Vergleich unterschiedlich angelegter, total extraperitonealer Patch
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Vergleich unterschiedlich angelegter, total extraperitonealer Patch
Ruhr-Universität Bochum PD Dr. med. Karl-Heinz Bauer Dienstort: St. Maria-Hilf Krankenhaus Bochum Abteilung für Allgemein- u. Unfallchirurgie _________________________________________ Vergleich unterschiedlich angelegter, total extraperitonealer PatchPlastiken bei der videoassistierten Hernienreparation (TEP) Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Kirsten Meurer aus Bochum 2003 Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr 1. Referent: Priv.- Doz. Dr. med. K.-H. Bauer 2. Referent: Prof. Dr. med. R. Viebahn Tag der mündlichen Prüfung: 22.01.2004 Für meine Eltern Inhaltsverzeichnis Kap. Inhalt Seite 1 Einleitung 1.1 Leistenhernien 1 1.1.1 Anatomie 1 1.1.2 Definition und Einteilung 6 1.1.3 Pathogenese 10 1.1.4 Epidemiologie 13 1.2 Chirurgie der Leistenhernien 14 1.2.1 Geschichte der Leistenhernienchirurgie 14 1.2.2 Aktueller Stand der Leistenhernienchir urgie 17 1.3 Problemstellung 20 2 Patienten und Methodik 2.1 Studiendesign 22 2.2 Patienten: Ein- und Ausschlußkriterien 23 2.3 Methodik 24 2.3.1 Prä-, peri- und postoperative Maßnahmen 24 2.3.2 Anästhesie 25 2.3.3 Operationstechnik: Die total extraperitoneale Patch-Plastik (TEP) 26 2.3.4 Unterschiede zwischen den verschieden angelegten Patch-Plastiken 32 2.3.5 Verwendete Biomaterialien 36 2.4 Statistik 38 3 Ergebnisse 3.1 Patientencharakteristika 39 3.1.1 Häufigkeitsverteilung der unterschiedlich angelegten Patch-Plastiken 40 3.1.2 Alters- und Geschlechtsverteilung 41 3.1.3 Ernährungsstatus 43 3.1.4 Verteilung und Formen der Leistenhernien 44 3.1.5 Krankenhausverweildauer 47 3.1.6 Beschäftigungsstatus und Dauer der Arbeitsunfähigkeit 47 3.2 Operationscharakteristika 49 3.2.1 Voroperationen 49 3.2.2 Simultaneingriffe 50 3.2.3 Operationsdauer 51 3.2.4 Technische Lernkurve 53 3.2.5 Intraoperative Komplikationen 54 3.3 Frühkomplikationen 56 3.3.1 Formen und Verteilung der Frühkomplikationen 56 3.3.2 Revisionsbedürftige Nachblutungen 58 3.3.3 Seromentwicklungen 58 3.4 Spätkomplikationen 59 3.4.1 Formen und Verteilung der Spätkomplikationen 59 3.4.2 Fremdkörpergefühl 61 3.4.3 Sensibilitätsstörungen 62 3.4.4 Leistenschmerzen 63 3.4.5 Schmerzen Bauchmuskulatur 67 3.4.6 Netzinfektionen 68 3.5 Rezidive 69 3.6 Zufriedenheit mit dem Opera tionsergebnis 71 4 Diskussion 74 4.1 Vergleich der Ergebnisse mit konventionellen OP-Verfahren 76 4.2 Unterschiede zwischen den verschieden angelegten PatchPlastiken hinsichtlich der Komplikationen 84 4.3 Betrachtung der Rezidivraten 88 4.4 Beurteilung der „Tension free“-Techniken 90 5 Zusammenfassung 92 6 Literatur 94 7 Anhang 110 Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen A. Arteria BLV Bruchlückenverschluß BMI Body Mass Index bzw. beziehungsweise ca. circa CO2 Kohlendioxid d. h. das heißt ggf. gegebenenfalls gyn. gynäkologisch kPa Kilo-Pascal Lig. Ligamentum M. Musculus mind. mindestens N. Nervus n. Chr. nach Christus o. oder o. g. oben genannt OP Operation PE Probeentnahme sog. sogenannt TAPP Transabdominelle präperitoneale Patch-Plastik TEP Total extraperitoneale Patch-Plastik u. und V. Vena v. Chr. vor Christus vgl. vergleiche z. B. zum Beispiel z. Zt. zur Zeit Seite 1 1 Einleitung 1.1 Leistenhernien 1.1.1 Anatomie Als Leistengegend (Regio inguinalis) bezeichnet man das Übergangsgebiet vom Unterbauch zum Oberschenkel. Grenzen der Leistengegend stellen kranial die Verbindungslinie zwischen den beiden Spinae iliacae anteriores superiores, medial der laterale Rand des M. rectus abdominis und kaudal das Lig. inguinale dar. Der in der Regio inguinalis verlaufende Leistenkanal (Canalis inguinalis) wird durch die verschiedenen Strukturen der Bauchwand gebildet und ist eigentlich ein präparatorisches Kunstprodukt, das erst durch Entfernung des Funiculus spermaticus bzw. des Lig. teres uteri geschaffen wird. Der Canalis inguinalis hat etwa eine Länge von 4-5 cm (bei der Frau etwas länger) und eine Breite von 1,5 cm. Er durchsetzt die Bauchwand schräg von hinten, oben, innen nach vorne, unten, außen, mit einer Neigung von ca. 15° zum Lig. inguinale. Er beginnt innen mit dem Anulus inguinalis profundus (innerer Leistenring) und endet außen mit dem Anulus inguinalis superficialis (äußerer Leistenring). Als Wände werden die folgenden vier Strukturen beschrieben: Die vordere, breite und dicke Wand wird von der Aponeurose des M. obliquus externus abdominis mit dem Crus laterale und Crus mediale gebildet. Als deutlich dünnere Hinterwand dient ausschließlich die Fascia transversalis. Kaudal wird der Leistenkanal durch das Leistenband und kranial durch den Unterrand des M. obliquus internus und M. transversus abdominis begrenzt. Da diese anatomischen Strukturen bei der Entstehung und operativen Versorgung von Leistenhernien von Wichtigkeit sind, werden sie im Folgenden ausführlich beschrieben. Seite 2 Anulus inguinalis profundus: Der innere Leistenring liegt ca. 1 cm oberhalb der Mitte des Lig. inguinale in der Fossa inguinalis lateralis. Diese wird lateral der Vasa epigastrica gefunden. Dementsprechend wird der mediale Rand des inneren Leistenrings von den epigastrischen Gefäßen gebildet. Um den Anulus herum zieht eine nach kranial- lateral offene, schlingenartige Verdichtung der Fascia transversalis, die sog. Henle-Schlinge. Durch den inneren Leistenring tritt beim Mann der Funiculus spermaticus mit dem Ductus deferens, der Vasa testicularia, dem N. ilioinguinalis und dem Ramus genitalis des N. genitofemoralis in den Leistenkanal ein. Bei der Frau findet sich an Stelle des Funiculus spermaticus das Lig. teres uteri. Anulus inguinalis superficialis: Der äußere Leistenring liegt 1-1,5 cm oberhalb des Tuberculum pubicum und wird vom Crus mediale und Crus laterale des M. obliquus externus abdominis begrenzt. An den Rä ndern des Anulus heftet sich die Fascia abdominalis superficialis an und setzt sich trichterförmig auf den Funiculus spermaticus als Fascia spermatica externa fort. Ligamentum inguinale: Bei dem Leistenband handelt es sich nicht um ein Ligament im eigentlichen Sinne, sondern um eine komplexe, aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzte Struktur. Zum größten Teil entspricht es dem nach dorsal rinnenartig eingerollten unteren Rand der Aponeurose des M. obliquus externus abdominis. Lateral wird es durch Fasern der Fascia iliopsoas und Fasern der schrägen und queren Bauchmuskulatur gebildet. Als knöcherne Fixpunkte dienen lateral die Spina iliaca anterior superior und medial das Tuberculum pubicum. Fascia transversalis: Die Fascia transversalis ist eine Bindegewebsschicht von unterschiedlicher Dicke und Ausbreitung. Sie liegt dem M. transversus abdominis dorsal auf und bedeckt so die ganze Inguinalregion. Als Fascia spermatica interna setzt sie sich am Anulus inguinalis profundus auf den Funiculus spermaticus fort. Die um den inneren Leistenkanal ziehende, U- förmige, schlingenartige Verdichtung der Faszie wird Henle-Schlinge ge- Seite 3 nannt. Die Spannung dieser Schlinge ist vom Funktionszustand der Muskulatur abhängig und bewirkt durch Kontraktion eine Verengung des Leistenrings. Hesselbach-Dreieck: Als Hesselbach-Dreieck wird die Fossa inguinalis medialis bezeichnet. Diese liegt medial der Vasa epigastrica und kranial des Leistenbands. In diesem Bereich ist die Bauchwand muskelfrei (muskulo-aponeurotische Lücke) und wird lediglich durch die Fascia transversalis bedeckt. Daher spricht man auch von einem „Locus minoris resistentiae“. Peritoneum: Das Peritoneum zählt zu den serösen Häuten und bedeckt mit seinem parietalen Blatt die gesamte Innenseite des Bauchraums. Das viszerale Blatt schlägt sich auf die Oberfläche der intraperitonealen Organe um. Während der Embryonalentwicklung tritt beim Mann der Hoden und Nebenhoden aus der Bauchhöhle in den Hodensack, was als Deszensus testis bezeichnet wird. Dies geschieht durch den Processus vaginalis peritonei, der nach Abschluß des Deszensus obliteriert. Die beiden Blätter entsprechen anschließend dem Epi- und Periorchium. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Abbildung 1 M. iliopsoas Funiculus spermaticus Anulus inguinalis profundus Vasa epigastrica Vasa iliaca Ramus pubicus Ligamentum Cooperi Ligamentum inguinale Proc. falciformis lacunaris M. pectineus Anatomischer Querschnitt der Leistenregion (modifiziert nach [77]) Seite 4 Ligamentum pubicum: Das auch Cooper-Ligament genannte Band verläuft von der Symphyse entlang dem Pecten ossis pubis und strahlt am Übergang zum Os ilium in die Faszie des M. iliopsoas ein. Ebenfalls wichtige Strukturen der Leistenregion stellen die Gefäße und Nerven dar. Die A. iliaca communis teilt sich im Unterbauch in die A. iliaca interna und externa. Diese wiederum verläuft auf dem medialen Anteil des M. psoas, unterkreuzt in der Lacuna vasorum das Lig. inguinale und wird anschließend zur A. femoralis. Die A. epigastrica inferior entspringt aus der A. iliaca externa dorsal des Tractus iliopubicus und verläuft medial des inneren Leistenrings in der Plica umbilicalis lateralis an der Innenseite der Bauchwand nach kranial. Corona mortis nennt man eine akzessorische Verbindung zwischen dem Ramus pubicus der A. epigastrica inferior und der A. obturatoria aus der A. liliaca interna, deren Inzidenz mit 20 Prozent angegeben wird. Diese spannt sich über dem Cooper-Ligament aus und führt bei Verletzung zu schwersten Blutungen. Für die Innervation der Leisten-, Genital- und Hüftregion sind Nerven, die aus dem Plexus lumbalis (Th 12- L 4) entspringen, verantwortlich. Der N. iliohypogastricus (Th 12-L 1) durchquert den M. transversus abdominis und liegt zwischen M. obliquus internus und externus. Er versorgt motorisch die Bauc hmuskulatur und sensibel die Haut der seitlichen Hüftgegend unterhalb der Crista iliaca. Der N. ilioinguinalis (L 1) läuft zwischen dem M. obliquus internus und M. transversus liegend zum Leistenkanal. Er zieht mit dem Funiculus spermaticus durch diesen ins Skrotum bzw. mit dem Lig. teres uteri zum Labium majus. Sensibel innerviert er beim Mann das Skrotum und die Peniswurzel, bei der Frau die Schamlippen. Motorische Äste versorgen Teile der Bauchmuskulatur. Der N. genitofemoralis (L 1-L 2) verläuft nach dem Austritt aus dem M. psoas major auf seiner Vorderfläche abwärts und teilt sich in seine beiden Äste, den Ramus genitalis und femoralis. Der Ramus genitalis verläuft über die Iliakalgefäße und tritt durch den inneren Leistenring in den Leistenkanal. Er innerviert motorisch den M. cremaster und die Tunica dartos. Sensibel werden die Skrotalhaut bzw. das Labium majus sowie die gegenüberliegende Haut des Oberschenkels versorgt. Der Ramus femoralis zieht durch die Lacuna vasorum zum Oberschenkel und Seite 5 innerviert sensibel den lateralen Teil des Oberschenkels im Bereich des Hiatus saphenus. Der N. cutaneus femoris lateralis (L 2-L 3) tritt am lateralen Rand des M. psoas aus, zieht zur Fossa iliaca und gelangt durch die Lacuna musculorum zum lateralen Oberschenkel. Dort innerviert er die Haut des lateralen Oberschenkels. Der N. femoralis (L 1- L 4) ist der stärkste Ast des Plexus lumbalis. Er zieht durch die Lacuna musculorum zum Oberschenkel. Neben seiner motorischen Funk tion versorgt er sensibel die Haut an der Vorder- und Innenseite des Oberschenkels bis zum Knie [54, 55, 56, 61, 66, 77]. Besonderheiten der Anatomie beim präperitonealen Zugang: Bei der videoassisitierten, präperitonealen Technik der Hernienreparation wird ein Raum, der in dieser Weise nicht existiert, durch Dilatation zweier Strukturen voneinander geschaffen. Dieser Raum liegt zwischen dem Peritoneum parietale und der Fascia transversalis. Die Sicht auf die Regio inguinalis erfolgt nun von dorsal, entge gen den üblichen Darstellungen von ventral, wie sie aus Anatomiebüchern bekannt sind. Als Orientierungspunkte dienen die folgenden vier Strukturen: - Linea alba - Plica umbilicalis lateralis - Plica epigastrica - Transversalisschlinge am inneren Leistenring Weiterhin wurden zwei Regionen definiert, die sich als besonders gefährdet bei den endoskopischen Methoden herausgestellt haben. Das sog. “Triangle of Doom” ist ein mit seiner Spitze zum inneren Leistenring ausgerichtetes Dreieck, das medial vom Ductus deferens und lateral von den Vasa testicularia begrenzt wird. In ihm verlaufen die Vasa iliaca externa sowie die sie begleitenden Lymphgefäße [95]. Lateral davon befindet sich das sog. „Triangle of Pain“, dessen kraniale Begrenzung der Tractus iliopub icus darstellt. Hierin verlaufen die beiden Äste des N. genitofemoralis, der N. cutaneus femoris lateralis und in der Tiefe der N. femoralis [4]. Seite 6 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Vasa epigastrica Henle-Schleife Plica umbilicalis med Corona mortis Ligamentum Cooperi Ramus obturatorius Nervus obturatorius Fascia transversalis Tractus iliopubicus N. cutaneus fem. lat. Vasa testicularia N. femoralis N. genitofemoralis Vasa iliaca Ductus deferens M. rectus abdominis a b c Hernia supravesicalis Hernia medialis Hernia lateralis blau Triangle of Doom rot Triangle of Pain Abbildung 2 Leistenregion aus endoskopischer Sicht (modifiziert nach [61]) In beiden Regionen sollte eine vorsichtige Präparation erfolgen sowie eine Fixierung der Netze vermieden werden, um schwerwiegende Blutungen und Dysästhesien sowie chronische Schmerzsyndrome zu verhindern. 1.1.2 Definition und Einteilung Als Hernie (= Bruch) bezeichnet man die Ausstülpung des Peritoneums parietale durch eine Lücke. Diese kann präformiert (wie bei Leistenhernien) oder sekundär erworben (Narbenhernien) sein. Wird diese Ausstülpung nach außen sichtbar, spricht man von einer äußeren Hernie. Dementsprechend kann es sich bei Vorwölbungen in Bauchfelltaschen um eine innere Hernie handeln. Weiterhin werden je nach Ausmaß der Vorwölbung komplette von inkompletten Hernien unterschieden. Eine Sonderform der Hernie stellt die sog. Gleithernie dar, bei der retroperitoneal gelegene Eingeweide vorfallen, so dass der Bruch nicht vollständig mit Peritoneum ausgekleidet ist [85]. Seite 7 Eine Hernie ist typischerweise aus folgenden Strukturen aufgebaut: Die Bruchpforte wird durch die verschiedenen Schichten der Bauchwand gebildet. Die Bezeichnung der Hernie richtet sich nach ihrer Lokalisation. Die Bruchpforte kann erworben oder angeboren sein. Der Bruchsack kleidet die Hernie aus und hat je nach Bruchgröße unterschiedliche Ausmaße. In den meisten Fällen wird er durch das Peritoneum gebildet. Der Bruchinhalt kann aus fast allen mobilen Strukturen des Bauc hraums bestehen, wobei am häufigsten Netz und Darm beteiligt sind. In der Regel wird der Bruch durch ein Transsudat gleitfähig gehalten. Bei lange bestehenden Hernien kann der Bruchinhalt seinen ursprünglichen Platz im Bauchraum verloren haben, dann spricht man von einer Eventrationshernie. Als Bruchhüllen bezeichnet man die den Bruchsack umgebenden anatomischen Schichten [80]. Die im Erwachsenen- und Kindesalter am häufigsten vorkommenden Hernien sind in der Leistenregion lokalisiert. Diese werden anatomisch traditionell nach ihrer Lage zu den epigastrischen Gefäßen eingeteilt. Abbildung 3 A B C Mediale Hernie Laterale Hernie Schenkelhernie 2 3 4 5 6 7 8 9 Ligamentum Cooperi Ductus deferens Vasa iliaca N. genitofemoralis Vasa testicularia Tractus iliopubicus Netzfläche Klammer Bruchpforten aus endoskopischer Sicht (modifiziert nach [83]) Seite 8 Dabei treten indirekte Hernien lateral der Vasa epigastrica durch den Anulus inguinalis profundus durch die Bauchdecke. Direkte Hernien finden sich medial der epigastrischen Gefäße und haben ihren Ursprung in dem muskelfreien Hesselbach-Dreieck. Als kombinierte Leistenhernie bezeichnet man Hernien mit zwei Bruchpforten, sowohl einer medialen als auch lateralen Lücke. Große, bis ins Skrotum reichende, indirekte Hernien werden zusätzlich als Skrotalhernie klassifiziert. Die Femoral- oder Schenkelhernien treten unterhalb des Leistenbandes durch die Lacuna vasorum zum Oberschenkel. Eine Übersicht gibt Tabelle 1. Tabelle 1 Anatomische Klassifikation der Leistenhernien Hernientyp Bruchpforte indirekt lateral der Vasa epigastrica (Anulus inguinalis profundus) direkt medial der Vasa epigastrica (Hesselbach-Dreieck) kombiniert laterale und mediale Bruchpforte skrotal laterale Bruchpforte, Bruchinhalt bis ins Skrotum reichend femoral unterhalb des Leistenbandes durch Lacuna vasorum In der Literatur finden sich eine Vielzahl weiterer, unterschiedlichster Klassifikationen, die neben den anatomischen Gegebenheiten auch eine Beschreibung der Bruc hgröße und des Fasziendefektes bzw. des Zustandes der Fascia transversalis enthalten. Am gebräuchlichsten ist hiervon die Klassifikation nach Nyhus [68]. Sie unterscheidet vier Typen von Leistenhernien, wobei der Größe der Bruchpforte und der Beschaffe nheit der Hinterwand eine besondere Bedeutung zukommen. Siehe Tabelle 2. Tabelle 2 Klassifikation der Leistenhernien nach Nyhus Hernientyp Definition 1 indirekte Hernie mit normalem inneren Leistenring 2 indirekte Hernie mit erweitertem inneren Leistenring 3a direkte Hernie mit Hinterwanddefekt 3b indirekte Hernie mit Hinterwanddefekt 3c Femoralhernie durch Lacuna vasorum 4 Rezidivhernie Seite 9 Die Anwendung dieser Klassifikation gestaltet sich bei dem präperitonealen Verfahren allerdings als schwierig, da es beim Aufblasen mit dem Ballon zur Schaffung des präperitonealen Raumes regelmäßig zum Einreißen der Fascia transversalis längs der Plica umbilicalis lateralis kommt [105]. Eine weitere Einteilung, die sowohl den offenen als auch laparoskopischen Zugang berücksichtigt, ist die von Schumpelick. Es werden hierbei die Lokalisation der Bruc hpforte (M = medial, L = lateral, F = femoral) und die Größe der Bruchpforte in ihrem Querdurchmesser angegeben [85]. Siehe auch Tabelle 3. Tabelle 3 Klassifikation der Leistenhernien nach Schumpelick Lokalisation der Bruchpforte Definition L laterale = indirekte Hernie M mediale = direkte Hernie F Femoralhernie C oder ML kombinierte Hernien Rx Rezidivhernien, Anzahl der Voroperationen Größe der Bruchpforte Definition I < 1,5 cm II 1,5 – 3 cm III > 3 cm Als Referenzgröße (1,5 cm) dient beim offenen Verfahren der Querdurchmesser der Zeigefingerkuppe des Operateurs, beim laparoskopischen Vorgehen eine Branche nlänge der Endoskopiezange. Trotz der Vielzahl der Klassifikationen hat sich in der Chirurgischen Klinik des St. Josef-Hospitals die Einteilung nach traditionellen anatomischen Gesichtspunkten bewährt, so dass sie auch im Folgenden ausschließlich verwendet wird. Die Beurteilung der Leistenhernie geschieht intraoperativ, da durch eine rein äußere, klinische Untersuchung die Unterscheidung nicht sicher erfolgen kann. Seite 10 1.1.3 Pathogenese In der Pathogenese der Leistenhernien sieht man heutzutage ein multifaktorielles Geschehen, das eine Kombination aus mehreren Faktoren und eine individuelle Disposition vereint. Dabei ist die Entstehung einer Hernie Ausdruck des Missverhältnisses zwischen der Druckbelastung und der Festigkeit der aus Muskeln, Faszien und Bindegewebe bestehenden vorderen Bauchwand. Die anatomischen Gegebenheiten mit den zwei prädeformierten Schwachstellen in der Leistenregion, nämlich dem muskelfreien Hesselbach-Dreieck und dem inneren Leistenring mit dem Durchtritt des Funiculus spermaticus bzw. des Lig. rotundum, bestimmen schließlich die Manifestationsorte der Hernienentwicklung [1, 85]. Die folgenden Faktoren