Perle

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Perle
Dossier mit Schwerpunkt auf Meerwasserperlen
Akoya - Südsee - Tahiti
INTERNATIONAL PEARL FORUM
Samstag, 15. Februar 2014
ab 9.00 Uhr
Der Begriff „Perle“ wird erst seit dem 18.
Jahrhundert verwendet und stammt von dem
lateinischen Wort für „Schinken“ („perna“), da
viele Perlmuscheln der Form eines Schinkens
ähneln. Zuvor wurde in England das Wort „union“
(vom Lateinischen „unio“ für „Einheit“; „eine
einzelne große Perle“) verwendet. Die Griechen
und Römern dagegen nannten sie „margarita“,
was teilweise mit „marine“ assoziiert werden
kann. Andere Vermutungen gehen dahin, dass
sich der Begriff vom persischen Wort „murwari“
für „Kind des Lichts“ ableitet.
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INHALT
EINFÜHRUNG
1. International Pearl Forum 2014
2. Marktübersicht
3. Perlen und Perlenschmuck - Geschichte
4. Wissenswertes rund um das Thema Perlen
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1. International Pearl Forum 2014
09:00 - 09:30
Welcome Cocktail
09:30 - 09:35
Eröffnung, Renate Wittgenstein & Stefan Hencke
09:35 - 09:50
Vorstellung und Überblick über den Markt, Laurent Cartier
09:50 - 10:05
Goldene Perlen, J.C. Branellec
10:05 - 10:20
Perlen der Mexiko- und Cook-Inseln, Kira Kampann
10:20 - 10:35
Impressionen einer Einkaufsreise, T. Schoeffel
10:35 - 10:50
Umgang mit Perlen und Perlenprüfung, M. Krzemnicki
10:50 - 11:05
Perlenpreise, J. Gellner
11:05 - 11:20
Marktanalyse der Kundensegmente, Julie Nash
11:20 - 11:35
Perlenverkauf im Internet und TV, Nick Kwan
11:35 - 11:40
Video trailer POWER OF PEARL (Inspire), Laurent Cartier
11:40 - 12:00
Diskussion, moderiert von Laurent Cartier
09:00 - 09:30
Welcome Cocktail
09:30 - 09:35
Introduction Renate Wittgenstein & Stefan Hencke
09:35 - 09:50
Introduction and overview Laurent Cartier
09:50 - 10:05
Golden Pearls JC Branellec
10:05 - 10:20
Mexico/ Cook Islands Pearls Kira Kampann
10:20 - 10:35
Buying trip impressions T Schoeffel
10:35 - 10:50
Outlook on pearl treatments and testing M Krzemnicki
10:50 - 11:05
Pricing of pearls J Gellner
11:05 - 11:20
Consumer market survey Julie Nash
11:20 - 11:35
Selling pearls online and on TV Nick Kwan
11:35 - 11:40
Video trailer POWER OF PEARL (Inspire) (Introduced by L. Cartier)
11:40 - 12:00
Discussion (moderated by Laurent Cartier)
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2. Marktübersicht
Perlen gehören zum ältesten Schmuck der Menschheit. Natürliche Perlen, die zufällig im
Mantelgewebe einer Muschel entstehen, sind sehr selten und deshalb besonders kostbar.
Um eine solche Perle zu finden, müssen oft tausende von Muscheln abgesucht werden. Die
heute in großen Mengen gezüchteten Perlen, kamen erst um das Jahr 1910 auf den Markt.
Der
Zuchtperlenmarkt
unterteilt
sich
in
Meerwasserperlen
und
Süßwasserperlen.
Süßwasserperlen werden hauptsächlich in China produziert - allein im Jahr 2012 über
1Mrd. Perlen - für den Schmuckmarkt. Größter Produzent von Meerwasserperlen ist Japan,
mit einem Weltmarktanteil von etwa 80 Prozent. Durch Meerwasserperlen wurden
Schätzungen zufolge im Jahr 2013 ein Umsatz von ca. 397 Mio. US$ gemacht, wobei die
weißen Südseeperlen dem Preis nach den Großteil ausmachen, gefolgt von Akoya-Perlen
und den schwarzen Südseeperlen.
