Hai-Alarm! - European Shark Week
Transcription
Hai-Alarm! - European Shark Week
SHARK ALLIANCE Eine Koalition von Nicht-Regierungs-Organisationen zur wissenschaftlich gestützten Erhaltung von Haifischen Hai-Alarm! Europas Rolle bei der Ausrottung der Haie Kurzfassung der Studie “Shark Alert” Beim Raubbau an den Haibeständen der Welt spielt Europa eine entscheidende Rolle. Trotz guter Möglichkeiten zur Steuerung und einem wachsenden öffentlichen Interesse am Thema zählen die EUBeschränkungen beim so genannten Hai-Finning zu den schwächsten weltweit. Finning bezeichnet das Abschneiden der Haiflossen und das anschließende Zurückwerfen des Körpers ins Meer. Auch existiert kein umfassender Plan zum Management der europäischen Hai-Fischerei. Nur durch einen solchen Plan wäre eine Erholung der Haifisch-Bestände möglich. Aufgrund der wichtigen Rolle, die Haie als Raubfische innerhalb der maritimen Ökosysteme spielen und Europas großem Einfluss auf die globale Fischerei-Politik, haben die Fang-Richtlinien der EU weitreichende Auswirkungen auf die Weltmeere. Da Haie durch ihr langsames Wachstum und ihre geringe Zahl an Jungen pro Tier sehr anfällig für Überfischung sind, kann es viele Jahrzehnte dauern bis einmal überfischte Bestände sich erholen. Es ist also wichtig, dass die EU jetzt auf die wachsende Gefährdung der Haie reagiert. Haifische sind (sie hauptsächlich) aufgrund ihres Fleischs, ihrer Flossen und ihres Lebertrans sehr begehrt und sind somit gern gesehener (landen oft als) Beifang in den Netzen europäischer Fischereiflotten. Ein Drittel der erfassten europäischen HaiBestände wurden jetzt als „bedroht“ auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) eingestuft. wird jedoch nur an Haien im eigentlichen/engeren Sinne praktiziert. Proteste der Wissenschaft und Öffentlichkeit bewirkten in den letzten 15 Jahren ein Verbot des Finnig in der Europäischen Union und in den meisten internationalen Gewässern. Weitere zwanzig Prozent stehen kurz davor. Zu den europäischen Haiarten auf der Roten Liste zählen neben Dorn-, Herings-, Engel-, Riesen-, Blau- und Makrelenhaien auch Hammerhaie sowie mehrere Arten von Tiefsee-Haien und Rochen. Die Zahl der in Europa auf Haifang spezialisierten Fischer hat zwar gleichzeitig mit den Hai-Beständen abgenommen. Trotzdem ist die EU noch immer ein wichtiger Akteur im weltweiten Hai-Fischfang, -Konsum und -Handel. Spanien, Portugal, Großbritannien und Frankreich zählen zu den zwanzig größten Hai-Fischfang-Nationen und sind verantwortlich für 80 Prozent des globalen Fangaufkommens. Die Gesamtmenge der Anlandungen der EU sind in den letzten Jahren zwar gesunken, ein dramatischer Anstieg der Fangmengen Spaniens steht diesem Trend allerdings gegenüber. Die Bestände des nordostatlantischen Dornhais, der auch zu Schillerlocken verarbeitet wird, sind um mehr als 95 Prozent zurückgegangen. Die anhaltende europäische Nachfrage nach dieser Fischart führt zu ihrer Überfischung auf der ganzen Welt. NEIL HAMMERSCHLAG/SONJA FORDHAM Die Bestände, der immer noch wegen ihrer Flossen und ihres Fleischs begehrten europäischen Herings- und Riesenhaie haben sich von der intensiven Befischung in den Jahren um 1900 bisher nicht erholen können. Europäische Schiffe, die eigentlich auf Tun- und Schwertfischen fangen, ziehen beträchtliche Mengen an ozeanischen Haien als Beifang mit an Bord. Haifischflossen zum Trocknen aufgehangen (l) Ein Dornhai verfangen im Schleppnetz (r) THE SHARK ALLIANCE - Hai-Alarm! - Okt 2006 NEIL HAMMERSCHLAG “Eine hohe Rate des Flossen-KörperGewichtsverhältnisses bedeutet, dass mehr Haie legal gefinnt werden. Diese Gesetzeslücke, und die Möglichkeit die Finne seperat zum Haifischkörper anzulanden, untergraben die Wirksamkeit, Absicht und das Anliegen des EU Finning-Verbots.” Großer Hammerhai Fangflotten aus der EU haben durch die Jagd nach Leber und Fleisch der besonders langsam wachsenden Tiefseehaien, deren Bestände in den letzten Jahren extrem dezimiert. Rochen, die früher gezielt gefischt wurden, landen heute hauptsächlich als Beifang auf den Schiffen und machen einen Großteil der „Hai“-Anlandungen aus dem Nordost-Atlantik aus. Der lukrative Markt für die Haifischflossen, die vor allem für die asiatische Delikatesse „Haifischflossensuppe“ verwendet werden, wächst jedes Jahr um circa fünf Prozent. In den letzten zehn Jahren ist der europäische Anteil am Haifischflossenmarkt in Hong Kong von einem vernachlässigbar kleinen Teil auf ein Drittel aller deklarierten Importe gestiegen. Inbesondere spanischen Firmen sind an diesem Geschäft beteiligt. Da nicht alle europäischen