spielen in der multifaktoriellen Genese eine wesentliche Ro lle: Intraabdominelle Druckerhöhung: Bereits 1870 wurde erstmals eine intraabdominelle Druckmessung durchgeführt [11]. Die damals gemessenen Werte entsprechen ungefähr den heute ermittelten Werten, dabei beträgt der Ruhedruck im Stehen ca. 1,72 kPa und im Liegen ca. 0,2 kPa. Beim Pressvorgang, Husten oder Niesen können Werte bis 20 kPa erreicht werden. Während sich der Druck innerhalb der Bauchhöhle auf horizontaler Ebene gleichmäßig verteilt, nimmt er im aufrechten Stand aufgrund des Gewichtes der Eingeweideorgane von kaudal nach kranial hin zu. Aus diesem Grunde ist auch eine stärkere Vorwölbung unterhalb des Nabels zu beobachten [49]. Während eine akute kurzzeitige Steigerung des intraabdominellen Drucks nicht zu einer erhöhten Inzidenz von Bauchwandhernien führt [73], ist dies für die chronische Drucksteigerung eindeutig nachgewiesen [53]. Hierdurch kommt es zum einen zu einem Festigkeitsverlust der Fascia transversalis, zum anderen wird der sphinkterartige Verschluß des inneren Leistenrings durch Schlingen der Bauchmuskulatur aufgeweitet und insuffizient. Weiterhin findet eine chronische Überdehnung der vorderen Bauchwand statt [53]. Chronische Erkrankungen mit nachgewiesener, erhöhter Inzidenz an Leistenhernien sind Adipositas, chronische Bronchitiden, Prostatahyperplasie, Obstipation, organische Dickdarmstenosen Seite 11 und Aszites. Des weiteren sind Schwangerschaften vermehrt mit Leistenhernien assoziiert [1, 49]. Bindegewebsstörungen: Dem unter dem Begriff Bindegewebsstörung oder Bindegewebsschwäche zusammengefassten kausalen Faktor liegt am ehesten eine Störung des Kollagenstoffwechsels zugrunde. Neben der altersbedingten Abnahme des Bauchfetts wird die Steigerung der Inzidenz einer Leistenhernie mit zunehmendem Alter auch durch eine altersbedingte Störung im Kollagenstoffwechsel verantwortlich gemacht. Natürlich spielt die erhöhte Rate an Erkrankungen beim älteren Menschen, die mit der zuvor beschriebenen Steigerung des intraabdominellen Drucks einhergehen, auch eine entscheidende Rolle. Die wichtige Rolle des Kollagenstoffwechsels konnte durch weitere experimentelle Arbeiten verdeutlich werden. Conner et al. konnten in einem Tierexperiment zeigen, dass durch die Störung der Kollagensynthese durch beta-Aminopropionitril (beschle unigte Kollagenbildung ohne Vernetzung) bei heranwachsenden Ratten Leistenhernien spontan in 50% der Fälle auftraten. Durch zusätzliche Inzision des inneren Leistenrings wurde bei 90% der Tiere ein Leistenbruch ausgebildet [19]. Genetische Erkrankungen, die mit eine r Störung der Bindegewebsstruktur einhergehen wie z.B. das Marfan-Syndrom oder das Ehler-Danlos-Syndrom, gehen ebenfalls mit einer erhöhten Inzidenz von Leistenhernien einher. Von dieser Tatsache ausgehend untersuchten Friedman et al. das Verhältnis von reifem, stabilem Kollagen I zu unreifem, mechanisch unstabilem Kollagen III. Bei Patienten mit Leistenhernien konnte ein deutlich verminderter Anteil des Typ I-Kollagen in Haut, Faszie und Bruchsack nachgewiesen werden, was ebenfalls die Bedeutung des Kollagens in der Pathogenese der Hernien unterstreicht [30]. Offener Processus vaginalis: Während der Embryonalentwicklung wandern die Keimdrüsen aus dem Bauchraum in den Hoden, was auch als Deszensus testis bezeichnet wird. Sie sind dabei von den beiden Blättern des Peritoneums umhüllt, dem sog. Processus vaginalis peritonei. Im Normalfall obliteriert der Processus vaginalis nach dem erfolgten Deszensus in den ersten Lebensjahren. Bei Neugeborenen findet sich in 80-94% ein offener Processus vaginalis, nach einem Jahr noch in 31%. Ein späterer Spontanverschluß ist selten. Seite 12 Bei ca. 25% persistiert der offene Processus bis in Erwachsenenalter [94]. Da trotz dieser hohen Raten die Inzidenz des Auftretens eines Leistenbruches in der Gesamtpopulation mit 1-2% deutlich niedriger ist, und auch bei den Kindern im ersten Lebensjahr nur bei 1-4% liegt, scheint der offene Processus vaginalis nicht die alleinige Ursache der Hernienentstehung zu sein [19]. Insuffizienter Sphinktermechanismus: Als Sphinktermechanismus des inneren Leistenrings bezeichnet man die nach kranial offene, U- förmige Verstärkung der Fascia transversalis (Henle-Schleife) und die Fasern des M. transversus. Bei Erschlaffung der Bauchdecken findet sich eine Media nstellung des Sphinkters mit relativ steilem Verlauf des Leistenkanals. In dieser Phase ist der innere Leistenring weit und geöffnet. Bei Anspannung der Bauchdecken kommt es zu einer Kontraktion des M. transversus und dadurch des Sphinkterapparats. Durch den Zug nach kranio- lateral verschließt sich der innere Leistenring, der Leistenkanal selbst nimmt einen eher transversalen Verlauf an. Eine Vorwölbung in den Leistenkanal ist dadurch kaum möglich [63]. Dies lässt sich bei einer in Lokalanästhesie durchgeführten konventionellen Herniotomie gut beobachten, wenn man den Patienten zur Betätigung der Bauchpresse auffordert [56]. Durch eine Lähmung oder Insuffizienz der Muskulatur z.B. nach einem Trauma oder einer lateralen Laparotomie im Rahmen eines operativen Eingriffs kann eine Störung des Sphinktermechanismus verursacht werden, die dann mit der Entstehung einer Leistenhernie einhergehen kann [63, 85]. Weitere Faktoren, die in der Hernienentwicklung eine Rolle spielen sollen, sind eher umstritten. Die Bedeutung des präperitonealen Fettgewebes ist weiterhin ungeklärt. Während einige Autoren durch das Fettgewebe eine Aufhebung bzw. Störung des Schichtengefüges im Bereich der muskulo-aponeurotischen Lücken in der Bauchwand sehen, durch die die Hernienentstehung begünstigt wird (sog. „lipo-aponeurotische Herniengenese“) [56], erachten andere das Fettgewebe als eine Art Schutzplombe für die potentiellen Bruchpforten [19, 85]. Unumstritten ist der Einfluß der anatomischen Varianten. Ein schmales, steiles Becken verändert die Ansatzwinkel der Bauchmuskeln, was zu einer Vergrößerung des Hes- Seite 13 selbach-Dreiecks führt. Dies liegt auch der Tatsache zugrunde, dass bei Frauen mit eher breitem Becken nur selten eine direkte Hernie auftritt [19]. 1.1.4 Epidemiologie Die Leistenhernien stellen mit ca. 80% den größten Anteil aller Hernien des Erwachsenen. Schenkelhernien finden in ca. 10% der Fälle. Die Inzidenz von Leistenbrüchen in Deutschland beträgt zur Zeit bezogen auf die Gesamtbevölkerung ca. 0,3-0,5%. Dabei wird für Männer eine Inzidenz von 2% und für Frauen von 0,3% angegeben. Man geht von einer jährlichen Leistenhernienoperationszahl von ca. 200000-220000 aus. Während bei Kindern 90% der Leistenhernien beim männlichen Geschlecht auftreten und 70% der Inkarzerationen sich im ersten Lebensjahr ereignen, ist bei den Erwachsenen eine andere statistische Aufteilung zu erkennen [41]. Zwar ist die Verteilung hier auch signifikant zu Lasten des männlichen Geschlechts verschoben, allerdings kann man heutzutage nicht mehr, wie noch vor 100 Jahren, von einem Verhältnis von 20:1 ausgehen [6]. In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis immer mehr zum weiblichen Geschlecht verlagert, gegenwärtig geht man je nach Autor von einem Verhältnis von 4:1 bis 8:1 Männer: Frauen aus. Der Häufigkeitsgipfel für das Auftreten einer Leis tenhernie liegt in der Gruppe der 55-75jährigen. Inkarzerationen finden sich am häufigsten um das 80. Lebensjahr, wobei die Inzidenz einer Inkarzeration insgesamt bei 12-15 pro 100000 anzunehmen ist [41]. Die statistische Verteilung der Leistenhernienformen ist eindeutig in Richtung der indirekten Hernien verschoben, die bei den Männern mit 55% und bei den Frauen mit 33% die häufigste Bruchform darstellen. Die direkten Hernien treten bei Männern mit 28% am zweithäufigsten auf, bei Frauen machen sie mit 1,5% allerdings nur einen geringen Anteil aus. Bei ihnen ist wiederum die Schenkelhernie mit 11,1% relativ häufig anzutreffen [85]. Beidseitige Hernien liegen bei 10-15% vor, wobei es sich zu 80% um direkte Hernien handelt [45]. Seite 14 1.2 Chirurgie der Leistenhernien 1.2.1 Geschichte der Leistenhernienchirurgie Die Beschreibung von Leistenhernien und die daraus resultierende Problematik lässt sich weit zurückverfolgen. Bereits 1555 v. Chr. wurde im ägyptischen Papyrus Ebers die Leistenhernie beschrieben. Dies ist der älteste existierende Hinweis über Hernien. Das Wort Hernie selbst leitet sich vom griechischen Wort „hernios“ = Knospe ab. Hippokrates (460- 375 v. Chr.) und Praxagoras von Kos (400 v. Chr.) beschäftigten sich ebenfalls mit den Brüchen der Scham- u. Nabelgegend. Hier war bereits das Grundprinzip der Reposition des Bruches und das Zurückhalten mittels einer Art Bruchband zu erkennen. Erste anatomische Untersuchungen der Leistenregion führte Galen (131-210 n. Chr.) durch. Die exakte Darstellung der Le istenregion mit den wesentlichen anatomischen Strukturen erfolgte Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Hier sind vor allem Gimbernati, Cooper und Hesselbach zu erwähnen [85]. Obwohl bereits in der Antike erkannt wurde, dass die konservative Therapie mit Reposition und Bruchband keine dauerhafte Heilung brachte, und dass diese nur durch einen operativen Eingriff zu erzielen war, existierte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts keine eigentliche Chirurgie der Leistenhernien, da dies von Seiten der Kirche verboten wurde [76]. Die chirurgischen Tätigkeiten wurden von umherziehenden Barbieren ausgeführt. Es wurden verschiedenste Möglichkeiten entwickelt, im Bereich der Leistenregion eine Narbenplatte zu induzieren, um so eine Festigkeit zu erreichen. Dies reic hte vom Gebrauch von Glüheisen, Bandagen, Applikation von Eisenfeilspänen zur magnetischen Reposition bis zur Injektion der verschiedensten Substanzen, die durch eine Entzündung zur Ausbildung einer Narbenplatte führen sollten [85]. Später wurde durch die sog. Bruchschneider eine Spaltung des äußeren Leistenrings bis auf den Bruchsack durchgeführt, der Bruchinhalt reponiert und der Bruchsack selber mitsamt Samenstrang ligiert. Zusätzlich wurde oftmals eine Ablatio testis vorgenommen. Die Ergebnisse dieser Operationen waren allerdings katastrophal, die meisten Patienten verstarben an Infektionen, Darmgangränen oder schweren Blutungen [76, 82]. Seite 15 Mit Einführung der Anästhesie und dem Wissen um Asepsis und Antisepsis Ende des 19. Jahrhunderts begann das eigentliche Zeitalter der Hernienchirurgie. Bislang wurde bei allen Operationen lediglich der Bruchsack abgetragen. Einer der ersten, der den Versuch machte, neben der Abtragung des Bruchsacks zur Ursache nbehebung eine Einengung der Bruchpforte herbeizuführen, war im Jahre 1877 Czerny. Er führte nach Freilegung des Bruchsacks, Reposition des Inhalts und anschließender Abtragung des Bruchsackes eine Verengung der Bruchpforte durch eine sog. „Miedernaht“ durch. Wie alle seine Vorgänger operierte er allerdings auch vom äußeren Leistenring aus, so dass durch sein Verfahren auch nur an diesem eine Einengung erzielt werden konnte [21]. Lucas-Championnière war der erste, der 1881 die Spaltung der Externus-Aponeurose zur Freilegung des inneren Leistenrings und zur Darstellung der Fascia transversalis durchführte. Damit war der entscheidende Schritt in der Hernienchirurgie, nämlich die Möglichkeit zur Reparation der Hinterwand des Leistenkanals, getan [82]. Dieser Ansatz, den inneren Leistenring einzuengen, wurde in der Folgezeit von mehreren Chirurgen aufgegriffen. Der erste, der ein taktisch operatives Prinzip der Leistenhernienversorgung definierte, war Bassini 1890. Neben der Versorgung des Bruchsackes beschrieb er detailliert die Naht der „dreifachen Schicht“ aus M. obliquus internus, M. transversus und Fascia transversalis an den Hinterrand des Leistenbandes. Als Nahtmaterial verwendete er nicht-resorbierbare Seide. Als Beweis des Erfolgs seines Verfahrens konnte er in einer Studie nach 6 Jahren eine Rezidivrate von 2,9% nachweisen. 95% der von ihm operierten Patienten wurden dafür nachuntersucht [6]. Da dieses Verfahren einen neuen Standard in der Leistenhernienchirurgie setzte, wurde es von vielen aufgegriffen und modifiziert (Ferguson, Halsted, Lotheissen, Kirschner, Hackenbruch). Erst Mitte des 20. Jahrhunderts kam es zu einer Weiterentwicklung des Konzepts von Bassini. McVay und Anson (1946) und vor allem Shouldice (1945) konnten nachweisen, dass die besten Ergebnisse durch die Rekonstruktion der Leistenkanalhinterwand auf der Ebene der Fascia transversalis zu erzielen waren. Aus diesem Grunde entwickelte Shouldice eine standarisierte Technik mit fortlaufender Doppelung der Fascia transversalis und zusätzlicher Fixierung von M. transversus bzw. M. obliquus internus Seite 16 (ebenfalls fortlaufend) am Leistenband [8]. Trotzdem konnte der konstant hohe Anteil an Rezidiven von ca. 15% durch diese Methode nicht gesenkt werden. Dies verstärkte die Idee, den Bruchlückenverschluß mit künstlichem Material durchzuführen. Bereits Billroth war 1878 der Überzeugung, dass nur so eine Radikaltherapie der Hernien erzielt werden könnte: „Wenn wir künstliches Gewebe mit der Dichtigkeit und Festigkeit von Fascie oder Sehne herstellen könnten, wäre das Geheimnis der radikalen Hernienbehandlung entdeckt.“ [36]. Neben dem Versuch der Verwendung von autologem Material (Periostlappen, Fascia lata-Streifen) wurden zunehmend auch künstliche Materialien genutzt. Bereits 1889 beschrieb Witzel die Verwendung von Silberdrahtnetzen [106]. 1940 wurden von Ogilvie Stoffnetze und von Preston Drahtnetze im Rahmen der Kriegschirurgie implantiert. Nach dem 2. Weltkrieg wurden dann die polymeren Kunststoffe entwickelt, die in der Chirurgie zunehmend verwendet wurden. Allerdings wurden die ersten alloplastischen Netze erst in den 60er Jahren systematisch eingesetzt und ihre Eignung auch tierexperimentell bestätigt [71]. Als einer der ersten beschrieb Usher 1958 die Verwendung eines Polypropylene-Netzes zur Versorgung von Narbenhernien [98], in deren Therapie sie sich dann schnell durchsetzten. 1973 beschrieb Stoppa erstmals die präperitoneale Implantation eines Riesennetzes zur Versorgung großer, komplizierter Hernien über einen medianen Unterbauchschnitt. Das Netz wurde so groß gewählt, dass beide Leistenregionen und auch die femorale Bruchlücke ausreichend abgedeckt wurden [96]. Lichtenstein entwickelte 1986 durch die Verwendung eines unter die Externus-Aponeurose implantierten Netzes die spannungsfreie Technik („Tension free“-Reparation) über den transinguinalen Zugang [59]. Rutkow kombinierte dieses Netz noch mit einer schirmchenartigen Netzplombe [81]. Beide Verfahren wurden wegen ihrer relativ einfachen Technik, der Möglichkeit einer Durchführung in Lokalanästhesie und der geringen Rezidivraten sehr erfolgreich. Seite 17 Im Zuge des Vormarsches der Laparoskopie Ende der 80er-Jahre entwickelte sich die Hernienchirurgie auch in diese Richtung weiter. Der Gynäkologe Bogojavlensky gilt als Erster, der 1989 über eine Laparoskopie eine indirekte Leistenhernie versorgte. Er eröffnete dafür das Peritoneum über dem Defekt, verstopfte ihn mit Vicryl-Netzen und engte den inneren Leistenring zusätzlich durch Nähte ein [15]. In der Folgezeit wurden verschiedenste Versuche der laparoskopischen Bruchversorgung unterno mmen. Diese umfassten das Einlegen von Netzröllchen in den Bruchsack, den Verschluß der Bruc hpforte mit Titanclips oder fortlaufender Naht [65]. Schon bald wurde allerdings erkannt, dass hierdurch keine spannungsfreie Reparation erreicht werden konnte. Schultz (1990), Corbitt (1991) und Arregui (1991) nahmen die schon zuvor erfolgten Versuche des Bruchlückenverschlusses mit einem Kunststoffpatch auf und entwickelten hieraus die „transabdominelle präperitoneale Patch-Plastik“ (TAPP). Hierbei wurde das Peritoneum über der Inguinalregion inzidiert, das Kunststoffnetz präperitoneal zur Abdeckung der Bruchpforten plaziert und mit Nähten fixiert und anschließend das Peritoneum wieder verschlossen [5]. Fast gleichzeitig entwickelten in Frankreich Dulucq und Bergin und in den USA Ferzli, McKernan und Phillips 1991/92 die „total extraperitoneale Patch-Plastik“ (TEP). Durch komplette Verlagerung aller Operationsschritte in den präperitonealen Raum konnten die Risiken des transabdominellen Zugangswegs vermieden werden [23, 40]. Eine genauere Beschreibung dieser Technik erfolgt im Methodenteil dieser Arbeit. 1.2.2 Aktueller Stand der Leistenhernienchirurgie Das große Interesse und auch die hohe sozioökonomische Bedeutung der Leistenhe rnienoperation liegt darin begründet, dass sie aufgrund der hohen Inzidenz an Leistenbrüchen zu den häufigsten allgemeinchirurgischen Eingriffen gehört [41]. Auf Deutschland bezogen handelt es sich um ca. 200000 Leistenhernien jährlich, die in ca. 2000 operativen Abteilungen von ca. 8000 Chirur gen operiert werden [84]. Aufgrund dieser hohen Anzahl von Operationen ist es verständlich, dass das Auftreten von Rezi- Seite 18 diven und Komplikationen nicht nur eine Beeinträchtigung der Patientenversorgung darstellt, sondern auch mit einem großen ökonomische n Schaden verbunden ist. Gerade die immer noch unbefriedigend hohe Rate an Rezidiven hat dazu geführt, dass neue operative Verfahren entwickelt wurden, die die Ergebnisse verbessern sollten. Mit Einführung der videoassistierten Verfahren Anfang der 90er-Jahre und der Verwendung von alloplastischen Materialien hat die Leistenhernienchirurgie einen erheblichen Wandel erfahren. Hierdurch konnte eine neue Verfahrensvielfalt erzielt werden. Allerdings wird seitdem die Diskussion um die optimale Verfahrenswahl kontrovers geführt [41]. Um die verschiedenen Reparationsverfahren zu unterscheiden, teilt man sie in die fo lgenden drei Gruppen ein: 1. Offene Nahtverfahren (Shouldice, Bassini, McVay) 2. Offene, spannungsfreie Verfahren unter Verwendung eines Kunststoffnetzes (Lichtenstein, Rutkow, Stoppa) 3. Videoassistierte, spannungsfreie Verfahren unter Verwendung eines Kunststoffnetzes (TEP, TAPP) Um die Effizienz der verschiedenen Methoden vergleichen zu können, orientiert man sich in der heutigen Hernienchirurgie an folgenden Endpunkten: 1. Rezidivrate 2. Intra- u. postoperative Komplikationen (Morbidität) 3. Zeit bis zur Wiederaufnahme von Arbeit u. Freizeitaktivität 4. Kosten 5. Hospitalisationszeit 6. Schwierigkeitsgrad und technische Durchführbarkeit Leider hat die Verfahrensvielfalt dazu geführt, dass die einzelnen Methoden größtenteils einseitig propagiert werden. Seite 19 In der Literatur existieren unzählige Studien zu jedem Operationsverfahren, die die einzelnen Vor- u. Nachteile darstellen. Bis auf wenige Ausnahmen sehen die meisten Autoren die spannungsfreien Verfahren (sog. „Tension free“-Techniken) unter Verwendung eines Kunststoffnetzes, egal ob über den transinguinalen, transabdominellen oder präperitonealen Zugang, den offenen Nahtverfahren als überlegen an [31, 34, 40, 84, 90, 93]. Hierbei haben sich in Deutschland die videoassistierten Verfahren in letzter Zeit zunehmend durchgesetzt. Zahlreiche Studien belegen geringere postoperative Schmerzen, eine frühzeitige Mobilisation mit schneller Rückkehr zur Arbeitsfähigkeit und sportlicher Betätigung, einen Vorteil im Erkennen und in der Therapie bilateraler Hernien, einer Überlegenheit in der Behandlung von Rezidivhernien sowie einer niedrigeren Rezidivrate bei Versorgung von Primärhernien [14, 17, 31, 91]. Allerdings gibt es in Deutschland auch die größten Kritiker bezüglich der videoassistierten Verfahren. Neben den erhöhten Kosten, der technisch schwierigeren Durchführbarkeit und der Bedingung einer Vollnarkose wird vor allem die Einbringung eines Kunststoffnetzes angeführt. Hier werden neben chronischen Schmerzsyndromen, Netzinfektionen, Netzschrumpfungen und -wanderungen vor allem chronische Fremdkörperreaktionen beschrieben, die gerade durch nicht vorhandenen Langzeitergebnisse ein nicht kalk ulierbares Risiko darstellen sollen [39, 48, 50, 87, 88]. Trotzdem lässt sich der Erfolg der videoassistierten Hernioplastik nicht bestreiten. Die letzte offizielle Statistik der Ärztekammer zeigt eine Zunahme der spannungsfreien Verfahren, wobei 1999 27% der Patienten laparoskopisch und 18% konventionell unter Verwendung eines Kunststoffnetzes operiert wurden. Insgesamt wurde bei mehr als der Hälfte der Leistenbruchoperationen Fremdmaterial eingebracht. Die Operation nach Shouldice hatte ihren Höhepunkt 1994 und verzeichnet seitdem stetig abnehme nde Zahlen [57]. Inzwischen muß man von einer weiteren Zunahme der oben beschriebenen Tendenzen ausgehen. In welche Richtung sich die Leistenhernienchirurgie weiter entwickeln wird, werden daher die nächsten Jahre zeigen, wenn vor allem erste Langzeitstudien über die videoassistierten Verfahren vorliegen. Insgesamt ist ein weiterer Vormarsch der „Tension Seite 20 free“-Techniken zu erwarten, die zunehmend beherrschende Frage wird die des optimalen Netzmaterials und seiner Eigenschaften hinsichtlich der Biokompatibilität werden. 