Da gezüchtete Perlen kaum von natürlichen Perlen unterschieden werden können, dies
allerdings große Auswirkungen auf den Preis hat, werden die Möglichkeiten zur Bestimmung
der Perlmuschelart sowie ein Herkunftsnachweis für den Handel immer wichtiger. Denn nur
so können Betrug und Fälschungen aufgedeckt werden.
Facts:
o Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Zuchtperlen ist nach wie vor groß und die
Preise stabil bis leicht steigend.
o Bei den kommerziellen Qualitäten gibt es derzeit ein Überangebot auf dem
Weltmarkt, weshalb die Preise fallen.
o Tahiti hat bei der Produktion von „schwarzen“ Perlen einen Weltmarktanteil von 95%
und produziert jährlich 15 Tonnen (90 Mio. US $), Stand 2013.
o In den letzten Monaten haben die Preise für bestimmte Arten von Tahiti-Perlen sehr
stark zugenommen.
o In Australien werden die qualitativ hochwertigsten Perlen gezüchtet, mit großen
Größen, interessanten reinen Farben und einem ausgezeichneten Glanz. Dennoch
leidet die australische Perlenindustrie derzeit unter hohen Kosten und einem großen
Risiko in der Zucht.
o Auf den Philippinen steigt die Perlenproduktion
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o In Myanmar stieg die Perlenproduktion wieder an, was vor allem der gut organisierten
Industrie zu verdanken ist. Während der letzten vier Jahre, stieg die Produktion von
201 auf 302 kan.
o Schätzungen zufolge beträgt der Gesamtumsatz von Meerwasserperlen im Jahr 2013
ca. 397 Mio. US$. Das Volumen auf dem Weltmarkt unterteilt sich folgendermaßen:
Akoya-Perlen
111Mio. US $ für 6,750 kan
Weiße Südseeperlen
192 Mio. US $ für 3,400 kan
Schwarze Südseeperlen
94 Mio. US $ für 4,200 kan
Insgesamt
397 Mio. US $ für 14,350 kan
(1 kan = 1,000 momme = 3,75 Kg)
Quelle: Convensis Research 2014, nach Andy Müller – Kobe, Japan, 2013
o Hintergrund: Die Perlfarmer haben in den letzten Jahren einige Krisen erlebt. Denn
die Zucht der Perlen ist nach und nach immer teurer geworden, während die
Nachfrage, vor allem aus Europa und Amerika, seit der Wirtschaftskrise
nachgelassen hat. Dennoch wurden die Produktionsmengen kaum der neuen
Situation angepasst, wodurch bald ein Überschuss auf dem Weltmarkt entstand. Nun
brauchen die Perlzüchter jedoch dringend wieder Liquidität und verkaufen ihre Perlen
dafür auch unterhalb ihres selbst gesetzten Preislimits, bzw. sogar unter den
Herstellungskosten, und versuchen ihre über Jahre angesammelten Perlbestände
aufzulösen.
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o Japan ist und bleibt mit etwa 80% Marktanteil der größte Produzent für
Meerwasserperlen.
o Es besteht eine boomende Nachfrage aus Fernost, insbesondere aus China.
Boomende Nachfrage aus Fernost
Es besteht eine starke Nachfrage aus China, vor allem nach Akoya-Zuchtperlen. Nach dem
zweiten Weltkrieg wurde Japan zum führenden Perlenexporteur. In relativ kurzer Zeit stiegen
die Produktionsmengen von einer Tonne im Jahr 1952 auf 230 Tonnen in den Jahren 1966
und 1967. So entstand eine extreme Überproduktion, woraufhin die Preise deutlich
nachließen. Es dauerte einige Jahre, bis Japan seine Produktionsmengen dem Weltmarkt
anpassen konnte. In den 90ern sanken die Produktionsmengen weiter, wobei sie heute nur
knapp unter 20 Tonnen liegen. Der Hauptgrund hierfür liegt in der starken Konkurrenz durch
Südseeperlen
sowie
gestiegene
Produktionskosten.
