Ausgabe herunterladen - Ärztekammer Schleswig

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Bad Segeberg, 64. Jahrgang
NR. 12 | Dezember 2011
Schleswig-Holsteinisches
Ärzteblatt
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
 Wohnortnahe Versorgung
Mobile Ersatzlösungen
für die Landarztpraxis
Seite 12
 WEITERE THEMEN IN DIESEM HEFT
Medizinstudenten interessieren sich für Niederlassung Seite 26 Demenztagungen in Kiel Seite 36 Portrait: Dr. Lucia Kühner aus Grömitz Seite 37
(Foto: Landeshauptstadt Kiel/Bodo Quante)
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Mitglieder der Ärztekammer Schleswig-Holstein,
gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle, der
Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung und des Edmund-ChristianiSeminars wünschen wir Ihnen und Ihren Lieben eine schöne Adventszeit, fröh­
liche Weihnachten und einen guten Start in das Jahr 2012.
Mit vorweihnachtlichen Grüßen aus Bad Segeberg
Ihre
Dr. med. Franz-Joseph Bartmann
Präsident
Dr. med. Carsten Leffmann
Hauptgeschäftsführer
2 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Karsten Brandstetter
Kaufmännischer Geschäftsführer
SEITE 3
Das Heulen der Wölfe ...
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nein, ein Leitwolf im klassischen Sinne war er nicht! Das Rudel musste häufig ohne ihn auskommen, fühlte
sich gelegentlich sogar im Stich gelassen oder missverstanden. Aber wenn er seine Stimme erhob, wenn
Jörg Hoppe „Tacheles“ redete, fand er meist Gehör, wenn auch nicht immer ungeteilte Zustimmung. Professor
Dr. Hoppe hat bis zuletzt, als seine Stimme ihm kaum noch gehorchen wollte, immer wieder die ethischen
Grundlagen des Arztberufes beschworen. Unvergessen wird seine letzte große Rede zur Eröffnung des
114. Deutschen Ärztetages in Kiel bleiben: „Wir sind keine Kaufleute und die Patienten sind keine Kunden“ und
„Bei begrenzten Ressourcen und steigender Morbidität ist die Diskussion um Priorisierung als Instrument der
transparenten Verteilungsgerechtigkeit ... unverzichtbar“. Das waren Kernbotschaften, die diejenigen, an die
sie gerichtet waren, sehr wohl gehört und verstanden haben. Und nicht wenigen Ärztinnen und Ärzten, vermutlich sogar deren – schweigender – Mehrheit, hat er dabei aus der Seele gesprochen.
Tatsache ist aber auch, dass das inkriminierte Verhalten, insbesondere das Angebot und die Durchführung so genannter individueller
Gesundheitsleistungen keine Einzelphänomene sind und durchaus
nicht nur von besonders geschäftstüchtigen Ärztinnen und Ärzten
ausgehen. Vielmehr gibt es einen zunehmenden gesellschaftlichen
Bedarf und eine Nachfrage nach medizinischen Leistungen außerhalb dessen, was die gesetzliche Krankenversicherung zu leisten in
der Lage ist. Wie im allgemeinen Konsumverhalten ist dabei nicht
alles das, was verlangt oder angeboten wird, für den Einzelnen tatsächlich sinnvoll. Und in diesem Grenzbereich ist das ärztliche Gewissen gefordert und herausgefordert.
Prof. Hoppe war bereit, sich gegen den Mainstream zu stellen und
nicht mit den Wölfen zu heulen.
Das galt im Übrigen auch im Hinblick auf seine Beziehung zur Politik. Sein immer wiederkehrender Hinweis auf die Notwendigkeit zur
„Priorisierung“ wurde bis zuletzt von den verantwortlichen Politikern
gezielt missverstanden oder negativ uminterpretiert. In der Gesellschaft allerdings ist diese Idee bereits platziert und wird sich auch
durchsetzen.
Dr. Jörg-Dietrich Hoppe
(Foto: aekno)
Und das ist ein gutes Signal. Ist es doch ein Beleg für die Notwendigkeit und Daseinsberechtigung der Selbstverwaltung: Aus innerer Kenntnis und politischer Unabhängigkeit
heraus das Gesundheitswesen im Interesse des Gemeinwohls maßgeblich und verantwortlich mit zu gestalten.
In dem Moment, in dem eine Mehrheit in der Gesellschaft zu der Überzeugung käme, dass die Politik ihre Interessen besser vertritt als die Selbstverwaltung, wird sie dieser das Mandat zwangsläufig entziehen. Diese Gefahr hat Jörg Hoppe, gerade in den letzten Jahren, immer gesehen und entsprechend gehandelt – auch wenn
das Manche nicht immer verstanden haben oder verstehen wollten.
Für uns sollte das Motto gelten: Wenn man Gefahr läuft von rechts überholt zu werden, ist seitliches Rammen
meist die schlechtere Lösung – besser ist: Selber Gas geben.
In diesem Sinne werden wir Jörg Hoppe als mutigen und aufrichtigen Vertreter der deutschen Ärzteschaft in
ehrender Erinnerung behalten!
Mit freundlichen kollegialen Grüßen
Ihr
Dr. med. Franz-Joseph Bartmann
Präsident
Ausgabe 12 | Dezember 2011
3
INHALT
26
Dr. Johannes Gerber
informierte Medizinstudenten in Kiel.
37
Dr. Lucia Kühner ist
überzeugte Einzelkämpferin in Grömitz.
SEITE 3
NACHRICHTEN IN KÜRZE 06
Neuer Online-Auftritt des Ärzteblattes.................... 06
Ausschuss Medizin und Ökonomie......................... 06
Schwerpunktthema Hochschulmedizin.................. 06
Gesundheitsausgaben steigen weiter.................... 06
WKK in Heide bietet PJlern guten Einstieg............. 07
TK: Zu oft Antibiotika bei Mittelohrentzündung...... 08
Unterstützung für klinische Krebsförderung........... 08
Neue Neiddebatte um die Arzthonorare?............... 09
Neues MVZ in Eckernförde...................................... 10
Ältere wollen mit gestalten....................................... 10
Fortbildung im Verbund........................................... 10
Unzufriedene Pflegekräfte in Deutschland............. 11
DIALOG
11
Thielmann: Kontrolle hat nicht funktioniert............. 11
TITELTHEMA
48
Dr. Frank Helmig ist
neuer Chefarzt in
Flensburg.
Medizinstudenten befragen Praktiker..................... 26
Symposium des FKQS............................................. 28
Kultursensible Pflege für ältere Migranten.............. 29
Bessere Förderung für den Nachwuchs................. 30
Ärzte sollen positive Botschaften senden.............. 31
Krankenkassen erkennen den Ärztemangel........... 32
Neue Chefin für den Patientenombudsverein........ 33
Runder Tisch Pflege................................................. 34
Vierter Durchgangsarzt für das Kieler Westufer..... 35
Leidensweg bei Frühdemenz.................................. 36
Einzelpraxis als Berufung........................................ 37
Orthopäden und Chirurgen kooperieren in Kiel..... 38
Fortbildung zur seelischen Gesundheit von
Migrantenkindern..................................................... 39
UKSH setzt sich für Beruf und Familie ein.............. 40
Serie: Tagebuch einer PJlerin.................................. 51
PERSONALIA 44
12
Geburtstage und Verstorbene................................. 44
Medizinische Versorgung aus dem Container:
Wenn die Praxis durch die Dörfer rollt.................... 12
Dr. Elisabeth Breindl verabschiedet sich................ 45
SCHLESWIG-HOLSTEIN 16
Kammerversammlung: Diskussion über den
steigenden Bedarf an medizinischen Leistungen.... 16
Beirat Gesundheit und Pflege................................. 20
Lebendspende ist eine Entscheidung aus Liebe....22
Markt der Möglichkeiten für Medizinstudierende... 24
4 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Grohe-Preis für Lübecker Wissenschaftler............. 46
Wolfgang Baasch ist neuer AWO-Chef................... 46
Neue Gesellschaft wählte Vorsitzenden aus Kiel... 47
Unfallchirurg erhielt Forschungspreis..................... 47
Neuer Chefarzt in der Diako.................................... 48
Sozialpreis ging nach Schleswig-Holstein............. 48
MITTEILUNGEN DES ECS 49
INHALT
„Wenn wir nicht bessere Lösungen
anbieten als die Politik, haben wir
unseren Auftrag als Selbstverwaltung
verfehlt.“
Dr. Franz-Joseph Bartmann,
Präsident der Ärztekammer
Schleswig-Holstein
16
Um Lücken beim Impfschutz zu schließen, empfiehlt
sich ein Gespräch mit den Eltern bei der U.
56
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT 50
Für DNA-Analysen brauchen Kliniken breite
Expertise................................................................... 50
„Noch mehr Krebspatienten in Spezialzentren
behandeln!“.............................................................. 52
Hamburger Augenärztliche Fortbildung:
Retinologie-Update.................................................. 54
Chancen nutzen für kompletten Impfschutz.......... 56
UKSH kooperiert mit dem Cyberknife Zentrum
in Güstrow................................................................. 57
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK
58
Arzthaftpflichtschäden und die Grenzen der
Verantwortlichkeit..................................................... 58
Altern - eine Aufgabe, die auch Professoren nicht
leicht fällt................................................................... 60
Werber machen die Arbeit von Radiologen
transparent............................................................... 64
„Wissenswerte“ in Bremen mit wenig Resonanz
unter den Ärzten....................................................... 66
Von Kronshagen zur Versorgung am Smokey
Mountain in Manila................................................... 67
MITTEILUNGEN DER AKADEMIE 63
FORTBILDUNGEN
68
UNSERE NACHBARN
71
Osteologen sind heute eine fachlich orientierte
Gemeinschaft........................................................... 71
Neuropathische Schmerzen auf Fotos sichtbar
gemacht.................................................................... 72
Honorarpoker mit Feuerartisten und ärztlichen
Marionetten.............................................................. 74
Social Media brauchen Ressourcen für Gesundheitskommunikation................................................. 76
Zu wenig Ärzte für die Zahl der Patientenkontakte
im Nordosten............................................................ 77
BÜCHER
Delir, Depression und Demenz: Die drei Ds der
Geriatrie ................................................................... 42
Wer anderen helfen muss, braucht einen
gesunden Rücken.................................................... 43
MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER
78
MITTEILUNGEN DER
KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG
81
ANZEIGEN
86
TELEFONVERZEICHNIS
97
(Titelbild: ©iStockphoto.com)
(Fotos: di/Diako/ÄKSH)
Ausgabe 12 | Dezember 2011 5
NACHRICHTEN IN KÜRZE
Neuer Online-Auftritt des Ärzteblattes
Im Januar startet das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt mit einem neuen OnlineAuftritt. Damit können Themen, die in der
Printausgabe behandelt werden, künftig aktuell auf
dem Bildschirm gelesen werden. Bislang war dies nur
einige Tage vor Erscheinen der Printausgabe in einer
Gesamtdatei im pdf-Format möglich.
Künftig wird die Redaktion des Ärzteblattes wöchentlich Themen einstellen, um Lesern zeitnahe Informationen zu bieten. „Unser Auftritt wird leserfreundlich,
aktuell und informativ“, verspricht Kirsten Lorenz,
Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei der Ärztekam-
mer Schleswig-Holstein. Eine Eins-zu-Eins-Abbildung der Themen aus dem Heft wird es nicht mehr
geben, weil online auch aktuelle Entwicklungen nach
Redaktionsschluss der Printausgabe berücksichtigt werden können. Die Themen richten sich an die
Ärzte im Land und haben einen gesundheitspolitischen Schwerpunkt. Geplant sind auch medizinische
Texte und Personalmeldungen. Damit hebt sich das
Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt von den OnlineAuftritten anderer Ärztekammern ab. Erstmals wird
es die Möglichkeit der Kommentierung sämtlicher
Beiträge geben – Resonanz ist willkommen. (Red)
Ausschuss Medizin und Ökonomie
Für den von Vorstandsmitglied Dr. Dolores
de Mattia angeregten Ausschuss für Medizin und Ökonomie in der Ärztekammer werden noch interessierte Ärzte gesucht, die in dem
neu zu gründenden Gremium mitarbeiten möchten.
De Mattia hatte wie berichtet im Sommer ihre Sorge
zum Ausdruck gebracht, dass urärztliche Entscheidungen durch ökonomische Zwänge infrage gestellt
werden. Häufig würden Entscheidungen über Eingriffe von wirtschaftlichen Erwägungen geleitet. Die
Kammerversammlung hatte dem Thema hohe Bedeutung beigemessen und deshalb die Gründung eines neuen Ausschusses empfohlen, der mindestens
sechs Köpfe umfassen sollte. Interessierte Ärzte können sich an die Ärztekammer unter der Telefonnummer 04551/803-124 (Patrizia Segler) wenden. (Red)
Schwerpunktthema Hochschulmedizin
Mit einem Titelthema zur Zukunft der Hochschulmedizin in Schleswig-Holstein startet
das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt in
das Jahr 2012. Prof. Stefan Schreiber, Dekan der Medizinischen Fakultät in Kiel, und sein Vorgänger Prof.
Michael Illert skizzieren in der Januarausgabe die aktuellen Herausforderungen und beschreiben, wo aus
ihrer Sicht Schwerpunkte gesetzt werden sollten. Sie
fordern u.a. eine Konzentration auf patientennahe
Forschung. Chancen sehen sie durch die zunehmende Bedeutung der im Land profiliert vertretenen
Molekularmedizin und Medizintechnik. Mit dem Ausblick knüpft das Ärzteblatt an die Bilanz an, die Dekan
Prof. Jürgen Westermann zur drohenden Schließung
des Lübecker Standorts in der Novemberausgabe
gezogen hatte. (Red)
Gesundheitsausgaben steigen weiter
6.619 Millionen Euro hat die Techniker Krankenkasse
(TK) im vergangenen Jahr für die medizinische Versorgung ihrer Versicherten in Schleswig-Holstein
ausgegeben. Auf jeden Versicherten entfielen damit
umgerechnet Leistungen im Wert von 1.850 Euro; dies
entspricht einer Steigerung um 3,6 Prozent. Knapp
190 Millionen Euro zahlte die Kasse für Leistungen
von Krankenhäusern. Für die ambulante Behandlung
6 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
durch niedergelassene Ärzte gab die TK 131 Millionen
Euro aus. Die verordneten Medikamente kosteten 117
Millionen Euro, die Ausgaben für zahnärztliche Leistungen betrugen 60,5 Millionen Euro. TK-Leiter Dr.
jur. Johann Brunkhorst rief angesichts dieser Zahlen
alle Akteure im Gesundheitswesen dazu auf, an Veränderungen in der Patientenversorgung aktiv mitzuarbeiten. (PM/Red)
NACHRICHTEN IN KÜRZE
Freudensprünge am WKK in Heide
Studenten auf dem Hubschrauberlandeplatz des Westküstenklinikums Heide. Jubelnde PJler am Westküstenklinikum Heide (WKK):
Ob die Verlängerung der Verträge mit den Medizinischen Fakultäten der Universität zu Lübeck und der
Universität Hamburg über die praktische Ausbildung
von Medizinstudenten dazu geführt hat? Für das
WKK steht fest, dass sich die PJler „auf dem Sprung
in eine vielversprechende medizinische Karriere“ befinden und deshalb allen Grund für Freudensprünge
haben. Mit der Vertragsverlängerung bleibt das WKK
auch in Zukunft Akademisches Lehrkrankenhaus der
drei medizinischen Fakultäten in Kiel, Lübeck und
Hamburg.
„Mit den Verträgen wird auch unser überdurchschnittliches Engagement in der studentischen Ausbildung
ausgezeichnet. Immerhin ist das Westküstenklinikum eines von sehr wenigen Krankenhäusern in ganz
Deutschland, das über eine Kooperation mit gleich
drei Medizinischen Fakultäten verfügt“, sagte Heides
Verwaltungschef Harald Stender dazu. Die Kooperation mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
(UKSH) beruht auf einer jahrzehntelangen Tradition;
die Kooperation mit der Universität Hamburg (UKE)
besteht seit 2008. Für das kommende Jahr hatten
sich bis November 80 Studenten aus den drei Hochschulstandorten in Heide angekündigt.
Die Klinik hofft, dass manche von ihnen längerfristig am Standort bleiben. In der Vergangenheit war
es mehrfach gelungen, einstige PJ-Studenten als
Assistenzärzte zu gewinnen und sie zu Fachärzten
(Foto: WKK)
auszubilden. An der Ausbildung der Medizinstudenten nehmen am Westküstenklinikum Heide die Anästhesiologie, Chirurgie, Geriatrie, Gynäkologie, Innere
Medizin, Neurologie, Neurochirurgie, Pädiatrie, Psychiatrie und Radiologie teil.
Eine weitere Neuigkeit aus Dithmarschen betrifft die
Ausstattung – das WKK hat in Heide einen zweiten
Linearbeschleuniger für die Strahlentherapie installiert. Patienten an der Nordseeküste können damit
schneller behandelt werden und das Ausfallrisiko
soll sich verringern. „Da unsere Strahlentherapie die
einzige Abteilung dieser Art an der gesamten Westküste ist, mussten wir unsere Kapazitäten erweitern,
um unseren Versorgungsauftrag auch in Zukunft
sicher erfüllen zu können“, sagte Stender. Das neue
Gerät ermöglicht computertomografische Aufnahmen im 3D-Format, eine stärkere Strahlung und eine
genauere Abschirmung des gesunden Gewebes,
weil die Strahlen an den Randbereichen durch individuell programmierbare Schwermetall-Lamellen
abgeschirmt werden. Die Form des Strahlungsbereiches entspricht damit der des Krebsgeschwürs.
Gesundes Gewebe wird auf diese Weise besser geschont als bislang. In der Abteilung werden bisher
jährlich etwa 800 Patienten behandelt, die Klinik erwartet nun eine weitere Erhöhung der seit Jahren
steigenden Zahl. Betrieben wird die Anlage in Gemeinschaft mit dem UKSH.
(PM/Red)
Ausgabe 12 | Dezember 2011 7
NACHRICHTEN IN KÜRZE
TK: Zu oft Antibiotika bei Mittelohrentzündung
Kinder bekommen bei einer Mittelohrentzündung immer häufiger Antibiotika verordnet. Das zeigt eine
Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) für den
Zeitraum 2008 bis 2010. Die Anzahl der Fälle, bei denen Kinder zwischen drei und zwölf Jahren mit der
Diagnose „Mittelohrentzündung“ ein Antibiotikum
verschrieben bekommen haben, ist innerhalb von
nur zwei Jahren um 26 Prozent gestiegen. Die Ergebnisse sind um das Versichertenwachstum der TK bereinigt.
„Ärzte sollten immer gründlich abwägen, ob bei einer
Otitis Media tatsächlich ein Antibiotikum erforderlich
ist“, sagte Prof. Gerd Glaeske, Leiter der Forschungseinheit „Arzneimittelanwendungsforschung“ am
Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen.
„In vielen Fällen trägt der Einsatz von Penicillin und
Co. nicht zu einer schnelleren Heilung bei. Stattdessen steigt das Risiko einer Antibiotikaresistenz,
wenn die entsprechenden Wirkstoffe schon in frühen Lebensjahren vielfach verabreicht werden“, gab
Glaeske in einer Mitteilung der TK zu bedenken.
Tim Steimle, Apotheker bei der TK, erklärte: „In vielen Fällen ist es gerechtfertigt, vor einem Antibiotikaeinsatz zunächst abzuwarten – dies ist insbesondere
bei unkomplizierten Mittelohrentzündungen ohne
ernsthafte Begleiterkrankungen möglich.“ Denn es
sind nicht die Antibiotika selbst, die zur unmittelbaren Schmerzstillung beitragen. Weiter sagte der Apotheker: „Egal bei welcher Therapie, entscheidend für
den Erfolg und die schnelle Genesung ist die enge
Zusammenarbeit zwischen Arzt und Eltern.“ (PM/
Red)
Unterstützung für klinische Krebsförderung
Die Universitäts-Strahlenklinik Lübeck und die onkologische Abteilung des Krankenhauses Naestved in
der dänischen Region Sjaelland erhalten eine EU-Förderung für Zusammenarbeit in der klinischen Krebsforschung. Der Antrag wurde von Prof. Jürgen Dunst
aus Lübeck und Dr. Niels Holländer, Chefarzt der onkologischen Abteilung aus Naestved, eingereicht und
ist der erste Antrag zum Thema Gesundheitswesen
in der Interreg-Region. Auf deutscher Seite sind neben der Klinik für Strahlentherapie auch die Hämato-
onkologie der Medizinischen Klinik I sowie das Zentrum für Klinische Studien der Universität zu Lübeck
beteiligt. Gefördert werden der Aufbau einer Studien­
zentrale, die Entwicklung gemeinsamer klinischer
Studienprotokolle und der Erfahrungsaustausch zwischen den in der Onkologie tätigen Berufsgruppen
beider Einrichtungen. Die deutschen Kooperationspartner erhalten dafür in den nächsten zweieinhalb
Jahren einen Zuschuss von 245.000 Euro. Im EUInterreg-Programm wird die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit innerhalb der EU gefördert.
Die Antragsteller wurden
unterstützt durch das Interreg-Büro bei der Wirtschaftsförderung
der
Stadt Lübeck. Naestved
ist eine Kreisstadt auf der
Insel Seeland, etwa auf
halber Strecke zwischen
Rødby und Kopenhagen. Die neu gebaute
und hochmodern ausgerüstete onkologische
Abteilung versorgt den
größten Teil der Region
Prof. Jürgen Dunst (links) und Dr. Niels Hendrik Holländer
(Foto: UKSH)
Sjaelland. (Dunst)
8 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
NACHRICHTEN IN KÜRZE
„Rekordwert“ bei Arzthonoraren – neue Neiddebatte?
(Foto: ÄKSH)
Ärzte müssen auch künftig genau rechnen und nachschlagen, wie ihre Leistungen bezahlt werden. Daran
ändern aus Sicht der KV Schleswig-Holstein auch die
jüngst von den Ersatzkassen in Schleswig-Holstein
veröffentlichten Zahlen über „Höchstwerte“ bei den
Arzthonoraren nichts.
Die Zahlen im Einzelnen: Nach Mitteilung des vdek
ist die Gesamtvergütung für die ambulante Versorgung in Schleswig-Holstein auf ein Rekordniveau gestiegen. Danach erhielt jeder Arzt im Durchschnitt
genau 195.283 Euro von den Krankenkassen. Dies
sei ein Plus von fast 6.000 Euro oder mehr als 4,2
Prozent gegenüber 2009, teilten die Kassen mit. Für
jeden Versicherten gaben die Krankenkassen in unserem Bundesland damit rechnerisch 428 Euro aus,
was über dem bundesweiten Durchschnitt liegen soll.
Die KV bezeichnete die Darstellung der Kassen als
„unseriös, reißerisch und in Teilen falsch“. Nach Daten der KV haben die Ersatzkassen nicht etwa 4,2
Prozent, sondern nur 1,57 Prozent mehr Honorar
gezahlt. „Mehr Geld stellen die Kassen nicht bereit,
auch dann nicht, wenn die niedergelassenen Ärzte
mehr Patienten behandelt haben“, merkte die KV zum
Thema an.
Auch die vom vdek genannten Zahlen über das erste
Quartal 2011 zweifelt die KV an. Danach sind 123,7
Millionen Euro an die Vertragsärzte im Land geflossen. Dies entspreche einem Anstieg um etwa sechs
Millionen Euro oder um 5,1 Prozent gegenüber dem
Vergleichsquartal in Jahr 2010. Die vom vdek behaup-
tete Summe sei zwar tatsächlich an die KV geflossen.
Zur Auszahlung konnte aber nur ein geringerer Wert
kommen, weil davon der Fremdkassenzahlungsausgleich noch abgezogen wird.
Die KV stellt auch die vdek-Angabe, wonach die
Versicherten der Ersatzkassen im ersten Quartal
2.875.802 Behandlungsfälle ausgelöst haben, in ein
anderes Licht. In der genannten Zahl sind laut KV
auch die Versicherten mitgezählt, die sich in anderen Bundesländern behandeln lassen – dies waren in
den ersten drei Monaten immerhin rund eine halbe
Million Patienten.
Die KV zog ein wenig schmeichelhaftes Fazit zu der
vom vdek veröffentlichten Mitteilung: „Hier wird undifferenziert mit Zahlen jongliert, die nichts mit der Realität zu tun haben. Damit wird nur eine überflüssige
Neiddebatte ausgelöst.“ Zugleich verwies die KV darauf, dass das Honorar nicht mit dem Arzteinkommen
gleichgesetzt werden darf: „Tatsache ist, dass es
sich bei allen Zahlen um einen Bruttoumsatz handelt.
Ein Großteil des Honorars wird für den Praxisbetrieb
(Miete, Personal- und Gerätekosten) verwendet. Außerdem gehen noch Steuern und Altersvorsorge ab.“
Unabhängig von der Darstellung der Krankenkassen legte die KV Wert auf die Feststellung, dass eine
hochwertige und hochqualifizierte Tätigkeit wie die
eines niedergelassenen Arztes auch eine angemessene Bezahlung verdient, denn: „Sonst wird es immer
schwieriger, Nachwuchs für diesen Beruf zu finden.“
(PM/Red)
Ausgabe 12 | Dezember 2011 9
NACHRICHTEN IN KÜRZE
Neues MVZ in Eckernförde
Neben dem ViGez (Villa Schwensen Gesundheitszentrum) in Rendsburg betreibt die Brücke Rendsburg-Eckernförde nun auch das ZoGez (Zollhaus
Gesundheitszentrum) in Eckernförde. Beides sind
Medizinische Versorgungszentren, wobei das neu eröffnete Eckernförder MVZ von den Erfahrungen in der
Kreisstadt am Kanal profitiert. Im ZoGez praktizieren
seit Mitte November Dr. Kathrin van Heek, (Ärztin für
Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie),
Udo Falkenberg (Arzt für Neurologie, Psychiatrie und
Psychotherapie), Dr. Angela Harksen (Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie) sowie Alexander Klose
(Psychologischer Psychotherapeut/Verhaltenstherapie). (PM/Red)
Ältere wollen mit gestalten
Die bundesweite „Initiative Not-Hilfe 50Plus – Generationenhilfe“ bekommt Unterstützung durch den
Segeberger Arzt Dr. Uwe Denker. Der Allgemeinmediziner, im Norden bekannt durch die Initiative zur Praxis ohne Grenzen, will ein Zeichen dafür setzen, dass
die Generation der über 50-Jährigen an der Lösung
sozialer Ungerechtigkeiten mitarbeitet und die Jüngeren mit dieser Aufgabe nicht allein lässt.
Die Initiative will sich nach eigener Darstellung „kreativ und konstruktiv an der Mitgestaltung eines ge-
sellschaftlich verantwortungsvollen Miteinanders“
beteiligen. Die Praxis ohne Grenzen behandelt, wie
mehrfach berichtet, Menschen, die sich einen Arztbesuch finanziell nicht leisten können. Nach bisherigen
Erfahrungen betrifft dies besonders häufig Selbstständige ab Mitte 50. „Um der steigenden Altersarmut in unserem Land entgegen zu wirken, müssen
möglichst viele Kräfte an einem Strang ziehen“, begründete der Segeberger Allgemeinmediziner sein
weiteres Engagement. (PM/Red)
Fortbildung im Verbund
von dem weitergegebenen Wissen. Die Themen
waren überwiegend medizinischer Natur, u.a.
ging es um die Zusammenarbeit mit dem Tumorzentrum und um
Zukunftskonzepte in der
Anästhesie, aber auch
um die IT-Entwicklung im
Krankenhaus und um die
Bedeutung von Social
Media.
Alfred von Dollen, Bernhard Ziegler, Martin Wilde, Dr. Roland Ventzke, Harald
Neben den fünf Mitglie­
Stender und Jens Ritter, Geschäftsführer der 6K-Kliniken (von links).
(Foto: Regina Matheis) dern aus Heide, Neumünster,
Itzehoe,
Die Häuser des 6K-Klinik-Verbundes setzen auf Fort- Rends­burg und Bad Bramstedt war erstmals auch
bildung im Verbund. Auf der jüngsten Klausurta- der neue Kooperationspartner Städtisches Krankengung informierten insgesamt 24 Referenten aus den haus Kiel (SKK) dabei. Die Mitgliedshäuser beschäfeinzelnen Kliniken des Zusammenschlusses über tigen zusammen rund 10.000 Mitarbeiter und sind
verschiedene Projekte aus dem Klinikverbund, 220 damit einer der bedeutendsten Klinikverbünde im
Klinikmitarbeiter profitierten während der Tagung Norden. (PM/Red)
10 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
NACHRICHTEN IN KÜRZE/DIALOG
Unzufriedene Pflegekräfte in Deutschland
Zeitnot und Personalmangel auf den Pflegestationen
wirken sich auf Patienten aus. Viele deutsche Pflegekräfte sind unzufrieden, wie Britta Zander auf dem
neunten Gesundheitspflegekongress von Springer
Medizin in Hamburg berichtete. Die Wissenschaftlerin von der Technischen Universität Berlin stellte
erstmals Ergebnisse einer Studie zur impliziten Rationierung von Pflegeleistungen vor.
Für die Studie hat ein Forscherteam der TU in 13 Kliniken über 600 examinierte Pflegekräfte auf den chirurgischen und inneren Stationen befragt. Die Studie
ist die erste systematische Erfassung von Pflegeleistungen, die aufgrund von Zeitnot und Personalmangel nur ungenügend ausgeführt werden können.
Als Folge dieser Schwachstellen kommt nach Angaben Zanders die emotionale Unterstützung von
Patienten am ehesten zu kurz, weitere Folgen sind
die mangelnde Mobilisierung von bewegungseingeschränkten Patienten und kürzere Gespräche mit Angehörigen. Außerdem leidet nach ihren Angaben die
Kontrolle hat nicht funktioniert
Dr. Rolf J. Thielmann, Bad Segeberg,
zum SHÄ 11, Seite 26
Die Überschrift des Artikels trifft den Sachverhalt
sehr gut. In einer Gemeinde von ca. 20.000 Einwohnern hat der Zulassungsausschuss eine existenzgefährdende Konkurrenzsituation geschaffen zwischen
einer chirurgischen Praxis, die in einem MVZ organisiert ist und einem Krankenhaus. Zusätzlich wird faktisch die freie Arztwahl der Patienten unterhöhlt.
Die Kontrolle durch die Kassenärztliche Vereinigung
hat hier nicht funktioniert, obwohl es andere, für alle
Interessenten bessere Lösungen für den abzugebenden Sitz von Dr. Eckardt gegeben hätte.
Zu dem immer wieder geäußerten Vorwurf, der auch
durch seine ständigen Wiederholungen nicht richtiger wird, das „andere MVZ weise seit Jahren an den
Segeberger Kliniken vorbei in andere Krankenhäuser ein“ kann ich nur folgendes sagen: „Die meisten Patienten, die sich bei uns vorstellen, werden
wenn möglich ambulant operiert! Die übrigen Patienten, die einer stationären Behandlung bedürfen,
Überwachung von Patienten. Die Befragung ergänzt
die internationale RN4Cast-Studie (Registered Nurse
Forecasting), die bislang umfangreichste Datensammlung im Bereich der Pflegepersonalplanung,
an der zwölf europäische Länder und 31.000 Pflegekräfte teilgenommen haben. Auch die aktuellen Ergebnisse für Deutschland aus der Studie wurden in
Hamburg präsentiert. Unerledigte Arbeit, schlechter
Personalschlüssel, Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation und der Arbeitsumgebung sowie eine hohe
Burnout-Rate wurden mit der Studie nachgewiesen.
Über die Hälfte der deutschen Pflegekräfte bewertete ihre Arbeitsumgebung als schlecht oder mäßig,
37 Prozent sind mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden,
unter emotionaler Erschöpfung leiden 30 Prozent. Die
schlechten Ergebnisse korrelieren mit einem ungünstigen Personalschlüssel. Mit über zehn Patienten, für
die eine Pflegekraft zuständig ist, schneidet Deutschland laut Studie neben Spanien von allen Ländern am
schlechtesten ab. (PM/Red)
wünschen oft eine fachorthopädische Behandlung
zum Beispiel in Neustadt oder in Damp. Insgesamt
kann man sagen, dass gut die Hälfte der Patienten,
die sich mit diesen Fragestellungen bei uns vorstellen, ganz klare Vorstellungen haben, wo sie operiert
werden möchten, bzw. wo sie nicht operiert werden
möchten.
Ein weiterer Aspekt ist, dass wir über das Jahr gesehen nur wenige Patienten haben, die notfallmäßig chirurgisch/unfallchirurgisch stationär behandelt
werden müssen. Der Hauptanteil an diesen Einweisungen läuft direkt über die Hausärzte und nicht
über die Fachärzte.
Leserbriefe und Kommentare sind erwünschte Reaktionen auf unsere Artikel oder
gesundheitspolitische und medizinische Themen, die Sie an [email protected] senden oder per Fax an 04551/803-188 schicken
können. Die Redaktion behält sich das Recht
auf Kürzungen vor.
Ausgabe 12 | Dezember 2011 11
TITELTHEMA
Docmobil
Arzt auf Achse: Wenn die
Praxis durch die Dörfer rollt
Wo sich keine Ärzte niederlassen, könnten mobile Praxen die Patienten auf­
suchen – eine Idee, von der die Körperschaften nicht begeistert sind.
Eine kleine Gruppe von Menschen wartet schon, als
Thomas Müller mit seinem Fahrzeug auf die Haltestelle zurollt. Nach dem Einparken öffnet Dr. Dietrich
Schröter die Tür des hinten am Fahrzeug installierten Behandlungsraums und lässt die erste Patientin eintreten. Sie berichtet dem Internisten von ihren
Beschwerden, wird von Schröter behandelt und tritt
anschließend wieder auf die Straße – der nächste Patient wartet schon.
Realität ist diese mobile Versorgung jeden Tag in
Lübeck, wo das Gesundheitsmobil der Gemeindediakonie und der Johanniter-Unfallhilfe gezielt Haltepunkte anfährt, um Menschen zu versorgen, die den
Weg in die Arztpraxen scheuen oder nicht schaffen.
Die Gründe für den Besuch des Gesundheitsmobils sind vielfältig und reichen von Scham bis zum
Misstrauen gegenüber allen etablierten Strukturen
im Gesundheitswesen – nur eines gehört in Lübeck
nicht dazu: fehlende Arztpraxen.
Auf vielen Dörfern im Land dagegen fehlen Praxen und
Menschen in manchen Regionen des Landes fühlen
sich unterversorgt. Eine Idee aus dem Kieler Gesundheitsministerium ist es deshalb, eine mobile Praxis
durch die unterversorgten Regionen rollen zu lassen.
Hinter den Kulissen ist die Idee weiter gediehen, als die
Öffentlichkeit dies bislang wahrnimmt. Das Ministerium
hat mit verschiedenen Akteuren über das Projekt gesprochen und auch schon einen Antrag auf Förderung
zur Umsetzung eines solchen Modells formuliert. Die fahrende Arztpraxis, ein sogenanntes „Docmobil“, soll helfen, die Grundversorgung in der Fläche
ergänzend sicherzustellen und dem Grundsatz ambulant vor stationär Rechnung zu tragen. Noch tun
sich die vom Ministerium angesprochenen Partner
schwer, sich mit dem Modell anzufreunden oder es
öffentlich zu propagieren. Die KV (siehe Seite 15) ist
sogar entschieden dagegen. Gesundheitsminister
Dr. rer. pol. Heiner Garg dagegen ist zumindest für
einen Versuch und bemüht sich beim Bund um eine
Anschubfinanzierung über drei Jahre.
12 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Die mobile Arztpraxis wäre in einem Container untergebracht, der von einer Zugmaschine von Dorf zu
Dorf gefahren werden kann. Dort steht die mobile
Praxis an zuvor bekannt gegebenen Standorten für
einen oder mehrere Tage, bevor sie in die nächste
Region weiter transportiert wird. An Bord wären ein
Arzt und ein Mitarbeiter – ähnlich wie beim Lübecker Gesundheitsmobil, wo allerdings überwiegend
ehrenamtliche Kräfte im Einsatz sind. Für das Docmobil müssten Mitarbeiter fest oder auf Honorarbasis angestellt werden. Notwendig wäre eine
Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen wie
Rathäusern, Gemeindebüros, Markt-Treffs, Kindergärten, Schulen oder mit Gasthöfen, um die für den
Betrieb erforderliche Infrastruktur wie Warteraum,
Sanitäranlagen und Wasser- und Stromversorgung
zu erhalten. Das Gesundheitsmobil in Lübeck verzichtet darauf und kommt ganz ohne weitere Infrastruktur aus.
Im Gegensatz zum Gesundheitsmobil, das nur aus einem Mercedes Sprinter besteht und für die Behandlung mit nur acht Quadratmetern auskommt, setzt
das Ministerium für das Docmobil auf eine Anhängerlösung, um mit einer Zugmaschine im Bedarfsfall auch mehrere Praxen in verschiedene Regionen
transportieren zu können. Zugfahrzeug und Fahrer
müssten dafür nur einmal vorgehalten werden. Die
Anhänger, so die Idee des Ministeriums, könnten im
Bedarfsfall auch auf die Belange bestimmter Facharztgruppen umgerüstet werden. Das Ministerium sieht in Schleswig-Holstein gleich
in mehreren Regionen Bedarf. Auf den nordfriesischen Inseln, im Südosten Nordfrieslands, im Nordosten und im Süden Dithmarschens, im westlichen
Teil von Rendsburg-Eckernförde, im Südwesten von
Schleswig-Flensburg, im Nordwesten Steinburgs,
im Großraum Selenter See, im Großraum Ascheberg, in Teilen der Kreise Segeberg und von Herzogtum-Lauenburg – weiße Flecken der ambulanten
Versorgung zeichnen sich typischerweise in den
TITELTHEMA
Die Besatzung des Gesundheitsmobils bei ihrer Tour durch Lübeck. Regionen ab, die eine schwache Infrastruktur aufweisen. Die Entwicklung für Schleswig-Holstein ist
seit Jahren bekannt: In den kommenden fünf Jahren werden rund 900 der 1.900 Hausärzte zwischen
Nord- und Ostsee in den Ruhestand gehen. 63 Prozent der Hausärzte sind mindestens 50 Jahre alt.
„Die Liste der frei werdenden Hausarztsitze, bei denen sich innerhalb der Bewerbungsfrist niemand
beworben hat, wird von Monat zu Monat länger“, begründet das Kieler Ministerium seinen Vorstoß. Mit
dem hohen Ersatzbedarf steht Schleswig-Holstein
nicht allein. Insbesondere in vielen Regionen der
neuen Bundesländer ist die Situation ähnlich. Garg
setzt deshalb auf Fördermittel für ein bundesweites
Pilotprojekt, weil andere Länder von den DocmobilErfahrungen in Schleswig-Holstein profitieren könnten. Für eine Umsetzung müssten aus Sicht des
Ministeriums folgende Grundvoraussetzungen erfüllt sein:
(Fotos: di)
Das Konzept muss attraktiv für Ärzte sein.
Es muss Einkommen sicherstellen.
Es muss den besonderen Bedingungen eines Flächenlandes Rechnung tragen.
Es muss innovativ und flexibel sein.
Es muss auch im Verbund mit Krankenhäusern
umsetzbar sein.
Es muss die Versorgung auch in entlegenen Regionen auf tragfähige Beine stellen.
