vertrauen zurückgewinnen - Deutscher Derivate Verband

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vertrauen zurückgewinnen - Deutscher Derivate Verband
INTERVIEW
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Lars brandau
Geschäftsführer
Deutscher Derivate Verband
«VERTRAUEN
ZURÜCKGEWINNEN»
ideas: Herr Brandau, Zertifikate wurden in den vergangenen Wochen
verteufelt und fast schon für den Ausbruch der Finanzkrise verantwortlich gemacht. Was antworten Sie jemandem, der Sie damit konfrontiert?
Lars Brandau: Zunächst habe ich großes Verständnis für Anleger, die
verunsichert sind. Es geht darum, eben jenes Vertrauen zurückzugewinnen.
Das funktioniert aber nur mit Ruhe, Geduld und glaubhaften Erklärungen. Am
Ende jeden Gesprächs kommt man mit guten Argu„Zertifikate haben weitermenten zu dem Ergebnis, dass auch weiterhin Zertifihin unschlagbare Vorteile
kate unschlagbare Vorteile gegenüber vielen anderen
gegenüber vielen anderen
Anlagemöglichkeiten haben und dass sie in jedes gut
Anlagemöglichkeiten.“
diversifizierte Depot gehören.
Für wie hoch halten Sie den Schaden, den die Zertifikatebranche aus
dieser Berichterstattung davontragen wird?
Brandau: Die Berichterstattung wird sich wieder ändern, sobald sich der
Rauch dieses medialen Hornberger Schießens gelichtet hat. Sobald Sachlichkeit in eine bisher emotional geführte Diskussion einkehrt, ändert sich die
Situation. Der Schaden für die Zertifikateindustrie ist sicher nicht größer als
der für den Gesamtmarkt. Wir sind zuversichtlich, dass sich die Stimmung
spätestens ändert, wenn die Märkte zurückkommen.
INTERVIEW
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Dem Deutschen Derivate Verband, dessen Geschäftsführer Sie sind, wird vorgeworfen, zu spät und dann auch
nicht adäquat reagiert zu haben. Können Sie diese Kritik
nachvollziehen?
Brandau: In Krisenzeiten wird vieles von vielen kritisiert.
Entscheidend ist das, was Sie tun, und nicht das, worüber
andere reden. Der Verband hat sich ganz bewusst nicht
an einer unsachlichen medialen Schlammschlacht als Zitategeber beteiligt. Wir haben
„Entscheidend ist das,
schnell gehandelt und unter
was Sie tun, und nicht das,
anderem mit unserer Transworüber andere reden.“
parenzoffensive inhaltlich
etwas getan. Binnen weniger Wochen wurden Informationen zur Bonität und zu den
Creditspreads der Emittenten veröffentlicht, wir haben eine
Schulungsinitiative mit Anlegerschützern auf den Weg
gebracht und geholfen, einen Zertifikate-Index ins Leben zu
rufen. Alles zu sehen auf der Homepage des Verbands:
www.derivateverband.de. Allein die Ergebnisse sprechen
für sich.
Was will der Verband tun, um das Ansehen dieser nach
wie vor jungen Anlageklasse wiederherzustellen?
Brandau: Es geht grundsätzlich darum, mit Argumenten
zu überzeugen. Wir sind kein Marketingverband. Es gibt eine
lange Liste von Projekten, die schnell und vor allem ergebnisorientiert angeschoben werden. Die gesamte Zertifikatebranche wird in diesem Prozess des Erwachsenwerdens und
der Selbstregulierung einiges verändern. Der DDV wird
diesen Prozess nachhaltig positiv beeinflussen.
Was sollten Ihrer Meinung nach die Emittenten, also Ihre
Mitglieder, dafür tun?
Brandau: Nach der Krise muss den Emittenten klar sein,
dass sich alle bewegen müssen. Die Branche und – allen
voran – der Deutsche Derivate Verband werden sich an den
Ergebnissen, die sie vorlegen, messen lassen müssen.
Es mangelt nicht an Ideen und vertrauensbildenden Maßnahmen; nur müssen wir sie auch in einem realistischen
Rahmen umsetzen.
Danke für das Gespräch. mk
/ Lars Brandau /
Lars Brandau ist Geschäftsführer des Deutschen Derivate Verbands. Im November 2007 übernahm
er zunächst die Geschäftsführung des Derivate Forums und organisierte wenig später die Gründung des
Deutschen Derivate Verbands e.V. (DDV).
Nach Abitur und Wehrdienst studierte er an der Universität Hannover und machte sein Examen in
Politik und Germanistik.
Beruflich begann er zunächst beim Hörfunk. Erst als freier Mitarbeiter bei radio ffn, danach als Redakteur
beim Norddeutschen Rundfunk in Hannover und Hamburg.
Von 1992 bis 2007 arbeitete er als Redakteur, Reporter, Chef vom Dienst und Chefmoderator beim
Nachrichtensender n-tv in Berlin und Köln; er arbeitete dort an allen senderrelevanten Formaten mit.
Im Jahr 1998 moderierte Lars Brandau die Bundestagswahl, 1999 die Bundespräsidentenwahl und
2000 die US-Präsidentschaftswahl. Von 2001 bis 2003 präsentierte er die Wirtschaftssendung „Telebörse“
und war ab Oktober 2003 Nachrichtenmoderator. Als Reporter berichtete er aus dem Kosovo, aus
Afghanistan, Israel, den USA, aus Kanada sowie aus zahlreichen europäischen Metropolen. Im Juli 2004
wurde er Chefmoderator von n-tv und moderierte neben den Primetime-Nachrichten auch das Umfragemagazin „n-tv forsa“ sowie Sondersendungen. 2006 präsentierte er außerdem das Nachrichtenmagazin
„n-tv newsroom“.