Gutenbergschule Wiesbaden # 31

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Gutenbergschule Wiesbaden # 31
denkmal aktiv 2010/11
Gutenbergschule Wiesbaden
# 31
Zwischenbericht
1. denkmal aktiv-Schulprojekt - Eckdaten
Gutenbergschule Wiesbaden, Mosbacher Straße 1 65187 Wiesbaden, Gymnasium
Schulteam: Stufe 9, AG, Anbindung an das Fach Geschichte
Projektleiter: Holger Reiner Stunz ([email protected]) und Dr. Nike Meißner
Partnerinstitutionen:
§ das Stadtarchiv der Stadt Wiesbaden als Hauptpartner des Vorhabens,
§ der Wiesbadener Architekt Alexander Baumhauer, der mit der Projektgruppe
erste Überlegungen zu einer graphische Umsetzung in Nutzung der Quellenlage
angestellt hat,
§ das Projektbüro Stadtmuseum, Frau Dr. Laufer. Dr. Ulrike Laufer Kulturamt 4105 - Projektbüro Stadtmuseum Wiesbaden Ausstellungen/Vermittlung und
Museumspädagogik Friedrichstraße 7
65185 Wiesbaden Tel.: 3608263 Fax.: 3608264 [email protected]
2. Angaben zum Schulprojekt: Das Projekt „Die Lücke auf dem Schlossplatz“
a) Ideenfindung: Im Rahmen einer Begehung der Wiesbadener Innenstadt besuchte ich
mit einer 9. Klasse den Schlossplatz, der auf einer Seite von einem modernen Kindergartenbau begrenzt ist. Auf meinen Hinweis, dass hier bis 1945 die Höhere Töchterschule,
das so genannte Lyzeum gestanden habe, reagierten die Schüler sehr erstaunt, da sie von
einer Schule an dieser Stelle noch nie gehört hatten, und die Zerstörung der Schule durch
einen Bombenangriff am 2. Februar 1945 berührte sie auch emotional. Der Bau der heutigen Gutenbergschule, ursprünglich Realgymnasium für Jungen, wurde vom selben Architekten entworfen und realisiert, der 1901 auch die Schlossplatzschule, somit die
„Schwesterschule“ der Gutenbergschule vollendete: Felix Genzmer, der die Stadt Wiesbaden auch sonst architektonisch stark geprägt hat. Durch die Betrachtung alter Luftbildaufnahmen des Lyzeums und die Lektüre eines Zeitzeugenbericht von der Nacht der
Zerstörung vertiefte ich die Beschäftigung mit diesem Thema weiter, und das Interesse
dieser Klasse signalisierte mir, dass die Beschäftigung mit der zerstörten Schwesterschule am Schlossplatz Schülerinnen und Schüler sehr interessiert und motiviert.
b) Die Schlossplatzschule ins Zentrum der Stadt zurückholen – Erinnerung schaffen
Die zerstörte Schule am Schlossplatz wird in keiner Denkmalliste geführt, fände aber sicher so wie die restlichen noch bestehenden Bauten Felix Genzmers, hier ihre Erwähnung; die Beschäftigung mit diesem verlorenen Bau stellt damit eine Herausforderung
für denkmalpflegerische und architekturhistorische Fragestellungen dar. Unser Projekt
soll nicht nur an diese Schule als Institution oder als „Schwester“ der Gutenbergschule
erinnern, sondern auch diesen Teil im Zentrum Wiesbadens als Lebensraum neu betrachten. Für Schülerinnen und Schüler besteht die einmalige Chance, ein verlorenes
Stück Stadtgeschichte wieder zu recherchieren und zu rekonstruieren. Das Thema führt
darüberhinaus zu weiteren Fragen des Erhaltens und Rekonstruierens, etwa nach der
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-2Berechtigung von Rekonstruktionen verlorener Baudenkmäler, vergleichbar den Diskussionen um den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses oder der Rekonstruktion des
Frankfurter Römerbergs.
c) Das Projekt besteht inhaltlich aus drei Bereichen:
§ Recherche der historisch ermittelbaren Fakten und Quellen und deren Aufbereitung;
§ Kontextualisierung der Schlossplatzschule im Bauensemble Schlossplatz im
Spannungsverhältnis zu anderen Baustilen damals und heute;
§ eine visuelle Rekonstruktion in Form einer Serie von Fotomontagen bzw. virtuellen Rekonstruktion mit einem Architekturprogramm zur Präsentation für die Öffentlichkeit.
