März - Johanneswerk
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März - Johanneswerk
Unser Werk T S C H R I F T F Ü R F R E U N D E U N D F Ö R D E R E R D E S E VA N G E L I S C H E N J O H A N N E S W E R K E S E . V. DREI ANGEBOTE FÜR DEN UMGANG MIT NR. 1 MÄRZ 2006 KRISEN K INDER STARK MACHEN Liebe Freunde und Förderer unseres Werkes, mit der ersten Ausgabe von UW im Jahr 2006 möchten wir Sie wieder über Neues und Aktuelles aus den Arbeitsbereichen und Einrichtungen des Johanneswerkes unterrichten. Im Mittelpunkt dieses Heftes steht die Kinder- und Jugendarbeit in unserem Werk, ein Arbeitsbereich mit langer Tradition in der deutschen Diakonie. Die Berichte zeigen, wie wichtig die institutionelle Förderung dieser Arbeit auch heute im Interesse einer gezielten Familienpolitik in unserem Land ist. Vielleicht ist sie gerade angesichts der veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von besonderer Bedeutung, denn - wie heißt es häufig: „Kinder sind unsere Zukunft“. Unsere Bestrebungen zielen darauf hin, jungen Menschen mit schwierigen Ausgangslagen Perspektiven für ein gelingendes Leben zu eröffnen. Daneben gibt es weitere aktuelle Berichte aus den Einrichtungen und Regionen unseres Werkes. Wir denken, es ist viel Interessantes und Neues für Sie dabei. Und so hoffen wir, dass Sie mit Interesse in Ihrer neuen Ausgabe von „Unser Werk“ blättern. Freundliche Grüße Ihr Karsten Gebhardt [Stellv. Vorsitzender des Vorstands] | „Die Welt gehört in Kinderhände“, wünschte sich Herbert Grönemeyer. Die Welt ist für viele Kinder jedoch eine gänzlich andere. Wenn Eltern im Umgang mit ihren Kindern Unterstützung brauchen, wenden sie sich an die Erzieherischen Hilfen des Ev. Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk. Im Heilpädagogischen Kinderheim Grünau in Bad Salzuflen wird Kindern das Vertrauen wieder gegeben, die Vernachlässigung oder Missbrauch erleben mussten. Pflegefamilien springen dort ein, wo die Herkunftsfamilie versagt hat. 4-7 und 10-11 UNSER WERK März 2006 Große Resonanz auf Spendenaktion Herd, Fahrrad, Waschmaschine - eine Welle der Hilfsbereitschaft erreichte die Stiftung mitLeidenschaft bei der Weihnachtsspendenaktion 2005. Für „Mitten unter uns“ kooperierte die Stiftung erstmals mit der Neuen Westfälischen, die die Arbeit mit 10.000 Euro unterstützte. Zehn Jahre Hospizarbeit 9 Behindertenarbeit Jörg Frische steht mit beiden Beinen im Leben Filmpreis für Verkehrsspäterziehung Portugiesen gewinnen Songfestival Europa 21 22 23 24-25 25 30 18-19 8 Schulen Schulen fusionieren Altenpflegeschulen in Gefahr 17 20 Altenarbeit Fritz Pleitgen im Simeonsstift Urlaub ohne Koffer Blick zurück 30 Jahre Grüne Damen Fenster zum Himmel Jahrestagung Pädagogik Präses Buß zu Besuch Stiftung mitLeidenschaft Traum-Raum wird verlängert In Kürze 9 12 13 14-15 15 32 Gesundheit Männerspezifische Suchtarbeit wird ausgedehnt Hilfe bei Medikamentenabhängigkeit 26 27 Offene diakonische Arbeit Ehemalige Straffällige machen Radio Zeit sinnvoll nutzen 28-29 30 Diakonisches Werk Wittgenstein 31 Personal De Vries wird neuer Geschäftsführer Erste Jobs durch Hartz IV Personalien 8 16 33-35 Impressum 36 UNSER WERK JETZT UNTER WWW.JOHANNESWERK.DE TITEL Kinder stark machen |3 Individuelle Angebote im Ev. Gemeindedienst unterstützen Familien Damit Eltern gar nicht erst die Krise kriegen FOTO: WERNER KRÜPER BIELEFELD. Schlagzeilen wie diese häufen sich: Der kleine Dennis wurde tot gefunden, verscharrt unter einer Tanne. Zwei Monate später werden seine Eltern wegen Totschlags verurteilt. Kein Einzelfall, und doch schwer auszumachen. Die Vermutung, dass das Kindeswohl häufiger verletzt wird als noch vor Jahren, ist belegt: Ihre Zahl schnellte von 1996 bis 2005 um 945 auf 2916 hoch, so die Statistik des Bundeskriminalamtes. Die Grünen in NRW sehen Handlungsbedarf: Sie fordern Pflichtuntersuchungen auch für die Kinder, die keine Kindertagesstätte besuchen, und eine bessere Vernetzung der Beratungs- und Hilfsangebote für vernachlässigte Kinder. Fachstellen wie die Erzieherischen Hilfen des Ev. Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk sowie Kinderärzte wissen dagegen schon jetzt die bisherige Qualität der Zusammenarbeit aller wichtigen Schnittstellen zu schätzen. Nichts mehr hören: Im Chaos vieler Familien sorgen sich Pädagogen der Fachstellen vor allem um das Wohl des Kindes | Dr. Michael Müller hält die Vernetzung in Bielefeld unter Medizinern, Kinderschutzbund und den Fachstellen für hervorragend. „Da müssen wir nichts verbessern, aber wir müssen alle darauf achten, dass wir unsere unterschiedlichen Sichtweisen noch mehr aneinander anpassen.“ Vor allem, so der Kinderarzt weiter, sei wichtig, die Biografie eine Kindes im Anschluss an Untersuchungen und Auffälligkeiten weiter zu verfolgen. Und Carola Wolf, Leiterin der Erzieherischen Hilfen des Ev. Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk, bestätigt: „Wir sind hervorragend vernetzt und es gibt sehr viele Angebote, seine Kinder zu fördern, gut unterzubringen und auch untersuchen zu lassen. Wer wirklich unsere Unterstützung braucht, sind die Eltern“, ist Wolf überzeugt, „damit es gar nicht erst zu Gewalt kommt.“ Denn Gewalt sei immer das letzte Mittel und ein extremes Zeichen von Hilflosigkeit und Überforderung – und häufig eine Äußerung des Unvermögens, in einer komplexer gewordenen Welt für sich und seine Kinder sorgen zu können. Eltern in der Erziehungsarbeit zu beraten, dafür geht die Fachstelle im Ev. Johanneswerk ständig neue Wege und das in enger Kooperation mit den unterschiedlichen Trägern. „Triple P - Positiv Parenting Programm“, das moderne Elterntraining, „Starke Eltern - starke Kinder“, „FIM“, das 28-tägige Familienkrisen-Interventionsprogramm wie auch „HIP - Hilfe und Information bei Problemen in der Erziehung“ - werden seit Jahren erfolgreich eingesetzt. „Unsere Sozialarbeiterinnen und Diplom-Pädagoginnen arbeiten vor Ort, in Familien, in Schulen, in Kindergärten. Wir leisten Erziehungsbeistand und wir haben fünf Familienpflegerinnen, die Familien helfen, sich zu organisieren, wenn zum Beispiel das Chaos so groß ist, dass das Wohl des Kindes nicht mehr sicher ist“, beschreibt Carola Wolf die Felder der pädagogischen Arbeit ihrer Fachstelle. Zielgespräche zu führen, in den Familien Regeln aufzustellen und jedes Gespräch zu dokumentieren, das sei der Alltag der Pädagogen, die in den Familien arbeiten. Was hält Carola Wolf von der Forderung der Grünen nach Pflichtuntersuchungen und mehr Vernetzung? „Funktionierende Netzwerke, gute Kooperationen sind wichtige Voraussetzungen für ziel- und lösungsorientiertes Arbeiten“, so Wolf. Das deutsche Sozialgesetzbuch sieht die Pflege und Erziehung der Kinder als natürliches Recht der Eltern an, aber auch als ihnen obliegende Pflicht. Der Gesetzgeber - in diesem Fall das Jugendamt oder in Bielefeld das Dienstleistungszentrum - können nur eingreifen, wenn eine sogenannte „Kindeswohlgefährdung“ vorliegt. „Wer die Eltern stärkt, stärkt auch die Kinder“, darin sieht Wolf das präventive Prinzip ihrer Arbeit. Der Kinderarzt Dr. Michael Müller hat ebenfalls seine Zweifel, ob Pflichtuntersuchungen, wie sie die Grünen jetzt fordern, ohne riesigen bürokratischen Aufwand vonstatten gehen können: „Es gibt ja die Pflichtuntersuchung bei der Einschulung der Kinder und die vielen Vorsorgeuntersuchungen im frühen Kindesalter.“ Dabei sei es früher wie heute immer gleich schwierig gewesen, die Fälle von Gewalt oder Missbrauch zu diagnostizieren. „Diese Eltern schweigen ja und bringen ihre Kinder häufig gar nicht erst zu uns“, sagt der Mediziner aus Sicht seiner 27-jährigen Praxiserfahrung. Wer jetzt Pflichtuntersuchungen einführe, müsse auch eine Liste aller Kinder führen und die Ergebnisse abgleichen. „Das scheint mir unrealistisch und viel zu aufwendig zu sein.“ [SH] 4 |5|5 Ehemaliges Heimkind ist heute Betreuerin im Kinderheim Grünau Ein Heim wird zur Heimat BAD SALZUFLEN. Sie war erst neun Jahre alt, als die Mitarbeiter vom Jugendamt in ihre Schule kamen, um sie abzuholen. Monika W.* und ihre zehn Geschwister wurden in Kinderheimen untergebracht. Die kleine Monika kam zunächst in ein Heim in Lippe, doch als dies schließen musste, wurde sie ins heilpädagogische Kinderheim Grünau in Bad Salzuflen gebracht, eine Einrichtung des Ev. Johanneswerks. Wieder wurde sie aus einer gewohnten Umgebung herausgerissen. Damals hat sie sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Heute sagt die inzwischen 40-Jährige: „Grünau ist Grundstein meines ganzen Lebens.“ Alkohol, Vernachlässigung, ein gewalttätiger Vater - für das Kind Monika war das normales Familienleben. Dass es auch anders geht, war ihr gar nicht bewusst. Erst in Grünau lernte sie respektvollen Umgang miteinander, Regeln und Grenzen gesetzt zu bekommen, diese einzuhalten und Verantwortung zu übernehmen. Vor allem lernte sie, dass Kinder sich auf Erwachsene verlassen und ihnen vertrauen können. Monika W. spielt häufig mit den Kindern, um deren Konzentrationsfähigkeit zu stärken „Die Erzieher haben mich durch die Schule gebracht“, erzählt Monika W. „Vorher habe ich oft den Unterricht geschwänzt. Jetzt gab es auf einmal Strafarbeiten für jede geschwänzte Stunde, zum Beispiel Gartenarbeiten. Das hat mir natürlich überhaupt nicht gefallen.