Im Antrag auf finanzielle Förderung werden verschiedene ärztliche Institutionen und Zusammenschlüsse
als mögliche Partner genannt. Neben der KV könnten
dies aus Sicht des Ministeriums die Ärztegenossenschaft, Praxisnetze, Praxisgemeinschaften, Medizinische Versorgungsgemeinschaften, aber auch
einzelne Krankenhäuser und Haus- und Fachärzte
der jeweiligen Region sein. MVZ oder Gemeinschaftspraxen könnten, so die Vorstellung des Ministeriums, ihre vorhandenen Organisationsstrukturen
Ausgabe 12 | Dezember 2011 13
TITELTHEMA
nutzen, um Sprechzeiten und Termine zu verwalten,
Patientendateien zu führen und abzurechnen – also
stationär vorhandene Kapazitäten für die mobile Versorgung einzusetzen. Die Reaktionen der Ärzte sind
noch überwiegend skeptisch. Die Ärztegenossenschaft Schleswig-Holstein etwa lotet die Stimmung
in Dithmarschen zu diesem Thema schon seit geraumer Zeit aus und hat anfangs großes Misstrauen gegen die Idee des Ministeriums gespürt. Denn eine
fahrende Praxis wäre immer auch eine Konkurrenz
zur eigenen. Sie mit eigenen Angestellten zu besetzen, erscheint wegen der Probleme, Ärzte zu gewinnen, schwierig. Für Dr. Klaus Bittmann, Vorsitzender
der Ärztegenossenschaft, kommt ein Einsatz des
Docmobils nur infrage, wenn die Ärzte in der jeweiligen Region dafür sind und sie dies in Eigenregie mit
(Foto: ÄKSH)
organisieren können. „Die Ärzte der Region müssen
dabei und dafür sein“, sagte Bittmann dem Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt. Er hatte dem Modell
wegen der geballten Skepsis kaum noch Chancen
gegeben, beobachtet aber wegen der sich verschärfenden Versorgungssituation vor Ort bei manchen
Kollegen inzwischen ein Umdenken. Und er gibt
auch zu bedenken: „Das Angebot der Landesregierung gilt nicht ewig. Wenn wir nicht mitmachen, machen es vielleicht irgendwann andere Anbieter und
uns fehlen die Einflussmöglichkeiten.“
Die von Bittmann beobachtete Skepsis unterstreicht
Dr. Thomas Maurer. Der Vorsitzende des Hausärzte14 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
verbandes Schleswig-Holstein hält das Docmobil für
einen falschen Ansatz, weil Ärzte damit knappe Zeit
auf den Straßen zubringen müssten. Zudem sieht er
in Schleswig-Holstein keine räumlichen Lücken, die
Patienten nicht selbst durch eigene Fahrten schließen könnten. Die Patienten, die ein Docmobil versorgen könnte, wären nach seiner Einschätzung immer
auch in der Lage, zur nächsten Praxis zu kommen.
„Es gibt in Schleswig-Holstein nirgendwo Entfernungen zwischen Patienten und Praxen, die verhindern,
dass Patienten einen Arzt erreichen.“ Zu lösen seien
dagegen Probleme in der Versorgung ungeplanter
Beschwerden, die früh morgens oder nachts auftauchen – wenn das Docmobil gerade nicht vor Ort
ist. Einen weiteren Schwachpunkt der Idee sieht er
in der fehlenden kontinuierlichen Betreuung: „Das
wäre durch ein Docmobil nicht zu leisten“, glaubt
der Hausarzt aus Leck. Mit anderen Worten: Das
Docmobil wäre keine Entlastung für die vorhandenen Praxen. In seinem Kreis Nordfriesland schätzt
Maurer die Stimmung seiner Kollegen ähnlich skeptisch ein wie die eigene. Aber auch Maurer betont,
dass viel von der konkreten Ausgestaltung abhängt.
So sei es für die Akzeptanz ein großer Unterschied,
ob die mobile Praxis mit einem angestellten Arzt aus
Kiel durch Nordfriesland rollt oder ob ein Netz aus
der Region seine Patienten damit erreicht. Dies wäre
Dr. Bartmann: Der über das Land fahrende Arzt, dessen
Zeiten sich die Dorfbewohner wie die fahrende Bücherei oder den Bäckerwagen in den Kalender schreiben
müssen, ist nicht nur aus medizinischen, sondern auch
aus Imagegründen abzulehnen. Die Arztpraxis als feste
Institution muss erhalten bleiben. Dies ließe sich über
Zweigpraxen erreichen, mit einer mobilen Praxis, die
mit wechselndem Personal besetzt ist, sicher nicht.“
aber ein zusätzlicher Service, der unweigerlich die
Frage nach der Finanzierung aufwirft, so Maurer.
Für das Lübecker Gesundheitsmobil stellt sich die
Finanzierungsfrage auch immer aufs Neue. Das auf
Spenden angewiesene Modell hat Stammpatienten
gefunden, obwohl es eigentlich keine Versorgungsprobleme in Lübeck gibt. Die Kriterien für die medizinisch Unterversorgten sind hier andere. Schröter
und seine Frau Hannelore, die als gelernte Krankenschwester dabei ist, spüren den Bedarf bei jedem
ihrer Einsätze. Ob das Modell auf das Land übertragbar ist, können auch sie nicht pauschal beantworten.
Dirk Schnack
TITELTHEMA
Pro

Von Dr. Heiner Garg
Mehr Ärzte für die Versorgung der Menschen
auf dem Land zu gewinnen, ist das gemeinsame Ziel
von Selbstverwaltung und Politik. Allerdings wird in
Zukunft nicht mehr jeder Arztsitz neu besetzt werden können. Zur Versorgung der Patienten auf dem
Land dürfen wir deshalb künftig auch mobile Versorgungskonzepte nicht kategorisch ausschließen.
Die Frage ist: Welche Alternativen gibt es, wenn wir
es den oftmals betagten Patienten nicht zumuten
wollen, über weite Wege zum Arzt gefahren zu werden – oder letztlich im Alter in die Stadt ziehen zu
müssen, weil der regelmäßige Besuch von Arztpraxen eine An- und Abfahrt womöglich von Stunden
erfordert?
Mir geht es um eine die Patienten schonende Mobilität, die heute schon Leitgedanke für viele telemedizinische Angebote ist. Es geht darum, Daten
und Infrastruktur zu bewegen – und nicht die Patienten. Die Einrichtung einer Zweitpraxis im Rahmen eines mobilen Versorgungskonzepts erscheint
mir als gute Möglichkeit, die ambulante Versorgung
auch weiterhin in den Händen der niedergelassenen Ärzte zu belassen – erst recht nach der mit
dem Versorgungsstrukturgesetz geplanten Aufhebung der Residenzpflicht. So bringt in Zukunft der
Landarzt auch schon mal seine (Zweit-)Praxis zum
„Hausbesuch“ mit.
Eine mobile Landarztpraxis als Alternative zu einer
nicht immer besetzten Zweitpraxis könnte die Patienten vor Ort erreichen – auch in einem größeren
Umkreis und an mehreren Orten. Das ist zwar kein
Allheilmittel gegen den prognostizierten Ärztemangel in unserem Bundesland, aber eine mögliche Antwort darauf. Wir sollten sie erproben – und dann
bewerten. (Foto: Christian Kohl)


Contra

Von Dr. Ingeborg Kreuz
Gegen den Ärztemangel in Schleswig-Holstein sind kreative Ideen und konkrete Lösungsvorschläge gefragt. Die Idee, der Arzt könnte mit einem
„Docmobil“ über Land fahren und auf dem Dorfplatz
seine Sprechstunde abhalten, ist keine Lösung des
Problems. Da wäre es sinnvoller, die Gemeinde ruft
einen Shuttle-Service für die älteren Bürger ins Leben, der sie zur nächsten Praxis fährt. Statt auf mobile setzt die KV Schleswig-Holstein auf flexible
Versorgungskonzepte. Ein Beispiel sind die inzwischen mehr als 140 Zweigpraxen in unserem Land,
um die Versorgung in den Orten zu erhalten, in denen sich kein Arzt für die Fortführung einer VollzeitPraxis findet.
Nach unseren Erfahrungen ist es wichtig, dass die
Patienten mit der Arztpraxis einen festen Anlaufpunkt haben. Dort ist eine Behandlung in vertrauter
Atmosphäre möglich – in einem Anhänger auf dem
Marktplatz oder auf dem Parkplatz eines Supermarktes ist dies schwer vorstellbar. Hinzu kommt: Ein
„Docmobil“ wäre nicht nur unpersönlich, sondern
auch unkomfortabel: Empfangstresen, Wartezimmer, Behandlungsräume, Sprechzimmer – wie soll
all das in einen Anhänger passen?
Mit unserer Kritik an diesem Modell sind wir nicht
allein. Bei einer Befragung der Hausärzte im Kreis
Steinburg stieß das „Docmobil“ auf breite Ablehnung. Die Befragten waren sich einig: Wertvolle ArztZeit dürfe nicht in einer rollenden Praxis verbraucht
werden. Außerdem tauchte die Frage auf, wer so etwas überhaupt bezahlen soll? Wenn das Gesundheitsministerium diese Idee konkret umsetzen will
und Ärzte dafür gewinnen kann, dann muss es auch
die finanzielle Verantwortung und damit die ärztliche
Honorierung übernehmen. (Foto: KVSH)
Ausgabe 12 | Dezember 2011 15
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Kammerversammlung
Mit neuen Organisationsformen
auf steigenden Bedarf reagieren
Diskussion über Strategien, mit denen Ärzte auf die hohe Nachfrage nach
ihren Leistungen reagieren könnten. Quereinstieg Allgemeinmedizin kommt.
Die Diskussion um den Ärztemangel hat längst die
Publikumsmedien erreicht. Fast täglich beschäftigt
sich ein Sender oder ein Printmedium mit der Frage,
weshalb zu wenige Ärzte auf dem Land praktizieren.
Fakt ist aber auch: Die Arztzahlen steigen.
Für die Krankenkassen ist dies schlicht ein Verteilungsproblem. Kammerpräsident Dr. Franz-Joseph
Bartmann hört in dieser Problematik zwar ständig
Antworten und Lösungsvorschläge wie andere Verteilung, mehr Medizinstudienplätze oder Landarztquote, vermisst aber die richtigen Fragen. „Leider
verzichten die meisten auf die richtigen Fragen und
richten ihre Aussagen mehr nach der erwarteten Zustimmung beim geneigten Publikum“, sagte Bartmann in seinem Bericht in der Kammerversammlung
am 23. November.
Bartmann sieht in diesem Zusammenhang besonders die Selbstverwaltung gefordert, sich mit unbequemen Fragen auseinanderzusetzen und sich
dabei auch nicht von Ängsten und Widerständen ab16 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
schrecken zu lassen. Für ihn steht fest, dass die Fragen, die das Versorgungsstrukturgesetz aufgreift,
umgehend auch von der Selbstverwaltung Antworten verlangen: „Wenn wir nicht bessere Lösungen
anbieten als die Politik, haben wir unseren Auftrag
als Selbstverwaltung verfehlt.“
Wie könnten solche Antworten aussehen? Nach Ansicht Bartmanns muss dabei auch über Tabus gesprochen werden. „Müssen Ärzte alles machen?“,
fragte Bartmann in diesem Zusammenhang.
Fest steht für ihn, dass die Probleme nicht damit gelöst werden können, dass immer mehr Ärzte
ins System kommen. Er erwartet, dass Ärzte in Erklärungsnot geraten müssen, wenn sie den Widerspruch zwischen ständig steigenden Arztzahlen in
Deutschland und dem empfundenen Ärztemangel
mit sinkenden Arbeitszeiten begründen, zugleich
aber bei gewünschten Honorarerhöhungen mit Hinweis auf lange Arbeitszeiten argumentieren. Bartmann plädiert für einen anderen Ansatz: „Sollten
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Dr. Dr. jur. Hans-Michael Steen
Dr. Henrik Herrmann Dr. Ulrich Pracht Dr. Norbert Jaeger wir uns nicht vielmehr bemühen, durch veränderte
Strukturen und Organisationsformen die Arbeit mit
den vorhandenen Ärzten zu schaffen?“ Schließlich
habe Deutschland eine Arztzahldichte, die in Europa
ihresgleichen suche.
Ein Kammerpräsident also, der das als Ärztemangel beschriebene Problem klein redet? Keineswegs:
„Das Problem für persönlich Betroffene in Zeiten des
relativen Überangebotes und des Mangels ist durchaus evident.“ Nur: Darin unterschieden sich Ärzte
nicht von anderen Berufsgruppen wie etwa Lehrern,
wie der Präsident zu bedenken gab.
Fest steht für ihn, dass die jetzt abgebende oder
demnächst in den Ruhestand gehende Ärztegeneration sich nicht nur ihr ganzes Berufsleben lang mit
einer großen Zahl an Kollegen messen und in Konkurrenz treten musste, sondern nun auch vor dem
Problem steht, einen angemessenen Preis für die
Praxis zu erzielen. „Eine der brennendsten Fragen
in der aktuellen Diskussion ist für mich: Wie entschä-
digen wir den Arzt – vor allem auf dem Land –, der
hohe primäre und laufende Investitionen in seinen
Arztsitz getätigt hat und dessen Praxis ­– aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr veräußerbar ist“, sagte Bartmann. Zugleich räumte er mit zwei
Missverständnissen auf, die in der aktuellen Diskussion immer wieder auftauchen: Die angeblich hohe
Abbrecherquote im Medizinstudium – genannt werden Quoten zwischen 25 und 30 Prozent – gibt es
nicht. Die falsche Information hatte ihren Ursprung
in einer verzerrten Statistik der Fakultäten, die jahrelang alle Studienangebote, die einen Abschluss im
medizinischen Kontext erlauben, als Medizinstudien­
plätze ausgewiesen hatten – nämlich über 12.000.
Tatsächlich stehen aber nur rund 9.500 für die Humanmedizin zur Verfügung. Das heißt: „Die Abbrecherquote ist mit unter fünf Prozent so niedrig wie
in keinem anderen Studienfach.“ Das Ärgerliche an
der Verzerrung: „Kein Mensch hat´s gemerkt, sondern alle haben mit falschen Zahlen versucht, Politik
(Fotos: di)
Ausgabe 12 | Dezember 2011 17
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Aufmerksame Zuhörer: Dr. Helmut Scholz, Matthias Seusing, Dr. Michael Lauterbach (von links).
zu machen.“ Auch eine andere, häufig genannte Begründung für den Ärztemangel taugt laut Bartmann
nicht als Erklärung: die viel zitierte Abwanderung
deutscher Ärzte ins Ausland. Tatsächlich gehen laut
Präsident gerade mal 0,6 Prozent eines Absolventenjahrgangs ins Ausland, davon 70 Prozent in die USA –
von denen die meisten wieder zurück kommen. Die
häufig genannte Abwanderung in die skandinavischen Länder spielt quantitativ keine Rolle.
Zurück zu Bartmanns Anregung, mit neuen Organisationsformen Antworten auf die steigende Nachfrage nach ärztlichen Leistungen zu geben: Die
Bundeswehr steht aktuell vor der gleichen Herausforderung und sucht ebenfalls nach neuen Organisationsformen – auch im Schulterschluss mit zivilen
Ärzten, wie Generalarzt Dr. Ulrich Pracht erklärte.
Keine flächendeckende, aber eine punktuelle Entlastung könnte vielleicht der Quereinstieg zum Allge-
meinmediziner bringen. Die Kammerversammlung
beschloss auf Antrag von Vorstandsmitglied Dr. Henrik Herrmann, einen entsprechenden Beschluss des
Deutschen Ärztetages in Kiel zu übernehmen. Erfahrene Kollegen, die eine Facharztbezeichnung der
unmittelbaren Patientenversorgung führen, können
damit eine zusätzliche Weiterbildung in der ambulanten hausärztlichen Versorgung erlangen. Sie müssen
alle Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten, die für
den Facharzt für Allgemeinmedizin durch die Weiterbildungsordnung vorgeschrieben sind, nachweisen
und die Zulassung zur Prüfung in Allgemeinmedizin
beantragen. Dieser zusätzliche Weiterbildungsabschnitt in einer hausärztlichen Praxis muss bis spätestens 31. Dezember 2015 begonnen worden sein,
da die Maßnahme im Jahr 2017 evaluiert und abgeschlossen werden soll. Der Abschnitt hat eine Dauer
von 18 Monaten, weitere Module sind je nach Quali-
„Wir sind stolz auf Sie“: Dieses Lob sprach Präsident Dr. Franz-Joseph Bartmann an Dr. Uwe Denker aus.
Der Initiator der Praxis ohne Grenzen in Bad Segeberg stellte den Kammerabgeordneten die Arbeit der Praxis ohne Grenzen vor und berichtete von den vielen Hürden, die die ehrenamtlichen Helfer – sieben Ärzte
wechseln sich in der kostenlosen Versorgung der Patienten ab – in ihrem Alltag nehmen müssen. Der Andrang ist groß: Der Allgemeinmediziner aus Bad Segeberg berichtete, dass vorwiegend „Menschen aus dem
gescheiterten Mittelstand“ das Angebot wahrnehmen, weil sie mittellos und nicht mehr krankenversichert
sind. Denker schilderte u.a. die Probleme für die Praxis ohne Grenzen bei der Medikamentenversorgung:
Eine kostenlose Abgabe in Deutschland ist nicht erlaubt. Auch andere Überlegungen, wie die Praxis den bedürftigen Patienten eine Arzneiversorgung ermöglichen könnte, sind an den Gesetzen gescheitert. Einzige
Möglichkeit ist derzeit, die Medikamente zum regulären Preis für die Patienten zu kaufen – was ein hohes
Spendenaufkommen erfordert, weil schon wenige Patienten mit Erkrankungen, die eine teure Medikation erfordern, die finanziellen Möglichkeiten sprengen. Trotz der schwierigen Situation versicherte Denker, dass er
und seine Mitstreiter durchhalten werden.
18 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Dr. Joachim Weylandt, Dr. Manfred Steffen, Dr. Petra Hell (von links)
fikation nötig. Der Abgeordnete Dr. Norbert Jaeger
verwies auf die mit dem 18-monatigen Abschnitt verbundenen Folgen für den Ruf der Allgemeinmedizin.
Eine ähnlich kurze Zeitspanne für den Quereinstieg
in ein anderes Fach hält er für schwer vorstellbar.
Eine engagierte Diskussion entwickelte sich zum
Thema Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften. Mit überwältigender Mehrheit beschlossen
die Kammerabgeordneten eine Satzungsänderung
für das Versorgungswerk (VE), die eine Aufnahme
eingetragener Lebenspartner in das bestehende
System der Hinterbliebenenversorgung und damit die Gleichstellung mit überlebenden Ehegatten vorsieht. Neben Fachinformationen durch
VE-Geschäftsführer Heinz-Ludwig Kraunus und VEJustiziarin Uta Ufen-Brümmer erhielten die Abgeordneten von den Ausschussmitgliedern Dr. Dr. jur.
Hans-Michael Steen und Bertram Bartel Einblick in
die dort geführte Diskussion. Der Ausschuss hatte
sich neben der erforderlichen Satzungsänderung
Gedanken um die Berücksichtigung von Kindererziehungszeiten gemacht und dazu zwei Alternativen vorgeschlagen. Nach intensiver Diskussion beschlossen
die Abgeordneten, die Entscheidung hierzu zurückzustellen. Traditionell werden zum Jahresende die Delegierten für den Ärztetag im kommenden Jahr gewählt.
Der findet 2012 in Nürnberg statt – unter Beteiligung
der Delegierten Dr. Thomas Schang, Dr. Hans Irmer,
Petra Struve und Stephanie Liedtke.
Dirk Schnack
Abschied mit Blumen, aber auch mit Wehmut: Dr.
Dolores de Mattia, Mitglied des Vorstandes der Ärztekammer, verlässt Schleswig-Holstein in Richtung
Bodensee. Die Gefäßchirurgin übernimmt eine Chefarztposition in Baden-Württemberg – nach 23 Berufsjahren in Schleswig-Holstein. „Ich gehe mit Wehmut.
Dr. Franz Bartmann und Dr. Dolores de Mattia
Ich habe viele positive Erfahrungen in Schleswig-Holstein gesammelt“, sagte de Mattia. Auch die Mitarbeit in der Ärztekammer – zehn Jahre lang war sie Mitglied
der Kammerversammlung - hat der engagierten Ärztin nach eigener Aussage Freude bereitet. In Bad Segeberg hat sich die Ärztin besonders mit den Themen Delegation ärztlicher Leistungen sowie mit der Weiterbildung beschäftigt. Am Herzen lagen ihr Rahmenbedingungen, die die Ausübung des ärztlichen Berufs auch
in Zukunft ermöglichen. De Mattia war im Krankenhaus Eutin der Sana Kliniken Ostholstein und zuvor an beiden Standorten des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein tätig.
Ausgabe 12 | Dezember 2011 19
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Beirat Gesundheit und Pflege
Deutliche Einschnitte statt der
gewohnten Leistungsversprechen
Wo diese genau liegen werden, wird der Beirat im März vorstellen. Ziel ist ein
Konsens der Verbände aus Pflege und Gesundheitswesen in Schleswig-Holstein.
Bürokratie in Medizin und Pflege nimmt immer
stärkere Ausmaße an - der Beirat Gesundheit
und Pflege will dies ändern.
20 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
19 Verbände aus dem Pflege- und Gesundheitswesen an einen Tisch zu holen, ist schon schwer genug. Sie zu einer gemeinsamen Situationsanalyse zu
bewegen, eine Herausforderung. Beides haben Gesundheitsökonom Prof. Fritz Beske und SchleswigHolsteins Gesundheitsminister Dr. rer. pol. Heiner
Garg geschafft. Die größte Hürde aber steht ihnen
noch bevor: Die Beteiligten, die zum Teil widerstreitende Interessen verfolgen, sollen im Konsens Lösungsvorschläge vorlegen. Das soll am dritten März
erfolgen.
Außerhalb Schleswig-Holsteins gibt es wenige Akteure im Gesundheitswesen, die sich etwas Vergleichbares in ihrem Bundesland vorstellen können.
Für viele Politiker wohl undenkbar ist, dass ein Minister kurz vor einer Landtagswahl für ein solches
Projekt steht, denn zu erwarten sind Vorschläge,
die erhebliche Opfer und Einschnitte nach sich ziehen könnten. Mit solchen unpopulären Botschaften lassen sich andere Politiker nicht einmal in der
Mitte einer Legislaturperiode in Zusammenhang
bringen. Garg und Beske, das wurde bei der Präsentation der Situationsanalyse im Kieler Gesundheitsministerium deutlich, ziehen in dieser Sache
aber weiterhin an einem Strang und stellen Kürzungen statt Ausweitungen in Aussicht. Denn schon bei
der Problemformulierung wurde deutlich: Die wohnortnahe Versorgung wird es in der gewohnten Form
nicht mehr geben, die Telemedizin wird zulasten bestehender Insellösungen ausgebaut und Schnittstellenprobleme lassen sich nur durch kommunal
orientierte Versorgungsmodelle überwinden.
Garg ist dennoch entschlossen, auch unpopuläre
Lösungsvorschläge kurz vor der Landtagswahl zu
präsentieren. Verschieben aus parteipolitischer
Taktiererei ist für ihn keine Lösung. Grund für seine
Entschlossenheit ist der akute Handlungsbedarf.
Beske warnte in Kiel: „Wir müssen uns auf eine Situation einstellen, die weit entfernt ist von Wohlfühlen.“
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Am deutlichsten machten Garg und Beske das beim
Thema wohnortnahe Versorgung. „Die Zeit, in der
hinter jeder Ecke ein Arzt verfügbar ist, ist vorbei“,
stellte Beske fest. Er verwies auf die sich schon
heute wandelnden Strukturen in der Versorgung,
etwa durch Zweigpraxen oder andere mobile Lösungen. „Wir werden wohnortnah neu definieren müssen. Für eine qualitativ hochwertige Versorgung
wird die Bevölkerung weitere Wege gehen müssen“,
sagte Beske. Dazu hat nach Ansicht der für dieses
Thema zuständigen Arbeitsgruppe auch ein geändertes Berufsverständnis junger Ärzte beigetragen.
Weitere zentrale Problemfelder, die im Konsens erkannt und nun gelöst werden sollen, sind:
Versorgungsstrukturen: Weil eine an Sektoren orientierte Versorgung Probleme bereitet, sollen Anreize zu Kooperation und Integration gegeben
werden. Nach Ansicht der Experten wird ein kommunal orientiertes Versorgungsmodell benötigt, das
Patienten durch alle Leistungsbereiche führt – und
damit durch die ambulante ärztliche Behandlung,
durch das Krankenhaus, die Reha und die Pflege.
Bürokratie: Die Dimension des Problems zeigen zwei Beispiele. In der Pflege hat sich der
Dokumentationsaufwand seit Einführung der
Pflege­versicherung für jede Heimpflegekraft vervierfacht. 25 Prozent der täglichen Arbeitszeit ist
eine Heimpflegekraft mit Dokumentation beschäftigt – abrechnen können Heimbetreiber diese Zeit
nicht. Hausärzte stellen täglich 55.000 AU-Bescheinigungen nur für AOK-Versicherte aus. Die
Bescheinigungen sind ein wesentlicher Grund für
die hohe Zahl an Arztkontakten in Deutschland.
Damit wird ärztliche Kapazität gebunden, die für
die Behandlung der Patienten fehlt.
Ärztliche Versorgung in Pflegeheimen: Das steigende Alter der Bewohner von Pflegeheimen macht
eine gesicherte ärztliche Betreuung unerlässlich,
um Klinikeinweisungen zu vermeiden. Derzeit ist
dies nicht gegeben. Lösungsmodelle müssen die
freie Arztwahl, eine angemessene Honorierung und
die knappe Zeit der Ärzte berücksichtigen.
Telemedizin: Die Experten sehen zwar vielversprechende Insellösungen, aber keine flächen­
deckende telematische Infrastruktur und auch
kein Konzept für eine derartige Struktur mit zentraler Koordination. Es fehle ein politisch legitimiertes
Team, das die Versorgung und telematische Möglichkeiten evaluiert. Nur damit könnten Wildwuchs
und Flickenteppich verhindert werden.
Fest steht für Beske, dass die Politik die Bevölkerung
auf Einschnitte vorbereiten muss: „Uns steht Abbau,
nicht Ausweitung bevor.“ Derzeit diskutierte Lösungen kosteten entweder Geld oder mehr Personal –
„beides haben wir nicht“, stellte der Gesundheitsökonom klar. Deshalb kommt Deutschland nach
seiner Ansicht nicht um eine öffentliche Diskussion
über die Prioritäten, die man in der Gesundheitsversorgung setzen will, herum. Dirk Schnack
Eine gesicherte ärztliche Betreuung in Pflegeheimen könnte Klinikeinweisungen verhindern.
(Fotos: ©iStockphoto.com)
Ausgabe 12 | Dezember 2011 21
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Symposium zur Organspende
Lebendspende ist eine
Entscheidung aus Liebe ...
... aber die wenigsten Deutschen sprechen dieses in Zusammenhang mit der
Schenkung eines Organs aus.
Mit der Liebe zweier Menschen zueinander sollte
auch die Freiwilligkeit einer solchen Entscheidung
einhergehen, denn die bildet die Basis, wenn es um
das Thema Lebendspende geht. Wer einem Angehörigen oder einer ihm offenkundig nahestehenden
Person ein Organ überlassen möchte, muss dieses nicht nur seinem Arzt und dem entsprechenden Transplantationszentrum kundtun, sondern sich
auch einer psychologischen Begutachtung und der
Bewertung durch eine Kommission unterziehen.
Letztere, bestehend aus ärztlich, juristisch, medizin­
ethisch und psychologisch tätigen Mitgliedern, hatte
am Sonnabend, dem 12. November 2011, zu einem
ebenso spannenden wie abwechslungsreichen Vormittag in die Ärztekammer nach Bad Segeberg geladen. „Nicht selten“, so ließ der Jurist und Moderator
Hans-Ernst Böttcher seine Zuhörer zum Auftakt des
„Symposiums Lebendspende“ wissen, „erweisen
sich die ersten Vermutungen bezüglich des vermeintlichen Beziehungsgeflechts von potenziellen
Organspendern und ihren Empfängern beim näheren Hinsehen als falsch.“
Auch der Psychologe Winfried Lotz-Rambaldi hat
gelernt genau hinzuhören, wenn es um die psychologische Begutachtung der bei ihm vorstelligen Spender-Empfängerpaare geht. In getrennt voneinander
und gemeinsam geführten Gesprächen entgehen
ihm selbst leiseste Zwischentöne nicht. Erscheint da
etwa der Organempfänger ein wenig zu dominant
oder tritt die Freiwilligkeit einer Spendenwilligen mit
Migrationshintergrund hinter den Wünschen des
Familienoberhauptes zurück? Der Fragenkatalog
in Form einer Checkliste hat sich bei seiner Arbeit
als zielführend erwiesen, lassen sich doch anhand
der dort gewonnenen Werte insbesondere vergleichende Studien anstellen.
Es ist eine Sache, sich über Transplantationsmedizin
in der Theorie zu informieren, eine ganz andere aber,
die medizinischen Akteure hautnah zu erleben. So
informierten sich die Teilnehmer des Symposiums
Hans-Ernst Böttcher, Dr. Elisabeth Breindl, Prof. Thomas Küchler, Prof. Dietrich von Engelhardt (nicht im Bild
Dr. Georg Schlenk) bilden die Gutachterkommission Lebendspende.
(Fotos: KL)
22 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Herzchirurg Dr. Nils Haake, UKSH Kiel
aus berufenem Munde nicht nur über Historie, Entwicklung und rechtliche Rahmenbedingungen der
Lebendspende in Schleswig-Holstein, sondern erhielten eindrucksvolle Einblicke in die Welt der Transplantationsmedizin. So wurden von 2006 bis 2010 im
nördlichsten Bundesland 211 Lebendorgane transplantiert. Laut Statistik findet bisher die häufigste
Form der Lebendspende von Eltern auf ihre Kinder
statt. Die Lebendspende hat gegenüber der postmortalen Spende deutliche Vorteile. Hier kommen
neben der besseren Organqualität und Verträglichkeit auch die günstigen organisatorischen Voraussetzungen zum Tragen. Speziell bei der präemptiven
Nierentransplantation zeigen sich langfristig deut­
liche Vorteile hinsichtlich des Transplantaterhalts.
Anhand konkreter Fallbeispiele dokumentierten Mediziner der UKSH-Standorte Kiel und Lübeck die fast
ausnahmslos erfolgreich verlaufenden Lebendspenden beziehungsweise postmortalen Spenden. Letztere wurden anschaulich demonstriert von dem
Kieler Herzchirurg Dr. Nils Haake anhand eines aktuellen Patientenbeispiels. Die erfolgreiche Herzverpflanzung bei einem sportbegeisterten 15-Jährigen,
der nicht nur zeitnah mit einem neuen Organ versorgt werden konnte, sondern sich wenige Wochen
nach dem Eingriff einer guten Verfassung erfreut,
bewegte die Anwesenden.
Einen weiteren Höhepunkt bildete der Beitrag von
Dr. Ekkehard Wienholtz, Landesminister a.D., der
seine persönlichen Erfahrungen preisgab. Sachlich und doch ergreifend schilderte Wienholtz den
zwei Jahre zurückliegenden Eingriff, der seiner Ehefrau ein Leben frei von Dialyse ermöglichen sollte.
Diplom Psychologe Winfried Lotz-Rambaldi
Vorausgegangen war diesem Eingriff ein Entscheidungsprozess, an dessen Richtigkeit Wienholtz von
der Entscheidungsfindung bis zum Tag des Eingriffs
nicht einen Augenblick gezweifelt hatte. Die Lebensqualität seiner Gattin, so der heute 73-Jährige, sei
seit der Verpflanzung deutlich angestiegen und auch
sein eigenes Befinden in keinster Weise beeinträchtigt. Dem Thema Lebensqualität widmete im Rahmen des Symposiums der Psychologe Prof. Thomas
Küchler seinen Wortbeitrag. „Die Lebensqualität der
Leberlebendspender“, so der Psychologe, „ist postoperativ vergleichbar mit der von Menschen ohne
einen solchen Eingriff. Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass es im Einzelfall zu temporären Krisen
gekommen ist. Dabei ging es jedoch ausschließlich
um die zu starke Fixierung auf die transplantierten
Kinder und die daraus resultierenden Probleme in
der elterlichen Beziehung.“
Ebenso wie die Organentnahme bei verstorbenen
Spendern wird die Lebendspende durch das Transplantationsgesetz geregelt. Organentnahme ist bei
Lebenden nur dann zulässig, wenn zum Zeitpunkt
der Transplantation kein postmortal gespendetes
Organ verfügbar ist. Die Regelung dient ebenso dem
Schutz des Lebendspenders wie der Vermeidung
von Organhandel.
Was als Entscheidungslösung Eingang in die neue
Gesetzgebung finden soll, wurde erst kürzlich von
den Vertretern aller Fraktionen einstimmig verabschiedet. Demnach wird die Spendenbereitschaft
der Bundesbürger künftig regelmäßig abgefragt –
nachdrücklich, aber ohne Zwang.
Kirsten Lorenz
Ausgabe 12 | Dezember 2011 23
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Nachwuchs
Markt der Möglichkeiten für
Medizinstudierende in Lübeck
Mit einem Mix aus Vorträgen und Messe informierte die Uni Lübeck den medizinischen Nachwuchs. Zwei Studenten berichten über ihr erstes Jahr an der Uni.
„Sie wissen gar nicht, wie privilegiert Sie sind.“ Mit dieser Eröffnung des Marktes der Möglichkeiten in den
ersten Novembertagen auf dem Campus des UKSH
in Lübeck sicherte sich Minister Dr. rer. pol. Heiner
Garg die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner jungen
Zuhörer. Ein kurzer Exkurs in seine eigene Studienzeit im badischen Freiburg sollte aufzeigen, wie viel
schwieriger sich der Berufsstart noch vor zwanzig
Jahren für Akademiker gestaltete. Dass junge Mediziner heute eine gänzlich andere Situation bei der
Wahl des ärztlichen Tätigkeitsfeldes erwartet, unterstrich im Anschluss an das Eröffnungsstatement
des Ministers auch der in Ahrensbök praktizierende
Hausarzt Dr. Hans-Dieter Trepkau. So rekapitulierte
der 47-Jährige eindrucksvoll die zum Anfang der
90er Jahre herrschende Ärzteschwemme, die von
Medizinabsolventen nicht selten die Aussendung
von 300-400 Bewerbungsschreiben verlangte. Eine
gute Erstanstellung zu ergattern, bedurfte seinerzeit einer extrem glücklichen Hand. Heute – und das
betonten die Vortragenden – befinden sich junge
Mediziner in der glücklichen Lage, dass sie von möglichen Arbeitgebern geradezu umworben werden.
Die zunehmend weiblicher werdende Ärzteschaft, so
„An meine spätere Arbeit habe ich bisher kaum gedacht. Ich
bin erst am Anfang meines Studiums und es wird sich wahrscheinlich noch einiges verändern, bis ich fertig bin. Im Moment fände ich es super, wenn ich später Kinder und Arbeit gut
unter einen Hut bekomme. Auch die Möglichkeit, an verschiedenen Standorten arbeiten zu können, klingt durchaus interessant. Allerdings ist ein gutes Arbeitsklima mit netten Kollegen
wohl am wichtigsten. Vernünftige Arbeitszeiten wären natürlich auch super, aber das ist wahrscheinlich eher utopisch. Lebensumstände, Wünsche und Ziele verändern sich. Daher ist
ein Wechsel von der Versorgung etwa in die Forschung denkbar. Allerdings glaube ich, dass diejenigen, die Spaß an der
Arbeit mit Patienten hatten, in der Forschung nicht zu 100 Prozent zufrieden wären. Ihnen würde wohl immer etwas fehlen.“
Katja Moormann
24 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
SCHLESWIG-HOLSTEIN
„Vor allem erwarte ich von einem späteren Arbeitgeber eine angemessene Wertschätzung und eben soviel Flexibilität, wie es von mir erwartet wird. Förderung
bei Fortbildungen und Weiterqualifikation ist mir ebenso wichtig wie die Möglichkeit, trotz Spezialisierung immer wieder über den Tellerrand des eigenen Fachgebietes schauen zu können. Mir liegt die Arbeit mit Menschen weiterhin sehr
am Herzen, weshalb mich im Moment
ein Arbeitsplatz in Verwaltung oder
Forschung ohne Patientenkontakt nicht
großartig interessiert. Jedoch finde ich
allein das Wissen, dass es diese Arbeitsfelder gibt und man nach Vollendung
des Studiums diesen Weg einschlagen
könnte, sehr angenehm.“
Frederick Voss
ließ Dr. Klaus Bittmann von der Ärztegenossenschaft
seine Zuhörerschaft wissen, braucht die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf nicht mehr zu fürchten,
bieten doch heute die unterschiedlichsten Einsatzbereiche in Voll- oder Teilzeit jungen Ärztinnen das
geeignete Modell für jede Form der Lebensplanung.
Der niedergelassene Hausarzt, so erfuhren die vornehmlich weiblichen Anwesenden von Trepkau, hat
verglichen mit Kollegen aus der Klinik die größeren
Freiräume. Ob nun in gemeinschaftlicher Praxis organisiert oder als Alleinunternehmer, kann der Arzt
den Familienalltag um Sprechzeiten, Hausbesuche
und KV-Notdienste herum arrangieren. Und so bekamen die Studenten zum Ende seines Beitrags eine
beeindruckend lange Liste mit Vorzügen des Landarztdaseins präsentiert. Aber auch die Nachteile dieser beruflichen Laufbahn verschwieg Trepkau seinen
angehenden Kollegen nicht. So genießt er nach eigener Aussage im Ort einen Bekanntheitsgrad, der
den des Geistlichen und des Bürgermeisters übertrifft. Was zunächst ehrenvoll klingt erweist sich als
schwierig, wenn der betreffende Arzt als Privatmann
beziehungsweise Familienvater in seinem Einzugsgebiet unterwegs ist. „Da wird man, so der 47-Jährige, „schon mal an der Supermarktkasse um eine
Schnelldiagnose in Sachen Hautveränderung gebeten.“
So groß die Bemühungen der Veranstalter und der
Politik auch waren – der anschließende Vortrag zum
Verlauf des PJ lockte deutlich mehr Reaktionen bei
(Fotos: Nathalie Klüver)
den Studenten hervor. Die Vergabepraxis der PJPlätze, Anmeldefristen und Auslandsaufenthalte
waren den Medizinstudenten näher als die Entscheidung, später einmal hausärztlich tätig zu werden.
Im Anschluss an die Plenumsveranstaltung ging es
für die Studierenden direkt ins Foyer, wo sie der in
Messeform gestaltete „Markt der Möglichkeiten“ erwartete. Rund 30 Aussteller säumten den Eingangsbereich des Audimax auf dem UKSH Campus in
Lübeck, um Medizinstudierenden eine große Bandbreite von Informationen an die Hand zu geben. Neben der Ärztekammer und der Kassenärztlichen
Vereinigung hatten sich u.a. Vertreter des MöllnRatzeburger Krankenhauses und der Kampagne
Hausarzt.de eingefunden, um Studentenfragen zu
beantworten und Orientierungshilfen für die persönliche Karriereplanung zu geben.
Kirsten Lorenz
Ausgabe 12 | Dezember 2011 25
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Nachwuchs
Macht ein Landarzt Urlaub?
Studenten befragen Praktiker
Christiane Schmitz-Boye und Johannes Gerber berichteten Kieler Medizinstudenten aus ihrem Alltag als Landarzt. Interesse beim Nachwuchs ist vorhanden.