3. Vorerfahrungen und Unterrichtsprojekte zum Thema Denkmalschutz
a) Projektwochenteam: Wiesbaden bewirbt sich mit seinen historistischen Ensembles
und Einzelgebäuden seit dem Jahr 2007 um den Status „Weltkulturerbe“. Dies griff ich in
der Projektwoche 2008 mit einer Schülergruppe unter dem Titel „Die Gutenbergschule –
Teil des Weltkulturerbe Wiesbaden“ auf. Eine Woche lang beschäftigten sich 14 Schülerinnen und Schüler mit der Baugeschichte der eigenen Schule im Kontext des Weltkulturerbe-Antrags. Eine fotografische Baubestandsaufnahme der Schule, Gespräche mit Dr.
Thomas Weichel (Stabsstelle Weltkulturerbe beim Oberbürgermeister) und insbesondere mit Prof. Dr. Gottfried Kiesow (ehem. Präsident des Landesamts für Denkmalpflege
Hessen) sowie ein Besuch im Stadtarchiv zwecks Erforschung der Bauakten standen auf
dem Programm. Als Ergebnis der Projektwochenarbeit entstand eine kleine Ausstellung
im Foyer der Schule und ein Artikel im Schuljahrbuch (s. Anlage).
b) Seitdem binde ich aufgrund der großen Resonanz Exkursionen in die städtische Umgebung fest als Projekt für die Jahrgangsstufe 9 in den Geschichtsunterricht ein. Die Beschäftigung mit der Gesellschaft des Wilhelminischen Reiches gehört zum festen Lehrplanbestand und ist anhand der Repräsentationsfassaden und Hinterhöfe, der historistischen Funktionsbauten wie dem Wiesbadener Hauptbahnhof oder benachbarter Kirchen
unmittelbar erfahrbar. Vielen Schülerinnen und Schülern öffnet dies nicht nur die Augen
für ihre Schulumgebung, sondern auch für die Epoche mit all ihren Widersprüchen.
c) Im März 2010 organisierte das Kollegium der Gutenbergschule zusammen mit dem Projektbüro Stadtmuseum den lokalen Wettbewerb innerhalb des „bauTraum“Wettbewerbs. Mein Kollege Michael Elster und ich veranstalteten im Medienzentrum
Wiesbaden die Auftaktveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler, auf der ein Fotograf der Lokalzeitung ins Knowhow und Professor Kiesow in die kunstgeschichtlichen
Hintergründe einführte. Der Wettbewerb steht allen Wiesbadener Schülerinnen und
Schülern offen und wurde bis Ende Mai verlängert. Frau Dr. Laufer vom Projektbüro
Stadtmuseum hielt die Kontakte zur Stiftung Denkmalschutz und bewerkstelligte die organisatorische Umsetzung des Projekts.
4. Ziele des Schulprojekts
d) Das Projekt besteht inhaltlich aus drei Bereichen:
§ Recherche der historisch ermittelbaren Fakten und Quellen und deren Aufbereitung;
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-3§
§
Kontextualisierung der Schlossplatzschule im Bauensemble Schlossplatz im
Spannungsverhältnis zu anderen Baustilen damals und heute;
eine visuelle Rekonstruktion in Form einer Serie von Fotomontagen bzw. virtuellen Rekonstruktion mit einem Architekturprogramm zur Präsentation für die Öffentlichkeit.
e) Organisationsrahmen Geschichts-AG der Gutenbergschule: In einer zweimal wöchentlich unter meiner Leitung stattfindenden Geschichts-AG treffen sich zwischen 12
und 15 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 12. Die AG hat einen festen
Platz im Stundenplan, die Teilnahme wird im Zeugnis vermerkt. Der AG steht ein eigener,
mit PC ausgestatteter Raum zur Verfügung. Bisher wurden in diesem Rahmen Projekte
zur Zeitgeschichte (z.B. das Schicksal jüdischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am
Wiesbadener Staatstheater) bearbeitet.
Auch wenn die Schule am Schlossplatz als nicht mehr erhalten ist und somit nicht unmittelbarer Gegenstand von Denkmalschutzbemühungen sein kann, werden in diesem
Projekt alle wesentlichen Ausschreibungsbereiche berücksichtigt:
• Problematisierung des Denkmalbegriffs – ist ein zerstörtes Gebäude auch ein Denkmal?