Auch
die
zunehmende
Umweltverschmutzung wird als Auslöser gesehen.
Quelle: Convensis Research 2014, nach Andy Müller – Kobe, Japan, 2013
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Quelle: Convensis Research 2014, nach Andy Müller – Kobe, Japan, 2013
Außerdem sind die goldenen Südseezuchtperlen bei den chinesischen Käufern sehr beliebt.
Global „White“ South Sea Pearl Production for 2013
Land
Gewicht in Kg
Preis in Mrd. Yen
Preis in Mio. US $
Australien
3.750
9
90
Indonesien
5.437,5
5,8
58
Phillipinen
2.062,5
2,2
22
Myanmar (Birma)
1.125
2,4
24
Insgesamt
12.750
19,4
192
Quelle: Convensis Research 2014, nach Andy Müller – Kobe, Japan, 2013
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Quelle: Convensis Research 2014, nach Andy Müller – Kobe, Japan, 2013
Quelle: Convensis Research 2014, nach Andy Müller – Kobe, Japan, 2013
Auf Grund des Überangebots geben die Preise für kommerzielle Tahiti-Zuchtperlen sowie für
Südseezuchtperlen nach.
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Quelle: Convensis Research 2014, nach Andy Müller – Kobe, Japan, 2013
Quelle: Convensis Research 2014, nach Andy Müller – Kobe, Japan, 2013
Global Black Pearl Production for 2013
Land
Gewicht in Kg
Preis in Mio. US $
Tahiti
15.000
90
Andere
750
4
Insgesamt
15.750
94
Quelle: Convensis Research 2014, nach Andy Müller – Kobe, Japan, 2013
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o Eine Produktionssenkung der großen Perlzüchter wird helfen, den Markt zu
stabilisieren, selbst wenn kleinere Farmen an ihren Produktionsmengen festhalten.
o Tahiti-Zuchtperlen in Pfauengrün sowie neue Farben, wie zum Beispiel Gold, Kupfer,
Silber, Blau und Pistazie sind derzeit sehr gefragt und werden es wohl auch im
kommenden Jahr sein.
o Die Preise für Tahiti-Zuchtperlen haben zuletzt deutlich nachgegeben.
o Die beliebtesten Formen des letzten Jahres waren perfekt rund oder tropfenförmig mit
Größen über 14 Millimeter.
Fazit
Inzwischen gelangen immer weniger Süßwasserzuchtperlen aus China auf den Markt. Im
Jahr 2011 ging die Produktion bereits um 30% deutlich zurück und ist auch im Jahr 2012
weiter gesunken. Grund dafür ist unter anderem die Politik, die die Regionen, in denen
gezüchtet werden darf, begrenzen möchte. Die Preise bewegen sich allerdings immer noch
auf 80% des Vorkrisenniveaus im Jahr 2008 und das obwohl die Produktionskosten seitdem
vor allem durch die Arbeiterlöhne, stark gestiegen sind. Besonders gefragt sind chinesische
Süßwasserperlen, die mit Kern gezüchtet werden, da diese auf die hohe Nachfrage nach
perfekt runden Perlen treffen. In den nächsten zwei Jahren sollen sie mehr als die Hälfte des
Angebots ausmachen.
Deutscher Markt
Auf dem deutschen Markt sind die günstigeren Preise für Perlen kaum zu spüren. Doch
günstige Preise allein werden die Nachfrage wohl so oder so nicht wieder ankurbeln können.
Viel wichtiger wird es werden, Perlschmuck wieder zeitgemäßer, frischer und jünger werden
zu lassen, um damit neue Zielgruppen zu erschließen. Denn Experten sehen eine gewisse
Sättigung bei den bisherigen Zielgruppen, so dass es nun am Fachhandel ist, neue Impulse
und Ideen für den Perlschmuck auf den Markt zu bringen.
