Lambda-Messungen mit Druckkompensation
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Lambda-Messungen mit Druckkompensation
28 DURCHGÄNGIGE WERKZEUGKETTE Physikalisches Modell L A M B D A - M E S S U N G E N A M P R Ü F S TA N D Systemtest Simulink® TargetLink LABCARAUTOMATION RPT ES910 ASCET ES1000 DTS C-Code INTECRIO Fixed PointModell INCA Integrationstest Embedded Coder 29 Lambda-Messungen mit Druckkompensation HiL TargetLink Von Matthieu Bourrat und Pascal Dorlhene, Renault S.A.S.; Abbo Mohamadou, ETAS ASCET C-Code C++testTM LABCAR und andere (z. B. dSPACE) Renault entscheidet sich für das Lambda-Modul ES635 Unit Test Build-Prozess Renault hat sich für das Lambda-Modul ES635 als Standardgerät für Lambda-Messungen entschieden. Das Modul wurde unlängst an den neuen Prüfständen des unternehmensweiten Programms „Pôle Innovation Mécanique“ (PIM) eingesetzt. Testumgebung für Funktionsentwicklung vom Modell zum Seriencode, dargestellt am V-Modell. Mit dem erklärten Ziel, Renault als eines der führenden Unternehmen im Bereich der CO2-Einsparung zu etablieren, nehmen in Frankreich und im Ausland alle technischen Zentren von Renault an diesem Programm teil. statische und dynamische CodeChecks. Auch der automatisch generierte Code, der von ASCET, TargetLink und dem Embedded Coder erzeugt wurde, kann mit diesem Tool überprüft werden. AVL S&F nutzt als Testautomatisierungswerkzeug LABCAR-AUTOMATION von ETAS – eine offene und toolunabhängige Plattform für die Konfiguration und die Durchführung automatischer Tests von MiL bis HiL. LABCAR-AUTOMATION ist dabei nicht auf die ETAS-Werkzeuge INTECRIO, INCA und das ETAS HiL-System LABCAR beschränkt, sondern unterstützt alle gängigen Test- und Rapid Prototyping-Systeme wie zum Beispiel dSPACE HiL-Systeme, dSPACE Autobox, ODX-LINK, NI TestStand und auch kundenspezifische Lösungen. Die Codierung von Testfällen in LABCAR-AUTOMATION kann grafisch mit dem „Automation Sequence Builder“ bzw. in einer beliebigen Microsoft .net-Sprache erfolgen. Hier setzt AVL S&F C# ein. Die Testskripte können in allen Testumgebungen als MiL-, SiL- oder HiL-Tests ausgeführt und wiederverwendet werden. Die funktionalen MiL-, SiL- und HiLTests können in einer einheitlichen Benutzerumgebung konfiguriert und durchgeführt werden, was die Arbeit spürbar erleichtert. Der Aufbau des Test Managers und Test Handlers von LABCAR-AUTOMATION erlaubt es auch unerfahrenen Benutzern, bereits konfigurierte Tests auszuführen. Testdokumentation Die standardisierte Testdokumentation der Ergebnisse ermöglicht die systematische Dokumentation aller ausgeführten Tests. Dabei erlauben die toolgestützten Auswerteroutinen eine schnellere und genauere Analyse der Testergebnisse. Auch die automatisierte Generierung der Dokumentation spart Zeit. Trotz der Standardisierung können die Testreports effizient an die Kundenanforderungen angepasst werden. LABCAR-AUTOMATION erhöhte somit die Qualität und Effizienz der Testdokumentation. Fazit Den Ingenieuren von AVL S&F gelang es, eine effiziente und durchgängige Toolkette aufzubauen. Dies wurde unterstützt durch die Offenheit der ETAS-Werkzeuge. Der Vorteil liegt auf der Hand: Testfälle können über Entwicklungsphasen und Projekte hinweg verwendet werden. Der Einsatz dieser neuen Toolkette bringt eine spürbare Zeitersparnis bei gleichzeitiger Steigerung der Qualität. Die Genauigkeit der Lambda-Regelung hat einen wesentlichen Einfluss auf die Verringerung der Emissionen und des Treibstoffverbrauchs von Kraftfahrzeugen. Bei der LambdaMessung muss eine Anzahl von Parametern berücksichtigt werden: ■ die Lambda-Charakteristik von verschiedenen Kraftstofftypen wie zum Beispiel Diesel, Benzin oder Ethanol ■ die Temperaturbedingungen bei Sommer- und Wintererprobungen ■ der Luftdruck bei Höhenerprobungen ■ der Staudruck im Abgassystem Das Lambdamessgerät muss sich flexibel für unterschiedliche Tests verwenden und in bestehende Werkzeuglandschaften integrieren lassen. Abgasdruck Lambdasensoren reagieren empfindlich auf Änderungen des Luftdrucks und des Staudrucks im Abgassystem (Abgasdruck). Die Druckabhängigkeit ist bei extrem fetten oder mageren Gemischen besonders ausgeprägt. Eine Änderung des Drucks um 400 Millibar im Auspuffrohr des Motors verursacht Abweichungen des Sensorpumpstroms und des davon abgeleiteten Lambda-Werts von etwa 10 Prozent. Evaluierung des ES635-Moduls Mit dem Lambda-Modul ES635 kann der Einfluss des Luftdrucks und des Abgasdrucks auf das Messergebnis kompensiert werden. ETAS implementierte dazu die Abgasdruckkom- 30 L A M B D A - M E S S U N G E N A M P R Ü F S TA N D Messung des Äquivalenzverhältnisses 1/λ eines Synthesegases mit dem ES635-Modul bei aktiver Abgasdruckkompensation (rote Dreiecke). Die Diagonale zeigt die erwarteten Werte an, die mit einem Gasanalysator gemessenen wurden. Die ES635-Messwerte weichen maximal um 1,8 Prozent von den eingestellten Mischungsverhältnissen ab. L A M B D A - M E S S U N G E N A M P R Ü F S TA N D pensation EPC nach Spezifikationen von Renault. Der EPC-Algorithmus, der auf empirischen Ergebnissen und der langjährigen Erfahrung von Renault im Bereich der LambdaMessung basiert, berücksichtigt die relevanten Thermodynamik- und Diffusionsparameter. Äquivalenzverhältnis gemessen mit ES635-Modul 1.26 1.21 1.16 1.11 1.06 1.01 1.01 1.06 1.11 1.16 1.21 1.26 1500 0,400 10 1450 0,360 9 1400 0,320 8 1350 0,280 Äquivalenzverhältnis Die Messkurven zeigen die Wirkung der Abgasdruckkompensation EPC. Das Äquivalenzverhältnis wurde am Prüfstand auf einen konstanten Wert eingestellt und der Druck verändert (rote Linie). Am ES635-Modul wurde die EPC-Funktion abwechselnd einund ausgeschaltet. Ohne EPC variiert die Messung des Äquivalenzverhältnisses (blaue Linie) stark mit dem umgekehrten Vorzeichen des Druckverlaufs, wie zu erwarten war. Mit EPC ist die Druckabhängigkeit der gemessenen Äquivalenzverhältnisse wesentlich geringer. Abgasdruck [mbar] Äquivalenzverhältnis gemessen mit Gasanalysator EPC an EPC aus EPC an EPC aus 7 0,240 6 0,200 5 0,160 4 1150 0,120 3 1100 0,080 2 1050 0,040 1 1000 0,000 0 1300 1250 1200 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 Die Validierung des ES635-Moduls und der EPC-Funktion, welche im Technik-Center von Renault in Lardy durchgeführt wurde, umfasste die folgenden Tests: ■ Messung des Äquivalenzverhältnisses 1/λ mit synthetischen Gasgemischen im Bereich zwischen 0.1 (mager) und 1.2 (fett) ■ Messungen im Fahrzeug mit Benzin und Ethanol-Kraftstoffen (E85) ■ Messungen an Dieselmotoren im stationären und transienten Prüfstandsbetrieb ■ Messungen in der Kältekammer bei Temperaturen von -20 °C 600 Zeit [s] HERAUSFORDERUNG Aufgrund des direkten Einflusses der Lambda-Regelung auf Emissionen und Kraftstoffverbrauch werden bei der Motorenentwicklung und Steuergeräte-Applikation genaue Lambda-Messungen benötigt. LÖSUNG Das Lambda-Modul ES635 kompensiert den Einfluss von Schwankungen im Abgasdruck auf die LambdaMessung. Dadurch wird die Messgenauigkeit um einen Faktor sechs verbessert. NUTZEN Mit Unterstützung des Know-hows von Renault, das in die Weiterentwicklung des ES635-Moduls eingeflossen ist, kann das Lambda-Modul die hauseigenen Lambda-Messgeräte bei Renault ablösen. Die Testergebnisse zeigten, dass sich durch den Einsatz des ES635-Moduls mehrere Verbesserungen ergeben. Ohne EPC-Funktion traten bei der Bestimmung des Äquivalenzverhältnisses relative Fehler von bis zu 60 Prozent auf. Mit aktivierter EPC-Funktion wurden dagegen selbst in den ungünstigsten Fällen Fehlerwerte von 10 Prozent nicht überschritten. Messungen des Äquivalenzverhältnisses über der Zeit, die bei -20 °C in der Kältekammer am Motorenprüfstand aufgenommen wurden, zeigten, dass die Zeitauflösung des ES635-Moduls dazu ausreicht, die Drehzahl des Motors auf Basis der Messergebnisse zu schätzen. Obwohl die Messwerte des ES635Moduls ausnahmslos sehr nahe bei den Äquivalenzverhältnissen lagen, die durch den Prüfstand vorgegeben waren (was durch die Verwendung von Synthesegas gezeigt werden konnte), wurde bei einer der Testkon- figurationen eine geringe Abweichung im Vergleich zum hauseigenen Lambdameter beobachtet. Es wurde vermutet, dass diese Abweichung durch den fest vorgegebenen Wert des Korrekturfaktors im EPC-Algorithmus und die Verwendung der Default-Lambdakennlinie des ES635Moduls hervorgerufen wurde. ETAS reagierte sofort und stellte eine neue Firmwareversion zur Anpassung des Korrekturfaktors für Renault zur Verfügung. Die Ingenieure von Renault planen weitere Tests mit fein abgeglichenen Lambda-Kennlinien und einem optimierten Korrekturfaktor. Fazit Das Lambda-Modul ES635 von ETAS ist eine robuste, offene, flexible und zukunftssichere Lösung. Das Modul ist INCA-kompatibel und verfügt für die Anbindung an existierende Anwendungen über eine offene XCPSchnittstelle. Für den StandaloneBetrieb steht ein einfach zu bedienendes Konfigurationswerkzeug zur Verfügung. Zusätzlich zu den DefaultKennlinien für Standardanwendungen unterstützt das Modul kundenspezifische Lambda-Kennlinien. Das Modul ist zu den relevanten Lambdasonden von Bosch kompatibel und kann Renault bei der Umstellung von LSU4.9 auf die neuen LSU ADV-Sonden unterstützen. Das ES635-Modul fügt sich gut in die Prozesse, Methoden und in die Werkzeugumgebung bei Renault ein. Aufgrund der hohen Qualität der Abgasdruckkompensation ist das ES635-Modul dazu geeignet, die hauseigenen Lambdameter von Renault zu ersetzen. 31