Venusphasen im Modellversuch Rheinland-Pfalz
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Venusphasen im Modellversuch Rheinland-Pfalz
Venusphasen im Modellversuch Rheinland-Pfalz Martin Raquet Schule: Max-Slevogt-Gymnasium Landau Hindenburgstraße 2 76829 Landau © DGZfP e.V. Rheinland-Pfalz Inhalt 1 Wie alles begann ......................................................................................................................... 3 2 Versuchsaufbau ........................................................................................................................... 3 3 Die Gegebenheiten ..................................................................................................................... 4 4 Modellrechnungen...................................................................................................................... 7 5 Nachbildung im Modell .............................................................................................................. 9 6 Erklärung für die Verschiebung des Helligkeitsmaximums .......................................................... 12 7 Mängelbehebung...................................................................................................................... 13 8 Überblick .................................................................................................................................. 14 9 Verbesserung des Modells ......................................................................................................... 14 10 Literatur .................................................................................................................................... 17 11 Anhang ..................................................................................................................................... 18 2 © DGZfP e.V. Rheinland-Pfalz Vorbemerkung Diese Arbeit entstand innerhalb einer Astronomie-Arbeitsgemeinschaft. An den Vorarbeiten beteiligten sich andere AG-Mitglieder, doch als es ernst wurde, musste ich das Projekt alleine fortsetzen. Bei den Messungen war ich allerdings oft auf die Hilfe meiner Mitschüler angewiesen. Diese werden am Schluss der Arbeit noch namentlich erwähnt. 1 Wie alles begann Während des Venus-Transits am 8. Juni 2004, den wir vom Pausenhof unserer Schule aus beobachteten, sahen wir den Planeten als Kreisscheibe, die sich zwischen Erde und Sonne schob. Doch wir erinnerten uns daran, dass man die Venus nicht immer als volle Kreisscheibe sehen kann und dass ihre Helligkeit von der Phase sowie von der Entfernung abhängt. Wir fragten uns, ob man diese Abhängigkeit im Modellversuch nachbilden kann und stellten einen entsprechenden Versuchsaufbau her. 2 Versuchsaufbau Zuerst diente eine Experimentierleuchte als Sonne, und eine Styroporkugel von ca. 8 cm Durchmesser repräsentierte die Venus. Den Beobachter auf der Erde ersetzten wir durch eine 9 cm x 6 cm große Solarzelle. Erde und Venus waren auf gegeneinander verdrehbaren Achsen montiert. In ihrem Schnittpunkt befand sich die Lampe, die gegen die Venus gerichtet war. Leider war es dabei unvermeidlich, dass bei ungünstigen Positionen von Lampe und Solarzelle die „Erde“ direktes „Sonnenlicht“ erhielt und viel Streulicht entstand. Deshalb erzielten wir auf diese Weise keine befriedigenden Ergebnisse. Nach langen Überlegungen hielten wir folgende Variante für eine mögliche Alternative: Wir entfernten die Sonne. Eine kugelförmige Glühbirne (8 cm Durchmesser, matt) stellte nun die Venus dar. Diese Glühbirne klebten wir zur Hälfte