1.3 Problemstellung In der Chirurgischen Klinik der Universitätsklinik St. Josef- Hospital Bochum hat sich die videoassistierte extraperitoneale Patch-Plastik (TEP) als ein Standardverfahren zur Leistenbruchversorgung etabliert. In einer vorausgegangenen Arbeit („Mittelfristige Ergebnisse nach total extraperitonealem Bruchlückenverschluß (TEP)“[103]) konnte der Vorteil dieses Verfahrens dargestellt werden. Es ließ sich allerdings auch zeigen, dass ein Wandel der ursprünglich ve rwendeten Netzkonfiguration des zunächst einfachen, dann einfachen, geschlitzten Netzes zu anderen Netzformen notwendig war, um Rezidive von kaudal und dann sog. „Schlitzr ezidive“ zu verme iden. Aus dieser Überlegung wurde die sog. „Double Mesh-Technik“ eingeführt. Diese gewährleistete zum einen eine Überlappung aller potentiellen Bruchpforten, als auch eine zusätzliche Abdeckung des Schlitzes. Allerdings wurde hierdurch die Menge des implantierten Fremdmaterials deutlich erhöht. Um dem Rechnung zu tragen, entstand der sog. „Türflügel“, auf ein ursprüngliches Netz wurde ein halbiertes als lateral angeschlagener Türflügel aufgenäht. Im Verlauf dieser Studie wurde es als sog. „Bochumer Netz“ konventionell gefertigt. Der eingebrachte Fremdkörperanteil konnte dadurch reduziert werden. Ziel dieser Studie war es, die unterschiedlichen Netzformen hinsichtlich der bekannten Qualitätsmerkmale für die Leistenhernienchirurgie zu untersuchen. Seite 21 An einem großem Patientenkollektiv sollte anhand eines Fragebogens und ggf. einer klinischen Untersuchung neben der Rezidivrate, den Früh- u. Spätkomplikationen, der Zufriedenheit mit dem Operationsergebnis das subjektiv geschilderte Fremdkörpergefühl analysiert werden. Insbesondere war von Interesse, ob durch die unterschiedliche Menge des eingebrachten Fremdmaterials Auswirkungen auf das klinische Outcome der Patienten zu beobachten waren. Seite 22 2 Patienten und Methodik 2.1 Studiendesign Bei dieser Studie handelte es sich um eine klinische, retrospektiv angelegte Untersuchung an dem Patientengut der Chirurgischen Klinik des St. Josef- Hospitals in Bochum. Der der Studie zugrunde liegende Zeitraum umfasste alle Operationen, die vom 01.01.1999 – 31.03.2001 durchgeführt wurden. In einer vorausgegangenen Arbeit konnte bereits an einem Kollektiv von 623 Patie nten, die in dem Zeitraum vom 01.01.1996 – 31.12.1998 operiert wurden, die Überlegenheit der videoassistierten Technik gegenüber den konventionellen Verfahren gezeigt werden („Mittelfristige Ergebnisse nach total extraperitonealem Bruchlückenverschluß (TEP)“[103]). Um die in der Zwischenzeit hinsichtlich der Netzkonfiguration weiterentwickelte Technik bezüglich der Qualitätsmerkmale der Leistenhernienchirurgie analysieren zu können, wurde ein weiteres Patientenkollektiv retrospektiv ermittelt. Dazu wurden die Operations- u. Patientendaten dem klinikinternen Dokumentationssystem Medwork (Firma Lenz u. Partner) entnommen. Alle in diesem Kollektiv enthaltenen Patienten wurden anhand eines standardisierten Fragebogens schriftlich nachbefragt. Die schriftliche Befragung wurde frühestens nach Ablauf von 6 Monaten postoperativ durchgeführt. Die Fragen bezogen sich zum einen auf objektive Charakteristika (Größe, Gewicht, Beruf, Dauer der Arbeitsunfähigkeit, postoperative Komplikationen) als auch auf subjektive Beschwerden (Schmerzen, Sensibilitätsstörungen, Fremdkörpergefühl). Die Fragen wurden einfach und verständlich formuliert. Außerdem wurde Platz für persönliche Mitteilungen gelassen. Zum Schluß konnte das Operationsergebnis mittels Noten von 1 bis 6 bewertet werden. Der Fragebogen findet sich im Anhang dieser Arbeit. Alle Patienten, die Beschwerden angaben oder bei denen der Verdacht auf das Vorliegen eines Rezidivs bestand, wurden zu einer klinischen Nachuntersuchung einbestellt. Diese wurde von einem in der Operationstechnik erfahrenen Facharzt vorgeno mmen. Seite 23 Weitere Informationen zum postoperativen Verlauf wurden den Kranken- oder Ambulanzakten entnommen. Die Operationen selbst wurden in dem Beobachtungszeitraum von insgesamt 13 verschiedenen Operateuren durchgeführt, wobei immer ein erfahrener Facharzt entweder als Operateur selbst oder als Assistent beteiligt war. Welche Technik hinsichtlich der Netzkonfiguration gewählt wurde, hing von der Entscheidung des Operateurs ab, eine Standardisierung oder Randomisierung wurde nicht vorgenommen. 2.2 Patienten: Ein- u. Ausschlusskriterien Die vorliegende Studie bezog sich auf den Beobachtungszeitraum vom 01.01.1999 bis zum 31.03.2001. In dieser Zeit wurden in der Chirurgischen Klinik des St. Josef-Hospitals insgesamt 575 Patienten an einer Inguinal- oder Femoralhernie operiert, wobei insgesamt 749 Hernien operativ versorgt wurden. Die Wahl des Operationsverfahrens wurde durch mehrere Faktoren bestimmt, wobei schwere kardio-pulmonale Vorerkrankungen, ausgedehnte Voroperationen im Bereich des Unterbauches, eine pathologische Blutgerinnung sowie Inkarzerationen eine entscheidende Rolle spielten. In die Untersuchung wurden alle Patienten eingeschlossen, bei denen die Operation mittels der videoassistierten, total extraperitonealen Patch-Plastik (TEP) begonnen und auch beendet wurde. Ausgeschlossen wurden die Patienten, die einen konventionellen Bruchlückenverschluß (mit oder ohne Netz) erhielten, bei denen ein Umstieg von der TEP auf andere Verfahren notwendig war, oder bei denen ein Bruchlückenverschluß in der TAPP-Technik durchgeführt wurde. Dadurch ergab sich ein Patientenkollektiv von 508 Patienten mit 680 Hernien, d.h. der Bruchlückenverschluß erfolgte zu 90,8% in der TEP-Technik. Die Verteilung der anderen Techniken demonstriert Abbildung 4: Seite 24 TEP Lichtenstein Shouldice Stoppa TAPP Sonstige 508 55 6 2 3 Abbildung 4 1 Verteilung der Leistenhernien-Operationsverfahren (Absolut-Zahlen) Im Untersuchungszeitraum war in drei Fällen ein Umstieg von der TEP auf ein anderes Verfahren notwendig. In einem Fall wurde die Operation aufgrund von Verwachsungen nach Voroperationen als TAPP (Konversionsrate 0,2%), in den zwei anderen Fällen wurde sie konventionell (einmal nach Shouldice und einmal nach Lichtenstein) beendet (Konversionsrate 0,4%). Ursache für den Umstieg waren hier ebenfalls Verwachsungen und eine Inkarzeration. 2.3 Methodik 2.3.1 Prä-, peri- und postoperative Maßnahmen Die Indikation zur Operation und die Wahl des Operationsverfahrens erfolgte in allen Fällen durch einen Facharzt. Zur präoperativen Vorbereitung gehörte neben einer körperlichen Untersuchung eine Bestimmung der laborchemischen Parameter, ein Ruhe-EKG und bei Patienten über 50 Jahren eine Röntgen-Thoraxaufnahme in 2 Ebenen. Seite 25 Während des stationären Aufenthaltes wurde eine Thromboseprophylaxe mit einem niedermolekularen Heparin durchgeführt. Kurz vor der Operation wurden die Patienten aufgefordert, ihre Blase zu entleeren. Auf die Anlage eines Blasendauerkatheters konnte dadurch ve rzichtet werden. Eine prophylaktische Antibiotika-Gabe perioperativ erfolgte standardisiert nicht. Postoperativ erhielten die Patienten Cold-Packs auf die operierte Region und bei Bedarf ein Analgetikum. Am Operationstag wurde besonders auf das Auftreten einer Schwellung im OP-Gebiet und eine normale Miktion geachtet. Je nach subjektivem Befinden konnte der Patient in der Regel schon am Operationstag frühmobilisiert werden, die Entlassung erfolgte bei ausreichender Schmerzfreiheit. Vor der Entlassung wurde nochmals eine klinische Untersuchung durchgeführt, um Frührezid ive, Wundinfektionen, Hämatome oder Serome zu erkennen. Hinsichtlich der Weiterbehandlung wurde den Patienten empfohlen, für 7-10 Tage eine relative körperliche Schonung einzuhalten. Anschließend sollte die Belastung schmerzorie ntiert erfolgen. 2.3.2 Anästhesie Die videoassistierten Bruchlückenverschlüsse wurden alle in einer Intubationsnarkose mit kontrollierter Beatmung durchgeführt. Die Notwendigkeit hierzu ergab sich zum einen dadurch, dass durch die Insufflation von CO2 in den präperitonealen Raum die Atemmechanik verändert wurde, zum anderen dadurch, dass durch die Resorption des Kohlendioxids vermehrte Atemarbeit zur Aufrechterhaltung des Gasaustausches anfiel. Weiterhin bot einzig die Intubation einen sicheren Schutz vor Aspiration, da einerseits der Patient während der Operation zwischenzeitlich in eine Kopftieflage gebracht wurde und andererseits durch das Verfahren der intraabdominelle Druck gesteigert wurde. Seite 26 2.3.3 Operationstechnik: Die total extraperitoneale Patch-Plastik (TEP) Die total extraperitoneale Patch-Plastik zur Leistenbruchversorgung hat sich in der Chirurgischen Klinik des St. Josef- Hospitals zu einem Standardeingriff entwickelt. Die Operationstechnik wird im Folgenden daher nach den dort eingeführten Standards beschrieben. Für die Operation wird der Patient unabhängig von der zu operierenden Seite mit Abduktion des rechten und Adduktion des linken Armes gelagert. Anschließend wird das Kopfteil um 20-30° abgesenkt , was als sog. Trendelenburg-Position bezeichnet wird. Um ein Herunterrutschen zu verhindern, werden Schulterstützen angebracht. Abbildung 5 Position des Operationsteams und der Apparatur (modifiziert nach [83]) Der Operateur steht auf der linken Seite des Patienten, der Assistent entweder auf der rechten Seite oder am Kopfende. Der Videoturm wird in der Regel am rechtsseitigen Fußende des Patienten aufgebaut, die instrumentierende OP-Pflegekraft steht am linksseitigen Fußende. Nach der Desinfektion und dem sterilen Abdecken wird infraumbilical durch Hautinzision der Zugang für den Optiktrokar geschaffen. Nach stumpfer Präparation des subcutanen Fettgewebes wird das vordere Rektusscheidenblatt dargestellt, das quer inzi- Seite 27 diert wird. Der darunter gelegene M. rectus abdominis wird dann von der Mittellinie ausgehend nach lateral geschoben, um das hintere Rektusscheidenblatt zu identifizieren. Auf diesem, also zwischen M. rectus abdominis und hinterem Rektussche idenblatt, geht man ein. Damit ist der Zugang zum präperitonealen Raum geschaffen, da kaudal der Linia arcuata das hintere Rektussche idenblatt nicht mehr vorhanden ist und man so die präperitoneale Schicht erreicht. Anschließend wird über den so geschaffenen Zugang der Dissektionstrokar (sog. Ba llon-Spacemaker) Richtung Symphyse vorgeschoben. Über einen Ventilmechanismus wird unter Sicht der präperitoneale Raum aufdilatiert. Hierbei entfaltet sich der Ballon und erzeugt einen gleichmäßig verteilenden Druck, wodurch es in der Regel zu einem stumpfen Einriß der Fascia transversalis kommt. Der so erzeugte Druck kann bis zu 100 mmHg betragen. Präperitoneales Fett Vasa epigastrica Peritoneum Abbildung 6 Dissektion des präperitonealen Raumes mit Blick durch den Spacemaker-Ballon Die Dilatation mittels Ballon-Spacemaker hat sich als die am wenigsten traumatisierende Art zur Schaffung des präperitonealen Raumes etabliert. Seite 28 Anschließend wird nach Entfernung des Spacemakers der 10 mm Kameratrokar eingebracht, das CO2 zur Aufrechterhaltung des Extrapneumoperitoneums insuffliert und eine 0°-Optik eingeführt. Der Insufflationsdruck wird dabei auf 12 mmHg begrenzt. Dann werden 2 zusätzliche Arbeitstrokare positioniert. Bei einer einseitigen Hernie wird der erste 5 mm Trokar leicht lateral der Linea alba im oberen Drittel zwischen Nabel und Symphyse eingebracht. Der zweite 5 mm Trokar wird weiter lateral auf Höhe der Spina iliaca anterior, aber ebenfalls unterhalb des Nabels angelegt. Bei dieser Positionierung ist die Gefahr einer Verletzung des Peritonealsacks und damit von Darmanteilen besonders groß, sie sollte daher immer unter Sicht erfolgen, ggf. kann eine vorherige Probepunktion mit einer Kanüle sinnvoll sein. Bei der Versorgung von beidseitigen Hernien werden beide Arbeitstrokare über den lateralen Zugang angelegt. Nach der Darstellung der anatomischen Strukturen und Identifizierung der Hernie wird der Bruchsack aus der Bruchlücke (entweder Hesselbach-Dreieck oder Anulus inguinalis profundus) herausgelöst. Laterale Bruchpforte Vasa epigastrica Abbildung 7 Identifikation der indirekten Hernie Seite 29 Peritoneale Umschlagfalte Abbildung 8 Präparation des Bruchsacks Anschließend werden der Ductus deferens und die Vasa testicularia schrittweise durch stumpfe Präparation vom Bruchsack isoliert und weit nach proximal mobilisiert. Wesentlich ist eine langstreckige Abpräparation des Peritoneums vom Samenstrang unter Vermeidung einer Devaskularisation. Hierdurch wird später ein vollständiges, glockenförmiges Überdecken des Netzes gewährleistet und ein Hochschlagen des Netzes verhindert. Ductus deferens Abbildung 9 Identifikation des Ductus deferens Seite 30 Der isolierte Samenstrang kann nun mit der Zange unterfahren werden, der Bruchsack wird ca. 8-10 cm weit von der Bruchpforte wegpräpariert, so dass so ein ausreichend großes Netzlager geschaffen wird. Abbildung 10 Unterfahren des Samenstrangs und Schaffung des Netzlagers Nun werden sämtliche Bruchpforten noch einmal inspiziert, ein zusätzlich bestehendes präperitoneales Lipom kann eventuell mitentfernt werden. Anschließend wird das Netz zur Plazierung vorbereitet. Je nachdem, ob eine DoubleMesh Technik, eine Türflügeltechnik oder ein einfaches Netz gewählt wird, unterscheidet sich die eigentliche Anlage des Netzes. Diese wird im nächsten Kapitel ausführlich beschrieben. Gemeinsam ist allen Techniken, dass das Netz über den Kameraport eingebracht wird und dann so positioniert wird, dass alle Bruchpforten (sowohl die eigentliche als auch die potentiellen) weit überlappt werden. Die Überlappung sollte dabei 3 cm nicht unterschreiten. Auf eine Staplerfixierung kann durch die spezielle Schlitzung der Netze verzichtet werden, so können die beschriebenen Komplikationen verhindert werden. Die zwei folgenden Bilder zeigen die Anordnung der Netze bei der Double MeshTechnik. Seite 31 Abbildung 11 Positionierung des geschlitzten Basis -Mesh (Double Mesh-Technik) Abbildung 12 Fertigstellen des Double Mesh Nach der faltenfreien Positionierung der Netze wird das CO2 unter Kamerasicht langsam abgelassen. So wird die Netzlage bis zur vollständigen Kollabierung des präperitonealen Raumes kontrolliert, ein Aufrollen oder Hochschlagen des Netzes kann rechtzeitig erkannt werden. Seite 32 Peritoneum Abbildung 13 Ablassen des Gases unter Sicht und Zug des zuvor abgelösten Peritoneums über die kaudale Netzkante Vor Ablassen des Gases wird der Situs noch auf Bluttrockenhe it überprüft, in der Regel ist durch die schonende stumpfe Präparation die Einlage einer Redon-Drainage nicht notwendig. Sollte trotzdem eine größere Blutung auftreten, kann die Drainage über einen Arbeitszugang problemlos ausgeleitet werden. 2.3.4 Unterschiede zwischen den verschieden angelegten Patch-Plastiken Die Erstbeschreiber der TEP verwendeten zum Bruchlückenverschluß ein einfaches Netz, das zusätzlich mittels Stapler fixiert wurde. In den ersten Jahren nach Einführung des Operationsverfahrens in der Chirurgischen Klinik des St. Josef-Hospitals wurde ebenfalls ein einfaches, ca. 10 x 15 cm großes Netz verwendet, das fixiert wurde. Im Laufe der Zeit stellte sich allerdings heraus, dass die Stapler-Fixierung keine wesentlichen Vorteile brachte. Auf Rücksicht auf die anatomischen Strukturen konnten die Tacker nur an ungefährdeten Strukturen wie dem Cooper-Ligament fixiert werden. Die Gebiete, wo eine Fixierung sinnvoller bezüglich der Rezidivvermeidung erschien, konnten wegen der Gefährdung von Nervenstrukturen nicht genutzt werden. Seite 33 So ging man zunehmend dazu über, das Netz unfixiert einzulegen, da ein Verrutschen durch die Größe und das Verkleben des präperitonealen Raum nach Ablassen des Gases verhindert wurde. Trotzdem kam es zu Rezidiven, die sich in vielen Fällen entlang des Same nstrangs von kaudal und von lateral her bildeten. Aus einer Einzelbeobachtung heraus entstand die Idee, das Netz von kranial her zu schlitzen und um den Samenstrang herum zu legen, so dass die kaudale Hälfte des Netzes unter dem Samenstrang zu liegen kam. Hierdurch konnten alle Bruchpforten gut abgedeckt werden, besonders von kaudal her war die Inguinalregion besser gesichert, und ein Verrutschen des Netzes war nicht mehr möglich. Allerdings war eine neue Schwachstelle geschaffen, der Netzschlitz. Wie bereits vorher wollte man auf einen Verschluß mit dem Stapler verzichten, musste dafür aber die relativ ungeschützte Schlitzöffnung in Kauf nehmen. Dieses Problem wurde durch Einbringen eines zweiten Netzes zur Abdeckung des Schlitzes gelöst. Die Double-Mesh Technik: Hierbei erfolgt der Bruchlückenverschluß durch zwei voneinander unabhängige Netze [75]. Ein 15 x 15 cm großes Polypropylene-Netz wird in einen ca. 8 x 14 cm und einen ca. 7 x 14 cm großen Anteil zugeschnitten. Das 8 x 14 cm große Netz wird von der längeren Kante ausgehend in einem Verhältnis von 1/3 zu 2/3 senkrecht geschlitzt. Das geschlitzte Netz wird dann zuerst eingebracht und dabei so um den Samenstrang positioniert, dass die kaudale Hälfte des Netzes unter dem Samenstrang liegt und die Schlitzöffnung nach kranial zeigt. Seite 34 Abbildung 14 Geschlitztes Basis -Mesh Anschließend wird das zweite, kleinere Netz auf das Basis-Mesh aufgelegt und somit der Schlitz abgedeckt. Eine zusätzliche Fixierung ist nicht notwendig. Abbildung 15 Beide Netze der Double Mesh-Technik Bei dem hierzu verwendeten Biomaterial handelt es sich um Polypropylene mit einem Flächengewicht von 95 g/m². Insgesamt wird bei der Double-Mesh Technik 210 cm² Fremdmaterial eingebracht. Seite 35 Die Türflügeltechnik: Um den Fremdmaterialanteil zu verringern, entstand die Idee zur Türflügeltechnik. Hierbei wird von dem Basis-Mesh ein ca. 5 cm breiter Streifen abgeschnitten. Dieser wird dann mit einem nicht-resorbierbaren Faden lateral des Schlitzes aufgenäht, so dass der Flügel selbst nach medial geklappt werden kann. Abbildung 16 Türflügelnetz mit zur Seite geschlagenem Flügel Das Netz wird es ebenfalls mit dem kranialen Schlitz um den Samenstrang herumgelegt. Anschließend wird die Öffnung mit dem lateral angehefteten Türflügel verdeckt. Abbildung 17 Geschlossenes Türflügelnetz Seite 36 Im Laufe der Studie wurde dieses zunächst selbst genähte Netz maschinell gefertigt. Da sich vom Prinzip der Netzkonfiguration dadurch keine Änderung ergab, wird im weiteren nicht zwischen selbst-genähten und maschinell- gefertigten Türflügeln unterschieden. Bei dem verwandten Biomaterial handelt es sich ebenfalls um Polypropylene, das eingebrachte Fremdmaterial hat eine Größe von 200 cm². Das einfache Netz: Bei kleinen, beginnenden Hernien wurde der Bruchlückenverschluß mit einem einfachen Polypropylene-Netz der Größe 12 x 15 cm durchgeführt. Dieses Netz wurde nicht geschlitzt und in der Regel nicht zusätzlich fixiert. Insgesamt werden bei dieser Variante 180 cm² Fremdmaterial eingebracht. 