Ehrliches über Algen im Pflanzenaquarium
Transcription
Ehrliches über Algen im Pflanzenaquarium
68-71 12.09.2011 10:34 Uhr Seite 68 Ehrliches über Algen im Pflanzenaquarium von Hans-Georg Kramer D er Anstoß zu diesem Artikel kam vom einem überaus eindrucksvollen Auftritt zweier neuer Plagegeister, die in den letzten Jahren eine erfolgreiche Rolle nicht nur in den Aquarien der Wasserpflanzenspezialisten gespielt haben. Die beiden Stars sind eine Cyanobakterie (immer wieder fälschlich Blaualge genannt), und eine fädige Grünalge. Vorab ein kleiner Exkurs. In der aquaristischen Fachliteratur findet man leider auch immer wieder Unwahrheiten. Eine permanente Wiederholung derselben führt im besten Fall zu einer Verunsicherung des Aquarianers, meist aber zu einem im Hinblick auf das biologische System im Aquarium falschen Handeln. Eine solche Mär ist das sogenannte „algenfreie“ Aquarium, das auch noch von führenden Pflanzenfachleuten als Ideal propagiert wird. Suggeriert wird da irgendwie: Man muss nur alles richtig machen, dann hat man keine Algen in seinem Pflanzenaquarium. Und das ist einfach nicht wahr, wie oft man es auch wiederholt. Denn: Ein algenfreies Aquarium gibt es nicht. Auch im allerprächtigsten und superwüchsigsten Pflanzenaquarium befinden sich immer zahlreiche Algenarten, dazu kommen noch viele Arten von Cyanobakterien. Wir sprechen hier nicht von ein paar Arten, sondern von Hunderten bis Tausenden. Sie alle sind ubiquitär, das heißt überall vorhanden. Algensporen befinden sich in der Luft, im Trinkwasser, in jedem zugesetzten Fisch, an jeder eingebrachten Pflanze. Fortwährend kommen neue Algenarten ins Aquarium – es werden wirklich immer mehr. Und man kann nichts dagegen machen, es wird immer so weitergehen. Sie müssen das Vorhandensein der Algen in Ihren Aquarien als Tatsache erkennen und diese akzeptieren. Haben Sie sich erst einmal zu diesem objektiven Standpunkt durchgerungen, dann erscheint alles weniger dramatisch. Versuchen Sie im Bartalgen 68 AF 221 Fadenalgen Zweifels- oder Krisenfall bitte nicht, mit der „chemischen Keule“ dagegen anzugehen. Alle, aber wirklich alle chemischen Algenmittel schaden auch den Pflanzen. Entweder sofort oder die Schadbilder erscheinen erst nach mehreren Wochen, wenn man sie gar nicht mehr mit dem Algenmittel in Verbindung bringt. Und die Wirkung wäre sowieso nur von kurzer Dauer: Algen kommen ja über Wasser, Luft und Lebewesen kontinuierlich wieder neu in Ihr Aquarium. Und jetzt sehen wir uns noch ein aquaristisches Märchen genauer an: Die so genannten Bartalgen, es gibt sie in verschiedensten Farben, sollen angeblich durch niedrigere pH-Werte und/ oder hohe Kohlendioxidkonzentrationen im Aquarienwasser bekämpft und vernichtet werden können. Nur schade, dass in meinen Aquarien und in vielen anderen Pflanzenbecken die Bartalgen nicht darauf reagieren. Auf meinem Foto sehen Sie eine grüne und eine schwarze Art (ei-