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3. Perlen und Perlenschmuck - Geschichte
Auf der ganzen Welt war das Phänomen der Perlen von jeher von Geschichten und Fabeln
umhüllt. So sind Perlen in China mit dem Fabelwesen der Drachen verknüpft, denn nach
altchinesischen Erzählungen entstehen sie, wenn Drachen während einem Gewitter
miteinander kämpfen. Für die Hellenen waren Perlen die Tränen von Wassernymphen, die
Slawen hielten sie für die Spiegelung von Blitzen im Auge der Muschel und die Chinesen
glaubten, dass es das Mondlicht ist, welches im Wasser zu Stein geworden ist.
Perlen und Perlenschmuck in der Antike
Schon in frühester Zeit wurden Perlen von Männern und Frauen als Schmuck verwendet.
Dies bestätigen unter anderem literarische Quellen, Ausgrabungsfunde sowie erhaltene
Kunstschätze. So ist überliefert, dass schon der chinesische Kaiser Yu vor etwa 5.000
Jahren Perlen aus dem Yangze als Geschenk erhielt.
Ein Collier aus dem Jahr 300 v. Chr. ist im Museum of Art in New York ausgestellt und im
Louvre befindet sich Perlschmuck, der älter als 2.400 Jahre sein soll.
Während des römischen Reiches waren Perlen eines der begehrtesten Güter mit welchen
sich die mächtigsten und wohlhabendsten Bürger schmückten und zum Teil sogar
verschwenderisch mit ihnen umgingen. So nutzte die Frau des römischen Kaisers Caligula
jede Gelegenheit, um sich mit Massen von Perlen zu behängen. Caligula selber ließ seine
Stiefel mit Perlen besetzen und schmückte sogar sein Lieblingspferd mit einem Perlencollier.
Pompeius trug bei seinem Triumphzug in Rom ein mit Perlen geschmücktes Abbild seiner
Person zur Schau.
Mittelalter - die Perle als sakraler Schmuck
Im Mittelalter spielten die Perlen für Privatpersonen eine weniger wichtige Rolle, denn die
Kirche forderte den Verzicht auf persönlichen Luxus. Ihre symbolische Bedeutung dagegen
verlor sie nie - ganz im Gegenteil: Die Perle wurde im Christentum zum Symbol für die
Reinheit der Jungfrau Maria und der Liebe Gottes. Aus diesem Grund wurden Perlen zur
Verzierung in der sakralen Goldschmiedekunst oder auf Mariendarstellungen und
Reliquiengefäßen verwendet.
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Perlen und Perlenschmuck in der Neuzeit
Im 15. und 16. Jahrhundert erfuhr der Perlschmuck einen neuen Höhepunkt, denn Christoph
Kolumbus stellte fest, dass es auf dem neuen Kontinent jede Menge Naturperlen, darunter
etwa 300 unbekannte perlbildende Süßwassermuschelarten, gab. Nicht viel später wurden
Perlen an den europäischen Höfen wieder zu begehrten Schmuckstücken. Elisabeth I (1533
- 1603) gilt als die größte Perlenenthusiastin. Auf Gemälden ließ sie sich meist mit mehreren
Perlenketten geschmückt abbilden, wobei ihr einige der Ketten bis zu den Knien reichten.
Daneben bildete sich in Europa eine Gruppe wohlhabender Bürger, die Perlschmuck in
großen Mengen trugen und es genossen, ihren Reichtum zu präsentieren.
4. Wissenswertes rund um das Thema Perlen
4.1 Charakteristika der Perlen
Perlen sind entweder kugelförmig (perfekt rund oder fast perfekt rund), symmetrisch
(gleichmäßig oval oder tropfenförmig) oder barock (amorph und ungleichmäßig). Sobald die
Perle aus der Muschel entfernt wurde, kann sie getragen werden - ein langwieriger
Schleifprozess, wie zum Beispiel bei Edelsteinen, ist nicht nötig. Bei der Bewertung von
Perlen sind Lichtdurchlässigkeit, Lüster, Oberflächenreinheit oder -textur, Größe, Form und
Symmetrie entscheidend. Auch die Grundfarbe sowie der Orient bzw. Zwischenton
(Nebenton) sind Unterscheidungsmerkmale. Außerdem spielt die Herkunft der Perle eine
wichtige Rolle bei der Bewertung.