ab, so dass nur die Halbkugel leuchtete, die zur gedachten Sonne hin zeigte. (Somit hatten wir die Venus zu einem „Selbstleuchter“ gemacht, was mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmt, für unsere Zwecke aber sehr nützlich war). Dabei ließen sich von der Modellerde aus die Phasen der Modellvenus gut wahrnehmen, messen und fotografieren. Zwischen beiden Achsen lässt sich fast jeder Winkel einstellen (auf der Skizze sind es gerade 180°). Nur relativ kleine Winkel machten Probleme, da manchmal eine vor der Solarzelle befindliche Blende mit der Solarzelle zusammenstieß. Der Photostrom der Solarzelle wurde mit einem Messverstärker (Leybold Nr. 53200) verstärkt. Dabei wurde bei jeder Messung die Achse der Solarzelle so weit gedreht, bis maximaler Photostrom angezeigt wurde. © DGZfP e.V. 3 Rheinland-Pfalz Die Venus ist für unser Experiment besonders gut geeignet, besser als der Merkur: Sie bewegt sich in einer fast kreisförmigen Bahn um die Sonne (Bahnexzentrizität: 0,007 – eine mehr ellipsenförmige Umlaufbahn hätten wir in unserem Modell nur sehr schwer darstellen können.) Außerdem ist die Rotation um die eigene Achse sehr langsam (ein Tag dauert länger als ein Jahr). Die dichte Atmosphäre (92-mal so dicht wie auf der Erde) bewirkt dieselbe Rückstrahlung an allen Punkten des Planeten. Ein weiterer Vorteil für die Herstellung eines Modells liegt darin, dass die Venus nahezu eine vollkommene Kugel ist, und dass ihre Bahnebene nur wenig gegen die Ekliptik geneigt ist (ca. 3°). 3 Die Gegebenheiten System der Erd- und Venusbahn Wenn die Venus weit weg von uns ist, erscheint sie uns fast kreisförmig, ist aber sehr klein; wenn sie dagegen in unserer Nähe steht, zeigt sie deutliche Phasen und ist groß. Um dies darzustellen, montierte ich statt der Solarzelle eine Digitalkamera auf das Stativ und fotografierte den Blick, den man bei verschiedenen Bahnpositionen der beiden Planeten von der Erde aus auf die Venus hat. Mit den Bildern habe ich auch eine PowerPoint-Schau zusammengestellt. α = 130° 4 α = 90° α = 50° α = 30° © DGZfP e.V. Rheinland-Pfalz Im folgenden Diagramm ist der reale Helligkeitsverlauf wiedergegeben. Dabei ist die scheinbare Helligkeit mv („visuelle Helligkeit“) in Abhängigkeit von der Entfernung Erde-Venus (d) wiedergegeben. Die Daten entstammen einem astronomischen Jahrbuch [Lit. 1]. Jahrbuchdaten, graphisch dargestellt: d [AE] d [AE] mV [mag] d [AE] mV [mag] mV [mag] 1,711 -3,87 1,497 -3,91 0,831 -4,20 1,71 -3,87 1,449 -3,92 0,751 -4,27 1,704 -3,88 1,396 -3,93 0,672 -4,34 1,694 -3,88 1,338 -3,95 0,593 -4,44 1,68 -3,88 1,275 -3,97 0,516 -4,54 1,662 -3,89 1,208 -4,00 0,443 -4,62 1,639 -3,89 1,138 -4,02 0,377 -4,60 1,611 -3,90 1,064 -4,06 0,321 -4,50 1,578 -3,90 0,988 -4,10 0,283 -4,30 1,54 -3,91 0,91 -4,14 0,271 -4,00 Helligkeit (Betrag der Magnitudo) 4,7 4,6 4,5 4,4 4,3 4,2 4,1 4 3,9 3,8 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 1,6 1,8 d in AE © DGZfP e.V. 5 Rheinland-Pfalz Das Helligkeitsmaximum liegt ungefähr bei d = 0,42 AE (AE=Astronomische Einheit). Der scheinbare Helligkeitsverlauf gibt logarithmische Helligkeitsverhältnisse wieder. Um die linearen Helligkeitsverhältnisse zu bekommen, verwende ich die folgende Formel: F1 2,512 m2 = 2,512 m2 −m1 = F2 2,512 m1 Dabei ist m1 F das Verhältnis der Größenklassen und 1 das Verhältnis der zugehörigen „StrahlungsF2 m2 ströme“. [Lit. 3] Ich wähle die Vergleichshelligkeit m2 = 0 und erhalte bei einer beliebigen anderen scheinbaren Helligkeit m für den Strahlungsstrom F ~ 2,512-m. In der Tabelle ordne ich jedem Abstand d noch den Wert 