“ Aber gewirkt hat es. Monika W. machte ihren Schulabschluss und hatte anschließend doppeltes Glück: Sie bekam in Grünau eine Stelle als Auszubildende im Bereich Hauswirtschaft angeboten und wurde anschließend übernommen. Sie arbeitete in der Heimküche, bis sie 1996 das Angebot von der Einrichtungsleitung, Ulrike Masurek, bekam, in einem Team von sozialpädagogischen Fachkräften mitzuarbeiten. In einer sogenannten Verselbstständigungsgruppe bereitet sie sechs Jugendliche auf ein eigenständiges Leben vor. Natürlich ist das nicht immer einfach. Trotz professioneller Betreuung und Therapie haben die meisten Kinder und Jugendlichen noch einen langen Weg vor sich. Aggression und Gewalt sind ihre Form, auf sich aufmerksam zu machen - sie haben es oft gar nicht anders gelernt. Motorisch und sprachlich sind sie häufig in ihrer Entwicklung zurückgeblieben, Folgen der jahrelangen Vernachlässigung. Monika W. entdeckte in Grünau beim heilpädagogischen Voltigieren auch ihre Liebe zu Pferden. Sie machte einen Trainerschein im Voltigieren und arbeitet heute schwerpunktmäßig im reittherapeutischen Bereich. „Dass ich diese Chance bekommen habe, dafür werde ich immer dankbar sein“, sagt Monika W. Viele ihrer Schützlinge wollen über ihre traumatischen Erlebnisse nicht sprechen, geben sich sogar selbst die Schuld. Auch wenn sie in Grünau eine bessere Welt kennen gelernt haben, ist der Drang, die Eltern zu beschützen, groß. Nur Samson können sie alles anvertrauen. Kein Wunder, ist Samson doch ein Pony, bei dem alle Geheimnisse sicher verwahrt sind. Seine vierbeinigen Kollegen und er ertragen es geduldig, wenn die Kinder unter der Anleitung von Monika W. auf ihren Rücken voltigieren. Die Kinder lernen, Balance zu halten, bekommen ein besseres Gefühl für ihren Körper, bauen Ängste ab und lernen Vertrauen zu dem Tier und dem Pädagogen zu fassen. | Hyperaktive Kinder liegen am liebsten bewegungslos auf dem Pferderücken, aggressive Kinder können es kaum erwarten, mit Samson zu kuscheln: „Die Erfolge, die wir mit der Reittherapie erzielen, sind enorm“, begeistert sich Monika W. Besonders gern erinnert sie sich an ein junges Mädchen, das sich selbst die Strafe auferlegt hatte, mit keinem Erwachsenem zu sprechen. So stellte sie sicher, dass niemand sie dazu bringen konnte, über ihre Vergangenheit zu sprechen. Doch dem Pony hat sie innerhalb kürzester Zeit alles erzählt. Ein wichtiger Schritt hin zu einem normalen Leben. Mit dem Pony Samson können die Kinder kuscheln und ihm alles anvertrauen FOTOS: WERNER KRÜPER Wenn Monika W. sich mit den Kindern und Jugendlichen unterhält, in den Akten ihre traurigen Vorgeschichten liest, fühlt sie sich oft an ihre eigene Vorgeschichte erinnert. Deshalb kann sie sich besonders gut in ihre Seelen hineinversetzen. Kann zwischen den Zeilen auch das lesen, was die Kinder nicht erzählen wollen. Inzwischen ist Monika W. seit 25 Jahren im heilpädagogischen Zentrum Grünau: als Kind, als Auszubildende und als Mitarbeiterin. „Haben die dich hier vergessen?!“, fragte neulich staunend ein junger Neuankömmling, dem sie ihre Geschichte erzählt hatte. Monika W. lacht schallend, als sie das erzählt. Für sie ist Grünau „mein Zuhause und mein Leben - ein schönes Leben.“ [MD] *Name ist der Redaktion bekannt. D I E H E I L P Ä DA G O G I S C H / T H E R A P E U T I S C H E N EINRICHTUNGEN GRÜNAU-HEIDEQUELL wurden im Jahr 1849 als Rettungshaus für vagabundierende männliche Jugendliche von Pastor August Wessel gegründet. Übergangsweise war Grünau Altenheim und verfügte nach dem Zweiten Weltkrieg auch über eine Säuglingsstation. Ulrike Masurek ist seit 1978 Einrichtungsleitung und seit 2002 Regionalgeschäftsführerin (Region Pädagogische Arbeit OWL). Heute wird hier 161 Kindern und Jugendlichen in 26 Gruppen und Bereichen heilpädagogisch und therapeutisch im Rahmen stationärer, teilstationärer und ambulanter Maßnahmen geholfen. Heilpädagogisches Voltigieren bieten die Einrichtungen Grünau-Heidequell seit 20 Jahren an. |7 Vorstand des Ev. Johanneswerks lud zur Jahrestagung 2005 „Mitleidenschaft ist gelebte Unternehmenskultur“ BIELEFELD. „Weniger Staat geht nicht“, sagte Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Vorstands des Ev. Johanneswerks, auf der Jahrestagung 2005 am 14. Dezember in Bielefeld. Vor 164 leitenden Mitarbeitenden sowie 32 ehemaligen Leitenden und fünf Verwaltungs- und Gremienmitgliedern trug Krolzik seinen Jahresbericht vor. Die Diakonie werde sich für einen Staat einsetzen, der den sozialen Bereich einschließe. Dass nur Wirtschaftswachstum Arbeitsplätze und soziale Sicherung schaffe, wovon zum Beispiel Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt überzeugt ist, hält Krolzik für unzeitgemäß angesichts der aktuellen Entwicklungen. Firmen steigerten ihre Gewinne und entließen trotzdem Mitarbeiter, dem demographischen Wandel werde noch immer nicht ausreichend Rechnung getragen. „Nur mühsam nehmen wir gedanklich Abschied von der Arbeitsgesellschaft des alten Typs“, die aber schon an allen Ecken ausgehöhlt sei, so Krolzik. „Doch in die Idylle führt kein Weg mehr zurück.“ Jahrestagung 2005: (v.l.) Pastor Rolf Gräfe, Karsten Gebhardt, Christoph Schüler, Diakonin Silke Doll-Druffel, Pastor Dr. Udo Krolzik Jeder Einzelne müsse Verantwortung übernehmen, und jeder Einzelne müsse einsehen, „dass Menschen tatsächlich auf Zuwendung angewiesen sind.“ Im Ev. Johanneswerk sei der Begriff der Mitleidenschaft gelebte Unternehmenskultur im Sinne einer „Hinsehverpflichtung“ und dem daraus folgenden helfenden diakonischen Handeln, so Krolzik. An diesem Tag wurden zudem bei einem Gottesdienst zwei Mitarbeiter in ihr neues Leitungsamt eingeführt: Diakonin Silke Noll-Druffel, Seelsorgerin in der Region Bochum/Herne, und Christoph Schüler, Geschäftsführer der proService GmbH. [UP] Bodo de Vries wird neuer Geschäftsführer im Johanneswerk „Vielfalt der Lebensstile in Einrichtungen erhalten“ BIELEFELD. Dr. Bodo de Vries wird neuer Geschäftsführer des Bereichs Soziale Arbeit und Gesundheit im Ev. Johanneswerk in Bielefeld. Er folgt Eckehard Herwig, der nach 34 Jahren im Ev. Johanneswerk in den Ruhestand geht. De Vries wird am 1. April 2006 die Leitung des Geschäftsbereiches Soziale Arbeit und Gesundheit übernehmen und damit für die inhaltliche Ausrichtung der diakonischen Arbeit zuständig sein. In enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand und den anderen beiden Geschäftsführern der Geschäftsbereiche Personal und Finanzen wird der 41-Jährige die fachliche Weiterentwicklung in den rund 70 Einrichtungen des Ev. Johanneswerks intensiv mitgestalten. „Für mich ist es eine besondere Herausforderung, auch in Zukunft eine große Vielfalt von Lebensstilen entsprechend den Bedürfnissen älterer, kranker und behinderter Menschen in den Einrichtungen des Ev. Johanneswerks zu ermöglichen“, betont de Vries. „Dies wird angesichts der sehr begrenzten finanziellen Ressourcen, die zur Verfügung stehen, eine besondere Aufgabe sein.“ De Vries kommt von der Europäischen Senioren-Akademie (ESA) in Ahaus, die er seit 1997 leitet. Er ist Diplom-Sozialwissenschaftler und promovierte in Gesellschaftswissenschaften. Er ist verheiratet, Vater dreier Kinder und lebt zurzeit in Bocholt. [AK] | Dr. Bodo de Vries Hoher Besuch am Heiligen Abend BIELEFELD. Eine Bescherung der besonderen Art haben Mitarbeiter und Bewohner des Hauses Nordpark zu Weihnachten erlebt. Der Präses der westfälischen Landeskirche, Alfred Buß( Foto l.), besuchte erstmals Menschen in Bielefeld, die auch am Heiligen Abend Dienst tun: Neben der Verkehrszentrale von moBiel kam er auch in das Haus Nordpark, einer Einrichtung des Ev. Johanneswerkes zur Resozialisierung für haftentlassene und von Haft bedrohte Männer und Frauen. Auch im Gespräch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern fand der Mann mit der imponierenden Statur die richtigen Worte. Er wünschte ihnen für das Jahr 2006 das Gefühl, wieder gebraucht und erwünscht zu sein. Zum guten Schluss überreichte er den Bewohnern zu ihrer großen Freude noch eine Dartscheibe als Weihnachtsgeschenk. [GABRIELE WALCZAK] FOTO: ANDREAS DUDERSTEDT Zehn Jahre Hospizarbeit im Ev. Johanneswerk BIELEFELD. In diesem Jahr feiert die Hospizarbeit des Ev. Johanneswerks ihr zehnjähriges Bestehen. Die Hospizarbeit setzt sich für eine engagierte und qualifizierte Begleitung Sterbender und deren Angehöriger ein. Schwerpunkt bildet dabei die Sterbebegleitung in stationären Einrichtungen. Ehrenamtliche Hospizhelferinnen und -helfer werden für die verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet und während ihres Einsatzes betreut. Im Jubiläumsjahr lädt die Hospizarbeit u.a. zu einer Vortragsreihe ein. Die Auftaktveranstaltung fand bereits im Februar statt: Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Vorstands des Ev. Johanneswerks, referierte über das Thema: „So will ich nicht sterben ...!“ – Ethische Überlegungen zur neuerlichen Diskussion über ein selbstbestimmtes Sterben. Am 26. April um 19.30 Uhr spricht die Diplom-Pflegewirtin Anke Fesenfeld zu: „Wenn es keine Worte gibt - Basale Stimulation am Lebensende“. Prof. Dr. med. Klaus Dörner referiert am 14. Juni um 19 Uhr zu „Depressionen im Alter“. Antje Petersen und Pastor Rolf Gräfe stellen am 30. August um 19.30 Uhr das Thema „Seelsorge und Demenz“ vor. Eine Anmeldung zu den Veranstaltungen ist nicht nötig. Die Vorträge finden in der Johannesstift-Kapelle, Schildescher Str. 99 in Bielefeld statt. Infos bei der Hospizarbeit 0521.801-2660/2. [AK] unter |9 Fachstelle im Ev. Gemeindedienst vermittelt Pflegekinder Happy End und Anfang eines schweren Weges BIELEFELD. Mit sechs Jahren kannte Christian* das Wort ‚Tomate' noch nicht. Für sein Alter war er viel zu dünn und schmächtig, Folgen des Bewegungsmangels. Christians Mutter war jung und überfordert. Wenn ihr wieder mal alles zuviel wurde, sperrte sie ihren kleinen Sohn stundenlang in seinem Zimmer ein, oft ohne Essen. Die ambulanten Maßnahmen der Hilfe zur Erziehung scheiterten und das Jugendamt sah sich gezwungen, Christian in Obhut zu nehmen. Die Fachstelle für Pflegekindervermittlung des Ev. Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk suchte in der Folge eine neue Familie für Christian, in der er Zuwendung und Förderung bekommen sollte. FOTO: WERNER KRÜPER Regelmäßiges Essen, Liebe und Zeit für Kinder sind nicht immer selbstverständlich 0| Das Ehepaar K. hatte lange gebraucht, um nach einer Fehlgeburt zu akzeptieren, dass sie keine eigenen Kinder bekommen würden. Alternativen wie künstliche Befruchtung oder eine Auslandsadoption kamen für sie nicht in Frage. Sie beschlossen, sich bei der Pflegekindervermittlungsstelle des Ev. Gemeindedienstes zu bewerben. Zunächst folgte in Zusammenarbeit mit dem Fachdienst eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema sowie eine Überprüfung der Fähigkeiten des Paares als potentielle Pflegeeltern. Es wurden Motive und die Konsequenzen dieses Schrittes analysiert. 1992 war es soweit. Sie bekamen die sechsjährige Nadine* und zwei Jahre später Christian als Pflegekinder vermittelt. Der damals 43-jährige Wolfgang K. gab seinen Beruf auf, um ganz als Pflegevater für die Kinder da zu sein. VERNACHLÄSSIGUNG HINTERLÄSST SPUREN Was wie ein „Happy End“ klingt, ist der Anfang eines schweren Weges. Die traumatischen Erfahrungen, die Kinder wie Nadine und Christian in ihren ersten Lebensjahren machen mussten, prägten ihr Verhalten und ihre Bindungsfähigkeit. Dipl.Sozialarbeiterin Elke Hetzel von der Pflegekindervermittlung des Ev. Gemeindedienstes erklärt: „Viele Kinder, die in Pflegefamilien leben, haben früh gelernt, dass sie sich auf Erwachsene nicht verlassen können und trauen deshalb nur sich selbst. Sie sind häufig verhaltensauffällig, testen viel stärker als andere Kinder ihre Grenzen aus und provozieren Erwachsene.