugang zu globalen
Märkten.
Knowhow-Trägern.
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AU S B L I C K
Das Familienunternehmen Diehl setzt auf
Vielfalt – aus Erfahrung
hiermit technologisch an die feinmechanische Fertigung
vor und während des Zweiten Weltkrieges angeknüpft
werden konnte. Mit den Geschäftsfeldern Rechenmaschinen und Zeitschaltuhren kamen bald weitere feinmechanische Spitzenprodukte hinzu, die im weiteren
Verlauf in elektronische Lösungen übergeführt werden
konnten. Die Aufnahme der Wehrtechnikproduktion nach
Gründung der Bundeswehr brachte eine Geschäftsfelderweiterung ganz eigener Art mit sich. Dominierten zu
Beginn die Themen Zünder und konventionelle Munition, so geriet die Produktentwicklung hier vor dem
Hintergrund einerseits von neuen Technologien und
andererseits von neuen Bedrohungsszenarien sehr
zielstrebig hin zu sogenannten intelligenten Systemen.
Ein Blick in die Firmenchronik zeigt, daß das Unternehmen
Aber auch andere Aufgabenstellungen wurden durch
bereits wenige Jahre nach seiner Gründung den Weg
das Vordringen der Elektronik modifiziert, zum Teil
der Diversifikation einzuschlagen begann. Zunächst auf
revolutioniert. Im Zuge dieser Entwicklung hat Diehl
dem Gebiet der Metallhalbzeugfertigung, indem zu den
auch seine negativen Erfahrungen machen müssen.
handwerklich geprägten Kunstgußartikeln die industrielle
So zählt die vom Markt erzwungene Einstellung der
Produktion von Stangen und Rohren trat. Ein völlig neues
Rechenmaschinen-Fertigung Anfang der siebziger Jahre
Betätigungsfeld – wenngleich nicht ohne Werkstoff-
zu den schmerzlichsten Einschnitten in unsere Geschichte,
verwandtschaft – stellte die Uhrenfertigung dar, nachdem
war dieses Geschäftsfeld doch erst wenige Jahre vorher
noch in der Lage, sich durch eigenentwickelte technische
Höchstleistungen einen internationalen Ruf zu verschaffen.
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Diese jahrzehntelangen Erfahrungen sind es, die auch
die Konzernstrategie dieser Tage ganz bewußt mehrgliedrig ausrichten. Für ein Familienunternehmen ist dies
von ganz entscheidender Bedeutung, schließlich gilt es
auch in Zukunft, die finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren. Insofern kommt dem Risikoausgleich auch unter
diesem Aspekt eine ganz besondere, ja existentielle,
Bedeutung zu.
Vielfalt stellt besondere Anforderungen an die Führbarkeit. Gesellschaftsrechtlich wie führungsorganisatorisch
ist Diehl dementsprechend klar gegliedert: In drei
Auch auf seinen wehrtechnischen Arbeitsgebieten mußte
Teilkonzerne, die jeweils so zugeschnitten sind, daß die
das Unternehmen Diehl in der letzten Dekade nach den
gemeinsame Führung von Tochtergesellschaften auch
fundamentalpolitischen Veränderungen im ehemaligen
tatsächlich Synergien zu heben ermöglicht. Insofern ist
Ost-West Gefüge dramatische Anpassungen vornehmen
die Unternehmensgruppe Diehl unter den aktuellen Be-
und ein hohes Maß unternehmenspolitischer Flexibilität
dingungen des globalen Wettbewerbs und an der
beweisen. Daß diese Konsolidierungen in der Gesamtsicht
Schwelle des zweiten Jahrhunderts ihrer Existenz ste-
des Unternehmens nie zu einer Gefährdung des Ganzen
hend gut gerüstet, um ihre Kunden und Partner auch in
geführt haben, ist der Tatsache zu verdanken, daß die
Zukunft mit ihren Problemlösungen zu überzeugen.
Diehl-Gruppe – wie skizziert – zu jeder Zeit auf verschiedenen Geschäftsfeldern tätig war. Damit war es
immer wieder möglich, daß sich die Schließung oder
Abgabe von Werken und Tochtergesellschaften in der
Gesamtsicht nur mit Wachstumsverzicht, allenfalls mit
leichtem Umsatzrückgang bemerkbar machten.
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Herausgeber: Diehl Stiftung & Co.
Zentrale Öffentlichkeitsarbeit
Stephanstraße 49
90478 Nürnberg
Tel. (09 11) 9 47-24 92
Fax (09 11) 9 47-36 43
www.diehl.de
www.diehl.com
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