Erschienen: Das neue Standardwerk zum "Adler"
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Erschienen: Das neue Standardwerk zum "Adler"
Nr. 38 | 14. Juni 2011 DB Museum 11 Sportliche Züge in der Lessingstraße Mit seiner Sonderausstellung „Nächster Halt: Sport“ mit einmaligen Exponaten betritt das DB Museum Neuland England 1719: In den Kohlegruben im Norden des Landes laufen seit einigen Jahren neuartige Maschinen, die mit Dampfkraft Wasser aus den Bergwerken pumpen. Zugleich findet in London ein denkwürdiges Ereignis statt. Erstmals seit der Antike findet ein öffentlicher Sportwettkampf statt: Boxen! Sieger wird der legendäre Fechtmeister James Figg. Gut einhundert Jahre danach laufen in England beinahe zehntausend Dampfmaschinen, im Bergbau, in Fabriken und als Lokomotiven auf den ersten Eisenbahnlinien. Auch auf dem europäischen Kontinent denken vorausschauende Unternehmer und Ingenieure über die Einführung von Eisenbahnen nach. In derselben Zeitspanne hat sich in England eine Vielzahl von Sportarten entwickelt, vom Boxen bis zum Cricket, vom Golfspielen bis zum Rudern. Aus einem mittelalterlichen Rauf- und Prügelspiel entsteht in den 1820er Jahren ein Sport namens Rugby, aus dem sich wenig später Englands erfolgreichster Exportartikel entwickeln sollte, der zeitgleich mit der Eisenbahn in die ganze Welt exportiert wird: Fußball! Auch in Deutschland, das zunächst noch eine eigene, mit politischen Vorstellungen der Romantik aufgeladene Variante der körperlichen Betätigung, das Turnen, hervorbringt, setzt sich der Sport nach englischem Vorbild rasch durch: Wie der Name schon sagt – abgeleitet von neulateinisch „Desporto“: Zerstreuung – kann man sich vom harten Alltag des Industriezeitalters erholen und trotzdem noch in dem neu erlernten Konkurrenz- und Leistungsdenken seine Kräfte messen. Sport fördert aber auch das Gemeinschaftsgefühl und erzieht dabei – echt britisch – zu Fairness, ein Begriff, zu dem es im Deutschen keine rechte Entsprechung gibt. Wiederum ein Menschenalter später hat der „Tempo-Virus“ die Welt erfasst. Um 1900 überzieht weite Teile der Welt ein dichtes Eisenbahnnetz, in wenigen Stunden reisen Menschen nun über Distanzen, für die sie vor der Ära der Eisenbahn mehrere Wochen benötigt hätten. Neue Verkehrsmittel wie Auto und Flugzeug werden erfunden, Telefon und Telegraf erlauben es, Informationen in Sekundenschnelle über weite Strecken zu übertragen. Das Leben Die Profis von Hertha BSC tragen das DB-Zeichen auf dem Trikot. 2011 schafften sie den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga. Foto: DB AG/B. Henning Termine beschleunigt sich und der „Tempo-Virus“ infiziert sowohl die Eisenbahn als auch den Sport. Immer mehr nationale und internationale Wettkämpfe werden ausgetragen, schneller – höher – weiter heißt die Devise. Schließlich ruft ein Franzose 1896 nach dem Vorbild antiker Ritualspiele ein weltweites Kräftemessen ins Leben; die Olympischen Spiele der Neuzeit. Nach dem Ersten Weltkrieg gehen Sport und Eisenbahn vielfältige Verbindungen ein: Mit der Schaffung der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft entsteht eine breite, rasch wachsende Eisenbahner-Sport-Bewegung, die um 1930 bereits 300 Vereine mit über 100.000 Mitgliedern zählt. Die Bahn wird immer wichtiger für die nun aufkommenden sportlichen Massenveranstaltungen, und ein Eisenbahner erfindet sogar ein neues Sportgerät: das Rhönrad. Das DB Museum zeigt in seiner neuen Sonderausstellung den langen gemeinsamen Weg, den Eisenbahn und Sport miteinander zurückgelegt haben und betritt damit Neuland. Ausgehend von den Anfängen im Industriezeitalter spannt sich der Bogen in acht Themen über die Anfänge des Eisenbahner- Vorträge König Ludwig II. und sein Hofzug Vortrag von Dr. Ursula Bartelsheim, DB Museum Mi, 29.6.2011, 19 Uhr Wirtschaftliche und technische Entwicklungen in Bayern in der Zeit Ludwigs II. Vortrag von Barbara Kink, Haus der Bayerischen Geschichte Mi, 28.9.2011, 19 Uhr Führung mit Genuss Rundgang mit Kaffee und Kuchen durch die Sonderausstellung „Nächster Halt: Sport“ mit Voranmeldung unter 01804-442233 (20 ct./Anruf) Mi, 3.8.2011, 14.30 Uhr Konzert The Shiny Gnomes Psychedelic Open Air im Museumshof Di, 19.7.2011, 20.30 Uhr Der Adler auf dem neuesten Stand Ausstellungen Nächster Halt: Sport Di, 7.6. – So 4.9. 