“ Die Arbeit von Hetzel beschränkt sich daher nicht ausschließlich auf die Vermittlung, sondern sie bleibt Ansprechpartnerin für Kinder, Pflegeeltern und Herkunftsfamilie, bis die Kinder als junge Erwachsene in die Selbstständigkeit entlassen werden können. Nadine und Christian akzeptierten außer ihren (Pflege-)Eltern kaum andere Personen, wenn es um das Einhalten und Umsetzen für sie neuer, sozialer Regeln ging. Das führte dazu, dass beide teilweise mehrfach wegen ihres Verhaltens Schulen verlassen mussten. Christian haute immer wieder ab, um dann mitten in der Nacht bei wildfremden Leuten mit der Bitte anzuklingen, seine Eltern mögen ihn abholen. Einige Male wurde er auch von der Polizei nach Hause zurückgebracht und entkam - noch während die Beamten im Haus waren - wieder aus dem nächsten Fenster. Peinliche Situationen für die Eltern. „Ohne professionelle Hilfe hätten wir es nicht geschafft“, erzählen Ulrike und Wolfgang K. Sie stehen im ständigen Kontakt mit Elke Hetzel. Besonders schätzen sie es, dass sie bei akuten Problemen auch nach Feierabend oder am Wochenende in der Sozialarbeiterin eine kompetente Ansprechpartnerin haben, die sie auch an Therapeuten und Ärzte weitervermitteln kann. MIT VIEL GEDULD ZUM ERFOLG Es hat viel Zeit und Geduld gekostet, die Kinder darauf einzustimmen, sich auf ein „neues“ Eltern-Kind-Verhältnis einzulassen. Ulrike und Wolfgang K. waren stolz auf jeden erzielten Erfolg. „Als Christian das erste Mal eine Umarmung zuließ, war dies ein sehr großer Vertrauensbeweis“, erzählt Ulrike K. Es gab und gibt aber auch Rückschläge - selbst jetzt noch im Alter von 20 und 18 Jahren. Die Entwicklungsverzögerungen der ersten Jahre können nicht einfach aufgeholt werden, und so brauchen Nadine und Christian mehr Hilfe und Begleitung durch ihre Eltern als andere Gleichaltrige. In Krisenzeiten brechen auch überwunden geglaubte Verhaltensweisen wieder durch. Dann fängt Christian wieder an, Notvorräte an Lebensmitteln unter seinem Kopfkissen zu bunkern. Wie damals, als seine Mutter ihn einsperrte. [MD] *Alle Namen geändert. Sie sind der Redaktion bekannt. |11 Ev. Bildungszentrum für Gesundheitsberufe trägt politischem Trend Rechnung Vernetzung bietet neue Chancen BIELEFELD. An Größe und Schlagkraft sind die Institutionen - jede für sich - eine bekannte Marke. Die beiden großen diakonischen Träger Ev. Johanneswerk und von Bodelschwinghsche Anstalten Bethel haben durch die Zusammenlegung ihrer Krankenhäuser zum Ev. Krankenhaus Bielefeld schon eine Vorreiterfunktion in Sachen Zukunftssicherung übernommen. Konsequent folgt nun die Zusammenlegung der Ausbildungsstätten zum Ev. Bildungszentrum für Gesundheitsberufe. Unter dem Dach des Ev. Bildungszentrums sind am Standort Bielefeld drei Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, die Kinderkrankenpflegeschule, zwei Fachseminare für Altenpflege (Vollzeit und Teilzeitausbildung) sowie je eine Schule für Ergotherapie und für Diätassistenz mit insgesamt 650 Ausbildungsplätzen vereint. „Wir tragen damit nicht nur, aber auch einem politischen Trend Rechnung“, sagt Dr. Martin Sauer, Geschäftsführer der Ausbildungsstätten. Und der gehe zu einer gemeinsamen Alten-, Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung. Bislang unterrichtete jede Schule auf der Grundlage der gesetzlichen Vorgaben nach eigenem Lehrplan. Das soll jetzt dort, wo es sinnvoll ist, stärker verknüpft werden. Die Zusammenführung der Schulen bietet die ideale Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Ausbildung, von der sowohl die Auszubildenden als auch die Einrichtungen des Gesundheitswesens zukünftig stärker profitieren werden. „Natürlich ist so eine Fusion keine Sache von drei Tagen“, meint Sauer. Obwohl die Schulen seit Jahren kooperieren, warten auf den Schulverbund große organisatorische Aufgaben. Die Organisationsstruktur des Bildungszentrums muss neu geplant, Lehrpläne müssen einander angepasst werden und ein Lehrkörper aus 50 Kollegen will kollegial vernetzt und geführt sein. Die gemeinsame Personalarbeit bringt aber auch mehr soziale Sicherheit mit sich. „Insgesamt ist es ein langsamer und auch ein vorsichtiger Prozess“, so Sauer. „Man muss eine Zeit des Zusammenwachsens so gestalten, dass möglichst viele Mitarbeitende den Weg mitgehen können“, sagt er, der selbst ein Wanderer zwischen den Welten ist, den Welten Bethels und des Ev. Johanneswerks. Was er und sein Kollegium im Hintergrund organisieren, bemerken zunächst die Pädagogen, die das Lehrkonzept in ihren Stunden umsetzen. Wie zum Beispiel Monika Koopmann. Seit zwölf Jahren unterrichtet sie an der Krankenpflegeschule auf dem Johannesstiftgelände. Sie sieht in der Fusion viele Chancen für sich und die Schüler. „Es wird zahlreiche Projekte in der Ausbildung geben, die Schülerinnen können in der praktischen Ausbildung auf viel mehr Einrichtungen zugreifen als vorher.“ Darin läge auch die Chance, für die Zukunft einen Arbeitsplatz zu entdecken und sich vor Ort zu empfehlen. Durch das neue Krankenpflege-Gesetz kommt auch Mehrarbeit auf die Lehrkräfte zu. „Im Krankenpflegebereich fallen 500 Stunden mehr Unterricht pro Jahr an, die müssen natürlich auch gestemmt werden“, so Koopmann. Sie können aber jetzt auf mehr Köpfe verteilt werden. Lernen am Modell: Pflegeschüler werden im Bildungszentrum praktisch ausgebildet FOTOS: WERNER KRÜPER 2| Ein Mal im Monat treffen sich die Kollegen aller Schulen und entwickeln neue Lehrpläne für den Unterricht. Ein kommunikativer Jahrmarkt jahrelanger Lehrerfahrung. „Der Austausch unter den Kollegen ist eine große Chance, von der die Schüler am Ende enorm profitieren werden“, sagt auch Marita Heimann, die die Schulen im Johannesstift und das Fachseminar Sarepta leitet. „Durch die Vernetzung werden viele Spezialbereiche bekannter und die Schüler können an diesem Wissen teilhaben.“ Beide diakonischen Träger, so Heimann weiter, können in ihren Einrichtungen alle Berufsbereiche der Gesundheitspflege anbieten. Denn eins wissen alle - Lehrer, Politiker und aufmerksame Schüler: Die Gesundheitspflegeberufe sind die Berufe mit Zukunft. [SH] Ungewisser Blick in die Zukunft für Ausbildungsstätten Altenpflegeschulen in Gefahr BIELEFELD. Schöne Bescherung der Landesregierung für Schulen, Auszubildende und alte Menschen: Pünktlich zum Weihnachtsfest 2005 hat die Landesregierung NRW „vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage“ zahlreiche Kürzungen vorgenommen, von denen auch die Fachseminare für Altenpflege betroffen sind. Deren Betriebskosten werden 2006 um sechs Prozent und ab 2007 um 12 Prozent gekürzt. Mit dramatischen Folgen für die Ausbildungsstätten. Schon seit Jahren müssen diese erhebliche Defizite einstecken; mehrere Fachseminare in NRW sind bereits geschlossen worden. Hauptsache dafür ist die unzureichende Finanzierung von Seiten des Staates. Der Förderbeitrag pro Auszubildendem ist - trotz steigender Kosten - seit ca. zehn Jahren nicht erhöht worden. Zugleich ist in dieser Zeit die Förderung von Umschülern durch die Arbeitsämter fast gänzlich entfallen. Hinzukommt, dass sich durch das neue Bundesaltenpflegegesetz die Finanzierung der praktischen Ausbildung verändert hat. Dadurch ist die Zahl der Ausbildungsplätze in den Einrichtungen für den praktischen Teil erheblich zurückgegangen. Als Folgen der erneuten Kürzungen werden entweder Schulen geschlossen oder die Qualität wird massiv sinken. Außerdem wird die Zahl der Schulplätze in der Altenpflege – wie auch in der Krankenpflege – weiter abnehmen. Und das in einer Zeit, in der: • viele junge Menschen und auch Umschüler Ausbildungsplätze suchen, • unsere älter werdende Gesellschaft in Zukunft noch mehr Pflegefachkräfte benötigt, • Pflegefachkräfte vergleichsweise sehr gut einen Arbeitsplatz finden können. Konsequenzen hat die Entscheidung der Landesregierung auch für das Ev. Johanneswerk und die von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, die ihre Schulen zu dem Ev. Bildungszentrum für Gesundheitsberufe zusammen geschlossen haben. Dazu gehören sechs Schulen mit 650 beruflichen Ausbildungsplätzen, davon 250 in der Altenpflege. Für das Fachseminar des Ev. Johanneswerkes bedeuten die Kürzungen im Jahr 2007 bei 120 belegten Schulplätzen, dass künftig statt der gesetzlich vorgesehenen 43.000 Euro mehr als 100.000 Euro Eigenmittel pro Jahr aufgebracht werden müssen. Das Ev. Johanneswerk bildet - wie auch die anderen Schulträger - nicht nur für den eigenen Bedarf aus. Damit übernimmt es einen gesellschaftlichen Auftrag, der sonst von staatlichen Berufsschulen geleistet wird. Für Dr. Martin Sauer, Geschäftsführer der Ausbildungsstätten, bedeuten die Kürzungen: „Der komplette Wirtschaftsplan fürs laufende Jahr muss überarbeitet werden und wir müssen alle gemeinsam schauen, wie die fehlenden Mittel draufgelegt werden können.“ [DR. MARTIN SAUER/UP] |13 Jörg Frische meistert sein Leben - so selbstständig wie möglich, mit so viel Hilfe wie nötig Jörg Frische arbeitet in der Heinrichstraße „Wollen Sie ein Autogramm?“ BIELEFELD. Angestarrt zu werden, daran hat er sich längst gewöhnt. Nur wenn er mit „Läufern“ zusammen unterwegs ist, fühlen die sich oft davon irritiert und genervt. „Läufer“ sind für Jörg Frische die „normalen“ Leute. Doch normal fühlt er sich auch, selbst wenn er behindert und auf den Rollstuhl angewiesen ist. Jörg Frische ist seit Geburt Tetra-Spastiker. Kein perfekter Start ins Leben. Arme und Beine sind von Koordinationsstörungen betroffen. Umso stolzer ist er auf das, was er erreicht hat: einen guten Schulabschluss, eine Lehre als Bürokaufmann, ein Auto und eine eigene Wohnung. Finanzieren kann er das durch sein Gehalt, das er beim Ev. Johanneswerk als Wohnprojektberater verdient. Immer noch keine Selbstverständlichkeit für einen Behinderten. Alles zusammen bedeutet das für ihn: größtmögliche Selbstständigkeit. „Ich wollte immer auf eigenen Beinen stehen“, sagt der Dreißigjährige ganz ohne Ironie. Einige Tätigkeiten wie zum Beispiel Putzen oder Nägelschneiden wird Frische nie alleine bewältigen können. Doch dank moderner Pflegekonzepte hat er die Möglichkeit, gezielt nur bestimmte Hilfeleistungen einzukaufen, ohne weite Teile seiner Selbstständigkeit aufgeben zu müssen. Er arbeitet in der Heinrichstraße, wo er eine für ihn ideale Kombination von Arbeitsund Lebensstätte hat. Dort bietet die Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (BGW) in Kooperation mit dem Ev. Johanneswerk Wohnen mit Versorgungssicherheit an. Ältere Menschen mit und ohne Pflegebedarf, Menschen mit Behinderungen und Menschen, die alleine sind, wohnen in 42 Appartements. Bei Wunsch oder Bedarf der Bewohner ist eine Wohnküche und ein 24-Stunden-Pflegebüro integriert. 