2,512−mv zu und erstelle wieder einen Graphen. Dieser kann besser mit den nachfolgenden theoretischen Berechnungen und meinen Messungen verglichen werden. d [AE] mV [mag] d [AE] 2,512-mV mV [mag] 2,512-mV d [AE] mV [mag] 2,512-mV 1,711 -3,87 35,324 1,497 -3,91 36,650 0,831 -4,20 47,872 1,71 -3,87 35,324 1,449 -3,92 36,989 0,751 -4,27 51,060 1,704 -3,88 35,651 1,396 -3,93 37,332 0,672 -4,34 54,461 1,694 -3,88 35,488 1,338 -3,95 38,026 0,593 -4,44 59,716 1,68 -3,88 35,651 1,275 -3,97 38,733 0,516 -4,54 65,477 1,662 -3,89 35,981 1,208 -4,00 39,818 0,443 -4,62 70,484 1,639 -3,89 35,981 1,138 -4,02 40,558 0,377 -4,60 69,197 1,611 -3,90 36,314 1,064 -4,06 41,887 0,321 -4,50 63,109 1,578 -3,90 36,314 0,988 -4,10 43,459 0,283 -4,30 52,491 1,54 -3,91 36,650 0,91 -4,14 45,298 0,271 -4,00 39,818 Helligkeit (Betrag der Magnitudo) 4,7 4,6 4,5 4,4 4,3 4,2 4,1 4 3,9 3,8 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 1,6 1,8 d in AE 6 © DGZfP e.V. Rheinland-Pfalz 4 Modellrechnungen Um den Helligkeitsverlauf der Venus in einem theoretischen Modell darzustellen, stelle ich eine Hypothese auf: Die von einer Solarzelle registrierte Helligkeit hängt von der Entfernung und der Form der beleuchteten Fläche ab. Wie man die beleuchtete Fläche berechnet und die Entfernung berücksichtigt, entnahm ich einem Mathematikbuch [Lit. 2]. Demnach erscheint der von der Sonne beleuchtete Teil der Venusoberfläche auf der Erde als Fläche mit dem Inhalt A= π 2 π 2 r + r ⋅ cos ϕ 2 2 = π 2 r ⋅ (1+ cos ϕ) 2 dabei ist r der Venusradius und π π 2 r eine Halbkreisfläche. r 2 ⋅ cos ϕ stellt den Inhalt einer Halbellipse 2 2 mit der großen Halbachse r und der kleinen Halbachse r·cos φ dar. Je nachdem, ob cos φ positiv oder negativ ist, wird die Halbellipsenfläche an den Halbkreis angesetzt oder vom Halbkreis ausgeschnitten. Dabei ergeben sich die typischen Phasenformen. Die Entfernungsabhängigkeit wird durch eine Division durch das Quadrat des Abstandes d berücksichtigt. Wenn ich Helligkeitsverlauf, der durch den Term 1 + cos ϕ d2 π r 2 2 gleich 1 setze, erhalte ich einen gekennzeichnet ist. Die Berechnungen werden in einer EXCEL-Tabelle durchgeführt. Dabei verwende ich die folgenden Daten: Abstand zwischen S und V = [S,V] = 0,72 AE; Abstand zwischen E und S = [E,S] = 1,00 AE Alpha in Grad © DGZfP e.V. alpha im Bogenmaß d (in AE) cos phi Helligkeit (willk. Einheiten) 0 0,000 0,280 -1,000 0,000 10 0,175 0,317 -0,836 1,633 20 0,349 0,407 -0,540 2,781 30 0,524 0,521 -0,280 2,652 40 0,698 0,644 -0,071 2,236 50 0,873 0,770 0,100 1,856 60 1,047 0,894 0,246 1,561 70 1,222 1,013 0,373 1,339 80 1,396 1,126 0,485 1,171 90 1,571 1,232 0,584 1,043 100 1,745 1,330 0,672 0,945 110 1,920 1,418 0,749 0,870 120 2,094 1,496 0,815 0,811 130 2,269 1,563 0,872 0,766 140 2,443 1,619 0,918 0,732 150 2,618 1,663 0,954 0,706 160 2,793 1,695 0,979 0,689 170 2,967 1,714 0,995 0,679 180 3,142 1,720 1,000 0,676 7 Rheinland-Pfalz Für die dritte Spalte lässt sich mit Hilfe der folgenden Formel berechnen: d = SV 2 + (1AE )2 − 2 ⋅ 1AE ⋅ SV ⋅ cos α Die Formel folgt aus dem Kosinus-Satz im Dreieck SEV des Systems „Erd- und Venusbahn“ (siehe Zeichnung S. 2). Für die vierte Spalte verwende ich ebenfalls den Kosinus-Satz: cos ϕ = SV 2 + d 2 − (1AE) 2 . 