Absolutismus
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Absolutismus
Absolutismus … Vermutung: Woher kommt der Begriff „Absolutismus“? ___________________________________________________________ Definition Absolutismus: Der Begriff Absolutismus bezeichnet eine frühneuzeitliche Herrschaftsform, die − nach traditioneller Auffassung − von der Regierung eines aus eigener Machtvollkommenheit handelnden Herrschers ohne politische Mitwirkung ständischer Institutionen bestimmt war. Zugleich wird der Begriff als Bezeichnung für die von dieser Regierungsart geprägte Epoche europäischer Geschichte zwischen den Religionskriegen des 16. und frühen 17. Jahrhunderts und den Revolutionen des späten 18. Jahrhundert verwendet Unterteilung des Begriffes Absolutismus: A: Höfischer Absolutismus Im Begriff des „höfischen Absolutismus“ wird dem König eine absolute Herrschaft über seinen Staat durch Gottes Gnade zugesprochen. Danach lebt er an einem prunkvollen Hof und bestimmt die Religion seiner Untertanen. Er bemüht sich, die Adligen seines Landes an seinen Hof zu ziehen und sie dadurch nicht nur unter seine Kontrolle zu bringen, sondern auch durch das kostspielige Hofleben, das sich die meisten nur durch großzügige Schenkungen des Monarchen leisten konnten, in eine Abhängigkeit von ihm zu treiben. Das Strafsystem sieht strenge Strafen – inklusive Tortur (Folter) – vor. Es gibt Leibeigenschaft und Fronarbeit. Adel und Kirche genießen Privilegien wie zum Beispiel Steuerfreiheit, der Besitz des Staates besteht aus Geld Edelmetallen. B: Aufgeklärter Absolutismus Im aufgeklärten Absolutismus sieht sich der König als der „erste Diener des Staates“. Sein Hof wird einfach und nüchtern gehalten, um die Effizienz des Staatsapparates zu erhöhen. Der Einfluss von Adel und Kirche ist geringer, das Volk hat eine freie Religionswahl. Die Leibeigenschaft ist abgeschafft und die Fronarbeit verringert. Das Strafsystem sieht weniger strenge Strafen vor. Der Reichtum des Staates ist sein Grund und Boden. Die fünf Säulen des Absolutismus: 1 2 3 4 5 a) EA Lese die folgenden Texte zu den Säulen zu. Unterstreiche wichtige Informationen. 15 b) PA Kläre unklare Begriffe. 15 1. Säule: Militär Söldnerheer wie in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges gibt es zwar noch, aber Ludwig XIV. unterhält ein stehendes, also ganzjährig und jederzeit verfügbares Heer, das im Sold des Königs steht und dessen Offiziere vom König eingesetzt werden. Die Soldaten sind nun uniformiert und einheitlich bewaffnet. Die Offiziersstellen sind käuflich, die höheren Ränge blieben Adligen vorbehalten. Unter Ludwig XIV. setzt eine enorme Aufrüstung ein, die französische Armee ist die stärkste Europas. Das stehende Heer sollte die Macht des Monarchen im Inland und zusammen mit der Kriegsflotte dessen Einfluss im Ausland sichern. Frankreich hatte 1664 ~45.000, bis 1703 schon fast ~400.000 Mann unter Waffen und war damit die stärkste Militärmacht Europas geworden. Um Aufstände von Untertanen oder sich auflehnende Adelige sofort im Keime zu ersticken und so dauerhaft die Macht zu sichern, brauchte Ludwig XIV. von Frankreich ein schlagkräftiges, ständig verfügbares Heer nicht nur in Kriegszeiten, sondern auch im Frieden. Dessen oberste Befehlsgewalt lag beim König. Vor allem wollte Ludwig XIV. Frankreich zur Hegemonialmacht in Europa machen. Die Armee wurde mit modernen Waffen und, als Novum in der damaligen Zeit, mit einheitlichen Uniformen ausgerüstet sowie einem harten, streng geregelten Drill unterzogen. Die Kosten des umfangreichen Militärapparates und die vom König häufig geführten Kriege bedeuteten eine große Belastung für den Staatshaushalt, was zum späteren Staatsbankrott führte. 