• Wiederaufbaudebatten heute, Aufbaudiskussion um die Schlossplatzschule in den
1940er und -50er Jahren
• Nutzungskontinuitäten und Nachfolgebauten
• Begegnung und Kooperation mit Fachleuten aus dem Bereich Baugeschichte, Lokalgeschichte, Architektur und Rekonstruktionstechnik
• Einführung in die Methodik der historischen Bauforschung
• Interdisziplinarität und Fächerkooperation
• Erinnerungsarbeit, Sensibilisierung für materielle historische Überlieferung
• Verständnis für historische Bauensembles in ihrem urbanen Zusammenhang (Schlossplatz) entwickeln
• Grundlegung allgemeinen Wissens über Denkmale und Rekonstruktion
• Virtuelles Denkmal und Öffentlichkeit – was bleibt von der Schlossplatzschule, was sagt
uns deren Bau- und Sozialgeschichte heute?
• Nachhaltigkeit durch Übergabe der Ergebnisse an das Projektbüro Stadtmuseum; Rückwirkung in die anderen „Genzmerschulen“
• Ansprechen der Schülerinnen und Schüler auf verschiedenen Ebenen: von der affektiven
bis hin zur technischen. Verschiedene Schülertypen können Kompetenzen weiterentwickeln oder sich diese in Auseinandersetzung mit den beteiligten Partnern und Berufen
erwerben.
f) Vorarbeiten und Realisierungshorizont des Projekts: Da auch die Bauakten zum Teil
beim Bombenangriff vom 2. Februar 1945 verloren gegangen sind, wurde im Vorfeld geprüft, ob ausreichend Grundlagen für eine Bearbeitung des Themas existieren. Vorrecherchen der Geschichts-AG ergaben, dass sowohl das Stadtarchiv, als auch die Archive
des städtischen Hochbauamts und der Lokalzeitung „Wiesbadener Kurier“ zahlreiche
Pläne, Dokumente, Zeitungsartikel sowie eine große Menge an historischen Fotografien
des heute nicht mehr existierenden Baues aufbewahren.
Hinsichtlich der Sekundärliteratur ist die Ausgangslage gut. Es liegt eine Broschüre des Architekten Felix Genzmer über den Schulneubau vor sowie zahlreiche Besprechungen und Einträge in Arbeiten über Höhere Töchterschulen und Schulbauten um
1900 sowie einen sehr hilfreichen Basisartikel über die Schlossplatzschule aus einer Dissertation, die im Jahr 1997 publiziert wurde (vgl. Anhang). Hinzu kommen Zeitzeugenberichte sowie die Jahrbücher der Schule, die die hiesige Nassauische Landesbibliothek
verwahrt. Diese Ausgangslage rechtfertigt unsere Bewerbung mit einem Projekt zu der
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-4Schule am Schlossplatz, obwohl diese als Anschauungsobjekt und realer Gegenstand des
Denkmalschutzes nicht mehr existiert.
g) Schulinterne Vernetzung: Die Geschichts-AG wird, über das Fach Geschichte hinaus,
zur Umsetzung des Projekts auf die Mitarbeit und Unterstützung durch weitere Fächer
und Fachkollegen zurückgreifen können:
§ Aus dem Bereich Kunst kann Eva Kaufmann-Ehses bei der ästhetischen Gestaltung der Rekonstruktion unterstützen.
§ Der Sprecher des Fachbereichs Informatik, Matthias Gotthard, wird bei der Erstellung digitaler Rekonstruktionen beraten sowie bei Bedarf gezielte Schulungen der Teilnehmer in Absprache mit dem Architekten Baumhauer übernehmen.
Hierzu können auch die PCs des Raumes der Geschichts-AG genutzt werden.
§ Bereits die Projektwoche des Jahres 2008 wurde in Zusammenarbeit mit Frau Dr.
Nike Meißner durchgeführt, die an der Gutenbergschule Latein und Italienisch
unterrichtet. Sie wird als promovierte Archäologin und Kunsthistorikerin in
einem Projekt zum Denkmalschutz eine wichtige Ergänzung des Projektteams
sein. Darüber hinaus wird sie Kenntnisse in digitaler Bildbearbeitung einbringen.
5. Vorgehensweise und gewonnene Erfahrungen
Zeitplanung: Das Projekt ist in vier Phasen untergliedert:
1. Phase: Rechercheverdichtung und interne Dokumentation
Juni bis September 2010
Teilgruppen werden in und mit den genannten Institutionen versuchen, die Arbeitsgrundlage zu verbreitern und einen „Forschungs- und Realienstand“ zu umzirkeln.