4| Als Mitarbeiter des Verwaltungs-Teams ist Frische Ansprechpartner für alle großen und kleinen Sorgen der Bewohner. Ob es sich um Anträge bei Behörden, Programmierung von Fernsehern oder Organisation des Winterdienstes handelt, Frische hilft, delegiert Aufgaben - und profitiert selbst von dem Betreuungskonzept. Behinderte Menschen zu integrieren ist heute noch genauso wichtig wie vor 13 Jahren, als die Vereinten Nationen zum ersten Mal den Internationalen Tag der Behinderten ausriefen. Doch helfen solche Gedenktage wirklich etwas? Jörg Frische hält nicht viel davon. Er bemerkt, wie der Ton untereinander rauer wird, immer mehr Menschen arbeitslos werden und der Neid wächst. Schon wird er manchmal dumm angepöbelt, wenn er mit seinem Elektro-Rollstuhl auf der Straße fährt. Wie teuer der denn gewesen sei und warum er so etwas habe, wenn sie so wenig hätten. „Wenn die Entwicklung so weiter geht, wird die Stimmung in der Gesellschaft irgendwann kippen“, prophezeit er, „und dann sind die Behinderten die ersten, denen es an den Kragen geht.“ Akzeptanz fordert er nicht nur einmal jährlich ein, sondern jedes Mal, wenn er das Haus verlässt oder neue Menschen trifft. Akzeptanz bedarf der Aufklärung und eines offenen Miteinanders. Deshalb hat er auch kein Problem damit, wenn fremde Menschen auf ihn zukommen und Fragen stellen. Besonders Kindern erklärt er gerne, was es mit seiner Behinderung auf sich hat. Nur das Starren, das seine Läufer-Freunde so irritiert, versucht er zu ignorieren. An guten Tagen klappt das, an schlechten nicht. Dann spricht er auch schon mal einen besonders penetranten Gaffer an und fragt freundlich: „Wollen Sie ein Autogramm?“ [MD] Verkehrsspäterziehung Jung, dynamisch, rücksichtslos BIELEFELD. Im Kurzfilm „Verkehrsspäterziehung“ parkt ein Mann bei freier Auswahl ausgerechnet auf dem Behindertenparkplatz - und bekommt dafür eine Nachhilfestunde, die sich gewaschen hat. Dass diese Verkehrssünde kein Kavaliersdelikt ist, findet auch das Ev. Johanneswerk und verleiht dem Regisseur Henrik Frankenfeld aus Rheda-Wiedenbrück den Sonderpreis des 16. Kurzfilmfestivals im Filmhaus Bielefeld. Thema des Wettbewerbs war „Gegen jede Regel - Rebellion“. „Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir, dass Menschen mit Behinderungen eine Menge können und ihr Leben oft hervorragend selbst meistern. Man darf ihnen nur keine Steine in den Weg legen. Deswegen war ‚Verkehrsspäterziehung' für uns mit Abstand die beste Wahl“, sagt Ulrike Posch, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Ev. Johanneswerk. Frankenfeld hat seinen Preis schon eingelöst - ein Wochenende zu zweit in Berlin mit Besuch des Filmmuseums am Potsdamer Platz. Sein Film hat auch die Jury von Filmhaus und WDR-Studio Bielefeld überzeugt. Sie wählte ihn aus rund 120 Filmen auf den zweiten Platz. [SO] |15 Erste Jobs durch Hartz IV vermittelt Endlich wieder ein Leben mit geregelter Arbeit MÄRKISCHER KREIS/ENNEPETAL. Das Johanneswerk hat früh, aber sehr behutsam begonnen, Arbeitsgelegenheiten nach Hartz IV einzurichten (s. Unser Werk Dezember 2005). Mittlerweile gibt es einige erfreuliche Entwicklungen zu vermelden. Von rund 100 arbeitslosen Menschen, die in den Einrichtungen begleitet von Qualifizierungsmaßnahmen gearbeitet haben, wurden fünf anschließend in ein Dienst- oder Ausbildungsverhältnis übernommen. Zwei von ihnen möchten wir hier vorstellen. Herbert Glass kann endlich seine Fähigkeiten als CNC-Fachkraft anwenden FOTOS: RICHARD RAATZ Herbert Glass ist gelernter Dreher. Als der 46-Jährige im Jahre 2000 arbeitslos wurde, blieben alle seine Bewerbungen erfolglos. Als ein probates Mittel zur Verbesserung der Vermittlungsfähigkeit erfolgte eine Qualifizierung zur CNC-Fachkraft. Die Bewerbungen blieben jedoch weiterhin ergebnislos. Es gab viele Absagen oder noch schlimmer - überhaupt keine Rückmeldung. Nachdem dann die neuen Hartz IV-Gesetze in Kraft getreten waren, suchte er sofort den für ihn zuständigen Fallmanager auf. Dort wurde ihm eine Arbeitsgelegenheit in den Märkischen Werkstätten Freisenberg des Ev. Johanneswerks im Bereich Betriebsmittelbau angeboten. Es gab für ihn viele Fragezeichen: Was würde im Betriebsmittelbau von ihm erwartet, oder wie werden die Begegnung mit den Menschen mit Behinderungen verlaufen? Doch der Einstieg gelang leichter als erwartet und es gab für ihn endlich die Möglichkeit, sein erlerntes Wissen im CNC-Bearbeitungszentrum anzuwenden. Eine Arbeitsaufnahme nach zweieinhalb Monaten in einem anderen Unternehmen scheiterte noch. Doch es gab einen Weg zurück in die Märkischen Werkstätten und im Dezember 2005 erfreulicherweise eine befristete Anstellung im Bereich Betriebsmittelbau. Andreas Donath-Seuster ist gelernter Industriemechaniker. Während der Arbeitslosigkeit qualifizierte der 43-Jährige sich zum Industriemeister, hatte bei seinen vielen Bewerbungen jedoch keinen Erfolg. Er wollte unbedingt in eine Arbeitsgelegenheit nach Hartz IV, denn ein Leben ohne geregelte Arbeit kann er sich nicht vorstellen. Aus den vielen Angeboten entschied er sich sofort für die Arbeitsgelegenheit als Hausmeisterhilfe in den Märkischen Werkstätten Werdohl, denn er hatte bereits in einem anderen Werk der Märkischen Werkstätten hospitiert. Auch wenn in der Vergangenheit das Thema Menschen mit Behinderung in seinem Leben nicht vorkam, machten ihm die Arbeit und die Begegnungen in der Werkstatt viel Freude. Ein gutes Jahr für Andreas DonathSeuster, der Arbeit als Gruppenleiter gefunden hat 6| Bei der Nachbesetzung aufgrund von Altersteilzeit bewarb sich Donath-Seuster um eine Gruppenleiterstelle in der Werkstatt und wurde im November 2005 befristet eingestellt. Die neue Arbeit als Gruppenleiter findet er toll, wenn auch anstrengender als gedacht. Als das Hartz IV-Gesetz in Kraft trat, wurde seine Frau plötzlich auch arbeitslos. Auch sie bewarb sich um eine Arbeitsgelegenheit bei der Stadt und fand hierdurch eine Anstellung. Alles in allem war das Jahr 2005 für ihn und seine Frau ein gutes Jahr. [RICHARD RAATZ, REGIONALGESCHÄFTSFÜHRER/AK] mitLeidenschaft Die Stiftung mitLeidenschaft wurde 2001 gegründet als Stiftung des Ev. Johanneswerks zur Förderung und Unterstützung innovativer Projekte in der Diakonie. Die Stiftung hilft vor allem älteren Menschen und Familien, die in Armut leben müssen. Sie fördert Projekte für Kinder und Menschen mit Behinderung sowie Projekte auf dem Gebiet der Demenz. Vorsitzender des Vorstands ist Pastor Dr. Udo Krolzik, sein Stellvertreter Karsten Gebhardt. Geschäftsführerin der kirchlichen Stiftung ist Ulrike Posch. Stiftung mitLeidenschaft sammelt weiter Spenden für mobile Snoezel-Einheiten Traum-Raum wird verlängert BIELEFELD. Snoezelen - der Begriff sagt längst nicht jedem etwas. Dennoch findet das Projekt Traum-Raum für mobile Snoezel-Einheiten der Stiftung mitLeidenschaft des Ev. Johanneswerks anhaltenden Anklang bei Spendern. Großes Interesse an der Idee zeigen Alteneinrichtungen sogar aus dem Ruhrgebiet und Süddeutschland. Darum verlängert die Stiftung jetzt das Projekt Traum-Raum für Menschen in den Alteneinrichtungen des Ev. Johanneswerks. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an alle, die bereits gespendet haben! Damit noch mehr Menschen in den Genuss des Snoezelens kommen können, verlängert die Stiftung das Projekt Traum-Raum in diesem Jahr. Schon mit fünf Euro ist ein Massageball finanziert, 50 Euro kostet ein Aroma-Streamer, ein Projektor 130 Euro. Wenn auch Sie spenden wollen: KD-Bank Münster, BLZ 350 60 190, Kontonummer 888 888 888. Mobile Snoezel-Einheiten erreichen Menschen, die nicht wie andere am Leben teilhaben können. Das Prinzip des Snoezelens (sprich: snuseln) kommt ursprünglich aus der Behindertenarbeit. Dazu gehören Geräusche, Musik, Lichtreflexe, Aromadüfte, kleine Massagebälle. Je nach individuellen Wünschen und Bedürfnissen kommt die Welt zu Menschen, die körperlich oder geistig eingeschränkt, krank oder auch bettlägerig sind. Durch hören, sehen, fühlen, riechen oder schmecken werden ihre Sinne erreicht. Snoezelen ist Wohlfühlen. Weil die Sinnesreize das Gedächtnis anregen, ist Biographiearbeit also besonders wichtig. Pfleger in den Alteneinrichtungen des Ev. Johanneswerks müssen wissen, wie die Bewohner früher gelebt haben, an was sie vielleicht gerne erinnert werden möchten, und was ihnen Angst machen könnte. Sie müssen darauf achten, dass nicht negative Erlebnisse wachgerufen werden. So kann zum Beispiel eine dunkle Lichtgebung in Verbindung mit dumpfen Basstönen bei der Kriegsgeneration die Erinnerung an Fliegerangriffe wecken. Wenn aber eine Altenpflegerin auch weiß, was der jeweilige Bewohner früher gerne gerochen, gegessen oder gehört hat, kann sie gezielt positive Erlebnisse wieder wachrufen. Jemand, der früher in der Landwirtschaft gearbeitet hat, wird sich vermutlich über den Duft von frischem Heu oder über Vogelzwitschern freuen. [SO] |17 Große Resonanz auf Aktion „Mitten unter uns“ Neue Westfälische spendet 10.000 Euro für Stiftung mitLeidenschaft BIELEFELD. Herd, Fahrrad, Waschmaschine - eine Welle der Hilfsbereitschaft erreichte die Stiftung mitLeidenschaft des Ev. Johanneswerks bei der Weihnachtsspendenaktion 2005. Erstmals hat die Stiftung mit der großen Tageszeitung Neue Westfälische kooperiert. Unter dem Motto „Mitten unter uns“ berichtete die Zeitung in der Adventszeit regelmäßig über Schicksale von Menschen in Bielefeld, die in Armut leben müssen. Viele Zeitungsleser haben spontan zum Telefonhörer gegriffen, um zu helfen. „Wir freuen uns sehr über die große Resonanz, die wir auf die Spendenaktion bekommen haben“, sagt Ulrike