2.3.5 Verwendete Biomaterialien Bei dem videoassistierten Bruchlückenverschluß nach dem „Tension free“-Prinzip ist die Verwendung eines Kunststoff-Netzes unumgänglich. Die Kunststoff-Netze oder Meshes werden hinsichtlich ihrer strukturellen Eigenschaften unterschieden. Bezüglich der optimalen Eigenschaften der Netze existieren vielfältige Meinungen [3, 13, 50, 89]. Das Gebiet der Biokompatibilität unterliegt seit einigen Jahren starken Wandlungen. Insbesondere in Europa und vor allem in Deutschland wird eine zunehmend kontroverse Debatte über die Materialreduktion geführt, während in außereuropäischen Staaten eine solche Diskussion nicht stattfindet. Die Kunststoffnetze werden bezüglich verschiedener Eigenschaften unterschieden. Die derzeit gebräuchlichste Differenzierung erfolgt nach dem verwendeten Material, der Porengröße und dem Flächengewicht [89]. So werden Netze mit einem Flächengewicht von über 100 g/m² als „Heavy weight“- und Netze mit einem Flächengewicht unter 50 g/m² als „Low weight-Meshes“ bezeichnet. Seite 37 Beträgt die Porengröße mehr als 300 µm, spricht man von großporigen, bei einer Porengröße unter 100 µm von kleinporigen Meshes. Die in der vorliegenden Studie verwendeten Meshes bestehen aus Polypropylene. Bei dem Polymer Polypropylen handelt es sich um ein Thermoplast mit einem Erweichungspunkt von 160° C bei einem Molekulargewicht von 100000. Eine Degradation nach langfristigem Einsatz ist nicht bekannt [89]. Die Netze sind aus monofilen Filamenten konstruiert. Bei einem Flächengewicht von 95 g/m² handelt es sich um „Heavy weight-Meshes“. Mit einer Porengröße von 100600 µm lassen sie sich nicht als typisch klein- oder großporig bezeichnen. Für derart strukturierte Netze sind starke Bindegewebsinduktionen beschrieben. Auch lässt sich noch nach Jahren eine gering floride, chronische Fremdkörperreaktion mit Auftreten von aktivierten Makrophagen sowie neutrophilen und eosinophilen Granulozyten nachweisen [50]. Langfristig wird ein kollagenreiches Narbengewebe aufgebaut, das durch Quervernetzungen das Mesh histologisch in eine Art Narbenplatte einbettet [89]. Inwieweit dies allerdings auch klinische Auswirkungen hat, ist zur Zeit noch unklar. Neuere experimentelle Untersuchungen konnten zeigen, dass sich das Ausmaß der Bindegewebsinduktion nicht direkt proportional zur Materialmenge verhält [104]. Im Vergleich zu anderen Biomaterialien scheint Polypropylen eine höhere biologische Toleranz zu besitzen, so dass einige Autoren es sogar bei einem Infekt bis zur Aushe ilung in situ belassen [2]. Auf zellulärer Ebene ist in den Gewebsschichten, die im unmittelbaren Kontakt zu dem Fremdmaterial stehen, ein persistierender Gewebsumbau mit erhöhten Zellproliferations- und Schädigungsraten zu beobachten. Weiterhin lassen sich vermehrte DNS-Strangabbrüche und Apoptosen nachweisen [22, 50]. Bisher ist beim Menschen allerdings kein einziger Fall eines durch ein Kunststoffnetz induzierten Sarkoms beschrieben [13, 32], obwohl reproduzierbar Sarkome durch Kunststoffimplantate bei Mäusen ausgelöst werden konnten. Die Übertragbarkeit von Tiermodellen auf den Menschen ist aber noch in der Diskussion. Seite 38 Zusammenfassend bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich die Diskussion um die Biokompatibilität weiterentwickelt, und ob sich die propagierten besseren Ergebnisse der großporigen „Low weight-Meshes“ langfristig bestätigen [47, 102]. Ergebnisse neuartiger titanbeschichteter Netze stehen ebenfalls noch aus. 2.4 Statistik Zur statistischen Auswertung wurden die arithmetischen Mittelwerte mit der durchschnittlichen Abweichung der Einzelwerte vom Mittelwert (+/-) als Standardabweichung bestimmt. Der Vergleich der Mittelwerte der zu untersuchenden Gruppen erfolgte mittels Student t-Test für Stichproben. Der Test wurde zweiseitig durchgeführt, da die Stichproben von unterschiedlicher Größe und Standardabweichung waren. So ließ sich eine genaue Darstellung des untersuchten Kollektiv erreichen. Eine statistische Signifikanz wurde bei einem P-Wert kleiner 0,05 angenommen. Seite 39 3 Ergebnisse 3.1 Patientencharakteristika In dem dieser Studie zugrunde liegenden Beobachtungszeitraum vom 01.01.1999 bis zum 31.03.2001 wurden in der Chirurgischen Klinik des St. Josef-Hospitals 508 Patienten mittels total extraperitonealer Patch-Plastik (TEP) versorgt. Insgesamt wurden mit diesem Verfahren 680 Leistenhernien operiert. Allen Patienten wurde der standardisierte Fragebogen zugeschickt, wobei dies frühestens nach 6 Monaten postoperativ erfolgte. Durch die Rücksendung der Fragebögen oder der zwischenzeitlich erfolgten ambulanten Wiedervorstellungen konnten 409 Patienten aus diesem Kollektiv nachverfolgt werden. 7 waren zum Zeitpunkt der Befragung verstorben. Da in keinem Fall die Todesurache mit der Operation zusammenhing, wurden sie nicht mit in die Auswertung einbezogen. Es ergab sich somit eine Follow- up Rate von 81,6%. Die mittlere Follow-up Zeit betrug 19,7 + 7,5 Monate bei einer Spannbreite von 7-40 Monaten. Alle Patienten, die zum Zeitpunkt der Befragung Beschwerden angaben oder bei denen der Verdacht auf ein Rezidiv bestand, wurden zu einer klinischen Nachuntersuchung einbestellt. Insgesamt wurden in der Zeit von September-November 2001 und April-Juni 2002 67 Patienten nachuntersucht, bei 16 Patienten musste die Befragung telefonisch erfolgen, da sie zu einer Nachuntersuchung nicht bereit waren oder verzogen waren. 12 Patienten konnten trotz intensiver Bemühungen nicht mehr erreicht werden oder erschienen nicht zu den vereinbarten Terminen, so dass sie in die Auswertungen nicht mit einbezogen wurden. 314 Patienten waren komplett beschwerdefrei. Zusammenfassend konnten 397 Patienten mit 534 Leistenhernien mit in die Auswertungen eingehen, was einer Rate von 78,2% entsprach. Alle folgenden Ergebnisse sind auf dieses Patientenkollektiv bezogen. Seite 40 3.1.1 Häufigkeitsverteilung der unterschiedlich angelegten Patch-Plastiken In dem oben beschriebenen Kollektiv wurden zum präperitonealen Bruchlückenverschluß insgesamt 3 verschiedene Techniken zur Netzanlage verwendet: Das Double Mesh, der Türflügel oder ein einfaches, ungeschlitztes Netz. Bei 214 Patienten wurde ein Double Mesh eingebracht. In 136 Fällen erfolgte die Operation einseitig, bei 78 Patienten lag eine beidseitige Hernie vor. Insgesamt wurden mit dieser Technik 292 Hernien versorgt. Einen Türflügel erhielten 117 Patienten, hier fand sich bei 93 eine einseitige und bei 24 Patienten eine beidseitige Hernie. Zusammen genommen ergaben sich in dieser Gruppe 141 Hernien. Die dritte Gruppe umfasste die 66 Patienten, die mit eine m einfachen Netz versorgt wurden. Hier wurden insgesamt 101 Hernien operiert, da bei 31 Patienten eine einseitige und bei 35 Patienten eine beidseitige Hernie vorlag. Eine Übersicht über die Verteilung zeigen die beiden folgenden Abbildungen: 29,5 53,9 Double Mesh Türflügel Einfaches Netz 16,6 Abbildung 18 Prozentuale Verteilung der Patienten auf die unterschiedlichen Patch-Plastiken Seite 41 Double Mesh Türflügel Einfaches Netz 54,7 26,4 18,9 Abbildung 19 Prozentuale Verteilung der Leistenhernien auf die unterschiedlichen Patch-Plastiken 3.1.2 Alters - und Geschlechtsverteilung Das Durchschnittsalter der mittels TEP-Technik operierten Patienten betrug zum Zeitpunkt der Operation 49,9 + 17,6 Jahre. Der jüngste Patient war 13 Jahre, der älteste 86 Jahre alt. Bei dem 13-jährigen Patienten handelte es sich um Mädchen mit einer Rezidivleistenhernie, das körperlich seinem Alter schon deutlich vorausentwickelt war und dessen Eltern aufgrund der sportlichen Ambitionen des Kindes auf die Durchführung eines Bruchlückenverschlusses mit Fremdmaterial drängten. Den größten Anteil am Patientengut stellte die Gruppe der 50-70jährigen mit 41,1% (n = 163) dar. In der Double Mesh-Gruppe fand sich ein mittleres Alter von 51,3 + 16,8 Jahren (bei einer Spannbreite von 17 bis 86 Jahren). Hier stellte die Gruppe der 50-70jährigen mit 45,3% (n = 97) den Hauptanteil dar. Eine ähnliche Verteilung ließ die Türflügel- Gruppe erkennen mit einem Durchschnittsalter von 55,3 + 15,4 Jahre (Min. 18 Jahre, Max. 86 Jahre). Mit 47% stellte die Gruppe der 50-70jährigen auch hier den größten Anteil (n = 55). Seite 42 Die Altersverteilung der Gruppe, die mit einem einfachen Netz versorgt wurde, zeigte hingegen eine andere Zusammensetzung. Das mittlere Alter lag mit 35,7 + 16,6 Jahren deutlich niedriger (Spannbreite 13 - 81 Jahre). Den Haup tanteil stellte mit 50% hier die Gruppe der bis 29jährigen (n = 33). Die Altersverteilung ist in folgender Abbildung dargestellt: 50 Gesamt 45 Double Mesh Türflügel Einfaches Netz 40 Patienten (%) 35 30 25 20 15 10 5 0 13-29 30-49 50-69 70-86 Alter (Jahre) Abbildung 20 Altersverteilung des Patientenkollektivs Die Geschlechtsverteilung betrug 10:1 (361 Männer, 36 Frauen) im Gesamtkollektiv. Eine Unterteilung in die verschiedenen Gruppen zeigte, dass sowohl die Double MeshTechnik als auch der Türflügel in der Regel den männlichen Patienten wegen der anatomischen Gegebenheiten vorbehalten war. Bei den Frauen, denen naturgemäß der Samenstrang fehlte, wurde die Bruchlücke in den meisten Fällen nach Durchtrennung des Lig. rotundum mit einem einfachen Netz verschlossen. Die Problematik des Schlitzes als Rezidivursache kam hier nicht zum Tragen. Seite 43 3.1.3 Ernährungsstatus Um eine Aussage über den Ernährungszustand der Patienten machen zu können, wurden mittels Fragebogen Größe und Gewicht ermittelt. Um diesen zu definieren gilt das auf die Körperoberfläche bezogene Gewicht, der sog. Body Mass Index (BMI) in kg/m², als internationale Standardmaßeinheit. Hierbei wird ein BMI von 20-25 kg/m² als Normalgewicht gewertet, ab 25 kg/m² spricht man von einer geringgradigen Adipositas oder Adipositas Grad I, ab 30 kg/m² von einer mittelgradigen oder Adipositas Grad II und ab 40 kg/m² von einer hochgradigen oder Adipositas Grad III [100]. Der Berechnung liegt folgende Formel zugrunde: BMI = Körpergewicht / Körpergröße² (kg/m²) Der mittlere BMI des Patientenkollektivs betrug 25,2 + 2,9 kg/m². Die Werte reichten von 18,1 kg/m² bis zu 35,5 kg/m². Über die Hälfte aller Patienten fiel in Gruppe der Normalgewichtigen (50,9%). Die Verteilung in den verschiedenen Gruppen zeigt folgende Abbildung: 80 Gesamt Double Mesh 70 Patienten (%) 60 Türflügel Einfaches Netz 50 40 30 20 10 0 Untergewicht Normalgewicht Adipositas Grad I Adipositas Grad II Ernährungszustand (BMI) Abbildung 21 Ernährungszustand des Patientenkollektivs Seite 44 In der Double Mesh-Gruppe fand sich eine ähnliche Verteilung mit einem durchschnittlichen BMI von 25,6 + 2,9 kg/m² (18,1 – 35,1 kg/m²). Den größten Anteil machten die normalgewichtigen Patienten aus. Der durchschnittliche BMI der Türflügel-Gruppe lag bei 25,5 + 2,8 kg/m² (20,1 – 35,5 kg/m²). Hier überwogen allerdings die leichtgradig adipösen Patienten (50,5%). Bei den Patienten der dritten Gruppe ergab sich ein mittlerer BMI von 23,6 + 2,4 kg/m² (19,1 – 31,2 kg/m²). Die Überzahl der Patienten war normgewichtig (78,5%). 3.1.4 Verteilung und Formen der Leistenhernien In dem Gesamtkollektiv wurden 397 Patienten mit insgesamt 534 Hernien operiert. Diese wurden, wie weiter vorne bereits beschrieben, nach anatomisch-chirurgischen Definitionen eingeteilt. Wie aus der Literatur bekannt machten den größten Anteil die indirekten Hernien (73,2%) aus. Einen relativ hohen prozentualen Anteil hatten auch die Rezidivhernien (11%), die noch einmal nach der Art der Voroperation unterteilt wurden. In dieser Studie erschienen auch die ersten Rezidive nach TEP (n = 6), wobei es sich bis auf einen Fall um Rezidive aus der eigenen Klinik handelte. Eine genaue Übersicht über die Verteilung zeigt Abbildung 22: Indirekt Direkt Kombiniert Femoral Skrotal Rezidiv n. konv. BLV Rezidiv n. TEP 73,2 Rezidiv n. TAPP 8,8 0,2 4,5 9,7 1,1 0,7 1,7 Abbildung 22 Prozentuale Verteilung der Leistenhernienformen im Gesamtkollektiv Seite 45 In diesem Kollektiv fand sich in 34,5% der Fälle (137 Patienten) eine beidseitige Hernie, 260 Patienten waren nur einseitig betroffen. Die insgesamt 292 Hernien der Double Mesh-Gruppe waren überwiegend indirekte Hernien (71,9%). Zwei Rezidive nach TEP-Voroperation wurden mit dieser Technik versorgt. Die übrige Verteilung zeigt folgende Abbildung: Indirekt Direkt Kombiniert Femoral Skrotal Rezidiv n. konv. BLV Rezidiv n. TEP 71,9 11,6 0,7 3,8 9,6 0,3 2,1 Abbildung 23 Prozentuale Verteilung der Leistenhernienformen in der Double Mesh-Gruppe In der Gruppe der Patienten, die einen Türflügel erhielten, wurden insgesamt 141 Hernien versorgt. Den größten Anteil machten hier ebenfalls die indirekten Hernien mit 70,2% aus. Bei 16 Hernien (11,3%) handelte es sich um ein Rezidiv nach konventioneller Voroperation, einmal um ein Rezidiv nach TEP. Abbildung 24 verdeutlicht die Aufteilung. Seite 46 Indirekt Direkt Kombiniert Femoral Skrotal Rezidiv n. konv. BLV Rezidiv n. TEP 70,2 6,4 0,7 Abbildung 24 2,1 1,4 11,3 7,8 Prozentuale Verteilung der Leistenhernienformen in der Türflügel-Gruppe Das einfache, ungeschlitzte Netz wurde hauptsächlich zur Versorgung von indirekten Hernien eingesetzt (81,2% der Hernien). Weiterhin bestand eine Indikation in der Behandlung der Rezidivleistenhernien, insbesondere dann, wenn bei der Voroperation bereits Fremdmaterial eingebracht wurde (TEP oder TAPP). Für große Hernien wie z.B. Skrotalhernien wurde es nicht verwendet. Siehe auch Abbildung 25. Indirekt Direkt Kombiniert Femoral Rezidiv n. konv. BLV Rezidiv n. TEP Rezidiv n. TAPP 81,1 1 Abbildung 25 3 7,9 1 2 4 Prozentuale Verteilung der Leistenhernienformen in der Gruppe mit einfachem Netz Seite 47 3.1.5 Krankenhausverweildauer Der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt betrug im gesamten Kollektiv 3,8 + 2,1 Tage, wobei eine Spannbreite von 1 – 16 Tagen vorlag. Die Patienten, die mit einem Double Mesh versorgt wurden, waren 3,7 + 2,1 Tage stationär, der kürzeste Aufenthalt dauerte einen Tag (ambulante Operation), der längste wegen des Auftretens einer revisionsbedürftigen Nachblutung 16 Tage. In der Türflügel-Gruppe ergab sich eine mittlere Verweildauer von 4,3 + 2,2 Tagen bei einer Spannbreite von 2 – 16 Tagen. Ursache war hier die notwendige, mehrfache Punktion eines Sero-Hämatoms. Die Patienten, die mit einem einfachen Netz versorgt wurden, benötigten eine durchschnittliche stationäre Behandlung von 3,3 + 1,5 Tagen. Es fand sich eine Spannbreite von 1 – 8 Tagen. Die kürzere Verweildauer der Double Mesh-Patienten und der Patienten mit einfachem Netz gegenüber den Türflügelpatie nten ergab eine statistische Signifikanz (p<0,05), der Unterschied zwischen Double Mesh und einfachem Netz war nicht signifikant. 3.1.6 Beschäftigungsstatus und Dauer der Arbeitsunfähigkeit Die Patienten wurden nach ihrem Beschäftigungsstatus in insgesamt 4 verschiedene Gruppen eingeteilt. Gruppe I bildeten die Studenten und Auszubildenden, Gruppe II die Arbeiter, Angestellter und Selbstständigen und in Gruppe III wurden die Rentner, Hausfrauen und Arbeitslosen zusammengefaßt. Die separate Gruppe IV bestand aus Berufsfußballspielern. Es zeigte sich, dass zwischen dem Einsatz eines Double Meshs oder Türflügels kein wesentlicher Unterschied bestand. Einzig in der Gruppe der Studenten und Auszubildenden sowie der Berufsfußballer wurde hauptsächlich auf die Versorgung mit einem einfachen Netz zurückgegriffen. Seite 48 Die Aufteilung in die verschiedenen Gruppen zeigt Abbildung 26. 60 Gesamt Patienten (%) 50 Double Mesh Türflügel Einfaches Netz 40 30 20 10 0 Gruppe I Gruppe II Gruppe III Gruppe IV Beschäftigungsstatus Abbildung 26 Beschäftigungsstatus der Patienten Der Fragebogen beinhaltete weiterhin die Angabe über die Dauer der Arbeitsunfähigkeit. Leider konnten sich viele Patienten zum Zeitpunkt der Befragung nicht mehr exakt an diese Zeitspanne erinnern, die Patienten der Gruppe III (Rentner, Arbeitslose und Hausfrauen) machten ebenfalls nur vereinzelt Angaben hierüber. Die Ergebnisse beschränkten sich also auf ein vermindertes Kollektiv mit einer veränderten Zusammensetzung. Durchschnittlich fand sich eine Dauer der Arbeitsunfähigkeit von 15,8 + 11,8 Tagen, gerechnet nach Entlassung aus dem stationären Aufenthalt. Die Spannbreite betrug 0 – 63 Tage. Insgesamt gingen 254 Patienten in diese Auswertung mit ein. Eine ähnliche Verteilung zeigte die Double Mesh (n = 137)- und Türflügel (n = 65)Gruppe, eine statistische Signifikanz ergab sich nicht. In der Gruppe, die mit einem einfachen Netz versorgt wurde (n = 52), konnte eine kürzere Dauer der Arbeitsunfähigkeit gefunden werden. Gegenüber den beiden anderen Gruppen war der Unterschied mit p<0,05 signifikant. Seite 49 Die genauen Ergebnisse liefert folgende Tabelle: Tabelle 4 Dauer der Arbeitsunfähigkeit Gruppe Anzahl Patienten Dauer Arbeitsunfähigkeit Gesamt 254 15,8 + 11,8 Tage (0 – 63 Tage) Double Mesh 137 16,3 + 12,8 Tage (0 – 63 Tage) Türflügel 65 16,9 + 12,0 Tage (0 – 56 Tage) Einfaches Netz 52 12,8 + 7,8 Tage (0 – 35 Tage) Statistisch signifikant: Einfaches Netz vs. Double Mesh u. Türflügel 3.2 Operationscharakteristika 3.2.1 Voroperationen Als ein einschränkendes Kriterium zur Indikation der Leistenbruchversorgung mittels total extraperitonealer Patch-Plastik gelten Voroperationen im Bereich des Unterbauches. Durch eine Laparotomie wird in der Regel die notwendige Dissektion des präperitonealen Raumes unmöglich gemacht. Die folgende Tabelle zeigt eine Auflistung der Voroperationen: Tabelle 5 Voroperationen im Gesamtkollektiv Voroperation Anzahl Patienten Appendektomie 88 Operation an der Blase 4 Hysterektomie oder andere gyn. Operation 7 Anlage u. Rückverlagerung eines Anus praeter 1 Offene Adhäsiolyse 1 Dünn- oder Dickdarmresektion 7 Videoassistierte Y-Prothesen-Anlage 2 Diagnostische Laparoskopie 1 Seite 50 Zur Erhebung der Daten wurden die Krankenakten der operierten Patie nten nach den stattgehabten Operationen in der Vorgeschichte analysiert. 291 der 397 Patienten waren nicht voroperiert. 