Erfahrungsgemäß motiviert Schülerinnen und Schüler eine solche Recherche sehr
stark. Begleitend ist eine Umfrage mit Passanten auf dem Schlossplatz denkbar: Was
ist noch von der ursprünglichen Bebauung bekannt? Wie wird der Platz aufgenommen? usw.
Ergebnis: In der Tat ließ sich relativ unproblematisch eine Gruppe von 14 Schülerinnen und Schülern rekrutieren, die sich ab August 2010 auf das Thema einließen.
Hier war mehr Imput von Lehrkraftseite nötig als gedacht.
2. Phase: Reflexion des baugeschichtlichen Kontextes durch Exkursion und Diskussion: Oktober bis Dezember 2010
Das recherchierte Wissen wird in einen größeren architektur- und allgemeinhistorischen Zusammenhang gesetzt, verbunden mit konkreter Anschauung. Es sollen die
fünf weiteren von Felix Genzmer gebauten Wiesbadener Schulen besucht und unter
der Fragestellung der architektonischen Besonderheit jedes einzelnen Baues im baulichen Kontext, sowie die Funktionalität der Bauten zu ihrer Entstehungszeit und
heute analysiert werden. Hierbei soll an Methodik der Bauuntersuchung und architekturgeschichtliche Grundlagen herangeführt werden. In einem zweiten Schritt
kann man im Stadtbild markante Schulbauten um 1900 in Mainz und Frankfurt a. M.
besuchen. Der dritte Schritt ist ein Besuch der direkten Nachfolgeschule des Lyzeums, der Helene-Lange-Schule, die 1955 am Rand des historischen Stadtkerns als
Bauhaus-Neubau errichtet wurde und die einen als Nachfolgebau gleichsam einen
Gegenentwurf zum historistischen Schulbau im Stadtzentrum darstellt. In dieser
Phase sollen - neben Exkursionen – auch etwa drei Projektsitzungen stattfinden, in
denen auf spezielle Problembereiche der Denkmal eingegangen werden soll, z.B.:
Was macht die Schlossplatzschule zu einem architektonischen Denkmal? Käme eine
bauliche Rekonstruktion, also ein Wiederaufbau in Betracht, und wie sind solche Re/5
-5konstruktionen ohne historischen Baustand generell zu bewerten? Wie könnten andere Formen von Vergegenwärtigung aussehen?
Ergebnis: An mehreren Tagen fanden in der Gruppe und einzeln Begehungen des
Denkmals statt. Der Kristallisationspunkt war eine öffentliche Auftaktveranstaltung
am 7. Dezember 2011 im Literaturhaus Wiesbaden, zu dem mehr als 30 ehemalige
Schülerinnen und Schüler der Schule kamen und dort Interesse signalisierten, mit
den Schülerinnen und Schülern zu sprechen. Die von drei Schülern moderierte Veranstaltung war ein großer öffentlicher Erfolg durch mehrere Zeitungsberichte und
auch nach Innen wurde das gemeinsame Erinnerungsvorhaben den Schülerinnen
und Schülern greifbarer. Der Kontakt zu den älteren Damen löste eine emotionale
Identifikation mit dem ganzen Projekt aus. Im Dezember und Januar fanden mehrere
Zeitzeuginneninterviews statt. Besonders interessiert haben sich die Schülerinnen
und Schüler auch für die Zerstörung der Schule und den nicht stattgefundenen Wiederaufbau. Auch hier fanden sie Zeitzeugen, die die Bombennacht erlebten.
Kritisch ist festzuhalten, dass leider nur wenige digital dokumentiert sind. Die Mitschriften der Interviews sind weniger ausführlich als erwartet. Hier hätten wir als
Projektlehrer stärker auf die Einhaltung von Standards insistieren müssen.
3. Phase: Historische und technische Formen der Erinnerung finden
Januar und Februar 2011
In dieser Projektphase haben die Schülerinnen und Schüler ausreichend Kenntnisse
und Problembewusstsein erarbeitet, um sich mit der ästhetisch wie technisch anspruchsvolle Frage einer virtuellen Rekonstruktion, oder einer anderen Form der
Vergegenwärtigung auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse der Projektarbeit sollen fixiert werden...
§ als schriftliche Dokumentation, erstellt auf Basis des reichhaltigen Bild- und
Archivmaterials, ergänzt durch am Schulbau ablesbare Erkenntnisse zu Pädagogik- und Sozialgeschichte; ergänzt vielleicht auch durch eine OralHistory-Befragungsaktion der noch lebenden Schulabsolventen der 1940er
Jahrgänge.