Macht ein Landarzt Urlaub? Lohnt die Anschaffung
eines Sonografiegerätes? Wie funktioniert die allgemeinmedizinische Weiterbildung in der Praxis? Im
Hörsaal der Kieler Chirurgie geht es diesen Abend –
und wenige Tage später in Lübeck – ganz gezielt um
die Landarzttätigkeit. Rund 40 Medizinstudenten sind
in den Kieler Hörsaal gekommen, um sich auf Einladung der KV Schleswig-Holstein die Erfahrungen
von Dr. Christiane Schmitz-Boye und Dr. Johannes
Gerber anzuhören.
Die beiden Landärzte berichten ohne Verklärung
und schildern den Studenten auch die unangenehmen Seiten des Berufes. Eine davon ist der auch körperlich anstrengende Praxisalltag. Unter dem Strich
aber vermitteln beide ein positives Bild ihrer Tätigkeit, ohne dass sie vorher gesichtet oder von der KV
in eine bestimmte Richtung gedrängt wurden. Die
praktische Ärztin Schmitz-Boye kann aus der Erfahrung einer 18-jährigen Niederlassung schöpfen und
glaubhaft vermitteln: „Ich habe meinen Platz im Leben gefunden.“ Sie berichtet den Studenten aber
auch, dass gerade der Start in die Niederlassung für
sie nicht leicht war. Schmitz-Boye ist in Bremen aufgewachsen und hat in Berlin Medizin studiert. Als sie
ihren Kommilitonen in der Hauptstadt erzählte, dass
sie sich im nordfriesischen Hollingstedt niederlassen
wird, reagierten diese zunächst entsetzt: „Was willst
Du denn in dem Kaff“, lauteten die wenig schmeichelhaften Kommentare zu ihrer Entscheidung,
Landärztin in Nordfriesland zu werden.
Auch in der neuen Heimat machten es ihr nicht alle
leicht. Es kam schon mal vor, dass Patienten die zeit­
liche Abgrenzung zum Privatleben nicht akzeptierten –
ein Problem, das viele Landärzte kennen. SchmitzBoye machte ihren Patienten unmissverständlich
klar, dass sie Freizeit braucht und nicht rund um die
Uhr als ärztliche Ansprechpartnerin zur Verfügung
steht. „Man muss allerdings auch bereit sein, Tacheles zu reden“, empfiehlt Gerber den Studenten
zu diesem Thema. Wer auch Klartext nicht versteht,
26 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
muss mit den Konsequenzen leben – im Extremfall
empfiehlt der in Burg auf Fehmarn in einer alteingesessenen Familienpraxis niedergelassene Gerber
einem Patienten auch einen Arztwechsel. Den überraschten Studenten erklärt die gestandene Ärztin mit
Blick auf die steigende Nachfrage nach ärztlichen
Leistungen dazu: „Wir können uns das leisten.“
Beide betonen die Vielseitigkeit des Berufes und rühmen das breite Spektrum der landärztlichen Tätigkeit: Von der Geburt bis zum Totenschein ist alles
dabei. Das heißt aber nicht, dass man alles machen
muss und auf sich allein gestellt ist. „Wer keine Lust
auf Chirurgie hat, kann überweisen“, sagt SchmitzBoye.
Gerber erlebt, dass ein Landarzt alle Sorgen und
Nöte der Patienten mitbekommt – er ist auch als
Seelsorger und Tröster gefragt. „Man muss immer
ein offenes Ohr auch für nicht-medizinische Fragen
haben“, sagt Gerber. Die enge Beziehung zum Patienten kann Segen und Fluch zugleich sein, wie er
an einem Beispiel schildert. Als er den Totenschein
für eine Patientin ausstellen soll, entdeckt er ein verdächtiges Hämatom an der Leiche und muss die Kriminalpolizei einschalten. Es stellt sich schließlich
heraus, dass eine Handgreiflichkeit zwischen den
Ehepartnern zum Sturz der Frau und damit zu ihrem
Tod geführt hat. Der Ehemann war ebenfalls über
Jahrzehnte Patient in der Praxis von Gerber. Der war
sich anschließend zwar sicher, richtig gehandelt zu
haben – glücklich, das Hämatom entdeckt zu haben,
war er aber nicht.
Natürlich bleibt an diesem Abend auch die Frage
nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht
aus. Gerber kann auf eine Weiterbildungsassistentin in seiner Praxis verweisen, die als Mutter in Teilzeit arbeitet, beides unter einen Hut bringt und nach
seiner Einschätzung mit der Kombination in der Praxis auf Fehmarn sehr zufrieden ist. Schmitz-Boye hat
die Doppelbelastung angenommen und als Praxisinhaberin ihre Kinder großgezogen, betont aber auch,
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Aufmerksame Zuhörer: Viele Medizinstudenten sind an einer Landarzttätigkeit interessiert.
Dr. Johannes Gerber Dr. Christiane Schmitz-Boye (Fotos: di)
dass sie den Alltag mit externer Hilfe gemeistert hat.
Sie räumt ehrlich ein: „Als berufstätige Mutter kämpft
man immer auch gegen ein schlechtes Gewissen.
Aber es gibt für alles eine Lösung.“ Die kann auf dem
Land ganz pragmatisch ausfallen: Ihr kleiner Sohn
hat sie eine Zeit lang auf den Hausbesuchen begleitet – die älteren Patienten erinnern sich noch heute
gern daran.
Interessiert zeigten sich die Studenten auch an finanziellen Fragen. Die Landärztin sprach dazu Klartext:
„Allen, die finanzielle Ängste haben, kann ich sagen:
Wer arbeiten kann, verdient mehr als ein Oberarzt
an der Klinik.“ Die Reaktionen im Hörsaal verrieten,
dass die Studenten dies als ausreichend einstuften.
Allgemein war unter den Medizinstudenten nichts
von der oft beschriebenen Ablehnung der landärztlichen Tätigkeit, sondern Aufgeschlossenheit und
Interesse zu spüren. Dies zeigte sich auch schon
am Nachmittag vor den Vorträgen im Hörsaal der
Chi­rurgie, als die KV Schleswig-Holstein an einem
Stand auf dem Unigelände mit geschulten Helfern
über die Möglichkeiten der Niederlassung in Schleswig-Holstein informierte. Dabei wurde deutlich, dass
sich viele Kieler Medizinstudenten tatsächlich eine
Landarzttätigkeit in Schleswig-Holstein vorstellen
können. Die erstaunte Nachfrage lautete: „Warum
denn nicht?“
Dirk Schnack
Ausgabe 12 | Dezember 2011 27
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Herbstsymposium FKQS
Patientenindividuelle Medizin
dank Genomtypisierung
Fachpublikum diskutierte die vielversprechende Zukunft der individualisierten
Pharmakotherapie in der Ärztekammer in Bad Segeberg.
Seit Beginn des dritten Quartals 2011 bevölkern sieben Milliarden Menschen unsere Erde, gleichbedeutend mit sieben Milliarden Genomen. Jeder Einzelne
von ihnen ist Träger von sowohl genotypisch ererbten als auch erworbenen Komponenten. Immer häufiger hören wir Begriffe wie patientenindividuelle,
personalisierte oder individualisierte Medizin, wenn
es um maßgeschneiderte Behandlungsmethoden
für bestimmte Krankheitsbilder geht.
Erwiesen ist, dass Patienten mit gleichem Krankheitsbild unterschiedlich auf Medikamentengaben
reagieren. Wirkstoffe, auf die der Eine hervorragend
anspricht, bleiben beim Nächsten ohne Response.
So entfaltet im Therapieverlauf so mancher Wirkstoff
seine Wirkung nicht oder erweist sich gar als schädlich, denn noch ist das Wissen über das individuelle
Ansprechen auf Medikamente begrenzt. Eben diese
Responderquote ließe sich mit der Kenntnis des Genoms eines Menschen jedoch deutlich verbessern.
Prof. Theodor Dingermann hat es getan und mit ihm
auch seine Familie. Gemeint ist hier die individuelle Genomtypisierung, die in Form einer Komplettanalyse derzeit in Deutschland bereits für unter 400
Euro zu haben ist. Für den Lehrstuhlinhaber für pharmazeutische Biologie in Frankfurt am Main ist der
Wunsch nach Entschlüsselung seines genetischen
Codes selbstverständlich, weiß er doch seit der Typisierung um seine spezielle genetische Disposition
und kann entsprechende Vorkehrungen treffen.
Nur wenige Teilnehmer des Herbstsymposiums des
„Förderkreises Qualitätssicherung im Gesundheitswesen Schleswig-Holstein e.V.“ am 28. Oktober
2011 teilten diesbezüglich die Meinung des 61-jährigen Pharmakologen aus Hessen. Die von Moderator
Bernd Seguin in die Runde geworfene Frage nach
dem Wunsch, sich typisieren zu lassen, konnten nur
wenige Anwesende mit einem uneingeschränkten
Ja beantworten. Für einige der Teilnehmer wäre dieses im Krankheitsfall denkbar, für andere überhaupt
nicht.
28 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
In den USA, so schilderte in einem anschließenden Referat die Fachärztin für Humangenetik Prof.
Gabriele Gillesen-Kaesbach, hat dieses Thema seit
geraumer Zeit sogar schon Einzug in die Regale von
Drogeriemärkten gehalten. Was dort als Schnelltest mit der einladenden Aufforderung „Test your
own DNA“ über den Ladentisch geht, birgt nicht unerhebliche Gefahren. Insbesondere die Aufklärung
und Beratung der Patienten vor dem Test und nach
dem Erhalt der Ergebnisse sehen Experten hier nicht
ausreichend gewährleistet. Ein jeder sollte sich der
Potenziale, aber auch der Tragweite einer DNA-Sequenzierung bewusst sein, ist doch ein Leben mit
dem Wissen um einen möglicherweise folgenschweren oder todbringenden Krankheitsverlauf in den
wenigsten Fällen wünschenswert.
Für die Zukunft gilt es, ethische, rechtliche und gesundheitsökonomische Hürden zu überwinden, die
die patientenindividuelle Diagnostik heute noch erschweren. Der Ansatz, so Gillesen-Kaesbach kann
nur in der ganzheitlichen individuellen Therapie von
Krankheitsbildern liegen, auch wenn die Umsetzung
der neuen Erkenntnisse im Bereich der personalisierten Medizin noch weit entfernt vom Optimum ist.
Wichtig ist der Humangenetikerin vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein aber die Richtigstellung
der häufig missbräuchlich verwendeten Begrifflichkeit der „personalisierten Medizin“, die keinesfalls zu
verwechseln sei mit einer persönlichen patientenzugewandten Medizin.
Enorme Potenziale, so waren sich die Referenten
und Teilnehmer des Symposiums einig, ruhen trotz
aller gebotenen Vorsicht vor Missbrauch und Manipulation in der molekularen Diagnostik als künftiger
Schlüsseltechnologie. Schon heute gilt es laut Dingermann, die so genannten Biomarker als Vorboten
von Krankheiten ernst zu nehmen: „Molekulare Diagnostik wird künftig die Ratio für eine personalisierte
Therapie bilden und wird den medizinischen Fortschritt skalierbar machen.“ Kirsten Lorenz
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Migration
Ältere Migranten brauchen eine
kultursensible Pflege
Die ersten Gastarbeiter in Deutschland sind im Rentenalter und brauchen Pflege.
Auf ihre Bedürfnisse muss auch bei Demenz Rücksicht genommen werden.
Die ehemaligen Gastarbeiter haben das Seniorenalter erreicht: schon 900.000 von ihnen sind älter als
60 Jahre. Pflegekräfte in ambulanten Diensten, Heimen und Krankenhäusern müssen sich auf deren
kulturelle und religiöse Besonderheiten einstellen.
Die Caritas in Schleswig-Holstein bietet dazu kostenlose Schulungen an.
Deutschland hatte sich bei den ersten ins Land kommenden Gastarbeitern nicht darauf eingestellt, dass
die Migranten aus dem Mittelmeerraum dauerhaft zu
Mitbürgern werden. Es kam aber so, und nun sind
schon Zigtausende hier alt und zum Teil pflegebedürftig geworden. Die heimliche Hoffnung der Politik, den Pflegebedarf würden die Familien abdecken,
hat sich nicht erfüllt. Das Kompetenzzentrum Demenz, hinter dem die Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein steht, hat auf einer Tagung in Kiel erste
Lösungsansätze vorgestellt.
Die Caritas Schleswig-Holstein beispielsweise ist
in Neumünster, Flensburg und im Kreis Pinneberg
in die Schulen gegangen, um junge, zweisprachige
Menschen mit Migrationshintergrund für Pflegeberufe zu werben, berichtete Mitarbeiterin Dagmar
Godt. Und ganze Belegschaften, von der Putzkraft
bis zur Leitung, werden kostenlos trainiert in kultursensibler Pflege. Das beginnt mit angemessenen und respektvollen Begrüßungsformen, geht auf
unterschiedliche Bedeutung von Gesten, Scham
und Körperlichkeit ein und führt bis zu den Fragen
von Religion und Sterben. Wer hätte gewusst, dass
eine orthodoxe jüdische Patientin samstags nicht
die Notrufklingel drücken mag, weil „Feuer“ – und
Elektri­zität – am Sabbat untersagt sind? (nähere Informationen hierzu von: [email protected]).
Das bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) angesiedelte
und von Ärztekammer, Sozialministerium und BKKLandesverband unterstützte Projekt „Mit Migranten
für Migranten“, inzwischen von der WHO ausgezeichnet, hat im Lande 75 bilinguale Migrantinnen
(ganz überwiegend Frauen) zu Gesundheitslotsen
ausgebildet. Die Lotsen haben in den letzten Jahren
6.500 Migrantinnen (ebenfalls überwiegend Frauen)
auf Veranstaltungen über alle möglichen Gesundheitsthemen informiert. Besonders gefragt sind die
Themen Vorsorge/Früherkennung, Ernährung/Bewegung und seelische Gesundheit von Kindern und
Erwachsenen (siehe auch Seite 39). Der Themenkreis Pflege wird bislang nur gestreift.
In Hamburg-Wilhelmsburg, einem Stadtteil mit hohem türkischen Bevölkerungsanteil, eröffnet die
Krankenschwester Leyla Yagbasan demnächst die
bundesweit erste interkulturelle Wohn-Pflege-Gemeinschaft für demente Patienten, vor allem Türken.
In der Türkei sind die in Deutschland seit der Studentenbewegung geläufigen Wohngemeinschaften
vollkommen unbekannt, das Projekt muss sich mit
vielen Vorbehalten auseinandersetzen. Ein klarer
Pluspunkt für Interessenten: Die Wohngemeinschaft
ist kein Heim, Bewohner behalten ihre Rente – für
türkische Senioren mit ihrer häufig kleinen Rente ein
wichtiges Argument.
Über langjährige Erfahrungen von dementen Menschen vor allem aus der Türkei, auch aus Bosnien
und dem Iran, verfügt der Duisburger Dienst „die
Pflegezentrale“. Dessen Chefin Zeynep BabadagiHardt warb für Empathie mit den 3,5 Millionen Muslimen in Deutschland. Auch demente Patienten wollen
noch fünfmal täglich beten können, wollen vor dem
Freitagsgebet am Körper rasiert werden.
Schwieriger kann die Pflege von Diabetes-Patienten
im Fastenmonat werden: Da muss man dann argumentieren können, dass der Islam auch als „Religion
des Mittelweges“ interpretiert werden kann. Schwer
aufzubrechen sei das Schweigen um familiäre Probleme und psychische Erkrankungen; sie gelten vielen als persönliche Unzulänglichkeit und werden
professionellen Helfern deshalb häufig verschwiegen – was die Pflegekräfte wissen sollten, um dies
zu berücksichtigen.
Jörg Feldner
Ausgabe 12 | Dezember 2011 29
SCHLESWIG-HOLSTEIN
KV-Abgeordnetenversammlung
Bessere Förderung für den
Nachwuchs in der Niederlassung
Die KV Schleswig-Holstein will finanziell fördern und zugleich stärker für den
Landarztberuf werben. Auch Hamburger Studenten werden angesprochen.
Die KV Schleswig-Holstein beschloss auf ihrer jüngsten Abgeordnetenversammlung, die Zuschüsse für
aus- und weiterbildende Praxen deutlich zu erhöhen.
Möglich sind jetzt:
100 Euro pro Woche für Praxen, die PJ’ler in den
Wahlfächern Allgemeinmedizin oder Nervenheilkunde ausbilden. Den Zuschuss gibt es maximal
16 Wochen lang, das Geld können die Praxen direkt an die Studenten auszahlen.
Ein Fahrtkostenzuschuss für Studenten, die ihr
Kleingruppenseminar und Blockpraktikum im
Fach Allgemeinmedizin außerhalb der Universitätsstandorte in Kiel und Lübeck machen. Für Hinund Rückfahrt zur Lehrpraxis bekommen sie einen
Zuschuss in Höhe von 20 Cent pro Kilometer.
Zusätzlich zu den von KV und Kassen getragenen
3.500 Euro monatlich für Weiterbildungsassistenten zahlt die KV weitere 700 Euro für Praxen, die
Weiterbildungsassistenten in der Allgemeinmedizin beschäftigen. Dies gilt nicht in Kiel, Lübeck,
Flensburg und Neumünster und nur für Praxen,
deren Inhaber 58 Jahre oder älter sind.
Die bislang gezahlten 2.000 Euro pro Monat für
Assistenten in allen Facharztgruppen werden ersetzt durch eine Neuregelung. Praxen, die Assistenten in Nervenheilkunde beschäftigen, erhalten
statt bislang 2.000 Euro nun 3.500 Euro. Für die
Augenheilkunde und in der Gynäkologie beträgt
der Zuschuss weiterhin 2.000 Euro, dieser wird
aber jetzt unabhängig vom Standort und vom Alter
des Praxisinhabers gezahlt.
Die neue Regelung gilt zunächst für zwei Jahre und
kann bei steigendem Bedarf auch wieder auf andere
Fachgruppen ausgedehnt werden. In der Nerven-,
Frauen- und Augenheilkunde gibt es derzeit neben
der Allgemeinmedizin die größten Probleme, Nachfolger für frei werdende Praxen zu finden. Die KV erwartet, dass die Praxen bewilligte Gelder direkt an
den Nachwuchs weiterleiten. Zugleich bezeichnete
die KV es als „völlig unverständlich“, dass die Ver30 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
handlungen über eine Lehrprofessur Allgemeinmedizin an der Universität Lübeck wieder ins Stocken
geraten sind. „Wenn Universität und Landesregierung tatsächlich ein ernsthaftes Interesse daran
haben, den Beruf des Hausarztes für den medizinischen Nachwuchs attraktiver zu machen, dann müssen sie jetzt handeln und dürfen sich nicht noch
länger mit der Einrichtung eines Lehrstuhls Zeit lassen“, kritisierte KV-Chefin Dr. Ingeborg Kreuz.
Die Vorsitzende skizzierte auch die Ziele, die die KV
im neuen Jahr verfolgen wird. Für die Nachwuchsgewinnung will die KV ihre Kampagne Land.Arzt.Leben
weiter ausbauen. Nachdem sie in diesem Jahr mit
verschiedenen Aktionen im eigenen Land auf die
Problematik aufmerksam gemacht hatte, will man im
kommenden Jahr in Hamburg auf Nachwuchssuche
gehen. In der Hansestadt gibt es im Gegensatz zu
Schleswig-Holstein nur vereinzelte Probleme, Nachfolger für Praxen zu finden.
Zu den Schwerpunkten der KV-Arbeit werden 2012
auch regionalisierte Vertragsverhandlungen und
die regionalisierte Honorarverteilung zählen. Schon
jetzt zeigt sich das Unbehagen, das mit dieser Aufgabe verbunden ist. Bislang gibt es in SchleswigHolstein vergleichsweise wenige innerärztliche
Auseinandersetzungen über die Honorarverteilung.
Der Abgeordnete und Hausärztechef Dr. Thomas
Maurer sprach sich deshalb dafür aus, behutsam
an Änderungen heranzugehen. Harmonisch ging
es nach Darstellung von Kreuz in diesem Jahr mit
dem Hausärzteverband zu, als man sich auf HzVVerträge als Add-on mit dem Landesverband Nordwest der Betriebskrankenkassen und mit den LKK
einigen konnte. Positiv verbuchte die KV für 2011
auch die Entwicklung bei den Genehmigungen nach
Paragraf 116 b. Von den ausgesprochenen Genehmigungen für die Kliniken wird die Aufsicht nach
Angaben der KV viele zwischenzeitlich ruhende Genehmigungen wieder entziehen.
Dirk Schnack
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Parlamentarischer Abend
Positive Botschaften sollen die
Negativ-Propaganda ersetzen
Trotz steigender Arztzahlen kann die Nachfrage nach ärztlichen Leistungen nicht
immer befriedigt werden. Dr. Frank Ulrich Montgomery nannte drei Ursachen.
Die Furcht vor dem Ärztemangel ist nach Beobachtung von Moderatorin Heike Stüben in der Politik
angekommen. So betrachtet war der thematische
Schwerpunkt des Parlamentarischen Abends der KV
Schleswig-Holstein richtig gewählt: Mehrere Landtagsabgeordnete verschiedener Fraktionen und
zwei Bundestagsabgeordnete nutzten den Abend,
um sich in der Kieler Kunsthalle zum Thema zu informieren und anschließend in kleiner Runde zu diskutieren. Insgesamt waren der Einladung der KV rund
150 Gäste gefolgt.
Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, nannte eine geänderte Einstellung der
heutigen Generation zur Arbeit als eine Ursache für
die Probleme, alle Arztstellen zu besetzen. Leben,
um zu arbeiten, diese Formel gelte für die junge Arztgeneration nicht. Als Kritik wollte Montgomery diese
Beobachtung nicht verstehen, denn keine Generation habe der nächsten ihre Lebenseinstellung vorzuschreiben, so Montgomery. Daneben sind für ihn
die Folgen des Arbeitszeitgesetzes und der steigende Anteil von Frauen in der Medizin wesent­
liche Gründe dafür, dass trotz steigender Arztzahlen
heute mehr Ärzte gesucht werden als früher.
Montgomerys Rechnung: Weil Beschäftigte heute
rund ein Drittel weniger Jahresarbeitszeit zur Verfügung stellen als in den Aufbau- und Wachstumsjahren der Republik, müssen deutlich mehr Köpfe
her. Die bekommt man aber nicht durch Negativ­
berichterstattung, gab Montgomery in Kiel zu bedenken. Kritik an Missständen hält er zwar für berechtigt,
nicht aber ein dauerhaftes Schlechtreden des Berufes. „Wir werden von unserer eigenen Propaganda
eingeholt“, beschrieb Montgomery die derzeitige
Situation. Statt düstere Perspektiven zu skizzieren,
wie es nach seiner Beobachtung manche Berufsverbände tun, hält er positiv besetzte Kampagnen wie
die der gastgebenden KV für die Landarzt­tätigkeit
für den richtigen Weg. „Für Ärzte gibt es keine Zukunftsangst, das ist einer der sichersten Berufe
Dr. Frank Ulrich Montgomery in Kiel (Foto: di)
überhaupt“, nannte Montgomery einen möglichen
Ansatzpunkt für positive Botschaften. Fest steht für
ihn, dass die Gesundheitspolitik dieses Problem
nicht allein lösen kann. Infrastruktur- und kommunalpolitische Fragen müssten einbezogen werden.
Und statt auf die Politik zu warten oder zu schimpfen, sollte die Selbstverwaltung Eigeninitiative zeigen – auch hier sieht Montgomery die Kampagne
der KVSH als Vorbild.
Die KV-Vorstandsvorsitzende Dr. Ingeborg Kreuz
hatte zuvor skizziert, welche Bemühungen die KV
um Nachwuchsärzte angestellt hat. Neben der Landarztkampagne mit Uni-Sprechstunden gibt es u.a.
einen Runden Tisch, an dem Studenten und politische Entscheidungsträger sitzen, finanzielle Unterstützung für das Praktische Jahr, einen gemeinsam
mit den Krankenkassen aufgelegten Strukturfonds
und Fachkonferenzen mit kommunalen Entscheidungsträgern. Wer dennoch Berührungsängste
mit der Landarzttätigkeit hat, dem empfahl die KVChefin, einfach mal reinzuschnuppern, denn: „Die
beste Werbung für die landärztliche Tätigkeit ist das
eigene Erleben.“ Dirk Schnack
Ausgabe 12 | Dezember 2011 31
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Versorgungsgesetz
Auch Krankenkassen erkennen
den drohenden Ärztemangel
Vergebliche Lösungssuche für Probleme des Gesundheitswesens beim Nord­
deutschen Dialog der Barmer GEK in Lübeck. Politiker konnten nicht überzeugen.
Für Bernd Heinemann liegt die Lösung der vielfältigen Probleme im Gesundheitswesen auf der
Hand: Die Bürgerversicherung soll es richten. Der
Vorschlag, mit dem seine SPD-Parteikollegin Ulla
Schmidt jahrelang die gesundheitspolitische Diskussion beglückte, ist auch für Heinemann das Allheilmittel. Der gesundheitspolitische Sprecher der
SPD-Fraktion im Kieler Landtag war beim Nord­
deutschen Dialog der Krankenkasse der Einzige, der
die bekannte SPD-Forderung vertrat.
Innovatives hatten auch die anderen Politiker nicht im
Gepäck. Dr. Martina Bunge, gesundheitspolitische
Sprecherin der Linksfraktion im Deutschen Bundestag und frühere Gesundheitsministerin von Mecklenburg-Vorpommern, verwirrte die Zuhörer mit ihrem
lobenden Hinweis auf das an Wartezeiten gewöhnte
chinesische Gesundheitswesen und Anita Klahn von
der FDP-Landtagsfraktion in Schleswig-Holstein
zeigte gleich zu Beginn der Diskussionsrunde, dass
sie über die Pläne von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr hinaus keine weiteren Lösungsvorschläge unterbreiten kann.
Einig waren sich FDP- und Linkenpolitikerin, dass
die Diskussion über das Versorgungsstrukturgesetz
in der breiten Öffentlichkeit kaum geführt wird, weil
damit keine unmittelbaren finanziellen Auswirkungen für die Patienten verbunden sind. Für Ärzte und
Krankenkassen dagegen wird es – nach dem Stand
am 1. November – vielfältige Auswirkungen haben.
Dabei gibt es Punkte, die beide Seiten der Selbstverwaltung begrüßen. Und beide Seiten – in diesem Fall
vertreten durch Claudia Korf (Barmer-Vorstandsbeauftragte beim Bund) und Dr. Dieter Kreye (KV-Vize
in Mecklenburg-Vorpommern) – sind sich einig, dass
das Gesetz nicht gleich den kompletten Fachkräfte­
mangel im Gesundheitswesen lösen kann. Korfs
deutliches Statement zum Thema Ärztemangel haben die Ärzte auf der gut besuchten Veranstaltung in
Lübeck aufmerksam registriert. „Wir müssen als gesetzliche Krankenkassen anerkennen, dass Unter32 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
versorgung im ländlichen Bereich droht“, sagte Korf
und hob sich damit wohltuend ab von früheren Aussagen ihrer Kollegen. Um den drohenden Mangel
zu verhindern, setzen die Kassen auf mehr Zweigpraxen, begrüßen Kliniken in der ambulanten Versorgung, wünschen sich Praxen als Einrichtungen
der KVen und wollen eine stärkere Einbeziehung anderer Gesundheitsberufe erreichen. Für Korfs Geschmack geht Bahr in seiner Gesetzesvorlage bei
der Umsteuerung zwischen unter- und überversorgten Regionen nicht weit genug – hier wünschen sich
die Kassen auch Honorarabschläge in überversorgten Gebieten.
Nach Ansicht von Kreye verbietet es die derzeitige
Situation, über solche Vorschläge nachzudenken.
Längst diskutiert man in Mecklenburg-Vorpommern
nicht mehr nur über die ländliche Versorgung. Kreye
ist in der Stadt Neubrandenburg niedergelassen und
hat die Erfahrung gemacht, dass es für seine Hausarztpraxis keinen Interessenten gibt – selbst dann
nicht, wenn er sie verschenken würde. Die ambulante Versorgung mit angestellten Ärzten zu bewältigen, ist für ihn ebenfalls keine Lösung. Er verwies auf
seine Erfahrungen im DDR-Gesundheitssystem und
die höhere Leistungsbereitschaft freiberuflich tätiger
Ärzte. Was aber hält junge Ärzte von der Niederlassung ab? Der Neubrandenburger Hausarzt nannte
die Diskontinuität in der Gesetzeslage: „Wenn ich
heute nicht weiß, unter welchen Bedingungen ich
morgen arbeiten muss, kann ich mich auch nicht
niederlassen.“ Damit traf er auch bei Korf auf Zustimmung, die Planungssicherheit für Krankenkassen
ebenfalls vermisst.
Auf ein weiteres Defizit machten Bunge und Korf aufmerksam: Zwar ist man sich derzeit einig, dass Ärzte
für die Gesundheitsversorgung fehlen – das Ausmaß
aber ist unbekannt, weil verlässliche Daten nicht vorliegen. Bunge forderte eine aus ihrer Sicht überfällige wissenschaftliche Analyse zur Frage: „Wie viele
Ärzte braucht das Land?“ Dirk Schnack
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Patientenombudsverein
Mit der ganzen Persönlichkeit und
hoher Empathie für die Patienten
Heide Simonis löst Prof. Günther Jansen an der Spitze des Vereins ab.
Hohe Anerkennung und Dank für den langjährigen Vorsitzenden.
Patienten fühlen sich von ihrer Krankenkasse unter
Druck gesetzt, weil ihr Arzt sie arbeitsunfähig geschrieben hat. Andere verstehen nicht, warum der
Arzt so und nicht nach ihren Vorstellungen entschieden hat. In beiden Fällen wenden sich die Patienten
in Schleswig-Holstein seit 15 Jahren an Patienten­
ombudsleute. Die sind im Patientenombudsverein
Schleswig-Holstein organisiert, dessen Name eng
mit Prof. Günther Jansen verbunden ist. Seit Gründung des Vereins stand der frühere Landessozialminister an der Spitze des Vereins – jetzt war für ihn der
Zeitpunkt zum Abschied gekommen.
Seine Nachfolgerin ist keine geringere als Schleswig-Holsteins frühere Ministerpräsidentin Heide
Simonis, die zur Verabschiedung Jansens in Segeberg ankündigte, das Amt im Sinne ihres Vorgängers
fortführen zu wollen. Unter den Mitgliedsorganisationen ist man froh, dass man die SPD-Politikerin für
das Amt gewinnen konnte. „Sie haben bewiesen,
wie sehr Sie bereit sind, sich lautstark unter Einsatz Ihrer ganzen Persönlichkeit gegen Unrecht zu
stellen und sich mit hoher Empathie für Menschen
und ihre Nöte einzusetzen“, sagte etwa SchleswigHolsteins Kammerpräsident Dr. Franz-Joseph Bartmann, der ebenso wie Dr. Dieter Paffrath von der
AOK Nordwest zweiter Vorsitzender bleibt. Die beiden Institutionen hatten die Idee zur Gründung Mitte
der neunziger Jahre in die Tat umgesetzt. Der früheren Ministerpräsidentin stehen zu ihrem Amtsantritt
vier Patienten- und zwei Pflegeombudsleute als Ansprechpartner für die Patienten zur Seite. Aus deren
jährlichen Berichten geht hervor, dass sich im Durchschnitt rund 1.000 Patienten im Jahr mit Fragen und
Problemen an den Ombudsverein wenden.
Mehr als ein Viertel davon betrifft Kommunikationsstörungen, in rund 20 Prozent der Fälle geht es um
vermeintliche Behandlungsfehler, in 15 Prozent der
Fälle um Verordnungsfragen. Die Ombudsleute sind
in der Regel Seelsorger, die in ihren Regionen vermittelnd tätig werden. Die scheidende Sieglinde
Heide Simonis steht ab jetzt am Ruder des Ombudsvereins.
(Foto: KL)
Petersen, ehemalige Oberin im Flensburger Diakonissenkrankenhaus, berichtete in Bad Segeberg,
dass sich vermehrt Patienten melden, die sich nach
einer Krankschreibung aus psychischen Gründen
von ihren Krankenkassen unter Druck gesetzt fühlen. Einig waren sich die Ombudsleute, dass die
vielen kommunikativen Störungen oft schon mit ein
wenig Fingerspitzengefühl zu beheben sind. Quantitativ zu vernachlässigen seien die Fälle, in denen ein
Arzt die Weiterbehandlung ablehnt, weil das Vertrauensverhältnis zum Patienten wegen Einschaltung
des Ombudsvereins vermeintlich gestört ist, hieß es
in Bad Segeberg.
Bartmann ging auch auf die umstrittene Beteiligung
ärztlicher Organisationen am Ombudsverein ein.
Kritiker monieren immer mal wieder, dass die Ärzteschaft damit ihre Gegner finanziell unterstütze.
Bartmann hält diesen Einwand nach wie vor für ein
fundamentales Missverständnis. Die Beteiligung der
Ärzte sei, wichtig, denn: „Wenn ich selbst nicht weiß,
wie ich oder mein Verhalten auf mein Gegenüber
wirkt, kann ich auch nichts ändern.“ (PM/Red)
Ausgabe 12 | Dezember 2011 33
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Pflege
„Wir können nicht einfach so
weitermachen wie bisher“
Sozialministerium und das Forum Pflegegesellschaft haben zahlreiche Beteiligte
in Kiel an einen Tisch geholt. Herausgekommen ist ein Forderungskatalog.
Die Beteiligten – Verbände, Anbieter, Kassen und die
Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit – sehen sich in gemeinsamer Verantwortung zur
Sicherstellung der Pflege, ließen sie anschließend
verlauten. Man wolle helfen, „vor Ort Wege zu erarbeiten und zu unterstützen, um die Fachkräftesituation in der Pflege wirksam zu verbessern“.
Dabei denken sie u.a. an erweiterte Zugangswege
zum Pflegeberuf, an bessere Arbeitsbedingungen
und an eine Begleitung der Reform der Altenpflegeausbildung. Sozialminister Dr. rer. pol. Heiner
Garg machte deutlich, dass Reformen unausweichlich sind, um die mit den demografischen Veränderungen einhergehenden Herausforderungen in der
Pflege zu meistern. „Wir können nicht einfach so
weitermachen wie bisher: Bei der anstehenden Reform der Pflegeversicherung muss die Stärkung der
häuslichen, ambulanten Pflege und die Entlastung
von Angehörigen ganz vorne stehen. Genauso muss
die Ausbildungsfinanzierung der Altenpflege analog
zur Krankenpflege geregelt werden.“
Garg kündigte auch eine Überprüfung an, ob die
Zahl der durch das Land mitfinanzierten Ausbildungsplätze von derzeit 1.200 für einen Übergangszeitraum noch einmal erhöht werden kann. Denn
noch ständen junge geeignete und am Altenpflegeberuf interessierte Menschen zur Verfügung. Dies
müsste mit einer verlässlichen Anschlussregelung
zur dauerhaften tragfähigen Finanzierung der Altenpflegeausbildung verbunden werden, so der Minister.
Zustimmung fand auch die vom Vorstandsvorsitzenden der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur
für Arbeit, Jürgen Goecke, vorgetragene Forderung,
mit der Reform der Ausbildung auch für die Pflegeberufe eine generelle Verkürzungsmöglichkeit der Ausbildung auf zwei Jahre für Umschüler zu schaffen.
An dieser Stelle wollen die Beteiligten nicht die Reform der Ausbildung abwarten. Die Trägerverbände
werden einen Modellvorschlag für eine verkürzte
34 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Ausbildung für Umschüler erarbeiten und das Land
wird sich beim Bund für die zügige Genehmigung eines entsprechenden Modellversuchs einsetzen. Die
Forderungen und Maßnahmen im Einzelnen:
1.Ein Projekt soll klären, welche Kombination von
Kenntnissen und Fähigkeiten am besten gewährleistet, dass alte Menschen so selbstbestimmt wie
möglich ihren Alltag leben können und fachlich gut
gepflegt und betreut werden.
2.Die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur für Arbeit und allen im Bereich der Altenpflege
Tätigen soll intensiviert werden. Hierzu wurde ein
Branchendialog vereinbart.
3.Der Runde Tisch unterstützt konkrete Regelungen,
die zur Anerkennung beruflicher Vorerfahrung und
im Inland erworbener pflegerischer Berufserfahrung
bei der Zulassung zur einjährigen Ausbildung als Altenpflegehelfer führen. Hierzu wurde im Vorfeld des
Runden Tisches bereits ein Modellprojekt auf den
Weg gebracht. Langjährige Mitarbeiter in der Pflege
können sich nach Qualifizierungsmaßnahmen zu einer Prüfung melden und so zu einem Abschluss in
der Altenpflegehilfe kommen.
4.Der Runde Tisch unterstützt Maßnahmen von Anbietern und Trägern der ambulanten und stationären Altenhilfe sowie der Ausbildungsträger,
durch die diese Einrichtungen „demografiefest“
gemacht werden. Dieses kann etwa geschehen
durch die Gewinnung von Wiedereinsteigern in
den Pflegeberuf oder durch flexiblere Dienstpläne,
mehr Teilzeitausbildungsangebote oder durch die
Entwicklung modularisierter Ausbildungscurricula
in der Pflege.
5.Der Runde Tisch empfiehlt dringend allen Trägern der Altenhilfe, die Vergütungen im Rahmen
der Ausbildung zum Altenpfleger auf den rechtlich vorgeschriebenen Mindestsatz anzuheben.
Diese Maßnahme fördert nach Ansicht der Beteiligten Ansehen und Wertschätzung der Pflegeberufe und des Arbeitsumfeldes. (PM/Red)
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Neue D-Arzt-Praxis
Vierter Durchgangsarzt für das
Kieler Westufer eröffnet Ambulanz
Am Kieler Elisabeth-Krankenhaus hat eine neue D-Arzt-Praxis eröffnet. Das
Spektrum reicht von konservativer Behandlung bis zur Arthroskopie.
Chirurg Dr. Andreas Losch hat eine neue D-Arzt-Praxis am Elisabeth-Krankenhaus eröffnet. Die neue
Ambulanz gehört zum Leistungsspektrum der MedBaltic Gruppe, die mit insgesamt zwölf Ärzten an
sechs Standorten im Raum Schleswig-Holstein vor
allem orthopädisch und chirurgisch tätig ist. Losch
ist Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und spezielle Unfallchirurgie und Sportmediziner. Mit Dr. René
Schwall steht ihm ein weiterer Sportmediziner zur
Seite. Bei Bedarf unterstützt Dr. Christian Büll die
Ärzte vor Ort. Die Ambulanz verfügt über drei Behandlungsräume, zwei Eingriffsräume und einen
Ruhe­raum. Die Klinik ist nur eine Flurtür entfernt.
Unfallchirurgie betrieb die Gruppe schon vorher.
„Jetzt können wir sie auch so anbieten, wie wir uns
das eigentlich vorstellen, von der kleinen Prellung
bis zur Schenkelhalsfraktur und zu Mehrfachverletzungen, mit dem Krankenhaus gleich nebenan.
Eben so, wie Traumatologie sein sollte, schnell und
in hoher Qualität, ohne Ortswechsel für die Patienten“, sagte Losch.
Angeboten wird das gesamte Spektrum von der konservativen Behandlung bis zu arthroskopischen und
offenen Eingriffen an Hüft-, Knie-, Sprung-, Schulter-,
Ellenbogen- und Handgelenken. Die Gründung der
Ambulanz sei nicht in direkter Konkurrenz zu den bestehenden Unfallambulanzen gedacht. Das Lubinus
Clinicum sieht die Ambulanz als sinnvolle zusätzliche Anlaufstelle bei Überlastung der Kliniken, wie
z.B. bei der hohen Unfalldichte im vergangenen Winter. Die Unfall- und Sportambulanz ist montags bis
freitags von 8:00 bis 18:00 Uhr erreichbar.