2 ⋅ SV ⋅ d Für die fünfte Spalte benutze ich die Formel: " Helligkeit" = 1+ cos ϕ d2 . Für die Berechnungen in allen Tabellenspalten müssen die Winkel im Bogenmaß ausgedrückt werden, da EXCEL mit Bogenmaß rechnet. Diagramm: 3,0 2,5 Helligkeit 2,0 theor. Ber. 1,5 Ahnert 1,0 0,5 0,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 d in AE Nach diesen Berechnungen liegt das Maximum der Helligkeit bei d=0,43 AE (±0,01 AE). Um den direkten Vergleich mit den Jahrbuchdaten zu ermöglichen, habe ich die Höhe der Maximal einander angepasst. Beim Vergleich mit dem Graphen, der aus den Jahrbuchdaten entstand, sieht man, dass das Maximum an der richtigen Stelle liegt. Allerdings ist die „Ahnertkurve“ breiter als meine theoretisch ermittelte Kurve. Ich vermute, dass dies an der Lichtstreuung in der Venusatmosphäre liegt, welche ich bei meinen Modellrechnungen nicht berücksichtigt habe. Ergebnis: Die Simulation der beleuchteten Fläche in einer EXCEL-Tabelle mit Diagramm und der Vergleich mit den Jahrbuchdaten bestätigt die genannte Hypothese. 8 © DGZfP e.V. Rheinland-Pfalz 5 Nachbildung im Modell Ich stellte mir folgende Fragen: Wie genau kann man die Realität mit unserem selbst erstellten Modell abbilden? Wo liegen die eventuellen Fehler oder Ungenauigkeiten und wie lassen sich diese erklären? Zunächst wählte ich die Abstände Sonne-Erde [SE] und Sonne-Venus [SV] so, dass die tatsächlichen Entfernungsverhältnisse vorlagen. 1. Messreihe am Modell: Ich bezeichne die Modellsonne mit „s“, die Modellvenus mit „v“ und die Modellerde mit „e“. [s,v] = Abstand zwischen s und v = 55cm; [s,e] = Abstand zwischen s und e = 75,5cm; Abstandsverhältnis [s,v]/[s,e] = 0,73 Winkel α α im Bogenmaß d in cm d/[s,e] Photostrom in willk. Einheiten (Maß für die Helligkeit) 11,5 13,5 17 21 23 26 28 29 31 34 36 41 48 62 74 90 0,201 0,236 0,297 0,367 0,401 0,454 0,489 0,506 0,541 0,593 0,628 0,716 0,838 1,082 1,292 1,571 24,2 25,5 28,0 31,2 32,9 35,5 37,3 38,2 40,1 42,9 44,8 49,6 56,3 69,5 80,2 93,4 0,32 0,34 0,37 0,41 0,44 0,47 0,49 0,51 0,53 0,57 0,59 0,66 0,75 0,92 1,06 1,24 1 1,5 2,6 3,3 3,8 4,3 4,6 4,4 4,5 4,5 4,4 4,2 3,8 3,1 2,6 2,1 180 3,142 130,5 1,73 1,2 Diagramm der 1. Messung: 5,0 4,5 4,0 Helligkeit 3,5 3,0 theor. Ber. 2,5 1. Messung 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 d/[s,e] © DGZfP e.V. 9 Rheinland-Pfalz Ergebnis: Die Kurvenform stimmt in etwa mit der theor. Kurve (S. 5) überein. Aber man erhält das Maximum an der Stelle d/[s,e] = 0,55. Es liegt weiter rechts als es eigentlich sollte. Wodurch entsteht diese Verschiebung? Zunächst eine rechnerische Untersuchung: Ich überprüfte in der Berechnung, ob die Lage des Maximums durch das Abstandsverhältnis [s,v]/[s,e] beeinflusst wird. In der EXCEL-Berechnung habe ich beim eingestellten Abstandsverhältnis [s,v]/[s,e] = 0,78 ein Helligkeitsmaximum bei einem Abstand erhalten, der im Original d = 0,37 AE entspricht. Für [s,v]/[s,e] = 0,66 ergab sich ein Helligkeitsmaximum bei doriginal = 0,55 AE. (Siehe auch die grafische Darstellung im „Überblick“ S. 10). Somit war erwiesen, dass die Lage des Helligkeitsmaximums vom Abstandsverhältnis [s,v]/[s,e] abhängt: Verkleinert man [s,v]/[s,e], so verschiebt sich das Maximum nach rechts, vergrößert man das Verhältnis, so verschiebt sich das Maximum nach links. Das bestätigt sich auch bei den folgenden Messungen. 2. Messreihe: [s,v] = 51,5 cm; [s,e] = 76,5 cm; [s,v]/[s,e] = 0,67 Winkel α α (Bogenmaß) 180 160 145 135 130 121 114 106 98 94 88 81 76 3,142 2,793 2,531 2,356 2,269 2,112 1,990 1,850 1,710 1,641 1,536 1,414 1,326 d/ [e,s] Helligkeit 1,67 1,65 1,60 1,55 1,52 1,47 1,41 1,35 1,28 1,24 1,19 1,11 1,06 1,0 1,2 1,2 1,3 1,4 1,5 1,5 1,7 1,8 1,9 2,1 2,3 2,4 Winkel α α (Bogenmaß) 72 66 60 55 55 51 46 43,5 40 36 31 27 1,257 1,152 1,047 0,960 0,960 0,890 0,803 0,759 0,698 0,628 0,541 0,471 d/ [e,s] 1,02 0,95 0,88 0,83 0,83 0,78 0,72 0,69 0,65 0,60 0,55 0,50 Helligkeit 2,5 2,8 3,0 3,1 3,0 3,0 3,2 3,3 3,3 3,3 3,2 2,7 Diagramm der 2. Messung: 4 3,5 Helligkeit 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 d/[s,e] 10 © DGZfP e.V. Rheinland-Pfalz Ergebnis: Verkleinert man [s,v]/[s,e], so verschiebt sich das Maximum nach rechts. 