§ als Rekonstruktionsvorschlag des Baues oder auch nur der Fassade mit technischen, hier vor allem digitalen Mitteln, in Zusammenarbeit mit dem Architekten Baumhauer und dem Kollegen vom Fach Informatik. Dieser Bereich
könnte von einer Teilgruppe besonders technisch versierter Schüler übernommen werden, die in dieser Arbeitsphase entsprechend geschult werden
und eine „Projekt-im-Projekt“-Planung vornehmen könnten
Ergebnis: Die Gruppe brauchte für das Führen der Interviews mehr Zeit und besuchte auch noch im Februar die Stadtbibliothek sowie das Archiv des Bauamtes. Erstellt
wurde eine Bilderdatenbank mit allen öffentlich verfügbaren Ansichten der Schule –
von der gemalten Postkarte bis hin zum Luftbild. Die Bilddimension hat die Schülerinnen und Schüler sehr interessiert und herausgefordert, insbesondere die Innenaufnahmen. Am Ende steht nun eine Bilddatenbank von mehr als 50 historischen Bildern unseres Denkmals mit Bildunterschriften (Datierungsversuch, Perspektive, Ansicht etc.). Die ursprünglich als sekundär erachteten Oral-History-Befragungen erwiesen sich als äußerst motivierend. Die Schülerinnen und Schüler kamen durchweg in
ihrer Freizeit, zum Teil wiederholt, über das Baudenkmal und dessen schulischem Innenleben miteinander ins Gespräch.
Sehr wenig wurde die Idee einer virtuellen Rekonstruktion angenommen, da wir die
Technikaffinität der Gruppe überschätzt hatten. Stattdessen werden mehrere Fotomontagen erstellt. Insgesamt erwiesen sich der Programmieraufwand und auch der
professionelle Anteil als zu hoch. Insofern mussten wir unser Ziel einer virtuellen
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-6Platzbegehung zurückschrauben. Stattdessen wird es Fotomontagen mit Gegenüberstellungen alter Aufnahmen und der heutigen Perspektive geben.
4. Phase: Ästhetische Umsetzung der Rechercheergebnisse in eine mediale Aufarbeitung: März bis Mai 2011
In dieser Phase kann das Projektbüro Stadtmuseum der Stadt Wiesbaden mit seinen
Möglichkeiten helfen und beraten. Denkbar ist, dass das Ergebnis – in Print- oder
auch in digitaler Form - in das Konzept des zu entstehenden Stadtmuseums eingespeist und dort den Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung gestellt wird. Damit wäre auch für die Nachhaltigkeit des Projektes gesorgt.
Ergebnisse:
Diese Phase haben wir zu früh veranschlagt und nicht genug konkretisiert. Die Schülerinnen und Schüler entwickelten auf einem Projekttag am 16. März 2011 weitere
Ideen und wollten sich stärker mit ihren Ideen einbringen, so mit der Entwicklung
eines Schullogos, dem Bedrucken von T-Shirts, einem Infostand sowie einer zweiten
Zeitzeugenveranstaltung. Die beeindruckendste Idee ist sicherlich die einer Menschenkette, die den Grundriss der Schule umspannt und die aus einer ehöhten Position fotografiert werden soll. Gleichzeitig soll die Öffentlichkeit über einen Infostand
durch einen Flyer informiert werden.
Weitere Aktionen wurden geplant:
§ Gedenkplakette zur Erinnerung an die Schule und ihre Zerstörung: Antrag und
Text für Schuldezernentin Scholz, Entwurf und Design wurde bereits erarbeitet.
§ QR-Code-Idee, Anbindung an Homepage „Denkmal aktiv“-Wochenende
§ Flyer für 31. Mai und 1. Juni (Aktionstage)
§ Menschenkette mit 150 Schülerinnen und Schülern der Gutenbergschule sowie
ehemaligen Schlossplatzschülerinnen zum Erinnern an den Grundriss.