3.2.2 Simultaneingriffe Neben dem videoassistierten Bruchlückenverschluß wurde bei insgesamt 38 Patie nten ein zusätzlicher Eingriff vorgenommen (9,6%). Dabei konnten bei einem Teil der Simultaneingriffe die bestehenden Zugänge genutzt werden, wie z.B. bei der Versorgung einer Nabelhernie, der Durchtrennung des Ductus deferens im Rahmen der gewünschten Sterilisation oder bei der Lymphknoten-PE. Bei allen anderen Simultaneingriffen war jedoch ein weiterer operativer Zugang no twendig. Am häufigsten war die total extraperitoneale Patch-Plastik mit dem Bruchlückenverschluß im Bereich des Nabels kombiniert (n = 16). Tabelle 6 Simultaneingriffe im Gesamtkollektiv Simultaneingriff Anzahl Patienten BLV Nabelhernie 16 Exzision eines Naevus o. Hauttumors 4 Durchtrennung Ductus deferens 4 Lymphknoten-PE Leiste 6 BLV Narbenhernie 2 Hydrocelenversorgung 3 Lipomentfernung 1 Narbenrevision (kosmetisch) 1 Metallentfernung 1 Zirkumzision 1 Seite 51 3.2.3 Operationsdauer Im Durchschnitt dauerte im Gesamtkollektiv eine Operation in der TEP-Technik 43,8 + 21,9 Min. bei einer Spannbreite von 15 – 157 Min. Da sich in diesem Kollektiv aber sowohl ein- als auch beidseitige Operationen befanden und zusätzliche Simultaneingriffe vorgenommen wurden, musste eine weitere Differenzierung erfolgen. Alle 38 Patienten, bei denen ein Simultaneingriff durchgeführt wurde, wurden aus dieser Auswertung ausgeschlossen. Eine eigene Berechnung für sie war nicht sinnvoll, da die Eingriffe zu unterschiedlich und somit nicht vergleichbar waren. Bei den 359 Patienten ohne weiteren Eingriff lag bei 235 eine einseitige und bei 124 eine beidseitige Hernie vor. Die mittlere OP-Dauer betrug 42,6 + 20,5 Min. (15 – 150 Min.), für die einseitige Operation 40,9 + 18,9 Min. (15 – 150 Min.) und für die beidseitige Operation 45,8 + 23 Min. (20 – 120 Min.). Dieser Unterschied war statistisch signifikant (p<0,05). Handelte es sich um einen Rezidiveingriff, erhöhte sich die durchschnittliche OP-Dauer auf 46,9 + 26,5 Min. bei einer Spannbreite von 20 bis 150 Min. Tabelle 7 Operationszeiten im Gesamtkollektiv Operation Mittlere OP-Dauer Spannbreite OP-Dauer TEP gesamt 42,6 + 20,5 Min. 15 – 150 Min. TEP einseitig 40,9 + 19,9 Min. 15 – 150 Min. TEP beidseitig 45,8 + 23 Min. 20 – 120 Min. TEP Rezidiv 46,9 + 26,5 Min. 20 – 150 Min. In der Double Mesh-Gruppe fand sich eine mittlere OP-Dauer von 43,8 + 22,0 Min. bei einer Spannbreite von 15 – 120 Min. Für die einseitige Operation betrug sie 40,5 + 19,7 Min. (15 – 110 Min.), für die beidseitige 49,7 + 24,5 Min. (20 – 120 Min.). In der Türflügel- Gruppe lag die durchschnittliche OP-Dauer bei 45,9 + 13,3 Min., die kürzeste Operation dauerte 18 Min., die längste 83 Min. Für die einseitige Versorgung ergab sich eine mittlere Zeit von 43,4 + 12,1 Min. (18 – 75 Min.), für die beidseitige 55,7 + 13,7 Min. (25 – 83 Min.). Seite 52 In der Gruppe der Patienten, die mit einem einfachen Netz versorgt wurden, war die mittlere OP-Dauer mit 33,3 + 22,9 Min. (15 – 150 Min.) deutlich niedriger. Bei der einseitigen Operation fand sich eine durchschnittliche Zeit von 35,5 + 27,9 Min. (15 – 150 Min.), bei der beidseitigen von 31,3 + 16,8 Min. (20 – 95 Min). Die längere Zeit bei der einseitigen Versorgung ergab sich dadurch, dass in diesem Kollektiv hauptsächlich die Rezidive nach TEP u. TAPP waren, wodurch die Operation erschwert wurde. Tabelle 8 Operationszeiten in den Gruppen der unterschiedlich angelegten Patch-Plastiken Operation Mittlere OP-Dauer Spannbreite OP-Dauer Double Mesh gesamt 43,8 + 22,0 Min. 15 – 120 Min. Türflügel gesamt 45,9 + 13,3 Min. 18 – 83 Min. Einfaches Netz gesamt 33,3 + 22,9 Min. 15 – 150 Min. Statistisch signifikant: Einfaches Netz vs. Double Mesh u. Türflügel Double Mesh einseitig 40,5 + 19,7 Min. 15 – 90 Min. Türflügel einseitig 43,4 + 12,1 Min. 18 – 75 Min. Einfaches Netz einseitig 35,5 + 27,9 Min. 15 – 150 Min. Statistisch signifikant: Double Mesh u. einfaches Netz vs. Türflügel Double Mesh beidseitig 49,7 + 24,5 Min. 20 – 120 Min. Türflügel beidseitig 55,7 + 13,7 Min. 25 – 83 Min. Einfaches Netz beidseitig 31,3 + 16,8 Min. 20 – 95 Min. Statistisch signifikant: alle Ergebnisse Die Schwierigkeit der Schaffung des präperitonealen Zugangs stellt ein häufig diskutiertes Problem dar. Die Adipositas ist hierfür eine Hauptursache, denn die Präparation der Schichten über den kleinen infraumbilicalen Zugang wird erschwert. Um einen möglichen Einfluß der Adipositas auf die Operationszeiten zu erkennen, wurden die Zeiten der Gesamtgruppe auf die weiter vorne definierten Adipositasgrade berechnet. Es ließ sich, angefangen bei den Normalgewichtigen (mittlere OP-Dauer 39 + 19,3 Min., Spannbreite 15 – 108 Min.), eine stetige Zunahme der Operationszeiten erkennen. Seite 53 Bei den Patienten mit einer Adipositas Grad I fand sich eine OP-Dauer von 46,7 + 21,2 Min. (Spannbreite 15 – 150 Min.), bei der Adipositas Grad II-Gruppe eine mittlere Dauer von 49 + 21,6 Min. (20 – 110 Min.). Eine statistische Signifikanz ergab sich zwischen der Gruppe der Normalgewichtigen und der Adipositas Grad I sowie zwischen Adipositas Grad I und Grad II (p<0,05). Tabelle 9 Operationszeiten in Abhängigkeit vom Ernährungszustand Ernährungsstatus Mittlere OP-Dauer Spannbreite OP-Dauer Normalgewicht 39 + 19,3 Min. 15 – 108 Min. Adipositas Grad I 46,7 + 21,2 Min. 15 – 150 Min. Adipositas Grad II 49 20 – 110 Min. + 21,6 Min. Statistisch signifikant: Normalgewicht vs. Grad I, Grad I vs. Grad II 3.2.4 Technische Lernkurve Seit der Einführung des videoassistierten Bruchlückenverschlusses mittels TEPTechnik zur Leistenbruchversorgung in der Chirurgischen Klinik des St. Josef-Hospitals 1996 wurde eine technische Lernkurve durchlaufen, die sich in der stetigen Abnahme der Operationszeiten aufzeigen ließ. Dabei fand sich die größte und statistisch signifikante Verringerung der Operationsdauer nach einem Jahr (Mittlere OPDauer 1996: 63 + 25 Min., 1997: 42 + 16 Min., 1998: 39 + 20 Min., aus: „Mittelfristige Ergebnisse nach total extraperitonealem Bruchlückenverschluß (TEP)“ [103]). Während die Operation von 1996 bis 1998 nur von fünf verschiedenen Operateuren durchgeführt wurde, entwickelte sie sich ab 1999 zu einem Ausbildungseingriff für Assistenzärzte. Insgesamt fanden sich in dem dieser Studie zugrunde liegenden Beobachtungszeitraum 13 unterschiedliche Operateure. Um zu überprüfen, ob hierdurch wieder eine Verlängerung der Operationszeiten auftrat, wurden für die einzelnen Jahre die durchschnittlichen OP-Zeiten ermittelt. Es ließ sich dabei eine geringe Zunahme der OP-Dauer erkennen (1999: 43 + 23 Min., 2000: 42 + 19 Min., 2001: 44 + 13 Min.). Seite 54 Zur Verdeutlichung dient folgende graphische Darstellung: 70 Zeit (Minuten) 60 50 40 30 20 10 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Jahr Abbildung 27 3.2.5 Entwicklung der mittleren Operationszeiten seit 1996 Intraoperative Komplikationen Unter diesem Punkt wurden alle Ereignisse zusammengefasst, die von dem standardisierten operativen Vorgehen abwichen. In insgesamt drei Fällen konnte die als TEP begonnene Operation nicht als solche beendet werden. Dabei wurde die Operation einmal endoskopisch als TAPP (Konversionsrate 0,2%) und zweimal konventionell offen (Konversionsrate 0,4%) beendet. In dem vorliegenden Beobachtungszeitraum kam es in keinem der Fälle zu einer Verletzung der epigastrischen Gefäße oder innerer Organe wie Blase oder Darm. Trotzdem traten durch die Dissektion und Dilatation des präperitonealen Raumes sowie durch die stumpfe Präparation diffuse Blutungen auf, so dass bei einigen Operationen die Einlage einer Redon-Drainage notwendig wurde. Seite 55 Von den 397 operierten Patienten erhielten 56 aufgrund der vermehrten intraoperativen Blutungsneigung eine Drainage (14,1%), bei 341 war dies nicht notwendig. In 14,4% der Fälle (57 Patienten) handelte es sich um einen Rezidiveingriff. Hier war zu 26,3% (15 Patienten) die Einlage einer Drainage indiziert. Bei den Patienten, bei denen es sich um einen Primäreingriff handelte (n = 340), war die Drainageneinlage nur in 12,1% der Fälle erforderlich. In der Double Mesh-Gruppe wurde zu 14% (n = 30) eine Drainage eingebracht. Bei den zu 14% durchgeführten Rezidiveingriffen (n = 30) war in 33,3% der Fälle (n = 10) eine zusätzliche Drainierung notwendig, bei den Primäreingriffen nur in 10,9%. Bei den Patienten, die mit einem Türflügel-Netz versorgt wurden, wurde zu 17,9% (n = 21) eine Redon eingelegt. Bei 102 Patienten lag ein Primäreingriff vor, hier war in 18,6% der Fälle eine Ableitung indiziert. Bei 15 Patienten (12,8%) handelte es sich um einen Rezidiveingriff, in 2 Fällen war eine Drainage erforderlich (13,3%). Die Patienten, bei denen ein einfaches Netz zum Bruchlückenverschluß benutzt wurde, erhielten nur in 5 Fällen eine Drainage (7,6%), bei den Primäreingriffen (81,8% der Operationen) waren es 2 Fälle (3,7%). Bei den zu 18,2% erfolgten Rezidiveingriffen war zu 25% eine Redon notwendig. Siehe auch Abbildung 28. 35 30 Patienten (%) 25 TEP gesamt Double Mesh Türflügel Einfaches Netz 20 15 10 5 0 Eingriffe gesamt Abbildung 28 Primäreingriff Häufigkeit der Drainageneinlage Rezidiveingriff Seite 56 Eine weitere Abweichung von dem standardisierten Vorgehen bestand in einer zusätzlichen Stapler-Fixierung. Diese konnte entweder in einer Fixierung der Fascia transversalis, einer Befestigung des Netzes oder beidem bestehen. In dem Gesamtkollektiv ergab sich die Notwendigkeit bei 15 Patienten (3,8%), wobei in 7 Fällen die ausgedünnte Fascia transversalis (1,8%) und in 8 Fällen das Netz (2,0%) fixiert wurde. In der Double Mesh-Gruppe wurde viermal die Faszie (1,9%) und viermal das Netz zusätzlich gestaplert (insgesamt 3,8%). In der Türflügelgruppe wurde zu 1,7% die Transversalisfaszie (n = 2) und zu 0,9% das Netz (n = 1) fixiert. Bei den Patienten, die mit einem einfachen Netz versorgt wurden, war in 1,5% der Fälle eine Anheftung des Faszie (n = 1) und in 4,5% eine zusätzliche Fixierung des Netzes (n = 3) notwendig. 3.3 Frühkomplikationen 3.3.1 Formen und Verteilung der Frühkomplikationen Unter den Frühkomplikationen wurden alle diejenigen Komplikationen erfasst, die in der direkt postoperativen Phase auftraten. Die Informationen hierzu entstammen zum einen den Fragebögen, zum anderen wurden sie den Krankenakten entnommen. In die Gruppe der Frühkomplikationen gehörten weniger schwere wie ein vorübergehendes, oberflächliches Hämatom, eine Schwellung im Bereich der Leiste oder des Hodens sowie eine Entzündung der Operationswunden, aber auch schwerwiegende wie punktionswürdige Serome, Gabe von Erythrozytenkonzentraten oder revisionsbedürftige Nachblutungen. Seite 57 Insgesamt gaben 229 Patienten (57,7%) an, keinerlei Komplikationen gehabt zu haben. Über die ausgewerteten Fragebögen stellte sich heraus, dass 32 Patienten (8,1%) postoperativ eine Schwellung des OP-Gebiets bemerkt hatten, bei 66 Patienten (16,6%) war ein oberflächlicher Bluterguß aufgetreten. 49 Patienten (12,3%) berichteten sowohl über eine Schwellung als auch ein Bluterguß. Bei 11 Patienten (2,8%) war es zu einer Entzündung der Wunden gekommen. Da keine dieser Komplikationen objektiv beurteilt werden konnte, keine unmittelbaren Konsequenzen nach sich zog, und die Patienten dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt wurden, wurden sie als minder schwer beurteilt. Bei 14 der operierten Patienten trat allerdings eine schwerwiegende Komplikation auf. In 5 Fällen kam es zu einem revisionsbedürftigen Hämatom oder einer Nachblutung, in 8 Fällen bildete sich ein Serom aus, das ein- oder mehrfach punktiert werden musste, und in einem Fall war die Substitution von 2 Erythrozytenkonzentraten notwendig. Eine genaue Auswertung dieser Komplikationen folgt in den nächsten Kapiteln. Abbildung 29 zeigt die Anzahl der Frühkomplikationen, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. Schwellung 66 49 32 Abbildung 29 1 5 8 11 Verteilung der Frühkomplikationen (Absolut-Zahlen) Hämatom Schwellung u. Hämatom Wundinfektion Punktionswürdiges Serom Revisionspfl. Hämatom Gabe Ery.-Konzentrate Seite 58 3.3.2 Revisionsbedürftige Nachblutungen Im Gesamtkollektiv trat in 5 Fällen eine revisionsbedürftige Nachblutung auf. Da es sich bei dieser Komplikation um ein lokales Problem handelt, das in allen Fällen nur einseitig auftrat, muß die Inzidenz auf alle operierten Leistenhernien berechnet werden. Daraus ergab sich eine Rate von 0,9% (5 / 534). Bei 4 Patienten wurde die Operation nur einseitig, in einem Fall beidseitig durchgeführt. In 2 Fällen handelte es sich um einen Rezidiveingriff. Dabei wurden 2 Rezidivhernien und 4 indirekte Hernien versorgt. In 2 Fällen wurde die Bruchlücke mittels eines Türflügels (2 / 141; 1,4%) verschlossen, in 3 Fällen mit einem Double Mesh (3 / 292; 1,0%). Nur in einem Fall hatte sich schon intraoperativ die Notwendigkeit einer Drainageneinlage ergeben. Zweimal konnte der Revisionseingriff ebenfalls laparoskopisch erfolgen, in 3 Fällen war ein konventionelles Vorgehen erforderlich, wobei ein Patient dies in einem auswärtigen Krankenhaus durchführen ließ. 3.3.3 Seromentwicklungen Bei insgesamt 8 Patienten entwickelte sich postoperativ ein Serom, das teilweise stationär oder ambulant durch mehrmalige Punktionen behandelt werden musste. Es ergab sich somit für das Gesamtkollektiv eine Komplikationsrate von 1,5%. In der Double Mesh-Gruppe trat in 4 Fällen (1,4%) ein Serom auf, in 3 Fällen (2,1%) entwickelte sich nach Einbringen des Türflügels ein Serom, und in einem Fall (1,0%), nachdem die Bruchlücke mit einem einfachen Netz verschlossen wurde. Es handelte sich bei 2 Operationen um einen Rezidiveingriff nach konventioneller Voroperation. Dreimal wurden indirekte Hernien, zweimal Skrotalhernien und einmal eine kombinierte Hernie versorgt. Seite 59 3.4 Spätkomplikationen 3.4.1 Formen und Verteilung der Spätkomplikationen Unter dem Komplex der Spätkomplikationen wurden alle die Beschwerden zusammengefaßt, die länger als die direkt postoperative Phase anhielten und auch noch zum Zeitpunkt der Befragung (mindestens 6 Monate postoperativ) vorhanden waren. Alle Patienten, die Beschwerden angaben, wurden zu einer klinischen Nachuntersuchung einbestellt. Teilweise waren weiterführende Untersuchungen notwendig. Nach Auswertung der Fragebögen fanden sich insgesamt 78 Patienten, die Beschwerden im Bereich der Leisten, des Unterbauches oder der Oberschenkel angaben. Durch die Nachuntersuchungen konnte bei 10 Patienten eine andere, von der Operation unabhängige Ursache für die Beschwerden gefunden werden. In drei Fällen waren LWS-Beschwerden für die Schmerzen verantwortlich, wobei in einem Fall zur Dia gnosesicherung ein MRT durchgeführt wurde. Zweimal fand sich eine den Patie nten auch bekannte Coxarthrose als Ursache. In 2 Fällen musste aufgrund der unklaren Beschwerden und des Leidensdrucks der Patienten eine Laparoskopie durchgeführt werden, bei denen Verwachsungen (einmal durch rezidivierende Adnexitiden, einmal durch multiple abdominelle Voroperationen) diagnostiziert werden konnten. Die übrigen Fälle verteilten sich auf Adduktorenbeschwerden, eine ISG-Blockierung und eine chronische, MRT-gesicherte Prostatitis. Siehe auch Tabelle 10. Tabelle 10 Operationsunabhängige Ursachen für Leistenschmerzen Ursache für Leistenschmerz Anzahl Patienten LWS-Beschwerden 3 Verwachsungen 2 Coxarthrose 2 Adduktorenbeschwerden 1 ISG-Blockierung 1 Chronische Prostatitis 1 Seite 60 Insgesamt handelte es sich also um 68 Patienten (17,1%), bei denen durch die Operation Spätkomplikationen entstanden waren. Die Patienten, bei denen ein Rezidiv aufgetreten war, werden gesondert in Kapitel 3.5 behandelt. Die Symptome und Beschwerden, die die Patienten äußerten, und die Untersuchungsergebnisse wurden in die folgenden, 7 verschiedenen Kategorien eingeteilt, wobei in einigen Fällen auch mehrere Beschwerden vorlagen: 1. Fremdkörpergefühl 2. Sensibilitätsstörungen 3. Leistenschmerzen 4. Potenzstörungen 5. Schmerzen Bauchmuskulatur 6. Netzinfektionen 7. Nabelhernie Abbildung 30 zeigt eine Übersicht über die Verteilung auf die verschiedenen Untergruppen. In den folgenden Kapiteln wird näher auf die einzelnen Spätkomplikationen eingega ngen, da sie wegen ihrer unterschiedlichen Wertigkeit nicht im Gesamtkomplex beurteilt werden können. Leistenschmerz Fremdkörpergefühl Sensibilitätsstörung Potenzstörung Schmerz Bauchmuskulatur Netzinfektion Nabelhernie 41 9 11 Abbildung 30 2 10 11 Verteilung der Spätkomplikationen (Absolut-Zahlen) Seite 61 3.4.2 Fremdkörpergefühl Bei der Befragung wurde wegen der Kontroversen hinsichtlich des Problems des Fremdkörpergefühls auf diesen Punkt besonders viel Wert gelegt. Insgesamt gab es 9 Patienten (1,9%), die ein Fremdkörpergefühl schilderten. Die Symptomatik reichte dabei von einem brennenden Gefühl bis zum Spüren des Netzes bei Bewegungen. Nicht alle Patienten gaben an, dieses Fremdkörpergefühl dauerhaft zu verspüren, bei einigen war es nur vorübergehend vorhanden und zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung bereits abgeklungen. Bei 2 Patienten hielt es ca. ½ Jahr, bei einem Patienten ca. 1 Jahr an. Von den 6 Patienten mit dauerhaftem Fremdkörpergefühl gaben 5 an, dass es von der Intensität weniger werden würde. Nur ein Patient berichtete über eine unveränderte Symptomatik. Siehe auch Abbildung 31. 5 Anzahl Patienten 4 3 2 1 0 1/2 Jahr post-op. Abbildung 31 1 Jahr post-op. dauerhaft, aber weniger werdend dauerhaft, gleichbleibend Dauer Fremdkörpergefühl Um die klinischen Auswirkungen des Fremdkörpergefühls zu ermitteln, wurden die Patienten nach ihrem daraus resultierenden Leidensdruck gefragt. Sie konnten ihn in fünf Abstufungen angeben. Einen Überblick gibt Tabelle 11. Seite 62 Tabelle 11 Leidensdruck durch Fremdkörpergefühl Leidensdruck Anzahl Patienten kein 2 wenig 3 mittel 4 groß 0 sehr groß 0 Bei den Patienten, die ein Fremdkörpergefühl angaben, wurde in 5 Fällen die Operation einseitig durchgeführt, nur in einem Fall lag eine beidseitige Hernie vor. Dieser Patient berichtete auch über ein beidseitiges Fremdkörpergefühl. In der Double Mesh-Gruppe waren 3 Patienten mit 4 Leistenhernien (1,4%) betroffen, in der Türflügel- Gruppe 6 Patienten mit einseitigen Hernien (4,3%). In der Gruppe der Patienten mit einfachem Netz fand sich kein Fall eines Fremdkörpergefühls. 3.4.3 Sensibilitätsstörungen Es waren 10 Patienten von einer Sensibilitätsstörung im Bereich der Leiste bzw. des Oberschenkels betroffen. Obwohl 5 Patienten beidseitig operiert wurden, trat das Taubheitsgefühl in allen Fällen nur einseitig auf. Es ergab sich damit für diese Komplikation eine Rate von 1,9%. Durch die vorgenommenen Untersuchungen konnte das betroffene Areal dem entsprechenden Nerv zugeordnet werden. In 2 Fällen war der Ramus genitalis, in 5 Fällen der Ramus femoralis des N. genitofemoralis betroffen. Dreimal war der N. ilioinguinalis geschädigt. Auch hier wurden die Patienten nach ihrem Leidensdruck befragt, den sie in 5 Abstufungen einordnen konnten. 