3. Messreihe: [s,v]/[s,e] wird so verändert, dass der Quotient größer als 0,72 ist. [s,v] = 65cm; [s,e] = 74cm; [s,v]/[s,e] = 0,88 Winkel α α (Bogenmaß) d in cm d/[e,s] Helligkeit 90 80 70 60 50 40 35 30 1,6 1,4 1,2 1,0 0,9 0,7 0,6 0,5 98,5 89,6 80,1 69,9 59,3 48,3 42,7 37,0 1,3 1,2 1,1 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 2,8 3,3 4,0 4,8 6,2 8,3 10,6 11,8 20 0,3 25,7 0,3 16,7 Diagramm der 3. Messung: 18 16 Helligkeit 14 12 10 8 6 4 2 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 d / [s,e] Den Abfall zu kleineren Abständen ve konnte ich nicht mehr realisieren, da die vor der Solarzelle installierte Blende ein Ausrichten der Solarzelle verhinderte. Ergebnis: Vergrößert man [s,v]/[s,e], so verschiebt sich das Maximum nach links. Anschließend versuchte ich im Modellversuch dasjenige Abstandsverhältnis zu ermitteln, bei dem das Helligkeitsmaximum an der richtigen Stelle erscheint. Ergebnis: Wenn für [s,v]/[s,e] ein Wert zwischen 0,75 und 0,80 gewählt wird, bekommt man ein Helligkeitsmaximum an einer Stelle, die dem originalen Wert doriginal = 0,43 AE entspricht. © DGZfP e.V. 11 Rheinland-Pfalz 6 Erklärung für die Verschiebung des Helligkeitsmaximums Ich versuchte eine Erklärung dafür zu finden, dass im Modellversuch bei wahrem Abstandsverhältnis das Helligkeitsmaximum bei zu großem d erscheint. Unser Versuchsaufbau hat einen grundsätzlichen Mangel: Im Vergleich zu den realen Verhältnissen ist der Durchmesser der Venuskugel viel zu groß. (In der Wirklichkeit ist das Verhältnis Venusdurchmesser zu Abstand Erde-Venus in der hellsten Phase ungefähr gleich 0,0002.) Anhand einer Zeichnung untersuchte ich, welchen Einfluss die Größe der Venus-Modellkugel auf die von der Erde sichtbare Phase haben könnte. Auf der Abbildung kann man erkennen, dass man bei der kleineren Venus (V1) einen viel größeren beleuchteten Flächenanteil von der Erde aus sehen kann als bei der größeren Venus (V2). Die größere Venus erscheint bei [s,v]/[s,e] = 0,72 schlanker als die kleinere, und das Helligkeitsmaximum kann nicht an derselben Stelle liegen wie bei der kleinen Kugel.* Dies kann man folgendermaßen korrigieren: Man kann die Venus von der Erde weiter weg rücken (in der Tat hat sich in meinem Versuch gezeigt, dass das Helligkeitsmaximum bei größerem d erscheint), oder man kann die leuchtende Fläche vergrößern, indem man weniger abklebt. *Andererseits sind die leuchtenden Flächenteile überwiegend näher an der Erde als bei einer kleinen Kugel, was meiner Erklärung entgegenwirken müsste. Das Versuchsergebnis lässt aber darauf schließen, dass der erste Effekt überwiegt. 12 © DGZfP e.V. Rheinland-Pfalz 7 Mängelbehebung Um die in Kapitel V. genannten Mängel auszugleichen, benutzte ich eine weniger angeklebte Glühbirne, so dass mehr Licht als bisher auf die Solarzelle traf und die leuchtende Fläche größer wurde. 4. Messreihe: [s,v] = 55,3cm; [s,e] = 75,5cm; [s,v]/[s,e] = 0,73 Winkel α α im Bogenmaß d in cm d/[s,e] Helligkeit 100 90 79 71,5 61 50,5 43,5 35,5 31 27 25 20 18 15 11 1,75 1,57 1,38 1,25 1,06 0,88 0,76 0,62 0,54 0,47 0,44 0,35 0,31 0,26 0,19 101,04 93,59 84,65 78,16 68,63 58,71 51,97 44,27 40,01 36,31 34,50 30,19 28,58 26,31 23,70 1,34 1,24 1,12 1,04 0,91 0,78 0,69 0,59 0,53 0,48 0,46 0,40 0,38 0,35 0,31 1,9 2,3 2,6 3,1 4 5,1 5,9 7,2 8,3 8,9 9,2 9,2 8,5 8,3 6,9 10 0,17 23,13 0,31 5,3 Diagramm der 4. Messung: 10 9 8 Helligkeit 7 6 5 4 3 2 1 0 0,00 0,20 0,40 0,60 0,80 1,00 1,20 1,40 1,60 d/[s,e] © DGZfP e.V. 13 Rheinland-Pfalz Ergebnis: Zu meiner Überraschung war bei dem realitätsgetreuen Abstandsverhältnis [s,v]/[s,e] = 0,72 das Maximum an der richtigen Stelle. 