§ Sendung im Lokalradio / Radio Gutenberg
§ Design eines Schullogos und Druck von T-Shirts Designer „Die Basis“
§ Aktionstag Schlossplatzschule 31. Mai Menschenkette 5. und 6. Stunde
§ Weitere Zeitzeugeninterviews sammeln
§ Führung am Tag des Offenen Denkmals in der GBS 10. September 2011
§ Infostand am Tag des Offenen Denkmals Schlossplatzschule
§ Kontakt mit Verein der Schlossplatzschülerinnen suchen
§ Kontakt mit Ortskuratorium Stiftung Denkmalschutz, Führung vor Ort
§ Lehrerfortbildung durch Herrn Stunz und Frau Dr. Meißner
Insofern ist unser Arbeitsplan erheblich durch die Initiative der Schülerinnen und
Schüler erweitert worden. Den Schülerinnen und Schülern kam es auch weniger auf
eine Aufbereitung der Ergebnisse denn eher auf öffentliche Repräsentation und
wirksame Aktionen an, um auf das verlorene Denkmal aufmerksam zu machen. Insbesondere das Bedürfnis, eine Plakette anbringen zu dürfen führte sie bis ins Rathaus um für ihr Anliegen an Unterstützung zu werben. Der akademische und denkmalhistorische Aspekt wurde hier von der vielgestaltigen Initiative der Schülerinnen
und Schüler überrollt.
Ein Zwischenergebnis der „Denkmal aktiv“-Arbeit bringt die Schülergruppe in den
kommunalen Ideenwettbewerb „Leonardo 2011“ ein, bei dem innovative Ideen für
die Stadt ausgezeichnet werden. Am 6. Mai stellt sich eine Gruppe einer Jury. Eingereicht wurde die Foto- und Ansichtsdokumentation.
5. Phase: Evaluation und Präsentation in der Stadtöffentlichkeit: Juni und Juli 2011
Auch hier ist an eine enge Kooperation mit dem Projektbüro Stadtmuseum gedacht,
das über geeignete Verfahren der Öffentlichkeitsarbeit und -vermittlung verfügt. In
Kooperation mit der Lokalpresse können die Ergebnisse vorgestellt werden. Intern
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-7sollen jetzt auch einerseits Verlauf, Ergebnisse und Probleme der Projektarbeit reflektiert werden; andererseits wird sich auch die Frage nach der Konsequenzen für
den Umgang mit dem eigenen historischen Schulgebäude stellen: Kann, ja ist seine
Nutzung heute anders zu beurteilen? Was wirkt vom „Genzmerbau“ auf die heute
hier lebende Schulgemeinschaft zurück? Insofern soll das historische Projekt in der
Gegenwart ankommen – durch moderne Rekonstruktions- und Präsentationsformen,
durch die Problematisierung des Zusammenspiels von Form und Funktion in der Architektur und durch Verständnis der Entstehung eines städtebaulichen Ensembles in
der Mitte von Wiesbaden.
Ergebnis:
Die Repräsentation wird ein stärkeres Gewicht bekommen als die Dokumentation. So
sind zwei öffentliche Veranstaltungen geplant: die Menschenkette sowie ein zweiter
Zeitzeugenabend. Auch für die Verankerung in der Schule wird durch eine kleine
Dauerausstellung gesorgt. Das Projekt wird am Tag des Offenen Denkmals am 10.
September 2011 wieder mit einem Stand vor Ort vertreten sein und dann erneut die
Erinnerung an die ehemalige Schlossplatzschule schaffen.
6. Kostenplan
Bislang hat sich die finanzielle Realisierung als recht unproblematisch erwiesen, da
die Partnerinstitutionen viele Leistungen kostenlos zur Verfügung stellten, so Fotos
und Reproduktionen und Scannleistungen. Das Projektbüro Stadtmuseum übernimmt die Herstellung von Flyern und Plakaten sowie dem Aufstellen eines Infostandes für die beiden Aktionstage am 31. Mai und 1. Juni 2010 in der Wiesbadener
Innenstadt. Als weiterer Sponsor konnte das Staatliche Schulamt Wiesbaden gewonnen werden, das einzelne Büroleistungen organisierte. In den ersten Phasen fiele lediglich Kosten für Kopien und Fachliteratur an. Weit über 500 EUR wurden für
die Anreise zu den Arbeitstreffen verausgabt. 245 EUR für das Bedrucken von TShirts mit dem Schullogo für öffentlichkeitswirksame Aktionen. Der Restbetrag von
400 EUR wird komplett für Erstellung und Anbringung einer Hartplexiglastafel an
einer Mauer vor dem Gebäude, die dann der Erinnerung dienen soll, benötigt. Dann
ist bereits der komplette Finanzrahmen ausgeschöpft. Zur Dokumentation werden
Mittel der Gutenbergschule eingesetzt.
Wiesbaden, den 05. Mai 2011