Das Licht der Weltkugel brennt - Heinrich-Schickhardt
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Das Licht der Weltkugel brennt - Heinrich-Schickhardt
25 Globus-Freude: FriedrichWilhelm Bauer (Abteilungsleiter Heinrich-Schickhardt-Schule), Burak Altuntas, Kim Hauser (Auszubildende), Peter Weigold (Technischer Leiter), Dekan Harald Stumpf und Schulleiter Peter Stumpp (v.l.). Foto: Bärbel Altendorf-Jehle In der Stadtkirche können Christen jetzt Kerzen anzünden Das Licht der Weltkugel brennt FREUDENSTADT – „In Notsituationen reicht oftmals nicht das Wort, sondern es bedarf Handlungen für die Sprachlosigkeit“, sagt Dekan Harald Stumpf. Er gibt daher den Menschen in der Stadtkirche künftig die Möglichkeit, eine Kerze anzuzünden – und zwar in einem Globus. Was in der katholischen Kirche schon lange Brauch ist, hält nun mehr und mehr in den evangelischen Gotteshäusern Einzug: das Anzünden einer Kerze. Dieses Ritual ist meist verbunden mit einer Bitte an Gott oder einem Dank. „Die evangelische Kirche hatte lange Zeit Vorbehalte gegen das Kerzenanzünden“, erklärt Dekan Stumpf, doch für die kleinen und großen Katastrophen des Lebens, davon ist Harald Stumpf überzeugt, brauchen wir Menschen Symbole und Rituale, um unsere Not vor Gott zu bringen. Die Idee eines Kerzen-Globus brachte der Dekan aus dem Greifswalder Dom St. Nikolai mit. Auch dort steht eine große Weltkugel mit einem Kerzenkranz. Dieser Globus ist ganz einfach gehalten, hat aber Dekan Stumpf derart beeindruckt, dass er sich so etwas auch für die Stadtkirche in Freudenstadt vorstellen konnte. Es gab aber eine Schwierigkeit: So einen KerzenGlobus kann man nirgends kaufen. In der Heinrich-Schickhardt-Berufsschule in Freudenstadt fand der Dekan jedoch Unterstützer seiner Idee. In zweijähriger Arbeit ist nun eine Weltkugel mit einem Kerzenkranz entstanden, die künftig als Unikat in der Stadtkirche bewundert werden kann. Hier wurde nicht gebastelt, sondern So solide und gut wie der Globus geeine Idee perfektioniert. Es war keine baut ist, wird Burka Altuntas diese Arleichte Aufgabe, doch Schüler, Lehrer beit auch noch seinen Kindern zeigen und Handwerker, die eng mit der Hein- können. rich-Schickhardt-Berufschule zusam- Die Weltkugel und der untere Kranz, menarbeiten, haben es geschafft. auf dem die Kerzen aufgesetzt werden Nicht ohne Stolz präsentierte Peter können, sind drehbar. Der BibelWeigold, technischer Lehrer, das spruch „Ich bin das Licht der Welt“ Werk, das eigentlich sein Werk ist, wird noch aufgebracht. In welcher denn die Hauptarbeit lag bei ihm. Form, daran wird noch gefeilt. Um das Auch seine Freizeit hat er geopfert. Ganze stimmig zu machen, werden Der Gedanke, den Kerzen-Globus al- die künftigen Spenden (50 Cent pro lein von Schülern anfertigen zu lassen, Kerze) für die Weltmission verwendet. scheiterte zum einen an Dekan Stumpf: „Wer durch der Unerfahrenheit der Der Bau des das Kerzenlicht seine persönliche Not vor Gott Schüler, die erst in der Globus Anfangszeit ihrer Ausbilbringt, kann mit der Spende dung standen, und zum dazu beitragen, die Not der ist recht zweiten erwies sich der Welt ein klein bisschen zu kompliziert. lindern“. Bau der Weltkugel als Der Kerzen-Globus wird recht kompliziert. Dennoch waren die Schüler stets mit ein- am ersten Adventssonntag offiziell gebunden, wie beispielsweise Kim aufgestellt. Um 17 Uhr gedenkt die GeHauser und Burak Altuntas. Beide ha- meinde Freudenstadt mit einem Vorben nicht gerade ein enges Verhältnis trag des Wiederaufbaus der Stadtkirzur Kirche, und bei ihrer Arbeit ging che nach ihrer Zerstörung im Krieg. es ihnen vor allem um das handwerk- Vor 60 Jahren am 1. Advent wurde die liche Können. Dennoch meint der Stadtkirche wieder ihrer Bestimmung junge Mann: „Es wird sicherlich ein übergeben. Dekan Harald Stumpf hat gutes Gefühl sein, wenn ich in die den Termin für die Übergabe des KerStadtkirche komme und den Globus zen-Globus sehr bewusst gewählt. sehe, an dem ich mitwirken durfte“. Bärbel Altendorf-Jehle Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 48 / 2010 EvGemblatt-48_10.indb 25 22.11.2010 10:22:38