Posch, Geschäftsführerin der Stiftung mitLeidenschaft. „Noch immer kommen Geld- und Sachspenden und gute Ideen bei uns an“. Braucht sich 2006 keine Sorgen um das Schulessen ihrer Kinder zu machen: Immaculee Uwisa mit Tarik (li., 8) und Tony (7) Sachspende macht mobil: Ulrich Wiechmann fährt mit seinem neuen Fahrrad zum Einkaufen und zum Sport 8| Handwäsche ist passé: Tatjana Tennert freut sich über die gespendete Waschmaschine Auch die Neue Westfälische setzt auf die Kompetenz der Johanneswerk-Stiftung, dort zu helfen, wo die Not der Menschen am größten ist. Mit ihrer diesjährigen Weihnachtsspende in Höhe von 10.000 Euro unterstützte sie die Arbeit. Die meisten der großzügigen Spender möchten im Hintergrund bleiben: Ein Mann hat das Schulkostgeld des ganzen Jahres 2006 für die beiden Kinder von Immaculee Uwisa, einer Asylbewerberin aus Ruanda, übernommen. Der epilepsiekranke Ulrich Wiechmann kann sich mit einem Herd nach langer Zeit endlich wieder warme Mahlzeiten kochen, auch ein Fahrrad hat er geschenkt bekommen. Zahntechnik Stegmann will Werner Sägebrecht* ein Gebiss anfertigen. Die junge Familie Ohlert* kann ihre kleinen Zwillinge in einen nagelneuen Fahrradanhänger packen. Durch die gelungene Zusammenarbeit mit der Neuen Westfälischen haben viele Menschen von den Bedürfnissen in der unmittelbaren Nachbarschaft erfahren. Daraus hat sich ein Netzwerk engagierter Bürgerinnen und Bürger ergeben. „Bewusstsein zu schaffen ist uns hier ebenso gelungen, wie die Koordination von bürgerschaftlichem Engagement in der Region“, sagt Posch. „In den kommenden Monaten werden wir die Mittel, darunter auch die großzügige Spende der Neuen Westfälischen, dort einsetzen, wo sie am meisten gebraucht werden.“ [SO] *Namen geändert Kann jetzt mit ihren Zwillingen die Besorgungen erledigen: Jasmin Ohlert* lässt sich den von der Organisation „Knirps & Co.“ gespendeten Fahrradanhänger erklären |19 IN KÜRZE 0| +++ Handyaktion weitet sich aus BIELEFELD/GÜTERSLOH. Auch der Bertelsmann-Konzern sammelt Handys für die Stiftung mitLeidenschaft. Die Stiftung erhält von einer Recyclingfirma für jedes alte Gerät eine Pauschale. Mit dem Erlös werden aktuelle Projekte der Stiftung gefördert. Karin Kurtz von Arvato Systems koordinierte die Sammlung über das Intranet von Bertelsmann. +++ Stiftung & Sponsoring BERLIN. Die Geschäftsführerin der Stiftung mitLeidenschaft, Ulrike Posch, ist in den Redaktionsbeirat der renommierten Fachzeitschrift Stiftung & Sponsoring berufen worden. Ebenfalls im Beirat sitzen Arndt Funken (Bank Sarasin), Jan K. Schiffer (Beratungskanzlei Schiffer & Partner), Dr. Christoph Schumacher (AMB Generali Holding AG), Harald Spiegel (Dr. Mohren & Partner) und Dr. Volker Then (Bertelsmann Stiftung). +++ Neue Spendensoftware BIELEFELD. Noch schneller und transparenter werden jetzt die Spenden der Stiftung mitLeidenschaft verwaltet. Ende 2005 hat die Stiftung mit einer neuen Software die komplette Adressverwaltung übernommen. +++ Demografischer Wandel BERLIN. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat ausgewählte Stiftungen nach Berlin eingeladen zum Thema „Demografischer Wandel.“ In der BertelsmannRepräsentanz Unter den Linden sprach die Stiftung mitLeidenschaft unter anderem mit Vertretern der Bertelsmann-, Körber- und Robert-Bosch-Stiftung über Probleme und den Umgang mit der demografischen Entwicklung in Deutschland. Die Stiftung mitLeidenschaft hat durch die Nähe zur diakonischen Arbeit des Johanneswerks praktische Einblicke in gesellschaftspolitische Veränderungen. +++ Kompetenzkreis Stiftungen OWL BAD SALZUFLEN. Rund 50 Stiftungen trafen sich in Bad Salzuflen auf Einladung des Regierungsbezirks Detmold zum ersten Kompetenzkreis Stiftungen in OWL. Die Stiftung mitLeidenschaft hat dort viele Kontakte zu anderen Stiftungen intensiviert oder neu geknüpft. Für dieses Jahr sind weitere Treffen zu konkreten Themen geplant. +++ Meyer zu Bexten: konkrete Hilfe BIELEFELD/HERFORD. Der renommierte Nationenpreis-Reiter Ulrich Meyer zu Bexten aus Herford hat der Stiftung mitLeidenschaft über hundert HörgerätBatterien gespendet. Anlass war die Berichterstattung der Neuen Westfälischen zur Spendenaktion „Mitten unter uns“ über Menschen, die in Armut leben müssen. Meyer zu Bexten möchte mit dieser kleinen Geste der zunehmenden Zahl älterer Menschen helfen, die sich schon Anschaffungen wie Hörgerätbatterien kaum noch leisten können. Europa erleben: Seniorenresidenz in Spanien feiert Jubiläum MONTEBELLO. Leben unter der warmen Sonne am Meer immer mehr Nordeuropäer erfüllen sich diesen Traum. Doch diese Auswanderer werden älter und bedürfen einer altersentsprechenden Betreuung im geschützten Rahmen. Für sie betreibt das Ev. Johanneswerk drei Alteneinrichtungen in Spanien. Die älteste von ihnen, die Seniorenresidenz Montebello in La Nucía, feierte im Dezember 2005 ihr 10-jähriges Jubiläum. Erbaut von dem Verein „Seniorenhilfe Montebello“, übernahm das Johanneswerk die Residenz 2001. Da war aufgrund der großen Nachfrage bereits ein zweites Haus im Bau. Die Residenz Montebello sei „ein gelebtes Stück Europa“, sagte Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Vorstands des Ev. Johanneswerks, in seinem Grußwort zur Jubiläumsfeier. Sechs Nationen leben hier unter einem Dach. Sie kommen vorwiegend aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. Das Erfolgskonzept der Residenz lautet: Betreutes Wohnen mit Versorgungssicherheit. „Das Haus ist immer voll ausgelastet. Das bestätigt uns, dass wir mit unserem Angebot richtig liegen“, sagt Anja Zimmermann, Leiterin des Stabsbereichs Europa. Die Bewohner leben so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt in ihren Appartements. Wer Unterstützung braucht, erhält sie ganz individuell abgestimmt. Eine Pflegestation im Casa Rosa ermöglicht es zudem, auch bei einem sehr hohen Pflegebedarf in Montebello zu bleiben. Ein wichtiges Angebot gerade für Ehepaare. [MD] Viele Gratulanten in Montebello: (v.l.) Hausleiter Wolfgang Gerlach, Honorarkonsul Dieter Fahnebrock, Geschäftsführerin vom Ev. Johanneswerk Spanien Astrid Meyer, Detlef Weigel und Walter Zöller von der Deutschen Botschaft Madrid, Vorsitzender des Vorstands des Ev. Johanneswerks Pastor Dr. Udo Krolzik FOTO: HANS-JÜRGEN KRACKHER Personalwechsel in Montebello Wolfgang und Anne Gerlach Wolfgang und Anne Gerlach, Leiter der Johanneswerk-Seniorenresidenz in Montebello in Spanien, gehen in den Ruhestand. Die Nachfolge übernimmt Monika Welchering. Sie verlässt nach 13 Jahren Herne, wo sie Leiterin der Alteneinrichtungen Eva-von-Tiele-Winckler-Haus und Ludwig-Steil-Haus war. Die Pflegedienstleitung in Montebello übernimmt Ewelina von Zweidorf. Sie war vorher Leiterin der Diakoniestation Ost in Bielefeld. [AK] Umbau in Athen läuft auf Hochtouren ATHEN. Der umfangreiche Umbau des Hauses Koroneos in Athen läuft seit Oktober des vergangenen Jahres auf Hochtouren. Die evangelische Kirche Deutscher Sprache in Athen setzt sich für die Einrichtung ein und hat seit Jahren erfolgreich um Spenden geworben. So ist es gelungen, dass nicht nur der Personenaufzug, die Zentral- und Waschküche durch zweckgebundene Einzelspenden finanziert werden konnten. Das Johanneswerk als künftiger Betreiber der Einrichtung ist ebenfalls vom Erfolg des Hauses Koroneos überzeugt und plant diese Einrichtung mit 42 Plätzen Ende 2006 in Betrieb zu nehmen. Projektbetreuer Karlheinz Przybysz unterstützt und berät beim Umbau vor Ort. Die Baumaßnahmen verlaufen zügig und alle Beteiligten arbeiten mit Begeisterung an „ihrem“ Haus. Natürlich gibt es noch viel zu tun, aber der Einsatz für dieses zukunftsweisende Projekt wird sich lohnen. [ANJA ZIMMERMANN, STABSBEREICH EUROPA] |21 WDR-Intendant besucht Bewohner im Simeonsstift Fritz Pleitgen trifft seinen Fußball-Lehrmeister VLOTHO. Der engagierte Hartz IV-Teilnehmer Jochen Berger, der Bewohner der Alteneinrichtung Simeonsstift Kurt Zentner, der Bundesligaverein Arminia Bielefeld und der Intendant des Westdeutschen Rundfunks Fritz Pleitgen: Wie gehören diese vier zusammen? Die Antwort: Jochen Berger interessiert sich für die Lebensgeschichten der Bewohner der Johanneswerk-Einrichtung, der Bewohner erinnert sich an wichtige Ereignisse, ein Intendant besinnt sich auf eine alte Freundschaft und ein Bundesligaverein begeht sein 100-jähriges Bestehen. Kurt Zentner war früher leidenschaftlicher Fußballer und Mitglied der Jahrhundertelf Arminia Bielefelds. Nach seiner aktiven Zeit bei Arminia Bielefeld wechselte er als Spieler zur Mannschaft SV Ennigloh 09, die er später auch trainierte. Engagiert nahm Jochen Berger Verbindung zur heutigen Bundesligamannschaft Arminia Bielefeld auf und ermöglichte Zentner unvergessliche Momente, die er trotz seiner schweren Erkrankung sehr genießen konnte. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen von Arminia Bielefeld besuchte Kurt Zentner in Begleitung von drei Mitarbeitern ein Bundesligaspiel und wurde anschließend zu einer Feier in die VIP-Lounge eingeladen. Während des Spieles entwickelte Kurt Zentner eine Begeisterung, die es ihm sogar ermöglichte, ohne fremde Hilfe (sonst nur mit Assistenz) kurz aus dem Rollstuhl aufzustehen und den Spielern zuzuwinken. Unter Eindruck dieser Erlebnisse versuchte ein Weggefährte von Arminia Bielefeld, einen früheren freundschaftlichen Kontakt wieder aufleben zu lassen. Er schrieb einen Brief an Fritz Pleitgen, der selbst unter der Regie von Zentner in Ennigloh Fußball gespielt hat, und lud ihn kurzerhand zu einem Besuch seines alten Freundes ein. Im Dezember 2005 war es dann soweit. Gleich zu Beginn seines Besuches bat Fritz Pleitgen darum, ein paar Filmaufnahmen durch das WDR-Studio Bielefeld drehen zu dürfen. 