Die Grundfarben der Perlen reichen von Apricot (Gelblich-Orange) und Champagner (RosaGelblich) über Schwarz, Blau, Bronze (Rötlich-Braun), Schokoladenbraun, Creme, Gold,
Grün, Grau, Orange, Pfirsich (Rosa-Orange), Pflaume (Rötlich-Violett), Purpur, Rot, Violett,
Weiß bis hin zu Gelb und noch vielen Farbtönen dazwischen. Der „Orient“ oder
„Zwischenton“ ist die Nebenfarbe der Perle und kommt gemeinsam mit dem Lüster nur bei
den hochwertigsten Perlen vor. Dieser Zwischenton besteht aus lichtdurchlässigen Farben
und bewegt sich entlang der Grundfarbe des Perlenkörpers. Er akzentuiert; kontrastiert und
verstärkt die Tiefe sowie den Glanz einer Perle. Zwar ist der Orient eigentlich einfarbig, doch
ist letztendlich eine Vielzahl von Farben zu sehen. Auch der Lüster wird von der Dicke des
Perlmutts beeinflusst, wobei die Oberflächenbeschaffenheit ausschlaggebend ist. Denn eine
Perle mit einer glatten, regelmäßigen Oberfläche reflektiert das Licht besser als eine Perle
mit Einschlüssen und Fehlern.
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4.2 Perlenklassifizierung: Natur- und Zuchtperlen
Naturperlen
Echte Perlen entstehen, wenn Hautzellen des Mantelgewebes einer Muschel durch sich
einbohrende Parasiten oder durch Verletzungen der Auster in das Mantelgewebe gelangen.
Dort bildet sich eine Zyste, der sogenannte Perlensack. Um ihn herum lagert sich Schicht für
Schicht Kalziumkarbonat ab, woraus nach mehreren Monaten bis Jahren eine Perle entsteht.
(Quelle: http://www.ethlife.ethz.ch/archive_articles/131016_dna_perlen_per/index)
Die Eigenschaften der Perle werden dabei durch verschiedene Faktoren bestimmt. Je größer
der eingedrungene Fremdkörper ist, desto größer wird die Perle. Doch auch die Region, in
der die Muschel lebt, hat einen Einfluss. Echte Perlen, die perfekte Eigenschaften und einen
entsprechend hohen Wert besitzen, sind extrem selten. Aus diesem Grund wird der
Perlmarkt seit dem 20. Jahrhundert hauptsächlich durch Zuchtperlen bestimmt.
Zuchtperlen
Bei den Zuchtperlen greift der Mensch in die natürlichen Bedingungen ein, um das Entstehen
einer Perle zu begünstigen. Dabei wird das Gewebe der Perlmuschel eingeritzt und ein
Gewebeteil einer anderen Muschel eingesetzt. Zurück im natürlichen Lebensraum bilden
sich um diese Verletzung im Gewebe der Muschel die Perlmuttschichten. Bei Zuchtperlen,
die mit Kern gezüchtet werden, wird zusätzlich noch ein solcher eingesetzt. Anschließend
muss die Muschel in einer Zeit von zwei bis sechs Jahren beobachtet und gepflegt werden.
Dabei wird die Muschel regelmäßig gereinigt und es wird immer wieder überprüft, ob die
Lebensbedingungen für die Muschel stimmen. Denn die Qualität und die Temperatur des
Wassers sind für das Wachstum der Muschel und somit auch der Perle besonders wichtig.