60% fühlten sich dadurch gar nicht oder nur wenig eingeschränkt. Seite 63 Eine Übersicht über die Verteilung gibt Tabelle 12. Tabelle 12 Leidensdruck durch Sensibilitätsstörungen Leidensdruck Anzahl Patienten kein 2 wenig 4 mittel 2 groß 2 sehr groß 0 3.4.4 Leistenschmerzen Über persistierende Leistenschmerzen klagten insgesamt 41 Patienten, damit machten sie den größten Anteil an den Spätkomplikationen aus. Obwohl die Operation in 17 Fällen beidseitig (und in 24 Fällen einseitig) durchgeführt wurde, gab nur ein Patient beidseitige Leistenschmerzen an. Daraus ergab sich eine Komplikationsrate von 7,9% für das Gesamtkollektiv. Die sehr weit gefächerten und unterschiedlich subjektiv geschilderten Beschwerdebilder wurden zur Auswertung in 5 verschiedene Gruppen eingeteilt. Der Gruppe 1-3 gehörten die Patienten an, bei denen die Zuordnung zu einer Nerve nschädigung möglich war (Gruppe 1: Ramus genitalis N. genitofemoralis, Gruppe 2: Ramus femoralis N. genitofemoralis, Gruppe 3: N. ilioinguinalis). Diese Patienten schilderten meistens ziehende, einschießende Schmerzen im Versorgungsgebiet des jeweiligen Nerven. Gruppe 4 bildeten die Patienten, die über stechende, lokale Schmerzen ohne Nerve nzuordnung berichteten. In Gruppe 5 wurden die eingeteilt, die über einen ziehenden oder reißenden Schmerz, ebenfalls ohne Zuordnung zu einem Nerv, klagten. Eine Übersicht über die Verteilung gibt Abbildung 32. Seite 64 Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4 Gruppe 5 19 8 2 6 Abbildung 32 6 Verteilung der Leistenschmerzen (n = 41) Um den Schweregrad der Leistenschmerzen einschätzen zu können, sollten die Patie nten ihren Leidensdruck in die 5 Kategorien (kein, wenig, mittel, groß und sehr groß) einordnen. Die Verteilung des Leidensdrucks auf die einzelnen Schmerzgruppen verdeutlicht Abbildung 33: 18 Gesamt Gruppe 1 Gruppe 2 16 Anzahl Patienten 14 Gruppe 3 Gruppe 4 Gruppe 5 12 10 8 6 4 2 0 kein wenig mittel groß Leidensdruck Abbildung 33 Leidensdruck der Patienten mit Leistenschmerzen sehr groß Seite 65 18 der Patienten gaben dabei „wenig“ an (43,9%), 12 Patienten ordneten ihren Le idensdruck unter „mittel“ ein (29,7%). Nur bei 2 Patienten war der Leidensdruck „sehr groß“ (4,9%). Bei ihnen war aufgrund dessen später eine operative Revision erforderlich. In einem Fall wurde die Durchtrennung des N. ilioinguinalis durchgeführt. Bei dem anderen Patienten fand sich bei der Laparoskopie das Peritoneum langstreckig eingerissen und das Netz großflächig freiliegend, so dass erhebliche Verwachsungen entstanden waren. Beide Patienten waren nach der Revision schmerzfrei. Weiterhin wurden die Patienten befragt, ob im Laufe der Zeit eine Schmerzabnahme eingetreten sei. 14 von ihnen gaben an, nach 1 Jahr eine Abnahme der Schmerzen verspürt zu haben. Allerdings berichtete der größte Anteil (20 Patienten) über eine gleichbleibende Schmerzintensität. Siehe auch Tabelle 13. Tabelle 13 Tendenz der Schmerzentwicklung Schmerzabnahme Anzahl Patienten nach ½ Jahr 2 nach 1 Jahr 14 nach 1 ½ Jahren 1 nach 2 Jahren 4 gleichbleibend 20 20 Patienten mit 21 schmerzhaften Leisten der insgesamt 41 Patienten wurden mit einem Double Mesh versorgt. Die Komplikationsrate für diese Gruppe betrug also 7,2% (21/292). Die Komplikationsrate in der Türflügel- Gruppe lag mit 11,3% höher, hier waren 16 Patienten betroffen (16/141). Am niedrigsten war sie in der Patientengruppe, die ein einfaches Netz erhalten hat, mit 5,0% (5/101). Die Patienten wurden in den einzelnen Netzgruppen noch mal anhand ihres Leidensdrucks unterteilt und ihr Anteil prozentual auf die mit der entsprechenden Technik operierten Leistenhernien berechnet, um so die Gruppen untereinander vergleichen zu können. Das Ergebnis zeigt Abbildung 34. Seite 66 12 Double Mesh Türflügel Einfaches Netz Patienten (%) 10 8 6 4 2 0 gesamt kein wenig mittel groß sehr groß Leidensdruck Abbildung 34 Leidensdruck im Vergleich der unterschiedlichen Patch-Plastiken In der Double Mesh-Gruppe konnte nur bei 5 Patienten durch die klinische Untersuchung das Schmerzphänomen reproduziert werden. In einem Fall fand sich ein schmerzhafter, aber nicht gestauter Samenstrang, in einem Fall ein schmerzhafter, aber im Vergleich zur Gegenseite nicht größenveränderter Hoden und in einem Fall eine schmerzhafte Hydrocele. Bei 2 Patienten war der Leistenkanal bei der Palpation schmerzhaft. Eine Abweichung vom normalen intra- u. postoperativen Verlauf konnte bei 10 Patienten festgestellt werden. In 6 Fällen war die Anlage einer Drainage notwendig, jeweils einmal wurde das Netz und die Transversalisfaszie zusätzlich mit dem Stapler fixiert. Bei einem Patienten trat postoperativ eine revisionsbedürftige Nachblutung auf, bei einem musste ein Serom punktiert werden. Als weitere relevante Ursache für die postoperativen Schmerzen muß der Rezid iveingriff angesehen werden. Bei 6 Patienten lag eine Rezidivhernie vor, bei insgesamt 30 erfolgten Rezidivoperationen ergab sich eine Rate von 20%. Hingegen fand sich bei den Primäreingriffen eine Rate von 2,8% (15/504). Seite 67 In der Türflügel- Gruppe konnte in 8 Fällen eine Schmerzursache bei der klinischen Untersuchung gefunden werden. In 3 Fällen war der Samenstrang schmerzhaft, in 3 weiteren Fällen noch zusätzlich aufgestaut bzw. verdickt. Jeweils einmal wurden die Beschwerden durch eine Hydrocele und durch einen schmerzhaften, aber nicht größenveränderten Hoden verursacht. Abweichungen im intra- o. postoperativen Verlauf waren dagegen selten. Einmal war eine revisionspflichtige Nachblutung aufgetreten, bei 3 Patienten wurde eine Drainage eingelegt. Auch der Rezidiveingriff hatte keine wesentlichen Auswirkungen, die Inzidenz für das Auftreten von Leistenschmerzen lag bei 11,8% (2/17), bei einem Primäreingriff bei 11,3% (14/124). In der Patientengruppe mit einfachem Netz ergaben sich bei der klinischen Untersuchung in keinem Fall Auffälligkeiten. Als einzige Abweichung konnte hier bei zwei Patienten eine Netzfixierung mit dem Stapler gefunden werden. Ein Rezidiveingriff lag in einem Fall vor, wodurch sich eine Rate von 16,7% ergab. Für den Primäreingriff betrug sie 4,5%. 3.4.5 Schmerzen Bauchmuskulatur Schmerzen im Bereich der Bauchmuskulatur wurden von 2 Patienten (0,5%) angegeben. Sie berichteten über einen Schmerz ähnlich einem starken Muskelkater. Bei einem Patienten war dieses Problem nur vorübergehend (ca. ½ Jahr) vorhanden, bei dem anderen bestand es dauerhaft. Bei beiden Patienten lag ein Primäreingriff vor, in keinem Fall war es intra- oder postoperativ zu Komplikationen gekommen. Seite 68 3.4.6 Netzinfektionen In dem Beobachtungszeitraum trat bei einem Patienten, bei dem beidseitige Leistenhernien versorgt wurden, eine Netzinfektion auf (Komplikationsrate von 0,4%). Primär wurde bei diesem Patienten im Februar 1999 eine Rezidivleistenhernie nach konventioneller Voroperation auf der einen und eine direkte Hernie auf der anderen Seite mittels TEP in Türflügel- Technik versorgt. Die einzige Auffälligkeit in der Vorgeschichte des Patienten bestand in einem Zustand nach videoassistiert angelegter aorto-biprofundaler Y-Prothese. Sowohl der intra- als auch postoperative Verlauf gestalteten sich komplikationslos, der Patient wurde am 2. postoperativen Tag aus dem stationären Aufenthalt entlassen. Im September 2000 kam es dann zu einer Schwellung und Rötung im Bereich beider Leisten. Nach entsprechender Vordiagnostik war die operative Revision erforderlich, wobei sich ein Abszeß beider Netzlager fand, der sich aber auf den präperitonealen Raum beschränkte. Zunächst wurden die Abszesse entlastet und die Netze nur teilentfernt sowie eine antibiotische Behandlung eingeleitet. In den Abstrichen konnte ein Staphylokokkus aureus nachgewiesen werden. Hierunter kam es vorübergehend zu einer Besserung, es entstand allerdings eine stabile Fistel entlang des primären Zugangsweges. Erst durch eine nochmalige Operatio n im März 2002, bei der über einen größeren Zugang sämtliche Netzanteile entfernt werden konnten, gelang die endgültige Aushe ilung. Seite 69 3.5 Rezidive In dem Kollektiv der 397 Patienten mit 534 Leistenhernien fand sich in 7 Fällen ein Rezidiv (Rezidivrate: 1,3%). In 4 Fällen handelte es sich um Frührezidive (0,7%), die anderen drei traten nach mehr als 6 Monaten auf. Drei Patienten wurden im gleichen Hause nachoperiert, zwei andere ließen die Operation in einem auswärtigen Krankenhaus durchführen. Die Rezidive verteilten sich wie folgt auf die unterschiedlichen Patch-Plastiken: Tabelle 14 Rezidivraten der unterschiedlich angelegten Patch-Plastiken Patch-Plastik Anzahl Rezidive Rezidivrate Double Mesh 4 1,4% Türflügel 2 1,4% Einfaches Netz 1 1,0% In der Double Mesh-Gruppe entstanden die Rezidive in 3 der 4 Fälle durch ein ausgedehntes Hämatom oder Serom, durch das eine Dislokation der Netze verursacht wurde. In der Türflügel- Gruppe fand sich bei der Revision in beiden Fällen die mediale Bruchlücke durch das Netz nicht ausreichend abgedeckt und somit wegbereitend für ein mediales Rezidiv. Der Patient mit dem einfachen Netz wurde in einer auswärtigen Klinik reoperiert. Dort wurde als Ursache ein Verrutschen des Netzes angegeben. Um die Entwicklung hinsichtlich der Rezidivrate seit Einführung des Verfahrens in der Chirurgischen Klinik des St. Josef-Hospitals aufzuzeigen, wurde die Anzahl der Rezidive auf die einzelnen Jahre berechnet. Die Zahlen der Jahre 1996 – 1998 wurden dafür der Arbeit „Mittelfristige Ergebnisse nach total extraperitonealem Bruchlückenverschluß (TEP)“ [103] entnommen. Seite 70 Es fand sich dabei die größte Abnahme der Rezidivrate nach einem Jahr, was durch die anfängliche Lernphase zu erklären war. Der nächste Sprung ergab sich ab 1998, nachdem die Weiterentwicklung der Netzkonfiguration erfolgte. Zuletzt (2000/01) konnte eine Rezidivrate von 0,7% erreicht werden. Die Zahlen von 2000 und 2001 wurden dafür zusammengefaßt, da 2001 nur 3 Monate untersucht wurden und sonst eine Vergleichbarkeit nicht gegeben wäre. Die einzelnen Rezidivraten ergaben sich wie folgt: Tabelle 15 Rezidivraten in den einzelnen Operationsjahren Operationsjahr Rezidivrate 1996 6,3% 1997 2,5% 1998 1,5% 1999 1,9% 2000/01 0,7% Die folgende Abbildung verdeutlicht die Entwicklung der Rezidivraten graphisch: 7 Rezidivrate (%) 6 5 4 3 2 1 0 1995 1996 1997 1998 Jahr Abbildung 35 Entwicklung der Rezidivraten seit 1996 1999 2000 2001 Seite 71 3.6 Zufriedenheit mit dem Operationsergebnis Abschließend wurden die Patienten aufgefordert, ihre Zufriedenheit mit der Operation bzw. mit dem Operationsergebnis mittels Noten von 1 = „sehr gut“ bis 6 = „ungenügend“ anzugeben. Durchschnittlich ergab sich eine Note von 1,8 + 1,1. Die Verteilung auf die einzelnen Noten zeigt folgende Tabelle: Tabelle 16 Bewertung des Operationsergebnisses im Gesamtkollektiv Bewertung Anzahl Patienten Anteil Patienten in % sehr gut 189 47,6% gut 131 33,0% befriedigend 43 10,8% ausreichend 18 4,5% mangelhaft 14 3,5% ungenügend 2 0,5% In der Double Mesh-Gruppe fand sich eine Durchschnittsnote von 1,8 + 1,0. Die Verteilung zeigt folgende Tabelle: Tabelle 17 Bewertung des Operationsergebnisses in der Double Mesh-Gruppe Bewertung Anzahl Patienten Anteil Patienten in % sehr gut 103 48,1% gut 76 35,5% befriedigend 20 9,3% ausreichend 10 4,7% mangelhaft 4 1,9% ungenügend 1 0,5% Seite 72 Die Patienten der Türflügel-Gruppe gaben eine durchschnittliche Wertung von 2,0 + 1,2 ab. Tabelle 18 demonstriert die Notenverteilung. Tabelle 18 Bewertung des Operationsergebnisses in der Türflügel-Gruppe Bewertung Anzahl Patienten Anteil Patienten in % sehr gut 52 44,4% gut 38 32,5% befriedigend 11 9,4% ausreichend 6 5,1% mangelhaft 10 8,5% ungenügend 0 0,0% Die Patienten, die mit einem einfachen Netz versorgt wurden, bewerteten ihr Operationsergebnis durchschnittlich mit 1,8 + 1,0. Die Aufteilung ist in folgender Tabelle dargestellt: Tabelle 19 Bewertung des Operationsergebnisses in der Gruppe mit einfachem Netz Bewertung Anzahl Patienten Anteil Patienten in % sehr gut 34 51,5% gut 18 27,3% befriedigend 12 18,2% ausreichend 1 1,5% mangelhaft 0 0,0% ungenügend 1 1,5% In allen Gruppen fiel auf, dass neben den aufgetretenen Komplikationen auch andere Gründe für eine schlechte Bewertung angegeben wurden. Mehrere Patienten waren wegen der aus ihrer Sicht zu frühen Entlassung unzufrieden, einer beklagte eine Verschiebung des Operationstermins und zwei gaben mangelnde ärztliche Aufklärung und Betreuung an. Seite 73 Die Gegenüberstellung der Operationsergebnisse der verschieden angelegten PatchPlastiken verdeutlicht Abbildung 36. Patienten (%) 60 50 Gesamt Double Mesh 40 Türflügel Einfaches Netz 30 20 10 0 sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft ungenügend Bewertung Abbildung 36 Vergleich der Bewertungen der unterschiedlich angelegten Patch-Plastiken Seite 74 4 Diskussion Kaum ein operativer Eingriff in der Allgemeinchirurgie wird so kontrovers diskutiert wie die total extraperitoneale Patch-Plastik zur Hernienreparation. Dies liegt zum einen an der Notwendigkeit der Verwendung eines Kunststoff-Netzes, zum anderen an dem höheren technischen Aufwand durch die videoassistierte Vorgehensweise und den möglichen, zum Teil schwerwiegenden Komplikationen. Seit der Einführung dieses Operationsverfahrens in der Chirurgischen Klinik des St. Josef-Hospitals 1996 wurden im Rahmen von Studien allein 1131 Patienten mittels TEP versorgt. Aufgrund dieses großen Patientenkollektivs ergibt sie die Möglichkeit und auch die Verpflichtung, die Vor- und Nachteile dieses Verfahrens in klinischen Studien zu ermitteln. In einer vorausge gangenen Untersuchung („Mittelfristige Ergebnisse nach total extraperitonealem Bruchlückenverschluß (TEP)“ [103]) lag der Schwerpunkt in der Aufarbeitung des eigenen, endoskopisch operierten Krankengutes. Es zeigte sich, dass die mittels TEP erreichten Ergebnisse denen in der Literatur aufgeführten Daten anderer Operationsmethoden gleichwertig oder in einigen Punkten überlegen waren. Es wurde auch kritisch zu den Komplikationen Stellung genommen, die zwar sehr selten auftraten, aber dann in den meisten Fällen schwerwiegende Folgen nach sich zogen. Die am häufigsten in der Fachliteratur angeführten Kritikpunkte wie die Gefahr eines chronischen Schmerzsyndroms oder eines Fremdkörpergefühls konnten aber nicht ausreichend klassifiziert bzw. ausgewertet werden. In der Zwischenzeit hatte sich im klinischen Alltag die Verwendung verschieden konfigurierter Netze ergeben, die von den einzelnen Operateuren nach ihrer Überzeugung eingesetzt wurden. Diese unterschiedlich angelegten Meshes unterschieden sich in ihrer Konstruktion und in ihrer Fremdmaterialmenge. Aus diesen Tatsachen ergab sich die Notwendigkeit, drei Jahre nach Einführung der verschiedenen Netz-Techniken in der Klinik, diese auf ihre Effizienz zu überprüfen. Seite 75 Neben den bekannten Qualitätsmerkmalen wie Rezidivrate, intra- u. postoperative Morbidität, Rückkehr zur Berufs- u. Freizeitaktivität, Kosten, Hospitalisationszeit und technische Durchführbarkeit bzw. Erlernbarkeit sollte besonderen Wert auf die Probleme „Fremdkörpergefühl“ und „Leistenschmerz“ ge legt werden, um klinische Hinweise auf die propagierte Gleichung „viel Fremdmaterial = viel Fremdkörperreaktion“ zu erlangen. Aus diesen Gründen untersuchten wir im Rahmen einer retrospektiven Studie unser Patientengut. Die Vorteile dieses Studientyps bestanden darin, dass durch die klinische Arbeit ein großes Kollektiv und ein ausreichender Beobachtungszeitraum vorhanden war, um auch seltene Komplikationen zu erfassen. Bezüglich der unterschiedlichen Netztechniken lag die Entscheidung, welche bei welchem Patienten verwendet wurde, in der alleinigen Verantwortung des Operateurs. Eine Randomisierung oder Standardisierung erfolgte nicht. Da die Patienten frühestens nach 6 Monaten befragt und nach 12 Monaten nachuntersucht wurden, konnte auch eine Aussage über bleibende Ergebnisse getroffen werden. Durch die Retrospektive ergaben sich erwartungsgemäß auch Nachteile. Einige Patie nten waren in der Zwischenzeit verzogen oder antworteten aus anderen Gründen nicht. Die Patienten wiederum, die Komplikationen angaben, waren nicht alle bereit, die Nachuntersuchung wahrzunehmen. Um wahrheitsgemäße und objektive Ergebnisse zu erhalten, entschlossen wir uns, nur die Patienten, die wir selbst untersucht haben bzw. die, die Beschwerdefreiheit in ihrem Fragebogen angegeben haben, mit in die Studie einzubeziehen. Das barg jedoch die Gefahr, das Kollektiv zu sehr zu reduzieren. Das Problem vieler retrospektiver Studien besteht darin, dass die Follow-up Raten zu klein und die Follow-up Zeiten zu kurz sind. Wir konnten eine Follow-up Rate von 78,2% erreichen. Alle Patienten, die den Fragebogen nicht beantwortet haben, wurden konsequent nicht berücksichtigt, obwohl aus der klinischen Erfahrung eher davon auszugehen war, dass der größte Teil beschwerdefrei war. Denn viele Patienten mit Problemen stellten sich aus eigener Intention ambulant wieder vor. Seite 76 Ebenso gingen die Fragebögen nicht mit in die Auswertung ein, die anonym ausgefüllt zurückgeschickt wurden, obwohl sie in allen Fällen Beschwerdefreiheit dokumentierten. Daher sind die erzielten Ergebnisse als sehr realistisch, vielleicht sogar etwas zu negativ einzuschätzen. Es wurden alle Patienten mit Beschwerden einbestellt und nachuntersucht. Einzig die angegebenen postoperativ aufgetretenen Potenzstörungen wurden nur erfasst und nicht weiter berücksichtigt. Die in den Fragebögen beschriebenen Störungen ließen in allen Fällen den Schluß zu, dass die Probleme nicht auf die Operation zurückzuführen waren. Nebenbei fiel bei der Auswertung auf, dass alle bis auf einen Patienten weit älter als 60 Jahre waren. 4.1 Vergleich der Ergebnisse mit konventionellen OP-Verfahren Eine neue Methode muß sich hinsichtlich ihrer Morbidität mit den etablierten Verfa hren messen, um sich im klinischen Alltag durchsetzen zu können. Die total extraperitoneale Patch-Plastik hat sich inzwischen zu einem Standardverfa hren in der Hernienchirurgie entwickelt. Dies zeigen Studien der letzten Zeit, die aktuellste und qualitativ hochwertigste stellt die Meta-Analyse der EU Hernia Trialists Collaboration [34] dar. Hier wurden insgesamt 41 Studien eingeschlossen, die einen Vergleich zwischen laparoskopischen und offenen Verfahren (mit oder ohne Netz) beinhalteten. Als Vorteile der endoskopischen Verfahren wurden die schnellere Rückkehr zur normalen Aktivität, die niedrigeren Raten an chronischen Leistenschmerzen und Taubheitsgefühl aufgeführt. Niedrigere Rezidivraten konnten im Vergleich zu den offenen Verfahren ohne Mesh gefunden werden, gegenüber den offenen Verfahren mit Mesh ergab sich kein Unterschied. Als Nachteile wurden die längeren OP-Zeiten angegeben und das Auftreten von seltenen, aber äußerst schwerwiegenden Komplikationen wie Netzinfektionen oder Verletzungen von Gefäßen und inneren Organen [34]. Seite 77 In der vorliegenden Studie findet sich ein sehr ho her Anteil an zufriedenen Patienten. Im Durchschnitt wird das Verfahren mit einer Note von 1,8 bewertet, 80,6% der Patienten vergaben die Note „sehr gut“ oder „gut“ (vgl. Seite 71). Trotzdem sollte das nicht über die aufgetretenen Komplikationen hinwegtäuschen. Diese müssen je nach ihrer Auswirkung für den Patienten in leicht- oder schwerwiegende Komplikationen eingeteilt werden. Vorübergehende Störungen wie z.B. eine postoperative Schwellung oder ein subkutanes Hämatom gehören zu den minder schweren Komp likationen. In unserem Kollektiv gaben 8,1% der Patienten eine postoperative Schwellung, 16,6% einen oberflächlichen Bluterguß und 12,3% beides an (vgl. Seite 57). Da es sich hierbei um typische postoperative Erscheinungen handelt, die bei anderen Operationen in gleichem oder stärkerem Maße zu finden sind und den Patienten nur kurzfristig beeinträchtigen, sind sie in ihrer Aussagekraft eher zu vernachlässigen. Als schwerwiegender sind im Gegenteil dazu tiefergelegene, revisionspflichtige Hämatome und Serome zu werten. Das Auftreten postoperativer Nachblutungen und revisionsbedürftiger Hämatome wird in der Literatur mit unterschiedlichen Raten von 0,4% bis 10% beschrieben [51, 57, 60, 101]. Die Inzidenz ist im Vergleich der laparoskopischen zu den offenen Verfahren mit Mesh niedriger. Zu den offenen Verfahren ohne Mesh zeigt sich kein Unterschied [34]. In unserem Gesamtkollektiv fand sich eine Komplikationsrate für das Auftreten einer revisionsbedürftigen Nachblutung von 0,9% (vgl. Seite 58). Dabei war in keinem Fall eine Verletzung der epigastrischen Gefäße verantwortlich. Allein durch die Dissektion und Präparation des präperitonealen Raums können diffuse Blutungen auftreten. Handelt es sich um einen Rezidiveingriff, ist die Dissektion durch die Verwachsungen erwartungsgemäß erschwert. Auch bei vorausgegangenen Operationen im Unterbauch wie z.B. einer Appendektomie besteht oft ein erhöhtes Blutungsrisiko. Im vorliege nden Kollektiv