40 Minuten später war ein Kameramann aufnahmebereit. In einer gemütlichen Runde, bestehend aus Spielerkameraden und alten Weggefährten von Zentner, wurden dann viele Geschichten und Anekdoten ausgetauscht. So erzählte Fritz Pleitgen, dass Kurt Zentner ihn einmal fragte, wie es denn sein könne, dass er wenige Minuten nach Spielbeginn schon so erschöpft wirke? Kurt Zentner (vorne) begrüßt WDR-Intendant Fritz Pleitgen (Mitte), den er früher trainiert hat FOTO: MARIANNE SCHLÄGER-KRAMER Pleitgen erinnerte sich, dass er schon einmal Ende der fünfziger Jahre in Vlotho war. „Wir spielten bei Hochwasser auf dem Platz an der Weser gegen Arminia Vlotho. Und die Arminen setzten uns immer stärker unter Druck. Wenn nichts mehr ging, rief Kurt Zentner: „Jacho“. Das war unser Code-Wort für nach vorne Spielen. Also schlug ich, um erst mal Zeit zu gewinnen, den Ball jedes Mal mit einem gewaltigen Schuss in die Weser“. Fritz Pleitgen hatte auch ein Geschenk für Zentner dabei. Er überreichte ihm sein neustes Buch „Reise durch den wilden Kaukasus“ mit einer persönlichen Widmung: „Für Kurt Zentner, meinen Fußball-Lehrmeister“. Obwohl Kurt Zentner durch seine Krankheit sprachlich sehr beeinträchtigt ist, konnten wir an seiner Mimik und Gestik deutlich erkennen, dass er interessiert den Gesprächen folgte und sich sehr gefreut hat. Ein kurzer Rundgang durch das Simeonsstift beendete den erlebnisreichen Besuch. [MARIANNE SCHLÄGER-KRAMER, HAUSLEITUNG SIMEONSSTIFT, 2| VLOTHO] Der Ev. Gemeindedienst bietet Urlaub ohne Koffer an Das Gepäck bleibt zu Hause BIELEFELD. Der Ball hüpft über das bunte Tuch, genau auf das Loch in der Mitte zu. „Hoch, hoch!“, rufen einige - gerade noch geschafft, der Ball rollt daran vorbei und das heitere Spiel geht weiter. Die zehn älteren Spielerinnen lachen und feuern sich gegenseitig an. Die Atmosphäre im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Stieghorst ist fröhlich und gelöst. Eine richtige Urlaubsatmosphäre, nur ist dies ein ganz besonderer Urlaub: ein Urlaub ohne Koffer. Seit 1997 organisiert der Ev. Gemeindedienst im Ev. Johanneswerk dreimal im Jahr den jeweils viertägigen „Urlaub ohne Koffer“ in Kooperation mit verschiedenen Kirchengemeinden. Zukünftig ist geplant, Urlaub ohne Koffer auch in einer vierten Gemeinde in einem anderen Stadtteil anzubieten. Die Idee richtet sich an ältere Menschen mit begrenzter Mobilität. Die meisten leben alleine und sind im Durchschnitt 88 Jahre alt. Der Wille, etwas zu unternehmen und Neues zu erleben, ist da, aber körperliche Beschwerden sperren sie zunehmend in ihre Wohnungen ein. Einige der vorwiegend weiblichen Teilnehmer werden von ambulanten Diensten pflegerisch versorgt und manche zeigen erste Anzeichen von Demenz. Ihre Kontakte zur Außenwelt sind rar geworden, wenn selbst kurze Wege zu Fuß zu einem Problem werden. Und an Urlaub ist schon lange nicht mehr zu denken. Ballspiele üben Koordina tion eak R nd ti on u FOTO: ANDREAS ZOBE Beim Urlaub ohne Koffer ist schweres Gepäckschleppen nicht nötig. Die Teilnehmer werden morgens mit dem Auto zum gemeinsamen Frühstück abgeholt. Die „Club-Animateure“, die Betreuerinnen des Ev. Gemeindedienstes und einige Ehrenamtliche, haben nicht nur Spiele zur körperlichen Bewegung und zum Gedächtnistraining vorbereitet, sondern auch kreative Aktivitäten wie Malen und Singen, und ein Tagesausflug wird auch unternommen. Tätigkeiten, die Spaß und Abwechslung in den Alltag bringen. Viele kommen aber vor allem, um Gesellschaft zu haben und um neue Leute kennen zu lernen. Wie Johanna Nähring, die der Frage nach ihrem Alter charmant ausweicht. Sie ist schon zum achten Mal dabei und ist stolz darauf, den Weg zum Gemeindehaus noch alleine zu Fuß laufen zu können. Nach dem Tod ihres Mannes und ihres Sohnes lebt sie ganz alleine und freut sich, Gleichgesinnte zu treffen. Der Kontakt zu ihren vielen Freundinnen, die sie beim Urlaub ohne Koffer schon getroffen hat, reißt auch danach nicht ab, dank häufiger Telefonate. Auch Ilse Meier ist alleinstehend, seitdem ihr Mann kurz vor der Goldenen Hochzeit verstarb. Mit 78 Jahren ist sie noch eine der Jüngeren hier. Aber ein Schlaganfall vor einiger Zeit hat seine Spuren hinterlassen. Zwar kümmert sich ihre Tochter liebevoll um sie, hilft ihr beim Putzen und bei wichtigen Telefonaten, aber trotzdem fühlt sich die ältere Dame oft einsam. „Nach 50 Jahren Ehe hätte ich es mir nicht träumen lassen, dass ich eines Tages alleine dastehen würde“, erzählt sie traurig. Umso mehr begrüßt sie es, raus zu kommen und Leute zu treffen. Dank der sorgfältig ausgesuchten Veranstaltungsorte, die alle ebenerdig liegen und ohne Stufen auch mit Gehhilfen erreichbar sind, muss sie sich dabei keine Sorgen um etwaige Hindernisse machen. Kein Wunder, dass auch sie eine Wiederholungs-Urlauberin ist. Bei jedem Urlaub gibt es ein neues Programm - von Qigong bis zu gemeinschaftlichem Singen. Für Informationen wenden Sie sich bitte an: Barbara Lass, Tel.: 0521. 801-2726 oder Jutta Fehse-Neubauer - 4063. [MD] T ERMINE FÜR 2006: • 4.-7. April 2006 in der Kirchengemeinde Stieghorst • 20.-23. Juni 2006 im Begegnungszentrum Pellahöhe mit der Kirchengemeinde MartiniGadderbaum • 25.-28. Juli 2006 Stadtteil Gellershagen in der DietrichBonhoeffer-KirchengemeindeGemeindezentrum Matthäus • September 2006 (genauer Termin steht noch nicht fest) in der Kirchengemeinde Jöllenbeck |23 BLICK ZURÜCK In Iserlohn fanden die Bewohner eine Oase der Ruhe FOTOS: VINCENT BÖCKSTIEGEL „Hier lohnt es sich, alt geworden zu sein“ Neues Konzept erregte international Aufmerksamkeit BIELEFELD/ISERLOHN. Vor 50 Jahren begann das Johanneswerk mit dem Bau von Alteneinrichtungen, deren neues Konzept international Aufmerksamkeit erregte. Ein Strom von Besuchern kam aus dem In- und Ausland, um das „Dreistufensystem“ zu besichtigen. „Das System war ein wichtiger Schritt in Richtung moderne Altenarbeit“, erklärt Andreas Lüttig, Fachleiter soziale Gerontologie, Ev. Johanneswerk. Das „Dreistufensystem“ bestand aus einem Wohnheim und einem Altersheim mit Pflegestation. Ziel war es, den alten Menschen einen Umzug in eine fremde Einrichtung zu ersparen. So sollte durch das Verbleiben in der bekannten und gewohnten Umgebung von Anfang an ein Gefühl der Geborgenheit gegeben werden. „Es ist hier wie in einer Oase der Ruhe“, erzählte Frau L. damals der lokalen Presse. Sie und ihr Mann waren die ersten, die in das Wohnheim der Tersteegen-Wehme in Iserlohn einzogen. Nach der Flucht aus Breslau im Zweiten Weltkrieg, den schweren Bombenangriffen, die sie in Leipzig erlebten, und der Not der Nachkriegszeit ist das Wohnheim für sie der Ort, an dem sie endlich zur Ruhe kommen. Eine andere 80jährige Dame formulierte es so: „Hier ist es so schön, dass es sich lohnt, alt geworden zu sein“. In den Jahren nach Fertigstellung der ersten Einrichtung, der Tersteegen-Wehme in Iserlohn, und einer weiteren in Halle/ Westfalen berichteten Zeitungen und Fernsehen über die Bauprojekte. Das zuständige Ministerium hatte zudem das System zur Nachahmung empfohlen. Durch Vermittlung der Bundesregierung kamen Delegationen aus Ländern wie Frankreich oder Island nach Deutschland, um die neuen Alteneinrichtungen des Johanneswerks zu besichtigen. In der Tersteegen-Wehme standen die Bedürfnisse der alten Menschen im Mittelpunkt 4| Sogar die Vereinten Nationen in Genf interessierten sich für die neue Form der Alteneinrichtung: In einer internationalen Ausstellung der UNO Ende der fünfziger Jahre wurde das Modell der Tersteegen-Wehme als deutscher Beitrag auf dem Gebiet der Altenbetreuung präsentiert. ÄLTEREN MENSCHEN EIN RICHTIGES Z UHAUSE BIETEN Das Wohnheim der Tersteegen-Wehme verfügte über abgeschlossene Zweizimmerwohnungen, die aus Wohn- und Schlafraum, Kochnische und Bad bestanden. Die alten Menschen wohnten selbstständig, wurden aber bei Bedarf, beispielsweise wenn sie erkrankten, von den Schwestern, die im Altersheim arbeiteten, betreut und bekamen das Essen von dort geliefert. Auch die groben Reinigungsarbeiten wurden vom Hauspersonal des Altersheimes erledigt. „Wenn dann eines Tages die Schwachheit des Alters zu groß wird, steht den Bewohnern ein Platz im Altersheim oder in der Pflegeabteilung zur Verfügung“, schrieb der damalige Verwaltungs-Direktor des Johanneswerks Erwin Heunemann damals im Johannesruf. „Das Dreistufensystem war das erste Konzept, das eine Ausdifferenzierung des Angebotes vorsah und damit an den Bedürfnissen der Bewohner ausgerichtet war“, sagt Lüttig. Es habe der Altenarbeit einen starken Modernisierungsschub gegeben, der sich bis in die 90er Jahre auswirkte. Erst dann kam der nächste Schritt, der darauf zielte, dass rüstige alte Menschen bei zunehmender Pflegebedürftigkeit nach Möglichkeit nicht mehr in den Pflegebereich umziehen mussten, sondern die Pflegedienstleistungen auch in den Wohnbereichen und Altenwohnungen angeboten wurden. FOTO: ANDREAS ZOBE Das Dreistufensystem sollte den Bewohnern ein richtiges Zuhause bieten. Auch der Name Wehme ließ schon darauf schließen: Es ist ein altes deutsches Wort, das den Ruhesitz eines Pfarrers bezeichnet. Kein Wunder, dass dem Johanneswerk allein für die zwölf Zweizimmerwohnungen in der Tersteegen-Wehme mehr als 500 Anmeldungen vorlagen. [AK] 30 Jahre Grüne Damen Grüne Damen bundesweit erstmals auch in Alteneinrichtungen im Einsatz - das war vor 30 Jahren eine Neuigkeit. Im Dezember 2005 wurde diese Pionierarbeit mit einer Feier im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Bielefeld gewürdigt. Ob Handarbeitsgruppe, Zeitungsrunde oder einfach nur Zuhören - die ehrenamtlichen Helferinnen kümmern sich liebevoll um die Bewohner der Alteneinrichtungen des Ev. Johanneswerks. Ursprünglich wurden Grüne Damen ausschließlich in Krankenhäusern eingesetzt. Das Bielefelder Beispiel hat Schule gemacht, und so erfreuen die Grünen Damen Menschen bundesweit in 285 Alteneinrichtungen. Zur Jubiläumsfeier kamen: (v.l.) Detlef Knabe (Bezirksvorsteher Bielefeld-Schildesche), Klaus Witthinrich (Geschäftsführer Diakonisches Werk der Ev. Kirche in Westfalen), Uta WegnerBruns, Pastor Rolf Gräfe, Pfarrer Hermann Rottmann vom Kirchenkreis Bielefeld. (vorne): Martha Wilkenhöner (Grüne Dame), Erika Christiansen (Gründerin), Gabriele Trull (1. Bundesvorsitzende Ev. Krankenhaushilfe, Bonn), Gabriele Walczak (Geschäftsführerin Region Bielefeld 1). [MD] |25 Fachtagung in der Klinik am Hellweg Männerspezifische Suchtarbeit wird ausgedehnt OERLINGHAUSEN. „Mann - Sucht Männlichkeiten, Aspekte und Chancen einer männerspezifischen Suchtarbeit“, unter diesem Motto stand eine überregionale Fachtagung, zu der die Klinik am Hellweg des Ev. Johanneswerkes und die Organisation „Evangelische Fachverbände Sucht, Rheinland-Westfalen-Lippe“ gemeinsam nach Oerlinghausen geladen hatten. Über 80 Teilnehmer aus Suchtberatungsstellen und aus der Suchtkrankenhilfe bewiesen eindrucksvoll die Aktualität des Themas. Alkoholsucht betrifft meistens Männer FOTO: WERNER KRÜPER Die Organisatoren hatten mit dem Diplom-Psychologen Dr. Arnulf Vosshagen