Dennoch bleibt die Zucht schwierig, denn die meisten Einflussfaktoren beruhen auf den
natürlichen Lebensumständen der Muscheln, welche von den Züchtern nur schwer
beeinflusst werden können. Aus diesem Grund entstehen immer wieder große Verluste,
aufgrund von Umweltverschmutzungen, Taifunen oder Erbeben. Doch auch wenn die
Bedingungen optimal sind, ist nur ein geringer Prozentsatz der Perlen von guter und nur ein
bis zwei Prozent von sehr guter Qualität.
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4.3 Perlenarten
4.3.1 Meerwasserperlen
Akoya-Zuchtperlen
Als Akoya-Zuchtperlen bezeichnet man die klassischen japanischen Zuchtperlen der AkoyaAuster ("Pinctada martensii" und "Pinctada fucata"). Sie ist eine der ältesten und
bekanntesten Perlarten der Welt und überzeugt durch ihre perfekt runden Formen und ihren
brillanten Glanz. Es gibt sie in den Größen von 2 mm bis etwa 10 mm. Die Farbpalette reicht
von créme über weiß-rosé, champagnerfarben bis graublau.
Südsee-Zuchtperlen
Südsee-Zuchtperlen stammen hauptsächlich aus Australien, Indonesien, den Philippinen und
Tahiti und werden mit einem Kern gezüchtet. Als Auster verwendet man die "Pinctada
maxima" beziehungsweise die "Pinctada margaritifera". Die Farben der Perle reichen je nach
Zuchtgebiet von weiß-blau (Australien) über créme-gold (Indonesien/Philippinen) bis hin zu
hellgrau-schwarz (Tahiti). Sie erreicht eine Größe von 8 mm bis zu 20 mm und ist eine der
teuersten Zuchtperlen. Obwohl die Tahiti-Zuchtperle als eigene Zuchtperlenart behandelt
wird, gehört sie ebenso wie die anderen zu den Südsee- Zuchtperlen. Zum besseren
Verständnis haben wir die Tahiti-Zuchtperlen als eine eigenständige Perlenart dargestellt.
Angebotene Menge im Jahr: ca. 16 Tonnen.
Tahiti-Zuchtperlen
Tahiti-Zuchtperlen, in Größen von 6 mm bis 20 mm, stammen von der schwarzlippigen
"Pinctada margaritifera" welche hauptsächlich in Französisch-Polynesien lebt. Diese
Perlenart ist besonders für ihre starken Farben, wie silbergrau-grün und schwarz, mit
Nuancen in grün und peacock bekannt. Außerdem besitzen sie oft einen besonders guten
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Lüster, weshalb sie auch als ‚Königin der Perlen‘ bezeichnet wird. Angebotene Menge im
Jahr: ca. 16 Tonnen.
Keshi-Perle
Keshi-Perlen (Mohnsamenperlen) sind winzige Perlchen, die sich ungeplant bilden, während
eine viel größere Perle mit Kern in einer Akoya-Muschel heranreift. Keshi-Perlen sind zwar
kernlos, entstehen aber nur durch den menschlichen Eingriff in eine Akoya-Muschel, sodass
sie nicht zu den Naturperlen gezählt werden können. Sie haben dasselbe Farbspektrum wie
die Akoya-Perlen. Muscheln, die Südsee- und Tahiti-Perlen hervorbringen, produzieren auch
Keshi-Perlen, die manchmal mehr als 10 mm lang sind. Aufgrund der interessanten und
ungewöhnlichen Formen der Keshi-Perlen werden sie gern zu Schmuck verarbeitet.
4.3.2 Süßwasserperlen
Süßwasserperlen unterscheiden sich dadurch, dass sie nicht mit einem Kern versehen
werden, sondern die Muschel nur durch einen kleinen Schnitt im Gewebe, in den ein
Gewebeteilchen einer anderen Muschel gesetzt wird, zur Perlenbildung angeregt wird. Dies
wird bis zu 50-mal pro Muschel vorgenommen, so dass theoretisch entsprechend viele
Perlen auf einmal entstehen können. Die Muscheln, u. a. Hyriopsis schlegelii (Martens,
1861), werden dann zurück in ihren Lebensraum gesetzt und zwischen zwei und sechs
Jahre gepflegt. Da die Perlen ohne Kern sind, leuchten sie besonders stark und sind sehr
farbenfroh. Allerdings sind sie nur selten rund, sondern meist barockförmig. Da diese
Muscheln weniger empfindlich und im Süßwasser weniger Naturkatastrophen ausgesetzt
sind, sind sie deutlich leichter anzubauen. In den letzten Jahren kommen allerdings auch
vermehrt Süßwasser-Zuchtperlen mit Kern auf den Markt, wie zum Beispiel die Ming- oder
Edison-Perlen.