Für Losch liegt die Bedeutung der Zulassung als DArzt vor allem in der Qualifikation, weniger in den
Möglichkeiten, die die Zulassung bietet. Durchgangsärzte müssen spezielle unfallmedizinische
Kenntnisse und Berufserfahrung nachweisen, ferner
setzt die Genehmigung zum ambulanten und stationären Operieren bei Arbeitsunfällen die abgeschlossene Spezialisierung in der Zusatzbezeichnung
„Spezielle Unfallchirurgie“ voraus. In der Praxis oder
Ambulanz eines D-Arztes müssen durchgehend
zwei Assistenten anwesend sein, sie muss für Liegendtransporte erreichbar sein und Räume für invasive Eingriffe haben. Erst wenn alle Kriterien erfüllt
sind, kann die Zulassung von den Landesverbänden
der gesetzlichen Unfallversicherung ausgesprochen
werden – sie sind die Kostenträger bei Arbeits- und
Wegeunfällen. Der D-Arzt ist dann in gewisser Weise
koordinierender Beauftragter der Unfallversicherung
für das gesamte Heilverfahren, zuständig von der
Erstversorgung über die Reha bis zur Festlegung
von Entschädigungsleistungen. Der D-Arzt legt fest,
welcher Arzt nach der Erstversorgung die Weiterbehandlung übernehmen soll; er kann zum Abschluss
der Behandlung eine Nachschau durchführen.
Jörg Feldner
Dr. Andreas Losch (Foto: fe)
Ausgabe 12 | Dezember 2011 35
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Demenz
Leidensweg schon vor der
ärztlichen Diagnose
Frühdemente Personen sehen sich häufig belastenden Situationen ausgesetzt.
Sie stoßen auf Unverständnis, Vorwürfe und Bagatellisierungen.
Wann ist eine Demenz eine Demenz? Erst nach der
ärztlichen Diagnose oder vielleicht schon früher?
An der Fachhochschule Kiel hat ein Team um Prof.
Dr. Gaby Lenz und Prof. Dr. Marita Sperga in qualitativen Interviews Betroffene und deren Angehörige
nach dem subjektiven Erleben von „Frühdemenz“
befragt.
32 Erkrankte – alle noch ohne ärztliche Diagnose –
und 26 Angehörige (meist Ehepartner), die sich
nach einem Presseaufruf gemeldet hatten, haben
in langen Gesprächen zu Protokoll gegeben, wie sie
„Frühdemenz“ erleben und erleiden. Eine Fallzahl
von 58 Interviews wirkt noch nicht besonders groß;
wer jedoch die in den Sozialwissenschaften vielfach
erprobte Aussagekraft tiefgehender Interviews wenigstens aus der Literatur kennt und um deren reproduzierbare statistische Auswertungsergebnisse
weiß, wird den Umfang dieser Studie schätzen. Was
Menschen wirklich meinen und wollen, ist nicht bei
Meinungsumfragen am Telefon und selbst kaum bei
Wahlen zu erfahren, wohl aber durch qualitative Interviews mit exakter Methodik.
Gängige Definitionen trafen auf die Erkrankten
durchweg zu: subjektiv wahrgenommene Gedächtnisstörungen, die nicht nur vorübergehend waren;
veränderte Lebensqualität, schwindende Übersicht
und Ordnung in Alltagsangelegenheiten. Ein typisches, vielleicht kennzeichnendes Ereignis: Die Geburtstage der Enkelkinder wollen einem nicht mehr
einfallen. Gedanken kreisen sorgenvoll um die Zukunft: Was wird aus mir, wenn die Erkrankung fortschreitet? Wenn ich meine Autonomie verliere und
bevormundet werde?
Zur Innenwelt solcher „frühdementer“ Menschen
gehört fast immer auch die belastende Auseinandersetzung mit Unverständnis, Vorwürfen und Bagatellisierungen. „Stell dich nicht so an“, heißt es dann
in der Familie. „Machen Sie sich keine Gedanken,
das ist altersbedingt“, ist beim Arzt zu hören. Den
vielfältigen Hilfsangeboten von Wohlfahrtsverbän36 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
den, von der Alzheimergesellschaft oder von Selbsthilfegruppen scheint die große Zahl „frühdementer“
Personen ratlos und unentschlossen gegenüberzustehen. Auffällig bei den Interviews war, dass das
Stichwort „Training“ nie genannt wurde; dabei wird
selbst in der Tagespresse häufiger aus Gedächtnistrainingsgruppen berichtet.
Angesichts der deutlich empfundenen Not der Früherkrankten hält die Forschergruppe eine Erweiterung der medizinischen Perspektive für wichtig: Die
Diagnostik müsse erweitert werden, Hirnorganik allein reiche nicht aus; der beliebte „Uhrentest“ habe
keine ausreichende Aussagekraft.
Wann müssen Angehörige damit rechnen, dass die
Veränderungen bei einem Familienmitglied in Richtung Demenz weisen? Wenn Telefonate vergessen
und darum ständig wiederholt werden; wenn soziale
Kontakte abgebrochen werden, wenn das Autofahren oder Hobbys aufgegeben werden, wenn das Reden durch Essen ersetzt wird. Angehörige bewegen
sich ständig in einem Dilemma zwischen zu viel und
zu wenig eingreifender Hilfe, auch die eigene Ungeduld wird als schwer erträglich geschildert. Hinzu
kommen Trauer und Verunsicherung – die bisherigen Lebensumstände sind völlig infrage gestellt.
Sich selbst gegen Überforderung zu schützen, ist
ebenso konfliktträchtig wie das richtige Maß, den
Betroffenen zu schützen. Den Gedanken an Demenz
ganz zu negieren, ist wohl die anstrengendste Reaktion. Insgesamt empfinden Angehörige ihre Situation
noch bedrückender, als es die betroffenen „Frühdementen“ äußern.
Rund 1,5 Millionen Männer und Frauen leiden in
Deutschland an Formen der Demenz. Experten
schätzen sogar, dass sich die Zahl der Patienten
in den kommenden 40 Jahren verdoppeln könnte.
Trotzdem ist Demenz immer noch ein Tabuthema.
Als Fazit bleibt für alle, die mit dem Problem zu tun
haben: Bei Verdacht auch schon vor der ärztlichen
Diagnose an „Frühdemenz“ denken. Jörg Feldner
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Portrait
Einzelpraxis als
Berufung
Der Start in die Niederlassung im Jahr 2005
war bei Dr. Lucia Kühner alles andere als ein
Schritt aus tiefster Überzeugung. Sie hatte sich
dazu
durchgerungen,
weil ihr Vater Dr. Albrecht
Kühner die Altersgrenze
erreicht hatte und auf
eine Entscheidung wartete. Im Laufe der Jahre
lernte sie die Vorzüge
der Einzelpraxis in Grömitz immer mehr schätzen. Im Vordergrund
steht für Kühner, dass ihre Patienten sich nie auf andere Ärzte einstellen müssen und immer sicher sein
können, dass „ihre“ Ärztin sie behandelt. „Wenn Patienten in meine Praxis gehen, wissen sie, dass sie zu
mir persönlich kommen“, sagt Kühner. Das wird auch
zu Urlaubszeiten nicht durch Praxisvertretungen unterbrochen. „Ich könnte nicht abschalten, wenn ich
wüsste, ein Kollege arbeitet gleichzeitig in meiner
Praxis“, sagt sie.
Kühner kann die Praxis so organisieren, wie sie allein es für richtig hält. Und das heißt für sie: Kein
Telefon, keine EDV und keine medizinischen Geräte in den drei Sprechzimmern. Kühners Patienten
sollen spüren, dass sie in der Sprechzeit die ungeteilte Aufmerksamkeit der Ärztin haben. „Wenige Minuten ohne Ablenkung sind für die Patienten mehr
wert als eine Viertelstunde mit PC und anderer Technik“, ist sie überzeugt. Alle notwendigen Eingaben in
den Computer erledigt sie nach dem Verlassen des
Behandlungsraums beim Übergang zum nächsten
Sprechzimmer. Anschließend ist sie wieder ganz auf
den nächsten Patienten konzentriert. Weil sie ohne
Partner arbeitet, kennt sie die Vorgeschichte meist
ohnehin. Diese Organisation hat sie von ihrem Vater
Dr. Lucia Kühner (Foto: di)
übernommen, sie schafft damit in Stoßzeiten bis zu
100 Patienten an einem Vormittag. Noch einen weiteren Tipp ihres Vaters hat sie umgesetzt: Mit Sportmedizin, Psychosomatik und Chirotherapie hat sie nur
Zusatzbezeichnungen, die sie ohne Geräte ausüben
kann. Einziges Gerät in ihrer Praxis ist ein EKG. Weitere Technik vermissen weder sie noch ihre Patien­ten – rund 1.000 zählen zu ihrem Patientenstamm,
ohne nennenswerte Fluktuation. Wenn doch eine
technische Untersuchung nötig ist, überweist sie
an Kollegen. Wie viel freie Zeit sie sich nimmt, entscheidet sie allein und in Abhängigkeit von der Versorgung, aber ohne Rücksicht auf einen Partner.
Als Vorteil empfindet die als Triathletin erfolgreiche
Ärztin auch, dass sie keinem Praxispartner Rechenschaft über Scheinzahlen und Sprechzeiten abgeben und zugleich keine Angst haben muss, dass sie
mit ihrer Arbeit einen langsameren Kollegen subventioniert: „So gibt es keinen Ärger, wer mehr schafft“,
sagt sie.
Inzwischen möchte die 37-Jährige weder Standort
noch Organisationsform tauschen. Einzig eine Praxisgemeinschaft könnte sie sich noch vorstellen.
Dirk Schnack
Ausgabe 12 | Dezember 2011 37
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Praxisorganisation
Orthopäden und Chirurgen
gründen neue Kooperation in Kiel
Die Mare Med Hörn bietet Patienten ein breites Spektrum. Neben Ärzten sind
auch viele Therapeuten dabei. Weitere Ärzte könnten das Angebot abrunden.
Die Kooperations- und Konzentrationsprozesse in
der Orthopädie in Schleswig-Holstein haben zu einem neuen Modell in Kiel geführt: Unter der Marke
Mare Med Hörn bieten mehrere Orthopäden und Unfallchirurgen ihre Leistungen unter einem Dach an.
In der überörtlichen Berufsausübungsgemeinschaft
können verschiedene Ärzte die neuen Räume in den
Germania Arkaden nutzen.
„Alle bleiben selbstständig und treten als solche auch
gegenüber der KV auf“, erklärte Dr. Ralph Wischatta
bei der Eröffnung. Die beteiligten Ärzte hätten schon
in der Vergangenheit eng kooperiert. Wischatta verlegt seinen Praxissitz aus Gaarden an die Hörn. Neben ihm behandeln auch Rainer Gunstmann und
Henning Cold (Chirurgie und Unfallchirurgie) sowie Dr. Frank Pries, Malte Paetzold, Dr. Ralph Sassen, Dr. Martin Mrugalla und Dr. Christian Thierack
(Orthopädie und Unfallchirurgie) Patienten in dem
Neubau neben der Halle 400. Sie haben dort feste
Sprechzeiten neben ihren Praxissitzen. Ergänzt wird
das ärztliche Angebot durch Orthopädietechnik,
Sprachtherapie, Ergotherapie, Physiotherapie und
Rehabilitation. Das komplette Gesundheitsangebot
ist auf 1.000 Quadratmetern in der fünften Etage angesiedelt, wo drei der Ärzte als Mieter Flächen an die
anderen Ärzte untervermieten. Als Vorteil der Kooperation unter einem Dach nennt Pries: „Wir bieten hier
alle Facetten, jeder Kooperationspartner hat seine
eigene Spezialität.“
Weil die Hauptsprechzeiten an den anderen Standorten bestehen bleiben, wäre das Ausscheiden eines Beteiligten problemlos. Jeder Arzt arbeitet
wirtschaftlich autonom: Organisiert ist das Modell
wie ein Profit Center – der Arzt profitiert also direkt
von den Erträgen der eigenen Leistungen. Die Kosten wiederum werden je nach Inanspruchnahme der
Räume aufgeteilt. Von den Kollegen im Kieler Raum
ist das neue Modell nach Beobachtung von Pries aufmerksam und wohlwollend aufgenommen worden.
„Die Nachfrage nach orthopädischen Leistungen
steigt. Wir werden alle genug zu tun haben“, sagte
Pries. Eine Ausweitung auf mehr Kollegen können
sich die Beteiligten noch vorstellen. Gesucht werden
noch ein Neurologe und ein Neurochirurg. (di)
Vier von acht Ärzten, die in der Mare Med Hörn kooperieren: Dr. Ralph Wischatta, Dr. Martin Mrugalla, Rainer
Gunstmann, Dr. Frank Pries (von links).
(Foto: di)
38 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Gesundheitslotsen
Fortbildung zur seelischen
Gesundheit von Migrantenkindern
Das MiMi-Projekt Schleswig-Holstein schult Gesundheitslotsen zum Thema
seelische Gesundheit. Immer mehr Betroffene in Deutschland.
Depressionen, Angststörungen, Burnout-Erscheinungen und psychosomatische Beschwerden rücken zunehmend in den Fokus der klinischen Praxis
und Wissenschaft. Innerhalb eines Jahres erkrankt
in Deutschland jeder dritte Erwachsene, jedes fünfte
Kind zeigt bereits psychische Auffälligkeiten. Dabei
sind Kinder und Jugendliche auf die Hilfe von Erwachsenen angewiesen, damit Probleme rechtzeitig erkannt und behandelt werden können. Eine präventive
Aufklärung der Eltern über die psychischen Erkrankungen sowie Beratungs- und Therapiemöglichkeiten
sind in diesem Zusammenhang besonders wichtig.
Migrationserfahrung ist eine besondere Herausforderung, die den Migrierten und ihren Familien über
mehrere Generationen hinweg viel Kraft und Anpassungsleistung abverlangt. Probleme bei der beruflichen, schulischen und sozialen Integration sowie die
Verarbeitung schmerzhafter Erfahrungen infolge von
Kriegserlebnissen sind nur einige von verschiedenen möglichen zusätzlichen Risikofaktoren für psychische Erkrankungen.
Das interkulturelle Gesundheitsprojekt „Mit Migranten für Migranten – Interkulturelle Gesundheitslotsen
in Schleswig-Holstein (MiMi-Projekt Schleswig-Holstein)“ setzt sich wie berichtet seit 2007 für Information und Aufklärung der Migranten zu verschiedenen
Gesundheitsthemen ein. Unterstützt vom Ministerium
für Arbeit, Soziales und Gesundheit Schleswig-Holsteins, dem Landesverband der Betriebskrankenkassen NORDWEST, dem Projektträger und den
Projektpartnern, der Ärztekammer sowie dem landesweiten Kreis Migration und Gesundheit haben
die MiMi-Gesundheitslotsen im Verlauf der letzten
drei Jahre über 500 Informationsveranstaltungen für
über 6.500 Migranten landesweit angeboten. Dabei
hat sich ein großer Informationsbedarf an Fragen zur
seelischen Gesundheit herauskristallisiert – in über
100 Veranstaltungen informierten die Gesundheitslotsen ihre Landsleute allein zu diesem Thema. Das
Interesse der Teilnehmer ist vielfältig: Insbesondere
werden Informationen über Depressionserkrankungen, den Umgang mit Stress und familiären Belastungen sowie zu den richtigen Vorgehensweisen bei
psychischen Auffälligkeiten und Suchtproblemen
von Kindern und Jugendlichen nachgefragt. Ein zentrales Thema und gleichzeitig eine große Wissenslücke stellt das Versorgungsnetz von Einrichtungen
und Angeboten dar, die Beratung und Therapie im
Falle einer psychischen Erkrankung anbieten.
Bei einer Fortbildung der Gesundheitslotsen zur seelischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
in den Räumen der Ärztekammer Schleswig-Holstein gaben Experten aus dem Bereich der Kinderund Jugendpsychiatrie und -psychotherapie den
Gesundheitslotsen einen Überblick über die psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter
sowie über Therapie- und Beratungsmöglichkeiten.
Die Lotsen erhielten Tipps und Anregungen im Umgang mit Problemen und psychischen Auffälligkeiten
bei Kindern. An der Fortbildung nahmen 26 Gesundheitslotsen aus Kiel, Lübeck und Neumünster teil.
Während des Seminars wurden die Entwicklung und
Anfälligkeit der Kinder im Verlauf der Pubertät und
Alarmzeichen für Erkrankungen wie Magersucht,
Angststörungen und Depression diskutiert. Anbieter
von Beratung und Therapie wie Kinder- und Jugendpsychiater sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeuten wurden vorgestellt und unterschiedliche
Ansätze bei der Behandlung seelischer Erkrankungen erläutert.
Bis Ende des Jahres werden die Gesundheitslotsen
die neu erworbenen Kenntnisse und Informationen
zu diesem wichtigen Thema in ihre Gemeinden weitertragen. Die Ärztekammer Schleswig-Holstein und
insbesondere der Arbeitskreis Migration und Gesundheit des Landes Schleswig-Holstein unterstützen die Arbeit der MiMi-Lotsen, um damit die große
Bedeutung dieser Arbeit herauszustellen.
Elena Kromm-Kostjuk, Ethnomedizinisches Zentrum
e.V. Lidia Pfeiffer
Ausgabe 12 | Dezember 2011 39
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Familienfreundliche Arbeitsplätze für Ärzte
UKSH setzt sich für Beruf
und Familie ein
Das UKSH betrachtet eine familienfreundliche Personalpolitik als sinnvolle Investition in die Zukunft. Letzter Teil der Serie.
Mit einer familienbewussten Personalpolitik will
Schleswig-Holsteins größter Arbeitgeber seine Mitarbeiter langfristig binden und neue Kräfte für anspruchsvolle Aufgabenstellungen gewinnen. Zu
diesem Zweck hat sich das UKSH dem Audit
„berufundfamilie“ der Bundesregierung erfolgreich unterzogen. Viele Maßnahmen wurden bereits umgesetzt. Damit wird ein Beitrag zu moderner
Unternehmensführung und zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des UKSH geleistet. Nicht zuletzt
können auch die Patienten langfristig von einer familienbewussten Personalpolitik profitieren. Zufriedene
Mitarbeiter sind motivierter und leistungsfähiger und
das wirkt sich auch auf die tägliche Arbeit aus.
Seit August 2010 ist das UKSH mit seinen Tochtergesellschaften auch offiziell ein familienfreundliches
Unternehmen. Mit der Verleihung des Gütesiegels
„audit berufundfamilie“ wird dem größten Arbeitgeber des Landes der Einsatz für Familienbewusstsein
attestiert. Das Audit wurde auf Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung entwickelt und hat sich in
den vergangenen Jahren als anerkanntes Instrument
etabliert. Im Rahmen der Auditierung wurde eine
professionelle Gesamtstrategie für eine nachhaltige
familienbewusste Personalpolitik am UKSH entwickelt. Dabei ist das Audit keine Momentaufnahme,
sondern der Beginn eines kontinuierlichen Prozesses. Es rückt das Thema Familienfreundlichkeit in
den Blickpunkt und regt dazu an, nach besseren
Lösungen zu suchen. Leiterinnen des Projekts am
UKSH sind Ariane Weigelt, Gleichstellungsbeauftragte, und Claudia Haase, Dezernat Personal. Die
Erstzertifizierung umfasste drei Schritte. Einer strukturierten Bestandsaufnahme der bestehenden Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und
Familie folgten das Aufzeigen des Entwicklungspotenzials und die Vereinbarung von Zielen und Maßnahmen für die nächsten drei Jahre. Ziel war es
nicht, möglichst viele Maßnahmen zu entwickeln,
sondern die speziell für das UKSH passenden und
40 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
richtigen Maßnahmen kreativ und effektiv einzusetzen.
Zentral sind die Kinderbetreuungsmöglichkeiten.
Dabei verlässt sich das UKSH nicht auf Angebote
öffentlicher Betreuungseinrichtungen, sondern betreibt seit vielen Jahren in Kiel und Lübeck eigene
Kindertageseinrichtungen. Im Hinblick auf die hohen
Anforderungen der ärztlichen und pflegerischen Berufe bieten die UKSH-Kitas Öffnungszeiten von 5:45
bis 21:00 Uhr an allen Werktagen im Jahr. Zudem forciert der Vorstand des UKSH den weiteren Ausbau
insbesondere der Krippenplätze für die hohe Anzahl an Kindern von Ärzten. Dabei erhält er Unterstützung durch den gemeinnützigen Verein „UKSH
Wissen schafft Gesundheit“, der regelmäßig Spendenaktionen zugunsten der Kindertageseinrichtungen des Klinikums organisiert. In Kiel etabliert und
am Standort Lübeck in Planung ist eine Kindernotfallbetreuung für Mitarbeiter, deren Kinder nicht die
Tageseinrichtungen des UKSH besuchen. Ein zusätzliches Angebot für Schulkinder sind ganztägige
Ferienbetreuungen an beiden Standorten während
der Oster-, Sommer- und Herbstferien.
Wichtig sind dem UKSH wegen des 24-StundenBetriebs passende Arbeitszeitregelungen; es gibt
Teilzeit-, Gleitzeit- und Altersteilzeitmodelle. Klinikspezifische Arbeitszeitprojekte, die sich für das ärztliche Personal eignen, werden getestet. Ein Beispiel
ist das Projekt FemSurg an der Klinik für Chirurgie in
Kiel, um den Anteil von Chirurginnen zu steigern. Die
Maßnahmen dazu reichen von der Organisation und
der Entkoppelung von klinischen und außerklinischen
Arbeitszeitanteilen bis zum Einsatz neuer Techniken
und Mediennutzungen für die Facharztausbildung.
In einigen Bereichen werden technische Lösungen
für eine Flexibilisierung des Arbeitsplatzes durch den
verstärkten Einsatz von Videokonferenzen und Home
Office-Plätzen eingesetzt. Zentrales Instrument für ein
familienfreundliches Personalkonzept am UKSH ist es,
alle Führungskräfte für das Thema „Beruf und Familie“
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Charity-Aktion mit Bäcker Günther: (v. r.) Pit Horst, UKSH-Fundraiser, Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender UKSH, Moritz Günther, Geschäftsführer Bäckerei Günther und Brigitta Bausmann, Leiterin der Kita
UKSH, Campus Kiel mit den Kita-Kindern.
(Foto: UKSH)
zu sensibilisieren. Sie sind aufgefordert, in ihren Entscheidungen die unterschiedlichen Lebenssituationen ihrer Mitarbeiter angemessen zu berücksichtigen
und damit die Basis zu schaffen, um gemeinsam flexible Lösungen zu finden und das Arbeitsverhältnis für
alle Beteiligten zu einer erfolgreichen Partnerschaft zu
machen. Vor allem werdende Mütter, aber immer stärker auch Väter sind darauf angewiesen, individuelle
Elternzeit-, Sonderurlaubs- oder Familienzeit-Modelle
ermöglicht zu bekommen. Für den Wiedereinstieg
bietet das UKSH Mitarbeitern in Kooperation mit dem
Frauennetzwerk Schleswig-Holstein ein unabhängiges Beratungsangebot zu diesem Thema.
Mit seiner strategischen Entscheidung für eine konsequent familienfreundliche Personalpolitik hat der
Vorstand des UKSH die Weichen auf dem Weg zum
Klinikum der Zukunft gestellt. Das bisher Erreichte
dient dabei als Ansporn für die weitere Entwicklung
der Maßnahmen. Konkrete Planungen liegen bereits vor, beispielsweise für die Entwicklung eines
Kontakthalte- und Wiedereinstiegskonzeptes, betriebliche Beratungsangebote zu Vereinbarkeitsthematiken, Projekte für Väter in Elternzeit/Teilzeit oder
die Einrichtung eines Familien-Servicebüros als direkter Ansprechpartner für alle Mitarbeiter. Im Rahmen des Audits wird die praktische Umsetzung der
Ziele jährlich überprüft. 2013 findet darüber hinaus
eine Re-Auditierung statt, bei der festgestellt wird, ob
die gesteckten Ziele erreicht wurden und das UKSH
seinen eingeschlagenen Weg konsequent weiter beschreitet. Maximilian Hermsen, UKSH

Familienfreundliche Arbeitsplätze
Mit diesem Beitrag schließen wir die Serie familien­freundliche Arbeitsplätze für Ärzte. Zwölf Krankenhäuser aus Schleswig-Holstein haben in diesem Jahr für unsere Leser geschildert, welche
Schwerpunkte sie in ihrem Bemühen um familien­
freundliche Arbeitsplätze für Ärzte setzen. Die Kliniken haben ihre Angebote selbst beschrieben, sind
für die Inhalte verantwortlich und ersetzen keinen
unabhängigen Vergleich zur Familienfreundlichkeit der Krankenhäuser. Hier eine Übersicht über
die monatlich veröffentlichten Teile der Serie im
Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt, die weiterhin
im Online-Auftritt der Ärztekammer Schleswig-Holstein (www.aeksh.de) einsehbar sind:
Januar: Medizinisches Zentrum Itzehoe
Februar: Schön Klinik Neustadt
März: St. Franziskus Hospital Flensburg
April: imland Kliniken Rendsburg-Eckernförde
Mai: Segeberger Kliniken
Juni: Regio Kliniken
Juli: Klinikum Bad Bramstedt
August: Sana Kliniken Ostholstein
September: Ostseeklinik Schönberg-Holm
Oktober: WKK Heide/Brunsbüttel

November: FEK Neumünster

Dezember: UKSH
Ausgabe 12 | Dezember 2011 41
BÜCHER
Geriatrie
Delir, Depression und Demenz:
Die drei Ds der Geriatrie
Weniger ist mehr: Nach dieser Formel informiert ein Handbuch über die Behandlung geriatrischer Patienten. Horst Kreussler hat es gelesen.
Das kompakte Format von „Geriatrie kompakt“ entspricht ganz seiner inhaltlichen Botschaft: Weniger
ist mehr bei der Medikation alter Patienten. Auf 60
Seiten werden vor allem dem Hausarzt wertvolle
Tipps gegeben zu ausgewählten Alterserkrankungen: Differenzierung von Delir, Demenz und Depression, Orthostatische Hypotonie, Dehydratation,
Sturz und Synkope, Schmerz im Alter. Die Texte im
Hauptteil sind aktualisierte Beiträge von PD Dr. Werner Hofmann (Chefarzt Geriatrie Bad Bramstedt und
Neumünster) aus der Ärztegenossenschaftszeitschrift „perspectiv“ 2010. Den Artikel über die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) im Alter haben
Dr. Svante C. Gehring (Internist und Hausarzt in
Norderstedt)) und Apothekerin Elke Jeske-Saathoff
(Barmer-GEK) gemeinsam verfasst.
Im ersten Beitrag „Akut verwirrt im Alter – was tun?“
geht Hofmann auf häufig auftretendes Delir ein. Als
mögliche Verursacher könne kein Organ und fast
kein Medikament freigesprochen werden: Hyponatriämie, Infektion, Intoxikation durch Medikamente,
Herzinfarkt, Schlaganfall, Harnverhalt und Trauma/
Schmerz seien häufige Ursachen. Die psychopharmakologische Behandlung sei probatorisch, etwa
mit Psychopharmaka oder Antikonvulsiva. Was medikamentös verursacht wurde, sollte keineswegs
medikamentös „wegbehandelt“ werden (Kaskadeneffekt). Und: „Es sollte durch neu gegebene Medikamente nicht das provoziert werden, was eigentlich
vermieden werden sollte.“ Eine Überprüfung der Arzneimittelliste sei daher das A und O.
Die anderen „Ds“ der Geriatrie, Depression und Demenz, überlappten sich oft und seien „häufig nicht
voneinander zu differenzieren“. Eine Altersdepression gehe einer Demenz im Frühstadium häufig voraus. Dabei seien die Symptome andere als bei
Jüngeren: weniger die niedergeschlagene Stimmung als vielmehr Antriebsschwäche, Schlaf- und
Appetitstörungen, Klagen über „das Altern“. Hofmann empfiehlt bei schwieriger Abgrenzung den
42 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Geriatric Depression Scale und letztlich die Vorstellung beim Neurologen/Psychiater bzw. Geriater oder
in einer Gedächtnissprechstunde. Um Demenzen
zu erkennen, genüge für den erfahrenen Hausarzt
oft die Befolgung der neuen S3-Leitlininen (www.
awmf.org). Im Zweifelsfall sei eine Überweisung angezeigt. Gedächtnissprechstunden seien nützlich,
wenn besonders frühe Stadien einer Demenz aufgedeckt werden sollten oder wenn nach ärztlichen Untersuchungen weiterer Klärungsbedarf bestehe. Da
Demenzsymptome langsam einsetzen, wird wohl anfangs oft als Diagnose „Mild Cognitive Impairment“
(MCI) angenommen. MCI ist aber laut Hofmann nicht
einheitlich definiert und kein sicheres Vorläuferstadium von Demenz, weil sich MCI auch wieder bessern kann. Zur Behandlung geht der Autor auf die
gängigen Substanzen Donepezil, Glantamin, Rivastigmin und Memantin ein, von denen nach bisherigem Wissen keine allein überlegen sei.
Im Unterschied zu den „3 D’s“ verweist Hofmann bei
Orthostase und bei der Dehydratation (besser als die
nicht genau definierte „Exsikkose“) bzw. Hyponatriämie sowie Sturz/Synkope besonders auf nichtmedikamentöse Therapieansätze. Bei akutem Schmerz
im Alter seien altersgerecht etwa Paracetamol, Tramadol, Hydromorphon und Haloperidol – auch hier
„weniger ist mehr“. Dies betonen auch Gehring und
Jeske-Saathoff im abschließenden Artikel: „Mehr als
fünf Wirkstoffe im Alter von über 70 Jahren zu verordnen, ist in der Regel nicht sinnvoll.“ Wichtig sei die Risikobewertung der Patienten. Einfache Tests: Stärke
des Händedrucks und Gehgeschwindigkeit (zu beobachten bei Abholung im Wartezimmer) – oder der
Geldzähltest. Eine Auswahl der für alte Patienten geeigneten und weniger geeigneten Arzneimittel ist für
bestimmte Krankheiten in einer Liste aufgeführt.
„Geriatrie kompakt“ ist bei der mediageno Verlagsgesellschaft GmbH in Bad Segeberg erschienen und
kostet zehn Euro Schutzgebühr plus sieben Prozent
MWSt. und evtl. Versandkosten.
BÜCHER
Rückengesundheit
Wer anderen helfen muss,
braucht einen gesunden Rücken
Nicht nur Patienten klagen über Rückenschmerzen. Wie sich auch Ärzte im Alltag schützen können, beschreiben Experten in einem Buch mit praktischen Tipps.
Ärzte sollten in Gesundheitsfragen mit gutem Beispiel vorangehen, heißt es. Aber wie ist das möglich, wenn die ärztliche Tätigkeit durch immer mehr
stressige Schreibarbeiten am PC zum großen Teil
zu einem „sitzenden Beruf“ wird? Und wenn zeitaufwendiger Ausgleichssport kaum möglich ist?
Dann helfen kleine, zum Teil ganz unauffällige Bewegungsübungen nebenbei, im Vorübergehen – nur
die richtigen müssen es sein. Das stellt der erfahrene
Präventionsmediziner Prof. Gerd Schnack (Allensbach) in seinem neuesten Buch sehr eingängig dar.
Am Arbeitsplatz, unterwegs und zu Hause lassen
sich Elastizität und Stärke des Rückens trainieren.
Ob Arzt oder Patient, bis ins hohe Alter kann der Rücken als wesentliche Stütze menschlichen Lebens
belastbar bleiben: „Leben ist Bewegung, und Bewegung das Wechselspiel gegensätzlicher Kräfte.
Wenn wir dies unserem Rücken gönnen, bleibt er flexibel und gesund ein Leben lang“, schreibt der Autor.
Nach einem einleitenden Kapitel über die Ursachen von Rückenproblemen – zumal Beugestress
für Schulter- und Hüftmuskeln wie den M. Iliopsoas
– wird die emotionale Seite von Entspannung und rückenfreundlicher Bewegung beschrieben. Rückenschmerz sei gewissermaßen nur die Spitze eines
Eisberges im Bereich der modernen Volkskrankheiten: „Was wir brauchen, ist eine neue Entspannungskultur ... es gibt nur einen Weg, der führt über den
Parasympathikus, den vernachlässigten kleinen Bruder des überbetonten Sympathikus.“
Einige vorgeschlagene Übungen: Rhythmische Meditation, Augenpressur in der Entspannungshocke,
Summen mit Kehlkopfvibrationen, Schlafhygiene.
Das Bild einer alten Römerbrücke fördert die Erkenntnis, dass ein „Schritt für Schritt“ auch für den
modernen Rücken gut ist. Stichworte: Bewegung
mit allen Sinnen, nicht von Sinnen; mit nicht zuviel
Krafttraining den „inneren Schweinehund“ überlisten; statt Fitnessstudio Stuhl, Wand, Auto, Bett nutzen, etwa beim Rückenrodeo, Swing-Walking oder
das Mini-Trampolin als äußerst nützliches Universalgerät.
Eine weitere einfache, aber sehr wirksame, Übung:
die „Hängebrücke“ für einige Sekunden, d.h. nach
hinten Abstützen auf einem Stuhl oder dem Fernsehsessel. Die „geniale Konstruktion“ der Wirbelsäule
mit Wirbelkörpern und Bandscheiben vergleicht der
Autor mit der größten Ziegelbrücke der Welt, der
Göltzschtalbrücke in Sachsen. Weitere Tipps: Retro-Walking (mal rückwärts gehen, steigen, runterklettern, wie bei Niedergängen an Bord), Stretching
zumal der muskulären Antagonisten an der Zimmerwand oder -tür; Prävention des RSI-Syndroms (Repetitive Strain Injury, z.B. am PC), Wiederentdeckung
des Gegenschwungs, das Gute-Morgen-Ritual vor
dem Aufstehen, das Auto (Sitz, Lenkrad) als FitnessStudio ...
Eher für Fachleute wird dynamisches oder isometrisches, ex- oder konzentrisches Training erklärt.
Der Autor stellt den Lesern in diesem Abschnitt gesundhaltende Sportarten vor und beschreibt Gefahren gängiger Sportarten wie etwa Schwimmen oder
Golfspielen. Besonders zu empfehlen ist nach seiner
Ansicht ein Wechsel der Ausdauersportarten, mehr
Aqua-Jogging oder im Alltag Gartenarbeit, aber:
Wenn, dann richtig!
Fazit: Schnack hat ein nützliches und praxisorientiertes Buch für jeden Rückenfreund und sonstigen
Präventionsbeflissenen, ob Arzt oder Patient, vorgelegt. Kaum jemand dürfte zwar alle Tipps umsetzen
wollen, aber schon wenige davon können einiges bewirken, weiß der Rezensent aus eigener, bald 20-jähriger Erfahrung mit der Präventionsmedizin der Dres.
Gerd und Kirsten Schnack.
Horst Kreussler
Sieben Brücken für den Rücken. Wie die Wirbelsäule
belastbar und beweglich bleibt. Kösel Verlag München, 14,99 Euro.
Ausgabe 12 | Dezember 2011 43
PERSONALIA
Geburtstage
Veröffentlicht sind nur die Namen der Jubilare, die
mit der Publikation einverstanden sind.
Prof. Dr. Hans Grahmann, Kiel,
feiert am 23.01. seinen 90. Geburtstag.
Dr. Gerhard Becker, Wentorf,
feiert am 02.01. seinen 90. Geburtstag.
Dr. Gisela Niedermauntel, Lütjensee,
feiert am 23.01. ihren 70. Geburtstag.
Jutta Kulcke, Schleswig,
feiert am 03.01. ihren 70. Geburtstag.
Dr. Joachim Schneeweiß, Lübeck,
feiert am 24.01. seinen 90. Geburtstag.
Dr. Gerda Heitmann, Schönkirchen,
feiert am 04.01. ihren 75. Geburtstag.
Dr. Jens Höft, Kiel,
feiert am 26.01. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Hans-Christian John, Ratzeburg,
feiert am 04.01. seinen 70. Geburtstag.
Dr. Bärbel Lürmann, Einhaus,
feiert am 26.01. ihren 70. Geburtstag.
Dr. Eberhard Schwarz, Breklum,
feiert am 05.01. seinen 70. Geburtstag.
Dr. Ulf-Berthold Marr, Lübeck,
feiert am 27.01. seinen 70. Geburtstag.
Dr. Heinrich Henkmann, Oststeinbek,
feiert am 07.01. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Jens Paulsen, Wensin,
feiert am 27.01. seinen 70. Geburtstag.
Prof. Dr. Karl-Werner Diederich, Lübeck,
feiert am 09.01. seinen 80. Geburtstag.
Dr. Renate Dernick, Pinneberg,
feiert am 28.01. ihren 80. Geburtstag.
Dr. Arnd Gottesleben, Norderstedt,
feiert am 09.01. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Ulrich Osterland, Scharbeutz,
feiert am 28.01. seinen 85. Geburtstag.
Dr. Barbara Cordes, Neustadt,
feiert am 10.01. ihren 70. Geburtstag.
Dr. Volker Reinhardt, Kiel,
feiert am 28.01. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Karl Wallenburg, Kronshagen,
feiert am 12.01. seinen 95. Geburtstag.
Dr. Jürgen Schwalm, Lübeck,
feiert am 29.01. seinen 80. Geburtstag.
Jürgen Petersen, Kiel,
feiert am 16.01. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Rolf Zietz, Mölln,
feiert am 29.01. seinen 85. Geburtstag.
Dr. Wolfgang Bugs, Oelixdorf,
feiert am 17.01. seinen 90. Geburtstag.
Dr. Henning Schmidt, Flensburg,
feiert am 30.01. seinen 70. Geburtstag.
Dr. Carsten Langeloh, Reinbek,
feiert am 17.01. seinen 70. Geburtstag.
Dr. Kurt Wollny, Ratekau,
feiert am 30.01. seinen 70. Geburtstag.
Dr. Gisela van Bentum, Lübeck,
feiert am 20.01. ihren 70. Geburtstag.
Prof. Dr. Wilfried Luh, Kiel,
feiert am 31.01. seinen 85. Geburtstag.
Dr. Behzad Abrar, Geesthacht,
feiert am 21.01. seinen 70. Geburtstag.
Dr. Reinhard Zahn, Norderstedt,
feiert am 31.01. seinen 75. Geburtstag.
Wir gedenken der Verstorbenen
Dr. Fritz Räntsch, Rickling,
geboren am 04.03.1914, verstarb am 05.09.2011.
Priv.-Doz. Dr. Mohammad Maghsudi, Eutin,
geboren am 26.04.1956, verstarb am 16.10.2011.
Dr. Karl-Heinz Brückner, Sylt, OT Westerland,
geboren am 21.05.1949, verstarb zwischen dem
24. und 27.09.2011.
Dr. Jörn Kissner, Molfsee,
geboren am 13.11.1943, verstarb am 20.10.2011.
Dr. Peter Schulze, Rellingen,
geboren am 05.04.1926, verstarb am 26.09.2011.
Dr. Rolf Heister, Großhansdorf,
geboren am 07.08.1933, verstarb zwischen dem
11. und 17.10.2011.
44 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Dr. Horst Kiekebusch, Lübeck,
geboren am 22.04.1926, verstarb am 29.10.2011.