2011 Sports und die Rolle der Bahn als Zubringer des Freizeitsports bis hin zum heutigen Engagement der Deutschen Bahn in der Nachwuchsförderung, im Behindertensport und im Profifußball. Ganz aktuell unterstützt der Konzern als Nationaler Förderer und offizieller Mobilitäts- und Logistikanbieter die FIFAFrauen-WM 2011 in Deutschland. In der Ausstellung finden sich nicht nur einmalige Exponate, sondern auch viele Inszenierungen, an denen die Besucher selbst aktiv werden können. Ob Turnübungen, Torwand-Schießen oder das BüroGymnastik-Programm „Move“, das der DB Konzern seinen Mitarbeitern am Bildschirm zur Verfügung stellt – die Besucher können mitmachen und werden so Teil der Ausstellung. Hinzu kommt ein Begleitprogramm, bei dem die Museumsbesucher ebenfalls aktiv werden können: In den Ausstellungsmonaten zeigen Mitglieder von EisenbahnerSportvereinen ihr Können beim Rhönradturnen, Trampolinspringen und Badminton. Abschluss des Begleitprogramms bildet im August ein Turnier mit dem 10-Mann-Kicker des Museums. Und schließlich wird der frisch restaurierte Weltmeisterzug VT 08 ab dem 7. Juni für einige Wochen im Freigelände zu sehen sein. Denn ein richtiges Originalfahrzeug gehört im DB Museum schon immer dazu. Es ist lange her, dass die Geschichte der LudwigsEisenbahn eingehend untersucht wurde. Die Dissertation von Wolfgang Mück aus dem Jahr 1968 gilt immer noch als das Standardwerk für alle, die sich mit der Nürnberg-Fürther Bahn beschäftigen. Das 1985 erschienene Werk von Carls Asmus basiert im Wesentlichen auf dieser Arbeit, fügt einige Aspekte der späteren Entwicklung hinzu und enthält vor allem interessantes Fotomaterial. Nun endlich hat das DB Museum ein Werk mit dem Titel „Der Adler – Deutschlands berühmteste Lokomotive“ herausgegeben, das die neueren Forschungen zusammenfasst und auf einen aktuellen Stand bringt. Zwölf Einzelbeiträge widmen sich dem Thema, darüber hinaus enthält der Band einige zentrale historische Quellen zur Gründung der Ludwigs-Eisenbahngesellschaft. Die meisten Beiträge stammen von Rainer Mertens, der, basierend auf seiner Dissertation über Nürnbergs Entwicklung zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die Vorgeschichte und politisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Entstehung der ersten Eisenbahn Deutschlands beleuchtet sowie die Geschichte der Lokomotive „Adler“ vom 1835 entstandenen Original bis hin zu den heutigen Nachbauten verfolgt hat. Die Co-Autoren Stefan Ebenfeld, Jürgen Franzke, Claudius Karlinger, Pascal Metzger und Franziska Richter beschäftigen sich mit den Biografien der historischen Akteure, den Bahnhofsbauten der Ludwigs-Eisenbahn und dem Wiederaufbau der Adler-Replik von 1935 nach dem Depotbrand von 2005. Das Werk zielt nicht darauf, das bestehende Bild des Adlers und der Ludwigs-Eisenbahn umzustürzen, aber es präzisiert und bereichert die Überlieferung um so manches interessante Detail. So wird die Ludwigs-Eisenbahn in einem vorindustriellen Kontext und nicht, wie so oft zu hören und zu lesen ist, als der planvolle Start zur Industriellen Revolution in Deutschland gesehen. Zudem wird die überaus spannende Geschichte des Adlers nach dem Verschwinden des Originals im Jahr 1857 über die ersten Versuche einer Rekonstruktion um 1900 und den Nachbau von 1935 bis zum heutigen Tag erstmals genau und vollständig dokumentiert. Hierzu gehört auch die Geschichte von der angeblichen Angst der Zeitgenossen vor der hohen Geschwindigkeit des Adlers, die sich als Erfindung aus späterer Zeit entpuppen wird. Schließlich enthält der Band zahlreiches bisher unveröffentlichtes Bildmaterial aus dem DB Museum und von privater Seite. Ein bemerkenswertes Fundstück ist etwa der Taufregister-Eintrag des Lokführers William Wilson, der damit zweifelsfrei als Engländer und nicht, wie vielfach angenommen, als Schotte identifiziert worden ist. „Der Adler – Deutschlands berühmteste Lokomotive“, erschienen im Verlag Tümmel (136 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 24,80 €), ist im Museums-Shop und im Buchhandel erhältlich. Rainer Mertens Links: Fußball spielende Frauen um 1900 Bild: adidas Rechts: ein SkifahrerSonderzug im Jahr 1953 Foto: DB Museum