Jugendliche können sich durch die fehlende

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Jugendliche können sich durch die fehlende
Dienstag, 1. November 2011 | az | www.limmattalerzeitung.ch
Limmattal
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«Jugendliche können sich durch
die fehlende Verbindlichkeit verlieren»
az Bonus Aktion
Randy Hansen
& Band feat.
Leon Hendrix
Limmattal Seit 30 Jahren hilft die Jugendberatung «Blinker», Herausforderungen zu meistern
Im soundDock 14, Limmatfeld-Strasse
14 (ehem. Rüchligstrassse), Dietikon
Am Samstag, 5. November 2011, 21.15
Uhr (Türöffnung 20.30 Uhr)
Ein einmaliges Konzertprogramm
bietet Randy Hansen, der international
von Fachleuten als Reinkarnation von
Jimi Hendrix betitelt wird, auf seiner
Herbst-Tournee: Zusammen mit Leon
Hendrix, dem jüngeren Bruder des legendären Gitarristen, laden er und seine
Band zu einem Abend voller Geschichten und Musik aus dem Leben von Jimi
Hendrix ein.
Das Interview und die Fragerunde mit
Leon Hendrix werden moderiert von
Bettina Hamilton-Irvine, Stv. Chefredaktorin der az Limmattaler Zeitung.
Vorverkauf: Abendkasse
Fr. 30.–, oder bei Ticketcorner unter
0900 800 800, übers Internet
www.ticketcorner.com sowie bei allen
üblichen Ticketcorner Verkaufsstellen.
Stellenleiterin Ursula Enderli in ihrem Büro der Jugendberatung Blinker in Schlieren. Im Vordergrund ihre «Mönsterli»: Farbige Spielfiguren, die
Jugendliche zur Hilfe ziehen können, um sich auszudrücken oder ihre Probleme zu verdeutlichen.
BETTINA HAMILTON-IRVINE
VON BETTINA HAMILTON-IRVINE
Das Limmattal gehöre zu den «am
meisten unter Umweltbelastung leidenden Gebieten der Schweiz» heisst
es im ersten Konzept für die Jugendberatung Blinker, die damals unter
dem Namen «Mobile Jugendberatung
Limmattal» ins Leben gerufen wurde.
Im Dokument, das auf Mai 1981 datiert ist, werden drastische Worte gewählt: «Zunehmende Industrialisierung, eine rasante Veränderung des
Landschaftsbildes, eine Anhäufung
von Blöcken mit engen Wohnungen,
fantasielosen oder gänzlich fehlenden Spielplätzen und steigendes Verkehrsaufkommen vermindern die Lebensqualität.»
Rocker, Punks und Teddies
Ebenso dramatisch klingen die
Folgen, von denen laut dem Konzept
vor allem die Limmattaler Jugend betroffen sei: Gleichgültigkeit, Depression oder gar Selbstzerstörung. Die
Lage der Jugend sei «prekär», heisst
es: Verhindert werden müsse vor allem das «Abgleiten in religiöse Subkulturen», in Drogenkonsum, insbesondere Heroin, in Bandenbildung
«mit starker Aggressionsentladung» –
speziell erwähnt werden hier Rocker,
Punks und Teddies – und andere Formen von Rückzug und Betäubung.
Ursula Enderli, seit zwölf Jahren
für die Jugendberatungsstelle tätig,
seit sieben Jahren deren Leiterin,
muss lachen, als sie Stellen aus dem
Dokument vorliest. Doch obwohl die
Wortwahl im ersten Konzept der Jugendberatung dessen Alter verrate,
sei die Ausgangslage heute im Prinzip nicht so viel anders als damals,
sagt sie. Nur beschreibe man die Themen etwas anders.
Die Stelle, die Beratung und Therapie für Jugendliche, junge Erwachsene, Familien und Bezugspersonen anbietet, beschäftige sich mit «allem,
was Jugendliche bewegt», so Enderli.