8 Überblick Um die Resultate statistisch besser abzusichern, habe ich weitere Messungen durchgeführt und die Abhängigkeit der Lage dmax des Helligkeitsmaximums vom Abstandsverhältnis [s,v]/[s,e] in einem Diagramm deutlich gemacht: 1 0,9 0,8 d max 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 [s,v]/[s,e] Die untere Strecke stellt die theoretisch ermittelte Abhängigkeit dar, die obere Strecke gibt Messpunkte bei zur Hälfte angeklebter Venuskugel wieder. Die gelben Punkte gehören zu Messungen mit der weniger abgeklebten Glühlampe. Sie liegen mit den theoretisch berechneten Punkten auf einer Geraden, was meine Erklärung erneut bestätigt. Beim Vergleich mit den Modellrechnungen ist im Großen und Ganzen auch die Hypothese von S. 4 bestätigt. 9 Verbesserung des Modells In meinem Modellaufbau ist es nicht möglich, die Venusgröße realistisch darzustellen. Demnach kann ich unter Verwendung des realen Abstandsverhältnisses von 0,72 niemals das Maximum exakt bei d/[s,e] = 0,43 erhalten. Ich hoffte, korrektere Werte durch die Verwendung einer kleineren Glühlampe (4,5 cm statt 8 cm Durchmesser) zu erzielen. Den Graphen der Messreihe verglich ich anschließend mit dem Graphen der größeren, ursprünglich verwendeten Glühlampe bei gleichen Abständen [s,v] und [s,e]. 14 © DGZfP e.V. Rheinland-Pfalz 5. Messreihe: [s,v] = 53,5cm; [s,e] = 74cm; [s,v]/[s,e] = 0,72 Winkel Bogenmaß 1,152 0,873 0,663 0,541 0,506 0,463 0,436 0,367 0,401 0,349 66 50 38 31 29 26,5 25 21 23 20 d in cm 71,5 57,0 45,8 39,4 37,6 35,4 34,1 30,8 32,4 23,0 d/[s,e] Helligkeit 0,97 0,77 0,62 0,53 0,51 0,48 0,46 0,42 0,44 0,40 1,7 2,2 2,7 2,8 2,8 2,75 2,7 2,45 2,6 2,1 Diagramm der 5. Messung: 5 4,5 4 Helligkeit 3,5 3 große Lampe 2,5 kleine Lampe 2 1,5 1 0,5 0 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 d/[e,s] Ergebnis: Man kann erkennen, dass sich das Maximum des Graphen der kleinen Lampe bei d/[s,e]=0,5 befindet. Vergleicht man dies mit dem Maximum der großen Lampe (d/[s,e] = 0,55), so stellt man eine Verschiebung nach links, also eine Nährung an die Realität fest. Ich habe bei unterschiedlichen Winkeln mit einer Digitalkamera (Kodak EasyShare DX4530) Fotos der Modellvenus im verdunkelten Raum aufgenommen. Da die Digitalkamera automatisch die Belichtungszeit und die Öffnung der Blende bestimmt und ich darauf keinen Einfluss nehmen kann, kann ich nicht die Helligkeit der Pixel als Maß für die Venushelligkeit nehmen. Statt der Helligkeit kann man aber die Größe des Venusbildes in der Kameraebene registrieren. Mit Hilfe eines einfachen selbst geschriebenen Programms habe ich die hellen Pixel der Bilder zählen lassen und die Anzahl gegenüber d aufgetragen. Da es mir nur auf die Helligkeit und nicht auf die Farbe der Pixel ankommt, genügt es, die schwarz-weißen Versionen der Bilder zu analysieren. Selbstverständlich benutzte ich als Bildformat meiner Bilder kein Format mit Komprimierungen wie *.jpg oder *.gif, sondern ein „reines“ Pixelformat vom Typ *.bmp. Das Programm ordnet jeden Pixel einer bestimmten Helligkeitsklasse zu. Ich konnte feststellen, dass bei Verwendung der gesamten Summe heller Pixel, kein vernünftiger Graph entsteht. Lasse ich die hellsten Pixel der obersten Klasse jedoch weg, so ergibt sich fast derselbe Graph