Das Licht der Weltkugel brennt - Heinrich-Schickhardt

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Das Licht der Weltkugel brennt - Heinrich-Schickhardt
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Globus-Freude:
FriedrichWilhelm Bauer
(Abteilungsleiter
Heinrich-Schickhardt-Schule),
Burak Altuntas,
Kim Hauser
(Auszubildende),
Peter Weigold
(Technischer
Leiter), Dekan
Harald Stumpf
und Schulleiter
Peter Stumpp
(v.l.).
Foto: Bärbel
Altendorf-Jehle
In der Stadtkirche können Christen jetzt Kerzen anzünden
Das Licht der Weltkugel brennt
FREUDENSTADT – „In Notsituationen reicht oftmals nicht das Wort, sondern es bedarf Handlungen für
die Sprachlosigkeit“, sagt Dekan Harald Stumpf. Er gibt daher den Menschen in der Stadtkirche künftig
die Möglichkeit, eine Kerze anzuzünden – und zwar in einem Globus.
Was in der katholischen Kirche schon
lange Brauch ist, hält nun mehr und
mehr in den evangelischen Gotteshäusern Einzug: das Anzünden einer
Kerze. Dieses Ritual ist meist verbunden mit einer Bitte an Gott oder einem
Dank. „Die evangelische Kirche hatte
lange Zeit Vorbehalte gegen das Kerzenanzünden“, erklärt Dekan Stumpf,
doch für die kleinen und großen Katastrophen des Lebens, davon ist Harald
Stumpf überzeugt, brauchen wir Menschen Symbole und Rituale, um unsere Not vor Gott zu bringen.
Die Idee eines Kerzen-Globus brachte
der Dekan aus dem Greifswalder Dom
St. Nikolai mit. Auch dort steht eine
große Weltkugel mit einem Kerzenkranz. Dieser Globus ist ganz einfach
gehalten, hat aber Dekan Stumpf derart beeindruckt, dass er sich so etwas
auch für die Stadtkirche in Freudenstadt vorstellen konnte. Es gab aber
eine Schwierigkeit: So einen KerzenGlobus kann man nirgends kaufen.
In der Heinrich-Schickhardt-Berufsschule in Freudenstadt fand der Dekan
jedoch Unterstützer seiner Idee. In
zweijähriger Arbeit ist nun eine Weltkugel mit einem Kerzenkranz entstanden, die künftig als Unikat in der Stadtkirche bewundert werden kann.
Hier wurde nicht gebastelt, sondern So solide und gut wie der Globus geeine Idee perfektioniert. Es war keine baut ist, wird Burka Altuntas diese Arleichte Aufgabe, doch Schüler, Lehrer beit auch noch seinen Kindern zeigen
und Handwerker, die eng mit der Hein- können.
rich-Schickhardt-Berufschule zusam- Die Weltkugel und der untere Kranz,
menarbeiten, haben es geschafft. auf dem die Kerzen aufgesetzt werden
Nicht ohne Stolz präsentierte Peter können, sind drehbar. Der BibelWeigold, technischer Lehrer, das spruch „Ich bin das Licht der Welt“
Werk, das eigentlich sein Werk ist, wird noch aufgebracht. In welcher
denn die Hauptarbeit lag bei ihm. Form, daran wird noch gefeilt. Um das
Auch seine Freizeit hat er geopfert.
Ganze stimmig zu machen, werden
Der Gedanke, den Kerzen-Globus al- die künftigen Spenden (50 Cent pro
lein von Schülern anfertigen zu lassen, Kerze) für die Weltmission verwendet.
scheiterte zum einen an
Dekan Stumpf: „Wer durch
der Unerfahrenheit der
Der Bau des das Kerzenlicht seine persönliche Not vor Gott
Schüler, die erst in der
Globus
Anfangszeit ihrer Ausbilbringt, kann mit der Spende
dung standen, und zum
dazu beitragen, die Not der
ist recht
zweiten erwies sich der
Welt ein klein bisschen zu
kompliziert. lindern“.
Bau der Weltkugel als
Der Kerzen-Globus wird
recht kompliziert. Dennoch waren die Schüler stets mit ein- am ersten Adventssonntag offiziell
gebunden, wie beispielsweise Kim aufgestellt. Um 17 Uhr gedenkt die GeHauser und Burak Altuntas. Beide ha- meinde Freudenstadt mit einem Vorben nicht gerade ein enges Verhältnis trag des Wiederaufbaus der Stadtkirzur Kirche, und bei ihrer Arbeit ging che nach ihrer Zerstörung im Krieg.
es ihnen vor allem um das handwerk- Vor 60 Jahren am 1. Advent wurde die
liche Können. Dennoch meint der Stadtkirche wieder ihrer Bestimmung
junge Mann: „Es wird sicherlich ein übergeben. Dekan Harald Stumpf hat
gutes Gefühl sein, wenn ich in die den Termin für die Übergabe des KerStadtkirche komme und den Globus zen-Globus sehr bewusst gewählt.
sehe, an dem ich mitwirken durfte“.
Bärbel Altendorf-Jehle
Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 48 / 2010
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