Eine riesige Bandbreite an Themen
sei das: Sie reiche von Liebeskummer
über «Puff mit den Eltern», psychi-
■
BLINKER: MEHRERE ANLÄUFE WAREN NÖTIG
Bereits im Juni 1973 gab
der reformierte Gemeindeverband Limmattal
den Anstoss, eine Jugendberatung zu gründen. Das 250 000 Franken teure Vorhaben
scheiterte aus verschiedenen Gründen – unter
anderem, weil das Konzept zu gross war. Im
Februar 1977 nahm man
einen neuen Anlauf: Ein
Arbeitsausschuss der Jugendkommission ZürichLand und die reformierte
und katholische Kirchenpflege präsentierten ein
neues Konzept. Es sollte
jedoch noch drei Jahre
und viele weitere An-
strengungen dauern, bis
im Juli 1981 eine zweijährige, dann um ein weiteres Jahr verlängerte
Versuchsphase aller politischen Gemeinden des
Limmattals gestartet
werden konnte. Im Juni
1984 erfolgte dann die
Gründungsversammlung
des Vereins Mobile Jugendberatung Limmattal in Urdorf. Zwei Jahrzehnte später, im Jahr
2004, erhielt die Jugendberatung eine neue Trägerschaft – den Sozialdienst Limmattal – und
einen neuen Namen:
Blinker. Die Jugendberatung, seit 1997 in Schlie-
schen Krisen, Problemen in der Schule oder am Arbeitsplatz, Essstörungen und Ängsten bis zu Selbstzerstörung und Suizidalität. «Einfach kreuz
und quer durch den Gemüsegarten
«Heute ist alles so
schnell, alles geht per
Mausklick. Doch eine
Krise kann man nicht
per Mausklick lösen.»
Ursula Enderli, Stellenleiterin
Jugendberatung Blinker
alles, was für Jugendliche eine Herausforderung ist.»
Konzentration aufs Kerngeschäft
Klar, einiges habe sich durchaus
geändert seit den Anfängen vor 30
Jahren, sagt Enderli. So gäbe es heute
viel mehr spezialisierte Stellen, die
sich mit bestimmten Themen befassten: Schulsozialarbeit zum Beispiel,
ren zu Hause, beschäftigt
heute zwei Psychotherapeutinnen und einen Psychotherapeuten zu insgesamt 180 Stellenprozenten. Angeboten wird Beratung und Therapie für
Jugendliche und junge
Erwachsene von 12 bis
24 Jahren sowie deren
Eltern oder Bezugspersonen. Für Jugendliche aus
Aesch, Birmensdorf,
Oberengstringen, Weinigen, Geroldswil, Oetwil
und Urdorf sind die Angebote gratis. Schlieren
und Dietikon partizipieren
nicht an der Jugendberatung; sie haben eigene
Angebote. (BHI)
Suchtberatung oder Sexualberatungsstellen. «Wir konzentrieren uns
nun viel mehr auf unser Kerngeschäft: Therapie und Beratung», so
Enderli.
«Das kann bedrohlich sein»
Was sich ebenfalls geändert habe,
sei das Umfeld, in dem sich die Jugendlichen zurechtfinden müssten,
sagt Enderli: «Die digitalen Möglichkeiten unserer Zeit schaffen eine
ganz neue Situation.» Durch die
Schnelligkeit gehe viel Verbindlichkeit verloren, man müsse sich weniger festlegen, könne eine Verabredung kurzfristig absagen, sogar eine
Beziehung per SMS beenden. «Für Jugendliche, die kein gutes Fundament
haben, kann das bedrohlich sein»,
sagt Enderli: «Sie können sich durch
die fehlende Verbindlichkeit leicht
verlieren.» Ausserdem setze das Tempo viele junge Leute unter Druck.
«Heute ist alles so schnell, alles geht
per Mausklick. Doch eine Krise kann
man nicht per Mausklick lösen.»