2. Säule: Gesetzgebung – Justiz – Verwaltung Der König war zugleich Regierungschef mit allen Vollmachten, Gesetzgeber und oberster Richter. In der ganzen Amtszeit von Ludwig XIV. vertraute er vermutlich nur 17 Ministern. Später kamen diese meist aus bürgerlichen Familien, da Ludwig XIV. der Meinung war, dass diese fleißiger und sachkundiger waren. Zudem gab es neben den Ministern noch ca. 4.000 Beamte, die die Verwaltung des ganzen Landes sicherten. In der Bevölkerung am meisten gefürchtet waren die Intendanten, die für Ludwig XIV. die Steuern eintrieben und die Polizei anleiteten. Der Lohn der Intendanten stieg mit der Höhe der an Ludwig XIV. abgeführten Steuern. Diese Tatsache brachte ihnen den Ruf ein, die „Bluthunde des Königs“ zu sein. Als Gesetzgeber steht er über dem Gesetz (legibus absolutus), als Richter kann er in die Entscheidungen niedrigerer Instanzen eingreifen. Die Regierung kann er einem Premierminister wie etwas Richelieu oder Mazarin überlassen oder auch selbst mit übernehmen, wie Ludwig XIV. nach dem Tod Mazarins (1661). Ein berühmter Satz von ihm: "Maiestas est summa in cives ac subditos Legibusque absoluta potestas!" (Die Staatshoheit ist die gegenüber den Bürgern und Untertanen höchste und von den Gesetzen gelöste Gewalt.) 3. Säule: Höfische Kultur Der Monarch und sein Hof sind Zentrum und somit Leitfigur des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Der Hofadel wird durch die Pflichten des höfischen Lebens, wie Teilnahme an und Ausrichtung von kostspieligen Festen, Jagden und Inszenierungen, dem Tragen der neuesten Mode sowie Errichtung prunkvoller Schloss- und Parkensembles, an den Rand des Ruins getrieben. Ziel war die politische Entmachtung. Durch die erforderlichen finanziellen Zuwendungen durch den Monarchen verliert der Adel seine Unabhängigkeit. Intellektuelle und Kulturschaffende werden durch Alimentation und Mäzenatentum an die Höfe gebunden und ruhiggestellt. Es wurde keine Mitbestimmung der Untertanen im Staat geduldet. Der französische Schloss- (Versailles) und Festungsbau, die (geometrische) Gartenkunst, die Kultur bei Hofe (Theater: Molière, Racine; Musik; französische Oper: Lully; Tanz: Menuett) und die französische Sprache werden zum Vorbild für die europäischen Höfe. Kunstgeschichtlich handelt es sich um das Zeitalter des Barock. Der deutsche Schloss- und Gartenbau orientiert sich häufig an Versailles, der Kirchenbau an italienischen Vorbildern. 4. Säule: Staatskirche (Klerus) Ludwig XIV. hebt mit dem Edikt von Fontainebleau 1685 die Religionsfreiheit der Hugenotten in Frankreich auf. Ihre Kirchen werden zerstört. Gottesdienste verboten, die Kinder der Hugenotten werden katholisch erzogen. Trotz Verbots verlassen mehrere hunderttausend Hugenotten Frankreich: ein riesiger Verlust an Menschen, Kapital und Knowhow, der den Ländern zugutekommt, in die die Hugenotten fliehen. Viele gehen in die Niederlande, nach England, in die Schweiz, aber auch nach Württemberg und Brandenburg. Insgesamt flohen mehrere hunderttausend Hugenotten. c) PA Unterstreicht mit einem Textmarker alle Aussagen, die etwas mit Finanzen zu tun haben. Exkurs: Ständeverteilung in Frankreich um 1700 Ende des 18. Jahrhunderts lebten in Frankreich noch ca. 25 Millionen Menschen. Dazu kamen noch Untertanen in den Kolonien. Zu berücksichtigen sind ca. 600.000 Hugenotten (franz. Anhänger des Protestantismus), die aus Frankreich fliehen mussten, um ihren Glauben auch weiterhin leben zu können. 15 Aus den oberen Säulen ergibt sich ein wichtiger Punkt: Massiv steigende Staatsausgaben!! Wer kommt für die Kosten auf? 5. Säule: Merkantilismus Der Finanzminister von Ludwig XIV. war Jean Baptiste Colbert (1619-1683). Seine Hauptaufgabe war das Auffinden neuer Einnahmequellen, um die ständig wachsenden Kosten des Hofes zu decken. Eine Einnahmequelle war das Verkaufen von Ämtern und die Erhöhung von Steuern. Letztes belastete in erster Linie den dritten Stand. Abnehmen konnte der König nur demjenigen etwas, der auch (noch) etwas hatte. Colbert organisierte deshalb eine neue Wirtschaftform in Frankreich – den Merkantilismus. Der Merkantilismus In der unten stehenden Abbildung Zollmauer (rote Linie) gegen Einfuhr von Fertigwaren. Der Staat greift in die Wirtschaft ein, um die eigene Produktion zu schützen und zu fördern: "Protektionismus" statt "Freihandel". Zwei typische Vertreter der beiden Unterteilungen des Absolutismus: Ordne die folgenden Aussagen und Informationen den Bildern zu: König von Preußen König von Frankreich Friedrich II (der Große) Ludwig XIV Versailler Hof „aufgeklärten Absolutismus“ Funktionalität des Hofes „L'État, c'est moi“ Sanssouci „höfischen Absolutismus“ „erste Diener des Staates“ prunkvolles Hofleben