wie bei den Messungen mit der Solarzelle. Da ich dafür keinerlei Erklärung hatte, setzte ich mich mit Experten des Fraunhofer Instituts in Karlsruhe (IITB) in Verbindung. Durch sie erfuhr ich, dass bei der Umwandlung von *.jpg in das unkomprimierte Format *.bmp Fehler auftreten. Diese Fehler können die große © DGZfP e.V. 15 Rheinland-Pfalz Helligkeit Anzahl an sehr hellen Pixeln verursachen; wie sich diese Umwandlung aber genau auswirkt, konnten mir aber auch die Experten nicht sagen, da man an Instituten nur mit Profikameras arbeitet, welche so genannte „Rohformate“ wie z.B. *.bmp oder *.tif unterstützen. Eine weitere Fehlerquelle ist die Umwandlung der ursprünglichen Farbbilder in schwarz-weiß Bilder, welche ich mit dem Bildbearbeitungsprogramm „Adobe Photoshop“ tätigte. Wie dieses Programm konkret funktioniert, wussten die Experten nicht, doch man muss damit rechnen, dass dabei weitere Fehler entstehen können. 5 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 0,00 1. Messung Kamera 0,50 1,00 1,50 2,00 d/[s,e] Helligkeitsmessung mit der Digitalkamera, [s,v]/[s,e] = 0,72; Venuskugel zur Hälfte abgeklebt Ergebnis: Man kann erkennen, dass bei einem Abstandsverhältnis [s,v]/[s,e] = 0,72 das Maximum bei d/[s,e] = 0,47 liegt. Ich hätte allerdings ein Ergebnis erwartet, das näher am Wert 0,55 liegt, weil ja auch bei der Digitalaufnahme die große Venuskugel verwendet wurde. Hier müssten mehr und genauere Messungen durchgeführt werden, um verlässliche Aussagen machen zu können. Die Kurvenform ist bei der Messung mit der Digitalkamera dieselbe wie bei der Solarzellenmessung und bei der theoretischen Berechnung. Ich führte eine weitere Messreihe mit einer Digitalkamera durch, welche Aufnahmen im Rohformat (*.tif) unterstützt und wertete diese mit einem professionellen Bildbearbeitungsprogramm des Fraunhofer Instituts namens Oktave aus. 70000 60000 Hellig keit 50000 theoretische Berechnung 40000 Pixelzählen 30000 Solarzelle 20000 10000 0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 d in AE 16 © DGZfP e.V. Rheinland-Pfalz Ergebnis: Bei der Aufnahme mit einer geeigneten Kamera und der Auswertung durch ein professionelles Programm stimmt der Graph erstaunlich gut mit dem der Messreihe unter Verwendung der Solarzelle überein. Natürlich liegt sein Maximum weiter rechts als das der theoretischen Berechnung, da nach wie vor die zu große Venus verwendet wurde. Was man verbessern könnte: Man könnte pro Messreihe mehr Messpunkte aufnehmen, um die Genauigkeit zu erhöhen. Man könnte genauere Winkel- und Entfernungsmessungen durchführen. Man könnte das Modell professioneller aufbauen (ich habe nur Stativmaterial der Physiksammlung in der Schule benutzt). Ich danke dem Betreuungslehrer für nützliche Tipps und Verbesserungsvorschläge. Ebenso danke ich meinen Mitschülern Manuel Sawary und Peter Sinn, welche geholfen haben, die Messungen durchzuführen. 10 Literatur [1] Ahnerts Kalender für Sternfreunde 2000. Verlag Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1999. [2] H. Dörrie: Triumph der Mathematik. Physica-Verlag, Würzburg 1958 [3] Meyers Handbuch Weltall. Bibliographisches Institut, Mannheim 1994 © DGZfP e.V. 17 Rheinland-Pfalz 11 Anhang Quelltext des Bildverarbeitungsprogramms: unit Unit1; interface uses Windows, Messages, SysUtils, Classes, Graphics, Controls, Forms, Dialogs, ExtCtrls, jpeg, StdCtrls, Grids; type TForm1 = class(TForm) Image1: TImage; Button1: TButton; Tabelle: TStringGrid; procedure FormCreate(Sender: TObject); procedure Button1Click(Sender: TObject); private { Private-Deklarationen } public { Public-Deklarationen } end; var Form1: TForm1; Feld: array[0..15] of integer; implementation {$R *.DFM} procedure TForm1.FormCreate(Sender: TObject); {Diese Prozedur wird automatisch beim Programmstart ausgeführt.