handelte es sich in zwei Fällen, bei denen eine Nachblutung auftrat, um Rezidiveingriffe. Seite 78 Zur Vermeidung eines Revisionseingriffes durch ein Hämatom muß die Einlage einer Redon-Drainage diskutiert werden. Routinemäßig wurde sie in der Chirurgischen Klinik des St. Josef-Hospitals nicht eingebracht. Insgesamt erhielten nur 14,1% der Patienten eine Drainage, abhängig vom intraoperativen Situs. Handelte es sich allerdings um einen Rezidiveingriff, waren es 26,3%, bei einem Primäreingriff 12,1% der Patie nten (vgl. Seite 55). Der erschwerten präparatorischen Situation sollte also bei einem voroperierten Situs durch die Einlage einer Drainage Rechnung getragen werden. Eine punktionswürdige Serombildung ergab sich bei 1,5% der Fälle (vgl. Seite 58). Die Literatur berichtet über Raten von 0,2% bis 10% [14, 26, 28, 57]. Es wird diskutiert, dass die durch die Implantation eines Polypropylenenetzes hervorgerufene Fremdkörperentzündungsreaktion zu einer Serombildung führt [50]. Allerdings handelt es sich hierbei oft um minimale Flüssigkeitsansammlungen, die nur sonographisch gesehen werden können. Trotzdem hat die Verwendung eines Kunststoffnetzes eine höhere Inzidenz zur Seromentwicklung als die offenen Verfahren ohne Mesh [42]. Wobei die Ursache wahrscheinlich eher in dem größeren, notwendigen Operationstrauma als in dem Netz selbst zu suchen ist. Die klinisch bedeutsamen Serome entstehen in der Regel durch die Präparation großer oder schwieriger Hernien, die ausgedehntere Wundhöhlen bzw. - flächen hinterlassen. Das gleiche lässt sich auch bei direkten Hernien beobachten. In unserem Kollektiv handelte es sich in 2 Fällen um eine Skrotalhernie, in einem Fall um eine kombinierte Hernie und in 2 Fällen um Rezidivhernien (vgl. Seite 58). Daß die eingebrachten Netze eine Fremdkörperreaktion hervorrufen, ist in der Literatur unbestritten [39, 50]. Sie ist sogar zur Stabilisierung und zum Einbau in die Bauchwand größtenteils erwünscht. Ob die Netze allerdings auch beim Patienten ein Fremdkörpergefühl verursachen, konnte bislang in klinischen Studien nicht nachgewiesen werden. In unserem Kollektiv fanden sich 9 Patienten mit einem Fremdkörpergefühl, was einer Komplikationsrate von 1,9% entsprach. Dies war in 3 Fällen nur vorübergehend (längstens 1 Jahr) vorhanden. Von den übrigen 6 gaben 5 Patienten ein dauerha ftes, von der Intensität allerdings abnehme ndes Gefühl an, nur ein Patient berichtete über unveränderte Beschwerden nach 26 Monaten. Seite 79 Den subjektiv empfundenen Leidensdruck, der daraus resultierte, ordneten 2 Patienten in der Kategorie „kein“ (0,4%), 3 in „wenig“(0,7%) und 4 in der Kategorie „mittel“ (0,7%) ein. Bei keinem Patienten ergab sich daraus der Wunsch nach einer Netzentfernung (vgl. Seite 61). Die durch die Einbringung eines Polypropylene-Netzes verursachte Fremdkörperreaktion spielt klinisch als manifestes Fremdkörpergefühl also nur eine untergeordnete Rolle. In den seltenen Fällen, in denen es auftritt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nur vorübergehend ist oder zumindest abnimmt, sehr hoch. Einen weiteren Diskussionspunkt stellt der chronische Leistenschmerz dar. Dieses Problem tritt nach allen Formen der operativen Leistenhernienreparationen auf, hat aber bei den endoskopischen Verfahren die geringste Inzidenz im Vergleich zu den offenen Verfahren mit oder ohne Mesh. Trotzdem werden in der Literatur äußerst unterschiedliche und weit auseinanderliegende Inzidenzraten von 1-38,6 % angegeben [34, 52, 60, 64]. Dies spiegelt am ehesten die Schwierigkeit der Objektivierung eines subjektiven Gefühls des Patienten wider. Auch lässt sich in vielen Fällen keine eigentliche Ursache für die Schmerzen herleiten. In dieser Studie ergab sich im Gesamtkollektiv eine Inzidenz von 7,9% für einen persistierenden Leistenschmerz (n=41 Leistenhernien). In 16 Fällen ließ sich der Schmerz eindeutig einem der drei in der Leistenregion verlaufenden Nerven zuordnen. In 25 Fällen gelang dies allerdings nicht. Hier wurden die Beschwerden als lokal-stechend oder ziehend-reißend beschrieben (vgl. Seite 63). Bei den klinischen Nachuntersuchungen ergaben sich ebenfalls vielfältige Befunde. Neben einem schmerzhaften Leistenkanal wurde der Samenstrang oder der Hoden als schmerzhaft angegeben. Ob dies durch die operative Präparation oder durch die Reaktion auf das Netz hervorgerufen wird, kann nicht endgültig geklärt werden. Auffällig und eher für die Präparation als Ursache sprechend ist die erhöhte Inzidenz von Leistenschmerzen, wenn es sich um einen Rezidiveingriff handelte. Auch die Schmerzabnahme nach einem Jahr scheint für eine Besserung durch die fortschreitende Wundhe ilung zu stehen. Eine weitere Erklärung gegen das Netz als Ursache bietet die Tatsache, dass bei den offenen Verfahren mit dem scharfen Zugangstrauma häufiger, wie bereits oben erwähnt, ein Leistenschmerz auftritt. Trotz der doch relativ hohen Inzidenz von chronischen Leistenschmerzen ordneten die meisten Patienten (n=30) ihren Leidensdruck in den Kategorien „wenig“ oder „mittel“ Seite 80 ein (vgl. Seite 64). Nur zweimal war aufgrund der Schmerzen eine operative Revision notwendig, die allerdings nicht die Entfernung des Netzes notwendig machte. In einem Fall konnte durch die Durchtrennung des N. ilioinguinalis eine Schmerzfreiheit erzielt werden. In dem anderen Fall war es bei der Dissektion zu einem langstreckigen Einriß des Peritoneums gekommen, wodurch sich in der Folgezeit erhebliche intraabdominelle Verwachsungen mit dem freiliegenden Netz gebildet hatten. Die Ausbildung von Adhäsionen bis hin zur Fistelbildung bei direktem Kontakt zum Darm ist bei Polypropylene-Netzen bekannt [3, 49, 50]. Aus diesem Grunde sollte immer streng auf ein verschlo ssenes Peritoneum geachtet werden. Von den chronischen Leistenschmerzen sollten die Sensibilitätsstörungen abgegrenzt werden. Diese wurden in dieser Studie als Minderempfindung oder Taubheitsgefühl im Verlauf eines Nerven definiert. Sie traten in 10 Fällen auf, was einer Inzidenz von 1,9% entsprach. In der Literatur werden Raten von bis zu 17,4% angegeben, wobei diese bei den laparoskopischen gegenüber den konventionellen Verfahren niedriger sind [29, 34]. Ein wesentlicher Leidensdruck ergab sich für die Patienten nicht. In 80% der Fälle wurde er in die Kategorien „kein“ bis „mittel“ eingestuft (vgl. Seite 62). Wie bei den chronischen Leistenschmerzen muß auch zur Vermeidung von Sensibilitätsstörungen auf eine schonende Präparation geachtet werden. Weiterhin sollte auf eine Fixierung der Netze mittels Stapler verzichtet werden, um diese Komplikationen möglichst gering zu halten. Als ein großer Nachteil der laparoskopischen Verfahren gilt das Auftreten von seltenen, aber dann sehr schwerwiegenden Komplikationen. Während es in unserem Beobachtungszeitraum zu keiner Verletzung von Darm oder Blase sowie größerer Gefäße (Aorta, Cava, Iliaca) gekommen war, trat in einem Fall eine Netzinfektion auf (0,4%, vgl. Seite 68). Die Netzinfektion gehört zu den gravierendsten Komplikationen der spannungsfreien Hernienchirurgie, insbesondere wenn sie mit Ausbildung von Fisteln einhergeht. In diesem Fall handelte es sich um eine Spätinfektion auf dem Boden eines infizierten Hämatoms. Durch die bei dem Patienten vorausgegangene, laparoskopische Anlage einer Y-Prothese war die Operation deutlich erschwert, die Dissektion und Präparation Seite 81 des präperitonealen Raumes nicht mehr einfach möglich. So entstanden um die Netzlager herum Hämatome, die den Nährboden für den Staphylokokkus aureus bildeten. Retrospektiv muß man die Indikation zur TEP in Frage stellen. Wie auch in diesem Fall ist zur Ausheilung der Infektion meistens eine Entfernung des Fremdmaterials notwendig [14, 51]. Nur wenige Autoren vertreten die Meinung, dass das Netz unter Drainage und Antibiotika-Gabe belassen werden kann [9]. Bei der Implantation von Kunststoff-Netzen müssen daher die Kautelen oberster Sterilität gelten. Die Netze sollten erst kurz vor der Plazierung der Verpackung entnommen und auf keinen Fall auf der Haut des Patienten zwischengelagert werden. Durch das Einbringen über den Kameraport kann komplett ein Kontakt mit dem Patienten ve rmieden werden. Im Gegensatz zu den Komplikationen stehen die Vorteile der laparoskopischen Verfahren, dazu zählen unter anderem die kürzere Krankenhausverweildauer und kürzere Dauer der Arbeitsunfähigkeit. Hinsichtlich der Krankenhausverweildauer erscheint die Bewertung und der Vergleich mit anderen Studien allerdings problematisch, da die Dauer des stationären Aufenthalts häufig von vielen nicht- medizinischen Faktoren beeinflusst wird. Trotzdem sehen die meisten Studien eine kürzere Verweildauer bei den endoskopischen Verfahren als bei den offenen [29, 60, 62, 72]. In unserer Studie betrug die mittlere Verweildauer 3,8 + 2,1 Tage, wobei dies die gesamte Liegedauer und nicht nur die postoperativen Tage umfasst (vgl. Seite 47). Die Zahl der prästationär oder ambulant operierten Patienten nahm im Laufe der Zeit immer mehr zu, wodurch die Liegezeiten über die letzten Jahre gesehen insgesamt reduziert werden konnten. Die Rückkehr zur normalen körperlichen Aktivität und die Dauer der Arbeitsunfähigkeit sind zwei Parameter, die eng miteinander verbunden sind. Hier sind die Vorteile der laparoskopischen Verfahren gegenüber den offene n Verfahren (mit oder ohne Netz) unbestritten. Die angegebenen Zeiträume für die Dauer der Arbeitsunfähigkeit liegen dabei für die TEP zw ischen 5 und 33 Tagen, für die offenen Verfahren mit Netz Seite 82 zwischen 7 und 43 Tagen und für die offenen Verfahren ohne Netz bei 14 bis 48 Tagen [10, 29, 34, 42, 58, 70, 92]. Im eigenen Patientengut fand sich eine durchschnittliche Dauer von 15,8 + 11,8 Tagen bei einer Spannbreite von 0 bis 63 Tagen (vgl. Seite 48). Die Erfassung der Arbeitsunfähigkeit war allerdings relativ schwierig, da sich zum einen viele Patienten nicht mehr zum Zeitpunkt der Befragung an die Dauer erinnern konnten. Zum anderen lassen sich dadurch nur bedingt Rückschlüsse auf die Qualität des Operationsverfahrens oder des postoperativen Verlaufs ziehen, da die Rückkehr in das Berufsleben noch von anderen Faktoren wie z.B. des ausgeübten Berufs, der Zufriedenheit im Beruf und der individuellen Motivation abhängt [43, 79]. Trotz der Überlegenheit der laparoskopischen Verfahren gegenüber den konventione llen Verfahren hinsichtlich der o. g. Faktoren wird in vielen Studien die längere Operationsdauer als ein schwerwiegender Nachteil aufgeführt. Gerade hinsichtlich der dadurch zunehmenden Kosten wird ihr Einsatz zunehmend kritisch gesehen. In der Literatur schwanken die angegebenen Operationszeiten zwischen 32 u. 83 Minuten [10, 12, 29, 34, 38, 44]. Auffällig hierbei ist, dass die extrem langen Operationszeiten aus Studien stammen, deren Veröffentlichungsjahr mindestens 4 Jahre zurück liegt. Man kann annehmen, dass seitdem eine Lernkurve durchlaufen wurde, was in der Regel zu einer Verkürzung der Operationsdauer führt. Das wird durch aktuellere Studien auch belegt. Sie zeigen, dass wie bei allen Operationen, die Dauer von der Erfahrung und Geübtheit des Operateurs abhängig ist. Es werden dann keine wesentlichen Unterschiede mehr zu den offenen Operationsverfahren gesehen. Es finden sich realistische Zeiten von durchschnittlich 32 bis 47 Minuten [25, 69, 78, 90]. Bei der Bewertung der Operationszeiten sind außerdem zusätzliche Differenzierungen notwendig. Man muß unterscheiden, ob es sich um einen einseitigen oder einen beidseitigen Eingriff handelt, und ob eine primäre oder eine Rezidivhernie vorliegt. In unserem Kollektiv ergab sich eine mittlere Operationsdauer von 42,6 + 20,5 Minuten im Gesamtkollektiv. Handelte es sich um einen einseitigen Eingriff, fand sich eine Dauer von 40,9 + 19,9 Minuten, bei einem beidseitigen von 45,8 + 23 Min. Dieser Unterschied wies eine statistische Signifikanz auf. Seite 83 Ein Rezidiveingriff führte es zu einer deutlichen Verlängerung der Operationsdauer. Die Zeit erhöhte sich dann auf 46,9 + 26,5 Min (vgl. Seite 51). Dies lässt sich durch die erschwerte Präparation am inneren Leistenring durch die Voroperation erklären. Trotz des in den meisten Fällen konventionellen Verfahrens bei der Erstoperation finden sich intraoperativ vermehrt Adhäsionen, die die Dissektion des präperitonealen Raumes und die Präparation des Bruchsacks deutlich erschweren. Wie bereits oben erwähnt, führte ein Rezidiveingriff auch häufiger zur Plazierung einer Drainage, was ebenfalls die Verlängerung der Operationszeit erklärt. Nicht nur ein voroperierter Situs führt zu Schwierigkeiten bei der Schaffung des präperitonealen Zugangs. Ein weiteres Problem hierfür stellt die Adipositas dar. Die Erkennung und Präparation der Schichten über den kleinen infraumbilicalen Schnitt wird dadurch deutlich erschwert. Auch findet sich in der Leistenregion häufig ein augeprägtes präperitoneales Lipom, das zusätzlich abpräpariert werden muß. Daß die Adipositas in ihren verschiedenen Graden zu einer Verlängerung der Operationsdauer führt, lässt sich durch die Ergebnisse belegen. Während die mittlere OP-Dauer bei Norma lgewichtigen noch bei 39 + 19,3 Minuten lag, erhöhte sie sich bei der Gruppe „Adipositas Grad I“ auf 46,7 + 21,2 Minuten, und bei der Gruppe „Adipositas Grad II“ auf 49 + 21,6 Minuten. Alle Unterschiede wiesen dabei eine statistische Signifikanz auf (vgl. Seite 53). Es lässt sich erkennen, dass eine Rezidivoperation oder eine Operation bei adipösen Patienten den Eingriff erschwert, was sich in den OP-Zeiten widerspiegelt. Die allgemeine Meinung, dass die Operationszeiten von der Erfahrung und Geübtheit der Operateure abhängen, konnte ebenfalls bestätigt werden. Seit Einführung des Verfahrens in der Chirurgischen Klinik des St. Josef-Hospitals wurde eine Lernkurve durchlaufen, die sich in der stetigen Abnahme der OP-Zeiten erkennen lässt. Die größte und statistisch signifikante Verringerung fand sich dabei nach einem Jahr, in den letzten 3 Jahren hielt sich die durchschnittliche Operationsdauer auf dem oben beschriebenen gle ichen Niveau. Das ist insofern beachtlich, da sich der total extraperitoneale Bruchlückenverschluß in dieser Zeit zu einem Ausbildungseingriff entwickelt hat. Von ursprünglich 5 Operateuren erweiterte sich die Anzahl auf insgesamt 13 verschiedene Operateure, ohne dass es zu einer wesentlichen Seite 84 Zunahme der Operationszeiten gekommen war. Damit kann die häufig angeführte Behauptung der technisch schwie rigen Erlernbarkeit mit der Gefahr von Qualitätseinb ußen widerlegt werden. 4.2 Unterschiede zwischen den verschieden angelegten PatchPlastiken hinsichtlich der Komplikationen Die unterschiedlichen Netzkonfigurationen entstanden vor allem unter dem Ziel, die Rate der Spätkomplikationen und der Rezidive zu senken. Da die Stapler-Fixierung der Netze im präperitonealen Raum eine Verletzung von Nerven und Gefäßen in sich birgt [5, 20, 26, 97], wurde zunächst versucht, das Netz unfixiert einzulegen. Hierdurch entstanden allerdings Rezidive durch das Verrutschen des Netzes, so dass eine Bruchpforte, meist die mediale, freigelegt wurde. Oder es entwickelten sich kaudale Rezidive, da das Netz durch den Samenstrang zu sehr angehoben wurde. Beide Phänomene sind auch in der Literatur als häufigste Rezidivursache beschrieben [27, 55]. Um eine Fixierung ohne Klammerung mittels Stapler zu erreichen, entstand die Idee, das Netz nach kranial zu schlitzen und um den Samenstrang herum zu schlingen. Der Vorteil, dass eine Stapler-Fixierung nicht mehr nötig war, wurde durch die neu geschaffene Schwachstelle, den Schlitz, erkauft. Diese Schwachstelle wurde dann durch ein zweites aufgelegtes Netz bedeckt. Der Erstbeschreiber dieser Technik, die sog. „Double Mesh-Technik“, war Posta [75]. Er verzichtete allerdings weiterhin nicht auf eine Klammerung der Netze. In einem ersten Beobachtungszeitraum von 6-20 Monaten erreichte er mit dieser Technik eine Rezidivrate von 0% [75], zu dem gleichen Ergebnis gelangte eine weitere Studie [35]. Im Rahmen der Diskussion um die Notwendigkeit von Fremdmaterial bei der Leistenhernienreparation und dessen mögliche Komplikationen [50, 84, 86, 87, 88] wurde dann aus einer Einzelbeobachtung heraus die Fremdmaterial-reduzierte Türflügelpla- Seite 85 stik entwickelt. Durch das kleinere, aufgesteppte Netz wurde die Gesamtnetzmenge verringert, die Vorteile der Fixierung durch das Umschlingen des Samenstrangs und die Abdeckung des Schlitzes konnten trotzdem beibehalten werden. Es stellt sich nun die dieser Arbeit zugrunde liegende Frage, ob es durch die unterschiedlichen Netzkonfigurationen hinsichtlich der Komplikationsraten in den Gruppen zu verschiedenen Ergebnissen kommt, ob also eine Netztechnik eindeutige Vorteile für das klinische Outcome der Patienten bringt. Um dies zu beantworten werden im Folgenden die Double Mesh- u. die TürflügelTechnik miteinander verglichen. Es gibt in dieser Studie allerdings auch eine Gruppe, die aufgrund spezieller Indikationen mit einem einfachen, ungeschlitzten Netz versorgt wurde. Es handelte sich z. B. um sehr junge Patienten, Sportler, Frauen oder bereits endoskopisch voroperierte Patienten. Das Kollektiv unterschied sich also in seiner Zusammensetzung deutlich von den beiden anderen und war dadurch statistisch nic ht mehr mit ihnen vergleichbar. Die beiden anderen Gruppen waren sowohl in ihrer Alters-, Geschlechts- u. Hernienverteilung ähnlich, so dass hier eine Vergleichbarkeit gegeben ist. Betrachtet man die wichtigsten Frühkomplikationen, nämlich die revisionsbedürftigen Nachblutungen und die Serombildung, ergeben sich in den beiden Gruppen nur minimale Unterschiede. Während in der Double Mesh-Gruppe bei 1,0% eine Nachblutung und bei 1,4% ein Serom auftrat, fand sich in der Türflügel-Gruppe eine Nachblutung bei 1,4% und ein Serom bei 2,1% der operierten Hernien (vgl. Seite 58). Diese geringen Unterschiede sind nicht durch die verschieden angelegten Netze zu erklären, da die Nachblutungen und auch die Serombildung auf das Operationstrauma und die Präparation zurückgeführt werden müssen. Im Gegensatz dazu sind die Unterschiede bei den Spätkomplikationen zu sehen. Zwei der bedeutsamsten sind dabei das Fremdkörpergefühl und die persistierenden Leistenschmerzen. Seite 86 Das subjektiv geschilderte Fremdkörpergefühl wurde in der Double Mesh-Gruppe bei 1,4% und in der Türflügel-Gruppe bei 4,3% der operierten Hernien beobachtet (vgl. Seite 62). Die persistierenden Leistenbeschwerden waren ebenfalls in der TürflügelGruppe mit 11,3% gegenüber 7,2% in der Double Mesh-Gruppe deut lich erhöht (vgl. Seite 65). Da bei beiden das gleiche Operationstrauma erfolgte und das gleiche Fremdmaterial verwendet wurde, lassen sich die gewonnenen Ergebnisse nur auf die unterschiedlichen Netzkonfigurationen zurückführen. Als eine Erklärungsmöglichkeit muß die doch starre Konstruktion des Türflügels angesehen werden. Durch die Fixierung der Netze sind weniger Verschiebungen gege neinander und gegenüber dem Samenstrang möglich. Die Bauchwandmechanik wird wahrscheinlich dadurch ebenfalls mehr gestört. Bei der Double Mesh-Technik ist die Beweglichkeit der Netze untereinander erhalten, dadurch ist auch die Einengung des Samenstrangs nicht so gegeben. Diese Beobachtung konnte auch bei den klinischen Nachuntersuchungen bestätigt werden (vgl. Seite 66). Während in der Double MeshGruppe ein schmerzhafter, aber nicht gestauter Samenstrang gefunden wurde, war in der Türflügel-Gruppe bei 3 Patienten der Samenstrang schmerzhaft und