Auch deshalb besteht nach wie
vor ein grosser Bedarf nach einer Beratungsstelle für Jugendliche und
junge Erwachsene. Besucht wird sie
heute etwa zu gleichen Teilen von
Mädchen und Knaben sowie auch
von Selbstanmeldern wie von solchen Jugendlichen, bei denen die Initiative von Eltern oder Arbeitgebern
ausging.
«Gewisse kommen auch, weil sie
müssen», sagt Enderli. Das heisst,
weil sie von der Jugendanwaltschaft
oder der Schule an den «Blinker» verwiesen worden sind. Während einige
dieser Jugendlichen der Beratung mit
Widerstand begegneten, gäbe es
auch solche, die sie zu schätzen lernten, erzählt Enderli: «Wenn es gelingt, die Jugendlichen dafür zu interessieren, wieso sie da sind, bleiben
sie manchmal sogar länger, als sie
müssten.»
Plötzlich geht der Knopf auf
Dass die Beratung für die Jugendlichen letztlich eine gute Erfahrung
darstelle, aus welchem Grund sie
auch immer gekommen seien, das
sei ihr oberstes Ziel, sagt Enderli:
«Wir wollen ihnen das Gefühl geben,
dass sie Platz haben, dass sie ernst genommen werden und dass wir sie
auch wieder gehen lassen.» Eine besondere Herausforderung sei die Arbeit, wenn man Jugendliche durch
«ganz grosse Krisen» zu tragen habe:
Suizidalität, Gewalt in der Familie,
sexueller Missbrauch.
Die Highlights der Arbeit? «Oh, da
gibt es ganz viele», sagt Enderli und
lacht. Zum Beispiel, wenn ein Jugendlicher nach einem halben Jahr
Beratung «plötzlich den Knopf öffne».
Oder wenn Jugendliche anriefen, um
voller Euphorie mitzuteilen, sie hätten eine Lehrstelle, oder die Lehrabschlussprüfung bestanden. Und
vor allem: «Dieser Power, den Jugendliche haben, diese Energie – das ist
einfach wunderbar.»
Weitere Informationen: Jugendberatung
Blinker, Grabenstasse 7, 8952 Schlieren,
044 730 61 61, www.b-link-er.ch
Abonnenten der az Limmattalerzeitung(bitte Abo-Nummer angeben) gewinnen mit etwas Glück zwei Tickets
für das Konzert von «Randy Hansen»
vom Samstag, 5. November 2011, um
21.15 Uhr im SoundDock 14, in Dietikon!
Wir verlosen heute 2 × 2 Tickets!
Rufen Sie uns um 10 Uhr unter
der Telefonnummer 058 200 57 90 an
und versuchen Sie Ihr Glück!
Flurweg
in der Fahrweid
wird aufgehoben
Fahrweid Das als Flurweg klassifizierte Weggrundstück, das heute einzig der Verkehrserschliessung für die
Liegenschaften Fahrweidstrasse 63,
63a, 65 und 65a dient, hat keine landbeziehungsweise forstwirtschaftliche
Funktion mehr. Demzufolge wurde
dieses Grundstück gestützt auf das
Landwirtschaftsgesetz als Flurweg
aufgehoben, wie der zuständige Gemeinderat von Weiningen mitteilt.
Gegen diesen Entscheid kann beim
Bezirksrat Dietikon Rekurs erhoben
werden. Die Rekursschrift muss einen Antrag und dessen Begründung
enthalten. Formelle und materielle
Urteile des Bezirksrates sind kostenpflichtig; die Kosten hat gemäss Gemeinderat die im Verfahren unterliegende Partei zu tragen. (AZ)
Der Automat
für Grabkerzen
hat ausgedient
Oberengstringen Grabkerzen sind
beim Friedhof Oberengstringen künftig in Selbstbedienung erhältlich.
Dies, weil der Grabkerzenautomat
ausgedient hat. Die Gemeinde bittet,
das Geld für Kerzen in die bereitgestellte Kasse zu legen. Abgebrannte
Kerzen sind im Abfalleimer zu entsorgen. (AZ)