Hochseefangflotten auch unter europäischer Flagge fahren, ist der tatsächliche Anteile Europas wahrscheinlich sogar höher. Da Flossen, die von Hochseefangflotten auf den chinesischen Markt gebracht werden, auch anderen Ländern zugerechnet werden, ist der tatsächliche Anteil Europas wahrscheinlich sogar größer. Besonders begehrt sind die Flossen der Hammer-, Blau-, Makrelen-, Riesen- und Sandhaie. Häufig werden die Haie nur „gefinnt“, da für die Flossen (engl.: Fin) im Gegensatz zum Fleisch der Haie besonders hohe Preise erzielt werden können. Die oft noch lebendigen Haie werden dann einfach ins Meer zurückgeworfen. Da diese Praxis besonders verschwenderisch ist und die Haibestände mittlerweile stark bedroht sind, Erste Rückenflosse Zweite Rückenflosse Brustflosse Afterflosse haben viele Länder und regionale FischereiBehörden das Finning verboten. Als Kontrollinstrument wird dabei normalerweise das Verhältnis zwischen dem Gewicht der Flossen und der Haifischkörper benutzt. Durch dieses Verhältnis kann überprüft werden, ob die Anzahl der angelandeten Flossen zur Anzahl der ebenfalls angelandeten Kadaver im richtigen Verhältnis stehen, also keine Haie zurück ins Meer geworfen worden sind. Die USA und andere Länder haben ein Verhältnis von fünf Prozent des Nettogewichts als Grenze festgelegt. Dieses entspricht etwa 2,5 Prozent des Gesamtgewichts. Im Gegensatz dazu hat sich die EU für ein viel größeres zulässiges Verhältnis von fünf Prozent des Gesamtgewichts entschieden. Diese Regelung ermöglicht es, viel mehr Hai unbemerkt auf See zu entsorgen. Zudem erlaubt es die EU-Regelung Flossen und Kadaver getrennt und in unterschiedlichen Häfen an Land zu bringen. Diese Schlupflöcher, machen die EU-Verordnung nahezu wirkungslos und verhindern wirkungsvolle Finning-Verboten auf globaler Ebene. Trotz der hoch gesteckten Ziele der gemeinsamen Fischerei-Politik der EU, gibt es nur wenige Einschränkungen für den Fang von Haien in europäischen Gewässern. Der Aktionsplan der Welternährungsorganisation (UNFAO) zum Schutz und Management der Haie (IPOA, "International Plan of Action for the Conservation and Management of Sharks") wurde von keinem der europäischen Staaten umgesetzt. Die für einige Arten in der Nordsee festgelegten Fangquoten sind weit über dem von wissenschaftlicher Seite empfohlenen Maß. Auch existieren keine gewässerübergreifenden, internationalen FangQuoten für Haie. Schwanzflosse Bauchflosse Grober Schnitt mit Fleisch Gerader oder L-Schnitt Mond- oder Halbmondschnitt THE SHARK ALLIANCE - Hai-Alarm! - Okt 2006 Wir empfehlen der Europäischen Kommission (EC) sowie den europäischen Ministern für Fischerei und Umwelt durch die Arbeit an folgenden Punkten diese Situation zu verbessern: ● Verbot der getrennten Entladung von Haifischflossen und -kadavern, ● Angleichung des zulässigen Verhältnisses zwischen Flossen und Kadavern innerhalb der EU auf oder unter den international verwendeten Standard von fünf Prozent des Nettogewicht oder ein Verbot der getrennten Verladung von Haien und Flossen, ● Förderung/Vorantreiben der Festlegung von Obergrenzen für internationale Fangflotten, die auch Haie fangen, durch regionale Fischereibehörden ● Unterstützung der deutschen Vorschläge, Dorn- und Heringshaie in den Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) aufzunehmen und die Sicherung der bereits im Artenschutzabkommen verfügten Resolutionen und Entscheidungen. ● Entwicklung und Anwendung eines ganzheitlich ausgerichteten, europäischen Aktionsplans für Haie, der sowohl vorsorgliche Fangbegrenzungen in Höhe des vom Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) vorgeschlagenen Rahmens vorsieht als auch den Schutz vom Aussterben bedrohter Arten, die Verringerung von Beifangmengen und die Entwicklung von Management-Plänen zur Erholung dezimierter und anderer Arten Damit solche Pläne erarbeitet werden können, müssen die EU-Länder umgehend folgende Maßnahmen einleiten: ● Einholung und Umsetzung der wissenschaftlichen Ratschläge/Empfehlungen des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) zum Thema Haie ● (in den Mittelpunkt stellen:) Verbesserung artenspezifischer Fischerei/seletiveresn Fischereigeräts, der Handelsdatenerfassung und Erleichterung der wissenschaftlichen Erfassung von Haibeständen in europäischen und angrenzenden Gewässern ● Sicherstellung des Schutzes von Haien, die unter globale und regionale Artenschutzabkommen fallen oder als „Gefährdet“ oder „Kritisch gefährdet“ eingestuft werden durch nationale Gesetze und regionale Vereinbarungen THE SHARK ALLIANCE - Hai-Alarm! - Okt 2006