bei 3 weiteren im Vergleich zur Gegenseite verdickt. In der Literatur sind durch den bindegewebigen Umbau der Netze Reizersche inungen sowie inflammatorische Reaktionen der Wand am Samenstrang beschrieben [46, 99]. Doch wäre dies die alleinige Erklärung, müssten die Veränderungen in beiden Gruppen gleich ausgeprägt sein. Den deutlichen Unterschied in den Ergebnissen kann man also auf die Netzkonfiguration zurückführen. Die seltene, aber für den Patienten schwerwiegende Komplikation der Netzinfektion trat bei einem selbst-genähten Türflügel-Netz auf. Als mögliche Ursache der Infektion muß die längere Verweildauer außerhalb des Patienten nach Entnahme aus der sterilen Verpackung diskutiert werden, denn durch das selbstständige Aufnähen des zweiten Netzes in der Anfangsphase der Studie war die mögliche Kontaminationszeit verlä ngert. Auch erwies sich der Türflügel bei der Explantation des Netzes als hinderlich, da durch die Größe, Konstruktion und Fixierung des Netzes die Entfernung nicht so einfach möglich war. Hierzu waren insgesamt zwei Operationen notwendig. Seite 87 Da die Komplikation einer Infektion zwar nur sehr selten ist, muß trotzdem an die Möglichkeit einer notwendigen Explantation gedacht werden. Auch hierzu scheint der Türflügel die ungünstigere Variante zu sein. Auch bei der Dauer des stationären Aufenthalts ergaben sich Differenze n. Die mittlere Krankenhausverweildauer lag in der Double Mesh-Gruppe bei 3,7 + 2,1 Tagen, in der Türflügel-Gruppe bei 4,3 + 2,2 Tagen, es bestand eine statistische Signifikanz (vgl. Seite 47). Da der postoperative Entlassungszeitpunkt im wesentlichen von der relativen Schmerzfreiheit und der Wiedererlangung der Bewegungsfreiheit abhängt, scheint der postoperative Heilungsverlauf bei den Patienten mit einem Double Mesh günstiger zu sein. Auch für diese Annahme kann man die Konstruktion des Netzes verantwortlich machen. Durch den starren Türflügel lassen sich vermehrte postoperative Schmerzen und Schwellungszustände erklären. Bei der Dauer der Arbeitsunfähigkeit fanden sich dann allerdings keine statistisch signifikanten Unterschiede mehr, die mittlere Dauer lag in der Double Mesh-Gruppe mit 16,3 + 12,8 Tagen nur minimal unter der der Türflügel- Gruppe (16,9 + 12 Tage, vgl. Seite 49). Wie schon beschrieben stellt die Operationsdauer einen wichtigen ökonomischen Faktor dar. Längere Operationszeiten bedeuten höhere Operationskosten, und die machen die TEP für viele zu einer wirtschaftlich gesehen unattraktiven Operation. Vergleicht man die Operationszeiten hinsichtlich der eingebrachten Netze, ergibt sich für die Double Mesh-Technik ein weiterer Vorteil. Sowohl die einseitige Operation mit 40,5 + 19,7 Minuten gegenüber 43,4 + 12,1 Minuten, als auch die beidseitige Operation mit 49,7 + 24,5 Minuten gegenüber 55,7 + 13,7 Minuten war in der Double Mesh-Technik statistisch signifikant kürzer (vgl. Seite 52). Auch hierfür liegt die Erklärung in der Konfiguration der Netze. Bei der Double Mesh-Technik werden zwei voneinander unabhängige Netze mit insgesamt kleinerer Grundfläche der Einzelnetze eingebracht. Die Schwierigkeit besteht hauptsächlich in der Plazierung des Basis-Meshes unter dem Samenstrang. Dies lässt sich mit einem kleineren Netz technisch einfacher bewerkstelligen. Das Türflügel-Netz benötigt insgesamt zwar weniger Fremdmaterial, aber die Grundfläche des Netzes ist größer. Dadurch und durch das fixierte zweite Netz wird das Hindurchziehen unter den Samen- Seite 88 strang technisch aufwendiger, was sich in den längeren Operationszeiten widerspiegelt. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Double Mesh-Technik trotz des erhöhten Anteils von Fremdmaterial hinsichtlich des klinischen Outcomes der Patienten dem Türflügel überlegen ist und auch aus ökonomischer und technischer Sicht weitere Vorteile bietet. Betrachtet man die Gruppe der Patienten, die mit einem einfachen Netz versorgt wurde, finden sich hier erwartungsgemäß die besten Ergebnisse. Sowohl das Fremdkörpergefühl (0%), die persistierenden Leistenbeschwerden (5%), die Dauer des stationären Aufenthalts (3,3 + 1,5 Tage), die Dauer der Arbeitsunfähigkeit (12,8 + 7,8 Tage) als auch die mittlere Operationszeit (33,3 + 22,9 Minuten) waren statistisch signifikant niedriger bzw. kürzer. Man muß allerdings bedenken, dass es sich bei dieser Gruppe um ein selektioniertes Patientenkollektiv handelte, das eine eigene Zusammensetzung hatte. Bei den meisten Patienten handelte es sich um junge Patienten oder Berufsfußballer, die allein aufgrund ihrer Konstitution eine schnellere Rekonvaleszenz aufwiesen. Weiterhin fanden sich intraoperativ in den meisten Fällen beginnende oder kleine Leistenhernien, so dass keine erschwerte Präparation notwendig war und die Abdeckung mit einem einfachen, großen Netz ausreichte. Daß das Einbringen eines einfachen, ungeschlitzten Netzes technisch viel einfacher ist und sich in den kürzeren Operationszeiten zeigt, kann man leicht nachvollziehen. 4.3 Betrachtung der Rezidivraten Die Rezidivrate stellt immer noch den wichtigsten Indikator für die Qualität eines Operationsverfahrens in der Leistenhernienchirurgie dar. Um langfristig Rezidive zu vermeiden, hat sich weltweit die Ansicht durchgesetzt, dass dies nur durch die „Tension free“- Techniken, also unter Verwendung eines Kunststoffnetzes, zu erreichen ist. Dabei spielt die Methode, mit der das Netz implan- Seite 89 tiert wird, keine Rolle, d.h. es ergeben sich keine Unterschiede zwischen den Verfa hren, bei denen das Netz offen oder endoskopisch eingebracht wird [24, 34]. Interessanterweise hat sich dies bislang nicht in den offiziellen Statistiken der Ärztekammern niedergeschlagen, die bis 1997 einen stetigen Anstieg der operierten Rezidivleistenhernien bis auf 14,1% und ab 1998 einen fast kontinuierlich hohen Anteil von ca. 13,5% verzeichneten [57]. In der Literatur finden sich für die TEP Rezidivraten zwischen 0% und 5,8% [16, 18, 37, 44, 75]. In der vorliegenden Untersuchung fand sich eine Gesamtrezidivrate von 1,3%. Untersucht man die einzelnen Netzvarianten getrennt, zeigte sich in der Double Mesh- und der Türflügel- Gruppe kein Unterschied, in beiden lag die Rezidivrate bei 1,4% (vgl. Seite 69). Gesondert muß man auch hier die Patienten mit einem einfachen Netz bewerten, denn bei ihnen ließ sich eine Rezidivrate von 1,0% erkennen. Wie schon beschrieben ist dies auf das selektionierte Patientenkollektiv mit größtenteils nur beginnenden oder sehr kleinen Hernien zurückzuführen. Die beiden unterschiedlichen Patch-Plastiken bieten hinsichtlich der Rezidivrate also gleich gute Ergebnisse. Trotzdem treten in beiden Gruppen weiterhin Rezidive auf. Als Ursache hierfür waren in allen Fällen die Netztechniken im weitesten Sinne verantwortlich. Bei den Rezidiven nach Double Mesh- Technik war in allen Fällen ein ausgedehntes Hämatom oder Serom ursächlich verantwortlich. Denn aufgrund der mangelnden Fixierung der Meshes kam es durch die Flüssigkeitsansammlung zu einer Dislokation, was dann zu einer Freilegung der Bruchpforten führte. Dies Problem ließe sich nur durch eine zusätzliche Fixierung vermeiden, die allerdings die eigentlichen Vorteile dieser Technik wieder aufheben würde. Daher muß wie bei allen Operationen auf eine vorsichtige Präparation und sorgfältige Blutstillung geachtet werden, um die Rezidivraten weiter zu senken. Wie bereits diskutiert, sollte in solchen Fällen eine RedonDrainage eingebracht werden. Seite 90 Bei den Rezidiven in der Türflügel-Gruppe fand sich in allen Fällen eine freiliegende mediale Bruchpforte verantwortlich. Dies ist eine weitere Problematik des vorgefertigten Netzes. Anatomische Variationen können durch den aufgesteppten Türflügel nicht ausgeglichen werden, so dass unter ungünstigen Umständen nicht alle Bruchpforten ausreichend weit bedeckt sind. Bei der Double Mesh- Technik können die Netze ind ividuell zugeschnitten und angepaßt werden. Dies ist durch das maschinell gefertigte Netz mit einer vorgegebenen Größe nicht möglich. Hinsichtlich der Netzgröße existie ren ebenfalls unterschiedliche Meinungen. Neuere Studien propagieren kleinere Netze [74], bei anderen brachten Versuche mit kleineren Netzen eher unbefriedigende Resultate [20]. In der Chirurgischen Klinik des St. JosefHospitals hat sich die Ansicht einer Überlappung von mind. 3 cm aller potentiellen Bruchpforten durchgesetzt, was in der Regel auch durch die beiden Netzvarianten erreicht wird. Trotzdem scheint die Double Mesh- Technik, obwohl es sich statistisch nicht belegen lässt, aufgrund ihrer Anpassungsmöglichkeiten an anatomische Besonderheiten bzw. individuelle Variationen die günstigere Patch-Plastik hinsichtlich der Rezidivvermeidung zu sein. 4.4 Beurteilung der „Tension free“-Techniken Wie in der nationalen und internationalen Fachliteratur zu erkennen ist, haben sich hinsichtlich der optimalen Versorgung von Leistenhernien die „Tension free“-Techniken durchgesetzt. Das wird auch durch die hohe Anzahl von implantierten Netzen (weltweit mehr als 1 Mio./Jahr) ersichtlich. Einzig die Methode der Netzimplantation, also über den offenen oder endoskopischen Zugang, bietet noch kontroverse Meinungen. Seite 91 Dabei sind die Vorteile der total extraperitonealen Technik unbestritten, ihnen stehen aber die Nachteile mit längeren Operationszeiten, höheren Kosten und technisch schwieriger Erlernbarkeit gegenüber. In der Chirurgischen Klinik des St. Josef-Hospitals haben sich die „Tension free“Techniken in der Hernienversorgung durchgesetzt. Aufgrund langjähriger guter Ergebnisse in der Versorgung von Leistenhernien [7, 103] werden zunehmend auch seltene Hernientypen, wie z.B. eine perineale Hernie, in dieser Technik versorgt [33]. Das Verfahren der videoassistierten Leistenhernienversorgung in der TEP-Technik hat sich als Standardeingriff etabliert. Nach durchlaufener Lernkurve konnten kürzere Operationszeiten und niedrige Rezidivraten erreicht werden. Neben der Aufnahme des Verfahrens in die klinische Ausbildung wurde es hinsichtlich der verwendeten Kunststoff-Netze weiterentwickelt, woraus die zwei verschiedenen Patch-Plastiken entstanden. Im Rahmen dieser Studie ließen sich sowohl hinsichtlich der Spätkomplikationen als auch der wirtschaftlich-ökonomischen Faktoren eindeutige Vorteile der Double MeshTechnik erkennen. Einzig bei beginnenden Hernien und sehr jungen Patienten mit einer stabilen Faszienstruktur sollte grundsätzlich die Einlage eines Netzes kritisch diskutiert werden. Seite 92 5 Zusammenfassung Der videoassistierte Bruchlückenverschluß in der total extraperitonealen Technik hat sich trotz aller kontroversen Diskussionen als ein Standardverfahren in der Leistenhernienchirurgie etabliert. In zahlreichen Studien hat sich gezeigt, dass durch die spannungsfreie Versorgung mit einem Kunststoffnetz („Tension Free“) eine Abnahme der Rezidivrate, eine schnellere Rückkehr zur normalen Freizeit- u. Berufsaktivität sowie eine Reduzierung der postoperativen Morbiditätsrate zu beobachten ist. Einzig die schwierigere technische Erlernbarkeit sowie das Auftreten von seltenen, aber dann meist schwerwiegenden Komplikationen werden als Nachteile aufgeführt. Nach der anfänglichen Verwendung eines einfachen präperitonealen Netzes haben sich in der Chirurgischen Klinik des St. Josef-Hospitals zwei verschiedenen Netzmodifikationen durchgesetzt, die sog. „Double Mesh“- u. sog. „Türflügel”- Technik. Um beide Techniken miteinander zu vergleichen, wurde eine retrospektive Untersuchung mittels Fragebogen und klinischer Untersuchung durchgeführt. Dabei wurden 397 Patienten mit 534 Leistenhernien erfasst, was einer Follow-up Rate von 78,2% entsprach. Beide Techniken nutzen die Schlitzung des Basis-Meshes zur Fixierung durch Herumlegen um den Samenstrang. Eine potentielle Schlitzinsuffizienz wird durch ein zweites aufgelegtes Netz vermieden. Der Unterschied der beiden Techniken liegt zum einem in dem geringeren Fremdmaterialanteil des Türflügels. Zum anderen sind die beiden Netze des Türflügels miteinander fixiert. Bei den Ergebnissen fand sich in den beiden Gruppen mit 1,4% eine gleiche Rezidivrate. Bei der postoperativen Morbidität, insbesondere bei dem subjektiv empfundenen Fremdkörpergefühl und den persistierenden Leistenbeschwerden, zeigten sich deutliche Unterschiede. Beide Spätkomplikationen traten in der Double Mesh-Gruppe weniger auf. Ebenso fanden sich in dieser Gruppe eine kürzere Dauer der Arbeitsunfähigkeit, kürzere Operationszeiten und eine größere Zufriedenheit mit dem Operationsergebnis. Seite 93 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei beiden spannungsfrei angelegten PatchPlastiken aufgrund ihrer speziellen Konfiguration auf eine Fixierung durch Klammern verzichtet werden kann. Beide bieten hinsichtlich des wichtigen Qualitätsmerkmals Rezidivrate gleich gute Ergebnisse. Die Double Mesh-Technik erscheint aber bezüglich des klinischen Outcomes der Patienten trotz der erhöhten Fremdmaterialmenge als die bessere Variante. Auch lässt sich durch die kürzeren Operationszeiten eine technisch einfachere Plazierung der Netze belegen. Einzig bei sehr jungen Patienten mit beginnenden oder sehr kleinen Hernien muß weiter die Einlage eines Netzes kritisch diskutiert werden. Seite 94 6 Literatur 1. Abrahamson J Etiology and pathophysiology of primary and recurrent groin hernia formation In: Groin hernia surgery Surgery clinics of North America 78 (6): 953-971 (1998) 2. Amid PK Classification of biomaterials and their related complications in abdominal wall Hernia surgery Hernia 1: 5-8 (1997) 3. Amid PK, Shulman AG, Lichtenstein IL, Hakakha M Biomaterials for abdominal wall hernia surgery and principles of their applications Langenbecks Arch Chir 379: 168-171 (1994) 4. Annibali R Laparoscopic view of the anatomy of the inguinal region In: Büchler M, Frei E, Klaiber C, Metzger A (Hrsgr): Laparoscopic hernia repair, a new standard? Prog Surg 21, Karger Verlag Basel: 13-27 (1995) 5. 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Witzel O Über den Verschluß von Bauchwunden und Bruchpforten durch versenkte Silberdrahtnetze (Einheilung von Filigranpelotten) Zbl Chir 10: 257-60 (1900) Seite 110 7 Anhang Fragebogen Leistenbruch-Operation: Name: Vorname: Geb.-Datum: Telefon: Beruf: Größe: Gewicht: Hausarzt: 1. Wurde be i Ihnen vorher schon eine Operation im Bereich des Unterbauches außer einer Leistenbruch-Operation durchgeführt (z.B. Blinddarmentfernung, Operation an Blase oder den Geschlechtsorganen, Darmoperation)? ? nein ? ja, welche:_____________________________________________________ 2. Wann konnten Sie sich nach der Operation wieder schmerzfrei bewegen? ? innerhalb von 3 Tagen nach der Operation ? innerhalb von 7 Tagen nach der Operation ? innerhalb von 14 Tagen nach der Operation ? erst _____ Wochen nach der Operation 3. Wann konnten Sie nach der Operation wieder stärkere körperliche Belastung wie Sport, Heben und Tragen schwerer Lasten ausüben? ? ca. 14 Tage nach der Operation ? ca. 4 Wochen nach der Operation ? erst _____ Wochen nach der Operation Seite 111 4. Wann sind Sie nach der Operation wieder Ihrer beruflichen Tätigkeit nachge gangen bzw. wie lange wurden Sie vom Hausarzt krank geschrieben? ? ca. ______ Wochen ? ich war zur Zeit der Operation nicht berufstätig 5. Traten nach der Operation eine Schwellung oder ein Bluterguß im Bereich der Leiste oder des Hodens auf? ? nein ? ja, eine Schwellung ? ja, ein Bluterguß ? ja, beides 6. Mußte im Bereich der Leiste Flüssigkeit abpunktiert werden? ? nein ? ja, während des stationären Aufenthalts ? ja, später nach der Entlassung 7. Mußten Sie aufgrund eines Blutergusses nochmals operiert werden? ? nein ? ja 8. Falls ja, wann und wo wurde diese Operation durchgeführt? ? wann: ________________________________________________________ ? wo: __________________________________________________________ 9. Traten nach der Operation Entzündungen oder Vereiterungen im Nabe lbereich auf? ? nein ? ja, welche:_____________________________________________________ 10. Ist auf der in unserem Hause operierten Seite erneut ein Leistenbruch aufgetreten? ? nein ? ja Seite 112 11. Wenn ja, wurde dieser Leistenbruch von einem Arzt bestätigt? ? nein ? ja 12. Sind Sie an diesem Leistenbruch erneut operiert worden? ? nein ? ja 13. Falls ja, wann und wo wurde diese Operation durchgeführt? ? wann: ________________________________________________________ ? wo: __________________________________________________________ 14. Falls vor der Operation Beschwerden bestanden haben, sind diese jetzt noch vorhanden? ? nein ? ja 15. Sind nach der Operation neue Beschwerden aufgetreten? ? nein ? ja 16. Falls neue Beschwerden aufgetreten sind, welcher Art sind diese? ? Taubheitsgefühl im Bereich der Leiste und/oder im Bereich des Oberschenkels ? nicht näher zu beschreibendes Fremdkörpergefühl ? Schmerzen im Bereich der Bauchmuskulatur ? neu aufgetretener Bauchnabel-Bruch ? Verkleinerung des Hodens auf der operierten Seite ? Störungen beim Intimverkehr (Potenzstörungen) ? sonstige: ______________________________________________________ 17. Falls aktuell Beschwerden vorhanden sind, wann treten diese auf? ? meist nur unter Belastung (z.B. beim Sport, Heben und Tragen schwerer Lasten) ? auch in Ruhe ? die Beschwerden sind von der Belastung unabhängig Seite 113 18. Welche der nachfolgenden Aussagen (auch mehrere möglich) beschreiben am ehesten den Charakter des Schmerzes? ? ich empfinde meine Schmerzen als heftig ? ich empfinde meine Schmerzen als unerträglich ? ich empfinde meine Schmerzen als schneidend ? ich empfinde meine Schmerzen als brennend ? ich empfinde meine Schmerzen als reißend ? ich empfinde meine Schmerzen als stechend 19. Tragen Sie bitte die Stärke Ihres Schmerzes auf folgender Skala von 0 bis 10 ein, wobei „0 = kein Schmerz“ und „10 = maximal vorstellbarer Schmerz“ be deutet. 1 20. 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Wie werten Sie insgesamt das Behandlungsergebnis der Operation in unserem Hause auf einer Skala von 1 bis 6? ? „1“ sehr gut ? „2“ gut ? „3“ befriedigend ? „4“ ausreichend ? „5“ mangelhaft ? „6“ ungenügend Wenn Sie uns noch etwas in Bezug auf Ihre Operation bzw. Ihr Operationsergebnis mitteilen möchten, können Sie dies gern an dieser Stelle tun: Vielen Dank für Ihre freundliche Mitarbeit! Seite 114 Danksagung Herrn Priv.- Doz. Dr. med. Karl-Heinz Bauer danke ich für die Vergabe des Themas und die Unterstützung bei der Durchführung der Untersuchung. Herrn Dr. med. Dirk Weyhe danke ich für die Hilfe bei der Ausarbeitung und Beurteilung der Ergebnisse. Mein Dank gilt weiterhin Frau Dr. Petra Harrer für die Unterstützung bei der Anfertigung und Bearbeitung des Bildmaterials. Seite 115 Tabellarischer Lebenslauf: Name: Kirsten Meurer Anschrift: Im Kattenhagen 16 44869 Bochum Telefon: 02327/788129 Geburtstag u. -ort: 06.01.1972 in Bochum-Wattenscheid Familienstand: ledig Konfession: evangelisch Nationalität: deutsch Schulbildung: 1978 - 1982 Gemeinschaftsgrundschule in Bochum-Weitmar 1982 - 1991 Gymnasium am Ostring, Bochum Abitur Juni 1991 Studium: WS 1991/92 - SS 1994 Ruhr-Universität Bochum Physikum April 1994 SS 1994 - WS 1997/98 Universität GH Essen 1. Staatsexamen April 1995 2. Staatsexamen September 1997 WS 1997/98 - SS 1998 Ruhr-Universität Bochum PJ im St. Josef-Hospital Bochum 3. Staatsexamen Oktober 1998 Ärztliche Tätigkeit: 01.02.1999 – 31.07.2000 Ärztin im Praktikum Chirurgische Klinik, St. Josef-Hospital Bochum seit dem 01.08.2000 Assistenzärztin Chirurgische Klinik, St. Josef-Hospital Bochum