von der Essener Fachklinik Kamillushaus als Hauptreferenten einen ausgewiesenen Experten aus der Praxis gewinnen können. Vosshagen wies darauf hin, dass das Thema „Frau und Sucht“ seit nunmehr zwei Jahrzehnten bei Wissenschaftlern und Praktikern besondere Beachtung finde; die spezifische Beziehung zwischen Männlichkeit und Sucht stoße hingegen erst in jüngster Zeit auf zunehmendes Interesse. Hier gelte es, Verständnis zu wecken für die besonderen Bedürfnisse und Bedingungen suchtkranker Männer. In der männerspezifischen Suchtarbeit müsse vor allem berücksichtigt werden, dass suchtkranke Männer in der Regel sehr viel eher zu Gewalt neigten als suchtkranke Frauen. Die männliche Konfliktkultur sei in den meisten Fällen von einem hohen Streben nach Dominanz geprägt und beim Bild, das Männer von sich selbst zeichneten, klafften, so Vosshagen, der eigene Anspruch und die Wirklichkeit oft ganz erheblich auseinander. Die spezifische Rolle, die Dominanz und Macht auch in der Sexualität suchtkranker Männer spielen, gelte es in der männerspezifischen Suchtarbeit ebenso zu berücksichtigen, wie die Tatsache, dass Männer ihrem eigenen Körper oftmals zu wenig Aufmerksamkeit schenkten. Vosshagen sprach hier von einem „ungesunden Gesundheitsbewusstsein“; die Wahrnehmung der eigenen Körperlichkeit sei – gerade bei suchtkranken Männern – oftmals unterentwickelt. Karl-Heinz Kirchner, Abteilungsleiter in der Klinik am Hellweg, gab den Tagungsteilnehmern einen ersten Erfahrungsbericht aus dem noch recht „jungen“ Arbeitskreis in Ostwestfalen-Lippe, der sich seit einiger Zeit speziell diesem Thema widmet. Die Tagungsteilnehmer diskutierten nach den Fachreferaten in Arbeitsgruppen spezielle Facetten des aktuellen Themas. Anschließend präsentierte Dr. Thomas Redecker, Ärztlicher Direktor der Klinik am Hellweg, seinen Gästen den schmucken Neubau der Klinik und die ersten Renovierungen des Altbaus. Redecker und Ralph Seiler, Vertreter der Fachverbände Sucht, zogen als Gastgeber einhellig Bilanz: „Eine Fachtagung auf hohem Niveau, die sich vor allem auch durch eine angenehme Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung auszeichnete. Wir sind sicher, dass alle Teilnehmer eine Fülle von Denkanstößen und Anregungen aus Oerlinghausen mit in ihre tägliche Arbeit nehmen.“ [MARTIN SCHÜTTE] 6| Neues Angebot im Ev. Gemeindienst bei Medikamentensucht Die unsichtbare Sucht BIELEFELD. Christina P.* ist schüchtern und zurückhaltend. Eine sympathische Frau, die niemandem Probleme machen will, doch irgendwann wurden ihr selbst die Probleme zuviel: Druck im Beruf, eine schmerzhafte Trennung, eine schwere Erkrankung. Christina P. (49) fing an, täglich Tabletten zu nehmen, 17 Jahre lang, immer ein bisschen mehr - bis sie den Mut fand, Hilfe zu suchen. Die fand sie beim Ev. Gemeindedienst im Ev. Johanneswerk, wo sie seit sechs Monaten betreut wird. Die Sucht-Karriere von Christina P. ist typisch, bestätigt Diplom-Psychologe Ulrich Oppel vom Ev. Gemeindedienst. „Gerade Frauen greifen oft zu Medikamenten“, erklärt er. „Anders als Alkohol verursachen Pillen keine Fahne oder aggressives Verhalten.“ Die Frauen können unbemerkt ihrem Alltag nachkommen. Medikamentenabhängigkeit ist eine meist unentdeckte Sucht. Die Betroffenen können über Jahre Tabletten nehmen, ohne dass ihr Umfeld etwas bemerkt. Daher nehmen nur wenige Medikamentenabhängige ihre Sucht als Problem wahr und suchen Hilfe. Nach Schätzungen sind in Deutschland genauso viele Menschen abhängig von Medikamenten wie von Alkohol (jeweils rund 1,7 Millionen). Doch nur 2000 Menschen lassen sich jährlich behandeln, um von den Medikamenten loszukommen. Im Vergleich dazu begeben sich 163.000 Alkoholiker jedes Jahr in Therapie. Sogar der Ärztin von Christina P. fiel jahrelang nichts auf. Die ehemalige Kassiererin Christina P. nahm einen Cocktail aus Beruhigungs- und Schmerztabletten. Nach und nach erhöhte sie die Dosierung, weil ihr Körper immer weniger auf die Medikamente reagierte. Um den steigenden Konsum zu verstecken, wechselte sie häufiger die Ärzte. Medikamentensucht betrifft meistens Frauen Ohne Tabletten ging es ihr schlecht, sie bekam Angstzustände und Schlafbeschwerden. Mit Medikamenten jedoch hatte sie das Gefühl „alles mit einem Lächeln überstehen zu können“. Probleme ließen sich wegschlucken, sie wurde gelassener, aber auch gleichgültiger. So gleichgültig, dass ihr 18.000 Euro Schulden auf ihrem Konto und zwei Abmahnungen von ihrem Chef egal waren. Am Ende zog Christina P. selbst die Notbremse. Nach zwei Zusammenbrüchen ließ sie sich in eine Klinik zum Entzug einliefern. Die Klinikärzte vermittelten sie weiter an den Ev. Gemeindedienst. Mit den dortigen Therapeuten, aber auch mit anderen Süchtigen zu sprechen, hat ihr geholfen, sich ihren Problemen zu stellen. Noch steht Christina P. am Anfang eines längeren Weges zurück in ein Leben, das sie selbst bestimmt - nicht ihre Tabletten. Ihre Träume sind bescheidener geworden: körperlich so gesund werden, dass sie vielleicht bald ganz auf die Schmerztabletten verzichten und wieder arbeiten kann, ihre Enkelkinder aufwachsen zu sehen und die Schulden abzubezahlen. Die Therapeuten und die Schuldnerberatung im Ev. Gemeindedienst werden sie dabei kräftig unterstützen. FOTOS: WERNER KRÜPER Zukünftig soll das Angebot des Ev. Gemeindedienstes bei Medikamentenmissbrauch und -abhängigkeit noch ausgedehnt werden. Jeden Donnerstag wird von 10.30 bis 12 Uhr eine Informations- und Gesprächsgruppe angeboten. Jeder ist willkommen. Ein Vorgespräch sollte stattfinden. Weitere Infos: Ulrich Oppel, Tel.: 0521.801-2747. [MD] *Name wurde geändert. |27 Medienprojekte der Straffälligenhilfe im Ev. Gemeindienst Dem Leben nach der Haft eine Stimme geben BIELFELD. Die Herangehensweise ist ungewöhnlich: Ehemalige Straffällige gehen in die JVA, um Inhaftierte zu interviewen, und machen daraus eine Radiosendung. Gerade, weil sie die Haft selbst erlebt haben, können sie einfühlsam und glaubwürdig darüber berichten. Heraus gekommen ist die zweite Magazinsendung des Medienprojekts der Straffälligenhilfe, einer Einrichtung des Ev. Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk, Titel der Sendung: „House Nordpark Radio Show“, die bei Radio Bielefeld lief. Wenn Werner Recker seine sonore Stimme vorm Mikrofon erhebt, dann hat er die Aufmerksamkeit seiner Hörer schon gewonnen. Recker ist 37 Jahre alt und RadioLaie. 20 Jahre lang war er glücksspielsüchtig, hat wegen seiner Schulden gesessen und danach eine Zeitlang im Betreuten Wohnen im Haus Nordpark gewohnt. Hier hat ihn Thomas Wendland, Pädagoge der Straffälligenhilfe im Ev. Gemeindedienst, für das Medienprojekt begeistern können. „Die Medienkompetenz zu steigern, aber auch kreatives Potenzial an sicht- und hörbare Ergebnisse zu koppeln, das ist der Hintergrund der Radio-Idee“, erinnert Wendland an die erfolgreiche erste Sendung im Juni diesen Jahres. Auch der 26-jährige Peter Heidemann erhofft sich von dieser Arbeit eine Perspektive. Ein junger Musiker im Knast: Der 20-jährige Rapper Titus A.* ist wegen einer Gewalttat zu vier Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt und sitzt in der JVA BielefeldBrackwede 1 ein. Wie sich das anfühlt, darüber hat er einen Song getextet. „Schreiben ist für mich wie Tagebuchführen“, sagt er dem Radiomacher Recker von Haus Nordpark ins Mikrofon und „seit ich hier drin bin, weiß ich, was Freiheit ist“. 23 Stunden „auf Zelle“, das ist besonders in der Untersuchungshaft normal. Spätestens hier realisieren viele Täter, was sie nicht nur anderen, sondern auch ihrem eigenen Leben angetan haben. „Mir tut das alles sehr, sehr leid“, sagt der junge Mann ehrlich. Und meint damit nicht nur die Tat, sondern auch die Enttäuschung, die er mit seinem Verhalten auch bei seinen Angehörigen ausgelöst hat. DAS PRINZIP STÄRKE DURCHBRECHEN „Die Jungs sind gut vorbereitet, haben klasse Musik mitgebracht, der Rest ist Handwerk.“ Sagt Sabine Höhn von der DGB-Radiowerkstatt. Höhn koordiniert die Termine, mischt die Beiträge, hilft beim Schneiden der O-Töne. Was sie an technischem Know-how einbringt, davon lernen auch Werner Recker und Peter Heidemann während der Produktion. Recker, der jetzt wieder in einer eigenen Wohnung lebt, kann sich gut vorstellen, im Medienbereich Fuß zu fassen. „Es ist ja nicht nur, dass die Arbeit Spaß macht. Wir können mit unseren Beiträgen hoffentlich auch Menschen dazu bewegen, ein wenig mehr Verständnis für ehemalige Straffällige zu haben.“ Im Knast, so Recker, herrsche das „Prinzip Stärke“. „Es ist dort nicht angesagt zu zeigen, wie man unter der Haft leidet“. Dieses Prinzip zu durchbrechen und zurück in ein „ganz normales Leben“ zu finden, habe er sich fest vorgenommen, auch wenn's oft schwer sei. Thomas Wendland setzt auf so eine kreative Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Peckelsen leistet er Beratung für von Haft bedrohte Menschen, Inhaftierte, Haftentlassene und deren Ange8| FOTO: WERNER KRÜPER Augen und Ohren auf während der Produktion: Peter Heidemann ist einer der Mitarbeiter der Straffälligenhilfe, die gemeinsam die Magazinsendungen für die Bürgerfunksendung gestalten hörige. Wendland weiß aus jahrelanger Erfahrung und vielen Gesprächen in Bielefelder Gefängnissen, was Straffälligkeit für den einzelnen Menschen bedeutet. „Nicht nur, dass der Kontakt zu Angehörigen in dem Moment abreißt, in dem sich die Zelle hinter einem zum ersten Mal schließt“, so Wendland. Auch die Fähigkeit zum selbständigen Handeln und Entscheidungen komme im straffen, vorgegebenen Knastalltag häufig unter die Räder. Aus einer Kultur des Überlebens wieder ein lebenswertes Leben zu machen, daran hat Pädagoge Wendland ein großes Interesse. Dass die Sendung ins Ohr geht, das wünschen sich die Macher. [SH] *Name auf Wunsch geändert EINLADUNG Z U R F A C H TA G U N G S T R A F - R Ä U M E Die Fachtagung Straf-Räume des Hauses Nordpark findet am 16. Mai 2006 in Bielefeld statt. Infos und Anmeldung: Eckhard Tarner und Andrea Techentin Tel. 0521.968-7639. |29 Bastelgruppe engagiert sich für Altentagesstätte des Ev. Johanneswerks „Ich möchte meine Zeit sinnvoll nutzen!