Dr. Wilhelm Nürnberg, Eckernförde,
geboren am 22.01.1923, verstarb am 01.11.2011.
PERSONALIA
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge endet nach 27 Jahren mein
Arbeitsleben bei der Ärztekammer Schleswig-Holstein.
Was wegen meines damals kleinen Sohnes am 21. Januar 1985 eine vorübergehende Beschäftigung sein sollte, hat jetzt mehr als ein Vierteljahrhundert angedauert. Ich habe in
dieser Zeit das große Glück gehabt, die Entwicklung des Weiterbildungsrechts mit verfolgen und gestalten zu können sowie viele
weitere Arbeits- und Verantwortungsbereiche in der ärztlichen Geschäftsführung der
Ärztekammer Schleswig-Holstein betreuen
und aufbauen zu können.
Gestatten Sie mir einen kurzen Rückblick,
der jüngere Kollegen in der heutigen Zeit
einer ausdifferenzierten Weiterbildungsordnung vielleicht erstaunen mag: Denn erst
Mitte der 80er Jahre wurden münd­liche
Prüfungen für die Facharztprüfungent obligatorisch. Wegen der rasanten Entwicklung
in der Medizin wurden in meinem Aufgabenbereich in immer kürzeren Abständen
Dr. Elisabeth Breindl (Foto: ÄKSH)
Anpassungen und Novellierungen der Weiterbildungsordnungen erforderlich. Diese Entwicklung wäre nicht möglich gewesen, wenn
die Ärzte dies nicht mitgetragen und unterstützt hätten. Im Rahmen meiner Arbeit habe ich
mit vielen Kollegen aus Kliniken und Praxen in Schleswig-Holstein zusammenarbeiten dürfen. Sie haben mich in meiner Arbeit sehr unterstützt.
Ich möchte mich bei allen, mit denen ich zusammenarbeiten und die ich im Laufe meiner
langjährigen Tätigkeit kennen und schätzen lernen durfte, ganz herzlich für ihre Unterstützung bedanken, und ich bitte alle, diesen Dank auch an die nichtärztlichen Mitarbeiter
weiterzugeben, insbesondere an die stets freundlichen und kooperativen Chefarztsekretärinnen. Vielen Dank!
Ich habe meine Arbeit immer mit sehr viel Freude gemacht. Mein Leben wurde durch die
vielen Kontakte, Diskussionen und menschlichen Begegnungen sehr bereichert. Dafür bin
ich sehr dankbar.
Jetzt habe ich die Möglichkeit, mein Wissen und meine Erfahrung noch in ein neues Projekt
einzubringen, und ich hoffe, dass ich diesem zum Erfolg verhelfen kann.
Ihre Elisabeth Breindl
Ausgabe 12 | Dezember 2011 45
PERSONALIA
Grohe-Preis für Lübecker Wissenschaftler
PD Dr. rer. nat. Stefan Niemann hat für herausragende
Leistungen auf dem Gebiet der Infektiologie den Eva
und Klaus Grohe-Preis 2011 der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften erhalten.
Niemann, an der Universität zu Lübeck im Fach Mi­
krobiologie und Molekularbiologie habilitiert, zählt zu
den weltweit führenden Forschern auf dem Gebiet der
Populationsgenetik von Tuberkulosebakterien. Der mit
20.000 Euro dotierte Preis wurde ihm im Dezember im
Nikolaisaal in Potsdam auf der Festsitzung zum diesjährigen Einsteintag der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften verliehen. Niemann,
Jahrgang 1964, hat von 1986 bis 1992 an der Universität Bielefeld Biologie studiert und dort 1996 mit „magna
cum laude“ promoviert. 2004 erfolgte die Habilitation
in den Fächern Mikrobiologie und Molekulare Biologie. Während seiner Promotion arbeitete Niemann in
der molekularbiologischen Forschung am Lehrstuhl
für Genetik in Bielefeld. Er übernahm anschließend die
Leitung des Labors für molekulare Typisierung im nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien am Forschungszentrum Borstel. Bereits in dieser Zeit leitete
er eigenverantwortlich Forschungsprojekte und wirkte
in nationalen und internationalen Konsortien auf dem
Arbeitsfeld der Mykobakteriologie mit.
Seit 2004 ist er Privatdozent an der Universität Lübeck, seit 2006 Leiter der Arbeitsgruppe Mykobakteriologie am Forschungszentrum Borstel. Niemanns
Forschungsgebiet ist die Tuberkulose. Seine Arbeitsgruppe ist sowohl national als auch international hoch angesehen. Niemann hat herausragende
Forschungsbeiträge zur Entstehung und Verbreitung multiresistenter (MDR) und extrem resistenter
(XDR) Tuberkulose-Erreger geleistet. Die umfangreichen Arbeitsergebnisse sind in Zeitschriften
mit hohem Impact Factor wie „Nature Genetics“,
„NEJM“, „PNAS“ und „PLosS Medicine Journal“ u.a.
veröffentlicht worden. Die von ihm aufgedeckten Resistenzmechanismen für verschiedene Kausaltherapeutika und ein inzwischen weltweit im Einsatz
befindlicher diagnostischer Test sind neben den erhobenen Schlüsseldaten zur Übertragbarkeit und
Virulenz von MDR- und XDR-Stämmen besonders
hervorzuheben. Sie tragen zur Effektivität der aktuellen Tuberkulosetherapie in Hochinzidenzregionen
bei. Als weltweit einzigartig wird die von ihm kreierte
Charakterisierung der pathobiologischen Diversität
klinischer Isolate in TBC-Infektionsmodellen eingeschätzt. Diese Erkenntnisse sind insbesondere von
Bedeutung für die Entwicklung neuer Therapeutika
und Impfstoffe gegen Tuberkulose. Niemann gehört
auf dem Gebiet der Populationsgenetik von Tuberkulosebakterien zu den weltweit führenden Forschern.
Dazu haben seine Beiträge zum Verständnis der
globalen Populationsstruktur und der Adaption bestimmter phylogenetischer Linien an humanen TBCPopulationen beigetragen. Niemann engagiert sich
außerdem im Rahmen von EU-Förderprogrammen
auf dem Gebiet der Tuberkuloseforschung. Er ist in
nationale und internationale Fachorganisationen eingebunden. Seit 2010 ist er Präsident der Europäischen Gesellschaft für Mykobakteriologie. (PM)
Baasch neuer AWO-Chef
Der SPD-Sozialpolitiker Wolfgang Baasch ist neuer
Landesvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt in Schleswig-Holstein. Die Delegierten wählten Baasch mit großer Mehrheit zum Nachfolger von Heinz Welbers, der
nicht erneut kandidierte. Baasch war seit 2007 stellvertretender Landesvorsitzender. In Schleswig-Holstein
ist der Lübecker als Mitglied der SPD-Landtagsfraktion und Vorsitzender des Fraktionsarbeitskreises
Arbeit, Soziales und Gesundheit bekannt. Zu stellvertretenden Landesvorsitzenden wurden Sonja Jacobsen (Kreisverband Dithmarschen) und Kai Bellstedt
(Kreisverband Plön) gewählt. Serpil Midyatli, seit 2007
46 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Mitglied des SPD-Landesvorstandes, wurde zu einer
von insgesamt sieben Beisitzern gewählt. Sie wolle der
AWO in Schleswig-Holstein für die Zukunft mit dazu
verhelfen, ihre Vielfältigkeit auszubauen und den Verband stärker interkulturell zu öffnen. Zusätzlich als Beisitzer wurden gewählt: Marcus Adler vom Kreisverband
Kiel, Dr. Erwin Jordan vom Kreisverband RendsburgEckernförde, Hans-Dieter Kleine vom Kreisverband
Pinneberg, Dieter Pilz vom Kreisverband Nordfriesland, Jutta Schümann vom Kreisverband Neumünster
und Heinrich Westphal vom Kreisverband Segeberg.
(PM/Red)
PERSONALIA
Prof. Hartmut Bosinski steht neuer Gesellschaft vor
Prof. Hartmut Bosinski, Leiter der Sektion für Sexualmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
(UKSH), Campus Kiel, ist zum Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Sexualmedizin, Sexualtherapie und Sexualwissenschaft (DGSMTW) gewählt
worden. Er teilt sich dieses Amt mit Prof. Uwe Hartmann von der Medizinischen Hochschule Hannover.
Die DGSMTW war im November aus dem Zusammenschluss der 1993 gegründeten Akademie für Sexualmedizin, der Fachgesellschaft für sexualmedizinisch
tätige Ärzte, und der 2004 als wissenschaftliche Vereinigung sexualtherapeutisch tätiger Psychologen
gegründeten Deutschen Gesellschaft für Sexualmedizin und Sexualtherapie entstanden. Mit der Fusion
ist die größte sexualmedizinisch-sexualtherapeutische Fachgesellschaft in Deutschland entstanden.
„Durch diesen Zusammenschluss medizinischer und
psychologischer Kompetenz können wir den Herausforderungen, welche die menschliche Sexualität und
ihre Störungen sowohl in der Forschung als auch in
der klinischen Praxis bieten, angemessen begegnen“, sagte Bosinski.
Als wichtigste Ziele formulierte die neue Fachgesellschaft die Förderung von Grundlagenforschung und
klinischer Forschung zu Ursachen, Diagnostik, Prophylaxe und Therapie sexueller Störungen, die Definition und Bewahrung professioneller und klinischer
ethischer Standards für die Behandlung von Patienten mit sexuellen Störungen, die Förderung der
sexuellen Gesundheit durch Stärkung einer ganzheitlichen und integrativen Sicht der menschlichen
Sexualität sowie die Verbesserung des Transfers wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis. Zu den
konkreten Maßnahmen gehören u.a. die sexualmedizinische Fort- und Weiterbildung von Ärzten und Psychologen sowie die Etablierung eines Netzwerks von
Behandlungsangeboten für Pädophile zur Vermeidung sexueller Übergriffe im Dunkelfeld. (PM/Red)
Unfallchirurg erhielt Forschungspreis
PD Dr. Justus Gille, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Campus Lübeck des UKSH, hat den
Herbert-Lauterbach-Preis der Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher Kliniken für herausragende
wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der
Unfallmedizin erhalten. Ausgezeichnet wurde er für
seine Forschungen zur autologen matrixinduzierten
Chondrogenese (AMIC), einem innovativem Verfahren der Knorpelersatztherapie.
Gille ist Oberarzt in der Sektion für Unfallchirurgie
der Klinik für Chirurgie des Stütz- und Bewegungsapparates des UKSH. Der mit 7.500 Euro dotierte Preis
wurde auf dem Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin vergeben. „Sowohl
durch Sportverletzungen als auch durch Arbeitsunfälle kann es zu einer direkten Schädigung des Gelenkknorpels kommen. Aufgrund der fehlenden
spontanen Regenerationsfähigkeit von Gelenkknorpel nach Strukturdefekten ist eine kurative Therapie
wie die AMIC besonders bei jungen Menschen von
entscheidender Bedeutung“, sagte Gill, dessen Arbeit 2010 in zwei internationalen Fachzeitschriften
veröffentlicht und von der Medizinischen Fakultät der
PD Dr. Justus Gille (li.) erhält den Herbert-Lauterbach-Preis von Prof. Gerhard Mehrtens, Geschäftsführer der Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher
Kliniken (VBGK) und des BUKH.
(Foto: UKSH)
Universität zu Lübeck als Habilitationsschrift anerkannt wurde. (PM/Red)
Ausgabe 12 | Dezember 2011 47
PERSONALIA
Neuer Chefarzt in der Diako
„Ich war fast von Anfang an dabei und kenne das
Team sehr gut. Es ist eine sehr reizvolle Aufgabe,
diese gut funktionierende Klinik zu leiten“, sagte Dr.
Frank Helmig, neuer Chefarzt der Diako-Klinik für
Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Mit
ihren 89 vollstationären Betten, einer Tagesklinik für
Erwachsene mit 32 Behandlungsplätzen und weiteren Einrichtungen ist sie neben der Medizinischen
die größte Klinik des Flensburger Diakonissenkrankenhauses. Rund 100 Mitarbeiter kümmern sich um
die Patienten. „Mit unseren 22 Ärzten können wir alle
Gebiete der Psychiatrie abdecken“, so Frank Helmig. Die Klinik behandelt rund 2.800 stationäre und
teilstationäre Patienten pro Jahr und zusätzlich 800
Patienten ambulant. Zum Team gehören außerdem
Diplom-Psychologen, Ergotherapeuten, Mitarbeiter
im Sozialdienst und systemische Therapeuten.
„Mit dem Amtsantritt von Herrn Dr. Helmig verspreche
ich mir eine deutliche Stärkung der Psychosomatik“,
sagte Dr. Christian Peters, Direktor des Diakonissenkrankenhauses. Die hundertprozentige Auslastung
zeige den Bedarf für eine derartige Spezialstation in
dieser Region. Therapeutisch bleibe der Ansatz der
systemischen Bezugs- und Verhaltenstherapie erhalten, so Helmig. Er kündigte an, die enge Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie (Villa
Paletti) sowie den Diako-Kliniken für Neurologie,
Neurochirurgie und Innere Medizin, den Fachklinken
Nordfriesland sowie den niedergelassenen Kollegen
zu erweitern. Der heute 43-Jährige absolvierte nach
Dr. Frank Helmig (Foto: Ole Michel)
seinem Medizinstudium in Kiel und Wien eine erste
Facharztausbildung im Bereich Psychosomatik und
Psychotherapie in Bad Bramstedt. Es schlossen sich
eine Verhaltenstherapie-Ausbildung im Institut für
Therapie und Gesundheitsforschung (IFT) in Kiel und
die Facharztausbildung Psychiatrie in der damaligen
Fachklinik Schleswig und der Diako-Psychiatrie an.
Ein weiteres Spezialgebiet von Helmig ist die Sportpsychiatrie, die er in Flensburg ausbauen möchte.
Helmig: „Nicht erst der Fall Robert Enke zeigt die steigende Bedeutung von Sportpsychiatrie und Sportpsychologie, und zwar nicht nur im Leistungssport.“
(PM/Red)
Sozialpreis ging nach Schleswig-Holstein
Pastorin Anke Schimmer vom Vorstand des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein war bei der Verleihung des bundesweit ausgeschriebenen Sozialpreises
„Innovatio“ in der Französischen Friedrichstadtkirche
in Berlin dabei. Das seit drei Jahren bestehende Internetportal www.behinder-mich-nicht.de des Diakonischen Werks gehörte zu den Gewinnern. Das Portal ist
ein barrierefreies und von den Nutzern selbst betriebenes Internet-Netzwerk. Auf dieser Plattform können
Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt und selbstbestimmt miteinander in Kontakt treten.
„Dieses Portal ist ein ideales Medium, um Barrieren
abzubauen, mit denen Menschen mit Behinderung in
48 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
ihrem Alltag häufig konfrontiert werden“, sagte Schimmer bei der Entgegennahme des Preises. „Wir sind
glücklich, dass unsere Idee und unser Engagement
diese Anerkennung gefunden haben“, so Schimmer.
Das soziale Netzwerk aus Schleswig-Holstein war neben neun weiteren sozialen Projekten aus 177 Einreichungen aus ganz Deutschland nominiert worden und
gehörte zu den zehn ausgezeichneten Projekten. Zum
achten Mal verliehen der Deutsche Caritasverband, die
Bruderhilfe – Pax – Familienfürsorge und das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland
den Preis für karitatives und diakonisches Handeln.
(PM/Red)
EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR
Esmarchstr. 2
23795 Bad Segeberg
Tel. 04551/8813-292
Fax 04551/8813-228
E-Mail [email protected]
EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR
Berufsbildungsstätte der
Ärztekammer Schleswig-Holstein
Edmund-Christiani-Seminar
expandiert nach Husum
Wohnortnahe Grundlagenseminare für medizinisches Assistenzpersonal
In einem Flächenland wie SchleswigHolstein zeitnah an
den Ort seiner Fortoder Weiterbildung
zu gelangen, ist nicht
immer einfach. Für
viele
medizinische
Fachangestellte, ins­besondere aus dem
nördlichen Teil des
Landes, bedeutete
der Besuch derartiger Seminare zuweilen eine zeitaufwändige
Anreise Bildungsreferent Volker
Warneke
(Foto: ÄKSH)
nach Bad Segeberg.
Unüberhörbar
der
Wunsch unserer Mitglieder und ärztlichen Arbeitgeber nach wohnortnahen Bildungsangeboten, auf
den es laut Bildungsreferent Volker Warneke zu reagieren galt. „Serviceorientierung ist nicht nur ein
wichtiger Bestandteil der Gesamtphilosophie der
Ärztekammer Schleswig-Holstein, sondern für moderne Dienstleister im Weiterbildungsbereich selbstverständlich“. Unser Ziel ist es, die Fahrzeit unserer
Teilnehmer zum Fort- und Weiterbildungsort auf einen Zeitrahmen von 60 Minuten zu begrenzen.“
Ab 21. Januar 2012 werden Seminare des ECS nun
also auch in den Räumlichkeiten des Nordseemuseums (Nissenhaus) an der Husumer HerzogAdolf-Straße angeboten. Nähere Informationen zu
den Inhalten sowie zum Veranstaltungsort sind dem
Fort- und Weiterbildungsprogramm 2012 (S. 67)
und der Internetseite www.aeksh.de/ecs zu entneh-
men. Die Auswahl bewährter Seminare, die im ersten Quartal in Husum angeboten werden, umfasst
zum Beispiel Veranstaltungen wie „Akupunktur in
der Gynäkologie“, „Wundversorgung und Kompressionstherapie“ aber auch „Kommunikationstraining
für die Arbeit am Empfang“.
Januar 2012
09.01.
14.01.
14.01.
20.01.
20.01.
21.01.
21.01.
27.01.
28.01.
28.01.
28.01.
Strahlenschutzkurs für medizinisches
Assistenzpersonal
GOÄ/Grundkurs
Professionell kommunizieren und motivieren
Communicating with Englich speaking
patients
Sachkunde gem. § 4 der Medizinprodukte-
betreiberverordnung
EKG/Kompakt
Akupunktur in der Gynäkologie (Husum)
Hygiene - Aktuelle Richtlinien
Welche Arzneimittel sind
Kassenleistung? (Husum)
Notfallsituationen in der ärztlichen Praxis
Diabetes und Ernährung
Februar 2012
01.02.
03.02.
04.02.
04.02.
10.02.
11.02.
11.02.
11.02.
GOÄ/Grundkurs
Fachzertifikat Ambulantes Operieren
Wundversorgung/Kompressionstherapie (Husum)
Konfliktmanagement
Fachzertifikat Onkologie
QM-Werkstatt/Refresherkurs
EBM/Grundkurs
Körpersprache und Umgangsformen
März 2012
17.03.
Kommunikation am Empfang (Husum)
Ansprechpartnerin
Gabriele Schröder, Tel. 04551/8813-292
Unser gesamtes Fortbildungsprogramm finden Sie unter: www.aeksh.de/ecs
Ausgabe 12 | Dezember 2011 49
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT
Symposium
Für DNA-Analysen brauchen
Kliniken breite Expertise
Ist die Kuration hämatologischer und solider Neoplasien ein realistisches Ziel?
Unter dieser Leitfrage stand das 22. Flensburger Onkologie-Symposium.
Die Leitung hatte die seit nunmehr fast einem Jahr
amtierende Chefärztin der Medizinischen Klinik 1 am
Malteser Krankenhaus, Prof. Nadezda Basara; acht
Referenten präsentierten den etwa 80 Teilnehmern
in Glücksburg ihre Erkenntnisse.
Prof. Michael Kneba, Chefarzt der 2. Medizinischen
Klinik und Poliklinik am UKSH Kiel, eröffnete die Vortragsrunde mit der Behauptung: „Akute Leukämien:
eine heilbare Erkrankung“. Bei den meisten Patienten mit akuter Leukämie könne, so Kneba, eine Vollremission erreicht werden, die Frage sei jedoch, wie
es gelinge, diese aufrechtzuerhalten. Kneba wies auf
den immensen Einfluss des Lebensalters der Patienten auf deren Heilungschancen hin. So könne bei 80
Prozent an akuter lymphatischer Leukämie erkrankter Kinder zwischen zwei und zehn Jahren eine Komplettremission erreicht werden, während diese Zahl
bei erwachsenen Erkrankten nur noch bei rund 35
Prozent liege. Diese bei Kindern exzellenten Remissionsraten unter Berücksichtigung der rapide sinkenden Heilungschancen bei Erwachsenen führen
zu dem Schluss, dass akute Leukämien durchaus
heilbar seien, jedoch in starker Abhängigkeit von genetischem Subtyp und Alter des Patienten.
Prof. Jonas Mattson, Medical Director am Centre for
Allogeneic Stem Cell Transplantation am Karolinska
University Hospital in Stockholm, überraschte mit
der Erkenntnis, dass stammzelltransplantierte Patienten in ihrer gewohnten Umgebung bessere Heilungschancen hätten. Warum diese Methode nicht
auch in Deutschland angewandt wird, erklärt sich
aus den unterschiedlichen Versorgungssystemen,
denn in Schweden werden die entsprechenden Patienten zwei Mal täglich durch Krankenschwestern
versorgt. Prof. Bernhard Wörmann beschäftigte sich
mit der Frage nach den Behandlungsmöglichkeiten
von Langzeitnebenwirkungen nach medikamentöser
Tumortherapie. Angesichts der Gefahr eines Zweittumors sei die Nachsorge als Vorsorge ernst zu nehmen, denn dieselben Faktoren, die für Neoplasien
50 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
verantwortlich sind, sind zumeist auch für Zweittumore verantwortlich.
Prof. Dr. Reiner Siebert vom Institut für Humangenetik am UKSH Kiel legte in seinem Beitrag „Vom
Chromosom zur DNA-Sequenz: Aktuelle Paradigmenwechsel in der genetischen Diagnostik maligner
Lymphome“ die Vor- und Nachteile der Sequenzierung für die Krebstherapie dar. In drei bis fünf Jahren, so Siebert, könnten alle Tumore sequenziert
werden. Er räumt allerdings ein, dass bei einer Komplettsegmentierung ethische Probleme auftreten, da
diese aussagekräftig für das ganze Leben sei.
Aus dem Publikum kam die Frage, ob man denn künftig an jeder Klinik einen Humangenetiker bräuchte,
um DNA-Analysen durchführen und interpretieren zu
können. Schwierig sei in der Tat, so Kneba, die Interpretation der Daten am Patienten, weshalb künftig
die breitgefächerte Expertise aus mehreren Fachbereichen gefragt sein werde. Prof. Dr. Hartmut Merz
vom Institut für Pathologie am UKSH Lübeck sprach
über „Neue Targets in der histologischen Diagnostik maligner Erkrankungen“ und kam zum Schluss,
dass neben der Morphologie und der Immunhistochemie zunehmend molekulare Untersuchungen
notwendig werden, wie z.B. Klonalitätsanalysen,
Punkt-Mutationen, Deletionen, chromosomale Abbildungen. Der Nachweis derartiger „genetischer Marker“ beeinflusse wiederum unmittelbar die Therapie.
Rock Kowalski, leitender Oberarzt der Klinik für
Strahlentherapie, und Dr. Janka Benk, Oberärztin
der Medizinischen Klinik 1, rundeten das Symposium als Vertreter des Malteser Krankenhauses ab.
Strahlentherapeut Kowalski sprach von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und Anwendungsgebieten primärer definitiver Konzepte sowie adjuvanter
und neoadjuvanter Konzepte, allesamt „innovative
kurative Ansätze der Strahlentherapie“. Benk referierte über „neue zielgerichtete Ansätze in der Therapie hämatologischer und solider Neoplasien“. (PM/
Red)
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT
Tagebuch einer PJ‘lerin
Einmal Himmel
und zurück
Meine Kontakte mit der Intensivmedizin waren bis jetzt
wenig erfreulich. Die wenigen Berührungspunkte, die
es während der Untersuchungskurse gab, führten
uns stets zu komatösen Patienten. Leblose Körper, intubiert, sediert und auf Messers Schneide. Der Brustkorb hob und senkte sich auf so unnatürliche Art und
Weise, dass mir dieses Häufchen Etwas überhaupt
nicht mehr menschlich vorkam.
Jetzt sollte es wieder auf die Intensivstation gehen.
Als PJ‘lerin erhoffte ich mir natürlich die Möglichkeit
zum Intubieren, ZVKs Legen und Ähnlichem. Daran gemessen war meine einwöchige Rotation eine
Enttäuschung. Nur ein Patient wurde bei instabilem
Kreislauf intubiert und eine ZVK-Anlage wurde gar
nicht durchgeführt. Stattdessen bekam ich Patienten
zu sehen, die ich nie auf einer Intensivstation vermutet hätte: ansprechbar, im Mobilisationsstuhl sitzend
und adäquat orientiert.
Aber auch Patienten, wie ich sie schon kannte. Im
Multiorganversagen, intubiert, ZVK, katecholaminpflichtig. An dieses Bild werde ich mich wohl nicht
so schnell gewöhnen. Irgendwie scheinen die Menschen in diesen Körpern verschwunden zu sein.
Keine Reaktionen mehr auf Ansprache, keine Mimik,
keine Bewegung – keine Menschlichkeit. Das Ganze
ähnelt irgendwie der Reanimationspuppe unserer
Anästhesie-Kurse.
Und dann kamen die Angehörigen Tage später mit
einer Patientenverfügung. Der Patient hatte jede Reanimation, Maschine und Intensivmaßnahme schriftlich verweigert. Und nun? Ich hatte erwartet, dass
alles sofort ausgeschaltet wird. Ich wurde eines Besseren belehrt. Wenn ein Patient erst in die Schiene
der Intensivmedizin gerutscht ist, dauert es, ihn wieder daraus zu befreien. Nach mehreren Oberarztbesprechungen und Gesprächen mit den Angehörigen
wurde irgendwann die Katecholamine reduziert und
der Patient verstarb.
Diese Geschichte führte auch zu meiner ersten Leichenschau im Klinikbetrieb. Natürlich nicht so, wie
wir es im Blockpraktikum der Rechtsmedizin gelernt
hatten. Das Leiden des Patienten war bekannt, die
Asystolie vom Intensivpfleger beobachtet worden.
„Irgendwie scheinen die Menschen in
diesen Körpern verschwunden zu sein.
Keine Reaktionen mehr auf Ansprache,
keine Mimik, keine Bewegung - keine
Menschlichkeit.“
(Foto: ÄKSH)
Nach dem Todeseintritt warten wir auf die sicheren
Todeszeichen, nach Überprüfung der Totenflecke
und -starre wurde der Totenschein ausgefüllt. Kein
komplettes Entkleiden des Leichnams, kein Wenden
des über 100 Kilogramm schweren Körpers.
Im Rahmen der Rotation wurden mir auch andere ethische Probleme der Intensivmedizin deutlich. Ein christlicher Seelsorger erzählte von der Problematik einer
Patientenverfügung. Seine Frage an die Patienten sei:
„Reanimation bedeutet, dass Sie schon tot sind und
dann zurück geholt werden. Wollen Sie das wirklich?
Nachdem Sie bereits tot sind?“ Diese Aussage machte
auch mir klar, dass nicht alles gut ist, was möglich ist.
Soll jeder Patient reanimiert werden, der tot umfällt?
Sollen wir Macht über Leben und Sterben haben? Andererseits können wir nicht die Entscheidung treffen,
welcher Patient das Recht auf Reanimation hat, welcher nicht. Diese Fragen beschäftigen mich weit über
den PJ-Alltag in der Klinik hinaus.
Die Autorin ist der Redaktion namentlich bekannt
Ausgabe 12 | Dezember 2011 51
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT
Interview
„Noch mehr Krebspatienten in
Spezialzentren behandeln!“
Kongresspräsident Prof. Peter Albers bezieht im Vorfeld des 30. Krebskongresses
in Berlin Stellung zu den Herausforderungen in der Onkologie.
Unter dem Motto „Qualität sichern – Forschung
fo(e)rdern“ beginnt am 22. Februar 2012 der 30.
Deutsche Krebskongress in Berlin. Vier Tage lang
diskutieren mehrere tausend Wissenschaftler und
Gesundheitspolitiker über eine Krankheit, deren Diagnose aufgrund der demografischen Entwicklung
immer häufiger gestellt wird. Wie die Versorgung der
Patienten sichergestellt werden kann, auf welche
Weise sich die Früherkennung von Prostatakrebs
optimieren lässt und welche Fortschritte es bei der
personalisierten Therapie gibt – darüber sprachen
wir mit Kongresspräsident Prof. Peter Albers, Direktor der Urologischen Klinik am Universitätsklinikum
Düsseldorf.
Prof. Albers, die Zahl der Krebserkrankungen steigt.
Können auch künftig alle Patienten angemessen behandelt werden?
Albers: Jährlich erkranken 450.000 Menschen in
Deutschland neu an Krebs; Schätzungen zufolge
wird bis 2020 diese Zahl auf 600.000 anwachsen.
Das ist alarmierend! Schon jetzt führen die wachsenden Zahlen zu erheblichen Kostensteigerungen und Diskussionen über die Finanzierbarkeit von
Krebstherapien in einem solidarisch organisierten
Gesundheitswesen. Ich bin überzeugt: Nur bessere
Versorgungsstrukturen und optimierte Therapien
können in dieser Situation weiterhelfen.
Es muss also etwas geschehen, damit das System
bezahlbar bleibt?
Albers: Priorisierung in der Medizin ist ein immer
wiederkehrendes Thema; mehrere Schwerpunkt­
sitzungen beschäftigen sich beim Kongress damit. Das Geld in der Onkologie wird knapp und wir
müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir es
gerecht verteilen, um die Versorgung auf hohem Niveau aufrecht zu erhalten.
Gerecht verteilen heißt: An einigen Stellen muss gespart werden?
Albers: Es geht nicht um Rationierung oder Beschneidung! Es geht darum, dass an vielen Stellen
52 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
unnötig Geld ausgegeben wird. Dies betrifft Diagnose, Therapie und Nachsorge. Wir diskutieren beim
Kongress zum Beispiel über die onkologische Rehabilitation. Die ist für viele Patienten unbestritten von
großem Nutzen. Sie kostet jedoch relativ viel Geld
und der tatsächliche Erfolg solcher Maßnahmen ist
bislang von niemandem untersucht worden. Das
müssen wir ändern! Ein anderes Beispiel: Wir haben
sehr viele gute und neue Medikamente, sind aber
dem Markt ausgeliefert. Wir Ärzte sind der Meinung,
dass die Gesundheitsversorgung sich nicht ausschließlich an marktwirtschaftlichen Strukturen orientieren darf. Wir sind überzeugt, dass es durch ein
intelligentes Verteilen der Ressourcen möglich ist,
eine extrem hohe Versorgung in der Onkologie aufrechtzuerhalten. Die Politik drückt sich immer ein wenig um die öffentliche Diskussion; wir halten sie aber
für absolut erforderlich. Im Übrigen: In Schweden ist
Priorisierung seit 1992 Realität. Dies hat in keinster
Weise dazu geführt, dass Patienten schlechter versorgt sind, im Gegenteil.
Muss also innerhalb der Onkologie Geld umgeschichtet werden oder sollte mehr aus anderen Bereichen des Gesundheitssystems kommen, um der
wachsenden Patientenzahl gerecht zu werden?
Albers: Innerhalb der Onkologie sind viele Dinge
noch nicht optimal geregelt. Noch mehr Patienten
sollten in spezialisierten Zentren behandelt werden,
um eine leitliniengerechte Versorgung sicherzustellen. Es wird innerhalb der Onkologie sicherlich noch
zu viel Geld ausgegeben für nicht leitliniengerechte
Therapien. Dies ist ein wesentlicher Punkt, an dem
man ansetzen kann.
Und ein zweiter?
Albers: Der Webfehler in der Onkologie ist der, dass
Ärzte immer nur für aktive Therapien wie Operationen, Chemo- oder Strahlenbehandlungen bezahlt
werden. Die sprechende Medizin, das abwartende
Verhalten – all das wird im Prinzip nicht bezahlt. Viele
Krebspatienten benötigen nicht unmittelbar eine ak-
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT
tive Therapie. Aber wenn Aufklärung und Gespräche
mit den Patienten nicht honoriert werden, darf man
sich nicht wundern, dass viele Patienten relativ rasch
umfassend behandelt werden – mit allen möglichen
Folgeerscheinungen. Über dieses Thema müssen
wir öffentlich reden!
Können Sie ein Beispiel nennen?
Albers: Das Prostatakarzinom! Mindestens die
Hälfte der Patienten benötigt bei Diagnosestellung
keine aktive Therapie. In vielen Fällen genügt es,
den Krankheitsverlauf zu beobachten und erst dann
einzugreifen, wenn der Tumor an Aggressivität zunimmt.
Die Realität sieht aber anders aus?
Albers: Leider, es wird sicher noch zu viel und zu
früh operiert. Das hängt mit Fehlern in der Früherkennung zusammen. Der PSA-Wert, der Hinweise
auf eine Krebserkrankung geben kann, wird derzeit
noch unkontrolliert eingesetzt. Mit diesem „Screening für alle“ benötigt man eine enorme Überdiagnostik und auch Übertherapie, um tatsächlich
eine Senkung der Sterblichkeit zu erreichen. Daraus den Schluss zu ziehen, dass der PSA-Wert
für die Früherkennung nutzlos ist, ist aber falsch.
Mit einem intelligenten Screening kann man wahrscheinlich frühzeitig die wenigen Männer identifizieren, die ein erhöhtes Krankheitsrisiko haben,
und gleichzeitig der großen Mehrheit der Männer
Entwarnung geben. Wir prüfen dieses Konzept
jetzt in einer Studie.
Wie müsste ein intelligentes Screening beschaffen
sein?
Albers: Die erste PSA-Untersuchung zur Früherkennung eines Prostatakarzinoms sollte bereits ab dem
40. Lebensjahr vorgenommen werden. Liegt der
Wert des prostataspezifischen Antigens unterhalb
von 1,5 ng/ml, kann auf weitere Untersuchungen in
den kommenden fünf Jahren verzichtet werden. Dies
ist bei etwa 90 Prozent der Männer der Fall. Gleichzeitig fischen wir die zehn Prozent mit höherem PSAWert heraus, die mit 50 einen Tumor entwickeln
könnten. Bei zehn Prozent dieser Gruppe – also bei
einem Prozent der Männer dieser Altersklasse insgesamt – steigt der PSA-Wert in den Folgejahren an,
sodass eine Gewebeprobe eventuell noch vor dem
50. Lebensjahr genommen wird. Alle anderen müssen sich keine Sorgen machen.
Warum kann dadurch Geld eingespart werden? Den
PSA-Test müssen Männer doch aus eigener Tasche
bezahlen.
Albers: Richtig, aber alle Folgeuntersuchungen bei
Verdacht auf Prostatakrebs gehen wieder zu Lasten
der gesetzlichen Krankenkassen. Die hohe Frequenz
der PSA-Untersuchung sollte beschränkt werden auf
diejenigen, die tatsächlich ein höheres Risiko haben,
also auf Männer, die mit 40 einen PSA-Wert über 1,5
ng/ml haben, sowie auf die kleine Gruppe mit familiär gehäuft auftretendem Prostatakrebs. Das spart
nicht nur Kosten, sondern verschafft vielen Männern
auch Sicherheit.
Um solche Erkenntnisse zu gewinnen, sind intensive
Forschungsanstrengungen notwendig. Auch hier erwarten Sie Unterstützung vonseiten der Politik.
Albers: Wir benötigen eine exzellente Forschung;
dies betrifft nicht nur den Grundlagenbereich, sondern auch die klinische Forschung. Hier geht es etwa
um Studien, bei denen verschiedene Therapieoptionen gegeneinander getestet werden. Ergebnisse
solcher Studien – welche Behandlungsmethode ist
wirksam, zeigt wenig Nebenwirkungen und ist möglichst kostengünstig – sind auch im Interesse des
Gesetzgebers, der deshalb in die Finanzierung der
Studien eingebunden werden sollte. Um diesen Erfordernissen Nachdruck zu verleihen, haben wir den
Krebskongress auch unter das Motto ‚Forschung
fo(e)rdern’ gestellt. Forschungsförderung sollte an
wesentlichen Punkten auch politisch eingefordert
werden.
Ziel aller Bemühungen ist es, die Behandlung der Patienten zu verbessern. Welche Neuerungen erwarten
Sie auf dem Krebskongress in Berlin?
Albers: Die personalisierte Therapie wird mittlerweile bei den meisten Krebserkrankungen untersucht. In einigen Bereichen hat es sehr große
Fortschritte gegeben. Aufgrund eines gewonnenen
genetischen Profils können Ärzte sagen, welche Patienten eher einen Tumor vom Typ A oder vom Typ B
entwickeln und die Behandlung maßgerecht darauf
abzielen. Dies ist jedoch noch nicht bei allen Krebserkrankungen möglich und die sogenannte Gensequenzierung wird auch noch nicht flächendeckend
angewandt. Ein weiteres spannendes Thema sind
die Krebsstammzellen. Diskutiert werden ganz neue
Ideen, wie Krebs entstehen könnte. Hier erwarten wir
in den nächsten Jahren viele neue Erkenntnisse.
Uwe Groenewold
Weitere Informationen zum Deutschen Krebskongress im Internet unter: www.dkk2012.de
Ausgabe 12 | Dezember 2011 53
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT
Augenheilkunde
Hamburger Augenärztliche
Fortbildung: Retinologie-Update
Die Fortbildung lieferte eine Übersicht über den aktuellen Stand von Entwicklungen im Bereich der Netzhauterkrankungen. Von Dr. Udo Hennighausen.
Insbesondere bei schweren und langwierigen Erkrankungen des Auges –diese betreffen in erster Linie die Netzhaut und das Glaukom – suchen manche
Patienten auch hausärztlichen Rat. So sind das Wissen um Behandlungsmöglichkeiten und -strategien
sowie die Prognose dieser Erkrankungen auch für
die Allgemeinmedizin von Bedeutung.
Prof. Bechrakis Nikolaos, Direktor der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie Innsbruck,
referierte bei der Fortbildung in Hamburg über „Neue
Entwicklungen in der Behandlung des Aderhautmelanoms“. Das Aderhautmelanom ist die häufigste
primäre intraokulare Malignität mit 500 bis 600 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland, das mittlere
Manifestationsalter beträgt 50 bis 70 Jahre Mittels
Strahlen-(Brachy- und Tele-) therapie, chi­rurgischen
Exzisionstechniken, ggf. (adjuvanter) Laser- oder
Thermotherapie oder der Kombination verschiedener Behandlungsmöglichkeiten kann aktuell in
ca. 90 Prozent der Fälle das betroffene Auge erhalten werden. Die Protonentherapie ist der Brachy­
therapie bezüglich der „Tumorkontrolle“ sowie des
„Augenerhaltes“ geringgradig überlegen. Bei bestimmten Ausprägungen des Melanoms ist der Teletherapie (Protonen, „Gamma-Knife“ oder LINAC)
der Vorzug zu geben, bei kleinen bis mittelgroßen
Tumoren ist die Brachytherapie die Behandlung der
Wahl. Das Problem jeglicher Therapie ist die begleitende Verwundbarkeit der okulären Gewebe, insbesondere die Strahlenretinopathie, welche auch noch
Jahre nach der Behandlung zu einer weiteren Sehverschlechterung führen kann. Die Metastasierung,
welche in der Regel erst zwei bis drei Jahre nach
der Diagnose dieses Tumors eintritt, liegt bei mittelgroßen Melanomen bei 18,5 Prozent. Adjuvante
Therapieoptionen – Chemotherapie, Immunmodulation (Vakzinierung) und Antiangiogenese – werden
diskutiert, sind aber aktuell nicht etabliert. Der beschriebene Fall einer temporären Tumorregression
durch eine allgemeine Therapie mit Fotemustin i.v.
