Geschwisterbeziehungen und ADHS

ELTERNCOACHING
Geschwisterbeziehungen und ADHS
Die Beziehungen zwischen Geschwistern sind etwas ganz besonderes. Das Verhältnis
zwischen ihnen ist ausgesprochen vielschichtig. Einerseits versuchen Geschwister sich
gegeneinander durchzusetzen, sich voneinander abzugrenzen, sie konkurrieren und
kämpfen um die Zuneigung der Eltern. Andererseits ist das Verhältnis aber genauso oft
von einer tiefen Zuneigung und Vertrauen geprägt: man steht einander bei, hält gegen
die Eltern zusammen und hat einen großartigen Spielgefährten. Leidet ein Geschwisterkind unter ADHS, wird diese für die Entwicklung sehr wichtige und einzigartige
Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Auch der geschwistertypische Streit kann
bei Kindern, von denen eines unter ADHS leidet, schnell eskalieren und so zu einem
belastenden Problem für die gesamte Familie werden, da ADHS-Kinder recht impulsiv
reagieren.
Der Einfluss der Eltern
Die Eltern haben einen großen Einfluss auf die Beziehung zwischen den Geschwistern
untereinander. Kinder übernehmen den Blick auf ihre Geschwister weitestgehend von
den eigenen Eltern. Empfinden Eltern ihr Kind, das unter ADHS leidet, nun zum Beispiel
als besonders anstrengend, frech oder ähnliches, so werden seine Geschwister es genauso wahrnehmen.
Zwar nehmen sich die meisten Eltern vor, ihre Kinder gleich zu behandeln, allerdings ist
das so gut wie unmöglich. Jede Beziehung zwischen zwei Individuen ist etwas Einzigartiges und kann nicht mit einer anderen Beziehung verglichen werden. Natürlich kann es
vermieden werden, das eine Kind dem anderen gegenüber stark zu bevorzugen, Geburtstagsgeschenke haben immer einen etwa gleichen Wert und trotzdem wird man zu
jedem seiner Kinder eine andere Beziehung haben, die natürlich auch bei dem anderen
Kind Gefühle wie Neid oder Eifersucht hervorrufen können.
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© Engelhard Arzneimittel 2012
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Geschwisterkindes zum Ausdruck
Was bedeutet es für Kinder ein ADHS-Geschwisterkind zu haben?
Viele Eltern versuchen ihrem ADHS-Kind besonders viel Aufmerksamkeit zu schenken und
dieses entsprechend zu fördern. Allerdings geschieht es dadurch schnell, dass die anderen
Kinder zu kurz kommen, da die Energie und die Zeit der Eltern schon aufgebraucht sind.
Zudem wird von ihm auch noch erwartet, dass es besonders viel Verständnis hat und Rücksicht auf sein ADHS-Geschwisterkind nimmt. Durch diese Erwartungshaltung, die nicht unbedingt durch die Eltern forciert wird, sondern sich das Kind auch oft selbst auferlegt, wird
das Kind in eine Rolle gedrängt, für die es nicht gemacht ist. Es wird quasi zu einem weiteren Elternteil für sein unter ADHS leidendes Geschwisterkind, das es vielleicht auch nach
Außen hin verteidigt. Durch die ständige Unterdrückung seiner Gefühle staut sich Wut auf
und so kann es zu Ausbrüchen kommen, die für den Charakter des Kindes eigentlich untypisch sind. Ist dies der Fall, sollten die Eltern eingreifen, um emotionale Folgeschäden von
ihrem Kind fernzuhalten.
Achten Sie also darauf, dass sich Ihr Kind nicht zu viel Verantwortung zumutet. Es freut
einen natürlich zu sehen, dass das Kind so sehr um das andere besorgt ist und rührt einen
auch, aber das ist nicht seine Aufgabe.
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Positive Auswirkungen auf die Geschwisterkinder
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, kann es sich für die Geschwisterkinder eines an ADHS leidenden Kindes auch sehr positiv auf ihren Charakter auswirken.
Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass das Klima innerhalb der Familie stabil ist und
das Kind nicht überfordert wird. Die Geschwisterkinder verfügen in vielen Fällen über
ein ausgeprägtes Sozialverhalten und sind sehr sensibel Schwächeren gegenüber. Zudem sind sie oftmals verantwortungsbewusster als Gleichaltrige und haben ein größeres
Selbstvertrauen. Da diese Kinder auch geübt darin sind, Konfrontationen unter erschwerten Bedingungen auszutragen, verfügen sie über ein gutes Konfliktverhalten. Das heißt,
sie lösen Konflikte weniger aggressiv und haben eine höherer Frustrationsgrenze.
Wie kann ich die Beziehung zwischen meinen Kindern verbessern?
Da Sie als Eltern die Beziehung der Kinder untereinander maßgeblich mit beeinflussen,
können Sie natürlich auch den harmonischen Umgang der Geschwister untereinander
fördern. Folgende Punkte können die Harmonie und die Beziehung zwischen Ihren Kindern stärken:
§§ Schaffen Sie eine gute Atmosphäre innerhalb der Familie. Streitereien zwischen den
Eltern sollten nie direkt vor den Kindern ausgetragen werden. Kritik an den Kindern
sollte sachlich und verständlich formuliert werden. Achten Sie darauf, keines Ihrer
Kinder vor dem anderen bloß zu stellen.
§§ Geben Sie allen Kindern das Gefühl, sie so zu akzeptieren und zu lieben wie sie sind.
Beide Kinder müssen möglichst gleich viel Aufmerksamkeit bekommen, auch wenn
Ihnen das als Eltern eines ADHS-Kindes einiges abverlangt.
§§ Nehmen Sie auch negative Gefühle der Geschwisterkinder gegenüber dem ADHSKind an und verurteilen sie diese nicht. Sprechen Sie offen mit ihm über seine Gefühle.
Nur so kann Wutausbrüchen und Schuldgefühlen vorgebeugt werden.
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§§ Hören Sie Ihren Kindern bewusst zu. Kinder spüren, wenn man ihnen nur die halbe
Aufmerksamkeit schenkt. Zudem stärkt Zuhören das Vertrauen zwischen Ihnen und
Ihren Kindern.
§§ Auch wenn Sie manchmal das Gefühl haben, dass Ihnen alles über den Kopf wächst,
dürfen Sie das Ihre Kinder nicht spüren lassen. Die Geschwisterkinder des ADHS-Kindes fühlen sich sonst auch noch für Sie verantwortlich und geraten so schnell in eine
Rolle, der sie noch nicht gewachsen sind.
Wie kann ich allen Kindern genug Aufmerksamkeit zukommen lassen?
Um allen Kindern gerecht zu werden, muss es also von Zeit zu Zeit die Möglichkeit geben, die persönliche Beziehung zu jedem einzelnen Ihrer Kinder aufzubauen und zu stabilisieren. Zu diesem Zweck kann die Familie zum Beispiel ab und an aufgeteilt werden.
Das eine Kind unternimmt nur etwas mit seinem Vater und das andere Kind mit seiner
Mutter. Durch diese Zeit, in der jedes Kind einen Elternteil ganz für sich hat, beruhigt
sich die angespannte Situation innerhalb der Familie recht schnell wieder, alle Kinder
kommen auf ihre Kosten und das Kind, das nicht von ADHS betroffen ist, fühlt sich nicht
zurückgesetzt, da an diesem Tag die volle Aufmerksamkeit bei ihm liegt.
Für Alleinerziehende stellt das eine noch größere Herausforderung dar. Vielleicht können
Sie sich einen Tag im Monat suchen, an dem Sie ein Kind zum Beispiel bei den Großeltern
unterbringen. An diesem Tag unternehmen Sie dann in aller Ruhe etwas mit Ihrem anderen Kind und schenken ihm Ihre Aufmerksamkeit und Zuneigung.
TIPP
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Planen Sie den Tag, den Sie nur für ein
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