Nachdem Anfang der 60er Jahre die ersten kernlosen Süßwasserzuchtperlen aus China auf
den Markt kamen ist die Volksrepublik heute immer noch der größte Produzent. Inzwischen
ist es gelungen, annähernd runde Perlen von bis zu 20 Millimeter Größe und mit feinem
Lüster auch ohne Kern zu züchten. Allerdings werden in China auch Süßwasserzuchtperlen
mit Kern gezüchtet, die bis zu 14 Millimeter groß werden und der japanischen
Salzwasserzuchtperle extrem ähnlich sieht.
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Biwa-Perlen
Biwa-Perlen sind nach ihrer Herkunft, dem größten See Japans, benannt. Bekannt sind sie
für ihren gleichmäßigen und starken Lüster, der durch eine besonders glatte Oberfläche
entsteht. Es gibt sie in den Farben Cremeweiß, Weißrosa, Lachsorange, dunkles Weinrot
und Violett. Da die Austern keine Kerne annehmen, wachsen die Perlen meist in den
unterschiedlichsten Formen heran und sind so gut wie nie rund. Auf dem Markt werden
chinesische Süßwasserperlen jedoch häufig als Biwa-Perlen bezeichnet, um den Preis zu
steigern.
Kasumigaura Zuchtperlen
Diese Perlenart stammt aus dem Kasumigaura-See und stellt eine neue Generation der
japanischen Süßwasserzuchtperlen dar. In die Muschel wird ein runder Kern eingesetzt,
weshalb große Perlen von bis zu 16 Millimeter entstehen, die meist perfekt rund sind.
Die Farbpalette reicht von hell- und Dunkelrosa über orange, violett, weiß bis hin zu purpur,
wobei die Perlen meist einen ausgezeichneten Lüster besitzen. Bisher gibt es allerdings nur
drei Farmen, auf denen diese Perlenart gezüchtet wird, weshalb die Nachfrage das Angebot
um Längen übertrifft. Pro Jahr werden etwa 10.000 dieser Perlen produziert. Ähnliche
Perlenarten sind die Ming- und Edison-Perlen aus China.
4.3.3 Flussperlen
Die Flussperlmuschel „Margaritifera“ lebt nur in absolut sauberen und kalkarmen Gewässern
der nördlichen Hemisphäre und gilt deshalb als optimaler Umweltindikator. Sie wird maximal
14 cm groß, weshalb in ihr auch nur kleinere, nicht ganz runde Perlen entstehen können, die
zudem einen schwächeren Lüster als Meerwasserperlen besitzen. Eine Perle von vier
Millimeter benötigt eine Wachstumszeit von 20 bis 25 Jahren, eine Perle mit sechs bis
sieben Millimeter benötigt 40 bis 50 Jahre. Flussperlen mit einer Größe über 20 Millimeter
kommen extrem selten vor, da sie nur in über 250 Jahre alten Muscheln zu finden sind. So
ist es kein Wunder, dass sich diese Perlen meist als Artefakte herausstellen.
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Quellen
Internet
www.hinatatrading.com (Andy Müller - Kobe, Japan)
www.geller.com
www.gz-online.de
www.ethilfe.ethz.ch
www.perlenforum.de
www.gaurapearls.de
www.wikipedia.com
Report
„A brief Analysis of the Global Seawater Cultured Pearl Industry“. 2013, Andy Müller,
Kobe Japan.
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