54 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
ohne gleichzeitige lokale Therapie am Auge könnte
einen Hinweis auf weitere Therapieoptionen geben.
Dr. Birthe Meyer-Rüsenberg aus Hamburg erläuterte
die wesentlichen Punkte des präoperativen Vorgehens bei rhegmatogenen (rissbedingten) Netzhautablösungen sowie diejenigen der Nachsorge,
insbesondere bezüglich der Plombenchirurgie;
Dr. Lars Wagenfeld (Hamburg) übernahm den entsprechenden Part für die operative Behandlung von
Netzhauterkankungen mithilfe von sog. „Endotamponaden“ (Luft, Silikonöl oder expandierende Gase).
Mouches volantes („fliegende Mücken“), insbesondere bei akutem Auftreten und in Form von „Rußregen“, und/oder das Auftreten von Lichtblitzen sind
ein Frühsymptom der Netzhautablösung. Nach der
Diagnosestellung ist die umgehende Einweisung in
eine Augenklinik angezeigt, Ausnahme: ältere Ablationes; Antikoagulantien sollten, falls möglich, abgesetzt werden. Das Blutungsrisiko ist bei den heutigen
Operationsmethoden jedoch gering, sodass bei Vorliegen einer zwingenden Indikation zur Behandlung
mit Antikoagulantien diese nicht unbedingt unterbrochen werden muss. Postoperativ muss beim Einsatz
von Gasen meistens für mehrere Tage – abhängig
vom Befund – eine bestimmte Lagerung des Kopfes
eingehalten werden, z.B. Bauchlage, Seitenlage
oder Lagerung mit erhöhtem Oberkörper. Luft wird
innerhalb weniger Tage resorbiert und durch körpereigenes Kammerwasser ersetzt, expandierende
Gase können bis zu acht Wochen im Auge verbleiben. Während dieser Zeit besteht bei Flugreisen,
Narkosen oder niedrigem Luftdruck im Gebirge die
Gefahr einer Druckerhöhung im operierten Auge.
Ansonsten sind zwei Wochen körperliche Schonung und nach Möglichkeit Leseverbot angezeigt;
nach dieser Zeit ist die Vernarbung der operativ angelegten Netzhaut mit der Aderhaut im Wesentlichen abgeschlossen. Ein Besuch von Sauna und
Schwimmbad sollte vier Wochen unterbleiben, da
die Bindehaut, frisch operiert, noch anfällig für Infek-
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT
tionen und Chlordämpfe ist. Eine längere Gabe von
künstlichen Tränen ist sinnvoll.
PD Dr. Martin Rudolf (Lübeck) berichtete über neue
therapeutische Ansätze für die trockene AMD (altersabhängige Makuladegeneration). Gesunde, vollwertige Ernährung, Nichtrauchen, Bewegung und
Optimierung des Blutdruckes werden empfohlen
sowie bei einer Form der AMD, der Drusenmakulopathie, Nahrungsergänzungsstoffe, insbesondere
Lutein, Zeaxanthin und Omega-3-Fettsäuren. Fenretinide, ein synthetisches Retinoid, ist zurzeit in der
Phase II-Studie zur Behandlung der geografischen
Makuladegeneration; Neuroprotektion und Entzündungshemmung werden als mögliche Therapieansätze diskutiert, die Vision ist ein „Remodelling“ der
Bruchschen Membran der Netzhaut durch pharmakologisch induzierten Abtransport von Lipiden und
somit Regression von Drusen.
Gastgeber Prof. Gisbert Richard von der UKE-Augenklinik stellte die Ergebnisse der CATT-Studie
vor, einer in den USA durchgeführten vergleichenden Analyse der Medikamente Ranibizumab (Lucentis®) und Bevacizumab (Avastin®) für die Dauer
eines Jahres bei der Behandlung der feuchten AMD.
Diese Medikamente gehören zur Gruppe der VEGF
(vascular endothelial growth factor)-Hemmer, welche neu gebildete Gefäße zur Rückbildung bringen:
Für die Behandlung mit Bevacizumab wurde eine
höhere Rate von Todesfällen, gastrointestinalen Erkrankungen sowie schweren Erkrankungen mit der
Notwendigkeit der Hospitalisation und eine geringere Reduktion der Netzhautdicke gefunden als
bei derjenigen mit Ranibizumab. Bedacht werden
muss jedoch, dass die Patienten der BevacizumabGruppe sich im Durchschnitt in einer gesundheitlich
weniger günstigen Ausgangssituation befanden als
diejenigen der Vergleichsgruppe. Bevacizumab wird
in der Krebstherapie eingesetzt, und zwar in deutlich höherer Dosis; hier wird den gefundenen etwaigen allgemeinen Nebenwirkungen keine Bedeutung
beigemessen. Des Weiteren betonte der Vortragende die Bedeutung der Anheftung des Glaskörpers an der Makula für die Entstehung der AMD
und berichtete über ein neues Therapiekonzept an
der Augenklinik des UKE, welches derzeit bei ansonsten therapierefraktären Befunden zur Anwendung kommt: Nach vorangegangener Vitrektomie
(operative Entfernung des Glaskörpers) erfolgt eine
gezielte Beta-Bestrahlung der Makula mittels Brachytherapie und anschließend eine Injektion eines
VEGF-Hemmers (z.B. Ranibizumab) in den Glaskörper des Auges.
Fazit: Für die Prophylaxe und die Behandlung der
trockenen
altersabhängigen
Makuladegeneration (AMD) ist die aktive, gesundheitsorientierte
Mitwirkung der Patienten von Bedeutung, Nahrungsergänzungsstoffe können bei Vorliegen der
fortgeschrittenen trockenen AMD im Sinne der Drusenmakulopathie hilfreich sein. Für die Behandlung
der fortgeschrittenen feuchten Form dieser Erkrankung bietet vor allem die Injektion von VEGF-Hemmern in den Glaskörper des Auges eine Möglichkeit,
den ohne Therapie voraussichtlich deletären Verlauf
hinauszuzögern oder eventuell sogar abzuwenden.
Für die fortgeschrittene trockene Form der geografischen AMD sind neue Therapieansätze und Medikamente in Entwicklung.
Ophthalmoskopisches Bild einer trockenen Maculadegeneration mit multiplen, teils konfluierenden
Drusen (Foto: Lars Wagenfeld)
Zum weiterführenden Studium des Aderhautmelanoms speziell und der Ophthalmoonkologie allgemein können zwei Bücher empfohlen werden:
Jerry A. Shields, Carol L. Shields: Intraocular Tumors, An Atlas and Textbook, 2nd. ed., Lippincott
Williams & Wilkins, Wolters Kluver, 2008, ISBN
978-0-7817-7581-6, 574 Seiten, 219,95 Euro.
Bita Esmaeli (ed.): Ophthalmic Oncology, Springer
New York Dordrecht Heidelberg London, 2011, ISBN
978-1-4419-0373-7, 501 Seiten, 171,15 Euro.
Ausgabe 12 | Dezember 2011 55
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT
Impfen
Chancen nutzen für
kompletten Schutz
(Foto: ÄKSH)
Bei der Einschulung ist die Durchimpfungsrate
hoch. Um Lücken vorher schon bei Kleinkindern
zu schließen, bietet sich die U7 an.
Im vergangenen Jahr lag die vollständige Grundimmunisierung entsprechend den STIKO-Empfehlungen für Schulanfänger in Schleswig-Holstein bei
86,9 Prozent, bei den meisten Einzelkomponenten
sogar deutlich über 90 Prozent.
Zusätzlich zu diesen Daten, die jährlich im Rahmen
der Schuleingangsuntersuchung erhoben werden,
liegen seit 2005 auch Daten über Impfungen bei monatlichen Geburtskohorten ab Geburt bis zum Alter
von 24 Monaten vor. Diese auf der Basis von anonymen Versicherungsdaten und KV-Abrechnungsziffern
bei GKV-versicherten Kindern erhobenen Daten erlauben genaue Aussagen über den zeitlichen Verlauf
und die Vollständigkeit der Grundimmunisierung von
jungen Kindern und sind ein Beispiel der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen den Kinder- und Jugendärzten des ÖGD und der KV Schleswig-Holstein.
Die Auswertung lässt im Gegensatz zu den oben
erwähnten Ergebnissen der Schuleingangsuntersuchungen erhebliche Impflücken im Alter von 24
Monaten erkennen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt
sollte nach den Empfehlungen der STIKO die Grund­
immunisierung nicht nur gegen Diphtherie, Tetanus,
Pertussis, Poliomyelitis, Hib-Infektionen und Hepatitis B, sondern auch gegen Masern, Mumps, Röteln
und Varizellen abgeschlossen sein. Beunruhigend
ist in einer Zeit des immer früheren Eintritts von
56 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Kleinkindern in eine Kindertagesstätte die Erkenntnis, dass jedes vierte Kind zu diesem Zeitpunkt noch
keinen Impfschutz gegen Masern, Mumps, Röteln
oder Varizellen hat. Der ähnlich geringe Schutz gegen Hepatitis B-Infektionen ist bei dem geringen Risiko einer Ansteckung jenseits der Geburt zunächst
eher zweitrangig; allerdings bleibt die Unsicherheit,
ob die Eltern zehn Jahre später an die Wichtigkeit
einer dann präpubertären Impfung denken werden.
Die gleichfalls geringen Durchimpfungsraten gegen
Pneumokokken und Meningokokken C sind wahrscheinlich auf die erst seit 2007 bestehende Impfempfehlung der STIKO zurückzuführen.
Eine wesentliche Aufgabe aller Ärzte ist die Überprüfung des Impfschutzes ihrer Patienten bei jedem Kontakt und möglichst die sofortige Vervollständigung.
Eine besonders günstige Gelegenheit zum Nachholen versäumter Impfungen und damit zum Abschluss
der Grundimmunisierung von Kleinkindern ist die
Früherkennungsuntersuchung U7 im Alter von 20
bis 24 Monaten. Alle Kinder- und Jugendärzte, aber
auch die diese Untersuchung durchführenden Allgemeinärzte sollten im Rahmen der U7 schwerpunktmäßig und systematisch den Impfschutz überprüfen
und die Gelegenheit nutzen, fehlende Impfungen
nachzuholen. Eine gute Voraussetzung hierfür ist
die hohe Inanspruchnahme dieser Früherkennungsuntersuchung (weit über 90 Prozent), nicht zuletzt
durch die 2008 eingeführte gesetzliche Verpflichtung der Eltern in Schleswig-Holstein. Jeder Arzt im
Land kann durch zielgerichtetes Handeln dazu beitragen, dem vom Weltkinderhilfswerk UNICEF in der
Konvention über die Rechte des Kindes festgelegten
Recht aller Kinder auf ein Höchstmaß an Gesundheit
Geltung zu verschaffen.
Dr. Michael Kinet (Mitglied der AG Impfen), Kiel
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT
Strahlenchirurgie
UKSH kooperiert mit dem
Cyberknife Zentrum in Güstrow
Ein Kooperationsvertrag ermöglicht es, Patienten mit robotergestützter Strahlentherapie zu behandeln. Radiochirurgie gewinnt laut UKSH an Bedeutung.
Das Cyberknife ist ein robotergesteuerter Linearbeschleuniger, der speziell für die Hochpräzisionsbestrahlung kleiner Zielvolumina entwickelt wurde. Das
Gerät wurde bisher vor allem bei gutartigen Hirntumoren und Hirnmetastasen eingesetzt. Mittlerweile
werden aber zunehmend auch Tumoren außerhalb
des Kopfes, vor allem kleine Leber- und Lungentumoren behandelt.
Experten des UKSH und aus dem Norddeutschen
Zentrum in Güstrow schätzen die hohe Geschwindigkeit der Strahlführung durch den Roboter als Vorteil. Die Geschwindigkeit ermögliche es, Tumoren,
deren Lage sich durch Atembewegungen schnell
verändert, gut zu erfassen. Eine Software im Gerät
sorgt dafür, dass der Strahl den Tumor verfolgt (sog.
„Tracking“). Durch diese Software, die größtenteils
am Institut für Robotik der Lübecker Universität in
der Arbeitsgruppe von Prof. Achim Schweikard und
Prof. Alexander Schläfer entwickelt wird, ist das Cyberknife für die Bestrahlung bewegter Zielvolumina
nach Ansicht der am Kooperationsabkommen beteiligten Experten die zurzeit beste Methode.
Das UKSH will durch die Kooperation mit dem Cyberknife-Zentrum sicherstellen, dass auch die Patienten
des UKSH mit dieser Methode behandelt werden
und dass die robotergestützte Strahlenchirurgie in
einem akademischen Umfeld angeboten und weiter
entwickelt wird. Ferner wollen die Klinik für Strahlentherapie und das Institut für Robotik die technischen
Verfahren und die klinische Anwendung in gemeinsamen Forschungsprojekten weiter verbessern.
Die Strahlenchirurgie mit Cyberknife kommt aktuell vor allem für folgende Indikationen infrage: ein
bis drei Hirnmetastasen von maximal drei Zentimetern Durchmesser, spinale Metastasen, insbesondere nach Strahlentherapie mit Vorbelastung des
Rückenmarks, inoperable Meningeome und Akustikusneurinome oder Rezidive, therapierefraktäre Trigemeninusneuralgie und inoperable Lungen- und
Lebertumoren.
Für Patienten mit den genannten Indikationen bietet das UKSH ab sofort an beiden Standorten in
Kiel und Lübeck eine interdisziplinäre CyberknifeSprechstunde an. Patienten können laut Mitteilung
des UKSH jeweils über die Kliniken für Strahlentherapie oder Neurochirurgie angemeldet werden. Für
spezielle Fragen stehen auch die Direktoren der Klinik für Strahlentherapie, Prof. Dr. Jürgen Dunst (Tel.
0451/500-6660 oder per E-Mail strahlentherapie-hl@
uksh.de) sowie der Klinik für Neurochirurgie, Prof. Dr.
Volker Tronnier (Tel. 0451/500-2075 bzw. per E-Mail
[email protected]), zur Verfügung.
(PM/Red)

Weiterer Standort in Hamburg eröffnet
Auch in Hamburg hat kürzlich ein Cyberknife-Zentrum eröffnet. Die von den Radioonkologen und Strahlentherapeuten Prof. Michael Seegenschmiedt, PD
Dr. Fabian Fehlauer und Dr. Georg Stephan Barzen
gegründete Einrichtung geht aus dem Strahlenzentrum Hamburg hervor. Bei der Cyberknife-Methode
zerstört ein vom Roboter gesteuerter Röntgenstrahl
den Tumor, schont dabei aber gesundes Gewebe.
Voraussetzung: Der Tumor muss bildlich abgrenzbar und kontrastreich von seiner Umgebung zu unterscheiden sein. Hamburgs Gesundheitssenatorin
Cornelia Prüfer-Storcks und BundesärztekammerPräsident Dr. Frank Ulrich Montgomery hoben bei
der Eröffnung des Hamburger Zentrums die Vorteile
des Konzeptes hervor. Die Gesundheitssenatorin
wünscht sich, dass künftig alle gesetzlich Versicherten Zugang zu der Therapie erhalten. In Hamburg
ist die Knappschaft die erste gesetzliche Kasse, die
die Kosten dafür übernimmt. Das erste deutsche Cyberknife-Zentrum wurde 2005 in München eröffnet.
Hamburg ist nach Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern das zweite Zentrum dieser Art in Norddeutschland. (PM/Red)
Ausgabe 12 | Dezember 2011 57
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK
Serie Arztrecht
Arzthaftpflichtschäden und die
Grenzen der Verantwortlichkeit
Im zehnten Teil unserer Serie zum Arztrecht geht es um die Besonderheiten im
Arzthaftungsbereich. Von Johannes Neu.
Allgemein wird unter dem Schadensbegriff im Haftungsrecht jede nachteilige Beeinträchtigung verstanden, die jemand aufgrund eines bestimmten
Ereignisses an seinen Rechten oder Rechtsgütern
erleidet. Dazu sind in der Arzthaftung besonders zu
erwähnen das Leben, der Körper, die Gesundheit,
das Persönlichkeitsrecht und das Vermögen.
Die Besonderheit im Arzthaftungsbereich ist, dass
Patienten bei Beginn der Behandlung i.d.R. mit einer Krankheit belastet sind, die zwangsläufig die
Gesundheit schon beeinträchtigt und weitergehend
belasten kann. Dieses Krankheitsrisiko wird nicht
dadurch zum Arztrisiko, dass der Arzt die Behandlung übernimmt, sondern der Patient tauscht das Risiko der unbehandelten Krankheit gegen das Risiko
der Behandlung.1 Erst wenn der Arzt einen Behandlungsfehler begeht, der kausal für einen Schaden
des Patienten geworden ist, verlagert sich das Risiko
und damit die Haftung auf den Arzt.
Zunächst zum Körper- oder Gesundheitsschaden:
Der ärztliche Heileingriff ist immer eine Verletzung
des Körpers oder der Gesundheit im Sinne von § 823
BGB, auch wenn er medizinisch indiziert ist und lege
artis durchgeführt wird. Dieser Schaden kann in einem physischen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit bestehen, ebenso wie in einer physisch oder
psychisch vermittelten Störung der inneren Lebensvorgänge sowie des körperlichen oder seelischen
Wohlbefindens. Unter den Begriff der Gesundheitsverletzung im Sinne von § 823 Abs. 1 BGB fällt jedes
Hervorrufen oder Steigern eines von den normalen
körperlichen Funktionen nachteilig abweichenden
Zustandes, wobei unerheblich ist, ob Schmerzzustände auftreten.2 Auf welche Weise und wie tiefgreifend Körper oder Gesundheit geschädigt und
Schmerzen erlitten werden, ist ohne Belang. Ausgeglichen durch Schmerzensgeld werden im Rahmen
dieser immateriellen Schäden die Beeinträchtigungen des körperlichen und seelischen Wohlbefindens
wie zum Beispiel körperliche Schmerzen, Sorgen
58 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
wegen der Zukunft, Beeinträchtigung der Lebensfreude, körperliche Verunstaltung, notwendig gewordener Verzicht auf Hobby oder Sport.
Der auszugleichende Vermögensschaden besteht in
der Differenz zwischen der durch das Schadenereignis für den Geschädigten tatsächlich eingetretenen
Situation und einer Situation, die bestehen würde,
wenn das schädigende Ereignis nicht eingetreten
wäre. Darunter fallen u.a. Verdienstausfall, entgangener Gewinn, Kosten einer Heilbehandlung.
Wichtig ist der Unterschied zwischen Primärschäden
und Sekundärschäden, weil die Anforderungen an
den Beweis der Kausalität eines Behandlungsfehlers
für den jeweiligen Schaden gravierend unterschiedlich sind.3 Primärschäden sind die durch den Fehler
des Arztes unmittelbar verursachten Gesundheitsbeschädigungen (etwa bei fehlerhaft übersehener
Fraktur und die durch die unterbliebene Ruhigstellung und damit unsachgemäße Behandlung der
Fraktur eingetretene gesundheitliche Befindlichkeit). Sekundärschäden sind Folgeschäden, die erst
durch den Primärschaden entstanden sind.
Kausalität im Arzthaftungsrecht: Die rechtliche Verantwortung des Arztes für einen Schaden setzt
voraus, dass sein Behandlungsfehler (oder Aufklärungsfehler) zu einem körperlichen oder gesundheitlichen Primärschaden des Patienten geführt
hat (haftungsbegründende Kausalität). Für sich daraus entwickelnde weitere (Sekundär-)Schäden
(haftungsausfüllende Kausalität) haftet der Arzt
ebenfalls. Auf der Ebene der haftungsbegründenden Kausalität ist zu klären, was die Ursache des primären Gesundheitsschadens ist und wer dafür die
Verantwortung zu tragen hat. Die sekundären Schadensfolgen sind auf Ebene der haftungsausfüllenden Kausalität abzuklären, insbesondere ob eine
körperliche oder geistige Beeinträchtigung nach vorangegangener Rechtsgutverletzung stattgefunden
und welche zu entschädigende Auswirkung diese
nach sich gezogen hat.
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK
Zu den Grenzen der Verantwortlichkeit: Arzt und
Krankenhausträger haften nur für den durch einen
Behandlungsfehler verursachten Schaden. Eine Haftung besteht auch bei Vorliegen eines Behandlungsfehlers nicht, wenn kein Schaden entstanden oder
ein Schaden nicht nachweisbar ist. Die Gefährdung
als solche führt nicht zu einer Rechtsfolge. Fehler­
unabhängig, also schicksalhaft eingetretene Schäden begründen keine Einstandspflicht, auch nicht
der Arztfehler, durch den der Krankheitsverlauf nicht
messbar verschlimmert wurde.4
Zur Verantwortlichkeit bei einem Fehler des nachbehandelnden Arztes: Der Arzt haftet nicht nur für
die durch seinen Fehler herbeigeführte Primärverletzung, sondern grundsätzlich für alle sich daraus
adäquat entwickelnden Schadenfolgen, auch dann,
wenn an ihnen Dritte, etwa ein nicht fachgerecht
gleichzeitig oder nachbehandelnder Arzt mit beteiligt sind. Die Berücksichtigung der Verursachungsanteile erfolgt erst im Innenausgleich unter den
beteiligten Schädigern.5 Die Grenze, bis zu welcher
der Erstschädiger dem Verletzten für die Folgen einer späteren fehlerhaften ärztlichen Behandlung einzustehen hat, wird in der Regel erst überschritten,
wenn es um die Behandlung einer Krankheit geht,
die mit dem Anlass für die Entstehung in keinem
inneren Zusammenhang steht, oder wenn der die
Zweitbeschädigung herbeiführende Arzt in außergewöhnlich hohem Maße die an ein gewissenhaftes
ärztliches Verhalten zu stellenden Anforderungen
außer Acht gelassen und derart gegen alle ärztlichen
Regeln und Erfahrungen verstoßen hat, dass der eingetretene Schaden seinem Handeln haftungsrechtlich wertend allein zugeordnet werden muss.6
Die Haftung wird nicht dadurch eingeschränkt, dass
ein Patient aufgrund seiner besonderen physischen
oder psychischen Konstitution für die betreffende Gesundheitsschädigung stärker anfällig ist und deshalb
einen schwereren Schaden erleidet als eine Person
mit normaler Konstitution. Es ist der volle Schaden zu
ersetzen.7 Der Arzt hat den Patienten so zu nehmen,
wie er ist. Verarbeitet der Patient das ihm ärztlich zugefügte Missgeschick auf falsche Weise oder verfällt er
einer Begehrensneurose, hat der Arzt, um sich zu entlasten, zu beweisen, dass der Patient ohne die fehlerhafte Behandlung und deren Folgen aufgrund seiner
Persönlichkeitsstruktur in seiner privaten und beruflichen Sphäre aus womöglich objektiv geringfügigem
Anlass in ähnlicher Weise – alsbald oder später –
gescheitert wäre, ferner, dass unbewusste Begeh-
rensvorstellungen des Patienten zu einer unangemessenen Verarbeitung der erlittenen körperlichen
Beeinträchtigung mit der Folge einer Minderung seiner Erwerbsfähigkeit geführt haben, die dann keine
Einstandspflicht begründet.8 Die Haftung des Arztes für aus einem Behandlungsfehler in Betracht stehende Primär- oder Sekundärschäden entfällt, wenn
er beweisen kann, dass diese Schäden sich behandlungsunabhängig in entsprechender Weise auch bei
fehlerfreier Behandlung verwirklicht hätten.9 Bei Vorhandensein einer Schadenanlage, die zum gleichen
Schaden geführt haben würde, ist die Ersatzpflicht
auf die Nachteile beschränkt, die durch den früheren
Schadeneintritt bedingt sind.8.
Literatur beim Verfasser oder im Internet unter
www.aerzteblatt-sh.de.

Serie Arzt und Arzthaftung
1.Ärztliche Sorgfalt, Fahrlässigkeit, Behandlungsfehler
2. Allgemeine Qualitätsanforderungen
3. Diagnostik
4. Therapie
5. Verantwortlichkeiten bei Arbeitsteilung
1. Horizontale Arbeitsteilung
2. Vertikale Arbeitsteilung
6. Anforderungen an die Kommunikation
1. Arzt/Arzt
2. Arzt/Patient
7. Aufklärung 1
1. Arten der Aufklärung
2. Grundaufklärung
3. Risikoaufklärung allgemein
4. Aufklärung über alternative Behand-
lungsmethoden
8. Aufklärung 2
5. Aufklärungspflichtiger
6. Aufklärungsadressaten
7. Form und Zeitpunkt
9. Dokumentation
10. Der Arzthaftpflichtschaden
1. Schadenbegriffe
2. Kausalität
11. Zivilprozessuale Konfliktlösung
1. Entwicklung der Arzthaftpflicht
prozesse
2. Verfahrensgrundzüge des Arzthaft-
pflichtprozesses
12. Norddeutsche Schlichtungsstelle
1. Institution
2. Verfahrensgang
3. Antragsentwicklung
4. Prozessvermeidungsquote
Ausgabe 12 | Dezember 2011 59
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK
Gastbeitrag
Altern - eine Aufgabe, die oft
nicht leicht fällt
Erfahrungen und Überlegungen eines Emeritus nach Ende seiner akademischen
Tätigkeit und am Übergang in das neunte Lebensjahrzehnt. Von Carl Schirren
Das Altern ist für jedes Individuum der letzte Lebensabschnitt. In der Regel ist dieser Abschnitt mit der
Aufgabe der Berufstätigkeit verbunden. Wenn ich mir
das Leben von emeritierten Professoren der Medizin
ansehe, d.h., wie sie ihr Leben gestalteten, nachdem
sie in den Ruhestand getreten waren, so bietet sich
ein sehr vielschichtiges Bild.
Da finden wir einige, die sich weiterhin ärztlich betätigten. Einer versuchte, sich in den bisher von ihm
benutzten Räumen zu betätigen, wurde daraus aber
sehr höflich hinauskomplimentiert. Andere gingen
ihren Neigungen nach und beispielsweise auf die
Jagd. Wieder andere hielten es für angebracht, sich
schriftstellerisch zu betätigen und schrieben ihre
Memoiren, wobei z.B. die Geschichte des eigenen
Faches und dessen Entwicklung unter ihrer eigenen
Mitwirkung einen breiten Raum einnahm. Schließlich setzte einer seine bereits begonnene Neigung
zu Gedichten fort.
Wiedemann hat eine Fülle von Büchern herausgegeben, in denen er sich mit den Problemen Hochbetagter auseinandersetzte, deren Handschriften in
seine Überlegungen einbezog und Geronimo Cardano (1501-1576) ausdrücklich erwähnt, welcher
den Umgang mit wesentlich Älteren zu einer Lebensregel gemacht hatte. Völlig fern von diesen Vorhaben widmete sich einer einem Projekt, das ihn zwar
schon in seiner Amtszeit beschäftigt hatte, das allerdings seine volle Arbeitskraft so sehr in Anspruch
nahm, dass dieses Spezialinteresse zu kurz kommen musste. So nahm er sich nach seiner Entpflichtung kulturhistorisch bedeutsame Bauten im alten
Klinikgelände vor und betätigte sich fortan als eine
Art „Generalmanager“ schwerpunktmäßig mit dem
Erhalt wertvoller Bausubstanz. Es sind also viele
Möglichkeiten, denen wir begegnen. Mit dem Begriff
„Altern als Aufgabe“ ist gemeint, dass mit dem Älterwerden ein aktiver Vorgang verbunden sein sollte.
Es ist nicht so, dass man gewissermaßen, wie viele
Ältere meinen, passiv in das Altwerden hinüber glei60 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
tet und selbst nichts aktiv dazu beizutragen hat. Vielmehr meine ich, dass gerade der Übergang aus dem
aktiven Berufsleben in die Altersphase Überlegungen darüber erforderlich macht, ob und wie die kommenden Jahre gestaltet werden sollen.
Folglich kann es nicht so sein, nach Abschluss der
beruflichen Tätigkeit in die Altersphase hineinzugehen mit dem Anspruch, es sei genug gearbeitet
worden und jetzt habe man sich eine dauerhafte Erholung „verdient“. Dazu gehört auch, dass man die
eigenen körperlichen Möglichkeiten berücksichtigt,
um eine körperliche Tätigkeit praktizieren zu können
und um über eine „angepasste Bewegungspraxis“
eine positive Beeinflussung des Stoffwechsels auszuschöpfen.
Die Aufgabe der beruflichen Tätigkeit bedeutet auch
für den Hochschullehrer eine sehr entscheidende
Zäsur, da er in einem Lebensalter qua Gesetz plötzlich aus ihr herausgerissen wird und von Stund an
nicht mehr seinen bisherigen Verpflichtungen nachgehen „darf“, was dann zusätzlich mit der Bemerkung versehen wird, dass man jüngeren Kräften
Platz machen müsste.
Ich halte gerade diese Begründung für ausgesprochen widersinnig. Denn mit der Emeritierung wird
zwar tatsächlich Platz gemacht, aber der berufliche
Erfahrungsschatz des Hochschullehrers, der in der
Regel in 40 Jahren erworben wurde, droht auf diese
Weise verloren zu gehen. Wie viel besser und rationeller wäre es dagegen, wenn sich Universität und
Aufsichtsbehörde darauf besinnen würden, diesen
Erfahrungsschatz noch weitere Jahre zu nutzen, soweit die Gesundheit des Professors es zulässt und
er dazu bereit sein sollte. Auf diese Weise könnten
seine Erfahrungen an die jüngere Generation weitergegeben werden, beispielsweise durch die Vermittlung bestimmter Kurse oder allgemein der klinischen
Untersuchung. Die Studenten hätten dann die Möglichkeit, aus dem Munde des Älteren dessen Erfahrungen kennen zu lernen, um diese dann auch im
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK
eigenen Bereich verwerten zu können. Es ist nicht
zu verstehen, dass man sich diesen Gedankengang
nicht zu Nutze gemacht hat. Die medizinische Wissenschaft hat in den letzten 50 bis 60 Jahren zwar
auf allen Gebieten erhebliche Fortschritte gemacht,
ohne dass sich etwa in der Dermatologie oder Urologie die klinischen Krankheitsbilder grundsätzlich
verändert hätten. Verändert haben sich dagegen die
technischen Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie. Die Vermittlung an Studenten, wie man eine
Diagnose stellt, wie man einen Patienten untersucht
und wie man die Diagnostik gegebenenfalls durch
Laboruntersuchungen untermauert: Das ist im Allgemeinen heute noch so, wie es vor 100 Jahren üblich
war. Der Umgang mit dem Kranken, das Gespräch
mit ihm, die Zuwendung des Arztes sind Gesichtspunkte, die der Ältere sehr gut vermitteln kann. Demgegenüber ist der so sehr gepriesene „Unterricht in
kleinen Gruppen“ nicht das geworden, was man sich
davon versprochen hatte. Die Erfahrung lehrte, dass
mit dieser Spezialunterrichtsform immer die jüngsten Assistenten betraut worden sind, die selbst noch
in statu nascendi befindlich waren.
In der Literatur gibt es nur wenige Aussagen zum Altwerden. Franz Büchner bringt mit 70 Jahren seine
„Pläne und Fügungen“ heraus und schreibt darin
über die Familiengeschichte mit einem Schwerpunkt
auf der beruflichen Laufbahn. Ihn bewegte vor allem
sein Freiburger Institut, dessen Wiederaufbau ihn
nach der Zerstörung durch einen Bombenangriff beschäftigte. Rein persönliche Dinge erfährt man darin
nicht. Auch Werner Wachsmuth schreibt im Alter von
85 Jahren über „Ein Leben mit dem Jahrhundert“ und
stellt darin seine ärztliche Tätigkeit als Chirurg in den
Vordergrund. Er findet, dass das Verhältnis der Menschen zueinander kühler geworden sei. Auch sei es
eine natürliche Folge der Zeit, wenn die Ärzte seiner
alten Klinik an ihm grußlos vorübergehen, um zum
Schluss zu der Bemerkung zu kommen, dass „carpe
diem, quam minimum credula postero“ eine Mahnung sei, die er sich zu Herzen genommen habe. Ein
sehr bemerkenswertes Buch. Wenn wir darin nichts
über das Alter finden, so beruht das auf seiner Lebenseinstellung. Er fand Entspannung in der Jagd.
Ganz anders Frank Schirrmacher. Er beschreibt in
seinem Buch „Das Methusalemkomplott“ sehr ausführlich den Zuwachs der Alten in der Bevölkerung,
ohne jedoch eine Erklärung dafür zu finden, aus welchen Gründen es zu diesem Phänomen kommt. Andererseits vermittelt er Hinweise über das Altern der
Menschheit in verschiedenen Ausdrucksformen.
Wladimir Lindenberg spricht das „Altern zu zweit“
an und meint, dass der Alterungsprozess beide Lebenspartner gemeinsam betrifft und dass man nicht
vergessen sollte, als Alternde auch den Kontakt zur
jungen Generation nicht zu vernachlässigen, da die
Jugend erfahrene Menschen benötige – wenngleich
die gegenwärtige Entwicklung etwas anderes deutlich zu machen scheint: dass die Jugend nämlich von
der Generation der Alten nichts wissen will, da sie
eine scheinbare Bevormundung durch sie befürchtet. Einen sehr wichtigen Aspekt der Gemeinsamkeit im Alter nennt Margot Benary-Isbert, die davon
spricht, dass es sehr wichtig sei, wenn beide Partner
miteinander sprechen können bzw. sich darum bemühen, es zu erlernen. Denn das Wort sei die Brücke vom Ich zum Du. Jacob Grimm hielt eine Rede
vor der königlichen Akademie der Wissenschaften
in Berlin auf seinen Bruder Wilhelm mit dem Thema:
„Rede über das Alter“ und führt darin u.a. aus: „Man
könnte also, ohne paradox zu sein, aufstellen, dass
im Alter sooft es die Gesundheit angreift und erschüttere ... ein Gefühl des Wohlseins reger als in
der vorausgegangenen Lebensstufe“ sein würde.
Huber und Worin gehen einen ganz anderen Weg,
wenn sie medizinische Aspekte beim alternden
Mann in den Vordergrund stellen und beispielsweise auf den Hüftspeck des Alternden und andere
Körperveränderungen hinweisen. Man muss dazu
berücksichtigen, dass ein Bauingenieur und ein Gynäkologe dieses Buch geschrieben haben und darin vor allem die eigenen Erfahrungen unterbringen,
ohne die psychische Seite gebührend zu berücksichtigen. Viktor Frankl fasst seine Einstellung zum Altern
in eine Art von Gleichnis, in welchem der Pessimist
einem Mann gleicht, der vor seinem Wandkalender
steht und mit Furcht und Trauer sieht, wie der Kalender immer schmächtiger wird, während der Optimist
einem Mann gleicht, der das Kalenderblatt fein säuberlich und behutsam zu den übrigen schon früher
abgerissenen Blättern legt, um zu sagen: „Was ist‘s,
selbst wenn dieser Mensch merkte wie er altert?“
Arnold Toynbee und der Japaner Daisaku Ikeda
gehen einen völlig anderen Weg und nähern sich
in ihrem Dialog „Wähle das Leben“ dem alternden
Menschen anders. Ikeda weist darauf hin, dass
ebenso wie der modernen Planung von Wohlfahrts­
einrichtungen auch der geistigen Betätigung alter
Leute Aufmerksamkeit gewidmet werden müsse,
um ihnen einen Grund zum Weiterleben zu geben,
Ausgabe 12 | Dezember 2011 61
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK
während man sie bei der Abschiebung in ein Heim
leicht zur Verzweiflung bringen würde. Die Folgen
der Verstädterung würden die traditionelle Dreigenerationenfamilie zerstören und aus Nachbarn
Fremde machen.
Schließlich noch einige Bemerkungen von Erasmus von Rotterdam aus seinen „Vertraulichen Gesprächen“. Er lässt darin im Altmännergespräch
den Glycion sagen: „Der Schlaf ist schlechter und
mein Gedächtnis merkt sich die Dinge nicht mehr
so leicht, außer wenn ich mir etwa fester einpräge
(...) mit den Ärzten habe ich nichts zu schaffen.
Ich habe nie zur Ader gelassen, noch Pillen geschluckt, noch Heilsäfte getrunken. Fühle ich mich
abgespannt, so verscheuche ich die Unpässlichkeit
durch Mäßigung im Essen oder durch einen Aufenthalt auf dem Land (...) studieren bedeutet für mich
Spaß, nicht Plackerei, insofern ich es ja zu meinem
Vergnügen oder zur praktischen Umsetzung im Leben betreibe“.
Das alles sind Äußerungen, die eine Erklärung dafür bieten, aus welchen Gründen man den Alternden
aktiv am Leben der jüngeren Generation teilnehmen
lassen sollte. Denn auch das Altern besitzt eine Funktion, die in der Gegenwart eine zunehmend pharmakologisch-mechanistische Behandlung erfährt und
keine Zuwendung zu den Dingen, die einen alternden Mann bewegen dürften. Man kann aufgrund des
Fortschritts in der Medizin viele Symptome des Alternden mit Medikamenten bessern. Damit ist jedoch
das sogenannte Übel nicht an der Wurzel gepackt,
sondern nur verschleiert worden. Vielmehr bedürfte
es einer inneren Verarbeitung dieses Phänomens
„Alter“, um als solches akzeptiert zu werden.
Mein Ruhestand vor 25 Jahren war seinerzeit ein
Ereignis, auf welches ich nicht vorbereitet war. Ich
hatte vielmehr unter der Devise gelebt, dass alles
so weitergehen würde, wie es bisher gewesen war,
und wurde darin unterstützt, dass ich viele Gespräche über meine Nachfolge geführt hatte, in welchen
mir von verantwortlicher Seite immer wieder bestätigt wurde, dass ich bis zur Einführung meines Nachfolgers in meiner gegenwärtigen Position bleiben
würde. Das war gefährlich, denn ich gab Vertrauen
gegen ein Nichts. Und so kam es auch.
Ich habe meine alte Wirkungsstätte nie wieder betreten, was sicher gut war. Dafür ließ ich mich in der
Nähe des Klinikums in freier Praxis nieder, hatte einen geregelten Arbeitstag, alte Patienten suchten
mich auf, obwohl ihnen gesagt worden war „Prof.
62 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Schirren gibt es nicht mehr“ und meine alte Sekretärin die Order erhalten hatte, nicht zu wissen, wo ich
geblieben sei; ich war recht zufrieden.
Außerdem benutzte ich die Zeit dafür, um mich darauf vorzubereiten, dass ich „Ruheständler“ sein
sollte. Das wiederum bedeutete, dass ich lernen
musste, nun täglich im Hause zu sein und meine
Frau durch meine Anwesenheit nicht zu stören – eine
Erfahrung, die viele andere auch machen mussten.
Zugleich wandte ich mich Gebieten zu, die ich bisher vernachlässigt hatte, weil der „Dienst“ es nicht
erlaubte. Das war meine schon in der Jugend vorhandene Neigung, mich mit Familiengeschichte zu
beschäftigen. Dazu gehörte zum Beispiel auch, mich
dem Wirken meines Urgroßvaters zuzuwenden, der
als Historiker in Dorpat und Kiel gewirkt hatte und
dessen Nachlass ich mit dem Tode meines Vaters
übernommen hatte.