“ Wilma Bruhns (79) nutzt ihre Zeit sinnvoll: Sie bastelt für einen guten Zweck BIELEFELD. Ruth Rose schneidet aus Stoff die Teile für einen Teddybären aus. Die rüstige 71-Jährige bastelt gern, besonders für einen guten Zweck. Seit 13 Jahren ist sie ehrenamtlich im Haus der Offenen Tür für ältere Menschen (HOT) in der Kreuzstarße tätig. Durch die Bastelgruppe in der Johanneswerk-Einrichtung hat sie das Ehrenamt für sich entdeckt. „Ich kannte das HOT durch die Bastelgruppe. Als ich noch berufstätig war, bin ich jede Woche gekommen. Dann wurden Ehrenamtliche gesucht, da habe ich sofort zugesagt. Seit ich Rentnerin bin, habe ich genug Zeit, und die möchte ich sinnvoll nutzen!“ Nun ist sie jeden Montag hier: Morgens hilft sie im Café, nachmittags stellt sie zusammen mit 13 weiteren Mitstreiterinnen kreative Arbeiten her. Diese werden in jedem Jahr beim Adventsbasar im HOT verkauft. Die Einnahmen gehen an die Einrichtung, um Mobiliar und Dekoration anzuschaffen. „Dank der Bastelgruppe ist es hier noch schöner“, so Susanne Bartenbach, Leiterin des Hauses. „Das HOT ist eine der schönsten Altentagesstätten in Bielefeld“, meint Ruth Rose. „Die älteren Menschen fühlen sich hier wohl. Deshalb engagieren wir uns dafür, dass es hier für alle so schön wie möglich ist. Wenn jeder gern herkommt, sehen wir, dass wir etwas bewirken.“ [MAXIMILIAN SPÄTE] Ein Fenster zum Himmel für das Jacobi-Haus Jederzeit offen für alle - die Kapelle im Jacobi-Haus FOTOS: WERNER KRÜPER 0| BÜNDE. Ende Mai letzten Jahres wurde die neue Kapelle im Jacobi-Haus Bünde in einem feierlichen Festgottesdienst ihrer Bestimmung übergeben. Seitdem steht ihre Tür täglich weit offen und lädt Bewohner, Mitarbeitende und Gäste zu erholsamen Pausen ein. Wer hier über die Schwelle tritt, spürt etwas davon, dass Himmel und Erde zusammengehören. „Das tut richtig gut“, sagen viele, und sie werten das als eine Bereicherung ihres Alltags. – Nun soll der für Aussegnungsfeiern, Andachten und Gesprächskreise geschaffene Raum weiter ausgestaltet werden. Wir möchten die Himmelsdimension noch ein bisschen deutlicher machen. Ein Fenster zum Himmel, das entspricht unserem Traum. Gedacht ist an ein buntes Glasfenster aus vielen einzelnen Versatzstücken. Doch so etwas ist nicht gerade billig. Darum sind Spenden herzlich willkommen! Mit Ihrer Hilfe kann aus einem Traum Wirklichkeit werden. Kontakt: 05223.1787-50 [BERND HAINKE, HAUSLEITUNG] FOTO: WERNER KRÜPER Betreuung in allen Lebenslagen bieten das Ev. Johanneswerk und der Kirchenkreis Wittgenstein Das Diakonische Werk Wittgenstein stellt sich vor 495.000 Kilometer auf dem Weg zu den Menschen WITTGENSTEIN. Seit dem 1.1.2004 ist das Diakonische Werk Wittgenstein offiziell ein Teil der Region Wittgenstein des Ev. Johanneswerks. Offene diakonische Arbeit, das bedeutet Hilfe. Hilfe für Menschen, die in sozialer oder psychischer Not sind. Für Menschen, die wegen Krankheit oder aufgrund ihres Alters Hilfe benötigen. Genau diese Arbeit leistet in Wittgenstein seit zwei Jahren ein erfolgreiches Team: Das Ev. Johanneswerk und der Evangelische Kirchenkreis Wittgenstein, die vor zwei Jahren das Diakonische Werk Wittgenstein gegründet haben. 74 Mitarbeitende helfen den Menschen in der Region Wittgenstein durch Beratung und Betreuung in allen Lebenslagen. Ob allgemeine Lebensberatung, Suchtberatung oder die Vermittlung von Pflegekindern, das Diakonische Werk Wittgenstein ist ein kompetenter Ansprechpartner. Ambulante Dienste im Pflegebereich werden durch die Büros der Diakoniestation in Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück abgedeckt. Hier werden jährlich ca. 450 Menschen betreut, dafür legten die Mitarbeitenden im Jahr 2005 495.000 Kilometer zurück. Auch in der Hospizarbeit ist das Diakonische Werk Wittgenstein für die Menschen in Wittgenstein und Umgebung da. „Das Engagement und die Motivation der Mitarbeitenden sind der wesentliche Faktor dafür, dass das Diakonische Werk Wittgenstein auch in Zukunft bei immer härter werdenden Rahmenbedingungen bestehen kann“, sagt Ulf Helmrich, Geschäftsführer der Region Wittgenstein. „Denn nur mit den Mitarbeitenden und durch sie ist die Diakonie stark. Stark für Andere, für ihre Klienten, die Menschen in Not und sozial ungerechten Verhältnissen.“ In der Region Wittgenstein des Ev. Johanneswerks gibt es außerdem Angebote im Bereich der psychosomatischen, psychoanalytischen und sozialpsychiatrischen Medizin. Die Klinik Wittgenstein in Bad Berleburg ist ein Krankenhaus speziell für diese Gebiete. Dieses Angebot wird durch die angeschlossene Tagesklinik Netphen vervollständigt. In unmittelbarer Nähe werden ältere Menschen in der Alteneinrichtung Haus am Sähling kompetent und liebevoll gepflegt und betreut. [ULF HELMRICH, GESCHÄFTSFÜHRER REGION WITTGENSTEIN] |31 Portugiesen räumten beim Songfestival ab GRAZ. Die sechs Sänger der Mürwiker Band aus Flensburg gaben alles. Zum Sieg hat es beim 6. European Songfestival für Menschen mit geistiger Behinderung 2005 im österreichischen Graz für die deutsche Gruppe am Ende leider nicht ganz gereicht. Zwölf Bands und Solokünstler aus ganz Europa waren am 18. November in die Grazer Stadthalle gekommen, wo sie vor rund 3.000 Zuschauern ihr Können darboten. Im Publikum feierten auch Mitarbeiter des Ev. Johanneswerks mit, das 2003 dieses jeweils zweijährig stattfindende Festival ausgerichtet hatte – als einzige Fans aus Deutschland. Glückliche Gewinner 2005 waren Rita Joana und Marcio Reis aus Portugal, die mit einer Eigenkomposition die achtköpfige Jury, vor allem aber auch das begeisterte Publikum, überzeugten. Das Foto zeigt das strahlende Sieger-Duo mit den zwei Jurorinnen Marianne Mendt und Tamee Harrison. [MD] IN KÜRZE +++ Region Gütersloh erfolgreich zertifiziert: Gütersloh ist die erste Region innerhalb des Ev. Johanneswerkes, deren Qualitätsmanagementsystem vollständig durch den TÜV NORD zertifiziert worden ist. Die Prüfer bescheinigten den Einrichtungen ein hohes Niveau in der Ergebnisqualität, also bei der direkten Pflege und Betreuung der Bewohner. Auch sei bei den Mitarbeitenden eine hohe Zufriedenheit und große Identifikation mit der Arbeit feststellbar gewesen. Der Verbundzertifizierung war ein rund eineinhalbjähriger Vorbereitungsprozess voran gegangen, in dem in Arbeitsgruppen die vorhandenen Qualitätssicherungssysteme vereinheitlicht und an die Vorgaben der Regionalgeschäftsstelle angepasst wurden. [PETER KÖNIG, REGIONALGESCHÄFTSFÜHRER] 2| Leserbriefe STICHWORT Liebe Leserinnen und Leser von Unser Werk, liebe Freunde und Förderer! Wir freuen uns über Ihr Interesse an unserer aktuellen Ausgabe mit lesenswerten Geschichten und Informationen über Menschen und aktuelle Themen in den zahlreichen Einrichtungen des Ev. Johanneswerks. Unsere Geschichten leben von der Vielfalt der Perspektiven. Deswegen - und natürlich auch, weil wir professionell neugierig sind - interessiert uns Ihre Meinung. Zu diesem Heft, besonders aber zu Themen und Erfahrungen, die Sie beschäftigen oder von denen Sie denken: Das sollten auch andere Menschen wissen. Also: Schreiben Sie uns! Wir greifen Ihre Anregungen gerne auf. Und so erreichen Sie uns per Post unter: Ev. Johanneswerk Presse und Öffentlichkeitsarbeit Stichwort: Unser Werk Schildescher Straße 101-103 33611 Bielefeld oder per Mail unter: [email protected] Geburtstage Bad Driburg Albert-Schweitzer-Haus, Marienmünster-Vörden: Erika Bitterberg [03.03.1941] 65 J.; Barbara Kling [20.03.1956] 50 J.; Ilka Potthast [16.04.1956] 50 J.; Maria-Rita Sprenger [14.05.1956] 50 J. Bad Honnef Rhein-Klinik, Bad Honnef: Christa Kuest [08.04.1956] 50 J.; Cilli Neunkirchen [27.03.1946] 60 J. Bad Salzuflen Bethesda, Bad Salzuflen: Dragica Kovacevic [20.05.1956] 50 J.; Helmut Patan [06.03.1956] 50 J.; Gislinde Schendel [28.05.1956] 50 J. Region Bielefeld 2 Region Bielefeld 2: Rainer Scheele [15.03.1956] 50 J. Lutherstift, Bielefeld: Elke Steinbach [02.03.1956] 50 J.; Lydia Strozik [09.05.1956] 50 J.; Marie-Therese Traube [28.04.1946] 60 J.; Marienstift, Bielefeld: Alina Drobny [01.04.1956] 50 J.; Gabriele Zander [20.03.1956] 50 J.; Perthes-Haus, Bielefeld: Anna Kwast [05.04.1956] 50 J. Bielefeld Johannesstift Diakoniestationen, Bielefeld: Barbara Hennig [11.04.1956] 50 J.; Eva Mainka [20.05.1956] 50 J.; Erika Schmidt [27.04.1956] 50 J.; Brigitte Steinkrueger [11.05.1946] 60 J.; Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Bielefeld: Joachim Hacker [14.05.1946] 60 J.; Gerda Lindner [25.03.1941] 65 J.; Gemeindedienst, Bielefeld: Elke Hetzel [29.03.1956] 50 J.; Dorothea Linberg [22.05.1956] 50 J.; Inkontakt, Bielefeld: Ingrid Eckhardt [05.04.1956] 50 J. |33 Thema: Hospizarbeit Impressum Unser Werk Zeitschrift für Freunde und Förderer des Ev. Johanneswerks e.V. Postfach 10 15 53; 33515 Bielefeld Herausgeber: Pastor Dr. Udo Krolzik (v.i.S.d.P.) Redaktion Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Ev. Johanneswerks Ulrike Posch [UP] (Leiterin) Anne Kunzmann [AK] (Redakteurin) Sabine Ohnesorge [SO] (PR-Redakteurin) Meike Delang [MD] (Volontärin) Susanne Hillens [SH] (Freie Mitarbeiterin) Die neue Broschüre ist in der Öffentlichkeitsarbeit erhältlich. Herstellung Fotos: Vincent Böckstiegel, Hans-Jürgen Krackher, Werner Krüper, Klaus Morgenstern, Richard Raatz, Marianne Schläger-Kramer, Andreas Zobe Grafik und Satz: Wienold deSign Druck: Werbedruck Zünkler Versand: Lettershop Integra, Lüdenscheid Redaktionsanschrift: Ev. Johanneswerk e.V., Schildescher Straße 101-103, 33611 Bielefeld Telefon 0521. 801-2563; Telefax 0521. 801-2569 E-Mail [email protected] www.johanneswerk.de Beratender Redaktionskreis: Burkhard Bensiek, Susanne Haber, Ulf Helmrich, Eckehard Herwig, Ditha Menzel, Georg Neumann, Pastor Günter Niemeyer, Jürgen Puhlmann, Richard Raatz, Sieghard Sarhage, Katja Schwekendiek, Bärbel Thau, Anja Zimmermann Unser Werk steht allen Lesern für Beiträge und Meinungsäußerungen offen. Anonyme Beiträge können nicht veröffentlicht werden. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Aus Gründen der Lesbarkeit wird bei den meisten geschlechtsspezifischen Bezeichnungen die männliche Form gewählt. Weitere Hefte der Themen-Reihe • Dekubitus • Demenz • Ehrenamt • Einfach ganz normal • Netzwerk Gesundheit Sie können das Johanneswerk durch Spenden an die Stiftung mitLeidenschaft unterstützen. Spendenkonto KDBank Münster: 888 888 888 (BLZ 350 60 190). Spenden anlässlich eines Geburtstags, Jubiläums oder aufgrund eines Trauerfalls helfen uns sehr. Bei Fragen zu Spenden oder Vermächtnissen können Sie sich mit Geschäftsführerin Ulrike Posch in Verbindung setzen, Tel. 0521. 8012560.