} Var I: Integer; begin {In Tabelle wird die erste/nullte Zeile geschrieben} For I:=0 to 9 do Tabelle.cells[I,0]:= IntToStr(I); Tabelle.cells[10,0]:='A'; Tabelle.cells[11,0]:='B'; Tabelle.cells[12,0]:='C'; Tabelle.cells[13,0]:='D'; Tabelle.cells[14,0]:='E'; Tabelle.cells[15,0]:='F'; {Anfangs werden alle Werte genullt, da noch keine Pixel gezählt wurden.} For I:=0 to 15 do begin Feld[I]:=0; end; end; procedure TForm1.Button1Click(Sender: TObject); var s: string; b: char; Spalte, Z{ahl}, zeile: integer; begin {Für die erste bis zur letzten Pixelzeile des Bildes tue; } For Zeile:=0 to Image1.Height-1 do begin {Vom ersten (0.) bis zum letzten (vorletzten) Pixel der betrachteten Zeile tue} For Spalte:=0 to Image1.width-1 do begin {s = Farbe des betrachteten Pixels, angegeben im Format $00RRGGBB} {Dabei ist RR der Rotwert, GG der Grünwert, BB der Blauwert} {jeder als zweistellige Hexadezimalzahl angegeben von 00 bis FF angegeben} s:=ColorToString(image1.Canvas.Pixels[Spalte,Zeile]); if s[1]='c' then begin 18 © DGZfP e.V. Rheinland-Pfalz {In seltenen Fällen wird die Pixelfarbe in “clBlack”, “clWhite” oder “clSilver” angegeben. Diese werden in das „normale“ $RRGGBB Format umgewandelt} if s = ’clBlack’ then s:=’$000000’; if s = ’clWhite’ then s:=’$FFFFFF’; if s = ’clSilver’ then s:=’$C0C0C0’; end; begin b:=s[4]; {b ist der vierte Buchstabe der Pixelfarbe} {Der 4. Buchstabe der Pixelfarbe wird in eine Zahl z umgewandelt} {bei schwarz-weiß-Bildern ist bei jedem Pixel der Rotwert gleich dem} {Grünwert gleich dem Blauwert. Ein Test des Rotwertes genügt für die Helligkeitsbestimmung} case b of '0': z:=0; {Helligkeitswert z soll null sein} '1': z:=1; {Helligkeitswert z soll eins sein} '2': z:=2; '3': z:=3; '4': z:=4; '5': z:=5; '6': z:=6; '7': z:=7; '8': z:=8; '9': z:=9; 'A': z:=10; 'B': z:=11; 'C': z:=12; 'D': z:=13; 'E': z:=14; 'F': z:=15; {Helligkeitswert z soll fünfzehn sein} end; Feld[z]:=Feld[z]+1; {Tabellenwert der entsprechenden Helligkeit wird um 1 erhöht.} end; end; end; {Ausgabe der Helligkeitswerte in der Tabelle am Programmende} For Spalte:=0 to 15 do Tabelle.cells[Spalte,1]:=IntToStr(Feld[Spalte]); end; end. © DGZfP e.V. 19 Rheinland-Pfalz Resultate der Auswertung mit Hilfe des Bildbearbeitungsprogramms: Bild 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 A B C D E F 1 223365 22995 5039 3546 3178 3292 3754 4015 4090 5004 5984 9664 20599 8905 0 0 2 394779 70178 15733 4764 3463 3299 3454 3702 3796 4566 5439 8004 22681 63398 1101 0 3 428364 95090 25053 5617 2875 2397 2507 2637 2784 3379 3972 6055 13234 55947 47771 209440 4 443609 87888 22597 5155 2154 1620 1621 1689 1776 2084 2472 3424 8759 42049 73939 330400 5 393445 89547 28987 7326 2392 1265 1155 1172 1129 1265 1619 2849 7369 33241 75805 447440 6 324293 78565 25630 7465 2113 522 424 469 412 457 395 1199 4290 15946 76526 839567 7 293573 66135 21192 6136 983 241 197 280 277 215 198 477 3410 14626 62132 916728 8 226036 56446 17483 4314 366 153 172 227 196 157 145 314 2892 13467 50338 1125374 9 252004 46746 12842 2341 191 154 152 197 186 145 127 291 2316 10848 44310 1076154 10 203738 46805 13427 2924 228 135 144 174 191 128 112 260 1857 8626 39412 1193125 11 208955 40369 11827 2576 195 141 110 171 176 129 95 213 1746 9298 32700 1180781 Bei jedem Bild kann man die deutliche Grenze zwischen dunklen und hellen Pixeln erkennen. 20 © DGZfP e.V.