Das mag merkwürdig erscheinen, weil in der Regel
die Menschen einem vor 100 Jahren abgeschlossenen Leben keine Beachtung mehr schenken. Ich
machte mich also auf eine Spurensuche in den Archiven der Universitäten und Bibliotheken nach Dokumenten und Briefen, machte dieselben lesbar, weil
die Handschrift oft nicht zu entziffern war, und publizierte vieles in baltischen Zeitschriften; die Familie
stammte aus dem Baltikum. Auf diese Weise wurde
ich auch angefragt, ob ich die Nachschrift eines
Schülers meines Urgroßvaters von Vorlesungen über
die „Geschichte Livlands“ aus dem Jahr 1866, die in
der nicht mehr gebräuchlichen Sütterlin-Schrift abgefasst war, in die heute übliche Schrift transferieren könnte. Das war an meinem Computer Arbeit für
ein Dreivierteljahr. Dies ergab ein Manuskript von
rund 150 Seiten DIN A4. Ich habe durch diese Arbeit Verständnis für die Historiographie meines Ahnen erlangt und sein Wort schätzen gelernt: „Nur der
Weg zur Quelle“ kann der richtige sein. Aufgrund der
Erfahrungen, welche die Baltische Historische Kommission mit meiner Arbeit gemacht hatte, kam eine
weitere Anfrage, ob ich ein handschriftlich abgefasstes Vorlesungsmanuskript lesbar machen könnte.
So ist für die nächste Zeit eine interessante Aufgabe
für mich vorhanden. Ich schließe mit einem Wort von
Marcus Tullius Cicero: „Keine Angst vor dem Altwerden!“
MITTEILUNGEN DER AKADEMIE
Akademie für medizinische Fortund Weiterbildung
Esmarchstr. 4
23795 Bad Segeberg
Geschäftsführerin: Helga Pecnik M. A.
Büroleiterin: Petra Petersen
Neuer Vorstand im Institut für
Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie
Am 18.11.2011 fanden Neuwahlen des Vorstandes
des Instituts für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie statt. Gewählt wurden als Vorsitzende
Dr. Silke Kleinschmidt, Seeretz, als Beisitzer Dr.
Barbara Mensing, Plön, und Dr. phil. Dipl.-Psych.
Dietmar Ohm, Lübeck.
Update Allgemeinmedizin
Die interaktive Fortbildungsreihe Update Allgemeinmedizin wird weiter fortgesetzt. Die hier angebotene Kleingruppenarbeit wird von den Teilnehmern
sehr positiv bewertet. Die nächsten Themen heißen:
Depressive Menschen in der Hausarztpraxis - Erkennen, behandeln, Weichen stellen, und Beratungs­
anlass Thoraxschmerz (nicht kardial bedingter
Thoraxschmerz. Zielgruppe der Veranstaltung sind
niedergelassene Allgemeinärzte(innen), Niederlassungswillige, Ärzte(innen) in der Weiterbildung zur
Allgemeinmedizin, Wiedereinsteiger(innen) und PJler.
Termin: 9. März 2012
Grundkurs Hygiene
Die Bundesärztekammer hat aktuell eine strukturierte curriculare Fortbildung zum „Krankenhaushygieniker“ beschlossen. Diese Fortbildung umfasst
200 Std., aufgeteilt in Kurs A (Modul 1, Grundkurs
für hygienebeauftragte Ärztinnen und Ärzte) sowie
Kurs B (Module 2-6, Krankenhaushygieniker). Die
Module 2-6 werden in der Akademie voraussichtlich ab der 2. Jahreshälfte 2012 angeboten. Mit der
Teilnahmebestätigung der Akademie können die
Kursteilnehmer(innen) bei ihrer Ärztekammer eine
Bescheinigung beantragen, die es ihnen ermöglicht,
die erworbene Zusatz-Qualifikation öffentlich anzukündigen. Zielgruppe sind hygienebeauftragte Ärztinnen und Ärzte von medizinischen Einrichtungen.
Tel. 04551/803-166
Fax 04551/803-194
www.aeksh.de/akademie
E-Mail [email protected]
Das Modul 1 startet am 5. März bis zum 9. März. Interessierte können sich gern formlos anmelden per Mail
[email protected] oder per Fax 04551/803-194.
Termin: 5.-9.3.2012
Veranstaltungen im Januar 2012
13. Januar, Beginn: 16:00 Uhr, 6 Termine
Basiskurs Palliativmedizin
14. Januar, Beginn: 9:30 Uhr
Balint-Gruppe 13
17.-21. Januar, Beginn: 9:00 Uhr
Fachkunde Strahlenschutz - RöV/Medizin
17. Januar, 9:00-12:15 Uhr
Erwerb der Kenntnisse im Strahlenschutz nach
RöV - Theoretischer Teil
17.-19. Januar, Beginn: 10:45 Uhr
Grundkurs im Strahlenschutz nach RöV
18. Januar, 16:30-19:45 Uhr, 8 Termine
Balint-Gruppe Mi 5
19.-21. Januar, Beginn: 14:00 Uhr
Spezialkurs im Strahlenschutz nach RöV
20.-22. Januar, Beginn: 15:00 Uhr
Akupunktur - Block A
20.-21. Januar, Beginn: 15:00 Uhr
Block 18 Kursweiterbildung Allgemeinmedizin
21.-22. Januar, 9:00-16:15 Uhr
Naturheilverfahren Fallseminar 3
21. Januar, 13:30-16:45 Uhr
Spezialkurs im Strahlenschutz nach RöV
‚Interventionsradiologie‘
22. Januar, 9:00-16:30 Uhr
Block 19 Kursweiterbildung Allgemeinmedizin
28. Januar, 9:15-12:00 Uhr
Neurobiologische Grundlagen der Psychosomatik und ihre Implikationen für die Psychotherapie
Ausgabe 12 | Dezember 2011 63
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK
Informationskampagne
Werber machen die Arbeit von
Radiologen transparent
Eine Berliner Werbeagentur startet im Auftrag der Deutschen Röntgen­
gesellschaft eine Informations- und Aufklärungskampagne.
Unsichtbares sichtbar machen – das ist die Hauptaufgabe der Strahlen einsetzenden Medizin. Das
selbe Ziel verfolgt die Informations- und Aufklärungsinitiative „Medizin mit Durchblick” für die Deutsche
Röntgengesellschaft e.V. (DRG). Die Agentur setzte
sich im Auswahlverfahren durch und rückt ab sofort
die Radiologie mit Informationsmaterialien, Presse­
arbeit und einer Webseite stärker in den Fokus der
Öffentlichkeit. Kern der Kommunikationsoffensive
sind Poster, die das eigentliche Motiv erst auf den
zweiten Blick erkennen lassen und die Leistungen
der Mediziner in Diagnose und Therapie verdeutlichen. So erkennt das ungeschulte Auge auf dem
nebenstehenden Motiv nur eine Walnuss, der Radiologe hingegen einen Schlaganfall.
„Die Radiologie und Strahlenmedizin bietet vielfältige Diagnose- und Behandlungsmethoden, die
nach wie vor nur wenig bekannt sind”, sagt Bernhard
Lewerich, Geschäftsführer der DRG. „Die Initiative
zeigt auf anschauliche und selbstbewusste Weise
das gesamte Leistungsspektrum und hilft somit, das
Bild unserer medizinischen Disziplin in den Köpfen
der Menschen zu schärfen.”
„Radiologen und Strahlenmediziner sind viel mehr
als nur die Gerätebediener”, sagt Agenturchef
Stefan Wegner. „Unsere Kampagne zeigt plakativ,
was die Menschen hinter der Technik wirklich können.”
Die Informationsmaterialien wie Flyer und Booklets für Patienten-CDs sowie die neue Webseite
www.medizin-mit-durchblick.de klären über Möglichkeiten und Einsatzgebiete der Radiologie und
Strahlenmedizin auf und sollen den Bekanntheitsgrad aller radiologischen Fachgebiete steigern. Die
Informations- und Aufklärungsinitiative ist auf zwei
Jahre angelegt und richtet sich an Patienten und die
64 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
breite Öffentlichkeit. An ihr beteiligen sich neben der
DRG fünf weitere medizinische Fachgesellschaften
aus den Bereichen der Radiologie, Strahlen- und Nuklearmedizin. Zu den Kosten der Kampagne wurden
keine Angaben gemacht. Die Deutsche Röntgengesellschaft e.V. wurde 1905 gegründet und gehört
mit ihren rund 6.300 Mitgliedern zu den traditionsreichen und bedeutenden medizinischen Gesellschaften. Die DRG widmet sich der Förderung der
Radiologie in allen ihren Bereichen. (PM/Red)
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK
Ausgabe 12 | Dezember 2011 65
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK
„Wissenwerte“
Auf das Wissenschaftsjahr 2011
folgt das Zukunftsprojekt Erde
Die Wissenswerte ist auch für junge publikationsfreudige Mediziner einen
Besuch wert. In diesem Jahr wenig Beteiligung aus Schleswig-Holstein.
Das noch bis Jahresende laufende Wissenschaftsjahr mit dem Generalthema „Gesundheit“ (siehe
Ausgabe 12/2010, S. 76) hat im Vergleich zu den früheren Wissenschaftsjahren ab dem Jahr 2000 über
die Medien eine sehr große Publizität erreicht, ohne
allerdings so viele Menschen wie im Vorjahr direkt
in die zahlreichen Veranstaltungen zu ziehen. Ob
dies mit einer thematischen „Übersättigung“ bei
den Gesundheitsinteressierten und der notorischen
Schwererreichbarkeit der eigentlichen Zielgruppen
zusammenhängen könnte, konnten die Vertreter
des verantwortlichen Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF, Ministerialdirigent Wilfried Kraus) und der Initiative Wissenschaft im Dialog
(WiD, Dr. Herbert Münder) bei der neunten Auflage
der „Wissenswerten“ in Bremen noch nicht sagen.
Genaue Ergebnisse der Informationskampagnen sollen in Kürze unter der Internetadresse www.bmbf.de
zur Verfügung stehen.
Das kommende Wissenschaftsjahr 2012 steht im
Zeichen der Forschung für nachhaltige Entwicklungen zur Erhaltung der Erde in sozialer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht und beinhaltet
folgende Fragen: Wie wollen wir leben? Wie müssen wir wirtschaften? Wie können wir unsere Umwelt bewahren? (www.zukunftsprojekt-erde.de)
In diesen Fragen wie auch in den genannten Einzelthemen wie Bionik, Megacities, Verminderung
der Biodiversität oder Verlust der Nacht finden sich
immer auch relevante gesundheitlich-medizinische
Aspekte. Die Frage, welches Gesundheitswesen
mit welcher ethischen und wirtschaftlichen Grundlage gewollt ist, könnte in diesem größeren Rahmen
gut mitdiskutiert werden.
Im Übrigen brachte die „Wissenswerte“ (Jahrestreffen der deutschen Wissenschaftsjournalisten) wie
immer auch zahlreiche gesundheitswissenschaftliche und medizinische Themen. Eingeleitet wurde
das Treffen mit einer Comedy-Performance des ehemaligen Kollegen (beim Hessischen Rundfunk und
66 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
beim Westdeutschen Rundfunk Gesundheitsfernsehen) Dr. Eckart v. Hirschhausen, der seinen massenwirksamen Weg der humorvoll unterhaltenden
Wissensvermittlung verteidigte: „Wissenschaft und
Journalismus können viel mehr Humor vertragen,
ohne trivial zu werden!“
Unter den Ausstellern fiel die gut positionierte Entzündungsforschung
des
Universitätsklinikums
Schleswig-Holstein (UKSH) Campus Kiel auf, ferner
die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (www.
zbmed.de), das Online-Suchportal www.medpilot.de
für medizinische Fachliteratur, das Informationsportal www.dasgehirn.info, die (wohl langsam zusammenwachsenden) Verbände der Medizinjournalisten
unter dem Dach VDMJ oder von der Industrie die Fa.
MSD zum Thema Impfen. Bei zahlreichen weiteren
Ausstellern wie Hochschulen oder Akademien und in
manchen Referaten kamen auch spezielle medizinische Aspekte zur Sprache. Aus Schleswig-Holstein
waren diesmal kaum Referenten und Teilnehmer dabei, allerdings verbargen sich manche unter anderen Labels – viele Hamburger waren da, z.B. der in
Flensburg geborene Medizinredakteur der „Zeit“, Dr.
Harro Albrecht.
Allgemeine aktuelle Hinweise für die Berichterstattung aus der Wissenschaft gab es in Bremen zur
Genüge. Auch für jüngere publikationsfreudige Mediziner könnte es interessant sein, einmal nach Bremen zu fahren, um in Werkstattberichten oder auch
im inoffiziellen Smalltalk etwas über Fallstricke bei
der Veröffentlichung von Studien zu hören oder über
Probleme der digitalen Recherche, Gefahren der beruflichen Teilnahme an Social Media, über professioneller (oder cleverer?) werdende Pressestellen, über
Faktentreue versus „schöne Geschichte“ ...
Wie allerdings die „Wissenswerte“ fortgeführt wird
(die zugrundeliegende „Initiative Wissenschaftsjournalismus“ endet jetzt), war für den Chronisten noch
nicht ganz zu erkennen.
Horst Kreussler
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK
Auslandseinsatz
Von Kronshagen zur Versorgung
am Smokey Mountain in Manila
Dr. Eberhard Kreikemeier aus Kronshagen war 1991 für „Ärzte für die Dritte
Welt“ tätig. Sein Rückblick auf einen Einsatz in Manila.
Ich nehme an und hoffe, dass Sie schon von diesem
Komitee gehört haben. Es handelt sich um eine Organisation, die Herr Bernhard Ehlen 1984 in Frankfurt gegründet hat und deren Präsidentin seit Jahren
die bekannte Ärztin und Schauspielerin Dr. Maria
Furtwängler ist. Aufgabe des Komitees ist es, in den
verschiedensten Teilen der Welt den Ärmsten der Armen ärztlich-medizinisch und vor allem humanitär zu
helfen. Angesichts des großen Elends in den Slumvierteln kann diese Hilfe nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Aber steter Tropfen höhlt bekanntlich
den Stein.
Zu den sechs Wochen dauernden Einsätzen fahren junge Kollegen der verschiedensten Fachrichtungen, ich glaube aber besonders viele Pädiater
in ihrem Jahresurlaub oder zwischen Klinik und Niederlassung und auch Senioren nach ihrer aktiven
Berufstätigkeit. Geld verdient man nicht dabei, aber
man gewinnt viel medizinische und menschliche Erfahrung.
Wir wohnten in einem sehr schlichten Haus im Armenviertel Tondo von Manila. Am zweiten Tag
wurden wir zwei Ärzte mit einem ordentlichen
„Jeepney“ (Eigentum des Komitees) von Fahrer
und drei Health-Workern abgeholt. Wir fuhren etwa
eine Stunde durch ausgedehnte Vorstädte und rumpelten zuletzt durch erbärmliche Slums zur Einsatzstelle „Patayas“. Dort wurden unsere mitgebrachten
Instrumente und Medikamente in einer Art „offenem“ Raum, also nur Dach und darunter Bänke und
ein Tisch, aufgebaut. Die Patienten kamen mit ihrer für 25 Cent gekauften Karteikarte zu uns beiden
Ärzten. Wir hatten jeder einen vom Komitee bezahlten Health-Worker für Anam­nese und für Erklärungen als Dolmetscher bei uns. Zum Glück kamen zu
mir fast nur Kinder, die mich mit großen ängstlichen
Augen, aber ohne Gegenwehr oder gar Geschrei
anschauten.
Die Erwachsenen wurden von meiner älteren Kollegin (einer pensionierten Allgemeinärztin) versorgt.
Die Patienten erwarteten offenbar nach der Untersuchung unbedingt ein Medikament. Aber ein Vitaminpräparat ist für diese armen Menschen sicher mehr
als ein Placebo.
Gleich neben unserem Wohnviertel begann der Slum
am Müllberg – dem Smokey Mountain, auf dem Kinder und Erwachsene alles sammelten, was noch irgendwie verwendbar erschien, zum Eigengebrauch
oder zum Recycling.
Jeden Tag in der Woche besuchten wir in festem
Rhythmus eine andere Station, in der bei unserer
Ankunft schon viele Patienten auf die „German Doctors“ warteten.
Es ist sicher nicht leicht, die natürlich begrenzten
Mittel (durch Spenden zusammengetragen) richtig
und sinnvoll zu verteilen. Eines erschien mir jedenfalls sicher: Niemand bereichert sich persönlich an
den Spendengeldern.
In Novaliches sah ich unter den insgesamt 150 Patienten eines Tages unter anderem ein großes Staphylloma des linken Auges, das vor zwei Jahren (!)
durch eine Masernkeratitis entstanden war und noch
nie einem Arzt vorgestellt wurde. Wir konnten den
Patienten auf unsere Kosten in eine staatliche Augenklinik überweisen.
Als sich herumgesprochen hatte, dass ich Kinderarzt bin, kamen deutlich noch mehr Kinder in die
Stationen. Einige von ihnen waren erbärmlich unterernährt, vor allem nicht gestillte, kleine Säuglinge,
weil die Mütter aus Kostengründen viel zu wenig
Milchpulver gaben. Zum Glück konnten wir diese unserem angeschlossenen „Feeding-Programm“ zuführen. Kinder mit Hasenscharten konnten wir auf
Kosten des Komitees in sehr guten staatlichen, leider nicht kostenlosen Krankenhäusern operieren
lassen. Diese einzelnen medizinischen Erfolge, aber
auch das Gefühl, unseren vielen Bagatellfällen mit
unserer ärztlich-menschlichen Zuwendung etwas
geben zu können, ließ mir unseren kurzen Einsatz
dort wirklich sinnvoll erscheinen.
Ausgabe 12 | Dezember 2011 67
FORTBILDUNGEN
DERMATOLOGIE
THEMA
COPD und Asthma - ein Update
TERMIN
THEMA
Botox für Einsteiger
TERMIN
18. Januar 2012, 5 Punkte
VERANSTALTUNGSORT
Alter Markt 1-2, 24103 Kiel
VERANSTALTER/KONTAKT
Hautarztzentrum Kiel, Dr. Johannes
Müller-Steinmann, Alter Markt 1-2, 24103
Kiel, Tel. 0431/380181-0, Fax -1,
E-Mail [email protected],
Internet www.Hautarztzentrum-Kiel.de
26. Januar 2012
VERANSTALTUNGSORT
ConventGarten, Rendsburg
VERANSTALTER/KONTAKT
Ärzteverein Rendsburg, Dr. Achim Diestelkamp, Eiderstr. 55, 24768 Rendsburg,
Tel. 04331/6639-66, Fax -29,
E-Mail [email protected],
Internet www.aev-rd.de
THEMA
FACHÜBERGREIFEND/SONSTIGE
Crashkurs „Lungenfunktionsprüfung“
mit praktischen Übungen
TERMIN
THEMA
Spezifische schmerztherapeutische
Themen mit Fallbesprechungen
TERMIN
4. Januar 2012, 3 Punkte
VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT
DRK-Krankenhaus Mölln-Ratzeburg,
Wasserkrüger Weg 7, 23879 Mölln,
Dr. Sabine Hildebrandt,
E-Mail [email protected]
3./4. Februar 2012
VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und
Martime Medizin, Prof. Xaver Baur,
Seewartenstr. 10, Haus 1, 20459 Hamburg,
Tel. 040/428894-501, Fax -514,
E-Mail [email protected],
Internet www.uke.de/institute/arbeitsmedizin
THEMA
THEMA
Intraoperative Awareness ein überschätztes Problem?
TERMIN
Aufbaukurs Doppler- und Duplexsonographie der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße
TERMIN
18. Januar 2012
3.-5. Februar 2012
VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT
VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT
UKSH, Campus Kiel, Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin,
Schwanenweg 21, 24105 Kiel,
Prof. Steinfath, Tel. 0431/597-2991,
Fax -3002, E-Mail [email protected]
Berliner Dopplerkurs, Christa Kaindlbauer,
Holsteinische Str. 26, 10717 Berlin,
Tel./Fax 030/86207565,
E-Mail [email protected],
Internet www.dopplerkurs.de
Fortbildungen die nach Redaktionsschluss eingereicht worden, finden Sie im Internet www.aeksh.de
Alle Angaben ohne Gewähr
68 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
FORTBILDUNGEN
THEMA
THEMA
5./6. Februar 2012
TERMIN
INNERE MEDIZIN
8. WATN = Wissenschaftliches
Arbeitstreffen Notfallmedizin
138. Jahrestagung der Nordwestdeutschen Gesellschaft für Innere Medizin
VERANSTALTUNGSORT
TERMIN
Atlantic Hotel Kiel, Raiffeisenstraße 2,
24103 Kiel
VERANSTALTER/KONTAKT
UKSH, Campus Kiel, Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin,
Arnold-Heller-Str. 3, Haus 12, 24105 Kiel,
Andrea Lauerwald, Tel. 0431/597-2991,
Fax -3002,
E-Mail [email protected],
Internet www.uni-kiel.de/anaesthesie
3./4.Februar 2012
VERANSTALTUNGSORT
Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1,
20457 Hamburg
VERANSTALTER/KONTAKT
Kongress- und Messe Büro Lentzsch GmbH,
Seifgrundstr. 2, 61348 Bad Homburg,
Tel. 06172/679-60, Fax -26,
E-Mail [email protected]
ORTHOPÄDIE UND UNFALLCHIRURGIE
THEMA
THEMA
2. Symposium zur experimentellen und
klinischen Kopf-Hals-Onkologie
TERMIN
Aktuelles aus der Alterstraumatologie
TERMIN
10./11. Februar 2012
17. Dezember 2011, 4 Punkte
VERANSTALTUNGSORT
Atlantic Hotel Kiel,
Raiffeisenstr. 2, 24103 Kiel
VERANSTALTUNGSORT
VERANSTALTER/KONTAKT
Hotel Radisson Blu, Willy-Brandt-Allee 6,
23554 Lübeck
VERANSTALTER/KONTAKT
UKSH, Campus Lübeck, Institut für
Anatomie, Ratzeburger Allee 160, 23562
Lübeck, Petra Schuhr, Tel. 0451/500-2022,
Fax -4192, E-Mail [email protected]
UKSH, Campus Kiel, Klinik für Unfallchirurgie, Arnold-Heller-Str. 3, Haus 11,
24105 Kiel, Jutta Griesbach,
Tel. 0431/597-4351,
E-Mail [email protected],
Internet www.uksh.de/traumzentrum
PSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIE
HOMÖOPATHIE
THEMA
THEMA
Ring Vorlesung Homöopathie
Natrium carbonicum in der Differentialdiagnose zu Natrium mariaticum
10. Januar 2012
VERANSTALTER/KONTAKT
TERMIN
VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT
Psychokardiologie
TERMIN
Christian-Albrechts-Universität Kiel,
Arbeitskreis Homöopathie, Langer Holm 6,
24107 Kiel, Christiane Bauer,
Tel. 0431/86029, E-Mail [email protected]
25. Januar 2012
VERANSTALTUNGSORT
Vitalia-Seehotel, Am Kurpark 3, 23795
Bad Segeberg
Segeberger Kliniken, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
und Herzzentrum, PD Dr. Lutz Götzmann,
Tel 04551/802-4891, Fax -4895,
Internet www.segebergerklinikengruppe.de
Ausgabe 12 | Dezember 2011 69
FORTBILDUNGEN
THEMA
TERMIN
Vom Krieg betroffene Kinder − eine
vernachlässigte Dimension der Friedenskonsolidierung
TERMIN
23.-24. Februar 2012
THEMA
Kurs für OP-Personal
TERMIN
19. Januar 2012
8.-10. Februar 2012
VERANSTALTUNGSORT
VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT
Alte Mensa, Olshausenstr./Westring
VERANSTALTER/KONTAKT
John-Rittmeister-Institut für Psychoanalyse,
Lorentzendamm 16, 24103 Kiel,
Tel. 0431/8886295,
E-Mail [email protected]
Norddeutsches Seminar für Strahlenschutz, Olshausenstr. 40, 24098 Kiel,
Tel. 0431/880-2800, Fax -1375, E-Mail
[email protected],
Internet www.strahlenschutzkurse.com
UROLOGIE
PÄDIATRIE
THEMA
THEMA
Curriculum Pädiatrie
Impfungen
18. Januar 2012
VERANSTALTUNGSORT
Bibliothek der Universitäts-Kinderklinik,
Schwanenweg 20, 24105 Kiel
THEMA
307. Klinisches Kolloquium
Lungentransplantation im Kindesalter
TERMIN
25. Januar 2012
VERANSTALTUNGSORT
Hörsaal der Universitäts-Kinderklinik,
Schwanenweg 20, 24105 Kiel
VERANSTALTER/KONTAKT
UKSH, Campus Kiel, Klinik für Allgemeine
Pädiatrie, Haus 9, Arnold-Heller-Str. 3,
24105 Kiel, PD Dr. Tobias Ankermann,
Tel. 0431/597-1822, Fax -1831,
Internet www.paediatrie-kiel.uk-sh.de
STRAHLENSCHUTZ
THEMA
Teletherapie
TERMIN
20.-22. Februar 2012
THEMA
Brachytherapie
70 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
10. Itzehoer Symposium „Alltagsorientierte
Urologie“
TERMIN
TERMIN
14. Januar 2012
VERANSTALTUNGSORT
Hotel Mercure, Hanseatenplatz 2,
25524 Itzehoe
VERANSTALTER/KONTAKT
Klinikum Itzehoe, Klinik für Urologie und
Kinderurologie, Robert-Koch-Straße 2,
25524 Itzehoe, Dr. Wolfgang Höppner,
Tel. 04821/772-2600,
E-Mail [email protected]
UNSERE NACHBARN
Bilanz 15 Jahre REKO
Osteologen sind heute eine
fachlich orientierte Gemeinschaft
Aber: Der Verein Regionale Expertenkreise Osteoporose Deutschland e.V. ist
auch vielen Ärzten noch immer unbekannt. Jahrestreffen in Hamburg.
Wenn auch die Osteologie angesichts der älter werdenden Bevölkerung stark an Bedeutung gewinnt,
so ist der industrieunabhängig organisierte Verein
„Regionale Expertenkreise Osteoporose Deutschland e.V.“ selbst unter Ärzten nicht immer bekannt.
Die REKO-Gruppe Norddeutschland (mit SchleswigHolstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und
Mecklenburg) stellte beim Jahrestreffen in Hamburg
Neues aus Diagnostik und Therapie vor.
Tagungspräsident war der REKO-Nord-Vorsitzende
Prof. Michael Amling, Direktor des Instituts für Osteologie und Biomechanik des UKE, Inhaber des ersten
osteologischen Lehrstuhls einer deutschen Uni-Klinik. Weitere Mitglieder der Gruppe Nord sind unter
anderen die Chefärzte und sonstigen Experten aus
Kiel (Prof. Claus Glüer, Prof. Heiner Mönig), Heide
(Prof. Reimer Andresen), Bad Bramstedt (PD Dr.
Frank Timo Beil, PD Dr. Sebastian Seitz) und Elmshorn (Dr. Helge Köber).
In seiner einleitenden Bilanz zu 15 Jahren REKO
wies Gastreferent Dr. Klaus Abendroth (Jena) auf die
schon zu Beginn vollzogene Loslösung von der Industrie hin. Nunmehr seien die vor der Wende in Ost
und West tätigen Osteologen zu einer fachlich orientierten Gemeinschaft zusammengewachsen, die von
den Industriepartnern nur im üblichen Rahmen etwa
bei den Druckkosten der Programm-Faltblätter unterstützt werde.
Der zweite Gastreferent Prof. Franz Jakob (Würzburg) zeigte die Fortschritte in der Schmerztherapie
bei schwerer Osteoporose auf. Die Pharmakotherapie steht in der heutigen Medizin nicht allein, das
wurde auch beim gleichzeitig in Hamburg stattfindenden vierten Norddeutschen Schmerztag (Prof.
Ralf Baron, Kiel, und Prof. Arne May, UKE) deutlich: Invasive und verfeinerte elektrische Prozeduren
kommen hinzu.
Zur Diagnostik der Osteoporose – Grenzfälle und
Wertigkeit von Bildgebung und Labor – sagte Dr.
Isolde Frieling, meist sei eine sichere Diagnose mög-
lich, am häufigsten durch DXA und bei Zweifeln
durch weitere Verfahren. Es gebe aber auch Grenzfälle von osteoporotisch bedingten Frakturen, die
vorher kaum diagnostizierbar gewesen seien.
Aus Schleswig-Holstein (von Andresen und Beil) kam
das Referat zur Osteoplastie osteoporotischer Frakturen, in dem die verbesserten Möglichkeiten der
Augmentation derartiger Frakturen dargestellt wurden. In einer kleinen multizentrischen Studie (Heide,
Berlin, Rostock) mit 25 Patienten hatte sich ergeben:
„Die CT-gesteuerte Ballon-Kyphoplastie (hier Sacroplastie) mit Zement erwies sich bei Patienten mit
osteoporosebedingten Insuffizienzfrakturen des Os
sacrum als effektive interventionelle Methode zur raschen Schmerzreduktion.“
Mitgebrachte Fälle aus der Praxis und osteologische
Fälle „außerhalb der Leitlinie“ rundeten die Veranstaltung ab. Die Leitlinie 2009 des DVO (Dachverband Osteologie e.V.) zur Prophylaxe, Diagnostik
und Therapie der Osteoporose bei Erwachsenen findet sich unter www.dv-osteologie.de (ca. 20 Seiten
plus Tabellen).
Die über 200 Teilnehmer des Symposiums kamen
schwerpunktmäßig aus der Allgemeinmedizin, Inneren Medizin, Orthopädie/Unfallchirurgie, Sportmedizin, Rheumatologie und Endokrinologie – also aus
den Fächern, die den interdisziplinären Dialog mit
dem Zentrum Knochenheilkunde ausmachen. Das
Eppendorfer Zentrum IOBM (www.iobm.de) ist die
größte Einrichtung in Deutschland für die Diagnose
der Osteoporose. Aber auch andere muskulo-skelettale Erkrankungen wie Arthrose, Sarkopenie oder
Knochenmetastasen werden erforscht: „Diese sind
von zentraler gesundheitsökonomischer Relevanz.
Würde man die Bevölkerung ausreichend mit Vitamin D und Kalzium versorgen, könnte man (allein bei
Osteoporose) das Gesundheitssystem um 2,5 Milliarden Euro entlasten“, so Prof. Amling in UKE news
4/2011.
Horst Kreussler
Ausgabe 12 | Dezember 2011 71
UNSERE NACHBARN
Wanderausstellung
Neuropathische Schmerzen auf
Fotos sichtbar gemacht
Der britische Fotograf Alex Telfer zeigt Gesichter von Patienten mit neuro­
pathischen Schmerzen und wie diese ihre Schmerzen empfinden.
Schmerzen hielten Nazaré aus Portugal jahrelang
von grundlegenden Dingen ab. Treppensteigen oder
Besuche von Freunden waren ihr nicht mehr möglich, weil ihr Bein zu empfindlich geworden war. Die
Schmerzen beschreibt sie wie die Berührung mit
Glassplittern. Auf Nazarés Gesicht liegt ein Schatten, den der Schmerz auf ihr Leben gelegt hat.
Fotograf Alex Telfer hat Betroffene mit PNP (peripheral neuropathic pain) und ihre Schmerzwahrnehmung im Auftrag des Unernehmens Astellas Pharma
visualisiert. Der Brite hat sich mit Patienten aus ganz
Europa getroffen, sie interviewt und ihre Geschichte
fotografisch umgesetzt. Die Ergebnisse waren jüngst
auf dem Schmerzkongress im Hamburger Congress
Centrum zu sehen.
72 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
„Das Problem war, die Betroffenen dazu zu bewegen,
sich zu öffnen“, sagte Telfer in Hamburg. Der vielfach ausgezeichnete Fotokünstler zeigte sich beeindruckt von den Erfahrungen der Betroffenen und von
ihrem Umgang mit dem Schmerz. Wie unterschiedlich ihr Empfinden ist, zeigen seine Metaphern, die
mal als Schwergewicht, mal als stechende Nägel,
Messer oder als Feuer erscheinen.
Die Betroffenen kommen aus allen Altersstufen. Die
meisten von ihnen haben längst die Erfahrung gemacht, dass ein normales Leben mit den unsichtbaren Schmerzen kaum möglich ist. Eine von Telfers
Gesprächspartnerinnen war die junge Mutter Ulrike,
der die Betreuung ihrer kleinen Tochter nur noch
schwer gelingt, seit die Schmerzen sie nach einer
UNSERE NACHBARN
Sprunggelenksoperation nicht mehr losließen. Eine
brennende Puppe beschreibt ihre Wahrnehmung.
Klaus, ein anderer Schmerzpatient, fühlt sich dagegen gepeinigt wie unter Elektroschock, wenn die
Schmerzen kommen.
Die als Folge von Nervenschädigungen auftretenden
Schmerzen gelten als schwer behandelbare komplexe Störung, die lebenslang bestehen bleiben und
sich auch verschlimmern kann. Die Symptome sind
unterschiedlich und werden etwa als brennend, stechend oder elektrisierend beschrieben. Zu diesen
Empfindungen können Parästhesie und Dysästhesie
zählen, Hyperpathie, Hyperalgesie, Hyperästhesie,
Anästhesie oder Allodynie, bei der Schmerzen durch
einen Reiz ausgelöst werden, den andere nicht als
schmerzhaft empfinden, etwa durch leichte Berührung. Folge sind nicht selten Depressionen, Angst
und Schlafstörungen, auch, weil Außenstehende
das Ausmaß der Belastungen meist nicht in vollem Umfang ermessen können. Der Schmerz muss
keine Einbahnstraße sein. Nach einer Behandlung
kann etwa Nazaré heute wieder Dinge tun, die anderen normal erscheinen – an die sie unter Schmerzen
aber nicht zu denken wagte.
Dirk Schnack
Fotograf Alex Telfer bei der Ausstellungseröffnung
in Hamburg. (Foto: di)
Ausgabe 12 | Dezember 2011 73
UNSERE NACHBARN
Versorgungsgesetz
Honorarpoker mit Feuerartisten
und ärztlichen Marionetten
Hamburgs Ärzte profitieren nur unterdurchschnittlich von den Honoraranhebun­
gen. Mit kreativen Einlagen machten sie auf ihre Situation aufmerksam.
Jongleure, Marionetten und Feuerartisten ziehen die
Blicke der Passanten auf sich. An der Verbindung
von Hamburgs Einkaufsmeile Mönckebergstraße mit
der Spitaler Straße zeigen sie um die Mittagszeit in
weißen Kitteln und mit Arztutensilien ausgestattet
ihre Einlagen und liefern jede Menge Interpretationsspielraum: Eine Ärztin läuft als Marionette durch die
Straßen, ein anderer Artist spielt im weißen Kittel mit
dem Feuer, andere jonglieren – nicht mit Millionensummen, sondern mit Keulen.
Mit den Einlagen lenken sie die Aufmerksamkeit der
Menschen zunächst auf sich und dann auf ein Problem, das den Ärzten in der Hansestadt schon seit
einigen Monaten zu schaffen macht: Nachdem sie
bei der vergangenen Honorarreform schon 50 Millionen Euro unter dem bundesweiten Durchschnitt geblieben waren, drohen ihnen durch Regelungen im
74 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Versorgungsstrukturgesetz weitere finanzielle Benachteiligungen. Bei den Kassenärztlichen Vereinigungen der anderen Bundesländer dürfen sie nicht
auf Unterstützung hoffen – im Gegenteil. Aus dem
Westen kam sogar die unmissverständliche Anregung, das für die regionale Versorgung benötigte
Geld doch bei den „reichen Hamburgern“ einzusparen.
Im Honorarpoker setzen die Hamburger deshalb
auf Politik und Öffentlichkeit. Die Hamburger Bundestagsabgeordneten und Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks bekamen Post von KV
und Berufsverbänden, in denen Detailregelungen
im Entwurf des Versorgungsstrukturgesetzes zulasten Hamburgs erläutert werden. Parallel dazu
versucht man, die Bevölkerung für das Problem zu
sensibilisieren. Über eine Homepage konnten sich
UNSERE NACHBARN
die Menschen über die aus den Honorarfragen resultierenden Probleme informieren und ihren Protest dagegen durch ein Online-Voting ausdrücken,
das Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr übermittelt werden sollte. In der Innenstadt wurden die
Menschen persönlich von Ärzten, Mitarbeitern und
engagierten Helfern angesprochen und erhielten
Postkarten mit dem Protest, die ebenfalls an Bahr
geschickt wurden. Wie hoch die Zahl der Proteststimmen insgesamt war, stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest.
Um die Folgen fehlender finanzieller Ressourcen für
die Versorgung in der Hansestadt zu verdeutlichen,
hatten KV und ärztliche Berufsverbände drei Zelte in
der Innenstadt aufgeschlagen. Die Botschaft: Hier
könnte schon bald die Versorgung stattfinden, weil
den Arztpraxen das Geld ausgeht. Wichtig ist für
Dr. Michael Späth an diesem Tag die überwiegend
positive Resonanz der Bevölkerung. „Wir erklären
den Menschen, dass Geld für die Versorgung aus
Hamburg abgezogen wird“, sagte der Vorsitzende
der Hamburger Vertreterversammlung, bevor er einem Passanten im Zelt den Blutdruck misst. Viel Zeit
nehmen sich nur wenige, um mit den Ärzten die Honorarprobleme ausgiebig zu diskutieren. Späth berichtet auch, dass kaum jemand fragt, wohin das
Geld denn fließt. Dennoch spüren Ärzte wie Späths
Stellvertreter Dr. Stephan Hofmeister eine hohe Sensibilität bei den Menschen für das Thema, weil ihnen
klar ist: „Es geht nicht nur um Arzthonorare, sondern
um die Versorgung.“
Die Krankenkassen dagegen bewerten den Ärzteprotest als „Jammern auf hohem Niveau“. Sie stellen
Hamburgs Ärzte in einer Pressemitteilung als „Gutverdiener“ dar, stellen Vergleichsrechnungen zu anderen Berufsgruppen und Ländern an und fordern
von ihnen Solidarität mit anderen, ärmeren Regionen
in Deutschland. „Verwerflich ist darüber hinaus, dass
die beteiligten Ärzte immer wieder das Abhängigkeitsverhältnis ihrer Patienten ausnutzen, um diese
im Wartezimmer mit eigennützigen politischen Forderungen zu belasten“, beklagen die Krankenkassen. Die Menschen in der Hamburger Innenstadt
fühlen sich offensichtlich nicht instrumentalisiert.
Wer stehen bleibt und sich Zeit für ein Gespräch mit
Arzt oder Helfer nimmt, unterzeichnet meist auch
eine der Postkarten an Daniel Bahr mit der Forderung: „Berlin darf unsere Hamburger Ärzte nicht weiter benachteiligen.“
Dirk Schnack
(Fotos: di)
Ausgabe 12 | Dezember 2011 75
UNSERE NACHBARN
Kommunikation
Social Media brauchen Ressourcen
für Gesundheitskommunikation
Kommunikationskongress der Gesundheitswirtschaft in Hamburg. Ansprache
des Personals wird immer wichtiger, um Fachkräfte zu finden.
Kommunikationsprofi Imran Ayata sieht ein Problem
für die Branche in den zahlreichen unterschiedlichen
Berufen im Gesundheitswesen. Diese Vielfalt erfordert eine differenzierte Ansprache. „Eine übergeordnete Gattungskommunikation ist wenig sinnvoll“,
sagte Ayata.
