Was ist Zen

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Was ist Zen
Was ist Zen ?
Generell bilden Meditationstechniken jenen aktiven Schritt, der benötigt wird, um rationales,
begrenztes Denken zu beschwichtigen, damit der Zustand des Nicht-Tuns, der passiven
Bewusstheit, des stillen Gewahrseins – was Meditation ist – erfahrbar werden kann.
Das Geheimnis von Zen ist die Praxis von Zazen, dessen Essenz die Meditation im Sitzen
ist. In der tradierten Meditationshaltung sitzt man mit aufrechtem Rücken, konzentriert auf die
Körperhaltung und die Atmung. Die Gedanken - wie Wolken am Himmel - sie ziehen vorbei
und der Geist wird friedlich und still. Einfach nur sitzen, konzentriert, aufmerksam im Hier
und Jetzt, verwirklicht sich automatisch, unbewusst und natürlich die Essenz unseres
Wesens - so ein traditioneller Wortlaut. Das Wort Zen bezeichnet die Klarheit des nicht
begrenzten Geistes, in der alle dualistischen Unterscheidungen wie Ich und die Welt,
Kategorien wie Materie und Geist, Form und Essenz aufgehoben sind. Die Praxis des Zen ist
eine Form von Einheitserfahrung und eröffnet Zugang zur Transpersonalität, wie z.B. unter
anderen, auch die Erfahrungswege Yoga und Kontemplation. Erfahrungen des
Transpersonalen, durch Praxisformen der Introspektion (Innenschau) bergen Möglichkeiten
für ein neues Selbstverständnis und haben auch Eingang in neuere, westliche Methoden,
z.B. der transpersonalen Psychologie und Psychotherapie gefunden.
Obschon sich das Zen innerhalb der Lehrtradition des Buddhismus entwickelt hat, ist die
Essenz seiner Botschaft – jenseits von Buddhist und Nicht-Buddhist - von universeller
Bedeutung.
„Zazen bedeutet, vertraut zu werden mit sich selbst, sein inneres Wesen zu „schmecken“
und in Einheit mit ihm zu gelangen und sich mit dem allumfassenden, universellen Leben zu
harmonisieren.“ (aus: T. Deshimaru: Zen in den Kampfkünsten Japans. Kristkeitz-Verlag,
1978)
Die Lehre des Zen ist desweiteren untrennbar mit den japanischen Kampfkünsten in der
Tradition der Samurai (Budo-Künste) verbunden. „Do, der Weg, ist also die Art und Weise
zu leben, die Lehre über das Ich, der Weg, um seinen Geist tiefgründiger zu verstehen …“,
so Taisen Deshimaru Roshi.
Die positiven Effekte der Meditationspraxis sind multidisziplinär medizinisch wissenschaftlich untersucht und neurobiologisch untermauert, was sich in einer Vielzahl von
Publikationen niederschlägt.
Was Zen nicht ist:
die Wellness-Technik einer Sekte
etwas aus der Eso-Szene
etwas wo man erleuchtet wird
man der Realität entschweben kann,
man etwas erreicht und den Fortschritt messen kann, um seinen Profit zu erhöhen
ZEN - Meditation - wozu ?
Hofer HP1, Pieringer W2
1.
Hofer H.P, Prof. Dr., Universitätsklinik für Unfallchirurgie, MUG Graz
Pieringer W., o. Prof. Dr., Vorstand der Universitätsklinik für Medizinische Psychologie und
Psychotherapie, Med Uni Graz
2.
Die Fähigkeit zum adäquaten Umgang mit Stress sowie zur Nutzung und Stärkung der
eigenen körperlichen und psychischen Ressourcen sollte besonders für Beschäftigte in
"high-stress" Berufen zur professionellen Grundausstattung gehören. Doch auch in der
allgemeinen Bevölkerung tragen gegenwärtig aktuelle Veränderungen in der Arbeits- und
Lebenswelt zu erhöhtem Stress bei. Sozialmedizinisch relevant sind Lifestyle-Erkrankungen,
die psychosomatische Beschwerden und Störungen beinhalten, bei denen die
Anforderungen der modernen Leistungsgesellschaft als wesentliche Bedingungen zum
Tragen kommen (3,7). Ende der 1970er Jahre begann Jon Kabat-Zinn an der University of
Massachusetts die Wirkungen eines Programms (Mindfulness Based Stress Reduction), das
einen Schwerpunkt auf die Achtsamkeitsmeditation legt, für Patienten mit chronischen
Erkrankungen zu untersuchen und fand, daß sich Schmerzzustände dauerhaft besserten,
Depressivität und Angst abnahmen, sowie Fähigkeiten zur Streßbewältigung zunahmen (10).
Des Weiteren beschäftigt er sich mit der Kunst, Achtsamkeit und Mitgefühl in den
Mainstream der Gesundheitssysteme wissenschaftlich fundiert einzuführen.
In jüngerer Zeit haben vor allem die Untersuchungen von Richard Davidson an der University
of Wisconsin Aufsehen erregt, die u.a. anhand bildgebender Verfahren bei Gesunden
zeigen, daß die Teilnahme am Achtsamkeits-Meditationsprogramm positive Gestimmtheit
und damit korrelierend auch Immunfunktionen fördert (1,5,9,13). Meditation ist weit mehr als
eine reine Entspannungstechnik. Neuroforscher stellen fest, dass regelmäßige
Geistesübungen unsere grauen Zellen verändern - und damit auch, wie wir denken und
fühlen (4,11). Eine aktuelle Arbeit weist sogar auf einen neuroprotektiven Effekt der ZenMeditation hin (6).
Je weiter Forscher die Neurobiologie unseres Bewusstseins entschlüsseln, desto dringlicher
wird die Frage: Gehen wir überhaupt richtig mit ihm um?
"Wir brauchen nicht nur eine Forschungsethik, sondern auch eine Bewußtseinsethik. Denn
wenn wir unser Gehirn, z.B. durch psychoaktive Substanzen, immer gezielter beeinflussen
können, müssen wir ernsthaft darüber nachdenken, welche Bewußtseinszustände überhaupt
wünschenswert sind", so der Neurophilosph und Neuroethiker Thomas Metzinger, Professor
für Philosophie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Präsident der
Gesellschaft für Kognitionswissenschaft. Er empfiehlt die Entwicklung einer neuen und
kritischen "Bewußtseinskultur", die eine kulturelle Einbettung des rasanten
Erkenntnisfortschritts in der Hirnforschung leistet und Menschen dazu ermutigt, auch im
Umgang mit dem eigenen Gehirn die Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Als
"Bewußtseinspflege" empfiehlt er die Vermittlung von Meditation und autogenem Training in
Schule und Studium (2,8,12). Dies wären wichtige Instrumente, sich effektiv gegen Angriffe
auf die eigene geistige Gesundheit zu verteidigen, zum Beispiel aus dem Bereich, den
Metzinger "Informationsdschungel" nennt (8).

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