Eine weitere Hürde bei der Personalgewinnung etwa
von Ärzten und Schwestern ist das Überwinden von
Klischees, die aus der medialen Berichterstattung
über den vermeintlichen Alltag in diesen Berufen erwachsen. Aufgabe der Kommunikation ist es nach
Ansicht Ayatas, die Diskrepanz zwischen solchen
Klischees und der Realität zu schließen. Er riet dazu,
nur mit ehrlichen Aussagen über den beruflichen Alltag zu werben. Wenn die mit falschen Aussichten in
einen Beruf gelockten Mitarbeiter im Alltag andere
Realitäten wahrnehmen, drohe ein Ausstieg. „Berufsabbrecher nützen der Branche nichts“, warnte
Ayata.
In Hamburg wurden zwei Kampagnen vorgestellt,
mit denen für Tätigkeiten im Gesundheitswesen geworben wird. Die KV Schleswig-Holstein hat, wie im
Ärzteblatt berichtet, in diesem Jahr ihre Kampagne
für eine Landarzttätigkeit gestartet. Dazu gehören
unterschiedliche Maßnahmen an den Universitäten
des Landes und vor Kliniken, um Studenten und Weiterbildungsassistenten anzusprechen. Die von einer
Agentur entwickelte Kampagne soll nach Angaben
von Pressesprecher Marco Dethlefsen zunächst die
Aufmerksamkeit für die Landarzttätigkeit erhöhen
und Vorurteile abbauen.
Das Klinikum Ruppin in Neuruppin kämpft ebenfalls
gegen Vorurteile über eine Tätigkeit in der Provinz.
Ein Mittel dagegen ist ein im Klinikum eingesetztes
Kommunikationskonzept für PJ‘ler, um den Nachwuchs gezielt anzusprechen. Ein Chefarzt ist Ansprechpartner für alle Studenten, die im Klinikum
klare Einsatz- und Rotationspläne bekommen. Die
Klinik strebt außerdem an, dass der selbstbewusste
Umgang mit dem Standort zwischen Ostsee und
76 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Berlin noch verstärkt wird und die Vorteile herausgestellt werden.
Immer mehr Kliniken und Praxen setzen neue Medien in ihrer Kommunikation ein. Aber nicht alles,
was über Social Media verbreitet wird, erzielt den
gewünschten Effekt, wie auf dem Kongress deutlich
wurde. Veranstalter Siegmar Eligehausen sieht bei
manchen Akteuren der Branche die Gefahr, einem
Modetrend zu folgen, ohne über entsprechende Ressourcen zu verfügen. Weil die Einbindung von Social
Media in die Kommunikation Personal und spezielles Wissen erfordert, sind nach seiner Beobachtung
manche gut gemeinten Ansätze zum Scheitern verurteilt. Als Beispiel nannte der Kommunikationsprofi
kleine Krankenhäuser, die nur über eine Kraft für die
gesamte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und nicht
über Ressourcen für externe Dienstleistungen verfügen. Nach seiner Ansicht können neue Medien auch
nicht die Instrumente der klassischen Pressearbeit
ersetzen. Unstrittig blieb auf dem Kongress in Hamburg aber, dass neue Medien auch in der Gesundheitsbranche zunehmend berücksichtigt werden. In
Hamburg wurden die Top 5 der Deutschen Klinikpressestellen ausgezeichnet. Ermittelt wurden sie
durch eine Umfrage unter medizinischen Fachverlagen. Den ersten Platz belegte die Pressestelle der
Sana Kliniken AG (die auch in Schleswig-Holstein
Kliniken betreibt), gefolgt vom Universitätsklinikum
Hamburg (UKE) und dem St. Marienkrankenhaus in
Siegen.
Die Paracelsus-Kliniken Deutschland, in SchleswigHolstein ebenfalls mit Standorten vertreten, erhielten
eine Auszeichnung für die beste Professionalisierungsidee, weil die zentrale Unternehmenskommunikation ein Handbuch zum Eventmanagement
verfasst hat, das an allen 23 Standorten der Gruppe
zur Strukturierung und Professionalisierung von Veranstaltungen beiträgt. Ziel ist es, dass Patienten die
Veranstaltungen als positive Visitenkarten des Unternehmens wahrnehmen. Dirk Schnack
UNSERE NACHBARN
Versorgungsdiskussion
Zu wenig Ärzte für die Zahl der
Patientenkontakte im Nordosten
18. Hausärztetag Mecklenburg-Vorpommern in Rostock. Kassenchef räumt Mit­
verantwortung für Bürokratie ein. Neuer Chef des Hausärzteverbandes.
Jeder Arzt hat eine halbe Stunde Zeit für jeden seiner Patienten, die anschließend zufrieden sind und
in den Folgewochen keine weiteren Behandlungen
benötigen. Als Folge sinkt die Zahl der Praxisbesuche der Patienten deutlich: Diesen Zustand wird
Deutschland auch in den kommenden Jahren voraussichtlich nicht erreichen. Derzeit ist die Situation
ganz anders: Mit 18 Arztbesuchen im Jahr liegen
deutsche Patienten im internationalen Vergleich an
der Spitze. Deshalb brachte KV-Chef Dr. Wolfgang
Eckert auf dem 18. Hausärztetag Mecklenburg-Vorpommern jüngst eine neue Variante ins Spiel: die
Zahl der Patientenkontakte verringern. Denn für ihn
steht fest: „Wir haben zu wenig Ärzte für die Zahl der
Patientenkontakte.“
Um das Problem zu lösen, dreht das Versorgungsstrukturgesetz an zwei Stellschrauben: die Delegation
ärztlicher Leistungen und die Erhöhung der Attraktivität der Niederlassung. Sollte beides – wie von den
Hausärzten erwartet – nicht die nötige Entlastung bringen, kommt die Politik nach Ansicht Eckerts mittelfristig nicht an der dritten Schraube vorbei, nämlich die
Zahl der Patientenkontakte zu verringern. Mit weniger
Praxisbesuchen könnte die angespannte Situation in
vielen Regionen des Landes entlastet werden. Eckert
vermutet, dass die Politik an dieser Stellschraube aus
Angst vor unpopulären Entscheidungen bislang nicht
gedreht hat. Um die Attraktivität für Niederlassungen
weiter zu erhöhen, schlug der KV-Chef in Rostock außerdem vor:
 Weniger Formulare: Die Praxen müssen für gesetzlich Versicherte zahlreiche unterschiedliche
Formulare bereithalten und ausfüllen. Dass dies
auch anders geht, zeigt die private Krankenversicherung. Eckert forderte deshalb die „Ein-Formular-Praxis“.
 Weniger Kontrolle: Stichproben ja, flächendeckende Überwachung nein – mit dieser Faustregel würden Ärzte vom Generalverdacht befreit und
könnten mit einem Vertrauensvorschuss arbeiten.
 Besseres Image: Wenn in Zusammenhang mit der
Niederlassung nur negative Nachrichten vermittelt werden, führt dies zu einem Imageschaden.
Vorteile wie guter Verdienst, breites Aufgabenspektrum und gutes Arzt-Patientenverhältnis werden damit verdrängt und vom Nachwuchs nicht
wahrgenommen.
Zumindest in Teilen stimmte der Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, Frank Michalak, Eckert zu.
Auch er sprach von einem Attraktivitätsproblem der
Niederlassung und von zu viel Bürokratie – die von
den Kassen erzeugt wird: „Wir als Kassen sind ein
Treiber der Bürokratie. Lassen Sie uns das Problem
gemeinsam angehen.“
Dieses Angebot wird vonseiten des Hausärzteverbandes im Nachbarland nicht mehr die bisherige
Vorsitzende Dr. Astrid Buch, sondern ihr Nachfolger
Dr. Dieter Kreye annehmen können. Nach neunjähriger Amtszeit stand die Rostocker Allgemeinärztin
nicht für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung.
Durch den Wechsel an der Spitze wird sich an der engen Verbindung zur KV nichts ändern. Kreye ist auch
stellvertretender KV-Vorsitzender. Der Hausarzt aus
Neubrandenburg wurde von der 20-köpfigen Delegiertenversammlung während der Veranstaltung in
Rostock gewählt. Er übernimmt einige Probleme im
Verband: Der Organisationsgrad ist rückläufig, der
Landesverband liegt derzeit unter der Zahl von 500
Mitgliedern und damit unter 50 Prozent an der Gesamtzahl der Allgemeinärzte im Land. Buch hat insbesondere unter jungen Kollegen ein nachlassendes
Interesse an einem standespolitischen Engagement
ausgemacht. Sie vermutet, dass neben einer hohen
Arbeitsbelastung auch der fehlende Leidensdruck
eine wichtige Rolle spielt. „Viele junge Kollegen sagen, uns geht es doch gut“, so Buch. Tatsächlich
erzielen die Hausärzte im Nachbarland vergleichsweise hohe Vergütungen. Damit dies so bleibt, will
der Verband Nachwuchs für die Standespolitik gewinnen. Dirk Schnack
Ausgabe 12 | Dezember 2011 77
MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER
Im III. Quartal 2011 wurden von der Ärztekammer SchleswigHolstein aufgrund erfüllter Voraussetzungen folgende Anerkennungen nach Weiterbildungsordnung ausgesprochen:
Facharztkompetenzen
Allgemeine Chirurgie
Dr. Annette Christiane Haar,
Ratzeburg
Hilke Papenberg, Lübeck
Allgemeinmedizin
Dr. Jan-Ole Arnhold, Harrislee
Priv.-Doz. Dr. Lutz Besch, Kronshagen
Dr. Nevin Inan, Rendsburg
Lili Rudi, Lübeck
Dr. Elna Kühnle, Kiel
Nadine Scheffler, Hamburg
Dr. Britta Ruhland, Hamburg
Dr. Dietmar Spengler, Kiel
Anna Katharina Monika Wallenhorst, Hamburg
Hals-NasenOhrenheilkunde
Dr. Anna Caecilie Christina Godbersen, Heikendorf
Dr. Saskia Pfannenschmidt, Kiel
Martin Forster, List/Sylt
Dr. Markus Scherl, Kiel
Julia Hartmann, Matzwitz/Panker
Dr. Christian Jürgen Werner, Kiel
Aune Hinz, Lübeck
Dr. Helga Holzapfel, Lübeck
Lubow Isaak, Oelixdorf
Dr. Wiebke Meßer, Reinfeld
Christian von Möllendorff, Kiel
Irina Paskal, St. Peter-Ording
Sascha Sabban, Lübeck
Andreas v. Kügelgen, Lübeck
Dr. Regina Sternfeldt, Ahrensburg
Anästhesiologie
Astrid Birgitta Ashoff, Lübeck
Dr. Svenja Fay-Lorenz, FeldeBrandsbek
Innere Medizin
Dr. Roman Born, Wentorf
Dr. Gerrit Fielitz, Eckernförde
Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
Dr. Ceylan Taner, Lübeck
Neurochirurgie
Silke Hopf-Jensen, Ladelund
Dr. Felix Schwartz, Kiel
Neurologie
Sönke Brendemühl, Hamburg
Dr. Cathrin Hansmann, Lübeck
Dr. Stefanie Strunk, Lübeck
Dr. Kai Grader, Elmshorn
Dr. Ulf Gärtner, Neustadt
Dr. Dr. jur. Birgit Harbeck, Kiel
Dr. Patrick Hörtling, Kiel
Süleyman Karabag, Hamburg
Orthopädie und Unfallchirurgie
Dr. Thomas Berno Jurda, Negenharrie
Dr. Nina Christina Kröner-Hock,
Hamburg
Michael Michelsen, Niebüll
Dr. Johan Christian Leder, Hamburg
Dr. Florian von Schöning, Lübeck
Dr. Robert Morrison, Kiel
Myriam Grandis, Treia
Dr. Eun-Jo Park, Flensburg
Psychiatrie und Psychotherapie
Jürgen Hoffmann, Kronshagen
Dr. Boris Scharf, Lütjensee
Dr. Richard Pfeiffer, Kronshagen
Frauke Schulz, Itzehoe
Augenheilkunde
Susanna Antal, Lübeck
Chirurgie
Dr. Stephan Haverkamp, Kiel
Frauenheilkunde und
Geburtshilfe
Dr. Daniela Meyer, Satrup
Innere Medizin und
Kardiologie
Yazdan Seivani, Bad Segeberg
Innere Medizin und
Pneumologie
Dr. Barbara Kalsdorf, Ahrensburg
Kinder- und Jugendmedizin
Dr. Admir Agic, Lübeck
Dr. Franziska Dietz, Flintbek
Nana Bündgen, Lübeck
Dr. Adam Geremek, Kiel
Dr. Silja Friedel, Kronshagen
Marret Mehrwald, Hamburg
78 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Dr. Dörthe Randermann, Hamburg
Elke Schmidtke, Schwentinental
Claudia Siewertsen, Gettorf
Dr. Kai Wendt, Lübeck
Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie
Anke Petersen, Kiel
Radiologie
Dr. Jens Mathias Trentmann, Kiel
MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER
Visceralchirurgie
Dr. Markus Ahrens, Kiel
Dr. Franz Bader, Lübeck
Dr. Karsten Köppe, Lübeck
Öffentliches Gesundheitswesen
Dr. Martin André Oldenburg,
Flensburg
Schwerpunktkompetenzen
Betriebsmedizin
Dr. Arne Winkler, Lübeck
Geriatrie
Dr. Regina Dittmann, Tornesch
Homöopathie
Dr. Thomas Gaetke, Hamburg
SP Gastroenterologie
Farhad Tabe-Ahmadi, Kiel
SP Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Dr. Tim Cordes, Lübeck
SP Kardiologie
Dr. Isabelle Gerstner, Kiel
Dr. Oliver Zantis, Husum
SP Kinder-Hämatologie
und -Onkologie
Priv.-Doz. Dr. Gunnar Cario, Kiel
SP Nephrologie
Dr. Hanna Schulz, Ratekau
SP Unfallchirurgie
Katharina Johanna Torrent Despouy, Lübeck
Kim Erik Wegert, Hamburg
Palliativmedizin
Dr. Cornelia Beck, Fargau-Pratjau
Dr. Georg Bollig, Schleswig
Dr. Gabriele Mill, Weddelbrook
Dr. Sandu Deunert, Kisdorf
Dr. Eva Müller-Ruchholtz, Rastorf
Dr. Vera Leiseder-Ladendorf,
Reinbek
Intensivmedizin
SP Angiologie
Dr. Tim Suslik, Glücksburg (Ostsee)
Cenk Sayir, Bad Bramstedt
Birgit Jacobs, Kiel
Johannes Schaudig, Heikendorf
Dr. Daniel Reich, Probsteierhagen
Dr. Katja Stehr, Hamburg
Manuelle Medizin/
Chirotherapie
Peter Zwerg, Sterley
Proktologie
Dr. Oliver Hartmann, Itzehoe
Dr. Franz Bader, Lübeck
Dr. Thomas Nordmeyer, Preetz
Dr. Caroline Wedel, Kiel
Reza Zamani, Hamburg
Medikamentöse Tumortherapie
Dr. Jan Moritz Laturnus, Hamburg
Naturheilverfahren
Hendrik Hüning, Glückstadt
Dr. Oksana Ulan, Henstedt-Ulzburg
Notfallmedizin
Knut Peter Augustin, Flensburg
Kathrin Maria Bernhardt, Heide
Röntgendiagnostik
- fachgebunden Dr. Ole Bergmann, Bad Schwartau
Dr. Oliver Hartmann, Itzehoe
Dr. Bernhard Mohr, Hamburg
Dr. Christian Westphal, Neustadt
Schlafmedizin
Dr. Christoph Apel, Lübeck
Spezielle Unfallchirurgie
Dr. Karsten Hornung, Jübek
Dr. Georg Bollig, Schleswig
Spezielle Viszeralchirurgie
Henning Bostelmann, Bad
Ma­lente-Gremsm.
Prof. Dr. Thomas Becker, Kiel
Zusatz-Weiterbildungen
Patrick Dethloff, Wentorf
Dr. Jürgen Belz, Husum
Katrin Dieterle, Hamburg
Akupunktur
Dr. Sabine Drengenberg, HanerauHademarschen
Prof. Dr. Hans-Peter Bruch, Lübeck
Marc Sebastian Behnke, Ahneby
Marie-Christin Frühauf, Kiel
Prof. Dr. Hermann Dittrich, Rendsburg
Martina Gomolinsky, Kiel
Prof. Dr. Fred Fändrich, Kiel
Dr. Stephan Höhn, Fintel
Dr. Ina Maria Michelson, Kiel
Dr. Christian Hillert, Hamburg
Dr. Robert Werner Linke, Lübeck
Florian Pröfrock, Hamburg
Dr. Johannes Matthias, Nebel/
Amrum
Dr. Andrea Schenk, Lübeck
Priv.-Doz. Dr. Wolf Bertram Illert,
Eutin
Levke Henriette Sonntag, Hamburg
Prof. Dr. Sigrid Kastl, Reinbek
Dr. Jochen Weygandt, Kappeln
Allergologie
Ausgabe 12 | Dezember 2011 79
MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER
Dr. Robert Keller, Rohlstorf
Priv.-Doz. Dr. Hans-Jürgen Klomp,
Schellhorn
Priv.-Doz. Dr. Nicolas Georges
Antoine Schwarz, Neumünster
Dr. Uwe Krüger, Kiel
Dr. Hinrich Gustav Seesko,
Oldenburg
Dr. Marc Olaf Liedke, RehmFlehde-Bargen
Priv.-Doz. Dr. Hodjat Shekarriz
Foumani, Hamburg
Prof. Dr. Michael Neipp,
Ottenbüttel
Prof. Dr. Tim Gerrit Strate,
Hamburg
Dr. Uwe Johannes Roblick, Lübeck
Priv.-Doz. Dr. Stephan Timm,
Flensburg
Prof. Dr. Dr. Hendrik Schimmelpenning, Neustadt
Dr. Andreas Schmid, Ratzeburg

Prof. Dr. Ilka Vogel, Kiel
Suchtmedizinische Grundversorgung
Goulnara Melikhov, Pinneberg
Dr. Asgar Nokodian, St. Peter-Ording
Dr. Thalia Vetsi, Hamburg
Ärztliches Qualitäts­
management
Dr. Thomas Drechsler, Ratzeburg
Dr. Helmut Wolgast, Itzehoe
Unbürokratische Hilfen für Arztfamilien in Not
Seit über 50 Jahren kümmert sich die Stiftung „Ärzte helfen Ärzten“ um bedürftige Arztkinder und in Not geratene Ärzte. Der Wunsch, kollegiale Hilfe zu leisten, war und ist ihr zentraler Gedanke.
Ursprünglich als Hilfswerk zur Unterstützung mittelloser Kollegenkinder aus der damaligen DDR gegründet,
hat die Stiftung in den Folgejahren neue Schwerpunkte gesetzt. Heute sind es Kinder von in Not geratenen
Ärzten sowie Halbwaisen und Waisen aus Arztfamilien, die dringend Hilfe benötigen und diese bei der Hartmannbund-Stiftung finden. Mit der Förderung sozial benachteiligter junger Menschen setzt sich die Stiftung
zum Ziel, diesen einen Weg in die berufliche Existenz zu ermöglichen.
Aber auch die Hilfestellung bei der Berufseingliederung von Ärzten sowie die schnelle und unbürokratische
Unterstützung bei Schicksalsschlägen und Notlagen sind ein wichtiger Bestandteil der Stiftungsarbeit.
Helfen Sie mit, diese unverzichtbare Hilfe nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern auch auszubauen.
Unterstützen Sie mit Ihrer Spende die Arbeit der Hartmannbund-Stiftung „Ärzte helfen Ärzten“ – damit wir
auch in Zukunft dort Hilfe leisten können, wo sie gebraucht wird.
Vielen Dank!
Dr. Klaus Reinhardt
Vorsitzender der Stiftung „Ärzte helfen Ärzten“,
Hartmannbund – Verband der Ärzte Deutschlands e.V.
Dr. Frank-Ulrich Montgomery
Präsident der Bundesärztekammer und des
Deutschen Ärztetages
Dr. Andreas Köhler
Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
Dr. Waltraud Diekhaus
Stellvertretene Vorsitzende der Stiftung
„Ärzte helfen Ärzten“,
Vizepräsidentin des Weltärztinnenbundes
Dr. Peter Engel
Präsident der Bundeszahnärztekammer
Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Zahnärztekammern e.V.
Spendenkonto der Stiftung: Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG Stuttgart
Konto-Nr.: 0001486942, BLZ: 30060601
Eine Unterstützung durch die Stiftung erfolgt generell ohne Rücksicht auf die Zugehörigkeit der Ärztinnen und Ärzte oder ihrer Angehörigen zum Hartmannbund.
80 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG
Folgende Ärzte/Psychotherapeuten
wurden rechtskräftig zur Vertragspraxis zugelassen:
Stadt Lübeck
Frau Dipl.-Psych. Nadine Scheiba ab 01.01.2012
zusätzlich als Psychologische Psychotherapeutin
ausschließlich für die Behandlung von Kindern und
Jugendlichen für einen halben Versorgungsauftrag
für 23558 Lübeck, Moislinger Allee 5. Frau Scheiba
ist nunmehr in einem vollen Versorgungsauftrag tätig.
Herr Dr. med. Olaf Zwad ab 03.01.2012 als Facharzt
für Allgemeinmedizin für 23552 Lübeck, Dr.-JuliusLeber-Straße 13, als Nachfolger für Herrn Dr. med.
Jürgen Studt.
Herr Dr. med. Hendrik Möllgaard ab 02.01.2012 als
Facharzt für Neurologie und Facharzt für Psychia­
trie und Psychotherapie für 23566 Lübeck, Marli­
straße 101, als Nachfolger von Frau Dr. med. Siegrid
Bolstorff.
Herr Dr. med. Wolfgang Bolstorff, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, und Herr Dr. med. Hendrik
Möllgaard, Facharzt für Neurologie und Facharzt
für Psychiatrie und Psychotherapie, haben ab
02.01.2012 die Genehmigung zur Führung einer Berufsausübungsgemeinschaft in Lübeck erhalten.
Kreis Plön
Frau Carola Bierwirth als Ärztin ohne Gebietsbezeichnung für 24217 Schönberg, Niederstraße 3.
Kreis Schleswig-Flensburg
Frau Dr. med. Dörte Tams-Jürgensen ab 01.01.2012
als hausärztlich tätige Fachärztin für Innere Medizin für 24848 Kropp, Tetenhusener Chaussee 12, als
Nachfolgerin von Herrn Peter Bosse.
Die Berufsausübungsgemeinschaft Dr. med. Kay
Trojan, hausärztlich tätiger Facharzt für Innere Medizin, und Herrn Ralph Jürgens, Facharzt für Allgemeinmedizin, haben ab 01.01.2012 die Genehmigung
zur Beschäftigung von Frau Dr. med. Dörte TamsJürgensen als ganztags (32 Stunden wöchentlich)
angestellte hausärztlich tätige Fachärztin für Innere
Medizin in ihrer Betriebsstätte in 24848 Kropp, Tetenhusener Chaussee 12, erhalten. Frau Dr. TamsJürgensen hat zugunsten der Anstellung auf ihre
Zulassung zur Vertragspraxis verzichtet.
Kreis Segeberg
Herr Dipl.-Soz. päd. Peter Lund ab 01.01.2012 als
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut für 24640
Hasenmoor, Zum Wolfsberg 7.
Herr Dr. med. Wolfgang Kohlsche, Facharzt für Orthopädie in Bornhöved, hat die Genehmigung zur
Verlegung seiner Vertragspraxis nach 24568 Kaltenkirchen, Alvesloher Straße 29, erhalten.
Kreis Stormarn
Frau Dr. med. Birgit Gewiß ab 02.01.2012 als Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten für
21465 Reinbek, Am Ladenzentrum 8, als Nachfolgerin für Herrn Dr. med. Lutz-Heinrich Eckstein.
Folgende Ärzte haben die Genehmigung zur Führung einer Zweigpraxis
erhalten:
Kreis Ostholstein
Herr Frank Mädlow und Herr Dr. med. Frank Wisst,
Fachärzte für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde in Bad
Schwartau, haben die Genehmigung zum Führen einer Zweigpraxis in 23669 Timmendorfer Strand für
Leistungen des Fachgebiets Hals-Nasen-Ohrenheilkunde erhalten.
Herr Dr. med. Christoph Harnisch, Facharzt für
Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde in Heiligenhafen,
hat die Genehmigung zum Führen einer Zweigpraxis in 23769 Burg/Fehmarn, Landkirchener Weg 50,
für das Erbringen von Leistungen des Fachgebietes
Hals-Nasen-Ohren Heilkunde ab dem 01.04.2012 erhalten.
Folgende Ärzte bzw. Krankenhäuser wurden zur Teilnahme an der vertragsärztlichen Überweisungspraxis
ermächtigt. Diese Beschlüsse sind
noch nicht rechtskräftig, sodass hiergegen noch Widerspruch eingelegt
bzw. Klage erhoben werden kann:
Kreis Nordfriesland
Die Fachkliniken Nordfriesland gGmbH, Standort
Niebüll, mit Wirkung ab 28.10.2011 gemäß § 118 SGB V
als psychiatrische Institutsambulanz zur psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung
Ausgabe 12 | Dezember 2011 81
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG
ermächtigt, und zwar beschränkt auf folgende Diagnosebereiche:
Psychosen,
schwere Verläufe bei Suchterkrankungen,
psychisch Kranke mit schweren Nachfolgeerkrankungen.
Die Ermächtigung erstreckt sich darüber hinaus
auch auf Überweisung durch Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie ohne Einschränkung des Leistungsspektrums.
Die Fachkliniken Nordfriesland gGmbH, Standort
Husum, mit Wirkung ab 28.10.2011 gemäß § 118 SGB V
als psychiatrische Institutsambulanz zur psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung
ermächtigt, und zwar beschränkt auf folgende Diagnosebereiche:
Psychosen,
schwere Verläufe bei Suchterkrankungen,
psychisch Kranke mit schweren Nachfolgeerkrankungen.
Die Ermächtigung erstreckt sich darüber hinaus
auch auf Überweisung durch Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie ohne Einschränkung des Leistungsspektrums.
Ferner erstreckt sich die Ermächtigung auf die ambulante psychiatrische und psychotherapeutische
Behandlung im Fachgebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Die Fachkliniken Nordfriesland gGmbH, Standort
Breklum, mit Wirkung ab 28.10.2011 gemäß § 118
SGB V als psychiatrische Institutsambulanz zur psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung ermächtigt, und zwar beschränkt auf folgende
Diagnosebereiche:
Psychosen,
schwere Verläufe bei Suchterkrankungen,
psychisch Kranke mit schweren Nachfolgeerkrankungen.
Die Ermächtigung erstreckt sich darüber hinaus
auch auf Überweisung durch Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie ohne Einschränkung des Leistungsspektrums,
auf die psychiatrische und psychotherapeutische
Behandlung, beschränkt auf psychiatrisch neurologische Störungen und Erkrankungen vermuteter
neurotoxischer Genese und
auf die ambulante psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung im Fachgebiet der Kinderund Jugendpsychiatrie.
82 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
Die Fachkliniken Nordfriesland gGmbH, Standort
Riddorf, mit Wirkung ab 28.10.2011 gemäß § 118 SGB V
als psychiatrische Institutsambulanz zur psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung
ermächtigt, und zwar beschränkt auf folgende Diagnosebereiche:
Psychosen,
schwere Verläufe bei Suchterkrankungen,
psychisch Kranke mit schweren Nachfolgeerkrankungen,
Die Ermächtigung erstreckt sich darüber hinaus
auch auf Überweisung durch Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie ohne Einschränkung des Leistungsspektrums,
auf die psychiatrische und psychotherapeutische
Behandlung, beschränkt auf psychiatrisch neurologische Störungen und Erkrankungen vermuteter
neurotoxischer Genese und auf die ambulante psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung
im Fachgebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG
Öffentliche Ausschreibung von Vertragsarztsitzen gemäß § 103 Abs. 4 SGB V
Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein schreibt auf Antrag von Ärzten/Psychotherapeuten deren
Vertragsarztsitz zur Übernahme durch einen Nachfolger aus, sofern es sich bei dem maßgeblichen Planungsbereich um ein für weitere Zulassungen gesperrtes Gebiet handelt.
Nähere Informationen zu den ausgeschriebenen Praxen erhalten Sie unter folgenden Telefonnummern:
Ärzte:
04551 883-259
Psychotherapeuten: 04551 883-346
04551 883-384
04551 883-303
Zweigpraxen:
04551 883-462
Fachgebiet/Arztgruppe
Planungs­bereich*
Praxisform
04551 883-378
04551 883-291
04551 883-561
Bewerbungs­frist** Ausschreibungs­
nummer
Chirurgen
NMS/RD-Eck.
BAG
31.12.2011
15419/2011
Hausärzte
FL/SL-FL
EP
31.01.2012
14943/2011
Hausärzte
FL/SL-FL
BAG
31.12.2011
15003/2011
Hausärzte
FL/SL-FL
EP
31.01.2012
15998/2011
Hausärzte
FL/SL-FL
BAG
31.12.2011
16061/2011
Hausärzte
- halbe Zulassung -
Segeberg
EP
31.01.2012
16240/2011
Hausärzte
- halbe Zulassung -
Kiel
BAG
31.12.2011
16598/2011
Hautärzte
Segeberg
BAG
31.01.2012
16242/2011
Kinderärzte
Pinneberg
BAG
31.12.2011
16238/2011
Psychotherapie
- halbe Zulassung -
Nordfriesland
EP
31.01.2012
15453/2011
Psychotherapie
- halbe Zulassung -
Stadt Lübeck
EP
31.01.2012
15602/2011
Psychotherapie
- halbe Zulassung -
Herzogtum Lauenburg
EP
31.01.2012
15909/2011
Radiologen
- halbe Zulassung -
Steinburg
MVZ
31.12.2011
15004/2011
* Die Stadt Kiel und die Stadt Lübeck stellen jeweils einen Planungsbereich dar. Alle übrigen Planungsbereiche richten sich nach den Kreisgrenzen, außer der Kreisregion Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde (NMS/RD-E) und der Kreisregion Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg (FL/SL-FL).
** Die Bewerbungsfrist ist eine Ausschlussfrist, das heißt es können nur Bewerbungen akzeptiert werden, die
innerhalb der Bewerbungsfrist eingehen. Sollte innerhalb der Bewerbungsfrist keine Bewerbung eingehen, so
gilt die Ausschreibung maximal für ein weiteres Jahr. Die Bewerbungsfrist ist gewahrt, wenn aus der Bewerbung eindeutig hervorgeht, auf welche Ausschreibung sich die Bewerbung bezieht, für welche Adresse die
Zulassung beantragt wird und ein Arztregisterauszug beigefügt wurde.
Ausgabe 12 | Dezember 2011 83
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG
Folgende Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze waren bereits ausgeschrieben, jedoch hat sich innerhalb der Bewerbungsfrist niemand beworben,
sodass Sie sich um diese Sitze weiterhin bewerben können:
Fachgebiet/Arztgruppe
Planungs­bereich
Praxisform
Ausschrei­bungs­
ende
Ausschreibungs­
nummer
Frauenärzte
Steinburg
EP
30.04.2011
2329/2011
Hausärzte
Kiel
BAG
30.04.2011
20097/2010
Hausärzte
Nordfriesland
EP
30.04.2011
2339/2011
Hausärzte
Pinneberg
BAG
30.04.2011
1103/2011
Hausärzte
Pinneberg
BAG
30.04.2011
1105/2011
Hausärzte
Nordfriesland
EP
31.05.2011
4236/2011
Hausärzte
FL/SL-FL
EP
30.06.2011
5284/2011
Hausärzte
Kiel
EP
30.06.2011
5157/2011
Hausärzte
Kiel
BAG
30.06.2011
5278/2011
Hausärzte
NMS/RD-E
EP
30.06.2011
5972/2011
Hausärzte
NMS/RD-E
EP
30.06.2011
5648/2011
Hausärzte
Nordfriesland
EP
30.06.2011
5571/2011
Hausärzte
Nordfriesland
EP
30.06.2011
6216/2011
Hausärzte
Nordfriesland
EP
30.06.2011
6100/2011
Hausärzte
Plön
BAG üö
30.06.2011
6828/2011
Hausärzte
Herzogtum Lauenburg
EP
31.07.2011
7335/2011
Hausärzte
NMS/RD-E
EP
31.07.2011
6694/2011
Hausärzte
FL/SL-FL
EP
31.08.2011
9027/2011
Hausärzte
Plön
BAG üö
31.08.2011
7764/2011
Hausärzte
Kiel
BAG
30.09.2011
9886/2011
Hausärzte
NMS/RD-E
BAG
30.09.2011
9817/2011
Hausärzte
Nordfriesland
EP
30.09.2011
10201/2011
Hausärzte
Pinneberg
EP
31.10.2011
12064/2011
Hausärzte
Nordfriesland
EP
30.11.2011
11309/2011
Hausärzte
Ostholstein
EP
30.11.2011
12263/2011
Kinder- und Jugend­
medizin
Segeberg
EP
30.04.2011
1473/2011
Kinder- und Jugend­
medizin
Segeberg
EP
31.08.2011
8606/2011
Kinder- und Jugend­
medizin
NMS/RD-E
EP
30.09.2011
10069/2011
Nervenärzte
Pinneberg
EP
31.07.2011
7674/2011
Der Bewerbung sind ein Auszug aus dem Arztregister sowie ein unterschriebener Lebenslauf beizufügen. Ferner ist ein polizeiliches Führungszeugnis der Belegart „O“ (Behörden­führungszeugnis) zu beantragen.
Hinweis: Die Wartelisteneintragung ersetzt die Bewerbung nicht!
Bewerbungen richten Sie bitte an: Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein, Zulassung/Praxisberatung, Bismarckallee 1 - 6, 23795 Bad Segeberg
84 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG
Für folgende Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze, die sich in
einem für weitere Zulassungen/Anstellungen nicht gesperrten Planungsbereich
befinden, werden Nachfolger gesucht. Es handelt sich hierbei nicht um Ausschreibungsverfahren nach § 103 Abs. 4 SGB V.
Fachgebiet/Arztgruppe
Planungs­bereich
Praxisform
Chiffrenummer
Hausärzte
Dithmarschen
EP
14941/2011
Hausärzte
Dithmarschen
EP
18054/2010
Hausärzte
Dithmarschen
BAG
16207/2010
Hausärzte
Steinburg
EP
5649/2011
Nähere Informationen zu den aufgeführten Praxen sowie dem Zulassungsverfahren erhalten Sie unter den
oben angegebenen Telefonnummern.
Fortführung von ausgeschriebenen Vertragsarztsitzen als Zweigpraxen
Für folgende Vertragsarztsitze ist die Bewerbungsfrist seit einem Quartal abgelaufen, ohne dass eine Bewerbung eingegangen ist. Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein würde für die
hier aufgeführten Sitze eine Zweigpraxisgenehmigung erteilen, wenn sie von einem anderen Vertragsarzt als
Zweigpraxis fortgeführt werden sollen:
Fachgebiet/Arztgruppe
Planungsbereich
Ausschreibungsnummer
Hausarzt
Nordfriesland
6100/2011
Hausarzt
Nordfriesland
10201/2011
Hausarzt
Nordfriesland
6216/2011
Hausarzt
Nordfriesland
4236/2011
Das Statut über die Durchführung von Gemeinschaftsaufgaben und von Maßnahmen zur Sicherstellung der
vertragsärztlichen Versorgung in Schleswig-Holstein sieht unter II 3 a) ff. vor, dass eine finanzielle Förderung
für die Fortführung der ausgeschriebenen Vertragsarztsitze als Zweigpraxis möglich ist. Die finanzielle Förderung erfolgt durch einen einmaligen Zuschuss, der schriftlich beantragt werden muss. Für nähere Auskünfte
zu der Möglichkeit der Fortführung einer Praxis als Zweigpraxis setzen Sie sich bitte unter den oben genannten Telefonnummern mit der Abteilung Zulassung/Praxisberatung der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein in Verbindung.
Ausgabe 12 | Dezember 2011 85
Stellen- und
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Annahme: Samira Rummler, [email protected]
Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680
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Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680
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12107 Berlin
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Annahme: Samira Rummler, [email protected]
Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680
Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected]
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FAG, IVOM, alle Laser,
Orthoptik, KL, Aku,
3J WBE). Neubau
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Bad Segeberg,
Tel. 04551/879753
[email protected]
Wir suchen einen Facharzt/eine Fachärztin für Innere Medizin
für die Betreuung von Patienten/Patientinnen in unserem klinischen Studienzentrum (Leitung: Prof. Dr. C. Lange). Neben der
Teilnahme an nationalen Kohortenstudien zu Asthma/Allergien,
COPD, Sarkoidose, Tuberkulose) werden am Studienzentrum
klinische Studien der Phase II und Phase III durchgeführt. Eine
Erfahrung mit klinischen Studien ist wünschenswert.
Eine Kombination der Tätigkeit als Studienarzt/Studienärztin
mit einer Beschäftigung in unserer onkologischen Tagesklinik ist
möglich.
Die Medizinische Klinik des Forschungszentrums Borstel ist
eine über die Landesgrenzen hinaus bekannte Fachklinik für
Lungen- und Atemwegserkrankungen gelegen in einem landschaftlich reizvollen Teil im Süden Schleswig-Holsteins. Es gibt
eine enge Kooperation zum Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck und in Kiel und zu Krankenhäusern der nahe
gelegenen Metropole Hamburg. Es bestehen Klinikweiterbildungsermächtigungen für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie, Infektiologie, Schlafmedizin, Umweltmedizin und Internistische Intensivmedizin.
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die Medizinische Klinik befindet, gehört zu den führenden außeruniversitären biomedizinischen Forschungseinrichtungen in
Deutschland mit einem Schwerpunkt in der Erforschung von
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schriftliche Bewerbung mit den üblichen Unterlagen (gern auch
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Annahme: Samira Rummler, [email protected]
Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680
Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected]
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Eine Krankheit – zwei Patienten
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Weiterbildung. Bei entsprechender Eignung kann auch eine Einstellung als
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kontinuierlich weiterentwickelt.
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Versorgungszentrum ist im Aufbau. Zum nächstmöglichen Zeitpunkt ist die Position
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durch eine/n Facharzt/ärztin mit mehrjähriger Erfahrung in den Bereichen Psychiatrie,
Psychotherapie oder Psychosomatik neu zu besetzen. Sie umfasst sowohl die Dienst- und
Fachaufsicht als auch die therapeutische Arbeit mit den PatientInnen. Eine sozialpsychiatrische
Grundhaltung und das Interesse an einer zukunftsweisenden Weiterentwicklung der Klinik im
Kontext der Gemeindepsychiatrie setzen wir voraus. Darüber hinaus wünschen wir uns
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wig-Holstein
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98 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
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über die Ver­öffent­lichung, aber auch die
Ge­stal­tung des Bei­trages, einschließlich
kleiner re­dak­tioneller Ände­run­gen, zu
ent­schei­den. Ände­run­gen, die den Sinn
des Bei­trages be­tref­fen, wer­den mit dem
Autor abge­stimmt. Die Redaktion freut
sich auch über unverlangt ein­gesandte
Ma­nuskripte und bittet um Verständnis,
dass um­fang­reiche Arbeiten aufgrund
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Literatur zum Artikel Seite 58
Serie Arztrecht
Arzthaftpflichtschäden und die Grenzen der Verantwortlichkeit
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Steffen/Pauge Arzthaftungsrecht, RWS Verlag, 10. Aufl., S. 53
BGH VersR 1991,816
BGH VersR 2008,644
BGH VersR 1981,754
Steffen/Pauge Arzthaftungsrecht, RWS Verlag, 10. Aufl., S. 143
OLG Oldenburg VersR 1998,1110
OLG Koblenz VersR 1999,1420
BGH VersR 1996,990
BGH VersR 2005, 942
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